Fischerei & Fischmarkt - in Mecklenburg-Vorpommern - Landesfischereiverband Mecklenburg ...
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Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern 3/2017 – 17. Jahrgang Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung Schwerpunktthemen in diesem Heft sind: Deutscher Fischereitag in Bonn Petition gegen Angelverbote in der AWZ Aalfangverbot in der Ostsee droht 2018 Zustand des Westdorsches in der Ostsee
Vorwort Liebe Leserinnen und liebe Leser, nun liegt er vor, der mit Ungeduld erwartete Kormoranbericht M-V 2016, und er bestätigt die Einschätzung, die seitens des DFV bereits im April 2017 veröffentlicht wurde: Der Kormoranbestand wächst auf Rekordniveau, in M-V gegenüber dem Vorjahr um ca. 8,6%. Damit setzt sich der Trend eines ungehemmten Zuwachses der Population fort. Angesichts einer solchen Entwicklung, die europaweit gilt, hatte die EU-Kommission bereits im März 2009 erklärt, dass es keinen Zweifel an schweren fischereilichen Schäden gäbe und dass die EU-Mitgliedsstaaten die von der Vogelschutzrichtlinie vorgesehe- nen Möglichkeiten der Bestandsregulierung „in vollem Umfang“ nutzen könnten und das sollten wir auch in M-V endlich tun. Zum Ausmaß des Fraßdrucks der Kormorane in M-V ein kritischer Blick auf den landeseigenen Kormoranbericht: Die für M-V aus- gewiesenen 15 473 Brutpaare bedeuten rd. 31 000 Brutvögel. Diese machen jedoch beileibe nicht den Gesamtbestand der Po- pulation aus, denn neben Brutvögeln sind die heranwachsenden Jungvögel und ausgewachsene Nichtbrüter zu berücksichtigen, die das 1,8-fache des Brutvogelbestandes umfassen und nicht zu vergessen die erbrüteten Jungvögel des laufenden Jahres, die für ca. 6 Monate mit Nahrung versorgt werden müssen. Unter Berücksichtigung all dieser Größen können wir davon ausgehen, dass wir in M-V jährlich annähernd 100 000 Kormorane mit Fisch versorgen müssen, das sind 50 Tonnen täglich oder 18 000 Tonnen pro Jahr. Eine solche Größenordnung in Verbindung mit dem Entwicklungstrend der Population zeigt: Wir schützen den Kor- moran nicht, wir züchten ihn! Liebe Leserinnen, liebe Leser, sie werden sich vielleicht etwas verwundert fragen, warum sich ein Vertreter der Ang- lerschaft so vehement dem Thema „Kormoran“ zuwendet. Tatsächlich haben wir an unseren Eigentums- und Pacht- gewässern bisher kaum ein Kormoranproblem. Ausnahme waren bisher Fließgewässer mit sensiblen Fischbeständen in zurückliegenden Wintern mit längerer Frostperiode. Kormorane suchen jedoch massiv die küstennahen Gewässer und die Binnengewässer der Berufsfischer heim, und in denen gehen ebenfalls Angler in großer Zahl ihrer Passion nach, zunehmend mit sinkendem Erfolg. Außerdem sehen wir im Kormoran nicht nur einen Konkurrenten um die Ressource Fisch, wir fühlen uns darüber hinaus als gesetzlich anerkannter Naturschutzverband einem allseitigen Schutz von Umwelt und Natur verpflichtet. Ein einseitiger und überhöhter Schutz einzelner Arten – Beispiel Kormoran – geht sehr schnell zu Lasten vor allem seltener oder gefährdeter Arten. In unserer überwiegend durch den Menschen geprägten Kulturlandschaft müssen sogar in Naturschutzgebieten immer wieder regulierende Eingriffe vorgenommen werden, um bestimmte Pflanzen- oder Tierbestände, ja ganze Lebensgemeinschaften in ihrer Vielfalt zu erhalten. Deshalb müssen wir jetzt unsere wodurch auch immer veranlasste Zurückhaltung gegenüber dem Kormoran aufgeben, es ist schon einige Stunden nach 12! Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski Präsident des LAV M-V e.V. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 3
Seite • Vorwort 3 Aus der Verwaltung/Presse • Erschienen 5 • Fischer in M-V kritisieren Aalfangverbot 5 Aus dem Landesfischereiverband M-V e.V. • Deutscher Fischereitag 2017 in Bonn 6 • Rede von DFV-Präsident Holger Ortel anlässlich der Eröffnung des Deutschen Fischereitags 2017 in Bonn 7 • Vortragsveranstaltung des VDFF zum Deutschen Fischereitag 2017 in Bonn 10 • 22. Sitzung der Kormorankommission des DFV e.V. 11 • Arbeitskreis Angelfischerei auf dem Deutschen Fischereitag (DFT) in Bonn 14 • Vortragsveranstaltung der Aalkommission zum Deutschen Fischereitag 2017 15 • Mitgliederversammlung des VDKK am 27.Juni 2017 in Bonn 17 • Sitzung des Deutschen Hochseefischerei-Verbandes 18 • Sitzung des Verbandes der Deutschen Binnenfischerei und Aquakultur in Bonn 19 • Pressemitteilung – Flüsse in der deutschen Kulturlandschaft 20 • Pressemitteilung – „Artenschutz hört nicht an der Wasseroberfläche auf!“ Angler, Fischer und Teichwirte nehmen die Politik in die Pflicht. 21 • Schutz der Kegelrobben 22 • Petitionsverfahren in Berlin wegen Angelverboten in der Ost- und Nordsee abgeschlossen 23 • Wismar: Gesprächsrunde „Dorsch“ mit EU-Politikern 24 • Der Kormoran – eine wachsende Gefahr! 25 • Pressemitteilung – Aalfangverbot in der Ostsee 26 • Mitteilung der Aalkommission an das Präsidium des DFV 27 • INTERNATIONALES FARNET-SEMINAR für FLAG‘s: Soziale Inklusion für pulsierende Fischereikommunen: Jurmala 2017 28-29 • „Wir müssen zeigen, dass Europa für die Menschen da ist“ 30-32 • Erstes Netzwerktreffen „Afrikanischer Wels in Kreislaufanlagen“ – Deutschlandweite Premiere in Sukow 33 Aus der Forschung • Dorsch der westlichen Ostsee: Starker Jahrgang 2016 folgt auf den schwächsten Jahrgang der Zeitserie 2015 34-37 • Vergleich verschiedener Flussbarschherkünfte zur Identifizierung potentieller Elterntiere für den Aufbau eines qualitativ hochwertigen Laichtierbestandes am Standort Born 38-41 • Zustand, Entwicklung und Ertragspotenzial bestandskundlich erfasster europäischer Fischbestände im Nordostatlantik 42-49 • Erfolgreich induzierte Triploidisierung von BORN-Forellen 50-53 Impressum 54
Aus der Verwaltung/Presse Erschienen: Verordnung (EU) 2017/1130 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2017 zur Definition der Angaben für Fischereifahrzeuge (ABl. L 169 vom 30.06.2017) Delegierte Verordnung (EU) 2017/1181 der Kommission vom 2. März 2017 zur Änderung der Delegierten Verordnung (EU) 2017/117 zur Festlegung von Bestandserhaltungsmaß- nahmen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee und zur Aufhebung der Delegierten Verordnung (EU) 2015/1778 (ABl. L 171 vom 04.07.2017) Die Aufstellung ist nur eine Auswahl und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Fischer in M-V kritisieren Aalfangverbot Schweriner Volkszeitung, 30.8.2017 STRALSUND Der Fischereiverband Mecklenburg-Vor- Der Aal ist laut Kahlfuß für Binnenfischer, Angler und pommern hat mit Unverständnis auf die Forderung der Küstenfischer in Mecklenburg-Vorpommern gleicherma- EU-Kommission nach einem Aalfangverbot im kom- ßen bedeutend. So spiele er geräuchert in der regiona- menden Jahr in der Ostsee reagiert. „Wir haben junge len Vermarktung eine wichtige Rolle. Seit 2009 wurden Aale wie gefordert in Größenordnungen ausgesetzt, im Nordosten fast sieben Millionen junge Aale in den damit sich die Bestände erholen können“, sagte Ver- Gewässern ausgesetzt, um die Bestände zu stabilisieren. bandspräsident Norbert Kahlfuß gestern in Stralsund. Kahlfuß warnte außerdem vor einer Kürzung der Fischerei- und Anglerverband würden gegen die Pläne Fangquote für den Hering in der westlichen Ostsee. vorgehen, kündigte er an. Die zuständigen EU-Minister Eine Kürzung um 39 Prozent sei im Gespräch gewesen, wollen voraussichtlich am 9. und 10. Oktober über die sagte er. „Das wäre schlimm, wenn es so käme“. Vorschläge entscheiden. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 5
Aus dem Fischereiverband Deutscher Fischereitag 2017 in Bonn Thorsten Wichmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des Landesfischerei- verbandes M-V e.V. Der Deutsche Fischereitag fand in diesem Jahr vom Die Eröffnung des Deutschen Fischereitages im feierli- 27. bis zum 29. Juni in Bonn statt. 250 Tagungsteil- chen Rahmen nahm Dr. Happach-Kasan vom DAFV vor. nehmer aus allen Sparten der Fischerei, der Politik auf Holger Ortel hielt die Eröffnungsrede. Dr. German Jeub, EU-, Bundes- und Landesebene, der Wissenschaft und Ministerialdirektor im Bundesministerium für Ernährung der Verwaltung sowie der Medien hatten die Wahl und Landwirtschaft eröffnete den Reigen der Grußworte zwischen einem vielfältigen Themenangebot. der Ehrengäste. Ihm folgte Minister Johannes Remmel vom Nordrhein-Westfälischen Ministerium für Klima- Am ersten Tag führte der Verband der Deutschen Fi- schutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbrau- schereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaft- cherschutz. Die Stadt Bonn war durch die Bürgermeis- ler (VDFF) unter der Leitung von Dr. Franz Geldhauser terin Angelica Maria Kappel persönlich vertreten. Das zuerst seine interne Sitzung durch und am Nachmittag Schlusswort in diesem Jahr hatte Dr. Uwe Richter, der präsentierte er in der öffentlichen Vortragsveranstal- Vorsitzende des Deutschen Hochseefischerei-Verbandes. tung hochkarätige Vortragende. Die Themen reichten Alle Grußworte zeigten das Verständnis für die Belange von qualitativen und quantitativen Artnachweis bei der Fischerei und die Unterstützung der Gäste. Dr. Uwe Fischen mittels eDNA-Analyse, über Tierwohl in der Richters Schlusswort machte deutlich, welche Folgen der Aquakultur bis hin zur Gefahr von invasiven Arten. Brexit haben kann und welche alten und neuen Heraus- forderungen in der Fischerei anstehen. Zu einer guten Tradition hat sich die Postersession ent- wickelt, um junge Fischereiwissenschaftler vorzustel- Der Eröffnungsveranstaltung am Abend des 1. Tages len. In 2017 gewann mit einem Poster zum Thema: und dem Eröffnungsabend, der als landestypischer Erzeugung von rein weiblichen Forellenbeständen mit- Abend gestaltet wurde, folgten am 2. und 3. Tag tels temperatursensibler Männchen in der Aquakultur noch die Vortragsveranstaltung des wissenschaftlichen Frau Melanie Westerhold (Universität Göttingen). An Beirates des DFV, der Arbeitskreis Angelfischerei, die der Posterausstellung nahmen insgesamt 9 Personen Sitzung des Verbandes der Deutschen Binnenfische- aus dem gesamten Bundesgebiet teil. rei und Aquakultur (VDBA), die interne Sitzung des wissenschaftlichen Beirates des DFV, die Sitzung der Der VDFF vergibt jährlich einen Förderpreis für Arbei- Aalkommission mit öffentlichen Vorträgen und die ab- ten, die der deutschen Fischerei in besonderem Maße schließende Mitgliederversammlung des DFV. förderlich sind. Gewinner des diesjährigen Förderprei- ses war Dr. Dibo Liu (IGB, Berlin). Herr Liu wurde für Der Deutsche Fischereitag 2017 verabschiedete eine seine Doktorarbeit ausgezeichnet, die die Effekte des Resolution „Flüsse in der deutschen Kulturlandschaft“ Einsatzes von niedrig konzentrierter Peressigsäure in und eine Resolution „Artenschutz hört nicht an der Aquakalturanlagen zum Thema hatte. Nach der Über- Wasseroberfläche auf“. gabe des mit 2.000 € dotierten Preises stellte Herr Liu Die Mitgliederversammlung nahm ihre satzungsgemä- die wesentlichen Ergebnisse seiner Arbeit vor. ßen Aufgaben wahr und beschloss: „Der nächste Fische- reitag findet in Lübeck Ende August 2018 statt.“ Bereits vor der offiziellen Eröffnung fanden auch die Sitzungen der Kormorankommission, des Verbandes Zu nahezu allen angesprochenen Veranstaltungen der Deutschen Kutter- und Küstenfischer sowie des bzw. den Resolutionen finden sich nachfolgend Beiträ- Deutschen Hochseefischerei-Verbandes statt. ge. Viel Spaß und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre. Fotos: O. Lindner 6 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017
Aus dem Fischereiverband Rede von DFV-Präsident Holger Ortel anlässlich der Eröffnung des Deutschen Fischereitags 2017 in Bonn Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV Bevor wir zu den fischereilichen und verbandspolitischen Themen kommen, möchte ich an unseren langjährigen Hauptgeschäftsführer und Generalsekretär Lothar Fischer erinnern, der am 28. Mai unerwartet verstorben ist. Es ist der erste Fischereitag seit 50 Jahren ohne Lothar Fischer. Er hat die Fischereitage nicht nur ausgerichtet, sondern mit großem persönlichen Einsatz dafür gesorgt, dass sie jedes Jahr ein erfolgreicher Markstein der Ver- bandsarbeit waren. Wir danken ihm für alles, was er für alle Sparten der Fischerei geleistet hat und erheben uns zu seinem Gedenken. Der Fischereitag ist in diesem Jahr wieder in Bonn zu Foto: O. Lindner Gast. Hier ist der Sitz des Verbandes, auch wenn sich die Geschäftsstelle inzwischen in Hamburg befindet. Wir hatten hier immer eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landwirtschaftsministerium, und zeigt, dass der Kormoranbefall nicht nur die Fischfauna die Mehrzahl der dort arbeitenden Beamten ist immer schädigt, sondern auch die biologische Gewässergüte noch hier ansässig. verschlechtern kann. Hieraus ergeben sich schon lan- Wir genießen hier auch die Gastfreundschaft des Bun- despolitische Handlungsmöglichkeiten, die Sie alle vor deslandes Nordrhein-Westfalen. Sehr geehrter Herr Ort gemeinsam durchsetzen können. Beschneidungen Minister Remmel, es ist schon eine besondere Würdi- der Fischereirechte, aus welchen Gründen auch immer, gung, wenn Sie sich vor der Wahl dafür entschieden werden naturgemäß von uns kritisch geprüft und auf hef- haben, den Fischereitag großzügig zu fördern. Und wir tigen Widerstand stoßen, wenn sie keine ausreichende wissen es zu schätzen, dass Sie uns die Ehre geben, Begründung haben. am Ende Ihrer Amtszeit noch zu uns zu sprechen. Sie Wir werden natürlich auch die Programmatik der Partei- können uns hier frei von den Verbindlichkeiten einer en zur Bundestagswahl betrachten und aus fischereilicher zukünftigen Amtsführung ganz offen und vielleicht auch Sicht bewerten. Bei der Wahlentscheidung stehen natür- selbstkritisch vortragen, welche Schlüsse Sie aus Ihrer lich oftmals übergeordnete politische Fragestellungen im Zeit als Minister ziehen und welche Empfehlungen sie Vordergrund, die außerhalb der Fischerei liegen. Aber uns gerade aus dieser Perspektive geben möchten. Wir für die Fischer und Fischzüchter gibt es nichts Wichtige- freuen uns wirklich darauf. res als die Fischerei, es ist Beruf und Lebensgrundlage Im September hat man im bevölkerungsreichsten deut- für die Familien. Und für die Angler ist es eine Passion, schen Bundesland wieder Gelegenheit, bei den Bun- die weit mehr ist als eine von vielen Freizeitbeschäfti- destagswahlen den Parteien die Meinung zu zeigen. gungen. Die wirtschaftliche Dimension des Angelns wird Nichts, meine Damen und Herren, nehmen die Wähler allgemein weit unterschätzt. Dies halten wir für einen so übel wie enttäuschte Erwartungen und gebrochene schweren Fehler. Auch die Funktionsfähigkeit des Staates Versprechungen. Deshalb empfehle ich dringend, hier zeigt sich daran, wie er mit vermeintlich nebensächlichen auf Landesebene den Anglern und Fischern schnell vor- Themen umgeht. Wenn ein Mitglied der Bundesregie- zeigbare Ergebnisse zu liefern. Es geht natürlich um rung im Rang eines Ministers, und zwar der Minister für den Kormoran, um die Fressfeinde der Fische, um den Internationale Zusammenarbeit Gerd Müller, bei einer Schutz der Fischfauna und um die Verteidigung der öffentlichen Veranstaltung Ende Mai sagte, 90 % der Fischereirechte an den Gewässern. Die Angler haben Meere wären überfischt, dann ist das nichts als „fake hierzulande längst bewiesen, dass sie auch in Zusam- news“, wie man heute sagt. Nicht einmal der WWF menarbeit mit grün geführten Ministerien viel für den würde solche Falschinformationen verbreiten. Gewässerschutz tun können. Die Arbeit der Landesver- Wir bevorzugen eindeutig eine faktenbasierte Arbeit bände hat auch bundesweit Beachtung gefunden. Die mit überzeugenden Lösungsstrategien. Der DFV hat sich Ergebnisse vieler Projekte wurden breit diskutiert, ich in seiner fast 150 jährigen Geschichte immer darum denke dabei an die Arbeiten zur Grundel-Invasion im bemüht. Bei dem diesjährigen Fischereitag hat der Wis- Rhein oder die Arbeiten an der Niester. Hier wurde ge- senschaftliche Beirat deshalb in seiner Vortragsveranstal- Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 7
Aus dem Fischereiverband tung das Thema „Flüsse in der Kulturlandschaft“ in den zu wehren. Das müsste alles nicht sein, wenn sich das Mittelpunkt gestellt. Der Rhein und seine Nebenflüsse Umweltministerium nicht von den Verbandsideologen haben dazu viel zu bieten. treiben lassen würde, die das Bundesamt für Naturschutz Bundespolitisch beschäftigt uns die Umsetzung der EU- anscheinend fest im Griff haben. Richtlinie zur Bekämpfung invasiver Arten. Hier im Rhein Bei diesem Thema zeigt es sich wieder einmal, wie läuft wahrscheinlich die größte Invasion von Wirbeltie- nützlich die Zusammenarbeit der Fischereisparten in ren, die es in Europa je gegeben hat. Die Grundelarten unserem Dachverband DFV sein kann. Fachlich und orga- bilden inzwischen 90 % der gesamten Fischbiomasse nisatorisch ergänzen wir uns und erhöhen die politische in diesem Fluss. Außerdem ist wissenschaftlich ermittelt Wirkung. Wir haben gelernt, dass es selbst in Würselen worden, dass durch die Reduzierung des Phosphors die einen Angelverein gibt, und zwar den Angelsportverein Fischbiomasse insgesamt um rund 90 % abgenommen Fischwaid Würselen. Der Rheinische Landesfischerei- hat. Die Wasserreinhaltung war also so erfolgreich, verband hat dafür gesorgt, dass die Beschränkungen dass die Ertragsfähigkeit der Gewässer abnimmt. Dieses für die Dorschangler in der Ostsee auch ein Thema für Phänomen wurde zuerst am Bodensee beschrieben, den Parteivorsitzenden der amtierenden Bundesumwelt- und nun ist es auch für den Rhein belegt. Vielleicht ministerin geworden sind. Sie will die Dorschangler im sollte man nicht mehr mit größtem Aufwand das letzte Alleingang beschränken, und trifft damit viele von den Phosphor-Molekül beseitigen, sondern sich den neuen kleinen Leuten, die dem Kandidaten angeblich so am Herausforderungen widmen, z.B. den Plastik-Einträgen Herzen liegen. ins Meer. 80 % des Plastik im Meer kommen über die Auch im Binnenland stellen wir fest, dass es vielerorts Flüsse oder direkt von Land ins Meer. Insbesondere Bestrebungen gibt, die Angler aus den Natura 2000-Ge- beim Mikroplastik gibt es sicherlich die Möglichkeit für bieten heraus zu drängen. In Niedersachsen hat die technische Weiterentwicklungen in den Klärwerken. Und Umweltbürokratie dazu Musterverordnungen erstellt und man sollte sich bei der Erzeugung und Verwendung auf in Umlauf gebracht. Hier ist die intensive Arbeit der Polymere als Grundstoffe für Plastik konzentrieren, die fischereilichen Organisationen und eine bundesweite in der Umwelt keinen Schaden anrichten. Auch wenn Koordination gefragt, um weiteren Schaden durch Ver- man alle Plastiktüten verbieten oder durch Jutesäcke luste von Fischereimöglichkeiten zu verhindern. Es ist ersetzten würde, hätte man noch nichts gewonnen. Es schon unerträglich, dass die Krabbenfischerei in den gibt viel wichtigere Belastungspfade als die Plastiktüten. Nationalparken der Küstenländer weiterlaufen kann, Die Fischerei hat ein großes Interesse daran, dass die aber in der Zuständigkeit des Bundes unbedingt ein Meere als saubere, intakte Ökosysteme die Lieferanten wichtiges Fanggebiet auf der Amrumbank geschlossen bleiben für gesunden Fisch, für gesunde Krabben und werden soll. Auch hier gibt es keine Belege dafür, dass Muscheln. Deshalb unterstützen wir Maßnahmen, die die Krabbenfischerei mit ihren sanften Rollengeschirren Plastik-Belastung zu verringern, wenn sie denn wirklich den sandigen Meeresboden schädigt. zielführend sind. Schaden durch den Verlust von Fischereimöglichkeiten In dem Bereich „nicht zielführende Maßnahmen“ gehört droht auch der deutschen Hochseefischerei. Durch den auch das Management der Fischerei in Natura 2000-Ge- bevorstehenden Austritt der Briten aus der EU können bieten. Auf dem Meer haben wir es mit großflächigen Zugangsrechte und Fangquoten in britischen Gewäs- Verboten des Angelns und der Fischerei zu tun. Wir sern verloren gehen. Es geht dabei um rund 50 % der haben uns gründlich und intensiv mit den Sachverhal- deutschen Fangmenge und 40 % der Erlöse für die ten auseinandergesetzt und die fachlichen Grundlagen deutsche Flotte. Die betroffenen europäischen Staaten geprüft. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, die haben eine Allianz gebildet und arbeiten intensiv an Maßnahmen sind nicht erforderlich, um die europäi- der Verteidigung ihrer Rechte. Natürlich gibt es Lösungs- schen Vorgaben aus den Natura 2000-Richtlinien zu möglichkeiten durch Lizenzen mit Zugangsrechten und erfüllen. Die Maßnahmen sind keine 1:1-Umsetzung Fangquoten. der europäischen Vorgaben, weil sie weit über das Hier wird sich zeigen, wie hoch der Preis dafür sein hinausgehen, was die benachbarten Mitgliedsstaaten wird. Und natürlich kann man die Briten fragen, ob sie Dänemark, Polen oder Großbritannien machen. Selbst in Zukunft ihre Heringe alle selber fangen wollen und grüne Umweltminister in den Bundesländern an der Küste dafür mehr für deutsche Autos bezahlen wollen. Die haben gesagt, dass es in ihren Küstengewässern solche deutschen Beteiligten haben ihre ganze Unterstützung für flächendeckenden Angelverbote nicht geben wird. Kein die deutsche Fischerei zugesagt, dafür sind wir dankbar. anderer EU-Mitgliedsstaat macht solche Angelverbote. Selbst die Kanzlerin hat das Problem wahrgenommen, Das Bundesumweltministerium schießt also weit über denn ein Fischwerk in ihrem Wahlkreis wäre von der das Ziel hinaus und provoziert damit den Widerstand. Schließung bedroht, wenn es keine Nordseeheringe Am 17. Juni lief die Anglerdemo 2.0 in Heiligenhafen. mehr verarbeiten kann. Die deutsche Hochseefischerei Und die Berufsfischer haben mittlerweile fast 50.000 hat weitere Neubauvorhaben in Angriff genommen. Das Euro für einen Rechtshilfefond gesammelt, um sich gegen wird die Arbeitsbedingungen an Bord, die Qualität der die Fischereiverbote vor dem europäischen Gerichtshof Produkte und das Angebot an die Verbraucher bestimmt 8 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017
Aus dem Fischereiverband positiv beeinflussen. Wir wünschen der DFFU jedenfalls mit Meinungen und Formulierungen, die allerdings weit viel Erfolg mit den neuen Fahrzeugen und freuen uns weg von dem sind, was sich in der wirklichen Welt tat- schon auf die Schiffstaufen. sächlich abspielt. Den Medien scheint das gleichgültig. Die europäische Union kann beim Brexit also zeigen, Ein namhafter Journalist hat uns gegenüber auch schon dass sie fähig ist, für ihre Bürger auch Lösungen zu zugegeben, dass er sich eine Geschichte nur ausgedacht gestalten und nicht nur immer neue bürokratische Lasten hat. Er hält das für eine zulässige satirische Zuspitzung. und Kosten zu produzieren. Im Bereich der Aquakultur Gerade im Bereich Fischerei kann man deutlich sehen, klappt es damit auch nicht so gut. Politische Willens- wie es mit der journalistischen Kompetenz hierzulande erklärungen gibt es reichlich, die Aquakultur müsste bergab geht. danach schon längst ein wachsender Wirtschaftszweig In den Medien hat das Ansehen der Fischerei abge- sein. Aber die Betriebe in der Karpfenteichwirtschaft, nommen. Politik schaut auf die Medien und folgt diesen in der Forellenzucht oder der Muschelerzeugung im Tendenzen. Dadurch entsteht eine Lage, in der die Fi- Meer haben in Deutschland alle Mühe, das bisherige scher und Angler selbst als eine schutzwürdige Spezies Produktionsniveau zu halten. Politischer Wille und Rea- erscheinen. Unsere Organisationen stehen vor Heraus- lität laufen hier weit auseinander. forderungen, durch die wir uns immer mehr als Fische- Aber das liegt nicht an der Politik, wie der ehemalige reischutzbund oder Anglerschutzbund verstehen müssen. Chef der Bundesanstalt für Arbeit und für Flüchtlinge, Wir müssen Fanggebiete und Angelplätze verteidigen. Frank Jürgen Weise kürzlich erklärte. „Es gibt niemals Wir müssen die Fischbestände schützen, und wir müssen Politikversagen, es gibt immer nur Organversagen“. Also die aquatischen Lebensräume vor negativen Einflüssen die Politik sagt, wo es lang geht, aber die Verwaltung durch andere Nutzer verteidigen. Wir müssen für die schafft es nicht, die politischen Vorgaben umzusetzen. Aufhebung von Beschränkungen kämpfen, wenn sie Als ehemaliger Politiker höre ich das gern, aber woran ihren Zweck erfüllt haben oder sich als unwirksam und scheitert denn die Verwaltung bei der Umsetzung? An nicht verhältnismäßig erweisen. Um konkret zu werden: anderen politischen Vorgaben natürlich, deren Existenz Ich sehe keine Begründung mehr, um das bag limit in manche in der Politik vergessen haben oder vergessen der Dorschfischerei nach 2018 noch beizubehalten. wollen. Unsere Verwaltung jedenfalls müht sich redlich, Natürlich muss das alles wissenschaftlich fundiert und und ich muss dem BMEL und den beteiligten Küstenlän- faktenbasiert sein. Dazu muss die Wissenschaft aber dern ausdrücklich dafür danken, dass sie es geschafft auch in der Lage sein, faktenbasierte Entscheidungshil- haben, die Auszahlung einer Nothilfe für die kleinen fen abzuliefern. Wenn Vertreter des Exzellenzclusters Dorschfischer in der Ostsee innerhalb von Monaten zu Meeresforschung der Kieler Universität, also die Spitze organisieren. Leider waren die Bedingungen so eng der deutschen Meeresforschung, in den Zeitungen ver- und Förderhöhe so gering, dass höchstens ein Drittel künden, in 50 Jahren stirbt der Dorsch in der Ostsee der zur Verfügung stehenden Mittel in 2017 abfließen aus, dann ist das hanebüchener Unsinn. wird. Natürlich wird die Politik irgendwann sagen, wir Wenn es jahrelang heißt, die Seelachsquote muss jeweils haben das Geld bereitgestellt, aber die Verwaltung um 20 % sinken, und dann prüft man das Modell und war nicht fähig, das auszugeben. Ich sage vorsorglich, setzt die Quote um 60 % rauf, dann hat das nichts mit keine Sorge, wir können das richtig einschätzen. Aber dem zu tun, was die Fischer tagtäglich in der Nordsee nächstes Jahr muss das Geld abfließen, sonst ist am sehen können: Stabile Bestände und stabile Fänge. Ende alles Bemühen vergebens. Faktenbasierte Wissenschaft ermöglicht pragmatische Mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit haben aber Lösungen von Problemen. Dafür sind wir immer ein auch noch andere so ihre Schwierigkeiten. Die Kutterfi- seriöser Partner. scher profitieren vielfach von wachsenden Beständen im Unsere Möglichkeiten der Einflussnahme haben aber Nordostatlantik. Die Schollenfischer machen Rekordfän- auch Grenzen. Wir verbrauchen Zeit und Geld dafür, um ge, andere Arten liefern ebenfalls wachsende Erträge. den Laden zusammenzuhalten. Wenn wir als moderner Selbst der Nordseekabeljau, der Symbolfisch für die Verband die Herausforderungen meistern wollen, dann Überfischung schlechthin, erholt sich seit Jahren und wird müssen wir natürlich vor allem nach außen wirken. Kut- demnächst nach allen Regeln der Kunst auf nachhaltigem ter- und Hochsee-Verband haben mit der Beschäftigung Niveau bewirtschaftet. Hier hat die europäische Fische- eines Medienreferenten begonnen, und er erzielt auch reipolitik durch eine konsequente Fischereipolitik Erfolge einige Wirkung. erzielt. Leider werden diese Erfolge viel zu wenig kom- Ein moderner Verband muss auch als Dienstleister für muniziert. Die Presse schreibt munter weiter, die Meere seine Mitglieder wirken. Hier können die Angebote auf sind überfischt, aber es kommt ein neuer Zungenschlag allen Ebenen sicherlich noch erweitert werden. hinzu: Neuerdings ist es moralisch verwerflich, über- Meine Damen und Herren, in diesem Sinne danke ich haupt noch Fisch zu essen. Insbesondere Süddeutsche allen Freunden und Unterstützern der Fischerei in Politik Presseorgane tun sich dabei hervor, und es ist deutlich und Verwaltung für das, was sie wieder geleistet haben zu sehen, wer den gutwilligen Journalisten den Griffel und hoffe auf viele Anregungen im Laufe dieses Fische- führt. Naturschutzorganisationen bedienen sie fleißig reitages 2017, den ich hiermit eröffne. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 9
Aus dem Fischereiverband Vortragsveranstaltung des VDFF zum Deutschen Fischereitag 2017 in Bonn Dr. Malte Dorow, Institut für Fischerei, Rostock Traditionell führt der Verband Deutscher Fischereiver- sich somit positiv auf die Fischgesundheit auswirkt. waltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler (VDFF Der Umgang mit invasiven aquatischen Arten stellt für e. V.) im Rahmen des Deutschen Fischereitags eine die Fischereiverwaltungen im gesamten Bundesgebiet öffentliche Vortragsveranstaltung zu aktuellen fischerei- eine große Herausforderung dar. Welche Strategi- relevanten Themen durch. Begleitet wird die Vertrags- en Deutschland auf Grundlage der EU-Verordnung veranstaltung durch eine Posterausstellung, die jungen 1143/2014 (Prävention und das Management der Nachwuchswissenschaftlern die Chance zur Präsenta- Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfrem- tion eigener Forschungsergebnisse bietet. Gleichzeitig der Arten) im aquatischen Bereich verfolgt, wurde fand während der Vortragsveranstaltung die Übergabe durch Herrn Dr. Stefan Nehring (BfN, Bonn) vorge- des diesjährigen VDFF-Förderpreises statt. stellt. Grundsätzlich dient dieses Rechtsinstrument dem Mit dem Förderpreis zeichnet der VDFF wissenschaftli- Schutz der einheimischen biologischen Vielfalt. Aus che Abschlussarbeiten aus, deren Ergebnisse eine hohe fischereilicher Sicht sind dabei folgende gebietsfremde Relevanz und Bedeutung für die Fischerei besitzen. Arten von Interesse: Blaubandbärbling, Amurgrundel, Gewinner des diesjährigen Förderpreises war Dr. Dibo chinesische Wollhandkrabbe sowie 5 verschiedene Liu (IGB, Berlin). Herr Liu wurde für seine Doktorarbeit Krebsarten, die in der ersten Unionsliste aufgenommen ausgezeichnet, die die Effekte des Einsatzes von nied- wurden. Neben der generellen Überwachung der Aus- rig konzentrierter Peressigsäure in Aquakalturanlagen breitung sollte ebenso das Bemühen bestehen, durch zum Thema hatte. Nach der Übergabe des mit 2.000 € Präventionsmaßnahmen die weitere Ausbreitung dieser dotierten Preises stellte Herr Liu die wesentlichen Er- Arten zu unterbinden. Gleichzeitig kann die Aufnahme gebnisse seiner Arbeit vor. Mittels verschiedener ex- in die Unionsliste Auswirkungen auf den Handel mit perimenteller Ansätze konnte Herr Liu positive Effekte den gelisteten Arten haben. der Zugabe von Peressigsäure zur Reduzierung der Vor dem Hintergrund der stärkeren Beachtung des Tier- mikrobiellen Belastung des Kreislaufwassers aufzeigen, wohls in der Aquakultur stellte Herr Dr. Helmut Wede- wobei die punktuelle und kontinuierliche Abgabe ins kind (LfL Starnberg) verschiedene Forschungsergebnisse Kreislaufsystem gegenübergestellt wurden. Ein wei- vor. Wie auch bei anderen Typen der Tierhaltung sind terer Bestandteil der Arbeit war die Frage, wie sich in der Aquakultur verschiedene Indikatoren zur Ein- der Einsatz von niedrigkonzentrierter Peressigsäure schätzung des Tierwohls heranzuziehen. Hierzu zählt zur Besserung der Wasserqualität auf die Wachs- die Freiheit von Hunger, Freiheit von haltungsbedingten tumsraten und Gesundheitszustand der gehaltenen Beschwerden, Freiheit von Schmerz, Verletzungen und Fische auswirkt. Es wurde geschlussfolgert, dass der Krankheiten, Freiheit von Angst und Stress sowie die regelmäßige prophylaktische Einsatz von Peressigsäu- Freiheit zum Ausleben von normalen Verhaltensweisen. re in Kreislaufanlagen mit hoher Bestandsdichte und Übertragen auf die Aquakultur zeigen sich aus der Hal- organischer Belastung das Infektionsrisiko senkt und tung resultierende Belastungen in Form von Verhaltens- Überreichung des VDFF-Förderpreises 2017 an Dr. Dibo Liu durch Herrn Dr. Franz Geldhauser Dr. Stefan Nehring 10 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017
Aus dem Fischereiverband Fotos: M. Dorow Übergabe des VDFF Posterpreises 2017 an Melanie Westerhold Dr. Helmut Wedekind durch Herrn Dr. Franz Geldhauser (l) und Dr. Uwe Brämick (r) änderungen (Futterverweigerung, Schwimmaktivität), Stress verbunden sind. Entscheidend für die Stress- Veränderung des Erscheinungsbilds, Konditionsschwä- minderung sind hierbei gute Haltungsbedingungen che und Immunsuppression sowie Wachstumsminde- (optimale Sauerstoffversorgung, Durchströmung und rung und Verlusten. Für die Bewertung des Tierwohls Fütterung). in der Aquakultur bieten sich verschiedene Parameter, An der Posterausstellung nahmen insgesamt 9 Personen wie bspw. das Haltungsverfahren, das Haltungsma- aus dem gesamten Bundesgebiet teil. Die Themenbreite nagement sowie tierbezogene Indikatoren (Verhalten, reichte von Fragen zur zukünftigen Ausgestaltung der Kondition oder Blut- und Plasmaparameter) an. Wie sich Fischerei im Küstenbereich, Parasitierung von Fischen einzelne Faktoren auf das Tierwohl auswirken, wurde bis hin zur Optimierung der Zanderaquakultur. Gewin- anhand verschiedener experimenteller Studien gezeigt. nerin des diesjährigen Preises für das beste Poster war Bspw. wurde für die Forellenzucht dargestellt, dass sich Frau Melanie Westerhold (Universität Göttingen). Das das Einbringen von Strukturen in Außenbecken nicht Poster behandelte die Erzeugung von rein weiblichen auf die Wachstumsleistung auswirkt, jedoch sich die Forellenbeständen mittels temperatursensibler Männ- Fische im strukturierten Becken ruhiger verhielten und chen in der Aquakultur. weniger aggressiv waren. Bei einem anderen Versuch konnte gezeigt werden, dass in der Forellenzucht hohe Weitere Infos zu den Aktivitäten des VDFF e. V. sind Haltungsdichten nicht zwangsläufig mit chronischem unter www.vdff-fischerei.de zu finden. 22. Sitzung der Kormorankommission des DFV e.V. Thorsten Wichmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV M-V e.V./Mitglied Kormorankommission Am 27.06.2017 tagte im Rahmen des Deutschen moranbericht 2016 wurde noch nicht veröffentlicht. Fischereitages in Bonn die Kormorankommission. Die Zahlen stehen aber fest. 1.000 Brutpaare mehr als Teilnehmer waren die Mitglieder Sabine Schwarten, in 2016, aktuell 15.473 (+ 8,5 %). Ca. 1.000 Kormo- Lars Dettmann, Dr. Sebastian Hanfland, Stefan Jäger, rane wurden im Binnenland geschossen. An den Küs- Hans Klupp, Bernd Schütze und Thorsten Wichmann. ten sind die Brut- und Schlafplätze gleichzeitig auch Dazu kamen einige Gäste. Der Vorsitzende, Herr Schutzgebiete. Nach neuesten Informationen wurden Jäger, begrüßte die Mitglieder und Gäste und leitete wohl diese Gebiete von Naturschutzverbänden ge- die Sitzung. 13 Tagesordnungspunkte wurden in über kauft, um damit mögliche Abschüsse zu verhindern. drei Stunden beraten. Niedersachsen: Herr Göckemeyer informierte, Die Informationen der Kommissionsmitglieder über die dass am Jahresanfang eine neue Kormoranverord- aktuelle Situation standen im Mittelpunkt. nung unter Rot-Grüner Landesregierung erlassen wur- Mecklenburg-Vorpommern: Herr Schütze berich- de. Eine Evaluation durch die staatliche Fischereibe- tete: Keine Fortschritte hinsichtlich Management. Ver- hörde zusammen mit der staatlichen Vogelschutzwarte weigerung für Abschussgenehmigung außerhalb von werde durchgeführt. Eine Unterstützung durch den LFV Teichwirtschaften. Herr Wichmann ergänzte: Der Kor- Niedersachsen ist vorgesehen. Ein starker Beflug und Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 11
Aus dem Fischereiverband Durchzug mit enormen Schäden sei zu beobachten. sätzlich zu den vom Kormoran verursachten Schäden An Teichanlagen und sehr eingeschränkt an einzelnen nicht mehr zu verkraften seien. Herr Hanfland ergänz- Seen sowie Flussabschnitten darf geschossen werden. te die Ausführungen von Herrn Klupp dahingehend, Es wurden 2016 2.305 Abschüsse gemeldet. Die Be- dass durch den strengen Winter die Kormorane auf richtspflichten über die Abschüsse seien erheblich ver- die offenen Fließgewässer ausgewichen seien und dort stärkt worden (Ort, Zeitpunkt etc.). Schlafplätze sollen recht einfach geschossen werden konnten. Er zeigt beunruhigt werden können. Schleswig-Holstein: anhand von Folien einen Vergleich von zwei Gewäs- Frau Schwarten schilderte: Die Anzahl von 2.500 serstrecken aus den Jahren 1998 bis 2017 von der Brutpaaren (BP) ist relativ stabil. Ca. 1.000 Vögel mittleren Isar und einem ca. 5 km entfernten Fluss. Die wurden erlegt, darunter 2 beringte Vögel aus Däne- Isarfischer bei Garching haben fast täglich an einem mark und einer aus Estland. Die auf 2016 befristete Abschnitt geschossen, an einer vergleichbaren ca. Kormoranverordnung sei um 1 Jahr verlängert wor- 5 km entfernten Strecke bei Freising wurde gar nicht den. LFV und LJV hätten eine Kormoranverordnung als geschossen. Die Auswirkungen auf den Fischbestand Vorschlag entworfen, die ein Kormoranmanagement waren sehr deutlich: Der Äschenbestand im geschütz- einschlösse. Die Politik sei darüber erstaunt gewesen, ten Abschnitt war achtfach erhöht! Abschließend zeigt dass sich Jäger und Fischer einig waren. SH wollte er einen 3-minütigen Film aus einer 45-minütigen Do- eine Studie zur Störung von anderen Vögeln bei leta- kumentation über den Kormoran. Er ist sehr gut zur ler Vergrämung von Kormoranen vergeben. Auf die Nachnutzung geeignet. Nordrhein-Westfalen: Ausschreibung habe sich keiner beworben. Im Koa- Herr Jäger berichtete, dass der völlig unzureichende litionsvertrag fordert die neue Regierung mit grüner Äschenschutzerlass um ein Jahr verlängert wurde. Un- Beteiligung ein europaweites Kormoranmanagement. zureichend, weil beispielsweise das Zeitfenster (16.9. Brandenburg: Lars Dettmann erläuterte anhand von bis 15.2.) für Vergrämungsmaßnahmen geschlossen Grafiken aus dem aktuellen Märkischen Fischer die ist, wenn die Äschen laichen, die Lachssmolts abwan- Entwicklung der Brutpaarzahlen. Nach dem bisheri- dern oder in strengen Wintern Stillgewässer noch zu- gen Maximum in 2001 mit 2.813 BP ist die Anzahl bis gefroren sind und die Vögel auf die Äschengewässer 2017 auf 1.308 BP gesunken. Als wesentlicher Grund in den Mittelgebirgen ausweichen. Das führt zu hohen wird die Prädation durch Waschbären angenommen. Verlusten. Auch die Gebietskulisse, die noch nicht ein- Es seien lediglich Kolonien auf Insellagen verblieben. mal die vollständige Äschenregion in NRW umfasse, Die jährlichen Abschusszahlen liegen in den letzten sei viel zu gering. In den letzten 2 Jahren wurden je- 10 Jahren bei 740 – 1.300 Kormoranen. Meist wer- weils 140 Kormorane geschossen und 2015 1.092 de an Teichen geschossen, Vogelschutzgebiete seien BP registriert. Sie sind in 26 Kolonien angesiedelt. ausgenommen. Umweltkommissar Karmenu Vella sei Mittlerweile sollen Waschbären für die Auflösung von kürzlich in Brandenburg gewesen und für die Pro- Brutkolonien verantwortlich sein. Seit 2012 ist eine bleme sensibilisiert worden. Zudem laufe eine große Zunahme der Mittwinterbestände auf 6.500 Kormo- Beringungsaktion. Markierte Kormorane sollten ihm, rane festzustellen. DAFV: Herr Lindner berichtete von der Vogelschutzwarte oder dem DAFV gemeldet wer- einer neuen Umfrage unter den Landesverbänden des den. Die Zahlen seien wichtig, um Erkenntnisse über DAFV nach relevanten Themen. Dabei war die Kormo- die regionalen Wanderungen zu erhalten. Sachsen- ranproblematik das dritt meist genannte Thema. Sieg Anhalt: Andreas Schlüter informierte: In 2016 gab Fischerei-Genossenschaft: Herr Schwontzen, Vor- es 14 Brutplätze mit 600 Brutpaaren. Die bestehende sitzender der Genossenschaft, berichtete nach eige- Kormoranverordnung sei dadurch gefährdet, dass die nen Zählungen über 128 BP im Mündungsbereich der Abschüsse nicht gemeldet würden. Er schätzt sie auf Sieg in den Rhein. Die offiziellen Zahlen des LANUV ca. 1.000. Es gibt ein Gutachten von Herrn Ebel für lägen mit 100 BP recht deutlich darunter. Trete diese die Helme (Harz), aus dem Jahr 2012, die einen nega- Differenz regelmäßig auf, so müssten die BP-Zahlen tiven Einfluss des Kormorans auf die Arterhaltung von um rd. 25 % nach oben korrigiert werden. Des Weite- Äsche (-93%) und Barbe (-81%) belegen. Dabei geht ren sind über 100 Durchzügler zu zählen. Insbesonde- es konkret um die mittlere Helme und Nahrungsunter- re beim Aalbesatz seien Verluste zu erwarten. suchungen beim Kormoran. Alles war trotz biotopver- bessernder Maßnahmen geschehen. Bayern: Herr Auf die weiteren Tagesordnungspunkte soll nur ver- Klupp konstatierte für Bayern ca. 8.000 Kormorane einzelt eingegangen werden. Herr Dettmann berich- und auch etwa 8.000 Abschüsse. Es seien viele tet von der Agrar- und Umweltministerkonfe- Durchzügler beobachtet worden. Der kalte Winter renz. Sie unterhält eine Arbeitsgruppe zum Thema 2016/2017 habe durch die zugefrorenen Gewässer Kormoran (siehe auch unter https://www.bmel.de/ die Teichanlagen in Nordbayern vor Kormoranbeflug DE/WaldFischerei/05_Fischerei/D-Fischerei/_Texte/ recht gut geschützt. Nun breite sich der Fischotter sehr Kormorane.html). Die Kormorankommission bekräftigt schnell aus, was viele Teichwirte zur Aufgabe ihres den Nutzen einer solchen AG, da ansonsten die Pro- Betriebes zwingen werden, weil die vom Fischotter zu- blematik in den Umweltministerien gar nicht präsent 12 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017
Aus dem Fischereiverband würde. Er fährt fort, dass die Agrarministerkonferenz nagement geeignet sei. http://fvnj.eu/wpcontent/ (AMK) in der Sitzung vom 31.03.2017 das uploads/2016/07/FVNJ_SkandinavischesJagdma- Bundesumweltministerium (BMUB) bittet, eine nagementaufKurzschnabelgaense.pdf Einschätzung zum Erhaltungszustand der jeweiligen Herr Wichmann erläuterte das für M-V erstellte Po- Tierarten Kormoran, Wolf und Biber in Deutschland pulationsmodell für den Kormoran von Dr. bis zum Herbst vorzulegen. Hintergrund ist die Winkler von der Universität Rostock. Ein (Ostsee-) Re- zunehmende Schwierigkeit, Präventionsmaßnahmen gionalmodell zum guten Erhaltungszustand des Kor- oder Schadensersatzzahlungen zu finanzieren und morans wäre als Basis eines Managements hilfreich gegenüber der Öffentlichkeit den hohen Mitteleinsatz für alle Anliegerstaaten. zu begründen. Die Frage, ob der Kormoran eine invasive Die Kommission sprach über Aktivitäten in Europa Art ist bzw. sich so verhält, wurde diskutiert. den Kormoran (P. c. sinensis) auf Anhang II Der Vorsitzende verwies auf die Veröffentlichung von der Vogelschutzrichtlinie zu setzen. Der Deutsche C. Olburs vom 31.03.2017. Sinensis erfüllt alle Krite- Jagdverband hat sich für eine Aufnahme in Anhang II rien einer invasiven Art, außer dass man nicht weiß, ausgesprochen. Dies wurde dann auf der Internatio- ob sie eingewandert ist. Die Vorgehensweise und nalen Jagdkonferenz der fünf deutschsprachigen Jagd- Zweckmäßigkeit einer genetischen Untersuchung zur verbände aus Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Klärung dieser Frage wurden erörtert. Österreich und Schweiz veröffentlicht: „Die Internatio- Dr. Hanfland vom LFV Bayern berichtete, dass die nale (IJK) fordert daher zum Schutz dieser Fischarten Artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung eine Aufnahme des Kormorans in den Anhang II der verlängert wurde und der Verband damit zufrieden EU-Vogelrichtlinie, um eine Regulierung zu ermögli- sei. Anhand eines kurzen Vortrages schilderte er die chen.“ (https://www.jagdverband.de/content/inter- Situation. nationale-jagdkonferenz-2017-beendet). Zur Bundestagswahl 2017 führte Herr Lindner Der Vorsitzende betont, dass die EU Kommission aus, dass der DAFV Fragen zum Kormoran in den Artikel 9 der VRL als Lösung der Probleme ansieht. Wahlprüfsteinen gestellt habe. Daher erwarte sie, dass die Mitgliedsstaaten diese Abschließend folgte ein Vortrag von Siegfried Regelung der VRL anwenden. Europäische oder inter- Darschnik zu den Auswirkungen der Kormoran- nationale Maßnahmen seien nach ihrer Auffassung prädation auf die Abwanderung von Lachssmolts. nicht geboten. Die Kormorankommission stellt fest, Er zeigt die negativen Auswirkungen der Kormoranpo- dass kein europaweites Kormoranmanagement ge- pulation auf den Erhaltungszustand bzw. der Einbür- fordert wird, sondern mit der Aufnahme in Anhang gerung des Lachses in Sieg und Rhein. Nach gängiger II eine Änderung beim Schutzstatus. Damit sind die Lehrmeinung sind bei einem selbsterhaltenden Lachs- Mitgliedsstaaten bzw. die Bundesländer in der Lage, bestand 3 – 5 % Rückkehrer normal. Aktuell werden über Jagdzeiten und Abschussquoten einen Schutz ca. 180 Rückkehrer jährlich gesichtet. Bei einem Be- der Fischbestände zügig und unbürokratisch auf den satz von ca. 500.000 Brütlingen und 1% Erfolg müss- Weg zu bringen. Daher wird die Zustimmung des DJV ten aber 5.000 Rückkehrer registriert werden. Das für diese Vorgehensweise sehr begrüßt. Aktuell gibt Lachsprogramm am Rhein ist mithin noch kein Erfolg. es eine skandinavische Initiative, um ein Kormoran- Einzig der Kormoraneinfluss verhindert ihn massiv. Die management im Ostseeraum auf den Weg zu bringen angebliche hohe Mortalität der Lachse während der (http://www.sportfiskarna.se/portals/sportfiskarna/ Lebensphase im Meer kann es zumindest in Dänemark xBlog/uploads/2017/7/4/English%20version.pdf). offensichtlich nicht geben. Herr Dettmann führte aus, dass der Internationa- Der Vorsitzende bedankt sich für die Ausführungen le Managementplan für die Kurzschnabel- und stellt den Vortrag zur Diskussion. Er bedankt sich gans als Blaupause für ein adaptives Kormoranma- für die konstruktive Zusammenarbeit. Foto: O. Lindner Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 13
Aus dem Fischereiverband Arbeitskreis Angelfischerei auf dem Deutschen Fischereitag (DFT) in Bonn DEUTSCHER ANGELFISCHERVERBAND e.V. 2017 Am 28. Juni 2017 kamen auf dem Deutschen Fischerei- DAFV auf Bundes- und EU-Ebene sehr wichtig sei. Im tag in Bonn die Vertreter der Angelfischer zum Arbeits- Ergebnis des Projektes hat der DAFV ein entsprechen- kreis Angelfischerei zusammen. Nach der Begrüßung des Leitbild erarbeitet, welches in der nahen Zukunft durch die Präsidentin Dr. Christel Happach-Kasan gab in den entsprechenden Ausschüssen zur Diskussion Olaf Lindner (Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit) eine gestellt wird. Präsentation über die strategische Ausrichtung des DAFV für die Zukunft. Im Nachgang informiert Lindner über die Möglichkeit einer modernen IT-Lösung für gemeinnützige Verbän- Im Rahmen dieser Ausrichtung hat der DAFV eine Um- de. Produktspenden namhafter IT-Unternehmen (z.B. frage unter seinen Mitgliedsverbänden durchgeführt. Microsoft, Google, Symantec u.a.) ermöglichen den Der DAFV will der Verbandsarbeit ein Fundament für die einfachen Aufbau einer modernen IT-Infrastruktur in Ver- Zukunft geben, auf dem die künftige inhaltliche Arbeit bindung mit deutlichen Kosteneinsparungen. Der DAFV und die Kommunikation nach innen sowie nach außen hat diese Umstellung schon in weiten Teilen vollzogen aufgebaut werden kann. Mit klar definierten Zielen, und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Zielgruppen und Themen soll das Profil des Verbandes Lindner bot an, die Mitgliedsverbände für einen Einsatz gestärkt und für interne sowie externe Entscheidungs- der Produktspenden im jeweiligen Verband im Rahmen träger besser erkennbar sein. einer individuellen Beratung zu unterstützen. Als wichtigstes, übergeordnetes Thema der Umfrage sticht die Öffentlichkeitsarbeit für eine erhöhte Akzep- Vizepräsident Thorsten Wichmann informierte die Lan- tanz des Angelns heraus. Als zweite übergeordnete desvertreter, dass das Präsidium beschlossen hatte, die Themen fallen die Interne Kommunikation bzw. die AG Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wieder zu reaktivie- Kommunikation mit den Mitgliedern auf sowie die po- ren. Sowohl ehemalige, als auch neue Mitglieder können litische Vertretung in der EU. Weitere konkrete Themen mitarbeiten. Die erste Sitzung ist für den September sind insbesondere die WRRL und das Problem von Ein- geplant. Außerdem soll die Fischerei- und Wasserrechts- schränkungen des Angelns. Alle Befragten antworteten, kommission des Deutschen Fischereiverbandes (DFV) dass eine politische Vertretung der Angler durch den hinsichtlich WRRL durch den DAFV gestärkt werden. Foto: O. Lindner 14 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017
Aus dem Fischereiverband Vortragsveranstaltung der Aalkommission zum Deutschen Fischereitag 2017 Dr. Malte Dorow, Institut für Fischerei, Rostock Wie in den Vorjahren fand im Zuge des Deutschen die Codierung von Besatzzeitpunkt und Besatzort. Fischereitags die jährliche Sitzung der Aalkommission Mit dem Einsatz von Coded Wire Tags kann sogar des Deutschen Fischereiverbands statt. Seitens der eine individuelle Markierung von vorgestreckten Aalen Aalkommission wurden vier Referenten eingeladen, vorgenommen werden. Sowohl für den Einsatz von die zu verschiedenen aktuellen Aspekten der Aalbe- Elastomerfarbstoffen als auch für Coded Wire Tags gilt, wirtschaftung in Deutschland Vorträge hielten. Rund dass die Stückzahl, die pro Zeiteinheit markiert werden 50 Personen aus Praxis, Behörden und Wissenschaft kann, wesentlich geringer ist als bei der Anwendung nahmen an der Vortragsveranstaltung teil. von Farb- oder Salzlösungsbädern. In verschiedenen Gewässern (Elbe, Schlei, Küstenbereich von S-H und Vor dem Hintergrund der effektiven Gestaltung des M-V) wurde bereits mit Alizarinrot markierter Besatz Aalmanagements im Bundesgebiet wird derzeit die mit Glasaalen und vorgestreckten Aalen ausgebracht. flächendeckende Markierung von Satzaalen verstärkt diskutiert, um besetzte Aale von natürlich eingewan- Einen Überblick zur Entwicklung der Aalbewirtschaftung derten Aalen unter- im Binnenbereich von scheiden zu können. M-V zwischen 1955 Die Markierung von und 2015 präsentierte Besatzfischen erlaubt Dr. Malte Dorow ebenso eine verbesser- (LFA-MV). Aufbauend te Charakterisierung auf einer intensiven des Aalbestands hin- Datenrecherche konn- sichtlich des Wachs- te die Entwicklung des tums, der Altersstruktur Aalertrags und des oder der Bestandsgrö- Besatzumfangs auf ße.Welche Markie- Gewässerbasis nach- rungsmethoden dabei gezeichnet werden. Foto: C. Ubl zur Verfügung stehen, Über den gesamten wurde durch Herrn Zeitraum war der Aal Dr. Janek Simon (IfB Potsdam-Sacrow) vorgestellt. eine wichtige Zielfischart der Binnenfischerei, wobei Die Massenmarkierung von Glasaalen oder vorge- der Fangertrag, der Besatzumfang sowie die Befi- streckten Aalen kann mittels wasserlöslicher fluores- schungsintensität erheblichen Schwankungen unterwor- zierender Farbstoffe, wie Alizarinrot S (ARS), oder fen war. Der mittlere jährliche Aalertrag stieg von 2 – 3 mit Salzen, wie Strontiumchlorid (SrCl2), durchgeführt kg/ha zwischen 1955 –1960 auf bis zu 6 – 7 kg/ha werden. Die Aale werden dabei über eine bestimmte Anfang der 1980er Jahre an. Beginnend mit 1990 Zeit in einer Lösung der genannten Stoffe gebadet, fiel der Aalertrag kontinuierlich ab und liegt aktuell wobei es zu einer Einlagerung der Farbstoffe an die auf einem Niveau von unter 2 kg/ha. Verschiedene Knochenstrukturen der Fische kommt. Die Markierung Faktoren wurden als Ursache für die Entwicklung der mit ARS ist kaum teurer als die Markierung mit SrCl2. Erträge identifiziert. A) Die natürliche Rekrutierung ist Jedoch unterscheiden sich die Kosten für die spätere ab den 1960ern stark zurückgegangen und spielt seit Identifizierung markierter Fische. Für den Nachweis mehreren Jahren aus fischereilicher Sicht kaum noch der SrCl2-Markierung ist ein Elektronenmikroskop mit eine Rolle. B) Für die Sicherung des Ertrags wurde ab Röntgenmikroanalysedetektor erforderlich, wohinge- ca. 1970 der Besatz immer wichtiger. Das höchste gen der Nachweis der Markierung mit Alizarinrot mit Besatzniveau wurde zwischen 1975 und 1981 er- einem Fluoreszenzmikroskop möglich ist. Entsprechend reicht, wobei ein Mischbesatz aus Glas- und Satzaalen liegen die Kosten des Nachweises der SrCl2-Markie- ausgebracht wurde. Nach 1985 ging das Besatzni- rung höher als bei der Alizarinrot-Färbung. Nachteil veau stetig zurück. Gegenwärtig werden rund 5-6 t der Markierung in Farb- oder Salzlösungen ist, dass vorgestreckte Aale im Binnenbereich von M-V ausge- mit der Markierung nur die Info verbunden ist, dass es bracht. C) Die Entwicklung des Ertrags war zudem sich um einen besetzten Fisch handelt. Die Markierung durch Befischungsintensität mitbestimmt. Neben der mit Elastomerfarbstoffen, die an verschiedenen Stellen Anzahl der in der Fischerei tätigen Personen führte des Aals unter die Haut injiziert werden können, er- auch die Einführung neuer Fangmethoden (E-Zeese) laubt auf Basis unterschiedlicher Farbkombinationen zu einer Steigerung des Befischungsdrucks auf Aal. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 3/2017 15
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