FN - Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, FN – Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft 4 Entdeckungen unter der Malschicht auch die Felix-Nussbaum-Gesellschaft den Gemälden verborgene Bilder des he r a u s g eb er Felix-Nussbaum-Gesellschaft e. V. Röntgenuntersuchungen bringen muss sich den Herausforderungen der Malers zum Vorschein. Zudem berichten r e da kti o n Anne Sibylle Schwetter (Redak tionsleitung), Manuela Maria Lagemann, verschollene Werke zum Vorschein Corona-Pandemie stellen. Durch die wir über den überraschenden Fund von Heiko Schlatermund, Karin Jabs-Kiesler, Absage der planmäßigen Mitglieder- Handabdrücken der Familien Gossels Jürgen Jaehner 8 Eine ungewöhnliche Tournee versammlung im Oktober wurde dies und Nussbaum aus Amsterdam, die Unterwegs mit Felix Nussbaum zuletzt ganz besonders deutlich. Es dem Team von »Flucht 1937« zugespielt g e s c h ä f t sstelle hat den Vorstand dazu veranlasst, über wurden. Felix-Nussbaum-Gesellschaft e. V. Konrad-Adenauer-Ring 20, 49 074 Osnabrück 10 Aus der Vergangenheit lernen – erweiterte Beteiligungsformate nach- web www.fng-os.de Führungen »Jüdische Geschichte« zudenken und sie den Mitgliedern vor- Wir freuen uns, dass trotz der Ein- Manuela Maria Lagemann (Geschäftsführerin) Großes Interesse an den historischen Stadtrundgängen zuschlagen. Die digitalen Möglichkeiten schränkungen des öffentlichen Lebens Telefon 01 71 / 312 57 56 zur jüdischen Geschichte in der NS-Zeit hierzu sind eine Herausforderung und in Folge von Covid-19 neben dem eMail lagemann@fng-os.de Chance zugleich. Tourneebeginn von »Unterwegs mit Heiko Schlatermund (Vorsitzender) Telefon 01 71 / 860 39 54 14 Spuren und Fundstücke Nussbaum« zwei weitere Projekte im eMail schlatermund@fng-os.de Handabdrücke der Familien Nussbaum und Aber noch mehr hat Corona unsere Jahr 2020 realisiert bzw. in Koopera- Anne Sibylle Schwetter (1. stv. Vorsitzende) Gossels aus Amsterdam Arbeit auch ganz praktisch einge- tion begleitet werden konnten: Dazu Telefon 0151 / 57 76 00 54 schränkt; insbesondere mussten wir gehört die Kooperation der Ausstel- eMail schwetter@fng-os.de 16 Nasan Tur dies bei unserem großen Projekt lungsreihe »Gegenwärtig – Zeitge- g e s ta ltung, satz sec GmbH, Osnabrück »Gegenwärtig – Zeitgenössische Künstler*innen »Unterwegs mit Felix Nussbaum« leid- nössische Künstler*innen begegnen d r u c k Bruns Druckwelt GmbH & Co.KG, Minden begegnen Felix Nussbaum« voll feststellen. Nach einem tollen Start Felix Nussbaum« im Museumsquartier v e r l ag secolo Verlag, Osnabrück in der Osnabrücker Partnerstadt Haar- Osnabrück. In dieser Ausgabe wird die i s s n 1616-4296 20 Der Flüchtling – Europäische Vision lem im Februar 2020 konnte die Tournee Ausstellung »Nasan Tur« besprochen, a b b i l d u n g en Nussbaum-Bild als Faksimile im Vatikan nicht weiter fortgesetzt werden. Nähe- die nicht nur in den Räumen des Felix- Titelmotiv: (Ausschnitt) Felix Nussbaum »Landschaft in der Provence«, um 1929, res dazu finden Sie in einem gesonder- Nussbaum-Hauses stattfand, sondern Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück, Dauerleih 22 Mitteilungen der Gesellschaft ten Bericht. in der Begegnung des Künstlers mit gabe des Bundeverwaltungsamtes Köln, Gratulation Hans-Jürgen Fip Osnabrücker*innen auch einen parti- Foto Museumsquartier Osnabrück, Starke Unterstützung durch Dass auch ein Faksimile dazu beitragen zipativen Teil beinhaltete. Außerdem Fotograf Christian Grovermann; Hellmann Worldwide Logistics kann, das Werk Nussbaums bekannt informieren wir Sie über die geführten S. 4 und 6 (oben): Foto Museumsquartier Osnabrück, Fotograf Christian Grovermann; zu machen, wird nicht nur durch unsere Stadtrundgänge zur jüdischen Geschich- S. 5, 6 (unten), 7 und Umschlag (Rückseite): Ausstellungstournee deutlich. Auch te in Osnabrück und über das über- Museumsquartier Osnabrück; der Papst ist jetzt im Besitz eines Fak- wältigende Interesse, das dem Projekt S. 8 und 9: Foto Agentur sec, similes. Anlässlich einer Privataudienz entgegengebracht wird. Wie immer S. 11 und 13: Foto Karl-Heinz Jansen; unseres ehemaligen Bundespräsidenten freuen wir uns auf die Weiterentwick- S. 12: Foto Friedhelm Groß; S. 16 und 19: Foto Nasan Tur; und Vereinsmitgliedes Christian Wulff lung engagierter Ideen und Vorhaben, S. 20 und 21: Servizio Fotografico Vaticano; überreichte dieser Papst Franziskus zu der alle Mitglieder und Freunde der S. 22: Foto (oben) Stadt Osnabrück, eine Reproduktion des Bildes »Der Gesellschaft herzlich eingeladen sind. Foto (unten) Agentur sec Flüchtling«. Auch hierzu finden Sie einen Adressenänderungen ausführlichen Beitrag über das Bild Die Vereinsmitglieder erhalten in die- Die Geschäftsstelle bittet alle sowie Aufnahmen bei der Übergabe im sem Jahr zusätzlich einen gesonderten Mitglieder und sonstige Bezieher Vatikan am 15. Oktober 2020. Geschäftsbericht, der bedingt durch die der FN-Nachrichten, ihr Adressen Corona-Lage und dem damit verbunde- änderungen mitzuteilen. Außerdem stellen wir neue Erkenntnis- nen Ausfall der Mitgliederversammlung se über das Werk Felix Nussbaums vor, schriftlich erfolgt. eMail-Adressen denn Röntgenuntersuchungen, die das Damit Vorstand und Geschäfts Team des Museumsquartiers Osnabrück stelle aktuelle Informationen vornehmen konnte, brachten unter die redaktion schneller übermitteln können, bitten sie die Mitglieder der Felix-Nussbaum-Gesellschaft Senden Sie Ihre eMail-Adresse an: und sonstige Interessenten, ihre eMail-Adressen und Faxnummern mail@fng-os.de der Gesellschaft mitzuteilen. Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 3
Röntgenuntersuchungen bringen verschollene Werke zum Vorschein Entdeckungen unter der Malschicht »Die Judengasse in Antwerpen« Die »Landschaft in der Provence« (Abb. 1) von 1929 gehörte zu den ersten Werken, die einer Röntgenuntersuchung unterzogen wurden. Denn in der Ober- flächenstruktur der Malschicht zeichnen Abb. 2 Felix Nussbaum, Judengasse in Antwerpen, sich Erhebungen ab, die sich mit dem um 1928 (WV 73) südfranzösischen Landschaftsmotiv Technik, Bildträger und Maße unbekannt nicht erklären lassen. Bereits die grafi- Abbildung aus: Menorah. Jüdisches sche Rekonstruktion des Oberflächen- Familienblatt für Wissenschaft/Kunst und reliefs zeigte, dass Nussbaum offenbar Literatur, Jg. 8, Nr. 5/6 (Mai/Juni) 1930, S. 278. das Bild »Judengasse in Antwerpen« übermalt hatte. Dieses Gemälde, das im Werkverzeichnis des Künstlers als verschollen geführt wird, ist durch eine erhaltene Schwarz-Weiß-Abbildung in der Zeitschrift »Menorah« aus dem Jahr 1930 mit der Bildunterschrift »Aus einer Judengasse in Antwerpen« bekannt (Abb. 2). Der Vergleich des Röntgenbildes (Abb. 3) mit der Abbildung der »Juden- gasse in Antwerpen« zeigt eindeutige Übereinstimmungen: Dazu gehören die Fassadengestaltung mit dem Laden- Abb. 1 schild des Restaurants »Estaminet« und Felix Nussbaum, Landschaft in der Provence, um 1929 (WV 92) die Pflastersteine der Gasse. Weitere Öl auf Leinwand, 48,5 x 60,5 cm Details wie die Rückenansicht des Man- Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück, Dauerleihgabe nes auf dem Stuhl, ein Eimer und der des Bundesverwaltungsamtes Köln kleine Klapptisch am rechten Bildrand entsprechen sich ebenfalls genau. Nussbaum hatte das Motiv wahr- Abb. 3 scheinlich auf einer Reise durch B elgien Röntgenbild zu WV 92 »Er [Nussbaum] war inzwischen zu die jüngsten Röntgenuntersuchungen im Sommer 1928 entdeckt.3 Es ist Hans Meid übersiedelt, weil er dort von vier ausgewählten Werken des anzunehmen, dass das Gemälde nach eines der kleinen Ateliers zur Verfügung Malers zeigen2, übermalte Nussbaum der Rückkehr Nussbaums in Berlin ent- bekam. Bei uns krebste er ab und zu aber nicht nur Bilder seiner Künstler- standen ist und schließlich nach der abgebildet war – zu einem Zeitpunkt auf, um neue Leinwände gegen unsere kollegen und -kolleginnen, sondern Südfrankreichreise im Sommer 1929 mit also, als das Bild bereits übermalt war. 3 Eine Reihe von Bildern, die in bemalten zu tauschen. Diese alten, auch eigene. Die Ergebnisse können dem Landschaftsmotiv der Provence Trotz der zahlreichen Übereinstim- Ostende oder an anderen Orten 1 Hermann Wilhelm, Erinnerungen I. in Belgien entstanden, sind 1928 steinharten Schwarten schnitt er sich in zwei Fällen als kleine Sensation übermalt wurde. mungen zwischen dem Röntgenbild und 1900 –1931, Nürnberg o.J. datiert. In zwei Fällen findet sich auf seine Formate zurecht, und darauf bezeichnet werden: Während sich unter 2 Untersucht wurden neben den in Warum Nussbaum die »Judengasse der Abbildung des verschollenen Bildes die Datierung »Juli 1928« malte er seine modernen Hosemannia- dem »Stillleben mit Fächer, Krug und diesem Artikel näher besproche- in Antwerpen« übermalt hat, ist nicht bleibt es also ungeklärt, ob es sich um (WV 67 und 71). den: ›Weißt du‹, sagte er, ›das flutscht Perlenkette« von 1938 ein frühes Bild nen Werken »Landschaft in der einfach zu beantworten. Denn das Bild dasselbe Werk oder um eine zweite 4 Fast identische Kopien sind so schön.‹« 1 Nussbaums zum Themenkreis Tod und Provence« (1929) und »Stillleben gehört zur Reihe der belgischen Stadt- Version des Gemäldes handelt. Denn bekannt von den Gemälden mit Fächer, Krug und Perlenkette« »Die Perlen (1)« (WV 332) und Felix Nussbaum, so berichtet sein Sterben verbirgt, könnte sich unter dem und Landschaftsbilder, die er 1929 und dass Nussbaum mehrere Fassungen (1938) auch die Bilder »Blumen »Die Perlen (2)« (WV 333) von 1938 Studienfreund Hermann Wilhelm in sei- Gemälde »Landschaft in der Provence« in Milchkanne« von 1928 (WV 65) 1930 in Ausstellungen zeigte. Hinzu eigener Werke anfertigte, ist zumin- sowie »Der Flüchtling (1)« nen Erinnerungen, hatte eine besondere von 1929 ein verschollen geglaubtes sowie »Junges Paar« von 1941 kommt, dass die »Judengasse in Antwer- dest aus späteren Jahren überliefert.4 (WV 350) und »Der Flüchtling (2)« Vorliebe für bemalte Leinwände. Wie Bild des Malers befinden. (WV 414). pen« 1930 in der Zeitschrift »Menorah« Manchmal sind es fast identische (WV 351) aus dem Jahr 1939. 4 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 5
Abb. 4 Felix Nussbaum, Stillleben mit Fächer, Krug und Perlenkette, 1938 (WV 334) Öl auf Leinwand, 71,5 x 59,5 cm Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück Kopien, manchmal – wie die zweite Ent- Version vorliegt, zählt sicher zu den 5 Siehe Peter Junk, Zerborstene deckung zeigt – Abwandlungen eines wichtigen Werken des Malers aus den S iegessäule. Zu Felix Nussbaums »Der tolle Platz«, in: FN-Nachrich- Motivs. Berliner Jahren. Nussbaum zitiert das ten Jg. 2, Nr. 1, Februar 2011, S. 3–6 Bild 1931 in dem Gemälde »Der tolle und ders., »Sie sind nicht mehr Nussbaums Bilder von Sterben und Tod Platz«5, und es war im Besitz des Berli- da«. »Der tolle Platz« – Teil 2, in: Das »Stillleben mit Fächer, Krug und ner Kunstkritikers Paul Westheim, der FN-Nachrichten Jg. 3, Nr. 1, Mai Perlenkette« (Abb. 4) entstand 1938 im eine bedeutende Sammlung zeitgenössi- 2002, S. 3–8. 6 Paul Westheim, der 1933 nach Brüsseler Exil. Wie bei der »Landschaft scher Kunst besaß.6 Frankreich und schließlich 1941 in der Provence» deuten auch hier Die »Hosemanniaden», auf die Her- nach Mexiko emigrierte, ließ seine Auffälligkeiten in der Malschicht auf mann Wilhelm in dem eingangs erwähn- umfangreiche Kunstsammlung ein unter dem Bild verborgenes Werk ten Zitat anspielt, beziehen sich wohl auf in Berlin zurück. Großteile seiner hin. Die Röntgenuntersuchung brachte Nussbaums humorvolle Schilderungen Sammlung wurden durch Bomben- angriffe zerstört oder gelten als schließlich auch hier eine Überraschung des Berliner Großstadtlebens.7 Die verschollen. zum Vorschein, denn das Röntgenbild Tatsache, dass Nussbaum durch alle 7 Theodor Hosemann (1807–1875) (Abb. 5) zeigt deutlich eine erkennbare Schaffensphasen hindurch eigene Bilder war ein Berliner Kunstmaler, Illus- Mauerstruktur mit der Form eines übermalte, lässt weitere Überraschungen trator und Karikaturist, der unter Totenkopfes und Kreuze im Hintergrund. erwarten. Die nächsten Röntgenunter- anderem für seine humoristischen Abb. 6 Darstellungen des Berliner Alltags- Damit verweist das Ergebnis auf Felix Nussbaum, »Friedhof« (»Friedhof mit suchungen sind bereits in Planung. Wir lebens bekannt war. Diesen Hin- die Bilder zum Themenkreis Tod und Windmühle«), 1929 (WV 108) werden in den FN-Nachrichten berichten. weis verdanke ich dem Übersetzer Technik, Bildträger und Maße unbekannt Sterben, mit dem sich Nussbaum Ende Richard Toovey in Berlin. Abbildung aus: Kunst der Zeit 1930, S. 247 der 1920er-Jahre mehrfach beschäftigte. anne sibylle schwetter Eine Mauer mit Totenkopfgraffiti findet kuratorin sammlung felix nussbaum , sich in dem Gemälde »Friedhof« (»Fried- museumsquartier osnabrück hof mit Windmühle«) (Abb. 6) wieder, das wie die »Judengasse in Antwerpen» zu den verschollenen Arbeiten Nuss- baums gehört, die nur durch Schwarz- Weiß-Fotografien erhalten sind. Der direkte Vergleich mit dem Bild »Friedhof« gibt weitere Hinweise zur Wie funktioniert das Röntgen? Lesbarkeit des Röntgenbildes: Die Mauer kann als Friedhofsmauer iden- Und was verraten uns die Bilder? tifiziert werden und weitere Kreuze hinter der Mauer sowie eine Mühle mit weißem Fensterkreuz werden sichtbar. Röntgenstrahlen sind für das mensch- eine Art Film, der durch Röntgenstrah- mensetzung absorbieren (»schlucken«) Selbst die Witwen mit ihren Trauerkrän- liche Auge nicht wahrnehmbare elektro- len belichtet wird. Für ein aussagekräf- die Farben die Röntgenstrahlen unter- zen lassen sich im Röntgenbild andeu- magnetische Wellen. Wie beim Röntgen tiges Röntgenbild sind nicht nur die schiedlich stark. Folglich sind verschie- tungsweise erkennen. von Körpern in der Medizin, können Intensität und Dauer der Strahlung dene (Farb-)Schichten und Schatten Der direkte Vergleich zeigt aber diese Strahlen buchstäblich »Licht« in entscheidend. Auch die chemische mal besser, mal schlechter sichtbar. auch, dass es sich bei dem Bild unter ein Kunstwerk und seine unterschied- Zusammensetzung und die Dichte des Dies ist auch bei den Werken von Felix dem Stillleben nicht um das verscholle- lichen Ebenen bringen. Sichtbar wer- von dem Künstler oder der Künstlerin Nussbaum der Fall. Das sogenannte ne Gemälde »Friedhof« handeln kann. den beispielsweise Malschichten oder verwendeten Materials spielt eine Rolle. »Bleiweiß« zum Beispiel »schluckt« auf- Denn trotz der motivischen Überein- Besonderheiten des Bildträgers. So ist Um das Röntgenbild optimal deuten grund seines hohen Bleigehaltes sehr stimmungen sind deutliche Abweichun- es unter anderem möglich, Übermalun- zu können, muss man etwas über die viel Röntgenstrahlung. Im Röntgenbild gen festzustellen: Die Gestaltung der gen, Reparaturen oder verdeckte Signa- chemische Zusammensetzung und die treten diese Teile daher hell hervor. Mauergraffitis mit dem Totenschädel turen zu erkennen. Eigenschaften von Materialien wissen. und den gekreuzten Knochen sind eben- Beim Röntgen eines Kunstwerks Farben beispielsweise setzen sich so wie die Kreuze hinter der Mauer und befindet sich – genau wie beim Rönt- aus verschiedenen Pigmenten und Bin- ihre Platzierung nicht deckungsgleich gen eines Menschen – hinter dem Bild demitteln zusammen. Je nach Zusam- Abb. 5 ausgeführt. Das Gemälde »Friedhof«, Röntgenbild zu WV 334 das hier offenbar in einer zweiten 6 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 7
Unterwegs mit Felix Nussbaum Eine ungewöhnliche Tournee 28. März zu zeigen. Die Corona-Pande- Kunst und Kreativität in Derby, ist für Bereits für den 9. September 2021 steht mie führte mit ihren Reisebeschränkun- unser Projekt eine ideale Einrichtung eine mehrwöchige Ausstellung im Holo- gen jedoch dazu, dass die Ausstellung und Partnerorganisation zugleich. Vor- caust-Museum der Slowakei fest. Das erst Anfang Juni ihre Rückreise nach gesehen waren parallele Vermittlungs- Museum, Zweigstelle des jüdischen Teils »Wenn ich untergehe, lasst meine Bilder sogenannten Flightcases, sowohl die Osnabrück antreten konnte. Eigentlich projekte mit dem Ziel, »durch diese Aus- des slowakischen Nationalmuseums, nicht sterben. Zeigt sie den Menschen.« Bilder als auch alle begleitenden Mate- hätte sie da bereits seit dem 16. April stellung zwei zentrale Knotenpunkte, befindet sich in einem einstigen KZ in Diese Bitte Felix Nussbaums ist für rialien, Werbeutensilien und die gesam- an ihrem zweiten Standort sein sollen, das Felix-Nussbaum-Haus, Osnabrück, Sered‘ bei Bratislava. Auch hier wollen unsere Gesellschaft eine beständig te Ausstellungstechnik mitzuführen. der Staatlichen Akademie der Künste und die Artcore Galerie, Derby, zusam- wir mit engagierten Partnern das Aus- wirksame Aufforderung, das Wissen um Geplant war, die Ausstellung im in Minsk. Nicht nur Corvid-19, sondern menzubringen, wodurch ein neues, stellungsprojekt, dann ohne Pandemie- sein Werk, zu dem seine Bilder über den »Refter«, einem früheren Kreuzgang auch die katastrophalen Einfuhrbedin- künstlerisches Licht auf die Philosophie einschränkungen, weiter fortsetzen. Holocaust gehören, wie auch um seine und heutigen Ausstellungskomplex am gungen nach Belarus vereitelten diesen von Partnerstädten geworfen wird.« Wir können mit der Wanderausstel- künstlerische Größe zu erhalten und Rathaus der Stadt Haarlem, bis zum Plan. Im Bemühen um eine Alternative Dieser Ansatz von »Artcore« kann nun lung auch deshalb so flexibel reagieren, weiterhin zu vermitteln. waren die Abstimmungen mit der deut- ebenfalls aktuell nicht realisiert werden. wie im Jahr 2020 bewiesen, weil es So planten wir seit 2015 eine schen Botschaft in Warschau schon Die Entwicklung der Corona-Fallzahlen sich bei den 20 Nussbaum-Bildern um Wanderausstellung mit den Reproduk- fortgeschritten, doch Corona hat auch machte es uns als Veranstalter nicht Reproduktionen handelt. Sie ersetzen tionen wichtiger Werke Nussbaums hier durch Quarantänebedingungen möglich, zum geplanten Zeitpunkt mit sicher nicht die Originale, machen es in einigen europäischen Städten. Sie eine Fortsetzung verhindert. der Ausstellung fortzufahren. Ein neuer aber leichter, zunächst für das Werk zu wurde am 28. Februar 2020 erfolgreich In der Hoffnung, dann aber endlich Termin im Jahr 2021 soll nun dieses interessieren, da Reproduktionen nicht in Haarlem, Niederlande, gestartet. in Osnabrücks englischer Partnerstadt Vorhaben zu einem guten Abschluss die Bedingungen und Aufwendungen Nach intensiver Vorbereitung hatten Derby den weiteren Tourneeplan umzu- bringen und zugleich die beiden Part- erfüllen müssen, die in Museen oder wir uns auf den Weg machen können, setzen, war die nächste Station vom nerstädte noch stärker zu verbinden. Galerien für Originale vorausgesetzt um den Menschen einen, vielleicht 26. November bis 21. Dezember 2020 Weitere Planungen konzentrieren werden. Dies sollte für uns eine Chance ersten, Eindruck zu vermitteln, welche dort vorgesehen. Die relativ kurze Aus- sich daher auf das kommende Jahr. In sein, den zu Beginn zitierten Worten Bedeutung diesem Künstler heute für stellungsdauer wurde wiederum durch der Hoffnung, die Pandemie zu überwin- von Felix Nussbaum zu entsprechen. die europäische Malerei des letzten einen weiteren Umstand bestimmt – den, sind bislang als nächste Standorte Jahrhunderts zukommt. Mit der Vor- den Brexit und die damit verbundenen Angers, Osnabrücker Partnerstadt in planung verbunden war zugleich eine Unsicherheiten bezüglich der Zoll Frankreich, sowie Camp de Milles in heiko schlatermund logistische Herausforderung, die es uns bestimmungen ab dem 1. Januar 2021. Südfrankreich, eine Gedenkstätte für ermöglichen sollte, mit lediglich zwei Die Galerie »Artcore«, ein interna- ein früheres Internierungslager, vorge- flexibel zu bewegenden Transportkisten, tionales Zentrum für zeitgenössische sehen. 8 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 9
Großes Interesse an den historischen Stadtrundgängen zur jüdischen Geschichte in der NS-Zeit Aus der Vergangenheit lernen – Führungen »Jüdische Geschichte« Die Felix-Nussbaum-Gesellschaft lädt treibung und Vernichtung der jüdischen In ihrer Führung auf den Spuren Felix seit Anfang 2020 dazu ein, die Geschich- Gemeinde Osnabrück 1900 –1945«), Nussbaums beschäftigte sich Anne te und Geschichten jüdischen Lebens Anne Sibylle Schwetter, der Kuratorin Sibylle Schwetter mit der Jugend des in Osnabrück kennenzulernen. In the- der Sammlung Felix Nussbaum im Malers, die er selbst als »glückliche matisch geführten Stadtrundgängen Museumsquartier Osnabrück, Dieter Zeit« bezeichnete und die vom bürgerli- werden dabei an historischen Orten Przygode (Autor des Buches »Von Bram- chen Lebensstil der Familie geprägt war. ausgewählte Biografien und Schicksale sche nach Buenos Aires. Auf den Spuren Felix Nussbaum teilte mit seinem Vater jüdischer Mitbürger*innen vorgestellt, der jüdischen Familie Voss«) und Rolf nicht nur die Verbundenheit mit seiner die in den Jahren der Weimarer Repub- Spilker, dem langjährigen Direktor und Heimatstadt, sondern auch die Liebe lik in Osnabrück lebten und als Teil der Geschäftsführer des Museums Indus zur Kunst. Die Teilnehmenden erfuhren, Stadtgesellschaft das kulturelle Leben triekultur. wie Osnabrücker Motive noch bis 1941, in der Stadt mitgestalteten. Im Rahmen der Kooperation mit als die Familie längst ins Exil getrieben Dabei wird die Alltagsrealität der der Volkshochschule Osnabrück, die war, Eingang in Felix Nussbaums Bilder- schrittweisen Diffamierung und Aus- die Führungen in ihr Programm auf- welt fanden. grenzung ab 1933 bis hin zur Verfolgung nahm, wurde das Projekt in einer Im Juli unternahmen Martina und Deportation anhand von Einzel- Handreichung des Deutschen Volks- Sellmeyer und Dieter Przygode eine schicksalen lebendig. Die Rundgänge hochschulverbands zum Thema »1700 Radtour durch Eversburg. Im Kriegsge- führen an Wohnorte, Geschäfte und Jahre jüdisches Leben in Deutschland« fangenenlager OFLAG VI C überlebte Orte der Verfolgung und vermitteln aufgenommen, mit der den Koopera die größte jüdische Gemeinschaft einen persönlichen und lokalen Zugang tionspartner*innen Empfehlungen für im deutschen Reich der NS-Zeit den zur kulturellen, sozialen und politischen verschiedene Veranstaltungsformate Holocaust. In Eversburg gab es auch Geschichte Osnabrücks: von der Inte gegeben werden. Die Osnabrücker einen jüdischen Unternehmer, der hier gration der jüdischen Gemeinde in die Stadtrundgänge der Felix-Nussbaum- eines der führenden Unternehmen der Stadtkultur bis zu ihrer Vernichtung in Gesellschaft und die Gesellschaft Feinkostbranche in Norddeutschland der Zeit des Nationalsozialismus. selbst bekommen damit bundesweite betrieb und von NS-Organisationen Die Führungen stießen und stoßen Aufmerksamkeit unter den Volkshoch- massiv bedroht und schließlich enteig- noch immer auf ein überwältigendes schulen. net wurde. Interesse. Die Termine sind nicht nur Die erste Führung unter dem Titel Im September gingen Rolf Spilker schnell ausgebucht, sondern mit bis zu »Rabbiner, Ritualbeamter, Kantor« im und Martina Sellmeyer bei einem Ein- 60 Anmeldungen pro Führung um das März beschäftigte sich mit der Frage, kaufsbummel in »Neu Jerusalem« der Vielfache der möglichen Personenzahl wer die jüdische Gemeinde bis zu ihrer Frage nach, welche Rolle jüdische Kauf- überbucht. Vernichtung im Nationalsozialismus leute bei der rasanten Entwicklung der Etliche Interessierte meldeten sich leitete und wo sie betete. Die Gemein- Großen Straße seit Anfang des 19. Jahr- gleich nach Erscheinen des Programms de hatte nur kurze Zeit einen eigenen hunderts spielten. Die Kaufhäuser jüdi- für mehrere der Führungen an, die über Rabbiner und musste sich während der scher Inhaber trugen einen nicht uner- die Website der Gesellschaft und einen längsten Zeit ihrer Existenz mit viel heblichen Anteil zum wirtschaftlichen Flyer beworben wurden. zu engen Bet-Räumen behelfen. Ihre Erfolg der Stadt bei. Dennoch wurde die Dank der Unterstützung durch die sichtbare Präsenz war in der Stadt nicht Große Straße bereits seit dem 19. Jahr- Stadt Osnabrück, die Herrenteichslai- erwünscht. Nur 33 Jahre lang konnte hundert zum Ziel agitatorischer Angriffe schaft und die Jüdische Gemeinde Osna- sich die Gemeinde in einer eigenen wür- auf die jüdischen Geschäftsleute der brück können die Führungen kostenlos devollen Synagoge versammeln. Stadt. Immer wieder versuchten die angeboten werden. Durchgeführt wer- Nach dem Ausfall der Führungen Interessenvertretungen der Einzelhänd- den sie von Martina Sellmeyer (Autorin im April und Mai aufgrund der Corona- ler, sie mit unfairen Methoden aus dem der Dokumentation »Stationen auf dem Pandemie wurde das Programm im Juni Wettbewerb zu drängen, bis dies den Weg nach Auschwitz. Entrechtung, Ver- wieder aufgenommen. Nationalsozialisten tatsächlich gelang. 10 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 11
heit. Ihre Nationalität aber war deutsch, und dem Land, in dem sie seit vielen Generationen lebten, galt ihre volle Loyalität. In den Gesprächen mit den Teilneh- menden der Stadtrundgänge wurde deutlich, dass es nicht nur historisches Interesse ist, das so viele Menschen zur Teilnahme bewegt. Viele interessieren sich für das Thema aufgrund der aktuel- len antisemitischen Vorfälle in Deutsch- land – nach dem Motto »Aus der Vergangenheit lernen«. Die Führungen entsprechen damit genau der Inten- tion der Felix-Nussbaum-Gesellschaft, das Vermächtnis Felix Nussbaums als Auftrag zu verstehen, sich den gesell- schaftspolitischen Herausforderungen unserer Gegenwart zu stellen. Aufgrund des großen Interesses – bisher sind insgesamt 270 Anmel- dungen eingegangen und wegen der beschränkten und durch Covid-19 zusätzlich reduzierten Teilnehmerzahl konnte nur rund die Hälfte der Perso- nen an den Angeboten teilnehmen – Die Führung im Oktober, »Auf den Spu- kungen wegen Covid-19 leider nicht ist eine Fortsetzung der Stadtrund- ren der NS-Zeit im Katharinenviertel«, stattfinden. Sie folgen den Spuren der gänge geplant. Wir informieren Sie beleuchtete die zentrale Rolle des Opfer, Täter und Zuschauer der Pog- auf der Website der Felix-Nussbaum- Viertels in der Geschichte der jüdischen romnacht zu den Orten, an denen Men- Gesellschaft, wo auch alle Themen und Gemeinde. Hier befand sich mit der schen mitten in der Nacht aus ihren Termine angekündigt werden. Synagoge der religiöse Mittelpunkt Häusern geprügelt und zusammen- Die Stadtrundgänge stießen nicht die interessante und sehr engagierte der Osnabrücker*innen mit jüdischer getrieben wurden und ihre Geschäfte nur auf ein riesiges Interesse in Osna- Führung durch die jüdische Welt in Religion, hier verbrachten die jüdischen geplündert wurden. brück und Umgebung, sondern auch Osnabrück« und wünschte »alles Gute Kinder ihre ersten vier Schuljahre in der Im Januar 2021 beschäftigt sich Mar- auf ein äußerst positives Feedback. für Ihre weitere Arbeit und viele Unter- Israelitischen Elementarschule. Außer tina Sellmeyer mit den »Patrioten mit Teilnehmer*innen lobten den Einsatz stützer in Bürgerschaft, Kirche und der Parteizentrale im »Hitlerhaus« jüdischer Religion« – Kriegsteilnehmer für die Geschichtsvermittlung vor Ort, Politik.« Das wünschen wir uns auch. waren auch Hitlerjugend, Gestapo und des Ersten Weltkriegs, die ihr Leben »noch dazu umweltfreundlich mit dem SA im Viertel präsent. für ihr Heimatland riskierten, während Rad«. Ein Teilnehmer bedankte sich »für martina sellmeyer Zwei für November geplante Rad- Osnabrücker jüdische Frauen sich an touren sollten den Spuren der Opfer, der »Heimatfront« für die Verwunde- Täter und Zuschauer an den Orten der ten und das Vaterland engagierten. Pogromnacht folgen. Beide Radtouren Ihr Judentum war für die Osnabrücker waren bereits ausgebucht, konnten Gemeindemitglieder eine religiöse, Mehr Informationen unter: www.fng-os.de/projekte/juedisches-leben/ schließlich aber in Folge der Einschrän- sicher auch eine kulturelle Angelegen- 12 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 13
Handabdrücke der Familien Nussbaum und Gossels aus Amsterdam Spuren und Fundstücke Im Frühjahr 2020 nahm die niederländi- es uns obendrein fast so vor, als würden sche Historikerin Alexandra Nagel mit wir nachträglich mit einem Händedruck uns, dem Team von »Flucht 1937«, über als Gruß aus der Vergangenheit belohnt. Facebook Kontakt auf (www.facebook. Meerloos Rückschlüsse auf die com/Flucht1937). Was Alexandra teilen Gesundheit, den Charakter oder das wollte, war für uns eine kleine Sensa Schicksal dieser Personen sind leider tion: Handabdrücke der Familien Nuss- nicht überliefert. Allerdings wissen wir, baum und Gossels, die aus der Hand- dass er einige Zeit ein Nachbar von lesepraxis von Philip Leonard Meerloo Emma Gossels-Heilbrunn war, als sie in stammten. Meerloo war zwischen 1936 Amsterdam in die Albrecht Dürerstraat und 1942 ein professioneller Chirologe zog. (Handleser) in Amsterdam. Julius Spier, Meerloos größter Kon- Alexandra wurde im Rahmen kurrent, wohnte in der Courbetstraat, ihrer Recherchen für ihre gegenüber von Alfred und Minna Gos- Doktorarbeit über den Psycho- sels. Es gibt jedoch keinerlei Belege Chirologen Julius Spier auf dafür, ob sie möglicherweise Spier Meerloo aufmerksam. Sie nahm ebenfalls konsultiert haben. Interes- mit dessen Sohn, Philip Meer- sant könnte es sein, zu erfahren, ob ein loo jr., Kontakt auf, der ihr aus heutiger Chirologe ohne biografisches dem Nachlass seines Vaters Vorwissen über die Personen mit den 1.300 Handabdrücke überließ. vorhandenen Abbildungen Deutungen Darunter waren die Abdrücke vornehmen würde bzw. könnte. der Handlinienflächen von Mit Ausnahme von Auguste Mina Alfred Gossels, seiner Mutter Thormann-Gossels wurden alle anderen Emma, seiner Frau Mina, eben- Mitglieder der Familien Gossels und so die von Justus Nussbaum, Nussbaum nur wenige Jahre danach dem älteren Bruder des Malers deportiert und ermordet. Alfred Gossels Felix Nussbaum – entstanden war 1944 erst 34 Jahre alt, seine Mutter 1941 und 1942 in Amsterdam; Emma 70, Justus Nussbaum 43. Mina es waren Abdrücke jener Gossels überlebte das Konzentrations- Menschen aus Osnabrück, die lager Ravensbrück und wohnte bis Ende damals im Amsterdamer Exil der 1950er-Jahre in Amsterdam. Danach lebten und die in unserem Film kehrte sie in ihre Geburtsstadt Osna- »Flucht 1937« eine wichtige brück zurück, wo sie 1989 starb. Rolle spielen. Zehn Prozent der Philip Leonard Meerloo, Mitglied Sammlung sind Handabdrücke einer Widerstandsgruppe und jüdischer Philip Leonard Meerloo von Shoah-Opfern und auf Abstammung, wurde verraten, verhaftet (fotografiert von Godfried de Groot), der Webseite Joods Monument ver- und 1942 im KZ Amersfoort ermordet. Quelle Archiv Philip Meerloo, mit freundlicher Genehmigung von Philip fügbar (www.joodsmonument.nl/en/ Er wurde 34 Jahre alt. Er hinterließ eine Meerloo jr. und Marjolijn Gibes-Meerloo. page/215047/philip-leonard-meerloo). Frau (schwanger mit seinem Sohn) Mit diesen Bildern vor Augen fühlten sowie eine Tochter. Abigail und ich uns zurückversetzt in den Sommer 2015, als wir ein halbes mark mathew Jahr lang mehr über diese Personen und ihren Lebensweg erfahren wollten. Damals hatten wir zu den Namen noch keine Gesichter. Erst dank der Funde Handabdrücke oben von links nach rechts: Justus Nussbaum, Emma Gossels in diversen Archiven und dem Quellen- unten von links nach rechts: Alfred Gossels, Mina Gossels-Thormann material von Zeitzeugen nahmen die Menschen für uns Gestalt an. Das waren Quelle: Archiv Philip Meerloo, bewegende Momente. Und jetzt kommt mit freundlicher Genehmigung von Philip Meerloo jr. und Marjolijn Gibes-Meerloo 14 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 15
»Gegenwärtig – Zeitgenössische Künstler*innen begegnen Felix Nussbaum« Nasan Tur Er spürt in sich hinein, horcht den inne- Für das Soundobjekt »Deutschland« ren Stimmen nach, gibt den Gefühlen (2019) modifizierte Nasan Tur eine histo- Raum – Getriebensein, Zerrissenheit, rische Drehorgel, sodass sie selbsttätig Ängste, Beklemmung, Mitgefühl, Wider- zu spielen begann und in langgezo- stand, Verehrung oder Wünsche –, um genen, gequälten Tönen die deutsche die Gedanken, die daraus folgen, in sei- Nationalhymne zu hören gab. Felix ner Kunst zu reflektieren. Trotzdem sind Nussbaum erschuf zu seiner Zeit mit seine Kunstwerke alles andere als Arbei- dem Orgelmann ein Bild der Einsamkeit ten, die einzig um seine Person kreisen. und Melancholie eines Künstlerda- »Meine Kunst befragt unsere Rolle seins. Er wählte mit der Drehorgel ein in der Gesellschaft – sie fragt nach dem Instrument, das kein virtuoses Spiel Sinn und warum wir das tun, was wir erlaubt und bei welchem das gestanz- tun.« (Nasan Tur) te Lochband einzig die immer gleiche Eher als Soziologe denn als Künst- Leier wiederholen lässt. »Beides macht ler empfand sich Nasan Tur zu Anfang sie für Nussbaum zum Symbol des seiner Laufbahn. Nach wie vor sind die menschlichen Daseins allgemein, in der wissenschaftlichen Erkenntnismetho- Besonderheit seiner Situation aber zum den essentiell für sein künstlerisches Symbol seiner künstlerischen Tätigkeit Schaffen: sehen, analysieren, Thesen in der Emigration«1. Nasan Tur nun ver- aufstellen. Sein Beobachtungsfeld ist die knüpft diese symbolische Bedeutung Gesellschaft mitsamt ihren Produkten bei Nussbaum, die auch Ausgrenzung wie Politik und Medien; mit ihrem Kern, und Isolation anspricht, mit dem Heute dem Menschen und dessen Handlungs- und der Betrachtung von Begriffen wie rahmen; mit sich selbst als einem Teil »Nation« oder »national« und identitäts- der Gesellschaft. Für Nasan Tur ist die stiftenden Kulturgütern wie den Natio Kunst Mittel zur Reflexion; er gibt sie nalhymnen, die zusammenschließen, den Betrachtenden als Mittel zur Kom- aber ebenso eingesetzt werden, um munikation. abzugrenzen und auszuschließen. Die Ausstellung im Felix-Nussbaum- In Turs Fotografie »Agony« treffen Haus präsentierte ältere Werke von natürliche Feinde aufeinander – hier Nasan Tur, die im Zuge der Begegnung Schaf und Schakal. Entgegen der Erwar- des Künstlers mit dem Leben und Werk tung ist es aber das Schaf, das dem Felix Nussbaums eine neue Aktualität Schakal in die Kehle beißt. Oder liebkost bekommen hatten, und für die Ausstel- die weiße, weiche Schnauze den Hals lung neu geschaffene Arbeiten als Reak- des Raubtieres? »Agony« ist eine meta- tion und Kommentar auf die gegenwär phorische Arbeit und für Nasan Tur ein tige Begegnung. Ausdruck des Widerstandes, ein »Nicht- Blick in die Ausstellung Im Raum der Gegenwart stand man akzeptieren-Wollen« von vorgegebenen »Nasan Tur« im »Raum dem wandfüllenden Video »Run« (2004) vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten. der Gegenwart« des Felix- Als ich letztes Jahr die Ausstellung von man und reagiert mit Unverständnis Nussbaum-Hauses, 2020 gegenüber und verfolgte einen ren- Die Fotografie befragt die Verhältnisse: Nasan Tur vorbereitete und mich in oder Betroffenheit. Nacktheit, also die nenden Mann in Rückenansicht, der in Wie leben wir? Wie reflektieren wir? seine Werke vertiefte, wurde wieder bildliche Nacktheit, das Pure, das Unver- beengten Raumverhältnissen hastig im Und wie wollen wir leben? kehrend ein Satz in meinem Kopf laut: deckte ist ungewöhnlich geworden und Kreis läuft, ohne Anfang, ohne Ende, im »Plötzlich geht es nicht mehr nur um »Ohne die Kleider fallen zu lassen, bedeutet schutzlos und angreifbar zu Dauerloop, kein Ausweg. Die durchdrin- die Umkehr von Machtverhältnissen, macht Nasan Tur sich nackt«. sein. Stattdessen uniformiert man sich, gende Soundkulisse der auf den Boden sondern um die Macht des Perspektiv- Das Sprichwort des Sich-nackt- verbarrikadiert sich hinter unsichtbaren aufschlagenden Schuhe, die Größe des wechsels« (Harff-Peter Schönherr, TAZ, Machens ist in unserer Welt mit Skepsis Masken und emotionalen Rüstungen Videos und die Nähe zu dem Flüchten 05.01.2020). verbunden: »Willst du dich wirklich so oder guckt schlichtweg weg, weil das den zogen die Betrachter*innen in Eine Einladung zum Perspektivwech- nackt machen?«, fragt man Freunde und Sichtbare kaum zu ertragen ist. 1 Berger, Eva u.a., Felix Nussbaum. dieses Bild der Ruhelosigkeit, des Getrie- sel ist auch das Projekt »Ausblicke«, das denkt, man schützt sie. »Er oder sie hat Für Nasan ist diese bildliche Nackt- Verfemte Kunst, Exilkunst, Wider- benseins und des Nichtankommenkön- Nasan Tur als partizipatives Werk im sich ganz schön nackt gemacht«, sagt heit, das Menschsein, Motor seiner Kunst. standskunst, Bramsche 2007, S. 289 nens hinein. Sinne der Prozesskunst parallel zu der 16 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 17
Blick in die Ausstellung »Nasan Tur« im »Raum der Gegenwart« des Felix- Nussbaum-Hauses, 2020 ins Auge fallen, wenn man Angst haben sie die Ausstellung von Nasan gesehen ich würde sagen, dass die Ausstellung zur müsste, dass an die Tür geklopft wird hatte. Damals, vor nun fast einem Jahr, Selbstbefragung einlädt. Und dass es um und man gezwungen werde, das Land antwortete ich mit dem Untertitel der Austausch geht, darum, (sich) zu sehen. zu verlassen? Wie würde ich mit dem Ausstellungsreihe, in welche Nasans Heute betrachte ich Nasans Kunst Gefühl der Unsicherheit leben? Präsentation eingebunden ist: »Zeitge- als Einladung an uns alle, sich ein wenig Zum Ende der Ausstellung werden nössische Künstler*innen begegnen Felix »nackter« zu machen: ehrlich, sensibel die Fotos der »Ausblicke« als Plakatak- Nussbaum« und verwies darauf, dass in und verletzbar zu sein, Angst zu benen- tion zurück in die Stadt geschickt und dieser Reihe die Aktualität der Themen nen und Wut zu spüren. Seine Kunst laden in den eigenen vier Wänden zu und Fragestellungen von Nussbaums ist der Spiegel, in dem man sich unge- einem Perspektivwechsel ein. In dem Arbeiten in unserem Heute befragt wird. schminkt entdecken kann: Was bin ich Buch, das mit den Plakaten veröffent- Wie in diesem Text ging ich auf die ein- und wer möchte ich sein? Seine Kunst licht wird, sehen wir die Menschen, die zelnen Werke der Ausstellung ein und ist es auch, die uns am Ende zeigt, dass in den Wohnungen leben, und erfahren erzählte Nasans Geschichte dazu, bet- wir alle gleichermaßen menschlich sind. von ihnen, von ihrer Geschichte, von tete die Werke in den Kontext von Felix Wie das Werk von Felix Nussbaum ist ihren Erlebnissen. Nussbaum ein und leistete den Transfer das von Nasan Tur eine Auseinanderset- »Es ist eine der kleinsten, aber zu der Bedeutung für die Besuchenden. zung mit dem Menschen innerhalb des zugleich eine der berührendsten, bewe- Heute – mit der Erfahrung vieler Gesellschaftskörpers, eine Befragung gendsten Ausstellungen, die dieses Gespräche in der Ausstellung und mit seines Handlungsrahmens und am Ende Haus je gezeigt hat. Mit alptraumhaften dem Kennenlernen von den Projektteil- ein starkes Plädoyer gegen Rassismus, Szenen der Fremdheit und Flucht kon- nehmenden und ihren Geschichten – gegen Ausgrenzung und gegen Ent- frontiert sie uns mit Szenen der Zerfa- würde ich anders antworten; ich würde menschlichung. serung jeglicher Identität, existenzieller sagen, dass es um das Fühlen geht, um Unsicherheit.« (Harff-Peter Schönher, das Mitfühlen, um das Zuhören und Hin- dr. mechtild achelwilm TAZ, 21.07.2020) einhorchen; ich würde antworten, dass kuratorin zeitgenössische »Was ist das Thema?«, fragte eine das Thema das Hinschauen ist und es kunst und programm, Teilnehmerin der »Ausblicke«, nachdem darum geht, eine Haltung einzunehmen; museumsquartier osnabrück Johanna Diehl: Taubes Geäst 13. Dezember 2020 bis 14. November 2021 In ihrem Beitrag zum Projekt »Zeitge- volle Symbolik, die in Nussbaums Werk Den Blick zu werfen auf das, was nicht nössische Künstler*innen begegnen besonders in den Jahren 1939 bis 1944 im Fokus steht, auf das Abseitige außer- Felix Nussbaum« dringt die Künstlerin subtil am Rande auftaucht, in den Vor- halb des Bildzentrums, charakterisiert Johanna Diehl tief in das Leben und dergrund. Diehl konzentriert sich u. a. Diehls künstlerisches Vorgehen. Hier, Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus Balkone gegenüberliegender Wohn Werk Nussbaums ein. Die international auf die gestutzten Bäume aus Nuss- in den Zwischenräumen, sucht sie das angestoßen hat. Für die »Ausblicke« einheiten – nichts Ungewöhnliches. Nor- renommierte Fotokünstlerin begibt sich baums Symbolik, die mitunter für das Eigentliche unter Bezugnahme auf Wal- besuchte Nasan Tur Menschen, die in malerweise sind es aber nicht wir, die auf Spuren Felix Nussbaums während frühzeitig Um-die-Existenz-gebracht- ter Benjamins Passagenwerk: »In den Osnabrück im Exil leben, um sich auszu- Betrachter der Fotografien, die aus die- des Exils und der Flucht und untersucht, Werden stehen. Auch richtet sie ihren Falten der Geschichte befindet sich das tauschen, um einander kennenzulernen sem Fenster schauen. Durch die Fotogra- in welcher Gestalt sein vom Widerstand Blick auf die beschädigten Musikins- Eigentliche, im Subjektiven, Alltäglichen, und voneinander zu erfahren. Am Ende fien nehmen wir den Platz einer Person geprägtes Werk heute noch präsent ist. trumente in den Bildern Nussbaums, also in dem Nicht-in-den-offiziellen- der Treffen machte Nasan Fotografien ein, die in Osnabrück im Exil lebt. Wären In den eigens für die Ausstellung wie Lauten und Geigen, sowie auf das Geschichtsbüchern-Verzeichneten« ihrer Ausblicke – ihrer Fenster mit die Gedanken in der Situation die glei- im Felix-Nussbaum-Haus entstandenen Fragment einer Partitur und beschäftigt (Johanna Diehl). ihrem Blick in die Stadt. Man sieht chen? Würde man über das Wetter nach- Fotografien und Filmen (in Zusammen- sich mit der darin spürbaren Vorahnung Fensterrahmen, Blicke durch das Glas, denken, wenn man Sorge hätte, beim arbeit mit dem Künstler und Musiker des Verlusts des Lebens, des Zerfalls Sonnenstrahlen, man erkennt benach- Einkauf beschimpft zu werden? Würde Raphael Sbrzesny) tritt die geheimnis- Europas. barte Häuserzeilen, sieht bepflanzte auch die Balkongestaltung der Nachbarn 18 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 19
Nussbaum-Bild als Faksimile im Vatikan Der Flüchtling – Europäische Vision Juden in ihrer tödlichen Falle einsperre. Ein Tisch in dieser Größe lädt zu nor- prangert in seinem Rundschreiben in Zugleich wird unterstrichen, wie sehr malen Zeiten zum Essen ein, verführt mehreren Kapiteln den Egoismus von dieses Bild das Exil als die von nun an zum geselligen Miteinander der Groß- Rechtspopulisten und Nationalisten unumkehrbare Lage des Künstlers zum familie bei Speis und Trank, wie es an und fordert eine menschenwürdige Ausdruck bringe. Dessen Mitte wird zur jüdischen Tradition besonders am Migrationspolitik, wobei er betont, dass beherrscht von einem langen und brei- Sabbat ganz selbstverständlich dazu- Abschottung und Abwertung anderer ten, makellos weißen Tisch, auf dem gehört. Nichts davon ist hier auch nur nicht zur Lösung der weltweiten Kri- ein Globus thront, die Umrisse Europas angedeutet. Und doch kann ich mich sen führe. »Wer daraus seine Identität zeigend und einen gelblich-braunen, des Eindrucks nicht erwehren, als habe gewinne, verrate die Ideale von Freiheit runden Schatten auf die Tischplatte den Künstler die Erinnerung und der und Gleichheit« (so in Publik Forum wie- werfend. Mich hat in dem erwähnten schmerzliche Verlust solcher Art fröh- dergegeben). Mir fällt dazu ein jüngst Katalog aus Paris die Formulierung »le licher Tischgemeinschaft beim Malen erschienenes Buch von Heribert Prantl rectangle immaculé« (das unbefleckte geführt. ein: »Außer man tut es«. Im Vorwort Rechteck) nachdenklich gemacht. Was Wie verzweifelt die Situation ins- unterstreicht der namhafte SZ-Journa- hat Felix Nussbaum bewogen, diesen gesamt für den am äußersten Ende list: »Es geht immer um den Ausgang Tisch so großflächig und so unschuldig des Tisches Kauernden ist, das zeigt des Menschen aus der gesellschaftszer- weiß darzustellen? Daneben wirkt besonders eindringlich der Blick nach störenden Gleichgültigkeit«. Es lohnt, ja die auf einem Hocker kauernde, draußen. Ein runder Torbogen lässt im darüber nachzudenken, jeden Tag aufs schwarz gekleidete Gestalt des Flücht- Hintergrund kahle Hügel, entlaubte Neue und nicht zuletzt beim Blick auf lings, das Gesicht in den Händen ver- Bäume, dazu tief fliegende schwarze Nussbaums Gemälde »Der Flüchtling«. graben, Stock und Reisebündel neben Vögel erkennen – ein einziges Bild ihm auf dem Boden, noch verzweifelter der Hoffnungslosigkeit, voller Trauer karin jabs-kiesler und hilfloser. und Melancholie. Papst Franziskus Spätestens seit 2015, dem Jahr der Auf- Papst diese Enzyklika »als demütigen nahme so vieler Flüchtlinge in unserem Beitrag zum Nachdenken« geschrieben Land, kommt dem Werk »Der Flüchtling« habe, zudem dazu angeregt worden sei – Öl auf Leinwand, nach 1939 – eine durch die Begegnung mit Großimam noch größere Bedeutung zu als schon Ahmad al-Tayyeb 2019 in Abu Dhabi. zuvor. Was für ein Gemälde, so sparsam Was für eine Nachricht! Vor Jahren noch in seiner Farbigkeit, so eindringlich in undenkbar, unter welchem päpstlichen seiner Aussage, dabei die persönliche Vorgänger auch immer! Lage des Malers Felix Nussbaum im Was macht dieses Gemälde »Der Jahre 1939 in so berührender Weise vor Flüchtling« so bewegend? Wir sehen ja Augen führend! nur wenige charakteristische Elemente: Diese Arbeit nun wurde als Faksimile Einen hohen, fast leeren, kahlen Raum Mitte Oktober in Rom Papst Franziskus mit rohen Wänden, von denen Teile persönlich überreicht von Christian des Putzes abgefallen sind, sodass Zie- Wulff, dem früheren Bundespräsidenten gelsteine sichtbar werden. Zur großen und Mitglied unserer Gesellschaft. Die Nussbaum-Ausstellung im Jahre 2010 Übergabe erfolgte zu einem Zeitpunkt, in Paris im Musée d'art et d'histoire du da das päpstliche Rundschreiben Judaisme erschien ein bemerkenswerter »Fratelli tutti« – in Anlehnung an eine Katalog. Darin wird mit Bezug auf die- Formulierung von Franz von Assisi – in ses besondere Werk von einem Raum Deutschland unter dem Titel »Über die mit »aussätzigen Wänden« (aux murs Geschwisterlichkeit« gerade erschienen lépreux) gesprochen und mit Blick auf 1 PUBLIK FORUM Nr. 19, S. 38 f., war. In einem Artikel in PUBLIK FORUM1 deren Farbe assoziiert, dass die braune Britta Baas »Enzyklika wider den Egoismus« entdecke ich den Hinweis, dass der Pest sich über Europa ausbreite und die 20 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020 21
Mitteilungen der Gesellschaft Gratulation Hans-Jürgen Fip Die FN-Nachrichten im Überblick Unser Ehrenvorsitzender Hans-Jürgen von Bildern des Malers errichtet wer- Alle bisher erschienenen Ausgaben der FN-Nachrichten Fip hat im November 2020 seinen den konnte. finden Sie ab sofort digital auf unserer Website: www.fng-os.de/fn-nachrichten 80. Geburtstag gefeiert. Ein Grund zu In seiner Funktion als Osnabrücker gratulieren und für die nächsten Jahre Oberbürgermeister war es ihm ein alles Gute und besonders beste besonderes Anliegen, dieses einmalige Gesundheit zu wünschen. Gebäude errichten zu lassen. Seinem Hans-Jürgen Fip hat nicht nur viele Einsatz verdanken wir einen Ausstel- Jahre die Felix-Nussbaum-Gesellschaft lungsort, der dem Wunsch des Malers als Vorsitzender geleitet, sondern Felix Nussbaum »Wenn ich untergehe, maßgeblich dafür gesorgt, dass das lasst meine Bilder nicht sterben – zeigt Osnabrücker »Felix-Nussbaum-Haus« sie den Menschen« in herausragender als Museum der größten Sammlung Weise Rechnung trägt. Heiko Schlatermund Manuela Maria Lagemann Vorsitzender Geschäftsführerin Felix-Nussbaum-Gesellschaft e. V. Förderer, Partner und Sponsoren Konrad-Adenauer-Ring 20 49074 Osnabrück Wir sind sehr dankbar für die starke Unterstützung durch Hellmann Worldwide Logistics, mit der unsere Wanderausstellung »Unterwegs mit Felix Nussbaum« in die Welt geschickt werden kann, und freuen uns auf die Zusammenarbeit bei vielen weiteren spannenden Stationen und Projekten. Für das kommende Jahr geplant sind Ausstellungen in Derby (England), Angers (Frankreich) und in Bratislava/ Sered´ (Slowakei). Heiko Schlatermund, Vorsitzender Felix-Nussbaum-Gesellschaft (links), Wir danken den Sponsoren für die Herausgabe der FN Nachrichten: Matthias Magnor, Chief Operating Officer Road & Rail Hellmann Worldwide Logistics (Mitte), und Manuela Maria Lagemann, Geschäftsführerin Felix-Nussbaum-Gesellschaft (rechts), mit den Flightcases und Reproduktionen der Nussbaum-Bilder Wir danken den Sponsoren für die Umsetzung der Wanderausstellung »Unterwegs mit Felix Nussbaum« 22 Nachrichten der Felix-Nussbaum-Gesellschaft | Jg 21 | Nr 29 | Dezember 2020
Beitrittserklärung Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur Felix-Nussbaum-Gesellschaft e. V. und erkenne die Satzung an. Name Vorname Anschrift Geburtsdatum Telefon E-Mail Datum Unterschrift jährlicher Beitrag: beitragsfrei Schüler *in , Studierende , OS-Pass-Berechtigte 40 € Einzelpersonen 60 € Ehepaar/Partnerschaft Beitrag für juristische Personen im Sinne von: 120 € Organisation / Verein / Verband 180 € Unternehmen* | anderer Jahresbeitrag: __________ € bis auf Widerruf. * 180 € Mindestjahresspende – höhere Beiträge sind willkommen – gekoppelt mit dem Angebot, Sonderführungen u. Ä. in Anspruch zu nehmen Ich ermächtige die Felix-Nussbaum-Gesellschaft e. V. bis auf Widerruf zum jährlichen Einzug meines Mitgliedsbeitrages erstmalig ab dem Bank IBAN BIC Datum Unterschrift Sparkasse Osnabrück, IBAN: DE28 2655 0105 0000 0044 40, BIC: NOLADE22XXX Satzung der Felix-Nussbaum-Gesellschaft e. V.: www.fng-os.de/satzung/
Sie können auch lesen