Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut

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Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
2|2020

Forschung und
Aktivitäten
April bis Juni 2020
––––––––
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Inhalt

Editorial  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3
Forschungsaktivitäten zur Corona-Pandemie  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
   Konjunkturprogramme unter der Klimaschutzlupe .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
   Studie: Corona-Pandemie hat Auswirkungen aus Digitalisierung und Umwelt .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6
   Post-Corona-Konjunkturprogramme an EU Green Deal ausrichten .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
   Perspektiven des EU Green Deal in Zeiten der Corona-Pandemie .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
   Wie die internationale Klimapolitik zum grünen Aufschwung beitragen kann  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9
   Wuppertal Lunch als Webinar: Klimapolitik am Scheideweg  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
   Perspektiven für die „Post-Corona-Stadt“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
   Das Corona-Virus im Zeichen der Nachhaltigkeitsziele .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 11
   Klimaneutrale Industrie als Maßstab für Konjunkturprogramme .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 11
Forschungstransfer  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
  Wuppertal Institut startet Podcast „Zukunftswissen.fm“  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
  Digitale Plattformen verbrauchergerecht regulieren .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
  Personalia: Uwe Schneidewind hat das Wuppertal Institut verlassen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
  Der 13. Deutsche Nachhaltigkeitspreis  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
  Forschungsstand zu aktuellen Herausforderungen der Energiewende .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
Forschungsprodukte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
  FactorY-Magazin – Freiheit und Klimaschutz: ein Widerspruch? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
  Toolkits für den Strukturwandel in Kohleregionen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
  Infrastrukturbedarfe einer klimaneutralen Industrie in Europa  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
  Die „lebenswerte“ Straße in resilienten urbanen Quartieren .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
  Dialektik des Erzählens und Nicht-Erzählens im Engelsjahr .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
  Sozialer Wandel durch Innovationen aus der Zivilgesellschaft .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
Forschungsprojekte und -ergebnisse .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18
   Roadmap für eine sozial-ökologische Gestaltung der Digitalisierung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18
   Was bedeutet Dekarbonisierung für europäische Energieregionen? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19
   BMBF-Nachwuchsgruppe erforscht Energieeffizienz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20
   Energetische Sanierungen aus einer Hand .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 21
   Lisa Kolde gewinnt BUND-Forschungspreis 2020 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 21
Anhang .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
   Personalveränderungen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
   Neue Projekte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
   Veranstaltungen und Vorträge .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26
   Publikationen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 28

Impressum

Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer
Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des
Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten.

Wuppertal Institut
für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Quartalsbericht 2/2020

Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber
Döppersberg 19, 42103 Wuppertal
Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite GettyImages
Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108
E-Mail: info@wupperinst.org
Internet: wupperinst.org
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Liebe Leserinnen und Leser,

               die Folgen der Corona-Pandemie sind für die Wirtschaft       angekündigt Anfang Juli ein milliardenschweres EU-
               und die Gesellschaft beträchtlich und werden uns noch        Konjunkturpaket zu verabschieden. Die Kommissions-
               einige Jahre begleiten – national wie global. Um die deut-   präsidentin der Europäischen Union (EU), Ursula von
               sche Wirtschaft wieder anzukurbeln, einigten sich die        der Leyen, hat dazu Ende April 2020 klargestellt, dass
               Regierungsparteien am 3. Juni 2020 auf ein umfangrei-        der European Green Deal als Kompass aus der Corona-
               ches „Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket“ sowie         Krise genutzt werden solle. Ziele sind eine moderne,
               ein „Zukunftspaket“. Rund 130 Milliarden Euro in 2020        ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft,
                                              und 2021 sollen insgesamt     die bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr
                                              mobilisiert werden, um        freisetzt und das Wirtschaftswachstum von der Ressourcen-
                                              beispielsweise Familien       nutzung abkoppelt. Doch sind diese beiden Ziele, einer-
                                              und Kommunen zu unter-        seits die gebeutelte Wirtschaft nach Überwinden der
                                              stützen, die Mehrwert-        Corona-Pandemie wieder anzukurbeln und andererseits
                                              steuer zu senken und so       den Klimaschutz zu fördern, auch nach dieser Krisensitu-
                                              dazu beitragen, die ange-     ation gut miteinander vereinbar? Woran sollten sich Post-
                                              schlagene Wirtschaft wie-     Corona-Konjunkturprogramme ausrichten, um die not-
                                              der zum Laufen zu brin-       wendigen langfristigen Transformationsprozesse zu un-
                                              gen. Ein signifikanter Teil   terstützen? Und eignet sich der Green Deal als Wegweiser
                                              des Programms ist aber        aus der Corona-Pandemie? Diesen Fragen ging das Wup-
                                              auch für Investitionen in     pertal Instituts nach und schätzte die bisher gesteckten
                                              den Klimaschutz, wie etwa     Ziele im Diskussionspapier „European Green Deal:
                                              in den Aufbau einer Was-      Geeignete Grundlage für Konjunkturprogramme im Kon-
                                              serstoffwirtschaft, vorge-    text der Corona-Krise?“ wissenschaftlich ein.
                                              sehen und dient damit der
Die Maßnahmenvorschläge des Konjunk-          Abwehr zukünftiger Krisen     Vielen Dank für Ihr Interesse
turprogramms der Bundesregierung be-          durch den weiter fort-        Brigitte Mutert-Breidbach und Manfred Fischedick
wertete das Wuppertal Institut systema-       schreitenden Klimawandel.     (Geschäftsleitung)
tisch anhand der vier Kriterien zeitnahe
Umsetzbarkeit (1), Zielgerichtetheit (2),
                                              Das Wuppertal Institut
zeitliche Begrenzung (3) und nachhaltige      nahm   diese konjunkturpo-
Wirkung (4). Quelle: Wuppertal Institut       litischen Maßnahmen der
                                              Bundesregierung im Dis-
                                              kussionspapier „Konjunk-
               turprogramm unter der Klimaschutzlupe – viele gute Im-
               pulse, aber Nachbesserungen für nachhaltige Wirkung
               erforderlich?!“ genauer in den Blick und bewertet, wel-
               che Maßnahmen wirkungsvoll sind, welche nachgebes-
               sert und welche ergänzt werden sollten.
               Um die Menschen zu unterstützen und die Wirtschaft
               wieder anzukurbeln, hat die Europäische Kommission

                                                                            Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal

                                                                                     Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 3
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Forschungsaktivitäten
       zur Corona-Pandemie

Konjunkturprogramme
unter der Klimaschutzlupe
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                                                          Diskussionspapier | Juni 2020

                                                          Konjunkturprogramm unter der
                                                          Klimaschutzlupe: viele gute
                                                          Impulse, aber Nachbesserungen
Die Wirtschaftsleistung von Deutschland                   für nachhaltige Wirkung
ist durch die Corona-Pandemie stark be-                   erforderlich?!
einträchtigt. Um die Wirtschaft zu bele-
                                                                                 Eine erste Bewertung des Konjunkturpro-
ben, einigten sich die Regierungspartei-                                         gramms der Bundesregierung unter beson-
                                                                                 derer Berücksichtigung des Klimaschutzes

en am 3. Juni 2020 in ihrem Koalitions-                                          Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick

ausschuss auf ein „Konjunktur- und                                               Dr. Carolin Baedecker, Katrin Bienge,
                                                                                 Dr. Justus von Geibler, Lukas Hermwille,

Krisenbewältigungspaket“ sowie ein „Zu-                                          Dr. Dagmar Kiyar, Dr. Georg Kobiela,
                                                                                 Thorsten Koska, Prof. Dr. Christa Liedtke,
                                                                                 Dr. Steven März, Annika Rehm,
kunftspaket“ in Höhe von insgesamt 130                                           Dr. Sascha Samadi, Dr. Dorothea Schostok,
                                                                                 Dietmar Schüwer, Dr. Melanie Speck,
Milliarden Euro. Für 2020 und 2021 sind                                          Dr. Stefan Thomas, Oliver Wagner,
                                                                                 Timon Wehnert, Dr. Henning Wilts

fast 60 Maßnahmen vorgesehen, die von
                                                                                                                                      Diskussionspapier „Konjunktur-
steuerlichen Vergünstigungen bei der
                                                                                                                                      programm unter der Klimaschutz-
Mehrwertsteuer bis hin zu konkreten In-                                                                                               lupe: viele gute Impulse, aber Nach-
vestitionen in Zukunftstechnologien rei-                                                                                              besserungen für nachhaltige Wir-
chen. Mit Blick auf den Klimaschutz be-                                                                                               kung erforderlich?!“
inhaltet das Maßnahmenpaket der Gro-
ßen Koalition zwar gute Ansätze und
viele wichtige Impulse, die allerdings zu
verpuffen drohen, wenn sie nicht durch        nährung, Kreislauf- und Abfallwirtschaft                                        etwa durch eine Mehrwertsteuersenkung
eine konsequente und nachhaltig ausge-        genauso wie Handlungsmöglichkeiten                                              auf die Benzin- und Dieselpreise das Au-
richtete Klimapolitik flankiert werden.       im Bereich Lebensstile und Konsum. Aus                                          tofahren attraktiver wird. Auch eine ge-
Zudem fehlen für den Klimaschutz wich-        der Sicht der Forschenden fehlen in dem                                         ringere beziehungsweise stabilere EEG-
tige Bereiche, wie Investitionen in die       Zukunftspaket für den Klimaschutz wich-                                         Umlage (und damit auch der Stromkos-
Kreislaufwirtschaft und Maßnahmen zur         tige Bereiche, wie insbesondere Investiti-                                      ten), die aus sozialer und
Steigerung der Energieeffizienz wurden        onen in die Kreislaufwirtschaft. Diese                                          wirtschaftlicher Sicht absolut sinnvoll ist
nur unzureichend berücksichtigt. Gera-        könnten einen wesentlichen Beitrag da-                                          und die Sektorenkopplung unterstützt,
de in diesen Bereichen hätten sich kon-       zu leisten, die Wirtschaftskreisläufe ro-                                       kann sich bei heutigen Anteilen erneuer-
junkturbelebende Effekte und Klima-           buster und weniger krisenanfällig aufzu-                                        barer Energien am Strommix potenziell
schutz in idealer Form ergänzen können,       stellen und neue Exportmärkte zu er-                                            emissionssteigernd auswirken, da sie we-
kritisiert das Wuppertal Institut. Im Dis-    schließen. Ein weiterer Schwachpunkt                                            niger Anreize für die Umsetzung von
kussionspapier „Konjunkturprogramm            ist, dass Energieeffizienzmaßnahmen,                                            Stromeinsparmaßnahmen setzt.
unter der Klimaschutzlupe: viele gute         deren Umsetzung mit großen volkswirt-                                           Die Einschätzungen und Empfehlungen
Impulse, aber Nachbesserungen für             schaftlichen Effekten verbunden ist, in                                         des Wuppertal Instituts knüpfen dabei an
nachhaltige Wirkung erforderlich?!“ re-       dem Konjunkturprogramm eine eher un-                                            die mittlerweile umfangreiche aktuelle
agierte es auf die vorliegenden Vorschlä-     tergeordnete Rolle spielen. Zudem zeigt                                         wissenschaftliche Diskussion zur Ausge-
ge und fasst zusammen, welche Maßnah-         das Autorenteam auf, dass bei einigen                                           staltung solcher Programme an. Die
men im Rahmen der jetzt anstehenden           der beschlossenen Maßnahmen die Ge-                                             Maßnahmenvorschläge werden in syste-
Umsetzungsphase nachgebessert werden          fahr besteht, kontraproduktive Effekte                                          matischer Form anhand von vier Kriteri-
sollten und wo Ergänzungen notwendig          für den Klimaschutz auszulösen, wenn                                            en bewertet: zeitnahe Umsetzbarkeit,
sind.                                                                                                                         Zielgerichtetheit, zeitliche Begrenzung
Die Autorinnen und Autoren des Wup-                                                                                           und nachhaltige Wirkung. Auf der Basis
pertal Instituts reflektierten im Diskussi-                                                                                   der kritischen Analyse schlagen die Ex-
onspapier die Vorschläge der Bundesre-                                                                                        pertinnen und Experten für die verschie-
gierung aus der Klimaschutzperspektive                                                                                        denen Sektoren aus ihrer Sicht sinnvolle
und empfehlen Anpassungen sowie die                                                                                           Nachbesserungen sowie Ergänzungen
Umsetzung weiterer Maßnahmen. Im                                                                                              vor. > mehr
Zentrum der Analyse stehen die Sekto-
ren Gebäude, Industrie, Verkehr, Ener-
giewirtschaft, Landwirtschaft und Er-

4 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Kurzfristige Wirksamkeit (bereits 2020, spätestens 2021)

    Angemessenheit des monetären Umfangs                              	Generierung von Hebelwirkung bzw. Multiplikatoreffekte
                                                                         (z. B. zinsvergünstigte Kredite oder staatliche Garantien, die
                                                                         zusätzlich zu staatlichen Mitteln in erheblichem Umfang
                                                                         privates Kapital mobilisieren)
    Umsetzungsfrist der Ausgaben (≤ 6 Monate, ≤ 1 Jahr, ≤ 3 Jahre)
                                                                         Kurzfristig begünstigte Akteure und Branchen (besonders
                                                                         von der Pandemie und /oder den Gegenmaßnahmen Betroffene,
    Limitierenden Faktoren für Mittelverausgabung                       solche mit Wachstumspotenzial oder unspezifisch viele/alle)
    (primär finanzielle Hürden in der Umsetzung oder Hemmnisse          Art der Konsum- oder Investitionsanreize
                                                                       	
    anderer Art)                                                        (Übersetzung der Maßnahmen in unmittelbaren
                                                                        Konsum/Investitionen oder Erhöhung der Sparquote)

                                                                        Kurz- und mittelfristige Arbeitsmarkteffekte (Umfang der
                                                                       	
    Wechselwirkungen (Art der zusätzlichen Maßnahmen, die die
                                                                        durch die Maßnahmen erhaltenden oder neuen Arbeitsplätze)
    genannten limitierenden Faktoren adressieren, um das
    konjunkturpolitische Potential der Maßnahmen zu maximieren)        	Erwartbare und gezielt ausgelöste Co-Benefits
                                                                         (z. B. Luftqualitätsverbesserung)

                                            Kriterium 1:                        Kriterium 2:
                                          Zeitnahe                     Zielgerichtetheit
                                         Umsetzung

                                            Kriterium 3:                        Kriterium 4:
                                         Zeitliche                       Nachhaltigkeit
                                        Begrenzung

                                                                        Nachhaltige Wirkung der Maßnahmen bzw. nachteilige Wirkun-
                                                                       	
                                                                        gen im Sinne der Nachhaltigkeit
    Zusätzlich laufende Netto-Belastungen für den Staatshaushalt,
    die ggf. nach erfolgreicher wirtschaftlicher Erholung durch          Stärke der Impulse für notwendige strukturelle Veränderungen
                                                                         (z. B. Impulse für eine klimaverträgliche Entwicklung)
    zusätzliche Steuereinnahmen oder Ausgabenkürzungen an
    anderer Stelle kompensiert werden könnten                            Vorzieheffekte die beschleunigend wirken

                                                                         Absicherung, dass keine Pfadabhängigkeiten entstehen, die
                                                                          kontraproduktiv wirken und zukünftig notwendige Maßnahmen
   Sinnhaftigkeit bezugnehmend auf die Laufzeit (nur durch stetig
  	
                                                                          be- oder verhindern
    verstärkende positive Effekte sinnvoll, wenn dauerhaft angelegt,
    oder auch sinnvoll bei zeitlicher Beschränkung)                      Eignung, bestehende Pfadabhängigkeiten zu überwinden und/
                                                                          oder eigene neue positive Pfadabhängigkeiten in Richtung
                                                                          Nachhaltigkeit zu prägen

Kriterien für die konjunkturpolitische Bewertung: Die Maßnahmenvorschläge bewertet das
Wuppertal Institut in systematischer Form anhand der vier Kriterien zeitnahe Umsetzbarkeit (1),
Zielgerichtetheit (2), zeitliche Begrenzung (3) und nachhaltige Wirkung (4).
Quelle: Wuppertal Institut

                                                                                                    Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 5
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
„          Bisher zögerlich genutzte digitale
                                                                      Lösungen für Homeoffice sind
                                                                      quasi über Nacht akzeptiert worden
                                                                      – das ist eine Chance.“
                                                           		 Dr. Holger Berg, Co-Leiter des Forschungsbereichs
Studie: Corona-Pandemie hat                                   Digitale Transformation in der Abteilung Kreislaufwirtschaft
deutliche Auswirkungen auf                                    am Wuppertal Institut
Digitalisierung und Umwelt
––––––––
Weniger Verkehr, mehr Datenverbrauch          mehr als ein Drittel aller Interview-      Dr. Holger Berg, Co-Leiter des For-
und ein größeres Interesse an regionalen      ten davon aus, dass interne und externe    schungsbereichs Digitale Transformation
Angeboten: Die Corona-Pandemie hat            Meetings auch in den kommenden Jah-        in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am
das Bewegungs- und Konsumverhalten            ren durch Videokonferenzen ersetzt wer-    Wuppertal Institut, sagt: „Die Daten zei-
der Bürgerinnen und Bürger in Deutsch-        den. 31 Prozent erwarten, dass sie weni-   gen, dass Verhaltensänderungen möglich
land geändert. Dies hat deutliche Aus-        ger berufliche Reisen unternehmen.         sind. Bisher zögerlich genutzte digitale Lö-
wirkungen auf die Umwelt – positiv wie        Nach Ansicht der Studienautoren lässt      sungen für Homeoffice sind quasi über
negativ. Das Wuppertal Institut und           sich vor diesem Hintergrund der gesam-     Nacht akzeptiert worden – das ist eine
die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft       te Personenverkehr künftig um bis zu       Chance. Wir können so zum Beispiel Ener-
EY (Ernst & Young) haben diese Auswirk-       acht Prozent reduzieren – wenn mög-        gieverbrauch und Emissionen für Mobilität
ungen in der Studie „Zwischenbilanz           lichst zeitnah Homeoffice und das virtu-   reduzieren. Allerdings erhöht sich der Be-
COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisie-      elle Arbeitsleben gefördert würden. Dies   darf an Technologie und digitaler Infra-
rung“ untersucht und zusammen mit             könne beispielsweise über die steuer-      struktur, was gleichzeitig unseren Bedarf
Bundesumweltministerin Svenja Schulze         liche Förderung von Heimarbeitsplätzen     an Ressourcen hierfür erhöht.“
während der Bundespressekonferenz             geschehen.                                 > mehr
am 11. Juni 2020 in Berlin vorgestellt. Die
Studie ist eine erste Zwischenbilanz der
Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Sie soll als Grundlage für die Weiterent-
wicklung der in der umweltpolitischen
Digitalagenda zusammengefassten Maß-
nahmen dienen und die Chancen der Di-
gitalisierung für die Umweltpolitik her-
vorheben.                                                Zwischen-
Der Personenverkehr ging durch die
                                                           bilanz
                                                         COVID-19:
Corona-bedingten Einschränkungen
deutlich zurück. Gerade in der Anfangs-
zeit der Corona-Maßnahmen stieg damit
die Nutzung digitaler Medien, wie Video-                           Umweltpolitik und
konferenzen und Onlineshopping. Ein                                Digitalisierung
Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Ar-
                                                                   11. Juni 2020

beitnehmer arbeitete zeitweise im Home-
office, teilweise reduzierten sich die Auf-
enthalte am Arbeitsplatz um bis zu 45
Prozent. In einer Befragung von EY geht

                                                      Studie „Zwischenbilanz COVID-19: Umwelt-
                                                      politik und Digitalisierung“

6 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Post-Corona-Konjunktur-
programme an EU Green Deal
ausrichten
––––––––

 Welche Folgen hat die Corona-Pandemie
 für den Klimaschutz? Woran sollten sich
 Konjunkturprogramme als belebendes
                                                      Quelle: GettyImages
 Element der Wirtschaft nach Überwin-
 dung der COVID-19-Krise ausrichten?
 Eignet sich dafür der European Green          zu können“, sagt Prof. Dr.-Ing. Manfred                                     wollen“, sagt Johannes Thema, Projekt-
 Deal der Europäischen Union (EU)? Ope-        Fischedick, wissenschaftlicher Geschäfts-                                   leiter im Forschungsbereich Energiepoli-
 riert dieser mit dem richtigen Ambitions-     führer des Wuppertal Instituts.                                             tik in der Abteilung Energie-, Verkehrs-
 niveau und ist konkret genug, um einen        Die Green-Deal-Dokumente zeigen, dass                                       und Klimapolitik am Wuppertal Institut.
 geeigneten Orientierungsrahmen zu bil-        die EU-Kommission sich explizit zum Pa-                                     Für das 1,5-Grad-Ziel scheint dies aller-
 den? Vor diesem Hintergrund stellte das       riser Klimaschutzabkommen bekennt                                           dings nur unter deutlich weitergehenden
 Wuppertal Institut im Diskussionspapier       und damit eine Begrenzung des Tempe-                                        Bedingungen möglich. Von zentraler Be-
„European Green Deal: Geeignete Grund-         raturanstiegs auf – wie es im Abkommen                                      deutung seien dabei konkrete kurzfristi-
 lage für Konjunkturprogramme im Kon-          heißt – „well below 2°C and to pursue ef-                                   ge Maßnahmen zur Emissionsreduktion,
 text der Corona-Krise?“ eine Übersicht        forts to limit it to 1.5°C“ anstrebt. Aller-                                also eine deutliche Ambitionssteigerung
 der bisher gesteckten Ziele zusammen          dings: „Sie grenzt das Temperaturintervall                                  bis 2030, ergänzt der Wissenschaftler.
 und schätzte diese wissenschaftlich ein.      selbst aber nicht weiter ein, sondern fokus-                                > mehr
 Der von der Europäischen Kommission           siert stattdessen auf die Vorgabe ’Netto-
 vorgeschlagene „European Green Deal“          Null-Emissionen bis 2050‘ erreichen zu
 kann als zentrales Innovations- und
 Transformationsprogramm Europas für
 die erste Hälfte dieses Jahrhunderts an-
 gesehen werden. Der Umbau der beste-
 henden Systeme ist allerdings mit einem
                                                            Diskussionspapier | April 2020
 hohen Investitionsaufwand verbunden.
„Es ist es entscheidend, dass sich die Post-
 Corona-Konjunkturprogramme an den                          European Green Deal:
                                                            Geeignete Grundlage für
 Zielen des European Green Deal ausrichten.
                                                            Konjunkturprogramme im Kontext
 Zudem muss sichergestellt werden, dass                     der Corona-Krise?
 mit dem European Green Deal die teilweise
 noch wenig konkreten Vorgaben in der wei-                                         Einschätzung des Ambitionsniveaus des
                                                                                   European Green Deal
 teren Ausgestaltung präzisiert werden, um
 hinreichend ambitionierte Ziele erreichen
                                                                                   Johannes Thema
                                                                                   Dr. Sascha Samadi
                                                                                   Lukas Hermwille
                                                                                   Dr. Hans-Jochen Luhmann
                                                                                   Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick

                                                                                   unter Mitarbeit von
                                                                                   Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer
                                                                                   Dr. Stefan Thomas
                                                                                   Dr. Henning Wilts

                                                       Diskussionspapier „European Green Deal:
                                                       geeignete Grundlage für Konjunktur-
                                                       programme im Kontext der Corona-Krise?“

                                                                                                                       Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 7
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Perspektiven des EU
Green Deal in Zeiten der
Corona-Pandemie
––––––––
Die aktuellen Meldungen zum European                                                  Quelle: GettyImages
Green Deal sowie zu möglichen Konjunk-
turpaketen nach der Corona-Pandemie
überschlagen sich. Die meisten Meldun-
gen erzeugen den Eindruck, als hätte es                                        Allerdings bestehen große konzeptionel-       Folgende fünf Erkenntnisse aus der ver-
nicht bereits vor zehn Jahren nach der Fi-                                     le Unsicherheiten.                            gangenen Analyse stellte das Wuppertal
nanzkrise milliardenschwere grüne Kon-                                         Prof. Dr.-Ing. Philipp Schepelmann, Pro-      daher im Diskussionspapier „Perspekti-
junkturprogramme gegeben. Daraus lie-                                          jektleiter im Forschungsbereich Stadt-        ven des ‚European Green Deal‘ in Zeiten
ße sich einiges lernen. Der wissenschaft-                                      wandel in der Abteilung Energie-, Ver-        der Corona-Pandemie“ zusammen:
liche Geschäftsführer des Wuppertal                                            kehrs- und Klimapolitik am Wuppertal         • Der Green New Deal ist nicht nur ein
Instituts, Prof. Dr.-Ing. Manfred Fische-                                      Institut, veröffentlichte dazu bereits vor     Klimadeal
dick, stellt fest: „Spätestens mit der Fi-                                     zehn Jahren die Studie „A Green New          • Der Green New Deal ist planetar
nanzkrise 2008/2009 ist ökologische Mo-                                        Deal for Europe – Towards green moder-       • Die Deals brauchen einen „policy-
dernisierung nicht mehr nur ein Ni-                                            nisation in the face of crisis“ und mahnt:     learning accellerator“
schenthema der Umweltpolitik, sondern                                         „Leider wollte keine Regierung eine offene    • Der Green New Deal muss die rele-
zentraler Bestandteil der ökonomischen                                         und systematische Auswertung der dama-         vanten Akteure einbinden
Krisenbekämpfung“. Die Green Deals der                                         ligen Programme. Daher können wir zur-       • Der Green New Deal hat „blinde
Finanzkrise von damals haben bei den                                           zeit weder sagen, ob die Green New Deals       Flecken“  > mehr
Vereinten Nationen und der Organisati-                                         der Vergangenheit überhaupt in Gänze im-
on für wirtschaftliche Zusammenarbeit                                          plementiert wurden und mit welchem Er-
und Entwicklung (Organisation for Eco-                                         folg oder Misserfolg. Trotzdem können wir
nomic Co-operation and Development,                                            für zukünftige Milliardenprogramme eini-
OECD) deutliche Spuren hinterlassen.                                           ge zentrale Anforderungen ableiten.“

              Diskussionspapier | April 2020
                                                                                            „         Leider wollte keine Regierung eine
                                                                                                      offene und systematische Auswertung
              Perspektiven des                                                                        der damaligen Programme. Daher
              „European Green Deal“
              in Zeiten der Corona-Pandemie                                                           können wir zurzeit weder sagen, ob die
                                     Anforderungen an die Gestaltung grüner
                                                                                                      Green New Deals der Vergangenheit
                                                                                                      überhaupt in Gänze implementiert
                                     Konjunkturprogramme

                                                                                                      wurden und mit welchem Erfolg oder
                                     Prof. Dr.-Ing. Philipp Schepelmann
                                     Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick

                                                                                                      Misserfolg. Trotzdem können wir für
                                                                                                      zukünftige Milliardenprogramme einige
                                                                                                      zentrale Anforderungen ableiten.“
                                                                                            		 Prof. Dr.-Ing. Philipp Schepelmann, Projektleiter im
                                                                                               Forschungsbereich Stadtwandel in der Abteilung Energie-,
                                                                                               Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut
           Diskussionspapier „Perspektiven des
          ‚European Green Deal‘ in Zeiten der Corona-
           Pandemie“

8 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Wie die internationale
Klimapolitik zum grünen
Aufschwung beitragen kann
––––––––
Weltweit reagieren Regierungen mit um-
fangreichen Konjunkturpaketen auf die                                                                Quelle: GettyImages
durch die COVID-19-Pandemie ausgelös-
te Krise. Die Gestaltung dieser Konjunk-
turpakete wird auch zentrale Rahmenbe-
dingungen der künftigen Klimapolitik
                                                          Discussion Paper| June 2020
bestimmen: Die Konjunkturpakete kön-
                                                          Harnessing International
nen entweder einen starken Schub für
                                                          Climate Governance to Drive
eine klimaverträgliche Wirtschaft erzeu-                  Green Post-Pandemic Recovery
gen oder aber nicht-nachhaltige Wirt-
schaftsweisen zementieren. Wie die in-
                                                                                Wolfgang Obergassel
ternationale Klimapolitik zu einem grü-                                         Lukas Hermwille
                                                                                Prof. Dr. Sebastian Oberthür
nen Aufschwung beitragen kann,
erörtern Wolfgang Obergassel und Lukas
Hermwille aus dem Forschungsbereich
Internationale Klimapolitik am Wupper-
tal Institut sowie Sebastian Oberthür von
der Freien Universität Brüssel in ihrem
neuen Diskussionspapier „Harnessing
International Climate Governance to
                                                                                                                           Diskussionspapier „Harnessing
Drive Green Post-Pandemic Recovery“.                                                                                       International Climate Gover-
Da die Konjunkturpakete jetzt entwickelt                                                                                   nance to Drive Green Post-Pan-
werden, die Klimakonferenz in Glasgow                                                                                      demic Recovery“
aber in den November 2021 verschoben
wurde und der Klimawandel unbeirrt
stetig voranschreitet, ist nun schnelles
Handeln auf verschiedenen Ebenen er-         erklärt: „Erstens können internationale
forderlich.                                  Institutionen Leitlinien und Signale aus-
Die Autoren kommen in ihrem Diskussi-        senden, welche Richtung die internationale
onspapier zu dem Schluss, dass die inter-    Gemeinschaft einschlagen sollte. Zweitens
nationale Klimapolitik den grünen Auf-       können sie auch noch einen Schritt weiter
schwung auf verschiedene Weise fördern       gehen und rechtlich verbindlich Regeln und
könnte.                                      Standards festlegen, wie sich die Länder
Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des For-      verhalten sollen. Drittens können sie von
schungsbereichs Internationale Klimapo-      den Ländern Transparenz und Rechen-
litik in der Abteilung Energie-, Verkehrs-   schaft darüber einfordern, wie nachhaltig
und Klimapolitik am Wuppertal Institut,      ihre Konjunkturpakete sind. Viertens kann
                                             die internationale Gemeinschaft auch fi-
                                             nanzielle, technologische und kapazitäts-
                                             bildende Unterstützung für ärmere Länder
                                             organisieren und koordinieren. Und zu gu-
                                             ter Letzt kann die internationale Gemein-
                                             schaft auch den Austausch zwischen den
                                             Ländern über die ergriffenen Maßnahmen
                                                                                                                    1,5
                                             und damit kollektives Lernen fördern.“
                                             > mehr

                                                                                                               Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 9
Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
Wuppertal Lunch als Webinar:                                                           Perspektiven für die
Klimapolitik am Scheideweg                                                            „Post-Corona-Stadt“
– Instrumente für einen Green                                                         ––––––––
Deal in Zeiten von Corona
 ––––––––                                                                             Welche Perspektiven haben zukunftsfä-
                                                                                      hige und krisenfeste Städte nach der Co-
 Die Corona-Pandemie hat die Welt auf                                                 rona-Pandemie? Antworten darauf skiz-
 den Kopf gestellt und gleichzeitig deut-                                             zierten Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ehe-
 lich gemacht: Bisherige globale und                                                  maliger wissenschaftlicher
 langfristige Probleme und Herausforde-                                               Geschäftsführer des Wuppertal Instituts,
 rungen wie der Klimawandel und soziale                                               Dr. Carolin Baedeker, stellvertretende
 Ungerechtigkeiten bleiben unverändert       aktuellen Situation die Wirtschaft zu    Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Pro-
 bestehen, manche treten gerade jetzt        stärken, den Klimaschutz voranzubrin-    duzieren und Konsumieren, Anja Bier-
 umso deutlicher hervor. Das Thema           gen und dabei sozial gerecht und ausge- wirth, Leiterin des Forschungsbereichs
 Nachhaltigkeit in der Krise spaltet die     wogen zu sein? Über diese Fragen disku- Stadtwandel, sowie die beiden wissen-
 Meinungen: Den Klimaschutz hinten an-       tierten die Wissenschaftlerinnen und     schaftlichen Mitarbeitenden Dr. Anne
 stellen oder wie nach dem Ansatz des        Wissenschaftler des Wuppertal Instituts Caplan und Hans Haake in ihrem neuen
 Green Deals Wirtschaft und Klimaschutz      gemeinsam mit Vertreterinnen und Ver-    Diskussionspapier zur „Post-Corona-
 in den angekündigten Konjunkturpro-         tretern von Gewerkschaften und Indus-    Stadt“.
 grammen Hand in Hand gehen lassen?          trieverbänden und den Gästen des digi-   Die zentrale These des Autorenteams:
 Die anstehenden Milliardeninvestitionen     talen Wuppertal Lunch „Klimapolitik am Städte der Zukunft müssen und werden
 nicht in den ohnehin notwendigen Um-        Scheideweg – Instrumente für einen      „näher“, „öffentlicher“ und „agiler“ sein.
 bau der Wirtschaft zu nutzen, wäre für      Green Deal in Zeiten von Corona“. Der    Dies erläutert das Autorenteam anhand
 den Klimaschutz eine verpasste Chance.      Wuppertal Lunch wurde aufgezeichnet      dieser drei Dimensionen und konkretisie-
 Wie aber müssen die Investitionen kon-      und ist auch auf Youtube verfügbar.      ren es mithilfe zahlreicher Beispiele.
 kret gestaltet werden, sodass sowohl die    > mehr                                   > mehr
 Unternehmen als auch der Klimaschutz
 profitiert? Wie etwa müsste ein Transfor-
 mationskurzarbeitsgeld, ein Transforma-
 tionsfonds oder eine stärkere ökologi-                                                  Diskussionspapier | April 2020

 sche Ausrichtung der öffentlichen Be-
 schaffung ausgestaltet werden, um in der                                                „Näher“ – „Öffentlicher“ – „Agiler“

                                                                                                                Eckpfeiler einer resilienten „Post-Corona-Stadt“

                                                                                                                Prof. Dr. Uwe Schneidewind
                                                                                                                Dr. Carolin Baedeker
                                                                                                                Anja Bierwirth
                                                                                                                Dr. Anne Caplan
                                                                                                                Hans Haake

                                                                                      Diskussionspapier „Näher – Öffentli-
                                                                                      cher – Agiler: Eckpfeiler einer resilien-
                                                                                      ten ‚Post-Corona-Stadt‘“

10 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Das Corona-Virus im Zeichen
der Nachhaltigkeitsziele
––––––––                                                           Corona-Pandemie: Forschungsaktivitäten nd
                                                                   deren Auswirkungen
 In ihrem Diskussionsimpuls „Covid-19                              Das Wuppertal Institut stellt fortlaufend eine Auswahl an Pub-
 im Licht der Sustainable Development                              likationen rund um die Corona-Pandemie und deren Auswir-
 Goals – Was haben wir zu gewinnen bei                             kungen auf einer Übersichtsseite vor. > mehr
 all‘ den Einbußen?“ geht Dr. Dorothea
 Schostok, wissenschaftliche Mitarbeite-
 rin im Forschungsbereich Energiewende                             Forschungsaktivitäten und Informationen
 International in der Abteilung Zukünf-                            zum European Green Deal
 tige Energie- und Industriesysteme am
 Wuppertal Institut, auf die Chancen und                           Die Veröffentlichung des European Green Deal nahm das
 Potenziale ein, die sich heute und zu-                            Wuppertal Institut zum Anlass und stellt seither eine Auswahl
 künftig aus der Corona-Transformation                             an Projekten und Publikationen, die im Kontext zu diesem
 ergeben. Entlang der 17. Nachhaltig-                              Thema stehen, auf einer Übersichtsseite zusammen. > mehr
 keitsziele – auch Sustainable Develop-
 ment Goals (SDGs) genannt – die seit ih-
 rer Verabschiedung von den Vereinten
 Nationen im Jahr 2015 den Weg hin zu
 einer nachhaltigen Entwicklung ebnen,
 hinterfragt Dorothea Schostok jedes
 einzelne SDG, etwa, wie es in Zeiten der
                                                       Klimaneutrale Industrie
 Corona-Pandemie um die 17 SDGs steht.                 als Maßstab für
 Und welche positiven Aspekte bietet die               Konjunkturprogramme
 derzeitige Situation trotz schwerwiegen-
 der Verluste, Schicksale und Gefahren?                ––––––––
 Der Diskussionsimpuls skizziert die
 COVID-19-Pandemie entlang der 17 SDGs                 Konjunkturprogramme im Zuge der            Pandemie sollten neue, langfristig wert-
 primär mit Blick auf Deutschland und                  Corona-Pandemie sollten auch in            schöpfungssichernde Prozesse und
 gibt erste Eindrücke auf die Fragen „Was              Nordrhein-Westfalen (NRW) nur im Sin-      Strukturen unterstützen, statt alte Struk-
 nehmen wir mit?“, „Was bleibt?“ und                   ne des Klimaschutzes gestaltet werden –    turen zu zementieren. Mit den Mitteln
„Was gewinnen wir?“. > mehr                            dazu hat der landesweite Think Tank        der Konjunkturprogramme sollten ohne-
                                                       IN4climate.NRW gemeinsam mit seinen        hin geplante beziehungsweise notwendi-
                                                       Partnern aus Politik, Industrie und Wis-   ge Investitionen im Klimaschutz vorgezo-
                                                       senschaft nun konkrete Anforderungen       gen oder in Infrastrukturen investiert
                                                       und Impulse im Green Industrial Recove-    werden, die für den Umbau hin zu einer
    Diskussionsimpuls | April 2020

                                                       ry „Wege in eine klimaneutrale Industrie   klimaneutralen Industrie gebraucht wer-
    Covid-19 im Licht der
    Sustainable Development Goals                      nach der Corona-Pandemie“ veröffent-       den.
                           Was haben wir zu gewinnen
                           bei all´ den Einbußen?
                                                       licht. Zwar stehen die akuten Gefahren     IN4climate.NRW ist eine Initiative von
                           Dr. Dorothea Schostok
                                                       der Pandemie zurecht zunächst im Vor-      Industrie, Wissenschaft und der Landes-
                                                       dergrund, die Bekämpfung der langfristi-   regierung von Nordrhein-Westfalen zur
                                                       gen Folgen und der Einsatz von Ressour-    Erarbeitung innovativer Strategien für
                                                       cen für den Wiederaufbau dürften aber      eine klimaneutrale Industrie. SCI4climate.
                                                       nur in Verbindung mit Nachhaltigkeit       NRW ist ein vom Ministerium für Wirt-
                                                       und Klimaschutz gedacht werden, for-       schaft, Innovation, Digitalisierung und
                                                       dern die Autoren des Diskussionspapiers.   Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
                                                       Die Arbeitsgruppe Rahmenbedingungen        gefördertes unabhängiges Forschungs-
                                                       stellt in ihrem Papier erste Strategien    vorhaben unter Leitung des Wuppertal
                                                       und mögliche Maßnahmen für Konjunk-        Instituts, das die Arbeiten der Initiative
                                                       turprogramme der öffentlichen Hand         aus wissenschaftlicher Perspektive be-
                                                       aus Sicht von Unternehmen und wissen-      gleitet und vorantreibt. > mehr
Diskussionsimpuls „Covid-19 im Licht
der Sustainable Development Goals –                    schaftlichen Instituten aus IN4climate.
Was haben wir zu gewinnen bei all‘ den                 NRW und SCI4climate.NRW vor. Kon-
Einbußen?“                                             junkturprogramme nach der Corona-

                                                                                           Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 11
Forschungs-
      transfer

                                                                                        Digitale Plattformen
                                                                                        verbrauchergerecht regulieren
                                                                                        ––––––––
„Zukunftswissen“ für die                                                                Digitale Plattformen haben eine Vielzahl
                                                                                        von Funktionen, die aus Verbraucher-
 Ohren: Wuppertal Institut
                                                                                        sicht hilfreich und wünschenswert sind.
 startet Podcast                                                                        Bei Nutzung dieser Funktionen kann es
„Zukunftswissen.fm“                                                                     jedoch auch zu Problemen kommen, aus
                                                                                        denen sich regulatorischer Handlungsbe-
––––––––                                                                                darf ergibt. Wie eine rechtlich adäquate
                                                                                        Regulierung aber aussehen kann, ist
Wie hängen Nachhaltigkeit und Digitali-    Warum heißt der Podcast „Zukunftswis-        höchst fraglich. Daher hat der Sachver-
sierung zusammen? Was bedeutet der         sen.fm“? „Um die zum Teil sehr komplexen     ständigenrat für Verbraucherfragen
Strukturwandel für Deutschland? Wird       Veränderungsprozesse hin zu einer kli-       (SVRV) beim Bundesministerium der
mit dem europäischen Green Deal in Eu-     magerechten und ressourcenleichten Welt      Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV)
ropa jetzt alles „grün“? Antworten auf     anzustoßen, braucht es drei unterschiedli-   nun die Stellungnahme „Grundlegung
diese und weitere Fragen beantworten       che Formen von Wissen: Systemwissen,         einer verbrauchergerechten Regulierung
Expertinnen und Experten aus Wissen-       Zielwissen und Transformationswissen.        interaktionsmittelnder Plattformfunktio-
schaft, Politik, Wirtschaft und Gesell-    Die Integration und das Zusammenspiel        nalitäten“ zur Plattformregulierung vor-
schaft im neuen Podcast „Zukunftswis-      dieser drei unterschiedlichen Wissensfor-    gelegt. Demnach sollten Plattformen ins-
sen.fm“ des Wuppertal Instituts. Ganz      men bezeichnen wir als ‚Zukunftswissen‘“,    gesamt zwar stärker in die Verantwor-
gleich, ob Digitalisierung, Strukturwan-   erklärt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick,   tung genommen werden, etwa, wenn es
del, Energiewende oder Mobilitätswen-      wissenschaftlicher Geschäftsführer des       um die Mittelung persönlichkeitsrechts-
de: In wechselnden Reihen behandelt        Wuppertal Instituts.                         verletzender Inhalte geht. Es sei aber da-
das Wuppertal Institut in seinem neuen     Der Podcast ist kostenfrei auf Apple und     rauf zu achten, dass ein angemessener
Podcast „Zukunftswissen.fm“ aktuelle       Google Podcasts, Spotify, Podcast.de und     Ausgleich zwischen den Rechten und In-
Themen aus der Transformationsfor-         über die Website des Wuppertal Instituts     teressen sowohl der Plattformbetreiber
schung. Zu Wort kommen dabei Denke-        www.zukunftswissen.fm zu hören.              und der Rechteinhaber, als auch der Ver-
rinnen und Denker sowie Macherinnen        Reinhören und informiert bleiben:            braucherinnen und Verbraucher gefun-
und Macher aus Wissenschaft, Politik,      #ZukunftswissenFM > mehr                     den wird, da die Rechte und Interessen
Wirtschaft und Gesellschaft.                                                            jeder dieser Parteien grundrechtlich ge-
                                                                                        schützt seien.
                                                                                        Die Mitglieder des Sachverständigenra-
                                                                                        tes haben außerdem fünf Maximen für
                                                                                        die Regulierung von Plattformen aus Ver-
                                                                                        braucherperspektive entwickelt. An der
                                                                                        Stellungnahme hat unter anderem auch
                                                                                        Prof. Dr. Christa Liedtke, Mitglied des
                                                                                        SVRV und Leiterin der Abteilung Nach-
                                                                                        haltiges Produzieren und Konsumieren
                                                                                        am Wuppertal Institut, mitgearbeitet.
                                                                                        > mehr

12 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Der wissenschaftliche Geschäftsführer des Wuppertal Instituts,
                                                      Prof. Dr. Uwe Schneidewind, verließ zum 30. April 2020 das
                                                      Wuppertal Institut. Quelle: Wuppertal Institut/Annette Etges
Personalia: Uwe Schneidewind hat
das Wuppertal Institut verlassen
Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ehemaliger wissen-         des Landes Nordrhein-Westfalen, dankte Prof. Dr.
schaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Insti-      Uwe Schneidewind für zehn erfolgreiche und prä-
tuts, hat seine Tätigkeit am Wuppertal Institut        gende Jahre Arbeit an der Spitze des Wuppertal
zum 30. April 2020 beendet. Darauf haben sich          Instituts. In diese Zeit fallen die erfolgreichen
das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digita-    Evaluationen des Instituts durch den Wissen-
lisierung und Energie des Landes Nordrhein-            schaftsrat, die Prägung der Debatten über eine
Westfalen und Prof. Dr. Uwe Schneidewind ein-         „transformative Wissenschaft“ und die zukunfts-
vernehmlich verständigt. Zum 1. Mai 2020 kehrte        weisende Arbeit in Reallaboren. Im Buch „Die
Uwe Schneidewind an die Bergische Universität          Große Transformation“ wurden die großen Trans-
Wuppertal zurück und nahm dort seine Professur         formationsherausforderungen herausgearbeitet
für „Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit“         und konzeptionell gerahmt, was erheblich zur ex-
wieder auf.                                            ternen Positionierung des Instituts als eines der
Mit der Beendigung des Dienstverhältnisses am          führenden Transformations-Think-Tanks beigetra-
Wuppertal Institut soll jeder Interessenskonflikt      gen hat.
zwischen der Kandidatur Schneidewinds bei der         „Für die berufsbiographische Entscheidung von
Oberbürgermeisterwahl in Wuppertal und der             Prof. Dr. Uwe Schneidewind haben wir großes
politik-beratenden wissenschaftlichen Arbeit des       Verständnis. Wir freuen uns gleichzeitig, dass mit
Wuppertal Instituts vermieden werden. „Für mich        der Berufung von Prof. Dr.-Ing. Manfred Fische-
ist es wichtig, meine politische und meine wissen-     dick zum gleichberechtigten wissenschaftlichen
schaftliche Arbeit transparent und erkennbar ge-       Geschäftsführer zum 1. Januar 2020 die vielver-
trennt zu halten. Gerade weil das Wuppertal Insti-     sprechende weitere Entwicklung des Instituts ge-
tut in so politikrelevanten Feldern arbeitet und       währleistet ist“, sagt Christoph Dammermann.
hier die Gefahr einer wahrgenommenen Vermi-            Pressemitteilung zum Weggang > mehr
schung besonders groß ist, freue ich mich, dass        Digitale Verabschiedung > mehr
wir mit der einvernehmlichen Beendigung des
Dienstverhältnisses eine gute Lösung gefunden
haben. Sie unterstreicht auch nochmals die Ernst-
haftigkeit meines Ziels, Oberbürgermeister der
Stadt Wuppertal zu werden“, sagt Schneidewind,
der das Institut seit dem 1. März 2010 leitete.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Dammer-
mann, Staatssekretär im Ministerium für Wirt-
schaft, Innovation, Digitalisierung und Energie

                                                               Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 13
Forschungsstand zu
                                                                            aktuellen Herausforderungen
                                                                            der Energiewende
                                                    Trophäe des Deut-
                                                    schen Nachhaltig-       ––––––––
                                                    keitspreises. Quelle:
                                                    Frank Fendler           Der Handlungsdruck für den Aufbau ei-
                                                                            nes klimaneutralen Energiesystems
                                                                            steigt weiter. Der ForschungsVerbund Er-
                                                                            neuerbare Energien (FVEE) diskutierte
                                                                            während der vergangenen Jahrestagung,
                                                                            wo die zentralen technologischen und
                                                                            sozio-ökonomischen Herausforderungen
                                                                            der Energiewende liegen und was die
                                                                            Energieforschung beitragen kann, um
                                                                            die Transformationsgeschwindigkeit
                                                                            deutlich zu erhöhen. Nun erschien der
                                                                            neue FVEE-Tagungsband „Energy Re-
                                                                            search for Future – Forschung für die He-
                                                                            rausforderungen der Energiewende“.
                                                                            Dr. Sascha Samadi, wissenschaftlicher
                                                                            Mitarbeiter im Forschungsbereich Sekto-
Der 13. Deutsche Nachhaltigkeitspreis                                       ren und Technologien in der Abteilung
                                                                            Energie- und Industriesysteme am Wup-
Gemeinsam mit der Bundesregierung und weiteren Part-                        pertal Institut, sowie Prof. Dr.-Ing. Man-
nern prämiert der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Vorreiter                   fred Fischedick, wissenschaftlicher Ge-
der Nachhaltigkeit und zeichnet Spitzenleistungen in den                    schäftsführer des Wuppertal Instituts,
Kategorien Unternehmen, Kommunen, Architektur, For-                         zeigen in ihrem mit weiteren Mitautorin-
schung, Start-ups, Verpackung und Design aus. Es ist Euro-                  nen und -autoren verfassten Konferenz-
pas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales                       artikel „Globale und nationale Heraus-
Engagement, die sich an den Zielen der Agenda 2030 und                      forderungen bei der Umsetzung der
damit an den wesentlichen Transformationsfeldern Klima,                     Energiesystemtransformation“ anhand
Ressourcen, Biodiversität, Fairness, Gesellschaft und Wild                  von Beispielen, wie die Energieforschung
Card orientiert, in denen der Handlungsdruck besonders                      wichtige Beiträge zur notwendigen Be-
groß ist.                                                                   schleunigung der Energiewende liefern
Beim diesjährigen Wettbewerb ist auch das Wuppertal Ins-                    kann. > mehr
titut in den folgenden Kategorien vertreten: Der Deutsche
Nachhaltigkeitspreis für die Kategorie „Design“ wird in die-
sem Jahr zum ersten Mal verliehen und prämiert besonders
nachhaltige Designs. Ausgezeichnet werden hier Designlö-
sungen, die den nachhaltigen Wandel entscheidend mitge-                           FVEE-Themen

stalten. Hier ist Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abtei-
lung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wup-
pertal Institut, als Mitglied der Jury vertreten.
In der Kategorie „Städte und Gemeinden“ wird das lokale
                                                                                  Energy Research for Future –
Engagement der teilnehmenden Kommunen bei der Trans-                              Forschung für die
formation bewertet und ausgezeichnet. Dr. Carolin Baede-                          Herausforderungen der
                                                                                  Energiewende
ker, stellvertretende Leiterin der Abteilung Nachhaltiges                         Beiträge zur FVEE-Jahrestagung 2019

Produzieren und Konsumieren und Co-Leiterin des For-
schungsbereichs Innovationslabore innerhalb der Abtei-
lung, und Markus Kühlert, wissenschaftlicher Mitarbeiter in
der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren,
sind Mitglieder des Assessment-Teams. > mehr                                          Veranstalter

                                                                            FVEE-Tagungsband „Energy Research
                                                                            for Future – Forschung für die Heraus-
                                                                            forderungen der Energiewende“

14 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Forschungs
     -produkte
                                                                                                                                               Toolkits für den Struktur-
                                                                                                                                               wandel in Kohleregionen
Freiheit und Klimaschutz:                                                                                                                      ––––––––
ein Widerspruch?
                                                                                                 ken“ hat sich der Sozialwissenschaftler       Die Europäische Kommission hat sich
––––––––                                                                                         bereits mit Fragen zu klimapolitischen        verpflichtet, die Kohle- und kohlenstoff-
                                                                                                 Regulierungen und umweltfreundlichen          intensive Regionen beim Übergang hin
 Freiheit ist für den Menschen das viel-                                                         Lebensweisen auseinandergesetzt.              zu einer CO2-neutralen Wirtschaft zu un-
 leicht höchste Gut. Aber wie steht es nun                                                       Längst stoßen die Menschen mit ihrem          terstützen.
 um die Freiheit in Zeiten des Klimaschut-                                                       exzessiven Verbrauch und Nutzen an pla-       Im Rahmen der „Coal Regions in Transi-
 zes? Das FactorY-Magazin, das von der                                                           netare Grenzen. Der Artikel „Von der          tion“ Plattform treffen sich Vertreterin-
 Effizienz-Agentur NRW und dem Wup-                                                              Freiheit auf einem begrenzten Planeten“       nen und Vertreter der Regionen, der Poli-
 pertal Institut herausgegeben wird, wid-                                                        von Prof. Dr. Uta von Winterfeld, Projekt-    tik und Wissenschaft, sowie weitere
 met sich dem Thema „Freiheit“ und dis-                                                          leiterin im Forschungsbereich Struktur-       Stakeholder, um Strategien für den Kohle-
 kutiert, warum Klimaschutz und Begren-                                                          wandel und Innovation in der Abteilung        ausstieg zu besprechen und sich zu er-
 zung des Klimawandels überhaupt erst                                                            Zukünftige Energie- und Industriesyste-       folgreichen Gestaltungsansätzen des
 Freiheit und Menschenrechte garantie-                                                           me am Wuppertal Institut, befasst sich        Strukturwandels in Kohleregionen aus-
 ren.                                                                                            mit ganzheitlichen Konzepten zu Freiheit      zutauschen. Ziele der Kohleregionen
 Macht eine ökoliberale Politik die Men-                                                         und Gerechtigkeit bei begrenzten Res-         sind die Verringerung der Umweltver-
 schen mehr oder weniger frei? Dieser                                                            sourcen. Zwar haben globale Klima-            schmutzung und der Gesundheitsrisiken,
 Frage geht Dr. Michael Kopatz, Projekt-                                                         schutz- und Nachhaltigkeitsziele den          eine Verbesserung der Lebensbedingun-
 leiter im Forschungsbereich Energiepoli-                                                        Verbrauch reguliert und ein Emissions-        gen sowie sicherere und sauberere Ar-
 tik in der Abteilung Energie-, Verkehrs-                                                        budget festgesetzt, aber eine umfassende      beitsplätze.
 und Klimapolitik am Wuppertal Institut,                                                         Lösung gibt es noch nicht. Die Wissen-        Das Wuppertal Institut ist Teil des inter-
 in seinem Beitrag „Perspektiven einer                                                           schaftlerin plädiert insbesondere in Dis-     nationalen Konsortiums, welches das Se-
 ökoliberalen Politik“ nach. In seinen                                                           kussionen um den Klimaschutz dafür,           kretariat der Plattform betreibt. Als Teil
 zwei Büchern „Ökoroutine. Damit wir                                                             den Begriff der Freiheit kritisch zu hin-     dieser Initiative hat das Sekretariat eine
 tun, was wir für richtig halten“ und                                                            terfragen und sich bewusst zu werden,         Reihe von Toolkits entwickelt, die Kohle-
„Schluss mit der Ökomoral! Wie wir die                                                           wer von dieser Freiheit profitiert.           regionen bei der Gestaltung der anste-
 Welt retten, ohne ständig daran zu den-                                                         > mehr                                        henden Transformationsprozesse unter-
                                                                                                                                               stützen sollen. Die Toolkits reichen the-
                                                                                                                                               matisch von der Strategieentwicklung
  Nr. 1   2020                                                                                                                                 über politische Steuerung, Beschäfti-
                                                                                                                                               gung und Wohlfahrt bis hin zur Wieder-
                                                                                                                                               nutzbarmachung von Kohleanlagen.
                                                                                                                                                > mehr
                                                                                                           © istockphoto.com/ frentusha

           Thema

           FREIHEI T
           Die Angst vor der Freiheit Die Freiheit in Zeiten des Klimawandels Endlicher
           Spaß Über die Freiheit, das Richtige tun zu können Freie Fahrt für freie Bürger
           Das Grundeinkommen zwischen Arbeitsgesellschaft und Absatzförderung Die Ökodiktatur
           gegen den freien Westen Perspektiven einer ökoliberalen Politik Von der
           Freiheit auf einem begrenzten Planeten

 FactorY zum Thema „Freiheit“

                                                                                                       Es wurden vier neue Toolkits zur Unter-
                                                                                                     stützung der europäischen Kohleregionen
                                                                                                     auf der Plattform Coal Regions in Transiti-
                                                                                                        on veröffentlicht. Quelle: ICLEI – Local
                                                                                                                Governments for Sustainability

                                                                                                                                          Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 15
Die „lebenswerte“ Straße
                                              in resilienten urbanen
                                              Quartieren
                                              ––––––––
                                              Der Wuppertal Report „Die ‚lebenswerte‘                                     beit von Dr. Ralf Schüle, einem ehemali-
                                              Straße in resilienten urbanen Quartieren“                                   gen Mitarbeiter des Instituts, der
                                              untersucht die Frage, wie eine Transfor-                                    wissenschaftlichen Mitarbeiterin Carina
                                              mation von urbanen Quartierstraßen hin                                      Koop aus dem Forschungsbereich Stoff-
                                              zu „lebenswerten“ Stadt- und Straßen-                                       kreisläufe in der Abteilung Kreislaufwirt-
                                              räumen funktionieren kann. Das Konzept                                      schaft und Lena-Katharina Peter, wissen-
Infrastrukturbedarfe einer                    der lebenswerten Straße betrachtet eine                                     schaftliche Hilfskraft im Forschungsbe-
klimaneutralen Industrie in                   Straße nicht nur als Verkehrsraum, son-                                     reich Stadtwandel in der Abteilung
                                              dern als Ökosystem, öffentlichen Raum,                                      Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik.
Europa                                        Energieproduzenten und Naherholungs-                                        > mehr
––––––––                                      gebiet für Menschen. Der Report unter-
                                              sucht, was eine „lebenswerte“ Straße
Das Policy Brief des Wuppertal Instituts      ausmacht, stellt Beispiele für solche Stra-
zur Studie „Infrastructure needs for deep     ßen vor und gibt konkrete Umsetzungs-                                          17_Wuppertal Report | Mai 2020

decarbonisation of heavy industries in Eu-    empfehlungen.                                                                  „Lebenswerte“ Straße
                                                                                                                             in resilienten urbanen Quartieren
rope“ analysiert den Infrastrukturbedarf      Verfasst wurde der Wuppertal Report
für eine vollständige Dekarbonisierung        von Dr. Steven März, wissenschaftlicher                                                              Projektergebnisse eines Teilprojektes im

der Chemie-, Stahl- und Zementindustrie       Mitarbeiter im Forschungsbereich Stadt-                                                              Gesamtprojekt „Eckpunkte für die Umset-
                                                                                                                                                   zung einer Landesstrategie zur Klimaan-
                                                                                                                                                   passung aus wissenschaftlicher Sicht“

in Europa bis 2050.                           wandel in der Abteilung Energie-, Ver-
Eine klimaneutrale Transformation der         kehrs- und Klimapolitik unter der Mitar-
Schwerindustrie in Europa ist machbar,
stellt die jeweiligen Industrien sowie die
Versorgungs- und Infrastruktursysteme
allerdings vor große Herausforderungen.
Dadurch wächst zunehmend und räum-
lich konzentriert die Nachfrage nach sau-
berer Energie, was bestehende regionale
Defizite tendenziell vergrößert. Einige In-
dustrieregionen, wie das Industriedreieck                                                                                Wuppertal Report „Die ‚lebenswerte‘
zwischen Belgien, der Niederlande und                                                                                    Straße in resilienten urbanen
Nordrhein-Westfalen, benötigen dann                                                                                      Quartieren“
neue, leistungsfähige Importstrukturen
für Strom und Wasserstoff, während an-
dere Industrieregionen den zusätzlichen
Bedarf weitgehend durch erneuerbare
Energien aus ihrer Umgebung decken             Policy Brief | June 2020

können. „Die Dekarbonisierungsstrategi-        Infrastructure needs for deep
en der verschiedenen Industriecluster          decarbonisation of heavy
                                               industries in Europe
sollten in der Europäischen Union auf re-
gionaler, nationaler und europäischer
Ebene koordiniert werden, um ihre Um-
setzung voranzutreiben und die notwen-
dige Infrastruktur vorausschauend und
zeitnah anpassen zu können. Und dies                                      Key results and conclusions

sollte unter Einbeziehung der lokalen in-                                 Frank Merten, Stefan Lechtenböhmer,
                                                                          Christine Krüger, Arjuna Nebel,

dustriellen Akteure geschehen“, sagt Prof.                                Clemens Schneider, Alexander Scholz,
                                                                          Ansgar Taubitz

Dr. Stefan Lechtenböhmer, Leiter der Ab-
teilung Zukünftige Energie- und Indust-        supported by                                                      Policy Brief „Infrastructure needs
riesysteme am Wuppertal Institut und                                                                             for deep decarbonisation of heavy
Mitautor des Policy Brief. > mehr                                                                                industries in Europe“

16 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Dissertati

                                                                                                               Sozialer Wandel
Dialektik des Erzählens und                                                                                    durch Innovationen aus
Nicht-Erzählens im Engelsjahr                                                                                  der Zivilgesellschaft
––––––––                                                                                                       ––––––––
Dieses Jahr findet in Wuppertal das „En-                          Dazu zählt beispielsweise das Wuppertal      Wie kann jeder oder jede nachhaltig han-
gelsjahr 2020“ statt. Zu Ehren des am 28.                         Spezial Nr. 56 „Unerwünschte Erzählun-       deln? Dafür müssen vor allem neue Le-
November 1820 in Wuppertal-Barmen ge-                             gen – Zur Dialektik des Erzählens und        bensstile gefunden werden. Innovationen
borenen Philosophen, Denkers, Politikers                          Nicht-Erzählens im Engelsjahr“. Die Auto-    spielen in diesem Zusammenhang eine Projekte
und Machers Friedrich Engels veranstaltet                         rinnen Prof. Dr. Uta von Winterfeld, Pro-    wichtige Rolle, denn sie sind nicht nur
die Stadt ein umfangreiches Programm                              jektleiterin im Forschungsbereich Struk-     technologische Erneuerungen, sondern
anlässlich seines 200. Geburtstags. Es ver-                       turwandel und Innovationen in der Abtei-     Ideen und gesellschaftliche Praktiken
eint zivilgesellschaftliche Projekte, beson-                      lung Zukünftige Energie- und                 können auch zu einem umweltbewussten
ders aus der Kunst- und Kulturszene, in                           Industriesysteme am Wuppertal Institut       und nachhaltigen Handeln der Menschen
Wuppertal mit Kongressen und Vorträge                             und Professorin für Politische Ökologie an   führen. Gefragt ist hier also auch die Zivil-
aus der Wissenschaft. Sie alle reflektieren                       der Universität Kassel, Sarah Breitenbach,   gesellschaft, die nachhaltige Innovatio-
Engels‘ Leben und Schaffen und beziehen                           Referentin für Nachhaltige Entwicklung       nen in Form neuer Werte und einem
es auf Fragestellungen der Gegenwart. Wie                         und Bürgerbeteiligung im Bundesumwelt-       nachhaltigeren Bewusstsein schaffen
zu Engels Lebenszeit ist auch die Gegen-                          ministerium, und Fernanda Nacif, For-        kann.
wart von großen Umbrüchen geprägt. Im                             schungsassistentin für das Lateinamerika-    Dr. Willington Ortiz, wissenschaftlicher
Rahmen des Engelsjahres sind zudem                                Institut an der FU-Berlin, sammelten klei-   Mitarbeiter im Forschungsbereich Ener-
mehrere Publikationen erschienen, die                             ne Erzählungen aus einer textilen Welt,      giewende International in der Abteilung
sich mit Friedrich Engels aus aktuellen Per-                      von der Friedrich Engels nicht erzählte.     Zukünftige Energie- und Industriesyste-
spektiven auseinandersetzen.                                      Die Autorinnen verweisen darauf, dass        me am Wuppertal Institut, hat in seiner
                                                                  auch Engels selber auf eine bestimmte Wei-   Dissertation die Rolle der Zivilgesellschaft
                                                                  se (nicht) erzählt wird. > mehr              in der Entwicklung und Verbreitung von
                                                                                                               nachhaltigen Innovationen genauer un-
                                                                                                               tersucht. Seine Arbeit zeigt, dass zivilge-
                                                                                                               sellschaftliche Initiativen im Globalen Sü-
                                                                           Wuppertal Spezial Nr. 56            den die innovativen Wege für den Zugang
                                                                          „Unerwünschte Erzählungen –
                                                                                                               zu sauberer Energie und für die Stärkung
                                                                           Zur Didaktik des Erzählens
                                                                           und Nicht-Erzählens
                                                                                                               der Lebensgrundlagen von Kleinbauern
                                                                           im Engelsjahr“                      vorantreiben. Ortiz analysierte zudem,
                                                                                                               wie solche Initiativen zur Verbreitung von
                                                                                                               Nachhaltigkeitsinnovationen und damit
                                                                                                               auch zum sozialen Wandel beitragen kön-
                                                                                                               nen. > mehr

                 Unerwünschte
                   Erzählungen
                          Zur Dialektik des Erzählens und
                          Nicht - Erzählens im Engelsjahr
                          ––––––––
                          Uta von Winterfeld, Sarah Breitenbach
                          und Fernanda Nacif

                 Wuppertal Spezial 56

                                                                                                        Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 17
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