Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2020 - Wuppertal Institut
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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Forschungsaktivitäten zur Corona-Pandemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Konjunkturprogramme unter der Klimaschutzlupe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Studie: Corona-Pandemie hat Auswirkungen aus Digitalisierung und Umwelt . . . . . . . . . . 6 Post-Corona-Konjunkturprogramme an EU Green Deal ausrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Perspektiven des EU Green Deal in Zeiten der Corona-Pandemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wie die internationale Klimapolitik zum grünen Aufschwung beitragen kann . . . . . . . . . . 9 Wuppertal Lunch als Webinar: Klimapolitik am Scheideweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Perspektiven für die „Post-Corona-Stadt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Das Corona-Virus im Zeichen der Nachhaltigkeitsziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Klimaneutrale Industrie als Maßstab für Konjunkturprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Forschungstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Wuppertal Institut startet Podcast „Zukunftswissen.fm“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Digitale Plattformen verbrauchergerecht regulieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Personalia: Uwe Schneidewind hat das Wuppertal Institut verlassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Der 13. Deutsche Nachhaltigkeitspreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Forschungsstand zu aktuellen Herausforderungen der Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 FactorY-Magazin – Freiheit und Klimaschutz: ein Widerspruch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Toolkits für den Strukturwandel in Kohleregionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Infrastrukturbedarfe einer klimaneutralen Industrie in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die „lebenswerte“ Straße in resilienten urbanen Quartieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Dialektik des Erzählens und Nicht-Erzählens im Engelsjahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Sozialer Wandel durch Innovationen aus der Zivilgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Forschungsprojekte und -ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Roadmap für eine sozial-ökologische Gestaltung der Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Was bedeutet Dekarbonisierung für europäische Energieregionen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 BMBF-Nachwuchsgruppe erforscht Energieeffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Energetische Sanierungen aus einer Hand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Lisa Kolde gewinnt BUND-Forschungspreis 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Personalveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Veranstaltungen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Impressum Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Quartalsbericht 2/2020 Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite GettyImages Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108 E-Mail: info@wupperinst.org Internet: wupperinst.org
Liebe Leserinnen und Leser, die Folgen der Corona-Pandemie sind für die Wirtschaft angekündigt Anfang Juli ein milliardenschweres EU- und die Gesellschaft beträchtlich und werden uns noch Konjunkturpaket zu verabschieden. Die Kommissions- einige Jahre begleiten – national wie global. Um die deut- präsidentin der Europäischen Union (EU), Ursula von sche Wirtschaft wieder anzukurbeln, einigten sich die der Leyen, hat dazu Ende April 2020 klargestellt, dass Regierungsparteien am 3. Juni 2020 auf ein umfangrei- der European Green Deal als Kompass aus der Corona- ches „Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket“ sowie Krise genutzt werden solle. Ziele sind eine moderne, ein „Zukunftspaket“. Rund 130 Milliarden Euro in 2020 ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft, und 2021 sollen insgesamt die bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr mobilisiert werden, um freisetzt und das Wirtschaftswachstum von der Ressourcen- beispielsweise Familien nutzung abkoppelt. Doch sind diese beiden Ziele, einer- und Kommunen zu unter- seits die gebeutelte Wirtschaft nach Überwinden der stützen, die Mehrwert- Corona-Pandemie wieder anzukurbeln und andererseits steuer zu senken und so den Klimaschutz zu fördern, auch nach dieser Krisensitu- dazu beitragen, die ange- ation gut miteinander vereinbar? Woran sollten sich Post- schlagene Wirtschaft wie- Corona-Konjunkturprogramme ausrichten, um die not- der zum Laufen zu brin- wendigen langfristigen Transformationsprozesse zu un- gen. Ein signifikanter Teil terstützen? Und eignet sich der Green Deal als Wegweiser des Programms ist aber aus der Corona-Pandemie? Diesen Fragen ging das Wup- auch für Investitionen in pertal Instituts nach und schätzte die bisher gesteckten den Klimaschutz, wie etwa Ziele im Diskussionspapier „European Green Deal: in den Aufbau einer Was- Geeignete Grundlage für Konjunkturprogramme im Kon- serstoffwirtschaft, vorge- text der Corona-Krise?“ wissenschaftlich ein. sehen und dient damit der Die Maßnahmenvorschläge des Konjunk- Abwehr zukünftiger Krisen Vielen Dank für Ihr Interesse turprogramms der Bundesregierung be- durch den weiter fort- Brigitte Mutert-Breidbach und Manfred Fischedick wertete das Wuppertal Institut systema- schreitenden Klimawandel. (Geschäftsleitung) tisch anhand der vier Kriterien zeitnahe Umsetzbarkeit (1), Zielgerichtetheit (2), Das Wuppertal Institut zeitliche Begrenzung (3) und nachhaltige nahm diese konjunkturpo- Wirkung (4). Quelle: Wuppertal Institut litischen Maßnahmen der Bundesregierung im Dis- kussionspapier „Konjunk- turprogramm unter der Klimaschutzlupe – viele gute Im- pulse, aber Nachbesserungen für nachhaltige Wirkung erforderlich?!“ genauer in den Blick und bewertet, wel- che Maßnahmen wirkungsvoll sind, welche nachgebes- sert und welche ergänzt werden sollten. Um die Menschen zu unterstützen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln, hat die Europäische Kommission Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 3
Forschungsaktivitäten zur Corona-Pandemie Konjunkturprogramme unter der Klimaschutzlupe –––––––– Diskussionspapier | Juni 2020 Konjunkturprogramm unter der Klimaschutzlupe: viele gute Impulse, aber Nachbesserungen Die Wirtschaftsleistung von Deutschland für nachhaltige Wirkung ist durch die Corona-Pandemie stark be- erforderlich?! einträchtigt. Um die Wirtschaft zu bele- Eine erste Bewertung des Konjunkturpro- ben, einigten sich die Regierungspartei- gramms der Bundesregierung unter beson- derer Berücksichtigung des Klimaschutzes en am 3. Juni 2020 in ihrem Koalitions- Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick ausschuss auf ein „Konjunktur- und Dr. Carolin Baedecker, Katrin Bienge, Dr. Justus von Geibler, Lukas Hermwille, Krisenbewältigungspaket“ sowie ein „Zu- Dr. Dagmar Kiyar, Dr. Georg Kobiela, Thorsten Koska, Prof. Dr. Christa Liedtke, Dr. Steven März, Annika Rehm, kunftspaket“ in Höhe von insgesamt 130 Dr. Sascha Samadi, Dr. Dorothea Schostok, Dietmar Schüwer, Dr. Melanie Speck, Milliarden Euro. Für 2020 und 2021 sind Dr. Stefan Thomas, Oliver Wagner, Timon Wehnert, Dr. Henning Wilts fast 60 Maßnahmen vorgesehen, die von Diskussionspapier „Konjunktur- steuerlichen Vergünstigungen bei der programm unter der Klimaschutz- Mehrwertsteuer bis hin zu konkreten In- lupe: viele gute Impulse, aber Nach- vestitionen in Zukunftstechnologien rei- besserungen für nachhaltige Wir- chen. Mit Blick auf den Klimaschutz be- kung erforderlich?!“ inhaltet das Maßnahmenpaket der Gro- ßen Koalition zwar gute Ansätze und viele wichtige Impulse, die allerdings zu verpuffen drohen, wenn sie nicht durch nährung, Kreislauf- und Abfallwirtschaft etwa durch eine Mehrwertsteuersenkung eine konsequente und nachhaltig ausge- genauso wie Handlungsmöglichkeiten auf die Benzin- und Dieselpreise das Au- richtete Klimapolitik flankiert werden. im Bereich Lebensstile und Konsum. Aus tofahren attraktiver wird. Auch eine ge- Zudem fehlen für den Klimaschutz wich- der Sicht der Forschenden fehlen in dem ringere beziehungsweise stabilere EEG- tige Bereiche, wie Investitionen in die Zukunftspaket für den Klimaschutz wich- Umlage (und damit auch der Stromkos- Kreislaufwirtschaft und Maßnahmen zur tige Bereiche, wie insbesondere Investiti- ten), die aus sozialer und Steigerung der Energieeffizienz wurden onen in die Kreislaufwirtschaft. Diese wirtschaftlicher Sicht absolut sinnvoll ist nur unzureichend berücksichtigt. Gera- könnten einen wesentlichen Beitrag da- und die Sektorenkopplung unterstützt, de in diesen Bereichen hätten sich kon- zu leisten, die Wirtschaftskreisläufe ro- kann sich bei heutigen Anteilen erneuer- junkturbelebende Effekte und Klima- buster und weniger krisenanfällig aufzu- barer Energien am Strommix potenziell schutz in idealer Form ergänzen können, stellen und neue Exportmärkte zu er- emissionssteigernd auswirken, da sie we- kritisiert das Wuppertal Institut. Im Dis- schließen. Ein weiterer Schwachpunkt niger Anreize für die Umsetzung von kussionspapier „Konjunkturprogramm ist, dass Energieeffizienzmaßnahmen, Stromeinsparmaßnahmen setzt. unter der Klimaschutzlupe: viele gute deren Umsetzung mit großen volkswirt- Die Einschätzungen und Empfehlungen Impulse, aber Nachbesserungen für schaftlichen Effekten verbunden ist, in des Wuppertal Instituts knüpfen dabei an nachhaltige Wirkung erforderlich?!“ re- dem Konjunkturprogramm eine eher un- die mittlerweile umfangreiche aktuelle agierte es auf die vorliegenden Vorschlä- tergeordnete Rolle spielen. Zudem zeigt wissenschaftliche Diskussion zur Ausge- ge und fasst zusammen, welche Maßnah- das Autorenteam auf, dass bei einigen staltung solcher Programme an. Die men im Rahmen der jetzt anstehenden der beschlossenen Maßnahmen die Ge- Maßnahmenvorschläge werden in syste- Umsetzungsphase nachgebessert werden fahr besteht, kontraproduktive Effekte matischer Form anhand von vier Kriteri- sollten und wo Ergänzungen notwendig für den Klimaschutz auszulösen, wenn en bewertet: zeitnahe Umsetzbarkeit, sind. Zielgerichtetheit, zeitliche Begrenzung Die Autorinnen und Autoren des Wup- und nachhaltige Wirkung. Auf der Basis pertal Instituts reflektierten im Diskussi- der kritischen Analyse schlagen die Ex- onspapier die Vorschläge der Bundesre- pertinnen und Experten für die verschie- gierung aus der Klimaschutzperspektive denen Sektoren aus ihrer Sicht sinnvolle und empfehlen Anpassungen sowie die Nachbesserungen sowie Ergänzungen Umsetzung weiterer Maßnahmen. Im vor. > mehr Zentrum der Analyse stehen die Sekto- ren Gebäude, Industrie, Verkehr, Ener- giewirtschaft, Landwirtschaft und Er- 4 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Kurzfristige Wirksamkeit (bereits 2020, spätestens 2021) Angemessenheit des monetären Umfangs Generierung von Hebelwirkung bzw. Multiplikatoreffekte (z. B. zinsvergünstigte Kredite oder staatliche Garantien, die zusätzlich zu staatlichen Mitteln in erheblichem Umfang privates Kapital mobilisieren) Umsetzungsfrist der Ausgaben (≤ 6 Monate, ≤ 1 Jahr, ≤ 3 Jahre) Kurzfristig begünstigte Akteure und Branchen (besonders von der Pandemie und /oder den Gegenmaßnahmen Betroffene, Limitierenden Faktoren für Mittelverausgabung solche mit Wachstumspotenzial oder unspezifisch viele/alle) (primär finanzielle Hürden in der Umsetzung oder Hemmnisse Art der Konsum- oder Investitionsanreize anderer Art) (Übersetzung der Maßnahmen in unmittelbaren Konsum/Investitionen oder Erhöhung der Sparquote) Kurz- und mittelfristige Arbeitsmarkteffekte (Umfang der Wechselwirkungen (Art der zusätzlichen Maßnahmen, die die durch die Maßnahmen erhaltenden oder neuen Arbeitsplätze) genannten limitierenden Faktoren adressieren, um das konjunkturpolitische Potential der Maßnahmen zu maximieren) Erwartbare und gezielt ausgelöste Co-Benefits (z. B. Luftqualitätsverbesserung) Kriterium 1: Kriterium 2: Zeitnahe Zielgerichtetheit Umsetzung Kriterium 3: Kriterium 4: Zeitliche Nachhaltigkeit Begrenzung Nachhaltige Wirkung der Maßnahmen bzw. nachteilige Wirkun- gen im Sinne der Nachhaltigkeit Zusätzlich laufende Netto-Belastungen für den Staatshaushalt, die ggf. nach erfolgreicher wirtschaftlicher Erholung durch Stärke der Impulse für notwendige strukturelle Veränderungen (z. B. Impulse für eine klimaverträgliche Entwicklung) zusätzliche Steuereinnahmen oder Ausgabenkürzungen an anderer Stelle kompensiert werden könnten Vorzieheffekte die beschleunigend wirken Absicherung, dass keine Pfadabhängigkeiten entstehen, die kontraproduktiv wirken und zukünftig notwendige Maßnahmen Sinnhaftigkeit bezugnehmend auf die Laufzeit (nur durch stetig be- oder verhindern verstärkende positive Effekte sinnvoll, wenn dauerhaft angelegt, oder auch sinnvoll bei zeitlicher Beschränkung) Eignung, bestehende Pfadabhängigkeiten zu überwinden und/ oder eigene neue positive Pfadabhängigkeiten in Richtung Nachhaltigkeit zu prägen Kriterien für die konjunkturpolitische Bewertung: Die Maßnahmenvorschläge bewertet das Wuppertal Institut in systematischer Form anhand der vier Kriterien zeitnahe Umsetzbarkeit (1), Zielgerichtetheit (2), zeitliche Begrenzung (3) und nachhaltige Wirkung (4). Quelle: Wuppertal Institut Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 5
„ Bisher zögerlich genutzte digitale Lösungen für Homeoffice sind quasi über Nacht akzeptiert worden – das ist eine Chance.“ Dr. Holger Berg, Co-Leiter des Forschungsbereichs Studie: Corona-Pandemie hat Digitale Transformation in der Abteilung Kreislaufwirtschaft deutliche Auswirkungen auf am Wuppertal Institut Digitalisierung und Umwelt –––––––– Weniger Verkehr, mehr Datenverbrauch mehr als ein Drittel aller Interview- Dr. Holger Berg, Co-Leiter des For- und ein größeres Interesse an regionalen ten davon aus, dass interne und externe schungsbereichs Digitale Transformation Angeboten: Die Corona-Pandemie hat Meetings auch in den kommenden Jah- in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am das Bewegungs- und Konsumverhalten ren durch Videokonferenzen ersetzt wer- Wuppertal Institut, sagt: „Die Daten zei- der Bürgerinnen und Bürger in Deutsch- den. 31 Prozent erwarten, dass sie weni- gen, dass Verhaltensänderungen möglich land geändert. Dies hat deutliche Aus- ger berufliche Reisen unternehmen. sind. Bisher zögerlich genutzte digitale Lö- wirkungen auf die Umwelt – positiv wie Nach Ansicht der Studienautoren lässt sungen für Homeoffice sind quasi über negativ. Das Wuppertal Institut und sich vor diesem Hintergrund der gesam- Nacht akzeptiert worden – das ist eine die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft te Personenverkehr künftig um bis zu Chance. Wir können so zum Beispiel Ener- EY (Ernst & Young) haben diese Auswirk- acht Prozent reduzieren – wenn mög- gieverbrauch und Emissionen für Mobilität ungen in der Studie „Zwischenbilanz lichst zeitnah Homeoffice und das virtu- reduzieren. Allerdings erhöht sich der Be- COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisie- elle Arbeitsleben gefördert würden. Dies darf an Technologie und digitaler Infra- rung“ untersucht und zusammen mit könne beispielsweise über die steuer- struktur, was gleichzeitig unseren Bedarf Bundesumweltministerin Svenja Schulze liche Förderung von Heimarbeitsplätzen an Ressourcen hierfür erhöht.“ während der Bundespressekonferenz geschehen. > mehr am 11. Juni 2020 in Berlin vorgestellt. Die Studie ist eine erste Zwischenbilanz der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Sie soll als Grundlage für die Weiterent- wicklung der in der umweltpolitischen Digitalagenda zusammengefassten Maß- nahmen dienen und die Chancen der Di- gitalisierung für die Umweltpolitik her- vorheben. Zwischen- Der Personenverkehr ging durch die bilanz COVID-19: Corona-bedingten Einschränkungen deutlich zurück. Gerade in der Anfangs- zeit der Corona-Maßnahmen stieg damit die Nutzung digitaler Medien, wie Video- Umweltpolitik und konferenzen und Onlineshopping. Ein Digitalisierung Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Ar- 11. Juni 2020 beitnehmer arbeitete zeitweise im Home- office, teilweise reduzierten sich die Auf- enthalte am Arbeitsplatz um bis zu 45 Prozent. In einer Befragung von EY geht Studie „Zwischenbilanz COVID-19: Umwelt- politik und Digitalisierung“ 6 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Post-Corona-Konjunktur- programme an EU Green Deal ausrichten –––––––– Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für den Klimaschutz? Woran sollten sich Konjunkturprogramme als belebendes Quelle: GettyImages Element der Wirtschaft nach Überwin- dung der COVID-19-Krise ausrichten? Eignet sich dafür der European Green zu können“, sagt Prof. Dr.-Ing. Manfred wollen“, sagt Johannes Thema, Projekt- Deal der Europäischen Union (EU)? Ope- Fischedick, wissenschaftlicher Geschäfts- leiter im Forschungsbereich Energiepoli- riert dieser mit dem richtigen Ambitions- führer des Wuppertal Instituts. tik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- niveau und ist konkret genug, um einen Die Green-Deal-Dokumente zeigen, dass und Klimapolitik am Wuppertal Institut. geeigneten Orientierungsrahmen zu bil- die EU-Kommission sich explizit zum Pa- Für das 1,5-Grad-Ziel scheint dies aller- den? Vor diesem Hintergrund stellte das riser Klimaschutzabkommen bekennt dings nur unter deutlich weitergehenden Wuppertal Institut im Diskussionspapier und damit eine Begrenzung des Tempe- Bedingungen möglich. Von zentraler Be- „European Green Deal: Geeignete Grund- raturanstiegs auf – wie es im Abkommen deutung seien dabei konkrete kurzfristi- lage für Konjunkturprogramme im Kon- heißt – „well below 2°C and to pursue ef- ge Maßnahmen zur Emissionsreduktion, text der Corona-Krise?“ eine Übersicht forts to limit it to 1.5°C“ anstrebt. Aller- also eine deutliche Ambitionssteigerung der bisher gesteckten Ziele zusammen dings: „Sie grenzt das Temperaturintervall bis 2030, ergänzt der Wissenschaftler. und schätzte diese wissenschaftlich ein. selbst aber nicht weiter ein, sondern fokus- > mehr Der von der Europäischen Kommission siert stattdessen auf die Vorgabe ’Netto- vorgeschlagene „European Green Deal“ Null-Emissionen bis 2050‘ erreichen zu kann als zentrales Innovations- und Transformationsprogramm Europas für die erste Hälfte dieses Jahrhunderts an- gesehen werden. Der Umbau der beste- henden Systeme ist allerdings mit einem Diskussionspapier | April 2020 hohen Investitionsaufwand verbunden. „Es ist es entscheidend, dass sich die Post- Corona-Konjunkturprogramme an den European Green Deal: Geeignete Grundlage für Zielen des European Green Deal ausrichten. Konjunkturprogramme im Kontext Zudem muss sichergestellt werden, dass der Corona-Krise? mit dem European Green Deal die teilweise noch wenig konkreten Vorgaben in der wei- Einschätzung des Ambitionsniveaus des European Green Deal teren Ausgestaltung präzisiert werden, um hinreichend ambitionierte Ziele erreichen Johannes Thema Dr. Sascha Samadi Lukas Hermwille Dr. Hans-Jochen Luhmann Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick unter Mitarbeit von Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer Dr. Stefan Thomas Dr. Henning Wilts Diskussionspapier „European Green Deal: geeignete Grundlage für Konjunktur- programme im Kontext der Corona-Krise?“ Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 7
Perspektiven des EU Green Deal in Zeiten der Corona-Pandemie –––––––– Die aktuellen Meldungen zum European Quelle: GettyImages Green Deal sowie zu möglichen Konjunk- turpaketen nach der Corona-Pandemie überschlagen sich. Die meisten Meldun- gen erzeugen den Eindruck, als hätte es Allerdings bestehen große konzeptionel- Folgende fünf Erkenntnisse aus der ver- nicht bereits vor zehn Jahren nach der Fi- le Unsicherheiten. gangenen Analyse stellte das Wuppertal nanzkrise milliardenschwere grüne Kon- Prof. Dr.-Ing. Philipp Schepelmann, Pro- daher im Diskussionspapier „Perspekti- junkturprogramme gegeben. Daraus lie- jektleiter im Forschungsbereich Stadt- ven des ‚European Green Deal‘ in Zeiten ße sich einiges lernen. Der wissenschaft- wandel in der Abteilung Energie-, Ver- der Corona-Pandemie“ zusammen: liche Geschäftsführer des Wuppertal kehrs- und Klimapolitik am Wuppertal • Der Green New Deal ist nicht nur ein Instituts, Prof. Dr.-Ing. Manfred Fische- Institut, veröffentlichte dazu bereits vor Klimadeal dick, stellt fest: „Spätestens mit der Fi- zehn Jahren die Studie „A Green New • Der Green New Deal ist planetar nanzkrise 2008/2009 ist ökologische Mo- Deal for Europe – Towards green moder- • Die Deals brauchen einen „policy- dernisierung nicht mehr nur ein Ni- nisation in the face of crisis“ und mahnt: learning accellerator“ schenthema der Umweltpolitik, sondern „Leider wollte keine Regierung eine offene • Der Green New Deal muss die rele- zentraler Bestandteil der ökonomischen und systematische Auswertung der dama- vanten Akteure einbinden Krisenbekämpfung“. Die Green Deals der ligen Programme. Daher können wir zur- • Der Green New Deal hat „blinde Finanzkrise von damals haben bei den zeit weder sagen, ob die Green New Deals Flecken“ > mehr Vereinten Nationen und der Organisati- der Vergangenheit überhaupt in Gänze im- on für wirtschaftliche Zusammenarbeit plementiert wurden und mit welchem Er- und Entwicklung (Organisation for Eco- folg oder Misserfolg. Trotzdem können wir nomic Co-operation and Development, für zukünftige Milliardenprogramme eini- OECD) deutliche Spuren hinterlassen. ge zentrale Anforderungen ableiten.“ Diskussionspapier | April 2020 „ Leider wollte keine Regierung eine offene und systematische Auswertung Perspektiven des der damaligen Programme. Daher „European Green Deal“ in Zeiten der Corona-Pandemie können wir zurzeit weder sagen, ob die Anforderungen an die Gestaltung grüner Green New Deals der Vergangenheit überhaupt in Gänze implementiert Konjunkturprogramme wurden und mit welchem Erfolg oder Prof. Dr.-Ing. Philipp Schepelmann Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick Misserfolg. Trotzdem können wir für zukünftige Milliardenprogramme einige zentrale Anforderungen ableiten.“ Prof. Dr.-Ing. Philipp Schepelmann, Projektleiter im Forschungsbereich Stadtwandel in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut Diskussionspapier „Perspektiven des ‚European Green Deal‘ in Zeiten der Corona- Pandemie“ 8 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Wie die internationale Klimapolitik zum grünen Aufschwung beitragen kann –––––––– Weltweit reagieren Regierungen mit um- fangreichen Konjunkturpaketen auf die Quelle: GettyImages durch die COVID-19-Pandemie ausgelös- te Krise. Die Gestaltung dieser Konjunk- turpakete wird auch zentrale Rahmenbe- dingungen der künftigen Klimapolitik Discussion Paper| June 2020 bestimmen: Die Konjunkturpakete kön- Harnessing International nen entweder einen starken Schub für Climate Governance to Drive eine klimaverträgliche Wirtschaft erzeu- Green Post-Pandemic Recovery gen oder aber nicht-nachhaltige Wirt- schaftsweisen zementieren. Wie die in- Wolfgang Obergassel ternationale Klimapolitik zu einem grü- Lukas Hermwille Prof. Dr. Sebastian Oberthür nen Aufschwung beitragen kann, erörtern Wolfgang Obergassel und Lukas Hermwille aus dem Forschungsbereich Internationale Klimapolitik am Wupper- tal Institut sowie Sebastian Oberthür von der Freien Universität Brüssel in ihrem neuen Diskussionspapier „Harnessing International Climate Governance to Diskussionspapier „Harnessing Drive Green Post-Pandemic Recovery“. International Climate Gover- Da die Konjunkturpakete jetzt entwickelt nance to Drive Green Post-Pan- werden, die Klimakonferenz in Glasgow demic Recovery“ aber in den November 2021 verschoben wurde und der Klimawandel unbeirrt stetig voranschreitet, ist nun schnelles Handeln auf verschiedenen Ebenen er- erklärt: „Erstens können internationale forderlich. Institutionen Leitlinien und Signale aus- Die Autoren kommen in ihrem Diskussi- senden, welche Richtung die internationale onspapier zu dem Schluss, dass die inter- Gemeinschaft einschlagen sollte. Zweitens nationale Klimapolitik den grünen Auf- können sie auch noch einen Schritt weiter schwung auf verschiedene Weise fördern gehen und rechtlich verbindlich Regeln und könnte. Standards festlegen, wie sich die Länder Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des For- verhalten sollen. Drittens können sie von schungsbereichs Internationale Klimapo- den Ländern Transparenz und Rechen- litik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- schaft darüber einfordern, wie nachhaltig und Klimapolitik am Wuppertal Institut, ihre Konjunkturpakete sind. Viertens kann die internationale Gemeinschaft auch fi- nanzielle, technologische und kapazitäts- bildende Unterstützung für ärmere Länder organisieren und koordinieren. Und zu gu- ter Letzt kann die internationale Gemein- schaft auch den Austausch zwischen den Ländern über die ergriffenen Maßnahmen 1,5 und damit kollektives Lernen fördern.“ > mehr Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 9
Wuppertal Lunch als Webinar: Perspektiven für die Klimapolitik am Scheideweg „Post-Corona-Stadt“ – Instrumente für einen Green –––––––– Deal in Zeiten von Corona –––––––– Welche Perspektiven haben zukunftsfä- hige und krisenfeste Städte nach der Co- Die Corona-Pandemie hat die Welt auf rona-Pandemie? Antworten darauf skiz- den Kopf gestellt und gleichzeitig deut- zierten Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ehe- lich gemacht: Bisherige globale und maliger wissenschaftlicher langfristige Probleme und Herausforde- Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, rungen wie der Klimawandel und soziale Dr. Carolin Baedeker, stellvertretende Ungerechtigkeiten bleiben unverändert aktuellen Situation die Wirtschaft zu Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Pro- bestehen, manche treten gerade jetzt stärken, den Klimaschutz voranzubrin- duzieren und Konsumieren, Anja Bier- umso deutlicher hervor. Das Thema gen und dabei sozial gerecht und ausge- wirth, Leiterin des Forschungsbereichs Nachhaltigkeit in der Krise spaltet die wogen zu sein? Über diese Fragen disku- Stadtwandel, sowie die beiden wissen- Meinungen: Den Klimaschutz hinten an- tierten die Wissenschaftlerinnen und schaftlichen Mitarbeitenden Dr. Anne stellen oder wie nach dem Ansatz des Wissenschaftler des Wuppertal Instituts Caplan und Hans Haake in ihrem neuen Green Deals Wirtschaft und Klimaschutz gemeinsam mit Vertreterinnen und Ver- Diskussionspapier zur „Post-Corona- in den angekündigten Konjunkturpro- tretern von Gewerkschaften und Indus- Stadt“. grammen Hand in Hand gehen lassen? trieverbänden und den Gästen des digi- Die zentrale These des Autorenteams: Die anstehenden Milliardeninvestitionen talen Wuppertal Lunch „Klimapolitik am Städte der Zukunft müssen und werden nicht in den ohnehin notwendigen Um- Scheideweg – Instrumente für einen „näher“, „öffentlicher“ und „agiler“ sein. bau der Wirtschaft zu nutzen, wäre für Green Deal in Zeiten von Corona“. Der Dies erläutert das Autorenteam anhand den Klimaschutz eine verpasste Chance. Wuppertal Lunch wurde aufgezeichnet dieser drei Dimensionen und konkretisie- Wie aber müssen die Investitionen kon- und ist auch auf Youtube verfügbar. ren es mithilfe zahlreicher Beispiele. kret gestaltet werden, sodass sowohl die > mehr > mehr Unternehmen als auch der Klimaschutz profitiert? Wie etwa müsste ein Transfor- mationskurzarbeitsgeld, ein Transforma- tionsfonds oder eine stärkere ökologi- Diskussionspapier | April 2020 sche Ausrichtung der öffentlichen Be- schaffung ausgestaltet werden, um in der „Näher“ – „Öffentlicher“ – „Agiler“ Eckpfeiler einer resilienten „Post-Corona-Stadt“ Prof. Dr. Uwe Schneidewind Dr. Carolin Baedeker Anja Bierwirth Dr. Anne Caplan Hans Haake Diskussionspapier „Näher – Öffentli- cher – Agiler: Eckpfeiler einer resilien- ten ‚Post-Corona-Stadt‘“ 10 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Das Corona-Virus im Zeichen der Nachhaltigkeitsziele –––––––– Corona-Pandemie: Forschungsaktivitäten nd deren Auswirkungen In ihrem Diskussionsimpuls „Covid-19 Das Wuppertal Institut stellt fortlaufend eine Auswahl an Pub- im Licht der Sustainable Development likationen rund um die Corona-Pandemie und deren Auswir- Goals – Was haben wir zu gewinnen bei kungen auf einer Übersichtsseite vor. > mehr all‘ den Einbußen?“ geht Dr. Dorothea Schostok, wissenschaftliche Mitarbeite- rin im Forschungsbereich Energiewende Forschungsaktivitäten und Informationen International in der Abteilung Zukünf- zum European Green Deal tige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut, auf die Chancen und Die Veröffentlichung des European Green Deal nahm das Potenziale ein, die sich heute und zu- Wuppertal Institut zum Anlass und stellt seither eine Auswahl künftig aus der Corona-Transformation an Projekten und Publikationen, die im Kontext zu diesem ergeben. Entlang der 17. Nachhaltig- Thema stehen, auf einer Übersichtsseite zusammen. > mehr keitsziele – auch Sustainable Develop- ment Goals (SDGs) genannt – die seit ih- rer Verabschiedung von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 den Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung ebnen, hinterfragt Dorothea Schostok jedes einzelne SDG, etwa, wie es in Zeiten der Klimaneutrale Industrie Corona-Pandemie um die 17 SDGs steht. als Maßstab für Und welche positiven Aspekte bietet die Konjunkturprogramme derzeitige Situation trotz schwerwiegen- der Verluste, Schicksale und Gefahren? –––––––– Der Diskussionsimpuls skizziert die COVID-19-Pandemie entlang der 17 SDGs Konjunkturprogramme im Zuge der Pandemie sollten neue, langfristig wert- primär mit Blick auf Deutschland und Corona-Pandemie sollten auch in schöpfungssichernde Prozesse und gibt erste Eindrücke auf die Fragen „Was Nordrhein-Westfalen (NRW) nur im Sin- Strukturen unterstützen, statt alte Struk- nehmen wir mit?“, „Was bleibt?“ und ne des Klimaschutzes gestaltet werden – turen zu zementieren. Mit den Mitteln „Was gewinnen wir?“. > mehr dazu hat der landesweite Think Tank der Konjunkturprogramme sollten ohne- IN4climate.NRW gemeinsam mit seinen hin geplante beziehungsweise notwendi- Partnern aus Politik, Industrie und Wis- ge Investitionen im Klimaschutz vorgezo- senschaft nun konkrete Anforderungen gen oder in Infrastrukturen investiert und Impulse im Green Industrial Recove- werden, die für den Umbau hin zu einer Diskussionsimpuls | April 2020 ry „Wege in eine klimaneutrale Industrie klimaneutralen Industrie gebraucht wer- Covid-19 im Licht der Sustainable Development Goals nach der Corona-Pandemie“ veröffent- den. Was haben wir zu gewinnen bei all´ den Einbußen? licht. Zwar stehen die akuten Gefahren IN4climate.NRW ist eine Initiative von Dr. Dorothea Schostok der Pandemie zurecht zunächst im Vor- Industrie, Wissenschaft und der Landes- dergrund, die Bekämpfung der langfristi- regierung von Nordrhein-Westfalen zur gen Folgen und der Einsatz von Ressour- Erarbeitung innovativer Strategien für cen für den Wiederaufbau dürften aber eine klimaneutrale Industrie. SCI4climate. nur in Verbindung mit Nachhaltigkeit NRW ist ein vom Ministerium für Wirt- und Klimaschutz gedacht werden, for- schaft, Innovation, Digitalisierung und dern die Autoren des Diskussionspapiers. Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Die Arbeitsgruppe Rahmenbedingungen gefördertes unabhängiges Forschungs- stellt in ihrem Papier erste Strategien vorhaben unter Leitung des Wuppertal und mögliche Maßnahmen für Konjunk- Instituts, das die Arbeiten der Initiative turprogramme der öffentlichen Hand aus wissenschaftlicher Perspektive be- aus Sicht von Unternehmen und wissen- gleitet und vorantreibt. > mehr Diskussionsimpuls „Covid-19 im Licht der Sustainable Development Goals – schaftlichen Instituten aus IN4climate. Was haben wir zu gewinnen bei all‘ den NRW und SCI4climate.NRW vor. Kon- Einbußen?“ junkturprogramme nach der Corona- Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 11
Forschungs- transfer Digitale Plattformen verbrauchergerecht regulieren –––––––– „Zukunftswissen“ für die Digitale Plattformen haben eine Vielzahl von Funktionen, die aus Verbraucher- Ohren: Wuppertal Institut sicht hilfreich und wünschenswert sind. startet Podcast Bei Nutzung dieser Funktionen kann es „Zukunftswissen.fm“ jedoch auch zu Problemen kommen, aus denen sich regulatorischer Handlungsbe- –––––––– darf ergibt. Wie eine rechtlich adäquate Regulierung aber aussehen kann, ist Wie hängen Nachhaltigkeit und Digitali- Warum heißt der Podcast „Zukunftswis- höchst fraglich. Daher hat der Sachver- sierung zusammen? Was bedeutet der sen.fm“? „Um die zum Teil sehr komplexen ständigenrat für Verbraucherfragen Strukturwandel für Deutschland? Wird Veränderungsprozesse hin zu einer kli- (SVRV) beim Bundesministerium der mit dem europäischen Green Deal in Eu- magerechten und ressourcenleichten Welt Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) ropa jetzt alles „grün“? Antworten auf anzustoßen, braucht es drei unterschiedli- nun die Stellungnahme „Grundlegung diese und weitere Fragen beantworten che Formen von Wissen: Systemwissen, einer verbrauchergerechten Regulierung Expertinnen und Experten aus Wissen- Zielwissen und Transformationswissen. interaktionsmittelnder Plattformfunktio- schaft, Politik, Wirtschaft und Gesell- Die Integration und das Zusammenspiel nalitäten“ zur Plattformregulierung vor- schaft im neuen Podcast „Zukunftswis- dieser drei unterschiedlichen Wissensfor- gelegt. Demnach sollten Plattformen ins- sen.fm“ des Wuppertal Instituts. Ganz men bezeichnen wir als ‚Zukunftswissen‘“, gesamt zwar stärker in die Verantwor- gleich, ob Digitalisierung, Strukturwan- erklärt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, tung genommen werden, etwa, wenn es del, Energiewende oder Mobilitätswen- wissenschaftlicher Geschäftsführer des um die Mittelung persönlichkeitsrechts- de: In wechselnden Reihen behandelt Wuppertal Instituts. verletzender Inhalte geht. Es sei aber da- das Wuppertal Institut in seinem neuen Der Podcast ist kostenfrei auf Apple und rauf zu achten, dass ein angemessener Podcast „Zukunftswissen.fm“ aktuelle Google Podcasts, Spotify, Podcast.de und Ausgleich zwischen den Rechten und In- Themen aus der Transformationsfor- über die Website des Wuppertal Instituts teressen sowohl der Plattformbetreiber schung. Zu Wort kommen dabei Denke- www.zukunftswissen.fm zu hören. und der Rechteinhaber, als auch der Ver- rinnen und Denker sowie Macherinnen Reinhören und informiert bleiben: braucherinnen und Verbraucher gefun- und Macher aus Wissenschaft, Politik, #ZukunftswissenFM > mehr den wird, da die Rechte und Interessen Wirtschaft und Gesellschaft. jeder dieser Parteien grundrechtlich ge- schützt seien. Die Mitglieder des Sachverständigenra- tes haben außerdem fünf Maximen für die Regulierung von Plattformen aus Ver- braucherperspektive entwickelt. An der Stellungnahme hat unter anderem auch Prof. Dr. Christa Liedtke, Mitglied des SVRV und Leiterin der Abteilung Nach- haltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut, mitgearbeitet. > mehr 12 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Der wissenschaftliche Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, verließ zum 30. April 2020 das Wuppertal Institut. Quelle: Wuppertal Institut/Annette Etges Personalia: Uwe Schneidewind hat das Wuppertal Institut verlassen Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ehemaliger wissen- des Landes Nordrhein-Westfalen, dankte Prof. Dr. schaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Insti- Uwe Schneidewind für zehn erfolgreiche und prä- tuts, hat seine Tätigkeit am Wuppertal Institut gende Jahre Arbeit an der Spitze des Wuppertal zum 30. April 2020 beendet. Darauf haben sich Instituts. In diese Zeit fallen die erfolgreichen das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digita- Evaluationen des Instituts durch den Wissen- lisierung und Energie des Landes Nordrhein- schaftsrat, die Prägung der Debatten über eine Westfalen und Prof. Dr. Uwe Schneidewind ein- „transformative Wissenschaft“ und die zukunfts- vernehmlich verständigt. Zum 1. Mai 2020 kehrte weisende Arbeit in Reallaboren. Im Buch „Die Uwe Schneidewind an die Bergische Universität Große Transformation“ wurden die großen Trans- Wuppertal zurück und nahm dort seine Professur formationsherausforderungen herausgearbeitet für „Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit“ und konzeptionell gerahmt, was erheblich zur ex- wieder auf. ternen Positionierung des Instituts als eines der Mit der Beendigung des Dienstverhältnisses am führenden Transformations-Think-Tanks beigetra- Wuppertal Institut soll jeder Interessenskonflikt gen hat. zwischen der Kandidatur Schneidewinds bei der „Für die berufsbiographische Entscheidung von Oberbürgermeisterwahl in Wuppertal und der Prof. Dr. Uwe Schneidewind haben wir großes politik-beratenden wissenschaftlichen Arbeit des Verständnis. Wir freuen uns gleichzeitig, dass mit Wuppertal Instituts vermieden werden. „Für mich der Berufung von Prof. Dr.-Ing. Manfred Fische- ist es wichtig, meine politische und meine wissen- dick zum gleichberechtigten wissenschaftlichen schaftliche Arbeit transparent und erkennbar ge- Geschäftsführer zum 1. Januar 2020 die vielver- trennt zu halten. Gerade weil das Wuppertal Insti- sprechende weitere Entwicklung des Instituts ge- tut in so politikrelevanten Feldern arbeitet und währleistet ist“, sagt Christoph Dammermann. hier die Gefahr einer wahrgenommenen Vermi- Pressemitteilung zum Weggang > mehr schung besonders groß ist, freue ich mich, dass Digitale Verabschiedung > mehr wir mit der einvernehmlichen Beendigung des Dienstverhältnisses eine gute Lösung gefunden haben. Sie unterstreicht auch nochmals die Ernst- haftigkeit meines Ziels, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal zu werden“, sagt Schneidewind, der das Institut seit dem 1. März 2010 leitete. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Dammer- mann, Staatssekretär im Ministerium für Wirt- schaft, Innovation, Digitalisierung und Energie Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 13
Forschungsstand zu aktuellen Herausforderungen der Energiewende Trophäe des Deut- schen Nachhaltig- –––––––– keitspreises. Quelle: Frank Fendler Der Handlungsdruck für den Aufbau ei- nes klimaneutralen Energiesystems steigt weiter. Der ForschungsVerbund Er- neuerbare Energien (FVEE) diskutierte während der vergangenen Jahrestagung, wo die zentralen technologischen und sozio-ökonomischen Herausforderungen der Energiewende liegen und was die Energieforschung beitragen kann, um die Transformationsgeschwindigkeit deutlich zu erhöhen. Nun erschien der neue FVEE-Tagungsband „Energy Re- search for Future – Forschung für die He- rausforderungen der Energiewende“. Dr. Sascha Samadi, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Sekto- Der 13. Deutsche Nachhaltigkeitspreis ren und Technologien in der Abteilung Energie- und Industriesysteme am Wup- Gemeinsam mit der Bundesregierung und weiteren Part- pertal Institut, sowie Prof. Dr.-Ing. Man- nern prämiert der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Vorreiter fred Fischedick, wissenschaftlicher Ge- der Nachhaltigkeit und zeichnet Spitzenleistungen in den schäftsführer des Wuppertal Instituts, Kategorien Unternehmen, Kommunen, Architektur, For- zeigen in ihrem mit weiteren Mitautorin- schung, Start-ups, Verpackung und Design aus. Es ist Euro- nen und -autoren verfassten Konferenz- pas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales artikel „Globale und nationale Heraus- Engagement, die sich an den Zielen der Agenda 2030 und forderungen bei der Umsetzung der damit an den wesentlichen Transformationsfeldern Klima, Energiesystemtransformation“ anhand Ressourcen, Biodiversität, Fairness, Gesellschaft und Wild von Beispielen, wie die Energieforschung Card orientiert, in denen der Handlungsdruck besonders wichtige Beiträge zur notwendigen Be- groß ist. schleunigung der Energiewende liefern Beim diesjährigen Wettbewerb ist auch das Wuppertal Ins- kann. > mehr titut in den folgenden Kategorien vertreten: Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für die Kategorie „Design“ wird in die- sem Jahr zum ersten Mal verliehen und prämiert besonders nachhaltige Designs. Ausgezeichnet werden hier Designlö- sungen, die den nachhaltigen Wandel entscheidend mitge- FVEE-Themen stalten. Hier ist Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abtei- lung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wup- pertal Institut, als Mitglied der Jury vertreten. In der Kategorie „Städte und Gemeinden“ wird das lokale Energy Research for Future – Engagement der teilnehmenden Kommunen bei der Trans- Forschung für die formation bewertet und ausgezeichnet. Dr. Carolin Baede- Herausforderungen der Energiewende ker, stellvertretende Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Beiträge zur FVEE-Jahrestagung 2019 Produzieren und Konsumieren und Co-Leiterin des For- schungsbereichs Innovationslabore innerhalb der Abtei- lung, und Markus Kühlert, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren, sind Mitglieder des Assessment-Teams. > mehr Veranstalter FVEE-Tagungsband „Energy Research for Future – Forschung für die Heraus- forderungen der Energiewende“ 14 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Forschungs -produkte Toolkits für den Struktur- wandel in Kohleregionen Freiheit und Klimaschutz: –––––––– ein Widerspruch? ken“ hat sich der Sozialwissenschaftler Die Europäische Kommission hat sich –––––––– bereits mit Fragen zu klimapolitischen verpflichtet, die Kohle- und kohlenstoff- Regulierungen und umweltfreundlichen intensive Regionen beim Übergang hin Freiheit ist für den Menschen das viel- Lebensweisen auseinandergesetzt. zu einer CO2-neutralen Wirtschaft zu un- leicht höchste Gut. Aber wie steht es nun Längst stoßen die Menschen mit ihrem terstützen. um die Freiheit in Zeiten des Klimaschut- exzessiven Verbrauch und Nutzen an pla- Im Rahmen der „Coal Regions in Transi- zes? Das FactorY-Magazin, das von der netare Grenzen. Der Artikel „Von der tion“ Plattform treffen sich Vertreterin- Effizienz-Agentur NRW und dem Wup- Freiheit auf einem begrenzten Planeten“ nen und Vertreter der Regionen, der Poli- pertal Institut herausgegeben wird, wid- von Prof. Dr. Uta von Winterfeld, Projekt- tik und Wissenschaft, sowie weitere met sich dem Thema „Freiheit“ und dis- leiterin im Forschungsbereich Struktur- Stakeholder, um Strategien für den Kohle- kutiert, warum Klimaschutz und Begren- wandel und Innovation in der Abteilung ausstieg zu besprechen und sich zu er- zung des Klimawandels überhaupt erst Zukünftige Energie- und Industriesyste- folgreichen Gestaltungsansätzen des Freiheit und Menschenrechte garantie- me am Wuppertal Institut, befasst sich Strukturwandels in Kohleregionen aus- ren. mit ganzheitlichen Konzepten zu Freiheit zutauschen. Ziele der Kohleregionen Macht eine ökoliberale Politik die Men- und Gerechtigkeit bei begrenzten Res- sind die Verringerung der Umweltver- schen mehr oder weniger frei? Dieser sourcen. Zwar haben globale Klima- schmutzung und der Gesundheitsrisiken, Frage geht Dr. Michael Kopatz, Projekt- schutz- und Nachhaltigkeitsziele den eine Verbesserung der Lebensbedingun- leiter im Forschungsbereich Energiepoli- Verbrauch reguliert und ein Emissions- gen sowie sicherere und sauberere Ar- tik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- budget festgesetzt, aber eine umfassende beitsplätze. und Klimapolitik am Wuppertal Institut, Lösung gibt es noch nicht. Die Wissen- Das Wuppertal Institut ist Teil des inter- in seinem Beitrag „Perspektiven einer schaftlerin plädiert insbesondere in Dis- nationalen Konsortiums, welches das Se- ökoliberalen Politik“ nach. In seinen kussionen um den Klimaschutz dafür, kretariat der Plattform betreibt. Als Teil zwei Büchern „Ökoroutine. Damit wir den Begriff der Freiheit kritisch zu hin- dieser Initiative hat das Sekretariat eine tun, was wir für richtig halten“ und terfragen und sich bewusst zu werden, Reihe von Toolkits entwickelt, die Kohle- „Schluss mit der Ökomoral! Wie wir die wer von dieser Freiheit profitiert. regionen bei der Gestaltung der anste- Welt retten, ohne ständig daran zu den- > mehr henden Transformationsprozesse unter- stützen sollen. Die Toolkits reichen the- matisch von der Strategieentwicklung Nr. 1 2020 über politische Steuerung, Beschäfti- gung und Wohlfahrt bis hin zur Wieder- nutzbarmachung von Kohleanlagen. > mehr © istockphoto.com/ frentusha Thema FREIHEI T Die Angst vor der Freiheit Die Freiheit in Zeiten des Klimawandels Endlicher Spaß Über die Freiheit, das Richtige tun zu können Freie Fahrt für freie Bürger Das Grundeinkommen zwischen Arbeitsgesellschaft und Absatzförderung Die Ökodiktatur gegen den freien Westen Perspektiven einer ökoliberalen Politik Von der Freiheit auf einem begrenzten Planeten FactorY zum Thema „Freiheit“ Es wurden vier neue Toolkits zur Unter- stützung der europäischen Kohleregionen auf der Plattform Coal Regions in Transiti- on veröffentlicht. Quelle: ICLEI – Local Governments for Sustainability Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 15
Die „lebenswerte“ Straße in resilienten urbanen Quartieren –––––––– Der Wuppertal Report „Die ‚lebenswerte‘ beit von Dr. Ralf Schüle, einem ehemali- Straße in resilienten urbanen Quartieren“ gen Mitarbeiter des Instituts, der untersucht die Frage, wie eine Transfor- wissenschaftlichen Mitarbeiterin Carina mation von urbanen Quartierstraßen hin Koop aus dem Forschungsbereich Stoff- zu „lebenswerten“ Stadt- und Straßen- kreisläufe in der Abteilung Kreislaufwirt- räumen funktionieren kann. Das Konzept schaft und Lena-Katharina Peter, wissen- Infrastrukturbedarfe einer der lebenswerten Straße betrachtet eine schaftliche Hilfskraft im Forschungsbe- klimaneutralen Industrie in Straße nicht nur als Verkehrsraum, son- reich Stadtwandel in der Abteilung dern als Ökosystem, öffentlichen Raum, Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik. Europa Energieproduzenten und Naherholungs- > mehr –––––––– gebiet für Menschen. Der Report unter- sucht, was eine „lebenswerte“ Straße Das Policy Brief des Wuppertal Instituts ausmacht, stellt Beispiele für solche Stra- zur Studie „Infrastructure needs for deep ßen vor und gibt konkrete Umsetzungs- 17_Wuppertal Report | Mai 2020 decarbonisation of heavy industries in Eu- empfehlungen. „Lebenswerte“ Straße in resilienten urbanen Quartieren rope“ analysiert den Infrastrukturbedarf Verfasst wurde der Wuppertal Report für eine vollständige Dekarbonisierung von Dr. Steven März, wissenschaftlicher Projektergebnisse eines Teilprojektes im der Chemie-, Stahl- und Zementindustrie Mitarbeiter im Forschungsbereich Stadt- Gesamtprojekt „Eckpunkte für die Umset- zung einer Landesstrategie zur Klimaan- passung aus wissenschaftlicher Sicht“ in Europa bis 2050. wandel in der Abteilung Energie-, Ver- Eine klimaneutrale Transformation der kehrs- und Klimapolitik unter der Mitar- Schwerindustrie in Europa ist machbar, stellt die jeweiligen Industrien sowie die Versorgungs- und Infrastruktursysteme allerdings vor große Herausforderungen. Dadurch wächst zunehmend und räum- lich konzentriert die Nachfrage nach sau- berer Energie, was bestehende regionale Defizite tendenziell vergrößert. Einige In- dustrieregionen, wie das Industriedreieck Wuppertal Report „Die ‚lebenswerte‘ zwischen Belgien, der Niederlande und Straße in resilienten urbanen Nordrhein-Westfalen, benötigen dann Quartieren“ neue, leistungsfähige Importstrukturen für Strom und Wasserstoff, während an- dere Industrieregionen den zusätzlichen Bedarf weitgehend durch erneuerbare Energien aus ihrer Umgebung decken Policy Brief | June 2020 können. „Die Dekarbonisierungsstrategi- Infrastructure needs for deep en der verschiedenen Industriecluster decarbonisation of heavy industries in Europe sollten in der Europäischen Union auf re- gionaler, nationaler und europäischer Ebene koordiniert werden, um ihre Um- setzung voranzutreiben und die notwen- dige Infrastruktur vorausschauend und zeitnah anpassen zu können. Und dies Key results and conclusions sollte unter Einbeziehung der lokalen in- Frank Merten, Stefan Lechtenböhmer, Christine Krüger, Arjuna Nebel, dustriellen Akteure geschehen“, sagt Prof. Clemens Schneider, Alexander Scholz, Ansgar Taubitz Dr. Stefan Lechtenböhmer, Leiter der Ab- teilung Zukünftige Energie- und Indust- supported by Policy Brief „Infrastructure needs riesysteme am Wuppertal Institut und for deep decarbonisation of heavy Mitautor des Policy Brief. > mehr industries in Europe“ 16 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020
Dissertati Sozialer Wandel Dialektik des Erzählens und durch Innovationen aus Nicht-Erzählens im Engelsjahr der Zivilgesellschaft –––––––– –––––––– Dieses Jahr findet in Wuppertal das „En- Dazu zählt beispielsweise das Wuppertal Wie kann jeder oder jede nachhaltig han- gelsjahr 2020“ statt. Zu Ehren des am 28. Spezial Nr. 56 „Unerwünschte Erzählun- deln? Dafür müssen vor allem neue Le- November 1820 in Wuppertal-Barmen ge- gen – Zur Dialektik des Erzählens und bensstile gefunden werden. Innovationen borenen Philosophen, Denkers, Politikers Nicht-Erzählens im Engelsjahr“. Die Auto- spielen in diesem Zusammenhang eine Projekte und Machers Friedrich Engels veranstaltet rinnen Prof. Dr. Uta von Winterfeld, Pro- wichtige Rolle, denn sie sind nicht nur die Stadt ein umfangreiches Programm jektleiterin im Forschungsbereich Struk- technologische Erneuerungen, sondern anlässlich seines 200. Geburtstags. Es ver- turwandel und Innovationen in der Abtei- Ideen und gesellschaftliche Praktiken eint zivilgesellschaftliche Projekte, beson- lung Zukünftige Energie- und können auch zu einem umweltbewussten ders aus der Kunst- und Kulturszene, in Industriesysteme am Wuppertal Institut und nachhaltigen Handeln der Menschen Wuppertal mit Kongressen und Vorträge und Professorin für Politische Ökologie an führen. Gefragt ist hier also auch die Zivil- aus der Wissenschaft. Sie alle reflektieren der Universität Kassel, Sarah Breitenbach, gesellschaft, die nachhaltige Innovatio- Engels‘ Leben und Schaffen und beziehen Referentin für Nachhaltige Entwicklung nen in Form neuer Werte und einem es auf Fragestellungen der Gegenwart. Wie und Bürgerbeteiligung im Bundesumwelt- nachhaltigeren Bewusstsein schaffen zu Engels Lebenszeit ist auch die Gegen- ministerium, und Fernanda Nacif, For- kann. wart von großen Umbrüchen geprägt. Im schungsassistentin für das Lateinamerika- Dr. Willington Ortiz, wissenschaftlicher Rahmen des Engelsjahres sind zudem Institut an der FU-Berlin, sammelten klei- Mitarbeiter im Forschungsbereich Ener- mehrere Publikationen erschienen, die ne Erzählungen aus einer textilen Welt, giewende International in der Abteilung sich mit Friedrich Engels aus aktuellen Per- von der Friedrich Engels nicht erzählte. Zukünftige Energie- und Industriesyste- spektiven auseinandersetzen. Die Autorinnen verweisen darauf, dass me am Wuppertal Institut, hat in seiner auch Engels selber auf eine bestimmte Wei- Dissertation die Rolle der Zivilgesellschaft se (nicht) erzählt wird. > mehr in der Entwicklung und Verbreitung von nachhaltigen Innovationen genauer un- tersucht. Seine Arbeit zeigt, dass zivilge- sellschaftliche Initiativen im Globalen Sü- Wuppertal Spezial Nr. 56 den die innovativen Wege für den Zugang „Unerwünschte Erzählungen – zu sauberer Energie und für die Stärkung Zur Didaktik des Erzählens und Nicht-Erzählens der Lebensgrundlagen von Kleinbauern im Engelsjahr“ vorantreiben. Ortiz analysierte zudem, wie solche Initiativen zur Verbreitung von Nachhaltigkeitsinnovationen und damit auch zum sozialen Wandel beitragen kön- nen. > mehr Unerwünschte Erzählungen Zur Dialektik des Erzählens und Nicht - Erzählens im Engelsjahr –––––––– Uta von Winterfeld, Sarah Breitenbach und Fernanda Nacif Wuppertal Spezial 56 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2020 17
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