PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI

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PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
PORTUGAL Report
JOURNAL DER DEUTSCH-PORTUGIESISCHEN GESELLSCHAFT E. V. (DPG)
Erscheint beim Präsidium der DPG · Gemeinnütziger Verein zur Förderung der   068
freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Portugal             09 | 2017

                          BRAGA
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
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LECKERE WEINE
AUS PORTUGAL!
MUNDUS LEVE                                                   QUINTA DAS AMORAS
VINHO REGIONAL LISBOA                                         VINHO REGIONAL LISBOA
Spritziger halbtockener und leichter Wein von ausgewähl­      Extrem frisch, trocken und aromatisch. Mit einer inten­
ten Trauben. Zitronengelb. Aroma nach frischen Früchten.      siven Note von Erdbeeren und Himbeeren. Gut ausbalan­
Langer und anhaltender Abgang. Trinktemperatur: 8–10°C        cierte und erfrischende Säure. Passt zu allen Essen.
Rebsorten: Moscatel-Graúdo, Seara Nova, Fernão Pires,         Trinktemperatur: 8–10°C · Rebsorten: Castelão, Cama­
Malvasia · Produzent: Adega Cooperativa da Vermelha ·         rate, Cabernet Sauvignon · Produzent: Casa Santos Lima
Inhalt: 0,75 l · Alkohol: 13 % / Vol.       Preis: 4,55€*    Inhalt: 0,75 l · Alkohol: 12,5 % / Vol.   Preis: 4,95€*

O TAL VINHO DA LIXA                                           FORAL DE LISBOA
VINHO VERDE                                                   VINHO REGIONAL LISBOA
Leichter, spritziger junger Wein mit der typischen Säure      Dunkle rubinrote Farbe. Aroma von reifen schwarzen und
eines Vinho Verde. Klare fruchtige Aromen mit Spuren          roten Früchten. Körperreich und fruchtig. Leichte Tan­
von Blüten. Ausgeglichener und anhaltender Geschmack.         nine, feine Gewürznote. Ausbalancierte Säure, angeneh­
Erfrischender Wein, der besonders gut zu Fisch, Meeres­       mer Abgang. Der Wein will den Menschen Tribut zollen,
früchten und hellem Fleisch schmeckt. · Trinktemperatur:      die ihre Arbeit den Weinen und Weinbergen der Region
6–8°C · Rebsorten: Trajadura, Pedernã, Azal, Loureiro ·       widmen. Trinktemperatur: 17–19°C · Rebsorten: Caste­
Produzent: Quinta da Lixa Sociedade Agricola · Inhalt:        lão, Touriga Franca, Syrah · Produzent: Casa Santos Lima
0,75 l · Alkohol: 10 % / Vol.                Preis: 5,45€*   · Inhalt: 0,75 l · Alkohol: 13 % / Vol.   Preis: 5,45€*

MUNDUS ROSÉ LEVE                                              RAYEO CAPITÃO RESERVA
VINHO REGIONAL LISBOA                                         VINHO REGIONAL ALENTEJANO
Rötlicher, lachsfarbener Wein mit einer außergewöhn­          Angenehme Aromen, ausgewogene Tannine, anhalten-
lichen Frische. Fruchtig und halbtrocken. Mit anhal­          der Abgang. Sechs Monate in Eichenfässern gereift. Zu
tendem Abgang. Darf gerne kalt getrunken werden! ·            rotem Fleisch, Wild, reifem Käse servieren. · Trinktem-
Trinktemperatur: 6–8°C ·Rebsorten: Castelão, Aragonez         peratur: 18–20°C · Rebsorten: Syrah, Trincadeira,
·Produzent: Adega da Vermelha · Inhalt: 0,75 l · Alkohol:     Aragonez · Produzent: Adegas das Mouras de Arraiolas ·
9,5 % / Vol.                              Preis: 4,55€*      Inhalt: 0,75 l · Alkohol: 14 % / Vol.    Preis: 7,65€*

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PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
Herzlich willkommen! Inhalt
Liebe LeserInnen des Portugal-Reports,                                halt in Porto habe ich die Gunst der
wie Sie alle wissen, findet die Jahresta-                             Stunde genutzt und bin mit dem Com-
gung der DPG in diesem Jahr in Erfurt                                 boio Historico vom Régua nach Tua am
    statt, und zwar vom 20.10. bis zum 22.10.                         Douro entlang gefahren. Und auch wie-
Die Jahrestagung ist immer eine gute                                  der zurück. Alles mit viel Spaß, einer

                                                                                                                                                         4
Möglichkeit, um sich besser kennenzu-                                 schönen Stimmung, mit Musik, Port-          Portugal, Deutschland, DPG:
lernen und in Ruhe ein paar Worte mit-                                wein und viel Getöse. Über TAP Portugal     Interview mit Michael W. Wirges
einander zu plaudern. Neue Gesichter                                  habe ich mich geärgert und die Ge-
  oder lange nicht aufgetauchte sind na-                              schichte aufgeschrieben, um anderen
türlich immer gern gesehen. ACHTUNG:                                  Menschen Mut zu machen, sich gegen
Eine kleine Änderung des Programms                                    dreiste Unverfrorenheiten, Ignoranz
 aus Heft 67 steht auf Seite 19.                                      und schläfriges Nichtstun zu wehren.
      In diesem Heft finden Sie ein länge-                               Eine gute Nachricht gibt es noch: Die
res Interview mit Michael W. Wirges,
  dem Präsidenten der DPG. So hat er die
  Gelegenheit, über die wichtigsten Mo-
                                                                      neu gestaltete Website ist endlich on-
                                                                      line. Unter www.dpg.berlin finden Sie
                                                                      alles, was die DPG meint, veröffentli-
                                                                                                                  Comboio hístorico: Von Régua
                                                                                                                  nach Tua am Douro entlang              7
mente seines bisherigen Lebens zu er-                                 chen zu müssen. Anregungen, Kritik,
    zählen: Er spricht über seine Kindheit                            Kommentare zu den Artikeln sind herz-
in Portugal, die Sheraton-Hotels in Lis-                              lich willkommen. Ein Teil der Website
   sabon, Paris, Frankfurt und München                                wird demnächst ins Portugiesische

                                                                                                                                                         8
und erklärt, warum er sich entschieden                                übersetzt, um vor allem Menschen in
hat, eine Ausbildung zum Export-Kauf-                                 Portugal über die DPG zu informieren.
                                                                                                                  Paradies für Naschkatzen:
mann zu machen. Das Foto auf Seite 6                                     Nach dem vielen Lob für die Illustra-    Zuckerbäckereien am Algarve
beweist, dass er gut und gerne auch                                   tion von Martina S­ ophie Pankow in der
einen anderen Job hätte machen kön-                                   letzten Ausgabe finden Sie in diesem
nen. Weil er in Lissabon geboren ist,                                 Heft wieder eine. Dieses Mal geht es um
   schlagen während eines Fußballspieles                              einen Satz Fer­nando Pessoas aus dem
    zwischen Deutschland und Portugal                                 Gedicht Ó Mar, das in seinem Buch Men-
    zwei Herzen in seiner Brust.                                      sagem veröffentlicht ist: »Ó mar salgado,
      Catrin George stellt einige Leckerei-
en der Zuckerbäckereien am Algarve
                                                                      quanto do teu sal são lágrimas de Portu-
                                                                      gal!« Das Ergebnis ihres Denkprozesses
                                                                                                                  Garranos: Eine Begegnung in
                                                                                                                  den Bergen von Peneda-Gerês        10
                                                                                                                                                     12
vor. Es geht Produkte aus Feigen, Man-                                können Sie wieder auf der Rückseite
                                                                                                                  Breesen: Fado-Töne im
  deln und Johannisbrot. Naschkatzen                                  des Heftes bewundern.
                                                                                                                  norddeutschen Moor
kommen auf Ihre Kosten.                                                  Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim
      Andreas Lausen blickt 100 Jahre
   ­zurück und erzählt über das einzige
 ­Gefangenenlager für portugiesische
                                                                      Lesen dieses Portugal Reports und hof-
                                                                      fe, dass der eine oder andere Artikel
                                                                      eine nachhaltige Wirkung auf Sie hat.
                                                                                                                  Ausstellung der Malerei von
                                                                                                                  Hans-Georg Hofmann in Speyer       13
  ­Offiziere in Breesen.
      Auch dieses Mal gibt es einen Text auf                          Herzliche Grüße
                                                                                                                  TAP Portugal: Keine Spur
                                                                                                                  von offenen Armen                  14
                                                                                                                                                     16
portugiesisch. Ana Carla Gomes und
                                                                                                                  Festa de São João em Braga cada
Eberhard Fedtke beglücken Sie mit
                                                                                                                  vez mais viva (em português)
­einigen Gedanken über das Fest zu Eh-                                Andreas Lahn
ren des São João in Braga. Nur am Ran-
   de: Ich kann über dieses wichtige The-
                                                                                                                  Bericht vom DASP-Kolloquium
                                                                                                                  2017 in Aachen                     17
                                                                                                                                                     18
ma jetzt auch mitreden.
      Veranstaltungen, Berichte und Ter-                                                Wenn Sie noch ein         Veranstaltungen | Berichte |
mine dürfen auch in diesem Portugal                                                     bisschen mehr von         Termine | Neue Website
                                                Foto: © Lea Henning

                                                                                                                                                     19
Report natürlich nicht fehlen.                                                          mir und über mich         Impressum
      Ich selbst bin auch unterwegs gewe-                                               lesen wollen, schau-      Spendenaufruf
   sen. Deshalb dürfen Sie lesen, wie es                                                en Sie sich gern auf
mir bei den Garrano-Wildpferden im
Minho ergangen ist. Bei einem Aufent-
                                                                                        meiner Website um:
                                                                                        www.portandi.de
                                                                                                                  Martina Sophie Pankow
                                                                                                                  Illustration zu F. Pessoa          20
TERMIN +++ BITTE VORMERKEN ++++ TERMIN +++ BITTE VORMERKEN +++ TERMIN
NÄCHSTE JAHRESTAGUNG DER DPG: 20.–22.10.2017 IN ERFURT
                                                                                                                                          1. SEPTEMBER 2017   3
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
»Wer in Berlin lebt, dem
Du bist in Lissabon geboren. Deshalb stellt
sich natürlich sofort die Frage: Sporting
oder Benfica?

                                                                           wird nicht langweilig«
Michael W. Wirges: Obwohl meine Schu-
le näher am Sporting-Stadion liegt, bin
ich Benfica-Fan, weil das Krankenhaus
meiner Geburt im Stadtteil Benfica liegt.
Ich muss aber auch sagen, dass ich nicht
viele Spiele gucke. Nur die wichtigen…                                     Michael W. Wirges ist seit 18 Monaten Präsident der
Und für wen bist du, wenn Deutschland
                                                                           DPG. Er spricht über Portugal, Deutschland, sein Leben
gegen Portugal spielt?                                                     in Berlin und über die DPG  Fragen von Andreas Lahn
Ich habe die Frage schon mal so beant-
wortet: In der ersten Hälfte bin ich für
Deutschland und in der zweiten für Por-                                    Sachsen. Sie hat von 1936 bis 1938 bei ei-      bei der Industrie- und Handelskammer
tugal. Aber mein Herz schlägt natürlich                                    ner deutsch-­portugiesischen Familie als        zum Industriefachwirt umschulen lassen.
für Portugal.                                                              au pair-Mädchen gearbeitet. Da mein Va-
                                                                           ter ein Freund der Familie war, haben sie       Du hast ein halbes Leben als Exportkauf-
Als Kind bist du auf die »Deutsche Schule«                                 sich eines Tages kennengelernt. Meine           mann für Bombardier in Berlin gearbeitet.
gegangen. Wie lange hast du in Lissabon                                    Mutter ist nach Sachsen zurückgekehrt,          Was hast du dort hauptsächlich gemacht?
gelebt und warum seid ihr fortgegangen?                                    um ihr Studium zu beenden. Während              Ich habe dafür gesorgt, dass Maschinen
In Lissabon habe ich nur mein erstes Le-                                   des Krieges haben sie sich geschrieben.         und Maschinenteile versendet wurden,
bensjahr verbracht. Wir sind 1954 in die                                   Und danach hat mein Vater ihr vorge-            habe Angebote geschrieben, den Trans-
Nähe von Estoril gezogen. Dort und in                                      schlagen, nach Portugal auszuwandern.           port, die Zollabwicklung und Bankpapie-
Cascais habe ich meine Kindheit ver-                                          Ich war nach der Schule zur Ausbil-          re organisiert. Bis 2016, allerdings nicht
bracht. Später auch in Lissabon, weil ich                                  dung als Hotelkaufmann ein Jahr in              nur bei Bombardier, sondern zunächst
dort auf die Oberschule gegangen bin.                                      Deutschland, am Tegernsee. Im Oktober           bei kleineren Firmen. 1985 bin ich zur
   Mein Vater stammt aus der Nähe von                                      1972 bin ich nach Portugal zurückge-            AEG gewechselt, die jedoch in die Pleite
Köln. Er ist Mitte der zwanziger Jahre                                     kehrt, um bis Oktober 1974 ein Praktikum        rutschte. Ich habe einen neuen Arbeits-
ausgewandert. Meine Mutter stammt aus                                      am Lisboa Sheraton Hotel anzutreten.            platz bei der Waggon Union Gmbh ge-
                                                                                                                           funden, die Waggons für die Alliierten
                                                                           Du hast während der Nelken-Revolution in        gebaut und repariert hat, und Doppelde-
                                                                            diesem Hotel gearbeitet. Wie hast du den       cker-Busse für Berlin, Lübeck und Bag-
                                                                           Sturz der Diktatur aufgenommen?                 dad. Sie wurde mit anderen Firmen zu
                                                                            Den Sturz der Diktatur vom 24. auf den         Adtrans, die im Jahre 2000 von Bombar-
                                                                            25. April 1974 habe ich live miterlebt, weil   dier übernommen wurde. Ich habe 30
                                                                            ich als Praktikant Nachtdienst hatte.          Jahre für das gleiche Unternehmen ge-
                                                                           ­Einen Monat später bin ich nach Paris          arbeitet, obwohl ungefähr fünfmal der
                                                                            gegangen, um meine Stelle im dortigen          Unternehmer gewechselt hat.
                                                    Foto: © Andreas Lahn

                                                                            Sheraton-Hotel anzutreten. Damals war             Letztes Jahr wurde ich verabschiedet,
                                                                            das Hotel das größte in Europa. Das hat-       habe mich zwei Jahre für die Altersteil-
                                                                            te keine politischen Gründe, sondern war       zeit verpflichtet, ein Jahr aktiv und ein
                                                                            schon länger geplant.                          Jahr passiv, das Ende September zu Ende
                                                                                                                           geht. Am 1. Oktober gehe ich in meinen
                                                                           Wann und warum bist du nach Deutsch-            wohlverdienten offiziellen Ruhestand.
    MICHAEL W. WIRGES ist am 23.4.1953
    in Lissabon geboren. Dort, in Estoril und                              land gekommen?
    Cascais verbringt er seine Kindheit. Er lernt                          Ich war zwei Jahre in Paris, habe dort ge-      Jeder Portugiese reist so oft es geht nach
    Hotelkaufmann und arbeitet für die She­                                lebt und gearbeitet, und immer wieder           Portugal. In welche Regionen fährst du?
    raton-Hotels in Lissabon, Paris, Frankfurt                             nach Portugal geschaut, ob sich die Lage        Ich fahre am liebsten in die Region Lis-
    und München. 1980 zieht er nach Berlin.                                dort beruhigt, denn in Portugal ging zu         sabon, weil dort Freunde und Bekannte
    Nach der Umschulung zum Industriefach­                                 dieser Zeit alles drunter und drüber. Da        leben und ich das Grab meiner Eltern
    wirt durch die IHK arbeitet er 35 Jahre als                            eine Besserung nicht in Sicht war, habe         und meines Bruders auf dem deutschen
    Exportkaufmann in verschiedenen Unter­
                                                                           ich beschlossen, erst einmal nach               Friedhof aufsuche. Meine Freunde in Lis-
    nehmen. Am 1.10.2017 geht er in Rente.
       Michael W. Wirges ist ledig und ­Vater                              Deutschland zu gehen. Ich habe ein Jahr         sabon, Estoril, Sintra und Belas freuen
    zweier erwachsener Kinder. Im Jahre 2001                               für das Sheraton in Frankfurt gearbeitet        sich jedes Mal, wenn ich komme − und ich
    tritt er in die DPG ein und wird im Februar                            und wurde dann nach München versetzt.           mich natürlich auch. Ich möchte auch
    2016 deren Präsident. Er fotografiert viel,                            Dort war ich circa vier Jahre. Der Ver-         mal wieder an den A  ­ lgarve fahren. Wei-
    fährt gerne Fahrrad, singt im Jazz-Chor,                               dienst war nicht üppig und ich wollte           tere Ziele sind Madeira und die Azoren.
    hört Musik und beschäftigt sich mit Kunst                              keinen Schichtdienst mehr machen. Des-
    und Historischem. Er liest gern Texte von                              halb habe ich entschieden, bei einer            Liest du Bücher und Zeitungen lieber auf
    Fernando Pessoa, Hermann Hesse und Rai­
                                                                           kleinen Firma alles zum Thema Indus­            deutsch oder auf portugiesisch?
    ner Maria Rilke. Seine Lieblingsfarben
    sind dunkelblau und dunkelgrün.                                        trieexport zu lernen. Im Oktober 1980 bin       Da ich Deutscher bin, lese ich vorwie-
                                                                           ich nach Berlin gezogen und habe mich           gend auf deutsch, aber ich nehme auch

4    PORTUGAL-REPORT NR. 68
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
Foto: © Andreas Lahn
portugiesische Schriftstücke in die Hand      Es heißt, es gäbe für jeden Tag des Jahres    suchen ein Konzert. Dieses Jahr war ich
und beziehe zwei Zeitungen. Meinen            ein andere Art, Bacalhau zu servieren. Wel-   in Amsterdam, um diese herrliche Stadt
Freunden in Portugal schreibe ich natür-      ches ist dein Lieblings-Rezept?               kennenzulernen.
lich auf portugiesisch.                       Ich schätze viele Arten von Bacalhau,
                                              aber am liebsten mag ich Bacalhau à           Du bist seit 18 Monaten Präsident der DPG.
Musik von Madredeus und der Fado von          Brás. Das Gericht esse ich nicht nur in       Hast du dich mittlerweile an die Anforde-
Amália Rodrigues, Mariza, Mísia, Ana          Portugal, sondern auch in Berlin. Ich         rungen dieses Amtes gewöhnt oder bist du
Moura etc. werden weltweit bewundert. Ist     habe auch nichts einzuwenden ­gegen           immer noch in der »Lernphase«?
das auch deine Musik?                         ein kräftiges Mahl aus dem Alentejo oder      Ich bin eigentlich immer in der Lernpha-
Ja, selbstverständlich! Das ist ein Mix aus   einer anderen Region.                         se. Wir lernen ja jeden Tag etwas dazu.
dem ursprünglichen Fado mit Folklore,                                                       Ich bin 2001 in die DPG eingetreten. Kur-
Jazz und ein bisschen Pop. Exemplarisch       Eines deiner Hobbys ist das Rad fahren. Ist   ze Zeit später hat Harald Heinke mein
dafür ist die Gruppe Sina Nossa. Ich bin      das für dich ehrgeiziger Sport oder nutzt     Potential erkannt und mich ins Präsidi-
noch die alte Fado-Zeit aus den 60er und      du die Zeit in der Natur, um abzuschalten?    um berufen. Dort war ich lange als einer
70er Jahren gewohnt, wo der konserva­         Ich bin gerne Radfahrer. Aber kein Renn-      der vier Vize-Präsidenten tätig. Ich habe
tive Fado noch unter Beobachtung Sala-        radfahrer, sondern eher der gemütliche.       vor allem von Harald Heinke viel gelernt
zars und dem Estado Novo stand: Carlos        Ich fahre gerne in Berlin, hauptsächlich      und bin so in die Aufgaben hineinge-
do Carmo, Amália Rodrigues etc. Von den       in meinem Kiez im Westend, in Charlot-        wachsen. Ich war also kein Anfänger
jungen Leuten wurde er weitgehend ab-         tenburg. Ich mache auch Radtouren z. B.       mehr, als ich 2016 gewählt wurde, und
gelehnt. In der neuen Zeit nach der Revo-     durch Brandenburg. Einmal im Jahr fah-        wusste, was auf mich zukommt. Es sollte
lution ist auch eine neue Generation von      re ich mit meiner Schwägerin durch Hol-       ja jemand sein, der sich auskennt mit
Fado-Sängern und -Sängerinnen ent-            land. Von Enschede, Groningen oder Alk-       Deutschland, Portugal, den beiden Spra-
standen. Die haben einen neuen Fado           maar aus fahren wir fünf Tage durch           chen und den Mentalitäten. Wichtig war
entwickelt, der auch die Jugend an-           Nord-Holland, schauen uns schöne Land-        für Harald Heinke, dass die zu wählende
spricht und von ihr akzeptiert wird.          schaften an, gehen ins Museum oder be-        Person in Berlin ansässig ist.

                                                                                                                  1. SEPTEMBER 2017   5
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
Ist alles so gelaufen wie erwartet oder ist    geben, die wir zusammen mit der Bot-          durchlässig war. Wenn man raus wollte,
etwas besonders Schönes, Komisches oder        schaft und dem Instituto Camões durch-       musste man Anträge stellen und sich
Ungewöhnliches passiert?                       geführt haben. Das freut mich sehr!          Visa von den DDR-Behörden holen. Ich
                                                                                            bin froh, dass die Mauer weg ist. Ich
Eine Sache war besonders schön und             Die Regierung von António Costa hat den      ­erzähle meinen erwachsenen Söhnen
auch komisch: Ich wachte Anfang März           Mindestlohn angehoben, Renten und Sozi-      von der Existenz dieser Mauer, damit so
auf, saß an der Bettkante, schüttelte mei-     alleistungen für Geringverdienende erhöht,   etwas nie wieder passiert. Ich lebe hier
nen Kopf und sagte zu mir: Mein Gott,          die 35-Stunden-Woche im Öffentlichen         gern. Und Berlin wird auch meine letzte
Michael, jetzt bist du Präsident der DPG!      Dienst eingeführt etc. und zahlt Staats-     Adresse werden. Ich gehe von hier nicht
Da lief mir ein Schauer über den Rücken,       schulden trotzdem pünktlich zurück. Ein      weg und werde meine Zeit als Rentner
und ich fragte mich, ob das wohl gutge-        kleines Wunder, das größte Anerkennung       auf keinen Fall am Algarve verbringen!
he… Ich begreife das Amt als Herausfor-        verdient, oder?
derung, als Dienst an der Freundschaft         Selbstverständlich. Toll, dass es mit Por-   »Ó mar salgado, quanto do teu sal são
zu Harald Heinke, seiner Frau Gabi, zum        tugal wieder aufwärts geht. Selbst Fi-       lágrimas de Portugal!« Was denkst du
Präsiduum und zur DPG ingesamt.                nanzminister Schäuble hat Portugal ge-       über diese Worte von Fernando Pessoa?
                                               lobt. Der Tourismus hat stark zugenom-       Ein sehr schöner Spruch: »Oh du salziges
Vom 20. bis 22.10.2017 findet die Jahres­      men. Die Portugiesen sind jedoch noch        Meer, wie viel von deinem Salz sind Tränen
tagung der DPG in Erfurt statt. Warum          unzufrieden, weil bei ihnen viel gekürzt     Portugals!« Die Portugiesen sind zwar ein
sollten noch mehr Mitglieder als sonst         wurde, wodurch sie viel leiden müssen.       heiteres Volk, aber sie lamentieren auch
daran teilnehmen?                              Bis 2020 will der Staat aus der Schulden-    gerne. Auch über ihr Land. Und sie lei-
Bisher hatten wir immer 40−60 Anwesen-         falle raus sein.                             den. Ich denke, dass dieser Spruch rich-
de. Ich würde es natürlich begrüßen,                                                        tig gut zu Portugal passt.
wenn mehr kämen. Wir haben 350 Mit-            Du lebst seit 36 Jahren in Berlin.
glieder in Deutschland und Portugal. Ich       Was gefällt dir an dieser Stadt                       Die Sardinhada im Juni in Berlin
wäre froh, wenn wenigstens 1oo kämen.          und was nicht?                                         hat allen BesucherInnen große
Ich fordere nochmals alle Mitglieder auf,      Ich mag die heitere, lockere                            Freude bereitet. Deshalb
nach Erfurt zu kommen. Schließlich ist         Art der Berliner, auch wenn                              schlage ich vor, sie zukünftig
es schön, über Portugal zu sprechen und        sie bisweilen sehr frech                                  einmal im Monat zu feiern.
sich über Kultur auszutauschen. Je mehr        sind. Doch so ist die Berliner                            Was meinst du?
Außenstehende davon erfahren, desto            Schnauze eben. Man muss                                   Ein- bis zweimal im Jahr ist
besser ist das für die DPG. Das ist eine Art   auf humorvolle Art und Wei-                                das wunderbar. Jeden Mo-
Schneeball- oder Synergieefekt.                se kontern können. Dann wird                                nat wäre es irgendwann
                                               man akzeptiert. Ich mag die of-                              langweilig und würde
Persönlich und bezogen auf die DPG: Wel-       fene Art und die Stadt selbst:                                   dem Fest seinen Reiz
che Ziele hast du für die Zukunft?             Häuser, Hochhäuser und man ist                                          nehmen.
Wir müssen ein stabiler und erfolgrei-         schnell im Grünen, in Müggelsee,
cher Verein bleiben, der sich weiterent-       Wannsee, Grunewald. Und dann
wickelt und es schafft, jüngere Men-           ist da ja auch noch die hoch-
schen für die Mitarbeit in der DPG zu          karätige Kultur. Wer in
begeistern, für Portugal, die portugie-        Berlin lebt, dem wird
sisch-sprachige Welt und Kultur. Der           nicht langweilig. Und
Verein wurde ja 1964 gegründet und 1990        wenn doch, ist er sel-
erweitert durch die Freundschaftsgesell-       ber Schuld! Das gilt
schaft DDR/Portugal. Wir sind zusam-           für das Jahr 2017.
mengewachsen. Außerdem möchte ich              Noch in den 1980er
noch einige Reisen im Inland machen            Jahren waren wir
und auch im Ausland wie z. B. auf die          jedoch umzin-
Kapverdischen Inseln.                          gelt von ei-
                                               ner schreck-
Der Kontakt zur portugiesischen Botschaft      lichen Mau-
ist immer wichtig für die DPG. Wie läuft die   er, die un-
Zusammenarbeit mit Botschafter João
Mira Gomes? Gibt es etwas zu verbes-
sern?
Die Zusammenarbeit mit dem Bot-
schafter und seinem Team
läuft sehr gut. Ich bin froh,
dass wir uns oft treffen,
                                                                                                                                         Foto: © Andreas Lahn

auch zu Kunst- und Kultur-
veranstaltungen. So können
wir zusammen auftreten, auch
mit dem Instituto Camões. Es hat in der
letzten Zeit in Berlin einige Lesungen ge-

6   PORTUGAL-REPORT NR. 68
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
W
            enn Sie Lust auf eine abwechs-
            lungsreiche Zeitreise haben,
            buchen Sie bei Comboios de
Portugal (CP) einen Platz im Comboio
histórico. Der Zug fährt von R ­ égua nach
Tua am Douro entlang. Die schwarze Lo-
komotive heißt Vapor 0186 und ist 1925
von Henschel & Sohn kon­s­truiert.
   Als ich auf dem Bahnhof in Régua an-
komme, herrscht schon ein reges Treiben.
Viele Fahrgäste sind neugierig und stei-
gen in den Führungsstand der Lokomo-
tive. Hier wird nichts per Software gere-
gelt. Alles wird von Hand gepflegt, wofür
immenses Wissen nötig ist.
   Die Lok soll fünf Waggons ziehen, von
denen zwei als 1. Klasse ausgewiesen
sind. Alles wirkt dort edler und komfor-

                                             Das schrille Pfeifen
tabler. Doch mir gefällt mein Platz in der
2. Klasse. Die komplette Inneneinrich-
tung ist aus Holz gefertigt − gemütlich!

                                             macht den Unterschied
Ich habe einen Platz auf der rechten Sei-
te am Fenster − mit dem perfekten Blick
auf den Douro (beim Buchen beachten!).
Die Lok fährt mit großem Getöse los,
dampft, was das Zeug hält, kommt aber
genau so gut voran wie heutige Züge. Die     Der »Comboio histórico« fährt durch die Weinberge von
spannende Tour beginnt! Ich mag die ro-
mantische und geheimnisvolle Ausstrah-
                                             ­Régua nach Tua am Douro entlang  von Andreas Lahn
lung des Douro und bin beeindruckt von
den an Berghängen angelegten Wein-
bergen. Trauben für den Portwein, den
ich bisweilen genieße. So auch im Zug,
denn nach einer Flasche Wasser wird ein
Gläschen Portwein gereicht.
   Um die Reise durch alte Zeiten fühlba-
rer zu machen, darf Musik nicht fehlen.
Eine Musikgruppe aus der Region zieht
in traditionellen Kleidern durch die
Waggons und macht den Zug zum Fest-
saal. Diese Mischung aus wundervoller
Landschaft, gemütlichem Fahren und
kleinem Fest gefällt allen Reisenden. Be-
eindruckend finde ich das schrille Pfei-
fen, mit dem sich der Zug bemerkbar
macht. Vermutlich kommt den Gästen
auf den Kreuzfahrtschiffen des Douro ihr
eigenes Gefährt seltsam langweilig vor
im Vergleich zu diesem schnaufenden,
dampfenden und pfeifenden Zug, der
alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und      gruppe legt sich ins Zeug und erobert die
man spürt den Spaß, den der Lokführer        Herzen vieler Menschen.                       Der Zug fährt noch bis zum 29.10.2017 sams-
und die Techniker dabei haben, die Fahrt       Auf dem Rückweg sind alle Passagiere        tags und sonntags um 15.33 Uhr ab Régua und
                                                                                           ist um 18.32 Uhr wieder zurück. Tickets und
zu etwas Besonderem zu machen. Dieses        bester Stimmung, plaudern miteinander
                                                                                           weitere Informationen:
Pfeifen werde ich nie vergessen!             und freuen sich über die alles über­
                                                                                            https://www.cp.ptpassageiros/pt/
   Der Zug hält in Pinhão, wo die Lok ge-    tönende Pfeife. Und so kommen wir nach
                                                                                              how-to-travel/em-lazer/Roteiros/blog-ch
hegt und gepflegt wird. Die Reisenden        einer kurzweiligen Reise pünktlich wie­
                                                                                            https://www.cp.ptpassageiros/en/
bestaunen dieses Spektakel. Schnell geht     der in Régua an: Ein wunderschöner
                                                                                              como-viajar/For-leisure/circuits/blog-ch
es weiter nach Tua, wo eine längere Pau-     Nachmittag in einem faszinierenden Zug!
                                                                                           Sie können auf www.cp.pt auch einen
se gemacht wird. Die Lok muss ans ande-
                                                                                           Account einrichten und alle Zugtickets für
re Ende des Zuges rangiert werden. In         Gostaria de agradecer aos Senhores Bruno
                                                                                           Portugal buchen, ausdrucken und per
der Bahnhofshalle von Tua werden regi-        Martins e Pedro Gonçalves dos Comboios de
                                              Portugal pelo bilhete e pelas informações.   Lastschrift bezahlen.
onale Spezialitäten verkauft. Die Musik-

                                                                                                                 1. SEPTEMBER 2017       7
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
Paradies für Naschkatzen:
­Zuckerbäckereien­ am Algarve
Feige, Mandel und Johannisbrot stillen sinnliche Gelüste nach Süße und bieten
unzählige Möglichkeiten beim Kochen und Backen  von Catrin George

D
        en kulinarischen Naschhäppchen              pralinen in Mandelsplitter gewälzt oder     Mittelalter regional famoses Naschwerk
        in den Auslagen der Algarve-Cafés           Kugeln aus Feigenkonfekt, gerollt mit       buken und zu süßen Botschaftern erho-
        kann kaum jemand wiederstehen.              Schokohäubchen, und vieles mehr. Ein        ben, kreierten maurische Zuckerbäcke-
Die Auswahl ist riesig, die Portionen sind          Schlaraffenland für Naschkatzen!            rInnen feines Marzipan wie Petite-Four,
 zu Miniaturen gebacken und klein ge-                  Das Wissen, wie man die drei Ur-Früch-   Mandel-Honig-Baklava und Feigen-Sor-
 nug, um mehr als nur eine süße Köstlich-           te Feige, Mandelkern und Johannisbrot-­     bet. Homer erwähnte die drei Ur-Früchte
keit zum Kaffee zu probieren. Neben                 Schote trocknet, aufbewahrt und zu Nah-     bereits in seiner »Odyssee« und laut bib-
­bekanntem Gebäck und Kuchen, Obst-­                rung verarbeitet, gelangte mit den puni-    lischer Überlieferung überlebte Johan-
Tarten und Topfkuchen brillieren die                schen und griechischen Seefahrern nach      nes der Täufer während seiner Wüsten-
Konditorei-Vitrinen mit einer Fülle von             Portugal − und mit ihnen die Bäume. Die     durchquerung Hunger und Durst nur
 regionalen Spezialitäten: Kunstwerke               fühlen sich in der steinig lehmigen und     deshalb, weil er sich von der Frucht des
 aus Feigen-Rohmasse, Süßmandel-Mar-                stark kalkhaltigen Erde im Hinterland       Karob-Baumes nährte, so dass die dun-
 zipan und Johannisbrot-Paste. Die gera-            des Algarve ganz besonders wohl und         kelbraune Schote seitdem den lautmale-
 de einmal daumengroßen, filigran von               tragen zum typischen lokalen Land-          rischen Namen Johannisbrot trägt. Ein
Hand modellierten Figuren aus Marzi-                schaftsbild im Barrocal im mittleren und    Feigenbaum, heißt es in einer griechi-
 pan sehen täuschend echt aus wie Gemü-             im Sotavento im östlichen Algarve bei.      schen Sage, beschützte mit seinen weit
 se, Obst oder Tiere und liegen hübsch mit             Die Backkunst hat im Algarve Tradi­      ausladenden Ästen unter dem wie zu ei-
Lebensmittelfarbe bemalt in Papier-Man-             tion: Bereits vor den KlosterkonditorIn-    nem Herz geformten Blätterdach einst
 schetten aus. Daneben türmen sich − auf            nen, die aus den Zutaten der verführeri-    Remus und Romulus, die Gründer Roms.
 Silbertabletts präsentiert − Johannisbrot-         schen Früchte-Trilogie seit dem späten      Über den Mandelbaum erzählt eine Ge-
                                                                                                schichte aus 1001 Nacht: Ein Mauren­
                                                                                                könig hat um die Burg von Silves herum
                                                                                                tausende Mandelbäume pflanzen lassen,
                                                                                                weil er unsterblich in seine Lieblingsfrau,
                                                                                                eine Prinzessin aus dem hohen Norden,
                                                                                                verliebt gewesen ist, die tief traurig je-
                                                                                                den Winter wieder den Schnee in ihrer
                                                                                                Heimat vermisste. Sobald jedoch die
                                                                                                hübschen weiß leuchtenden Blüten jedes
                                                                                                Jahr wieder im Januar und Februar wie
                                                                                                Schneegestöber durch die Luft vor ihrem
                                                                                                Turmfenster in der Burg vorbei wirbel-
                                                                                                ten, war die Schöne aus dem Norden wie-
                                                                                                der glücklich und der König sich ihrer
                                                                                                Gunst sicher.
                                                                                                                                          Fotos (4): © Catrin George

Feigensterne (o. l.), Feigen-Johannisbrot-Trüffel
mit Schoko-Kapuze und Mandelsplitter (o. r.),
Feigen (u. l.), Johannisbrotbäume (u. r.)

8   PORTUGAL-REPORT NR. 68
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
Foto: © Mauro Rodrigues@fotolia.de
Die Mandelblüte am Algarve ist eine farbenfrohe Angelegenheit und auf jeden Fall eine Reise wert

   Mandel, Feige und Johannnisbrot, alle            man lose ausgebreitet an der Sonne oder          um auf Berufe im Tourismusmarkt. Der
drei Früchte reifen im Frühsommer und               auf einem Backblech im Ofen bei Nied-            bis dato lukrative Wirtschaftszweig für
werden in der heißen Jahreszeit im Au-              rigtemperatur trocknen, danach halbie-          Bauern und Industrie brach komplett
gust und September geerntet. Während                ren, in Splitter oder grobe Krümel und zu       weg. Als kulinarischer Geheimtipp über-
Mandeln und Johannisbrot vom Baum                   Mandelstaub für die Marzipankunst fein-          lebte die famose Konditoreikunst der Al-
geschüttelt auf ausgebreitete Tuchlaken             mahlen.                                          garven dennoch, und zwar in den Vitri-
fallen, pflücken Erntearbeiter Feigen be-             Im Algarve gehörten Anbau, Handel              nen der Caféhäuser in der Nachbarschaft,
hutsam Frucht für Frucht. Frische, für              und Weiterverarbeitung von frischen             wo noch Kuchen und feine Gebäck-Spe-
den Handel bestimmte Feigenfrüchte                  und getrockneten Mandeln, Feigen und               zialitäten − von Hand gebacken − ange-
werden sorgsam in Körbchen oder Plas-               Johannisbrot über viele Jahrhunderte             boten werden. Ein Geheimtipp bleiben
tikschalen verpackt, damit sie prall blei-          hinweg zu den tragenden Säulen der hie-            die süßen Verführungen der Algarven
ben und keine Stoßflecken bekommen.                 sigen landwirtschaftlichen Erwerbswirt-            auch in Zukunft, obwohl die Nachfrage
Überreife Feigen trocknen an sonnenex-              schaft, bis in den 1980er Jahren industri-       nach Gebäck, Marzipan und Kuchen-Spe-
ponierter Stelle. Bereits weiche Früchte            ell hergestellte Süßigkeiten die leckeren          zialitäten, hergestellt nach Ur-Omas
legt man für Schnaps und Likör in                   Früchte aus dem Süden Portugal vom              ­Rezept, stetig steigt, was mehrere positi-
Weinbrand ein oder kandiert sie in
­                                                   internationalen Naschmarkt verdräng-            ve Aspekte nach sich zieht: Stillgelegte
Zucker­lösung. Aus Trockenfeigen wird               ten. Bis dahin galt speziell die Hafenstadt      Plantagen werden rekultiviert, neue
Feigenkonfekt als Grundmasse für die                Portimão − im westlichen Algarve an der          Setzlinge angepflanzt. Landwirt sein hat
Algarve-­Zuckerbäckerei hergestellt. Die            Mündung des Arade-Flusses gelegen −             wieder Zukunft, Erntearbeit ist wieder
Mandelblüte im Januar und Februar                   als Zentrum für den Export für süße Ver-           Geld wert. Die zumeist frisch gebackenen
kündigt das Ende des Winters an. Man-               führungen aus Feigen, Mandel und Jo-            Jungunternehmer nutzen die neuen
delbäume blühen, bevor ihre Blätter                 hannisbrot, vornehmlich nach England             ­Medien geschickt für ihr Marketing und
sprießen, und aus der Blüte wächst eine             und Frankreich, weswegen die Landwir-            platzieren ihre wohlschmeckenden,
pelzig-grüne Außenhaut, die die Mandel-             te im Landkreis Portimão eine für Portu-         nahr­haften und überwiegend biologisch
nuss umhüllt. In Inneren der Nuss liegt             gals Steuer-Geschichte einmalige, eigens           angebauten Früchte gezielt auf dem
der Mandelkern, nochmals umhüllt von                erhobene »Feigensteuer« − auf Portugie-            Markt, indem sie für glutenfreie und
einer rauen, braunen Haut. Sobald die               sisch »Imposto do Figo« − entrichten             Bio-Produkte werben und damit in den
grüne Schale aufspringt, sind die Man-              mussten, die erst zu Beginn des letzten         wachsenden Nischenmarkt für bewuss-
deln reif für die Ernte. Die Mandelnüsse            Jahrhunderts abgeschafft wurde. Als die          tere ­Ernährung vordringen. Mit Erfolg!
knackt man mittels Mandel-Mühle auf.                internationale Nachfrage nach den Kon-           Die Renaissance der Konditorei-­Kunst im
Die braune Haut um den Mandelkern                   ditorei-Spezialitäten aus dem Algarve          ­Algarve begünstigt das Kleinunterneh-
entfernt man am leichtesten mit brü-                vor fünfzig Jahren faktisch auf null sank,       mertum, die wirtschaftlich nachhaltige
hend heißem Wasser-Aufguss, oder man                stellten etliche Fabriken die Produktion         Entwicklung der Region mit vorhande-
verwertet Mandelkerne mit Haut, was                 ein. Die Folgen für die Erzeuger waren           nen Natur-Ressourcen und stärkt gleich-
dem späteren Gebäck eine leicht bittere             fatal: Plantagen verwaisten, Früchte ver-          zeitig die lokale Marktposition der
Note verleiht. Nackte Mandelkerne kann              faulten, Ernte-Arbeiterinnen sattelten            ­Marke »Made in Algarve«.

                                                                                                                          1. SEPTEMBER 2017   9
PORTUGAL Report 068 BRAGA - PORTANDI
Die Power der Garranos
                                                                                                                                 Foto: © Andreas Lahn
     Über eine Begegnung in den Bergen von Peneda-Gerês  von Andreas Lahn

W
            ild lebende Pferde im nordpor-   ganz schnell gehen: Auf meiner Reise       beeindrucken mich, wie sie trotz ihrer oft
            tugiesischen Minho: Über ein     nach Portugal in diesem Jahr plane ich     gigantischen Ausmaße majestätisch
            Jahr laufe ich mit der Erinne-   einen Abstecher in den Minho ein. So       auch auf höchsten Gipfeln thronen, ohne
rung an den Film auf ARTE durchs Leben.      komme ich auch in das von Eberhard         nach unten zu kugeln. Und auch die aus
Die Garranos sehen nicht nur wundervoll      Fedtke geführte »Casa do Javali« (Wild-    massiven Steinen gebauten Vorratsspei-
aus, sie haben eine würdevolle Ausstrah-     schweinhaus) in Caniçada und genieße       cher. Diese Gegend in und um den Natio­
lung und etwas Geheimnisvolles, wie sie      diesen wunderschönen Blick auf den Rio     nalpark von Peneda-Gerês ist ein idealer
in größeren oder kleineren Herden in         Cávado und zwischen den Bergen hin-        Ort, um zu wandern, zur Ruhe zu kom-
der Abendsonne durch die Gegend zie-         durch bis nach Gerês.                      men und um Tieren zu begegnen, die
hen. In der tiefstehenden Sonne leuchtet       Als wir an einem wunderschönen Som-      man sonst nirgends findet, den Garranos.
das Fell und die schwarze Mähne glitzert.    mertag gemeinsam aufbrechen, um Aus-          Diese Pferde sind im Minho seit über
Ich bin nicht vernarrt in irgendwelche       schau zu halten nach den Garranos, bin     20.000 Jahren ansässig, werden aber erst
Tiere. Doch diese Pferde sind von nun an     ich mir sicher, dass wir Glück haben und   seit 1993 als eigenständige Rasse* staat-
in meinem Herzen und harren der leib-        in den Bergen welchen begegnen. Die        lich anerkannt. Ihr Bestand wird aktuell
haftigen Begegnung. Eine Zeitlang schaf-     Landschaft wird von grünen Weiden, ho-     auf 1.000 − 1.500 Pferde* geschätzt. Pro­
fe ich es, dieses stärker werdende Gefühl    hen Gebirgsformationen und riesigen        bleme gibt es, wenn die ­Garranos sich auf
zu ignorieren. Doch dann muss alles          Steinen dominiert. Vor allem die Steine    den Mais- und Gemüse­ackern der Bau-

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ern bedienen*. Wie ein Mensch diese          Stunde des ARTE-Filmes zurückdenken,
wundervollen Tiere mit e   ­ inem Jagdge-    in der ich zum ersten Mal von der Exis-
wehr einfach abschießen kann, ist mir        tenz dieser Pferde höre. Und nun stehe
unbegreiflich. Garranos werden zudem         ich hier im Nirgendwo des Minho mitten
von Wölfen bedroht und finden weniger        in den Bergen und kommuniziere auf ei-
Weideland infolge von Waldbränden.           nen freundliche Art und Weise mit den
  Wir fahren einige Zeit durch die Berge,    Garranos. Damit ist ein kleiner Traum
gar nicht mal lange, und dann es soweit:     Wirklichkeit geworden.
Circa 100 Meter von der Straße entfernt         Auf der Weiterfahrt durch die Berge
steht eine kleine Herde von sechs Tieren.    sehen wir in der Nähe des Restaurants
Ich gehe über einen Feldweg auf die          noch zwei weitere Garranos, eine Stute
Pferde zu, was sie zunächst nicht stört,     mit ihrem Fohlen. Ich glaube, das Fohlen
doch als ich näher und näher komme,          möchte gerne näherkommen, um Kon-
sind plötzlich alle Augen auf mich ge-       takt aufzunehmen zu dem merkwürdi-
richtet. Und auch die Ohren scheinen je-     gen Wesen, das ihm da gegenübersteht.
des Geräusch wahrzunehmen. Ich habe          Doch die Mutter schiebt einer weiteren
mir Gedanken gemacht, wie ich mich           Annäherung energisch einen Riegel vor.
verhalte, wenn ich den Pferden nahe-         Pferde haben ihren eigenen Kopf. Und
komme und gehe furchtlos auf die Herde       das ist ja auch gut so!
zu. Ich halte ein paar Meter Abstand,           Es wird sich kaum vermeiden lassen,
werde weiterhin von allen gemustert, bis     noch einmal in die Gegend von Gerês zu
das Leitpferd auf mich zukommt. Ich          kommen. Zum einen habe ich mich ein
strecke ihm meinen Arm entgegen und          wenig in die Pferde verliebt und möchte
lasse meine Hand beschnuppern. Als das       gerne mehr Zeit in ihrer Nähe verbrin-
Pferd wahrnimmt, dass von mir keine          gen, als das an diesem einen Tag möglich
Gefahr ausgeht, entspannen sich die an-      ist. Und zum anderen gilt das gleiche
deren Pferde und fressen weiter in Ruhe      für’s Casa do Javali: Denn die wenigen
die Gräser der Weide. Ich streichle dem      Tage hier sind wunderschön, anregend
Leitpferd über die Nüster und spüre die      und beruhigend zugleich, mit liebevollen
Energie dieses Tieres. Ich kann mich jetzt   Gastgebern, die diese Zeit im Minho für
bewegen, ohne misstrauisch beäugt zu         mich unvergesslich machen. Also Ana
werden. So entstehen einige Fotos, die       Carla, Rodrigo und Eberhard: Vielen
ich nie vergessen werde. Gerade das Leit-    Dank für die schönen Tage, die ich mit
pferd mit seiner Mähne, dem braunen          euch habe verbringen dürfen! Gern spü-
und in der Sonne so schön leuchtenden        re ich die angenehme Ruhe, wie das Le-
Fell und vor allem die bis zum Knie          ben eben auch laufen kann. Ich bin von
schwarzen Beine erfüllen mich mit            den Festen für Santo António aus Lissa-
Glücksgefühlen, die sich kaum beschrei-      bon gekommen und fahre weiter nach

                                                                                                             Fotos (4): © Andreas Lahn
ben lassen. Für mich ist dieses 10-minü-     Porto zum Fest für São João, wo ich min-
tige Eintauchen in die Welt dieser sechs     destens 100 Menschen mit dem Plastik-
Garranos etwas Besonderes, weil es wie-      hammer auf den Kopf haue. Dazwischen
der zeigt, dass nicht die Dauer von Erleb-   liegen Caniçada und die Garranos.
nissen wichtig ist sondern die Intensität.
Ich sehe mich verträumt an die halbe         * nach Infos auf www.portugalmania.de

                                                                                        1. SEPTEMBER 2017   11
W
            er heute die Bundesstraße 208
           von Ratzeburg nach Gade-
           busch entlang fährt, kommt
                                                                      Breesen: Fado-Töne im
                                                                      norddeutschen Moor
 durch die kleine Ortschaft Breesen-
 Chaussee. Nichts deutet darauf hin, dass
 diese unscheinbare Siedlung einmal ein
Schauplatz europäischer Geschichte war
− ein Schauplatz deutscher und portugie-
 sischer Geschichte im I. Weltkrieg.
                                                                      Vor 100 Jahren wurden portugiesische Offiziere in
   Die DPG hat 2003 ein Stück portugiesi-                             deutschem Lager inhaftiert  von Andreas Lausen
 scher Vergangenheit aufgespürt. Hier,
 am Rande des Breesener Moors, stand
von 1917 bis 1919 das einzige Kriegsgefan-
genen-Lager für portugiesische Offiziere,
 das es jemals in Europa gegeben hat.
   Das Deutsche Reich hatte am 9. März
1916 Portugal den Krieg erklärt, nachdem
Portugal 72 deutsche Handelsschiffe be-
 schlagnahmt hatte, die sich in Häfen des
neutralen Portugal geflüchtet hatten. Zu-
vor hatten deutsche U-Boote die Versor-
gung Portugals mit Lebensmitteln und
 englischer Kohle stark beeinträchtigt.
   Deutsche Truppen drangen bald dar-

                                                                                                                                                                 © Arquivo Histórico Militar Lisboa
 auf von der deutschen Kolonie Tanga-
nyika in das portugiesische Moçambique
 ein. Ab Februar 1917 schickte Portugal ein
Expeditionskorps nach Frankreich und
bestand dort auf einen eigenen Frontab-
 schnitt gegen die Deutschen, der bis zu
18 Kilometer breit war. In blutigen Kämp-
 fen fielen 2.424 Portugiesen, 7000 gerie-
ten in deutsche Gefangenschaft. Von den                               Musik als Zeitvertreib im Lager Breesen
285 gefangenen Offizieren kamen 262 in
 das abgelegene Lager Breesen.                                        wässeriger Grütze. »Die Deutschen haben          genen durften einen Brief pro Woche
   Dem Großherzogtum Mecklenburg-                                     selbst nichts zwischen den Zähnen«,              nach Hause schicken, und aus dem eben-
Schwerin fiel die Aufgabe zu, die portu-                                 schrieb ein Portugiese nach Hause. Und        falls hungernden Portugal kamen Päck-
giesischen Offiziere unterzubringen und                                  so war der Hunger ständiger Begleiter         chen mit Lebensmitteln. So mancher
 zu versorgen. Das deutsche Kommando                                    im Lageralltag.                               ­Bacalhau, mancher Bolo do Rei und man-
wählte dazu dieses einsame Lager Bree-                                     Der Alltag der Portugiesen war ­geprägt     che Chouriço fand so seinen Weg ins
 sen, das direkt an der Landesgrenze zum                              von Gedanken an die Heimat, an ihre              Mecklenburger Moor − wenn er nicht
preußischen Herzogtum Lauenburg lag.                                   ­Familien und von Langeweile. Einige           vorher von hungrigen Deutschen gestoh-
Mit dessen Hauptstadt Ratzeburg ver-                                    ­Offiziere meldeten sich freiwillig zur Ar-    len wurde. Auch Bücher und Musik­
band es eine Bahnlinie, die die Transpor-                              beit im Forst oder im Moor. Gelegentlich        instrumente kamen per Post, dank der
te einfach machte.                                                    wurden sie mit einer Bahnfahrt ­unter            Bemühungen portugiesischer Frauen-
                                                                                                                       ­
   Während Mannschaftsdienstgrade                                     ­Bewachung in die nächstgelegene katho-         verbände und des Roten Kreuzes.
nach der Haager Landkriegsordnung in                                   lische Kirche nach Ratzeburg ­belohnt.             Als der Krieg im November 1918 mit der
 der Gefangenschaft zur Arbeit verpflich-                                  Das Verhältnis zu den deutschen Bewa-       deutschen Niederlage endete, dauerte es
tet waren, galt dies nicht für Offiziere. Sie                            chern − meist verwundete Soldaten oder        noch einige Monate, bis die letzten Ge-
hatten »Anspruch auf die landesübliche                                  ältere Reservisten − wird als gut be-          fangenen im April 1919 nach Portugal
Verpflegung«. Diese bestand zu dieser Zeit                               schrieben. Schwieriger war das Verhält-       heimkehrten. Trotz des Hungers kamen
meist aus Steckrüben, Kartoffeln und                                    nis zu den 17 portugiesischen Gefreiten,       aus Breesen alle lebend zurück.
                                                                         die den Offizieren für allerlei unliebsame       Der mit einer Mecklenburgerin verhei-
                                                                      Arbeiten zugeteilt waren. Sie wurden             ratete portugiesische Schriftsteller Aqui-
                                                                      »standesgemäß« von den meist besser ge-          lino Ribeiro begab sich 1920 auf Spuren-
                                                                         stellten Offizieren schikaniert und belei-    suche in das Lager Breesen. Er fand
                                              © Agrarmuseum Breesen

                                                                         digt. Die Gefreiten setzten sich schließ-     nichts mehr vor: Selbst die Bretter der
                                                                       lich mit einer wüsten Prügelattacke auf         Baracken waren als Baumaterial und
                                                                        eine Offiziersstube zur Wehr, was den          Brennholz verwendet worden. »Aus dem
                                                                        entsetzten deutschen Kommandanten zu           blinden Stolz der Deutschen und der Unver-
                                                                        einem Appell an die Ehre der portugie-         nunft der Briten und Franzosen wird schon
                                                                         sischen Soldaten veranlasste.                 bald ein neuer Krieg entstehen«, schrieb er
Zeichnung des Lagers Breesen in Mecklenburg                                 Ganz wichtig war die Post. Die Gefan-     − und behielt Recht.

12 PORTUGAL-REPORT NR. 68
D
        er 1957 in Speyer geborene, inzwi-
        schen in Stuttgart lebende Maler
        Hans-Georg Hofmann zeigt in der
Städtischen Galerie Speyer anlässlich sei-
nes 60. Geburtstags eine retrospektive
Auswahl seiner Arbeiten der letzten drei-
ßig Jahre. Das Meer, das Quadrat und
­immer wieder die Farbe Blau sind kon­
 stante Elemente seiner Malerei.
   Die Ausstellung zeigt spannende und
überraschende Variationen aus seinen
verschiedenen Schaffensphasen. Zu se-
hen sind: Frühe Arbeiten, SEE-STÜCKE,
 Gemälde aus seinem Zyklus ATLANTIK-­
 MADEIRA, Arbeiten aus seiner Serie über     Hans-Georg Hofmann, Atlantik Madeira, # 5611,     Hans-Georg Hofmann, Ode Marítima 5, # 2615,
Fernando Pessoa und Lissabon und             20×20cm, Acryl auf Holz, 2011                     80×80cm, Acryl auf Leinwand, 2015
 schließlich seine neuen Acrylbilder »Pai-   © VG Bild-Kunst, Bonn                             © VG Bild-Kunst, Bonn
 sagens que não existem − Landschaften
 die nicht existieren«.

                                             Madeira, Fernando
   Die intensive Auseinandersetzung mit
 der Landschaft Madeiras und den Texten
von Fernando Pessoa und seinen Hetero-

                                             Pessoa und Lissabon
 nymen hat Hans-Georg Hofmanns Inter-
 esse an der Fülle der portugiesischen
Kultur geweckt − von der Literatur bis
 zur Musik. Auch die portugiesische Kü-
 che wird im Hause von Familie Hofmann
gepflegt. Ein weiterer Ausdruck seiner
                                             Ausstellung der Malerei von Hans-Georg Hofmann in
Verbundenheit mit Portugal ist seine Mit-    der Städtischen Galerie Speyer  von Margit Metzger
gliedschaft in der Deutsch-Portugiesi-
 schen Gesellschaft.
   Die Ausstellung in Speyer bietet die
 Möglichkeit, Werke des Künst­lers aus
 seinen verschiedenen Arbeitsphasen im
Zusammenhang zu sehen und so auch
Einblick zu erhalten in den Entwick-
lungsprozess, der zu diesen Arbeiten ge-
 führt hat.
   Zur Ausstellung gibt Frank Buchholz,
Galerie per-seh Hannover, die Publikation
Hans-Georg Hofmann, Malerei 1987−2017
heraus, die zentrale Arbeiten der Malerei
Hans-Georg Hofmanns zeigt. Das Buch
 mit Texten von Hans-Jürgen Herschel ist
 ab 20.10.2017 auch im Buchhandel unter
 der ISBN 978-3-940576-80-4 zu erhalten.

  INFOS ZUR AUSSTELLUNG:
  Hans-Georg Hofmann, Malerei –
  Retrospektive zum 60. Geburtstag
  20. Oktober – 26. November 2017
  Städtische Galerie Speyer
  Kulturhof Flachsgasse, Flachsgasse 3
  67346 Speyer, Tel. 06232 | 142399
  Öffnungszeiten: Do – So, 11 – 18 Uhr
  Der Eintritt ist frei
  Ausstellungseröffnung:
  Freitag, 20. Oktober 2017, 18 Uhr
  Einführung: Hans-Jürgen Herschel           Hans-Georg Hofmann, …o colorido variadíssimo de Lisboa – Die Farben von Lissabon
                                             # 1512, 80×80cm, Acryl auf Leinwand, 2012 © VG Bild-Kunst, Bonn

                                                                                                                        1. SEPTEMBER 2017   13
Festa de São João em Braga
      cada vez mais viva

                                                                                                                                               Foto: © Andreas Lahn
      Ana Carla Gomes e Eberhard Fedtke
O martelo de plástico é o utensílio mais significativo na festa do São João

O
         mais recente programa da festa                  se o Santo António a 13 de Junho e em       S. João representa uma tradição verda-
         do S. João, apresentando uma                 Évora o S. Pedro a 29 de Junho, já para            deiramente fixa. Depois de uma saborosa
         agenda cultural, folclórica e cle-             não falar de outras comemorações simi-           sardinhada em casa com a própria famí-
rical, no dia 24 de Junho, é um evento                lares em variadíssimas regiões de Portu-       lia ou fora com os amigos num dos mui-
  cada vez mais popular, com relevância                gal. Um plano vantajoso para a indústria      tos restaurantes das ruas da cidade,
  comparável ao Natal e Páscoa.                         de carrosséis e variadíssimos animado-       acompanhada por broa de milho, azeito-
    Já este ano o S. João chamou para a rua           res circenses, bandas e músicos que            nas e pimentos e uma boa garrafa de
  milhares de cidadãos de Braga e arredo-             ­passam a vida andando de um lugar para        vinho, a festa continua pelas ruas da
res, acrescendo a estes, multidões de                   outro energicamente.                            ­cidade. Aí a comunicação é muito boa e
 ­turistas, vindos de quase toda parte do                  A atual festa do S. João de Braga está    intensa, quer com o »martelo na cabeça«
  planeta que percorreram a pé a Avenida                culturalmente enriquecida de exposi-             quer com o alho porro debaixo do nariz,
  da Liberdade e festejaram efusivamente                ções e variadas apresentações musicais       atividades que têm tanto de amigável
  o acontecimento anual, debaixo de um                  e culturais, este ano todo o programa            quanto de cansativa, mas em qualquer
  agradável céu de verão, uma componen-                 ­decorreu entre 11 e 30 de Junho. Os temas       caso pacífica.
  te muito importante para esta celebra-                 das exposições foram, por exemplo, des-           A festa prossegue com inúmeras ban-
  ção plebeia de rua. A atmosfera foi, como              de »O S. João de 1917«, aliás o ano do          das de música. Grupos de dança assim
  sempre, bem colorida.                                ­milagre de Fátima, até aos »Gigantones e         como coloridas e inventivas rusgas
    Também no Porto, na famosa capital                  Cabeçudos do São João em Braga« que          ­atingem o top e o ponto culminante, por
  do Douro Litoral, as gentes celebram o                 deram testemunhos silenciosos e clássi-     volta da meia-noite. Crianças entram ati-
­S. João. O evento foi importado de Braga,              cos da arquitectura da cidade de Braga,      vamente na celebração, bebés de colo
  onde originalmente terão começado tais              Bracara Augusta e Barroca e lembrando           adormecem num cansaço profundo nos
  comemorações. Braga e Porto vivem de                   simultaneamente o S. João do homem          braços dos pais, apesar da crescente
  uma concorrência animada para ver                      sagrado. No programa vistoso, saltam à       ­agitação e barulho. Este advém de vários
  quem torna o espetáculo mais criativo e             vista as Sanjoaninas e os desfiles de ban-     palcos espalhados pela cidade, que
  impressionante. Outras cidades no país                 das. Promovem-se cada vez mais eventos        ­oferecem música para todos os gostos.
  também festejam diversos e conhecidos                  de alta categoria.                          Diversos palcos apresentam sugestivos e
  santos, por exemplo, em Lisboa celebra-                  A cerimónia anual dos festejos de         pitorescos nomes tais como: palco Syner-

14 PORTUGAL-REPORT NR. 68
gia, palco Desperados, palco Bira Ú lustre,      tiscos diversos, salgados, farturas e ou-      um homem sem medo, que proclamou a
 palco RUM e palco da Avenida Central. No         tras apetitosas escolhas da doçaria da         verdade perante os compatriotas e
 entanto todas estas fantásticas designa-         famosa cozinha tradicional portuguesa.         perante os representantes do estado,
                                                                                                 ­
  ções parecem viradas para a imaginação               A multidão animada vai ficando até ser     ­denunciando sem ilusões e falsa perspi-
 mística e contemporânea da juventude.               dia, rindo e tagarelando toda a noite,       cácia os erros da sua época e da sua
  Quem tem o desejo de dançar pode fazê-            ­alguns preparam-se já interiormente, de       ­sociedade, mesmo quando corria risco
-lo intensivamente com os POPados.                forma gulosa, para a próxima grande              de vida. O arcebispo primaz encorajou os
    Vem depois o ponto alto da festa com          ­festa pública da cidade, a brilhante noite    fiéis a soltar a língua, a deixar a passivi-
  o obrigatório fogo-de-artifício. Para os        branca, a ter lugar no início de Setembro.       dade e a inércia e a interferir dedicada-
 portugueses puros e fiéis, geneticamente         Assim se vive neste país com uma deter-        mente nos problemas atuais. Aguarde-
 marcados e infetados por qualquer tipo           minada obsessão permanente pelas               mos para o que virá para 2018, tendo
  de vírus fogo, este momento reflete a            ­festas e festivais e que dá prioridade ao    D. Jorge Ortiga sublinhado que é indis-
 ­alegria total: mais foguetes! Muito mais           entretenimento e bem-estar, enfim, uma      pensável para o desenvolvimento de uma
  doses! Sem fim, se faz favor! Uma ento-         vida de luxo de abraços e beijinhos em            sociedade ativa, com alma e sentido, a
 nação infernal, um tártaro estético! Que         grandes quantidades.                           intervenção hábil dos seus cidadãos,
  desejo orgástico! No dia seguinte, não se            O evento clerical significante ocorreu     abrindo os mesmos mão da sua própria
 pensa sequer nos custos deste mágico e           na tradicional missa do arcebispo de Bra-       comodidade, eminente preferência para
 fascinante evento.                               ga, D. Jorge Ortiga, conhecido como um          a sociedade moderna.
    Quem tem fome a meio da exaustiva             homem de coragem e de mente aberta,                 Vamos a ver, se o S. João ajudar. Por
 noite, encontra de forma opulenta, pão           recordou, no dia 24 de Junho, a histórica      ­favor, santo reverendo, auxilia! É a tua
  com chouriço, bifana, frango assado, pe-        figura de S. João Batista que viveu como        festa!

DASP-Kolloquium 2017
Jahres-Treffen in Aachen dieses Mal in Gedenken an
Prof. Dr. Anne Begenat-Neuschäfer  von Josef Wolters

I
     n Heft 067 des PORTUGAL REPORT               phia de Mello Breyner Andresen befasste,
      steht die Notiz, dass wir um das DPG-­      gab auch Gelegenheit, Prof. Dr. Bege-
     Mitglied Prof. Dr. Anne Begenat-­            nat-Neuschäfer, wie sie persönlich erlebt
Neuschäfer aus Aachen, welche am                  wurde, zu würdigen.
3.3.2017 verstorben ist, trauern. Ihr lang-          Noch im vergangenen Jahr weilte sie
 jähriger Kollege, unser Vizepräsident            mit ihrem Gatten auf Einladung der Uni-
Prof. Dr. Helmut Siepmann, hat das dies-          versidade Presbiteriana Mackenzie São

                                                                                                                                                Foto: © Heinz A. Begenat
 jährige Kolloquium der DASP (Deutsche            Paulo in Brasilien und gab dort Seminare
 Gesellschaft für die Afrikanischen Staa-         für Studierende. Ein Semester lang hielt
 ten Portugiesischer Sprache) in Aachen           sie sich dort auf und beeindruckte mit
 ( 6.7. − 7.7. 2017 ) dem Gedenken der Verstor-   ihrem umfangreichen Wissen ihre Zuhö-
 benen gewidmet.                                  rer. Frau Prof. Dr. Helena Bonito Couto
    Frau Prof. Dr. phil. Dr. (Paris) Anne         Pereira aus São Paulo erinnerte im Kol-
­Begenat-Neuschäfer war eine Romanis-             loquium in einer Präsentation an diesen        Prof. Dr. Anne Begenat-Neuschäfer † 3.3.2017
 tin, die nicht nur aus dem Französischen,        letzten Aufenthalt. Dann gab die Aache-
 Italienischen, Spanischen und Portugie-          ner Bürgermeisterin Hilde Scheidt ihr          der Verfasser noch vor einem Jahr im
 sischen übersetzt hat, nein, sie war mehr        persönliches Bild von der Verstorbenen         Aachener Kolloquium getroffen hat, fehl-
 als eine Wissenschaftlerin, die sich mit         wieder: »Sie strahlte Energie aus, sie konn-   te in diesem Jahr, aber irgendwie war sie
 den Werken verschiedener Autoren aus             te jemanden mitnehmen, sie war eine Brü-       in Bildern, Videos, Berichten und Erinne-
 den Ländern romanischer Sprache aus-             ckenbauerin.« In der ehema­ligen Haupt-        rungen bei den Teilnehmern des Kollo-
 einandergesetzt hat. Prof. Dr. Begenat-          stadt der Elfenbeinküste Abidjan habe          quiums präsent.
 Neuschäfer konnte als zierlich anmutige          sie sich mit den Themenfeldern Bildung,           Prof. Siepmann gebührt großer Dank
 Person ihre Studierenden begeistern,             Gesundheitsvorsorge, Umweltschutz und          für die Konzipierung und Durchführung
 nicht nur romanische Sprachen zu be-             Energie befasst. Sie leistete Hilfe zur        des Kolloquiums, an dem auch DPG-Mit-
 herrschen, sondern sich wie sie selbst mit       Selbsthilfe und erkannte, was in diesem        glied Dr. Heinz A. Begenat teilnahm. An
 ihrem Ehemann Dr. med. Heinz A. Bege-            Entwicklungsland zu tun war. Sie schau-        diesen beiden Tagen konnte er noch ein-
 nat auch in anderen Ländern romani-              te »über den Tellerrand hinaus« und band       mal spüren, welch großartige Frau die
 scher Sprache sozial zu engagieren.              den Aachener Hydrogeologen Prof. Dr.           Partnerin an seiner Seite war, die nicht
    Das Kolloquium, das sich schwer-              Kurt Schetelig von der RWTH Aachen in          nur in Aachen, sondern auch in anderen
 punktmäßig mit der Arbeit der portugie-          ihre Projekte ein.                             Orten auf dieser Welt in ehrfürchtiger
 sischen Schriftstellerin und Lyrikerin So-          Prof. Dr. Anne Begenat-Neuschäfer, die      dankbarer Erinnerung behalten wird.

                                                                                                                          1. SEPTEMBER 2017   15
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