Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta
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Mitteilungen - Heft 94 Forschungsbericht 2020 Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten – Universität Vechta
Herausgeber Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA) | Universität Vechta Driverstraße 22 | Postfach 1553 | D-49377 Vechta Internet: http://www.ispa.uni-vechta.de/ Redaktion Annegret Joachim Telefon: 04441-15434 Telefax: 04441-1567434 E-Mail: annegret.joachim@uni-vechta.de ISSN: 0938-8567 Alle Rechte vorbehalten Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers Vechta, Mai 2021 1. Auflage
Forschungsbericht 2020 Vorwort Das Jahr 2020 war für das Institut für Strukturfor- raumwissenschaftlichen Forschungsperspektiven schung und Planung in agrarischen Intensivgebieten den gesamtuniversitären Forschungsschwerpunkt (ISPA) ein außerordentlich dynamisches und her- „Transformation in ländlichen Räumen“ maßgeblich ausforderndes Jahr, geprägt wie alle Lebensberei- durch seine Kompetenzen mitgestalten kann. che vor allem auch durch die Covid-19-Pandemie. Dennoch gab es auch spannende neue Impulse, Ide- Es erfüllt uns mit Stolz, dass es uns unter den en und Entwicklungen, die uns positiv in das Jahr schwierigen personellen und pandemiebezogenen 2021 blicken lassen. Rahmenbedingungen gelungen ist, insgesamt sechs neue Projekte in den Bereichen „Dynamiken ländli- Die Personalsituation 2020 war – wie schon im Jahr cher Räume“ und „Ökonomie der Nachhaltigkeit“ am 2019 – von einiger Fluktuation geprägt. Frau Prof. ISPA verankern zu können. Ebenso waren wir trotz in Dr.in Amelie Bernzen trat zum 01. Januar 2020 der genannten Herausforderungen an der Entwick- die Professur „Wirtschaftsgeographie“ (Nachfolge lung mehrerer – auch internationaler und interdis- von Frau Tamásy) an und ist seit April 2020 Direk- ziplinärer - Drittmittelanträge beteiligt, die künftig torin des ISPA; Frau Prof.in Dr.in Jantje Halberstadt u.a. auch die Transformation der Region unterstüt- ist ihre Stellvertreterin. Frau Bernzen brachte zwei zen sollen. Dafür ist die enge Kooperation mit unse- Nachwuchswissenschaftlerinnen mit, die die Ab- ren Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwal- teilung „Dynamiken ländlicher Räume“ verstärken. tung und Politik unerlässlich. Wir sind bemüht diese Neben neuen Impulsen im Bereich Agrar und Ernäh- Kooperationen – sobald möglich auch wieder durch rung, Geographischer Entwicklungsforschung und Präsenzgespräche – auszubauen und zu vertiefen, Mensch-Umwelt-Forschung bringt ihre Arbeitsgrup- was sich in neuen Forschungsanträgen im Verbund pe mit Projekten und Partnern in Südasien (Indien, mit anderen Universitäten, Forschungsinstituten Bangladesch) und Australien auch neue regionale und Einrichtungen des öffentlichen Rechts wider- Schwerpunkte ans ISPA und trägt zur Internationali- spiegelt. sierung bei. Die Stelle des Geomedientechnikers war in der zweiten Jahreshälfte vakant und konnte zum Auch in der Nachwuchsförderung gibt es Erfolge 01. Januar 2021 durch Dr. Guido Bohmann neu be- zu verzeichnen. So schlossen vier Doktorand*innen setzt werden. Einschneidend war zudem eine lange im Jahr 2020 erfolgreich ihre Promotion un- krankheitsbedingte Unterbesetzung des Sekretari- ter der Betreuung der Professor*innen am ISPA ats, welche dankenswerterweise durch engagierte ab. Zum Jahresende 2020 wurden insgesamt 24 Kolleginnen aus dem Hause bestmöglich aufgefan- Nachwuchswissenschaftler*innen (davon 4 Post- gen wurde. Nicht zuletzt trat unsere langjährige und doktorand*innen) in ihrer Weiterqualifikation be- hoch geschätzte Kollegin Frau Prof.in Dr.in Martina treut. Dazu trägt auch die durch Prof.in Bernzen er- Flath am 01. April 2020 in den Ruhestand ein. Sie möglichte Integration des ISPA in das zweimal jähr- bleibt dem ISPA jedoch zunächst als Projektleitung lich tagende Doktorandenkolloquium „Umweltorien- ihrer laufenden Forschungsvorhaben sowie als wis- tierte Wirtschaftsgeographie“ bei, eine Kooperation senschaftliche Leitung des Kompetenzzentrums der Wirtschaftsgeograph*innen der Universitäten Regionales Lernen erhalten. Leider konnte wider Er- Köln, Luxemburg und Vechta. warten keine Nachfolge für Ihre Stelle im Jahr 2020 gefunden werden. Das Besetzungsverfahren läuft In der Lehre haben mehrere Mitglieder des ISPA zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts, und maßgeblich den im Oktober 2020 gestarteten neuen wir sind optimistisch, im Herbst 2021 eine*n sehr Masterstudiengang „Transformationsmanagement geeignete*n neuen Kolleg*in begrüßen zu dürfen. in ländlichen Räumen“ (MATRM) mitgestaltet und Dies erscheint wichtig, damit das Institut mit seinen dort seitdem immer wieder Bezüge zur Forschungs- 1
Forschungsbericht 2020 tätigkeit des Instituts hergestellt. Der MATRM (als gestaltigen Aktivitäten des ISPA zu ermöglichen. Nachfolger des Masterstudiengangs „Geographien Nicht zuletzt möchten wir uns bei allen ganz herzlich Ländlicher Räume“) widmet sich der nachhaltigen bedanken, die uns bei unserer tagtäglichen Arbeit Entwicklung ländlicher Räume im Zeitalter einer auf vielfältige kompetente Weise unterstützen – umfassenden sektorübergreifenden Transforma- ganz besonders in diesen außergewöhnlichen Zei- tion. Interdisziplinarität, Praxisbezug und Verzah- ten, die uns innovatives, flexibles Handeln und viel nung mit relevanten Akteuren sichern die Aktualität Geduld abfragen. Ein besonderes Dankeschön gilt und Relevanz der Themen und ermöglichen einen dem ISPA-Beirat und seinem Vorsitzenden, Herrn nahtlosen Übergang in zahlreiche Berufsfelder. Brand, die sich in besonderer Weise für die Belange des ISPA engagiert haben. Wir hoffen, Ihnen mit dem vorliegenden Forschungs- bericht einen Einblick in die umfangreichen und viel- Vechta, Mai 2021 Prof.in Dr.in Amelie Bernzen Geschäftsführende Direktorin 2
Forschungsbericht 2020 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort...................................................................................................................................................................1 Inhaltsverzeichnis...............................................................................................................................................3 Leitbild Nachhaltigkeit.....................................................................................................................................4 . Mitglieder des ISPA...........................................................................................................................................6 Beirat.......................................................................................................................................................................7 Abteilung 1: Dynamiken ländlicher Räume................................................................................................8 Forschungsschwerpunkte................................................................................................................................................8 Forschungsprojekte...........................................................................................................................................................8 Publikationen......................................................................................................................................................................18 Vorträge und Poster.........................................................................................................................................................18 Abteilung 2: Ökonomie der Nachhaltigkeit...............................................................................................19 Forschungsschwerpunkte..............................................................................................................................................19 Forschungsprojekte.........................................................................................................................................................19 Publikationen......................................................................................................................................................................24 Vorträge und Poster.........................................................................................................................................................24 Abteilung 3: Lernen in ländlichen Räumen.............................................................................................25 Forschungsschwerpunkte..............................................................................................................................................25 Forschungsprojekte.........................................................................................................................................................25 Publikationen.....................................................................................................................................................................32 Vorträge und Poster.........................................................................................................................................................34 Wissenstransfer................................................................................................................................................36 Landesinitiative Ernährungswirtschaft LI Food....................................................................................................36 Kompetenzzentrum Regionales Lernen...................................................................................................................40 Nachwuchsförderung......................................................................................................................................42 Weitere Forschungsaktivitäten...................................................................................................................45 Engagement in internationalen, nationalen und regionalen Gremien...........................................................45 Organisation von Tagungen und Workshops............................................................................................................46 Herausgebertätigkeiten.................................................................................................................................................47 Gutachtertätigkeiten............................................................................................................................................................47 3
Forschungsbericht 2020 Leitbild Nachhaltigkeit Das Institut für Strukturforschung und Planung in Abteilung 1: Dynamiken ländlicher Räume agrarischen Intensivgebieten (ISPA) wurde 1990 gegründet, um Regionen mit intensiver Landwirt- Im Mittelpunkt stehen Fragen der Entstehung, der schaft zu untersuchen und praxisorientierte Lö- wirtschaftlichen und sozialen Dynamik ländlicher sungsvorschläge für regionale Herausforderungen Räume und speziell agrarischer Intensivgebiete so- zu entwickeln. wie deren Vernetzung mit anderen Regionen. Dabei sind die Analysen nicht auf Nordwestdeutschland Orientiert am Leitbild der Nachhaltigkeit, widmet beschränkt, sondern es werden vergleichende Un- sich das ISPA seit 2015 verstärkt der Erforschung tersuchungen in anderen Staaten der Europäischen von Transformationsprozessen in ländlichen Räu- Union, in den USA, Afrika, Asien und in Australasien men, insbesondere in agrarischen Intensivgebie- durchgeführt. Daneben werden Fragen der sozio- ten und speziell im nordwestlichen Niedersachsen. ökonomischen Entwicklung ländlicher Räume insge- Auch Globalisierungsprozesse inkl. Nord-Süd-Be- samt behandelt, darunter Genderfragestellungen, ziehungen werden zunehmend mitbetrachtet. Die Klimawandelanpassung, Kulturlandschaftsent- Erforschung der Transformation beinhaltet eine wicklungen, erneuerbare Energien und diskursive systemische Perspektive und erfordert eine Ko- Repräsentationen ländlicher Räume, Einbindung in operation von einer Vielzahl an Disziplinen, sodass (globale) Wertschöpfungsketten. Zudem werden der Verbundforschung ein besonderer Stellenwert in Kooperation mit öffentlichen und privaten Pla- eingeräumt wird. Daneben ist der Bildungsbereich nungsträgern Vorschläge für eine zukunftsfähige bedeutsam, der die gesellschaftlichen Akteure zur Regionalentwicklung unterbreitet. aktiven Teilnahme an den Veränderungsprozessen befähigt. Die inhaltliche Dimension einer Ökono- mie der Nachhaltigkeit ermöglicht es, ökonomische Chancen für die notwendigen Veränderungen zu er- schließen und nutzbar zu machen. Struktur des ISPA 4
Forschungsbericht 2020 Abteilung 2: Ökonomie der Nachhaltigkeit Bauernhof als Lernort“, „Kulturlandschaft“, „Ganz- tagsschule“, „Inklusion“, „Berufsorientierung“, „Bio- Als fachübergreifendes Querschnittsthema der ökonomie“ und „Fischwirtschaft“. Universität Vechta werden die ökonomischen As- pekte der Nachhaltigkeit im ISPA speziell im Kon- Ziel ist es, didaktisch-methodische Konzepte und text ländlicher Räume behandelt. Dies schließt regionale Netzwerke zu entwickeln sowie diese in profunde Kenntnisse transdisziplinärer Konzepte Unterrichtsmaterialien, thematischen Modulen etc. und Methoden sowie der relevanten internationalen praxiswirksam zu machen und zu erproben. Die Eva- Diskurse zu Transformationsprozessen, die sich am luierung durchgeführter Lern- und Weiterbildungs- Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren, mit ein. Die vorhaben liefert das notwendige wissenschaftliche Abteilung Ökonomie der Nachhaltigkeit integriert Feedback. in anwendungsorientierten Projekten sozialökologi- sche Herausforderungen in enger Verknüpfung mit Wissenstransfer wirtschaftlichen und unternehmerischen Fragestel- lungen in die Arbeit des ISPA. Die Landesinitiative Die Landesinitiative Ernährungswirtschaft - LI Food Ernährungswirtschaft - LI Food gehört ebenfalls zur und das Kompetenzzentrum Regionales Lernen der Abteilung. Sie bündelt Kompetenzen und Knowhow Universität Vechta leisten wichtige Beiträge, den in allen Bereichen der Ernährungswirtschaft. Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse und Kon- zepte in die Praxis zu beschleunigen. Dabei zeigen Abteilung 3: Lernen in ländlichen Räumen sich sowohl für die Region Oldenburger Münsterland durch die Fülle von Modellprojekten und Koopera- Bildung und Kompetenzen zum lebenslangen Ler- tionen vor Ort als auch auf nationaler und interna- nen sind entscheidende Faktoren für die zukünfti- tionaler Ebene allgemein in der Zusammenarbeit ge gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland. In mit Partnern aus Wissenschaft und Bildung viele der Abteilung Lernen in ländlichen Räumen werden innovative Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen aus geographiedidaktischer Perspektive die Po- für die Regionalentwicklung. Dazu trägt vor allem tenziale von ländlichen Räumen zur Initiierung und das Alleinstellungsmerkmal der Kompetenzzentren Realisierung lebenslanger Lernprozesse unter- - die enge Verzahnung zwischen praktischer und wis- sucht. Inhaltliche Schwerpunkte bilden dabei die Th- senschaftlicher Arbeit - bei. emenbereiche „Landwirtschaft und Ernährung“, „Der 5
Forschungsbericht 2020 Mitglieder des ISPA Vorstand Maik Fischer Sophia Fortmann, M.Sc. Prof. Dr. Amelie Bernzen (ab 01.01.2020) Dr. Melanie Frieling (ab 01.05.2020) Prof. Dr. Martina Flath (bis 31.03.2020) Dr. Miriam Gerlach (ab 01.05.2020) Dr. Gabriele Diersen Hannah Lathan, M.Ed. Prof. Dr. Jantje Halberstadt Christina Nimz (ab 01.05.2020) Simone Knoll Arne Ortland, M.A. (ab 01.05.2020) Carlo Sanna (ab 01.10.2020) Abteilung Dynamiken ländlicher Räume Anna Schaffrath, M.A. Dipl.-Ing. agr. Doris Schröder Prof. Dr. Amelie Bernzen, Leiterin Dr. Anne-Katrin Schwab (ab 01.05.2020) apl. Prof. Dr. Karl Martin Born Christian Tiller (bis 30.06.2020) apl. Prof. Dr. Werner Klohn Tatjana Timoschenko (bis 28.02.2020) apl. Prof. Dr. Kim Philip Schumacher (bis Helmut Wüstner, M.Sc. 29.02.2020) Stipendiaten: Abteilung Ökonomie der Nachhaltigkeit Zora Becker, M.A. Prof. Dr. Jantje Halberstadt, Leiterin Lena Beyer, M.Sc. Matthias Galle, M.Sc. Abteilung Lernen in ländlichen Räumen Jonas Kerner Lien Katharina Lammers, M.A. Prof. Dr. Martina Flath, Leiterin (bis 31.03.2020) Melissa Niewind (geb. Mertens) Dipl.-Ing. Anja Neubauer-Betz Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen: Eva Rahe Dr. Shantonu Abe (01.02.-31.12.2020) Sekretariat: Antonieta Alcorta de Bronstein Ali Akyol, M.Sc. (bis 28.02.2020) Annegret Joachim Anna Burhorst Simone Knoll Franzsika Czernik, M.A. (ab 01.04.2020) Dipl.-Oecotroph. (FH) Esther Barth Geomedientechniker: Dr. Judith Bopp (ab 01.04.2020) Annemarie Castillo Mispireta, M.Sc. Kai Culemann (bis 31.01.2020) Dr. Gabriele Diersen Stefan Kreimeier (01.04.-31.05.2020) Prof. Dr. Helmut Faasch 6
Forschungsbericht 2020 Beirat: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Brand Qualitätsfleisch GmbH & Co. KG Prof. Dr. Elisabeth große Beilage Paul Brand (Sprecher) Büscheler Straße 9, 49456 Bakum Brandstraße 21, 49393 Lohne Landwirtschaftskammer Niedersachsen Franz-Josef Holzenkamp Hermann Hermeling Garther Straße 41, 49685 Garthe Mars-la-Tour-Str. 21, 26121 Oldenburg Firma WEDA, Dammann & Westerkamp GmbH Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik Jutta Sextro Dr.-Ing. Volker Heinz Am Bahnhof, 49424 Lutten Professor-von-Klitzing-Str. 7, 49610 Quakenbrück LUFA Nord-West Dr. Franz-Peter Engling Jägerstraße 23-27, 26121 Oldenburg 7
Forschungsbericht 2020 Abteilung 1: Dynamiken ländlicher Räume Forschungsschwerpunkte Häufig wird argumentiert, dass der Anbau und die Vermarktung von Bio-, Fair-Trade oder anderen als • Herausforderungen und Perspektiven agrari- „nachhaltig“ betitelten Produkten die Lebensgrund- scher Intensivgebiete lagen von SHF verbessern können, indem sie das • Globalisierungsprozesse und die Konsequenzen Einkommen aufgrund der in diesen Marktsegmen- für ländliche Räume ten gebotenen Premiumpreise erhöhen. Traditionell • Nachhaltigkeit(-stransitionen) im Agrar- und war die Bio- und Fair-Trade-Produktion in Ländern Ernährungssystem des Globalen Südens exportorientiert, angetrieben • Ernährung – Gesundheit – Ressourcen-Nexus durch die steigende Nachfrage im Globalen Norden. • Kleinbäuerliche Livelihoods (v.a. im Globalen Jüngste Entwicklungen deuten jedoch darauf hin, Süden) dass die Märkte für diese Arten von Produkten auch • Klimawandelanpassung in ländlichen Räumen in Ländern des Globalen Südens und insbesonde- (v.a. Küstenregionen) re in den BRICS-Ländern steigen, wo die Nachfra- • Institutionen, Governance und Raumplanung in ge der Oberschicht und der aufstrebenden neuen ländlichen Räumen Mittelschicht nach nachhaltigeren und gesünderen • Prozesse und Dynamiken der Digitalisierung in Lebensmitteln zunimmt. Dies kann bedeuten, dass ländlichen Räumen Produkte aus diesen Ländern, die bisher für Ex- • Diskursive Repräsentationen ländlicher Räume portmärkte bestimmt waren, nun umgelenkt oder • Kulturlandschaftsentwicklung in Mitteleuropa vermehrt zur Deckung der Binnenmärkte genutzt werden können. Das Projekt will diese jüngste Ent- Forschungsprojekte wicklung am Beispiel Indiens untersuchen, wo klein- teilige Strukturen das Agrarsystem dominieren. „Standards 2.0. Livelihoods of Indian smallholder Gleichzeitig ist ein zweistelliges Wachstum des hei- farmers between global and domestic value chains mischen Bio-Marktes zu beobachten und für Fair- for organic and fair trade agri-food products” Trade-Produkte zu erwarten. Leitung: Amelie Bernzen Laufzeit: 2016 - 2020 Bearbeitung: Shantonu Abe Gefördert durch: DFG Die kleinbäuerliche Landwirtschaft gilt global be- trachtet als das Rückgrat der Landwirtschaft und ELVU – Emsland vernetzt unterwegs der Ernährungssicherheit. In den jüngsten akade- mischen Debatten wurden insbesondere die Aus- Leitung: Karl Martin Born wirkungen der Globalisierung der Agrar- und Er- Bearbeitung: Marvin Leck, Guido Bohmann nährungswirtschaft auf Kleinbauern (smallholder farmers, SHF) untersucht. Dabei ist ein prominentes Das Projekt „ELVU – Emsland vernetzt unterwegs” Thema die Zunahme von Standards und Zertifizie- sucht nach neuen Wegen, wie man im Emsland zu- rungssystemen, einschließlich privater Lebensmit- künftig – auch elektrisch – unterwegs sein kann. telstandards, und die anhaltende Debatte darüber, Der Landkreis Emsland ist im Rahmen des Modell- ob diese Standards eine Marktbarriere für SHF im und Demonstrativvorhabens „LandMobil – unter- Globalen Süden darstellen und die Verbesserung wegs in ländlichen Räumen“ des Bundesamtes für der Lebensgrundlage und die Armutsbekämpfung Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ausgewählt behindern oder ob sie Mechanismen zur Produkt- worden. und/oder Prozessverbesserung induzieren könnten. 8
Forschungsbericht 2020 Welche Verkehrsmittel nutzen die Menschen im seit einigen Jahren ein deutlicher Trend zur Nutzung Emsland? In welchem Umfang sind sie mit dem ei- neuer Steuerungsformen in der Stadt- und Regio- genen Auto unterwegs? Inwieweit nutzen sie den nalentwicklung beobachten. Die damit verbundene ÖPNV? Welchen alternativen, elektromobilen Ver- Implementation von governance-basierten Instru- kehr kann es geben? menten dient nicht nur einer Ergänzung vorhande- ner Government-Instrumente, sondern verfolgt da- Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Projektes, rüber hinaus zwei weitere Zielsetzungen: Zum einen das sich in mehrere Phasen aufteilt. Gestartet wird sollen frühzeitig und in enger Zusammenarbeit mit mit einer Umfrage, die sich dem derzeitigen Mobi- Akteur_innen und Stakeholdern aus Politik, Verwal- litätsverhalten widmet. Zweiter Schritt wird sein, tung, Wirtschaft und Bürgergesellschaft strate- die Anforderungen an neue Mobilitätsangebote im gische Ziele der Stadt- und Regionalentwicklung Emsland zu formulieren, um hierauf aufbauend neue identifiziert und abgestimmt werden. Dazu werden Lösungen zu entwickeln. Schritt vier wird dann die integrierte Stadtentwicklungs- bzw.- Regionalent- pilothafte Realisierung der Mobilitätsangebote wicklungspläne genutzt, um konsensual ein Leitbild sein. zu entwickeln. Zum anderen basiert dieser Ansatz auf der Annahme, dass die beteiligten Akteur_innen Der umfassende Projektansatz ELVU ist in einer und Stakeholder ihre spezifischen Kompetenzen Arbeitsgruppe zum Thema CO2-neutrale Fortbe- und Kapazitäten mit in den Stadt- bzw. Regionalent- wegung und E-Mobilität entwickelt worden. Diese wicklungsprozess einbringen können und somit zu Gruppe wird auch zukünftig begleitend bei dem einer rascheren Umsetzung beitragen könnten. An Projekt mitarbeiten und besteht aus den Partnern dieser Stelle wird deutlich, dass governance-basier- Volkswagen Nutzfahrzeuge, den beiden Energie- te Ansätze in der Stadt- und Regionalentwicklung versorgern EWEgo und Innogy/West AG sowie dem auf dem Hintergrund negativer Beispiele (Stuttgart Fachbetrieb Alwin Otten aus Meppen. Alle Partner 21, Mediaspree etc.) auch präventiv Konflikte ver- haben zugesagt, ihre jeweiligen Kompetenzen in das meiden sollen. Mithin ist also eine Verbesserung der Projekt einzubringen. Kommunikation und Information zwischen Bürger_ innen und Verwaltung notwendig, da zum einen die Mit der Begleitung und Umsetzung ist die Arbeits- Bürger_innen nicht ausreichend über die Ziele der gemeinschaft aus ISPA und der pro-t-in GmbH be- Stadt- bzw. Regionalentwicklung informiert sind, und auftragt worden. zum anderen die Institutionen der Stadt- und Re- gionalplanung über zu geringe Informationen über Laufzeit: 2020 – 2023 die themenbezogenen Interessen der Bürger_innen verfügen. Governance stellt an dieser Stelle aller- Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und dings keinen Ersatz der vorhandenen Instrumen- Landwirtschaft über Landkreis Emsland te der Stadt- und Regionalplanung (Regionalplan, Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) dar, sondern LIKE-Building a Local Digital Innovation Culture lediglich eine Ergänzung im Sinne einer umfassen- INTERREG Vb den Beteiligung. Basierend auf der Annahme eines wechselseitigen Informationsdefizits sollen Inst- Leitung: Karl Martin Born rumente entwickelt werden, die frühzeitig Konflikt- felder identifizieren; dies ist gerade in dynamischen Partner: Stadt Vechta, Stadt Groningen (NL), Uni- Wirtschaftsregionen mit umfassenden Flächen- versität Groningen (NL), Provinz Drenthe (NL), Konkurrenzen notwendig. Im Sinne der Co-Creation Stadt Roeselare (B), Stadt Aalborg (DK), UK) sollen hierbei digitale Medien genutzt werden. Aus planungstheoretischer Perspektive lässt sich Laufzeit: 2016 - 2020 9
Forschungsbericht 2020 Daseinsvorsorge – kooperativ, innovativ & digital Freizeitgestaltung/Sport/ Ehrenamt, Kommunika- – Untersuchungs- und Handlungskonzept für den tionsdienstleistungen (Querschnittsthema) Einsatz digitaler Innovationen im ländlichen Raum . am Beispiel des Sulinger Lands Die Digitalisierung wird als unterstützende Kompo- nente der zu entwickelnden Instrumente mitauf-ge- Leitung: Karl Martin Born griffen, um Herausforderungen der Daseinsvorsor- Bearbeitung: Arne Ortland ge anzugehen. Sie schlägt sich in den Gemeinden in neuen Formen der Kommunikation aber auch in einer Partner: Stadt Sulingen, Samtgemeinde Kirchdorf, großen Bandbreite von oben genannten Themen der Samtgemeinde Schwafördern, Samtgemeinde Sie- Daseinsvorsorge - von technischen (z.B. vernetzte denburg; Landkreis Diepholz, Regionalmanagement Mobilität von Güter- und Personennahverkehr), so- Mitte Niedersachsen zialen (z.B. eLearning, Telemedizin) Angeboten und Dienstleistungen über Informationsbeschaffung Ziel des Projekts „Daseinsvorsorge – kooperativ, (z.B. digitales Bürgerbüro) bis hin zu Gütern des innovativ & digital“ ist nach einer partizipativ- täglichen Bedarfs (z.B. Online-Shopping) – nieder durchgeführten Untersuchung nachhaltig wirkende, und bietet neue Möglichkeiten der Gestaltung. Die innovative Instrumente und Handlungsansätze zur Nachfrage von Bürgern und Akteuren nach diesen Sicherung und Verbesserung der Lebensqualität Angeboten verändert sich in Stadt und Land (digi- der BewohnerInnen des Sulinger Landes zu entwi- tale Transformation) und hat erhebliche Auswirkung ckeln. Dazu gehören gleichermaßen eine Ausein- auf unser Zusammenleben. Dies begreift das Su- andersetzung mit den jeweiligen Einrichtungen zur linger Land als Chance, Angebote zukunftsgemäß Daseinsvorsorge und deren mittel- und langfristige für ihre Bürger zu entwickeln und gleichzeitig neue Sicherung sowie deren räumliche Organisation im Kooperationsformen zu entwickeln, um nachteilige, Spannungsfeld von Zentrum und Umlandgemein- ländliche Strukturen zu verbessern. Mögliche Ange- den. Konkret für das Sulinger Land bedeutet es bote, die auch die Digitalisierung mitdenken, wer- auch Handlungsempfehlungen zu formulieren, die den bezüglich der Übertragbarkeit auf das Sulinger die Bildung und Stärkung von neuen Partnerschaf- Land geprüft. ten zwischen Mittelzentrum und umliegenden Un- terzentren sowie zwischen deren Akteuren fördert. Schlüsselbegriffe sind Verantwortung und Inter- Aus diesen Partnerschaften sollen (langfristig) essenausgleich, die erstmals für alle öffentlichen, Angebote der Daseinsvorsorge zusammengeführt privaten und bürgergesellschaftlichen Träger der und neue, innovative Angebote geschaffen werden, Daseinsvorsorge definiert und konkretisiert werden um beispielsweise Doppelstrukturen zu vermeiden, sollen. Dies bedeutet, dass die Kooperationsakteure Kosten einzusparen, Angebote in der Region besser bzw. Kommunen ihre Handlungsfelder bestimmen, zu kommunizieren. In dem Untersuchungskonzept für die sie im Sulinger Land bzw. für die anderen wird sich auf die Güter und Dienstleistungen der Kommunen und deren Bürger Verantwortung tragen Daseinsvorsorge fokussiert, deren Relevanz für die wollen. Lebensqualität der Bevölkerung evident ist und de- ren Ausgestaltung von den beteiligten Kommunen Während der Projektlaufzeit wurden mehrere Work- tatsächlich beeinflusst werden kann. Dazu gehören shops sowie eine Regionalkonferenz in der Region folgende Themen, von denen sich die Schwerpunkte organisiert, um den Transfer der ersten Erkenntnis- der Bearbeitung erst im Prozess durch die Analyse se aus der Pilotregion Sulinger Land in die Region zu von geeigneten Handlungsfeldern und -freiräumen ermöglichen. Im Ergebnis konnten Leitprojekte für für das Sulinger Land ergeben: Grund- und Nah- zukünftige Antragstellungen und Kooperationspro- versorgung, Wohnungsangebot, Mobilität, Medi- jekte identifiziert werden. zinische Versorgung, Bildung, Verwaltung, Kultur/ 10
Forschungsbericht 2020 Als Ausgangspunkt wurden hierzu Erreichbarkeits- Das Projekt hat zum Ziel, den ökologische Fußab- analysen mittels zuvor georeferenzierter Adress- druck in 15.000 Wohnungen zu reduzieren, Inves- daten der Daseinsvorsorgeeinrichtungen durchge- titionen in Höhe von 100 Mio. € zu erreichen und führt. Anknüpfend daran wurden eine qualitative die CO2-Emissionen um 50 Kilotonnen zu mindern. Haushaltsbefragung sowie eine quantitative Online- Befragung der Einrichtungen der Daseinsvorsorge In vier Maßnahmenpaketen, deren Struktur die durchgeführt. Zudem fanden insgesamt drei Work- effektive Nutzung der Vermögenswerte ermög- shops mit Akteuren aus der Kommunalpolitik, der licht, sollen Bausteine entwickelt werden, um mehr Daseinsvorsorge und Regionalentwicklung statt. Hausbesitzer zu erreichen, mehr Investitionen zu ermöglichen und eine größere CO2-Reduzierung zu Laufzeit: 01.01.-31.12.2019 erzielen. Dazu gehören Instrumente und Werkzeu- ge zu Verbesserung der Energienutzung, Nachbar- Finanzierung: Förderprogramm „Regionale Entwick- schaftskonzepte zur Organisation der notwendigen lungsimpulse in Niedersachsen“ Größenordnung und zum Antrieb von Investitionen, Marktzugang für regionale KMU, die sich auf die STRONGHOUSE Sustainable housing for strong energetische Sanierung einzelner Hausbesitzer communities spezialisiert haben, sowie Annahmestrategien für die Umsetzung dieser Instrumente, Ansatz und Leitung: Karl Martin Born Marktzugang. Partner: Stadt Bremerhaven (D), Provinz Dren- Die Universität Vechta ist deutscher Projekt- the (NL), Stadt Roeselare (B), Gemeinde Alberts- partner der Weser-Ems Region. In dem Projekt lund (DK), Gemeinde Fredensborg (DK), Gemein- Stronghouse soll das Energieeffizienzverhalten der de Orkney Islands (UK), Spring AB (S), IGEMO BürgerInnen durch den Einsatz von Anreizmecha- (B),ProjectZero (DK) Atene KOM (D), Gate 21 (DK), nismen gestärkt werden. Zwar streben bereits viele FORS A/S (DK), iNudgeyou (DK), Katholische Hoch- BürgerInnen einen ökologisch nachhaltigen Lebens- schule Vives Oostende (B), Universität Göteborg stil an, doch nur wenigen gelingt es tatsächlich, die- (S), Linné-Universität Växjö (S), Robert-Gordon- se in ihrem Alltag auch zu etablieren und zu leben. Universität Aberdeen (UK) Die Feldforschung wird durch eine Stakeholder- Netzwerkanalyse des ISPA (apl. Prof. Dr. Karl Mar- Die Nordseeregion als Wirtschaftsraum weist ei- tin Born) untersetzt, in der Energetiker, politische nen hohen CO2-Ausstoß auf; gleichzeitig sind die Entscheidungsträger und NGO einbezogen werden. Wirtschaft und Kommunen der Nordseeregion an- In einem international komparativen Verfahren sol- fällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Der len Möglichkeiten erarbeitet werden, die Zusam- regionale Wohnungsbau hat ein enormes Potenzial menarbeit zwischen diesen Gruppen zu verbessern, zur Reduzierung der CO2-Emissionen mittels Ener- um die Ziele der Ressourceneffizienz zu erreichen. gieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien. Das ISPA selbst profitiert durch seine Beteiligung Das Projekt Stronghouse beschäftigt sich mit der in Stronghouse von dem transnationalen Austausch Entwicklung von Strategien zur Verringerung des des breit angelegten interdisziplinären Partnerkon- Ökologischen Fußabdrucks privater Wohngebäude sortiums. im gesamten NSR. Dazu bedarf es der gebündelten Information, Beratung und Motivation der einzelnen Laufzeit: 2019 - 2022 Hausbesitzer, unter Einbeziehung der KMU, bei der Planung, Finanzierung und Auftragsvergabe energe- Finanzierung: INTERREG tischer Sanierungsmaßnahmen - individuell und auf Nachbarschaftsebene. 11
Forschungsbericht 2020 Verantwortungslogiken als Determinanten nach- Nachhaltigkeitsgedanken optimiert werden. haltiger Handlungspraktiken Methode: Problemzentrierte Interviews; qualitative Leitung: Christine Tamásy Inhaltsanalyse; Argumentationsanalyse Bearbeitung: André Woelk Laufzeit: seit 2015 Vor dem Hintergrund einer Potentialabschätzung für die Erschließung alternativer Proteinquellen Finanzierung: Die Studie wird aus Mitteln des Nie- auf Algen- und Insektenbasis, als Futtermittel in dersächsischen Vorab der VW- Stiftung durch das der Geflügel- und Schweinefleischwirtschaft, wird Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert. eine vergleichende Analyse akteursspezifischer Handlungslogiken in agrarischen Intensivgebieten Machtkonstellationen in multiskalaren Produkti- in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich onsnetzwerken des Agribusiness vorgenommen. Leitung: Karl Martin Born Nachhaltigkeit ist zum dominierenden Leitwort po- Bearbeitung: Christoph Krieger litischer, sozialer und wirtschaftlicher Praxis gewor- den. Die Deutungshoheit, über die genauen Inhalte Das Forschungsvorhaben verfolgt das Ziel einer des Wortes, ist umkämpft. Das Gleiche gilt für den ganzheitlichen Analyse der beobachtbaren Macht- Begriff Verantwortung, der in vielen Definitionen konstellationen im Produktionsnetzwerk ‚Schwein‘. von Nachhaltigkeit explizit vorhanden ist oder im- So geht es einerseits um die Analyse der Machtstruk- plizit angesprochen wird. turen zwischen den einzelnen wirtschaftenden Ak- teuren, andererseits erfolgt eine analytische Aus- Im Zuge dieser Entwicklungen sind auch die ökolo- einandersetzung mit dem Einfluss von politischen gischen Aspekte des Konsums von Lebensmitteln Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren tierischen Ursprungs ins Blickfeld geraten. Da die auf das Produktionsnetzwerk. Darüber hinaus wer- Mehrheit der Bevölkerung eine vegane Ernährung den Handlungsempfehlungen für die einzelnen Ak- ablehnt, ist zur Steigerung der Nachhaltigkeit zu teure abgeleitet. Den theoretischen Rahmen bilden klären, ob und wie auf andere Weise ein nachhalti- die beiden Konzepte ‚Global Value Chains‘ (GVC) und gerer Lebensmittelkonsum realisiert werden kann. ‚Global Production Networks‘ (GPN). Als Teilpaket des Verbundprojektes „Sustainability Methode: Literatur- und Statistikanalysen, Exper- Transitions in der Lebensmittelproduktion: Alterna- teninterviews tive Proteinquellen in sozio-technischer Perspek- tive“ werden jene Nachhaltigkeits- und Verantwor- Laufzeit: seit 2012 tungslogiken sowie Konventionen erhoben und ana- lysiert, auf die sich Akteure längs der Wertschöp- Finanzierung: Eigenmittel fungsketten – vor dem Hintergrund des eigenen Nachhaltigkeitsverständnisses – in ihren Rechtfer- „Resilienz im sozioökologischen System Dorf – Ak- tigungen bzgl. ihres eigenen Handelns berufen. Sind teure, Rahmenbedingungen und Lernprozesse eines jene akteursspezifischen Logiken und Konventionen regionalen Leitbegriffs im Europäischen Kontext“ bekannt, dann können diese im Sinne des bottom up Prinzips hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born Unterschiede untersucht, ggf. geformt, mit entspre- Bearbeitung: Alistair Adam-Hernández chenden Programmen bedient und somit die Wert- schöpfungsketten hinsichtlich der pluralisierten Ein explizites Ziel europäischer Regionalpolitik ist 12
Forschungsbericht 2020 die Verringerung unterschiedlicher Entwicklungs- Laufzeit: seit 2016 stände innerhalb und zwischen den Mitgliedstaaten (Art. 174 des Lissaboner EU-Vertrags). Besonders Finanzierung: Promotionsstipendium benachteiligte Gebiete, welche von schleichenden, tiefgreifenden und zudem bedrohlichen Transfor- Die Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Dorf mationsprozessen wie der Globalisierung, dem und Stadt als Verantwortungsgemeinschaft: Syner- demographischen Wandel sowie dem Klima- und gien und Konflikte bei der Produktion von Energie- Energiewandel betroffen sind, sind dabei die länd- und Erholungslandschaften lichen Räume. Zu untersuchen wie diese in Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit geeignete Anpassungs- Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born strategien entwickeln und kreativ mit dem Wandel Bearbeitung: Matthias Galle umgehen, ist die ausdrückliche Forschungsmoti- vation des Verfassers. Im beschriebenen Kontext Der Begriff der Verantwortungsgemeinschaft ist von gesellschaftlichen, ökonomischen und ökolo- bereits seit einigen Jahren in raumplanerische gischen Wandlungsprozessen gewinnt ein Begriff Diskurse eingeführt worden. Während die Bereit- mit einem sehr breiten Assoziations- und Kommu- stellung von Erholungslandschaften zu den „klas- nikationszusammenhang an Bedeutung: Resilienz. sischen“ Funktionszuweisungen zwischen Dorf Hilft das Konzept der Resilienz die Anpassungsfä- und Stadt zählt, gewinnt in jüngerer Zeit auch das higkeit von Dörfern zu erklären? Welche räumlichen, Feld der Energiegewinnung an Bedeutung: Städte ökologischen, ökonomischen oder soziokulturellen wollen durch die Verringerung von CO2-Emissionen Eigenschaften und Prozesse begünstigen oder be- nachhaltiger werden, wobei sie auf die Koopera- nachteiligen, dass Dorfgemeinschaften sich immer tion ihres Umlands angewiesen sind. Das Promo- wieder neu denken und Wege aus der Krise (er-)fin- tionsprojekt soll analysieren, welche Synergien den? und Konflikte aus diesen Aufgaben entstehen und in welchem Umfang die Propagierung von Verant- Laufzeit: 2016 - 2020 wortungsgemeinschaft das Verhältnis von Dorf und Stadt tatsächlich modifizieren kann. Finanzierung: Promotionsstipendium Laufzeit: 2016 - 2020 Governance der daseinsvorsorgebezogenen Eigen- verantwortung Finanzierung: Promotionsstipendium Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born Die Zukunft der Dorferneuerung im Lichte neuer Bearbeitung: Anja Neubauer-Betz Verantwortungsstrukturen und Planungsmetho- den Unter der Prämisse, dass Daseinsvorsorge nur in Partnerschaft und Kooperation aller Beteiligter und Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born Betroffener organisiert werden kann, gewinnt die Bearbeitung: Zora Becker eigenständige Steuerung in Form von Governance eine besondere Bedeutung. Dementsprechend soll Seit den 1990er-Jahren setzt die Dorferneuerung, untersucht werden, wie Akteure und Stakeholder anfangs eine Expertenplanung, immer stärker auf die einzelnen Ausprägungen der Daseinsvorsorge die Mitwirkung der Dorfbewohner. Beteiligungspro- ausgestalten, indem sie Verantwortung überneh- zesse sind in der Dorferneuerungsplanung offenbar men bzw. die Übernahme von Verantwortung ermög- erprobt, und dennoch stellt sich die Frage, ob die ak- lichen. tuelle Schrumpfung und Alterung vieler Dörfer ver- bunden mit dem Verlust von Strukturen der techni- 13
Forschungsbericht 2020 schen und sozialen Infrastruktur und damit auch der Integration in ländlichen Räumen darstellt. Gefährdung der Lebensqualität nicht neue Formen einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft und Laufzeit: seit 2017 auch neue Planungsmethoden erfordert. An dieser Fragestellung sollte die Forschung im Rahmen der Finanzierung: Promotionsstipendium Promotion ansetzen. Wirkweisen der Dorfmoderation auf die dörflichen Laufzeit: 2016 - 2020 Akteurinnen und Akteure sowie auf das System Dorf Finanzierung: Promotionsstipendium Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born Einfluss von kollektivem Erfahrungswissen auf Bearbeitung: Melissa Niewind (geb. Mertens) kommunale Verantwortungsübernahme im Umgang mit internationaler Migration Die Wirkweise der Dorfmoderation ist bisher noch nicht wissenschaftlich fundiert untersucht wor- Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born den. Erste Erfahrungen und Beobachtungen seitens Bearbeitung: Lien Katharina Lammers der Begleitforschung bestehen. Um jedoch festzu- stellen, welchen Beitrag die aktive Dorfmoderati- Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist es aus der on für die zukunftsfähige Dorfentwicklung leistet Perspektive der Dorfentwicklung als Teilaspekt der und wie die Wirkung gesteuert werden kann, ist Regionalentwicklung festzustellen, inwieweit sich die umfassende Erforschung der Wirkung der Dorf- Zugezogene in Anbetracht der Zeit in ländliche Ge- moderation auf das System Dorf und das dörfliche meinden „vergemeinschaften“ (können) und welche Leben im Allgemeinen notwendig. Da es seit einigen Faktoren dies bedingen und begünstigen. Dabei soll Jahren schon zahlreiche aktive Dorfmoderatorin- herausgearbeitet werden, inwiefern Erfahrungen nen und Dorfmoderatoren in Südniedersächsischen übertragen werden und/oder ob Lerneffekte aus Dörfern gibt und somit davon auszugehen ist, dass vergangenen Vergemeinschaftungsprozessen fest- einige Prozesse in den Dörfern angestoßen wurden, zustellen sind. bietet sich der jetzige Zeitpunkt zur Untersuchung der Wirkweise der Dorfmoderation an. Die Erkennt- Auf Basis der Betrachtung von Mechanismen der nisse der Forschung sollen primär darauf abzielen, Vergemeinschaftung sollen Handlungsempfeh- die unterschiedliche Wirkweise der Dorfmodera- lungen entwickelt werden. Methodisch wird ein tionen in verschiedenen Dörfern zu verstehen und möglichst umfassender und ganzheitlicher Ansatz eine mögliche Steuerung der Wirkweise über gewählt, der insbesondere die Perspektive der Schlüsselindikatoren (im Sinne eines Wirkungs- Zugezogenen erfassen und als aktive Partner im management) zu ermitteln, die wiederum an die sozialen Integrationsprozess einbeziehen soll. Initiatorinnen und Initiatoren der Qualifizierungs- Die Entwicklung und der Prozess der sozialen In- maßnahmen weitergeben werden können bzw. even- tegration soll als Teil des Akkulturationsprozesses tuell eine Selbstevaluation der Dorfmoderatoren in Dorfgemeinschaften dargestellt und unter- und Dorfmoderatorinnen ermöglichen. Der Unter- schiedliche Perspektiven gespiegelt werden, um suchungsraum bezieht sich dabei auf die Region so ein ganzheitliches Verständnis des Ablaufes Südniedersachsen, da hier die Qualifizierungsmaß- und Gelingens bzw. Misslingens zu bekommen. nahme Dorfmoderation entwickelt und erprobt wur- Die Handlungsempfehlungen sollen auch auf ande- de. re Kommunen des ländlichen Raumes übertragbar sein, um damit einen Beitrag zur Lösung soziokul- Laufzeit: 2018-2021 tureller Herausforderungen zu leisten, wie sie die 14
Forschungsbericht 2020 Finanzierung: HAWK Göttingen (Fakultät Ressour- ausgehen, sondern zu gleichen Teilen auch von der cenmanagement) Aufnahmebereitschaft der neuen Lebensumwelt abhängen. Ein zentraler Moment dieser Aspekte Interaktion und Integration zugewanderter älterer sind demnach die Relationen von Zuwanderern zu Menschen in ländlichen Räumen ihrem sozialen Umfeld. Das Promotionsvorhaben basiert daher auf einem qualitativen Forschungs- Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born design, das durch einen netzwerktheoretischen Bearbeitung: Alexander Kunz Ansatz erweitert wird. Die empirische Grundlage bilden leitfadengestützte Interviews, deren zen- Das Vorhaben widmet sich den Fragen, inwieweit traler Baustein eine egozentrierte Netzwerkkarte Ruhesitzwanderer unter Berücksichtigung ihrer in- darstellt. Diese Kombination aus qualitativer In- dividuellen Interaktionsmuster in den neuen Wohn- haltsanalyse und Netzwerkkarte ermöglichte es, ort integriert werden können, ob daraus Koopera- die sozialen Netzwerke der Ruhesitzwanderer zu tionen oder Konflikte entstehen und was das für analysieren und davon ausgehend typische Netz- die Entwicklung ländlicher Räume bedeutet. Rele- werkkonstellationen zu identifizieren, die sich zum vant ist hierbei aus geographischer und gerontolo- einen auf die Integration in die Zielgemeinde aus- gischer Perspektive die Frage nach der Bedeutung wirken und zum anderen das Engagement und die von zugewanderten Menschen aus der Generation Entstehung von Kooperationen begünstigen bzw. 60+ für die Entwicklung ländlicher Räume. Dabei hemmen. verbindet das Vorhaben zwei Aspekte, die in der gegenwärtigen Forschung weitestgehend getrennt Laufzeit: seit 2018 voneinander betrachtet werden, nämlich zum er- sten der räumlichen Mobilität und zweitens dem Finanzierung: Eigenmittel Engagement der älteren Bevölkerung. Die bisherige Forschung zum Wanderungsverhalten älterer Men- Die Theorie der Destination Governance als Instru- schen beschäftigt sich in erster Linie mit der Art ment zur Begründung einer Destination dargestellt und dem Umfang der Wanderungsbewegungen so- am wassertouristischen Potential der Aller wie den individuellen Motivationslagen, vernachläs- sigt jedoch die Interaktionsmuster sowie die Inte- Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born grationsfähigkeit der Ruhesitzwanderer. Auch zum Bearbeitung: Steffen Spiegel bürgerschaftlichen Engagement gibt es eine Viel- zahl von Untersuchungen, die jedoch wiederum den Ziel dieser Arbeit ist es zu analysieren, inwiefern Wanderungsaspekt vernachlässigen. Auch werden die Theorie der Destination Governance nicht nur die Potentiale, die die Zugewanderten als Initiatoren geeignet ist, bestehende Destinationen zu steuern, von Kooperation sowie das Konfliktpotential nicht sondern auch zur Formung einer neuen Destination bzw. nur randläufig betrachtet. Das Ziel des Vorha- herangezogen werden kann. Zur Veranschaulichung bens ist es zu zeigen, wie die Ruhesitzwanderer vor soll dies am Beispiel des Flusses Aller geschehen, dem Hintergrund ihrer spezifischen Charakteristika der bislang nicht als eigenständige wassertouristi- und Interaktionsmustern in die Zielgemeinde inte- sche Destination positioniert ist. Dazu gilt es zu- griert sind, inwieweit sich daraus Potentiale in Form nächst eine Zusammenstellung zu erarbeiten, die kooperativer Netzwerke ergeben, welche Konflikt- die verschiedenen Definitionen und Tragweiten des felder daraus entstehen und inwieweit sich dies für Begriffes „Destination Governance“ auflistet und die Entwicklung ländlicher Räume nutzbar machen vergleicht. Hierzu gehört auch eine Abgrenzung lässt. Sowohl die Integration der Ruhesitzwande- zur Theorie des Destination Management sowie die rer als auch ihr Engagement sind keine einseitigen Darstellung des bisherigen Fokus´ im wissenschaft- Prozesse, die ausschließlich von den Zugezogenen lichen Diskurs: Destination Governance zur Steue- 15
Forschungsbericht 2020 rung bestehender Destinationen. Es schließt sich an versität Vechta, der Leibniz Universität Hannover die Erörterung, wie mit Hilfe der Theorie der Desti- und der Hochschule für Angewandte Wissenschaft nation Governance eine neue Destination geformt und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Es werden kann. Dies ist die theoretische Basis, die am greift Fragestellungen auf, die der wirtschaftliche praktischen Beispiel des wassertouristischen Po- Strukturwandel und die aktuelle demographische tentials der Aller untersucht werden soll. Entwicklung aufgeworfen haben: Elementar für Bür- Hierzu wird zunächst ein kurzer Marktüberblick des ger, Verwaltung und Politik ist dabei die zukünftige Wassertourismus in Deutschland gegeben. Am Fall- Ausgestaltung der technischen und sozialen Infra- beispiel des „Blauen Bandes“ wird untersucht, ob in strukturen, die die Daseinsvorsorge in den Dörfern dieser wassertouristisch erfolgreichen Destination sichern. Hierzu gehören insbesondere die Nahver- eher Konzepte des Destination Managements oder sorgung, Mobilität, Bildung und Gesundheitsvorsor- der Destination Governance genutzt werden. Es ge. folgt eine Beschreibung der Aller sowie ihrer was- sertouristischen Infrastruktur. Die weitere touristi- Das strukturierte Promotionsprogramm „Dörfer in sche Infrastruktur jenseits des Wasser ist ebenfalls Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen für die Destination von Bedeutung und wird ent- Räumen sichern“ ist thematisch auf die Analyse der sprechend dargestellt. Um zu verstehen, wie bisher multifaktoriellen Ursachen regionaler Disparitäten entlang der Aller das Tourismusmarketing funktio- aus der Perspektive der Übernahme von Verantwor- niert, wird zum einen untersucht, wie sich die beste- tung bzw. der Konstituierung von Ermöglichungs- henden Destination Management Organisationen räumen fokussiert. Es beinhaltet ein strukturiertes verhalten und welche Strategien sie verfolgen. Zum Programm aus themen- und methodenbezogenen anderen erfolgt dieselbe Untersuchung auch bei Seminaren mit raum- und sozialwissenschaftlichen den touristischen Akteuren, um ein Gesamtbild des Schwerpunkten. Status Quo auf der Anbieterseite zu erhalten. Die Nachfrageseite wird ebenfalls beleuchtet, damit er- Das Programm wird vom Land Niedersachsen bis sichtlich wird, inwiefern Touristen die Aller bereits 2020 finanziert und umfasst insgesamt 12 „Georg- als Destination wahrnehmen. Aus den Ergebnissen Christoph-Lichtenberg-Stipendien“. Voraussetzung der empirischen Untersuchungen sollen Handlungs- für eine Landesförderung ist, dass die Promoti- empfehlungen abgeleitet werden, anhand derer die onsstudiengänge mit herausragenden Forschungs- touristischen Akteure die Aller mithife der Theorie schwerpunkten verknüpft sind und erkennbar ist, der Destination Governance als wassertouristische dass sie zur Weiterentwicklung der Struktur der Destination positionieren können. Graduiertenausbildung an den beteiligten Hoch- schulen insgesamt beitragen werden. Die wichtig- Laufzeit: 2019 - 2023 sten Schwerpunkte des Programms liegen in der Trans- und Interdisziplinarität, der Internationali- Finanzierung: Eigenmittel sierung und Exzellenz. Es ermöglicht eine intensive Betreuung der Doktorandinnen und Doktoranden und eine verkürzte Promotionsdauer. Promotionsprogramme: „Digitale Lebenswelten in Dörfern - Verantwortung „Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit und Steuerung der digitalen Transformation. Chan- in ländlichen Räumen sichern“ cen und Risiken des digitalen Wandels für Dörfer“ Das Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwor- Das Promotionsprogramm „Digitale Lebenswelten tung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen in Dörfern – Verantwortung und Steuerung der digi- sichern“ ist ein gemeinsames Vorhaben der Uni- talen Transformation. Chancen und Risiken des digi- 16
Forschungsbericht 2020 talen Wandels für Dörfer“ ist ein gemeinsames Vor- fern und ländlichen Räumen aus der Perspektive haben der Universität Vechta, der Leibniz Universi- der beteiligten Disziplinen (Geographie, Regio- tät Hannover und der Hochschule für Angewandte nalentwicklung, Gerontologie, Ökonomik, Sozi- Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/ ale Arbeit, Raumplanung, Dorfentwicklung und Göttingen. Es analysiert die Interdependenzen digi- Architektur)? taler Transformationen auf Gemeinschaftsbildung, 2. Welche Muster von Ausbreitung und Annahme Raumkonfigurationen und Entscheidung- bzw. Hand- digitaler Innovationen lassen sich für die einzel- lungsprozesse. Es knüpft dabei direkt an das lau- nen Handlungsfelder identifizieren? fende Programm „Dörfer in Verantwortung – Chan- 3. Welche Rolle spielen hierbei Verantwortungs- cengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“ an, und Ermöglichungsräume? indem es den Willen zur Übernahme von Verantwor- 4. Welche konform-synergetische und konträr- tung und zur Umsetzung digitaler Innovationen als antagonistische Verschränkungen lassen sich eine Haltung versteht, deren Ausprägungen sich zwischen den drei Dimensionen „Gemeinschaft“, nicht nur in Dörfern gut beobachten lassen, sondern „Raum“ und „Entscheiden/Organisieren/Han- die im „System“ Dorf auch spezifische Implementa- deln“ beobachten? tions- und Realisierungsbedingungen vorfindet. Das Programm fokussiert die wissenschaftliche Un- Aufbauend auf einer Forschungslücke zu räumlichen terstützung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räu- Wechselwirkungen von Digitalisierungsprozessen me und fördert gezielt die fachübergreifenden Dis- sowie den spezifischen Adaptionsprozessen in länd- kurskompetenzen für den Wissenstransfer. lichen Gesellschaften sollen interdisziplinär Wir- Das analytische Gerüst des Programms mit Fokus kungskontexte und Prozessabläufe in der Adaption auf Verantwortung und Steuerung durch und mit- und Inwertsetzung digitaler Technologien erforscht tels Digitalisierung bilden die Dimension „Gemein- werden. Paradigmatisch gehen wir davon aus, dass schaft“ (Kohäsion, Engagement, Marginalisierung die Ausbreitung digitaler Innovationen nicht nur und Kommunikation), Raum“ (Daseinsvorsorge, speziellen Raummustern folgt, sondern zusätzliche Infrastruktur, Mobilität, Bauen und Siedlung) und zeitliche und thematische Differenzierungen be- „Entscheiden, Organisieren und Handeln“ (Govern- rücksichtigt werden müssen: Neben Early vs. Late ment, Governance, Innovationskultur, intermediäre Adoption gibt es auch die thematische Dimension, Instanzen). die als Theme-related Adoption begriffen werden kann. Mithin können dann Themen und Prozesse der Das Programm wird vom Land Niedersachsen bis Digitalisierung in Dörfern dahingehend analysiert 2024 finanziert und umfasst insgesamt 14 „Georg- und die beteiligten Akteure von Politik, Wirtschaft Christoph-Lichtenberg-Stipendien“. Voraussetzung und Bürgergesellschaft diesen Kategorien zugeord- für eine Landesförderung ist, dass die Promoti- net werden. onsstudiengänge mit herausragenden Forschungs- schwerpunkten verknüpft sind und erkennbar ist, Ziel der interdisziplinären Diskursstruktur ist die dass sie zur Weiterentwicklung der Struktur der Entwicklung von zuständigkeits- und prozessüber- Graduiertenausbildung an den beteiligten Hoch- greifenden Problemlösungen, um im Kern diese Fra- schulen insgesamt beitragen werden. Die wichtig- gen zu beantworten: sten Schwerpunkte des Programms liegen in der Trans- und Interdisziplinarität, der Internationali- 1. Welche Potentiale entwickeln digitale Technolo- sierung und Exzellenz. Es ermöglicht eine intensive gien zur Lösung der Herausforderungen in Dör- Betreuung der Doktorandinnen und Doktoranden und eine verkürzte Promotionsdauer. 17
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