Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta

 
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Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta
Mitteilungen - Heft 94

Forschungsbericht 2020
Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen
Intensivgebieten – Universität Vechta
Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta
Herausgeber
Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA) | Universität Vechta
Driverstraße 22 | Postfach 1553 | D-49377 Vechta
Internet: http://www.ispa.uni-vechta.de/

Redaktion
Annegret Joachim
Telefon: 04441-15434
Telefax: 04441-1567434
E-Mail: annegret.joachim@uni-vechta.de

ISSN: 0938-8567
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers
Vechta, Mai 2021
1. Auflage
Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta
Forschungsbericht 2020

Vorwort

Das Jahr 2020 war für das Institut für Strukturfor-     raumwissenschaftlichen      Forschungsperspektiven
schung und Planung in agrarischen Intensivgebieten      den gesamtuniversitären Forschungsschwerpunkt
(ISPA) ein außerordentlich dynamisches und her-         „Transformation in ländlichen Räumen“ maßgeblich
ausforderndes Jahr, geprägt wie alle Lebensberei-       durch seine Kompetenzen mitgestalten kann.
che vor allem auch durch die Covid-19-Pandemie.
Dennoch gab es auch spannende neue Impulse, Ide-        Es erfüllt uns mit Stolz, dass es uns unter den
en und Entwicklungen, die uns positiv in das Jahr       schwierigen personellen und pandemiebezogenen
2021 blicken lassen.                                    Rahmenbedingungen gelungen ist, insgesamt sechs
                                                        neue Projekte in den Bereichen „Dynamiken ländli-
Die Personalsituation 2020 war – wie schon im Jahr      cher Räume“ und „Ökonomie der Nachhaltigkeit“ am
2019 – von einiger Fluktuation geprägt. Frau Prof.      ISPA verankern zu können. Ebenso waren wir trotz
in Dr.in Amelie Bernzen trat zum 01. Januar 2020        der genannten Herausforderungen an der Entwick-
die Professur „Wirtschaftsgeographie“ (Nachfolge        lung mehrerer – auch internationaler und interdis-
von Frau Tamásy) an und ist seit April 2020 Direk-      ziplinärer - Drittmittelanträge beteiligt, die künftig
torin des ISPA; Frau Prof.in Dr.in Jantje Halberstadt   u.a. auch die Transformation der Region unterstüt-
ist ihre Stellvertreterin. Frau Bernzen brachte zwei    zen sollen. Dafür ist die enge Kooperation mit unse-
Nachwuchswissenschaftlerinnen mit, die die Ab-          ren Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwal-
teilung „Dynamiken ländlicher Räume“ verstärken.        tung und Politik unerlässlich. Wir sind bemüht diese
Neben neuen Impulsen im Bereich Agrar und Ernäh-        Kooperationen – sobald möglich auch wieder durch
rung, Geographischer Entwicklungsforschung und          Präsenzgespräche – auszubauen und zu vertiefen,
Mensch-Umwelt-Forschung bringt ihre Arbeitsgrup-        was sich in neuen Forschungsanträgen im Verbund
pe mit Projekten und Partnern in Südasien (Indien,      mit anderen Universitäten, Forschungsinstituten
Bangladesch) und Australien auch neue regionale         und Einrichtungen des öffentlichen Rechts wider-
Schwerpunkte ans ISPA und trägt zur Internationali-     spiegelt.
sierung bei. Die Stelle des Geomedientechnikers war
in der zweiten Jahreshälfte vakant und konnte zum       Auch in der Nachwuchsförderung gibt es Erfolge
01. Januar 2021 durch Dr. Guido Bohmann neu be-         zu verzeichnen. So schlossen vier Doktorand*innen
setzt werden. Einschneidend war zudem eine lange        im Jahr 2020 erfolgreich ihre Promotion un-
krankheitsbedingte Unterbesetzung des Sekretari-        ter der Betreuung der Professor*innen am ISPA
ats, welche dankenswerterweise durch engagierte         ab. Zum Jahresende 2020 wurden insgesamt 24
Kolleginnen aus dem Hause bestmöglich aufgefan-         Nachwuchswissenschaftler*innen (davon 4 Post-
gen wurde. Nicht zuletzt trat unsere langjährige und    doktorand*innen) in ihrer Weiterqualifikation be-
hoch geschätzte Kollegin Frau Prof.in Dr.in Martina     treut. Dazu trägt auch die durch Prof.in Bernzen er-
Flath am 01. April 2020 in den Ruhestand ein. Sie       möglichte Integration des ISPA in das zweimal jähr-
bleibt dem ISPA jedoch zunächst als Projektleitung      lich tagende Doktorandenkolloquium „Umweltorien-
ihrer laufenden Forschungsvorhaben sowie als wis-       tierte Wirtschaftsgeographie“ bei, eine Kooperation
senschaftliche Leitung des Kompetenzzentrums            der Wirtschaftsgeograph*innen der Universitäten
Regionales Lernen erhalten. Leider konnte wider Er-     Köln, Luxemburg und Vechta.
warten keine Nachfolge für Ihre Stelle im Jahr 2020
gefunden werden. Das Besetzungsverfahren läuft          In der Lehre haben mehrere Mitglieder des ISPA
zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts, und       maßgeblich den im Oktober 2020 gestarteten neuen
wir sind optimistisch, im Herbst 2021 eine*n sehr       Masterstudiengang „Transformationsmanagement
geeignete*n neuen Kolleg*in begrüßen zu dürfen.         in ländlichen Räumen“ (MATRM) mitgestaltet und
Dies erscheint wichtig, damit das Institut mit seinen   dort seitdem immer wieder Bezüge zur Forschungs-

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Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta
Forschungsbericht 2020

tätigkeit des Instituts hergestellt. Der MATRM (als     gestaltigen Aktivitäten des ISPA zu ermöglichen.
Nachfolger des Masterstudiengangs „Geographien          Nicht zuletzt möchten wir uns bei allen ganz herzlich
Ländlicher Räume“) widmet sich der nachhaltigen         bedanken, die uns bei unserer tagtäglichen Arbeit
Entwicklung ländlicher Räume im Zeitalter einer         auf vielfältige kompetente Weise unterstützen –
umfassenden sektorübergreifenden Transforma-            ganz besonders in diesen außergewöhnlichen Zei-
tion. Interdisziplinarität, Praxisbezug und Verzah-     ten, die uns innovatives, flexibles Handeln und viel
nung mit relevanten Akteuren sichern die Aktualität     Geduld abfragen. Ein besonderes Dankeschön gilt
und Relevanz der Themen und ermöglichen einen           dem ISPA-Beirat und seinem Vorsitzenden, Herrn
nahtlosen Übergang in zahlreiche Berufsfelder.          Brand, die sich in besonderer Weise für die Belange
                                                        des ISPA engagiert haben.
Wir hoffen, Ihnen mit dem vorliegenden Forschungs-
bericht einen Einblick in die umfangreichen und viel-

Vechta, Mai 2021                                                                Prof.in Dr.in Amelie Bernzen
                                                                             Geschäftsführende Direktorin

                                                                                                                2
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    Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                                        Seite

    Vorwort...................................................................................................................................................................1

    Inhaltsverzeichnis...............................................................................................................................................3

    Leitbild Nachhaltigkeit.....................................................................................................................................4
    .
    Mitglieder des ISPA...........................................................................................................................................6

    Beirat.......................................................................................................................................................................7

    Abteilung 1: Dynamiken ländlicher Räume................................................................................................8
    Forschungsschwerpunkte................................................................................................................................................8
    Forschungsprojekte...........................................................................................................................................................8
    Publikationen......................................................................................................................................................................18
    Vorträge und Poster.........................................................................................................................................................18

    Abteilung 2: Ökonomie der Nachhaltigkeit...............................................................................................19
    Forschungsschwerpunkte..............................................................................................................................................19
    Forschungsprojekte.........................................................................................................................................................19
    Publikationen......................................................................................................................................................................24
    Vorträge und Poster.........................................................................................................................................................24

    Abteilung 3: Lernen in ländlichen Räumen.............................................................................................25
    Forschungsschwerpunkte..............................................................................................................................................25
    Forschungsprojekte.........................................................................................................................................................25
    Publikationen.....................................................................................................................................................................32
    Vorträge und Poster.........................................................................................................................................................34

    Wissenstransfer................................................................................................................................................36
    Landesinitiative Ernährungswirtschaft LI Food....................................................................................................36
    Kompetenzzentrum Regionales Lernen...................................................................................................................40

    Nachwuchsförderung......................................................................................................................................42

    Weitere Forschungsaktivitäten...................................................................................................................45
    Engagement in internationalen, nationalen und regionalen Gremien...........................................................45
    Organisation von Tagungen und Workshops............................................................................................................46
    Herausgebertätigkeiten.................................................................................................................................................47
    Gutachtertätigkeiten............................................................................................................................................................47

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Forschungsbericht 2020 - Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten - Universität Vechta - Universität Vechta
Forschungsbericht 2020

Leitbild Nachhaltigkeit

Das Institut für Strukturforschung und Planung in     Abteilung 1: Dynamiken ländlicher Räume
agrarischen Intensivgebieten (ISPA) wurde 1990
gegründet, um Regionen mit intensiver Landwirt-       Im Mittelpunkt stehen Fragen der Entstehung, der
schaft zu untersuchen und praxisorientierte Lö-       wirtschaftlichen und sozialen Dynamik ländlicher
sungsvorschläge für regionale Herausforderungen       Räume und speziell agrarischer Intensivgebiete so-
zu entwickeln.                                        wie deren Vernetzung mit anderen Regionen. Dabei
                                                      sind die Analysen nicht auf Nordwestdeutschland
Orientiert am Leitbild der Nachhaltigkeit, widmet     beschränkt, sondern es werden vergleichende Un-
sich das ISPA seit 2015 verstärkt der Erforschung     tersuchungen in anderen Staaten der Europäischen
von Transformationsprozessen in ländlichen Räu-       Union, in den USA, Afrika, Asien und in Australasien
men, insbesondere in agrarischen Intensivgebie-       durchgeführt. Daneben werden Fragen der sozio-
ten und speziell im nordwestlichen Niedersachsen.     ökonomischen Entwicklung ländlicher Räume insge-
Auch Globalisierungsprozesse inkl. Nord-Süd-Be-       samt behandelt, darunter Genderfragestellungen,
ziehungen werden zunehmend mitbetrachtet. Die         Klimawandelanpassung,        Kulturlandschaftsent-
Erforschung der Transformation beinhaltet eine        wicklungen, erneuerbare Energien und diskursive
systemische Perspektive und erfordert eine Ko-        Repräsentationen ländlicher Räume, Einbindung in
operation von einer Vielzahl an Disziplinen, sodass   (globale) Wertschöpfungsketten.     Zudem werden
der Verbundforschung ein besonderer Stellenwert       in Kooperation mit öffentlichen und privaten Pla-
eingeräumt wird. Daneben ist der Bildungsbereich      nungsträgern Vorschläge für eine zukunftsfähige
bedeutsam, der die gesellschaftlichen Akteure zur     Regionalentwicklung unterbreitet.
aktiven Teilnahme an den Veränderungsprozessen
befähigt. Die inhaltliche Dimension einer Ökono-
mie der Nachhaltigkeit ermöglicht es, ökonomische
Chancen für die notwendigen Veränderungen zu er-
schließen und nutzbar zu machen.

Struktur des ISPA

                                                                                          

                                                                                                             4
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    Abteilung 2: Ökonomie der Nachhaltigkeit                Bauernhof als Lernort“, „Kulturlandschaft“, „Ganz-
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    Als fachübergreifendes Querschnittsthema der            ökonomie“ und „Fischwirtschaft“.
    Universität Vechta werden die ökonomischen As-
    pekte der Nachhaltigkeit im ISPA speziell im Kon-       Ziel ist es, didaktisch-methodische Konzepte und
    text ländlicher Räume behandelt. Dies schließt          regionale Netzwerke zu entwickeln sowie diese in
    profunde Kenntnisse transdisziplinärer Konzepte         Unterrichtsmaterialien, thematischen Modulen etc.
    und Methoden sowie der relevanten internationalen       praxiswirksam zu machen und zu erproben. Die Eva-
    Diskurse zu Transformationsprozessen, die sich am       luierung durchgeführter Lern- und Weiterbildungs-
    Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren, mit ein. Die   vorhaben liefert das notwendige wissenschaftliche
    Abteilung Ökonomie der Nachhaltigkeit integriert        Feedback.
    in anwendungsorientierten Projekten sozialökologi-
    sche Herausforderungen in enger Verknüpfung mit         Wissenstransfer
    wirtschaftlichen und unternehmerischen Fragestel-
    lungen in die Arbeit des ISPA. Die Landesinitiative     Die Landesinitiative Ernährungswirtschaft - LI Food
    Ernährungswirtschaft - LI Food gehört ebenfalls zur     und das Kompetenzzentrum Regionales Lernen der
    Abteilung. Sie bündelt Kompetenzen und Knowhow          Universität Vechta leisten wichtige Beiträge, den
    in allen Bereichen der Ernährungswirtschaft.            Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse und Kon-
                                                            zepte in die Praxis zu beschleunigen. Dabei zeigen
    Abteilung 3: Lernen in ländlichen Räumen                sich sowohl für die Region Oldenburger Münsterland
                                                            durch die Fülle von Modellprojekten und Koopera-
    Bildung und Kompetenzen zum lebenslangen Ler-           tionen vor Ort als auch auf nationaler und interna-
    nen sind entscheidende Faktoren für die zukünfti-       tionaler Ebene allgemein in der Zusammenarbeit
    ge gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland. In     mit Partnern aus Wissenschaft und Bildung viele
    der Abteilung Lernen in ländlichen Räumen werden        innovative Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen
    aus geographiedidaktischer Perspektive die Po-          für die Regionalentwicklung. Dazu trägt vor allem
    tenziale von ländlichen Räumen zur Initiierung und      das Alleinstellungsmerkmal der Kompetenzzentren
    Realisierung lebenslanger Lernprozesse unter-           - die enge Verzahnung zwischen praktischer und wis-
    sucht. Inhaltliche Schwerpunkte bilden dabei die Th-    senschaftlicher Arbeit - bei.
    emenbereiche „Landwirtschaft und Ernährung“, „Der

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Forschungsbericht 2020

Mitglieder des ISPA

Vorstand                                             Maik Fischer
                                                     Sophia Fortmann, M.Sc.
Prof. Dr. Amelie Bernzen (ab 01.01.2020)             Dr. Melanie Frieling (ab 01.05.2020)
Prof. Dr. Martina Flath (bis 31.03.2020)             Dr. Miriam Gerlach (ab 01.05.2020)
Dr. Gabriele Diersen                                 Hannah Lathan, M.Ed.
Prof. Dr. Jantje Halberstadt                         Christina Nimz (ab 01.05.2020)
Simone Knoll                                         Arne Ortland, M.A. (ab 01.05.2020)
                                                     Carlo Sanna (ab 01.10.2020)
Abteilung Dynamiken ländlicher Räume                 Anna Schaffrath, M.A.
                                                     Dipl.-Ing. agr. Doris Schröder
Prof. Dr. Amelie Bernzen, Leiterin                   Dr. Anne-Katrin Schwab (ab 01.05.2020)
apl. Prof. Dr. Karl Martin Born                      Christian Tiller (bis 30.06.2020)
apl. Prof. Dr. Werner Klohn                          Tatjana Timoschenko (bis 28.02.2020)
apl. Prof. Dr. Kim Philip Schumacher (bis            Helmut Wüstner, M.Sc.
29.02.2020)
                                                     Stipendiaten:
Abteilung Ökonomie der Nachhaltigkeit
                                                     Zora Becker, M.A.
Prof. Dr. Jantje Halberstadt, Leiterin               Lena Beyer, M.Sc.
                                                     Matthias Galle, M.Sc.
Abteilung Lernen in ländlichen Räumen                Jonas Kerner
                                                     Lien Katharina Lammers, M.A.
Prof. Dr. Martina Flath, Leiterin (bis 31.03.2020)   Melissa Niewind (geb. Mertens)
                                                     Dipl.-Ing. Anja Neubauer-Betz
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen:                 Eva Rahe

Dr. Shantonu Abe (01.02.-31.12.2020)                 Sekretariat:
Antonieta Alcorta de Bronstein
Ali Akyol, M.Sc. (bis 28.02.2020)                    Annegret Joachim
Anna Burhorst                                        Simone Knoll
Franzsika Czernik, M.A. (ab 01.04.2020)
Dipl.-Oecotroph. (FH) Esther Barth                   Geomedientechniker:
Dr. Judith Bopp (ab 01.04.2020)
Annemarie Castillo Mispireta, M.Sc.                  Kai Culemann (bis 31.01.2020)
Dr. Gabriele Diersen                                 Stefan Kreimeier (01.04.-31.05.2020)
Prof. Dr. Helmut Faasch

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Forschungsbericht 2020

    Beirat:

    Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover         Brand Qualitätsfleisch GmbH & Co. KG
    Prof. Dr. Elisabeth große Beilage                  Paul Brand (Sprecher)
    Büscheler Straße 9, 49456 Bakum                    Brandstraße 21, 49393 Lohne

    Landwirtschaftskammer Niedersachsen                Franz-Josef Holzenkamp
    Hermann Hermeling                                  Garther Straße 41, 49685 Garthe
    Mars-la-Tour-Str. 21, 26121 Oldenburg
                                                       Firma WEDA, Dammann & Westerkamp GmbH
    Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik         Jutta Sextro
    Dr.-Ing. Volker Heinz                              Am Bahnhof, 49424 Lutten
    Professor-von-Klitzing-Str. 7, 49610 Quakenbrück

    LUFA Nord-West
    Dr. Franz-Peter Engling
    Jägerstraße 23-27, 26121 Oldenburg

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Forschungsbericht 2020

Abteilung 1: Dynamiken ländlicher Räume

Forschungsschwerpunkte                                Häufig wird argumentiert, dass der Anbau und die
                                                      Vermarktung von Bio-, Fair-Trade oder anderen als
•   Herausforderungen und Perspektiven agrari-        „nachhaltig“ betitelten Produkten die Lebensgrund-
    scher Intensivgebiete                             lagen von SHF verbessern können, indem sie das
•   Globalisierungsprozesse und die Konsequenzen      Einkommen aufgrund der in diesen Marktsegmen-
    für ländliche Räume                               ten gebotenen Premiumpreise erhöhen. Traditionell
•   Nachhaltigkeit(-stransitionen) im Agrar- und      war die Bio- und Fair-Trade-Produktion in Ländern
    Ernährungssystem                                  des Globalen Südens exportorientiert, angetrieben
•   Ernährung – Gesundheit – Ressourcen-Nexus         durch die steigende Nachfrage im Globalen Norden.
•   Kleinbäuerliche Livelihoods (v.a. im Globalen     Jüngste Entwicklungen deuten jedoch darauf hin,
    Süden)                                            dass die Märkte für diese Arten von Produkten auch
•   Klimawandelanpassung in ländlichen Räumen         in Ländern des Globalen Südens und insbesonde-
    (v.a. Küstenregionen)                             re in den BRICS-Ländern steigen, wo die Nachfra-
•   Institutionen, Governance und Raumplanung in      ge der Oberschicht und der aufstrebenden neuen
    ländlichen Räumen                                 Mittelschicht nach nachhaltigeren und gesünderen
•   Prozesse und Dynamiken der Digitalisierung in     Lebensmitteln zunimmt. Dies kann bedeuten, dass
    ländlichen Räumen                                 Produkte aus diesen Ländern, die bisher für Ex-
•   Diskursive Repräsentationen ländlicher Räume      portmärkte bestimmt waren, nun umgelenkt oder
•   Kulturlandschaftsentwicklung in Mitteleuropa      vermehrt zur Deckung der Binnenmärkte genutzt
                                                      werden können. Das Projekt will diese jüngste Ent-
Forschungsprojekte                                    wicklung am Beispiel Indiens untersuchen, wo klein-
                                                      teilige Strukturen das Agrarsystem dominieren.
„Standards 2.0. Livelihoods of Indian smallholder     Gleichzeitig ist ein zweistelliges Wachstum des hei-
farmers between global and domestic value chains      mischen Bio-Marktes zu beobachten und für Fair-
for organic and fair trade agri-food products”        Trade-Produkte zu erwarten.

Leitung: Amelie Bernzen                               Laufzeit: 2016 - 2020
Bearbeitung: Shantonu Abe
                                                      Gefördert durch: DFG
Die kleinbäuerliche Landwirtschaft gilt global be-
trachtet als das Rückgrat der Landwirtschaft und      ELVU – Emsland vernetzt unterwegs
der Ernährungssicherheit. In den jüngsten akade-
mischen Debatten wurden insbesondere die Aus-         Leitung: Karl Martin Born
wirkungen der Globalisierung der Agrar- und Er-       Bearbeitung: Marvin Leck, Guido Bohmann
nährungswirtschaft auf Kleinbauern (smallholder
farmers, SHF) untersucht. Dabei ist ein prominentes   Das Projekt „ELVU – Emsland vernetzt unterwegs”
Thema die Zunahme von Standards und Zertifizie-       sucht nach neuen Wegen, wie man im Emsland zu-
rungssystemen, einschließlich privater Lebensmit-     künftig – auch elektrisch – unterwegs sein kann.
telstandards, und die anhaltende Debatte darüber,     Der Landkreis Emsland ist im Rahmen des Modell-
ob diese Standards eine Marktbarriere für SHF im      und Demonstrativvorhabens „LandMobil – unter-
Globalen Süden darstellen und die Verbesserung        wegs in ländlichen Räumen“ des Bundesamtes für
der Lebensgrundlage und die Armutsbekämpfung          Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ausgewählt
behindern oder ob sie Mechanismen zur Produkt-        worden.
und/oder Prozessverbesserung induzieren könnten.

                                                                                                             8
Forschungsbericht 2020

    Welche Verkehrsmittel nutzen die Menschen im          seit einigen Jahren ein deutlicher Trend zur Nutzung
    Emsland? In welchem Umfang sind sie mit dem ei-       neuer Steuerungsformen in der Stadt- und Regio-
    genen Auto unterwegs? Inwieweit nutzen sie den        nalentwicklung beobachten. Die damit verbundene
    ÖPNV? Welchen alternativen, elektromobilen Ver-       Implementation von governance-basierten Instru-
    kehr kann es geben?                                   menten dient nicht nur einer Ergänzung vorhande-
                                                          ner Government-Instrumente, sondern verfolgt da-
    Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Projektes,     rüber hinaus zwei weitere Zielsetzungen: Zum einen
    das sich in mehrere Phasen aufteilt. Gestartet wird   sollen frühzeitig und in enger Zusammenarbeit mit
    mit einer Umfrage, die sich dem derzeitigen Mobi-     Akteur_innen und Stakeholdern aus Politik, Verwal-
    litätsverhalten widmet. Zweiter Schritt wird sein,    tung, Wirtschaft und Bürgergesellschaft strate-
    die Anforderungen an neue Mobilitätsangebote im       gische Ziele der Stadt- und Regionalentwicklung
    Emsland zu formulieren, um hierauf aufbauend neue     identifiziert und abgestimmt werden. Dazu werden
    Lösungen zu entwickeln. Schritt vier wird dann die    integrierte Stadtentwicklungs- bzw.- Regionalent-
    pilothafte Realisierung der Mobilitätsangebote        wicklungspläne genutzt, um konsensual ein Leitbild
    sein.                                                 zu entwickeln. Zum anderen basiert dieser Ansatz
                                                          auf der Annahme, dass die beteiligten Akteur_innen
    Der umfassende Projektansatz ELVU ist in einer        und Stakeholder ihre spezifischen Kompetenzen
    Arbeitsgruppe zum Thema CO2-neutrale Fortbe-          und Kapazitäten mit in den Stadt- bzw. Regionalent-
    wegung und E-Mobilität entwickelt worden. Diese       wicklungsprozess einbringen können und somit zu
    Gruppe wird auch zukünftig begleitend bei dem         einer rascheren Umsetzung beitragen könnten. An
    Projekt mitarbeiten und besteht aus den Partnern      dieser Stelle wird deutlich, dass governance-basier-
    Volkswagen Nutzfahrzeuge, den beiden Energie-         te Ansätze in der Stadt- und Regionalentwicklung
    versorgern EWEgo und Innogy/West AG sowie dem         auf dem Hintergrund negativer Beispiele (Stuttgart
    Fachbetrieb Alwin Otten aus Meppen. Alle Partner      21, Mediaspree etc.) auch präventiv Konflikte ver-
    haben zugesagt, ihre jeweiligen Kompetenzen in das    meiden sollen. Mithin ist also eine Verbesserung der
    Projekt einzubringen.                                 Kommunikation und Information zwischen Bürger_
                                                          innen und Verwaltung notwendig, da zum einen die
    Mit der Begleitung und Umsetzung ist die Arbeits-     Bürger_innen nicht ausreichend über die Ziele der
    gemeinschaft aus ISPA und der pro-t-in GmbH be-       Stadt- bzw. Regionalentwicklung informiert sind, und
    auftragt worden.                                      zum anderen die Institutionen der Stadt- und Re-
                                                          gionalplanung über zu geringe Informationen über
    Laufzeit: 2020 – 2023                                 die themenbezogenen Interessen der Bürger_innen
                                                          verfügen. Governance stellt an dieser Stelle aller-
    Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und     dings keinen Ersatz der vorhandenen Instrumen-
    Landwirtschaft über Landkreis Emsland                 te der Stadt- und Regionalplanung (Regionalplan,
                                                          Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) dar, sondern
    LIKE-Building a Local Digital Innovation Culture      lediglich eine Ergänzung im Sinne einer umfassen-
    INTERREG Vb                                           den Beteiligung. Basierend auf der Annahme eines
                                                          wechselseitigen Informationsdefizits sollen Inst-
    Leitung: Karl Martin Born                             rumente entwickelt werden, die frühzeitig Konflikt-
                                                          felder identifizieren; dies ist gerade in dynamischen
    Partner: Stadt Vechta, Stadt Groningen (NL), Uni-     Wirtschaftsregionen mit umfassenden Flächen-
    versität Groningen (NL), Provinz Drenthe (NL),        Konkurrenzen notwendig. Im Sinne der Co-Creation
    Stadt Roeselare (B), Stadt Aalborg (DK), UK)          sollen hierbei digitale Medien genutzt werden.

    Aus planungstheoretischer Perspektive lässt sich      Laufzeit: 2016 - 2020

9
Forschungsbericht 2020

Daseinsvorsorge – kooperativ, innovativ & digital    Freizeitgestaltung/Sport/ Ehrenamt, Kommunika-
– Untersuchungs- und Handlungskonzept für den        tionsdienstleistungen (Querschnittsthema)
Einsatz digitaler Innovationen im ländlichen Raum    .
am Beispiel des Sulinger Lands                       Die Digitalisierung wird als unterstützende Kompo-
                                                     nente der zu entwickelnden Instrumente mitauf-ge-
Leitung: Karl Martin Born                            griffen, um Herausforderungen der Daseinsvorsor-
Bearbeitung: Arne Ortland                            ge anzugehen. Sie schlägt sich in den Gemeinden in
                                                     neuen Formen der Kommunikation aber auch in einer
Partner: Stadt Sulingen, Samtgemeinde Kirchdorf,     großen Bandbreite von oben genannten Themen der
Samtgemeinde Schwafördern, Samtgemeinde Sie-         Daseinsvorsorge - von technischen (z.B. vernetzte
denburg; Landkreis Diepholz, Regionalmanagement      Mobilität von Güter- und Personennahverkehr), so-
Mitte Niedersachsen                                  zialen (z.B. eLearning, Telemedizin) Angeboten und
                                                     Dienstleistungen über Informationsbeschaffung
Ziel des Projekts „Daseinsvorsorge – kooperativ,     (z.B. digitales Bürgerbüro) bis hin zu Gütern des
innovativ & digital“ ist nach einer partizipativ-    täglichen Bedarfs (z.B. Online-Shopping) – nieder
durchgeführten Untersuchung nachhaltig wirkende,     und bietet neue Möglichkeiten der Gestaltung. Die
innovative Instrumente und Handlungsansätze zur      Nachfrage von Bürgern und Akteuren nach diesen
Sicherung und Verbesserung der Lebensqualität        Angeboten verändert sich in Stadt und Land (digi-
der BewohnerInnen des Sulinger Landes zu entwi-      tale Transformation) und hat erhebliche Auswirkung
ckeln. Dazu gehören gleichermaßen eine Ausein-       auf unser Zusammenleben. Dies begreift das Su-
andersetzung mit den jeweiligen Einrichtungen zur    linger Land als Chance, Angebote zukunftsgemäß
Daseinsvorsorge und deren mittel- und langfristige   für ihre Bürger zu entwickeln und gleichzeitig neue
Sicherung sowie deren räumliche Organisation im      Kooperationsformen zu entwickeln, um nachteilige,
Spannungsfeld von Zentrum und Umlandgemein-          ländliche Strukturen zu verbessern. Mögliche Ange-
den. Konkret für das Sulinger Land bedeutet es       bote, die auch die Digitalisierung mitdenken, wer-
auch Handlungsempfehlungen zu formulieren, die       den bezüglich der Übertragbarkeit auf das Sulinger
die Bildung und Stärkung von neuen Partnerschaf-     Land geprüft.
ten zwischen Mittelzentrum und umliegenden Un-
terzentren sowie zwischen deren Akteuren fördert.    Schlüsselbegriffe sind Verantwortung und Inter-
Aus diesen Partnerschaften sollen (langfristig)      essenausgleich, die erstmals für alle öffentlichen,
Angebote der Daseinsvorsorge zusammengeführt         privaten und bürgergesellschaftlichen Träger der
und neue, innovative Angebote geschaffen werden,     Daseinsvorsorge definiert und konkretisiert werden
um beispielsweise Doppelstrukturen zu vermeiden,     sollen. Dies bedeutet, dass die Kooperationsakteure
Kosten einzusparen, Angebote in der Region besser    bzw. Kommunen ihre Handlungsfelder bestimmen,
zu kommunizieren. In dem Untersuchungskonzept        für die sie im Sulinger Land bzw. für die anderen
wird sich auf die Güter und Dienstleistungen der     Kommunen und deren Bürger Verantwortung tragen
Daseinsvorsorge fokussiert, deren Relevanz für die   wollen.
Lebensqualität der Bevölkerung evident ist und de-
ren Ausgestaltung von den beteiligten Kommunen       Während der Projektlaufzeit wurden mehrere Work-
tatsächlich beeinflusst werden kann. Dazu gehören    shops sowie eine Regionalkonferenz in der Region
folgende Themen, von denen sich die Schwerpunkte     organisiert, um den Transfer der ersten Erkenntnis-
der Bearbeitung erst im Prozess durch die Analyse    se aus der Pilotregion Sulinger Land in die Region zu
von geeigneten Handlungsfeldern und -freiräumen      ermöglichen. Im Ergebnis konnten Leitprojekte für
für das Sulinger Land ergeben: Grund- und Nah-       zukünftige Antragstellungen und Kooperationspro-
versorgung, Wohnungsangebot, Mobilität, Medi-        jekte identifiziert werden.
zinische Versorgung, Bildung, Verwaltung, Kultur/

                                                                                                         10
Forschungsbericht 2020

 Als Ausgangspunkt wurden hierzu Erreichbarkeits-     Das Projekt hat zum Ziel, den ökologische Fußab-
 analysen mittels zuvor georeferenzierter Adress-     druck in 15.000 Wohnungen zu reduzieren, Inves-
 daten der Daseinsvorsorgeeinrichtungen durchge-      titionen in Höhe von 100 Mio. € zu erreichen und
 führt. Anknüpfend daran wurden eine qualitative      die CO2-Emissionen um 50 Kilotonnen zu mindern.
 Haushaltsbefragung sowie eine quantitative Online-
 Befragung der Einrichtungen der Daseinsvorsorge      In vier Maßnahmenpaketen, deren Struktur die
 durchgeführt. Zudem fanden insgesamt drei Work-      effektive Nutzung der Vermögenswerte ermög-
 shops mit Akteuren aus der Kommunalpolitik, der      licht, sollen Bausteine entwickelt werden, um mehr
 Daseinsvorsorge und Regionalentwicklung statt.       Hausbesitzer zu erreichen, mehr Investitionen zu
                                                      ermöglichen und eine größere CO2-Reduzierung zu
 Laufzeit: 01.01.-31.12.2019                          erzielen. Dazu gehören Instrumente und Werkzeu-
                                                      ge zu Verbesserung der Energienutzung, Nachbar-
 Finanzierung: Förderprogramm „Regionale Entwick-     schaftskonzepte zur Organisation der notwendigen
 lungsimpulse in Niedersachsen“                       Größenordnung und zum Antrieb von Investitionen,
                                                      Marktzugang für regionale KMU, die sich auf die
 STRONGHOUSE Sustainable housing for strong           energetische Sanierung einzelner Hausbesitzer
 communities                                          spezialisiert haben, sowie Annahmestrategien für
                                                      die Umsetzung dieser Instrumente, Ansatz und
 Leitung: Karl Martin Born                            Marktzugang.

 Partner: Stadt Bremerhaven (D), Provinz Dren-        Die Universität Vechta ist deutscher Projekt-
 the (NL), Stadt Roeselare (B), Gemeinde Alberts-     partner der Weser-Ems Region. In dem Projekt
 lund (DK), Gemeinde Fredensborg (DK), Gemein-        Stronghouse soll das Energieeffizienzverhalten der
 de Orkney Islands (UK), Spring AB (S), IGEMO         BürgerInnen durch den Einsatz von Anreizmecha-
 (B),ProjectZero (DK) Atene KOM (D), Gate 21 (DK),    nismen gestärkt werden. Zwar streben bereits viele
 FORS A/S (DK), iNudgeyou (DK), Katholische Hoch-     BürgerInnen einen ökologisch nachhaltigen Lebens-
 schule Vives Oostende (B), Universität Göteborg      stil an, doch nur wenigen gelingt es tatsächlich, die-
 (S), Linné-Universität Växjö (S), Robert-Gordon-     se in ihrem Alltag auch zu etablieren und zu leben.
 Universität Aberdeen (UK)                            Die Feldforschung wird durch eine Stakeholder-
                                                      Netzwerkanalyse des ISPA (apl. Prof. Dr. Karl Mar-
 Die Nordseeregion als Wirtschaftsraum weist ei-      tin Born) untersetzt, in der Energetiker, politische
 nen hohen CO2-Ausstoß auf; gleichzeitig sind die     Entscheidungsträger und NGO einbezogen werden.
 Wirtschaft und Kommunen der Nordseeregion an-        In einem international komparativen Verfahren sol-
 fällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Der    len Möglichkeiten erarbeitet werden, die Zusam-
 regionale Wohnungsbau hat ein enormes Potenzial      menarbeit zwischen diesen Gruppen zu verbessern,
 zur Reduzierung der CO2-Emissionen mittels Ener-     um die Ziele der Ressourceneffizienz zu erreichen.
 gieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien.      Das ISPA selbst profitiert durch seine Beteiligung
 Das Projekt Stronghouse beschäftigt sich mit der     in Stronghouse von dem transnationalen Austausch
 Entwicklung von Strategien zur Verringerung des      des breit angelegten interdisziplinären Partnerkon-
 Ökologischen Fußabdrucks privater Wohngebäude        sortiums.
 im gesamten NSR. Dazu bedarf es der gebündelten
 Information, Beratung und Motivation der einzelnen   Laufzeit: 2019 - 2022
 Hausbesitzer, unter Einbeziehung der KMU, bei der
 Planung, Finanzierung und Auftragsvergabe energe-    Finanzierung: INTERREG
 tischer Sanierungsmaßnahmen - individuell und auf
 Nachbarschaftsebene.

11
Forschungsbericht 2020

Verantwortungslogiken als Determinanten nach-            Nachhaltigkeitsgedanken optimiert werden.
haltiger Handlungspraktiken
                                                         Methode: Problemzentrierte Interviews; qualitative
Leitung: Christine Tamásy                                Inhaltsanalyse; Argumentationsanalyse
Bearbeitung: André Woelk
                                                         Laufzeit: seit 2015
Vor dem Hintergrund einer Potentialabschätzung
für die Erschließung alternativer Proteinquellen         Finanzierung: Die Studie wird aus Mitteln des Nie-
auf Algen- und Insektenbasis, als Futtermittel in        dersächsischen Vorab der VW- Stiftung durch das
der Geflügel- und Schweinefleischwirtschaft, wird        Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert.
eine vergleichende Analyse akteursspezifischer
Handlungslogiken in agrarischen Intensivgebieten         Machtkonstellationen in multiskalaren Produkti-
in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich          onsnetzwerken des Agribusiness
vorgenommen.
                                                         Leitung: Karl Martin Born
Nachhaltigkeit ist zum dominierenden Leitwort po-        Bearbeitung: Christoph Krieger
litischer, sozialer und wirtschaftlicher Praxis gewor-
den. Die Deutungshoheit, über die genauen Inhalte        Das Forschungsvorhaben verfolgt das Ziel einer
des Wortes, ist umkämpft. Das Gleiche gilt für den       ganzheitlichen Analyse der beobachtbaren Macht-
Begriff Verantwortung, der in vielen Definitionen        konstellationen im Produktionsnetzwerk ‚Schwein‘.
von Nachhaltigkeit explizit vorhanden ist oder im-       So geht es einerseits um die Analyse der Machtstruk-
plizit angesprochen wird.                                turen zwischen den einzelnen wirtschaftenden Ak-
                                                         teuren, andererseits erfolgt eine analytische Aus-
Im Zuge dieser Entwicklungen sind auch die ökolo-        einandersetzung mit dem Einfluss von politischen
gischen Aspekte des Konsums von Lebensmitteln            Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren
tierischen Ursprungs ins Blickfeld geraten. Da die       auf das Produktionsnetzwerk. Darüber hinaus wer-
Mehrheit der Bevölkerung eine vegane Ernährung           den Handlungsempfehlungen für die einzelnen Ak-
ablehnt, ist zur Steigerung der Nachhaltigkeit zu        teure abgeleitet. Den theoretischen Rahmen bilden
klären, ob und wie auf andere Weise ein nachhalti-       die beiden Konzepte ‚Global Value Chains‘ (GVC) und
gerer Lebensmittelkonsum realisiert werden kann.         ‚Global Production Networks‘ (GPN).

Als Teilpaket des Verbundprojektes „Sustainability       Methode: Literatur- und Statistikanalysen, Exper-
Transitions in der Lebensmittelproduktion: Alterna-      teninterviews
tive Proteinquellen in sozio-technischer Perspek-
tive“ werden jene Nachhaltigkeits- und Verantwor-        Laufzeit: seit 2012
tungslogiken sowie Konventionen erhoben und ana-
lysiert, auf die sich Akteure längs der Wertschöp-       Finanzierung: Eigenmittel
fungsketten – vor dem Hintergrund des eigenen
Nachhaltigkeitsverständnisses – in ihren Rechtfer-       „Resilienz im sozioökologischen System Dorf – Ak-
tigungen bzgl. ihres eigenen Handelns berufen. Sind      teure, Rahmenbedingungen und Lernprozesse eines
jene akteursspezifischen Logiken und Konventionen        regionalen Leitbegriffs im Europäischen Kontext“
bekannt, dann können diese im Sinne des bottom
up Prinzips hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und       Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born
Unterschiede untersucht, ggf. geformt, mit entspre-      Bearbeitung: Alistair Adam-Hernández
chenden Programmen bedient und somit die Wert-
schöpfungsketten hinsichtlich der pluralisierten         Ein explizites Ziel europäischer Regionalpolitik ist

                                                                                                            12
Forschungsbericht 2020

 die Verringerung unterschiedlicher Entwicklungs-      Laufzeit: seit 2016
 stände innerhalb und zwischen den Mitgliedstaaten
 (Art. 174 des Lissaboner EU-Vertrags). Besonders      Finanzierung: Promotionsstipendium
 benachteiligte Gebiete, welche von schleichenden,
 tiefgreifenden und zudem bedrohlichen Transfor-       Die Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Dorf
 mationsprozessen wie der Globalisierung, dem          und Stadt als Verantwortungsgemeinschaft: Syner-
 demographischen Wandel sowie dem Klima- und           gien und Konflikte bei der Produktion von Energie-
 Energiewandel betroffen sind, sind dabei die länd-    und Erholungslandschaften
 lichen Räume. Zu untersuchen wie diese in Hinblick
 auf ihre Zukunftsfähigkeit geeignete Anpassungs-      Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born
 strategien entwickeln und kreativ mit dem Wandel      Bearbeitung: Matthias Galle
 umgehen, ist die ausdrückliche Forschungsmoti-
 vation des Verfassers. Im beschriebenen Kontext       Der Begriff der Verantwortungsgemeinschaft ist
 von gesellschaftlichen, ökonomischen und ökolo-       bereits seit einigen Jahren in raumplanerische
 gischen Wandlungsprozessen gewinnt ein Begriff        Diskurse eingeführt worden. Während die Bereit-
 mit einem sehr breiten Assoziations- und Kommu-       stellung von Erholungslandschaften zu den „klas-
 nikationszusammenhang an Bedeutung: Resilienz.        sischen“ Funktionszuweisungen zwischen Dorf
 Hilft das Konzept der Resilienz die Anpassungsfä-     und Stadt zählt, gewinnt in jüngerer Zeit auch das
 higkeit von Dörfern zu erklären? Welche räumlichen,   Feld der Energiegewinnung an Bedeutung: Städte
 ökologischen, ökonomischen oder soziokulturellen      wollen durch die Verringerung von CO2-Emissionen
 Eigenschaften und Prozesse begünstigen oder be-       nachhaltiger werden, wobei sie auf die Koopera-
 nachteiligen, dass Dorfgemeinschaften sich immer      tion ihres Umlands angewiesen sind. Das Promo-
 wieder neu denken und Wege aus der Krise (er-)fin-    tionsprojekt soll analysieren, welche Synergien
 den?                                                  und Konflikte aus diesen Aufgaben entstehen und
                                                       in welchem Umfang die Propagierung von Verant-
 Laufzeit: 2016 - 2020                                 wortungsgemeinschaft das Verhältnis von Dorf und
                                                       Stadt tatsächlich modifizieren kann.
 Finanzierung: Promotionsstipendium
                                                       Laufzeit: 2016 - 2020
 Governance der daseinsvorsorgebezogenen Eigen-
 verantwortung                                         Finanzierung: Promotionsstipendium

 Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born                 Die Zukunft der Dorferneuerung im Lichte neuer
 Bearbeitung: Anja Neubauer-Betz                       Verantwortungsstrukturen und Planungsmetho-
                                                       den
 Unter der Prämisse, dass Daseinsvorsorge nur in
 Partnerschaft und Kooperation aller Beteiligter und   Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born
 Betroffener organisiert werden kann, gewinnt die      Bearbeitung: Zora Becker
 eigenständige Steuerung in Form von Governance
 eine besondere Bedeutung. Dementsprechend soll        Seit den 1990er-Jahren setzt die Dorferneuerung,
 untersucht werden, wie Akteure und Stakeholder        anfangs eine Expertenplanung, immer stärker auf
 die einzelnen Ausprägungen der Daseinsvorsorge        die Mitwirkung der Dorfbewohner. Beteiligungspro-
 ausgestalten, indem sie Verantwortung überneh-        zesse sind in der Dorferneuerungsplanung offenbar
 men bzw. die Übernahme von Verantwortung ermög-       erprobt, und dennoch stellt sich die Frage, ob die ak-
 lichen.                                               tuelle Schrumpfung und Alterung vieler Dörfer ver-
                                                       bunden mit dem Verlust von Strukturen der techni-

13
Forschungsbericht 2020

schen und sozialen Infrastruktur und damit auch der    Integration in ländlichen Räumen darstellt.
Gefährdung der Lebensqualität nicht neue Formen
einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft und           Laufzeit: seit 2017
auch neue Planungsmethoden erfordert. An dieser
Fragestellung sollte die Forschung im Rahmen der       Finanzierung: Promotionsstipendium
Promotion ansetzen.
                                                       Wirkweisen der Dorfmoderation auf die dörflichen
Laufzeit: 2016 - 2020                                  Akteurinnen und Akteure sowie auf das System
                                                       Dorf
Finanzierung: Promotionsstipendium
                                                       Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born
Einfluss von kollektivem Erfahrungswissen auf          Bearbeitung: Melissa Niewind (geb. Mertens)
kommunale Verantwortungsübernahme im Umgang
mit internationaler Migration                          Die Wirkweise der Dorfmoderation ist bisher noch
                                                       nicht wissenschaftlich fundiert untersucht wor-
Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born                  den. Erste Erfahrungen und Beobachtungen seitens
Bearbeitung: Lien Katharina Lammers                    der Begleitforschung bestehen. Um jedoch festzu-
                                                       stellen, welchen Beitrag die aktive Dorfmoderati-
Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist es aus der       on für die zukunftsfähige Dorfentwicklung leistet
Perspektive der Dorfentwicklung als Teilaspekt der     und wie die Wirkung gesteuert werden kann, ist
Regionalentwicklung festzustellen, inwieweit sich      die umfassende Erforschung der Wirkung der Dorf-
Zugezogene in Anbetracht der Zeit in ländliche Ge-     moderation auf das System Dorf und das dörfliche
meinden „vergemeinschaften“ (können) und welche        Leben im Allgemeinen notwendig. Da es seit einigen
Faktoren dies bedingen und begünstigen. Dabei soll     Jahren schon zahlreiche aktive Dorfmoderatorin-
herausgearbeitet werden, inwiefern Erfahrungen         nen und Dorfmoderatoren in Südniedersächsischen
übertragen werden und/oder ob Lerneffekte aus          Dörfern gibt und somit davon auszugehen ist, dass
vergangenen Vergemeinschaftungsprozessen fest-         einige Prozesse in den Dörfern angestoßen wurden,
zustellen sind.                                        bietet sich der jetzige Zeitpunkt zur Untersuchung
                                                       der Wirkweise der Dorfmoderation an. Die Erkennt-
Auf Basis der Betrachtung von Mechanismen der          nisse der Forschung sollen primär darauf abzielen,
Vergemeinschaftung      sollen   Handlungsempfeh-      die unterschiedliche Wirkweise der Dorfmodera-
lungen entwickelt werden. Methodisch wird ein          tionen in verschiedenen Dörfern zu verstehen und
möglichst umfassender und ganzheitlicher Ansatz        eine mögliche Steuerung der Wirkweise über
gewählt, der insbesondere die Perspektive der          Schlüsselindikatoren (im Sinne eines Wirkungs-
Zugezogenen erfassen und als aktive Partner im         management) zu ermitteln, die wiederum an die
sozialen   Integrationsprozess   einbeziehen   soll.   Initiatorinnen und Initiatoren der Qualifizierungs-
Die Entwicklung und der Prozess der sozialen In-       maßnahmen weitergeben werden können bzw. even-
tegration soll als Teil des Akkulturationsprozesses    tuell eine Selbstevaluation der Dorfmoderatoren
in Dorfgemeinschaften dargestellt und unter-           und Dorfmoderatorinnen ermöglichen. Der Unter-
schiedliche Perspektiven gespiegelt werden, um         suchungsraum bezieht sich dabei auf die Region
so ein ganzheitliches Verständnis des Ablaufes         Südniedersachsen, da hier die Qualifizierungsmaß-
und Gelingens bzw. Misslingens zu bekommen.            nahme Dorfmoderation entwickelt und erprobt wur-
Die Handlungsempfehlungen sollen auch auf ande-        de.
re Kommunen des ländlichen Raumes übertragbar
sein, um damit einen Beitrag zur Lösung soziokul-      Laufzeit: 2018-2021
tureller Herausforderungen zu leisten, wie sie die

                                                                                                         14
Forschungsbericht 2020

 Finanzierung: HAWK Göttingen (Fakultät Ressour-         ausgehen, sondern zu gleichen Teilen auch von der
 cenmanagement)                                          Aufnahmebereitschaft der neuen Lebensumwelt
                                                         abhängen. Ein zentraler Moment dieser Aspekte
 Interaktion und Integration zugewanderter älterer       sind demnach die Relationen von Zuwanderern zu
 Menschen in ländlichen Räumen                           ihrem sozialen Umfeld. Das Promotionsvorhaben
                                                         basiert daher auf einem qualitativen Forschungs-
 Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born                   design, das durch einen netzwerktheoretischen
 Bearbeitung: Alexander Kunz                             Ansatz erweitert wird. Die empirische Grundlage
                                                         bilden leitfadengestützte Interviews, deren zen-
 Das Vorhaben widmet sich den Fragen, inwieweit          traler Baustein eine egozentrierte Netzwerkkarte
 Ruhesitzwanderer unter Berücksichtigung ihrer in-       darstellt. Diese Kombination aus qualitativer In-
 dividuellen Interaktionsmuster in den neuen Wohn-       haltsanalyse und Netzwerkkarte ermöglichte es,
 ort integriert werden können, ob daraus Koopera-        die sozialen Netzwerke der Ruhesitzwanderer zu
 tionen oder Konflikte entstehen und was das für         analysieren und davon ausgehend typische Netz-
 die Entwicklung ländlicher Räume bedeutet. Rele-        werkkonstellationen zu identifizieren, die sich zum
 vant ist hierbei aus geographischer und gerontolo-      einen auf die Integration in die Zielgemeinde aus-
 gischer Perspektive die Frage nach der Bedeutung        wirken und zum anderen das Engagement und die
 von zugewanderten Menschen aus der Generation           Entstehung von Kooperationen begünstigen bzw.
 60+ für die Entwicklung ländlicher Räume. Dabei         hemmen.
 verbindet das Vorhaben zwei Aspekte, die in der
 gegenwärtigen Forschung weitestgehend getrennt          Laufzeit: seit 2018
 voneinander betrachtet werden, nämlich zum er-
 sten der räumlichen Mobilität und zweitens dem          Finanzierung: Eigenmittel
 Engagement der älteren Bevölkerung. Die bisherige
 Forschung zum Wanderungsverhalten älterer Men-          Die Theorie der Destination Governance als Instru-
 schen beschäftigt sich in erster Linie mit der Art      ment zur Begründung einer Destination dargestellt
 und dem Umfang der Wanderungsbewegungen so-             am wassertouristischen Potential der Aller
 wie den individuellen Motivationslagen, vernachläs-
 sigt jedoch die Interaktionsmuster sowie die Inte-      Leitung/Bearbeitung: Karl Martin Born
 grationsfähigkeit der Ruhesitzwanderer. Auch zum        Bearbeitung: Steffen Spiegel
 bürgerschaftlichen Engagement gibt es eine Viel-
 zahl von Untersuchungen, die jedoch wiederum den        Ziel dieser Arbeit ist es zu analysieren, inwiefern
 Wanderungsaspekt vernachlässigen. Auch werden           die Theorie der Destination Governance nicht nur
 die Potentiale, die die Zugewanderten als Initiatoren   geeignet ist, bestehende Destinationen zu steuern,
 von Kooperation sowie das Konfliktpotential nicht       sondern auch zur Formung einer neuen Destination
 bzw. nur randläufig betrachtet. Das Ziel des Vorha-     herangezogen werden kann. Zur Veranschaulichung
 bens ist es zu zeigen, wie die Ruhesitzwanderer vor     soll dies am Beispiel des Flusses Aller geschehen,
 dem Hintergrund ihrer spezifischen Charakteristika      der bislang nicht als eigenständige wassertouristi-
 und Interaktionsmustern in die Zielgemeinde inte-       sche Destination positioniert ist. Dazu gilt es zu-
 griert sind, inwieweit sich daraus Potentiale in Form   nächst eine Zusammenstellung zu erarbeiten, die
 kooperativer Netzwerke ergeben, welche Konflikt-        die verschiedenen Definitionen und Tragweiten des
 felder daraus entstehen und inwieweit sich dies für     Begriffes „Destination Governance“ auflistet und
 die Entwicklung ländlicher Räume nutzbar machen         vergleicht. Hierzu gehört auch eine Abgrenzung
 lässt. Sowohl die Integration der Ruhesitzwande-        zur Theorie des Destination Management sowie die
 rer als auch ihr Engagement sind keine einseitigen      Darstellung des bisherigen Fokus´ im wissenschaft-
 Prozesse, die ausschließlich von den Zugezogenen        lichen Diskurs: Destination Governance zur Steue-

15
Forschungsbericht 2020

rung bestehender Destinationen. Es schließt sich an     versität Vechta, der Leibniz Universität Hannover
die Erörterung, wie mit Hilfe der Theorie der Desti-    und der Hochschule für Angewandte Wissenschaft
nation Governance eine neue Destination geformt         und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Es
werden kann. Dies ist die theoretische Basis, die am    greift Fragestellungen auf, die der wirtschaftliche
praktischen Beispiel des wassertouristischen Po-        Strukturwandel und die aktuelle demographische
tentials der Aller untersucht werden soll.              Entwicklung aufgeworfen haben: Elementar für Bür-
Hierzu wird zunächst ein kurzer Marktüberblick des      ger, Verwaltung und Politik ist dabei die zukünftige
Wassertourismus in Deutschland gegeben. Am Fall-        Ausgestaltung der technischen und sozialen Infra-
beispiel des „Blauen Bandes“ wird untersucht, ob in     strukturen, die die Daseinsvorsorge in den Dörfern
dieser wassertouristisch erfolgreichen Destination      sichern. Hierzu gehören insbesondere die Nahver-
eher Konzepte des Destination Managements oder          sorgung, Mobilität, Bildung und Gesundheitsvorsor-
der Destination Governance genutzt werden. Es           ge.
folgt eine Beschreibung der Aller sowie ihrer was-
sertouristischen Infrastruktur. Die weitere touristi-   Das strukturierte Promotionsprogramm „Dörfer in
sche Infrastruktur jenseits des Wasser ist ebenfalls    Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen
für die Destination von Bedeutung und wird ent-         Räumen sichern“ ist thematisch auf die Analyse der
sprechend dargestellt. Um zu verstehen, wie bisher      multifaktoriellen Ursachen regionaler Disparitäten
entlang der Aller das Tourismusmarketing funktio-       aus der Perspektive der Übernahme von Verantwor-
niert, wird zum einen untersucht, wie sich die beste-   tung bzw. der Konstituierung von Ermöglichungs-
henden Destination Management Organisationen            räumen fokussiert. Es beinhaltet ein strukturiertes
verhalten und welche Strategien sie verfolgen. Zum      Programm aus themen- und methodenbezogenen
anderen erfolgt dieselbe Untersuchung auch bei          Seminaren mit raum- und sozialwissenschaftlichen
den touristischen Akteuren, um ein Gesamtbild des       Schwerpunkten.
Status Quo auf der Anbieterseite zu erhalten. Die
Nachfrageseite wird ebenfalls beleuchtet, damit er-     Das Programm wird vom Land Niedersachsen bis
sichtlich wird, inwiefern Touristen die Aller bereits   2020 finanziert und umfasst insgesamt 12 „Georg-
als Destination wahrnehmen. Aus den Ergebnissen         Christoph-Lichtenberg-Stipendien“. Voraussetzung
der empirischen Untersuchungen sollen Handlungs-        für eine Landesförderung ist, dass die Promoti-
empfehlungen abgeleitet werden, anhand derer die        onsstudiengänge mit herausragenden Forschungs-
touristischen Akteure die Aller mithife der Theorie     schwerpunkten verknüpft sind und erkennbar ist,
der Destination Governance als wassertouristische       dass sie zur Weiterentwicklung der Struktur der
Destination positionieren können.                       Graduiertenausbildung an den beteiligten Hoch-
                                                        schulen insgesamt beitragen werden. Die wichtig-
Laufzeit: 2019 - 2023                                   sten Schwerpunkte des Programms liegen in der
                                                        Trans- und Interdisziplinarität, der Internationali-
Finanzierung: Eigenmittel                               sierung und Exzellenz. Es ermöglicht eine intensive
                                                        Betreuung der Doktorandinnen und Doktoranden
                                                        und eine verkürzte Promotionsdauer.
Promotionsprogramme:
                                                        „Digitale Lebenswelten in Dörfern - Verantwortung
„Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit         und Steuerung der digitalen Transformation. Chan-
in ländlichen Räumen sichern“                           cen und Risiken des digitalen Wandels für Dörfer“

 Das Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwor-           Das Promotionsprogramm „Digitale Lebenswelten
tung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen        in Dörfern – Verantwortung und Steuerung der digi-
sichern“ ist ein gemeinsames Vorhaben der Uni-          talen Transformation. Chancen und Risiken des digi-

                                                                                                            16
Forschungsbericht 2020

 talen Wandels für Dörfer“ ist ein gemeinsames Vor-        fern und ländlichen Räumen aus der Perspektive
 haben der Universität Vechta, der Leibniz Universi-       der beteiligten Disziplinen (Geographie, Regio-
 tät Hannover und der Hochschule für Angewandte            nalentwicklung, Gerontologie, Ökonomik, Sozi-
 Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/             ale Arbeit, Raumplanung, Dorfentwicklung und
 Göttingen. Es analysiert die Interdependenzen digi-       Architektur)?
 taler Transformationen auf Gemeinschaftsbildung,      2. Welche Muster von Ausbreitung und Annahme
 Raumkonfigurationen und Entscheidung- bzw. Hand-          digitaler Innovationen lassen sich für die einzel-
 lungsprozesse. Es knüpft dabei direkt an das lau-         nen Handlungsfelder identifizieren?
 fende Programm „Dörfer in Verantwortung – Chan-       3. Welche Rolle spielen hierbei Verantwortungs-
 cengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“ an,        und Ermöglichungsräume?
 indem es den Willen zur Übernahme von Verantwor-      4. Welche konform-synergetische und konträr-
 tung und zur Umsetzung digitaler Innovationen als         antagonistische Verschränkungen lassen sich
 eine Haltung versteht, deren Ausprägungen sich            zwischen den drei Dimensionen „Gemeinschaft“,
 nicht nur in Dörfern gut beobachten lassen, sondern       „Raum“ und „Entscheiden/Organisieren/Han-
 die im „System“ Dorf auch spezifische Implementa-         deln“ beobachten?
 tions- und Realisierungsbedingungen vorfindet.
                                                       Das Programm fokussiert die wissenschaftliche Un-
 Aufbauend auf einer Forschungslücke zu räumlichen     terstützung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räu-
 Wechselwirkungen von Digitalisierungsprozessen        me und fördert gezielt die fachübergreifenden Dis-
 sowie den spezifischen Adaptionsprozessen in länd-    kurskompetenzen für den Wissenstransfer.
 lichen Gesellschaften sollen interdisziplinär Wir-    Das analytische Gerüst des Programms mit Fokus
 kungskontexte und Prozessabläufe in der Adaption      auf Verantwortung und Steuerung durch und mit-
 und Inwertsetzung digitaler Technologien erforscht    tels Digitalisierung bilden die Dimension „Gemein-
 werden. Paradigmatisch gehen wir davon aus, dass      schaft“ (Kohäsion, Engagement, Marginalisierung
 die Ausbreitung digitaler Innovationen nicht nur      und Kommunikation), Raum“ (Daseinsvorsorge,
 speziellen Raummustern folgt, sondern zusätzliche     Infrastruktur, Mobilität, Bauen und Siedlung) und
 zeitliche und thematische Differenzierungen be-       „Entscheiden, Organisieren und Handeln“ (Govern-
 rücksichtigt werden müssen: Neben Early vs. Late      ment, Governance, Innovationskultur, intermediäre
 Adoption gibt es auch die thematische Dimension,      Instanzen).
 die als Theme-related Adoption begriffen werden
 kann. Mithin können dann Themen und Prozesse der      Das Programm wird vom Land Niedersachsen bis
 Digitalisierung in Dörfern dahingehend analysiert     2024 finanziert und umfasst insgesamt 14 „Georg-
 und die beteiligten Akteure von Politik, Wirtschaft   Christoph-Lichtenberg-Stipendien“. Voraussetzung
 und Bürgergesellschaft diesen Kategorien zugeord-     für eine Landesförderung ist, dass die Promoti-
 net werden.                                           onsstudiengänge mit herausragenden Forschungs-
                                                       schwerpunkten verknüpft sind und erkennbar ist,
 Ziel der interdisziplinären Diskursstruktur ist die   dass sie zur Weiterentwicklung der Struktur der
 Entwicklung von zuständigkeits- und prozessüber-      Graduiertenausbildung an den beteiligten Hoch-
 greifenden Problemlösungen, um im Kern diese Fra-     schulen insgesamt beitragen werden. Die wichtig-
 gen zu beantworten:                                   sten Schwerpunkte des Programms liegen in der
                                                       Trans- und Interdisziplinarität, der Internationali-
 1. Welche Potentiale entwickeln digitale Technolo-    sierung und Exzellenz. Es ermöglicht eine intensive
     gien zur Lösung der Herausforderungen in Dör-     Betreuung der Doktorandinnen und Doktoranden
                                                       und eine verkürzte Promotionsdauer.

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