Familie und Gemeinschaft - Bamberger Forschungen zum Wandel der Gesellschaft Family and Community - Uni Bamberg
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Das Magazin der Otto-Friedrich-Universität Bamberg uni.vers Forschung Mai 2019 Familie und Gemeinschaft Bamberger Forschungen zum Wandel der Gesellschaft Family and Community With English abstracts Research on a Shifting Society
Zum Geleit Staatsinstitut für 25 Jahre Familienforschung an der Universität Bamberg In Deutschland ist das Staatsinstitut für tig wie das Familienleben und die Familien Familienforschung an der Universität selbst. Familienforschung ist daher immer Bamberg (ifb) das einzige sozialwissen- auch Forschung über das Zusammenleben schaftliche Forschungsinstitut, das sich von Menschen in unserer Gesellschaft. Weitere Infos in ausschließlich der Familie widmet. Die diesem Magazin Forschungsprojekte des ifb sind so vielfäl- auf Seite 8 Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert Sowie unter Liebe Leserin, lieber Leser, Präsident der Universität Bamberg www.ifb.bayern.de in diesem Jahr wird unser Staatsinstitut für Familien- der Bamberger Pädagogik, Psychologie und Soziolo- forschung 25 Jahre alt – Happy Birthday, ifb! gie. Zum Teil verblüffende Erkenntnisse kann man Wir haben diesen Meilenstein zum Anlass in den ergänzenden Beiträgen gewinnen, zum Bei- genommen, die aktuelle Ausgabe unseres Maga- spiel über Narzissmus in unserer Gesellschaft. Aber zins den vielfältigen Themen der Familienfor- auch darüber, wie das dauernde Schauen von Fern- schung zu widmen. Was das eigentlich ist, darüber sehserien sich auf Beziehungsgefüge auswirkt ... Ist musste die Öffentlichkeit in den Anfangszeiten des Binge-Watching eine neue Sucht? Ebenso interes- Instituts erst aufgeklärt werden. Heute sind Fami- sant wie schockierend ist der Blick über den Ozean lienforschung und das Bamberger Institut aus der in die USA: Hier boomen Glaubensgemeinschaften, deutschen Forschungslandschaft nicht mehr weg- die aus Gottesdiensten ein Event machen und um zudenken. Neben Grundlagenforschung betreiben ihre Mitglieder wie um Kunden werben. Bamberger die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Soziologinnen und Soziologen suchen nach Erklä- ifb hauptsächlich angewandte Forschung – und bie- rungen für ihren Erfolg. ten ihre Expertise auch in Form von Politikberatung an. Sie umfasst Fragen zur Familiengründung, zu Ich freue mich, wenn Ihnen dieses uni.vers neue Per- Familienformen sowie allen Formen der Vielfalt spektiven auf Familie und Gesellschaft öffnet, und wün- und Dynamik von Familien, die auch unsere Gesell- sche Ihnen wie immer: viel Spaß beim Lesen! schaft nachhaltig prägen und verändern. Das Themenspektrum wurde daher auch erwei- tert um aktuelle Projekte und Fragestellungen aus uni.vers 3
Inhaltsverzeichnis Am Puls der Zeit: www.uni-bamberg.de/univers-forschung uni.vers Forschung Perspektiven auf das Welterbe, Visionen zur Zukunft Euro- pas, Forschungen über Wikipedia oder die menschliche Psyche – das Forschungsmagazin der Universität Bamberg präsentiert einmal im Jahr Themen und Projekte, die unsere Im Fokus: 6 Die nächste Folge startet 28 Gesellschaft bewegen. Familie und Gemeinschaft in 3 · 2 · 1 Sekunden ... EuropaWelterbe Wie die (neue) Vielfalt Binge Watching als eine neue Form des Lebens erforscht wird des TV-Konsumverhaltens Von Martin Beyer Von Sabine Steins-Löber und Theresia Reiter wikipedia 25 Jahre Staatsinstitut für 8 Ich liebe nur: MICH 32 Kleine Fächer Familienforschung Die modernen Gesichter des Narzissmus an der Universität Bamberg sind vielfältig Psychologie Forschung, so vielfältig wie das Familienleben selbst Von Theresa Fehn und Astrid Schütz Religion als Markt 36 Familien: fragen 12 Megakirchen und Elternbefragungen geben Auskunft der religiöse Wandel in den USA I TA L I E N I S C H STEAKHOUSE FRÄNKISCH über das moderne Familienleben Von Thomas Kern und Insa Pruisken Von Regina Neumann PIZZA PIZZA SPORTSBAR Tagaus, tagein 40 PASTA PASTA BRÄTEN Ist Kinderkriegen ansteckend? 16 Wie ältere Paare sich Wie sich soziale Netzwerke ihren Alltag organisieren SALATE STEAKS BURGER auf die Fertilität von Individuen auswirken Von Florian Schulz Von Henriette Engelhardt-Wölfler Die neue Vielfalt? 20 Schillerplatz 11 • Bamberg Rodezstraße 7 • Bamberg Pfahlplätzchen 4 • Bambger Über den Zusammenhang Fon (0951) 5 79 80 • salino-bamberg.de Fon (0951) 93 50 50 • rodez-sieben.de Fon (0951) 5 77 35 • brasserie-bamberg.de von Reproduktionsmedizin und Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 44 MEXIKANISCH S PA N I S C H N E W Y O R K I TA L I A N modernen Familienmodellen Von Birgit Mayer-Lewis Impressum 46 STA TACOS TAPAS HOMEMADE PA Die Kita als Bildungsort 24 SPARE RIBS STEAKS PIZZA Wie können Kindertageseinrichtungen BURGER COCKTAILBAR CROSSOVER zur kindlichen Entwicklung beitragen? Von Katharina Kluczniok Lange Straße 8 • Bamberg Judenstr. 7-9 • Bamberg Pfahlplätzchen 4-6 • Bamberg Fon (0951) 20 11 72 • calimeros.de Fon (0951) 50 90 290 • bolero-bamberg.de Fon (0951) 50 90 73 77 • littleitaly-bamberg.de uni.vers 5
Im Fokus: Familie und Gemeinschaft Im Fokus: Familie und Gemeinschaft Die Kita als Bi Familien: fragen ldun gsor t nd? ecke anst en krieg nder Ich Ist Ki lieb en ur: MIC H Von Regina Neumann Familien: fragen Zwischen Spaß und ? end Vo Andererseits gibt es, etwa auf Seiten der Eltern, n ck Th ere nste sa Suchtgefahr: Ich Feh nu a nd As en trid ieg vermutlich gerade wegen dieser Heterogenität der Sch ütz erkr Binge Watching r lieb ölfle Die ar dt-W gelh lt? ind En riette Kita a Ist K Hen ielf nu e Von ew is Wie als B Lebensmodelle ein starkes Bedürfnis nach Orientie- eV k Die näch L yer- zur önnen K ildu ste Folg d . Un e start Ma r et in irken den 3·2 kind · 1 Seku git eu wor ke kön- MI : liche inderta ngs nden alt? Bir ... in erke en ausw ielf Vo n r ge zwer sol- ediz eV Vate neu n etzw u rade und Net sind nd Elternbefragungen geben Auskunft „Bei n En ge twic seinrich ort rung und Information. Und insbesondere die Politik Die Die sm le N Individ ist ge nau )u u e stig ns in de Von Sab n der Kontakt ark ge ng (ifb ngen klun ine Stei z ia tung ktio ru mit. ns-Löbe von CH i- so B e st u ga Der r Kita!“, r und ediz wer- ne zial ber wie forsch achge über das moderne Familienleben Nor g be sich itrag en Theresi du ität r eige bei ! So m B a Reit nsm n en n rich albiogra esuch singt de er r, de e Paare ägen. A Famili Frage – und da pro tio ebore zum Wie ertil ange tu einer en? die F r Lied für delt ngen. fie, de Re t ist, um eine sinnvolle Familien- und Gesellschafts- uk os pr er rod g“, n w g ie ne schw kinderl , stark institut sind dies ntersuch K er nn inde rep tun zeile ben o ie Vo auf : Heu Das m von h gin r- olle m noch kommen Staats rg atz u Das Familienleben nbringt unzählige Glücksmomente mit sich – und gleichzeitig einer immer te iswie- Imag Kitas si rtages acher R Von Kath ng dellen ach uch ne K ambe g tspl ge posirichtig? t mit e de nd h einri ol ha d r u be ist ei bt es ka ind zu udien amersität B d Arbei häfti der neue Herausforderungen, Unsicherheiten und Fragen. Wie trägt man ein UndBaby chtu f Zuck arin a r n Befr Schla der eilen nelle r besc on- wie tiven ki dem Bes Kita hat tzuta r eu owsk a Kl uczn nh mo e d Kin ichen ich in er K hlag adit in z io ie de gi nK St niv eu n Wie bleibe da zu ichnebein KTrotzanfällen gelassen? Ab welchem Alter ist ein Smartphone okay?läss Wie ndlic ge ng ge i, iok e on w deskreis ng, ei ehrere der U Famili hied in de weniger t sich hen uch ein sich im wichti hört m und al mm ilien re n tl s o d c tr Sc h du M sc überstehen n, Eltern und Jugendliche die Pubertät? Die Angebote der Eltern- und Familienbil- ge ittl politik zu betreiben, auf fundierte Erkenntnisse der de ns kt S ng n ei ? an wie ellt. er er , Noc das En er La le g e Freu tsch effekte ografie erke Unt Länd sind lisation erfo twicklu Kita di ufe de Bildun erweile Kinder s a n, n „kü drüc ellun solch ebu st ausdungüg bar Antworten h bi Zu n Fam ie im En ge . Im geben ea auf Familienfragen – damit diese allerdings auf die ge s in Bedürfnisse der rs e r gs il ik est ufh di e n gs Dem e Net te fest zw rn träg e verf der R hört chen n g be Er ve or fü sin te Fam nann ynam uf B halte er A n nen nstecku ur für de slän lere Bei endAdressatinnen ehr e es die zwei ? itrage wartun rgange te, nic r fast al gen inbr n de erne h r e a in A che r Profe terschie ifende ss dl ic h Eff ek lu ng el de ck el m und Adressaten de ne zugeschnitten sind, ist es von Bedeutung, Fam die ilien Familienzu regel- te n ka g n en h t le ü nn. verbunde 200 Ja nur Bet Kinder n- Häl r me r sog ser D kind i bein zu e r di e aktu chen ng almäßig s vi chie ng idea m fte de e sich tiva flä selbst zu vers(be-)fragen. Kin vorh Üb mod n d e ie h e de u n re e fü ru ha de l, da er s A be n h re re zu me ein u d nsc ab izin an en be rg onta kt d? ep inde vier men r inne ss es rsch 18 ende . Jahrhu r wie , da deu uungs r eh ilfe ion z , Wu us. D smed hab erkü t wir traz Verh rhal - ding kön ss die Die n Wissenschaft und auf eine seriöse wissenschaftliche eK den usam s ko rhal b de Aufga tlich ein- d zun H und netzw zial zeug ecline der wer e den Z ilem Ve zi- be de n bürg nderts nen un s n a von nn Ei ge ä in 3 · chste Folg n d ge mit n. en a mit iskus renze odell uktio das? r n so Kin eD urte h Wenn Mütter und fertVäter über soErziehungs- und Fami- dungsstätten, Familienzentren, allen te diesundr Schulen Kitas Fa Kitas nrichtu wan- leb soga habe ein eit Th ilität in von Geb chlic utie rt, di und stützu ng, g. ist der Partner tätig und stammenelhäufig Sc es Fa milie rM utte erlic hen das n BING d t ptsä leiste g zu D G m tung d wann len D Grüaus hi WATCH E Arb ion sprechen zu unau och w nd z, etw che hne ilien epro timm rt Hau en disk lienthemen wollen,undann den mili ch Fachbereichen r se nter Ansteck 2·1 Seku e startet la li R B edeu un f die r Fe C otts te rakt U - Erw nden ten er enid erzi eh i, di en n c h n ft g o am r .S e , ob au de n nism aler oder : die In al e aledie häufigste M ög erbs in vi füllt w ea en e sw eich n ? ING uts ssiste scha nun ste F en de gen Wel ch dung ht zurü ck ckga ng d Su sa g in echa zi sozi Partnerinsozi die Anlaufstelle für Sozialpädagogik, Psychologie, der tä Erwachsenenbildung, l ba ld . A lle maß en au lich is die müt De o- in de tigkeit Vo elenUnd erde A ll In cher gese ienpla neu hkeit beitra e chei er Rü oale un ückgan det M chen so könn und Ratenoderck Unterstützung. man Auch er em n, da nicht m r- an terlic Die nden Beratung angewiesen. im Freundes- und Bildungs- und Erziehungswissenschaften. weil t, Ents Frage ge rope (D nC n Dru teht d/od eispiel atio r Fa rran Famili eine s de r Not warum he nr r fin e zwis rmittel ehr nis . Die Famil – da ögli ngen s c ein e Die se in Eu y Jo hnso Geb urte en. Hie n di ve en, aler soziBekanntenkreis ung stütz mentelle verssowieun in der Verwandtschaft Ein B e finden die Fragen so vielfältig erst n fü sind hr wie e in austedem mili edas hatte g vo Familienleben, r de en die aus m müt ateri- liche Erzi ehun eine da Tuge nn nich bstätig Erw er mo Binge Watch ... den piel d Sex die M tellu we nn llge- a of Fe rtility n Ansle die den rsucht tera ktio aus ten Lern er U ntervon st sich Eltern ru geschätzte re di lten. Ansprechpersonen. onde gen sind auch Fachkräfte stitu dazu . Die Gesundheitsbereich , rB se ge etreuung terliche r goge Ordnu g ngsv der Kin nd mac t ge keit der des TV ing als -Kon eine is Be e un dass vors ch Au nach ilie d - ie Eu ) vo ropa von 19 86, afte te n un ziale In tätsnive n ales so ili de er so zial le, in zu erha und ziel FürngFamilien- sbes oh inge r in Erziehungsfragen wur gibt es wie der Kinderheilkunde kl den, tione dass M die und der lle B Geburtshilfeitte wich- sells chaf der Kin früh Frie dric h orst ellu der hi hen un wisse r- nen Das wa wochs ren noch sumve ne rhalten ue Form b rm ? ch an , Lie llung d No ilie d am , wir riff F vers sus am ta n Watnetisc e kins h Gesel ls , da ss e Fe Idee riierend iche Arb rhalten rt eite n U nt hkei t, fin aber ützu i de , be Profis: n, w halteFamilienbildnerinnen 24 ei ne K vor et reuu de s 19 tli che - grün en Kin dete dheit fü Fr öbel ngen ns icht lich d au ch Ge um zu um 21: Zeiten, 00 Uh als die s Mit dem Staatsinstitut für Familienforschung te n F ne nrn e lic nt erst auch uu ngdie er uni.vund tige Ansprechpersonen lich indefür werdende r, allem Eltern, ngsfMütter or . Jahr Situ - erka denk bü sic erfa und and hren, wie r Der Den nstags ver-Cla um 21:45 s rt- u g e er e di U re e er an al hu nn en We ein pt ion e lt feh m B e a ft sch ikroz en ie d dm g od ind als r al va sin en K erstümbe region haben za f fertile diese hlre s Ve For- le tiona Kinde rbet lle Hilf Diese sind die beispielsweise in und Väter. Familienbildner. s gest rebt s no tdür als Auf bew men eing nder ts dung sein 1840 r di e ki te ndlic die Bed Erzer Päda ? D rger - hte Für vie ere neue le ist es we Medie itergeht. n! Und dan Uhr Da llas aus a u it d e e in ter -Gem des M amilie igen , it ch sich nd füerr dam leibli en,rsuacheen d . Seitdem raktion ierte si au ch Inte r- e rum en ist di instBeratungsstellen, te Volkshochschulen, Familienbil- e M utte fti ge ah r-Kin r Ersatz rungso htet Le den ki er ic w ur ri chtu den erst he En eutu ie - rd Binge Wa gewiss tching, dabei nfo Sei n das Sch rmate hab tdem hat musste ma gestrahlt ü berh Defin un d F d aler rt nd ng. Seit en K twic Zeit nghde enr es ergebe auch den eine Fre auen me en das TV- sich vie n ein e wurde Konsuml getan: Vid ganze Wo und mitt- Na n le n r, le zi so d- hrerer t is g U te te tr al rn fü gi be in derg E unaglt kl w izeitbe -Kin nitio e atu ren tra rm ltip er In so Elte Bez iehu r die ei für tim Beg n Aus Fol als nzen zoge n che Fo könn eo-on- s is he nd em sam u olle eptiv a, atio ne un inn de arte go erd ir u sumver sich durcha tausch mit schäftigun gen einer verhalten Dema warten, Wa eitlic erstä Eltern Defi aften nd ein ein er- p peln it ih orge lensein ff m s soioziloal- angs ko f die R az ick- ng di gent Erzi eh n fü s n -P un d e n s rzi halten us zu beh negative Freund g, die Fre Serie grundl ude ber nacheinan egend ver (VoD) nd an der Universität Bamberg (ifb) wurde eine Insti- w tr 12 tw uni.vers 20. An s fle al ein h V em rm a net ls die h u insc rnteil im g finitio stisc , em n h Do m ürs ler t, die che F it mu er B Ei n drs ltip egrinflusie b . ilAi-nf htete hl ich au von Kon g, in En ente n. - und ung ge ents sells r eine d pä auße dagogi Ja U hrhutw Bigl-e s Na zu im o in rz ssm Die Kar riere alten. Folgen en und , da es Kollegen eitet, Entspader, das sog ändert. rt us e uc förd in h ati ia e te e B up äc etsn rbreitu ng un ch rfam sc n nd he Mive erets iss m English eine ihnen schwe ert. Aber nnung ena me nsfo zeic -Gem Elte Kind r De nt) oz ein lltägli ien m n. D denun rhüt Jahr prec hend aftlich otivrsit n. W ozia s mu er m Diction s Wortes: ermögl nnte d st roze t) lich r Ve ilial sin für ch-s gem isve en – rfällt, ichng ha siven Ein bing b e e d n a e - im e ary defi die Kon einige Me icht und e b in e m ose g die chla se n is il rd e i tl h hu tä de in g gn au e Inst m in e aläts ie le s ? D hr e Frönen niert e wir lle übe nschen o zen än n dv d im 9P st L g ie Fam Alkoho tro we sgeb s eine als „ein .S rn-K s e in dd , b rec sc m alln bet iist h r ieEmpf itutio er stärN itutio N Oxford erl ern nelle Bam arzis Netz ie Ü Selb lkonsum r Akt e Per aut. r ihr Kon den Elte s au kind ntlan Deuts ern (6 0 Pro zent) cht ltern und tauchte ivität, iode Elt n un l von breitet kearrz ielf s ode a a tio n zu il ne berg sm we be stl zum rdes Ess insb exzes- und - nd ak ekaho n– aner esonde n em E n denfam in eng erst Beschr wurde alle deste noch en. E lt (1 ro e ah - füerig iss, us rken rhöh iebe lischen en Mal Mit ens“. Das ält re des n leb iale ng u . M schließ n in ten E ften (20 P iche nz aft g fasst B et Kern enge kann tution geschaffen (siehe Seite 8), die das zu leisten eibung K e der t w wurde te des Wo übertra des übe lich auc e A z nin e mit dem Mundartw 19. Jah rt binge h u d rde ents zu ung und ig rmäßig h für die gen (Bin st a ib- g de vers es Sr ab gri min selb beste nform eirate sch en mtl die rnsch ft um he, so ründ h sin nelle ge eintauc act of örterbü rhunde bald ge Dri nking). en Alkoho klinisch teil der a ch le rn teh min 32 hen, auch n d lt ie rh e in lt e h a sc n g sc io e in un z chie pie 3 ech g nd v o Se bereits durchn soaking (en chern auf rts So trat andere Ein bing lgenuss e u a il e m e rn a e E nsc ti ne milie iden trad lcher ti it i.ver is den elb is ies t d n lb damals ässt gl. für und 1959 Formen es it v e F und est s Kind stbe für das werden) um einweich e bez ush am sge Elt llung ng n Kind e- sm c hol verw erstmal die klin des exz Ha die F n m eben den g lter e, ge Fa icht ls e s abe us e F ild v he Jü ra z endet. exzessi schrieb en, s auf isch und erla e Termino essiven eichnete te ru n e E r a w ra k o e n w gen an räc p e rn o 28 uni.v Begriff Anfang ve Trin en und grad im Ess Konsum Pfl ch de n n rlie als genh logie uc ann im ges störung ngte steigen ie L en ars zie dte - fig in rm gli des 20. ken von s. den amil ers amten periodi Bin ieh er D eren rwan und Eizell gis g an äu rm, ng n e he den Bek ge Eating Jahrhu als en d bte, Alko- s-Kontex in b e h he , s e n e englisc ndert sch auftrete F r B dem annthei vermag: die Herausforderung der Vielfalt anzuneh- t zur rz it Jah destr dafü oss it? Le hen n le o in d Sprach war der als Eltern lleine d Diff h ve ptiv oder - ten die i.v Pe Persö er Se t Na er si is Verzeh nden Beschr gu ilien ersfs Heißhu eibung ts- ben r eine a in ine raum gleichz it a D ti sc d o n - Da d m d a ss 16 un e rsö n lb m ch re u r, o d b e ver- eitigem r gro Kontrol ßen Nah ngeran von m it . ke e A e se n Fa , L nli li st zen ensp in se n k a erf tive ber er Su n w fällen en , die ik u chk chke rungsm en mit dm am en lverlust h ef- ete un hrieb doc t bio-g i Sti ach S alten nam geg ichn ir enge tr atr ors e . cht. Poten s gib persta gar eit it in bei je e n y eze sm sstöru ierth on fü besc stik ich lb th en er D e erk eit be tia t ke im ti d n ispie inde ird, rn d kein - b ma ng au : Na r sc reich le e in un r Sta n un Be ei K en w tlich . ch lo l im ftre r- hw ‘ se ntf e ein d die men, Fragmente zu einem klareren Bild zusam- e m on au it bio ma äch in, alt lich zu wie b omm sic h ati stik m ‚No ten, rm l u er da et fach ie so en se hin form Stati ilien msc ausg s je –a e – w ern o rg n al- un d n nd n d v kin de – enntn amil diese er F is ie r am bers Verh hreib epräg ach er n F d lte c isa t t In spe e Erk der s au zahl hä tzu ns, Narz t. A divid te n n ng d is ls uu kein hich önne ie A un ie un smus Pers m st Ge sc So g abe k nü ber d dA te ruc d hsd erem er ö nsp r an Must nlich rker k ä des eitsm der o menzufügen, Beratungsangebote zu schaffen und Zwischen attraktiver Freizeitgestaltung und Im Fokus: erk An en ken durch rleb E - gep S en s räg elbst damit in die Familien und die Politik zu wirken. Das nicht zu unterschätzender Suchtgefahr bewegt sich t si ü nd - . s i.ver un 20 Institut und einige seiner Forschungsprojekte wer- das Binge Watching, wie Sabine Steins-Löber und den in diesem Heft vorgestellt, außerdem Studien Theresia Reiter aufzeigen: Fernsehserien werden, Von Martin Beyer Familie und Gemeinschaft aus den Fächern Soziologie und Psychologie. da sie jederzeit verfügbar sind, am Stück konsu- miert, bis die letzte Folge erreicht ist. Theresa Fehn und Astrid Schütz fragen sich, ob wir immer nar- zistischer agieren und wie man das testet. In den Wie die (neue) Vielfalt des Lebens erforscht wird USA breiten sich sogenannte Megakirchen aus, die aus dem Gottesdienst ein Event machen und vor allem auch junge Menschen anziehen. Verwunder- Wussten Sie, dass wir in einer VUCA-Zeit leben? VUCA steht für erhebliche Schwankungen lich, finden Thomas Kern und Insa Pruisken, denn (volatility), Ungewissheit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (am- eine soziologische These besagt, dass die Religiosi- biguity). Demnach ist also alles im Wandel: wie wir zusammenleben, wie wir arbeiten, wie tät in einer Gesellschaft abnimmt, je moderner sie wir konsumieren. Aber wie lassen sich da noch fundierte Aussagen treffen über die Zukunft wird. Auch Männer sind in der Lage, zu saugen und von Familien, von Gemeinschaften? Die Wissenschaft, insbesondere die sozialwissenschaft- den Abwasch zu erledigen: Wie sich ältere Paare liche Familienforschung, steht hier vor großen Aufgaben und ihre Bedeutung ist immens: ihren Alltag organisieren, vor allem, wenn es bei Denn Familien und vor allem die Politik benötigen fundierte Daten und Informationen. Daher Der Gang durchs Heft dem Partner zu körperlichen Beeinträchtigungen richtet uni.vers in dieser Ausgabe den Fokus auf die Erforschung der (neuen) Vielfalt unserer Den Auftakt macht Regina Neumann mit ihrem kommt, untersucht abschließend Florian Schulz. Lebensmodelle. Artikel über die Notwendigkeit, in der Familien- forschung die konkreten Bedürfnisse der Betrof- fenen, also vor allem der Eltern zu erfassen. Wie Wie organisieren Alles zerfasert, fragmentiert? Zu kleinteilig, um gesi- soziale Netzwerke, etwa das Eingebundensein in ein ältere Paare ihren Alltag? V C cherte Aussagen zu treffen? Sicher, es gibt sie, diese bestimmtes berufliches Umfeld, die Entscheidung U A neue Vielfalt: Patchworkfamilien, gleichgeschlecht- liche Ehen, die neuen Möglichkeiten der Repro- beeinflusst, Kinder zu bekommen, zeigt Henriette Engelhardt-Wölfler; Birgit Mayer-Lewis geht auf Tagaus, tagein Tagau s, tag ein duktionsmedizin, ein anderes Konsumverhalten in den Zusammenhang moderner Reproduktionsme- Von Flor ian Sch ulz einer sich digitalisierenden Welt, das Vermessen dizin und den Wandel von Familienmodellen ein. des eigenen Lebens mithilfe von Apps. Helikopter- Hat die ‚klassische‘ Kernfamilie mit Vater, Mutter Eltern schweben schützend über ihren Kindern, und zwei Kindern ausgedient? Katharina Kluczniok Wie ält ere Pa are sic Wie teil h ihren lang en sich Alltag kau von gro m unters ältere Paare organis uch die ieren und gle ßer Wichtig t. Dabei Arbeit im oder man versteht sich lieber als Tiger-Mama oder beschreibt, wie sich Kindertageseinrichtungen von ist Alltag les For ichzeitig – keit, da ma der Blick auf scherte auc n dav auf älte ? Diese Fra am hat h im höh on aus re Me ge Der sich übe eren Alte gehen kan nschen wurde in r drei r– n, das und ins der besond Forschung Ruhesta Mit nd ist Jahre gesünder s Me nschen der steigen nicht hinwe und pro ere auf bis- g inte heu nsiv mit duktiver sin te länger Paare imm den selten er bes Lebens ein Un seren der Akt ionsrad medizinisch erw ruh estand. die sen Asp d. Ein inte leben Tiger-Papa und lebt eine neue Strenge – wer vermag artung rnation Verwahrungs- zu Erziehungsanstalten gewandelt über und änderu ekten das Alte ius im Alte en Versorg einer nge beschä a- daher rn in r gro ung für dies n über ftigt. die „sp mo ß. Die bleibt e längere bare ätere dernen Forsch doch Lebens Zeiträu Zeit por Pha Gesells ung das phase me befa in viel traitier se des Leb chaften Projekt an der Un noc erlei t, ens“ iversitä h in den sst, steh Hinsich in der die als hat The late Startlöc t ehrena t produk älteren eine frucht- in olde divide. t Bam berg sowie mtliche n Täti tiv Erwach hervorg r cou ples hat Gender initiier hern, gkeiten sind, zum senen bereits and the te in alle ebrach division DFG- es hier noch, Aussagen über ‚die Familie‘ oder gar: beit. n For , im Beispie t. erste of labo Die Bef Bereich zentral haben: Welchen Einfluss haben sie heute auf den men l in r hier unde unbeza der Pfle Aufteil e Erg stärker deu hlter ung ebnisse involvie ten darauf Hausha ge bei bekann te ges rt sind hin, ltsar- m Üb der Hausa der Arb dass ergang rbe chle als eitsteilu chtsspezifis Männer Frauen Für Doppelv in den it wie org ng auc che und gten erdiene Ruhest anisiere h im Un som it in For scher rpa and Die verl Alter terschie zeigen, are konnten 40 uni.v n älte de in Rente aufsori re fortdau ging, dass ers entierte Paare gen ern. dem mehr die die beteili- Aber Ren Hausarb Person, ‚die Gesellschaft‘ zu treffen? Forsch au ihre die wei teneintritt, Werdegang junger Menschen? ung, n eit übe die zue die sich Alltag? terhin währen rnahm rst mit Ver aufwan arb d die - wel dte. Die eitete, wen andere als vor cher ser Bef iger Zei Person der beid und t für en Par gilt Hausarb , tner zue unabhängi eit rst in g dav Rente on, ging, die 6 uni.vers uni.vers 7
25 Jahre Staatsinstitut für Familienforschung 25 Jahre Staatsinstitut für Familienforschung 25 Jahre Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg Forschung, so vielfältig wie das Familienleben selbst „Können Sie mir etwas über meinen Nachnamen erzählen, betreiben Sie Ahnenforschung?“ Weitere Infos unter Solche und ähnliche Nachfragen gab es viele in der Anfangszeit des ifb, als es 1994 von Mün- www.ifb.bayern.de chen nach Bamberg zog und an die Universität angebunden wurde. Darüber, was Familien- forschung eigentlich ist, bestand nicht nur in der Öffentlichkeit zunächst einiger Aufklärungs- bedarf, sondern auch auf politischer Ebene und bei den Familienverbänden. 25 Jahre später hat sich das Institut fest etabliert und ist aus der deutschen Forschungslandschaft nicht mehr wegzudenken, wenn es um Fragen zur Familie geht. Familienberichterstattung: Wie verändern sich Lebensformen von Familien und deren öko- In Deutschland ist das Staatsinstitut für Familienfor- vorgeburtlichen Familienphase bis zur Lebenssitua- nomische und soziale Verhältnisse? schung an der Universität Bamberg (ifb) das einzige tion im Alter, von der Kinderlosigkeit bis zu großen sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut, das sich Familien, von den verschiedenen Lebensformen der Familienbildung: Wie kann die Eltern- und ausschließlich der Familie widmet. Die Forschungs- Familie bis zu den unterschiedlichen Mustern des Familienbildung alle Eltern erreichen und sie projekte des ifb sind so vielfältig wie das Familien- Zusammenlebens. Hier ein Überblick über kon- bei der Umsetzung ihrer Erziehungsaufgaben leben und die Familien selbst: Sie reichen von der krete Forschungsfragen: präventiv unterstützen? Familiengründung: Wie gestaltet sich die Drei Bereiche: Lebenssituation von Frauen und Männern mit Grundlagenforschung, angewandte unerfülltem Kinderwunsch und von Familien, Forschung und Politikberatung die sich durch reproduktionsmedizinische Die Aufgabenbereiche des ifb sind thematisch viel- Unterstützung gegründet haben? fältig, es lassen sich die drei Bereiche Grundlagen- Vielfalt und Dynamik von Familie: Wie leben forschung, angewandte Forschung und Politikbera- Familien, in denen die biogenetische, recht- tung unterscheiden. Die Grundlagenforschung am ifb liche und soziale Elternschaft bei unterschied- liefert neue Erkenntnisse über die Entwicklungen lichen Personen liegen, etwa bei Regenbogen- und Strukturen von Familien und trägt dazu bei, familien oder Stieffamilien? Wie und warum den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu erweitern verändert sich die Aufteilung von Erwerbstä- und zu aktualisieren. Dazu gehört die Überprüfung tigkeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung in und Weiterentwicklung von Theorien, empirischen Paaren, zum Beispiel wenn sie Eltern oder Methoden und Erhebungsinstrumenten. Darü- Großeltern werden? ber hinaus bietet sie eine breite Wissensgrundlage für Projekte der angewandten Forschung und den Bereich der Politikberatung. 8 uni.vers uni.vers 9
25 Jahre Staatsinstitut für Familienforschung 25 Jahre Staatsinstitut für Familienforschung Fakten, Fakten, Fakten Veröffentlichungen Eng verzahnt mit der Grundlagenforschung Als (Mit-)Autoren und/oder (Mit-)Herausgeber bearbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Das ifb wurde 1994 als wissenschaftlich unab- haben die Angehörigen des Instituts bisher 62 im Bereich der angewandten Forschung Aufträge hängiges Institut gegründet. Es ist sowohl eine Monographien, Sammelbände/Reader, Sonderhefte mit hohem Praxisbezug. Darunter fallen Projekte nachgeordnete Behörde des Bayerischen Staats- in verschiedenen Verlagen veröffentlicht. Die Mit- der wissenschaftlichen Begleitforschung und die ministeriums für Familie, Arbeit und Soziales arbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts Evaluation von Modellprojekten. In diesem Zusam- als auch ein An-Institut der Universität publizieren zum Teil unter Verwen- menhang werden Ergebnisse der Grundlagenfor- Bamberg. Seit Gründung des Instituts dung der erzielten institutseigenen schung für die Praxis aufbereitet: Leitfäden, Hand- wurden Drittmittel in der Höhe von Forschungsergebnisse in diversen reichungen und Broschüren, die das ifb im Rahmen 2,3 Mio. Euro eingeworben. Fachzeitschriften und Sammel- solcher Projekte erstellt, liefern wichtige Impulse bänden. Die Liste solcher Publi- für die Fachpraxis ebenso wie für die Durchführung Tagungen und Kongresse kationen umfasst im Zeitraum von Fachveranstaltungen. Das ifb hat im Laufe der ver- von 1994 bis 2018 circa 500 Titel. Angesichts des raschen gesellschaftlichen gangenen 25 Jahre rund 62 Über die Ergebnisse der abge- Wandels benötigen Entscheidungsträgerinnen und Kongresse, Fachtagungen, Sym- schlossenen Projekte berichtet Entscheidungsträger sowie Interessenvertretungen, posien, Workshops und Weiter- das Institut ferner seit der Auf- vor allem politisch Verantwortliche und Familien- bildungsseminare (mit-)organisiert bauphase in seinen institutseige- verbände, verlässliche und aktuelle Informationen und unter Beteiligung von Wissen- nen Veröffentlichungsreihen ifb- über Familien. Die Erkenntnisse der familienwis- schaftlerinnen und Wissenschaftlern, Forschungsberichte und ifb-Materialien. senschaftlichen Forschung sind daher eine wichtige Familienpolitikerinnen und Familienpo- Bisher sind 129 dieser Publikationen Grundlage für gesellschaftspolitische Diskussionen litikern und Vertretern von Interessenverbän- erschienen. und Entscheidungen mit familienpolitischer Trag- den sowie diversenAUSTAUSCH WISSENSCHAFTLICHER Fachgruppen durchgeführt. weite. Deshalb ist die Politikberatung zum Thema Das ifb als Arbeitgeber Familie die dritte Aufgabe des ifb. Stellungnahmen Von 1994 bis 2018 waren insgesamt 67 wissen- und Gutachten zu Fragen der Familienentwicklung schaftliche Mitarbeiter am Institut beschäftigt – oder der Lebenssituation von Familien für das Baye- davon 23 rein aus Drittmittelprojekten finanziert. In rische Staatsministerium für Familie, Arbeit und dieser Zeit waren circa 200 studentische Hilfskräfte Soziales sind dabei ein wichtiger Arbeitsbereich. und Praktikantinnen und Praktikanten am ifb tätig. Darüber hinaus organisiert das ifb familienpoli- Das ifb leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur tische Foren und Initiativen, fertigt Expertisen an praxisbezogenen Ausbildung der Studierenden an und stellt Informationen für verschiedene Akteure der Universität Bamberg. bereit; dies sind auf Bundes-, Landes-, Kommunal- und Verbandsebene beispielsweise Ministerien, Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg eine Fachtagung, die am 5. September 2018 im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg stattfand. Verbände, kommunale Stellen, Arbeitskreise und Der Fachtag wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Gremien. Soziales gefördert, so dass insgesamt 110 Fachkräfte kostenfrei an der Ver- Neben diesen Aufgabenbe- anstaltung teilnehmen konnten. Unter den Teilnehmenden waren Fachkräfte aus 25 Years of the State Institute for Family Research Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen, aus der Adoptionsvermittlung, reichen ist das ifb Träger der Zeit- aus Jugendämtern, aus der Reproduktionsmedizin und aus der Forschung so- at the University of Bamberg wie Vertreterinnen und Vertreter kirchlicher und freier Verbände, der Regierung schrift für Familienforschung – Jour- und der Presse. Als besonderes Highlight wurde der Fachtag von der Graphic Recorderin Sandra Bach begleitet, so dass die gesprochenen Inhalte der Vorträ- Research as varied as family life itself nal of Family Research (ZfF/JFR), ge, Diskussionen und Workshops auch bildhaft sichtbar wurden. der führenden wissenschaftlichen In the early days – after the ifb’s move from Munich to its current home at the University of Bamberg – Am Vormittag wurden zunächst die wissenschaftlichen Ergebnisse aus dem Pro- Zeitschrift für Familienforschung jekt Evaluation der psychosozialen Kinderwunschberatung vorgestellt. In einem it was still common to hear questions like “Could you tell me something about my surname?” or “Are dreiteiligen Plenumsvortrag präsentierten Dr. Birgit Mayer-Lewis (ifb), Dr. Petra in den Sozial- und Humanwis- Thorn (Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Kinderwunschberatung BKiD) you genealogists?” There was clearly a need for some clarification on the true nature of family research, und Prof. Dr. Tewes Wischmann (Institut für medizinische Psychologie am Univer- senschaften für Deutschland und sitätsklinikum Heidelberg) zentrale Projektergebnisse. Dabei wurden die Empfeh- not only for the general public, but also at the policy-making and family association levels. And now, lungen der reproduktionsmedizinischen Fachkräfte für die Implementierung einer Europa. Sie erscheint dreimal pro flächendeckenden psychosozialen Kinderwunschberatung sowie die Erfahrun- 25 years later, the institute is so integral to family-related issues that it’s impossible to imagine the Jahr und seit 2019 nur noch in gen der Beratungsfachkräfte und der Ratsuchenden vorgestellt. Es wurde nicht German research landscape without it. nur deutlich, wer zu welchen Themen eine Kinderwunschberatung aufsucht und englischer Sprache. Harald Rost, stellvertretender Leiter des ifb 78 Jahresbericht 2018 10 uni.vers uni.vers 11
Familien: fragen Familien: fragen Säuglingspflegekurs, Babymassage und Krabbelgruppe In den letzten Jahren ist es für viele Eltern selbst- verständlich geworden, sich Rat zu holen und Ange- bote der Eltern- und Familienbildung zu nutzen – vor allem in der Zeit rund um die Geburt wie beim Säuglingspflegekurs, der Baby-Massage oder der Krabbelgruppe. Dies belegt die dritte große Eltern- Von Regina Neumann Familien: fragen befragung des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb). Der Anteil der Eltern, die solche Angebote regelmäßig nutzen, ist Angebote der Familienbildung ... ... sind präventiv und richten sich an alle Eltern und andere Erziehungsberechtigte. deutlich gestiegen: Bei den Müttern hat sich dieser ... informieren ohne zu belehren. Anteil seit 2002 verdreifacht (42 Prozent) und bei ... fördern Erziehungskompetenzen den Vätern verdoppelt (21 Prozent). Diese kennen ohne zu bevormunden. und nutzen die Möglichkeiten der Familienbildung ... unterstützen und entlasten Eltern. allerdings insgesamt deutlich seltener als Mütter. ... bringen Familien mit Ein Teil der Eltern – 23 Prozent der Väter und anderen Familien in Kontakt. 4 Prozent der Mütter – hat von Angeboten zu Fami- ... sind zugeschnitten auf lienfragen noch nichts gehört, darin hat sich auch vielfältige Bedürfnisse und Interessen. über die Jahre nur wenig geändert. Jedoch gibt über ... sind so vielfältig wie die Hälfte dieser Gruppe an, sich regelmäßig Infor- das Familienleben! mationen zu Familien- und Erziehungsfragen zu wünschen. Diesen Personenkreis scheint die Fami- lienbildung also noch nicht mit passenden Angebo- ten und Informationen zu erreichen. die Einschätzungen des Bedarfs durch Fachkräfte Elternbefragungen geben Auskunft der Jugendhilfe ergänzen, und nach wie vor ist die „Nothing About Us Without Us“ über das moderne Familienleben Die Angebote sollen aber grundsätzlich alle Eltern ifb-Elternbefragung eine der wenigen Studien im deutschsprachigen Raum, welche die Perspektive ansprechen. Dabei müssen sie – laut Sozialgesetzge- der Eltern regelmäßig zum Forschungsgegenstand Das Familienleben bringt unzählige Glücksmomente mit sich – und gleichzeitig immer wie- bung – auch die verschiedenen Lebenssituationen, macht und Veränderungen bei den Bedürfnissen der neue Herausforderungen, Unsicherheiten und Fragen. Wie trägt man ein Baby richtig? Erfahrungen und Interessen der Familien selbst und im Nutzungsverhalten aufzeigt. Wie bleibe ich bei Trotzanfällen gelassen? Ab welchem Alter ist ein Smartphone okay? Wie berücksichtigen. Im Sinne eines wichtigen Prinzips Beim Vergleich der drei bisher durchgeführten überstehen Eltern und Jugendliche die Pubertät? Die Angebote der Eltern- und Familienbil- der sozialen Arbeit Nothing About Us Without Us – Erhebungen wird deutlich: Auch bei der Suche nach dung geben Antworten auf Familienfragen – damit diese allerdings auf die Bedürfnisse der ohne uns nichts über uns – ist es naheliegend, die Informationen zu Erziehungsfragen spielen digitale Adressatinnen und Adressaten zugeschnitten sind, ist es von Bedeutung, die Familien regel- Adressatinnen und Adressaten selbst nach ihren Medien heute eine deutlich wichtigere Rolle. Fragt mäßig selbst zu (be-)fragen. Bedürfnissen zu befragen. Die Ergebnisse sollen man die Eltern, in welchem Medium sie am ehesten nach Informationen zu Familien- und Erziehungs- Wenn Mütter und Väter über Erziehungs- und Fami- dungsstätten, Familienzentren, Kitas und Schulen themen suchen, steht das Internet an erster Stelle. lienthemen sprechen wollen, dann ist der Partner tätig und stammen häufig aus den Fachbereichen 75 Prozent der Befragten geben an, bei Erziehungs- oder die Partnerin die häufigste Anlaufstelle für Sozialpädagogik, Psychologie, Erwachsenenbildung, fragen heute auf jeden Fall oder eher das Internet Rat oder Unterstützung. Auch im Freundes- und Bildungs- und Erziehungswissenschaften. Und weil zu Rate zu ziehen, im Jahr 2002 waren dies nur 44 Bekanntenkreis sowie in der Verwandtschaft finden die Fragen so vielfältig sind wie das Familienleben, Prozent der Eltern, siehe Grafik. Um an Informa- sich von Eltern geschätzte Ansprechpersonen. sind auch Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich tionen zu gelangen, geht der Weg mit Abstand am Für Familien- und Erziehungsfragen gibt es wie der Kinderheilkunde und der Geburtshilfe wich- häufigsten über Suchmaschinen. Webseiten öffent- aber auch die Profis: Familienbildnerinnen und tige Ansprechpersonen für werdende Eltern, Mütter licher Stellen, Online-Angebote von Zeitschriften, Familienbildner. Diese sind die beispielsweise in und Väter. Diskussionsforen oder soziale Netzwerke sind Beratungsstellen, Volkshochschulen, Familienbil- ebenso von Bedeutung. Bei der Präferenz für das 12 uni.vers uni.vers 13
Familien: fragen Familien: fragen Medium Internet gibt es große Altersunterschiede dahingehend, dass jüngere Mütter und Väter durch- weg internetaffiner sind als ältere Jahrgänge. Digi- tale Angebote werden in Zukunft also an Bedeutung gewinnen. Über die ifb-Studie Nach 2002 und 2006 hat das Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg im Jahr 2015 zum dritten Mal Mütter und Väter befragt, welchen Informations- Welche Themen und Angebote sind wichtig? bedarf sie in ihrem Familien- Unabhängig vom Nutzungsverhalten wurden alle alltag haben, welche Informati- Eltern gefragt, zu welchen Themenbereichen die Literaturempfehlung onsstrategien sie einsetzen und Familienbildung unbedingt Angebote machen oder welche Angebote der Eltern- ausbauen sollte. Themen, zu denen sich jeweils Regina Neumann, Adelheid Smolka: Familien- und Familienbildung sie nutzen. bildung aus Sicht bayerischer Mütter und Väter. Im Auftrag des Baye- mehr als die Hälfte der Befragten mehr Angebote Ergebnisse der dritten ifb-Elternbefragung zur Fami- wünschen, waren in dieser Reihenfolge: der Umgang rischen Staatsministeriums für lienbildung. Bamberg: Staatsinstitut für Familienfor- „In welchem Medium suchen Sie, wenn Sie spezielle Informationen mit Medien, Jugendliche und Pubertät, Erziehung, Familie, Arbeit und Soziales schung an der Universität Bamberg 2016. zu Familien- und Erziehungsfragen benötigen?“ – Angaben zum Schule, Gesundheit und Ernährung, Zusammen- wurden rund 1.200 Eltern aus Medium Internet, Vergleich der drei Erhebungen (in %) Download: www.ifb.bayern.de/imperia/md/content/ leben in der Familie sowie spezielle Angebote für ganz Bayern (67 Prozent Müt- stmas/ifb/materialien/mat_2016_3.pdf Quelle: ifb-Elternbefragung zur Familienbildung 2015, 2006 und 2002 Väter; letzterer Wunsch war bei den Müttern etwas ter, 33 Prozent Väter) mittels ausgeprägter als bei den Vätern selbst. Marina Rupp, Melanie Mengel, Adelheid einer repräsentativen Stichpro- Bei den Veranstaltungsformen werden am Smolka: Handbuch zur Familienbildung im Rahmen benziehung aus Festnetz- und meisten Vorträge (50 Prozent), offene Treffs (33 der Kinder- und Jugendhilfe in Bayern. Bamberg: Mobilfunknummern ausgewählt und telefonisch Staatsinstitut für Familienforschung an der Universi- befragt. Prozent) und Eltern-Kind-Gruppen (28 Prozent) tät Bamberg 2010. bevorzugt. Im Gegensatz dazu favorisiert ein etwas Ein Vergleich mit der Grundgesamtheit – geringerer Anteil Eltern-Gruppen (20 Prozent) und Familien mit minderjährigen Kindern in Bayern mehrteilige Kurse (18 Prozent). Die Beliebtheit für – zeigt, dass die Stichprobe eine zuverlässige unterschiedliche Veranstaltungsformen variiert bei Datenbasis für verschiedene Gruppen von Eltern verschiedenen Zielgruppen: Für Väter erscheinen darstellt. So sind beispielweise Vergleiche zwi- offene Treffs, die als besonders niederschwellig gel- schen Müttern und Vätern, Alleinerziehenden ten, sehr attraktiv. Alleinerziehende im Vergleich und Zwei-Eltern-Familien sowie unterschiedlichen zu Paarfamilien bevorzugen ebenso offene Treffs Altersgruppen von Müttern, Vätern und Kindern und Eltern-Gruppen – beides Formate, bei denen gut möglich. der Austausch mit anderen Eltern im Vordergrund steht. Während Eltern in einer frühen Familien- Trotz dieses Trends bleiben auch Printmedien phase Gruppenangebote und offene Treffs vorzie- beliebte Informationsquellen. Wie alle medialen hen, sind für Eltern mit älteren Kindern wiederum Questioning Families on Family Matters Familienbildungsangebote bieten sie die Möglich- Vorträge attraktiver. Parent surveys provide a window into modern family life keit, sich anonym, leicht zugänglich und unabhän- Um diese Vielfalt an Wünschen und Präfe- gig von Zeit und Ort zu informieren. Für mehr als renzen zu realisieren, sind der zielgruppenspezi- Family life is the source of countless moments of happiness – and also ever-changing challenges, un- die Hälfte der Eltern sind Ratgeber in Buchform fische Zuschnitt der Themen und Formate, aber certainties and questions. What’s the right way to hold a baby? How do I keep my composure during oder gedruckte Broschüren von Einrichtungen und auch Veranstaltungsorte und Zugänge der famili- a tantrum? What’s the appropriate age for a smartphone? How do parents and adolescents survive Behörden gut geeignete Informationsquellen. Ein enbildenden Angebote besonders wichtig. Die wich- puberty? Parental and family education can provide answers, but in order to ensure that they are tailored kleinerer Teil der Befragten würde bei Bedarf zu tigsten Ergebnisse der Elternbefragung lassen sich to the needs of the parents in question, it’s important to regularly consult with families. Elternbriefen oder gedruckten Eltern- beziehungs- anhand von drei Begriffen zusammenfassen: selbst- weise Familienzeitschriften greifen. verständlich, digital und vielfältig. 14 uni.vers uni.vers 15
Ist Kinderkriegen ansteckend? Ist Kinderkriegen ansteckend? Prozesse der sozialen Ansteckung Freunde, Geschwister, Cousins und Cousinen vor- rangig emotionale Unterstützung leisten. Soziales Lernen bezeichnet einen Prozess, bei dem eine Person von Interaktionspartnern neue Informationen erhält und dadurch ihre Wahrneh- Im sozialen Netzwerk mung relevanter Aspekte der Fertilitätsentschei- beeinflussen verschiedene dung verändert. Dieser Mechanismus sollte insbe- Faktoren und soziale sondere in Situationen wirksam sein, in denen die Der Begriff der Ansteckung wird in der Literatur Ist Kinderkriegen ansteckend? Mechanismen den eigenen interagierenden Personen ähnliche Kontexte, zum nicht einheitlich verwendet; wir sprechen allgemein Kinderwunsch. Beispiel einen Arbeitgeber, teilen. Im Unterschied von sozialer „Ansteckung“, wenn sich die Fertili- dazu bezeichnet sozialer Druck die Provokation von tätsentscheidungen von Interaktionspartnerinnen Handlungen durch Sanktionen oder Belohnungen. gegenseitig beeinflussen. In qualitativen Arbeiten Einen solchen Druck können etwa Eltern ausü- finden sich zahlreiche Hinweise für die Bedeutung ben, die den Wunsch nach Enkelkindern äußern. sozialer Kontakte in unterschiedlichen Interaktions- Schließlich wird auch die soziale Ansteckung durch bereichen – Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen veränderte soziale Normen betont, welche sich mit und Nachbarn – für Fertilitätsentscheidungen. Ziel Von Henriette Engelhardt-Wölfler einem zunehmenden Anteil Eltern im sozialen eines Forschungsprojekts an der Universität Bam- Wie sich soziale Netzwerke Netzwerk einstellen können. Diese vier Mechanis- berg ist es zu untersuchen, ob die Fertilität in der men können den Kinderwunsch selbst oder das Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz tat- auf die Fertilität von Individuen auswirken Timing von Geburten verändern. sächlich „ansteckend“ ist. Schon wieder ist eine Kollegin schwanger, der eigene Bruder ist gerade Vater geworden. Und im Freundeskreis gibt es kaum noch kinderlose Paare! Soziale Kontakte und Netzwerke kön- nen die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, stark prägen. Aber wie stark genau sind sol- Ansteckung durch Kollegen Um die ansteckenden Wirkung von Geburten am nissen von Kolleginnen erhöht. Die Analyse zeigte che Ansteckungseffekte? Mehrere Studien am Staatsinstitut für Familienforschung (ifb) und Arbeitsplatz empirisch überprüfen zu können, sind einen deutlichen Ansteckungseffekt im Jahr nach an der Professur für Demografie an der Universität Bamberg sind dieser Frage nachgegangen umfangreiche und detaillierte Daten erforderlich. einem Geburtsereignis einer Kollegin. In diesem und haben unterschiedliche Netzwerke wie Familie und Arbeitsplatz untersucht – und dabei Die Analyse erfordert zum einen, dass die gesamte Zeitraum war die Neigung, zum ersten Mal schwan- sogar netzwerkübergreifende Effekte festgestellt. Belegschaft eines Betriebs beobachtet wird, um das ger zu werden, nahezu doppelt so hoch. Auch im vollständige Netzwerk des Arbeitsplatzes berück- zweiten Jahr fanden sich noch Hinweise auf einen Welche Bedeutung haben soziale Kontakte für die lungsländern. Im Unterschied dazu beschäftigen sichtigen zu können. Zum anderen müssen Infor- Ansteckungseffekt, wenn auch auf einem deutlich Entscheidung, ob und wann ein Kind gezeugt wird? sich aktuellere Beiträge aus Ländern, in denen Kon- mationen zu Geburten mindestens auf Monatsba- geringerem Niveau. Das Hauptergebnis dieser Stu- Diese Frage geht zurück auf die Arbeit The Decline trazeptiva flächendeckend verfügbar sind, weniger sis vorliegen, um diese Ereignisse zeitlich genau die ist somit die empirische Identifikation eines of Fertility in Europe (Der Rückgang der Fertilität in mit der Verhinderung als vielmehr der Realisation identifizieren zu können. Der einzige Datensatz in Ansteckungseffekts von Fertilität im Kontext des Europa) von Ansley Johnson Coale und Susan Cotts von Geburten. Deutschland, der eine solche Analyse ermöglicht, ist Arbeitsplatzes in Deutschland. Watkins von 1986, die den Geburtenrückgang in Hauptsächlich werden vier verschiedene der Linked Employer-Employee-Datensatz (LIAB) des modernen Gesellschaften untersuchten. Hier findet Mechanismen diskutiert, die den Zusammenhang Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sich erstmals die Idee, dass soziale Interaktion die zwischen sozialer Interaktion und fertilem Verhal- (IAB). Dieser Datensatz verknüpft Befragungsdaten Ursache für regional variierende Fertilitätsniveaus ten vermitteln können: soziale Unterstützung, sozi- des IAB-Betriebspanels mit prozessgenerierten sein könnte. Seitdem haben zahlreiche Arbeiten den ales Lernen, sozialer Druck und soziale Ansteckung. Daten der Bundesagentur für Arbeit. Einfluss sozialer Interaktion auf fertiles Verhalten Unter sozialer Unterstützung versteht man die Mög- Zur Identifizierung von potentiellen Anste- untersucht. Anfangs konzentrierte sich diese For- lichkeit, finanzielle, instrumentelle und/oder emo- ckungseffekten haben die Bamberger Wissenschaft- schung hauptsächlich auf die Rolle sozialer Inter- tionale Unterstützung zu erhalten. Ein Beispiel lerinnen und Wissenschaftler mit monatsgenauen aktion bei der Verbreitung von Kontrazeptiva, also ist die Kinderbetreuung, bei der insbesondere die Daten des LIAB überprüft, ob sich die Wahrschein- Methoden zur Empfängnisverhütung, in Entwick- Eltern instrumentelle Hilfe erhalten, wohingegen lichkeit, schwanger zu werden, nach Geburtsereig- 16 uni.vers uni.vers 17
Ist Kinderkriegen ansteckend? Ist Kinderkriegen ansteckend? Ansteckung durch Kollegen in Abhängigkeit von dem Zeitpunkt der Geburt Ansteckung durch Ausstrahlungseffekte über Netzwerke hinweg In einer weiteren Studie zeigten Bamberger For- Ausstrahlungseffekte von Fertilität von Arbeitskollegen und Geschwistern schende mit einem innovativen Forschungsdesign, dass die soziale Ansteckung von Fertilität über verschiedenen Netzwerke hinweg vonstatten geht. Mit Hilfe von Daten aus dem System of Social Sta- tistical Datasets (SSD) von Statistics Netherlands Modell 1 kontrolliert für die Prozesszeit und individuelle Merkmale; identifizierten wir zwei Netzwerke – das Netzwerk Modell 2 zusätzlich für gemeinsame Einflüsse und Modell 3 für der Geschwister in der Familie und das Netzwerk zufällige Effekte auf betrieblicher Ebene. der Kollegen am Arbeitsplatz – um den Einfluss von Netzwerkpartnern auf individuelle Fruchtbar- keitsentscheidungen zu untersuchen. Um die Aus- wirkungen von Kollegen auf die eigene Fertilität zu schätzen, haben die Wissenschaftlerinnen und Ansteckung durch Geschwister Ehe und Elternschaft auswirken. Die Ergebnisse zei- Wissenschaftler Informationen über die Fertili- Anhand von Paneldaten aus dem deutschen Sozi- gen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein eigenes Kind tät von Geschwistern von Kollegen als Instrument ökonomischen Panel untersuchten die Bamberger zu bekommen, im Jahr nachdem ein Geschwister verwendet. Umgekehrt haben sie die Fruchtbarkeit Familienforscher Zafer Büyükkeçeci und Thomas ein Kind bekommen hat, deutlich erhöht ist. Ebenso der Geschwisterkollegen als Instrument genutzt, Leopold, ob die Übergänge von Geschwistern in Ehe steigt die Wahrscheinlichkeit, zu heiraten, im ersten um direkte Geschwisterwirkungen zu identifizie- und Elternschaft die Chance eines Individuums auf Jahr nach der Heirat eines Geschwisters an. Zafer ren, wie in der Abbildung dargestellt. Dieses Vorge- Heirat und Geburt von Kindern beeinflussen. Mit Büyükkeçeci und Thomas Leopold fanden auch hen ermöglicht es, Effekte der sozialen Interaktion Panel A: Effekte der Fertilität von Geschwistern von Kollegen auf die eigene Fertilität. einem simultanen Gleichungsmodell wurden die Hinweise auf weitere soziale Interaktionseffekte: So von möglichen Kontext- und Selektionseffekten zu Panel B: Effekte der Fertilität von Kollegen von Geschwistern auf die eigenen Fertilität. Übergänge zu Elternschaft und Ehe gemeinsam stieg die Wahrscheinlichkeit an zu heiraten, nach- trennen. geschätzt. Dieses Vorgehen ermöglicht die explizite dem ein Geschwister ein Kind bekommen hat; und Berücksichtigung von Korrelationen zwischen nicht vor allem dann, wenn dieses Geschwister zudem Literaturempfehlung beobachteten individuellen Merkmalen, die sich auf selbst verheiratet war. Die Bamberger Analysen zeigen, dass die Fer- Zafer Büyükkeçeci, Thomas Leopold: Sibling Influence on Family Formation: A tilität von Kolleginnen und Kollegen sowie Geschwi- Study of Social Interaction Effects on Marriage and Fertility. Manuskript, Profes- Ähnlichkeit von Geschwistern in der Familiengründung sur für Demografie an der Universität Bamberg stern direkte Auswirkungen auf die Fertilität eines Individuums hat. Darüber hinaus konnten erstmals Zafer Büyükkeçeci, Thomas Leopold, Ruben I. Van Gaalen, Henriette Engelhardt: sogenannte Spillover-Effekte über Netzwerkgrenzen Family, Firms, and Fertility: A Study of Social Interaction Effects. Manuskript, Professur für Demografie an der Universität Bamberg hinweg nachgewiesen werden, was darauf hindeu- tet, dass sich Fertilitätseffekte durch soziale Bezie- Sebastian Pink, Thomas Leopold, Henriette Engelhardt: Fertility and social hungen nicht nur innerhalb, sondern auch zwischen interaction at the workplace: Does childbearing spread among colleagues? In: Advances in Life Course Research 21 (2014), S. 113–122. verschiedenen Interaktionsbereichen verstärken. Is Having Children Contagious? Social media’s impact on individual fertility Yet another pregnant colleague, your own brother recently became a father and couples without children have all but disappeared from your circle of friends! Social contacts can significantly affect the decision to have children. But how strong are these contagious effects really? Several studies conducted by the State Institute for Family Research (ifb) and the University of Bamberg’s Professorship of Demography have sought to answer this question by investigating a range of networks which include the family and the workplace – and they have even identified effects that are common across networks. 18 uni.vers uni.vers 19
Die neue Vielfalt? Die neue Vielfalt? Von Birgit Mayer-Lewis Die neue Vielfalt? Inanspruchnahme reproduktionsmedizinischer Assistenz Fortpflanzungsmedizinische Interventionsmög- lichkeiten stehen für die Familienplanung erst seit wenigen Jahrzehnten breitflächig zur Verfügung: zum einen als Schwangerschaftsverhütungsmittel seit der Einführung der Pille im Jahr 1961 und zum anderen als reproduktionsmedizinische Assistenz seit der ersten Geburt nach In-Vitro-Fertilisation im Über den Zusammenhang von Reproduktionsmedizin Jahr 1978 in England. Dabei erweitern die Angebote der Reproduktionsmedizin die Handlungsoptionen und modernen Familienmodellen von all jenen Frauen und Männern, • welche aufgrund organischer oder altersbedingter Fertilitätseinschränkungen eine Familiengrün- In Deutschland leben zunehmend mehr Familien, deren Kinder nach reproduktionsmedizi- dung ohne reproduktionsmedizinische Assistenz nischer Assistenz, etwa mit Hilfe einer sogenannten „künstlichen Befruchtung“, geboren wer- schlechtlich verheiratetes Elternpaar mit seinen bio- nicht umsetzen können, den. Die gesellschaftliche Diskussion zu dieser Dynamik drückt sich in Schlagzeilen wie zum genetisch verwandten Kindern in einem gemein- • welche in gleichgeschlechtlichen Beziehungen Beispiel Familienplanung ohne Grenzen, Wunschkind auf Bestellung oder Kinder haben ohne samen Haushalt lebt, sozialhistorisch betrachtet leben oder als Alleinstehende eine Familie grün- Liebe und Sex – das neueste Familienmodell aus. Dabei beinhalten solche Schlagzeilen die Vor- eher eine flüchtige Erscheinung des Golden Age den wollen. stellung, dass die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin zu einer Aufhebung traditioneller of Marriage der 1950er und 1960er Jahre darstellt. 2017 haben über 68.000 Frauen reprodukti- Wert- und Normvorstellungen beitragen. Stimmt das? Denn das Leben als Familie hat sich schon immer onsmedizinische Behandlungen in Deutschland in sehr vielfältig, in ihren Formationsstrukturen dyna- Anspruch genommen. Dabei hat sich die Anzahl misch und nicht allein am Merkmal der biogene- der reproduktionsmedizinischen Behandlungs- Was ist überhaupt eine Familie? Auch wenn eine tischen Verwandtschaft gestaltet. Unterschiede zyklen zwischen 1982 mit 742 und 2017 mit fast einheitliche Definition fehlt, wird nach allge- zwischen früher und heute liegen somit weniger im 110.000 Zyklen weit mehr als verhundertfacht. meinem Verständnis unter dem Begriff Familie die grundsätzlichen Vorhandensein vielfältiger familia- Neben den Behandlungen, die in Deutschland zuge- Lebensform als Eltern-Kind-Gemeinschaft verstan- lassen und durchgeführt werden, nehmen Frauen den. So bezeichnet die Definition des Mikrozensus und Männer aber auch reproduktionsmedizinische alle Eltern-Kind-Gemeinschaften als Familie, die Behandlungen im Ausland wahr. Das Aufsuchen mindestens aus einem Elternteil und einem ledigen einer Behandlung im Ausland kann unterschied- und selbst noch kinderlosen Kind im gemeinsamen liche Gründe haben, so etwa kostengünstigere Haushalt bestehen. Entlang dieser Definition wer- Behandlungen, die Inanspruchnahme von Verfah- den die Familienformen in Deutschland statistisch ren, die in Deutschland nicht erlaubt sind, wie die als Familien mit verheirateten Eltern (69 Prozent), Eizellspende, oder eine offenere Haltung gegen- mit Eltern in Lebensgemeinschaften (10 Prozent) über bestimmten Personengruppen, zum Beispiel und mit alleinerziehenden Elternteilen (20 Prozent) gisch-sozialer Doppelnatur, damit sind genetische gegenüber alleinstehenden Frauen oder gleichge- beschrieben. Da in der Darstellung der amtlichen Eltern gemeint, die mit ihren leiblichen Kindern schlechtlichen Paaren mit Kinderwunsch. Da nicht Statistik jedoch keine Differenzierung nach leib- leben und die alltägliche Fürsorge tragen, und über nur hierzu statistische Daten fehlen, sondern auch lichen und nicht bio-genetisch verwandten Kindern die Anzahl von Familien mit multiplen Formen der medizinische Inseminationsbehandlungen und – wie zum Beispiel bei Stief-, Adoptiv- und Pflege- Elternschaft gemacht werden. Der Begriff multiple Heiminseminationen nicht erfasst werden, muss kindern sowie bei Kindern nach Samen- oder Eizell- Elternschaft umfasst Eltern, bei denen die biolo- davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche spende – vorgenommen wird, enthalten diese Daten gische, genetische, soziale und rechtliche Beteili- Anzahl der Geburten mit reproduktionsmedizi- keine Erkenntnisse hinsichtlich der Dynamik und gung an der Familiengründung und am alltäglichen ler Lebensformen, sondern gründen vorwiegend in nischer Zeugungsgeschichte in Deutschland höher Geschichte der Familienformation. Familienleben nicht identisch sind. Bekannt ist hin- den sich wandelnden soziokulturellen, rechtlichen als die allein im deutschen IVF-Register erfassten So können aus dieser Statistik auch keine gegen, dass die häufig als traditionelle Kernfamilie und medizintechnischen Rahmenbedingungen hin- 3 Prozent ist. Die steigende Inanspruchnahme Angaben über die Anzahl der Familien mit biolo- bezeichnete Lebensform, in welcher ein gegenge- sichtlich der Familienentstehungsgeschichte. reproduktionsmedizinischer Assistenz hängt dabei 20 uni.vers uni.vers 21
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