FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at

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FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
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                           CORONA GABE
                          NDER AUS
                        SO

 FRAUENMONITOR 2021
 ARBEITERKAMMER OÖ
 Die Lage der Frauen
 in Oberösterreich

ooe.arbeiterkammer.at
FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
VORWORT

Elfriede Schober          Dr. Johann Kalliauer
AK-VIZEPRÄSIDENTIN        AK-PRÄSIDENT

 CORONA-SONDERAUSGABE
 DES FRAUENMONITORS:
 DIE LAGE HAT SICH WEITER ZUGESPITZT
Frauen sind von der Corona-Krise besonders stark betroffen: Die Lage der Frauen hat sich in den letzten Monaten
noch einmal zugespitzt und in vielen Lebensbereichen zum Teil dramatisch verschlechtert. Warum dies so ist und
was dagegen getan werden kann, können Sie in dieser Corona-Sonderausgabe des Frauenmonitors der Arbeiter­
kammer Oberösterreich lesen.

Am 8. März jährte sich der Weltfrauentag zum 110. Mal. Am 19. März 1911 gingen in Europa und in den USA eine
Million Frauen gleichzeitig auf die Straße, um für ihre Rechte und Gleichstellung zu demonstrieren. In Österreich
wurden unter Federführung der Arbeiterinnen-Bewegung unter anderem das Frauen-Wahlrecht und bessere Arbeits-
und Lebensbedingungen gefordert. Einige Ziele wurden erreicht, andere scheinen unverändert in weiter Ferne.
Heute mehr denn je!

Wo bleibt die Gleichstellung? Seit über einem Jahr fordert uns die Covid-19-Pandemie nun schon. Global ist kein
Stein auf dem anderen geblieben. Dramatisch ist, dass die Gleichstellung der Geschlechter angesichts der Pandemie
weltweit hintangestellt wird. Ein harter Verdrängungs­prozess am Arbeitsmarkt zu Lasten der Frauen zeichnet sich ab.
Das merken wir zum einen im direkten Kontakt mit unseren Mitgliedern, zum anderen aber auch an der Verteilung
der Corona-Unterstützungen. In Beratungsgesprächen berichten uns immer mehr Frauen, dass sie alleine aufgrund
der Tatsache, dass sie ein Kind bekommen könnten oder sie Mutter geworden sind, diskriminiert werden. Nach wie
vor wird Frauen für eine gleiche oder gleichwertige Arbeit deutlich weniger bezahlt als ihren männlichen Kollegen.
Die Ungleichbehandlung wird aber auch augenscheinlich, wenn man die Verwendung der staatlichen Corona-Hilfen
mit der Gender-Brille analysiert. Rund drei Viertel der eingesetzten Mittel gehen an Unternehmen. Arbeitnehmer/-
innen – und hier im Besonderen die Frauen – kommen viel zu kurz!

Die Krise betrifft die Menschen recht unterschiedlich und soziale Schwachstellen brechen – je länger die Krise
andauert – auf. Wenn einerseits die Lebenserhaltungskosten gleich hoch bleiben oder gar noch steigen und anderer-
seits das Einkommen aufgrund von Arbeitslosigkeit dramatisch absinkt, können in letzter Konsequenz die kleinsten
Rechnungen für die Lebenshaltung nicht mehr bezahlt werden. Je länger die Pandemie andauert, umso mehr und
umso stärker kristallisiert sich auch die stärkere Betroffenheit – im negativen Sinn – der Frauen heraus. Im Unter-
schied zu den Vorjahren geht es derzeit für die Frauen nicht schmerzhaft langsam nach oben, sondern teilweise
dramatisch nach unten.

Her mit dem Corona-Tausender! Vier von fünf Oberösterreicherinnen arbeiten in Dienstleistungsbranchen.
Die Mehrheit ist dabei in den systemrelevanten Berufen, allen voran in der Pflege und Betreuung, im Gesundheits­
wesen und im Lebensmittelhandel tätig. Es waren und sind Frauen, die unser Land während der zahlreichen
­Lockdowns am Laufen gehalten haben und an vorderster Front zum Teil unter widrigsten Umständen und unter
 großer Ansteckungsgefahr ihre Arbeit verrichtet haben. Zum Teil sind sie dabei auch über sich hinausgewachsen.

2        ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
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VORWORT

Die Corona-Krise hat die Schwachstellen in den Arbeitsbedingungen in vielen Dienstleistungsberufen ans Tageslicht
gespült. Hier gibt es aus unserer Sicht dringenden Handlungsbedarf, wenn es beispielsweise um den Personalschlüssel
in den Alten- und Pflegeheimen, in der institutionellen Kinderbetreuung, aber auch im Gesundheitswesen geht.
Schwierige Arbeitsbedingungen, gepaart mit schlechter Entlohnung, sind auch Merkmale, die den Lebensmittel­
handel kennzeichnen. Auf jeden Fall sind hier die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Einkommen zu
erhöhen. Die überwiegend weiblichen Beschäftigten in diesen Branchen haben sich den von der Arbeiterkammer
und Gewerkschaft geforderten Corona-Tausender mehr als verdient.

Ohne Frauen geht nichts! Zeitgleich mussten im Zuge der vielen Lockdowns viele Oberösterreicherinnen über
Nacht ihren Arbeitsplatz zu Hause einrichten und parallel dazu die Kinder im Home-Schooling beim Lernen unter-
stützen und anleiten. Nachdem aber auch die Kindergärten, Krabbelstuben und Horte nur eingeschränkt besucht
werden sollten, musste häufig auch zeitgleich die Kinderbetreuung sichergestellt werden – und das ohne tatkräftige
Unterstützung von Großeltern, Verwandten und Freunden/-innen. Soziale Kontakte waren und sind ja unverändert
auf ein Mindestmaß zu beschränken. Frauen leisten laut dem aktuellen Arbeitsklima Index in Österreich das Gros der
unbezahlten Care-Arbeit in den Familien. Vor diesem Hintergrund wird die Arbeitszeit von Frauen im Home-Office
in Zeiten der Krise vielfach auf Randzeiten – Zeiten, in denen die Kinder noch oder schon schlafen – in der Früh,
am Abend oder in die Nacht verlegt.

Dramatischer Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit. Die Oberösterreicherinnen arbeiten aber auch in einer großen
Zahl in Dienstleistungsbranchen, die von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in einer anderen Art und Weise
besonders hart betroffen waren und sind. Etwa in Kunst und Kultur, im Tourismus, im Gaststätten- und Beherber-
gungswesen. Viele dieser Frauen befinden sich unverändert in Kurzarbeit oder haben ihren Arbeitsplatz aufgrund der
Länge der Krise und der zahlreichen Lockdowns in diesen Branchen längst verloren. Der Anstieg der Langzeitarbeits-
losigkeit muss im Vorjahresvergleich als dramatisch bezeichnet werden. Hier gibt es dringenden politischen Hand-
lungsbedarf, konkrete Lösungsvorschläge von Seite der Arbeiterkammer liegen auf dem Tisch.

AK ist starke Partnerin in der Krise. Vor diesem Hintergrund haben die AK-Mitglieder ihre gesetzliche Interessen-
vertretung noch häufiger gebraucht. 2020 wurden rund 375.000 Anfragen von Beschäftigten bearbeitet. Die Band­
breite der Beratungsinhalte war und ist sehr groß. Sie reicht von Kurzarbeit, Existenzsicherung und Härtefällen bis zu
Problemen bei der Kinderbetreuung und Anfragen besorgter Konsumentinnen und Konsumenten (etwa zu Reise­
fragen). Immer mehr Frauen kommen aber auch in unsere Gleichbehandlungsberatung, weil sie diskriminiert
werden. Im Falle einer sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz kommt auch Gewalt ins Spiel und hier muss in jedem
Fall schnell gehandelt werden. Im Jahr 2020 konnte diskriminierten Frauen in Summe zu Nachzahlungen in der
Höhe von fast 220.000 Euro verholfen werden.

Der hohe Zuspruch und die hohen Vertrauenswerte der Arbeiterkammer Oberösterreich sind für uns kein Ruhe­
polster, sondern großer Ansporn zu noch mehr Einsatz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Als gesetzliche
Interessenvertretung werden wir auch weiterhin im ständigen Dialog mit unseren Mitgliedern sein und deren
Interessen vertreten. Konsequent werden wir uns auch in Zeiten der Krise für eine gleichberechtigte, selbstbestimmte
und unabhängige Teilhabe der Frauen in unser Gesellschaft einsetzen.

Elfriede Schober                           Dr. Johann Kalliauer
AK-Vizepräsidentin                         AK-Präsident

Anmerkung:
Ergänzend dürfen wir an dieser Stelle auf den wesentlich umfassenderen Frauenmonitor der Arbeiterkammer
Oberösterreich aus dem Jahr 2020 verweisen, den Sie unter frauen@akooe.at anfordern können.

                                                                                                  FRAUENMONITOR 2021   3
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4   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
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INHALT

      BESCHÄFTIGUNG 6
            EINKOMMEN 11
ARBEITSBEDINGUNGEN 14
    GLEICHBEHANDLUNG 18
          ARBEITSLOSIGKEIT 21
     KINDERBETREUUNG 24
          CARE 28
             ARMUT 31

                           FRAUENMONITOR 2021   5
FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
BESCHÄFTIGUNG

ENORMER RÜCKGANG DER
BESCHÄFTIGUNG IN DER KRISE

                     Kein Ereignis zuvor hatte derart massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wie die
                     ­Corona-Krise. Frauen waren davon besonders betroffen, denn mit den Lockdowns ging vor
                      allem in den frauendominierten Branchen die Beschäftigung zurück. Um dem Beschäf­
                      tigungsrückgang entgegenzuwirken sind dringend Investitionen und Kaufkraftstärkung
                      notwendig.

                     Die Entwicklung der Beschäftigung von         der vergleichsweise erfolgreiche Sommertou-
                     Frauen im ersten Corona-Jahr stellt sich so   rismus wirkten sich positiv auf die Entwick-
                     dar: Im März 2020 brach die Beschäftigung     lung der Frauenbeschäftigung aus. Seit dem
                     österreichweit sowohl bei den Frauen als      Spätherbst 2020 allerdings sind die negativen
                     auch bei den Männern massiv ein. Bei den      Beschäftigungseffekte österreichweit bei den
                     Männern fiel der Einbruch aufgrund der grö-   Frauen wieder stärker als bei Männern ausge-
                     ßeren Bedeutung der Baubranche und der        prägt (zweiter Lockdown und kein Winter-
                     Arbeitskräfteüberlassung etwas stärker aus.   tourismus). Im Februar 2021 lag die
                     Bis zum Sommer 2020 fielen aber dann die      Beschäftigung bei den Frauen in Oberöster-
                     relativen Beschäftigungsrückgänge bei den     reich um absolut 2077 bzw. minus 0,7 Pro-
                     Frauen im gesamten Bundesgebiet stärker       zent unter dem Vergleichswert des Vorjahres
                     aus als bei den Männern. Die schrittweisen    (Männer: minus 1375 Beschäftigte bzw. mi-
                     Lockerungen und damit zusammenhängend         nus 0,4 Prozent). Bundesweit betrug das Mi-
                                                                   nus bei den Frauen rund 60.000 bzw. minus
                                                                   3,4 Prozent (Männer: rund minus 52.000
                                                                   bzw. minus 2,6 Prozent).

                                                                   Beschäftigte Frauen durch Corona
                                                                   mehrfach betroffen

                                                                   Beschäftigte Frauen waren und sind von den
                                                                   wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen
                                                                   der Corona-Pandemie massiv betroffen. So
                                                                   waren unmittelbar vor Beginn der Pandemie
                                                                   beinahe die Hälfte der Frauen in sogenann-
                                                                   ten „systemrelevanten“ Branchen tätig (bei
                                                                   den Männern war es ein Drittel). Während
                                                                   des letzten Jahres hat sich die Arbeitsbelas-
                                                                   tung für die Mitarbeiterinnen in den „system-
                                                                   relevanten“ Branchen deutlich erhöht – egal
                                                                   ob im Lebensmittelhandel oder im Gesund-
                                                                   heitswesen, in der Betreuung und Pflege.
                                                                   Einer­seits ist in Summe mehr Arbeit angefal-
                                                                   len, andererseits sind immer wieder
                                                                   Kollegen/-innen covidbedingt ausgefallen.
                                                                   Dazu kommt seit Beginn der Corona-Pande-
                                                                   mie die Gefahr, sich durch die unvermeid­
                                                                   lichen Kontakte mit Kunden/-innen oder
                                                                   Patienten/-innen mit dem Virus anstecken zu

6   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
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BESCHÄFTIGUNG

 ENTWICKLUNG DER BESCHÄFTIGUNG IN OBERÖSTERREICH
 Februar 2021, ausgewählte Branchen, in Prozent zum Vorjahresmonat

                                                     -16,4
      Kunst, Unterhaltung u. Erholung                                                    -7,0
                                                                 -12,8
       Beherbergung und Gastronomie                     -14,2
                                                                                                  -4,6
                     Verkehr und Lagerei                                                                      -1,9
                     sonstige wirtschaftl.                                                         -4,3
                        Dienst­leistungen                                                                     -2,1
                                                                                                           -2,7
                  Herstellung von Waren                                                                             -1,3
                                                                                                            -2,4
              sonstige Dienstleistungen                                                                                     -0,1
            Finanz- und Versicherungs-                                                                               -1,0
                      dienstleistungen                                                                     -2,5
                                                                                                                          -0,4
     Grundstücks- u. Wohnungs­wesen                                                                                -1,4
               Handel; Instandhaltung,                                                                                                    0,5
              Reparatur Kraftfahrzeuge                                                                                                          1,5
                                                                                                                                        0,7
               Erziehung und Unterricht                                                                                              0,1
                                                                                                                                                  1,8
        Gesundheits- und Sozialwesen                                                                                                                           3,7
              Öffentliche Verwaltung,                                                                                                             2,0
     Verteidigung, Sozialversicherung                                                                                      -0,2
             freiberufl., wissenschaftl.                                                                                                           2,1
           und techn. Dienstleistungen                                                                                                      1,2
                                                                                                                                                   2,1
                                      Bau                                                                                                                 3,2
                                                                                                                                                         2,9
     Information und Kommunikation                                                                                                                              4,1
                                             -17,5       -15,0           -12,5   -10,0     -7,5     -5,0           -2,5            0,0            2,5                5,0

   Quelle: BaliWeb, AK OÖ                                                                                                                Frauen          Männer

können. Während in vielen Betrieben auf
Kurzarbeit umgestellt werden konnte, muss-
ten diese Beschäftigten sogar Überstunden
machen, um unsere Gesellschaft am Laufen
zu halten (siehe Kapitel Arbeitsbedingungen,
Seite 14).

Auf der anderen Seite arbeiten aber auch
überdurchschnittlich viele Frauen in Dienst-
leistungsbranchen, die von den Lockdowns
besonders hart betroffen waren und sind. Das
sind etwa weite Bereiche des Handels (mit
Ausnahme des Lebensmittelhandels und der
Drogeriemärkte), der Tourismus und persön-
liche Dienstleistungen (Friseur- und Kosme-
tiksalons oder Fitnessstudios). Durch
Kurzarbeit konnten hier im Jahresverlauf
2020 Jobs gerettet werden, vielfach haben
aber diese Arbeitnehmerinnen sowie Frauen,
die in anderen Dienstleistungsberufen (etwa
Kunst und Kultur) arbeiten, ihren Arbeits-
platz verloren.

                                                                                                                                   FRAUENMONITOR 2021                      7
FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
BESCHÄFTIGUNG

                               Einbruch bei geringfügiger                         Kinderbetreuungsangeboten und schlechter
                               Beschäftigung                                      Verkehrsanbindung sind das für Frauen oft
                                                                                  die einzigen realistischen Beschäftigungs-
                               Auch viele geringfügig Beschäftigte haben          möglichkeiten.
                               aufgrund der Covid-19-Pandemie ihren Job           Wie die folgende Tabelle zeigt, gab es im Feb-
                               verloren. In diesem Arbeitsmarktsegment be-        ruar 2021 bundesweit um knapp 29.000 we-
                               trägt der Frauenanteil fast zwei Drittel. Insbe-   niger geringfügig beschäftigte Frauen (minus
                               sondere aufgrund von unzureichenden                13,5 Prozent im Vorjahresvergleich).

    GERINGFÜGIG BESCHÄFTIGTE NACH BUNDESLÄNDERN
    Februar 2021 (Veränderung zum Vorjahresmonat)

                                                      Frauen                                        Männer
                                  Bestand           +/- absolut    +/- in %        Bestand        +/- absolut        +/- in %
      Burgenland                     5.787              -136         -2,3             3.751            +33             +0,9
      Kärnten                        12.122           -1.894         -13,5           7.968            -205             -2,5
      Niederösterreich              29.487            -3.815         -11,5           21.701           -971             -4,3
      Oberösterreich                29.523            -3.707         -11,2           16.351         -1.668             -9,3
      Salzburg                      13.986            -4.099        -22,7            8.496          -1.730            -16,9
      Steiermark                    26.554            -3.979        -13,0            17.793         -1.473              -7,6
      Tirol                         16.540            -4.954        -23,0            9.266          -2.263            -19,6
      Vorarlberg                     9.446             -1.451        -13,3           4.784            -521             -9,8
      Wien                         40.898             -4.785        -10,5           35.840           -1.961            -5,2
      Österreich                  184.343            -28.820         -13,5         125.950         -10.759              -7,9

    Quelle: BaliWeb

                               In Oberösterreich gab es im Februar 2021 um        Frauen im Februar 2021 im Vergleich zum
                               3707 weniger weibliche geringfügig Beschäf-        Vorjahresmonat teilweise stärker als bei
                               tigte als noch im Februar 2020. Somit hat          ­Männern. Probleme von Jugendlichen und
                               rund jede neunte geringfügig Beschäftigte           jungen Erwachsenen beim Eintritt ins Berufs-
                               (minus 11,2 Prozent) in unserem Bundesland          leben in Zeiten der Corona-Krise bergen die
                               ihren Job verloren. Noch dramatischer ist die       Gefahr, dass die Erwerbskarriere der Betroffe-
                               Entwicklung in Tirol und Salzburg. Hier hat         nen über lange Zeit brüchig und instabil ver-
                               fast jede Vierte ihre geringfügige Beschäfti-       laufen wird. Bei den 55- bis 64-Jährigen gibt
                               gung verloren.                                      es demographisch und branchenbedingt Zu-
                                                                                   wächse. Der Rückgang bei den über 65-jähri-
                                                                                   gen Beschäftigten bedeutet einen verstärkten
                               Beschäftigungsverluste bei jungen                   Übertritt in die Pension. In Oberösterreich
                               Frauen besonders hoch                               sind die Beschäftigungsverluste insgesamt ge-
                                                                                   ringer als in anderen Bundesländern. Auffäl-
                               Besonders bei den unter 29-jährigen ist die         lig ist, dass es im Haupterwerbsalter (30 bis 45
                               Beschäftigung stark eingebrochen, was groß-         Jahre) bei der Männerbeschäftigung sogar
                               teils auch an den negativen Entwicklungen           leichte Zuwächse gab, während die Beschäfti-
                               im Tourismus liegt. Die prozentuellen Be-           gung bei den Frauen in dieser Altersgruppe
                               schäftigungsrückgänge sind dabei bei den            zurück gegangen ist.

8             ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
BESCHÄFTIGUNG

 BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG NACH DEM ALTER IN OBERÖSTERREICH
 Februar 2021, im Vergleich zum Vorjahresmonat, in Prozent

                                                                                                                                              4,8
                                                                                                                                        4,6
                                                                                                                               4,1
                                                                                                                         2,0
                                                                              1,5
                                                   0,7

                                                                 0,0
                                                                       -0,2

                                                                                    -0,2
                                                         -1,2

                                                                                                                  -1,3
                                     -1,6
    -1,8

                                                                                                           -1,9
                                            -1,9

                                                                                           -2,4
                                                                                                  -2,5
                           -2,6
           -2,8

                    -2,8

                                                                                                                                                    -5,0
                                                                                                                                                           -5,7
     bis 19        20 bis 24         25 bis 29     30 bis 34     35 bis 39    40 bis 44    45 bis 49      50 bis 54      55 bis 59     60 bis 64      65+

 Quelle: BaliWeb                                                                                                                           Frauen     Männer

Home-Office nicht für alle eine                                        ­ rauen, wenn betreuungspflichtige Kinder
                                                                       F
Erleichterung                                                          im Haushalt leben.

Das WIFO schätzt das Home-Office-Potenzial                             Im Rahmen der ISW-Betriebsrätebefragung
bei Frauen auf 47 Prozent und bei Männern                              (unter 492 Betriebsratsvorsitzenden aus ober-
auf 43 Prozent ein. Die überfallsartige Ver­                           österreichischen Betrieben im Zeitraum
legung des Arbeitsplatzes vom Betrieb in die                           24. November 2020 bis 13. Jänner 2021) er-
eigene Wohnung erforderte auf allen Ebenen                             hielt die Aussage, dass Home-Office für die
vielfach beträchtliches Improvisationstalent.                          Beschäftigten zur besseren Vereinbarung von
Dies gilt umso mehr und vor allem für                                  Familie und Beruf beiträgt, eine Zustimmung

 HOME-OFFICE TRÄGT FÜR BESCHÄFTIGTE ZUR VEREINBARUNG VON FAMILIE UND BERUF BEI, in Prozent

    70                                                                                                                                              n = 375/64

   60

    50

   40

    30
                                                                                                  65
                                                                                                                    56
    20                                                      44
                                             35
    10

     0
                                     trifft überhaupt nicht bis                                     trifft eher bis
                                         trifft eher nicht zu                                          völlig zu
 Quelle: ISW-Betriebsrätebefragung                                                                Alle Befragten         Frauenanteil mehr als 60 Prozent

                                                                                                                                     FRAUENMONITOR 2021           9
FRAUENMONITOR 2021 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
BESCHÄFTIGUNG

                      von 65 Prozent der Beschäftigten („eher“ bis
                      „völlig“; wobei mit 37 Prozent die Gruppe,                                       FORDERUNGEN DER
                      die eher zustimmt, relativ groß ist). Bei                                        ARBEITERKAMMER
                      Betriebsräten/-innen aus Betrieben mit ho-                                       OBERÖSTERREICH
                      hem Frauenanteil unter den Beschäftigten
                      (mehr als 60 Prozent) sinkt die Zustimmung                                 Ein echtes und wirksames Konjunk-
                      deutlich ab: nur mehr etwa die Hälfte (56 Pro-                             turprogramm auf allen Gebietskörper­
                      zent) bewertet dies so. Diese verhaltene Zu-                               schafts­ebenen: Allein auf Ebene des
                      stimmung könnte dahingehend interpretiert                                  Landes OÖ braucht es endlich ein Be-
                      werden, dass im Home-Office nur unter der                                  schäftigungs- und Konjunkturpaket in
                      Bedingung einer gut ausgebauten (Klein-)                                   Höhe von 650 Millionen Euro bis 2022.
                      Kinderbetreuung Vereinbarkeitsvorteile wirk-                               Damit können wichtige soziale Bedarfe in
                      sam werden können.                                                         Kinderbetreuung, Pflege sowie beim Woh-
                                                                                                 nen gedeckt, die Massenarbeitslosigkeit
                                                                                                 gesenkt und ein darüber hinausgehender
                      Kurzarbeit: 45 Prozent Frauen                                              Konjunkturimpuls in Gang gesetzt werden.
                      Im Vergleich zu früheren Jahren ist der                                    Kurzarbeitserfahrungen für kürzere Voll-
                      Frauen­anteil bei der Corona-Kurzarbeit we-                                zeit für alle in Zukunft nutzen.
                      sentlich höher (2019 betrug er bundesweit
                      13,2 Prozent und in OÖ 15,6 Prozent). Es gibt                              Home-Office: Maßnahmen zur Grenz-
                      aber nach wie vor merkliche Unterschiede                                   ziehung zwischen Arbeits- und Privat-
                      zwischen den Bundesländern. In Oberöster-                                  leben (z.B. durch fixe Verbindungs- und
                      reich ist der Frauenanteil bei den im Jahr                                 Trennungszeiten zum Server); gesundes
                      2020 ­erledigten Förderfällen mit 42,4 Prozent                             Verhältnis zwischen Home-Office und
                      am niedrigsten. In der Steiermark und                                      Büro­arbeitsplatz, das gute soziale Kon­
                      Nieder­österreich ist er geringfügig höher. Das                            takte mit Kollegen/-innen ermöglicht.
                      Tourismusbundesland Tirol weist mit 49,3
                      Prozent den höchsten Frauenanteil auf,
                      knapp gefolgt von Wien (48,8 Prozent).

                        GESCHLECHTER-ANTEILE KURZARBEIT 2020, in Prozent

                                 Österreich                               45,3                                     54,7

                           Oberösterreich                                42,4                                      57,6

                                Steiermark                                43,1                                     56,9

                         Niederösterreich                                 43,5                                     56,5

                                 Vorarlberg                              44,3                                      55,7

                               Burgenland                                 45,1                                     54,9

                                    Kärnten                               46,1                                     53,9

                                   Salzburg                               46,2                                     53,8

                                        Wien                             48,8                                      51,2

                                         Tirol                            49,3                                     50,7

                                                  0                                               50                                 100
                        Quelle: AMS-Datenbank, AK OÖ-Berechnungen; Datenbasis: KUA-Förderfälle
                        des Jahres 2020 (einzelne Personen können mehrere Förderfälle haben)                      Frauen         Männer

10   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
EINKOMMEN

EINKOMMEN: NOCH IMMER
HOHER LOHNUNTERSCHIED

Wie können Benachteiligungen von Frauen in der Arbeitswelt und Gesellschaft ausgeglichen
werden? Drei Viertel der Frauen sehen den dringendsten Handlungsbedarf bei dieser Frage
laut Arbeitsklima-Index Frauen 2020 bei den Einkommen. Frauen verdienen in Oberöster-
reich nach wie vor um mehr als ein Drittel weniger als Männer.

Je höher der Frauenanteil, umso geringer                                   ten (ISW) der Aussage eher bis völlig
das Kurzarbeitseinkommen                                                   zustimmten, dass Kurzarbeit für die Beschäf-
                                                                           tigten ein finanzielles Problem darstellt,
Die aktuelle Krise verursacht für viele                                    steigt dieser Anteil in Betrieben mit einem
Arbeitnehmer/-innen schmerzliche Einkom-                                   Durchschnittseinkommen von weniger als
menseinbußen. Das gilt insbesondere auch                                   1600 Euro (darunter viele mit hohem Frauen-
für Kurzarbeit. Während insgesamt drei Vier-                               anteil) auf 88 Prozent. Und: Je höher der
tel der Betriebsratsvorsitzenden im Rahmen                                 Frauenanteil unter den Beschäftigten eines
der aktuellen Betriebsrätebefragung des Insti-                             Betriebes, umso niedriger das Kurzarbeits-
tutes für Sozial- und Wirtschaftswissenschaf-                              einkommen:

 DURCHSCHNITTLICHES NETTOEINKOMMEN DER BESCHÄFTIGTEN IN KURZARBEITSBETRIEBEN, in Prozent

                                                                                                                                            n = 214/31

               Alle Befragten mit Kurzarbeit
                                                                         20               24                 28                  29
                                  im Betrieb

                          Frauenanteil mehr als
                                                                                     52                            26             19         3
                                   60 Prozent

                 weniger als € 1600               € 1600 bis weniger als € 1900           € 1900 bis weniger als € 2200   € 2200 und mehr

  Quelle: ISW-Betriebsrätebefragung zwischen 24. November 2020 und 13. Jänner 2021

Der Zusammenhang zwischen Geschlecht                                       men von unter 1600 Euro netto sprechen ins-
und dem Einkommen in Kurzarbeit kann                                       gesamt 20 Prozent der Befragten. Aus
­anhand der Daten der ISW-Betriebsräte­                                    Kurzarbeitsbetrieben mit über 60 Prozent
 befragung gut nachvollzogen werden. Das                                   Frauenanteil berichten 52 Prozent der Be-
 Durchschnittsnettoeinkommen der Beschäf-                                  triebsratsvorsitzenden von einem Netto­
 tigten kurzarbeitsbetroffener Betriebe wird                               einkommen mit weniger als 1600 Euro.
 im Mittel (Median) von den oberösterreichi-                               Im Vergleich dazu liegt dieser Wert bezo-
 schen Betriebsratsvorsitzenden auf 1900 Euro                              gen auf alle Kurzarbeitsbetriebe bei 20
 geschätzt. Von einem Durchschnittseinkom-                                 Prozent.

                                                                                                                           FRAUENMONITOR 2021        11
EINKOMMEN

                                       In allen Branchen deutliche                                                        eher gering entlohnten Gastro-Branche die
                                       Einkommensunterschiede                                                             Einkommen von Frauen und Männern in
                                                                                                                          Oberösterreich relativ nahe beieinander lie-
                                       Durchschnittlich rund ein Drittel beträgt der                                      gen (16 Prozent Lohn-Unterschied), weitet
                                       Unterschied der monatlichen Einkommen                                              sich der „Gap“ in der eher höher entlohnten
                                       von Männern und Frauen. Während in der                                             Finanzbranche auf über 40 Prozent aus:

 BRUTTO-EINKOMMEN IN OBERÖSTERREICH (VOLL- UND TEILZEIT), 1. Halbjahr 2020, in Euro

          Finanzdienstleistungen               –44%                                                                        2.681
                                                                                                                                                                                 4.760
                Versicherungen                                                                                      2.474
                                               –43%                                                                                                                     4.346
      (ohne Sozialversicherung)
     Führung von Unternehmen;                                                                                       2.449
                                               –36%                                                                                                         3.854
        Unternehmensberatung
                      Maschinenbau             –26%                                                                         2.698
                                                                                                                                                      3.651
 Herstellung von elektrischen                                                                                        2.519
                                               –29%                                                                                                 3.530
               Ausrüstungen
                Gesundheitswesen               –42%                                                    1.945
                                                                                                                                             3.360

 Rechts- und Steuerberatung                    –36%                                                       2.100
                                                                                                                                            3.265
          Öffentliche Verwaltung,                                                                                  2.420
                                               –23%                                                                                    3.149
               Sozialversicherung
          Großhandel (ohne KFZ)                –33%                                                     2.005
                                                                                                                                    3.006
 Heime (ohne Erholungs- und                                                                             2.023
                                               –27%                                                                          2.766
               Ferienheime)
   Vorbereitende Baustellen­                                                                       1.884
                                               –28%                                                                       2.624
                    arbeiten
  Herstellung von Nahrungs-                                                                    1.687
                                               –32%                                                                  2.500
           und Futtermitteln
         Einzelhandel (ohne KFZ)               –35%                                        1.606
                                                                                                                    2.467
 Vermittlung und Überlassung                                                                               2.157
                                               –12%                                                                 2.452
           von Arbeitskräften
      Sozialwesen (ohne Heime)                 –27%                                             1.752
                                                                                                                   2.406
     Gebäudebetreuung; Garten-                                                 1.211
                                               –40%                                                     2.003
           und Landschaftsbau
                       Beherbergung            –21%                                      1.546
                                                                                                       1.960
     sonst. überwiegend persönl.                                                       1.430
                                               –25%                                                1.900
                Dienstleistungen
        Erziehung und Unterricht               –10%                                        1.577
                                                                                               1.750

                        Gastronomie            –16%                                1.348
                                                                                           1.609
                                           0            500          1.000         1.500          2.000           2.500        3.000         3.500          4.000       4.500     5.000

     Quelle: ÖGK OÖ, laufendes Einkommen (Jahres14tel) der Arbeiter/-innen und Angestellten ab der Geringfügigkeitsgrenze (ohne Lehrlinge
     und Beamte/-innen), Median: Einkommenswert genau in der Mitte (je die Hälfte der Arbeitnehmer/-innen verdient mehr bzw. weniger).                              Frauen      Männer

                                       Hoher Lohnunterschied in Österreich                                                beitswelt und Gesellschaft geht. Kein Wun-
                                                                                                                          der, laut Eurostat wird eine Frau in Österreichs
                                       Laut dem Arbeitsklima-Index (2020) sehen                                           Privatwirtschaft auch pro Stunde um knapp
                                       über drei Viertel der Frauen den dringends-                                        ein Fünftel geringer entlohnt als Männer. Das
                                       ten Handlungsbedarf bei den Einkommen,                                             ist deutlich schlechter als EU-weit (Österreich
                                       wenn es um Benachteiligungen in der Ar-                                            minus 19,4 Prozent, EU 14,1 Prozent).

12          ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
EINKOMMEN

 UNTERSCHIED IM STUNDENLOHN (2018) ZWISCHEN FRAUEN UND MÄNNERN

                                                                      Branche                                    Würden sich Frauen und
                                            erklärbare                Beschäftigungsausmaß                       Männer hinsichtlich dieser
   Diskriminierung?                        Unterschiede               Betriebszugehörigkeit                      „beobachtbaren“ Charak-
                                              31,4%                   Beruf                                      teristiken nicht unterschei-
                                                                      Alter                                      den, wäre der Lohnunter-
                           nicht                                      Region                                     schied (nur) um ein Drittel
                        erklärbarer                                   Unternehmensgröße                          geringer.
                          Anteil                                      Bildungsniveau
                          68,6%                                       Art des Arbeitsvertrages

 Quelle: Statistik Austria März 2021; Basis: durchschnittliche Bruttostundenverdienste in der Privatwirtschaft ohne Überstundenentgelt
 – Berechnung auf Basis des Gender Pay Gap 2018 (Ö: 20,4 Prozent).

Der Lohnunterschied ist vor allem auf die
deutliche geschlechterspezifische Teilung am                                                  FORDERUNGEN DER
Arbeitsmarkt zurückzuführen: während                                                          ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
Männer häufiger in besser bezahlten techni-
                                                                                    Corona-Tausender sofort. Geschätzt eine Million Arbeitnehmer/-
schen Berufen und Führungspositionen ar-
                                                                                    innen, mehrheitlich Frauen, haben während der Krise das Land am
beiten, sind schlechter bezahlte Dienst-
                                                                                    Laufen gehalten. Sie haben sich endlich den „Corona-Tausender“ von
leistungsberufe und Branchen mit geringe-
                                                                                    Seiten des Staates verdient. In weiterer Folge müssen die Arbeits-
ren Verdienstmöglichkeiten eher weiblich.
                                                                                    bedingungen und die Einkommen in den entsprechenden Branchen
Da Teilzeitbeschäftigte auch pro Stunde ge-
                                                                                    dauerhaft verbessert werden.
ringer entlohnt werden, und Frauen häufiger
                                                                                    Flächendeckende kollektivvertragliche Anhebung des Mindestlohnes
Teilzeit arbeiten, ist insbesondere auch das
                                                                                    auf 1700 Euro brutto.
Beschäftigungsausmaß entscheidend. Insge-
samt kann durch solche „beobachtbaren“                                              Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.
Ungleich­heiten in der Arbeitswelt laut Statis-                                     Gerechter Mehrarbeitszuschlag bei Teilzeit: Erhöhung von 25 auf 50
tik Austria weniger als ein Drittel des Ein-                                        Prozent und Bezahlung ab der ersten Stunde (Entfall des zuschlags-
kommensunterschiedes erklärt werden. Der                                            freien dreimonatigen Zeitraumes).
Großteil der unterschiedlichen Entlohnung                                           Steuerstruktur-Reform, die Arbeit entlastet und Vermögen höher
dürfte also auf direkte Lohn-Diskriminierung                                        besteuert und rasch voller Ausgleich der kalten Progression, auch um
zurückzuführen sein.                                                                die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu beleben.

                                                                                                                                                FRAUENMONITOR 2021   13
ARBEITSBEDINGUNGEN

ARBEITSBEDINGUNGEN:
CORONA ZEHRT AN DEN NERVEN

                      Die Corona-Pandemie verschlechterte die Arbeitsbedingungen von vielen Frauen: Mehrfach-
                      belastungen, oft fehlender Arbeitnehmerschutz, Missstände in den Rahmenbedingungen,
                      erhöhter Arbeitsdruck, fehlende Kinderbetreuung sowie Agressionen und Gewalt am Arbeits­
                      platz bei Kundenkontakten. Von der Politik fühlen sich die weiblichen Beschäftigten weitest-
                      gehend im Stich gelassen.

                      Mehrfachbelastung Home-Office                    auf 42 Prozent an. Bei den Vätern stieg der
                      und Kinderbetreuung                              Anteil von zwei Prozent zwar auf 23 Prozent
                                                                       an, jedoch liegt dieser immer noch deutlich
                      Mit dem ersten Lockdown im März 2020             unter dem Wert der Frauen. Zu dieser Dop-
                      mussten viele Arbeitnehmer/-innen von ei-        pelbelastung kommt noch hinzu, dass in vie-
                      nem Tag auf den anderen ihre Arbeit aus dem      len Haushalten das Kochen und die
                      Home-Office verrichten. Noch immer arbei-        Hausarbeit ebenfalls zu einem großen Teil
                      tet ein großer Teil der Beschäftigten von zu     von den Frauen übernommen werden (siehe
                      Hause aus. Sowohl im Frühjahr als auch im        Kapitel Care, Seite 28). Die Konsequenz
                      Herbst 2020 waren vier von zehn Personen        ­daraus: Jede fünfte Frau arbeitete nun auch
                      zumindest immer wieder mal im Home-­             am Wochenende, jede vierte spätabends oder
                      Office – einer Form des mobilen Arbeitens –      bis in die Nacht hinein und verzichtete auf
                      tätig. Doch nicht nur der Arbeitsplatz wurde     ein gesundes Maß an Schlaf, um alle Auf­
                      von vielen schlagartig in den eigenen            gaben unter einen Hut zu bringen. Auf ­Dauer
                      ­Wohnbereich verlagert, sondern auch die         eine sehr belastende Situation und kein Ende
                       schulische Betreuung. Aufgrund von Schul-       ist in Sicht!
                       schließungen mussten Kinder zuhause ­betreut
                                                                      Quellen: Zeglovits, E. (2020): Zeit- und ortsungebunde-
                       und beim Unterricht unterstützt werden.        nes Arbeiten. IFES & AK Wien; Schönherr, D. (2020):
                                                                      Zur Situation von Eltern während der Coronapandemie.
                      Vor der Pandemie übernahm in Doppelver-         SORA; Arbeitsklima Index der AK OÖ, 2020
                      dienerhaushalten rund ein Drittel der Frauen
                      die Verantwortung für die Kinderbetreuung.
                      Während der Corona-Krise stieg dieser Anteil    Arbeitsbedingungen in
                                                                      „systemrelevanten“ Berufen

                                                                      Der Begriff der „systemrelevanten“ Berufe
                                                                      wurde in der Covid-19-Pandemie geprägt.
                                                                      Gerade in Branchen wie Pflege, Handel oder
                                                                      Kinderbetreuung stellen Frauen die Mehr-
                                                                      heit der Beschäftigten. Gekennzeichnet sind
                                                                      diese Branchen durch eine immer noch zu
                                                                      geringe Bezahlung und dadurch, dass die Be-
                                                                      schäftigten nur in Ausnahmefällen ins
                                                                      Home-Office wechseln können. 92 Prozent
                                                                      der Frauen in systemrelevanten Berufen
                                                                      (Branchen mit ­hohem Frauenanteil) müssen
                                                                      die Arbeit am üblichen Arbeitsort verrichten
                                                                      – im Vergleich dazu müssen nur 58 Prozent
                                                                      der ­Beschäftigten in anderen Berufen am Ar-
                                                                      beitsort anwesend sein.

14   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
ARBEITSBEDINGUNGEN

  ARBEITSORT WÄHREND DER CORONA-KRISE

     für Frauen typische systemrelevante Berufe

                                                                92                                               2 3 3

     andere systemrelevante Berufe

                                  48                                            28                      21              2

     andere Berufe

                                         58                                           22                14          5

    0%          10 %         20 %          30 %          40 %        50 %     60 %     70 %      80 %        90 %       100 %

       am üblichen Arbeitsort                   von zu Hause            teils/teils   andere

    Aufgrund von Rundungsdifferenzen ergeben die Summen der einzelnen Balken nicht immer 100%.

    AK Grafik   Quelle: Arbeitsklima Index AK OÖ, 2020

Psychische Belastungen durch                                            geschützten Gruppe sind es nur 50 Prozent
fehlenden Schutz vor Ansteckung                                         (Muskel- und Gelenksschmerzmittel) bezie-
                                                                        hungsweise 42 Prozent (sonstige Schmerz-
Es ist nicht verwunderlich, dass sich Frauen                            mittel).
in diesen systemrelevanten Berufen deutlich                             Quelle: Arbeitsklima Index AK OÖ, 2020
weniger vor Ansteckung geschützt fühlen.
­Jede fünfte Frau hat hier Angst vor Anste-
 ckung. In anderen Berufen ist das „nur“ jede                           Schwangere werden
 zehnte, dort fühlen sich 9 von 10 Beschäftig-                          vernachlässigt
 ten eher oder sehr geschützt. Sich am Arbeits-
 platz schlecht geschützt zu fühlen hat – neben                         Schwangere waren und sind in der Covid-
 dem Faktum, dass Frauen ohnehin vielfach                               19-Pandemie viel zu wenig im Fokus. Viele
 in psychisch sehr fordernden Berufen arbei-                            schwangere Frauen bzw. Frauen, die eine
 ten – in letzter Konsequenz auch Auswirkun-                            Schwangerschaft planen, sind verunsichert,
 gen auf die Psyche der angesprochenen                                  rechtliche Klarstellungen dauerten viel zu
 Frauen. 28,2 Prozent der Befragten, die sich                           lange. Erst auf Druck der Arbeiterkammer
 am Arbeitsplatz nicht geschützt fühlen,                                und der Gewerkschaften wurden die Schutz-
 ­berichten von Angstzuständen. Ihr Anteil ist                          und Freistellungsbestimmungen verbessert.
  damit mehr als doppelt so hoch wie jener der                          Eindeutig sind diese Bestimmungen aber
  Frauen, die sich „jedenfalls“ geschützt fühlen                        immer noch nicht zufriedenstellend.
  (12,3 Prozent). Auch internationale Studien
  bestätigen: Je besser die Maßnahmen zum
  Schutz vor Ansteckung sind, desto weniger                             Pflegeberufe besonders
  leiden Arbeitnehmer/-innen an Angst oder                              gefordert
  Depressionszuständen.
                                                                        Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
Besorgniserregend ist die Situation hinsicht-                           sind auch in den frauendominierten Pflege-
lich Medikamenteneinnahme. Auch hier                                    berufen besonders spürbar. Ständiges Arbei-
gibt es gravierende Unterschiede. Knapp                                 ten unter Anspannung, neue Anforderungen
zwei Drittel jener Frauen, die sich „jedenfalls                         oder Zusatzaufgaben, wie zuletzt Testungen
geschützt“ fühlen, verzichten auf Mittel ge-                            mehrmals wöchentlich, aber auch der Kampf
gen Muskel- und Gelenksschmerzen sowie                                  gegen Vereinsamung von Klienten/-innen
sonstige Schmerzmittel. In der schlecht­                                haben Spuren hinterlassen.

                                                                                                                                FRAUENMONITOR 2021   15
ARBEITSBEDINGUNGEN

                          HOHE ARBEITSBELASTUNGEN IN PFLEGEBERUFEN

                                                  psychisch                                                    46
                                          belastende Arbeit                        11

                                                                                                   33
                                                      Zeitdruck
                                                                                             22

                                                                                              25
                                     ständiger Arbeitsdruck
                                                                                        16

                                                                                             23
                           Wechsel der Arbeitsabläufe
                                                                                   12

                                           Unterbrechungen                         12
                                              in der Freizeit                  7

                                                                    0%                   10 %           20 %        30 %       40 %         50 %

                         AK Grafik    Quelle: Arbeitsklima Index AK OÖ, 2020                                        Pflegeberufe      andere Berufe

                      46 Prozent der Beschäftigten in Pflege­berufen                                  nen zwischen 70 und 90 Prozent. Schon vor
                      empfinden die Arbeit psychisch belastend                                        der Corona-Pandemie wurden die Rahmen-
                      (andere Branchen: elf Prozent), 23 Prozent                                      bedingungen der Arbeit in der Elementar­
                      beschreiben einen Wechsel der Abläufe (an-                                      pädagogik den wichtigen Aufgaben der
                      dere Branchen: zwölf Prozent). Wenig ver-                                       Beschäftigten in diesem Bereich nicht ge-
                      wunderlich ist daher, dass gerade in diesem                                     recht. Zu große Gruppen, fehlende Ressour-
                      Bereich die Belastung durch ständigen                                           cen, vor allem zu wenig Personal und zu
                      Arbeits­druck und kaum Zeit zu verschnau-                                       wenig Zeit um auf die individuellen Bedürf-
                      fen, ausgehend von einem sehr hohen                                             nisse der Kinder einzugehen, lassen seit Jah-
                      Niveau, durch COVID-19 stark gestiegen ist.                                     ren den Druck auf die Beschäftigten in
                      35,2 Prozent der Beschäftigten in der Pflege                                    diesem Bereich steigen. Die Beschäftigten
                      (plus 11,6 Prozentpunkte gegenüber 2019)                                        ­versuchen die Missstände der Rahmenbedin-
                      gaben 2020 an, sehr stark oder stark                                             gungen mit hohem persönlichem Engage-
                      belastet zu sein (andere Branchen: 18,2                                         ment auszugleichen, wie auch eine Eltern­
                      ­Prozent), im Vergleich 2019 ware es mit 23,6                                   befragung der Arbeiterkammer OÖ aus dem
                       Prozent bzw. 16,3 Prozent deutlich weniger.                                    Jahr 2020 zeigt. Von allen abgefragten Aspek-
                                                                                                    ten sind die ­Eltern in erster Linie mit den
                                                                                                    ­Beschäftigten zufrieden: 96 Prozent gaben an,
                      Schlechte Arbeitsbedingungen werden                                            dass sie sehr oder eher zufrieden mit dem
                      in den elementaren Bildungs-                                                   ­Bildungs- und Betreuungspersonal ihrer Kin-
                      einrichtungen sichtbar                                                          der sind.

                      Auch in den elementaren Bildungseinrich-                                      Während der Pandemie verschärften sich
                      tungen hielt die größtenteils weibliche Beleg-                                aller­dings die Belastungen und Herausforde-
                      schaft während der Krise den Betrieb am                                       rungen auf die Beschäftigten nochmals
                      Laufen. Während im ersten Lockdown im                                         enorm. Die Zeit für die durch die Pandemie
                      Frühjahr 2020 nur wenige Kinder in den ele-                                   ausgelösten zusätzlichen administrativen
                      mentaren Bildungseinrichtungen betreut                                        Aufgaben und die Hygienemaßnahmen (z.B.
                      wurden, lag die Anzahl der anwesenden Kin-                                    das Desinfizieren der Spielsachen und päda-
                      der im dritten Lockdown in manchen Regio-                                     gogischen Materialien) fehlte ihnen bei der

16   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
ARBEITSBEDINGUNGEN

Gruppenzeit. Außerdem fehlten schon vor
der Corona-Krise „Springer/-innen“, um kurz-                  FORDERUNGEN DER
fristige Ausfälle abzudecken. Dieses personel-                ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
le Defizit hat sich während der Pandemie
                                                        Gesetzliche, kollektivvertragliche Rahmenbedingungen für mobiles
deutlich zugespitzt, etwa wenn Beschäftigte
                                                        Arbeiten – dazu braucht es vor allem eine Klarstellung, dass Home-
covid- oder quarantänebedingt ausfielen.
                                                        Office keine Kinderbetreuung oder einen Krankenstand ersetzen kann.
Schutzmaßnahmen – etwa das Einhalten von
Sicher­heitsabständen – sind bei der Arbeit             Ein guter, ganzheitlicher Arbeitnehmerschutz braucht neben der
mit (Klein-) Kindern ebenfalls nur schwer               Arbeitsmedizin und der Sicherheitsfachkraft die Arbeitspsychologie
möglich. Die Forderung nach durchdachten                als dritte fixe Präventionskraft.
Präventionskonzepten und einer einheit­                 Die Evaluierung psychischer Belastungen zeitnah durchführen und
lichen Vorgangsweise wurde lange nicht ge-              so die neuen Herausforderungen und Veränderungen erkennen und
hört. Die Beschäftigten fühlten sich über               rasch Maßnahmen für den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer/
weite Strecken von der Politik im Stich                 -innen setzen.
gelassen.                                               Eine gesetzliche Sonderfreistellung mit einem klar geregelten
                                                        Rechtsanspruch wurde für Berufe mit direktem Körperkontakt (etwa
Quellen: Lankmayr/Bröderbauer (2021): Elternbefra-
gung 2020: Insitutionelle Kinderbetreuung während der   Pflege, Kindergarten) geschaffen. Schwangere in anderen gefähr-
Covid-19 Pandemie; AKOÖ, noch nicht veröffentlichte     deten Bereichen mit vielen Kontakten sind von dieser Möglichkeit
Befragung der Beschäftigten in der Elementarpädagogik   ausgeschlossen. Das betrifft beispielsweise Arbeitnehmerinnen
mit dem Arbeitstitel „Arbeitsbedingungen in der Kin-
derbildung und -betreuung“                              im Handel, in der Produktion oder im öffentlichen Dienst. Auch für
                                                        sie muss ein vorgezogener Mutterschutz unter Wahrung aller finan­
                                                        ziellen Ansprüche gesetzlich geregelt werden.
Pandemie förderte Konflikte,                            Rasche Entlastung des Personals im Gesundheitsbereich durch zeit-
Agression und Gewalt am Arbeitsplatz                    gemäße Personalberechnungsmethoden.
                                                        Personaloffensiven, um neue Pflegekräfte zu gewinnen – dazu
In Bereichen mit Kundenkontakt – etwa im
                                                        braucht es unter anderem auch finanzielle Anreize während der
Handel, im Haarstudio, in Kinderbildungs-
                                                        Ausbildung. Kurzfristig braucht es ein echte Wertschätzung der
und -betreuungseinrichtungen oder auch in
                                                        Kollegen/-innen in Form von Prämien, aber auch Sonderurlaubs- und
Krankenhäusern sowie in Alten- und Pflege-
                                                        Erholungstagen.
heimen – wurden und werden die Beschäftig-
ten oftmals zur Zielscheibe von Aggressionen.           Gewaltfreie Arbeitsplätze gestalten: Arbeitgeber/-innen haben die
Das trifft in diesen Branchen besonders häu-            Pflicht, Leben, Gesundheit und Würde ihrer Arbeitnehmer/-innen
fig Frauen. Zwei Drittel bis drei Viertel der           am Arbeitsplatz zu schützen. Jedes Risiko, im Beruf Gewalt erleben
Beschäftigten sind in diesen Bereichen weib-            zu müssen, ist zu minimieren oder bestmöglich zu verhindern. Dies
lich. Schon vor der Corona-Pandemie gaben               betrifft auch neue Risiken, die im Zusammenhang mit der Corona-
etwa 20 Prozent der Frauen an, am Arbeits-              Pandemie entstanden sind.
platz beleidigt oder beschimpft zu werden.
Dazu kommen seit der Krise neue
Schwierigkeiten – etwa Kunden/-
innen, die kein Verständnis für län-
gere Wartezeiten haben, die wegen
eingeschränkter Leistungen unzu­
frieden sind oder die sich nicht an
Schutzmaßnahmen wie Masken-
pflicht oder Mindestabstand halten
möchten. Das alles führt vermehrt
zu Konflikten, Aggressionen bis hin
zu Gewaltvorfällen.
Quelle: Hötzinger, S./ Mandl, E. (2020): Be-
rufsrisiko ­Gewalt. Ursachen / Folgen / Hand-
lungsmöglichkeiten. Arbeiterkammer Ober-
österreich, Linz

                                                                                                    FRAUENMONITOR 2021       17
GLEICHBEHANDLUNG

DISKRIMINIERUNGEN SIND NOCH
IMMER TRAURIGER ALLTAG

                      Obwohl das Gleichbehandlungsgesetz (GlBG) Diskriminierungen aufgrund des Geschlechtes,
                      des Alters, der Religion oder Weltanschauung, der sexuellen Orientierung sowie der ethni-
                      schen Herkunft eindeutig verbietet, sind Berichte über solche gesetzeswidrigen Vorgänge
                      nach wie vor trauriger Alltag in den Beratungen der Arbeiterkammer Oberösterreich.

                      Dauerthema: Sexuelle Belästigung                 über moderne Kommunikationsmittel und
                      von Frauen am Arbeitsplatz                       via Social Media zu verzeichnen. Nachrichten
                                                                       mit obszönem Inhalt, belästigende Mitteilun-
                      Geschlechtsbezogene Belästigungen und            gen oder unerwünschte „Aufmerksamkeiten“
                      auch sexuelle Belästigungen von Arbeitneh-       werden zunehmend via Whats-App und Co
                      merinnen sind in der Beratung der Arbeiter-      versandt und haben den Pin-Up-Kalender aus
                      kammer unverändert ein Dauerthema. Daran         früheren Zeiten nicht vollständig, aber weit-
                      änderte auch die Covid-19-Pandemie nichts.       gehend abgelöst. Auch Videokonferenzen
                      Einzig die Mittel, die für die Belästigung ge-   werden für Belästigungshandlungen zweck-
                      nutzt werden, haben sich leicht verändert – es   entfremdet und missbraucht.
                      ist ein deutlicher Anstieg von Belästigungen     Durch „ausgedünnte“ Belegschaften im Be-
                                                                       trieb (wegen Home-Office und Kurzarbeit)
                                                                       sind weniger potentielle Zeuginnen und
                                                                       Zeugen vor Ort anwesend. Das lässt die
                                                                       ­Täterinnen und Täter dreister werden, da an-
                                                                        scheinend die Angst, von Kolleginnen oder
                                                                        Kollegen auf frischer Tat ertappt zu werden,
                                                                        sinkt. Dies steigert die Bedrängnis der vor Ort
                                                                        verbleibenden Opfer solcher Belästigungs-
                                                                        handlungen.

                                                                       Angst vor Arbeitsplatzverlust
                                                                       macht Opfer stiller

                                                                       In wirtschaftlich schwierigen Zeiten steigt
                                                                       die Angst vor einem Verlust des Arbeits­
                                                                       platzes, wenn man oder frau sich gegen die
                                                                       Belästigungen oder allgemein gegen Diskri-
                                                                       minierungen wehrt oder eine solche aufzeigt.
                                                                       Auch ein Arbeitsplatzwechsel ist angesichts
                                                                       der hohen Zahl an Arbeitsuchenden nicht
                                                                       einfach und veranlasst viele Menschen mehr
                                                                       zu erdulden und zu ertragen als in wirtschaft-
                                                                       lich stabilen Zeiten – oftmals mehr als sie
                                                                       physisch und psychisch schaffen können.
                                                                       ­Gesundheitliche Probleme und Erkrankun-
                                                                        gen dürfen als Folge dieses Verdrängungspro-
                                                                        zesses nicht einfach nur zur Kenntnis
                                                                        genommen werden (siehe Kapitel Arbeits­
                                                                        bedingungen, Seite 14)

18   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
GLEICHBEHANDLUNG

Opfer haben Anspruch auf                           sind Alleinerzieherinnen (siehe Kapitel Care
Schadenersatz                                      Seite 28). Um den Drahtseilakt im Span-
                                                   nungsfeld der Vereinbarkeit von Beruf und
Wendet sich eine von sexueller Belästigung         Familie in Zeiten der ­Corona-Krise besser
betroffene Person an die AK, wird sie arbeits-     leisten zu können, verlagerten viele ihre Ar-
rechtlich beraten und vertreten. Rechtlich         beitszeit in die Tagesrandzeiten (wenn die
geht es meist darum, das Ende der Belästi-         Kinder noch oder schon schlafen), reduzier-
gung oder generell der Diskriminierung zu          ten ihre Arbeitszeiten, verbrauchten ihren
erreichen. Arbeitgeber haben schließlich eine      Urlaub und Zeitausgleich, um ihren elter­
Fürsorgepflicht. Sie sind gesetzlich dazu ver-     lichen, aber auch beruflichen Pflichten glei-
pflichtet Sorge zu tragen, dass ihre Beschäftig-   chermaßen nachkommen zu können, oder
ten gesundheitlich, physisch und psychisch         mussten aufgrund der Unvereinbarkeit zur
geschützt sind.                                    Gänze kündigen.
Opfer von sexueller Belästigung haben (wie
alle Opfer von Diskriminierungen) auch An-
spruch auf Zahlung eines Schadenersatzes.          Sonderbetreuungszeit ist unzureichend
Der Mindestschadenersatz bei sexueller Be-
lästigung beträgt 1.000 Euro. Der Anspruch         Die 2020 neu geschaffene und zudem zeitlich
besteht einerseits gegenüber dem Belästiger        begrenzte Möglichkeit der Sonderbetreu-
oder der Belästigerin und andererseits auch        ungszeit wurde an eine Vielzahl an Bedin-
gegenüber dem Arbeitgeber, wenn dieser sei-        gungen geknüpft – etwa die Zustimmung
ner Fürsorgepflicht nicht oder nur unzurei-        des Arbeitgebers, das vorherige Aufbrauchen
chend nachkommt und keine oder nur                 aller anderen arbeitsrechtlichen Ansprüche
mangelhafte Abhilfemaßnahmen setzt. Die            auf Dienstfreistellung unter Fortzahlung des
Verjährungsfrist für Fälle sexueller Beläs­        Entgeltes und außerdem darf die Arbeitskraft
tigung beträgt drei Jahre.                         des Elternteiles für die Aufrechterhaltung des
                                                   Betriebes nicht erforderlich sein. Seit Herbst
                                                   2020 besteht zwar ein zeitlich bis 9. Juli 2021
Unvereinbarkeit von Beruf und Familie              begrenzter Rechtsanspruch, dieser aber nur
                                                   bei einer vollständigen behördlichen Schlie-
Aufgrund der Corona-Krise mussten Arbeit-          ßung von zumindest Teilen der Betreuungs-
nehmer/-innen unter erschwerten Bedingun-          einrichtungen (Schule, Hort, Kindergarten,
gen ihrer Berufstätigkeit nachgehen. Das als       Krabbelstube) oder wenn Kinder unter Qua-
Lösung angedachte Home-Office wirkte entge-        rantäne gestellt werden, weil sie etwa K1-
gen ursprünglicher Intentionen oftmals nicht       Kontaktpersonen sind oder selbst an Corona
als Erleichterung, sondern führte aufgrund         erkrankt sind. Dies trifft nur in den seltensten
von Home-Schooling, Kinderbetreuung oder           Fällen zu und stellt deshalb für die wenigsten
Betreuung von Angehörigen zu einer massi-          Eltern einen gangbaren Weg dar.
ven Mehrfachbelastung von Arbeitnehmern/-          All diese Hürden führten dazu, dass Sonder-
innen – die Mehrheit davon waren und sind          betreuungszeit nur in wenigen Fällen genutzt
unverändert Frauen. Besonders betroffen            werden konnte. Beratungen zeigen, dass be-

                                                                                                      FRAUENMONITOR 2021   19
GLEICHBEHANDLUNG

                      rufstätige Eltern, allen voran die Mütter, von    2020 konnten vom Frauenbüro der Arbeiter-
                      Seite der Arbeitgeber unter enormem Druck         kammer Oberösterreich Schadenersatzzah-
                      standen und unverändert stehen. Die Losung        lungen für diskriminierte Frauen in der Höhe
                      dabei lautet „zu funktionieren“, was einen        von rund 218.000 Euro erwirkt werden.
                      weiteren Grund für die Nichtinanspruch­
                      nahme der theoretisch verfügbaren Freistel-
                      lungsmöglichkeiten darstellt. Warum? Eltern        BERATUNG IM AK-FRAUENBÜRO
                      wollen am Arbeitsplatz nicht negativ auf­          für am Arbeitsplatz diskriminierte Frauen:
                      fallen oder der Firma zur Last fallen. Sie ver-
                      suchen angesichts der angespannten                 Arbeiterkammer Oberösterreich
                      Situation am Arbeitsmarkt Konfrontationen          Frauenbüro
                      aus dem Weg zu gehen. Die Angst vor einem          Volksgartenstraße 40
                      Verlust des Arbeitsplatzes stieg speziell bei      4020 Linz
                      Frauen im letzten Jahr an. Dass dies keine un-     Tel.: +43(0)50/6906-2142
                      begründete Angst ist, und Frauen überpro-          E-Mail: frauen@akooe.at
                      portional oft im Zuge der Covid-19-Krise           ooe.arbeiterkammer.at
                      ihren Arbeitsplatz verlieren, belegen neue
                      Arbeits­marktzahlen (siehe Kapitel Beschäfti-
                      gung Seite 6 und Arbeitslosigkeit Seite 21).

                      Elterndiskriminierung ist nicht erlaubt
                                                                                 FORDERUNGEN DER
                      Arbeitnehmer/-innen, die gerade Eltern ge-                 ARBEITERKAMMER
                      worden sind oder eine Familie planen, sind                 OBERÖSTERREICH
                      im Arbeitsalltag immer wieder mit unzulässi-
                      gen Diskriminierungen konfrontiert. Bei              Abschreckender Schadenersatzanspruch
                      Frauen reicht oft schon alleine die Möglich-         bei allen Formen von Diskriminierung im
                      keit ein Kind zu bekommen.                           Beruf. Zusätzlich ist ein Wahlrecht auf
                      Während wirtschaftlicher Krisenzeiten sind           „volle Erfüllung“ vorzusehen, d.h. ein
                      Eltern, allen voran Rückkehrerinnen aus              Anspruch auf die konkrete berufliche Stel-
                      Eltern­karenzen und Schwangere, verstärkt in         lung, die jemand auf Grund der Diskrimi-
                      Bedrängnis. Für Rückkehrerinnen ist in der           nierung nicht bekommen hat.
                      Firma plötzlich kein Platz mehr, sie werden
                      verschlechternd versetzt oder müssen Füh-            Bestellung von zumindest einer fachkun-
                      rungspositionen abgeben. Schwangere wer-             digen Laienrichterin in arbeitsgerichtlichen
                      den trotz erhöhtem Risiko für sich und ihr           Prozessen.
                      Ungeborenes nicht ausreichend geschützt
                      oder verlieren ihren Arbeitsplatz. All dies          Verbesserung der Beweislastregelung:
                      wider­spricht den Antidiskriminierungsbe-            Der Arbeitgeber ist richtlinienkonform zu
                      stimmungen des Gleichbehandlungsgesetzes             verpflichten, den vollen Beweis dafür an-
                      und anderen arbeitsrechtlichen Schutzbestim-         zutreten, dass eine Entscheidung/gewis-
                      mungen. Trotzdem kommt die Elterndiskri-             ses Vorgehen nicht auf diskriminierenden
                      minierung in der betrieblichen Praxis häufig         Motiven beruht.
                      vor – oftmals nicht bekämpft und ungestraft.

                        BROSCHÜRE
                        ELTERNDISKRIMINIERUNG
                        Im Rahmen eines Themenschwerpunktes zur Bekämpfung von Elterndiskriminierung
                        bietet die Arbeiterkammer Oberösterreich ­eine Informationsbroschüre mit dem Titel
                        „Elterndiskriminierung im Betrieb – Daten und Fakten gegen betriebliche Benachteiligung
                        wegen (möglicher) Schwangerschaft und Kind“ an. Die Broschüre kann unter frauen@akooe.at
                        angefordert werden.

20   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
ARBEITSLOSIGKEIT

ARBEITSLOSIGKEIT: FRAUEN
HABEN SCHLECHTERE KARTEN

Frauen halten – neben älteren Beschäftigungssuchenden und schwer vermittelbaren Per­
sonen – seit Beginn der Corona-Krise die schlechteren Karten in Händen. In Österreich steigt
die Langzeitbeschäftigungslosigkeit – seit mindestens einem Jahr arbeitslos – bei den F
                                                                                      ­ rauen
seit Beginn der Corona-Krise prozentuell stärker als bei den Männern.

Arbeitslosigkeit weit über den                                                 18 Prozent gegenüber dem März 2019 immer
Vorjahreswerten                                                                noch deutlich über dem Niveau vor der Krise
                                                                               (plus 12,9 Prozent bei den Männern).
18.482 Oberösterreicherinnen waren im
März 2021 arbeitslos (Österreich: 175.027)
und 5.671 befanden sich in einer Schulungs-                                    Dramatischer Anstieg der Langzeit-
maßnahme des AMS (Österreich: 41.823).                                         arbeitslosigkeit bei Frauen
Die Arbeitslosigkeit nimmt bei den Frauen in
absoluten Zahlen seit November bundesweit                                      Frauen scheinen seit Beginn der Krise am
stärker zu als bei den Männern. Relativ bzw.                                   Arbeits­markt und im Kampf um die freien
prozentuell stieg die Frauenarbeitslosigkeit                                   Arbeitsplätze die schlechteren Karten in den
im ersten Lockdown ab März 2020 zum Teil                                       Händen zu haben.
stärker als bei den Männern. Nach einer                                        In Oberösterreich steigt die Langzeitarbeits-
­Erholung im Sommer stieg sie ab Oktober                                       losigkeit bei Frauen seit Oktober prozentuell
 ­wieder deutlich stärker an als bei den Män-                                  stärker an als bei Männern. Die Langzeit­
  nern. Die Zahl der arbeitssuchenden Frauen                                   arbeitslosigkeit lag im März 2021 bei den
  ist im März 2021 im Vergleich zum Vorjah-                                    Oberösterreicherinnen um 54,8 Prozent über
  resmonat um 18,7 Prozent zurückgegangen.                                     dem Vergleichswert des Vorjahres, das Plus
  Trotz dieses Rückganges liegt unser Bun­                                     bei den Oberösterreichern beträgt beinahe
  desland aber bei den Frauen mit rund plus                                    45 Prozent.

 LANGZEITBESCHÄFTIGUNGSLOSE, prozentuelle Veränderung, jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat
 70%

 60%
                  Zu Jahresbeginn 2020                                                                                                                             Frauen OÖ 54,8%
 50%               waren noch weniger
                  Menschen (OÖ Frauen                                                                                                                              Männer OÖ 47,7%
                     um 1,3 Prozent)                                                                                                                               Frauen Ö 41,7%
 40%
                langzeitbeschäftigungslos                                                                                                                          Männer Ö 37,8%
                    als ein Jahr zuvor.
 30%

 20%

 10%                                                                                                                                   Im März 2021
                                                                                                                                    waren deutlich mehr
            -1,3%                                                                                                                  Menschen (OÖ Frauen
  0%
           -3,5%                                                                                                                    um fast 55 Prozent!)
           -6,3%                                                                                                                 langzeitbeschäftigungslos
 -10%      -8,9%                                                                                                                     als ein Jahr zuvor.

 -20%
                   Jän. 20    Feb.      März       April     Mai        Juni      Juli    August      Sep.      Okt.      Nov.    Dez. 20   Jän. 21    Feb.    März 21

  Quelle: AMS, AKOÖ – Langzeitarbeitslose Personen (Dauer über 365 Tage), die beim AMS als arbeitssuchend registriert sind.
  Unterbrechung von bis zu 62 Tagen (z.B. durch Schulungen oder kurze Beschäftigungen) ändern an dem Status nichts.                                           Frauen     Männer

                                                                                                                                                      FRAUENMONITOR 2021       21
ARBEITSLOSIGKEIT

                      Insgesamt ist die Langzeitarbeitslosigkeit                                    Das Arbeitslosengeld der Frauen betrug im
                      mittlerweile inakzeptabel hoch. Von Seite der                                 Jahr 2020 in Oberösterreich rund 880 Euro
                      Politik wurden bisher zur Bekämpfung der                                      pro Monat, jenes der Männer jedoch 1.107
                      Langzeitarbeitslosigkeit kaum Maßnahmen                                       Euro. Im Bereich der Notstandshilfe verfügen
                      in die Wege geleitet und das, obwohl die Fol-                                 Frauen über noch geringere Leistungen.
                      gen einer sich verfestigenden Langzeitarbeits-                                Hier liegt der durchschnittliche Betrag in
                      losigkeit für jeden einzelnen Betroffenen,                                    Ober­österreich gerade einmal bei rund 800
                      jede einzelne Betroffene und für die gesamte                                  Euro, jene der Männer liegt bei 966 Euro.
                      Volkswirtschaft sehr negativ und weitrei-                                     Arbeits­losengeld und Notstandshilfe sind in
                      chend sind.                                                                   Oberösterreich bei den Männern im Schnitt
                                                                                                    um rund 160 bzw. bis über 200 Euro höher
                                                                                                    als bei den Frauen.
                      Frauen bei Arbeitslosigkeit schlechter
                      abgesichert                                                                   Von einer Erhöhung der Nettoersatzrate
                                                                                                    beim Arbeitslosengeld von 55 auf mindestens
                      Teilzeitarbeit, Benachteiligungen bei der Ent-                                70 Prozent würden daher vor allem Frauen
                      lohnung und Tätigkeiten im Niedriglohn­                                       immens profitieren.
                      bereich haben für Frauen zur Folge, im Falle
                      von Arbeitslosigkeit schlechter abgesichert                                   Die Leistungen der Frauen, aber auch jene
                      zu sein. Insbesondere in Oberösterreich sind                                  der Männer, liegen unterhalb der statisti-
                      die Leistungshöhen der Männer im Vergleich                                    schen Armutsgefährdungsschwelle, die bei
                      zum Bundesschnitt viel höher. Der Abstand                                     einem Einpersonenhaushalt derzeit 1.286
                      zu den Sicherungsleistungen für Frauen ist                                    ­Euro (= 60 Prozent des durchschnittlich ­ge-
                      wesentlich größer (bis zu einem Fünftel) und                                   wichtigen Medianeinkommens; 12 Mal net-
                      die durchschnittlichen Leistungen für Frau-                                    to) beträgt.
                      en liegen sogar unter den bundesweiten
                      Durchschnittsleistungen.

                        ARBEITSLOSENGELD (ALG) UND NOTSTANDSHILFE (NH) 2020
                        in Österreich und Oberösterreich, in Euro

                         1200

                         1000

                         800

                         600
                                                 1.071                              1.107
                                        900                                                                             921               966
                                                                           882
                         400                                                                                  810                804

                         200

                            0
                                             ALG Ö                            ALG OÖ                              NH Ö                 NH OÖ
                        Quelle: AMS Ö, Tagessatz 30 mal, 12 mal im Jahr; In diesen durchschnittlichen Leistungshöhen sind
                        jedoch die außerordentlichen Einmalzahlungen aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht inkludiert,         Frauen           Männer
                        die befristete Erhöhung der NH (in der Höhe des AlG bis Ende März 2021) jedoch schon.

22   ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH
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