Corporate Treasury Radar Januar 2021 - Sonderthema: Freihandelsabkommen verhindert einen harten Brexit Erstellt am: 12.01.2021 11:46 - Die LBBW
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12.01.2021 Makro | Zinsen | Währungen | Rohstoffe Corporate Treasury Radar Januar 2021 Sonderthema: Freihandelsabkommen verhindert einen harten Brexit Erstellt am: 12.01.2021 11:46
Mit dem LBBW Research2Go Podcast bleiben Sie bestens informiert Seit Mai 2020 stellen wir einen Podcast für Unternehmer zur Verfügung: „LBBW Research2Go – Der Unternehmenspodcast mit Chefökonom Uwe Burkert“. Uwe Burkert nimmt die Weltwirtschaft aus dem Blickwinkel der Unternehmen unter die Lupe und kommentiert wichtige Entscheidungen der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Regelmäßig können Sie sich nun jederzeit und überall innerhalb von weniger als 15 Minuten darüber informieren. Abonnieren Sie den Podcast gerne über die bekannten Streaming-Anbieter Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts oder Deezer. Alle wichtigen Informationen zum Podcast und ein kurzes Video finden Sie auf LBBW.de. Bisherige Episoden • 1 - 22.05.2020: Covid-19 und die Märkte - Einschätzungen zur Konjunkturentwicklung • 2 - 19.06.2020: Working Capital Management in rauen Zeiten • 3 - 02.07.2020: Green Finance - Corona als Gamechanger • 4 - 26.08.2020: Halbjahresausblick 2020 - Der Blick geht nach vorne! • 5 - 15.09.2020: Digitalisierung im Mittelstand • 6 - 24.09.2020: Burkert meets Lochner - Die Folgen der Pandemie • 7 - 15.10.2020: Vier Jahre Trump - Rückblick & Wahlausblick • 8 - 29.10.2020: Zombieunternehmen - nicht nur an Halloween ein Thema • 9 - 12.11.2020: Die Un-Vereinigten Staaten von Amerika • 10 - 26.11.2020: Ausblick 2021 - wie geht es an den Zins- und Rohstoffmärkten weiter? • 11 - 10.12.2020: Länderrisikoradar - Eine Standortbeurteilung • 12 - 20.12.2020: Rückblick 2020: Ein Jahr zum Umdenken 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 2
Agenda 01 Vorwort Seite 03 02 Der übergeordnete Blick Seite 05 03 Sonderthema: Das Brexit-Freihandelsabkommen Seite 11 04 Makro Seite 21 05 Zinsen Seite 36 06 Devisen & Rohstoffe Seite 51 07 Fazit und Anhang Seite 64 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 3
Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, wahrscheinlich sind Sie, ähnlich wie ich, mit gemischten Gefühlen in das Jahr 2021 gestartet. Nach ist die Corona-Pandemie allgegenwärtig. Zudem waren die Bilder randalierender Horden auf dem Capitol Hill in Washington, D.C., denkbar ungeeignet, um Vertrauen und Zuversicht für das neue Jahr zu wecken. Bei alledem gab es aber gleich zu Jahresbeginn eine Reihe positiver Nachrichten, die wir nicht übersehen sollten. Erstens ist der leidige harte Brexit vom Tisch. Es war zwar knapp, aber am Ende siegte die Vernunft. Briten und Europäische Union können mit dem Status Quo zunächst arbeiten, künftige Verbesserungen nicht ausgeschlossen. Für uns Grund genug, den Brexit noch einmal, vermutlich letztmals, zum Sonderthema in unserem Corporate Treasury Radar zu machen. Zweitens die Corona-Impfkampagne; sie rumpelt zwar etwas, aber Hand aufs Herz: Hätten Sie im Herbst 2020 erwartet, dass es dann doch so schnell gehen würde? Drittens: Lassen Sie uns einen Blick auf die Märkte werfen! Gleich drei historische Marken sind jüngst ge-fallen. In den Vereinigten Staaten hat der Dow Jones Industrials, noch im alten Jahr, die Marke von 30.000 Punkten überschritten (inzwischen sogar 31.000), der DAX ist auf Werte jenseits von 14.000 Punkten geklet- tert, und, last but not least, die Rendite zehnjähriger US-Treasuries ist zurück in Terrains oberhalb von 1%. Hinter allen Marktbewegungen dürften im Kern dieselben Kräfte stehen: die Hoffnung auf ein absehbares Head of Research Ende der Pandemie, dazu eine fortgesetzte expansive Geld- und Fiskalpolitik sowie, speziell am US-Renten- Uwe Burkert markt, die Erwartung einer erfolgreichen Reflationierung. Als Zugabe hat sich vermutlich die eine oder der Chefvolkswirt + 49 711 127–73462 andere am Markt mit Blick auf den bevorstehenden Wachwechsel im Weißen Haus auf ein Wiederaufleben uwe.burkert@LBBW.de der internationalen Kooperation in wirtschaftspolitischen Schlüsselfragen positioniert. Wie Sie sich positionieren sollten, was dabei zu beachten ist und wie unser großes Bild, gemalt in Fakten und Prognosen, aussieht: Das erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Eine ertragreiche Lektüre und einen erfolgreichen Jahresstart wünscht Ihnen Ihr Uwe Burkert 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 4
Agenda 01 Vorwort Seite 03 02 Der übergeordnete Blick Seite 05 03 Sonderthema: Das Brexit-Freihandelsabkommen Seite 11 04 Makro Seite 21 05 Zinsen Seite 36 06 Devisen & Rohstoffe Seite 51 07 Fazit und Anhang Seite 64 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 5
Der übergeordnete Blick - Frühindikatoren zurück im grünen Bereich - Euro im Corona-Rückblick - Die wichtigsten Termine im Januar: 14.01.: Start der US-Berichtssaison 20.01.: Joe Biden wird als 46. US-Präsident vereidigt 21.01.: Zieht die EZB die Option einer Leitzinssenkung? Frank Klumpp, CFA Tel: +49 (711) 127-75894 frank.klumpp@LBBW.de 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 6
Frühindikatoren: Zurück im „grünen Bereich“ Globale Einkaufsmanager-Indizes im Verarbeitenden Gewerbe 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Global JPM Global North America USA Canada nnnnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnannn Europe Eurozone Germany France Italy UK Asia/EM Japan China - official China - Caixin Brazil Russia India South Africa 60 56 54 52 51 50 49 48 46 44 40 Expansion Contraction Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 7
Euro unter Corona-Vorzeichen Euro: Wertentwicklung gegenüber den übrigen vom LBBW Research gecoverten Währungen Veränderung seit Ende März 2020 (in %) • Mit Entdeckung einer weiten AUD Verbreitung des Corona-Virus NOK außerhalb Chinas durchlebten CZK die Finanzmärkte eine Phase starker Anpassungen ihrer PLN Bewertungen. Seither, seit etwa HRK Anfang März 2020, sucht auch CAD der Devisenmarkt nach einem neuen Gleichgewicht. HUF • Der Euro hat in den vergange- RON nen neun Monaten gegenüber GBP allen „Majors“ Boden gutge- CNY macht, aus jeweils ganz ver- schiedenen Gründen: Franken, CHF Pfund, Yen, US-Dollar, Yuan. RUB Die Währungen Osteuropas JPY haben sich vergleichsweise stabil gezeigt. Derweil haben USD die Rohstoffwährungen mehr- TRY heitlich haussiert. Dabei ist dem kanadischen Dollar seine Nähe -15,0 -5,0 5,0 15,0 25,0 zum US-Dollar etwas zum Ver- hängnis geworden. Lira und Rubel kämpfen mit Länder- spezifika. Quelle: Refinitiv; Berechnungen der LBBW. Euroraum-Daten von Mitte 2005 bis Mitte 2006 bereinigt. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 8
Die wichtigsten Termine im Jahr 2021 Highlight: Die Bundestagswahl 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 20.1. Amtseinführung Joe Biden als 46. US-Präsident 21.1. Erster EZB-Zinsentscheid 2021* 27.1. Erster FOMC-Zinsentscheid 2021** 14.3. Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz 17.3. Parlamentswahlen in den Niederlanden 25.3. EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs*** 25.4. Landtagswahlen in Thüringen Mitte Mai Weltwirtschaftsforum in Singapur 6.6. Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 11.6. Eröffnung Fußball-EM (bis 11.7.; ursprünglich für 2020 geplant) Sommer G7-Gipfel in Großbritannien 23.7. Eröffnung Olympische Sommerspiele in Tokio (bis 8.8.; ursprünglich für 2020 geplant) 26.9. Bundestagswahlen Abgeordnetenhauswahlen in Berlin und (vsl.) Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern 26.9. Abgeordnetenhauswahlen in Tschechien Okt. IWF-Jahrestagung Okt. 30./31.10. G20-Gipfel in Rom Weltklimagipfel in Glasgow Nov. * Weitere Termine: 11.3., 22.4., 10.6., 22.7, 9.9., 28.10., 16.12. ** Weitere Termine: 17.3., 28.4., 16.6., 28.7., 22.9., 3.11., 15.12. ***Weitere Gipfel-Termine im Juni, Oktober und Dezember 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 9
Die wichtigsten Termine im Januar KW53 KW1 KW2 KW3 KW4 Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 8.1. US-Arbeitsmarktbericht Dezember 13.1. US-Inflation Dezember 14.1. Start US-Berichtssaison 14.1. BIP Deutschland 2020 16.1. CDU-Onlineparteitag wählt Vorsitzenden (Briefwahl) 18.1. Ecofin-Treffen 20.1. Amtseinführung Joe Biden als 46. US-Präsident 21.1. EZB-Zinsentscheid 25.1. ifo-Geschäftsklima Januar FOMC-Sitzung 27.1. US-BIP Q4 28.1. Deutschland BIP Q4 29.1. • Die EZB hält sich nach dem Beschluss ihres umfangreichen • Die Macht im Weißen Haus geht am 20. Januar an Joe Biden über. Lockerungspakets vom Dezember weitere Maßnahmen offen. Nach dem Erfolg der Demokraten bei den Senats-Nachwahlen in Evtl. könnte noch die Option einer Leitzinssenkung gezogen werden, Georgia kann der künftige US-Präsident darauf hoffen, einen falls der Euro weiterhin deutlich zur Stärke tendiert. wesentlichen Teil seiner Vorhaben tatsächlich umsetzen zu können. • Die Fed dürfte zwar im Januar keine weiteren geldpolitischen Maß- • Die BIP-Entwicklung 2020 wurde sowohl in Europa als auch in den nahmen beschließen, die Tür für eine Erhöhung der Anleihekäufe USA von der Corona-Pandemie geprägt. Ob und wie stark eine aber, abhängig von der Corona-Pandemie, explizit offenhalten. Erholung 2021 Platz greift, dürfte nicht zuletzt vom Erfolg beginnender Impfkampagnen abhängen. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 10
Agenda 01 Vorwort Seite 03 02 Der übergeordnete Blick Seite 05 03 Sonderthema: Das Brexit-Freihandelsabkommen Seite 11 04 Makro Seite 21 05 Zinsen Seite 36 06 Devisen & Rohstoffe Seite 51 07 Fazit und Anhang Seite 64 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 11
Sonderthema: Das Brexit-Freihandelsabkommen • Am 24. Dezember 2020 einigten sich die EU und das Vereinigte Königreich auf ein Freihandelsabkommen zur Regelung ihrer Beziehungen nach dem Ende der Über- gangsfrist ab dem 1. Januar 2021. • Auch wenn das Freihandelsabkommen eine deutliche Erleichterung des Warenhandels und der gegenseitigen Beziehungen im Vergleich zu einem „No Deal“-Szenario umfasst, so entfernt sich das Vereinigte Königreich doch stärker von der EU als beispielsweise Norwegen oder die Schweiz. • Unter Berücksichtigung des Freihandelsabkommens und der Belastungen aus der derzeit heftig grassierenden Corona-Welle gehen wir nun von einem Zuwachs des BIP im Vereinigten Königreich von +5% für das Jahr 2021 aus. • Nach der Einigung auf das Freihandelsabkommen sehen wir wenig neue Impulse für das britische Pfund. Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung des Wechselkurses Dr. Katja Müller bei 0,90 EURGBP. Tel: + 49 711 127–4 21 06 katja.mueller@LBBW.de 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 12
„The deal is done.“ Einigung an Heiligabend • „The deal is done.“ twitterte der britische Premierminister Boris Johnson am 24. Dezember 2020. Nach monatelangen zähen Verhandlungen hatten sich die EU und das Vereinigte Königreich auf ein Freihandelsabkommen geeinigt, kurz vor Ablauf der bis zum 31. Dezember 2020 angesetzten Übergangsfrist. • Bis zuletzt war um die Streitpunkte Fischerei, gleiche Wettbewerbsbedingungen und Streitbeilegung gerungen worden. • Ohne eine Einigung hätten zum 1. Januar 2021 die Bestimmungen der Welthandelsorganisation WTO für den Warenhandel gegriffen, die teilweise hohe Zölle sowie nicht-tarifäre Handelshemmnisse zur Folge gehabt hätten. Absegnung von britischer Seite im Eilverfahren • Im Vereinigten Königreich segneten beide Kammern des Parlaments das Freihandelsabkommen im Eilverfahren ab. • Kurz vor dem Jahreswechsel setzte die britische Königin das entsprechende Gesetz in Kraft. EU: Vorläufige Gültigkeit zum 1. Januar 2021 • Die EU-Spitze (Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel) sowie die Regierungen aller EU-Mitgliedstaaten stimmten dem Abkommen zu. • Für eine ordnungsgemäße Ratifizierung durch das EU-Parlament reichte die Zeit bis zum Jahreswechsel nicht mehr. Das EU-Parlament soll bis 28. Februar zustimmen. Solange hat das Abkommen nur eine vorläufige Gültigkeit. • Die Zustimmung der nationalen Parlamente in der EU ist nicht nötig, da die EU-Kommission den Vertrag als reines EU-Abkommen einstuft. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 13
Die wesentlichen Punkte des Freihandelsabkommens: Überblick (I von II) Warenhandel • Warenhandel: Zollfreiheit; keine Einfuhrquoten. • Reibungslose Warentransporte sollen ermöglicht werden. • Vereinigtes Königreich nicht mehr Teil des EU-Binnenmarktes und der Zollunion mehr Formalitäten für den Warenverkehr (z.B. zur Sicherstellung, dass aus dem Vereinigten Königreich eingeführte Produkte EU-Standards erfüllen oder die Produkte tatsächlich aus dem Vereinigten Königreich und nicht aus einem Drittland kommen). Dienstleistungen • Für Anbieterinnen und Anbieter grenzüberschreitender Dienstleistungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich verschlechtert sich der Marktzugang erheblich. • Keine „Passport-Rechte“ mehr für die Finanzdienstleistungsbranche; wesentliche Fragen sollen noch geklärt werden. Die EU kann fallweise „Äquivalenzentscheidungen“ treffen, um britischen Finanzinstituten den Marktzugang zu ermöglichen. Faire Wettbewerbsbedingungen („Level Playing Field“) • Bestehende EU-Standards für Umwelt-, Klima- und Arbeitsschutz muss das Vereinigte Königreich einhalten. Dies gilt nicht zwingend für neu hinzukommende Standards. • Klare Vorgaben für Subventionsvergabe bei Verstößen Anrufung eines Schiedsgerichts und Möglichkeit zur Verhängung von Strafzöllen. Fischerei • Zugang zu britischen Gewässern für EU-Fischer in den nächsten fünfeinhalb Jahren gewährleistet. • Fangmenge wird schrittweise auf 75% reduziert. Anschließend jährlich neue Verhandlungen der Fangmengen. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 14
Die wesentlichen Punkte des Freihandelsabkommens: Überblick (II von II) Auslandsaufenthalte • Die Visafreiheit ist auf 90 Tage begrenzt. Kontrolle des Abkommens • „Gemeinsamer Partnerschaftsrat“ soll Umsetzung des Abkommens kontrollieren. • Für die Klärung von Konflikten bei der Auslegung des Abkommens ist ein Streitbeilegungsmechanismus vorgesehen. • Entgegen den Wünschen der EU spielt der Europäische Gerichtshof bei diesem Streitbeilegungsmechanismus keine Rolle. Auch wenn das Freihandelsabkommen im Vergleich zu einem „No Deal“-Szenario erhebliche Erleichterungen des Warenhandels und der gegenseitigen Beziehungen mit sich bringt, so entfernt sich das Vereinigte Königreich doch stärker von der EU als beispielsweise Norwegen oder die Schweiz. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 15
Enge Handelsbeziehungen: Freihandelsabkommen für beide Seiten deutlich besser als „No Deal“ Außenhandelsbeziehungen Vereinigtes Königreich – Europäische Union Warenexporte und -importe 2019 Dienstleistungsexporte und -importe 2018 46% der UK-Warenexporte gehen in die EU 40% der UK-DL-Exporte gehen in die EU 10% der EU-Warenimporte kommen aus UK 20% der EU-DL-Importe kommen aus UK 53% der UK-Warenimporte kommen aus der EU 50% der UK-DL-Importe kommen aus der EU 15% der EU-Warenexporte gehen nach UK 22% der EU-DL-Exporte gehen nach UK • Die engen Handelsbeziehungen zeigen, dass der abgeschlossene Freihandelsvertrag für beide Seiten im Vergleich zu einer Situation ohne Abkommen von Vorteil ist. Da die EU der wichtigste Handelspartner des Vereinigten Königreichs ist (aber nicht umgekehrt), profitiert das Königreich vom Freihandelsabkommen im Hinblick auf den Warenverkehr stärker. • Hinsichtlich der Dienstleistungen stellt das Abkommen eine erhebliche Einschränkung des Marktzugangs im Vergleich zur Situation bisher dar. Die Finanzinstitute verlieren ihre „Passport-Rechte“, wesentliche Fragen bleiben hier ungeklärt. Der Dienstleistungssektor ist für die britische Wirtschaft von herausragender Bedeutung (ca. 80% des BIP). Quellen: Eurostat, ONS 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 16
Britische Konjunktur: Heftige zweite Corona-Welle als Zusatzbelastung Bruttoinlandsprodukt und Einkaufsmanagerindizes Veränderung M-M (in %) bzw. Indexwert (rechte Skala) • Im vierten Quartal 2020 litt die 10 70 britische Wirtschaft unter einer heftigen zweiten Corona- Welle, die, u.a. aufgrund einer 5 60 sich schnell ausbreitenden Virusmutation, abermals massive Einschränkungen des 0 50 öffentlichen Lebens zur Folge hatte bzw. noch immer hat. • Zudem dürfte die bis zur -5 40 Einigung auf ein Freihandels- abkommen an Heiligabend andauernde Unsicherheit die -10 30 Anlageinvestitionen zusätzlich ausgebremst haben. • Dagegen ist zu vermuten, dass -15 20 aus Sorge vor Lieferengpässen für den Fall eines „No Deal“ die Lagerinvestitionen erhöht -20 10 2019 2020 wurden, was das BIP- Monatliches BIP M-M% Wachstum etwas gestützt Einkaufsmanagerindex Ver. Gewerbe haben dürfte. Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quellen: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 17
BIP-Prognosen für das Vereinigte Königreich: Anpassung Bruttoinlandsprodukt mit aktualisierter Prognose Veränderung J-J (in %) • In Q4 2020 dürfte die britische 10 10 Volkswirtschaft angesichts 8 8 vielfältiger Belastungen geschrumpft sein. Wir haben 6 5,0 6 unsere Prognose für den BIP- Zuwachs 2020 von bislang 4 4 -10% auf -10,7% gesenkt. 2 2 • Da unser Hauptszenario eines Brexit ohne Abkommen nicht 0 0 eingetreten ist, haben wir unsere Prognose von zuletzt -2 -2 +4% für 2021 ebenfalls revidiert. -4 -4 • Wir waren bisher für den Fall -6 -6 einer Einigung auf ein Abkommen von +6% Wachs- -8 -8 tum ausgegangen. Angesichts der Verschärfung der Corona- -10 -10 Krise in Q4 2020 und deren -10,7 anhaltenden Auswirkungen -12 -12 haben wir diese Prognose nach 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 unten angepasst. (P) (P) • Wir gehen nun von einem BIP- Zuwachs um +5% für das Quellen: Refinitiv, LBBW Research Jahr 2021 aus. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 18
EURGBP: Kaum neue Impulse nach Brexit-Einigung zu erwarten EURGBP und Zinsdifferenz Euro – Pfund (in Prozentpunkten) • In den vergangenen Monaten 1,00 1,0 bestimmten vor allem die Nachrichten zum Brexit den Wechselkurs des Pfund ggü. 0,95 dem Euro. 0,5 • Die Zinsdifferenz war nach 0,90 dem Brexit-Votum 2016 von untergeordneter Bedeutung. 0,0 0,85 Angesichts der Corona-Krise schlug die Bank of England einen expansiveren Kurs ein, 0,80 -0,5 so dass sich der Zinsvorteil des Pfund 2020 deutlich verringerte. 0,75 -1,0 • Da sowohl die Bank of England als auch die EZB 2021 ihren 0,70 expansiven Kurs grundsätzlich beibehalten dürften, sind hier -1,5 keine wesentlichen neuen 0,65 Impulse für den Wechselkurs 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 zu erwarten. Euro in Pfund Sterling (linke Skala) Renditedifferenz 2-jährige Bunds minus 2-jährige Gilts (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quellen: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 19
EURGBP: Seitwärtsbewegung erwartet Wechselkurs EURGBP Prognosen LBBW Research 0,94 0,94 Q1 2021 Q2 2021 Q4 2021 EURGBP bisher 0,94 0,92 0,92 EURGBP neu 0,90 0,90 0,90 0,92 0,92 • Unsere Erwartung eines schwächeren Pfund beruhte auf einem „No Deal“-Szenario. Der 0,90 0,90 Abschluss des Freihandels- abkommens erforderte insofern eine Revision dieser Prognose. 0,88 0,88 • Die Kaufkraftparität von knapp über 0,80 EURGBP suggeriert ein deutlich stärkeres Pfund. 0,86 0,86 Allerdings dürfte die britische Wirtschaft durch die Auswirkungen der Corona- Pandemie und den Brexit 0,84 0,84 stärker belastet sein als der Euroraum insgesamt, was das Aufwertungspotenzial u.E. 0,82 0,82 beschränkt. Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan 2020 2021 • Wir erwarten im laufenden Jahr eine Seitwärtsbewegung Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quellen: Refinitiv, LBBW Research bei 0,90 EURGBP. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 20
Agenda 01 Vorwort Seite 03 02 Der übergeordnete Blick Seite 05 03 Sonderthema: Das Brexit-Freihandelsabkommen Seite 11 04 Makro Seite 21 05 Zinsen Seite 36 06 Devisen & Rohstoffe Seite 51 07 Fazit und Anhang Seite 64 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 21
Makro • Deutschland: Herzstück „Industrie“ in Q1 robust • Harter Lockdown: Was heißt das für die Konjunktur? • Lockdown-Ende entscheidet über Wachstumsausblick • Inflation: Preisschub am Jahresbeginn – und dann? • Blick nach Europa: Double Dip droht • Arbeitsmarkt EWU: Verwirrende Pandemie-Zahlen • USA: Biden kontrolliert beide Häuser des Kongresses • USA: Indikationen für kräftiges BIP-Wachstum in Q4 2020 • USA: Pläne Bidens dürften den USD eher belasten • China: Anhaltender Aufschwung trotz neuer Corona-Fälle • China: Industrieproduktion wächst kräftig • China: Exporte deutlich erholt Matthias Krieger Dr. Jens-Oliver Niklasch Tel: + 49 711 127–7 30 36 Tel: +49 (711) 127-76371 matthias.krieger@LBBW.de jens-oliver.niklasch@LBBW.de 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 22
Deutschland: Herzstück „Industrie“ in Q1 robust Deutschland: Bruttowertschöpfung Deutschland: Einkaufsmanagerindizes (Q/Q in % und Beiträge der Wirtschaftszweige) (Monatswerte, saisonbereinigt) 2% 60 0% -2% 50 -4% -6% 40 -8% -10% 30 -12% Q4 2019 Q1 2020 Q2 2020 20 VG ("Industrie") Bau Handel & Transport Info.&Komm. 10 Finance Real estate Jan. 19 Jul. 19 Jan. 20 Jul. 20 Jan. 21 Business DL ÖD/Erz/Health Sonstiges & Agrar etc. Total Manufacturing Services Composite • Der Einbruch des BIP in Q2/2020 war u.a. dem Reißen der Lieferketten geschuldet. Die Industrie trug 40% des Verlustes an Wertschöpfung (-9,8% Q/Q) bei, abhängige Branchen wie unternehmensnahe Dienstleistungen, Handel und Transport zusammen noch einmal so viel. Für Q1/2021 sind die Vorzeichen besser. Die Industrie wächst unvermindert stark. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 23
Harter Lockdown: Was heißt das für die Konjunktur? Ziel „Inzidenz
Lockdown-Ende entscheidet über Wachstumsausblick Deutschland: BIP in Szenarien (Quartalswerte; Mrd. Euro, verkettet und saisonbereinigt) 840 • Der anhaltende Lockdown in seiner harten Variante mit Schulschließungen, eingeschränkten Einkaufsmöglich- 820 keiten und weitgehenden Mobilitätseinschränkungen dürfte zunächst bis Ende Januar bestehen. 800 • Werden die Einschränkungen ab Februar weitgehend ge- 780 lockert, dürfte ein Teil der Einbußen noch in Q1 aufgeholt werden. Bis Jahresende ist aufgrund einer aufgestauten 760 Konsumnachfrage, fiskalischer Impulse und einer erholten Weltkonjunktur mit einem hohen Wachstums- 740 tempo zu rechnen. Das BIP 2021 dürfte um 3,5% 720 zulegen, nach voraussichtlich -5,6% in 2020. Das Schlussquartal 2022 dürfte sein Pendant übertreffen. 700 Für das Gesamtjahr 2021 gilt dies freilich nicht. Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2019 2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 2021 • Hält der Lockdown länger an, wird der Rückgang in Q1 ...bis Aschermittwoch entsprechend kräftiger. Bei ungünstigem Verlauf ...bis zum Frühjahr (Lockdown bis Frühjahrsbeginn) wird 2021 auch bei Lockdown ab Februar gelockert kräftigem Wachstum in den restlichen Quartalen erneut ein Jahr mit BIP-Minuswachstum (-0,7% in unserem Negativ.-Szenario). Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 25
Inflation: Preisschub am Jahresbeginn – und dann? Deutschland: Inflation und Preisdruck (Y/Y in %, Monatswerte) • Gleich zu Jahresbeginn zogen die Kraftstoffpreise an. 3 9 Laut einer ADAC-Auswertung kostet ein Liter Super E10 im Mittel 1,335 Euro (+7,7 Cent ggü. Vorwoche). Der 2 6 Dieselpreis kletterte um 7,6 Cent. Im Vergleich zu den Preisen kurz vor Weihnachten beträgt der Anstieg bei 1 3 Benzin 9,9 Cent und bei Diesel 10,4 Cent. • Zudem endet die temporäre Verringerung der MwSt (19% 0 0 statt 16% bzw. 7% statt 5%). Dies sorgt jetzt zu Jahres- beginn für einen Preisschub. Der Preisauftrieb wird sich -1 -3 indes voraussichtlich zunächst nicht beschleunigen. Auf vorgelagerten Stufen ist der Preisdruck aktuell sehr -2 -6 gering bzw. negativ. Er dürfte zwar in den kommenden Monaten zunehmen, aber angesichts unterausgelasteter Kapazitäten erscheint der Spielraum für Überwälzungen -3 -9 16 17 18 19 20 21 auf die Verbraucherebene gering. Wenn im Jahresverlauf die aufgestaute Konsumnachfrage vorhandene Kapazi- Verbraucherpreise Y/Y Erzeugerpreise Y/Y (RECHTE SKALA) täten übersteigt, könnte sich dies ändern. Großhandelspreise Y/Y (RECHTE SKALA) Importpreise Y/Y (RECHTE SKALA) • Für 2021 rechnen wir jahresdurchschnittlich mit einer Inflationsrate von 1,3% für Deutschland und 1,1% für den Quelle: ADAC, Refinitiv, LBBW Research Euroraum. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 26
Blick nach Europa: Double Dip droht EWU und Staaten: Economic Sentiment (Monatswerte, saisonbereinigt) 120 • Der Pandemieverlauf dürfte im Euroraum die Staaten des Südens (Frankreich, Italien, Spanien) wirtschaftlich härter getroffen haben als Deutschland. Wir gehen derzeit von 110 einem Double Dip aus, in dem das vierte Quartal in den südlichen Staaten um 3%-4% ggü. dem Vorquartal zu- 100 rückgegangen ist. • Die Prognosen für diese Länder streuen derzeit breit. Für 90 Frankreich erwartet die dortige Notenbank einen Rück- gang um 4% Q/Q für das Schlussquartal, Spaniens Regierung prognostiziert für die Wirtschaft ihres Landes 80 ein leichtes Plus per Q4, was aber angesichts mauer Frühindikatoren u.E. unwahrscheinlich ist. 70 • Im Gegenzug wird u.E. das Auftaktquartal 2021 im Süden besser gelaufen sein als in Deutschland. Insgesamt 60 erwarten wir für den Euroraum ein Minus um 7,2% für 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2020. Im Jahr 2021 dürfte es dann im Euroraum um 4% EMU Germany France Italy Spain aufwärts gehen. D.h. das BIP-Wachstum dürfte im Süden höher sein als in Deutschland, was aber den Verlust aus dem Vorjahr kaum ausgleichen wird. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 27
Arbeitsmarkt EWU: Verwirrende Pandemie-Zahlen Anzahl der Arbeitslosen (EWU, Veränderung zum Vorquartal in Tsd.) • Mitten in der Pandemie fällt im Euroraum die Arbeitslo- 800 800 senquote. Der Hochpunkt wurde im Juli mit 8,7% erreicht. Seither ging es abwärts, monatlich um 0,1 Prozent- 600 600 punkte. Die jüngste Zahl für November beträgt 8,3%. Während ein langsamer Anstieg der Arbeitslosigkeit noch 400 400 durch den umfassenden Einsatz von Kurzarbeit erklärbar wäre, gibt der Rückgang zunächst Rätsel auf. 200 200 • Indes dürfte die gute Performance am Arbeitsmarkt den erheblichen Einschränkungen durch die Pandemie zu 0 0 erklären sein. Ein Blick auf die absoluten Zahlen zeigt: Während z.B. in Deutschland und Spanien die Anzahl der -200 -200 Arbeitslosen stieg, ist sie in Frankreich und Italien ge- sunken – stärker als je zuvor in den vergangenen Jahren. -400 -400 Vermutlich können Arbeitslose teils nicht registriert wer- den, oder sie bemühen nicht um eine neue Tätigkeit, weil -600 -600 sie z.B. Kinder betreuen müssen oder keine Perspektive 2015 2016 2017 2018 2019 2020 für eine erfolgreiche Arbeitsvermittlung sehen, etwa weil sie im Gastgewerbe tätig sind. Letzteres ist die Erklärung Germany France Italy Spain "Rest" Euroraum von Eurostat für die Zahlen. Das „dicke Ende“ dürfte erst noch kommen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 28
USA: Biden kontrolliert künftig beide Häuser des US-Kongresses Demokraten gewinnen Senatsnachwahl in Georgia Pattsituation nützt Joe Biden • Nachdem die Demokraten ihre Mehrheit im Repräsen- tantenhaus verteidigt hatten, haben sie nun auch beide im Bundesstaat Georgia bislang noch offenen Senats- sitze gewonnen. Damit verfügen beide große Parteien künftig über 50 Sitze im Senat. • Den Ausschlag bei einer Patt-Situation gibt hier dann die Stimme der zukünftigen demokratischen Vizepräsidentin Kamala Harris in ihrer Eigenschaft als Senatspräsidentin. • Damit hat Joe Biden de facto die Kontrolle auch über den US-Senat gewonnen und kann nach seiner Amtsüber- nahme am 20. Januar nun quasi „durchregieren“. Quelle: www.predictit.com, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 29
USA: Indikationen für kräftiges BIP-Wachstum im 4. Quartal 2020 US-Bruttoinlandsprodukt und GDPNow-Modell der Atlanta Fed Jahresrate, in % 40 33,1 40 • Trotz hoher Infektionszahlen befindet sich die US-Wirt- 30 30 schaft weiter auf Erholungskurs. Die Atlanta-Fed z.B. 20 20 rechnet für das vierte Quartal 2020 mit einer annualisier- ten BIP-Zuwachsrate von rund 10 %. Unsere eigene 10 10 Schätzung liegt etwas niedriger bei annualisierten 5 %. 0 0 -10 -10 • Die Eroberung der Kontrolle Bidens über beide Kammern -20 -20 des Kongresses dürfte im neuen Jahr zunächst die Hoff- nung auf eine Ausweitung staatlicher Konjunkturhilfen -30 -30 -31,4 nähren. Denn das Schreckgespenst einer republikani- -40 -40 schen Fundamentalopposition gegen die Ausgabenpläne -50 -50 Bidens, die er größtenteils kreditfinanzieren muss, ist fürs -60 -60 Erste vom Tisch, d.h. ein „Government Shutdown“ droht Q1 2018 Q3 2018 Q1 2019 Q3 2019 Q1 2020 Q3 2020 vorerst nicht. US BIP-Wachstum (Q/Q; annualisiert) Wachtumsschätzung gem. GDPNow-Modell der Atlanta Fed • Auf kurze Sicht dürfte dies die US-Wirtschaft unterstützen und in Verbindung mit den sonstigen Plänen Bidens - z.B. der Erhöhung der Mindestlöhne - gerade dem privaten Konsum als traditionell wichtigster Wachstumsstütze der US-Wirtschaft zugutekommen. Quelle: Federal Reserve Bank of Atlanta, Bloomberg, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 30
USA: Pläne Bidens dürften den US-Dollar eher belasten EURUSD mit gleitenden Durchschnittslinien USD für einen Euro 1,30 1,30 • Der US-Dollar dürfte durch die neuen Machtverhältnisse in den USA u.E. zunächst eher belastet werden. 1,25 1,25 • Denn eine sehr starke Erhöhung der Staatsverschuldung in Verbindung mit einer von Joe Biden beabsichtigten und nun sehr realistisch gewordenen Verdopplung der Min- 1,20 1,20 destlöhne sowie einer signifikanten Erhöhung der Unter- nehmensteuern von derzeit 21% auf voraussichtlich 28% ist im Normalfall nicht nach dem Geschmack der Finanz- 1,15 1,15 märkte – und in der Regel auch eher eine Belastung für eine betreffende Währung, zumal die US-Notenbank 1,10 1,10 versprochen hat, auf Kurs Richtung Expansion zu bleiben. 1,05 1,05 • Wir gehen von einem zum USD zunächst weiter festen EURUSD 2018 MAV 30 days 2019 MAV 200 days 2020 2021 Euro aus und erhöhen unsere EURUSD-Prognose per Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research 30.06.2021 auf 1,25 (bisher: 1,23). Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 31
China: Anhaltender Aufschwung trotz neuer Corona-Fälle China: Neuinfektionszahlen mit SARS Cov-2 Fallzahlen, MAV 1 Woche 6000 6000 • Auch in China ist die Pandemie nicht überwunden. Zu- letzt gab es hier wieder steigende Neuinfektionszahlen, 5000 5000 die aber unter 100 pro Tag (MAV 1 Woche) lagen. • Die Infektionszahlen in China liegen zwar weiterhin sehr 4000 4000 weit unter denen in anderen Ländern. Da die Regierung aber größten Wert darauf legt, die Seuche vollständig zu 3000 3000 beseitigen, schreckt man hier vor brachialen Maßnahmen nicht zurück, um die Ausbreitung im Keim zu ersticken. 2000 2000 • Deshalb wurden sowohl die 11 Mio. Einwohner zählende 1000 1000 Hauptstadt der Provinz Hebei, Shijiazhuang, als auch die 125 Kilometer entfernte 7 Mio. Einwohner zählende Stadt Xingtai abgeriegelt. Die Bewohner dürfen die beiden 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan 0 Städte ohne besondere Erlaubnis nicht mehr verlassen. 2020 China: SARS COV-2 Neuinfektionszahlen (MAV 7 Tage) 2021 Der Straßenfernverkehr zu den beiden Städten wurde in Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research beiden Richtungen eingestellt, Wohngebiete wurden abgesperrt und Schulen geschlossen. • In Verbindung mit Chinas Impfkampagne gehen wir da- von aus, dass die Maßnahmen den gewünschten Erfolg Quelle: Refinitiv, Deutsche Welle Online, LBBW Research bringen werden. Von einer ernstzunehmenden Gefahr für Chinas Aufschwung gehen wir aktuell nicht aus. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 32
China: Industrieproduktion wächst kräftig Industrieproduktion in % Y-Y 10 10 • Die chinesische Industrie bleibt auf Wachstums- kurs. Die Produktion im „Reich der Mitte“ liegt 5 5 inzwischen wieder über derjenigen kurz vor Aus- bruch der Corona-Krise. 0 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 2019 2020 2021 China: Industrieproduktion (% Y-Y) Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 33
China: Exporte deutlich erholt Exporte und Importe Chinas in % Y-Y (USD-Basis) 30 30 • Die chinesische Export- wirtschaft profitiert der- zeit von Produktionsaus- fällen in anderen Län- 20 20 dern, einer hohen Nach- frage nach Gütern, die insbesondere in China 10 10 hergestellt werden (medi- zinisches Zubehör, Equipment zum Ausbau der Digitalisierung, Unter- 0 0 haltungselektronik) so- wie der Reparatur inter- nationaler Zulieferketten. -10 -10 • Auch die Importe legen wieder zu, allerdings mit moderaterem Tempo. Die -20 -20 Konsumenten und die Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Unternehmen legen Zu- 2020 2021 China: Exporte (% Y-Y; USD-Basis) China: Importe (% Y-Y; USD-Basis) rückhaltung an den Tag. Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 34
Konjunkturprognosen 2018 2019 2020e 2021e Deutschland BIP 1,5 0,6 -5,6 3,5 Inflation 1,8 1,4 0,5 1,3 Euroland BIP 1,8 1,2 -7,2 4,0 Inflation 1,7 1,2 0,3 1,1 Großbritannien BIP 1,4 1,4 -10,7 5,0 Inflation 2,5 1,8 0,9 1,5 USA BIP 2,9 2,3 -3,6 3,6 Inflation 2,4 1,7 1,2 1,9 Japan BIP 0,3 0,8 -5,0 2,9 Inflation 1,0 0,5 0,5 0,4 China BIP 6,6 6,1 2,0 7,5 Inflation 2,1 2,9 2,5 3,2 Welt BIP 3,8 2,9 -3,6 5,4 Inflation 3,1 3,4 2,5 3,1 Quelle: LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 35
Agenda 01 Vorwort Seite 03 02 Der übergeordnete Blick Seite 05 03 Sonderthema: Das Brexit-Freihandelsabkommen Seite 11 04 Makro Seite 21 05 Zinsen Seite 36 06 Devisen & Rohstoffe Seite 51 07 Fazit und Anhang Seite 64 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 36
Zinsen • Die US-Notenbank hat ihre Geldpolitik im Dezember unverändert belassen, und auch für die erste Sitzung des neuen Jahres am 27. Januar ist eine Anpassung wenig wahrscheinlich, nachdem die Fiskalpolitik „geliefert“ hat. • Am US-Staatsanleihemarkt stehen die Zeichen im Jahr 2021 auf eine noch stärkere Ausweitung des Angebots, nachdem die Chancen Joe Bidens auf eine Durchsetzung seines politischen Programms im Kongress gestiegen sind. • Wir haben unsere Prognosen für die USD-Langfrist- renditen angehoben, sehen aber weiterhin klare Begren- zungen nach oben für die Renditeentwicklung durch den Kurs der Fed und durch eine wachsende relative Attrak- tivität von US-Treasuries im internationalen Vergleich. • Im Euroraum greift die Reflationierungsdebatte angesichts steigender Inflationserwartungen ebenfalls Platz, dennoch verweigert sich die Euro-Zinskurve bisher einer nennenswerten Versteilerung. Ändern könnte dies mittelfristig eine Abkehr der EZB von ihrem „Easing Bias“. Elmar Völker Tel: + 49 (711) 127-76369 • Die Performanceaussichten 2021 sind für kerneuropäische elmar.voelker@LBBW.de Staatsanleihen durchweg negativ, zu Jahresbeginn sorgt nicht zuletzt ein hohes Staatsanleiheangebot für 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe Belastungen. 37
EZB: Zinssenkungsspekulationen bleiben zum Jahresstart 2021 gemäßigt EZB-Einlagesatz und Tagesgeldsatz €STR mit EZB Forwards -0,10 -0,10 • Die EZB signalisierte nach ihrer Ratssitzung vom 10. Dezember, dass nach der umfassenden Rekalibrierung der Geldpolitik -0,20 -0,20 die Zeichen mindestens auf eine Beibehaltung des aktuellen Expansionsgrades für absehbare -0,30 -0,30 Zeit stehen • Im Zweifel sind weitere -0,40 -0,40 Lockerungsschritte möglich, falls es nach der aktuellen zweiten Corona-Welle weitere -0,50 -0,50 Rückschläge geben sollte. • Dies könnte dann auch eine Anpassung des Einlagesatzes -0,60 -0,60 beinhalten. • Am Euro-Geldmarkt herrscht -0,70 -0,70 aktuell eine gespaltene Ein- Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 schätzung: Die marktimplizite Wahrscheinlichkeit für eine Ein- Einlagesatz lagesatzsenkung um 10 Bp per ESTR (5-Tage-Mittelwert) Herbst 2021 liegt bei rund 50 %. Forwards für den 1M Eonia-Swapsatz ("EZB-Forwards") • Ein anhaltend fester Euro würde die Zinssenkungsspekulationen vor sechs Wochen (Auswahl) lebendig halten. Quelle: EZB, Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 38
Leitzins EZB: Neigung zu weiterer Lockerung der Geldpolitik bleibt bestehen Einlagesatz EZB Pro & Contra in % steigende Leitzinsen 0,10 0,10 − Verlängerung und Verschärfung von Corona-Lockdowns in 0,00 0,00 Deutschland und Europa vergrößern Konjunkturrisiken. -0,10 -0,10 − EZB sieht weiterhin konjunkturelle Abwärtsrisiken -0,20 -0,20 dominieren. − EZB-Chefin Lagarde -0,30 -0,30 sympathisiert mit dem Ansatz, die Inflation temporär -0,40 -0,40 überschießen zu lassen. − EWU-Kerninflation verharrte im -0,50 -0,50 Dezember mit 0,2 % auf einem Allzeittief. -0,60 -0,60 + Zulassung mehrerer Impfstoffe vergrößert Chance auf baldige -0,70 -0,70 Eindämmung der Corona- 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Pandemie. + Risiko eines ungeregelten Einlagensatz Prognose Brexits ist vom Tisch. Historie Prognose + Konjunktur-Frühindikatoren für Kurs aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H2 Mrz 2021 Jun 2021 Dez 2021 den Euroraum zeigen im Einlagesatz -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 Dezember nach oben. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 39
Euro-Zinskurve: Ist der Anstieg der Inflationserwartungen nachhaltig? Und (wann) folgt hieraus eine Versteilerung? 10Y Inflationserwartungen für den Euroraum und Steilheit 10Y-2Y EUR-Swap 1,8 1,4 • Ungeachtet der internationalen Tendenz an den Finanzmärkten zu wachsenden Reflationie- 1,6 1,2 rungsspekulationen ist die EUR-Zinskurve derzeit noch 1,0 immer fast ebenso flach wie auf 1,4 dem bisherigen Hochpunkt der Coronakrise im Frühjahr 2020. 0,8 1,2 • Im Euroraum steigen die Infla- tionserwartungen zwar zöger- 0,6 licher als in den US; sie haben 1,0 hier gleichwohl das höchste 0,4 Niveau seit Januar 2020 erreicht. 0,8 0,2 • Zwei mögliche Trigger sehen wir dafür, dass die Kurven- steilheit gegenüber den Infla- 0,6 0,0 tionserwartungen stärker nach- zieht. 0,4 -0,2 Erstens: Eine klare Wende bei Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 EWU-Kerninflation nach oben. Zweitens: Ein Abrücken der Langfristige Inflationserwartungen aus 10Y Inflationsswaps 10Y-2Y EUR-Swap (RS) EZB von ihrem geldpolitischen „Easing-Bias“. Beides erwarten Quelle: Bloomberg, LBBW Research wir frühestens für den Sommer. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 40
Euro-Zinskurve: Extrem niedrige implizite Zinsvola drückt auf Steilheit und Krümmung Butterfly-Spread 2Y/10Y/30Y EUR-Swap und implizite Swaption-Vola 90 0,50 • Die EZB dürfte ihre geldpoliti- sche Ausrichtung u.E. auch mittelfristig nur in homöopathi- schen Dosen ändern und 80 0,40 mittels ihrer Forward Guidance auch weit über das Jahr 2021 hinaus klarstellen, dass eine 70 0,30 echte geldpolitische Wende auf absehbare Zeit nicht zu erwarten ist. 60 0,20 • Im EZB-Rat herrscht die Ein- schätzung vor, dass man in der Vergangenheit eher zu früh geldpolitisch vom Gas gegan- 50 0,10 gen ist. Eine Wiederholung dieses „Fehlers“ will man in der Coronakrise auf jeden Fall 40 0,00 vermeiden. • Letzteres spricht c.p. dafür, dass die implizite Vola am 30 -0,10 EUR-Zinsmarkt sehr niedrig Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 bleiben wird, was auf Kurvensteilheit Normalisierte Swaption-Vola 6M10Y Krümmung (2/10/30 Butterfly-Spread; RS) und -krümmung drückt. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 41
Euro-Staatsanleihen: Hohe Nettoemissionen belasten im gesamten ersten Quartal Erwartete Netto-Emissionen am Euro-Staatsanleihemarkt je Woche (in Mrd. Euro) 20 • In den ersten Wochen des Jahres 2021 steht der Euro- Staatsanleihemarkt in einem 10 Spannungsfeld zwischen einer Rückendeckung der EZB einerseits und einem hohen 0 Angebotsdruck andererseits. • Die „dovishe“ Rhetorik der -10 Notenbank, flankiert von umfas- senden Anleihekäufen, motiviert die Anleger dazu, temporäre -20 Kursrückschläge als Kauf- gelegenheit zu sehen, getreu -30 dem Motto: „Buyinng the dip“. • Die Aufnahmefähigkeit des Marktes wird dennoch in den -40 kommenden Wochen durch anhaltend hohe negative Netto -50 Cash Flows (= hohes Angebot, 11.01.21 25.01.21 08.02.21 22.02.21 08.03.21 kaum Fälligkeiten) weiterhin auf die Probe gestellt. Netto Cash Flows • Nach einem starken Rentenjahr 2020 sollte man sich auf Phasen mit Gewinnmitnahmen Quelle: Finanzministerien, Bloomberg, LBBW Research einstellen. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 42
Bund 10 Jahre: Lang anhaltende Bodenbildung der Renditen erwartet Bund 10 Jahre Pro & Contra in % steigende Renditen 1,0 1,0 − Neue, hochansteckende Covid- 19-Variante reduziert Chance auf schnelle Eindämmung der Pandemie. 0,5 0,5 − EZB dürfte im Jahr 2021 min- destens ebenso viele Staats- anleihen kaufen wie im Vorjahr. − Rigorose Forward Guidance der 0,0 0,0 globalen Notenbanken drückt auf die Zinsvola und befördert Nachfrage nach Carry Trades. + Langfristige -0,5 -0,5 Inflationserwartungen auf Einjahreshoch gestiegen. + Im Januar rekordhohes Netto- Emissionsvolumen bei Euro- -1,0 -1,0 Staatsanleihen erwartet. 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 + EU wird für Euro-Staaten zu bedeutender „Funding- Bund 10 Jahre Prognose Konkurrenz“. Historie Prognose + Impfstoff-Optimismus mit Blick Rendite aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H2 Mrz 2021 Jun 2021 Dez 2021 auf Covid-19 reduziert Bund-Rendite 10 Jahre -0,52 -0,48 -0,58 -0,53 -0,50 -0,40 -0,30 Nachfrage nach Sicherheit. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 43
Fed: Warten auf Unterstützung durch Fiskalpolitik beendet – Wahrscheinlichkeit einer Ausweitung der Treasurykäufe gesunken Fed-Bilanzsumme, Bestände an US-Staatstiteln und Netto-Kaufvolumen pro Monat (in Mrd. USD) 8.000 240 • Die US-Notenbanker treffen sich am 26./27. Januar zu ihrer ersten Zinssitzung des 7.000 200 laufenden Jahres. • Die aktuelle Lage der US- 6.000 160 Konjunktur legt angesichts eines starken BIP-Rebounds in 5.000 120 Q3 und solider Aussichten für Q4 vordergründig keine geldpolitische Änderung nahe. 4.000 80 • Von der Corona-Lage gehen weiterhin Risiken eines Rück- 3.000 40 schlags aus; die Verabschie- dung des neuen Fiskalpakets 2.000 0 dämpft diesbezügliche Sorgen. • Vorerst erscheint es weniger 1.000 -40 wahrscheinlich, dass die Fed geldpolitisch nochmals nach- 0 -80 legt. Optionen bleiben u.E.: Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 Eine Erhöhung der Treasury- käufe (derzeit 80 Mrd. USD / Fed-Bilanzsumme (in Mrd. USD) Monat) und eine Konzentration Fed-Bilanz: US-Treasuries der Käufe auf den langen Monatliche Veränderung der Staatsanleihebestände (in Mrd. USD; RS) Laufzeitbereich. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 44
Leitzins USA: Alle Geldschleusen offen, neues Fiskalpaket reduziert Lockerungsdruck auf die Fed Federal Funds Target Rate Pro & Contra in % (Obergrenze des Zielbandes) steigende Leitzinsen 3,5 3,5 − Fed signalisiert Nullzins bis mindestens Ende 2023. 3,0 3,0 − Weiterhin starker Anstieg der Corona-Infektionen spricht für 2,5 2,5 steigende Konjunkturrisiken. − Forward Guidance der Fed 2,0 2,0 setzt hohe Hürden für künftige Leitzinsanhebung. − US-Beschäftigung im 1,5 1,5 Dezember erstmals seit April 2020 gesunken. 1,0 1,0 + Verabschiedung des zweiten Fiskalpakets reduziert den 0,5 0,5 Druck auf die Fed, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. 0,0 0,0 + ISM-Indizes signalisieren 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 beschleunigte BIP-Expansion zum Jahresende 2020. Fed Funds Prognose + Zulassung mehrerer Impfstoffe vergrößert Chance auf baldige Historie Prognose Eindämmung der Corona- Zins aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H2 Mrz 2021 Jun 2021 Dez 2021 Pandemie. Leitzins USA (Fed Funds) 0,25 0,54 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 45
USD-Rentenmarkt: „Blaue Welle“ könnte zusätzlichen Schub für Anstieg der Staatsanleiheemissionen liefern Monatliches Emissionsvolumen am US-Staatsanleihemarkt (in Mrd. USD; Jan. 21 – Apr. 21: Projektion) 350 4,5 • In Folge der Corona-Pandemie ist das Angebot langlaufender 4,0 US-Staatsanleihen auf 300 Rekordwerte emporgeschnellt. 3,5 • Joe Biden will Ende dieser 250 Woche sein Regierungs- 3,0 programm vorstellen, dabei 200 steht ein Konjunktur- und 2,5 Reformpaket im Volumen von bis zu 3 Bio. USD im Raum. 150 2,0 • Die Chance auf eine Umset- zung der Ausgabenpläne ist 100 1,5 nach den Siegen der Demokra- ten bei den Senatsnachwahlen 50 1,0 in Georgia deutlich gestiegen. • Damit ist fortgesetzter Aufwärts- 0 0,5 druck auf das Angebot an Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 (langlaufenden) Staatsanleihen monatliches Emissionsvolumen UST am Kapitalmarkt, in Mrd. USD (ohne FRN, TIPS) in der Pipeline. davon: Lz ab 7Y, in Mrd. USD (ohne TIPS) • Um das steigende Angebot Prognose aufzunehmen, dürften Anleger Prognose c.p. höhere Renditen Rendite UST 10Y (RS) einfordern. Quelle: Bloomberg, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 46
USD-Rentenmarkt: Wachsende relative Attraktivität von US-Treasuries dürfte Renditeanstieg dämpfen Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen und währungsgesi- cherte Rendite 10-jähriger US-Treasuries • Andererseits sehen wir zwei 3,00 3,00 wesentliche begrenzende Faktoren für den Renditeanstieg 2,50 2,50 am US-Rentenmarkt. • Erstens steigt die relative 2,00 2,00 Attraktivität langlaufender US- Treasuries im internationalen Vergleich, da die Renditeniveaus 1,50 1,50 im Euroraum und in Japan die Aufwärtsbewegung kaum mitgemacht haben. 1,00 1,00 • Für japanische Anleger liegt die währungsgesicherte Treasury- 0,50 0,50 rendite auf dem höchsten Niveau seit Sommer 2017. 0,00 0,00 • Zweitens dürfte der US-Noten- bank mindestens so lange an einer engen Begrenzung des -0,50 -0,50 Renditeanstiegs gelegen sein, wie die US-Wirtschaft durch die Coronakrise weiterhin stark -1,00 -1,00 erhöhten Risiken ausgesetzt ist. Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 • Die Option der Einführung einer JGB 10Y JPY-gehedgte 10Y UST-Rendite Politik der Zinskurvenkontrolle sollte u.E. eine diszplinierende Quelle: Bloomberg, LBBW Research Funktion auf den Markt ausüben. 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 47
US-Treasuries 10 Jahre: „Blaue Welle“ sorgt für noch mehr Angebotsdruck – Prognosen moderat angehoben US-Treasuries 10 Jahre Pro & Contra in % steigende Renditen 3,5 3,5 − Neue, hochansteckende Covid- 19-Variante reduziert Chance 3,0 3,0 auf schnelle Eindämmung der Pandemie. 2,5 2,5 − Renditeanstieg macht US- Treasuries attraktiver für 2,0 2,0 ausländische Investoren − Fed: Option der Einführung einer Zinskurvenkontrolle 1,5 1,5 diszipliniert den Rentenmarkt (= Vola bleibt mäßig). 1,0 1,0 + Frühindikatoren deuten auf fortgesetzte US- Konjunkturerholung. 0,5 0,5 + Wahl Joe Bidens untermauert Aussicht auf fortgesetzten 0,0 0,0 Anstieg des 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Staatsanleiheangebots. + Mehrheit der Demokraten in Treasury 10 Jahre Prognose beiden Kongresskammern (= Historie Prognose Blaue Welle) befeuert Rendite aktuell Ø 2020 31.12.2020 Ø H2 Mrz 2021 Jun 2021 Dez 2021 Reflationsspekulation. US-Treasuries 10 Jahre 1,13 0,89 0,91 0,75 1,10 1,25 1,20 + Impfstoff-Optimismus mit Blick Quellen: Refinitiv, LBBW Research auf Covid-19 reduziert 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe Nachfrage nach Sicherheit. 48
Zinsen Internationaler Vergleich 10-Jahres-Swapsätze 3,50 3,50 3,00 3,00 2,50 2,50 2,00 2,00 1,50 1,50 1,00 1,00 0,50 0,50 0,00 0,00 -0,50 -0,50 -1,00 -1,00 2016 2017 2018 2019 2020 2021 EUR CHF JPY GBP USD Quelle: Refinitiv, LBBW Research 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 49
Zinsprognosen Prognose Preis aktuell 31.03.21 30.06.21 31.12.21 Euroraum EZB Hauptrefisatz 0,00 0,00 0,00 0,00 EZB Einlagesatz -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 3M Euribor -0,55 -0,50 -0,45 -0,45 Swap 2J -0,52 -0,50 -0,45 -0,45 Swap 5J -0,44 -0,45 -0,40 -0,35 Swap 10J -0,20 -0,20 -0,10 0,05 Bund 2J -0,70 -0,70 -0,70 -0,70 Bund 5J -0,71 -0,70 -0,65 -0,60 Bund 10J -0,49 -0,50 -0,40 -0,30 USA Fed Funds Target Rate 0,25 0,25 0,25 0,25 3M Euromarkt 0,22 0,20 0,20 0,20 Swap 2J 0,22 0,25 0,25 0,25* Swap 5J 0,58 0,50* 0,60* 0,55* Swap 10J 1,15 1,10* 1,25* 1,20* Treasury 2J 0,14 0,15 0,15 0,15* Treasury 5J 0,51 0,45* 0,55* 0,50* Treasury 10J 1,14 1,10* 1,25* 1,20* Weitere Industriestaaten Japan 3M Geldmarkt -0,08 -0,10 -0,10 -0,10 Japan 10Y Staatsanleihe 0,04 -0,05 -0,05 0,00 UK 3M Geldmarkt 0,03 0,00 0,05 0,05 UK 10Y Staatsanleihe 0,31 0,25* 0,35* 0,45* Schweiz 3M Geldmarkt -0,77 -0,70 -0,70 -0,70 Schweiz 10Y Staatsanleihe -0,46 -0,45 -0,40 -0,30 Änderungen zum Vormonat sind mit (*) gekennzeichnet Quelle: Bloomberg, LBBW Research *=geänderte Prognosen seit der vorigen Ausgabe 12.01.2021 Corporate Treasury Radar Januar 2021 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 50
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