FRAUENSTIMMRECHT - Grüne des Kantons Glarus
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N 021 NR. 1, MÄRZ 2 OSTG R Ü ANTONE SG, TG, GL UND GR OSTSCHWEIZ R K BULLETIN DE > RYSER: NULLTOLERANZ GEGEN SEXUELLE BELÄSTIGUNG SEITE 4 > FRAUENSTIMMRECHT: 50 JAHRE FRAUENSTIMMRECHT IM OSTGRÜN-LAND SEITE 7 > ST.GALLEN: OFFENES MIKROFON FÜR KANTONSRÄTINNEN SEITE 15 50 JAHRE C H T E N S T I M M R E FRA U
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Editorial FRAUENSTIMMRECHT UND GLEICHBEHANDLUNG Liebe GRÜNE Oh – wo fangen wir denn bei diesem Thema an? Im Mittelalter. Das himmeltrau- rigste Kapitel für Hebammen und so viele Frauen, die gequält wurden. Im Erbrecht: unangefochten – der 1. Sohn, der erbt. Im Kirchenrecht: Männer im Zölibat, die uns sagen, wie «Familie bis dass der Tod euch scheidet» funktioniert. Macht, die macht. Jahrhunderte wurden Frauen entmündigt, durften keine Verträge unterschreiben, wenn sie verheiratet waren. Waren sie ledig, war schwanger werden eine Katast- rophe, eine Schande! Die Geschichte eines Systems mit System. Ein System, das sich tief in unsere Wurzeln eingegraben hat, in die Wurzeln von Frauen, Männern, Familien und unserer ganzen Gesellschaft. Frauen haben viel erreicht – doch noch sind wir nicht am Ziel! Und wo stehen wir heute bei uns in der Schweiz? Noch immer halten wir es für «normal», dass das Sexgewerbe in Städten und auch auf dem Land existiert. So las ich im Buch von Aline Wüst «Piff, Paff, Puff – Prostitution in der Schweiz» so viele erschütternde Berichte von Frauen, die aus wirtschaftlicher Not gezwungen in diesem Milieu «arbeiten», aus welchem wir so viele Suizide hinnehmen. Die Autorin zitiert Anna: «Sobald du zum ersten Mal mit einem Kunden ins Zimmer gehst und die Türe hinter dir schliesst, bist du eine andere, wenn du nach einer halben Stunde diese Tür wieder öffnest.» Wir sind aufgefordert, die Stimmen der Frauen zu hö- ren. Prostitution, Industrie für Kriege, Zerstörung der Umwelt, häusliche Gewalt, Doppelbelastungen durch Pflege von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen, weniger Lohn für gleiche Leistungen, Putzfrauen ohne Anstellung, zu wenig Mit- spracherecht in den Verwaltungsräten, Stadträten, im Ständerat… Wie haben unsere Vorfahrinnen uns den Weg in einer durch Jahrhunderte gepräg- ten Unterdrückung von Frauen gebahnt! Wo wäre die Welt heute, wären global, OSTGRÜN NR. 1/2021 Bulletin der GRÜNEN Ostschweiz früher wie heute, Frauen gleichberechtigt? Ob es noch so viele Kriege gäbe? c/o GRÜNE Kanton St.Gallen Harfenbergstr. 17, 9000 St.Gallen Ob Männer heute auch weinen dürften? Und Frauen weniger weinen müssten? März 2021 Erscheint 3-mal jährlich Auflage: 1600 Exemplare Redaktion: Daniel Bosshard (SG), Kurt Egger (TG), Priska Müller Wahl (GL), Maya Crameri (GR) Heidi Heine Gestaltung: Daniel Bosshard Co-Leiterin GRÜNE Frauen TG h.heine@gruene-tg.ch Porträtfotos S. 4 – 6: Béatrice Devènes Druck: Druckerei Walpen, Gossau OSTGRÜN 01 / 2021 03
Sexuelle Belästigung NULLTOLERANZ GEGEN SEXUELLE BELÄSTIGUNG Sexuelle Belästigung, Sexismus und Mobbing am Arbeitsplatz sind in der Schweiz noch immer weit verbreitet. Im vergangenen Herbst wurden mehrere Fälle von sexueller Belästigung in öffentlichen In- stitutionen publik gemacht. Die GRÜNEN fordern eine Null-Toleranz-Haltung im Umgang mit Sexismus. FRY. Im Herbst 2020 kamen mehrere Anlässlich des Menschenrechtstages können. Denn gerade in kleineren Be- Fälle von sexueller Belästigung in haben wir gleich acht Vorstösse einge- trieben hindert das Machtgefälle oder öffentlichen Institutionen ans Licht. reicht, damit diese Fälle aufgearbeitet die Angst vor Jobverlust viele Frauen Beim Westschweizer Fernsehen RTS werden. Und wir verlangen Massnah- daran, Vorkommnisse zu melden. Eine zum Beispiel. Der Instagram Kanal men, damit sich solche Fälle nicht wie- unabhängige Anlaufstelle soll psychi- Swiss Media Too sammelte über 180 derholen. sche und juristische Beratung bieten, Fälle von sexistischen Sprüchen, die sodass die Betroffenen wissen, was Mitarbeiterinnen dort zu hören beka- Vorstösse grüner Nationalrätinnen ihre rechtlichen Möglichkeiten sind. men. Auch Studierende der ETH Laus- Unsere Fraktionspräsidentin Aline anne beschwerten Trede forderte eine Dieses Jahr feiern wir das 50-Jahr-Ju- sich über homo- «Wir verlangen unabhängige Un- biläum des nationalen Frauenstimm- phobe Lieder, Massnahmen, damit tersuchung, um den rechts. Das Thema Gleichstellung ist sexuelle Übergriffe, sich solche Fälle nicht systemischen Macht- dieses Jahr besonders präsent. Doch Belästigungen und missbrauch in der RTS gerade am Arbeitsplatz wird Gleich- wiederholen.» und der SRG zu unter- stellung oftmals nicht umgesetzt. Das Komplizenschaft unter den Verantwortungsträgern. Und suchen und Verbesserungen einzulei- Parlament anerkennt den Handlungs- schliesslich wurde auch der Schweize- ten. Manuela Weichelt-Picard wies in bedarf: Noch dieses Jahr wird eine nati- rischen Nationalbank (SNB) von Mitar- einer Interpellation auf die Missstände onale Strategie für die Gleichstellung beiterinnen eine Unternehmenskultur in der SNB hin und nimmt damit auch von Frauen und Männer verabschiedet, vorgeworfen, die Frauen systematisch den Bundesrat in die Pflicht: Denn bei welcher die Bekämpfung von Ge- kleinhalte und es verunmögliche, ge- dieser wählt sechs der insgesamt elf walt und Sexismus ein Schwerpunkt- meldete Fälle von Sexismus, Mobbing Mitglieder des Bankrates, des obersten thema darstellen wird. Der Kampf und Lohnungleichheit aufzuarbeiten. Führungsgremiums, welches unter an- gegen Sexismus geht weiter. derem die Grundsätze der Entlöhnung Die GRÜNEN fordern eine Null-Tole- des Personals festlegt. ranz-Haltung im Umgang mit Sexis- mus. Insbesondere im Service Public, Um betroffene Frauen zu unterstüt- der mit öffentlichen Geldern (mit-) zen, forderte Greta Gysin die Schaf- finanziert wird, gibt es keinen Platz für fung von unabhängigen und unpartei- geschlechterspezifische Gewalt oder ischen Anlaufstellen, die im Falle von Belästigung. Die Grüne Bundeshaus- Missbrauch, Mobbing und Diskrimi- Franziska Ryser fraktion hat auf die Vorfälle reagiert. nierung am Arbeitsplatz Hilfe bieten Nationalrätin GRÜNE SG 04 OSTGRÜN 01 / 2021
Individualbesteuerung GLEICHSTELLUNG AUCH IM STEUERRECHT Aufgrund der Steuerprogression bezahlen gemeinsam besteuerte Paare höhere Steuern als Einzelpersonen. Die GRÜNEN fordern schon lange die Einführung der Individualbesteuerung. Die FDP Frauen haben nun eine Initiative lanciert, mit grüner Vertretung im Initiativkomitee. MZO. Seit 50 Jahren wird den Frauen Heutiges Steuermodell basiert auf ver- schon lange die Einführung der Indivi- ihr Stimmrecht auf Bundesebene nicht alteten Vorstellungen dualbesteuerung. Im Ständerat dürfte mehr verweigert. Zu spät wurde die Bis heute favorisiert unser Steuersys- es das Anliegen nicht einfach haben. «halbe Demokratie» zu einer vollen. tem das Einverdiener-Modell. Sobald Die CVP, neu als «Die Mitte», propa- Doch auch andere Bestimmungen wa- beide Ehepartner ein Einkommen erzie- giert eine Splitting-Lösung. Senkt man ren und sind zum Nachteil der Frauen len, wird dieses ad- aber den Steuersatz ausgestaltet. Das Eherecht war ein diert besteuert. Die «Die heutigen aller Verheirateten, bekanntes Beispiel. Aber auch unser Progression führt zu Lebensmodelle führen zu resultiert kein An- Steuersystem stammt aus einer Zeit, in einer überproporti- einer ungerechtfertigten reiz für zusätzliche welcher der Ehemann Hauptverdiener onalen Steuerlast. Ungleichbehandlung.» Arbeitstätigkeit, war und die Ehefrau nach der Heirat Das macht es finan- sondern einfach eine nur einen Zustupf an die Familienkasse ziell häufig uninteressant, wenn beide neue Ungleichbehandlung, eine Konku- leistete. einer Erwerbsarbeit nachgehen. Die binatsstrafe. heutigen Lebensmodelle, insbesondere In der Nachkriegszeit wurde auf Saison- das Konkubinat, führen zudem zu einer Es ist Zeit, die Heiratsstrafe abzuschaf- niers und nicht auf Frauen gesetzt ungerechtfertigten Ungleichbehand- fen; aus Gründen der Gleichbehand- In der Endphase des zweiten Welt- lung. Früher war man, jedenfalls im lung, der Förderung der Erwerbstätig- kriegs hatte man Angst vor zu wenig Sinne des Gesetzes und der herrschen- keit der Frauen und um die heutigen Arbeit für die Bevölkerung. Der Bundes- den Moral, entweder ledig, alleine und Lebensmodelle abzubilden. Aber nur rat setzte Otto Zipfel als Delegierten kinderlos oder verheiratet. Doch wenn die Lösung über die Individualbesteu- für Arbeitsbeschaffung ein. Dieser heute immer mehr Paare auch mit Kin- erung schafft keine neuen Ungleich- ging davon aus, dass nach dem Krieg dern im Konkubinat leben, wieso sollen heiten. Die Initiative verdient deshalb Arbeit knapp sein würde. Er folgerte: diese gegenüber Verheirateten besser unsere Unterstützung. «Es rechtfertigt sich nicht, dass in einer oder schlechter gestellt sein? Familie Mann und Frau hohe Löhne er- halten.» Als nach dem Krieg, anders als Initiative zur Individualbesteuerung erwartet, zu wenige Arbeitskräfte zur Die FDP Frauen haben nun eine Initi- Verfügung standen, setzte man auf Sai- ative zur Einführung der Individual- sonniers, weil «…bei der Rückführung besteuerung lanciert. Ich gehöre dem von schweizerischen Arbeitskräften in Initiativkomitee an. In dieser Frage den Haushalt…» kein Zwang ausgeübt sind die Freisinnigen auch im Parla- Mathias Zopfi werden könne.1 ment unsere Verbündeten. Wir fordern Ständerat GRÜNE GL 1 Zum Ganzen verweise ich auf den interessanten Artikel von 05 Brigitte Studer, in NZZ Geschichte Nr. 32, 2021. OSTGRÜN 01 / 2021
Klimaplan FÜR EINE KLIMAPOSITIVE SCHWEIZ BIS 2040 Die GRÜNEN haben an ihrer Delegiertenversammlung den Klimaplan verabschiedet. Dieser beinhaltet das Ziel Netto-Null bis zum Jahr 2040. Neben technischen Massnahmen fordert der Klimaplan einen grundlegenden Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. KEG. Der Klimaplan legt dar, wie die die Schweiz Verantwortung für einen tive Schweiz stellen, beispielsweise im Klimaziele der GRÜNEN erreicht wer- gangbaren Ausweg aus der Klimakrise Stromversorgungsgesetz, im Energie- den können. Bis 2030 soll die Schweiz übernehmen. gesetz und in der Agrarpolitik. Zudem «klimaneutral» werden, indem sie die braucht es nach Inkrafttreten des neu- Emissionen im Inland um 50 Prozent Die aktuell beratene Revision des en CO2-Gesetzes zeitnah eine weitere senkt und im Ausland um dieselbe CO2-Gesetzes steht nicht im Wider- Revision des Gesetzes als nächsten Menge reduziert. spruch zu dieser Schritt hin zu einer klimapositiven Doch damit ist das «Die Schweiz soll Strategie, sondern Schweiz. Ziel noch nicht Verantwortung für einen ist ein erster wichti- erreicht: Bis spätes- gangbaren Ausweg aus der ger Schritt in diese Im Vergleich zur Energiestrategie tens 2040 sollen 2050 des Bundes ist unser Klimaplan Klimakrise übernehmen.» Richtung. Wichtig die Emissionen auf ist, dass diese Revi- wesentlich ehrgeiziger hinsichtlich der netto null gesenkt werden, indem sion nun rasch verabschiedet wird und Senkung des Energieverbrauchs und die importierten Emissionen auf null in Kraft tritt, da sie bereits zur Entwick- des CO2-Ausstosses, der Erhöhung reduziert werden und die verbleiben- lung von wichtigen Technologien für der Effizienz und der vermehrten Ein- den Emissionen in der Schweiz mit eine klimapositive Schweiz beitragen satzes erneuerbarer Energien. Zudem negativen Emissionen der Atmosphäre kann. werden auch Massnahmen in weiteren wieder entzogen werden. Erreicht Sektoren skizziert. Neu werden erst- werden soll dieses Ziel unter anderem Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft mals explizit auch technische Senken mit einem Verbot von neuen fossil Gleichzeitig braucht es mehr: Wir zur Reduktion der CO2-Emissionen betriebenen Fahrzeugen ab 2025 und müssen heute einen grundlegenden gefordert. neuen Erdölheizungen ab 2023. Der Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft Finanzplatz soll seine Investitionen bis anstossen. Dieser Wandel bremst nicht ins Jahr 2025 in erneuerbare Energien nur die Klimaerwärmung. Er trägt auch lenken. dazu bei, weitere Umweltbelastungen zu reduzieren und die soziale und glo- Verantwortung tragen bale Gerechtigkeit zu fördern. Zudem Spätestens ab 2040 soll die Schweiz bietet dieser Wandel die Chance, hier klimapositiv werden, indem sie dazu und heute die Lebensqualität der Kurt Egger beiträgt, dass mehr Emissionen aus Bevölkerung zu verbessern. Und wir Nationalrat GRÜNE TG der Atmosphäre entnommen werden, müssen auch ausserhalb des CO2-Ge- als ausgestossen werden. Damit soll setzes die Weichen für eine klimaposi- 06 OSTGRÜN 01 / 2021
50 Jahre Frauenstimmrecht 50 JAHRE FRAUENSTIMMRECHT IM OSTGRÜN-LAND Das Ostgrün-Land ist ein konservativer Teil der Schweiz. Nach der Einführung des Frauenstimmrechts gelang nur einzelnen Frauen die Wahl in die Parlamente. Die GRÜNEN waren seit ihrer Gründung 1985 Vorreiterinnen. Heute stellen sie in den meisten Parlamenten den grössten Frauenanteil aller Parteien. KEG. In der Ostschweiz geht alles et- GRÜNEN St.Gallen. In den Nationalrat Bereits 1991 stellten die GRÜNEN als was langsamer. Mit der Einführung des wurden bisher ausschliesslich Frauen erste Fraktion im Bundesparlament Frauenstimmrechts auf nationaler Ebe- gewählt: Pia Hollenstein (1991, 1995, eine Frauenmehrheit. Die Grüne Frak- ne am 7. Februar 1971 war dieses Recht 1999, 2003), Yvonne Gilli (2007, 2011) tion ist die weiblichste Fraktion im bereits in 13 Kantonen beschlossen. und Franziska Ryser (2019). National- (63% Frauen) und Ständerat Im gleichen Jahr folgten Glarus und (80%). Und in den Kantonsparlamen- Thurgau und 1972 dann auch St.Gallen Ostschweizer Regierungsrätinnen ten sind die GRÜNEN mit 46 Prozent und Graubünden. 1971 wurde lediglich Auch in den kantonalen Regierungen Frauen vertreten. Auch die Ostschwei- eine Frau aus den Ostgrün-Kantonen mussten die Ostschweizer Frauen zerinnen holen auf: 2019 konnte der in den Nationalrat gewählt (Hanny lange warten. Wieder ging der Kanton Frauenanteil deutlich erhöht werden. Thalmann, CVP, SG). 1974 folgte für 1.5 St.Gallen voran. 1996 wurden Rita Und in den letzten Jahren sind aktive Jahre Elisabeth Lardelli (SVP, GR) und Roos-Niedermann (CVP) und Kathrin Frauengruppen entstanden: im Kanton erst viel später kam der Thurgau dazu. Hilber (SP) Regierungsrätinnen. Im Glarus bereits 1996 und im Thurgau 1986 wurden Margrit Camenzind (CVP, gleichen Jahr zog der Thurgau mit und St.Gallen 2019 (siehe separate Be- TG) und 1987 Menga Danuser (SP, TG) Vreni Schawalder (SP) nach, 1998 dann richte in dieser Ostgrün-Ausgabe). gewählt. Ständerätinnen hatten es auch Glarus (Marianne Dürst, FDP) noch schwerer. Erst 1995 hatte mit Eri- und 1999 Graubünden (Eveline Wid- ka Forster-Vannini (FDP) der Kanton mer-Schlumpf, BDP, damals noch SVP). St.Gallen eine Ständerätin. Der Thur- Aktuell ist der Kanton Thurgau Vorrei- gau folgte 2011 mit Brigitte Häberli- ter. Mit drei Frauen gibt es eine Frauen- Koller (CVP). Der Kanton Glarus hatte mehrheit in der Regierung und mit 34% bisher weder eine National- noch eine ist der Frauenanteil im Grossen Rat am Ständerätin. höchsten. Für die GRÜNEN hat es bis- her noch nie zu einem Regierungssitz Grüne Parlamentarierinnen gereicht. Etwas Nachholbedarf haben auch die GRÜNEN aus dem Ostgrün-Land. In den GRÜNE als Vorreiterin vier Kantonsparlamenten politisieren Schweizweit sind die GRÜNEN seit heute 12 Frauen und 19 Männer, in den ihrer Gründung Vorreiterinnen in der nationalen Parlamenten eine Frau und Gleichstellung, sei es auf der Strasse zwei Männer. Dies ist deutlich unter- (zwei Frauenstreiks 1991 und 2019) Pia Hollenstein war die erste grüne Bundes- durchschnittlich. Vorbildlich sind die oder mit politischen Forderungen. parlamentarierin aus der Ostschweiz. OSTGRÜN 01 / 2021 07
Frauen TG ERSTER ERFOLG DER GRÜNEN FRAUEN THURGAU Seit dem 11. April 2019 gibt es die GRÜNEN Frauen Thurgau. Bereits im ersten Jahr konnte ein erster Erfolg erzielt werden. Am Frauenstreiktag überreichten die Frauen dem Thurgauer Regierungsrat eine Botschaft mit Forderungen. Eine dieser Forderungen wurde bereits umgesetzt. HHE. Die Co-Leiterin Heidi Heine der auf rege Teilnahme. Wir behalten uns ton soll aktiv den Frauenanteil in GRÜNEN Frauen Thurgau beschreibt vor, für gewisse Anlässe «unter Frau- Unternehmen fördern und der Wirt- das Selbstverständnis: Wir verstehen en» zu bleiben oder gezielte Personen- schaftsstandort Thurgau soll mit fami- uns als Gruppierung innerhalb der kreise einzuladen. Wir sind «herrlich» lienfreundlichen Arbeitszeitmodellen «GRÜNEN Thurgau», die Frauenthe- unperfekt und kreativ unterwegs – und gestärkt werden, um so dem Fachkräf- men aufgreifen und sich aus der Frau- das ist gut so! temangel entgegen zu treten. Als drit- enperspektive für «grüne Themen» te Forderung sollen Geburtshäuser auf in der Politik Gehör verschaffen. Wir Wie wir uns organisieren die kantonale Spitalliste gesetzt wer- möchten nicht unter einem «Zwangs- Wir sind kein eigenständiger Verein, den. Auf diese Forderung trat die Regie- kontext» etwas bewegen. Unsere Ziele sondern gehören zu den «GRÜNEN rung ein und setzte das Geburtshaus sollen durch gegenseitiges Stärken und Thurgau» und halten uns an deren Sta- St.Gallen ein Jahr später auf die Spi- Vernetzen erreicht werden. Wir können tuten. Heidi Heine und Brigitta Engeli talliste. Dieser Erfolg freut die Frauen, nur dort aktiv sein, wo sich Frauen aus sind Co-Leiterinnen. Sie halten mit ei- auch wenn es ihnen bewusst ist, dass unserer Gruppe engagieren wollen. ner Kerngruppe die Fäden zusammen, es noch viel braucht, bis die Anliegen Selbstverständlich sind auch wir basis- greifen Themen auf und sind Ansprech- der Frauen in der Politik angemessen demokratisch organisiert und hoffen partnerinnen für Fragen, Ideen und gehört und umgesetzt werden. Anregungen. Für die Planung von Akti- onen und Veranstaltungen bilden sich Die GRÜNEN Frauen Thurgau organi- Arbeitsgruppen, die im Austausch mit sieren seit ihrer Gründung regelmässig der Leitung stehen. Thematisch orien- Treffen, wie z.B. einen Workshop zum tieren wir uns an den Themen, welche Thema Humor-Frauen-Politik (www. im «Netzwerk grüne Frauen* Schweiz» freudeleicht.ch), einen Museumsbe- aktuell sind. Wir freuen uns aber auch, such zu «Frauen in der Kunst» oder wenn regionale Themen aufgegriffen eine Exkursion zu «Offenen Gärten». werden. Eigeninitiative ist erwünscht, gegenseitige Unterstützung und Ver- KONTAKT netzung selbstverständlich. Heidi Heine, h.heine@gruene-tg.ch Brigitta Engeli, brigitta.engeli@gmail.com Ein erster Erfolg Am Frauenstreiktag überreichten die Bild: Das Geburtshaus St.Gallen steht auch dank www.gruene-tg.ch der GRÜNEN Frauen TG wieder auf der Thurgauer grünen Frauen dem Regierungsrat www.facebook.com/gruenefrauen.tg Spitalliste (www.geburtshaus-sg.ch) einen Forderungskatalog. Der Kan- 8 OSTGRÜN 01 / 2021
Frauen GR GEMEINSAME IST GETEILTE VERANTWORTUNG Vor 50 Jahren nahmen die Bündner das Frauenstimmrecht auf eidgenössischer Ebene knapp an, ein Jahr später auch auf kantonaler Ebene. Die letzten 10 Gemeinden mussten 1983 zur Einführung des Frauen- stimmrechts gezwungen werden. Und wie sieht die politische Gleichstellung heute in Graubünden aus? AMA. In Graubünden hinkt die Gleich- sind tief verankert; Prägungen und Rol- 2022 stehen kantonale Wahlen an. stellung hinterher. Die Regierung ist lenbilder sind oft immer noch entschei- Graubünden ist dringend darauf ein reines Männergremium. Im Grossen dender als Talente und Neigungen. angewiesen, dass der Schub des Frau- Rat sind 92 von 120 Stühlen von Män- Dabei wäre eine Gesellschaft, in der enstreiktags 2019 und der Initiative nern besetzt. In der Verwaltung sind Frauen und Männer gleichermassen an «Helvetia ruft», der viele Frauen in den grossmehrheitlich männliche Amtslei- der Familien- und National- und Stän- ter an den Schalthebeln. Auch in den Erwerbsarbeit «Die politische Beteiligung derat gebracht hat, Kommissionen und in der Gemeindepo- teilhaben, anpas- von Frauen ist (noch) kein auch kantonal nach- litik sind Frauen in der Minderheit. sungsfähiger und Selbstläufer.» wirkt. Der Grosse Rat widerstandsfähi- ist für Politikerinnen Gründe des «Rückstands» ger. Sie kann besser auf Veränderungen (und Politiker) auch in Graubünden Sind das Nachwehen der späten Ein- reagieren. Gerade in Graubünden, mit das wichtigste Gremium auf dem po- führung des Stimm- und Wahlrechts seinen einerseits strukturschwachen litischen Weg. Eine ausgewogene Ge- für Frauen in Graubünden? Im Ge- und andererseits prosperierenden schlechterverteilung auf Kantonsebe- gensatz zu einigen Kantonen in der Regionen, ist die Gesellschaft auf ne trägt dazu bei, dass für die nächsten Nord- und Westschweiz hatten die diese Resilienz angewiesen. Dank nationalen Wahlen genügend Frauen Bündnerinnen bei Annahme des eid- Chancengleichheit bleiben diese Re- zur Verfügung stehen. Die politische genössischen Stimm- und Wahlrechts gionen attraktiv für Menschen jeden Beteiligung von Frauen ist (noch) kein 1971 noch kein kantonales Recht. Sie Geschlechts und Alters. Selbstläufer. Sie muss stetig gepflegt starteten quasi bei Null und mussten und gefördert werden. Erfahrungen und Netzwerke für die Stabsstelle für Chancengleichheit von politische Beteiligung und Arbeit erst Frau und Mann aufbauen. Der Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann geht die Arbeit Ein weiterer Grund für den «Rück- auch 25 Jahre nach ihrer Gründung stand» in Sachen Gleichstellung ist nicht aus. Die Stabsstelle nimmt das kulturell bedingt. Sei es bei der Berufs- Jubiläum zum Anlass, nach vorne zu wahl, der Aufteilung der bezahlten schauen: Welche Themen sind heute und unbezahlten Arbeit oder der Ver- noch relevant, welche Impulse braucht Barbara Wülser einbarkeit von Beruf und Familie: Oft es, um die Gleichstellung aller Ge- Leiterin kantonale Stabsstelle für orientieren sich Frauen wie Männer an schlechter im Kanton weiter voranzu- Chancengleichheit von Frau und Mann herkömmlichen Rollenbildern. Diese bringen? OSTGRÜN 01 / 2021 9
Frauen SG GRÜNE FRAUEN KANTON ST.GALLEN Im April 2019 formierten sich die GRÜNEN Frauen* Kanton St.Gallen. Die Gruppe ist offen für alle interessierten Frauen* und dient der Vernetzung, dem Austausch und um inhaltliche Positionen zu vertreten. Gründungsmitglied der GRÜNEN Frauen* SG ist auch Alt-Nationalrätin Pia Hollenstein. DBO. Pia Hollenstein hat die Einfüh- eine echte Genugtuung für mich: Dass Wie lautet dein Ratschlag für engagier- rung des Frauenstimmrechts 1971 mit- wir Frauen jetzt gleich viel Wert sind te, junge Frauen? erlebt. Als Zeitzeugin erzählt Pia von wie die Männer. Ein riesiges Problem Sie sollen kritisch hinschauen: Wo sind ihren Erinnerungen und ihrem Engage- war gelöst! die Ungerechtigkeiten? Und dann stellt ment von damals. man ganz viel fest und dann sollen sie Was findest du, fehlt heute noch für sich empören! Das gibt Mut und Ener- Wie war es für dich, nicht abstimmen die tatsächliche Gleichstellung? gie. Engagiert euch zum Beispiel in der und wählen zu können? Das Problem heute ist, dass wir zwar Frauen*streickbewegung. Wir können Die Tatsache, dass ich noch nicht ab- ganz gute Gesetze haben, diese aber es uns gar nicht leisten aufhören zu stimmen konnte, Männer aber schon, noch nicht umgesetzt sind. Zum Bei- kämpfen. war der Grund, der mich politisierte. spiel ist die Lohngleichheit noch nicht Interview transkribiert aus Social Media-Video erreicht. Frauen verdienen immer noch der GRÜNEN Schweiz vom 7 .Februar 2021. Erinnerst du dich an das erste Mal wäh- weniger als Männer. Nur weil sie Män- KONTAKT len/abstimmen? ner sind, nicht weil sie besser arbeiten. Ich mag mich sehr gut daran erinnern. Auch für die Vereinbarkeit von Beruf Aline Geisser Wir gingen damals auf die Gemeinde, und Familie müssten noch ganz viele alinegeisser@gmail.com um das Kuvert einzuwerfen. Das war Massnahmen getroffen werden. www.gruene-sg.ch/gruene-frauen-sg 10 OSTGRÜN 01 / 2021
Frauen GL GRÜNE FRAUEN IN GLARUS FEIERN Willst du mit spannenden Frauen genussvoll Politik machen? Dann bist du bei den GRÜNEN Frauen Glarus an der richtigen Adresse. Am 24. November 2021 können sie ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Ein Fest von und für die aktiven Frauen und interessanten Gästen soll es geben. PMU. Einige Frauen sind seit der Grün- grünen Frauen sind ein Fundus an krea- Entstehungsgeschichte dung der GRÜNEN Frauen Glarus aktiv tiven Ideen und ein Pool von unterstüt- Aber wieso entstand neun Jahre nach dabei. So auch Myrta Giovanoli, die zenden und tatkräftigen Frauen». Sie der Kantonalpartei dieses Frauennetz- Gründerin und erste Präsidentin. Als ist noch heute regelmässig Gastgebe- werk? Die Gründerfrauen verfolgten ehemalige Parteipräsidentin führte sie rin für kreative Sitzungen der Frauen. drei Ziele: den damaligen Sekretär und heutigen Frauen sollten vermehrt für die Ständerat Mathias Zopfi in die Politik Mitmachen lohnt sich auf jeden Fall. (grüne) Politik interessiert werden; ein. Sie sagt mit Freude: «25 Jahre Darin sind sich die heutigen Co-Präsi- Politik sollte «lustvoller» werden; GRÜNE Frauen: Ein bunter Strauss von dentinnen der Kantonalpartei einig, Mitgliederwerbung und Finanzbe- Aktivitäten aufgestellter Frauen – en- die trotz vielen anderen Terminen an schaffung sind nützliche Nebenpro- gagiert wie eh und je bei Unterschrif- den Frauentreffen regelmässig teil- dukte und helfen für Wahlsiege. tensammlungen, Verkaufsständen nehmen. Priska Müller Wahl ist zudem oder der Organisation von witzigen für die GRÜNEN Glarus im nationalen 1996 starteten sie Veranstaltungen mit Anlässen». Vorstand und seit 2004 Landrätin. Fachreferaten zu aktuellen Themen, Regula N. Keller vertritt im Büro vom die sie auch interessierten. Statt den Edith Marti-Imholz, Mitgründerin und Landrat die GRÜNEN. Sie ergänzt: «Mal üblichen Sitzungen sollten die Frauen ehem. Landrätin Glarus, ergänzt: «Die wohltuend unaufgeregt, mal lautstark, nebenbei immer etwas Wohltuendes aber immer kreativ setzen wir GRÜNE erleben. So war das Jahresprogramm Frauen Glarus uns ganz konkret für neben den politischen Anlässen immer eine (umwelt-)gerechtere Welt ein». mit mindestens gleich vielen «Wohl- fühlanlässen» gespickt, wie Discos Seit 20 Jahren Präsidentin oder Workshops zu Naturkosmetik. Und wer haltet die Fäden dieser beweg- ten Frauengruppe zusammen? Mit Neophytenbekämpfung und Ar- Das ist Vrene Stalder aus Glarus, die beitseinsätzen auf Alpen kommt Geld motiviert sagt: «Ich bin seit 20 Jahren in die Kasse, das für mehr Inserate bei als Präsidentin aktiv, weil es für mich Wahlen eingesetzt wird. Zudem produ- wichtig ist, mich dort wo ich wohne zieren und verteilen die grünen Frauen tatkräftig zu engagieren; für die Sache die originellsten und nachhaltigsten der GRÜNEN und für die Anliegen der Wahl-Give-aways. Mit Erfolg: Im Land- Vrene Stalder, Präsidentin der GRÜNEN Frauen Frauen.» Im 2021 wird sie das Präsiden- rat legten die GRÜNEN zu und weisen Glarus tenamt weitergeben. einen hohen Frauenanteil auf. OSTGRÜN 01 / 2021 11
GRÜNE SG ARBEITSGRUPPEN MIT ERSTEN VORSTÖSSEN Bei den GRÜNEN Kanton St.Gallen haben sich in den letzten Monaten verschiedene Arbeitsgruppen formiert. Die Arbeitsgruppen haben seither verschiedene politische Vorstösse und Vernehmlassungsantworten ausgearbeitet. Weitere Arbeitsgruppen und Vorstösse sollen folgen. DBO. Arbeitsgruppen (kurz AGs) leisten AG «Gleichstellung, Soziales und Fami- AG «Richterwahlen» wichtige thematische Grundlagenar- lie» Die Arbeitsgruppe «Richterwahlen» beit. Mit ihrem fachlichen Know-how Die Arbeitsgruppe «Gleichstellung, wird von Kantonsrätin und Juristin und gemeinsam erarbeiteten Ideen Soziales und Familie» (kurz «GleichSo- Margot Benz geleitet. Sie setzt sich unterstützen sie die Arbeit der Kan- Fa») setzt sich vertieft mit der Gleich- für die Erhöhung der Wahl von grünen tonsratsfraktion und der Kantonalpar- stellung von Frauen und Männern, Richter*innen ein, insbesondere in tei. So erarbeiten sie unter anderem sozialpolitischen Themen und einer hauptamtlichen kantonalen Manda- politische Vorstösse für den Kantons- zeitgemässen Familienpolitik ausei- ten. rat oder erstellen Vernehmlassungs- nander. Die Arbeitsgruppe hat innert antworten. Neben Fachpersonen sind kürzester Zeit bereits einige Vorstösse ARBEITSGRUPPEN auch weitere Interessierte in unseren für den Kantonsrat erarbeitet und Ant- GRÜNE KANTON ST.GALLEN Arbeitsgruppen willkommen. Folgend worten für Vernehmlassungen erstellt. AG «Energie und Klima» stellen wir unsere aktuellen Arbeits- Die AG wird von den beiden Kantons- Leiter: Richi Faust gruppen kurz vor. rätinnen Margot Benz und Jeannette richi.faust@gruene-sg.ch Losa geleitet. AG «Energie und Klima» AG «Gleichstellung, Soziales und Bis vor Kurzem gab es bei den GRÜNEN AG «Natur und Landwirtschaft» Familie» St.Gallen nur eine Arbeitsgruppe: die Neben dem Klimaschutz ist auch der Co-Leiterin: Margot Benz Arbeitsgruppe «Energie» beziehungs- Erhalt der natürlichen Lebensgrund- margot.benz@gruene-sg.ch weise «GRÜNEnergie», wie sie sich sel- lagen ein Kernthema der GRÜNEN. Zu Co-Leiterin: Jeannette Losa ber bisher treffender bezeichnete. Da diesem Zweck hat sich die Arbeitsgrup- jeannette.losa@gruene-sg.ch die Arbeitsgruppe stärker mit dem The- pe «Natur und Landwirtschaft» for- ma Klima identifiziert werden möchte, miert. Sie setzt sich mit dem Erhalt der AG «Natur und Landwirtschaft» haben sie sich auf 2021 hin in die AG Biodiversität und der Ökologisierung Leiter: Meinrad Gschwend «Energie und Klima» umbenannt. der Landwirtschaft auseinander. Ne- meinrad.gschwend@gruene-sg.ch Aktuell befasst sie sich denn auch mit ben drei Vorstössen für den Kantonsrat dem Klimaplan der GRÜNEN Schweiz hat die AG auch bereits zwei Vernehm- AG «Richterwahlen» Leiterin: Margot Benz und dem Klimaaktionsplan («Climate lassungsantworten ausgearbeitet, eine margot.benz@gruene-sg.ch Action Plan», CAP) der Klimajugend. davon zur Strategie «Ernährung und Die von Vorstandsmitglied Richi Faust Landwirtschaft» der GRÜNEN Schweiz. Mehr unter: geleitete Arbeitsgruppe trifft sich re- Geleitet wird die AG von Fraktionsprä- www.gruene-sg.ch/arbeitsgruppen gelmässig, aktuell jedoch «nur» online. sident Meinrad Gschwend. 12 OSTGRÜN 01 / 2021
Flüchtlinge MASHALLAH, ICH BIN SCHULDENFREI! Eine unglaubliche Geschichte aus dem Oberthurgau zeigt, wie die Gemeinden mit Sozialhilfe- geldern unsorgfältig umgehen. Und sie zeigt auch, wie nötig Flüchtlingsorganisationen sind, welche die verständlicherweise ahnungslosen Migrant*innen unterstützen. BIM. 2015 kam Mustafa zusammen lingslohn, das Stipendium und geleis- Titelbild: Mustafa beim Lernen. mit vielen anderen Flüchtlingen aus tete Arbeiten sind bereits abgezogen. Afghanistan in der Schweiz an. Er kam Diese Schulden wird er wohl mehrere mit dem Titel «In die Lehre gehen oder vom Aufnahmezentrum in ein Durch- Jahre abzahlen müssen. Mustafa war in die Leere laufen lassen» ein. Eine gangsheim und lernte dort erst mal ein schockiert. der Fragen bezog sich genau auf diese wenig Deutsch. 2016 konnte er vom Problematik: Durchgangsheim in eine Gemeinde Die Gemeinde vergas, die Globalpau- «Was gedenkt der Kanton zu unterneh- wechseln und bewohnte dort ein Zim- schale des Bundes abzuziehen men, falls er feststellt, dass einzelne mer. Er bekam die Bewilligung F (vor- Der Bund bezahlt der Gemeinde für Gemeinden Sozialhilfegelder von Ge- läufig aufgenommen) und konnte eine jeden Flüchtling einige Jahre (5 bis 7 flüchteten zurückfordern und damit Lehre als Holzbaupraktiker beginnen. Jahre, je nach Status) eine monatliche Bundesgelder ihren Kassen zuleiten?» Es war nicht einfach für ihn, aber mit Pauschale von 1‘500 Franken. Diese Fleiss, Durchhaltewillen und der Unter- wurde im Fall von Mustafa aber nicht Mit der fadenscheinigen Begründung, stützung von Freiwilligen und seinem in Abzug gebracht. Zum Glück hat die Bundesgelder stünden nicht be- Arbeitgeber hat er seine Lehre im Som- Mustafa keine Schuldanerkennung stimmten Personen zu, wurde die mer 2020 erfolgreich abgeschlossen. unterschrieben und sich direkt an die Praxis gerechtfertigt. Unterdessen Sein Arbeitgeber ist immer noch sehr freiwilligen Helfer*innen vom Solinetz wurden aber in mehreren Fällen die zufrieden mit ihm: Nun hat er eine fes- Oberthurgau gewandt. Nach kurzer Rekurse gegen solche Entscheide gut- te Anstellung und verdient genug, um Überprüfung wurde mit der Hilfe eines geheissen und damit diese haarsträu- auf eigenen Füssen stehen zu können. engagierten Rechtsanwaltes ein Schrei- bende Praxis nicht gebilligt. Im Januar Eine Erfolgsgeschichte mit Happy End. ben an die Sozialbehörde aufgesetzt 2021 wurden nun die Gemeinden infor- und – oh Wunder – einige Tage später miert, dass die Globalpauschale bei der Sozialamt forderte 40‘000 Franken! haben sich Mustafas Schulden in Luft Berechnung einfliessen muss. Anfang Dezember 2020 bekommt aufgelöst. Die rund 84‘000 Franken Mustafa die Abrechnung des So- vom Bund waren mehr als genug, um Freiwillige Helfer*nnen informieren zialamts der Gemeinde. In diesem die Schulden auf Null zu reduzieren. die Flüchtlinge nun vorab. Bei Bedarf Schreiben wird ihm mitgeteilt, dass er wird zudem juristische Unterstützung dem Sozialamt rund 40‘000 Franken Engagierte Zusammenarbeit zwischen- angefordert, um ungerechtfertigte For- schuldet. Dabei handelt es sich um Un- Politik, Freiwilligen und Rechtsanwalt derungen der Gemeinden abzuweisen. kosten, welche die Gemeinde ihm für Am 6. November 2019 reichte die grüne Wohnung, Krankenkasse und Lebens- Kantonsrätin Gina Rüetschi, zusam- Ende gut – alles gut! unterhalt in Rechnung stellt. Sein Lehr- men mit anderen, die Interpellation OSTGRÜN 01 / 2021 13
Grosser Rat TG ZU VIEL PESTIZID IN UNSEREN GEWÄSSERN Im Dezember debattierte der Grosse Rat engagiert über eine Interpellation von Toni Kappeler. Das Fazit: Es gibt im Thurgau ein Problem mit Pflanzenschutzmitteln. Insbesondere die kleineren Bäche und die Obst- und Ackerbauzonen sind massiv überbelastet. KEG. «Welche Pflanzenschutzmittel los auf. Es gibt nichts zu beschönigen, Titelbild: Kleingewässer in der Landwirtschafts- zone sind oft stark belastet (Bild T. Kappeler). (kurz PSM) und Metaboliten finden wenn im Eschelisbach 18 Wirkstoffe sich im Grund- und Trinkwasser sowie nachgewiesen werden, welche die Wasser- und Pflanzenbauberater*in- in Fliessgewässern unseres Kantons, Grenzwerte zum Teil massiv überschrei- nen die Landwirte unterstützen. In in welcher Menge und woher stammen ten. In Oberflächengewässern werden der landwirtschaftlichen Grundaus- sie?». Das war eine der sieben Fragen, Kleinlebewesen, das Makrozooben- bildung wird das Fach Pflanzenschutz die der grüne Kantonsrat Toni Kappeler thos, permanent vergiftet, was mit verstärkt und vermehrt sollen Weiter- an die Regierung stellte. Der Regie- chronischer Toxizität bezeichnet wird. bildungsveranstaltungen angeboten rungsrat nahm die Sache sehr ernst Im Grundwasser wurden 42 Wirkstoffe werden. Die Landwirte erhalten auch und verfasste eine 28-seitige detail- nachgewiesen, 19 davon sind Pflanzen- finanzielle Unterstützung, wenn sie lierte Antwort. Toni Kappeler lobt die schutzmittel, welche langfristig unser den Einsatz von Pflanzenschutzmit- Regierung «Ein so ausführlicher Bericht Trinkwasser gefährden. teln reduzieren. kommt sehr selten vor. Das zeigt, dass die Regierung das Problem nicht auf Grundsätzlich haben Wirkstoffe in Die GRÜNEN fordern ein mutigeres die leichte Schulter nimmt». unseren Gewässern und unserem Trink- Vorwärtsgehen mit griffigen Massnah- wasser nichts zu suchen. Kommt hinzu, men und klaren Zielen. Ein Bio-Aktions- Das ist auch bitter nötig, denn der dass wir über die Cocktailwirkung, die plan, wie ihn der Kanton Aargau kennt, Bericht zeigt die Probleme schonungs- Toxizität der ganzen Mischung an Wirk- wäre beispielsweise ein wirkungsvolles stoffen, noch sehr wenig wissen. In der Instrument, um in der Agrar- und Er- ganzen Diskussion um Pflanzenschutz- nährungspolitik einen schonenden mittel darf der nichtkontrollierte Ein- Umgang mit Ressourcen und einen satz von Pestiziden im Siedlungsraum verantwortungsbewussten Konsum nicht untergehen. Hauswarte und von Lebensmitteln zu fördern. Liegenschaftsbesitzer setzen Herbizi- de auf Wegen, Kiesplätzen, Terrassen und Dächern ein, obwohl dies ganz klar verboten ist. Da besteht akuter Hand- lungsbedarf. Zur Verbesserung der Situation schlägt Waldbach (Itobel): kaum oder wenig belastet die Regierung eine Intensivierung der Toni Kappeler (Bild T. Kappeler). Bildung und Beratung vor. Neu sollen Kantonsrat, Münchwilen 14 OSTGRÜN 01 / 2021
Kantonsrat SG OFFENES MIKROFON FÜR KANTONSRÄTINNEN Auch 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts dominieren Männer die Parlamente, auch den Kantonsrat St.Gallen. Aus Anlass des Jubiläums schlagen drei grüne Kantonsrätinnen vor, dass während eines Sessionshalbtages auf freiwilliger Basis nur die Frauen im Parlament sprechen sollen. MBE/SKO. Am 7. Februar 2021 wurde sam zu machen, haben die grünen ligen. Die Interpellantinnen betonen, das Jubiläum 50 Jahre Frauenstimm- Kantonsrätinnen Margot Benz (St. dass sie diesen Grundsatz nicht in Fra- recht begangen. Das ganze Jahr über Gallen), Jeannette Losa (Mörschwil) ge stellen. «Wir wollen den Männern finden landesweit Veranstaltungen zu und Tanja Zschokke (Rapperswil-Jona) im Rat nicht das Wort verbieten. Ein diesem Jubiläum eine Interpellation Sessionshalbtag, an dem nur Frauen an statt. Der Kanton «Das Ziel dieses Halbtages ist zuhanden des das Mikrofon treten dürfen, bedingt St.Gallen hat das eine entsprechende, freiwillige Verein- es, die Frauen, die immer noch Ratspräsidiums barung unter den Fraktionen», erklärt Frauenstimmrecht eingereicht. Sie im Jahr 1971 als in der Minderzahl sind, gegen fordern, dass die Margot Benz. Die grünen Kantonsrätin- einer der wenigen aussen sichtbarer zu machen.» Kantonsrätinnen nen gehen davon aus, dass die grosse Kantone nicht im Jubiläumsjahr Mehrheit der Parlamentarier sich angenommen. Für viele Frauen ist das des Frauenstimmrechts eine besonde- bereit erklären wird, auf freiwilliger Jubiläum nur bedingt ein Grund zum re Plattform erhalten. An einem Halb- Basis während eines halben Tages auf Feiern, sondern vielmehr ein Grund, tag während der Septembersession Wortmeldungen zu verzichten und den sich Gedanken über die Gleichstellung sollen sich nur Frauen an der Debatte Frauen den Vortritt zu lassen. der Geschlechter und das bisher Er- beteiligen. «Das Ziel dieses besonderen reichte zu machen. Halbtages ist es, den Kantonsrätinnen für einmal das Mikrofon zu überlassen, Im Jahr 1972, als sich erstmals Frauen um die Frauen, die immer noch in der in den damals 180-köpfigen Kantons- Minderzahl sind, gegen aussen stärker rat wählen lassen konnten, wurden 11 sichtbar zu machen. So können sie Frauen und 169 Männer gewählt. Heu- ihre Vorbildfunktion für die nächste te, 49 Jahre später, sitzen dreimal mehr Generation wahrnehmen», sagt Tanja Frauen im verkleinerten 120-köpfigen Zschokke. Jeannette Losa ergänzt: «Es Rat. 32 Frauen und 88 Männer debat- trifft sich gut, dass im September mit tieren und entscheiden in der St.Galler grosser Wahrscheinlichkeit eine Frau Legislative. Das ist ein Fortschritt, aber den Kantonsrat präsidieren wird». das Ungleichgewicht ist auch nach zwei Generationen noch sehr gross. Freiwilligkeit statt Zwang Gemäss Geschäftsreglement des Kan- Interpellation ans Ratspräsidium tonsrates haben alle Mitglieder das Im Kantonsrat St.Gallen sind Männer auch Um auf diesen Umstand aufmerk- Recht, sich an der Diskussion zu betei- heute noch übervertreten. OSTGRÜN 01 / 2021 15
Agenda / Kontakte AGENDA OSTGRÜN Details siehe Webseiten Kantonalparteien. Glarus www.gruene-gl.ch Mittwoch, 31.3. HV GRÜNE Kanton GL und Debatte für Landsgemeinde Samstag, 17.4. Exkursion zu Baumqualitä- ten & Dorfklima, Mollis Samstag, 1.5. Standaktion am Flohmarkt in Glarus OSTSCHWEIZER KOMITEE Sonntag, 2.5. Glarner Landsgemeinde 2021 FÜR DIE PESTIZID-INITIATIVE Sonntag, 9.5. Aktivitätstag «slow sunday2021» im Klöntal Am Sonntag, 13. Juni 2021 stimmt die Kontakt Graubünden Schweizer Bevölkerung gleich über Ostschweizer Komitee www.verda-gr.ch zwei Vorlagen gegen Pestizide ab: die für die Pestizid-Initiative Freitag, 4.6. Mitgliederversammlung mit Trinkwasser-Initiative und die Pesti- c/o GRÜNE Kanton St.Gallen Nationalrätin Franziska Ryser zid-Initiative. Für Letztere überneh- Harfenbergstrasse 17 St.Gallen men die GRÜNEN Schweiz den Lead im 9000 St.Gallen www.gruene-sg.ch Abstimmungskampf. Im Ostgrün-Land Dienstag, 16.3. 19.30 Uhr HV GRÜNE wird aktuell ein überregionales Komi- Region Rorschach tee für die Pestizid-Initiative aufge- Dienstag, 6.4. 19.30 Uhr Offene Vor- standssitzung GRÜNE Linth baut. Die Koordinationsfunktion dazu Samstag, 24.4. 8.00 bis 13.00 Uhr Velo- übernehmen die GRÜNEN des Kantons flohmarkt in der Altstadt von Wil St.Gallen (Kontaktperson: Daniel Samstag, 8.5. Mitgliederversammlung Bosshard). GRÜNE Kanton SG Donnerstag, 27.5. 19.30 Uhr Offene Vor- standssitzung GRÜNE Linth Die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» hat zum Ziel, Thurgau jegliche synthetische Pestizide in der www.gruene-tg.ch Montag, 26.4. 19:15 Uhr Mitgliederver- landwirtschaftlichen Produktion und sammlung GRÜNE TG Verarbeitung sowie in der Landschafts- Mittwoch, 26.5. nachmittags, Fraktions- pflege zu verbieten. ausflug mit Gästen in den Bezirk Arbon Ostschweiz und National Samstag, 27.3. DV der GRÜNEN CH Montag, 5.4. Bodensee-Friedensweg Samstag, 21.5. Klimastreik OSTGRÜNE: Sonntag, 13.6. Abstimmungen ANSCHLUSS FINDEN Kantonalparteien GRÜNE Glarus GRÜNE Thurgau Ennetbühlerstr. 3 Barbara Imholz, Aspenstr. 6 8755 Ennenda 8580 Sommeri www.gruene-gl.ch 071 410 06 01 sekretariat@gruene-gl.ch www.gruene-tg.ch sekretariat@gruene-tg.ch VERDA Graubünden Bungertweg 16 7206 Igis OSTGRÜN, Redaktion und Inserate 079 820 71 99 Kurt Egger, Präsident GRÜNE TG www.verda-gr.ch 079 207 84 37 info@verda.gr kurt.egger@gruene-tg.ch GRÜNE St.Gallen Daniel Bosshard, Präsident GRÜNE SG Harfenbergstr. 17 079 846 63 98 9000 St.Gallen daniel.bosshard@gruene-sg.ch 071 244 00 58 www.gruene-sg.ch Redaktionsschluss Ausgabe 2/21 sekretariat@gruene-sg.ch 1. Juni 2021 16
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