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L ANDTAGSFR AK TION Editorial Verantwortung für unser Land SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, Deutschland und Hessen stehen vor grundle- tionen vorwerfen lassen, in der Krise nicht Foto: © Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag genden Veränderungen. Erstmals bildet ein helfen zu wollen. Und das, weil wir uns im Bündnis von Sozialdemokraten, Grünen Hessischen Landtag für den Willen des und Freien Demokraten eine gemein- Volkes stark gemacht haben. Mit mehr same Mehrheit. In dieser „Ampel“ gibt als zwei Dritteln hatten sich im März es keine Arbeitsteilung nach dem Mus- 2011 die hessischen Bürgerinnen und ter „Koch“ und „Kellner“, wie in früheren Bürger für die Schuldenbremse und Koalitionen, sondern die Partner arbei- ihre Verankerung in der Verfassung des ten auf Augenhöhe. Erstmals seit 40 Jah- Landes Hessen ausgesprochen. Und ren, seit dem Ende der sozial-liberalen Ära dann hebeln CDU und Grüne sie im ersten 1982, sind wir Freie Demokraten wieder der Jahr ihrer Gültigkeit aus, um sich einen Anker der bürgerlichen Mitte in einer Bundesre- Schattenhaushalt für Wahlkampfzwecke aufzu- gierung. Die Koalition in Berlin ist keine „Liebesheirat“, bauen. Für uns Freie Demokraten stand niemals außer sondern ein Zweckbündnis. Die CDU hat sich als verläss- Frage, helfen zu wollen. Für uns stand aber das „Wie“ in licher Partner aus der Regierungsfähigkeit verabschie- Frage. Mit einem Nachtragshaushalt ist dem Parlament det. Nach 16 Jahren Merkel ist sie programmatisch und die Möglichkeit gegeben, schnell und kurzfristig Ände- personell ausgelaugt. Das Verhältnis innerhalb der Union rungen am Landeshaushalt vorzunehmen. Diesen Vor- ist so zerrüttet, dass man daraus problemlos Stoff für schlag hatten wir der Regierung mehrmals unterbreitet. mehrere Staffeln „House of Cards“ ziehen könnte. Unser Auch die obersten Richter des Landes Hessen hätten Land muss aber handlungsfähig sein. Wir können nicht diesen gerne umgesetzt gesehen. Sie erklärten das hes- warten, bis die Machtkämpfe in der Union entschieden sische Sondervermögen schließlich für nicht vereinbar sind. Wir Freie Demokraten sind deshalb aus Verantwor- mit der Landesverfassung. Ein historisches Urteil – nicht tung für unser Land und aus Verantwortung für die nur für Hessen. Lebenschancen der Bürgerinnen und Bürger in diese Bundesregierung eingetreten. IHR Auch als Oppositionsfraktion tragen wir Verantwortung für unser Land: Gemeinsam mit der SPD-Landtagsfrak- tion hatten wir im vergangenen Herbst Klage gegen das schwarz-grüne „Corona-Sondervermögen“ eingereicht. Über viele Monate hinweg mussten wir, Kollegin Faeser RENÉ ROCK und ich sowie unsere beiden Fraktionen, uns von Mitglie- VORSITZENDER DER FRAKTION DER FREIEN dern der Landesregierung und der sie tragenden Frak- DEMOKRATEN IM HESSISCHEN LANDTAG Sie können frei.hessen facebook.com/fdphlt instagram.com/fdp_hlt Q auch online lesen: fdp-hessen.de/frei-hessen twitter.com/fdp_hlt fdp-fraktion-hessen.de 2
8 INHALT © west / iStock / Getty Images Plus Titelthema 4 Moderne Arbeit ist mobil Fokus 8 InnenStadtLeben © demy89 / iStock / Getty Images Plus Blickpunkt Berlin 11 Bundestagswahl 2021 Rückblick 12 Bundestagswahlkampf in Hessen Interview 14 Sieg für die Schuldenbremse 16 Bildung 16 Künstliche Intelligenz in der Schule Interview 17 Heute entschiedener als damals Fokus 18 Neue Köpfe, neue Chancen Meldungen 20 Persönliches IMPRESSUM HERAUSGEBER Wirtschafts- und Sozialpolitik Verlags GmbH, Adolfsallee 11, 65185 Wiesbaden, Telefon 0611 99906-14 FRAKTION DER FREIEN DEMOKRATEN IM HESSISCHEN LANDTAG Tatjana Hajmássy (V.i.S.d.P.), Schloßplatz 1–3, 65183 Wiesbaden, Telefon 0611 350-576, E-Mail: fdp@ltg.hessen.de, www.fdp-fraktion-hessen.de FDP-LANDESVERBAND HESSEN Michael Brückmann (V.i.S.d.P.), Adolfsallee 11, 65185 Wiesbaden, Telefon 0611 99906-15, E-Mail: hessen@fdp.de, www.fdp-hessen.de REDAKTION Oliver Stirböck, Wiebke Knell, Moritz Promny, Stefanie Heil, Tatjana Hajmássy, Michael Brückmann Das Magazin von Partei und Fraktion der Freien Demokraten Hessen erscheint gewöhnlich zweimal im Jahr. DRUCK AC medienhaus GmbH, Ostring 13, 65205 Wiesbaden BILDNACHWEIS iStock | Tobias Koch | Rina Zinman | Büro Alexander Müller, MdB | FDP Landesverband Hessen | Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag | Daniela Steffek | Yolanda Alexiev | Dr. Hermann Otto Solms | v. Rundstedt & Partner GmbH | Regina Trabold | FDP Kreisverband Frankfurt | FDP Kreisverband Gießen 3
L ANDTAGSFR AK TION TITELTHEMA Moderne Arbeit ist mobil Das Ergebnis zählt, nicht der Arbeitsort O liver Stirböck sitzt im Café Goethes in Offenbach, eine Latte Macchiato neben sich, das iPad vor sich. Zur gleichen Zeit hat Stefan Müller im Innenhof des Hes- sischen Landtags in Wiesbaden an einem Tisch des Land- tagsrestaurants Platz genommen und fährt seinen Laptop hoch, während René Rock im Medienraum des Landtages ins Mikrofon spricht: Der digitalpolitische Sprecher, der innenpolitische Sprecher und der Fraktionsvorsitzende der Freien Demokraten im Hessischen Landtag sind zwar einige Meter beziehungsweise gar Kilometer voneinander entfernt, bestreiten aber in diesem Moment gemeinsam eine Pressekonferenz. Thema dieses Pressetermins ist exakt das, was Stirböck und Müller in diesem Moment auch beispielhaft demonstrieren: mobiles Arbeiten! Denn die Wiebke Knell: Freien Demokraten wollen das mobile Arbeiten vorantrei- „Früher musste ich auch für kurze ben, den Beschäftigten der hessischen Landesverwaltung Besprechungen viele Stunden nutzlos auf der ein Recht auf diese Form der Arbeitsorganisation geben und haben dazu im Landtag mit einem Gesetzentwurf und Autobahn verbringen. Dank virtueller Treffen einem Antrag die Initiative ergriffen. kann ich meine Zeit effektiv nutzen, „Wir Freie Demokraten leben mit unserer Fraktion 4.0 schone die Umwelt und habe außerdem etwas schon seit mehr als zwei Jahren vor, dass mobiles Arbei- mehr kostbare Zeit für die Familie.“ ten funktioniert. Bei uns zählt das Ergebnis: Ob unsere Alle Fotos: © Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Leistung am Schreibtisch in den Fraktionsräumen in der Wiesbadener Marktstraße, in ihrem Lieblingscafé, auf der Bank im Park oder bei sich zu Hause am Küchentisch erbringen, ist zweitrangig“, erklärt René Rock. Die Fraktion hat das mobile Arbeiten bereits Anfang der aktuellen Legislatur- Moritz Promny: „Es ist ein enormer Gewinn an Lebenszeit, Agilität und Flexibilität im Arbeitsalltag, wenn zeit- und ortsunabhängig ein effizienteres Arbeiten ohne unnötiges Pendeln möglich ist.“ 4
TITELTHEMA L ANDTAGSFR AK TION Oliver Stirböck: „Selbst im Urlaub bin ich immer voll einsatzfähig für unsere liberale Sache.“ Die Freien Demokraten wollen mobiles Arbeiten nun überall dort ermöglichen, wo der Staat als Arbeitgeber agiert und so ein Vorbild für Unternehmen darstellen kann. „Als Liberale können und wollen wir nicht in die Dis- positionsfreiheit der Unternehmer hineinregieren“, betont Oliver Stirböck, der nicht nur Digitalexperte, sondern auch Wirtschaftspolitiker ist. „Aber wenn der Staat zeigt, was in puncto Arbeitsorganisation und Arbeitskultur möglich periode auf den Weg gebracht und hatte somit zu Beginn ist, motiviert das Unternehmensspitzen nachzuziehen und der Corona-Pandemie, als Deutschland binnen weniger ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vergleichbare Tage gefühlt kollektiv ins Homeoffice wechselte, einen Angebote zu machen“, sagt Stirböck und ergänzt: „Außer- entscheidenden Vorsprung. „Wir konnten vom ersten Tag an ohne Qualitätsverlust weiterarbeiten, während ande- ren mitunter noch die Tablets, Laptops und Videokonfe- renzsysteme fehlten“, berichtet Rock stolz. René Rock: „Mobiles Arbeiten schafft Freiraum – und Freiraum bringt kreative Ideen hervor.“ Nach eineinhalb Jahren Pandemie haben immer mehr Menschen zu schätzen gelernt, in ihrer Arbeitszeit nicht permanent im Büro präsent sein zu müssen. „Die Coro- na-Krise war für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer ein Booster, was die Arbeit im Homeoffice respektive mobiles Arbeiten angeht. Viele von ihnen wollen nun auch dem tut sich das Land selbst einen Gefallen, wenn es das nach der Krise die Möglichkeit haben, sich auszusuchen, mobile Arbeiten stärkt. Nur wer sich zeitgemäß aufstellt, von wo aus sie arbeiten“, hat Rock festgestellt. kann im Wettbewerb um die klügsten und kreativsten Köpfe mithalten. Überspitzt gesagt: Wer seine Beschäf- tigten zwingt, an fünf Tagen in der Woche in einem mögli- cherweise muffigen und vollgestopften Büro etwas in einen stationären PC einzugeben, hat im Kampf um kom- petente Kolleginnen und Kollegen schon verloren.“ Stirböck sieht im mobilen Arbeiten zudem einen Beitrag zu mehr Arbeitnehmersouveränität. „Es gibt den Beschäftigten Yanki Pürsün: „Es hilft sehr, von überall arbeiten zu können, wo der Kalender mich hinführt. Diese Chance wollen wir jedem ermöglichen.“ 5
L ANDTAGSFR AK TION TITELTHEMA Stefan Müller: „Mobiles Arbeiten schafft Freiheit und Flexibilität. Ich habe überall und jederzeit Zugriff auf meine Unterlagen, kann auch dann arbeiten, wenn ich gerade mal nicht im Büro bin, und muss nicht haufenweise Papier mit mir herumschleppen.“ mehr Flexibilität und macht Beruf und Privatleben besser vereinbar – allein schon, weil die Pendelzeiten wegfallen. Das spart Zeit und entlastet darüber hinaus die Umwelt.“ Mobiles Arbeiten erfordert allerdings eine gute digitale und technische Infrastruktur: „Umfassend gelingen kann Stefan Müller kennt als Innenexperte der Landtagsfrak- das mobile Arbeiten erst dann, wenn es landesweit eine tion die Interessen, aber auch die Herausforderungen für gute und stabile Internetversorgung, will heißen eine flä- die Landesverwaltung. Zum Beispiel müssen die Rah- chendeckende Breitband-Glasfaser-Infrastruktur, gibt. menbedingungen im Hinblick auf die Datensicherheit und Für diese kämpfen wir Freie Demokraten seit Langem. Leider hinkt Hessen diesbezüglich anderen Bundeslän- dern hinterher – und das, obwohl Hessen eine Digitalmi- nisterin hat“, ärgert sich Stirböck. In dieses Bild passt, Marion Schardt-Sauer: dass laut einer Umfrage des Kompetenzzentrums Öffent- „Mobiles Arbeiten spart Zeit und gibt Freiheit.“ liche IT in keinem Flächenbundesland mehr Beschäftigte angegeben haben, dass sie 2020 aufgrund ihrer mangel- haften Internetverbindung nicht von zu Hause aus arbei- ten konnten. Konkret waren es 14,6 Prozent. Gleichzeitig haben aber 55,9 Prozent der Befragten in Hessen ange- geben, dass sie zumindest gelegentlich von zu Hause aus ihren Job erledigen. Das ist der zweithöchste Wert bun- desweit. „Das zeigt, dass der Bedarf an mobilem Arbei- ten gegeben ist und es höchste Zeit wird, hier aktiv zu werden und die Voraussetzungen zu schaffen. Das bedeutet zum Beispiel, mobile Geräte und Dockingsta- tions anzuschaffen“, sagt Stirböck. Matthias Büger: „Mobiles Arbeiten erlaubt mir, am selben Tag Termine in Wiesbaden und in meinem Wahlkreis wahrzunehmen. So bin ich zugleich nahe an der Landespolitik und nahe an den Menschen vor Ort.“ 6
TITELTHEMA L ANDTAGSFR AK TION den Arbeitsschutz gewährleistet werden. „Mobiles Arbei- ten soll nach unserer Vorstellung überall dort möglich sein, wo dienstliche Belange nicht entgegenstehen und es mit der Tätigkeit vereinbar ist. Die Sachbearbeiterin kann auch zu Hause am Laptop sitzen, aber der Pförtner des Ministeriums muss natürlich an Ort und Stelle die Stefan Naas: „Es macht Freude, wie leicht es ist, auch über Stadt- und Landgrenzen jederzeit zusammenarbeiten zu können.“ tigten gedacht. Formal bedeutet das, dass sie in Bezug Lisa Deißler: auf die Beamten einen Gesetzentwurf mit der Überschrift „Ich liebe es, mir meinen Tag frei einzuteilen. „Recht auf mobiles Arbeiten für Landesbeamte – Flexi- Ich empfinde es nicht als Bürde, sondern bilität und Attraktivität des öffentlichen Dienstes stär- als großes Privileg abends auf der Couch ken“ vorgelegt haben. Mit einem Antrag sollen die glei- chen Voraussetzungen für Tarifbeschäftigte geschaffen Mails abarbeiten zu können. Dafür kann ich werden. „Wichtig ist, dass das Thema Fahrt aufnimmt am nächsten Tag vielleicht mal eine lange und als große Chance begriffen wird. Wir Freie Demokra- Mittagspause machen. Das lebe ich nicht nur ten sind hier gern Vorreiter – nicht nur, was unser eige- selbst, sondern auch mit meinem Team.“ nes Arbeitsmodell betrifft, sondern auch in Bezug auf die Möglichkeiten, die wir anderen geben wollen“, sagt Frak- tionschef René Rock. Augen offenhalten“, veranschaulicht Müller. Der Vor- schlag der Freien Demokraten sieht konkret vor, dass die Beschäftigten bei einer Fünf-Tage-Woche zwei Tage mobil arbeiten können. Wer in Teilzeit tätig ist, soll eben- falls 40 Prozent mobil arbeiten dürfen. Die Freien Demokraten haben bei ihrem Vorstoß, mit dem sie die Landesverwaltung zum Vorbild machen wol- len, sowohl an die Beamten als auch an die Tarifbeschäf- Jörg-Uwe Hahn: „Mobiles Arbeiten schenkt mir die Freiheit, meinen Arbeitsort selbst zu wählen. Zudem bietet es auch aus ökologischer Sicht viele Mehrwerte.“ 7
L ANDTAGSFR AK TION FOKUS © west / iStock / Getty Images Plus InnenStadtLeben Wie sieht die Zukunft unserer Innenstädte aus? Z um ersten Mal seit Langem ist Stefan Naas wieder schaft, Raumordnung und Regionalplanung fest. Bereits in in der Frankfurter Innenstadt unterwegs. Die Zeil hat der Sitzung des Hessischen Landtags im Dezember 2020 sich seit der Corona-Krise verändert. Es sind einige hatte Naas gemeinsam mit der Landtagsfraktion Initiative Geschäfte, die auf Hessens größter Einkaufsmeile ver- für die Wiederbelebung der Innenstädte ergriffen. Die schwunden sind. Naas bleibt vor einem leerstehenden Freien Demokraten wollten nicht nur die Landesmittel für Geschäft stehen: „Der Einzelhandel hatte schon vor der die Kommunen erhöhen, sondern es auch möglich Corona-Krise Probleme. Aber Corona hat vielen Geschäf- machen, dass der Einzelhandel bis Mitte 2022 an vier ten den Rest gegeben.“ Wegen der Pandemie fiel auch das Sonntagen im Jahr ohne Anlassbezug öffnen darf – darun- sonst so umsatzstarke Weihnachtsgeschäft im vergange- ter auch an zwei Adventssonntagen im Jahr 2021. „Das nen Jahr verheerend aus: Statt Weihnachtsmärkte, lange haben die Regierungsfraktionen mit ihrer Mehrheit leider Schlangen und klingelnde Kassen gab es ausgestorbene abgelehnt“, zeigte sich Naas damals enttäuscht. Fußgängerzonen, verlassene Plätze und Geschäftsaufga- Was der frühere Steinbacher Bürgermeister heute in ben. „Das ist für keine Innenstadt leicht zu verkraften, egal Frankfurt sieht, beobachtet er seit einigen Jahren in vie- wie stark sie vielleicht noch vor der Krise aufgestellt war“, len, vor allem kleineren Gemeinden: Der innerstädtische stellt der Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Wirt- Einzelhandel hat es schwer, sich gegen den Online-Han- 8
FOKUS L ANDTAGSFR AK TION del zu behaupten. „Mittlerweile bekommt man im Netz „Den Strukturwandel der Innenstädte werden wir nicht einfach alles“, sagt der frühere Bürgermeister. „Auch aufhalten können, aber wir können ihn in eine bessere wenn ich persönlich dort niemals Schuhe oder Brillen Richtung steuern“, ist Naas optimistisch. Vor vielen kaufen würde, weiß ich, dass es immer weniger Men- Wochen war er auf die Suche nach innovativen Ideen schen so halten wie ich.“ Für den innerstädtischen Ein- und neuen Konzepten gegangen, um Hessens Innen- zelhandel sieht der Landes- und leidenschaftliche Regi- städte für Einheimische und Touristen, Händler und onalpolitiker deshalb vor allem in solchen Angeboten eine Gastronomen, Kulturliebhaber und Veranstalter wieder Chance, die der Internethandel dem Kunden nur schwer attraktiv zu machen. Gemeinsam mit Experten der oder gar nicht machen kann. „Eine Lieferung noch am Industrie- und Handelskammern und Verbänden, selben Tag kann vor Ort viel besser organisiert wer- Gewerbetreibenden sowie kommunalen Vertretern aus den, beispielsweise durch einen gemeinsamen Fahrrad- ganz Hessen hat er sich in mehreren Dialogen darüber lieferdienst.“ Mit Angeboten wie diesen könnten oft auch ausgetauscht, wie die Verödung gestoppt und die neue Kunden gewonnen werden. Auch Nischenangebote Zukunft der Innenstädte gestaltet werden könnte. Eine sieht Naas vielversprechend. „Wer seinen Kunden ein daraus entstandene Idee ist die Stärkung und Unter- Angebot an den Rändern macht – zum Beispiel mit Schu- stützung von Pop-up-Stores, also von kurzfristigen und hen in unterschiedlichen Weiten, mit maßkonfektionier- provisorischen Einzelhandelsangeboten, die vorüberge- ten oder orthopädisch umgearbeiteten Schuhen oder hend in leerstehenden Ladengeschäften betrieben wer- sogar mit einem Schuhsortiment, das zielgenau auf den. „Pop-up-Stores bieten den Anreiz, dass immer Menschen ohne Internetzugang zugeschnitten ist –, wird neue, teils ungewöhnliche Angebote entstehen. Das sich wahrscheinlich eher über Kunden freuen können als schafft Frequenz, von der auch die umliegenden Gewer- diejenigen Läden, die die gleiche Ware anbieten, die es betreibenden profitieren“, erklärt Naas. Kommunen in jedem zweiten Online-Shop zu kaufen gibt.“ Dabei könnten leerstehende Immobilien kaufen oder mieten, spielen auch Kundenberatung und -bindung eine wesent- um sie für Pop-up-Konzepte zur Verfügung zu stellen. liche Rolle. In diesen Ladeneinheiten könnten sich dann Gewerbe- © PIKSEL / iStock / Getty Images Plus 9
L ANDTAGSFR AK TION FOKUS https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Central_Library_Oodi_in_Helsinki_04.jpg Foto: © Ninaras / wikipedia.org Oodi-Bibliothek in Helsinki: ein Wohnzimmer für Bürgerinnen und Bürger im Herzen der Stadt. treibende, aber auch Künstler präsentieren. „Alles ist Naas ist überzeugt, dass eine belebte Bibliothek auch besser als Leerstand!“ Diese und andere Maßnahmen dem Einzelhandel helfen kann. Wie er auch heute wieder sollen nach Idee der Freien Demokraten durch das Land in Frankfurt beobachten kann, lockt hier vor allem das gefördert werden. Demnach soll jede Kommune eine vielfältige kulturelle Angebot mehr Menschen und damit Innenstadt-Förderung von 10 Euro pro Einwohner auch Kunden für den Einzelhandel in die Innenstadt. Aber erhalten. Damit könnten auch weitere Maßnahmen wie jede noch so innovative Idee führt seiner Meinung nach zum Beispiel Carsharing-Angebote oder Fahrrad-Ab- nicht an einer unbequemen Wahrheit vorbei: „Wer auch stellplätze gefördert werden. in Zukunft noch Einzelhandel vor Ort haben will, muss Aber Naas will noch mehr: Er möchte den hessischen auch dort kaufen“, meint Naas. Städten und Gemeinden einen neuen Lebensmittelpunkt geben, ihnen ein ganzes Wohnzimmer einrichten. Dabei https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Interior,_Helsinki_Central_Library_Oodi,_2019_(02).jpg will er nicht ein Sofa auf den Marktplatz stellen, sondern Bibliotheken eine neue Bedeutung geben: „Bibliotheken sind im Wandel. Sie sind längst nicht mehr nur Orte der Ausleihe und Rückgabe von Büchern, sondern Teil einer Bildungsinfrastruktur, Orte der Kultur und von Bedeutung für die demokratische Willensbildung“, sagt Naas, der auch kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Mit ihrem Starke-Bibliotheken-Gesetz wollen die Freien Demokraten im Hessischen Landtag die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen schaffen. Nach dem Vorbild der Foto: © Bahnfrend / wikipedia.org Oodi-Bibliothek in Helsinki sollen auch die hessischen Bibliotheken als Wohnzimmer der Stadt zum gemeinsa- men Verweilen der Bürgerinnen und Bürger einladen: Lesen, alleine für sich oder mit anderen, gemeinsam in digitalen Werkstätten am 3D-Drucker experimentieren, bei Veranstaltungen diskutieren, Kultur- und Theaterdar- bietungen oder Filme ansehen – in hessischen Bibliothe- ken soll all das möglich sein – und zwar kostenlos, sieben In der Oodi-Bibliothek gibt es viele kreative Freiräume Tage die Woche. und digitale Werkstätten. 10
BLICKPUNK T BERLIN L ANDESVERBAND Bundestagswahl 2021 Unser Land moderner, digitaler und freier gestalten. Dafür sind wir Freie Demokraten bei der Bundestags wahl 2021 angetreten. Gemeinsam haben wir einen intensiven und engagierten Bettina Stark-Watzinger Wahlkampf geführt, geleitet von einem klaren inhaltlichen Wahlkreis 181: Main-Taunus Profil. Das wurde von den Wählerinnen und Wählern honoriert. Erstmals haben wir Freie Demokraten bei auf- einander folgenden Bundestagswahlen zweistellige Bundesministerin für Ergebnisse erzielt. Von allen sechzehn Landesverbänden haben wir Hessen zudem das zweitbeste FDP-Ergebnis Bildung und Forschung erreicht. Ein toller Erfolg! Es freut uns auch, dass uns „Mehr Fortschritt wagen“ – mit diesem Anspruch wol- besonders viele junge Wählerinnen und Wähler ihr Ver- len wir gemeinsam mit SPD und Grünen unser Land aus trauen geschenkt haben. Das zeigt, welche Überzeu- einer Koalition der Mitte heraus nach vorne bringen. Wir gungskraft unser liberales Politikangebot hat. freuen uns, dass unsere Landesvorsitzende Bettina Ebenso erfreulich ist, dass sich die Landesgruppe der Stark-Watzinger als Bundesministerin für Bildung und Forschung dazu einen wichtigen Beitrag leisten wird. Freien Demokraten Hessen im Deutschen Bundestag Wir gratulieren herzlich zum neuen Amt und wünschen durch den Wahlerfolg vergrößert hat. Mit nunmehr sieben bei der verantwortungsvollen Aufgabe viel Erfolg. Der Abgeordneten sind wir personell noch stärker in der Wechsel in die Exekutive erfordert das Verlassen der 92-köpfigen Bundestagsfraktion vertreten. Die hessischen Parlamentarischen Geschäftsführung, die sie im Janu- Anliegen werden in Berlin somit weiterhin bestens reprä- ar 2020 als Nachfolgerin von Dr. Stefan Ruppert über- sentiert. Wir gratulieren den Gewählten auch an dieser nommen hatte. Bei der Konstituierung der neuen Bun- Stelle nochmals recht herzlich und wünschen ihnen viel destagsfraktion wurde die Bad Sodenerin im Herbst Erfolg für die parlamentarische Arbeit. Gerne stellen wir 2021 mit 99 Prozent wiedergewählt. Ihnen unsere Bundestagsabgeordneten kurz vor. Bildnachweis – 1: Tobias Koch; 2: FDP Frankfurt; 3: Rina Zinman; 4: Büro Alexander Müller, MdB; 5: Archiv der Landtagsfraktion; 6: Daniela Steffek; 7: Yolanda Alexiev Dr. Thorsten Lieb Jürgen Lenders Wahlkreis 183: Frankfurt am Main II Wahlkreis 174: Fulda Till Mansmann Katja Adler Wahlkreis 188: Bergstraße Wahlkreis 176: Hochtaunus Alexander Müller Peter Heidt Wahlkreis 178: Rheingau-Taunus – Limburg Wahlkreis 177: Wetterau I 11
L ANDESVERBAND RÜCKBLICK Bundestagswahlkampf in Hessen Alle Fotos: © FDP Landesverband Hessen Nie gab es mehr zu tun. Das Motto der Freien Demokraten für eine zukunftsfähige Mobilität. Wir danken allen Bun- zur Bundestagswahl 2021 hat unseren Wahlkampf in Hes- destagskandidatinnen und -kandidaten sowie den enga- sen geleitet. Mit medienwirksamen Aktionen haben wir gierten Parteifreundinnen und Parteifreunden, die die auf den politischen Handlungsbedarf in unserem Land gelungenen Aktionen mit ihrem Einsatz ermöglicht haben, aufmerksam gemacht. Im Fokus standen dabei der drin- für die tolle Unterstützung. Die Highlights der hessischen gend benötigte 5G-Netzausbau in der Stadt wie auf dem Wahlkampfaktionen haben wir kurz für Sie zusammenge- Land, die Chancen der Digitalisierung für die Landwirt- tragen. Schauen Sie sich gerne auch noch einmal die schaft und den ländlichen Raum sowie unsere Konzepte zugehörigen Videos an, die Sie hier verlinkt finden. Stadt, Land, Datenfluss. Mit Schaufeln, Kabeltrommel und Bagger haben wir hes- sische Freidemokraten für eine Neuausrichtung der deutschen Digitalpolitik geworben. „Schnelles Internet darf kein Privileg der Städte sein, sondern muss auch im ländlichen Raum flächendeckend zur Verfügung stehen. Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen, haben wir ein symbolisches Glasfaserkabel verlegt“, erklärt unser Generalsekretär Moritz Promny die Aktion und ergänzt: „Die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, sind zu groß, um sie leichtfertig zu verspielen.“ Wir Freien Demo- kraten fordern den flächendeckenden Ausbau von hoch- leistungsfähigen Mobilfunknetzen bis 2025 und setzen uns für mehr Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt ein. h VIDEO: https://youtu.be/zw2IZNBagzM 12
RÜCKBLICK L ANDESVERBAND 5G an jeder Milchkanne. GPS-gesteuerte Traktoren, Melkroboter, ein „Kuh-GPS“, das die Standorte der Kühe in Echtzeit erfasst – Smart Farming bietet große Chancen für die Landwirtschaft. Das wurde bei einem Besuch unserer Landesvorsitzen- den Bettina Stark-Watzinger im landwirtschaftlichen Familienbetrieb von Andrea Rahn-Farr im Wetteraukreis noch einmal deutlich. „Digitalisierung in der Landwirt- schaft findet bereits statt. Was vielerorts aber noch fehlt, ist die technische Infrastruktur. Wir brauchen 5G an jeder Milchkanne. Um den ländlichen Raum als Wohn- und Arbeitsort insgesamt noch attraktiver zu machen, muss schnelles Internet als Voraussetzung für digitale Lern h angebote und mobiles Arbeiten flächendeckend zur Ver- fügung stehen“, so Stark-Watzinger. VIDEO: https://youtu.be/4AW3sYOzvjg Mobilität ist Freiheit – Innovationen statt Verbote. Für uns Freie Demokraten ist Mobilität Ausdruck gelebter Freiheit. Wir stehen für eine technologieoffene Verkehrs politik, ohne ideologische Scheuklappen. Dafür haben wir an einem Aktionstag vor den Opel-Werkstoren in Rüssels- heim geworben. Ausgestattet mit Flyern und frischen Brezeln, sind unsere hessischen Bundestagskandidatin- nen und -kandidaten auf die Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter vor Ort zugegangen und mit ihnen ins Gespräch gekommen. „Damit Deutschland auch in Zukunft ein wichtiger Mobilitätsstandort bleibt, wollen wir technolo- gische Innovationen fördern. Neben der Elektromobilität bieten Wasserstoff und alternative Kraftstoffe Chancen, die wir nutzen müssen. Statt auf Verbote und ideologische Vorgaben setzen wir auf den Erfindergeist unserer klugen Ingenieurinnen und Ingenieure“, unterstreicht unsere Landesvorsitzende Bettina Stark-Watzinger. h VIDEO: https://youtu.be/lK-5tucCiTE 13
L ANDTAGSFR AK TION INTERVIEW Sieg für die Schuldenbremse A m 27. Oktober hat der Staatsgerichtshof des Lan- des Hessen sein Urteil über das hessische Corona-Sondervermögen gesprochen. Die Frak- tionen von Freien Demokraten und SPD hatten gemein- sam dagegen geklagt – und Recht bekommen: Der schwarz-grüne Schattenhaushalt ist mit der Hessischen Verfassung nicht vereinbar. Wir sprechen mit René Rock, dem Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion, und dem Verfahrensbevollmächtigten der Antragsteller, Prof. Dr. Christoph Gröpl, über den Ausgang des Verfahrens. Herr Rock, wie zufrieden sind Sie mit dem Urteil der obersten Richter des Landes? René Rock: Ich bin mit dem Urteil sehr zufrieden. Es lässt Prof. Gröpl ist Inhaber des Lehrstuhls für Staats- und Verwal- an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Das Gute-Zu- tungsrecht, deutsches und europäisches Finanz- und Steuer- kunft-Sicherungsgesetz ist in seiner Umfänglichkeit vom recht an der Universität des Saarlandes und hatte bereits in der Staatsgerichtshof als verfassungswidrig eingestuft wor- Vergangenheit vor allem bei Prozessen rund um die Verfas- den und muss nun von der Landesregierung überarbeitet, sungsmäßigkeit von öffentlichen Haushalten Erfolge erzielt. oder besser noch außer Kraft gesetzt werden. Das ist ein großer Erfolg für all diejenigen, die die Schuldenbremse bereit, die politische Kultur zu opfern. Wir waren uns in für richtig und notwendig erachten. Hessen einmal einig, und die Bevölkerung sah das mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit auch so, dass wir seriöse Steht die Landesregierung vor den Trümmern Finanzen wollen. Dies hat die Landesregierung mit ihrem ihrer Politik? Sondervermögen ausgehebelt – und damit auch die poli- Rock: So kann man das zugespitzt formulieren, weil das tische Kultur und die Stellung des Parlaments. Sondervermögen die finanzielle Grundlage für viele Pro- jekte der schwarz-grünen Landesregierung ist. Und da Was haben die Richter als Fehler identifiziert? diese Grundlage nach dem Urteil nicht mehr zur Verfü- Prof. Christoph Gröpl: Hier sind mehrere Punkte zu nen- gung steht, müssen sich CDU und Grüne grundsätzlich nen: zum einen die wahllose Bildung von Sondervermögen überlegen, wie sie weiterhin ihre Politik finanzieren wol- neben dem Haushalt. Aus gutem Grund gibt es in Deutsch- len. Das beinhaltet auch die Überprüfung aller Maßnah- land die Haushaltsgrundsätze der Vollständigkeit, Einheit men, die sie bisher geplant hatten. und Gesetzförmigkeit, die bis auf die preußischen Verfas- sungen von 1848 und 1850 zurückgehen. Das heißt, alle Sie haben von Anfang an am hessischen Sonder- Einnahmen und Ausgaben, die der Staat tätigt, müssen im vermögen gezweifelt. Wo hat die Landesregierung Haushaltsplan veranschlagt und vom Parlament bewilligt Ihrer Meinung nach Fehler gemacht? werden. Diesen Grundsätzen schadet die „Flucht“ aus Rock: In allen Landtagen hat es während der Corona-Krise dem Haushalt, zum Beispiel durch Bildung von Sonder- ein einvernehmliches Agieren von Regierung und Opposi- vermögen und Ähnlichem. Dies schwächt die demokrati- tion gegeben – nur in Hessen nicht. Hier hat die Landes- sche Macht des Parlaments, denn der Haushalt ist jährlich regierung aus unserer Sicht die Krise instrumentalisiert, vom Parlament zu bewilligen. Zum anderen geht es um um sich finanzielle Reserven zu verschaffen bis hin zu die Frage, wofür Schulden aufgenommen werden dürfen. einem Wahlkampfbudget bis 2023. Und dafür war sie auch Das ist die zentrale Frage des Verfahrens vor dem Staats- 14
INTERVIEW L ANDTAGSFR AK TION gerichtshof gewesen: Ist es zulässig, die Pandemie zum und in anderen Ländern an diesem Urteil orientieren Anlass zu nehmen, um andere öffentliche Zwecke mit Kre- wird. Wann immer eine Notlage eintreten wird und die diten zu finanzieren? Mit Krediten, die eigentlich nur zur Politik deren Bekämpfung mit Staatsschulden finanzieren Bekämpfung von Covid-19 dienen sollen? Dass der Staats- möchte, muss der konkrete Veranlassungszusammen- gerichtshof das klar verneint hat, ist für mich das Wich- hang zwischen Kreditfinanzierung und Bekämpfungs- tigste: Es muss stets ein konkreter Veranlassungszusam- maßnahmen dargelegt werden. menhang bestehen zwischen der Aufnahme von Notlagen-Krediten und dem Einsatz dieser Mittel. Was hat Hessen anders gemacht als andere Länder? Gröpl: Hessen war besonders kühn in der Ausdehnung In welchem Fall dürfen in einer Notlage der Kreditermächtigung zugunsten des Finanzministers, also Schulden gemacht werden? die bis zum 31. Dezember 2023 gelten sollte – ohne dass Gröpl: Dass die Corona-Pandemie eine Naturkatastrophe das Landtagsplenum dazwischen noch einmal gefragt oder eine Notsituation im Sinne der Schuldenbremse ist, worden wäre. So dreist waren nicht alle Länder. stand nicht in Frage. In Frage stand allerdings, wofür in solch einem Fall Kredite aufgenommen werden dürfen. Inwiefern widerspricht das hessische Sonder- In Deutschland gilt seit 2016 für den Bund und seit 2020 vermögen der Landesverfassung? für die Länder die Schuldenbremse. Sie besagt, dass der Gröpl: Normalerweise hat das Parlament als der unmit- Staat grundsätzlich keine neuen Schulden mehr aufneh- telbare Vertreter des Souveräns für jedes Jahr aufs Neue men darf, es sei denn, es herrscht eine Naturkatastrophe zu entscheiden, wofür die öffentlichen Einnahmen ver- oder eine andere außergewöhnliche Notsituation. Diese wendet werden. Davon wollten Landesregierung und Notlagen darf die Politik allerdings nicht dazu missbrau- Landtagsmehrheit – bis Ende 2023 – 12 Milliarden Euro chen, um Schulden zur Finanzierung ganz anderer Pro- herausnehmen zur – überspitzt ausgedrückt – „persönli- jekte aufzunehmen, zum Beispiel zum Klimaschutz, zur chen“ Verfügung des Finanzministers. Er hätte in Abstim- Einstellung von neuem Personal oder für die Digitalisie- mung mit seinen Kabinettskollegen allein entscheiden rung. Das mögen sehr begrüßenswerte Staatsziele sein, können, wofür diese 12 Milliarden Euro ausgegeben wer- aber sie dürfen eben gerade nicht mit Krediten finanziert den; der gesetzliche Rahmen war – wie der Staatsge- werden, schon gar nicht mit „Corona-Krediten“. richtshof bestätigt hat – zu weit. Landtagsplenum, Öffent- lichkeit und Steuerzahler wären außen vor geblieben. Außer Hessen haben auch einige andere Länder Sondervermögen geschaffen. Was bedeutet das Urteil Herr Rock, was ist für Sie das Bedeutsamste am Urteil? nun für diese Länder? Rock: Die hessischen Bürgerinnen und Bürger haben sich Gröpl: Das Urteil des Hessischen Staatsgerichtshofs gilt bei der Volksabstimmung 2011 zu zwei Dritteln für die formal nur für Hessen. Aber natürlich wird man im Bund Schuldenbremse ausgesprochen. Einmal, weil sie seriöse und in den anderen Ländern sehr genau hinschauen, was Finanzpolitik wollen, und einmal, weil sie wissen, dass der Staatsgerichtshof den Hessen ins Urteil hineinge- Schulden nicht nachhaltig sind. Und die Schuldenbremse schrieben hat. Ich gehe davon aus, dass sich die zukünf- hat jetzt wieder große Unterstützung erfahren und damit tige Handhabung der Schuldenbremse auf Bundesebene auch der Wille der hessischen Bürger und Bürgerinnen. Das ist toll! Das zeigt, die Demokratie funktioniert. Und eine Regierung kann nicht einfach machen, was sie will. Wir haben auch künftig in Hessen eine Schuldenbremse, die Fotos: © Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag dafür sorgt, dass die Regierenden genau überlegen müssen, was sie mit dem Geld der Bürgerinnen und Bürger machen. Ist die Schuldenbremse – auch angesichts einer Krise wie Corona – noch zeitgemäß oder braucht es eine Reform? Rock: Die Schuldenbremse ist absolut zeitgemäß. In Krisen- situationen lässt sie Reaktionsmöglichkeiten des Staates zu, aber nur zur Bewältigung der Krise, und dann greift sie eben wieder im normalen Verfahren. Und das war ja genau In der FDP-Landtagsfraktion haben neben René Rock vor allem Haushalts- und Finanzpolitikerin Marion Schardt-Sauer sowie unsere Kritik, dass man die Krise versucht hat auszunutzen, Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, Vizepräsident des Hessischen Landtags, um unter dem Vorwand der Krisenbewältigung Wohlfühl- an der Klage gegen das Sondervermögen gearbeitet. projekte der Koalition auf Schuldenbasis umzusetzen. 15
L ANDTAGSFR AK TION BILDUNG Künstliche Intelligenz © demy89 / iStock / Getty Images Plus in der Schule Die größten Mythen I m Rahmen der Digitalisierung der Bildung wird immer ten Learning Analytics lassen sich zum Beispiel Erkennt- wieder auch über Künstliche Intelligenz diskutiert. In nisse darüber gewinnen, wie gut Schülerinnen und Schüler Ländern wie den USA, China oder Japan ist sie bereits auf eine Prüfung vorbereitet sind. Lehrkräfte können ent- Realität und wird dort in Schulen zu unterschiedlichen sprechend ihren Unterricht vor einer Prüfung anpassen. Zwecken eingesetzt. In Deutschland gibt es viele Vorbehalte – vor allem in der politischen Diskussion. frei.hessen räumt mit den gängigsten Mythen zu KI im Mythos 2: „Wir wollen nicht, dass unsere Schulunterricht auf. Schließlich bietet KI die große Kinder von Robotern kontrolliert werden“ Chance, Schülerinnen und Schüler beim individuellen Die Möglichkeiten beim Einsatz von KI in der Schule liegen Lernen und in ihrer Selbstständigkeit zu fördern und ihre nicht in der Kontrolle von Kindern, sondern vielmehr eigenen Potenziale noch besser zu entfalten. darin, dass sie noch individueller gefördert werden kön- nen. So lassen sich mittels KI individuelle Lernprofile erstellen, die die persönlichen Stärken, Schwächen, Prä- Mythos 1: „Roboter sollen Lehrkräfte ersetzen“ ferenzen sowie den Lernfortschritt eines Schülers oder Die besonderen Möglichkeiten, die KI im Bildungsbereich einer Schülerin aufzeigen. Auf dieser Grundlage kann die bietet, liegen nicht darin, dass Lehrkräfte durch Roboter Künstliche Intelligenz individuelle Aufgaben und Hilfestel- ersetzt werden, sondern vielmehr darin, dass sie bei zeit- lungen anbieten. Auch können intelligente Schulbücher raubenden Routineaufgaben unterstützt und entlastet wer- eingesetzt werden, die die Schülerin bzw. den Schüler den. KI kann unter anderem Zeichen, Texte und Sprache beim individuellen Lernen noch besser unterstützen. Mit- erkennen oder sogar automatisiert übersetzen. So kann sie tels Augmented Reality können sowohl die Blickbewegun- beispielsweise die automatisierte Korrektur von Hausauf gen als auch der Lesefluss erfasst und beispielsweise gaben, Tests und Klausuren übernehmen, während sich unbekannte Wörter erkannt und durch das Anzeigen von Lehrerinnen und Lehrer mehr auf ihre Kernaufgaben kon- Definitionen, Übersetzungen oder Erklärvideos erläutert zentrieren können. Außerdem können sie dank KI ihren werden. Auf diese Weise kann KI auch Probleme bei Unterricht zielgerichteter gestalten. Mittels der so genann- kognitiven Fähigkeiten ausgleichen und Lernschwächen wie Dyskalkulie und Legasthenie schneller erkennen. Mythos 3: „Unsere Kinder hocken dann Was ist Künstliche Intelligenz? nur noch vor dem Computer“ Künstliche Intelligenz (KI), auch artifizielle Intel- Die digitale Welt macht vor den Schulen nicht halt. Smart- ligenz (AI) genannt, befasst sich mit der Automa- phone, Laptop & Co. gehören zum Alltag der Schülerinnen tisierung intelligenten Verhaltens und dem und Schüler. Während sie digitale Endgeräte als Informa- maschinellen Lernen. Künstliche Intelligenz tions- und Kommunikationsmedien nutzen, kommen sie bezieht sich auf digitale Systeme, welche in der als Lehr- und Lernmittel bisher kaum zum Einsatz. Dabei Lage sind, in strukturierten (z. B. Antworten in gehört zu den Aufgaben unseres Bildungssystems, ihre einem standardisierten Test) und unstrukturier- Medienkompetenz und ihre digitalen Fähigkeiten zu stär- ten Daten (z. B. Text eines Aufsatzes) aus ihrer ken. KI im Unterricht führt also nicht dazu, dass unsere physischen oder digitalen Umgebung Muster zu erkennen und daraus Modelle zu entwickeln. Kinder mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen. Vielmehr Quelle: Wikipedia / Initiative D21 werden die Chancen der Digitalisierung auch im Schul bereich genutzt – immer klug verbunden mit analogen Lernmethoden. So nutzt man das Beste aus beiden Welten. 16
INTERVIEW L ANDESVERBAND Heute entschiedener als damals Unser Ehrenvorsitzender Dr. Hermann Otto Solms blickt © Dr. Hermann Otto Solms in seiner Autobiografie „Frei heraus. Mein selbstbe stimmtes Leben“ auf ereignisreiche Jahrzehnte in der Politik zurück. Wir haben uns über einige Schlaglichter seiner beeindruckenden Laufbahn mit ihm unterhalten. Welche war die prägendste Figur, die Ihnen in Ihrem politischen Leben begegnet ist? Lieselotte Funke, bei der ich gelernt habe, ein Gefühl für periode als Bundestagsabgeordneter als persönliche Arbeitsethik zu entwickeln und Respekt für Menschen- Genugtuung empfunden? rechte allgemein und Gleichberechtigung im Besonderen. Ich habe schon am Wahlabend 2013 zu meinen Mitarbeitern Außerdem Otto Graf Lambsdorff, bei dem ich gelernt gesagt: Wenn wir die richtigen Schlüsse aus dieser Nieder- habe, die Grundprinzipien der Marktwirtschaft in politi- lage ziehen und einen mutigen Neuanfang wagen, steckt sches Handeln umzusetzen. darin auch eine große Chance. Dass ich an diesem Neuauf- bau mitarbeiten durfte, war eine spannende Aufgabe, diese Wenn Sie die heutige Politik mit der aus Ihrer politi- wurde durch das gute Wahlergebnis 2017 belohnt. schen Anfangszeit vergleichen: Gibt es etwas, das Sie im Laufe der Zeit vermisst haben? Hat die Corona-Pandemie Ihre Einstellung zum Leben Ich vermisse die etwas ruhigere Gangart, die einem mehr verändert? Und wenn ja, wie? Zeit für grundsätzliches Nachdenken gegeben hat. Das Die Pandemie hat uns allen bewusstgemacht, dass das ist in der heutigen, von sozialen Medien getriebenen Zeit Leben in Wohlstand und Sicherheit jeden Tag neu kaum noch möglich. erkämpft werden muss. Und ich weiß das Leben auf dem Land jetzt noch höher zu schätzen. In Ihrer Autobiografie heißt es: „Ich wollte in einer Partei mitarbeiten, die gesellschaftliche Stimmungen Bitte vervollständigen Sie den Satz: „Wenn ich mit etwas aufnimmt und zukunftsweisende politische Konzepte Distanz auf mein Leben in der Politik zurückblicke, …“ daraus entwickelt.“ Würden Sie als junger Mann heute … dann kann ich mit Zufriedenheit feststellen, an den nochmal in die FDP eintreten? wichtigen Weggabelungen meines Lebens die richtigen Ja, heute noch entschiedener als damals. Entscheidungen getroffen zu haben. In Ihrer Abschiedsrede im Deutschen Bundestag haben Sie den Mauerfall am 9. November 1989 als „bewegendsten Augenblick in der Geschichte meiner Dr. Hermann Otto Solms wurde am 24. November parlamentarischen Tätigkeit“ bezeichnet. Welche Erin- 1940 in Lich geboren. Der studierte Wirtschafts- und Agrarwissenschaftler trat 1971 in die FDP ein nerungen haben Sie an diesen historischen Tag? und saß von 1980 bis 2021 fast durchgehend im Das spontane Singen der Nationalhymne durch die Abge- Deutschen Bundestag. Der langjährige Fraktions- ordneten im Bonner Wasserwerk nach Bekanntgabe des vorsitzende und Bundesschatzmeister wurde 2017 Mauerfalls. Das war historisch ein einmaliger Augen- zum Ehrenvorsitzenden der Bundestagsfraktion blick, bei dem sich die Parteigrenzen durch die gemein- und 2020 zum Ehrenvorsitzenden der Bundespar- samen patriotischen Emotionen für einen Augenblick völ- tei gewählt. In seiner letzten Legislaturperiode, die lig aufgelöst haben. er als Alterspräsident eröffnet hatte, war er der dienstälteste FDP-Abgeordnete. Solms wurde 2019 Als größte Enttäuschung Ihrer Laufbahn haben Sie das das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Scheitern der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde 2013 Schulterband verliehen. Er war zuvor bereits Trä- bezeichnet. Inwiefern haben Sie Ihre letzte Legislatur- ger des Großen Verdienstkreuzes und des Großen Verdienstkreuzes mit Stern. 17
L ANDESVERBAND FOKUS Neue Köpfe, neue Chancen 9 von über 1.300 Neumitgliedern M itmachen – mitgestalten! Unsere Partei lebt von Es ist erfreulich, dass besonders viele junge Menschen den aktiven Mitgliedern, die sich mit ihren individuel- Weg zu uns gefunden haben. Diese tolle Entwicklung len Fähigkeiten und ihrem Wissen einbringen. unterstreicht, wie groß der Zuspruch für liberale Politik ist. Gemeinsam setzen wir uns in Hessen wie auf Bundes Gerne stellen wir Ihnen hier einige Neumitglieder vor, die ebene für ein modernes, digitales und freies Land mit über ihre persönliche Motivation für die Mitgliedschaft bei starker sozialer Marktwirtschaft und bester Bildung ein. den Freien Demokraten berichten. Schnell wird klar: Es freut uns ganz besonders, dass wir in diesem Jahr Es gibt viele Gründe für eine Mitgliedschaft bei den mehr als 1.300 Neumitglieder bei den Freien Demokraten Freien Demokraten. in Hessen begrüßen durften. Einige von ihnen haben im September am Neumitgliederseminar im Hessenpark teilgenommen und sich dabei über die Partei und die sich bietenden Mitwirkungsmöglichkeiten informiert. SOPHIA VON RUNDSTEDT Alter: 49 Jahre Beruf: CEO von Rundstedt & Partner Wohnort: Frankfurt am Main MIRJA BRUNNENDORFER Weil die FDP für Eigenverant Alter: 22 Jahre wortung und Zuversicht steht – beides Beruf: Studentin der Werte, die mir persönlich und in meiner Rechtswissenschaften Rolle als Familienunternehmerin enorm VIKTORIA HAJTOS wichtig sind. Um unser Land und unsere Wohnort: Schwalmstadt-Treysa Alter: 23 Jahre Gesellschaft fit zu machen für die Weil ich davon über Beruf: Studentin Zukunft, gilt es, offen für Veränderung zeugt bin, dass der Staat Wohnort: Bad Emstal zu sein, mutig Neues auszuprobieren einen Rahmen schaffen muss, und keine Angst vor Fehlern zu haben. in dem sich jeder Bürger frei Weil sich die FDP konsequent für die Freiheit Denk- und Sprechverbote sind fehl am entfalten und seine Ziele Platz, Blockadehaltung und Perfektio durch eigene Leistung des Individuums und der Wirtschaft einsetzt. Die nismus ebenso. Für mich ist die indivi erreichen kann. Außerdem duelle Freiheit ein hohes Gut. In der liegen mir Bildung und Erneuerung des liberalen Aufstiegsversprechens ist Corona-Pandemie ist die FDP beispiel Digitalisierung besonders haft für die Verteidigung unserer am Herzen. meine Herzensangelegen heit. Dabei möchte ich bürgerlichen Freiheitsrechte mithelfen, fleißigen Men eingetreten, ohne in eine Blockade- schen Steine aus dem Weg haltung zu verfallen. zum sozialen Aufstieg zu räumen. 18
FOKUS L ANDESVERBAND ANNIKA RÜTTER Alter: 26 Jahre Beruf: Chemielaborantin Wohnort: Maintal MELINA-SANDRIN AMIRZADEH Weil jeder die Möglich JACQUES CASEZ Alter: 20 Jahre keit haben sollte, sein Leben Alter: 54 Jahre Beruf: Schülerin selbstverantwortlich so zu Beruf: Unternehmer Wohnort: Offenbach gestalten, wie er oder sie Wohnort: Darmstadt das möchte. Weil mir meine Zukunft Weil ich kein Freund wichtig ist und Corona uns vor von Extremen bin, sondern Augen geführt hat, wie sehr eine Politik unterstützen politische Entscheidungen über möchte, die verbindet. Und unsere Zukunft entscheiden weil die Politik den können. So hat Corona auch die Mittelstand unterstützen Defizite bei der Digitalisierung sollte. Ich will Darmstadt an den Schulen aufgezeigt – besser machen, will die FDP stand und steht hier zunächst lokal gestalten, für mehr Tempo. statt verwalten. BENEDIKT SOHL Alter: 21 Jahre Beruf: Auszubildender Industriekaufmann bei der Fotos: Sophia von Rundstedt © v. Rundstedt & Partner GmbH; alle übrigen © Privat Daimler AG Wohnort: Rabenau/ Rüddingshausen Weil sich immer mehr VIVIEN FUCHS junge Menschen von linken Alter: 20 Jahre Versprechen fehlleiten lassen MAURICE ZETTL Beruf: Auszubildende zur und das Verhältnis zu Leis Alter: 42 Jahre Gesundheits- und tung und Wertschöpfung Beruf: QA & Testing Lead Engineer Krankenpflegerin verlieren. Der entscheidende Wohnort: Hirschhorn (Neckar) Wohnort: Schöffengrund Anstoß war, dass sich das Weil ich mich nicht länger Weil ich helfen will, Anmelden eines Neben nur über Politik beklagen die freiheitlich-demokrati gewerbes bei den Behörden wollte und weil ich selbst sche Ordnung zu schützen über Wochen hingezogen aktiv werden wollte. Weil die und Deutschland ein hat – das sollte auch FDP Selbstbestimmung, Stückchen liberaler einfacher gehen. Fortschritt und Digitalisierung zu machen. verkörpert. 19
L ANDESVERBAND Meldungen Persönliches Veränderungen in der Landtagsfraktion 85. Geburtstag Die Bundestagswahl hat auch zu Klaus-Jürgen Hoffie konn- Veränderungen in der hessischen te am 14. Oktober seinen Landtagsfraktion geführt. Für 85. Geburtstag begehen. Jürgen Lenders, der in den Bun- Der aus Ostpreußen stam- © Regina Trabold destag gewählt wurde, ist mit Wir- mende Südhesse blickt Beide Fotos: © Archiv der Landtagsfraktion kung vom 26. Oktober Lisa D eißler auf ein ereignisreiches Le- in den Hessischen Landtag nach- ben in der Politik zurück. Lisa Deißler gerückt. Mit der 28-jährigen Während er dem Landes- Marburgerin ist nach Wiebke vorstand der FDP Hessen Knell die zweite JuLi-Spitzenkan- von 1971 bis 2005 unun- didatin in den Landtag eingezo- terbrochen angehörte, Klaus-Jürgen Hoffie gen. Als neuer Parlamentarischer stand er dem Bezirksver- Geschäftsführer der Fraktion der band Südhessen-Starkenburg fast drei Jahrzehnte lang Freien Demokraten im Hessi- vor. Im Juni 1981 wurde er als Nachfolger seines am 11. schen Landtag ist Dr. Matthias Mai 1981 ermordeten Parteifreundes Heinz-Herbert Dr. Matthias Büger Büger gewählt worden. Karry zum Minister für Wirtschaft und Technik mit Zu- ständigkeit auch für die Verkehrspolitik berufen. In sei- Bezirksvorsitzender ne Amtszeit fielen der Bau der Startbahn Frankfurt-West sowie das atomrechtliche Genehmigungsverfahren für Dennis Pucher aus Lich ist das Kernkraftwerk B iblis, Block C. Dem Deutschen Bun- neuer Bezirksvorsitzen- destag gehörte Hoffie von 1972 bis Juni 1981 und von © FDP Kreisverband Gießen der der Freien Demokra- 1983 bis 1987 an, zunächst als forschungspolitischer und ten in Mittelhessen. Der später als verkehrs- sowie postpolitischer Sprecher der Bezirksparteitag wählte FDP-Bundestagsfraktion. Hoffie ist Träger des Bundes- den Gießener Kreisvorsit- verdienstkreuzes 1. Klasse und bekam im J ahre 2012 mit zenden kurz vor der Bun- der Wilhelm-Leuschner-Medaille die höchste hessische destagswahl in das neue Auszeichnung verliehen. Amt, das er vom Kreisvor- Dennis Pucher sitzenden der FDP Lahn- Dill, Dr. Matthias Büger, übernahm. Wir gratulieren ihm herzlich zur Wahl. Nachruf 40. Geburtstag Im Alter von 93 Jahren verstarb © Archiv der Landtagsfraktion Unsere stellvertretende das liberale Urgestein Christian Landesvorsitzende Wiebke Zeis. Der gebürtige Dresdener Knell feierte am 24. Oktober und langjährige Journalist trat ihren 40. Geburtstag. Die 1946 in die LDP in Sachsen ein Schwälmerin und frisch und gehörte der liberalen Familie über 75 Jahre lang gebackene zweifache Mut- an. Der gelernte Buchhändler floh 1961 aus der DDR ter ist stellvertretende Frak- nach Frankfurt, wo er von 1968 bis 1980 Stadtverordne- tionsvorsitzende und Spre- ter und von 1982 bis 1985 Kreisvorsitzender war. Auch © FDP Kreisverband Frankfurt cherin für den Ländlichen Wiebke Knell dem Landesvorstand der FDP Hessen gehörte er lange Raum, Umwelt, Landwirt- Zeit an. Für seine Verdienste in der Kulturpolitik wurde schaft und Verbraucherschutz sowie für Frauen, Gleichstel- Zeis mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. lung und Diversity. Die passionierte Jägerin gehört dem Aus- Der Landesverband wird Christian Zeis ein ehrendes schuss für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Andenken bewahren. an. Sie ist seit 2005 Mitglied im Landesvorstand und gehört seit 2015 auch dem Präsidium der hessischen FDP an. 20
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