"FRIENDSHIP" BRAHMS - JOACHIM - WOLFF - Die Funk Stiftung

 
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» FRIENDSHIP«
          BRAHMS – JOACHIM
 Klavier SIMONE   Viola LENA   Mezzosopran SOPHIE

  WOLFF ECKELS HARMSEN
"FRIENDSHIP" BRAHMS - JOACHIM - WOLFF - Die Funk Stiftung
Johannes Brahms (1833–1897)
                                                             »FRIENDSHIP«
                             Zwei Gesänge Op. 91
                            [01] Gestillte Sehnsucht – Adagio espressivo . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 05:55
                           [02] Geistliches Wiegenlied – Andante con moto . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 05:55                                                                                                            LENA ECKELS
                   Joseph Joachim (1831–1907)                                                                                                                                                                                      VIOLA
                  Hebräische Melodien.
                  Nach Eindrücken der Byron’schen Gesänge, Op. 9                                                                                                                                                                              SOPHIE HARMSEN
                 [03] Sostenuto .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 03:44
                [04] Grave . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 06:39                   SIMONE WOLFF         MEZZOSOPRAN
               [05] Andante cantabile .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 05:41
                                                                                                                                                                                                                         KLAVIER
        Johannes Brahms (1833–1897)
       Sonate f-Moll für Viola und Klavier Op. 120 Nr. 1
      [06] Allegro appassionato .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                      07:54
     [07] Andante un poco Adagio .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                              04:56
    [08] Allegretto grazioso .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                04:17
   [09] Vivace .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    05:19

total .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 50:22
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VIOLA    LENA
       ECKELS
Über die Kammermusik entdeckte Lena Eckels, die       Zehn Jahre war die Bratschistin Mitglied des Ama-      Music Festival/NYC, den Schwetzinger Festspielen,
in einer Musikerfamilie in Detmold aufwuchs, mit      ryllis Quartetts, mit dem sie u. a. den 1. Preis und   im Wiener Musikverein, in der Alten Oper Frankfurt
zehn Jahren die Bratsche für sich. Charlotte Hauser   den Grand Prize in Melbourne bei der International     und im Melbourne Recital Centre.
unterrichtete sie in Detmold, nach dem Abitur stu-    Chamber Music Competition und den Finalistenpreis
dierte sie bei Prof. Barbara Westphal in Lübeck       beim Premio Paolo Borciani in Italien gewann. 2012     Seit 2018 ist Lena Eckels Professorin für Viola
und Prof. Lars Anders Tomter in Oslo. Von Kim         bekam das Quartett den Kammermusikpreis der            an der Musikhochschule Lübeck und Mitglied im
Kashkashian, Nobuko Imai und Yuri Bashmet erhielt     Jürgen Ponto-Stiftung, den höchstdotierten Kam-        deutsch-israelischen Else Ensemble. Sie spielt auf
sie künstlerische Anregungen, 2007 war sie für die    mermusikpreis Deutschlands. Im selben Jahr wurde       einer Bratsche von Haat-Hedlef Uilderks nach
Verbier Festival Academy ausgewählt.                  das Ensemble für seine CD White mit Streich-           Gasparo da Salò.
                                                      quartetten von Haydn und Webern mit dem ECHO
Lena Eckels gewann den 1. Preis beim Johannes         Klassik für die beste Kammermusikeinspielung des
Brahms Wettbewerb in Pörtschach und den GWK-          Jahres ausgezeichnet. Mit dem Amaryllis Quartett
Förderpreis in Münster, gemeinsam mit ihrer Duo-      war Lena Eckels regelmäßig bei großen Konzert-
partnerin Simone Wolff war sie Stipendiatin der       reihen und Festivals zu Gast, u.a. beim Lucerne
Yehudi-Menuhin-Stiftung „Live Music Now“.             Festival, dem Heidelberger Frühling, dem Chelsea
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SOPHIEMEZZOSOPRAN
                                                           HARMSEN
Sophie Harmsen wurde als Kind deutscher Diplomaten    chester (Constantinos Carydis), das Royal Stock-       Internationalen Händelfestspielen Göttingen und
in Kanada geboren und wuchs in Südafrika auf. Sie     holm Philharmonic Orchestra (Daniel Harding), das      Halle und dem Bachfest Leipzig ist sie gern gesehener
studierte an der University of Cape Town und danach   Helsinki Philharmonic Orchestra (Andreas Spering)      Gast. Auf der Opernbühne arbeitete sie u.a. mit den
bei Prof. Dr. Edith Wiens.                            sowie das Rotterdams Philharmonisch Orkest (Jos        Regisseuren Andreas Dresen, Abbas Kiarostami,
                                                      van Veldhoven) und das Orchestre National de France    Ursel und Karl-Ernst Herrmann, William Kentridge
Konzerte und Opernproduktionen ermöglichen es ihr,    (Václav Luks) oder musicAeterna (Teodor Currentzis),   und Robert Wilson zusammen.
die schönsten Konzertsäle und Opernhäuser der Welt    das Konzerthausorchester Berlin (Iván Fischer), die
zu erleben, z. B. das Teatro Colón in Buenos Aires,   Düsseldorfer Symphoniker (Ádám Fischer), das NDR       Sophie Harmsen ist im barocken und romantischen
das Teatro Real in Madrid, den Palau de la Música     Elbphilharmonie Orchester (Thomas Hengelbrock),        Repertoire zuhause. Etliche ihrer CD-Einspielungen
Catalana in Barcelona, die Wigmore Hall in London,    das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (Manfred       sind prämiert worden, etwa Bruckners Missa Solemnis
das Concertgebouw Amsterdam, das Konzerthaus          Honeck) und das Freiburger Barockorchester (Jérémie    mit dem RIAS Kammerchor (Diapason d’Or) oder die
Wien, die Philharmonie de Paris, das Shanghai         Rhorer) laden sie immer wieder gerne ein.              Gesamtaufnahme von Bachs Luther Kantaten unter
Grand Theatre oder die Elbphilharmonie Hamburg.                                                              Leitung von Christoph Spering (ECHO 2017).
                                                      Bei Festivals wie den Salzburger Festspielen, der
Das Gewandhausorchester Leipzig, das SWR Sym-         Mozartwoche Salzburg, dem Schleswig-Holstein
phonieorchester und das Deutsche Symphonie Or-        Musik Festival, dem Rheingau Musikfestival, den
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SIMONE
                                                      WOLFFKLAVIER
Simone Wolff, in Braunschweig geboren, studierte      Dimitri Bashkirov, Rudolph Kehrer, Bruno Leonardo     Von 2003 bis 2011 war sie Lehrbeauftragte für Kor-
an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover   Gelber und Leonard Hokanson. Schon während            repetition an der Musikhochschule Lübeck und ist
und der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Konstanze    ihrer Studienzeit galt ihr besonderes Interesse der   bis heute als Dozentin (Korrepetition) bei Meister-
Eickhorst sowie Prof. Konrad Elser.                   Kammermusik. Maßgeblich gefördert und geprägt         kursen tätig.
                                                      wurde sie hier durch Unterricht bei Walter Levin
Wichtige Impulse für ihre pianistische Ausbildung     (LaSalle Quartett) sowie ein Stipendium der Kam-      Neben ihrer Konzert- und Lehrtätigkeit absolvierte
erhielt sie außerdem von Ian Fountain (Klavier)       mermusikstiftung Villa Musica in Mainz. Zusammen      Simone Wolff von 2004 bis 2011 ein Studium der
und Michael Dussek (Kammermusik) im Rahmen            mit ihrer langjährigen Duopartnerin Lena Eckels       Humanmedizin an der Universität zu Lübeck, promo-
eines Postgraduate Performance Diploma an der         war sie Stipendiatin der Yehudi-Menuhin-Stiftung      vierte 2018 zu Parkinson-assoziierten Bewegungs-
Royal Academy of Music in London sowie durch die      „Live Music Now“ und konzertierte im Rahmen des       störungen und schloss 2020 ihre Facharztausbildung
Teilnahme an zahlreichen Meisterkursen bei u. a.      GWK-Förderpreises.                                    Allgemeinchirurgie ab.
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»FRIENDSHIP«
Freundschaft ist in der Romantik Kult. Im hohen       Schon die erste, noch einseitige Begegnung ist eine       Blick in einen Brief, der sich im Brahms-Institut an der
Ideal der Freundschaft bündeln sich romantische       „Sternstunde der Musikgeschichte“. Im März 1848           Musikhochschule Lübeck erhalten hat. Das Schrei-
Sehnsüchte: Innerlichkeit, Empfindsamkeit, Zwei-      konzertiert das gerade 17-jährige Wunderkind              ben gehört zu einem umfangreichen Konvolut von
samkeit. Die Vertrautheit aus freiwilligen Stücken    Joachim in Hamburg. Auf dem Programm steht                Briefen, die der große Geiger zwischen 1846 und
ist nicht nur eine Lebensform, sondern auch etwas     Beethovens Violinkonzert, das zu den Paradestücken        seinem Todesjahr 1907 an seinen in London lebenden
künstlerisch Produktives. Seelenverwandt entwickeln   des fulminanten Geigers ungarisch-jüdischer Her-          Bruder Heinrich richtet. In dem Brief heißt es: „Mein
sich zwei Menschen nebeneinander und: durch ein-      kunft gehört. Für den zwei Jahre jüngeren Brahms          einziger Umgang ist hier jetzt ein junger Hamburger,
ander. Eine solche exklusive Freundschaft verbindet   ist es ein einprägsames Erlebnis, an das er sich noch     namens Brahms, ein 20jähriges gewaltiges Talent
Johannes Brahms und Joseph Joachim. Schon die         Jahre später erinnert: „Ich war gewiß Dein begeis-        in Komposition und Klavierspiel, das der Dunkelheit
Brief-Anreden spiegeln seismographisch den Zustand    tertster Hörer. Es war eine Zeit, in der ich noch recht   zu entreißen, mir das Glück ward. Nächstens ein-
dieser außergewöhnlichen Künstler-Freundschaft.       chaotisch schwärmte und es mir gar nicht darauf           mal mehr darüber ...“. Was für ein Zeugnis. Durch
In jungen Jahren der Schwärmerei heißt es da:         ankam, Dich für Beethoven zu halten.“                     Joseph Joachim betritt Brahms tatsächlich die
„Mein geliebter Johannes“ oder „Herzlieber Freund“,                                                             Bühne der Musikgeschichte, Joachim jedenfalls stellt
„Geliebtester Joseph!“ oder „Lieber Herzensfreund“.   Auf Augenhöhe begegnen sich die beiden dann in            die Weichen für die weitere Entwicklung: Er vermit-
Später gerät diese Freundschaft in eine Krise, dann   Hannover, wo Joseph Joachim bereits eine erstaun-         telt ein Hofkonzert in Hannover, empfiehlt Brahms
lesen wir nur noch ein distanziertes „Verehrter       liche Stellung erobert hat: als königlicher Konzert-      und seinen Tournee-Begleiter Remenyi an Franz Liszt
Meister!“ oder „Verehrtester“, doch am Ende siegt     meister. Um die musikhistorische Dimension dieser         in Weimar. Doch als Brahms von dort ernüchtert zu-
wieder der „Teure Freund“.                            Begegnung vom April 1853 zu erfassen, lohnt der           rückkehrt, ermuntert Joachim ihn, nach Düsseldorf

                                                                                                                                                                           Brief von Joseph Joachim, Ende 1853
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zu reisen, zu Clara und Robert Schumann: „Brahms
                           ist ein ganz ausnahmsweises Kompositionstalent.
                           In seinem Spiele ist ganz das intensive Feuer, ich   Tagebuch verrät
                           möchte sagen, fatalistische Energie und Präzision    Clara, Joachim sei
                           des Rhythmus, welche den Künstler prophezeien,       ihr „ein ebenso teurer
                           und seine Kompositionen zeigen schon jetzt so viel   Freund wie Brahms“, und auch
                           Bedeutendes, wie ich es bis jetzt noch bei keinem    zu ihm fühle sie „das tiefste Ver-
                           Kunstjünger seines Alters getroffen“. Brahms kom-    trauen“. Joachims Gemüt, sein Empfinden
                           poniert in diesen Sommerwochen aber nicht nur        sei so zart, dass er ihr eigenes „leisestes,
                           Bedeutendes, sondern auch Amüsantes. Zum 22.         zartestes Empfinden gleich“ verstehe. So eng die
                           Geburtstag seines neuen Freundes entsteht ein        beiden Freunde in IhrerBegeisterung für Clara und
                           heiterer Walzer für zwei Violinen und Kontrabass,    Robert Schumann verbunden sind: kompositorisch
                           der bei der Geburtstagsfeier unter Mitwirkung        gehen sie eigene Wege.
                           des Jubilars aufgeführt wird: „Hymne zur Verherr-
                           lichung des großen Joachim“. In solchen Gaben        Der „Beziehungszauber“ dieser Freundschaft liegt
                           spiegelt sich der romantische Freundschaftskult.     für uns heute vor allem in der produktiven künstleri-
                           Greifbar wird dieser Geist im Düsseldorfer Haus      schen Auseinandersetzung. Mitte der 1850er Jahre
                           der Schumanns auch in der legendären F.A.E.-         sind beide in einem intensiven Austausch hinsicht-
                           Sonate, einer Co-Produktion von Albert Dieterich,    lich ihrer kompositorischen Entwicklung, man schaut
                           Robert Schumann und Brahms „in Erwartung der         sich gewissermaßen über die Komponistenschulter.
                           Ankunft des verehrten und geliebten Freundes         Um handwerkliche Defizite abzubauen, studieren
                           Joseph Joachim“ (Widmung).                           beide die Musik der alten Meister. Intensiv beschäf-
                                                                                tigen sie sich dabei mit kontrapunktischen Proble-
                           Freundschaften haben sich allerdings auch zu be-     men, später auch mit Choralsätzen. Zur Kontrolle
                           währen. Nach Schumanns Selbstmordversuch im          werden knifflige Aufgaben ausgetauscht: „Warum
                           Februar 1854 werden Brahms und Joachim die           sollten denn wir uns nicht selbst besser belehren
                           wichtigsten Vertrauten von Clara Schumann. Ihrem     können und viel schöner als irgend ein Professor

Brahms und Joachim, 1867
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es könnte. Antworte aber nicht erst mit Worten          Doch gerade in der Auseinandersetzung mit Brahms       Anfang der 1880er Jahre kommt es dann plötzlich
darauf. Schicke mir in vierzehn Tagen die ersten        tritt das Komponieren bei Joachim dann immer           zum Bruch zwischen Brahms und Joachim. Der
Arbeiten“, so Brahms. Es wird sogar eine „Straf-        deutlicher zurück hinter seiner glanzvollen Karriere   Grund: Die Ehekrise zwischen Amalie und Joseph
kassa“ eingerichtet, in die der jeweils Säumige         als Geiger. In einem Brief zum 31. Geburtstag          Joachim. Brahms reagiert durchaus nobel und
zahlen muss und aus der sich der jeweils andere         Joachims beklagt Brahms nicht nur dessen häufige       couragiert, wenn er als einer der wenigen im
Bücher kaufen darf. Brahms profitiert hier in dop-      Abwesenheit durch zahlreiche Konzertreisen, son-       Freundeskreis für die Sängerin Amalie Partei er-
peltem Sinne: Er kann sich weitaus mehr Bücher          dern auch Joachims Abkehr vom Komponieren: „Ich        greift. Letztlich ist ihm freilich an einem Ausgleich
als Joachim kaufen und er übt sich in älteren Kom-      weiß auch, wie töricht es ist, durchaus wissen zu      gelegen und wie so oft spricht er auch hier in
positionsformen. Die Nähe der beiden Freunde            wollen, was einem Menschen gut sei; so verschieden     Tönen – mit den beiden Gesängen für Altstimme,
spiegelt sich schließlich auch in den gegenseitigen     die Begabung, so verschieden mögen auch die Wege       Viola und Klavier op. 91, die als Versöhnungs-
Widmungen jener Zeit: Brahms dediziert Joachim          sein, die wir wandeln [...].“ Die verschiedenen Be-    versuch verstanden werden können.
nichts weniger als sein Opus 1, die erste Klavier-      gabungen der beiden Freunde bringt Brahms dann
sonate C-Dur. Joachim revanchiert sich für diesen       mit der Konzeption seines Violinkonzerts op. 77
Freundschaftsbeweis unmittelbar mit der Widmung         eindrucksvoll zusammen. Kein anderes Werk ist so
seiner Hebräischen Melodien, die noch vor seiner        eng mit Joachim verbunden, schauen wir auf die
Konversion zum lutherischen Glauben 1855 ent-           Entstehung, die Diskussion und die Revision des
stehen. Der Geiger reflektiert in diesen drei Stücken   Werkes ebenso wie die ersten Proben, die frühen
„Eindrücke von Byron’schen Gesängen“, wie es            Aufführungen sowie die Widmung des Konzerts.
auf dem Autograf heißt. Brahms ist begeistert:          Auch sie ging an Joachim, der auf Wunsch des
„Die hebräischen Melodien sind aber ganz Joachim,       Freundes auch gleich die Kadenz zum ersten Satz
wunderbar ergreifend […]. Ich bitte Dich, sieh das      konzipiert – bis heute die meistgespielte Solo-
gewaltige Crescendo von Deinem Op. 1 bis jetzt.“        kadenz dieses Konzerts.
"FRIENDSHIP" BRAHMS - JOACHIM - WOLFF - Die Funk Stiftung
Das geistliche Wiegenlied eröffnet die Bratsche mit   des Doppelkonzerts klingt in diesen Zeilen an: Mit     quartett verliert leider durch mich seine Jungfern-     Meiningen hält er auf den Verstorbenen die Fest-
der Weihnachtsmelodie „Joseph, lieber Joseph mein“,   seinem letzten Orchesterwerk will Brahms die           schaft! Am 12. Dezember dringe ich mit Klarinette       rede. Zu recht kann Joachim diese Rede in dem
ein Lied, das Brahms einst den Joachims zur Hoch-     Freundschaft mit dem grandiosen Geiger wieder-         und Klavier in das keusche Heiligtum.“ Resultat ist     Bewusstsein halten, dass er „dem großen Künstler
zeit dediziert hatte! Erhalten hat sich ein Manu-     beleben. „In meinen Tönen spreche ich“, durch die      die Geburtsstunde des Klarinettentrios und des          länger als irgend jemand in diesem Kreise, beinahe
skript dieses Liedes, auf dem Brahms vermerkt:        Musik also nähert sich Brahms seinem Freund wie-       Klarinettenquintett s, jener beiden Spätwerke, die      ein halbes Jahrhundert, nahe gestanden – trium-
„Zum 12. September für ... Joachim mit herzlichem     der an. Joachim engagiert sich umgekehrt für die       am besagten 12. Dezember 1891 in Berlin urauf-          phierend wollen wir ihm huldigen“.
Gruß von Johannes Br.“ Der 12. September ist der      Werke des bewunderten Komponisten. Als Primarius       geführt werden – mit dem Joachim-Quartett unter
Geburtstag von Joachims erstem Sohn Johannes,         des legendären Joachim-Quartetts und auch als          Beteiligung von Brahms am Klavier und dem famo-         Prof. Dr. Wolfgang Sandberger
dessen Pate Brahms wurde. Die Publikation der         Direktor der Königlichen Hochschule in Berlin setzt    sen Klarinettisten Richard Mühlfeld. Kompositorisch     Leiter des Brahms-Instituts
Lieder 1884 mussten die Joachims also wie eine        er sich kontinuierlich für Brahms ein. Joachim wählt   eng verwandt mit dem Quintett ist die Sonate            an der Musikhochschule Lübeck
Erinnerung an bessere Tage verstehen.                 dabei geschickte Strategien, um die Kammermusik-       f-Moll op. 120, Nr. 1, die rein formal dem Modell des
                                                      werke seines Freundes in seinen Konzerten zu           viersätzigen Sonatenzyklus folgt. Wie das Quintett
Vier Jahre nach der Scheidungsaffäre der Joachims,    etablieren. Werke von anderen zeitgenössischen         beginnt die Sonate in der Eröffnung mit einem
im August 1887, schreibt Brahms dann an seinen        Komponisten werden in sogenannte „Novitäten-           unbegleiteten Motto. In ihrem versonnen-melan-
Verleger: „Ich muß Ihnen noch meine letzte Dumm-      abende“ verbannt, Brahms mit den hochkarätigen         cholischen Tonfall spiegelt sie den „späten Brahms“,
heit melden. Das ist nämlich ein Konzert für Geige    Werken eines Haydn, Mozart oder Beethoven kom-         der bei seinem Besuch in Frankfurt dann die beiden
und Cello! Namentlich wegen meines Verhältnisses      biniert. Nicht zuletzt dadurch wird Brahms gleich-     Sonaten op. 120 nicht nur mit Mühlfeld, sondern
zu Joachim wollte ich immer die Geschichte aufge-     sam zum Klassiker der Kammermusik.                     auch mit Joachim mehrmals für Clara Schumann
ben, aber es half nichts. In künstlerischen Sachen                                                           spielt. Was müssen das für bewegende Stunden
sind wir ja zum Glück immer im freundlichen Zusam-    Joachim ist sogar zu Konzessionen bereit. So gibt      gewesen sein.
menhang geblieben; ich hätte aber nicht gedacht,      das Joachim-Quartett lange Zeit nur reine Quartett-
daß wir je noch einmal persönlich zusammenkommen      abende, bis Brahms im Dezember 1891 seinem             Joachim überlebt seinen Freund schließlich um 10
würden.“ Die besondere biografische Bedeutung         Verleger vermelden kann: „Das Joachimsche Streich-     Jahre. Bei der Enthüllung des Brahms-Denkmals in
"FRIENDSHIP" BRAHMS - JOACHIM - WOLFF - Die Funk Stiftung
FRIEDRICH RÜCKERT (1788–1866)                                                                  EMANUEL GEIBEL (1815–1884)

Gestillte Sehnsucht                            Assuaged longing                                Geistliches Wiegenlied
In goldnen Abendschein getauchet,              Bathed in golden evening light,                 Die ihr schwebet           Schweiget, neiget                 Stillet die Wipfel!
Wie feierlich die Wälder stehn!                How solemnly the forests stand!                 Um diese Palmen            Euch leis’ und lind;              Es schlummert mein Kind.
In leise Stimmen der Vöglein hauchet           The evening winds mingle softly                 In Nacht und Wind,         Stillet die Wipfel!               Grimmige Kälte
Des Abendwindes leises Wehn.                   With the soft voices of the birds.              Ihr heil’gen Engel,        Es schlummert mein Kind.          Sauset hernieder,
Was lispeln die Winde, die Vögelein?           What do the winds, the birds whisper?           Stillet die Wipfel!        Der Himmelsknabe                  Womit nur deck’ ich
Sie lispeln die Welt in Schlummer ein.         They whisper the world to sleep.                Es schlummert mein Kind.   Duldet Beschwerde,                Des Kindleins Glieder!
Ihr Wünsche, die ihr stets euch reget          But you, my desires, ever stirring              Ihr Palmen von Bethlehem   Ach, wie so müd’ er ward          O all ihr Engel,
Im Herzen sonder Rast und Ruh!                 In my heart without respite!                    Im Windesbrausen,          Vom Leid der Erde.                Die ihr geflügelt
Du Sehnen, das die Brust beweget,              You, my longing, that agitates my breast –      Wie mögt ihr heute         Ach nun im Schlaf ihm             Wandelt im Wind,
Wann ruhest du, wann schlummerst du?           When will you rest, when will you sleep?        So zornig sausen!          Leise gesänftigt                  Stillet die Wipfel!
Beim Lispeln der Winde, der Vögelein,          The winds and the birds whisper,                O rauscht nicht also!      Die Qual zerrinnt,                Es schlummert mein Kind.
Ihr sehnenden Wünsche, wann schlaft ihr ein?   But when will you, yearning desires, slumber?
Ach, wenn nicht mehr in goldne Fernen          Ah! when my spirit no longer hastens            A sacred cradle-song
Mein Geist auf Traumgefieder eilt,             On wings of dreams into golden distances,       You who hover              Be still, lean                    Silence the treetops!
Nicht mehr an ewig fernen Sternen              When my eyes no longer dwell yearningly         Around these palms         Calmly and gently over us;        My child is sleeping.
Mit sehnendem Blick mein Auge weilt;           On eternally remote stars;                      In night and wind,         Silence the tree-tops!            Fierce cold
Dann lispeln die Winde, die Vögelein           Then shall the winds, the birds whisper         You holy angels,           My child is sleeping.             Blows down on us,
Mit meinem Sehnen mein Leben ein.              My life – and my longing – to sleep.            Silence the tree-tops!     The heavenly babe                 With what shall I cover
                                                                                               My child is sleeping.      Suffers distress,                 My little child’s limbs?
                                                                                               You palms of Bethlehem     Oh, how weary He has grown        O all you angels,
                                                                                               In the raging wind,        With the sorrows of this world.   Who wing your way
                                                                                               Why do you bluster         Ah, now that in sleep             On the winds,
                                                                                               So angrily today!          His pains                         Silence the tree-tops!
                                                                                               O roar not so!             Are gently eased,                 My child is sleeping.
VIOLA    LENA
       ECKELS
Lena Eckels, grew up in a family of musicians in        she has also taken part in the Yehudi Menuhin        also appeared regularly with the ensemble in
Detmold and it was here, through the medium of          Foundation’s Live Music Now series of concerts.      major concert series and at leading international
chamber music, that she discovered the viola. She                                                            festivals such as the Lucerne Festival, the Heidel-
was ten years old at the time. She initially studied    For ten years Lena Eckels was a member of the Ama-   berg Spring Festival, New York’s Chelsea Music
with Charlotte Hauser in Detmold. After leaving         ryllis Quartet. Among the awards that its members    Festival, the Schwetzingen Festival, the Vienna
school she was taught by Barbara Westphal in            won were the first prize and the grand prize in      Musikverein, the Alte Oper in Frankfurt and the
Lübeck and by Lars Anders Tomter in Oslo. She has       the International Chamber Music Competition          Melbourne Recital Centre.
also received encouragement from Kim Kashkashian,       in Melbourne and the finalists’ prize at the Pre-
Nobuko Imai and Yuri Bashmet. In 2007 she was           mio Paolo Borciani in Italy. In 2012 the Amaryllis   Since 2018 Lena Eckels has been professor of viola
selected for a place at the Verbier Festival Academy.   Quartet won the chamber music prize of the Jürgen    at the Lübeck University of Music and a member
                                                        Ponto Foundation, Germany’s most valuable chamber    of the German-Israeli Else Ensemble. She performs
Among the prizes that Lena Eckels has won are           music prize. That same year the Amaryllis Quartet    on a viola made by Haat-Hedlef Uilderks after an
the first prize in the Johannes Brahms Competition      won an ECHO Klassik Award for the best chamber       instrument by Gasparo da Salò.
in Pörtschach and the GWK Young Artist Award in         music recording for its CD White featuring string
Münster. Together with her duo partner Simone Wolff     quartets by Joseph Haydn and Webern. Lena Eckels
SOPHIEMEZZOSOPRAN
                                                                HARMSEN
Sophie Harmsen was born in Canada as the daughter          tra, the SWR Symphony Orchestra, the Deutsches        Festival, the Rheingau Music Festival, the Inter-
of German diplomats but grew up in South Africa            Symphonie-Orchester under Constantinos Carydis and    national Handel Festival in Göttingen and Halle and
and studied at the University of Cape Town and sub-        Manfred Honeck, the Royal Stockholm Philharmonic      the Leipzig Bach Festival. As an opera singer she
sequently with Edith Wiens.                                under Daniel Harding, the Helsinki Philharmonic       has worked with a number of eminent directors,
                                                           under Andreas Spering, the Rotterdam Philharmonic     including Andreas Dresen, Abbas Kiarostami, Ursel
Concerts and opera performances have allowed her           under Jos van Veldhoven, the Orchestre National de    and Karl-Ernst Herrmann, William Kentridge and
to see at first hand the world’s most beautiful concert    France under Václav Luks, musicAeterna under Teodor   Robert Wilson.
halls and opera houses, notably the Teatro Colón in        Currentzis, the Berlin Konzerthaus Orchestra under
Buenos Aires, the Teatro Real in Madrid, the Palau de la   Iván Fischer, the Düsseldorf Symphony Orchestra       Sophie Harmsen is at home in both Baroque and
Música Catalana in Barcelona, London’s Wigmore Hall,       under Ádám Fischer, the NDR Elbphilharmonie           Romantic music. A number of her recordings have
the Amsterdam Concertgebouw, the Vienna Konzert-           Orchestra under Thomas Hengelbrock and the Frei-      received awards, notably Bruckner’s Missa solemnis
haus, the Philharmonie de Paris, the Shanghai Grand        burg Baroque Orchestra under Jérémie Rhorer.          with the RIAS Chamber Choir, which won a Diapason
Theatre and the Elbphilharmonie in Hamburg.                                                                      d’Or, and her complete recording of Bach’s cantata
                                                           The festivals at which Sophie Harmsen has ap-         settings of words by Martin Luther under Christoph
Among the orchestras with which Sophie Harmsen             peared include the Salzburg Festival, the Salzburg    Spering, which won the 2017 ECHO Klassik Award.
has appeared are the Leipzig Gewandhaus Orches-            Mozart Week Festival, the Schleswig-Holstein
Simone Wolff was born in Braunschweig and stu-         Together with Lena Eckels, her duo partner of
             died at the University of Music, Drama and Media       many years’ standing, she took part in the Yehudi
             in Hanover and at the Lübeck University of Music,      Menuhin Foundation’s Live Music Now concerts. The
             where her teachers included Konstanze Eickhorst        duo also gave a series of recitals within the frame-
             and Konrad Elser.                                      work of Lena Eckel's GWK Young Artist Award.

             She also received encouragement from Ian Fountain      From 2003 to 2011 Simone Wolff taught as répét-
             (piano) and Michael Dussek (chamber music) within      iteur at the Lübeck University of Music and until to-
             the framework of a postgraduate performance di-        day she accompanies masterclasses as a répétiteur.
             ploma at London’s Royal Academy of Music as well
             as from her participation in numerous masterclas-      In addition to her concert work and teaching acti-
             ses with, among others, Dimitri Bashkirov, Rudolph     vities, Simone Wolff studied medicine at the Uni-

SIMONE
             Kehrer, Bruno Leonardo Gelber and Leonard              versity of Lübeck from 2004 to 2011. In 2018 she
             Hokanson. Even while she was still a student she had   completed a doctorate focusing on motor distur-
             already developed a particular interest in chamber     bances associated with Parkinson’s disease and
             music. In this regard her lessons with Walter Levin    two years later completed her training as a general

WOLFFPIANO
             of the LaSalle Quartet proved hugely influential and   surgeon.
             formative, while a scholarship from the Villa Musica
             Chamber Music Foundation in Mainz provided her
             with substantial support and encouragement.
»FRIENDSHIP«
Friendship enjoyed a cult status among the Romantics      resulting in a more distant tone: “Revered Master”      The two men then met as equals in Hanover in April          Joachim who changed the course of his career, ar-
as a lofty ideal that was the focus of their advocacy     and “Most Respected Sir”. But by the end they were      1853, by which date Joachim had already scaled a            ranging for him to give a court concert in Hanover
of aspirational qualities such as interiority, sensi-     once again addressing each other as “Loyal Friend”.     remarkable peak as principal violinist at the local         and recommending both Brahms and his accom-
bility and togetherness. A voluntary familiarity bet-                                                             court. In order for us to assess the musical and            panist Ede Reményi to Liszt in Weimar. The visit to
ween friends was not only a way of life, it also bore     Their very first encounter may have been one-sided      historical importance of this encounter, it is worth        Weimar proved sobering, so when Brahms returned
within it the seeds of artistic creativity. Two kindred   but it already deserves to be described as one of the   glancing at a letter that has survived in the archives      to Hanover, Joachim encouraged him to call on Clara
souls would develop in tandem, each inspiring the         great moments in the history of music. Joachim was      of the Brahms Institute at Lübeck’s University of Mu-       and Robert Schumann in Düsseldorf: “Brahms is a
other to greater things. One such friendship was          still only seventeen but he had already been hailed     sic. This letter is part of a large collection of letters   hugely talented composer. In his playing you will
the one between the German composer Johannes              as a prodigy when he gave a concert in Hamburg          that the great violinist wrote to his brother Heinrich      find the intense fire – I would almost call it the fatal-
Brahms and the Hungarian-Jewish violinist Joseph          in March 1848. On the programme was Beethoven’s         in London between 1846 and his death in 1907. In it         istic energy and precision of rhythm – that foretells
Joachim. Even the terms that they used in their           Violin Concerto, a work that was already one of his     he notes that “My only contact here is with a young         the true artist, and his compositions already reveal
correspondence with one another provide us with           warhorses. For Brahms – his junior by two years –       man from Hamburg by the name of Brahms, a tre-              more substance than I have ever encountered in
a seismographic reflection of the state of this ex-       this was a formative experience that he could still     mendously talented twenty-year-old who is gifted            any previous disciple of our art at a similar age.”
ceptional friendship between two major musicians.         remember many years later: “There is no doubt           both as a composer and as a pianist. It has been my         In fact Brahms spent these summer months com-
During the early years of their effusive exchanges        that I was your most enthusiastic listener. This was    great good fortune to rescue him from the jaws of           posing not only works of substance but also others
we find expressions such as “My Beloved Johannes”,        a time when my enthusiasms were still chaotic in        obscurity. More on him next time.” What a testimo-          that were intended as a form of amusement. To mark
“Darling Friend”, “Dearest Joseph” and “Most Beloved      the extreme and I had absolutely no difficulty in       nial! It was indeed through Joachim that Brahms             his new friend’s twenty-second birthday he wrote
Friend”. Later their friendship underwent a crisis,       thinking of you as Beethoven.”                          set foot on the stage of music history, and it was          a carefree waltz for two violins and double bass
that was performed on Joachim’s birthday, with          For modern observers the charm of this relation-        experience in older forms of composition. The close
Joachim himself as one of the violinists. It was        ship lies above all in the creative sparks that the     friendship between the two men is also reflected,
titled “Hymn to Glorify the Great Joachim”. Gifts       two men struck off one another. By the mid-1850s        finally, in the works that they dedicated to each
like this are a reflection of the Romantic cult of      both of them were engaged in an intense exchange        other, with Brahms inscribing his first numbered
friendship. The same spirit imbues the legendary        of ideas in terms of their compositional develop-       composition – his First Piano Sonata in C major
F–A–E Sonata that was written jointly by Albrecht       ment, each of them figuratively looking over the        op. 1 – to Joachim, while the latter quickly got
Dieterich, Robert Schumann and Brahms in the            other man’s shoulder. In order to address their per-    his own back by dedicating his Hebrew Melodies
Schumanns’ house in Düsseldorf in 1853. Its ded-        ceived difficulties with regard to the tools of their   to Brahms. This work predates his conversion
ication reads “In Expectation of the Arrival of their   trade, they both studied the music of much earlier      to Lutheranism in 1855. According to their
Revered and Beloved Friend Joseph Joachim”.             composers, taking a close and detailed interest in      autograph score, these three pieces reflect
                                                        contrapuntal problems and, later, in the challen-       Joachim’s “impressions of Byron’s songs”.
But friendships also have to prove their worth. Fol-    ges of choral writing. In order to check up on one      Brahms was enthusiastic: “The Hebrew Me-
lowing Schumann’s attempt to take his own life in       another’s progress, they would set each other tri-      lodies are Joachim through and through,
February 1854, Brahms and Joachim became Clara          cky tasks: “Why shouldn’t we be able to instruct        wonderfully moving […]. Please note the
Schumann’s principal confidants. In the pages of her    one another better and much more agreeably than         tremendous development in your work
diary, Clara noted that Joachim was “just as loyal      any professor could? But don’t reply to this ques-      between your op. 1 and now.” And yet it
a friend as Brahms”. In both men she placed “the        tion with mere words,” Brahms wrote. “Send me           was very much as a result of his critical
greatest trust”. Joachim was so fine-feeling by         your first exercises in two weeks’ time.” They kept     engagement with Brahms that Joachim
nature that he immediately understood her own           a kind of punishment box into which they had to         grew palpably less keen to push himself
“slightest and most delicate feelings”. But however     pay a fine if they were late and on which the other     forward as a composer, preferring to
close the two friends may have been in their enthu-     could draw in order to buy books. Brahms profited       focus instead on his brilliant career as
siasm for Clara and Robert Schumann, they went          from this arrangement twice over, not only acqui-       a violinist. In a letter congratulating
their separate ways as composers.                       ring far more books than Joachim but also gaining       Joachim on his thirty-first birthday,

                                                                                                                                                                      Joseph Joachim, 1853
Brahms not only comp-        the opening movement – to this day it remains the
                                                                             lained about his friend’s    mostly frequently performed cadenza to be heard
                                                                             frequent absences on         in this concerto.
                                                                             concert tours, he also la-
                                                                             mented the way in which      In the early 1880s Brahms and Joachim suddenly
                                                                             he had turned his back       fell out. The reason was the marital crisis in the lives
                                                                             on composition: “I know      of Amalie and Joseph Joachim. Brahms reacted gen-
                                                                             how foolish it is to claim   erously and courageously, being one of the few peo-
                                                                             to know what is good for     ple among their circle of mutual friends to side with
                                                                             a person, so different       Amalie, a singer by profession. Ultimately he hoped
                                                                             are our gifts, so diffe-     to make it up with his friend, and as so often he used
                                                                             rent the journeys that       music to this end – the Two Songs for Voice, Viola
                                                                             we have taken.” But the      and Piano Op. 91 can be understood as an attempt
                                                                             friends’ disparate gifts     at reconciliation. The sacred cradle-song is opened
                                                                             brought them together        by the viola with the Christmas tune Joseph, lieber
Joseph Joachim notiert den Beginn („Andante“)   impressively with the conception of Brahms’s Violin       Joseph mein, a song Brahms had initially dedicated
seiner „Hebräischen Melodien“ op. 9 Nr. 3       Concerto op. 77. No other work by Brahms is as            to the couple on the occasion of their wedding. A
                                                closely associated with Joachim as this one, a state      manuscript copy of the song survives on which
                                                of affairs clear not only from the work’s genesis and     Brahms has written “On 12 September for … Joachim
                                                from the discussion surrounding its composition           with heartfelt greetings from Johannes Br.”. The date
                                                and its revisions but also from its first rehearsals,     in question was the birthday of Joachim’s first son,
                                                its early performances and its dedication. The ded-       Johannes. Brahms was his godfather. The Joachim
                                                icatee was again Joachim, who responded at once           family certainly conceived the publication of the
                                                to his friend’s invitation to write the cadenza for       songs in 1884 as a reminiscence of better days.
In August 1887, four years after the Joachims had        was excluded from his “novelty concerts”, whereas        melancholic tone reflecting the “late Brahms”
first discussed the possibility of a divorce, Brahms     Brahms featured alongside top-notch works by             who performed the two op. 120 Sonatas for
wrote to his publisher: “I have to report on my latest   Haydn, Mozart and Beethoven. It was not least as a       Clara Schumann when he visited her in Frank-
folly, a concerto for violin and cello! I kept wanting   result of this strategy that Brahms became a classic     furt, playing them not only with Mühlfeld but
to abandon this whole business because of my re-         of the chamber-music repertory.                          also with Joachim. How moving these perfor-
lations with Joachim, but it was no use. In artistic                                                              mances must have been!
matters we have fortunately remained in friendly         Joachim was even willing to countenance concessi-
contact; but I had never thought that we could ever      ons. For a long time the Joachim Quartet performed       Joachim survived his friend by ten years.
again have any personal dealings.” The particular        only quartets, but then, in December 1891, Brahms        When the Brahms Monument was unveiled
biographical significance of the Double Concerto         was able to report to his publisher: “The Joachim        in Meiningen in 1899, he gave the eulogy
resonates in these lines. The work is the last orches-   String Quartet is unfortunately losing its virginity     in memory of his late friend. Joachim
tral composition that Brahms completed and was           because of me. On 12 December I shall be penetrat-       had every right to deliver this speech,
intended to rekindle his friendship with the great       ing its chaste sanctuary with a clarinet and a piano.”   conscious as he was that he himself had
violinist: “I speak in my notes”: it was through his     The result was the birth of two of Brahms’s late         “stood closer to this great artist for
music that Brahms sought to draw closer to his           works, the Clarinet Trio and the Clarinet Quintet that   longer than anyone else in this circle,
friend once again. For his own part, Joachim cham-       were premiered in Berlin on 12 December 1891 with        for almost half a century – let us pay
pioned the music of a composer whom he had con-          the Joachim Quartet, with Brahms himself at the          tribute to him in triumph”.
tinued to admire. As the leader of the legendary         piano and with the famous clarinettist Richard
Joachim Quartet and as the director of Berlin’s          Mühlfeld. A work that is closely related to the Clar-
Royal College of Music, he never stopped promoting       inet Quintet is the Sonata in F minor op. 120 no. 1,
Brahms’s compositions, adopting skilful strategies       a piece which on a purely formal level adopts the        Prof. Dr. Wolfgang Sandberger
in establishing his friend’s chamber works at his        model of a four-movement sonata. Like the Quintet        Head of the Brahms Institute at
concerts. Music by other contemporary composers          it opens with an unaccompanied motto, its dreamily       the Lübeck University of Music                  Johannes Brahms, 1862
Brahms-Institut
                                                                                    an der Musikhochschule Lübeck
                                                                                    Als Kompetenzzentrum unter Leitung von Prof. Dr.
                                                                                    Wolfgang Sandberger widmet sich das Brahms-
                                                                                    Institut an der Musikhochschule Lübeck dem Leben,
                                                                                                                                           www.brahms-institut.de
                                                                                    Werk und der Wirkungsgeschichte von Johannes
                                                                                    Brahms sowie der Vermittlung seiner Musik. Herz-
                                                                                    stück der Villa Brahms auf dem Jerusalemsberg in       As a centre of academic excellence under the leader-
                                                                                    Lübeck ist eine einzigartige Sammlung mit wert-        ship of Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, the Lübeck
                                                                                    vollen Musikhandschriften, Briefen, Fotos und          University of Music’s Brahms Institute devotes
                                                                                    anderen Quellen zu Brahms und seinem Umfeld.           itself to Brahms’s life and works and his impact
                                                                                    Dabei nimmt das Institut vielfältige Aufgaben          on the history of music. It also seeks to promote a
                                                                                    wahr: Die hochkarätigen Bestände werden, auch          greater understanding of his music. At the heart of
                   www.funk-stiftung.org                                            dank der großzügigen Unterstützung zahlreicher         the Brahms Villa on the Jerusalemsberg in Lübeck is
                                                                                    Stiftungen, durch gezieltes Sammeln erweitert,         a unique collection of priceless music manuscripts,
Funk Stiftung                                                                       bewahrt und wissenschaftlich erschlossen. Diese        letters, photographs and other source material
Die gemeinnützige Funk Stiftung engagiert sich im Bereich der Wissenschaft          Materialien stehen allen Interessierten in digitaler   relating to Brahms and to his contemporaries. Not
und Bildung mit Schwerpunkt auf Themen der Risikoforschung und Risiko-              Form zur Verfügung („Brahms digital“). Darüber         least with the help of the invaluable support of
bewältigung. Außerdem fördert sie Kulturprojekte. Hier liegt das besondere          hinaus sind am Institut, das bundesweit und inter-     numerous foundations, the Institute performs a
Augenmerk auf der Aktivierung von künstlerisch wertvollen, jedoch gegen-            national vielfältig vernetzt ist, Forschungsprojekte   number of different functions. Targeted collecting
wärtig zu wenig beachteten Werken der klassischen Musik. Der Ansatz kennt           und Dissertationsvorhaben angesiedelt.                 allows to enlarge its quality holdings, which are
ausdrücklich keine „nationalen“ Grenzen.                                                                                                   then carefully preserved and studied. This material
                                                                                                                                           is also available to all interested parties in digi-
The non-profit Funk Foundation is involved in the field of science and education                                                           tized form (“Brahms digital”). The Institute, which
with a focus in the areas of risk research and risk management. It also supports                                                           has an extensive network of contacts throughout
cultural projects, whereby special attention is paid to the activation of artis-                                                           Germany and the rest of the world, is also home to
tically valuable, but currently neglected works of the classical repertoire. This                                                          various research projects, while its staff are addi-
approach expressly knows no “national” boundaries.                                                                                         tionally involved in supervising dissertations.
+ © GWK 2020

Recorded                                   Translation Editorial, Biographies
28–30 May 2020                             texthouse, Hamburg
Sendesaal Bremen
                                           Translation Brahms-Lieder
Recording, Editing, Mastering              © Richard Stokes, author of
Dirk Lüdemann                              The Book of Lieder, published
                                           by Faber, provided courtesy
Photos                                     of Oxford Lieder,
Bärbel Herrmann                            www.oxfordlieder.co.uk
Portrait Sophie Harmsen: Tatjana Dachsel
Sendesaal: Dr. Susanne Schulte             Artwork
                                           goldmarie design, Münster
Editorial
© Prof. Dr. Wolfgang Sandberger

www.gwk-online.de
GWK-Gesellschaft zur Förderung der
Westfälischen Kulturarbeit e.V.            www.gwk-records.com
Fürstenbergstr. 14, D – 48147 Münster      Best.-Nr./ord. no. GWK 150
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