Dpr # 08/2019 - agile konzepte künstliche intelligenz führen in der vuka-welt mitarbeitende als botschafter
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dpr das magazin zur digitalen transformation der medienbranche ISSN 2512–9368 # 08/2019 digital publishing report agile konzepte künstliche intelligenz führen in der vuka-welt mitarbeitende als botschafter
ein paar worte zum geleit Über Macht und Moral von Influencern ist in den Und doch sind die Gutjahrs und Gehlens in der vergangenen Monaten viel diskutiert worden, Minderheit, Journalisten, die sich ähnlich stark hauptsächlich auf die Frage hin, wie transparent in der (digitalen) Öffentlichkeit präsentieren und Influencer ihre Auftraggeber machen müssen. profilieren, sind rar. Das ist einerseits erstaun- In diesem Magazin widmen wir uns unter ande- lich, weil die Reichweiten traditioneller Medien rem der Frage, wie Mitarbeiter als Botschafter zwar geschrumpft, aber oft noch stattlich sind, des Unternehmens aufgebaut werden können. sie also über entsprechend gute Chancen verfü- Die Kommunikationsexpertin Marie-Christine gen, sich als Person zu profilieren. Erstaunlich Schindler erkennt mit dem Aufkommen der so- auch, weil doch viele Journalisten auch einen zialen Medien ein Comeback der internen PR. Geltungsdrang mitbringen, oft sogar eitel sind Sie beschreibt die Chance, die dadurch entsteht, – das Licht der Öffentlichkeit genießen. Das ist dass gut informierte und zufriedene Mitarbei- andererseits gar nicht erstaunlich, weil jeder tende nach außen ein konsistentes Bild des Un- Journalist einmal gelernt hat, dass immer das ternehmens zeichnen oder Führungskräfte als Thema im Vordergrund steht, nicht die eigene Vordenker imagebildend wirken. Person, Zurückhaltung also ein Grundgesetz ist Dies ist eine Chance, die sich auch Ver- – was sich darin manifestiert, dass tra- lage nicht entgehen lassen sollten, denn ditionell den angehenden Redakteuren es gibt nach wie vor viele Leser, die sich beigebracht wurde, nicht in „Ich“-Form dafür interessieren, wer hinter dem ge- zu schreiben. kauften Buch oder dem gekauften Ma- Wenn Keese in seinem Buch vor die- gazin steht. Bei Presseverlagen ergibt sem Hintergrund schlussfolgert: „Die sich jedoch eine schwierige Situation, Neutralität des Berichterstatters weil das Verhältnis von (verlagsexter- scheint vielen Leserinnen und Lesern nen) Influencern und Journalisten ge- heute nicht mehr so wichtig wie frü- spannt ist. In seinem Buch „Disrupt Your- her“, dann hat er natürlich recht – das self“ beschreibt Christoph Keese (Axel ist genau der Grund, warum Influen- Springer) schonungslos die Disruption seines cer heute so erfolgreich sind. Leser/Zuschauer eigenen Berufsstands, die hauptsächlich durch wollen primär Orientierung, Selektionshilfe, ob Blogger und andere Influencer ausgelöst worden beim Kauf oder der Meinungsbildung. Keese sei: „Influencer haben den Journalisten die Masse beklagt dies jedoch, dieser Trend sei „bedauer- des Publikums abgejagt.“ Sein Fazit: „Mein Beruf lich und vielleicht sogar gefährlich“, auch wenn ist disruptiert worden, ich bin disruptiert worden.“ er zur Wirklichkeit dazugehöre. Mag sein, dass Sein Vorschlag: „Erfinden Sie sich neu, bevor es dies bedauerlich ist, aber Lamento ist an dieser jemand anders für Sie tut. Das gilt für individuelle Stelle fehl am Platz, weil die Realität eben an- Menschen genauso wie für Unternehmen.“ ders aussieht. Wenn Presseverlage ihre Reich- Was bedeutet das konkret? Eine Antwort weiten wieder ausbauen wollen, müssen Jour- könnte lauten, dass Journalisten (auch: Lek- nalisten dazu beitragen, indem sie sich stärker toren?) selbst stärker als Influencer in Erschei- mit ihrem Fachwissen – gerne auch: Eloquenz, nung treten. Redakteurs-Influencer gibt es teil- Meinungsbildung, Neugierde – auch digital Me- weise schon. Ein Gabor Steingart (früher beim dien profilieren. Spiegel und Handelsblatt, heute selbst hervor- Ob dies zu einer Verlängerung der Verlags-PR ragender Podcaster und Newsletter-Autor) oder oder einem tatsächlich konsistenten Bild des Ver- Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung) verfügen lags führt, wie von unserer Autorin gewünscht, über einen großen Bekanntheitsgrad, entspre- ist zwar ungewiss – vermutlich ist das dadurch chend große Reichweiten, wenn sie in Talkshows entstehende Bild eher inhomogen, weil Redak- auftreten, wenn auch mit unterschiedlichem di- teure als Charakter-Köpfe eben nicht mit einer gitalen Gewicht – Steingart verfügt über 14.100 Stimme sprechen. Aber genau das wird von den Twitter Follower, wo Prant inaktiv ist. Anders Lesern goutiert. Journalisten können Botschafter sieht das aber bei einem Dirk von Gehlen (auch in eigener Sache und für bestimmte Themen sein SZ, 28.600 Follower) oder Richard Gutjahr (Ba- – und wenn sie sich dabei klug anstellen, strahlt yerisches Fernsehen, 141.000 Follower) aus, die dies so oder so positiv auf ihre Verlage ab. längst auch in Social Media Aushängeschilder ihrer Medienhäuser geworden sind. Daniel Lenz 2
in ha lt impressum Der digital publishing report ist ein 14-tägig erscheinendes Magazin zur digitalen Transformation der Medienbran- che. Format: PDF. Herausgeber und V.i.S.d.P.: Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach 12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber: Daniel Lenz. Art Direction: Cornelia Zeug. Textredaktion: Nikolaus Wolters - ISSN zu- geteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für Deutschland: Digital publishing report ISSN 2512–9368 bildquellen Alle Bilder sind entweder im Artikel direkt vermerkt oder von den Autoren 4 führen in der vuka-welt // michael gross 20 mitarbeitende als botschafter: wie weit können und dürfen unternehmen gehen? // 8 „mit künstlicher intelligenz zur personali- marie-christine schindler sierung von inhalten“ // andreas moring 26 was sind eigentlich push notifications? 12 agilität steigern – eine einordnung agiler // carolin weber konzepte // marco olavarria 29 heftübersicht 3
führen in der vuka-welt michael gross D as Akronym »VUKA« steht für die vier Wör- ter Volatilität und Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz, also für die Auswirkung der bieten wesentlich mehr Potenzial als eine Si- cherheit, wie einen stabilen Ertrag, in nur eine Richtung zu beschützen. Digital Leader suchen verschiedenen Elemente und gegenseitigen nach immer neuen Quellen und wollen gleich- Einflüsse im »Big Picture« der digitalen Trans- zeitig möglichst wenig Wasser des bestehen- formation. Wir sind alle mehr oder weniger von den Stroms verlieren. VUKA beeinflusst. In jedem Fall gehen Digital Leader mit den Faktoren der Volatilität, Unsi- cherheit, Komplexität und Ambivalenz virtuos Digital Leader schaffen im Team höhere To- um. leranz gegenüber Unsicherheiten, damit das Der Begriff stammt aus der analogen militä- Unplanbare der digitalen Transformation als rischen Planung der 1990er-Jahre. Nach dem Chance genutzt werden kann. Ende des Kalten Krieges mit einem klar be- stimmbaren und kalkulierbaren »Wettbewerb« Digital Leader zeigen die Möglichkeiten für Ent- wurde der Begriff VUCA — die englische Varian- wicklung und Wachstum in der VUKA-Welt und te des Akronyms — in der US-Militärhochschule vermitteln gerade dadurch das Gefühl der Si- geprägt. Er umfasst die wesentlichen Merkmale cherheit. Sie zeigen Wege zur erfolgreichen Ein- in multilateralen Anforderungen mit mehreren flussnahme, für die es sich lohnt, die Komfort- Gegnern und unklaren Planungsgrundlagen. zone — also das sichere, bekannte, bequeme Jede Sicherheit, die wir empfinden, ist in der di- Umfeld— zu verlassen. Sie vermeiden Stillstand, gitalen Transformation eher eine Illusion. Unsi- aber auch eine dauerhafte Überforderung, die in cherheit schätzen Digital Leader trotzdem oder der digitalen Transformation latent möglich ist. gerade deshalb als positiven Impuls: Die Mög- Je nach Ihrer aktuellen Lebens- und Berufssi- lichkeiten zur Gestaltung in viele Richtungen tuation werden Sie die VUKA-Faktoren unter- 4
HR Trends & Praxis // channel presented by Der Begriff ... ... und was er beschreibt Volatility (Volatilität) Unser Umfeld ist volatil, das heißt schwankend und sprunghaft, beginnend im eigenen Team über die Kunden bis hin zur gesam- ten weltweiten wirtschaftlichen und auch politischen Entwick- lung. Daher sollten wir uns von der Annahme — und bei manchen Menschen sogar Sehnsucht — verabschieden, dass vieles stabil wäre. Gerade vermeintlich »ruhiges Fahrwasser«, in dem man schwimmt, verleitet dazu, an dem festzuhalten, was man hat, oder nur auf das zu bauen, was man kann. Prinzipientreue braucht Pragmatismus, um konkrete und vor allem überraschende Anfor- derungen im Alltag erfolgreich zu nutzen. Statt einer Schwarz- oder-weiß-Haltung öffnet ein Sowohl-als-auch-Denken neue Optionen für das eigene Urteilen und Handeln. Uncertainty (Unsicherheit) Die Ungewissheit hinsichtlich der weiteren Zukunft und der Wirk- samkeit unseres Vorgehens steigt tendenziell an. So paradox es klingt: Heutzutage ist das angenehme Gefühl der Sicherheit eher gefährlich. Denn automatisch versuchen wir, den bestehenden Status abzusichern, und reagieren dadurch wesentlich schlech- ter auf die unkalkulierbaren Schwankungen in der Umgebung. Unsicherheit ist keine angenehme Voraussetzung, gewiss. Sie macht uns jedoch achtsam, um Risiken zu erkennen und für diese Verantwortung zu übernehmen. Unsicherheit fördert ungeahnte Kreativität. Sie hilft uns, neue und vor allem die richtigen Fragen zu stellen: Schon eine mögliche Not macht erfinderisch. Dazu zählt zum Beispiel: „Welche meiner Stärken sind für eine neue He- rausforderung im Beruf besonders bedeutsam und welche Fähig- keiten werden unwichtiger?“ Unsicherheit wird so zum Auslöser für die Beherrschung von Komplexität. Complexity (Komplexität) Die Vernetzung, Dynamik und Intransparenz in der Wirtschaft und in Unternehmen, in unserer direkten Umgebung und in unserem eigenen Handeln sind die wichtigsten Merkmale für Komplexität. Diese hat in den letzten Jahren durch die Digitalisierung vieler Branchen an Geschwindigkeit und Kraft gewonnen. Komplexität wirkt sich in unserem Alltag inzwischen nahezu se- kündlich aus, indem irgendein Portal (wie Facebook) oder Mes- saging-Dienst (wie WhatsApp) irgendetwas mitteilt, was wichtig oder unwichtig, lustig oder bedrückend ist. Diese Informations- vielfalt führt nicht zu mehr Wissen, vielmehr zu mehr Verwirrung und zu mehr Aufwand beim Einordnen der Bedeutung. Wenig ist klar und eindeutig. Ambiguity (Ambiguität) Die Mehrdeutigkeit entsteht durch die nahezu unendliche Varia- tionsbreite der Optionen, die sich uns bieten. Dieser Fortschritt, nicht nur technologisch, führt zu immer kleinteiligeren Entwick- lungen, die kaum zu überschauen sind. Eindeutigkeiten gibt es nur noch in klar bestimmbaren Umgebungen und Situationen, zum Beispiel im Wettkampf im Sport: 90 Minuten dauert ein Fuß- ballspiel von 22 Menschen zwischen zwei Toren mit einem Ball nach klaren Regeln. Wer die meisten Tore schießt, der gewinnt. Eine solche Klarheit ist aber die große Ausnahme. Die Perspek- tiven, die die Digitalisierung bietet, sind sehr ambivalent, positiv und negativ zugleich. Das Sammeln von Daten schafft einerseits die Möglichkeit für ein besseres Leben vieler Menschen und an- dererseits wächst der Wunsch nach Schutz der eigenen Person. 5
HR Trends & Praxis // channel presented by Digital Leadership schafft Sicherheit trotz VUKA. schiedlich gewichten und neu danach beurtei- Unwetter erschwert, manchmal zerstört eine len, ob sie relevant, nützlich oder hinderlich sind. Dürre den gesamten Ertrag. Dann wird der Jah- Denn die Wirksamkeit etablierter Methoden im resplan verfehlt, ausnahmsweise. Die Abläufe Management und in der Führung, wie beispiels- sind zwar kompliziert, dennoch im Wesent- weise das klassische Projektmanagement, re- lichen bekannt und kalkulierbar. duziert sich zwangsläufig. Ein Vergleich aus der Digital Leader sind eher Wildwasserfahrer, Natur zeigt - zugespitzt - den Unterschied. die komplexe Herausforderungen bewältigen Traditionell gleicht Führung dem Arbeiten als müssen. Die Strömung ist stark und kann zu- Landwirt. Es wird eruiert, wie der Bedarf ist, gleich schnell abbrechen. Die Hindernisse und und geplant, was angebaut werden soll. Dann Untiefen sind unbekannt. Hinter jeder Gabelung wird gepflügt, gesät, gedüngt und geerntet. Das kann eine Stromschnelle lauern oder auch eine Wachstum der Pflanzen wird manchmal durch Felswand. Die Haltung (Mindset) und Fähigkei- ten (Skillset) befähigen die Wildwasserfahrer, in jeder Situation die richtigen Bewegungen zu machen, ihre Aktionen ständig an die Umge- bung anzupassen und die beste Kombination an Schlägen in Richtung Ziel umzusetzen. Im Rou- Dieser Text ist ein tinemodus bei ruhigem Wasser und klarer Sicht Auszug aus: stabil in Richtung Ziel fahren, ist ihnen ohnehin "Digital Leader Ga- möglich. mebook. Erfolgreich führen im digitalen Hüten Sie sich vor alten Denkmustern Zeitalter" von Mi- Die meisten Führungskräfte sind in der Aus- chael Groß. bildung als „Landwirte“ geschult worden. Und ISBN: 3648121243 sie sind in Unternehmen weiter gefordert, Haufe Fachbuch traditionell das bestehende Geschäft zu opti- 1. Auflage 2019. mieren. Digital Leader können darüber hinaus aber auch komplizierte Themen lösen. Sie wis- sen, dass die Komplexität einer Wildwasser- fahrt nicht mit den gleichen Methoden be- herrscht werden kann wie das Bestellen eines Feldes. Für die erfolgreiche Arbeit als Digital 6
HR Trends & Praxis // channel presented by Problem Lösung Ursachenfokussierung: Wir identifizieren eine Fokus auf Wirkungen: In der digitalen Trans- zentrale Ursache, zum Beispiel wird ein Schul- formation sind Ursache und Wirkung häufig diger gefunden oder eine Person gesucht, die nicht klar zu bestimmen. Während der Suche ein Problem lösen soll. Wenn der eine oder die nach Ursachen können die Wirkungen die Um- andere gefunden ist, sind wir erleichtert. gebung schon wieder so verändert haben, dass eine neue Anpassung notwendig wird. Digital Leader prüfen erzielte Wirkungen. Zielreduzierung: Wir optimieren eine Sollgrö- Erweiterung der Perspektiven: Die digitale ße, basierend auf der einen Ursache. Wenn die Transformation macht das Testen neuer Ideen Kosten im Unternehmen zu hoch sind, dann schneller und einfacher möglich. Statt lange meinen wir, die Reduzierung der Kosten sei die Energie auf ein Ziel, das ggf. dennoch verfehlt wichtigste Aufgabe. Dahinter verstecken sich wird, zu verwenden, verteilen Digital Leader aber zumeist andere Probleme, wie ein veral- zunächst die gleiche Energie auf mehr Ziele, um tetes Geschäftsmodell. das wichtigste zu bestimmen. Einkapselung: Wir ziehen uns in Bereiche zu- Schaffen von Verbindungen: Durch die Digita- rück, die wir fehlerfrei beherrschen, und su- lisierung ist die Vernetzung mit anderen Per- chen dort Teillösungen. Völlig offen ist dabei, sonen und Partnern leicht. Dadurch können wir ob dieser Teilaspekt für die Gesamtaufgabe und schneller besser werden, ohne die Fähigkeiten unsere Zielsetzung eine hohe Relevanz besitzt selbst zu besitzen. Digital Leader sind jederzeit oder nicht. offen für die Vernetzung, um Aufgaben optimal zu lösen. Reparaturdienst: Der auffälligste Missstand Gestalten der Zukunft: In der digitalen Trans- wird isoliert angegangen. Der Klassiker hier formation wird vieles dringend — und dies ist: Oft kümmern wir uns ständig um die drin- schneller als je zuvor. Digital Leader bewerten genden und nicht um die wichtigen Themen. die Dringlichkeit durch ihren konsequenten Fo- Diese holen uns irgendwann ein, werden drin- kus auf die wichtigen Themen, um die Zukunft gend und erst dann angegangen — häufig zu des Unternehmens erfolgreich zu gestalten. spät. Leader ist es entscheidend, dass wir uns alter Systeme in Unternehmen diese einfachen Be- Denkmuster bewusst werden, die wir immer ziehungen geben. Die Gelegenheiten, dass das noch nutzen, um im Management Lösungen zu Ignorieren der Einflüsse von VUKA und die Re- finden. duzierung von Komplexität im Alltag zum Erfolg Typische Grundprinzipien der klassischen Füh- führt, werden jedoch immer seltener werden. rung werden in der VUKA-Welt zu Denkfallen. Die Digital Leader wissen das ganz genau. Fokussierung auf Ursachen und die Reduzierung von Zielen auf bekannte Sollgrößen, die Einkap- selung auf beherrschbare Umfelder und die Re- paratur der dringenden Probleme machen eine Aufgabe selten tatsächlich leichter. Eher sorgen michael gross diese Denkfallen dafür, in der VUKA-Welt anvi- Dr. Michael Groß berät seit vielen Jahren Unternehmen in der digi- sierte Ziele in Unternehmen nicht zu erreichen. talen Transformation. Der Fokus Jede Führungskraft ist wahrscheinlich schon liegt auf der Organisationsgestal- einmal in ein solches Verhaltensmuster „ge- tung und Führungskräfteentwick- rutscht“. Bestimmt werden Ihnen sogar einzelne lung. Zudem besitzt er einen Lehr- auftrag an der Goethe-Universität Situationen oder Ereignisse einfallen, in denen Frankfurt am Main, u. a. im Master- es in der Vergangenheit wirklich eine Ursache seminar „Digital Leadership“, und ist gab, ein Ziel oder Teilbereich den wesentlichen ein gefragter Trainer und Redner. Fortschritt brachte. Und sicher wird es auch Bekannt wurde er zuvor als Olym- in Zukunft bei der Optimierung bestehender piasieger im Schwimmen. 7
mit ki zur personalisierung von inhalten andreas moring A ndreas Moring ist Professor für Innovati- on und Digital Management - und ausge- wiesener Experte für Künstliche Intelligenz im ligenz. Das heißt, es werden jetzt gerade alle möglichen Szenarien aufgemacht, was sich al- les angeblich ganz grundlegend verändern wird. Medien-Kontext. Er sieht hier durchaus Hypes, Doch die Realität ist eben nicht so schnell. Die aber auch handfeste Geschäftsmodelle, etwa vorausgesagten Umwälzungen und Verände- das intelligente automatisierte Individualisie- rungen werden sich erst später und langsamer ren von Inhalten. Hier ein Gespräch mit ihm über manifestieren, als die meisten wegen des öf- Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Com- fentlichen Hypes jetzt erwarten. Das führt dann puter Vision und Resolution sowie Vorteile für zwangsläufig zu Enttäuschungen. Die Entwick- Medienunternehmen. lungen lässt sich aber nicht umkehren. So we- nig wie das Internet wieder „weg ging“, wie viele Jeder spricht über KI – die wenigstens wissen noch Anfang der 2000er nach dem damaligen allerdings, wovon sie da sprechen. Start-ups Hype behaupteten, wird auch KI nicht verschwin- schmücken sich mit dem Prädikat „KI“, aber den, sondern langsam, aber sicher immer mehr nur ein Teil davon hat in Wirklichkeit damit Bereiche durchdringen. Gerade deswegen ist es zu tun. Jetzt beschäftigt sich auch noch die wichtig, dass sich auch von politischer Seite et- Politik mit dem Thema, es wird „KI made in was tut. Denn hier liegen die Wachstums- und Germany“ gefordert. Schadet dies eigentlich Wohlstandsbringer von morgen. Allerdings ru- nicht alles mehr als dass es befördert? dert die Bundesregierung mit ihren KI-Initiativen wieder weiter und weiter zurück und kümmert Ich glaube, wir sind gerade auf dem Höhepunkt sich lieber um die „Respektrente“, Fahrverbote des „Hype Cycles“ zum Begriff Künstliche Intel- für Diesel und ähnliche Themen. Dabei wäre es 8
den und identifizieren, die Menschen nur unter großen Anstrengungen oder überhaupt nicht herausfinden könnten. Intelligente Agenten könnten auch für das „covern“ bestimmter The- menfelder angesetzt werden, so dass sie sich dann selbständig melden, wenn sich etwas tut. Also eine Art Agenturleistung, nur individuell für einen bestimmten Bedarf programmiert und das sehr effizient und billig. Bestimmt können intelligente Agenten auch auf der anderen Seite, das heißt im Dialog mit uns als Konsumenten von Journalismus eingesetzt werden. Siri, Ale- xa und Co. geben ja schon einen Vorgeschmack darauf. Aber hierfür müssen sie noch deutlich besser werden, als sie heute sind. Die derzeit im Einsatz befindlichen Assi- stenten, Bots etc. haben aber noch wenig mit echter künstlicher Intelligenz zu tun, oder? Genau. Wirklich intelligent sind sie nicht. Sie sind darauf programmiert, bestimmte Suchaufträge auszuführen oder Programme zu starten. Ein ja gerade wichtig, dass die Politik das Thema KI bisschen lernen sie auch die Präferenzen von auch und gerade nach dem aktuellen Boom lang- uns Nutzern mit. Aber das entspricht eher dem fristig stützt und fördert. klassischen Targeting, das wir aus dem Netz kennen und weniger Künstlicher Intelligenz. Sie sprechen in Ihren Vorträgen von „Com- puter Vision und Resolution“. Was verstehen In diesem Kontext ist auch immer wieder von Sie darunter? Machine Learning und neuronalen Netzen die Rede. Könnten Sie uns erklären, worum Computer Vision bedeutet, dass Programme alle es sich dabei handelt – und was Medien da- möglichen Dinge eigenständig erkennen und zu- mit zu tun haben werden? ordnen können. Seien es reale Objekte oder Ab- bildungen in verschiedenen Formen. Das heißt, Bei Machine Learning, meistens eben basierend dass Programme zunehmend in der Lage sind, auf neuronalen Netzen, wird einem Programm die Welt so zu begreifen wie wir Menschen, zunächst die richtige Lösung für eine Aufgabe nämlich über das „Sehen“. Das bedeutet einen vorgegeben. Zum Beispiel wenn es darum geht, enormen Qualitätssprung in der Leistungsfä- Dinge zu identifizieren. Durch die Berechnung higkeit von Maschinen. Resolutionen sind tech- von Wahrscheinlichkeiten über verschiedene nisch-mathematische Verfahren im Hintergrund Stufen rechnet das Programm so lange hin und der KI. Hier wird versucht, die richtige Antwort her, bis sich bestimmte Merkmale in der Lo- auf bestimmte Anforderungen zu finden, indem gik herauskristallisieren, die eindeutig dem zu das Programm Verneinungen von etwas definiert identifizierenden Objekt zuzuordnen sind. Diese und dann versucht einen logischen Widerspruch Merkmale sind immer dort zu finden, wo sich in darin zu finden. Wenn das der Fall ist, ist eine Sa- der Berechnung ein mathematisches Minimum che bestätigt beziehungsweise identifiziert. Und finden lässt. Das heißt, hier ist dann die Be- so „lernen“ Maschinen dann. rechnung optimiert. Das geht solange, bis sich keine weiteren Optimierungen mehr berechnen Wie könnten intelligente Assistenten dem lassen. Dann ist die Aufgabe erfüllt. Dieser Pro- Journalismus helfen? zess ist das, was wir unter maschinellem „Ler- nen“ verstehen. Intelligent wird das deshalb Hier sehe ich vor allem Anwendungen in der Re- genannt, weil das Programm eben eigenständig cherche. Solche Agenten könnten jeweils mit diese ganzen Berechnungen durchführt, ohne einem bestimmten Suchauftrag alle möglichen dass es menschlicher Steuerung bedarf. Und Quellen und Daten durchforsten und dabei wenn ein solches Lernmuster einmal gefunden schnell, effizient und sicher Dinge herausfin- beziehungsweise gelernt ist, dann kann es auch 9
Interpretation und Verbindung mit anderen Be- reichen können diese KI Technologien aber nicht leisten. Und das ist doch gerade die Aufgabe von Journalisten: Einordnen, Bewerten, Orien- tierung geben. Und dann natürlich das gekonnte Formulieren und Inszenieren. Auch diese geisti- gen, kreativen Tätigkeiten kann KI nicht leisten. Gleichzeitig redet man auch von KI als „Waf- fe“ gegen Fake News? Wenn es darum geht, typische Muster und Merk- male bei Fake News zu erkennen, dann ist KI da- für gut geeignet. Das geht bei Mustern zum In- halt von Fake News und auch bei Mustern, wie sich solche Fake News in sozialen Netzwerken verbreiten. Aber selbst die Tech-Riesen wie Face- book haben Teams mit Menschen, die Fake News herausfiltern müssen. Weil KI eben, wie vorhin gesagt, Grenzen hat, wenn es um Interpretation und Einordnen in Zusammenhänge geht. Könnten hieraus auch neue Geschäftsmo- delle, neue Möglichkeiten der Innovation auf ähnliche Bereiche übertragen und dort an- entstehen? gewandt werden, ohne dass der Lernprozess nochmal durchlaufen werden muss. Darum ist Ja, auf alle Fälle. Technologien verändern immer KI eben so revolutionär bei allen Standardpro- Geschäftsmodelle. Ich denke die größten Effekte zessen und sich wiederholenden Tätigkeiten. liegen darin, dass die Prozesse zur Produktion Die ändern sich eben nicht und sie sind prinzi- von Medieninhalten und ihre Auslieferung an piell untereinander sehr ähnlich. Wenn da ein- Konsumenten durch KI noch viel stärker automa- mal die Regeln gelernt sind, kann die KI Welle tisiert werden wird. Das senkt Kosten und Prei- durchrollen und die Maschinen übernehmen se. Gleichzeitig kommen wir mit KI-Technologien hier dann wirklich und Menschen werden in den dem Ideal wirklich individualisierter Medienan- Bereichen nicht mehr arbeiten (müssen). In den gebote ein Stück näher. Das dürfte die Zahlungs- Medien haben wir auch eine ganze Menge Stan- bereitschaft bei uns als Konsumenten fördern dardabläufe und Routineprozesse. Deswegen und den Medien, die diese Möglichkeiten nutzen, wird es hier auch Veränderungen durch Machi- neue Erlösquellen erschließen. ne Learning geben. Journalismus ist ja gemeinhin eine fast künstlerische, geistige Tätigkeit. Jetzt redet man von datenbasiertem Arbeiten, ja sogar andreas moring von „predictive analytics“. Wie passt das zu- Professor Doktor Andreas Moring sammen? ist Professor für Innovation & Digi- tal Management an der Internatio- nal School of Management ISM in Das Beschaffen, Analysieren und massenhafte Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Auswerten von Informationen wird immer mehr wissenschaftlichen Arbeit sind Di- eine Aufgabe für Maschinen und Algorithmen gitale Geschäftsmodelle für Medi- werden. Das gibt es ja im Prinzip auch schon en und Innovationsmanagement. länger und wurde bisher „Datenjournalismus“ Vor seiner aktuellen Professur ar- beitete er für die Axel Springer AG, genannt. Der springt jetzt mit KI Technologien Schickler Unternehmensberatung auf eine neue Stufe. Ein Aspekt dabei ist eben und die Deutsche Druck- und Ver- der „predictive analytics“. Das heißt, dass solche lagsgesellschaft. Er wurde für sei- Programme Prognosen aufgrund ihrer Datena- ne journalistische Arbeit und von ihm entwickelte Produkte und Formate in den letzten Jahren mehr- nalysen vornehmen. Das ist alles schon beein- fach ausgezeichnet. druckend, hat aber auch Grenzen. Einordnung, 10
Die Studie: dpr-Medienmonitor „Zukunft der Mediennutzung 2019" Die dpr-Studie untersucht das Mediennutzungsverhalten von 1100 jun- gen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren in Deutschland. Die Analyse umfasst 117 Seiten, u. a. zu folgenden Aspekten: • Budgetverteilung und Ausgabentrends verschiedener Print- und Di- gitalmedien • Preissensibilität • Ausgabentrends Buch • Wechselwirkung Buch/Film • Kauffaktoren Buch • Nutzung Streamingangebote • Mediennutzung/Zeitverteilung • Nutzungstrends (Ausblick) • Discoveryimpulse (Wie entdecken die Befragten verschiedene Medi- en?) • Nutzungsintensität Social Media & Co. • Smartphone-Aktivitäten • Digitales Lesen am Computer, Smartphone, Tablet Das komplette Inhaltsverzeichnis können Sie hier herunterladen: https://bit.ly/2WBZQRa Preis der Studie: 299 Euro (zzgl. Mwst) Bestellung der Studie: http://bit.ly/mediennutzungs- studie 11
agilität steigern – eine einordnung agiler konzepte marco olavarria Agilität: Was, wodurch und wie? muss, um seine Existenz dauerhaft zu erhalten. Passend zur aktuellen Agilitätsdiskussion ist Das Wort „agil“ erfreut sich großer Beliebtheit: dies das AGIL-Schema: agile Werte, agile Kultur, agiles Management, • Adaption = Anpassungsfähigkeit, agile Führung, agile Organisation, agile Metho- • Goal Attainment = Zielerreichung, den usw. Es scheint, dass alles agil sein oder • Integration = Zusammenhalt schaffen und werden muss. Da „agil“ laut Duden „von groß- • Latency = ständige Aufrechterhaltung und er Beweglichkeit zeugend; regsam und wen- Erneuerung von Grundstrukturen und Wert- dig“ bedeutet, ist dies in Zeiten zunehmender mustern. Veränderung und Unsicherheit nicht verwun- Wie das AGIL-Schema aufzeigt, reichen Beweg- derlich. Es geht um Grundtugenden eines im lichkeit, Regsamkeit und Wendigkeit für das Wettbewerb stehenden Unternehmens, um Ei- Überleben eines Unternehmens in intensivem genschaften, die das Überleben in dynamischen Wettbewerb allein nicht aus. Beweglichkeit Umfeldern sichern sollen. Aber was tun, wenn ohne Ziele zu erreichen? Sinnlos. Regsamkeit man im eigenen Unternehmen oder Team einen ohne ausreichenden Zusammenhalt? Energie- Mangel an Agilität verspürt? Welche Ansatz- verschwendung. Wendigkeit ohne Wertmuster? punkte für Veränderung hin zu größerer Agilität Im besten Falle verwirrend. Wir nutzen daher gibt es, auf welchen Ebenen kann ich ansetzen? nachfolgend das AGIL-Schema, um Wege zu Wer einen Weg hin zu mehr Agilität finden mehr Agilität zu finden. Und betrachten die vier möchte, sollte zunächst seine Ziele und sei- wichtigsten Ansatzpunkte zur Steigerung der nen Veränderungsbedarf klären. Hierbei hilft Agilität: ein Schema, dass der amerikanische Soziologe 1. Agile Prinzipien (auch agile Grundsätze oder Talcott Parsons bereits in den 1950er-Jahren Werte genannt). Sie können eine geeignete formulierte. Es benennt die Funktionen, die ein kulturelle Basis für mehr Agilität im Unter- soziales System wie ein Unternehmen erfüllen nehmen schaffen. 12
2. Agile Methoden (auch als agile Werkzeuge zahl agiler Prinzipien erweitert. Beispiele sind: bezeichnet). Sie erleichtern Teams die An- Kunden einbinden, bevollmächtigtes Team, In- wendung von agilen Prinzipien und sollen spektion, Reflexion, Selbstorganisation u.v.m. agiles Verhalten fördern und sichern. Nowotny (2016, S. 64ff. [2]) führt insgesamt 30 3. Agile Führung (auch agiles Management agile Prinzipien auf, andere Autoren gar noch genannt). Führung kann dann als agil be- mehr. zeichnet werden, wenn das Verhalten des Aber wie helfen mir so viele Prinzipien auf Managements von agilen Prinzipien geleitet meinem Weg? Offensichtlich muss aus dieser wird. Fülle zunächst eine Auswahl der für den jewei- 4. Agile Organisation (auch als agiles Unter- ligen Fall relevanten Prinzipien erfolgen! Hierbei nehmen bezeichnet). Hier geht es um Orga- helfen Ihnen das AGIL-Schema und die Beant- nisationsmodelle, die agile Prinzipien fest wortung der folgenden Fragen: im Organisationsdesign verankern. Adaption: Wir starten unsere Reise durch die agile Welt Sollten oder müssen wir unsere Anpassungsfä- mit einer Betrachtung der agilen Prinzipien. Dies higkeit an Entwicklungen im Umfeld erhöhen? ist auch für Sie und Ihr Unternehmen ein mög- Welche Prinzipien, die unsere Anpassungsfä- licher Startpunkt. higkeit mindern, leiten heute unser Handeln? Durch welche Prinzipien sollten wir diese erset- Agile Prinzipien zen, um unsere Anpassungsfähigkeit zu stei- Um noch einmal den Duden zu bemühen: Prin- gern? zipien sind Regeln, die man zur Richtschnur Goal Attainment: seines Handelns macht, durch die man sich in • Welche Prinzipien, die heute unser Handeln seinem Denken und Handeln leiten lässt. Agile leiten, hindern uns an der bestmöglichen Prinzipien formulieren also Thesen, mit wel- Zielerreichung? chen Leitgedanken ein Unternehmen eine hö- • Durch welche Prinzipien sollten wir diese here Agilität erlangen kann. ersetzen, um unseren Zielerreichungsgrad Bereits im Jahr 2001 startete die agile Euphorie zu steigern? in der US-amerikanischen IT-Branche. Nachdem Integration: immer mehr IT-Projekte scheiterten, überlegten • Welche Prinzipien, die heute unser Handeln sich Softwareentwickler und andere Praktiker leiten, hindern uns an einem angemessenen aus der Branche, wie ihre Projekte erfolgreicher Zusammenhalt? werden könnten. Daraus entstand das Agile • Welche alternativen Prinzipien würden un- Manifest. Es lautet [1]: seren Zusammenhalt besser fördern? We are uncovering better ways of developing Latency: software by doing it and helping others do it. • Welches Maß der Erneuerung unserer Through this work we have come to value: grundlegenden Strukturen und Wertmuster • Individuals and interactions over processes ist angemessen? and tools [Hinweis des Autors: korrespon- • Inwiefern können wir neue Prinzipien im- diert mit Integration] plementieren, ohne unsere grundlegenden • Working software over comprehensive Wertmuster zu stark aufzubrechen? documentation [Hinweis des Autors: korre- Indem Sie diese Fragen für Ihr Unternehmen spondiert mit Goal Attainment] oder Ihren Bereich beantworten, entwickeln Sie • Customer collaboration over contract Thesen, welche agilen Prinzipien einen zielfüh- negotiation [Hinweis des Autors: korre- renden Einfluss auf kulturelle Veränderungen spondiert mit Integration] haben können – eine wichtige Basis, um sich • Responding to change over following a plan auf den Weg zu machen und ausgewählte agile [Hinweis des Autors: korrespondiert mit Prinzipien stärker im Unternehmen zu veran- Adaption und Goal Attainment] kern. Wie jede kulturelle Veränderung ist dies in • That is, while there is value in the items aller Regel ein langwieriger Weg. Auf dem sich on the right, we value the items on the left gleich die nächste Frage stellt: Mit Hilfe welcher more (Quelle: agilemanifesto.org). Maßnahmen können agile Prinzipien im Un- Das Agile Manifest formuliert weiterhin zwölf ternehmen verankert werden? In der Literatur Prinzipien, die die Entwicklung guter Software werden mitunter Methodenübersichten ange- besser erfüllen sollen als andere. Diese zu- boten (zum Beispiel bei Hofert 2016 [3]), die u.a. nächst in Bezug auf die Entwicklung von Soft- zeitlich begrenzte Interventionen zur Herbei- ware geführte Diskussion wurde mittlerweile führung von Veränderungen umfassen. Hierbei auf viele Bereiche ausgedehnt und um eine Viel- handelt es sich zumeist um Instrumente aus der 13
systemischen Beratung zur Kulturarbeit. Diese Denn Scrum legt großen Wert auf streben eine nachhaltige Veränderung der Un- • Adaption, zum Beispiel durch sehr kurze ternehmenskultur auf Basis der Reflexion und Entwicklungszyklen, den täglichen Aus- Einsicht der Beteiligten an, geben Anstöße und tausch im Team und die Rolle des Scrum können einen wichtigen Beitrag zur stärkeren Masters, dessen Aufgabe es ist, Hindernisse Verankerung agiler Praktiken leisten. aus dem Weg zu räumen; Hiervon abgrenzen sollte man Verfahrenswei- • Goal Attainment, unter anderem durch eine sen, die für den dauerhaften Einsatz entwickelt nutzenorientierte Priorisierung, die bestän- wurden. Diese agilen Methoden können Sie bei dige Prüfung des bereits erreichten Ent- der nachhaltigen Verankerung von agilen Prin- wicklungsstands und die kontinuierliche zipien im Unternehmen oder auch in einzelnen Leistungssteigerung des Teams; Bereichen und Teams unterstützen. • Integration, insbesondere durch die Arbeit in einem interdisziplinären Team, das über Agile Methoden möglichst alle erforderlichen Kompetenzen Agile Methoden sind als Werkzeuge zu ver- verfügt sowie die regelmäßige Einbindung stehen, mit denen agile Prinzipien nachhaltig der Stakeholder; verankert werden. Hier sind vor allem Scrum, • Latency, zum Beispiel durch klare Strukturen Kanban (sowie Spielarten hieraus) und Design der Planung, der Meetings und eine klare Thinking zu nennen. Diese Methoden sind un- Rollenverteilung zwischen den Beteiligten terschiedlichen Managementdisziplinen ent- sowie eindeutige Entscheidungsbefugnisse. liehen und teilweise deutlich älter als das Agile Scrum wird vor allem in der Softwareentwick- Manifest. Dabei steht jedes dieser Werkzeuge lung eingesetzt. Es gibt aber auch andere An- für eigene Einsatzzwecke. wendungsszenarien – bis hin zu Management- Scrum ist im Kern eine Projektmanage- teams, die mit Scrum arbeiten. ment-Methode. Entwickelt wurde Scrum, um Kanban ist ein in der industriellen Fertigung das Risiko des Scheiterns bei komplexen Ent- entwickelter Ansatz zur Arbeitsorganisation. wicklungsprojekten zu reduzieren. Bei Scrum Ziel ist es, Arbeitsabläufe von Teams möglichst wird ein Projekt nicht von Anfang bis Ende effizient zu gestalten. Dabei organisiert sich das durchgeplant, sondern iterativ in kurzen Schlei- Arbeitsteam weitestgehend selbst, die Priori- fen, sogenannten Sprints, entwickelt. In knap- sierung der Aufgaben eingeschlossen. Das Ma- pen Abständen werden die so entstandenen nagement hat die Aufgabe, dem Team alle wich- Produktinkremente gesichtet und bewertet. tigen Informationen zu liefern und Hindernisse Die Projektbeteiligten können die bereits ent- zu beseitigen. Ein zentrales Element bei Kanban wickelten Produktinkremente und das wäh- ist wie bei Scrum die jederzeitige Transparenz rend der Entwicklung Gelernte kontinuierlich über den aktuellen Arbeitsstand. Dieser wird bei ihren nächsten Schritten berücksichtigen auf dem Kanban-Board dargestellt, an dem die und so die weitere Entwicklung systematisch Aufgaben auf Tickets visualisiert werden. am gestifteten Nutzen ausrichten und schnell Kanban sollten Sie als mögliche agile Methode auf Probleme reagieren. Scrum sollten Sie als in Ihrem Unternehmen in Betracht ziehen, wenn mögliche agile Methode in Ihrem Unternehmen Sie in operativen Einheiten und Projekten Fol- in Betracht ziehen, wenn Sie in (Entwicklungs-) gendes beobachten: Projekten folgendes beobachten: • fehlende Transparenz der Teammitglieder • übertriebener Hang zu Planung und Perfek- über die Arbeitsstände der anderen, tionismus, • fortlaufende Klagen über Überlastung statt • überlange Entwicklungszyklen, Priorisierung der Vorhaben • ungenügende Nutzenorientierung, • ungenügende Kommunikation im Team, • fehlende Priorisierung, • Verzettelung durch viele parallele Aufgaben • lange Entscheidungswege, statt Fokussierung auf die wichtigsten Auf- • mangelnde Bereitschaft zur Freistellung gaben, von Experten, • „Durchwurschteln“ statt kontinuierlicher • starkes Silodenken, Verbesserung. • mangelnde Kommunikation und fehlende Denn auch Kanban unterstützt Agilität auf viel- Abstimmung in entsprechenden Projekt- fältige Weise: teams oder • Adaption, unter anderem, indem auch hier • beständige Revision von Entscheidungen ein täglicher Austausch des Teams erfolgt, durch das Projektteam durch Einmischung aber auch mittels der Möglichkeit, die Ar- Dritter. beitsergebnisse systematisch auszuwerten 14
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und eine kontinuierliche Verbesserung (= Kaizen) anzustreben; • Goal Attainment, zum Beispiel durch eine Li- mitierung der zu jedem Zeitpunkt im System befindlichen Aufgaben und die Fokussie- rung auf die jeweils zu dem Zeitpunkt wich- tigsten Aufgaben; • Integration, unter anderem durch Transpa- renz mittels Darstellung aller Aufgaben des Teams am Kanban Board und • Latency, zum Beispiel durch die Optimierung der Kommunikation im Team, vor allem aber mittels regelmäßiger Retrospektiven zur kritischen Evaluation des eigenen Vorge- hens. Kanban kann aufgrund einer hohen Flexibilität der Ausgestaltung von vielen Teams eingesetzt werden – in Projekten, aber auch zur Unterstüt- zung der normalen operativen Tätigkeit. Design Thinking ist ein Ansatz aus dem Inno- vationsmanagement. Es geht bei Design Thin- king darum, neue Lösungen zu entwickeln (= Adaption), die sich konsequent an den Bedürf- nissen der Zielgruppe ausrichten und so die Zie- lerreichung ermöglichen (= Goal Attainment). Dabei arbeiten Menschen verschiedener Diszi- plinen (= Integration) in einem kreativitätsför- dernden Umfeld zusammen. Sie entwickeln auf Basis eines tiefen Problemverständnisses eine Fragestellung, die bereits die Bedürfnisse und Motivationen der Zielgruppen berücksichtigt und planen anschließend Konzepte, die mehr- fach geprüft und rejustiert werden. Dies folgt einem zwar iterativen, aber auch klar geglie- dertem Ablauf (= Latency). Entsprechend kann Design Thinking einen Beitrag leisten, um zum Beispiel folgenden nicht-zielführenden Prinzipien und Gegeben- heiten entgegenzuwirken: • zu starke Binnensicht und langwieriger Aus- tausch eigener Vorlieben und Geschmacks- muster, • mangelnde Empathie für die Kunden, • fehlende Orientierung an den Problemen und Wünschen der Kunden, • nicht ausreichend ausgeprägte Verände- rungsbereitschaft trotz spürbarer Verände- rungen im Umfeld, • mangelnde Innovationskraft und • starke Orientierung an Hierarchien statt der Unternehmensumwelt. Gemeinsam ist den drei oben dargestellten agi- len Methoden, dass sie Verantwortung auf die handelnden Teams verlagern und ein Umden- ken im Management erfordern: Weg von mög- lichst umfassender Planbarkeit, hin zu vertrau- ensbasierter Führung und Selbstorganisation 16
Kulturarbeit zur Verankerung Agile Methoden zur Verankerung agi- agiler Prinzipien len Verhaltens Vorteile • Geringerer Aufwand für flä- • Direkte Veränderung der Verhältnisse chendeckenden Einsatz einzel- und somit des Verhaltens der Beteili- ner Interventionen gten • Bei erfolgreichem Einsatz: • Bei erfolgreichem punktuellem Ein- Chance auf nachhaltige Wirk- satz: Abstrahleffekte und Chance auf samkeit schrittweise Verbreitung und Auswei- tung Nachteile • Zumeist sind mehrfache In- • Sofortiger flächendeckender Einsatz terventionen erforderlich, um ist mit sehr hohem Aufwand verbun- nachhaltige Veränderungen den zu bewirken – mit entspre- • Agile Methoden sind nicht im gleichen chendem Kommunikationsauf- Maße für alle Bereiche und Teams wand und Zeitbedarf nutzenstiftend • Hohes Risiko des Rückfalls in alte Prinzipien und Verhaltens- muster der Teams. Bei konsequentem Einsatz der drei müssen die für das Unternehmen wichtigen oben dargestellten agilen Methoden wenden agilen Prinzipien annehmen, aktiv unterstützen die Beteiligten daher automatisch agile Prin- und mit ihrem Verhalten wirksam werden las- zipien an: indem die Verhältnisse der Arbeit sen. und der Zusammenarbeit verändert werden, Im Extremfall muss an die Stelle des „Ohne- wird das Verhalten der Beteiligten direkt be- mich-geht-nichts-Chefs“, der Trainer treten, der einflusst. Sie stellen mithin eine Ergänzung sein Ego hinter das Team stellt. Der dem Team oder auch eine Alternative zur Kulturarbeit dar zur Förderung der Adaptionsfähigkeit Verant- und können ebenfalls ein geeigneter Start- wortung und Entscheidungskompetenz über- punkt auf dem Weg zu höherer Agilität sein. trägt, den dafür notwendigen Rahmen berei- Auf der anderen Seite ist die flächendeckende tet und Hindernisse aus dem Weg räumt. Der Einführung agiler Methoden deutlich aufwän- Zielerreichung nicht durch Kontrolle, sondern diger als zeitlich begrenzte Interventionen und durch Vertrauen anstrebt und das Team dabei nicht immer sinnvoll durchführbar (siehe Ta- unterstützt, das Beste aus sich herauszuholen. belle). Der Integration fördert, indem er an der rich- Insgesamt können beide Wege zum Ziel füh- tigen Stelle motiviert, ohne das Team oder ein- ren – und beide Wege gehen mit Aufwand ein- zelne Teammitglieder aus der Verantwortung her und führen erst mit der Zeit zum Erfolg. zu nehmen und der dafür sorgt, dass sich das Entsprechend spielt Führung eine wichtige Team wirklich auch als solches versteht und Rolle. den Zusammenhalt fördert. Das setzt voraus, die Mitglieder seines Teams als mündige, ent- Agile Führung scheidungsfähige und kompetente Menschen Hierarchiedenken, minimale Entscheidungs- zu verstehen, als Experten in ihrem Job. kompetenzen der Mitarbeiter, unendlich lange In aller Regel müssen Führungskräfte auf dem Entscheidungswege – bei zunehmender Dy- Weg zu mehr Agilität bestehende Grundmuster namik und Komplexität der Umwelt wird das und vielfältige Widerstände überwinden. Und Management so immer mehr zum Engpass- zwar nicht nur bei Mitarbeitern, sondern auch faktor und Verhinderer. Dies gilt für das alltäg- bei anderen Führungskräften. liche Geschehen ebenso wie für das Streben Die Messlatte für eine Führungskraft, die agile nach höherer Agilität. Denn egal, ob Sie Agilität Prinzipien lebt, liegt also hoch. Sie muss ein mittels Kulturarbeit oder mittels Implemen- Teamplayer sein, der seine Motivation daraus tierung agiler Methoden oder auf beiden We- zieht, dass das Team eine Spitzenleistung er- gen parallel anstreben – den Führungskräften bringt und der eher das Team als sich selbst an kommt so oder so eine Schlüsselrolle zu. Sie vorderster Stelle sieht. Bei den Softskills zählen 17
unter anderem Kommunikationsfähigkeit und mischen Umfeldern aufweisen soll. Hier finden ein hohes Maß an sozialer Kompetenz zu den sich entsprechend große Überschneidungen der Grundanforderungen. Daneben sind Lösungso- organisatorischen Grundprinzipien mit agilen rientierung, Prozesskompetenz und vernetztes Prinzipien. Denken gefragt. Führungskräfte, die nach agi- Holacracy ist ein solch umfassendes evolutio- len Prinzipien agieren möchten, müssen sich als näres Organisationskonzept (s. Robertson 2016 ständige Optimierer verstehen, sich in neue Me- [4]). Holacracy möchte Unternehmen ein „Be- thoden einarbeiten, die das Team voranbringen. triebssystem“ zur Verfügung stellen, das viele Und auch als authentische Vorbilder agieren. agile Prinzipien vereint: Das Unternehmen agiert Doch ist auch eine flächendeckende Führung auf Basis einer Verfassung, die den Prozess in den strikt nach agilen Prinzipien kein Wundermittel Vordergrund stellt und nicht auf Basis von Hierar- für alle Bereiche in allen Unternehmen. Es mag chie. Es organisiert sich in gleichrangigen Kreisen auch in Ihrem Unternehmen durchaus Bereiche und Rollen. Das fördert die Selbstorganisation. geben, in denen ein agiles Führungsverständnis Jeder Rolle sind klare Domänen, also Entschei- aus verschiedenen Gründen (noch) keinen Sinn dungskompetenzen, zugewiesen. Das fördert die macht. Daher ist die Organisation ein weiterer Eigenverantwortung. Und jeder Mitarbeiter kann wichtiger Hebel zur Förderung von Agilität in jederzeit Veränderungen der Organisation ansto- Unternehmen. ßen, was die Adaptionsfähigkeit erhöht. Holacracy stellt hierbei ein recht rigides Frame- Agile Organisation work zur Verfügung, während andere Autoren Von allen hier besprochenen Ansätzen ist das wie Laloux (2014, 2017 [5]) und Oesterreich / Begriffspaar „Agile Organisation“ am wenigsten Schröder (2017 [6]) verschiedene Elemente und bestimmt. Dies liegt vor allem daran, dass in Ausprägungen eines evolutionären Organisati- der Organisationslehre andere Schemata im onskonzepts darlegen. Dies ermöglicht es, ein Vordergrund stehen, wie zum Beispiel der Grad auf das eigene Unternehmen zugeschnittenes der Selbstorganisation und die Mechaniken der Organisationsdesign mit passgenauen agilen Organisation innerhalb eines Unternehmens. Es Elementen zu entwickeln. liegt aber auch daran, dass der Grad der Agili- Dies ist ein vielversprechender Ansatz, da tät eines Unternehmens schwer bestimm- und Agilität nicht verordnet werden kann. Ein Un- messbar ist. Wer dennoch das Ziel einer agilen ternehmen ist auch mit einer Reorganisation Organisation verfolgt, kann einen von zwei An- nicht von einem Moment auf den anderen agil, sätzen wählen: der Weg dorthin ist und bleibt eine Reise, ein • Umsetzung umfassender evolutionärer Or- Prozess. Dabei kann es durchaus unterschied- ganisationskonzepte liche Geschwindigkeiten geben, mit denen sich • Entwicklung eines Organisationsdesigns die agile Geisteshaltung und agiles Verhalten mit agilen Elementen in einzelnen Bereichen der Organisation aus- Evolutionäre Organisationskonzepte geben Un- breitet. Die Geschwindigkeit dorthin wird zum ternehmen Rezepte an die Hand, wie sie ihre Or- Beispiel von der Reife eines Teams und vom ganisation vollständig umgestalten können – hin Marktumfeld determiniert. zu einem System, das die größtmögliche Adap- Wer seine Organisation gezielt stärker auf tions- und somit Überlebensfähigkeit in dyna- Agilität, agile Prinzipien und agile Führung aus- 18
richten möchte, kann dies mit der von Dr. Marco Strukturen, Mechanismen und Regeln agile An- Olavarria entwickelten Orgazign-Methode er- sätze im Keim ersticken. Der Weg dorthin wird reichen. Orgazign unterstützt Sie zum Beispiel für jedes Unternehmen anders aussehen. Sie mit folgenden Denkansätzen bei der Entwick- können zunächst in einzelnen Bereichen agile lung hin zu einer agileren Organisation: Methoden ausprobieren. Sie können zum Start • Strukturen: Denken in Verantwortungsbe- eine neue agile Methode flächendeckend ein- reichen und Rollen, nicht unbedingt in Hie- führen. Sie können als erstes eine Diskussion rarchie und Stellen. Dies fördert die Flexi- über Werte und agile Prinzipien anstoßen. Sie bilität und somit die Adaptionsfähigkeit der können zum Start Ihr Organisationsdesign opti- Organisation auf der Mikroebene. mieren. Wichtig ist, sich auf den Weg zu machen • Steuerung: Bewusstes Hinterfragen der be- und diesen beharrlich und konsequent über die stehenden Entscheidungsfindungsprozesse verschiedenen Ebenen der Agilität hinweg zu und Entwicklung eines Steuerungssystems, verfolgen. An dem Startpunkt, der sich für Sie das Experten echte Entscheidungskompe- richtig anfühlt. Den weiteren Weg weisen Ih- tenzen einräumt. Auch dies fördert die Fle- nen dann im besten agilen Sinne die auf dem xibilität und somit die Adaptionsfähigkeit Weg selbst gewonnenen Erkenntnisse und Ein- der Organisation. sichten! • Kommunikationsflüsse: Gestaltung der Or- ganisation entlang von sachlichen Design- kriterien, die eine optimale Kommunikation zwischen den Beteiligten unterstützt und nicht entlang von zum Beispiel Personen. [1] Wir verwenden hier die Originalversion in Eng- Dies fördert die Integration und den Zusam- lisch. Leider ist die deutsche Übersetzung auf agi- menhalt. lemanifesto.org nicht korrekt, sodass die im Origi- • Richtlinien und Regeln: Prüfung und Opti- nal aufgeführten „Items“ in Deutschland zumeist mierung, ggf. Ablösung, der bestehenden fälschlich als „Werte“ bezeichnet werden. Richtlinien und Regeln – inklusive der Pro- [2] Nowotny, V. (2016): Agile Unternehmen – fokus- zesse zur kontinuierlichen Weiterentwick- siert, schnell, flexibel, 2. Aufl., Göttingen. lung des eigenen Organisationsdesigns. [3] Hofert, S. (2016): Agiler führen – Einfache Maß- Fördert die Adaptionsfähigkeit, die Zielerrei- nahmen für bessere Teamarbeit, mehr Leistung und chung und den Faktor „Latency“. höhere Kreativität. Wiesbaden. • Einsatz von Ziel- und Anreizsystemen: Prü- [4] Robertson, B.J. (2016): Holacracy – Ein revoluti- onäres Management-System für eine volatile Welt, fung alternativer Feedbacksysteme, die die München. Selbstorganisation von Teams, aber auch [5] Laloux, F. (2014): Reinventing Organizations, agiles Verhalten fördern. München. Laloux, F. (2017): Reinventing Organiza- • Arbeitsgestaltung: Prüfung der Implemen- tions visuell, München. tierung agiler Methoden, siehe oben. [6] Oesterreich, B., & Schröder, C. (2017): Das kollegial • Raumgestaltung: Die Gestaltung der digi- geführte Unternehmen, München. talen und der realen Arbeitsumgebung hat einen starken Einfluss auf das Verhalten der Beteiligten. Ihre Räume müssen agiles Ver- marco olavarria halten zulassen und fördern! Dr. Marco Olavarria ist Consul- Es gibt also auch im Organisationsdesign viele tant, Autor und Gründer von Berlin Hebel, agiles Verhalten im Unternehmen zu Consulting, einer teamgeführten fördern. Je nach Ausgangslage kann die Opti- Unternehmensberatung für er- folgreichen digitalen Wandel. Aus mierung des Organisationsdesigns eine not- der traditionellen Beraterschiene wendige Voraussetzung zum Start oder ein kommend, lebt er heute mit seinem erforderlicher Schritt auf dem Weg zu mehr Agi- Berliner Team Agilität. In diesem lität darstellen. Thema unterstützt er auch seine Kunden, berät sie darüber hinaus Der Weg zu mehr Agilität zur Strategieentwicklung, entwirft mit ihnen Organisationsdesigns, Sorgsam ausgewählte agile Prinzipien bieten implementiert erfolgreiche Innova- den kulturellen Nährboden für agiles Verhalten. tionsprozesse und berät über den Einsatz der richtigen Technologie. Sein Buch „Orgazign – Organisa- Ein Verhalten, das durch agile Methoden und tionen lebenswert gestalten“ unterstützt Führungskräfte Schritt für agile Führung gefördert und gestützt werden Schritt dabei, das passende Organisationsdesign für ihr Unterneh- kann und muss. Was wiederum ein geeignetes men, ihren Bereich oder ihr Team zu finden und lebenswert zu gestal- Organisationsdesign erfordert, damit nicht alte ten. 19
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