Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg

Die Seite wird erstellt Devid Brandl
 
WEITER LESEN
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
Nº2’2020   *DAS MAGAZIN FÜR ALLE, DIE GERNE GASTGEBER SIND

                                   Tourismus Report
                                      Hamburg*

                  Gastliebe
                                Zuversicht
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    3

                                                                                                                                                                        FOTOS
                                                                                                                                                                        Catrin-Anja Eichinger, Ronald Sawatzki
                                                                 Zuversicht.
                                                        Die Tourismuswirtschaft hat in den vergangenen
                                                   20 Jahren einen enormen Stellenwert für die Lebens­
                                                   qualität in unserer Stadt erreicht. Daher müssen
                                                   wir gemeinsam alles daran setzen, das Infektions­
                                                   geschehen so niedrig wie möglich zu halten.
                                                   Eine zweite Welle wäre ein großes Unglück, nicht
                                                   nur wegen der psychologischen und der sozialen
                                                   Folgen, sondern auch, weil die wirtschaftlichen Folgen
                                                   für die vielen klein- und mittelständischen Betriebe im
                                                   Tourismus kaum zu verkraften wären.
                                                   Diese Ausgabe der Gastliebe zeigt eindrücklich, warum
                                                   es eine begründete Zuversicht gibt, dass wir auch
                                                   diese große Herausforderung meistern werden:
                                                   Weil wir Hamburg sind, gehen viele Gastgeberinnen
                                                   und Gastgeber sehr verantwortungsvoll voran und
                                                   setzen die notwendigen Vorgaben um. Zum Wohle der
                                                   Gäste, vor allen Dingen aber auch zum Wohle unserer
                                                   Stadt. Dafür danke ich allen Akteuren der Hamburger
                                                   Tourismusbranche.

                                                   Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der
                                                   Freien und Hansestadt Hamburg

                                                                                                                                                                                                                       Weil wir Hamburg sind
                                                                                                                                                                                                                         Den Hamburger Tourismus hat der Shutdown im März          August 2020, ist dank erster Lockerungen zwar längst keine
                                                                                                                                                                                                                 2020 so hart getroffen wie nichts je zuvor. Die Schließung        Normalität eingetreten, aber Gäste dürfen wieder kommen. Und
                                                                                                                                                                                                                 ­sämtlicher Betriebe stellte die Branche vor schier unlösbare     mögen manche auch noch zögern – es geht wieder was. Zu
                                                                                                                                                                                                                  Auf­gaben. Ob Tourguide oder Hotelchefin, Barfrau oder           ­verdanken hat Hamburg das vor allem den Betroffenen selbst,
                                                                                                                                                                                                                  ­Theaterintendantin, Kunsthallendirektor oder Barkassen­          die zu keiner Sekunde, war auch die Verzweiflung noch so groß,
                                                                                                                                                                                                                   betreiber, Messetechniker oder Musicaldarsteller: Ohne Gäste     den Kopf in den Sand gesteckt haben. In dieser Sonderausgabe
                                                                                                                                                                                                                   keine Begegnung, keine Unterhaltung, keine gemeinsamen          von Gastliebe erzählen sie, stellvertretend für alle Gastgebe­
                              Unsere Covermodels (v. l.) 1. Reihe: Katharina Fest (Die Roten Doppeldecker), Ulrike Albrecht (Chocoversum),
                                                                                                                                                                                                                   ­Feiern – und vor allem: keine Einnahmen. Hamburg hat streng    rinnen und Gastgeber Hamburgs, wie sie den Shutdown erlebt
                          2. Reihe: Tobias Albert (HHT), Petra Roitsch (Panik City), Marco A. Hosemann (StattReisen), Sascha Albertsen (HHT),
                                                                                                                                                                                                                 auf die Pandemie reagiert und gleichzeitig Millionenpakete zur     haben, welche Maßnahmen sie ergriffen haben – und worauf es
    3. Reihe: Annette Bätjer (Mövenpick Hotel), Timo Kaden (Sartori & Berger), Christine Beine (HCN), Vincent Schmidt (Die Hamburg-Lotsen), Michael Otremba (HHT),
                                                                                                                                                                                                                    Unterstützung geschnürt. Gäste aus Hamburg und aller Welt      jetzt ankommt. Danke für eure Kraft, euren Ideenreichtum und
                             4. Reihe: Susanne Brennecke (TVH), Kim Aileen Jessen (TVH), Marc Müller (Yourguide), Mara Burmeister (BTH),
                                                                                                                                                                                                                    haben für ihre Clubs und Lieblingsläden gespendet. Jetzt, im   euren Optimismus!
    5. Reihe: Marcus Troeder (HK), Birte Pycziak (HCN), Ellen Rüdiger (TUI Cruises), Carolin Bauer (TUI Cruises), Karen Mester-Lichtsinn (Unibail-Rodamco-Westfield),
           Anne Meyenburg (TORTUE), Lars Grundhöfer (DLR), Marc Ciunis (TORTUE), Hubert Neubacher (Barkassen-Meyer), Carsten von der Heide (TORTUE)
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
4                                                                                                                                                                                                                                         5

       Mareijke und Heiko Buhr sind
       echte Shipaholics: Um die
       Flotte fit zu machen arbeiten
       sie schon mal 14 bis 18 Stunden

                                                                                                                                                                                                      Was jetzt
       am Tag. „Aber wir wollen es
       nicht anders, das ist unser
       Leben, ob mit oder ohne
       Corona“, sagt Mareijke Buhr

                                                                                                                            Ehepaar Suk-Ja und Roland
                                                                                                                            Pabst aus Fuhlsbüttel:
                                                                                                                            „Die ganze Welt haben wir
                                                                                                                            bereist, aber Deutschland aus
                                                                                                                                                                                                       zählt
                                                                                                                            dieser Perspektive noch nie er-
                                                                                                                                                                                                Eine Reise quer durch die Tourismusbranche
                                                                                                                            lebt. Das holen wir jetzt nach!                                          Hamburgs. Im Gepäck drei Fragen:
                                                                                                                            Wir sind sicher, bei nur der
                                                                                                                            Hälfte der Gäste an Bord und                                                 Wie habt Ihr Corona erlebt?
                                                                                                                            den vielen Maßnahmen, die die                                          Welche Maßnahmen habt Ihr ergriffen?
                                                                                                                            Buhrs getroffen haben, kann
                                                                                                                            nichts passieren. Die Ruhe, die                                           Und worauf kommt es jetzt an?
                                                                                                                            Natur: Deutschland ist wunder-
                                                                                                                            schön – wir können nur jedem
                                                                                                                            zu dieser Spreewaldtour raten.“

                                                                                                                                                                                                     Unterwegs in der
                                                                                                                                                                                                  HafenCity trafen wir
                                                                                                                                                                                                        David Bühren,
                                                                                                                                                                                                   Frühstücksleiter im
                                                                                                                                                                                                      Hotel PIER DREI

                                                                                                                                                                 Ulrike Fischer
                                              „WIR HABEN ALLE GÄSTE
Volle Fahrt voraus:                                                                                                        Die Freundinnen aus Wedel hatten
Acht Tage dauert die                                                                                                        schon 2019 gebucht. Nach dem
                                                                                                                                                                                                   „Ich laufe jeden Tag
Reise in den Spreewald.
                                             PERSÖNLICH ANGERUFEN“                                                           persönlichen Anruf der Buhrs
Hier geht’s auf der
Dove Elbe Richtung
                                               Heiko Buhr, Inhaber der Bergedorfer Schifffahrtslinie: „So schwer die
                                                                                                                           genießen sie jetzt Wetter, Aussicht
                                                                                                                              und gute Gespräche an Bord                                           15.000 Schritte mehr“
Tatenberger Schleuse
                                           Zeiten auch sind, ich denke, Flußkreuzfahrten gehört die Zukunft. Wir haben                                                                             „Ich kam zwei Monate vor Eröffnung

                                                                                                                                                                 Catrin-Anja Eichinger, TEXTE
                                           schon jetzt ausgebuchte Touren beispielsweise mit den ZEIT-Reisen, die sich
                                                 unsere Schiffe bis Ende Oktober nächsten Jahres gesichert haben.                                                                                  des PIER DREI dazu, habe Einkauf
                                                  Natürlich sind wir auf die veränderten Bedingungen eingerichtet:
                                         kein Buffet, sondern Frühstück am Platz, Glas­scheiben zwischen den Tischen und
                                                                                                                                                                                                   und Konzept fürs Frühstück mit­
                                           Maskenpflicht, sobald man aufsteht. Außerdem fahren wir mit circa der Hälfte                                                                            geplant. Jetzt ist alles anders, weil
                                          der Gäste – wir werden sehen, wie sich das rechnet. Glücklicherweise haben wir
                                            sehr treue Stammkunden. Die haben wir nach dem Shutdown alle persönlich
                                                                                                                                                                                                   wir kein Buffet anbieten können und
                                           angerufen. Außerdem verschickten wir 14.000 Briefe über unseren Verteiler.                                                                              wir werfen leider auch mehr weg als
                                           Die Rückläufe ermutigen uns! Und wenn unsere Gäste in der Regel auch eher
                                               über 50 sind: Mittlerweile kommen auch Jüngere, die von ihren Eltern                                                                                früher. Aber ich bin trotz Abstand
                                              den Tipp bekommen haben. Denn bei uns an Bord ist statt Remmidemmi
                                                                                                                                                                                                   viel näher am Gast – und meine

                                                                                                                                                                 FOTOS
                                          Entschleunigung und Entspannung angesagt, genau das, was viele Berufstätige
                                                 jetzt brauchen, um mal runterzukommen.“        barkassenfahrt.de                                                                                  Fitness war nie besser.“
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
6                                                                                                                                                                                                                                            7

                                                               „Alle
                                                            Menschen                                                                                                                  „Was zählt? Kosten im Blick behalten,

                                                           sind system-                                                                                                               Netzwerken und Gäste motivieren!“
                                                                                                                                                                                      „200 statt bis zu 1000 Gäste am Tag,
                                                             relevant“                                                                                                                das ist natürlich noch viel zu wenig.
                                                      Ende Juni habe er einen Fehler gemacht, erzählt                                                                                 Trotzdem herrscht eine gewisse
                                                      Axel Strehlitz, Inhaber des legendären Restaurants
                                                      „Das Dorf“ und u. a. Mitbetreiber des Klubhauses auf
                                                                                                                                                                                      Euphorie im Team, immerhin kommen
                                                      St. Pauli: „Ich habe in einer Exceltabelle den Konto­stand                                                                      wieder Besucher und wir können
                                                      aller Firmen, an denen ich beteiligt bin oder die ich
                                                      leite, vom 15. März mit dem Stand drei Monate später                                                                            wieder arbeiten. Das Hygienekonzept
                                                      verglichen. Die Differenz hat mir für eine Woche den
                                                                                                                                                                                      tut dem Genuss keinen Abbruch.
                                                      Schlaf geraubt.“
                                                      Unbeirrt davon ergriff Strehlitz mit seinem Team un­                                                                            Schokolade schmeckte schon immer
                                                      zählige Maßnahmen, um seinen Läden zumindest halb­
                                                      wegs am Laufen zu halten. „Das Take-away beim Dorf
                                                                                                                                                                                      mit Abstand am besten!“
                                                      hat nicht funktioniert, denn unsere Atmosphäre gibt es                                                                          Ulrike Albrecht, Leitung Marketing, Vertrieb
                                                      nicht to go. Aber die Leute haben Gutscheine gekauft                                                                            und PR Hachez Chocoversum GmbH
                                                      wie verrückt – unser Dorf hat einfach die besten
                                                                                                                                           Markierungen am Boden
                                                      Gäste der Welt!“, so der Unternehmer. Mit Social
                                                                                                                                           weisen den Weg durchs
                                                      Media, Streamings, Filmchen zum Cocktailmixen                                        Chocoversum. Die eigene
                                                      hielt er in allen Betrieben Kontakt zu seinen Gästen.                                Schokolade stellen Gäste
                                                      „Aber natürlich bringt das kaum Geld ein.“                                           unter Schutzatmosphäre her
                                                      Die ersten Lockerungen nutzte Axel Strehlitz, um die
                                                      Bürger­steige und Parkplätze zu erobern. „In der Langen
                                                      Reihe kann man ganz gut sehen, wie unser Zusammen­
                                                      halt funktioniert: Die „Campus Suite“ nebenan kann                                                                                                                 Hart im Nehmen,
                                                      unseren Außenbereich tagsüber nutzen, wir übernehmen
                                                      dann deren Plätze ab 18 Uhr. Außerdem haben wir hier
                                                                                                                                           „Wir halten                                                                  herzlich im Geben:
                                                                                                                                                                                                                      Susanna Horn lagerte
                                                      sieben Ladezonen, die eigentlich bis 20 Uhr gesperrt
                                                      sind. Ich hab Bezirksamtsleiter Falko Droßmann
                                                                                                                                           zusammen!“                                                                    zwischenzeitlich
                                                                                                                                                                                                                       auch Hilfsgüter für
                                                                                                                                                                                                                       Obdachlose in ihrer
                                                      angerufen und gefragt, ob wir Gastronomen die ab                                     QR-Codes zum Registrieren und für
    Am Freitag, den 13. März,                                                                                                                                                                                          „Meuterei“ auf dem
                                                      16 Uhr haben können. Es sieht gut aus.“ Eine Sache regt                              die Getränkekarte, Plastikvorhänge                                                 Kiez ein
    kehrte Axel Strehlitz aus
                                                      den Gastgeber allerdings nach wie vor auf: „Branchen                                 zwischen den Tischen, Desinfektions­
    seinem Vietnamurlaub
    zurück – zwei Tage                                in wichtig und unwichtig zu unterteilen, das geht gar                                mittel und Maskenpflicht. Su­sanna
    später musste er seine                            nicht! Wir brauchen alle Menschen – vom Clown bis zur                                Horn hätte sich nicht träumen lassen,
    Läden schließen                                   Krankenpflegerin. Wir sind alle systemrelevant!“                                     unter solchen Bedingungen in der Bar
                                                                                                                                           „Meuterei“ zu arbeiten. „Aber mein
                                                                                                                                           Lebensgefährte und ich sehen das
                                                                                                                                           ­pragmatisch. Wir müssen da durch,
                                                                                                                                            ob wir wollen oder nicht.“ Die technik­
                          „Super, die Energie des                                                                                           begeisterte Susanna entwickelt gerade
                                                                                                                                            eine App für ein Getränke-Abo. „Damit
                         Publikums wieder live zu                                                                                           können unsere Gäste jetzt eben im Abo
                                                                                                                                            trinken und sparen sich den Bezahlvor­
                        erleben! Und Danke an alle,                                                                                         gang.“ Freund Daniel Schmidt funktio­
                                                                                                                   Catrin-Anja Eichinger

                      die unser erstes Open Air 2020                                                                                        nierte gleich zu Beginn des Shutdowns
                                                                                                                                            den legendären ­„Elbschlosskeller“ zur
                       im Innenhof besucht haben!                                                                                           Obdachlosen­versorgungsstelle um.
                                                                                                                                            „Egal, was kommt, wir halten zusam­
                           Markus Riemann gründete den „klub.k“ im Hamburger Katharinenviertel 2010,                                        men. Und glücklicherweise haben wir
                              Anne-Katrin Gülck kam 2015 hinzu. Ziel: ein vielfältiges Angebot von der
                                                                                                                                            in der ,Meuterei‘ unseren Biergarten,
                          Proberaumvermietung bis zu Lesungen und Livekonzerten. Aktuell gibt es hin und
                                                                                                                                            den wir ganzjährig geöffnet halten.
                           wieder Innenhofkonzerte, ansonsten finanzieren sie den klub.k über bestehende
                              Vermietungen als Proberaum. Markus: „Aufgeben kommt nicht infrage!“                                           Jetzt müssen sich nur mal die Nachbarn
                                                                                                                   FOTOS

                                                                                                                                            beruhigen. Der Lärm gehört auf dem
                                                                                                                                            Kiez dazu!“
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
8                                                         Auf ins „Paradiso“! Bei                                                                                                                   Xxxxx                                                                 9
                                                         Käse­igel und mit Kaltge-
                                                       tränken genießen Gäste seit
                                                         Anfang Juli einen bunten

                                                                                                                            „Die Innenstadt
                                                        Mix aus Gesang, Comedy,
                                                            Magie und Artistik

                                                                                                                            muss sich
                                                                                                                            neu erfinden!“
                                                                                                                            Den 17. März 2020 wird Citymanagerin Brigitte
                                                                                                                            Engler nie vergessen: „Bis zum Vorabend hatten wir
                                                                                                                            keine verlässliche Information, ob die Geschäfte öff­
                                                                                                                              nen dürfen oder nicht. Ich bin dann morgens sehr
                                                                                                                              früh ins Büro gefahren, habe um sieben Uhr alle
                                                                                                                            unsere 850 Mitglieder informiert, dass die Geschäfte
                                                                                                                            geschlossen bleiben müssen. Es war unfassbar!
                                                                                                                            Der Einzelhandel in den Innenstädten kämpft oh­
                                                                                                                            nehin seit Jahren gegen sinkende Frequenzen und
                                                                                                                            Umsätze. Die Digitalisierung und ein verändertes                    Radfahren auf
                                                                                                                                                                                                Fehmarn statt
                                                                                                                            Kaufverhalten haben viele Händler vor große
                                                                                                                                                                                                Tauchen vor
                                                                                                                            ­Herausforderungen gestellt. Der Ausbruch der
                                                                                                                                                                                                Honduras: Brigitte
                                                                                                                             ­Pandemie hat dieser Entwicklung einen Turboboos­                  Engler musste
                                                                                                                              ter verpasst. Die Mitglieder über aktuelle Entwick­               auch ihren Urlaub
                                                                                                                              lungen informieren, zuhören, Aufklärungsarbeit bei                umplanen – und
                                                                                                                              der Politik leisten und gemeinsame Forderungen                    fand das gar nicht
                                                                                                                              formulieren, damit habe ich jetzt zu tun. Ab dem                  so schlimm

                                                                                                                            13. Mai durften die Händler ihre Flächen wieder
                                                                                                                            auf der gesamten Fläche öffnen. Das war Tage,
                                                                                                                            nachdem die übrigen Bundesländer die Beschrän­                   große Baumaßnahmen und die Absage des beantragten verkaufsoffenen
                                                                                                                            kung aufgehoben hatten, was zu großem Unver­                     Sonntags am 6. Dezember. Vor uns liegt ein großer Kraftakt, in dem wir die
                                                                                                                            ständnis bei den Händlern geführt hat. Wie sollte                Innenstadt neu entwickeln müssen. Das Naturkundemuseum am Entree
                                                                                                                              denn unsere Innenstadt überfüllt sein, wo weder                der Mönckebergstraße, die Aufenthaltsqualität der Straßen und Plätze, die
                                                                                                                            Touristen, Tagesgäste noch Angestellte hierherka­                Hamburger wieder von ihrer Innenstadt begeistern, sind unsere jetzigen
                                                                                                                            men? Und Anwohner gibt es schließlich nur wenige.                Themen. Die schönen Sommergärten im Passagenviertel und im Neuen
                                                                                                                            Die bevorstehenden Schließungen von Galeria                      Wall oder die neuen Hygiene­ständer an den Bushaltestellen machen Mut.
                                                                                                                            Kaufhof und Karstadt Sports in der Mönckeberg­                   Bewältigen werden wir die Krise allerdings nur, wenn alle an einem Strang
                                                                                                                            straße waren der nächste Schock. Hinzu kommen                    ziehen: Handel, Politik und Einwohner.“
           „NUR MUT!“
       Er hat die Lücken im Saal mit Pflanzen und

                                                                                                                            »
     die Leere im Kopf mit Fantasie gefüllt: Corny
       Littmann eröffnete als erster Theaterchef
     der Republik wieder die Türen. „Wir haben in
      und um Hamburg sämtliche Kunstpflanzen­
         bestände aufgekauft und so ein echtes
                                                                                                                                      Wir haben viele Aktivitäten
    Paradies für unsere Gäste geschaffen", erzählt
                                                                                                                                      ins Internet verlegt, aber den
                                                                                     Catrin-Anja Eichinger, Paul Schimweg
     der Schöpfer von „Paradiso – die Show-Oase
      im Schmidts Tivoli“. Gleichzeitig sorgten er
     und sein Team mit einem ausgeklügelten Ein-                                                                                      echten CSD gibt es nur auf
    und Auslasskonzept, extra geschulten Service­
     kräften, angepasster Show (niemals mehr als                                                                                      der Straße! Wir werden nicht
     zwei Personen auf der Bühne) für Sicherheit,
      was die Gäste offenbar zu schätzen wissen.                                                                                      aufhören, für gleiche Rechte
                                                                                                                                      zu demonstrieren, gegen
    Die Vorstellungen sind top besucht. Worauf es
     ankommt in diesen Zeiten, lässt sich mit der

                                                                                                                                      Diskriminierung aufzustehen
    Tiernummer, die LIttmann mit seinem Teacup-
                                                                                                                                                                                                                                    Stefan Mielchen, politisch
    Chihuahua-Hündchen Gustav aufführt, beant­                                                                                                                                                                                      unterwegs seit 1992, hatte sich
    worten. Corny sagt: „Sitz“. Gustav macht Sitz.
                                                                                                                                      und für Akzeptanz zu werben!«
                                                                                                                                                                                                                                    sehr auf das 40-jährige Jubiläum
     Gelächter. Corny: „Mehr kann er noch nicht!“                                                                                                                                                                                   der Hamburger Pride-Demo
                                                                                     FOTOS

    Riesenbeifall. Es sind die vielen kleinen Dinge,                                                                                                                                                                                gefreut. Die Veranstaltungen
      die jetzt ganz groß rauskommen.                                                                                                 Stefan Mielchen, 1. Vorsitzender Hamburg Pride e. V.                                          wurden auf 2021 verlegt
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
»
10                                                                                                                                                                                                     Experten-Stimmen                                                                        11

                                                                                 Statt zu reisen,
                                                                                                                                             ZUSAMMENGESTELLT VON
                                                                                                                                             Sascha Albertsen

                                                                                 die eigene
                                                                                                                                             Was bringt die Zukunft?
                                                                                                                                                                                                                                      touristischen Unternehmen ein erster Schritt,
                                                                                                                                                                                                                                      aber sie laufen nur über drei Monate. Die Politik
                                                                              Stadt entdecken.                                                                                                                                        muss jetzt schon über Nachfolgeregelungen und
                                                                                                                                                                                                                                      auch über spezielle branchenspezifische Hilfen,
                                                                                                                                             Vier Experten und was sie über den
                                                                              Mit Abstand und                                                zukünftigen Tourismus in Hamburg denken
                                                                                                                                                                                                                                      wie es bei den Busunternehmern erfolgt ist, nach­
                                                                                                                                                                                                                                      denken. Was jetzt wichtig ist, ist allerdings ein

                                                                              unserem individuellen                                                                                                                                   einheit­liches, abgestimmtes Vorgehen von Bund
                                                                                                                                                                                                                                      und Ländern. Ein Wirrwarr an unterschiedlichen

                                                                              Programm ist das                                               Andreas Reiter
                                                                                                                                             ZTB ZUKUNFTSBÜRO WIEN
                                                                                                                                                                                                                                      Maß­nahmen, Aussagen und Regelungen von Bund,
                                                                                                                                                                                                                                      Ländern und Landkreisen verunsichert nicht nur

                                                                              möglich.«                                                           „Die großen Trigger dieses Sommers: ­Freiheit,
                                                                                                                                                                                                                                      Gäste, sondern auch Gastgeber.“

                                                                                                                                             Natur, Sicherheit. Es ist ja auch kein Zufall, dass
                                                                           Marco Alexander Hosemann, Tourguide
                                                                                                                                             selbst Städte-Destinationen wie Berlin ihre                    DR
                                                                                                                                                                                                                 E AS R EI T
                                                                                                                                                                                                                             ER       Dirk Rogl
                                                                                                                                             Restart-Kampagnen mit Freiraum und Natur auf­             AN                             ANALYST, BERATER UND KOMMUNIKATOR FÜR
                                                                                                                                             laden. Aber alles hängt davon ab, ob es bis Mitte                                        TOURISTIK, TRANSPORT UND E-COMMERCE

                                                                               „Wir brauchen                                                 2021 einen Impfstoff geben wird. Falls ja, kehrt
                                                                                                                                             der Normalbetrieb wieder ein. Falls nein, wird die                                            „Nicht Corona bremst die Reiselust, sondern

     Unterwegs in Sachen                                                       Subventionen                                                  Gesellschaft einen gelasseneren Umgang mit
                                                                                                                                             Covid-19 erlernen müssen, da dies sonst wirt­
                                                                                                                                             ­
                                                                                                                                                                                                                                      Unsicherheit und Angst. Wir können sie weder
                                                                                                                                                                                                                                      vollständig auflösen noch ausblenden. Was zählt

                                                                               statt Kredite“
     Stadt- und Baukultur:                                                                                                                                                                                                            ist Flexibilität, Agilität, aber auch Professionalität
                                                                                                                                             schaftlich zu einem kompletten Zusammenbruch
     Stattreisen-Tourguide
                                                                                                                                             führen würde. Für diesen Fall erwarte ich ein                                            im Umgang mit den aktuell wichtigsten Heraus­
     Marco Alexander in der
                                                                                                                                             ­Comeback der jetzt am Boden liegenden MICE-                                             forderungen. Klar ist, dass die Erholungskurven
     City-Nord                                                                 London, Vancouver, Uruguay, Shanghai: Dr. Susanne
                                                                                                                                              Wirtschaft – mit adaptierten Formaten. Smarte                                           im Tourismus nicht einheitlich verlaufen. Der
                                                                               ­Faerber ist weit herumgekommen während ihres
                                                                                                                                              Besucherlenkung und Visitor Management wer­                            T KU             ländliche Raum ist für Urlaubsreisen bis auf Wei­
                                                                               Studiums. Promoviert hat sie über „Visitor Behaviour                                                                          RBER         N
                                                                               and Visitor Satisfaction in Visitor Attractions“, Besucher­
                                                                                                                                              den das städtische Leben und hier insbesondere           NO                     Z       teres gefragter als urbane Städteziele. Und die
                                                                                                                                              touristische Attraktionen stark beeinflussen.                                           Erholungphasen für Tagungen, Messen und Ge­
                                                                               verhalten im weitesten Sinne. Jetzt stellt der Ausbruch
                                                                                                                                              Die Stadt-Hotellerie steht vor einem massiven                                           schäftsreisen scheinen deutlich länger zu sein als
                                                                                des Corona-Virus auch sie und das familiengeführte                                                                                                    für Privatreisen und Tagesausflüge. Das maritim
                                                                                                                                              Umbruch – im mittleren Segment wird es eng,
                                                                                Panoptikum vor ungeahnte Herausforderungen.                                                                                                           geprägte Hamburg sollte bei solchen Anforderun­
                                                                                                                                             aber auch kleinere Häuser werden aufgeben. Um­
                                                                                „Nach den Lockerungen haben wir ein Ampelsystem ein­         nutzung und Transformation z. B. in Mikro-Apart­                                         gen einen natürlichen Kompetenzvorsprung ha­
                                                                                geführt, damit nicht zu viele Besucher auf einmal unsere     ments etc. werden die Folge sein. Auch Kultur und                                        ben. Und wir sollten clever genug sein, um uns auf
                                                                               Ausstellung besuchen.“ Allerdings läuft das ­Geschäft         MICE stehen vor massiven Veränderungen: Groß­                                            Stürme und Untiefen vorzubereiten: Die mut­
                                                                               noch sehr zaghaft an. „Unsere aktuelle Auslastung             formate werden aussortiert, kleinere (mit bis zu                                         maßlich länger anhaltende Schwäche in der
                                                                               liegt bei 15 Prozent. Es fehlt ein mittlerer sechsstelliger   200 Personen) werden bleiben. Wenn es groß sein                                          Geschäftsreise ist sicher eine sehr ernsthafte
                                                                                                                                                                                                                                      ­
                                                                               Betrag.“ Glück im Unglück: Die Faerbers stehen auf            muss, dann in Form hybrider Veranstaltungen.                                             Herausforderung.“
                                                                               eigenem Grund und Boden, haben keine laufenden                                                                                      K ROGL
                                                                                                                                             Ich mache mir um Hamburg – langfristig – keine                 DIR
                                                                                Kredite und bildeten über die Jahre Rücklagen.               großen Sorgen. Die nächsten zwei bis drei Jahre zu
                                                                                „Überbrückungskredite bringen uns nichts, wir brauchen       überstehen, das erfordert allerdings viel Kreativi­                                      Karsten Heinsohn
                                                                                nicht zurückzahlbare Subventionen.“ Die Wirtschafts­         tät und eine neue Form der Kollaboration aller                                           STELLV. GESCHÄFTSFÜHRER DWIF-CONSULTING GMBH
                                                                                wissenschaftlerin ist sicher: Kredite bedeuten für viele     städtischen Akteure. Neue Investitions- und Finan­
                                                                                nur verschleppte Insolvenzen.        panoptikum.de           zierungsmodelle müssen entwickelt werden. Die                                                 „Viele reden derzeit von der ,neuen Norma­
                                                                                                                                             Stadt-Gesellschaft wird für sich evaluieren, was                                         lität‘. Aber wird es sie wirklich geben und wenn
                                                                                                                                             zur Daseinsvorsorge zählt, zur städtischen Le­                                           ja, wie sieht sie aus? Wir alle wissen es schlicht
                                                                                                                                             bensqualität und was nicht. Und damit bekommt                                            noch nicht. Im Trend liegen die Destinationen an
     Auch die Werbekosten hochfahren                                                                                                         der Tourismus einen gestärkten Stellenwert.“                                             den Küsten, den Seen und in den Bergen. Das
                                                                                                                                                                                                                                      war auch vor Corona so. Ferienwohnungen und
     Björn Heiser, Inhaber Heiser Touristik und Events: „Wir haben
                                                                                                                                                                                                                   N HEINS            Camping boomen. Auch das war vor Corona so.
     nach dem Shutdown sofort mit dem Gesundheitsamt Kontakt
                                                                                                                                             Norbert Kunz                                                   ST E             OH       Hier wirken die Krise und die damit einher­
     aufgenommen und ein komplettes Hygiene- und Durchführungs-                                                                                                                                        AR
                                                                                                                                                                                                   K                                  gehenden Restriktionen eher als Beschleuniger.

                                                                                                                                                                                                                                  N
                                                                                                                                             GESCHÄFTSFÜHRER DEUTSCHER
     konzept entwickelt und vorgestellt. Kurz vor Himmelfahrt                                                                                                                                                                         Aber ob sich die Wünsche, die Sehnsüchte der
                                                                                                                                             TOURISMUSVERBAND
     durften wir unter Auflagen wieder starten. Dafür haben                                                                                                                                                                           Reisenden grundsätzlich ändern, das ist fraglich,
     wir die Werbeausgaben so hochgefahren wie noch nie – das                                                                                    „Hamburgs Gastgeber habe ich als Menschen                                            weshalb ich auch von einer starken Recovery im
     zahlt sich jetzt aus. Da wir einen großen Garten haben und                                                                              mit großer Leidenschaft kennengelernt. Ich glau­                                         Städtetourismus überzeugt bin. Städte, die stark
     aufgrund unserer Kinderveranstaltungen vieles besitzen,                                                                                 be, diese Punkte werden es sein, die Gäste auch                                          von Veranstaltungen im Leisure-Bereich geprägt
                                                                         „May the Queen
     was Spaß macht, konnten wir die Zeit mit unserem fünfjährigen                                                                           künftig nach Hamburg reisen lassen. Die am 8. Juli                                       sind, in denen das MICE-Segment eine tragende
                                                                           be with us“ –
     Sohn, den wir zu Hause betreuten, gut hinter uns bringen.               Dr. Susanne                                                     angelaufenen Überbrückungshilfen für kleine                                              Rolle spielt und internationale Gäste von großer
     Wir hoffen, dass alle weiterhin verantwortungsbewusst              Faerber mit ihrer                                                    und mittelständische Unternehmen, die Hamburg                                            Bedeutung sind, werden die Auswirkungen der
                                                                                                                                                                                                                                      ­
     mit dieser besonderen Lage umgehen.“         heisertouristik.com      Lieblingsfigur                                                    federführend mitkoordiniert hat, sind für die­                                           Corona-Pandemie länger spüren.“
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
12                                                                                                                                                                                                                                                                                             13

                                Hamburg neu
                                                                                                                                                                                 Digitale Rundgänge und Angebote in Coronazeiten
                                                                                                                                                                                 Ob Hamburgische Staatsoper oder Kunsthalle, der Tierpark
                                                                                                                                                                                 Hagenbeck, das Schmidt Theater oder Solo-Selbständige
                                                                                                                                                                                 wie Melanie Vetter von Hamburg-Führungen, die mit kleinen

                                 entdecken
                                                                                                                                                                                 Filmchen und Fotos via Facebook zu ihren Gästen Kontakt
                                                                                                                                                                                 behielt: Ohne das digitale Angebot der Hamburger Kultur-
                                                                                                                                                                                 und Freizeitschaffenden wäre der Shutdown um einiges
                                                                                                                                                                                 düsterer verlaufen. Mittlerweile sinken die Userzahlen, aber
                                                                                                                                                                                 das Thema ist nicht vom Tisch. Sobald die Corona-Fallzahlen
                                                                                                                                                                                 steigen, sind Schmidtflyx & Co. zumindest ein kleiner Trost.
       Gerritje Deterding von den Hamburg Guides e. V. über neue Ideen und Konzepte
         und warum individuellen Angeboten und Kleinstreisen die Zukunft gehört
                                                                                                                                                                                                                                                       „Auch kleinere
                                                                                                                                                                       „Erst mal wieder in den

     G
                   erritje Deterding ist eine                                                 ­einen Blick auf die Druckfahne des neuen                                                                                                               Aktionen helfen,
                   echte Selfmade-Frau. 1974
                   zog die Niederländerin
                                                                                                Flyers. „Online allein funktioniert die Wer­
                                                                                               bung nicht, die Leute müssen was in den
                                                                                                                                                                       Erzählmodus kommen!“                                                          z. B. wenn Firmen
                   nach Hamburg, absolvierte                                                   Händen halten.“ 10.000 der Prospekte                                    HH-Tourguide Holger Bublitz ist Forstwirt, Waldpädagoge, Naturführer,          eine Verlosungs­
                   1987 nach diversen beruf­                                                  bringt Gerritje Deterding unters Volk.                                   Baumkontrolleur – und Lachyogatrainer. Mit Letzterem beginnt er seine erste
     lichen Stationen in der Fotobranche eine                                                  „Natürlich helfen auch Berichte in der                                  Führung nach dem Shutdown durch den Wallringpark. Und nachdem man             aktion für Kunden
     Ausbildung zur mehrsprachigen Stadt­
     führerin und machte sich bereits ein
                                                                                                Mopo und im Hamburger Abendblatt.“
                                                                                                Durch Corona sind viele frühere Ideen
                                                                                                                                                                       endlich mal wieder herzlich gelacht hat, einfach so, am Stephansplatz, geht
                                                                                                                                                                       es auf eine spannende historische und botanische Reise quer durch die Wall­
                                                                                                                                                                                                                                                       und/oder Mit­
     Jahr danach selbstständig. „Ich wollte                                                   ins Wasser gefallen. „Wie stolz wir auf                                  anlagen bis zum Millerntorplatz. In gut zweieinhalb Stunden erfährt man die    arbeiter starten
     von Anfang an die ganze Palette anbieten,                                                die Kooperation mit dem Wallringpark                                     200-jährige Geschichte des Parks mit seinen diversen Spuren internationaler
     nicht nur Alster und Elbe vorwärts und                                                   zum 200-jährigen Jubiläum waren! Die                                     Gartenschauen, lernt unzählige Blattformen kennen, nicht zu vergessen die     und dann gemein­
     rückwärts, sondern auch die versteck­
     ten Ecken – Hamburg hatte schon immer
                                                                                              wenigstens wissen doch, dass unser
                                                                                               ­erster Tierpark lange vor Hagenbek mit­
                                                                                                                                                                       gefährliche Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs, beschreitet ver-
                                                                                                                                                                       schlungene Pfade, entdeckt exotische Trompeten- und Tulpenbäume, beein­
                                                                                                                                                                                                                                                        sam die Stadt
     viel zu bieten!“, erzählt die 68-Jährige.
                                                      Bestens vernetzt in Hamburg und
                                                         der Welt: Gerritje Deterding
                                                                                                ten in der Stadt lag. Alfred Brehm war                                 druckende Mahnmale und Skulpturen. „Ich musste mich erst mal wieder               erkunden“
     Als Gründerin und Vorstand von Ham­             beim Gespräch im Hotel „Reichshof“       von 1863 bis 1866 Direktor des Zoolo­                                    warm sabbeln“, entschuldigt sich Holger Bublitz zum Schluss. Was man ihm
                                                                                                                                                                                                                                                      Katharina Fest, Die Roten Doppeldecker
     burg Guides e.V., dem Berufsverband der                                                    gischen Gartens, hat sein ,Illustriertes                               gar nicht angemerkt hat. Alle, die mitgelaufen sind, werden diesen Teil von
     Hamburger Gästeführer, kennt sie seit                                                      Thierleben‘ hier geschrieben. Ich hätte                                Planten un Blomen für immer mit anderen Augen sehen. Danke, Holger!
     vielen Jahren die Ups und Downs ihrer                                                      unserem ,Waldschrat‘ Holger Bublitz viel
     Branche: „Das ist schon auch immer ein                                                     mehr Touren gewünscht!“ (s. r.)
     Konkurrenzkampf unter den vielen Gast­
                                                    »Jetzt gilt es, den                         Die ausgebildete Fotografin hat nicht nur
     gebern – die Menschen sind eben sehr            Hamburgern zu                              ihre eigenen Leute im Fokus. „Wir sind
                                                                                                                                                           Abstand? Kein Ding! Der Wallring-
     verschieden.“ Aber gerade jetzt findet                                                   alle vernetzt und versuchen, uns gegen­
     sie Solidarität mit all den Solo-Selbst­       zeigen, wie sie die                         seitig zu unterstützen. Und wenn ich höre,
                                                                                                                                                           park bietet Platz, ist voller Botanik
                                                                                                                                                           und Stadtgeschichte und eine von
     ständigen, die plötzlich von 100 auf null      eigene Stadt ganz                         was gerade auf dem Feuerschiff und der                       55 Touren der Hamburg Guides
     fielen, unerlässlich: „Durch die Förder­                                                 Cap San Diego los ist, kann ich nur sagen:
     beiträge unseres Vereins waren wir              anders erleben«                          Die brauchen Unterstützung!“ So dürfe
     in der Lage, finanzielle Unterstützung                                                   man die 27-jährige Ann-Kathrin Corneli­
                                                  Gerritje Deterding, Hamburg Guides e. V.
     zu leisten. Jetzt kommt es darauf an,                                                    us, seit Ende Februar Geschäftsführerin
     mit neuen Konzepten durchzustarten!“                                                       auf der Cap San Diego, nicht alleinlas­
     Mit der Aktion, Touren für Hambur­                                                       sen: „Ich kann nur an die Stadt plädieren:
     gerinnen und Hamburger zu kreieren,                                                     ­Vergesst nicht unsere Hafenperlen!“
     motivierte Gerritje Deterding ihre Stadt­                                                  Dass Gerritje Deterding mit ihren Ideen
     führerinnen und -führer, wieder durch­                                                     richtig liegt, zeigt das Feedback von
     zustarten. „Leute, es geht los, denkt Euch                                               Hamburg Tourismus und diverser Reise­
     was aus!“ lautete die Parole.                                                              ver­anstalter: „Die Reaktion: ,Das ist
                                                                                                                                               Catrin-Anja Eichinger

     Die Ideen der vielen engagierten Tour­                                                   genau das, was wir jetzt brauchen!‘“, so
     guides können sich sehen lassen: 55                                                      die ­gebürtige Holländerin.
     Rundgänge und Fahrten von Hamburgern                                                     Individualreisen, die Möglichkeit, Touris­
     für Hamburger sind jetzt im Angebot. Ob                                                  ten in kleinen Gruppen vom Hotel abzu­
     mit dem Rad, per Bus oder zu Fuß, über                                                   holen und ihnen Hamburg jenseits aus­
     den Kiez oder in die Natur, ob nach Farm­                                                getretener Pfade zu zeigen – darauf käme
     sen in die Germanensiedlung oder ins                                                       es an. „Es wird kleinteiliger, spezieller
                                                       Holger Bublitz ist einer von über
     historische Barmbek-Süd. Wer da nichts        80 HH-Tourguides, Botanik sein Spezial­      und hochwertiger“, ist sich die tatkräftige
                                                                                                                                               FOTOS

     findet, ist selber schuld. Während des       gebiet: „Ob Reeperbahn oder Wallringpark      Unternehmerin sicher.
     Gesprächs wirft Gerritje schnell noch           – Hamburg ist ein Dschungel!“ (s. r.)           hamburgguides.de
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               15

                                                                                                                                                                                    „Kontakt
                                                                                                                                                                                  halten ist das
                                                                                           MICE-Business mit OnlinePartyBox
                                                                                          Von Webinar bis Digital-Veranstaltung:
                                                                                         Eventspezialistin Nadja Kahn bietet auch
                                                                                           virtuell alles aus einer Hand, was das
                                                                                         MICE-Business braucht. Der jüngste Clou
                                                                                        kommt allerdings ganz haptisch daher: Eine
                                                                                        OnlinePartyBox, die man zu dem jeweiligen
                                                                                          Online-Meeting für alle Teilnehmenden
                                                                                                                                                                                   Wichtigste“
                                                                                         dazubestellen kann. Mit Kaltgetränk und                                                          Annette Bätjer über die
                                                                                       Snacks vorm Rechner konferieren? Gute Idee!
                                                                                                         kahnevents.de                                                            „Neu­eröffnung“ des „Mövenpick Hotel“

                                                                                                                                                                                  B
                                                                                                                                                                                             erliner ITB abgesagt, Internor­        schanze dann wieder.
                                                                                                                                                                                             ga abgesagt, Hafengeburtstag           „Das war wie eine Neu­
                                                                                                                                                                                             abgesagt – „Und dennoch ha­            eröffnung, schließlich fin­
                                                                                                                                                                                             ben wir anfangs nicht wirklich         gen wir nach dreieinhalb Mo­
                                                                                                                                                                                  realisiert, was da im März passiert ist”,         naten ganz von vorne an.“                                  Unermüdliche Kommunikatorin:
                                                                                                                                                                                  erzählt Annette Bätjer. „Die letzten Gäste        Es sei ein schönes Gefühl, wieder                          Hotelchefin Annettte Bätjer vom
                                                                                                                                                                                                                                                                                               „Mövenpick“ in der Sternschanze
                                                              Geht es aktueller?
                                                                                                                                                                                  waren ausgerechnet fünf Anwälte, die              Gastgeberin sein zu dürfen, so die
                                                          Isabella Vertés-Schütter                                                                                                                                                  60-Jährige, die die Feier ihres eigenen
                                                           eröffnet die Saison des                                                                                                                                                  runden Geburtstages ins nächste Jahr        Unter der Woche sei die Auslastung
                                                          Ernst Deutsch Theaters                                                                                                                                                    verschoben hat. „Besonders wichtig war      mäßig, da Geschäftsleute aktuell kaum
                                                          am 20. August mit „Tyll“.
                                                           Die Dramatisierung des
                                                                                                                                                                                  »Unser Frühstücksbuffet                           mir die ganze Zeit über, Kontakt zu den     unterwegs seien. „Aber am Wochenende
                                                                                                                                                                                                                                    Mitarbeitern zu halten. Ich habe von al­    sieht es schon wieder ganz gut aus, die
                                                             Romans von Daniel
                                                          Kehlmann spielt zur Zeit
                                                                                                                                                                                    könnten wir gewähr­                             len, die das wollen, die E-Mail-Adresse     Touristen kommen zurück!“, freut sich
                                                             des Dreißigjährigen                                                                                                   leisten – in Schleswig-                          und sie so wöchentlich informiert, was
                                                                                                                                                                                                                                    sich bei uns tut. Außerdem habe ich die
                                                                                                                                                                                                                                                                                die Hotelchefin. Nur die Sache mit dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                Verbot des Frühstücksbuffets findet
                                                          Krieges, als in Europa die
                                                                 Pest wütete                                                                                                      Holstein geht das auch«                           Abteilungsleiter verpflichtet, mindestens   sie nicht mehr nachvollziehbar. „Unser
                                                                                                                                                                                                                                    einmal die Woche jeden anzurufen.“          Mövenpick ist beliebt und bekannt für
                                                                                                                                                                                        Annette Bätjer, „Mövenpick Hotel“
                                                                                                                                                                                                                                    Jetzt freut sich Annette Bätjer, dass die   sein reichhaltiges Frühstücksbuffet, und
                                                                                          „Ob Musical,                                                                            bei uns über Corona debattierten. Nach
                                                                                                                                                                                                                                    Azubis gut gelaunt als Putzkolonne
                                                                                                                                                                                                                                    durchs Haus fegen und auch mit Des­
                                                                                                                                                                                                                                                                                wir können prima dafür sorgen, dass al­
                                                                                                                                                                                                                                                                                les nach hygienischen Standards abläuft.
                                                                                          Hotels, Stadt­                                                                          deren Abreise war dann auch für uns               infektionsspray und Lappen unterwegs        In Nordrhein-Westfalen und gleich um
                                                                                                                                                                                  Schluss.“ Im Juni eröffnete Annette Bät­          sind. „Für alle sichtbar, damit sich die    die Ecke in Schleswig-Holstein klappt
                                                                                           rundfahrt,                                                                             jer das „Hotel Mövenpick“ in der Stern­           Gäste sicher fühlen“, so Bätjer.            das doch auch!“

     „Theater ist gerade in diesen Zeiten                                                Barkassentour,
     ein wichtiger Spiegel der Gesellschaft“
     „Am Donnerstag vor der Bekanntgabe des Shutdowns feierten wir noch
                                                                                           Elphi oder                                                                                                                                                                                   Hartmut Carl (r.) beteiligte sich
                                                                                                                                                                                                                                                                                        auch an der „Night of Light“, dem
     die Premiere von ,Leonce und Lena‘, am Freitag musste ich die Ein­stellung           Gastronomie:                                                                                         Neue Technik für echte Begegnungen                                                       flammenden Appell zur Rettung
     des Spielbetriebs verkünden“, erzählt Isabella Vértes-Schütter, Inten­                                                                                                                                                                                                             der Veranstaltungs-Wirtschaft
     dantin des Ernst Deutsch Theaters. „Wir sind dann sofort tätig geworden:            Der Hamburger                                                                                  „Digitale Peoplecounter, die den Füllstand von

                                                                                                                                              Catrin-Anja Eichinger, Carl Group
     Kurzarbeit, Vereinbarungen mit dem Betriebsrat inklusive Aufstockung
     des Kurzarbeitergeldes auf 100 Prozent etc., es ging von einer
                                                                                           Tourismus                                                                               Eventräumlichkeiten tracken, Feverscan-Kameras,
     Telefonkonferenz in die nächste. Und als kulturpolitische Sprecherin der
     SPD hatte ich natürlich auch alle Hände voll zu tun.“ Von den diversen
                                                                                        funktioniert nur,                                                                                die Gäste mit erhöhter Temperatur erkennen,
     Streamingformaten des EDT habe sie vor allem Thomas Manns                            wenn wir alle                                                                              Intelli-Tags, die identifizieren, welche Gäste sich
     „Zauberberg“, gelesen von Sven Walser, wie eine Melodie durch die
                                                                                        an einem Strang                                                                                      auf einem Event zu nahe gekommen sind:
     Zeit getragen. „Das war ein kleine eingeschworene Gemeinde, die da
                                                                                                                                                                                    Wir ­bieten Ansätze, Veranstaltungen auch unter
     täglich online zusammenkam“, erzählt die Intendantin. „Jetzt bereiten wir
     uns mit allen neuen Regelungen auf den Spielbetrieb vor, rufen unsere
                                                                                            ziehen. “
     Abonnentinnen und Abonnenten an, um den neuen Corona-Saalplan zu                     Hubert Neubacher, Inhaber und Geschäftsführer
                                                                                                                                                                                      ­Corona- Bedingungen durchzuführen. Denn wir
     besprechen – denn jede zweite Reihe ist jetzt ausgebaut.“ Theater sei              von Barkassen-Meyer, feierte 2019 das 100-jährige                                                     sind der festen Überzeugung, dass es im
     besonders in diesen Zeiten ein wichtiger Spiegel der Gesellschaft, findet         Bestehen seines Unternehmens. Der gebürtige Öster­
                                                                                                                                                                                       Berufsleben auf echte Begegnungen ankommt.
                                                                                                                                              FOTOS

                                                                                        reicher gilt als unermüdlicher Netzwerker der Stadt
     Isabella ­Vértes-Schütter: „Ich bin zuversichtlich! Auch weil Hamburgs
     Kulturschaffende so unglaublich gut zusammenhalten.“                                                                                                                                           Hartmut Carl, Geschäftsführer Carl Konferenz- & Eventtechnik GmbH & Co.
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
16                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             17
               Das Deutsche

                                                                                                                                                                                                                                        »
               Hafenmuseum
              wird auch globale
                 Pandemien
                                                                                            Resilienz, was war das doch gleich?
               thematisieren                                                       „Resilienz (lat. resilire = zurückspringen‚ abprallen) ist
                                                                                     die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch                                                                                                               Nächstenliebe
                                                                                      Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte
                                                                                   Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen“ –
                                                                                                                                                                                                                                                „Der Michel war auch in der Zeit des
                                                                                      soweit Wikipedia. Unser Buchtipp: „Resilienz –                                                                                                      Lockdowns an jedem Tag verlässlich geöffnet.
                                                                                   Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft“ von
                                                                                   Wissenschaftsautorin Christina Berndt, dtv, 9,90 Euro                                                                                                   Seelsorge für viele Menschen fand
                                                                                                                                                                                                                                            per Telefon, Mails und Chats, durch Briefe,
                                                                                                                                                                                                                                             den Versand von Predigten und
                                                                            auf dem jeweiligen Forschungsstand basierend und unter Ab-
                                                                            wägung des Umfangs der Einschränkungen. Im Kulturbereich,                                                                                                        digitale Gottesdienst­angebote statt.
                                                                            insbesondere in den Museen, wurde durch die Schließung ein                                                                                                      Nächstenliebe ist für uns als Kirche in
                                                                            Innovationsschub eingeleitet, der sehr viele personelle Res-
                                                                            sourcen in die Digitalisierung gegeben hat. Dies betrifft sowohl                                                                                               der Corona-Zeit noch wichtiger als sonst,
                                                                            die Kommunikation musealer Inhalte nach außen wie auch die
                                                                            internen Arbeitsprozesse. Der Neustart ist für uns etwas
                                                                            ­
                                                                                                                                                                                                                                          um Menschen in der Isolation zu zeigen:
                                                                            ein­facher gewesen, da wir über großzügige Räumlichkeiten                                                                                                    Du bist nicht allein.“
                                                                            ­verfügen und die Besucher*innen über den Tag verteilt kommen.
                                                                                                                                                                                                                                   Alexander Röder, Hauptpastor St. Michaeliskirche
                                                                             Die Besucher*innen kommen langsam wieder, es gab nicht
                                                                             gleich einen Ansturm, sondern ein vorsichtiges Sich-Wieder-An-
                                                                             nähern. Die digitale Kommunikation bleibt ein Schwerpunkt un-
                                                                             serer Arbeit. Sehr schade ist, dass die Diskurse und der direkte

     „Resilienz
                                                                             Austausch derzeit kaum stattfinden können. Kindergeburtstage,
                                                                             Führungen, Veranstaltungen, partizipative Projekte: Alles ist

                                                                                                                                                 Catrin-Anja Eichinger, HHT
                                                                             nur eingeschränkt möglich.

     ist wichtig“
                                                                             Aus der Corona-Pandemie habe ich gelernt, wie wichtig das
                                                                             Deutsche Hafenmuseum sein kann. Ein Ort, an dem Globalisie-
                                                                             rung in allen Facetten diskutiert und dargestellt wird, kann Fra-
                                                                             gen zu weltweiten Phänomenen, das meint auch Krankheiten,
     Ursula Richenberger, Projektleiterin
     Deutsches Hafenmuseum
                                                                             stellen, ein Ort, der die Abwägung zwischen persönlicher
                                                                             Freiheit, sozialer Gerechtigkeit und staatlichen Regulierungen                                            „Es geht um die Identität
                                                                                                                                                                                            unserer Stadt“
                                                                             zum Thema haben wird. Es ist für mich Ansporn, dieses

     D
                                                                             Museum zu einem offenen Raum mit hoher Relevanz zu machen.
                en Shutdown habe ich ähnlich einschneidend erlebt            Insbesondere zählt die Fähigkeit zu Resilienz, die darüber ent-

                                                                                                                                                 FOTOS
                wie den 11. September 2001. Die Welt ist eine andere         scheiden wird, wie wir unser Leben auch in Zukunft sinnvoll                                             HHT-Geschäftsführer Michael Otremba
                geworden, alle Menschen sind davon betroffen. Un-            gestalten können.“
                ser Leben wird sich in eine neue Richtung bewegen,
                                                                                                                                                                                über Perspektiven, Persönlichkeiten und Potenziale
     eine Rückkehr zum ,Davor‘ ist für mich nicht realistisch. Die
     Lockerungen sind in Hamburg behutsam und aus meiner Sicht                                                                                                                      Was gibt Ihnen persönlich Zuversicht?   absolut bewusst, dass die kommenden
     in einer Dynamik angeordnet worden, die sehr angemessen war –                                                                                                            Im Wesentlichen bestärken mich zwei           Monate schwierig werden, die Nachfrage
                                                                                                                                                                              Dinge: An erster Stelle die Tourismus­        wird maßgeblich auch vom Infektions­
                                                                                                                                                                              familie, ob nun Gästeführer, Theater­         geschehen abhängen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Michael Otremba leitet die
                                                                                                                                                                              betreiber oder Hotelinhaberin. Mich be-            Wie setzen Sie diese Zuversicht im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Geschäfte der HHT seit 2016
         Gesundheit und Sicherheit für alle                                                                                                                                   rührt das sehr, mit welcher Kraft,
                                                                                                                                                                              Entschlossenheit und Ruhe die Hambur-
                                                                                                                                                                                                                            Arbeitsalltag um?
                                                                                                                                                                                                                            Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, Ruhe
          „Die letzten Wochen und Monate waren herausfordernd, keine Frage. Umso mehr freut es                                                                                ger Gastgeber der aktuellen Situation         zu bewahren, klare Entscheidungen zu               gestartet, die wir jetzt Schritt für Schritt
         uns nun, dass nach und nach wieder Kreuzfahrten ab Hamburg starten. Aber auch während                                                                                ­begegnen.                                    treffen, sich auf das Wesentliche zu fo-           mit Leben füllen. Wir wollen möglichst
      der Betriebspause der Kreuzfahrtschiffe hatten wir zu tun. Mein Team hat die Schiffe, die die                                                                            Zweitens glaube ich an die Anziehungs-       kussieren und viel zu kommunizieren.               viele Partner einbinden, Kräfte bündeln
        Ruhezeit in unserem Hafen verbracht haben, betreut. Außerdem wurde unsere Parkfläche in                                                                                kraft Hamburgs – mehr denn je. Auch –        Wir haben in den letzten Wochen neue               und gemeinsam mehr Durchschlagskraft
         Steinwerder zur Bühne: Mit dem Cruise Inn eröffnete Anfang Juni das erste Autokino Ham-                                                                               und vor allen Dingen – weil Hamburg          Vertriebsprodukte wie die Hamburg Card             entwickeln. Dabei geht um mehr als nur
        burgs, das gleichzeitig auch Autokonzert-Location ist. Der Kultur in dieser Zeit Raum geben                                                                            groß­artige Unternehmerpersönlichkeiten      local auf den Weg gebracht, kreative               um eine schnelle Kommunikation, es geht
           zu können, ist ein gutes Gefühl. Und dann führten wir relativ schnell Gespräche mit allen                                                                           und Gastgeber hat. Und die anziehende        PR-Aktionen gestartet und in kürzester             auch um die Identität unserer Stadt. Um
      Beteiligten, um den Neustart vorzubereiten. Gemeinsam haben wir Leitsätze für ein Hygiene-                                                                               Nachfrage bei Veranstaltern, die zuneh-      Zeit eine neue Dachkampagne entwickelt.            das, was uns auszeichnet. Wir wollen
       konzept entwickelt. Alle Kreuzfahrtschiffe, die den Hamburger Hafen ansteuern, müssen die                                                                               menden Flugverbindungen und die stei-             Was steckt hinter der Idee von                ­diese Identität und Vielfalt der Branche
       dort definierten Maßnahmen erfüllen. Für uns steht die Gesundheit und Sicherheit der Gäste                                                                              genden Suchanfragen im Netz oder z. B.       „Weil wir Hamburg sind?“                            erhalten, indem wir alles daransetzen,
                  an vorderster Stelle – genauso wie die unserer Mitarbeiter und der Schiffscrews.“                                                                            bei booking.com nach Hamburg stimmen         Mit „Weil wir Hamburg sind“ haben wir               wieder mehr Gäste für Hamburg zu
                                       Simone Maraschi, Managing Director Cruise Gate Hamburg GmbH                                                                             mich zuversichtlich. Gleichzeitig ist mir    eine langfristig angelegte Dachkampagne             begeistern.
Gastliebe Zuversicht Tourismus Report Hamburg* - Tourismusverband Hamburg
18                                                                                           Gastliebe-Podcast                                                               19

                                    PRODUKTION & MODERATION            Ulrike Fischer
                                    FOTOS    Catrin-Anja Eichinger

                                                                 Stürmische
                                                                   Zeiten
                                        Im Podcast von Gastliebe treffen zwei aufeinander, die sich intensiv mit dem
                                         Neustart für den Hamburger Tourismus beschäftigen: Christina Block von
                                          der Block Group und Wolfgang Raike, neuer Vorstandsvorsitzender des
                                         Hamburger Tourismusverbands. Ein Gespräch von Shutdown bis Zuversicht

                                    N
                                                    ein, diesmal bitte kein Blind Date mit verbun-       lich E-Mails mit allen wichtigen Infos rausgeschickt. Und wir
                                                    denen Augen und Überraschungseffekt! Denn            haben natürlich geholfen, wo wir konnten! Das betrifft auch
                                                    in Corona-Zeiten sind der Überraschungen             Briefe an die Politik und Anrufe bei der Wirtschaftsbehörde,
                                                    genug, außerdem wäre es fahrlässig, zwei             weil bei den Lockerungen manche Gruppen schlicht vergessen
                                                    Menschen allein mit verbunden Augen eine             worden sind – nicht aus böser Absicht, sondern weil das ja für
                                    Barkasse besteigen zu lassen. Denn auch bei unserer Pod-             alle neu und ungeübt war.
                                    cast-Aufzeichnung gilt das Social Distancing: Anfassen? Lieber
                                    nicht! Auch Getränke dürfen wir auf der schicken „Gerda 2“ von                      ARBEITEN IM KRISENMODUS
          Statt Blind Date mit
                                    Barkassen-Meyer nicht reichen. Wolfgang Raike und Christina
        verbundenen Augen, ein
                                    Block nehmen das gelassen, es gibt Wichtigeres – zum Beispiel              CB: Ich hatte diverse Sitzungen mit unserer eigene Gruppe
        Treffen mit Mundnasen-
       schutz und gebührendem       die aktuelle Situation des Tourismus in Hamburg.                     bei uns im Elysée im großen Saal, wo ja sonst die Menschen
       Abstand: Wolfgang Raike                                                                           eng an eng ausgelassen miteinander feiern. Das ist schon be-
      und Christina Block wollen           WIE HABEN SIE DEN SHUTDOWN ERLEBT?                            fremdlich mit der Distanz und lediglich Ellenbogengrüßen. Ich
      den Hamburger Tourismus                                                                            freue mich über jede Präsenzveranstaltung, weil es so wichtig
     mit vereinten Kräften wieder        Christina Block (CB): Der Betrieb wurde uns ja von heute        ist, sich in echt zu begegnen. Natürlich waren wir auch virtu-
           nach vorn bringen
                                    auf Morgen eingestellt, wobei wir das in den Blockhäusern            ell gut aufgestellt. Was wir jetzt mit den ersten Lockerungen
                                    von Bundesland zu Bundesland ganz unterschiedlich erlebt             brauchen, sind aber auch Businessmeetings, Veranstaltungen
                                    haben. Als letztes schlossen wir das Blockhouse in Berlin und        und private Feiern. Und man darf nicht vergessen, dass
                                    dann das Grand Elysée Hotel hier in Hamburg. Da war dann             wir nicht von jetzt auf gleich die Hotels wieder vollkriegen.
                                    schon so etwas wie Schockstarre, fast mehr in der Familie als        Werbemaßnahmen müssen geplant werden, damit die Leute
                                    bei den Geschäftsführern. Denn die sind ja für Krisenfälle           auch wissen, dass sie wieder nach Hamburg kommen können.
                                    geschult. Sie haben allesamt unglaublich schnell und profes-               WR: Mag es die Menschen aktuell auch eher an die Strän-
                                    sionell reagiert: Mitarbeitergespräche führen, Kredite bean-         de als in die Stadt ziehen: Unsere Aufgabe ist es, die Marke
                                    tragen und auch mit den übrig gebliebenen Waren musste ja            Hamburg, diese Stadt mit den vielen Möglichkeiten nach
                                    etwas passieren. Die haben die Kollegen teilweise an unsere          draußen zu vermarkten ...
                                    treuen Stammgäste verschenkt.                                              CB: ... Die frische Luft, die Vielfalt, die Nähe zur Küste!
                                         Wolfgang Raike (WR): Ich kam aus dem Skiurlaub zurück,          Das sind doch alles gute Argumente, auch für einen Zwischen-
                                    habe mich erst mal zwei Wochen in Quarantäne begeben. Und            stopp in Hamburg. Wenn man aktuell sieht, was an der Nord-
                                    ich war fassungslos, dass einige unserer Hotels wirklich kom-        und Ostsee los ist: Da kann man sich doch prima zwei Tage
                                    plett geschlossen hatten. Erst nach und nach begreift man die        Hamburg als Auszeit gönnen und sich durchpusten lassen auf
                                    Auswirkungen und dass die Pandemie wirklich alle betrifft.           der Elbe, zum Beispiel bei einer Barkassenfahrt!
                                    Barkassen, Gästeführer, Kulturbetriebe – und es ist ja für viele
                                    bis heute existenzbedrohend. Es wird die wichtigste Aufga-                       HAMBURG UND DIE LOCKERUNGEN
                                    be für die Stadt und unsere Unternehmen sein, diese Vielfalt
                                    zu erhalten. Unsere Geschäftsführerin Susanne Brennecke                    CB: Ich persönlich finde, dass Hamburg etwas zu zöger-
                                    war im Dauereinsatz, hat unermüdlich telefoniert und täg-            lich vorgegangen ist, aber das werden andere auch anders se-
20                                                                                                                                                                                                                                                           Gastliebe-Podcast                                                             21

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Christina Block ist Botschafterin und Ge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  sellschafterin der Block Group. Bevor sie in
                                                                                                                                                                                                                                                                                  das Unternehmen der Familie einstieg, sam-
          So funktioniert der
                                                                                                                                                                                                                                                                                  melte sie Hotellerie-Erfahrung in Atlanta
           Gastliebe-Podcast
                                                                                                                                                                                                                                                                                  und Peking, studierte in New York und
     Beim Barkassen-Date treffen
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Edinburgh und führte zehn Jahre lang ihre
        jeweils zwei Hamburger
                                                                                                                                                                                                                                                                                  italienischen Bistros „Prima Pane“. Die
     Persönlichkeiten aufeinander,
                                                                                                                                                                                                                                                                                  alleinerziehende Mutter hat drei Töchter
      die über Hamburg und das
                                                                                                                                                                                                                                                                                  und einen Sohn.
        Thema Gastfreundschaft
       reden. Gedruckt erscheint
       ein Auszug, die komplette
                                                                                                                                                                                                                                         Der Hafen hat es
     Live-Aufnahme finden Sie als
                                                                                                                                                                                                                                         Wolfgang Raike und
      Podcast unter dem Namen                                                                                                                                                                                                            Christina Block
         „Gastliebe“ bei iTunes,                                                                                                                                                                                                         gleichermaßen angetan.
        Spotify und Soundcloud.                                                                                                                                                                                                          Sie steckt die Zehen gern
                                                                                                                                                                                                                                         am Elbstrand in den Fluss,
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wolfgang Raike ist geschäftsführender
                                                                                                                                                                                                                                         Raike spaziert stunden-
                                                                                                                                                                                                                                         lang mit seiner Frau
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gesellschafter der Agentur Raikeschwert-
     hen. Auch für die Schulen hätte ich mir schneller brauchbare               VOM WERT DES TOURISMUS FÜR DIE STADT                                                                                                                                                              ner, die vor allem Kampagnen und Kon-
                                                                                                                                                                                                                                         auf der Südseite, sogar
     Konzepte gewünscht. Und ich bin eher der Auffassung, dass                                                                                                                                                                                                                    zepte für die Tourismusbranche erarbeitet.
                                                                                                                                                                                                                                         bis nach Winsen
     man den Unternehmen, auch den Bürger mehr Selbstverant-                   CB: Wir sind ein großer Arbeitgeber, der von der Vielfalt                                                                                                                                          Zuletzt war er stellvertretender Vorsitzen-
     wortung geben sollte.                                               lebt, und eben diese Vielfalt macht unsere Städte lebenswert.                                                                                                                                            der des TVH mit seinen etwa 1.100 Mit­
           WR: Ich muss aber auch sagen, das vieles richtig gut          Ob die kleine Eisdiele oder das große Hotel, der Tourguide                                                                                                                                               gliedern. Im April dieses Jahres folgte er auf
      gelaufen ist. Die Unterstützung, die Zahlungen an die              oder die Kultur. Auch dass von uns Unternehmern große                                                                                                                                                    Norbert Aust. Raike ist verheiratet und hat
      Unternehmen – ich habe unsere Politik als sehr kooperativ          Investitionen getätigt werden, zum Beispiel der Bau neuer                                                                                                                                                drei erwachsene Kinder.
      empfunden. Der Fokus auf den Tourismus ist jetzt viel stärker      Fleischereien, an denen auch wieder Jobs hängen, auch vom
      geworden, die wirtschaftliche Bedeutung wird wahrge­               Handwerk und anderen Branchen, wird leider nicht gesehen.
      nommen, das war vor Corona nicht so. Es wird endlich sicht-              WR: Wir sind wesentlich kleinteiliger als die Autoindus­
      bar, wie viele Arbeitsplätze an unserer Branche hängen, wie        trie, haben nicht das eine große Produkt, aber in der Summe
      wichtig Tourismus für Hamburg ist.                                 genauso viel zu bieten. Und wir haben einen großen Plus-                                                                                   KRISE ALS CHANCE?                                  beschleunigt. Das Onlineshopping wuchs ohnehin, jetzt geht es
           CB: Da muss ich glatt mal reingrätschen! Das mag für          punkt: Unsere Arbeitsplätze sind nicht exportierbar. Ein                                                                                                                                      alles schneller, weil die Leute auch nicht zwingend Lust haben,
     Hamburg in großen Teilen gelten, aber bundesweit wird unser         Bosch oder Porsche kann Fabriken auch in Mexiko oder Asien                                                                    CB: Woraus wir Kraft schöpfen, ist auch, dass wir das           mit Maske eine Shoppingtour zu machen. Wir müssen daraus
     ,kleiner‘ Verein noch viel zu wenig gesehen. Die Autolobby,         bauen, das geht mit dem Tourismus nicht. Wir sind und wir                                                              Thema Fachkräftemangel, das uns die letzten Jahre sehr                 lernen und unser geballtes Know-how gemeinsam einsetzen.
     die Fußballindustrie – es gibt so viele Lobbys, die ungleich        bleiben in Hamburg ein wichtiges Rückgrat der Hamburger                                                                beschäftigt hat, so erst mal abhaken können. Es werden wieder          Und damit meine ich alle: Barkassenbetreiber und Hoteliers,
     ­stärker vertreten sind als wir und schneller Gehör finden in       und der deutschen Wirtschaft.                                                                                          mehr qualifizierte Führungs- und Fachkräfte zur Verfügung              Gastronomen und die Kreuzschifffahrt. Wichtig ist jetzt,
      Berlin. Da fallen wir meist familiengeprägten Unternehmer                                                                                                                                 stehen. Das ist zwar keine schöne Konsequenz, gibt uns Unter-          dass wir gemeinsam eine Vision entwickeln, wie wir Hamburg
      des Tourismus noch zu oft unter den Tisch.                                               LIEBLINGSORTE                                                                                    nehmern aber bessere Möglichkeiten, uns gut aufzustellen. Und          touristisch aufstellen und das dann auch in die Welt tragen ...
                                                                                                                                                                                                vielleicht kriegen wir auch ein noch besseres Miteinander hin,              CB: ... nach München, Schweden überall dahin, wo der erd-
                                                                              CB: Wo hat man das schon, mitten in der Stadt zu sein und                                                         weil wir alle wieder mehr zu schätzen wissen, was wir haben.           gebundene Tourismus, also das Reisen mit Bahn und Auto statt-
                                                                         doch die Zehen am Strand in die Elbe zu stecken, Radtouren                                                                   WR: Mich stimmt optimistisch, dass jetzt auch die                findet. Als einzelnes Hotel ist es für manche schlicht nicht mög-
                                                  Die Rundfahrt ging
                                                  auch vorbei an der
                                                                         entlang der Elbe bis Moorfleet zu machen – wunderbar. Ich                                                              Hamburgerinnen und Hamburger wieder mehr sehen, was ihnen              lich das zu stemmen, da braucht es die Unterstützung der Stadt!

                                                                                                                                           Mit freundlicher Unterstützung von Barkassen-Meyer
                                                  Elbphilharmonie, die   weiß nicht wie es dir geht, Wolfgang, aber ich als Hamburgerin                                                         derTourismus bringt.Eine belebte Innenstadt,die gastronomische
                                                  am 1. September        entdecke auch heute noch wunderschöne Orte, die ich vorher                                                             Vielfalt und die enge Taktung des Nahverkehrs wäre ohne                              WORAUF KOMMT ES JETZT AN?
                                                  den Spielbetrieb       nicht kannte.                                                                                                          Tagesgäste so nicht möglich ...
                                                  mit einem Drittel           WR: Ich bin zwar gebürtige Ost-Westfale, aber auch schon                                                                CB: ...Overtourism, den wir ohnehin nie hatten, ist jetzt             CB: Das Vertrauen der Menschen ist ganz wichtig. Dass man
                                                  der Plätze wieder
                                                                         35 Jahre hier. Meine Frau und ich sind in der letzten Zeit viel                                                        kein Thema mehr!                                                       sich wieder traut, rauszugehen. Auch wenn die Zahlen wieder
                                                  aufnehmen will.
                                                                         spazieren gegangen. Quer durch den Hafen Richtung Bergedorf                                                                                                                                   steigen: Die Regierung muss ein Konzept vorlegen, wie wir alle
                                                  Die Konzerte dauern
                                                  nur rund eine Stunde
                                                                         beispielsweise oder auf der anderen Seite bis runter nach                                                                      DIGITALISIERUNG UND BESCHLEUNIGUNG                             auch mit Corona gut leben können. Einen weiteren Shutdown
                                                  ohne Pause, werden     Winsen-Luhe, das sind fast richtige Wanderungen. Wir laufen                                                                                                                                   verkraften wir wirtschaftlich nicht.
                                                  dafür aber häufig      lieber, als mit dem Fahrrad zu fahren, weil man sich dabei so                                                               CB: Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich an die               WR: Und deshalb steht für mich gemeinschaftliches
                                                                                                                                           und Tonlabor OHG

                                                  zwei Mal hinter­       gut unterhalten kann.                                                                                                  ganzen Zoom-Konferenzen gewöhnt hat. Ich konnte das auch               Handeln aller Beteiligten an erster Stelle. Denn nur gemeinsam
                                                  einander gespielt            CB: Ich war neulich Tretbootfahren mit den Kindern.                                                              zu Hause mit meinen Kinder erleben. Meine eine Tochter hatte           können wir es schaffen!
                                                                         Richtung Ohlsdorf und Wellingsbüttel. Diese Stadt hat so viel                                                          Ballettunterricht online, die Lehrerin im Saal, die Kinder mit
                                                                         Wasser, so viel Grün. (Christina Block zeigt an den Hafenrand)                                                         Tutu im Wohnzimmer.                                                      Den kompletten Podcast finden Sie auf iTunes, Spotify und
                                                                         Guck mal dahinten, zwei Angler! Toll, oder?                                                                                 WR: Viele Entwicklungen werden durch Corona enorm                 Soundcloud unter „Gastliebe”
22                                                                                                                                                                                                   23

                             Das alte Lichtwärterhäuschen in
                               der Bismarkstraße dümpelte
                              vor sich hin, bis Steven Galling
                              die Kneipe übernahm und von
                               Grund auf sanierte. Seit fünf
                              Jahren ist die „UFER Weinbar“
                                   beliebter Treffpunkt
                                für Nachbarn und Freunde

                                                                                                                                              Krisenerprobt im neuen
                                                                                                                                                Domizil am Nobistor:
                                                                                                                                              Eva Decker, Leiterin des
                                                                                                                                                Sankt Pauli Museums

                                                                                                                                                      „Präsent bleiben
                                                                                                                                                      und Neues wagen!“
                                                                                                                                                      „Den Shutdown haben wir durch den Um-
        „MACHEN!“                                                                                                                                     zug nur halb mitbekommen“, erzählt Eva
     Patrick Hornaff und Steven Galling von
     der „UFER Weinbar“ reagierten fix auf                                                                                                            Decker, Leiterin des Sankt Pauli Museums.
      den Shutdown. Patrick: „Schon in der
                                                                                                                                                      Das Kiezhaus fürchtete schon häufiger
      Woche vor der Schließung haben wir
       quasi einen neuen Laden gegründet:                                                                                                             um seine Existenz, zuletzt, als die Räume
      Take away-Mittagstisch, alle Gerichte
     neun Euro, auch die Flasche Wein gab’s
                                                                                                                                                      in der Davidstraße gekündigt wurden.
       für neun Euro dazu. Zwei Tage nach                                                                                                             Durch viel Einsatz und glückliche Fügung
      dem Shutdown klemmten Flyer unter
      sämtlichen Autoscheibenwischern in                                                                                                              konnte das Team ans Nobistor 10 ziehen.
      Hoheluft. Auch dank Homeoffice lief
                                                                  »Wir waren vorbereitet,                                                             „Jetzt haben wir auf, obwohl noch nicht
        das neue Business von Anfang an.
        Steven: „Der Hit war unsere Oster-
                                                                  schon eine Woche vorm                                                               alles fertig ist. Aber es ist total wichtig,
      lammschulter für drei bis vier Perso-
     nen!“ Kurz vor den Lockerungen baute                          Shutdown stand unser                                                               präsent zu sein“, findet Eva. Im September
                                                                                                                                                      eröffnet das Museum mit neuer Optik

                                                                                                                      Catrin-Anja Eichinger
        das Team die Terrasse aus, bekam
        vom Bezirksamt kostenlos Flächen
                                                                  neues Konzept – und wir
     dazu, besorgte mobile Überdachungen                          haben sehr treue Gäste«                                                             und Struktur: „Gerade arbeiten wir am
      und eine externe Toilette. „Der Laden
                                                                 Patrick Hornaff und Steven Galling, „UFER Weinbar“
                                                                                                                                                      neuen Corporate Design“, freut sich
       läuft“, so Patrick. Durch eine zweite
      Welle und auch im Winter könnte das                                                                                                             Eva Decker und ergänzt: „Der Wandel zum
      natürlich anders aussehen. „Aber die
                                                                                                                                                      Stadtteil-Museum mag noch dauern, aber
      Hamburgerinnen und Hamburger sind
        hart im nehmen, die sitzen auch im                                                                                                            es laufen schon erste Kindermalkurse zur

                                                                                                                      FOTOS
     Winter draußen!“, lacht Steven Galling.
         ufer-hamburg.de
                                                                                                                                                      Kiezgeschichte – mitten auf St. Pauli!“
Sie können auch lesen