Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum

 
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Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Frühjahrsbericht 2017

Gegründet
glauben
Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Abschied und Unterstützung
    Liebe Freundinnen und Freunde des Johanneums,                                                                                                             Ende Dezember endete das Arbeitsverhältnis von Frau
                                                                                                                                                              Renate Großmann in unserem Büro. Frau Großmann war
                                                                                                                                                              fast 15 Jahre bei uns beschäftigt. Wir sind sehr dankbar
                     erstmals grüße ich Sie an dieser Stelle     Ich verstehe das so: Nach der Nacht der         Sehr dankbar sind wir für die große
                                                                                                                                                              für die vertrauensvolle und reibungslose Zusammen­
                     aus dem Johanneum. Unser langjähriger       Krankheit und der Schmerzen, nach               Anteilnahme und Unterstützung, die
                                                                                                                                                              arbeit und freuen uns, dass Frau Großmann weiterhin in
                     Direktor, Pfarrer Burkhard Weber, ist am    mancher Anfechtung und Not kommt der            wir in den vergangenen Wochen und
                                                                                                                                                              der Johanneumsgemeinschaft mit uns verbunden bleibt.
                     12. Dezember 2016 im Alter von nur 62       Morgen, an dem Jesus uns (jede und je­          Monaten erfahren haben. Viele haben
                     Jahren heimgegangen. Am 22. Dezember        den Einzelnen) und daher auch Burkhard          uns geschrieben, viele haben gebetet         Durch den Tod von Pfarrer Burkhard Weber fehlt uns
                     wurde er auf dem Friedhof neben dem         Weber in seinem Reich und an seinem             und nachgefragt, viele haben uns auch        ein Dozent für den regelmäßigen Unterricht. Wir wollen
                     Johanneum beigesetzt. Sein frühes           Tisch willkommen heißt. Von dieser Hoff­        finanziell unterstützt. Wir haben deutlich   diese Stelle wieder besetzen und haben auch schon erste
                     Sterben bedeutet für uns einen großen       nung leben wir. Diese Hoffnung wollen           gespürt, dass das Johanneum von einer        Gespräche geführt.
                     Verlust. Dreißig Jahre hat er als Lehrer    wir weiter verkündigen.                         großen Zahl treuer Freunde getragen wird.
                                                                                                                                                              Wir sind sehr froh, dass wir kurzfristig kompetente Gast-
                     und Direktor im Johanneum gewirkt,                                                          Das ermutigt mich sehr. Um dieses solida­
                                                                 Mitte Januar wurde ich von der Mitglie­                                                      dozenten gefunden haben, durch die wir den Unterricht
                     Studierende geprägt, Freunde besucht,                                                       rische Tragen bitte ich Sie im Namen der
                                                                 derversammlung des Johanneums zum                                                            im vollen Umfang aufrechterhalten können.
                     Dienste wahrgenommen und viele Ver­                                                         Studierenden und des Dozentenkollegi­
                                                                 neuen Direktor berufen. Einigen von
                     bindungen zu Kirchen, Gemeinden und                                                         ums auch weiterhin.                          •   Julia Garschagen, die selbst im Johanneum ausge-
                                                                 Ihnen bin ich in den vergangenen Jahren
                     Werken hergestellt. Er war ein Segen für                                                                                                     bildet wurde und am King´s Kollege in London einen
                                                                 verschiedentlich begegnet. Ich arbeite
                     das Johanneum und für viele einzelne                                                                                                         Master gemacht hat, unterrichtet die Fächer „Ein­
                                                                 und lebe mit meiner Familie bereits seit
                     Menschen.                                                                                                                                    leitung in die Theologie” im ersten Kurs und „Apo­
                                                                 Mitte 1997 im Johanneum. Dass ich das
                                                                                                                                                                  logetik” im dritten Kurs. Sie arbeitet als Hochschul-
                     Bei aller Trauer sind wir dankbar für die   Johanneum und die vielen Verbindungen
                                                                                                                                                                  evangelistin. (s. auch Seite 8)
                     gemeinsame Zeit, die wir im Johanneum       zu unseren Freunden schon ganz gut ken­
                     mit Pfarrer Weber erleben konnten, und      ne, erleichtert es mir, diese große Aufgabe                                                  •   Thomas Symank unterrichtet „Altes Testament Ex­
                     wir sind gewiss, dass er bei unserem        zu übernehmen. Ich bitte um Geduld und          Direktor der Evangelistenschule                  egese” im ersten Kurs. Herr Symank ist Assistent an
                     guten Gott geborgen ist.                    Verständnis, dass ich trotzdem noch ein         Johanneum                                        der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel.
                                                                 wenig Einarbeitungszeit benötige. Die Lü­
                     Den Predigttext für den Trauergottes­                                                                                                    •   Pfarrer Holger Noack unterrichtet „Kirchengeschich­
                                                                 cke, die Pfarrer Weber hinterlässt, ist nicht
                     dienst hatte er selber ausgesucht:                                                                                                           te“ im zweiten und dritten Kurs. Pfarrer Noack ist
                                                                 sofort und nicht vollständig zu schließen.
                                                                                                                                                                  Bildungsreferent beim CVJM Westbund.
                    „Als es aber Morgen wurde, stand Jesus
                     am Ufer.” (Johannes 21,4)                                                                                                                Wir danken den Dreien und ihren Arbeitgebern, dass
                                                                                                                                                              diese kompetente Unterstützung so kurzfristig möglich
                                                                                                                                                              geworden ist.
                                                                      PS: Am 23. Juni 2017
                                                                      findet im Johanneum ein
                                                                      JUGENDTAG statt. Zu Gast ist
                                                                      u.a. die englische Band
                                                                      „TWELVE24” Weitere Infos
                                                                      unter www.johanneum.net
2                                                                     oder auf facebook.                                                                                                                                  3
Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Burkhard Weber war ein besonderer Mensch:
                                                                                                                              Familienmensch: Oft haben wir uns gefragt: Wie schafft er
                                                                                                                                                                                            klug, liebevoll, rational, weitblickend. Seinen Abschied
                                                                                                                              den Spagat zwischen Familie und Johanneum mit all den

    Abschied von
                                                                                                                                                                                            von den Menschen, die ihm am Herzen lagen, hat er in
                                                                                                                              Verpflichtungen? Gab es da überhaupt noch ein Zeitfens-
                                                                                                                                                                                            den letzten Monaten und Wochen aktiv vorbereitet und
                                                                                                                              ter? Gabi Weber sah es so: „Ich hatte den Eindruck, mein
                                                                                                                                                                                            gestaltet. Er wirkte gelassen und gewiss. Ein Mensch, der

      Direktor
                                                                                                                              Vater hatte immer Zeit für mich.“ Und auch Burkhard
                                                                  Burkhard Weber war ...                                                                                                    im Glauben fest gegründet und geborgen war. Einer, der
                                                                                                                              Webers Bruder berichtete davon, dass Burkhard in den
                                                                                                                                                                                            wusste, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Nun
                                                                  Direktor: Bei einem Bergfest wurde er gefragt, was die      Krisen immer da war als „starke Säule“ der Familie.

    Burkhard Weber                                                wichtigste Aufgabe eines Direktors sei. Seine Antwort:
                                                                  „Er muss da sein!“ Und das war er. Für ein Gespräch hatte
                                                                                                                              Seelsorger: Er hat das nie groß thematisiert, aber er hat
                                                                                                                              ungezählte Studierende in Lebens- und Glaubensfragen
                                                                                                                                                                                             darf er schauen, was er geglaubt hat.

    Dr. Martin Werth, Direktor und                                er (fast) immer Zeit und wenn er doch mal stärker unter
                                                                                                                              und manchen Krisen kompetent begleitet. Auch über „das            Lebensdaten Burkhard Weber
    Martina Walter, Dozentin                                      Druck stand, dann fand er in den nächsten 12 Stunden
                                                                                                                              Haus“ hinaus war er Berater und Gesprächspartner für
                                                                  einen Termin.                                                                                                                * 21.4.1954 in Berlin – † 12.12.2016 in Wuppertal
                                                                                                                              viele.
                                                                  Lehrer: Er hat gerne und viel unterrichtet. Er hat an-                                                                       1973: Abitur in Bad Harzburg
                                                                                                                              „Prior” der Johanneumsgemeinschaft: Er kannte eigent-
                                                                  spruchsvoll unterrichtet und zugleich in großartiger
                                                                                                                              lich alle Johanneumsbrüder und -schwestern. Wenn er              1973 – 1975: Volontariat bei der „Hessischen/Nieder-
                                                                  Weise elementarisiert. Gleichzeitig verstand er sich auch
                                                                                                                              einen älteren Bruder nicht kannte, dann suchte er nach           sächsischen Allgemeinen” (HNA)
                                                                  stets als Lernender, der auch im Kontakt und in der
                                                                                                                              Wegen, ihn kennenzulernen. Er begegnete jedem mit
                                                                  Diskussion mit und von Studierenden lernen konnte.                                                                            Ab 1975: Theologiestudium an der Kirchlichen
                                                                                                                              Wertschätzung und hatte darin eine große Weite. Er war
                                                                                                                                                                                                Hochschule Berlin
                                                                  Journalist: Er hat immer wieder Wert darauf gelegt, dass    ein Friedensstifter. Er konnte versöhnen. Etlichen Brü-
                                                                  er eigentlich ja Journalist sei! Diese Ausbildung und       dern, die durch Verletzungen und verwickelte Lebenswege           Ab 1978: Theologiestudium in Tübingen
                                                                  Begabung hat er in seine ungezählten Artikel und in die     dem Johanneum entfremdet waren, hat er Wege in die
                                                                                                                                                                                               1980: Heirat mit Annette Itzek in Berlin. Annette und
                                                                  Briefe und Johanneumsberichte eingebracht. Legendär         Gemeinschaft geöffnet.
                                                                                                                                                                                               Burkhard Weber haben sich im Theologiestudium
                                                                  war seine Begabung zum Interview, die jeden Gesprächs-
                                                                                                                              Chef: Er war Chef auf Augenhöhe. Die Beziehung zu ihm            kennengelernt.
                                                                  partner überraschte. Er stellte niemanden bloß und konn-
                                                                                                                              war von hohem beiderseitigem Vertrauen geprägt. Wir
                                                                  te doch immer sehr persönliche und auch ungewöhnliche                                                                         Sommer 1980: 1. theologische Prüfung bei der
                                                                                                                              konnten mit jedem Anliegen zu ihm kommen. Er fand
                                                                  Facetten seiner Gesprächspartner aufdecken.                                                                                   Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.
                                                                                                                              immer eine Lösung. Er war nicht nur Vorgesetzter,
                                                                                                                                                                                                Beginn des Vikariats
                                                                  Verkündiger: Burkhard Weber lebte in einer Prediger­        sondern zugleich auch Freund.
                                                                  familie und -tradition. Sein Vater Ulrich und sein Groß­                                                                     1981: Wechsel ins Ruhrgebiet. Annette Weber als Vikarin
                                                                                                                              Menschenfreund: Sein Engagement in Gremien, im Johan-
                                                                  vater Johannes Weber arbeiteten im Reisedienst des EC.                                                                       in Herne, Burkhard Weber als Assistent im Fach „Neue
                                                                                                                              neum, in den Gemeinden war für ihn Dienst und Freude
      Am 12. Dezember 2016 mussten wir von unserem Direk-         Sein Urgroßvater Peter Weber war Stadtmissionar. Burk-                                                                       Kirchengeschichte” an der Ruhr-Universität Bochum
                                                                                                                              zugleich. Er war stets neugierig auf die Menschen und im-
      tor Burkhard Weber Abschied nehmen. Burkhard Weber          hard Weber ist immer auch Prediger gewesen, eine Auf-
                                                                                                                              mer bereit, neue Dinge zu entdecken. In erster Linie wollte      2.12.1985: Berufung zum Dozenten an die Evangelisten­
      starb mit 62 Jahren an einer schweren Krebserkrankung.      gabe, die er gerne annahm und mit der er viele Menschen
                                                                                                                              er dem Evangelium und den Menschen dienen. Burkhard              schule Johanneum
                                                                  erreicht und geprägt hat.
      Wir sind froh und dankbar, dass wir Burkhard Weber in                                                                   Weber hat sich besonders gerne da eingebracht, wo er di-
                                                                                                                                                                                                Ab November 1986: nebenamtliche Dozententätigkeit
      diesem letzten Jahr begleiten durften. Trotzdem war und     Brückenbauer und Ideengeber: Er nahm in jeder Lebens-       rekt mit den Menschen arbeiten konnte. Sein besonderes
                                                                                                                                                                                                im Johanneum
      ist der Abschied schwer.                                    phase zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten wahr und war     Lebenselixier waren die jungen Menschen im Johanneum.
      Über Burkhard Weber kann man viel schreiben – so viel,      in vielen Gremien vertreten. Es machte ihm Spaß, Neues      Bis in die letzte Woche seines Lebens hatte er den Wunsch,       1.4.1987: offizieller Dienstbeginn im Johanneum
      dass es den Rahmen dieses Berichtsheftes sprengen würde.    zu denken, mit gezielten Fragen Denkanstöße zu geben        mit den Studierenden zusammen zu sein und ihnen noch
                                                                                                                                                                                               1987: Geburt der Tochter Gabriele
      So kann dies hier nur ein kleines Mosaik dessen sein, was   und an Veränderungen mitzuarbeiten. Davon profitierte       etwas weitergeben zu können.
      man alles zusammentragen könnte.                            die Evangelische Kirche ebenso wie die Gemeinschafts­                                                                         Ab September 1995: Direktor des Johanneums
                                                                  bewegung.
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Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Dr. Martin Werth –                                                                                                 Für mich und uns als Familie ist das Johanneum
                                                                                                                       der beste Arbeitgeber, den ich mir wünschen kann.
                                                                                                                       Wir sind eingebunden in eine lebendige geistliche
                                                                                                                                                                                  Einer alleine kann so eine Vielfalt gar nicht leisten.
                                                                                                                                                                                  Ich bin sehr dankbar, dass ich in ein kompetentes
                                                                                                                                                                                  Team eingebunden bin, mit dem diese Aufgaben

    der neue Direktor stellt sich vor.                                                                                 Gemeinschaft. Es freut mich zu sehen, wie aus
                                                                                                                       begabten und lernwilligen Studierenden prägende
                                                                                                                       Mitarbeitende in Kirche und freien Werken werden.
                                                                                                                                                                                  gemeinsam gelingen können.

                                                                                                                                                                                  Was tust Du bei aller Arbeit zu Deiner eigenen
                                                                                                                                                                                  Entspannung?

    Das Interview führte Dozentin Martina Walter.                                                                      Viele Jahre lang hast Du, neben vielen anderen Fächern,
                                                                                                                       auch Griechisch unterrichtet. Wie ist es Dir gelungen,
                                                                                                                                                                                  Ich versuche, einen Abend und einen Nachmittag
                                                                                                                                                                                  in der Woche ausschließlich mit meiner Frau zu
                                                                                                                       die Studierenden (und Dich selbst) immer wieder für
                                                                                                                                                                                  verbringen; wenn es die Zeit zulässt, eine Stunde am
                                                                                                                       Griechisch zu begeistern?
                                                                                                                                                                                  Tag mit unserem Hund in der Natur zu sein und eine
                                                                                                                       Griechisch macht Spaß und lohnt sich! Das Ziel ist         Woche im Jahr Ski zu laufen. Wenn es dann noch
                                                                                                                       es, die biblischen Autoren in ihrer Muttersprache zu       gelingt, dass ich einmal im Monat ein Fußballspiel
    Martin, Du hast bereits eine lange Geschichte mit          Wir tragen eine Verantwortung für unsere Predigt –
                                                                                                                       verstehen. Diese Einstellung braucht man. Es wird          der Borussia vom Niederrhein im Stadion sehen kann,
    dem Johanneum. Die erste Etappe war Deine eigene           vor der Gemeinde und vor Gott. Die Herausforderung
                                                                                                                       nie langweilig zu unterrichten. Der Stoff bleibt gleich,   dann ist das eine schöne Zugabe.
    Ausbildung hier. Wann war das und warum hast Du            liegt darin, das Evangelium so einfach wie möglich zu
                                                                                                                       aber die Menschen sind jedes Jahr neu.
    damals das Johanneum ausgewählt?                           sagen und trotzdem nicht oberflächlich zu werden.                                                                  Du bist nicht allein im Johanneum. Kannst Du uns kurz
                                                                                                                       Was ist zur Zeit das Fach, das Du besonders gern           Deine Familie vorstellen?
    Von 1987 bis 1990 habe ich am Johanneum studiert. Ich      Schließlich habe ich viel über die Weite des Reiches
                                                                                                                       unterrichtest? Warum ist das so?
    kannte das Johanneum kaum und ich war auch zuerst          Gottes und über die Vielfalt der missionarischen                                                                   Gerne! Da ist als erstes meine Frau Elisabeth. Wir
    ein wenig skeptisch. Aber ich kannte mindestens zehn       Bewegung in Deutschland gelernt. Das hat meinen          Im Grunde unterrichte ich alles gerne, aber               sind seit 26 Jahren verheiratet. Elisabeth arbeitet
    Johanneumsbrüder (die ersten Frauen wurden erst 1995       Horizont geweitet und bereichert mein Leben bis          das Highlight ist jeweils der Römerbrief. Dieses          als pädagogisch-theologische Mitarbeiterin beim
    eingesegnet!). Die waren alle sehr unterschiedlich, aber   heute.                                                  „Evangelium nach Paulus“ im Detail und in den              Evangelischen Bibelwerk im Rheinland. Sie ist
    jeder hat mich auf seine Art fasziniert. Da habe ich                                                                großen Zusammenhängen zu entdecken und                    Presbyterin unserer Gemeinde und bringt sich lokal
                                                               Was hast Du nach dem Johanneum gemacht?
    gedacht: Wenn am Johanneum so geistlich starke und                                                                  aufzuschließen, fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.      und regional vielfältig ehrenamtlich ein. Sie ist mir in
    individuelle Personen ausgebildet werden, dann ist es      Ich war sieben Jahre CVJM-Sekretär in Essen. Da war                                                                vielen inhaltlichen Fragen eine große Hilfe.
                                                                                                                       Nun bis Du zum Direktor des Johanneums berufen
    dort vielleicht doch ganz gut für Dich. Die Infotage und   ich zuständig für Jugend- und Junge-Erwachsenen-
                                                                                                                       worden. Eine große Aufgabe, in die man sich erst           Zu uns gehören unsere drei Söhne, Christian (18),
    die Dozenten haben mich dann abschließend überzeugt.       Arbeit, für Mitarbeiterbegleitung und Freizeiten. Ich
                                                                                                                       hineinarbeiten muss. Was liegt Dir besonders am Herzen,    Jan-Jakob (16) und Micha (14), die alle noch zur Schule
                                                               durfte im Team arbeiten, was ich sehr geschätzt habe.
    Kannst Du die drei wichtigsten Dinge nennen, die Du im                                                             wenn Du an dieses neue Amt denkst?                         gehen und die uns jung halten.
                                                               Besonders schön war es, jeweils im Winter eine und
    Johanneum gelernt hast?
                                                               im Sommer oft zwei Freizeiten (insgesamt waren es       Ich möchte für die Menschen da sein. Ich will
    Ich habe im Johanneum gelernt, die Bibel sehr              18) durchzuführen – meistens gemeinsam mit meiner       versuchen so zu leiten, dass die Kolleginnen und
    aufmerksam zu lesen. „Was steht da?“, war eine             Frau. Von Essen aus habe ich das Theologiestudium       Kollegen gerne im Johanneum arbeiten, dass die
    der Standardfragen von Direktor Fritz Gaiser. Es           in Bochum begonnen und konnte es in den ersten          Studierenden in ihrer Persönlichkeit und in ihren
    ist faszinierend, was man entdecken kann, wenn             Jahren als Dozent am Johanneum mit der Promotion        Kompetenzen gefördert werden und ich wünsche
    man genau hinschaut und sowohl die großen                  abschließen.                                            mir, dass unsere Freunde weiterhin Vertrauen zum
    Zusammenhänge, als auch die kleinen Details                                                                        Johanneum haben können. Außerdem möchte ich
                                                               1997 bist Du als Dozent ans Johanneum gekommen.
    wahrnimmt.                                                                                                         den Kontakt zu den Kirchen und den Werken und
                                                               Was hat Dich an dieser Aufgabe gereizt?
                                                                                                                       Verbänden, in denen unsere Studierenden arbeiten,
    Dann habe ich hier das Predigen gelernt. Das war bei
                                                               Evangelistinnen und Evangelisten auszubilden, ist und   erhalten und intensivieren. Wir wollen ein freies
    den damaligen Dozenten nicht leicht. Die Kritiken
                                                               bleibt eine lohnende Aufgabe. Als Burkhard Weber        Werk innerhalb der Evangelischen Kirche bleiben.
    waren oft hart aber lohnend.
                                                               mich damals gefragt hat, habe ich es als Auszeichnung
                                                               empfunden – aber auch als große Herausforderung.
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Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
2.
    Begründet glauben                                                                                                                                          Ich möchte selbst gute Fragen stellen,
                                                                                                                                                               Interesse zeigen und Weltanschauungen
                                                                                                                                                               liebevoll hinterfragen, wie z. B. in der
                                                                                                                                                               Diskussion mit einer Studentin über den
                                                                                                                                                               Wert des Menschen. Auf ihre Aussage:
                                                                                                  Dabei wird klar, dass es hier nicht um Druck oder            „Der Wert des Menschen liegt darin, dass
                                                                                                  Respektlosigkeit gehen kann, und auch nicht um den           er Beziehungen zu anderen Menschen
                                                                                                  Gedanken, ich könne Menschen ins Reich Gottes „argu-         hat. Dafür braucht es keinen Gott! ”,
                                                                                                  mentieren.“ Dass jemand Christ wird, ist und bleibt Werk     frage ich sie, was mit Menschen ist, die
                                    Wie kann man in einer aufgeklärten Welt noch glau-            des Heiligen Geistes. Aber dass der Heilige Geist durchaus   aus welchen Gründen auch immer keine
                                    ben? Muss man als denkender Mensch nicht einsehen,            Argumente gebraucht, die helfen, Denkblockaden auf dem       Beziehungen leben können. Woran macht
                                    dass der Glaube an Gott irrelevant und überholt ist? Die      Weg zu Gott auszuräumen, das erlebe ich als Hochschu-        man deren Wert fest? Zwei Wochen
                                    Wissenschaft hat doch den Glauben längst widerlegt. Und       levangelistin immer wieder. Beispielsweise bei Frank, der    später erfahre ich, dass sie diese Frage
                                    zeigt nicht die aktuelle Weltlage, dass Religion gefährlich   mir zwei Jahre nach einem langen Gespräch schreibt: „Ich     nicht mehr losgelassen hat und sie darum
                                    ist!?                                                         bin immer noch nicht von all deinen Argumenten über-         angefangen hat, Bibel zu lesen.
                                                                                                  zeugt. Aber meine Bemühungen gehen jetzt eher gegen
                                    Diese und ähnliche Fragen bewegen mich – persönlich,
                                                                                                  meinen Zweifel als gegen deinen Glauben. Das hat mich
                                    aber auch als Referentin beim Zacharias Institut für Wis-
                                                                                                  selbst überrascht.“
                                    senschaft, Kultur und Glaube.

                                                                                                                                                                               3.
                                                                                                  Dabei merke ich, dass es um ein Dreifaches geht:
                                    Schon als Jugendliche dachte ich: Wenn an dieser Sache
                                    mit Gott etwas dran sein soll, muss es gute Gründe dafür

                                                                                                           1.
                                    geben. Dann kann es nicht sein, dass ich mein Gehirn an
                                    der Garderobe abgeben muss, wenn ich eine Kirche betre-
                                    te. Bis heute bin ich dankbar, dass ich in einer Gemeinde                                                                                Ich möchte Antworten geben
                                    aufgewachsen bin, wo kritische Fragen, Anfragen und                                                                                      und meinen Glauben denkend
                                    Zweifel ernstgenommen wurden und es Raum dafür gab.                          Ich möchte mein Christsein                                  verantworten – z. B. in den
                                    Und ich bin dankbar, dass Menschen mit mir gemeinsam                         authentisch leben. Das                                      30 – 40 Minuten nach einem
         Julia Garschagen, 2006     nach Antworten gesucht haben und suchen.                                     bedeutet für mich auch,                                     Hörsaalvortrag, wenn mich
         eingesegnet, Referentin                                                                                 ehrlich zu sagen, wo ich                                    kritische Studenten ausfragen.
                                    Erst später lernte ich, dass man das Apologetik nennt.                                                                                   Oder im Zug, wenn ein muslimi-
         beim Zacharias Institut,                                                                                Dinge nicht weiß und mich
         Gastdozentin im            Apologetik heißt übersetzt „Glaubensverteidigung“ und                        manchmal auch zu ent-                                       scher Flüchtling zu mir sagt: „Bei
         Johanneum                  leitet sich ab von 1. Petrus 3,15+16: „Heiligt aber den                      schuldigen für Dinge, die                                   uns wurde Jesus nicht gekreu-
                                    Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur                     Christen getan oder gesagt                                  zigt!” Oder auf die Frage einer
                                    Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft                       haben.                                                      Siebenjährigen, warum wir Gott
                                    fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit                                                                                  eigentlich nicht sehen.
                                    Sanftmut und Gottesfurcht.“

8                                                                                                                                                                                                                 9
Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Sie arbeiten im Untergrund und so kann es eines Tages
                                                                   zu einem eruptiven Aus- oder Einbruch kommen. Dann

     Wer bin ich?                                                                                                                Wer fest gegründet ist,
                                                                   ist oft Gewalt im Spiel. Damit es soweit nicht kommt, ist
                                                                   ein vertrauensvolles Training hilfreich. Da wird die eigene
                                                                   Wirksamkeit entdeckt. Das schafft Sicherheit und Selbst-

                                                                                                                                 kann etwas wagen
                                                                   vertrauen und lässt aus vollem Herzen in das Bekenntnis
                                                                   einstimmen: Dein bin ich oh Gott!

                                                                   Peter Hebeisen, 1993 eingesegnet, freiberuflicher
                                                                   Trainer und Lehrtrainer im Institut KRAFTPROTZ®

                                                                                                                                 Eine von vielen Begegnungen im Heidepark: Ein
     So heißt ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer. Die Frage
                                                                                                                                 Mann erläutert mir seinen Standpunkt: „Ich glaube an
     treibt auch mich seit Jahrzehnten an. Ohne sie hätte ich
                                                                                                                                 die Wiedergeburt. Jeder Mensch hat mehrere Leben.
     Gott nicht kennen gelernt und die Ausbildung im Johan-
                                                                                                                                 Sonst hätte Mozart ja nicht so schlau sein können. Er hat
     neum wohl nie gemacht.
                                                                                                                                 halt vorher schon mal gelebt und das alles gelernt, was er
     In etwas abgewandelter Form ist sie nun zu meinem Beruf                                                                     dann als Kind wieder abrufen konnte.“ Darauf habe ich
     geworden. Heute arbeite ich als freiberuflicher Trainer mit                                                                 erwidert, dass ich nicht an Wiedergeburt in dieser Form
     Erwachsenen, mit Schulklassen und mit Jungen.                                                                               glaube und wir kamen ins Gespräch über das Leben nach        Die Reaktionen auf die „Kirchenfrau“ sind unterschied-
                                                                                                                                 dem Tod, sprachen über Taufe als Bad der Wiedergeburt        lich. Menschen, denen ich begegne, sind herausgefordert,
     In den Jungentrainings steht oft die Frage im Mittelpunkt:
                                                                                                                                 und Nikodemus, über Wunderkinder und Wunder.                 sich irgendwie zu Gott, Kirche und Glauben zu positi-
     Wie kann ich als junger Mann meine Kräfte entdecken
                                                                                                                                                                                              onieren. Immer wieder bin ich dazu aufgefordert, klar
     und entfalten, ohne ein „Rambo“ werden zu müssen oder                                                                       Ich stelle Fragen, mein Gegenüber stellt Fragen über Gott
                                                                                                                                                                                              Stellung zu beziehen, deutlich zu sagen, was ich glaube
     ein „Weichei“ zu sein? Die Frage ist für sie häufig schwer                                                                  und die Welt, stellt Anfragen an die christliche Lehrmei-
                                                                                                                                                                                              und was nicht. Im Gespräch mit einem muslimischen
     zu beantworten.                                                                                                             nung und an die Institution Kirche, an mich und meinen
                                                                                                                                                                                              Mitarbeiter, der „zum ersten Mal jemanden trifft, der
                                                                                                                                 Glauben. Ich lasse mich hinterfragen, aber ich halte dar-
     Oft halten sich Jungen zurück. Ihnen fehlt das Vertrauen                                                                                                                                 wirklich an Jesus glaubt“, will ich mir im Klaren sein,
                                                                                                                                 an fest: Die Seele von Mozart wurde nicht wiedergeboren.
     in ihre Kraft, weil sie sie nicht kennen oder ihre Umwelt                                                                                                                                was ich glaube und warum. Mit einem „weil es so ist“
     ihnen verbietet, sie zu nutzen. In solchen Fällen ist auch                                                                  Weil ich fest stehe, kann ich mich bewegen. Meine Ar-        oder „weil ich es glaube“ gibt sich mein Gegenüber in
     zu lesen: „Raufen und rangeln verboten!“ Mich erinnern                                                                      beit im Heide Park bedeutet: Begegnungen und Gesprä-         den meisten Fällen nicht zufrieden und das ist gut so.
     solche Sätze und dieses Verhalten an das Gleichnis von den                                                                  che – mit Mitarbeitenden an Fahrgeschäften und Imbiss-
                                                                                                                                                                                              Weil ich fest im Glauben gegründet bin, kann ich auf
     anvertrauten Pfunden (Lukas 19,11-27). Wenn Jungen und                                                                      buden, in der Organisation und Verwaltung des Parks,
                                                                                                                                                                                              Menschen zugehen und im Gespräch bleiben.
     wir Menschen unsere Kräfte nicht nutzen, so vergraben                                                                       mit Schauspielern und Technikern. An verschiedenen
     wir gleichsam einen Teil der uns anvertrauten Gaben. Im                                                                     Kontaktstellen wie in der Kapelle und bei der Kinderani-
     Gegensatz zu den „Pfunden“ bleiben die vergrabenen Kräf-                                                                    mation begegne ich Gästen aus unterschiedlichen Alters-      Anke Tiemann, 2016 eingesegnet, Diakonin im Heide-
     te allerdings nicht stumm.                                                                                                  gruppen und Milieus.                                         Park Resort Soltau

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Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Einen anderen Grund kann                                                    Reformation – Ein Rückschritt ?!
     niemand legen
                    „Einen andern Grund kann niemand
                    legen als den, der gelegt ist, welcher
                    ist Jesus Christus.”                                                                                                          DEFORMATION: WIE EIN FAHRUNTÜCHTIGES AUTO
                    (1.Korinther 3,11)
                                                                                                                                                  Deformation bedeutet Entstellung, Zerstörung der ur-
                                                                                 FORMATION: SO SOLLTE ES SEIN                                     sprünglichen Form, Verzerrung. Eine Gefahr, die es im-
                                                                                                                                                  mer wieder gab und gibt. Die Reformatoren waren der
                                                                                 Viele Christen, besonders wenn sie evangelisch sind, den-        Meinung, dass die spätmittelalterliche Kirche nicht nur
                      Es ist kein Geheimnis, dass ein gutes Fundament
                                                                                 ken: Mit der Reformation hat alles angefangen. Aber: Die         ein paar Macken hatte wie ein Auto mit ein paar Dellen,
                      die entscheidende Sache beim Hausbau ist. Was
                                                                                 Reformation stand nicht am Anfang. Am Anfang stand               sondern dass sie nicht mehr ihrem Auftrag gerecht wurde
                      nützt uns ein prächtiges Haus, wenn es irgendwann
                                                                                 die Formation der Kirche. Sie hat sich formiert, geformt.        – wie ein fahruntüchtiges Auto, das einer grundlegenden
                      zusammenfällt? Dramatische Bilder aus der jüngeren
                                                                                 Besser: Sie wurde geformt. Denn sie ist Schöpfung Gottes;        Motor-Reparatur bedarf und nicht nur mal durch die
                      Vergangenheit malen uns das in erschreckender Weise
                                                                                 „Schöpfung durch das Wort“. Letztlich sind heute alle            Schnellwäsche muss. Worin bestand denn die Verzerrung?
                      vor Augen.
                                                                                 Konfessionen darin einig, was die Kirche seit ihrer Forma-       An jedem der oben genannten Begriffe Einheit, Heiligkeit,
                       Und so ist das auch in unserem Leben: Gott hat einen      tion ausmachen soll: Die Einheit, die Heiligkeit, die Apo-       Apostolizität und Katholizität könnte man das deutlich
                       Grund gelegt, auf den wir unser Leben bauen sollen.       stolizität, die Katholizität. Jeder dieser Begriffe bedarf der   machen. Die schlimmste Deformation aber sahen die Re-
                       Jesus Christus ist das einzige tragfähige Fundament für   Erläuterung:                                                     formatoren in der Lehre von Jesus Christus und der Gna-
                       unseren Glauben – und damit für unser Leben. Doch                                                                          de. Sie befürchteten zu Recht, dass das Evangelium seinen
                                                                                 • Einheit: In der Mitte, also in der Botschaft von Jesus
                       wie oft sind wir beim Bau unseres Lebenshauses damit                                                                       Charakter als gute, freimachende Nachricht verlieren wür-
                                                                                    Christus, soll Klarheit bestehen, aber in Fragen der
                       beschäftigt, unsere Fassade zu pflegen, anstatt auf das                                                                    de. Sie sahen, dass die Menschen durch die Kirche nicht
                                                                                    Ordnung und Frömmigkeit ist gesunde Verschiedenheit
                       richtige Fundament zu achten! Ohne Frage: Eine schöne                                                                      frei, sondern befangen und gefangen waren.
                                                                                    möglich.
                       Fassade ist auffälliger als ein gutes Fundament. Aber
                       spätestens wenn die Stürme an unserem Lebenshaus          • Heiligkeit: Nicht weil die Menschen oder die Kirche von
                       rütteln, dann kommt es nicht auf die prächtige Fassade       sich aus „heilig“ sind, sondern weil Gott sie zu seinem
                       an. Dann ist das richtige Fundament entscheidend.            Dienst und seiner Verherrlichung beruft.
                       Deshalb lässt Gott hier keinen Zweifel: Unser Leben
                                                                                 • Apostolizität: Nicht weil wir an die Apostel glauben,
                       ist nur dann gut geplant und gegründet, wenn es
                                                                                    sondern weil Jesus mit einem kleinen Haufen von
                       auf dem Fundament mit dem göttlichen Gütesiegel
                                                                                    Wackelkandidaten, nämlich den Jüngern, also den
                       steht. Reformation ist nur dann Reformation, wenn
                                                                                    Aposteln, seine Kirche angefangen hat.
                       sie zu Jesus Christus führt. Damit steht und fällt der
                       christliche Glaube.                                       • Katholizität: Nicht weil sie „römisch“-katholisch, aber
                                                                                    wohl weil sie katholisch, also allumfassend sein soll,
                                                                                    man könnte auch sagen: ökumenisch.
                       Klaus Göttler, Dozent
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Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
REFORMATION: "BACK TO THE ROOTS!"                             In seinen 95 Thesen schreibt Luther einmal: „Die Kirche         REFORMATION - WAS HEISST DAS INHALTLICH?
                                                                   braucht eine Reformation“. In der „Adelsschrift“ von 1520
     Reformation bedeutet Rückkehr zur Formation, Behebung                                                                         Was die Reformation wollte, lässt sich leicht zusammen-
                                                                   sagt er, sie solle - wie schon das Konstanzer Konzil 100 Jah-
     der Deformation. Die Reformation will eigentlich nichts                                                                       fassen, obwohl diese kurzen Sätze auch immer wieder des
                                                                   re zuvor verlangt hatte – eine „Reformation an Haupt und
     Neues, sondern Rückkehr zum Alten. Wenn es nicht so                                                                           Nachdenkens und der Interpretation bedürfen:
                                                                   Gliedern“ erleben. Als Reformatoren haben sich Luther,
     missverständlich klingen würde, müsste man geradezu sa-
                                                                   Melanchthon, Zwingli, Calvin usw. nicht selbst bezeich-
     gen: Reformation ist Rückschritt. Es gibt eben auch gesun-
                                                                   net. Interessant sind Luthers Sätze: „Die Kirche braucht
     de Rückschritte: Zu Jesus, zur Bibel, zur Gnade und zum
                                                                   eine Reformation, die nicht nur das Werk eines einzelnen
     Glauben. Das Wort „Reformation“ war schon zu Luthers
                                                                   Menschen ist ... sondern es ist das Werk der ganzen Welt,
     Zeiten ein geläufiger Begriff. In der Antike und im Mittel-
                                                                   ja es ist allein das Werk Gottes. Die Zeit freilich für diese
     alter verstand man darunter vor allem die erneuernden                                                                         Solus Christus:
                                                                   Reformation kennt allein der, der die Zeit geschaffen hat.“
     Kräfte, mit denen das Mönchtum die Kirche belebt hatte.                                                                       Allein um Jesus Christus
                                                                   Man wird sagen dürfen, dass Martin Luther – der diesen
                                                                                                                                   geht es im Zentrum.
                                                                   Anspruch gar nicht hatte – tatsächlich zu diesem Refor-
                                                                   mator der Kirche wurde – natürlich gemeinsam mit etli-
                                                                   chen anderen.

                                                                                                                                                              Sola Scriptura:
                                                                                                                                                              Allein aus der Bibel
                                                                                                                                                              wissen wir von Gott.           REFORMATION – WAS KÖNNTE DAS HEUTE
                                                                                                                                                                                             BEDEUTEN?

                                                                                                                                                                                             Der Historiker Leopold von Ranke war es, der erstmals
                                                                                                                                                                                             das Wort „Reformation“ als einen Epochenbegriff benutzt
                                                                                                                                                                                             hat: „Das Zeitalter der Reformation“. Aber das ist nur eine
                                                                                                                                    Sola Gratia:                                             historische Einordnung. Wichtiger – und im Sinn der Re-
                                                                                                                                    Allein aus Gnaden                                        formatoren – wäre für heute dreierlei:
                                                                                                                                    sind wir vor Gott okay.
                                                                                                                                                                                             Alles wirklich Erneuernde kommt exklusiv von Gott. Men-
                                                                                                                                                                                             schen spielen eine wichtige, aber eben „nachfolgende“
                                                                                                                                                                                             Rolle.

                                                                                                                                                                                             Deformationen in Bezug auf Glauben gibt es heute genau
                                                                                                                                                                                             wie damals. Meist finden sie sich mitten unter uns.
                                                                                                                                                          Sola Fide:
                                                                                                                                                                                             Darum gilt das Gebet: Herr erneuere deine Kirche und
                                                                                                                                                          Allein der Glaube rettet.
                                                                                                                                                                                             fang bei uns an – und erst recht bei mir selbst.
                                                                                                                                                          Glaube ist Geschenk.

                                                                                                                                                                                             Pfarrer Burkhard Weber (†), bis zu seinem Tod im
                                                                                                                                                                                             Dezember 2016 Direktor

14                                                                                                                                                                                                                                                         15
Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Sola gratia

     Die 4 „Soli” der Reformation                                                                                         „Allein aus Gnade“ bedeutet für mich, eine neue
                                                                                                                           Perspektive zu bekommen. Gnade holt mich da ab, wo
                                                                                                                           ich versagt habe, wo ich nicht mehr weiterkomme. Mit
                                                                                                                           dem Wissen um Gottes Gnade gewinne ich eine neue
                                                                                                                           Sichtweise auf diese Dinge. Unabhängig von dem, was
                                                                                                                           ich kann und leiste, kann ich eintauchen in die vielen
                                                                                                                           Dinge, die Gott mir in meinem Leben zufallen lässt. Weil
                                                                                                                           er mich liebt, streckt er mir die Hand entgegen und will
                                                                 Sola scriptura                                            mich in seine Gegenwart führen. Dort darf ich sein, weil
                                                                                                                           es seine Gnade zulässt. Auch wenn ich denke, ich könnte
                                                                 Die Bibel ist für mich ein wichtiges Korrektiv. Gerade
                                                                                                                           nicht willkommen sein, bin ich jedes Mal überrascht
                                                                 weil sie Spannungen enthält und nicht immer auf
                                                                                                                           über seine Einladung und darüber, wie sein Wirken und
                                                                 Anhieb zu verstehen ist, bin ich aufgefordert, keine
                                                                                                                           sein Segen sichtbar wird in meinem Leben. Allein aus
                                                                 undifferenzierten, vorschnellen Antworten zu geben.
                                                                                                                           Gnade.
                                                                 Das Leben und die Fragen von uns Menschen sind
                                                                 komplex und spannungsvoll – und ich bin froh, dass die
                                                                 Bibel genau das widerspiegelt.                           Dennis Weiß, 1. Kurs
                                                                                                                                                                                      Sola fide
     Solus Christus                                              Außerdem will ich die Bibel so lesen, dass Gott mir
                                                                                                                                                                                      Glaube zeugt für mich von unglaublicher Freiheit. Wir
                                                                 als „der Andere“ begegnen darf. Ich meine damit, dass
     Jesus Christus ist das Zentrum des christlichen Glaubens,                                                                                                                        sind frei, auf Gottes Liebe, sein Wort, seinen Ruf zu
                                                                 ich nicht die Bibel dafür gebrauchen möchte, um
     nicht umsonst nennen wir uns Christen. Für mich ist                                                                                                                              antworten. Aus eigener Kraft können wir nicht glauben,
                                                                 mein eigenes Gottesbild zu untermauern. Stattdessen
     dabei wichtig zu wissen, dass unser Vater im Himmel                                                                                                                              können nichts dazutun – wir bekommen alles geschenkt
                                                                 möchte ich mich in meiner Gottesvorstellung von
     seinen Sohn Christus nicht gesandt hat, um uns zu                                                                                                                                und sind so frei, einfach sein zu können – uns, unser
                                                                 IHM verändern lassen. Dafür brauche ich auch andere
     bestrafen, sondern um uns zu retten und selig zu                                                                                                                                 Leben und andere aus Gottes Perspektive, in seinem
                                                                 Menschen, die durch ihr Textverständnis meinen
     machen. Jesus ist für uns auf die Welt gekommen, er                                                                                                                              Licht zu sehen.
                                                                 Horizont weiten. Ich freue mich, dass Gott durch die
     ist Mensch geworden. In Jesus hat Gott die Brücke zu
                                                                 Bibel in mein Leben spricht, auch wenn das manchmal                                                                  Glauben heißt für mich, wirklich zu leben, vorsichtig
     uns Menschen geschlagen. Das bedeutet, dass „allein
                                                                 eine erstmal unbequeme Korrektur für mich bedeuten                                                                   zu hoffen, Schritt für Schritt vorwärtszugehen und
     Christus“ der Weg zu Gott ist. Nichts anderes auf der
                                                                 kann.                                                                                                                im Vertrauen greifen zu dürfen, was Gott für mich
     Welt: kein Mensch, keine guten Taten können diesen
                                                                                                                                                                                      bereithält. Glaube wächst und bewegt. Ich darf mich
     Weg zu Gott für uns darstellen – „allein Christus“! Das
                                                                                                                                                                                      Gott immer weiter anvertrauen, immer wieder neu.
     reicht!
                                                                 Sara-Carina Schmid, 3. Kurs                                                                                          Voller Freude und Dankbarkeit dürfen wir wissen, dass
     Deshalb ist es für mich wichtig, den Menschen Jesus                                                                                                                              niemand und nichts an Gottes gutem Willen für unser
     nahezubringen und von ihm und seiner Botschaft                                                                                                                                   Leben etwas ändern kann.
     zu erzählen. Jesu Leben, seine Geburt, sein Handeln,
                                                                                                                                                                                      „Wir haben einen Vater im Himmel, der allmächtig ist.
     seine Worte, sein Leidensweg, sein Tod und seine
                                                                                                                                                                                       Vertraue ihm und du erlebst Wunder.“ Mutter Basilea
     Auferstehung sind unverzichtbar für meinen Glauben.

                                                                                                                                                                                      Hanna Rau, 2. Kurs
     Jannis Offenbach, 2. Kurs
16                                                                                                                                                                                                                                             17
Gegründet glauben Frühjahrsbericht 2017 - Johanneum
Der neue erste Kurs
      Im Jahr vor dem Johanneum                                                                                 Anna-Sophia Pohle (21)          Johanna Ohrloff (20)
     			        war mein Schwerpunkt ...                                                                        Abiturientin aus                Abiturientin aus
                                                                                                                Sehmatal- Sehma                 Buxtehude
                                                                                                                „FSJ in einem evangelischen     „Ein Jahr lang dienen und
              Stephan Mansour (19)             Dennis Weiß (21)                                                 Orden – Gemeinschaft einmal     bedienen im „Tagungshaus
              Abiturient aus Halver            Abiturient aus Naila                                             anders”                         mit Herz” in der Lünebur­
              „Ein Jahr lang Großstadt-        „Voller Begegnungen im                                                                           ger Heide.”
              Berlin, meine zweite Heimat.”    wunderschönen Kraichtal.”

                                                                                                 Alexan Walid Alexan (27)       Ben-David Wiesjahn (28)
                                                                                                 Chemiker aus dem Irak          Erzieher aus Werther
                                                                                                 „Der in mir angefangen hat     „Abschied aus Heimat und
                                                                                                 das gute Werk, der wird’s      Beruf – Kennenlernen von
                    Christoph Brand (21)             Marcel Kyszon (27)                          auch vollenden.”               Gottes neuen Wegen.”
                    Werkzeugmechaniker aus           Fachkaufmann Einkauf und
                    Schweinfurt                      Logistik aus Maichingen
                    „Abitur nachgeholt mit           „Abschied - Auszug -
                    dem Ziel Maschinenbau zu         Einzug – Ankommen!”                                       Jan-Peter Ringo (23)           Benjamin Geggus (24)
                    studieren - Jetzt hab ich                                                                  Abiturient aus Münchingen      Staatlich geprüfter
                    meinen Weg gefunden!”                                                                      „Mit Gott Hand in Hand ins     Ensembleleiter aus
                                                                                                               Unbekannte.”                   Süddeutschland
                                                                                                                                              „Mitten in Abschluss-
             Svenja Höngen (20)               Chiara Camilleri (20)                                                                           prüfungen und
             Abiturientin aus Halver          Abiturientin aus                                                                                Albumproduktion.”
             „Hamburg, meine Perle.”          Korschenbroich – Glehn
                                              „FSJ in der Jugendkirche
                                              Mönchengladbach –
                                              Rheydt.”                                    Marius Zellfelder (20)     Jonas Olischer (20)    Jakob Schlosser (23)
                                                                                          Abiturient aus Nürnberg    Abiturient aus         Sozialarbeiter aus
                                                                                          „Acht Monate Namibia als   Speicherstadt          Marktheidenfeld
                              Lilav Hannan (24)                 Marlen Dutschmann (21)    Au Pair und Praktikant.”   „Unterwegs in den      „Das Studium neigt sich
                              Abiturientin aus Syrien           Fachfrau Gesundheit aus                              CVJMs in Bayern.”      dem Ende, das heißt
                              „Was ist der nächste Schritt?     Basel (CH)                                                                  Abschied nehmen. Ein
                              Bin gespannt, was du vorhast,     „Ein Weg vom Bekannten                                                      neues Beginnen heißt
                              Gott.”                            ins Unbekannte.”                                                            auch neue Freunde
                                                                                                                                            finden.”

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Redaktionsteam
Klaus Götter, Martina Walter,
Beate Kleinrosenbleck

Foto- und Bildnachweis
Asbrock, Augenstein, Bechle, Garschagen, Hannan,
Ohrloff, Tiemann, Dr. Werth

Konzeption / Design
Gute Botschafter – Spezialisten für Positionierungsdesign
www.gute-botschafter.de
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