Gemeinsam gegen die Macht des Stärkeren - SP Schweiz
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Oliver Hofer Mitgliederzeitung der SP Schweiz 180 · Ausgabe CH · Februar 2019 AZB 3001 Bern Gemeinsam gegen die Macht des Stärkeren Das Programm der Rechten ist weltweit gleich: Die Wenigen sollen auf Kosten der Vielen immer noch reicher gemacht werden. Die rechtsbürgerliche Mehrheit, die seit 2015 in Bundesbern das Sagen hat, stellt sich in diese Reihe. Lasst uns gemeinsam dagegen kämpfen und am 20. Oktober die Mehrheiten ändern! ZERSIEDELUNG JETZT UNTERSCHREIBEN! Das bestehende Raumplanungsgesetz vermag die Zersiedelung Die Korrektur-Initiative fordert ein Verbot von Waffenexporten nicht zu bremsen. Deshalb braucht es ein Ja zur Zersiedelungs in Bürgerkriegsländer und in Länder, die systematisch und schwer- initiative, die am 10. Februar zur Abstimmung kommt. Seite 16 wiegend Menschenrechte verletzen. Seite 17
2 LINKS 180 ∙ 2019 Aktuell Liebe Genossinnen und Genossen INHALT Liebe Sympathisantinnen und Sympathisanten 2–3 Aktuell Das ist mein letztes «links»-Editorial. Acht Jahre habe ich auf dem Zentralsekretariat der SP gearbeitet, sieben da- 4–5 Gespräch von als «links»-Redaktorin. Während dieser Zeit auf dem Nadine Masshardt ist politische «Seki» habe ich viel dazugelernt. Über Politik und über Leiterin des Wahlkampfs 2019. Andrea Bauer das Innenleben einer Partei, aber auch sehr viel Hand- werkliches: wie man eine Aktion organisiert, einen Flyer 6 Wahlen produziert oder wie man Argumente verständlich zusam- Ende Februar wird die Prämien- menfasst. entlastungs-Initiative lanciert. Barbara Gysi Das Wichtigste aber, was ich bei meiner Arbeit gelernt habe: Die SP, das sind die Mitglieder. 7 Wahlen Denn man kann noch so viele Flyer produzieren, die besten Aktionen organi- Gemeinsam gegen die Macht sieren und Argumente noch so verständlich aufschreiben – wenn die Argu- des Stärkeren! mente nicht weitergegeben und die Flyer nicht verteilt werden und niemand Christian Levrat an der Aktion teilnimmt, bringt das alles gar nichts. Wenn nach dem Aktions- 8 Wahlen wochenende eine Kiste Flyer im Gang rumsteht, kann man höchstens noch ein Der SP St. Gallen steht ein paar davon ins Archiv bringen. Dort liest sie dann aber niemand mehr. Wahlmarathon bevor. Besonders wichtig sind wir Mitglieder in Wahljahren, wenn bei den ande- Guido Berlinger-Bolt ren Parteien so richtig geklotzt wird. Denn während diese mit Plakat- und 9 – 12 Kantone Inseratekampagnen das Land und die Medien zupflastern, kann die SP nur Ausgewählte Seiten aus zuschauen. Das können wir uns schlicht nicht leisten. Dafür haben wir etwas den kantonalen Splittings anderes: Menschen! Menschen, die gemeinsame Vorstellungen über die Welt 13 Solifonds teilen und auch bereit sind, diese Vorstellungen in der Öffentlichkeit zu ver- Die sozialen Bewegungen treten. in Brasilien brauchen Unter Am 22. Januar hat das Präsidium den Wahlkampf eröffnet. Und zwar auf dem stützung! Waisenhausplatz in Bern. Dort, wo es Menschen hat, und nicht nur Medien- Yvonne Zimmermann schaffende. Die SP will in diesem Wahlkampf mit den Menschen reden, und 14 – 15 Frauenjahr nicht nur über sie. Auf der Strasse, am Telefon und neu auch an der Haustür. Lohntransparenz: Immerhin Dafür braucht es uns alle, denn um mit den Menschen zu reden und ihnen vor in die richtige Richtung allem auch zuzuhören, braucht es Menschen – und nicht Plakate. Min Li Marti Damit verabschiede ich mich von euch. Als Redaktorin, nicht aber als Genos- 16 Abstimmung sin. Wir sehen uns! Ja zur Zersiedelungsinitiative am 10. Februar Andrea Bauer, Chefredaktorin «links» Thomas Hardegger 17 Aktuell Jetzt die Korrektur-Initiative unterschreiben! Priska Seiler-Graf 18 Aktuell Lesetipps 19 Agenda IMPRESSUM Herausgeberin: SP Schweiz, Theaterplatz 4, 3011 Bern, Telefon 031 329 69 69, Fax 031 329 69 70 Erscheint 6 Mal pro Jahr, Auflage 36 796 (Wemf) Abonnementspreise: Für Mitglieder der SP Schweiz gratis Adressänderungen/Abo: abo@spschweiz.ch Redaktion: Andrea Bauer (Chefredaktion), Niklaus Wepfer (SO), Livia Diem (BS), Ruedi B rassel (BL), Hannes Rettenmund (BE), Katharina Kerr (AG), Sebastian Dissler (LU), Julian Fitze (TG), Michael Sutter (Region Bern), Urs Geiser (Korrektor) E-Mail Redaktion: l inks@spschweiz.ch Gestaltung/Produktion: Atelier Bläuer, Bern Druck: Ringier Print Adligenswil AG, Postfach 3739, 6002 Luzern Anzeigen: Kilian Gasser, Medienvermarktung GmbH, G itschenstrasse 4, 6460 Altdorf, Tel. 041 871 24 46, Fax 041 871 24 47, k g@kiliangasser.ch Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 21. Januar 2019. Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 8. April 2019.
Aktuell LINKS 180 ∙ 2019 3 Delegiertenversammlung Gletscher-Initiative Transparenzinitiative in Goldau (SZ) Die Geschäftsleitung der SP Schweiz bean- Die Staatspolitische Kommission des Stän- Die nächste Delegiertenversammlung vom tragt der Delegiertenversammlung vom derats (SPK) will mehr Transparenz bezüglich 2. März findet im Pfarreizentrum in Goldau 2. März die Unterstützung der Gletscher- der Finanzierung von Parteien sowie von statt. Thematischer Schwerpunkt ist Initiative. Diese hat am 26. Januar der Verein Wahl- und Abstimmungskampagnen. Sie «Arbeit und Ausbildung für alle», eines Klimaschutz Schweiz lanciert, der eigens will entsprechende gesetzliche Regeln dazu der vier Wahlkampfthemen der SP. Weitere Informationen zur Delegierten wikcommons SP Schweiz versammlung werden laufend unter www.spschweiz.ch/dv veröffentlicht. Aktionen zum 8. März Im Gegensatz zum 1. Mai ist der internationa- le Frauentag am 8. März in der Schweiz wenig bekannt. Drei Monate vor dem Frauenstreik (14. Juni 2019) ist es höchste Zeit, das zu än- dern! Deshalb freuen wir uns, wenn möglichst zu diesem Zweck gegründet wurde. Ziel ausarbeiten. Eine Regelung auf Verfassungs- der Initiative ist eine schweizerische Klima stufe, wie dies die Transparenzinitiative politik, welche sich an den Zielen des Pariser fordert, möchte die Kommission aber nicht. wikcommons Klimaabkommens orientiert, das die Schweiz Sie bevorzugt eine Lösung auf Gesetzes- unterzeichnet hat. Die damit eingegangene ebene und hat deshalb die Ausarbeitung Verpflichtung soll in Form klarer Zielvorgaben einer Kommissionsinitiative zugestimmt. in der Verfassung festgehalten werden. Den konkreten Inhalt will sie im Frühling www.klimaschutz-schweiz.ch beschliessen. Die Transparenz-Initiative will Parteien verpflichten, ihre Rechnung und die Herkunft aller Spenden über 10 000 Franken Franchisen offenzulegen. Auch Personen und Komitees, die in einer Kampagne mehr als 100 000 Die Kommission für soziale Sicherheit und Franken einsetzen, müssten Spenden über viele Sektionen am 8. März (oder am Samstag, Gesundheit des Ständerats will, dass die 10 000 Franken deklarieren. Die Annahme 9. März) mit Aktionen auf der Strasse präsent Franchisen künftig automatisch an die Ent- anonymer Spenden will die Initiative verbie- sind. Zur Inspiration: Die Sekretärin der SP wicklung der Gesundheitskosten angepasst ten. Die SP Schweiz hält sich bereits heute an Frauen*, Gina La Mantia, verteilt am Frauen- werden. Die Mehrheit hat einer entspre- die Vorgaben der Transparenzinitiative. tag in Biasca (TI) Flyer und Rosen. Und SP-Co- Generalsekretärin Rebekka Wyler organisiert SP Schweiz am 9. März in Altdorf (UR) eine Standaktion. Frauenstreik 2019 Am 14. Juni findet in der ganzen Schweiz der Abstimmungen vom 19. Mai zweite Frauenstreik statt. Bereits haben sich in vielen Kantonen Komitees gebildet und Die Referenden gegen den AHV-Steuer-Deal es finden regelmässig Treffen statt, um den (STAF) und die Änderung der EU-Waffenricht- Streik vorzubereiten. Koordiniert wird der linie sind zustande gekommen und kommen frauenstreik2019.ch am 19. Mai zur Abstimmung. Zur STAF hat die ausserordentliche Delegiertenversammlung chenden Vorlage zugestimmt. Das bedeutet, dass die Versicherten immer mehr selber zahlen müssen, um sich behandeln lassen zu können. Die SP lehnt diese weitere Kosten- abwälzung auf die Patientinnen und Patien- ten dezidiert ab. Sie fordert stattdessen eine Erhöhung des steuerfinanzierten Anteils an den Gesundheitsausgaben. Dies will auch die Prämienentlastungs-Initiative der SP, welche vorsieht, dass Krankenkassenprämien Anlass vom überparteilichen Frauennetz- künftig nicht mehr als 10 Prozent des verfüg werk zur Koordination des Frauenstreiks baren Einkommens ausmachen dürfen. 2019. Wer sich engagieren möchte, findet auf vom letzten September bereits die Ja-Parole der Seite frauenstreik2019.ch die Kontakte beschlossen. Zur Waffenrichtlinie beantragt zu den regionalen Komitees, Argumente, die Geschäftsleitung der Delegiertenver- Veranstaltungshinweise, Presseartikel und sammlung vom 2. März einstimmig ein Ja. vieles mehr.
Jonas Hirschi 4 LINKS 180 ∙ 2019 Wahlen «Wir die schäd Mehr h Im Wahlkampf setzt die SP auf den Austausch mit den Menschen – auf der Strasse, am Telefon, via Soziale Medien. Und auf Nadine Masshardt, die politische Wahl- kampfleiterin. Das Ziel: Die rechte Mehrheit im Nationalrat brechen. Nadine, du bist die erste politische Wahl kampfleiterin der SP. Was ist deine Auf gabe? Die Idee ist, den Wahlkampf 2019 in der Deutschschweiz besser sichtbar zu machen. Mit Christian Levrat und Roger Nordmann bin ich verantwortlich für die Kampagnen- kommunikation. Ich bin aber auch Ansprech- person für alle Kandidierenden und Binde- glied zur Fraktion und zu den Bundesrats- mitgliedern, zur Basiskampagne und zum Zentralsekretariat. So habe ich mir etwa vor- genommen, jedem Deutschschweizer Kanton mindestens einen Besuch abzustatten, bei den Nominationen, an einer Wahlkampfver- anstaltung oder sonst einem Event. Zudem publiziere ich in den Sozialen Medien täglich einen #wahltipp19 – das kann ein Blick hin- ter die Wahlkampf-Kulissen sein, Tipps für Kandidierende oder ein spannender Medien- beitrag. Bleibt da Zeit für den eigenen Wahlkampf? Natürlich nutze ich weiterhin meine Kanä- le und versuche damit möglichst auch mein Umfeld zu mobilisieren. Ich sehe mich dies- mal aber vor allem als Teil der SP-Wahlkam- pagne – auch wenn ich wohl im Übereifer lang vor meiner Wahl durch die Parteileitung bereits Give-aways bestellt habe (lacht). Es ist wichtig, dass wir Fraktionsmitglieder – auch diejenigen, die nicht mehr antreten – uns engagieren und die Kampagne der SP sicht- bar machen. Allerdings bin ich kein Über- mensch. Nebst meinem Mandat habe ich zwei kleine Kinder und mein Partner arbeitet auch Teilzeit. Adrian Amstutz, der Wahlkampfleiter der SVP, steigt mit der Motorsäge in den Wahl kampf. Was ist deine Strategie? Wenn schon die Nagelfeile (lacht)! Mein Ziel als Politikerin ist es jedoch nicht, mich als Leithammel zu präsentieren, sondern den Leuten zuzuhören und das Gehörte in die
SeitentitelSTAND 180 ∙ 2019 5 LINKS müssen PUNKT Rebekka Wyler, Co-Generalsekretärin liche rechte der SP Schweiz Tour de Suisse heit brechen» Wahlkampfzeit ist Reisezeit – zumindest für Parteileitung und Generalsekretariat. Die ersten Kantonalparteien haben damit begon- nen, ihre Kandidatinnen und Kandidaten für politische Arbeit einfliessen zu lassen. Wer Es lohnt sich diesmal besonders, für ein National- und Ständerat aufzustellen. Als Co- mit der Motorsäge politisiert, kann die Men- paar Sitze mehr zu kämpfen. Generalsekretärin werde ich aber nicht nur schen um sich herum nicht mehr verstehen. Genau das ist meine grosse Motivation, bei zu Nominationsparteitagen, sondern auch zu Wir wollen uns in diesem Wahlkampf mit diesen Wahlen einen besonderen Effort zu Sektionsanlässen und Bildungsveranstaltun- den Bürgerinnen und Bürgern austauschen leisten. Ab 2013 habe ich im Parlament noch gen eingeladen. Kürzlich habe ich so innerhalb – auf der Strasse, am Telefon, via Soziale Me- zwei Jahre mit wechselnden Allianzen erlebt. von vier Tagen zweimal den Kanton St. Gallen, dien. Wir reden mit ihnen und nicht über sie. Das sind Welten! So entsteht Fortschritt. den Kanton Tessin sowie Aargau und Basel- Unseren Wahlkampf haben wir deshalb auch Stadt besucht. auf einem zentralen Platz mit vielen Passan- Die SP will über Gleichstellung reden. Tut An den Nominationsanlässen stellt Christian tinnen und Passanten lanciert. Und nicht im die Partei selber genug für ihre Frauen? Levrat oder ein anderes Mitglied des Partei- Bundesmedienzentrum wie die SVP. Man kann sicher immer mehr tun. Ich bin präsidiums jeweils die Wahlkampfthemen der jedoch froh, dass wir bereits letzten Juni das SP Schweiz vor und motiviert die Anwesen- Worüber will die SP mit den Menschen re Frauenjahr lanciert haben und seither mit den, sich fürs Aufbrechen der rechtsbürger- den? verschiedenen Aktionen darauf aufmerksam lichen Mehrheit in Bundesbern und für den Wir haben vier Themen definiert, die immer machen, dass Frauen in der Politik immer Wahlkampf der SP einzusetzen. wieder auftauchen, wenn wir auf der Strasse noch massiv untervertreten sind. Zudem or- An grösseren Parteianlässen ebenso wie als wie auch mit unserer Basis reden: die Klima ganisiert die SP Frauen* ein Mentoring-Pro- Referentin an Sektionsanlässen oder Bildungs- erwärmung, die Gleichstellung, das Recht auf jekt, bei dem jeweils eine Bisherige eine Kan- veranstaltungen komme ich mit zahlreichen gute Ausbildung und berufliche Weiterbil- didatin im Wahlkampf begleitet. Da mache Leuten ins Gespräch, vom Basismitglied bis zur dung sowie die Krankenkassenprämien. ich selbstverständlich mit. Als ich 2004 fürs Regierungsrätin. Ich will ja auch wissen, wie es Stadtparlament kandidierte, profitierte ich den Mitgliedern der SP geht. Manchmal ärgern Zu den Prämien lanciert die SP im Februar selber sehr von einem solchen Projekt der Ju- wir uns gemeinsam, manchmal freuen wir uns eine Initiative … gendverbände. Nun gebe ich gerne Tipps wei- zusammen, häufig geniessen wir gemeinsam Sie will, dass die Prämien nicht mehr als zehn ter – als Wahlkampfleiterin auch Männern. eine Pizza oder einen Apéro. Und manchmal Prozent des Haushaltsbudgets ausmachen. wird man auch sehr nachdenklich. Es gibt Die steigende Prämienlast beschäftigt die Die SP hat 2015 die Basiskampagne einge offenbar immer noch Orte in der Schweiz, wo Menschen. Und wir haben ein Rezept dage- führt und war damit sehr erfolgreich, auch man seine Stelle verlieren kann, wenn man in gen – im Gegensatz zum Parlament, wo SVP auf kantonaler und lokaler Ebene. Wie der SP ist. Auch deshalb kandidiert nicht jede und FDP mit ihrer knappen Mehrheit alle Re- stark setzt die Partei wieder auf dieses In und jeder für den Gemeinderat in einem Dorf formen dazu blockieren. Sie tun es auch auf strument? mit tausend Leuten. anderen Gebieten: Bei der Beratung des CO2- Unser Wahlkampfmotto lautet: «Wir reden Die SP Tessin hat für ihren Parteitag ein- Gesetzes im Dezember haben wir eine Reihe mit den Menschen und nicht über sie.» Dar- drückliche Interviews mit alleinerziehenden von Abstimmungen jeweils wegen zwei, drei um setzen wir auch 2019 auf die Basiskampa- Müttern und älteren Menschen gedreht, die Stimmen verloren. Unser Wahlziel muss da- gne. Neu dazu kommen Tür-zu-Tür-Aktionen zeigen, dass der Alltag in der «Sonnenstube» rum sein, diese schädliche rechtsbürgerliche in Quartieren, bei denen wir die Bürgerinnen oft alles andere als heiter ist. Drei Genossen Mehrheit zu brechen. und Bürger fragen, wo der Schuh drückt. im Aargau haben gemeinsam ein Hilfswerk Diese Infos gehen zurück in unsere Sektio- für Flüchtlinge auf der Balkanroute aufgebaut nen und fliessen damit in unsere Politik ein. und über die vergangenen Festtage vor Ort Ehrlich gesagt war ich bei der Einführung der Unterstützung geleistet. In allen Landesteilen Basiskampagne skeptisch, mittlerweile bin sind SP-Mitglieder engagiert, in den Gemein- ich begeistert. Einerseits ist die Stimmung den, regional, kantonal, mit Blick nach Bern an diesen Anlässen immer gut, anderseits und über die Landesgrenzen hinaus. Jeder und sind die Telefongespräche mit wenigen Aus- jede von uns hört ab und zu, die SP sei welt- nahmen positiv. Ich kann wirklich allen emp- fremd. Aber jeder Tag draussen zeigt, dass das «Wer mit der fehlen, ihre Hemmungen zu überwinden und nicht stimmt. Ende Januar hat die SP Schweiz Teil der Basiskampagne und damit unseres in Bern den Wahlkampf eröffnet. An unserem Motorsäge politisiert, Wahlkampfs zu werden. Kaffeestand kamen zahlreiche Passantinnen und Passanten vorbei. «Wir brauchen die SP, kann die Menschen denn sie setzt sich für alle ein», hörte ich. Nadine Masshardt (34) ist seit 2013 Berner «Auch für diejenigen, die nicht so viel Glück um sich herum nicht Nationalrätin und seit 2015 zusammen hatten.» Wie wahr! Und drum machen wir mit Cédric Wermuth Vizepräsidentin der auch jeden Tag weiter – bis am 20. Oktober mehr verstehen.» SP-Fraktion. und darüber hinaus.
WAHLKAMPFTHEMA 1/4: WENIGER BELASTUNG DURCH KRANKENKASSENPRÄMIEN Unsere Initiative bringt Entlastung Viele Menschen wissen nicht, wie sie ihre Krankenkassenprämien bezahlen sol- schnittliche Belastung der Schwei- len. Die SP liefert ihnen mit der Prämienentlastungs-Initiative eine Antwort. zer Haushalte beträgt 14 Prozent des Einkommens, es gibt aber Kantone Am Parteitag im letzten Dezember mit moderatem Einkommen bei der wie Jura und Baselland, wo sie alar- beschlossen die SP-Delegierten, die Bezahlung der Krankenkassenprä- mierende 18 Prozent beträgt. Und Prämienentlastungs-Initiative zu mien genügend zu unterstützen. bestimmte Haushaltkategorien lie- lancieren. Sie will eine Beschrän- Das Gegenteil ist der Fall. Ein immer gen sogar darüber. Trotz steigender kung der Prämien auf maximal grösserer Teil des Einkommens wird Prämienbelastung ziehen sich die 10 Prozent des Haushaltsbudgets. von den Krankenkassenprämien Kantone aus der Finanzierung zu- In ihrer Rede unterstrichen sowohl weggefressen. Statt die Mittel für rück, auch das zeigt dieser Bericht unsere Nationalratspräsidentin, die die Prämienverbilligung genügend Ärztin Marina Carobbio Guscetti aufzustocken, streichen die Kantone wie auch unsere ehemalige Bundes- Barbara Gysi, Nationalrätin, sie zusammen. Bei Sparpaketen ge- Lancierung am 26. Februar rätin Ruth Dreifuss die Notwendig- Vizepräsidentin SP Schweiz hört die Prämienverbilligung meist Die Prämienentlastungs- keit einer Verankerung der maxi- zu den ersten Posten, die gekürzt Initiative wird am 26. Februar malen Haushaltsbelastung in der werden. 2019 lanciert. Die Unterschrif- Bundesverfassung. Ruth Dreifuss tenbögen werden der nächsten hatte 1995 das Krankenversiche- Kantone ziehen sich aus «links»-Ausgabe beigelegt. rungsgesetz eingeführt, und schon Darüber will die SP Verantwortung Auf der Webseite bezahlbare- damals war es ein Ziel, die kleineren im Wahlkampfreden: Unmittelbar nach dem Parteitag praemien.ch werden laufend und mittleren Haushalte nicht un- die Krankenkassen- veröffentlichte das Bundesamt für Informationen zur Initiative nötig zu belasten. Sie hat dieses So- prämien, Arbeit und Gesundheit den Monitoringbericht aufgeschaltet. Wer sich für die zialziel immer verteidigt. Bis heute Ausbildung für alle, 2017 zur Prämienverbilligung. Die- Initiative engagieren möchte, haben wir es jedoch nicht geschafft, Gleichstellung und se Zahlen zeigen sehr deutlich, wie kann sich auf der Webseite Familien, Paare und Alleinstehende die Klimaerwärmung. nötig unser Projekt ist. Die durch- eintragen.
123RF auf Prämienverbilligungen in allen Kantonen gleich gelten soll. Dies ist heute nicht der Fall. Einzelne Kan- tone reduzieren ihre Anteile und ziehen sich bei der Mitfinanzierung der Prämienverbilligungen immer weiter zurück. Die Verbilligungen halten deshalb oft bei weitem nicht Schritt mit dem effektiven Anstieg Gemeinsam gegen der Prämien. Zusätzlich regelt die Initiative die die Macht des Stärkeren! Übernahme der Kosten. Wir wollen, Die rechtsbürgerliche Mehrheit in Bundesbern will Kriegs- dass sich der Bund stärker engagiert material in Konfliktgebiete exportieren und Renten kürzen. und es einen festgelegten Bundesan- Sie will die Steuern für Konzerne senken und den Lohn- teil gibt. Das 10-Prozent-Ziel soll er- schutz preisgeben. FDP und SVP verhindern Fortschritte reicht werden, indem Bund und Kan- bei der Energiewende und bei der Gleichstellung. Nicht zu- tone mittels Prämienverbilligungen letzt seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten tiefe und mittlere Einkommen bes- sind solche Programme weltweit in Mode: Wer hat, dem ser unterstützen. Das ist auch sozi- wird gegeben. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung hin- al: Denn die Prämienverbilligungen gegen hat nichts vom wirtschaftlichen Aufschwung. Dies werden mit Steuergeldern finanziert akzeptiert die SP nicht. Denn die rücksichtslose Macht des und federn den unsozialen Charak- Stärkeren gefährdet die Zukunft unseres Planeten. Wir ter der Kopfprämien bei den Kran- brauchen mehr, nicht weniger Zusammenarbeit. Denn die kenkassen ab. So werden Bund und grossen Probleme können wir nur gemeinsam lösen. Kantone stärker in die Verantwor- tung genommen und haben mehr Die Schweiz braucht Reformen, damit der Fortschritt allen Anreiz, bei der Kostendämpfung dient und es auch für unsere Kinder eine gerechte und vorwärts zu machen. lebenswerte Welt gibt. Dafür steht die SP ein. Und zwar mit vier konkreten Versprechen, mit denen wir unser Land Zugang zu Gesundheitsleistungen gerechter, nachhaltiger und bereit für die Zukunft machen Die rechtsbürgerliche Mehrheit sieht wollen: Unser erstes Ziel ist Arbeit und Ausbildung für alle. im Gesundheitswesen primär ein Denn die offiziellen Arbeitslosenzahlen täuschen. Nimmt glasklar auf. Gegenüber 2014 haben Geschäftsfeld für Milliardengewin- man Sozialhilfebeziehende und Ausgesteuerte hinzu, die Kantone 2 Prozent weniger an ne: Sie wollen Wachstum um jeden suchen 250 000 Menschen in der Schweiz eine Arbeit. Wir die Prämienverbilligung bezahlt als Preis – und bezahlen soll gefälligst alle kennen die empörenden Geschichten von Menschen der Bund, gegenüber 2009 sind es die Bevölkerung. Jedes Jahr gehen über 55, die ihre Arbeit verlieren. Die Digitalisierung der sogar massive 9 Prozent weniger. zwischen 10 und 20 Prozent der Ver- Arbeitswelt verschärft dieses Problem. Die SP will, dass Wenn es noch Beispiele ge- sicherten in der Schweiz nicht zum möglichst viele Leute ihren Lebensunterhalt mit eigener braucht hat, wie dringend unser In- Arzt aus Angst, dass Kosten entste- Arbeit finanzieren können. Wir fordern deshalb für jeden itiativprojekt ist, wurden uns diese hen, die sie nicht tragen können. Das Menschen in der Schweiz das Recht auf Berufsbildung Ende 2018 geliefert. Die Kantonsre- Gesundheitswesen muss effizient und berufliche Weiterbildung, finanziert über einen Fonds gierungen veröffentlichten nämlich und gleichzeitig gerecht organisiert des Bundes. Unser zweites Ziel ist weniger Belastung durch die konkreten Vorgaben für die Prä- werden. Es hat dem Allgemeinwohl die Krankenkassenprämien. Der Parteitag im Dezember mienverbilligung 2019: Im Kanton zu dienen, nicht der Bereicherung hat beschlossen, eine Initiative zu lancieren: Die Prämien St. Gallen etwa wird die Belastung einiger weniger. Wir wollen keine dürfen nicht mehr als 10 Prozent des verfügbaren Einkom- für gewisse Haushalte auf rekord- Zweiklassenmedizin. Mit der Prä- mens ausmachen. Ihr werdet die Unterschriftenbögen hohe 16 bis 20 Prozent Belastung mienentlastungs-Initiative können bald erhalten. Unser drittes Ziel: Gleichstellung jetzt! Frauen ansteigen. Das ist schlicht inakzep- wir den Zugang der Patientinnen verdienen nach wie vor weniger und erhalten niedrigere tabel. und Patienten zu den Gesundheits- Renten. Das muss sich ändern. Für Frauen und Männer leistungen sicherstellen. müssen Familie und Beruf vereinbar sein. Dazu braucht Entlastung und mehr Gerechtigkeit es mehr Teilzeitstellen, mehr Kinderbetreuung und den Unsere Initiative fordert nun also, dass die Belastung der Privathaus- DARUM GEHT ES Elternurlaub. Die SP Schweiz wehrt sich gegen alle Formen von Gewalt und gegen Sexismus. Unser viertes Ziel ist der halte maximal 10 Prozent des ver- Die Initiative will ein Sozialziel Kampf gegen die Klimaerhitzung. Wir müssen den ökologi- fügbaren Einkommens betragen für die obligatorische Kranken- schen Umbau vorantreiben und den CO2-Ausstoss auf null darf. Für viele Haushalte sind die versicherung festlegen. Keine reduzieren. Die SP fordert deshalb: in der Schweiz inves- Krankenkassenprämien zu einer un- Versicherte und kein Versicherter tieren statt Öl importieren. Die SP will einen klimafreund- erträglichen Last geworden. Dies gilt soll gezwungen sein, mehr als lichen und transparenten Finanzplatz, ohne Investitionen besonders für Familien, die gerade 10 Prozent des verfügbaren Ein- in Kohle, Erdöl und Erdgas. Die SP wird dafür sorgen, dass ein wenig zu viel verdienen, um noch kommens für die Krankenkassen- solche Massnahmen sozialverträglich ausgestaltet werden. Prämienverbilligungen zu erhalten. prämien aufzuwenden. Dieses Der ökologische Umbau darf nicht auf dem Buckel der Der jährliche Prämienanstieg redu- Ziel soll durch eine Stärkung der Lohnabhängigen umgesetzt werden, sondern soll und wird ziert das verfügbare Einkommen der individuellen Prämienverbilligun- Arbeitsplätze schaffen. Mittelschicht. Dies geht auf Kosten gen erreicht werden. Die Finan- Um diese Projekte umsetzen zu können, brauchen wir neue der alltäglichen Ausgaben etwa für zierung dieser Unterstützung Mehrheiten. Bitte überzeuge deine Familie, deine Freundin- Essen und Wohnen. wird zu zwei Dritteln vom Bund nen und deine Kollegen, am 20. Oktober SP zu wählen. Nebst einer spürbaren Entlas- übernommen, die Kantone finan- tung bringt die Initiative auch mehr zieren den Restbetrag. Herzliche Grüsse Gerechtigkeit, da der Anspruch Christian Levrat
SP St. Gallen Max Lemmenmeier, der Präsident der SP St. Gallen, erntet für seine kämpferische Rede am Wahlfest immer wieder Zwischenapplaus. St. Gallen wählt 2020 Ein Wahlfest am Anfang des Wahlkampfs. Ein Wahlteam, das zwei Jahre an der Personalpolitik: Es ist schon heute Arbeit sein wird. Die Gründung eines genossenschaftlichen Kampagnenbüros. klar, wer in mehr als einem Jahr zu Viele Ziellinien. Die SP St. Gallen denkt vieles neu. den Kantonsratswahlen antritt. Die- se Engagierten können die Plattform «Wir sind früh dran», sagen mir En- gen der einfachen Leute kämpft und der kommunalen Projekte ebenfalls gagierte im Wahlkampf oft zufrie- für Gerechtigkeit und Freiheit für nutzen. Ebenso, wer im Herbst 2020 den. Damit haben sie zwar recht. alle steht, vermitteln wir nur, indem in ein kommunales Amt gewählt Aber wir sind nicht deshalb gut un- wir konkrete inhaltliche Vorschläge werden will. Wir lassen uns die poli- terwegs. Sondern deshalb, weil wir für das Zusammenleben im Dorf, im tische Agenda nicht länger von bür- unseren Wahlkampf neu denken. Quartier machen. Und indem wir gerlichen Gemeinderäten diktieren. Auf die Nationalratswahlen folgen darüber sprechen. im Kanton St. Gallen im März 2020 KampaKollektiv: Das SP-Sekretariat die kantonalen und im September Wahlfest: Wir begannen mit einem ist für die kantonale Politik zustän- 2020 die kommunalen Wahlen. Wahlfest. Wir luden die GenossIn- Guido Berlinger-Bolt, dig. Für kommunale Wahl- und Ab- Wahlkampf neu denken heisst im nen im Oktober mit einer Telefon- Politischer Sekretär der stimmungskämpfe fehlt den Sek- SP St. Gallen Wesentlichen: gemeinsam denken! kampagne dazu ein. Es gab ein rau- tionen der Ansprechpartner. Nun Bisher gab es mehrere unabhän- schendes Fest. Die Motivation aller haben weit über 50 Interessierte die gige Wahlkämpfe und Komitees. zu spüren, war beeindruckend. Genossenschaft KampaKollektiv Die Folgen: Viele verausgabten sich gegründet: Eine progressive Ost- im vermeintlich wichtigsten, dem Kommunales Parteiprogramm: Über schweizer Kommunikations- und Nationalratswahlkampf. Unterwegs die Wintermonate diskutieren die Kampagnenagentur mit einer klaren verlor die SP Engagierte und Know- Sektionen ihr eigenes kommunales politischen Haltung. Das Kampa- how. Und der kommunale Wahl- Parteiprogramm. Ziel ist es, dass die Kollektiv kann den Sektionen in der kampf war gänzlich den Sektionen Sektionen ihr Programm aus den Konzeption und Umsetzung eines überlassen; nicht wenige agierten vom Sekretariat skizzierten knapp modernen Wahlkampfs helfen und dann nach Schema F. Selten ver- achtzig Forderungen zusammen- bietet Workshops und Coachings an. sprüht dies Lust an der Auseinan- stellen. Natürlich können die Genos- dersetzung. Und zu wenig standen sinnen und Genossen in den Sektio- Die Basiskampagne: Wie alle grösse- Themen und Positionen zur Debatte. nen eigene Forderungen aufstellen. ren Kantonalparteien führt auch die All das krempeln wir um: Die Der Katalog soll Anregung sein. SP St. Gallen 2019 eine Basiskam- SP St. Gallen verknüpfte alle Wahl- pagne durch. An die nationale wird kämpfe. Wir sprechen mit den Men- Town Hall Meeting: Mit der Umset- nahtlos die kantonale Basiskam- 123 rf schen, nicht über sie. In unseren zung beginnen die Sektionen im pagne anschliessen. Und über den Dörfern und Quartieren, nicht über Frühling: Ihr wichtigstes Projekt Sommer 2020 werden diejenigen Plakatwände und Inserate. Wir tun startet an einem Town Hall Meeting: Sektionen, die das wünschen, eine das von Anfang an. Und indem wir Mit einem lokalen Projekt haben die lokale Basiskampagne anhängen. In nicht einfach unseren Kandidaten Sektionen eine Chance, neue Enga- den kommenden Monaten werden für den Schulrat vorschlagen («Köbi gierte in die Bewegung zu ziehen. viele Engagierte an Türen klopfen, Scherrer ist die richtige Wahl»), son- Menschen, die sich vor allem für telefonieren, strassenwahlkämpfen, dern indem wir sagen, wofür dieser einen sicheren Chindsgiweg einset- liken, Standpunkte klarmachen. «Köbi Scherrer» kämpft: Tagesschu- zen möchten oder für den Erhalt des Kurz: Mit den Menschen über linke len! Mittagstisch! Schluss mit El- Quartierladens oder für eine Begeg- Politik in den Dörfern und Quartie- terntaxis! – Wir verlassen uns nicht nungszone in der Quartierstrasse ren sprechen, statt über sie. Deshalb auf das SP-Logo. Weil wir ahnen, – und sonst vielleicht gar nicht wäh- werden wir im Oktober und 2020 zu dass gerade in den Dörfern und auf len gehen oder, wenn doch, dann den Siegern gehören. Auf diese Wei- dem Land viele nicht (mehr) wissen, nicht unbedingt die Kandidierenden se werden wir die rechtsbürgerliche was SP bedeutet. Dass die SP die Par- der SP. Diese wiederum erhalten so Mehrheit mit ihrer obszönen Arro- tei ist, welche für die Verbesserung früh im Wahlkampf wichtige Auf- ganz der Macht in Bern und St. Gal- der Lebens- und Arbeitsbedingun- trittsmöglichkeiten. len brechen.
Parlamentsdienste 3003 Bern LINKS AG ZUVERSICHT UND SIEGESWILLE KLIMASTREIK DER SCHÜLER*INNEN Am 20. Oktober 2019 werden im So ist das Klima Aargau drei Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in den Nationalrat gewählt, und am problem nicht zu lösen 24. November 2019 heisst ein Aar- gauer Ständerat Cédric Wermuth. Ob diese Prognose bloss Wunsch- denken ist oder Realität wird, hängt von uns allen ab. Wahlausgänge sind nicht Schicksal, sondern Folge eines erfolgreichen Wahlkampfes. nung der Klimaerwärmung oder/ viel ist), mit neuen Investitionen, Damit der Funken von den Wahl- und des menschlichen Einflusses die um die Hälfte weniger Emis- kämpferinnen und Wahlkämpfern darauf ist abstossend. Aber das sionen produzieren. Damit wür- zu den Wählerinnen und Wählern Cédric Wermuth tut, auch in Bern, nur eine Min- de der globale Emissionsausstoss überspringt, braucht es attraktive von Zofingen ist derheit. Viel verheerender wirkt theoretisch pro Jahr um 2,5 Pro- SP-Nationalrat. Kandidatinnen und Kandidaten, Er kandidiert 2019 sich die «liberale» Ideologie der zent sinken. Erfahrungsgemäss die richtigen Themen, ein gutes für den Ständerat. Mehrheit aus, die im Grunde wächst die globale Wirtschaft Konzept und vor allem ein grosses sagt, ja, der Klimawandel findet (und mit ihr der Kapitalstock) persönliches Engagement aller Par- statt, ja, er ist verheerend, aber jährlich aber im Schnitt um rund teimitglieder. Und besonders wich- machen können oder wollen wir 3 Prozent. Damit sinkt der Effekt tig: Es braucht sichtbare Zuversicht Seit einigen Wochen rufen Schü- nichts. Alles, was wir tun, ist der neuen Technologien in unse- und den unbedingten Willen, die lerinnen und Schüler schweiz- darauf vertrauen, dass der freie rem Beispiel auf knapp 1 Prozent gesteckten Ziele zu erreichen. weit zu Klimastreiks auf. Sie for- Markt irgendwann, irgendwas, Emissionsreduktion pro Jahr. Ich bin zuversichtlich. Ich weiss, dern, dass die Politik endlich die irgendwie regeln wird. Oder eben Nötig wären – je nach Studie – dass wir 16 ausgezeichnete Kandi- Klimafrage ernsthaft angeht. Da- auch nicht. Im Endeffekt ist das etwas zwischen 5 und 10 Prozent datinnen und Kandidaten haben, mit haben sie absolut recht. Die genauso das Todesurteil für den über mehrere Jahrzehnte, um das die gewinnen wollen. Ich weiss, Weigerung der Politik, sich des Planeten. 2-Grad-Ziel zu erreichen. dass wir gut auf den Wahlkampf Problems anzunehmen, bedroht Die Klimapolitik krankt noch Das zeigt: Das Klimaproblem vorbereitet sind. Und ich weiss, direkt ihre Zukunft. an einer zweiten ideologischen ist unter den Bedingungen des dass zentrale Themen unserer Par- Die Forderungen der Schü- Blockade. Hauptsächlich dis- heutigen real existierenden glo- tei wie Sicherung der Altersvorsor- lerinnen und Schüler leuchten kutiert werden technologische balen Kapitalismus mit seinem ge, Klimaschutz, sozialer Ausgleich ein. Denn, etwas grob formuliert, Innovationen, die den weiteren Wirtschaftswachstum nicht zu und Bildung für alle die Menschen welchen Sinn macht ihre Aus- Ausstoss von klimaschädlichen lösen. Die Schüler*innen schrei bewegen und wir überzeugen- bildung noch, wenn die Politik Emissionen eindämmen oder ben in ihrem Aufruf denn auch de Lösungen präsentieren. Jetzt nicht in der Lage ist, einen Pla- verhindern sollen. Das wird dum- richtig: «Falls diesen Forderun- braucht es noch das Engagement neten lebenswert zu erhalten, merweise aber nicht reichen. Die gen im aktuellen System nicht der ganzen Partei. auf dem sie mit ihrer Ausbildung Ökonom*innen nennen die Sum- nachgekommen werden kann, Helfen wir alle mit! überhaupt noch etwas Sinnvolles me aller in einer Volkswirtschaft braucht es einen Systemwan- Mit Zuversicht und anfangen können? verbauten Investitionen, also del!» Die knapp volljährigen Siegeswille. Tatsächlich steckt die Klima- Maschinen, Häuser, Fahrzeuge, Schüler*innen beweisen mit politik in einer ideologischen den Kapitalstock einer Volks- ihrer Analyse und ihrem Enga- Urs Hofmann von Sackgasse. Und dabei sind nicht wirtschaft. Angenommen, wir gement mehr Weitsicht als die Aarau ist SP-Regie- rungsrat. einmal die Klimaleugner das ersetzten jedes Jahr 5 Prozent Mehrheit der politischen Elite. Hauptproblem. Sicher, die Leug- des globalen Kapitalstocks (was Das sollte uns zu denken geben.
10 LINKS 180 ∙ 2019 LINKS SO Seitentitel Kantonale Steuervorlage bringt untragbare Steuerausfälle für Kanton und Gemeinden dent Markus Ammann (Olten) und FDP-Kan- tonsrat Christian Scheuermeyer (Deitingen). Dieser sieht die Millionen von Steuerausfäl- len in den kommenden Jahren als Investition für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Simon Bürki, des Kantons. Damit sollen die Unternehmen Kantonsrat aus Biberist im Kanton bleiben oder sogar neue angezo- simon-bürki@bluewin.ch gen werden. Zukünftige positive Entwicklung Am kantonalen Parteitag der SP in Oen- der Steuern ist spekulativ singen war das Hauptthema die geplante Für SP-Kantonsrat Markus Ammann ist klar: Umsetzung der Steuervorlage im Kanton. «Die kantonale Vorlage ist nicht ausgewo- Die unverantwortlichen jährlichen Steuer- gen, eine richtige Gegenfinanzierung fehlt. ausfälle in Millionenhöhe bei Kanton und Die positiven Annahmen der Regierung sind Gemeinden will die SP mit allen Mitteln be- reine Spekulation und überholt. Die kleinen kämpfen. (STAF). Er machte in seinem engagierten und mittleren Einkommen werden kaum Votum klar: «Man kann nur Ja sagen. Etwas entlastet. Heute haben wir dort die höchs- SP will mehr Gerechtigkeit, Solidarität Besseres können wir auf Bundesebene nicht ten Steuern, aber unsere Vermögenssteuern und Demokratie mehr erreichen.» Die sozialpolitische Kom- gehören zu den tiefsten im interkantonalen In ihrer flammenden Eröffnungsrede machte pensation mit zusätzlichen 2 Mrd. Franken. Vergleich!» Parteipräsidentin Franziska Roth (Solothurn) für die AHV bezeichnete Zanetti als Filet- Der Kanton droht Risiken einzugehen, klar, dass sich die SP für mehr Gerechtigkeit stück der Vorlage. Wer die Vorlage aus linker die er sich nie leisten kann, auf die Gefahr und Solidarität einsetzt. Sie zog eine Legis- Sicht bekämpfe, sei ein «politischer Geister- hin, dass er erneut einschneidende Spar- fahrer». programme erarbeiten muss. Die Regierung schweigt jedoch zu nötigen Sparmassnah- Zanetti: Steuerreform im Kanton men. Zudem drohen Steuererhöhungen für ist Hochrisiko-Strategie natürliche Personen, wie im Kanton Waadt. Für die geplante kantonale Umsetzung der Eine Tiefsteuerstrategie ist in Luzern ge- Steuerstrategie der Solothurner Regierung scheitert, mit verheerenden Folgen. fand Ständerat Zanetti deutliche Worte: «Es ist eine Hochrisiko-Strategie, auf tiefe Steu- ern für Unternehmen zu setzen, um diese in den Kanton zu locken. Zugleich will man den Preis für diese Hochrisiko-Strategie nicht nennen. Man kann auch an den Storch oder Osterhasen glauben!» Balz Bruder, Chefredaktor Solothurner Zeitung, moderierte eine Podiumsdiskussi- on mit SP-Kantonsrat und Fraktionspräsi- laturbilanz vor den eidgenössischen Wahlen: «Es wurde in den letzten drei Jahren in Bern vor allem Geld ausgegeben, um die Armut zu steigern», fasste die Kantonsrätin kurz und sarkastisch die Arbeit des Bundesparlamen- tes zusammen. Roth liegt die Demokratie am Herzen, auch auf Gemeindeebene. Daher Ja zur Zersiedlunginitiative: verabschiedete die SP am Parteitag eine Re- Nationalrat Philipp Hadorn stellte die Zer- solution, die die Abschaffung der Proporz- siedelungsiInitiative vor, die eine massvolle wahl auf Gemeindeebene bekämpft. Nutzung des Bodes will, indem die Bauzonen insgesamt nicht mehr weiterwachsen dür- Steuervorlage Bund: bestmöglicher Deal fen. Für Hadorn stimmen «Herzschlag und Ständerat Roberto Zanetti stellte den Deal Stossrichtung der Initiative». Es wurde deut- auf Bundesebene vor mit der Verknüpfung lich die Ja-Parole gefasst für die Abstimmung von Steuerreform und AHV-Finanzierung vom 10. Februar.
LINKS BE Seitentitel LINKS 180 ∙ 2019 11 Jede Stimme fürs Wichtig: Bitte erinnere deine Familie, Verwandte und Bekannte noch Energiegesetz zählt! heute ans Abstimmen. Jede Stimme zählt! Es bleiben nur noch wenige Tage bis zur Abstimmung übers Berner Energiegesetz. Hier sieben gute Argumente, um die letzten Unentschlossenen zu überzeugen: Klimawandel bekämpfen Energiestrategie 2050 zu und hiess somit len im Normalfall keine Ölheizungen mehr Der Klimawandel ist auch im Kanton Bern an- die Energiewende gut. Auch im Kanton Bern installiert werden. Steht in einem schlecht gekommen und direkt spürbar: Die Gletscher wurde die Vorlage klar angenommen. Zur gedämmten Wohnhaus der Ersatz der beste- in den Berner Alpen schmelzen, die Bauern Umsetzung der Energiestrategie braucht es henden Heizung wieder mit einer Öl- oder im Seeland leiden unter Wasserknappheit die Kantone, da sie unter anderem für Mass- Gasheizung an, so soll das Gebäude besser und die Aare in Bern hat im Sommer 2018 ei- nahmen im Gebäudebereich zuständig sind. isoliert oder erneuerbares Gas verwendet nen Hitzerekord erreicht. Mit einem JA zum Im Kanton Bern sind Gebäude für mehr als werden. In Neubauten sollen keine Elektro- Energiegesetz werden nachhaltige Standards 40 Prozent des kantonalen Energiever- boiler mehr zum Einsatz kommen, sondern im Energiebereich eingeführt, die das Klima brauchs verantwortlich. Mit einem JA zum energiesparendere Wärmepumpenboiler. schonen. Der schrittweise Umstieg auf CO2- Berner Energiegesetz soll die Energieeffizi- neutrale, erneuerbare Energiequellen ist ein enz im Gebäudebereich verbessert werden, Heimisches Gewerbe stärken globaler Trend. Das revidierte Energiegesetz damit die Energiewende gelingt. Energetische Sanierungen sind nicht nur für ist ein machbarer und sinnvoller Schritt für HauseigentümerInnen und Mietende auf lan- den Kanton Bern und trägt bei zum Erreichen Für Mieterinnen und Mieter vertretbar ge Sicht ein gutes Geschäft. Auch das Gewer- des Pariser Klimaabkommens. Packen wir die Das vom Hauseigentümerverband geführte be profitiert von den Sanierungsaufträgen, Chance jetzt! Nicht nur für uns, sondern vor und wohl von der Erdöl-Lobby mitfinanzier- darum engagieren sich viele Kleinunterneh- allem auch für unsere Kinder und Enkelkinder. te Gegnerkomitee warnt vor teureren Mieten men für das Berner Energiegesetz. durch Sanierungen. Diese Bedenken sind un- Bern soll fortschrittlich bleiben aufrichtig. Wenn Immobilienhaie Gesamtsa- Lokale Wertschöpfung statt Öl-Milliarde Der Kanton Bern ist im Bereich der Energieef- nierungen dazu nutzen wollen, die Mietzins- Heute fliessen jährlich bis 1 Milliarde Fran- fizienz und der erneuerbaren Energien einer schraube weiter anzuziehen, so ist das kein ken für Heizöl und Gas aus dem Kanton Bern der fortschrittlichsten Kantone. Das ist auch Argument gegen das Berner Energiegesetz, ins Ausland und zu menschenverachtenden der früheren rot-grünen Regierungsmehrheit sondern ein Grund für ein griffigeres Miet- Regimes wie Saudi-Arabien oder Russland. und der ehemaligen Regierungsrätin und recht. Der Mieterschutz wird aber vom genau Dabei besitzt der grossräumige Kanton Bern Energiedirektorin Barbara Egger-Jenzer zu gleichen Hauseigentümerverband bekämpft die nötigen Mittel, um sich selbständig zu verdanken. Damit Bern weiterhin mit gutem und angegriffen, die Kritik entpuppt sich als versorgen: Mit Solarenergie, Biogas aus der Vorbild vorangeht, braucht es ein JA zum Ber- verlogen. Region und Holz aus dem Berner Wald. In- ner Energiegesetz. novative Cleantech-Unternehmen schaffen Für HauseigentümerInnen zumutbar Wertschöpfung vor Ort. Das Berner Energie- Energiewende umsetzen Das neue Berner Energiegesetz ist moderat: gesetz sorgt für lokale Versorgungssicherheit Im Mai 2017 stimmte eine deutliche Mehr- Neubauten sollen einen Teil der benötigten und stabile Preise. heit der Schweizerinnen und Schweizer der Energie selber produzieren und in ihnen sol-
LINKS REGIOBE Basisdemokratie statt Unterwerfung unter den politischen Alltag Um uns der Unterwerfung unter das politische Alltagsge- Im Bewusstsein, dass ein solcher schäft zu entziehen, haben wir in der JUSO den Entschei- Prozess etwas Zeit brauchen würde, dungsprozess umgedreht – und Ideen für unser nächstes entschlossen wir uns dazu, zuerst Projekt mal ausschliesslich durch Basismitglieder einbrin- der Ideenentwicklung genug Raum gen lassen. zu geben. In einem ersten Schritt veranstalteten wir an einer unse- Eine oft gehörte Parole bei SP, JUSO die Region Bern verändern möch- rer Versammlungen ein Brainstor- und weiteren Linken ist: «Sie haben ten. Wir starteten also einen Aufruf ming in Kleingruppen. Dort wurden die Millionen, wir haben die Men- an alle Mitglieder, Kampagnenvor- zahlreiche Themen eingebracht: schen.» Mit Blick auf unsere Bud- schläge, Projekte und Ideen einzu- Beni Stückelberger, Kindererziehung, Einbürgerungen, gets, aber auch mit Blick auf das En- bringen, welche sie mit der JUSO Vorstandsmitglied JUSO umweltfreundliches Autofahren, Stadt Bern gagement von Hunderten unserer gerne verwirklichen möchten. Der bessere Sichtbarmachung von se- Mitglieder bei Wahl- und Abstim- Vorstand brachte dabei bewusst xueller Gewalt und viele weitere. In mungskämpfen kann man wohl keine eigenen Projekte ein, wollten einer zweiten Phase forderten wir durchaus davon ausgehen, dass wir doch das Ergebnis wirklich den alle Mitglieder auf, die Projekte in diese Aussage stimmt. Die Rolle Mitgliedern überlassen und einzig Gruppen oder alleine genauer aus- vieler Mitglieder ist jedoch oftmals bei der Umsetzung mit unserer Er- zuformulieren. Denn für eine gute darauf beschränkt, Vorgegebenes fahrung zur Seite stehen. Entscheidung mussten wir ja auch auszuführen – denn es gibt ja auch Durch dieses Vorgehen konnten eine genaue Entscheidungsgrund- genug zu tun… Unterschriften wol- wir gleich zwei Fliegen mit einer lage haben. In einem dritten Schritt len gesammelt und Wähler*innen Klappe schlagen: Einerseits konn- beschlossen wir, an einer weiteren angerufen werden, Flyer kann man ten wir so ein Projekt bestimmen, Ausgewählt Versammlung über die eingereich- immer verteilen und die Einbin- bei welchem wir sicher sind, dass ten Projekte zu entscheiden – aus- dung von Neumitgliedern soll ja unsere Mitglieder Lust haben, bei wurde gewählt wurde dann dasjenige eines auch nicht zu kurz kommen. Die der Umsetzung mitzuwirken. Ande- 14-jährigen Neumitglieds. Inhalte sind dabei jedoch oft vorge- rerseits wurden unsere Mitglieder dann das Wir sind überzeugt, dass ein sol- geben – definiert durch parlamen- durch diesen Prozess noch mehr als ches Vorgehen eine gute Möglich- tarische Geschäftsgänge, die Frak- sonst dazu gezwungen, zu reflektie- Projekt keit ist, den eigenen Mitgliedern tionen oder Parteileitungen und ren, was sie denn genau in unserer auch mal mehr das Heft in die Hand Vorstände. Welt verändern möchten. Und wir eines zu geben. Wir sind sehr zufrieden Das fanden wir in der JUSO Bern sind überzeugt, dass genau diese mit dem Prozess, welcher uns auf sehr schade – denn wie oben ausge- Reflexion in Zukunft helfen wird, 14-jährigen jeden Fall weitergebracht hat. Wie- führt, sind es die Mitglieder, die un- unsere eigenen Standpunkte noch so nicht auch mal in der eigenen sere Partei ausmachen. Mitglieder besser vertreten zu können – weil Neumit- SP-Sektion ein solches Vorgehen mit guten Ideen und grossartigen wir noch einmal besser wissen, wie- probieren? Aus unserer Sicht gibt es Vorstellungen, wie sie die Welt und so wir sie überhaupt vertreten. glieds. damit viel zu gewinnen!
Solifonds Solifonds LINKS 180 ∙ 2019 13 GEMEINSAM GEGEN DEN FASCHISMUS Soziale Bewegungen in Brasilien stärken! In Brasilien hat der rechtsextreme Ex-Militär nahmen gewalttätige Übergriffe ge- Rentenreform, die aufgrund brei- Jair Bolsonaro das Präsidentenamt angetreten, gen soziale Bewegungen, Indigene, ten Widerstands sistiert wurde und das Land steuert auf Faschismus mit ultra-neo- Linke und LGBTIQ-Aktivist*innen jetzt wieder aufgenommen werden liberaler Wirtschaft zu. Dringender denn je gilt in beängstigendem Ausmass zu. soll, viele Arbeiterinnen und Arbei- es, die sozialen Bewegungen in ihrem Widerstand In der Nacht vor der Stichwahl am ter von einer Rente ausschliessen. zu unterstützen. 28. Oktober 2018 griffen Bolsonaro- Die anvisierte Arbeitsreform wird Anhänger eine Besetzung der Land- zu noch mehr Prekarisierung füh- Kaum hat der rechtsextreme Ex- Yvonne Zimmermann, losenbewegung MST (Movimento ren. Der Abbau des Service public Militär Jair Bolsonaro Anfang Janu- Koordinatorin Solifonds dos Trabalhadores Sem Terra) in wird den Zugang insbesondere der ar sein Amt als Präsident Brasiliens Mato Grosso do Sul an, zwei Tage armen Bevölkerung zu Bildung und angetreten, hat er den Mindestlohn später wurde eine andere MST-Land- Gesundheitsversorgung weiter ein- gesenkt und angeordnet, Schutz- besetzung im Bundesstaat Ceará, das schränken. massnahmen für die LGBTIQ- Zuhause von 150 Familien, niederge- Bolsonaro war der Wunschkandi- Community aufzuheben. Die De- brannt. Dies sind nur zwei Beispiele. dat der Märkte. Wirtschaftsvertreter markierung indigener Gebiete hat Bolsonaro hat während des setzten während des Wahlkampfs er sogleich dem Agrarministerium Wahlkampfs angedroht, die sozia- auf den Ultrarechten, auch Vertre- unterstellt und damit klargemacht, len Bewegungen zu terroristischen ter von Schweizer Konzernen, die dass die Interessen der Agrarindus- Organisationen erklären zu las- sich dank der angekündigten Priva- trie Vorrang haben vor den Rechten sen – in erster Linie die Landlosen- tisierungen und Liberalisierungen der indigenen Bevölkerung und vor bewegung MST und die Obdach höhere Gewinne beziehungswei- dem Schutz des Amazonasurwalds. losenbewegung MTST (Movimento se Zugriff auf Land, Rohstoffe und Die neu zuständige Agrarministerin dos Trabalhadores Sem Teto). Die Wasserreserven erhoffen, ganz nach Tereza Cristina wird auch «die Muse beiden sind die stärksten sozialen dem Motto «Profit vor Menschen- des Gifts» genannt, weil sie sich für Bewegungen im Land, die für die rechten». den Einsatz von Agrargiften stark- Umsetzung der in der Verfassung In diesen düsteren Zeiten ist die gemacht hat. verankerten Land reform und das Stärkung des Widerstands gegen die Brasilien stehen schwierige Zei- Recht auf Wohnraum kämpfen so- faschistische und neoliberale Be- ten bevor: eine faschistische Regie- wie für würdige Lebensgrundlagen drohung dringend. Der SOLIFONDS rung mit einem ultra-neoliberalen für Land- und Obdachlose. unterstützt aktuell soziale Bewe- Wirtschaftsplan, der die Krise für gungen in Brasilien, darunter die die Bevölkerung verstärken wird. Wunschkandidat der Märkte Obdachlosenbewegung MTST und Ein Drittel des Kabinetts Bolsona- Dem Land steht zudem eine wirt- die Landlosenbewegung MST. ros sind Militärs und ein weiterer schaftliche Radikalkur bevor. Un- Mit einer Petition fordert er zu- Teil evangelikale Pastorinnen und ter dem neuen Wirtschaftsminister dem Bundesrat und Parlament auf, Pastoren mit rückwärtsgewandtem Paulo Guedes, Schüler des neolibe- sich im Namen der Schweiz für Gesellschaftsbild. ralen Vordenkers Milton Friedman internationale Sanktionen gegen an der Chicago School of Economics, Brasilien einzusetzen, sobald Bol- Übergriffe haben zugenommen sollen Privatisierungen und Abbau- sonaros Regierung Menschenrech- Bereits vor dem Amtsantritt Bol- Mehr Infos und massnahmen im Sozialbereich ra- te verletzt. Waffenexporte müssen sonaros, der die Militärdiktatur Petition unter- sant vorangetrieben werden – mit gestoppt und Verhandlungen zur verherrlicht und offen rassistisch, zeichnen auf verheerenden Folgen für die Bevöl- wirtschaftlichen Zusammenarbeit homophob und frauenfeindlich ist, www.solifonds.ch kerung: So wird die angekündigte abgebrochen werden.
14 LINKS 180 ∙ 2019 Frauenjahr Das bisschen Lohnglei Lohngleichheit ist seit 1996 im Gleichstellungsgesetz verankert, aber noch wie Männer. Nämlich dann, wenn keine Realität. Jetzt hat das Parlament in der Wintersession immerhin die sie sich für eine andere Person ein- Revision zum Gleichstellungsgesetz verabschiedet, die neu Lohntransparenz setzen, zum Beispiel als Anwältin vorschreibt. Ein kleines Schrittchen, aber immerhin in die richtige Richtung. für einen Klienten. In diesem Fall ist ein resolutes Auftreten akzeptiert. Gleicher Lohn für gleichwertige Ar- bezahlt als traditionelle Männer- Doch wenn Frauen für sich selber beit. Eigentlich eine Selbstverständ- berufe. In einigen Berufen wie bei- Forderungen stellen, verstossen sie lichkeit, aber leider nicht Realität. spielsweise bei der Pflege wurde dies gegen etablierte gesellschaftliche Seit 1981 ist die Gleichstellung von durch Lohnklagen ausgeglichen, Rollenbilder.» Wenn Frauen für sich Mann und Frau in Familie, Beruf viele andere Frauenberufe sind nach selber verhandelten, würden sie oft und Ausbildung verankert. Seit 1996 wie vor sehr schlecht bezahlt, zwei als unsympathisch wahrgenommen ist die Lohngleichheit im Gleichstel- Drittel der Tieflohnstellen in der und der Anspruch werde ihnen übel- lungsgesetz festgehalten. Dennoch Schweiz sind von Frauen besetzt, genommen, meint Bohnet weiter. verdienen Frauen pro Jahr immer wie aus der Lohnstrukturerhebung «Deshalb verzichten Frauen manch- noch rund 7000 Franken weniger 2016 hervorgeht. Min Li Marti, mal auf Lohnansprüche, obwohl als Männer. Nationalrätin ZH diese eigentlich berechtigt wären.» Laut Lohnstrukturerhebung von Gläserne Decke, klebriger Boden Das Phänomen der «gläsernen 2016 verdienen Männer im Schnitt Die Lohnunterschiede sind gerade Decke» ist in der öffentlichen Dis- 12 Prozent mehr als Frauen. Der in den sehr gut bezahlten Branchen kussion bekannt. Frauen haben Lohnunterschied betrifft Frauen wie Finanzen und Versicherungen Schwierigkeiten, ganz an die Spitze schon beim Eintritt in den Beruf. Sie besonders gross. Dort ist teilweise vorzudringen, weil ihnen die Macht- verdienen dort schon rund 7 Pro- auch der Frauenanteil sehr gering. netzwerke fehlen und ihnen weniger zent weniger. Ein Teil der Lohnun- Gerade bei Frauen in hohen berufli- zugetraut wird oder sie für die glei- terschiede ist erklärbar mit weniger chen Stellungen ist der Lohnunter- che Position viel besser qualifiziert Berufserfahrung, geringerer Quali- schied besonders gross. Hier zeigt sein müssen als der mit ihnen kon- fikation oder anderen Fakten. Aber sich, dass bei Positionen, wo die kurrierende Mann. Die amerikani- rund 7 Prozent der Lohndifferenz Lohnhöhe massgeblich durch Ver- schen Präsidentschaftswahlen von sind nicht erklärbar, also schlicht handlungsgeschick und leistungs- 2016 sind dazu ein eindrückliches diskriminierend. orientierte Lohnkomponenten be- Beispiel. Weniger bekannt sind die Doch auch die Erklärbarkeit von stimmt wird, die Frauen in der Regel «klebrigen Böden». Dieses Phäno- Faktoren heisst nicht, dass hier schlechter abschneiden. Dies nicht, men zeigt sich darin, dass Frauen keine Ungleichheit vorhanden ist. weil sie schlechter verhandeln wür- im Berufsleben länger auf Beförde- Frauen leisten die Mehrheit der un- den, sondern weil stereotype Ge- rungen warten müssen und dass bezahlten Arbeit im Haushalt und schlechterrollen einen Einfluss auf oft weniger in ihre Weiterbildung bei der Betreuung von Kindern und die Bewertung von Leistung haben, investiert wird. Damit bleiben ihnen Angehörigen und haben dadurch wie die Verhaltensökonomin Iris weitere Aufstiegsmöglichkeiten ver- eher Erwerbsunterbrüche oder sie Bohnet in einem Interview mit der sperrt oder ihr Aufstieg bleibt lang- arbeiten Teilzeit. Traditionelle Frau- Luzerner Zeitung ausführte: «Frau- samer als derjenige von Männern. enberufe sind zudem oft schlechter en verhandeln genauso hartnäckig Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in ausgewählten Monatlicher Bruttolohn nach beruflicher Stellung und Geschlecht, Branchen – der rote Balken zeigt die prozentuale Lohnhöhe der Frauen 2016 – Zentralwert (Median), in Franken – privater und öffentlicher im Vergleich zu derjenigen der Männer Sektor zusammen BFS – Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2016 12 000 BFS – Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) Finanzen und Versicherungen 69,1 % 10 878 10 000 10 310 Information und Kommunikation 78,2% 8 760 8 861 8 000 8 328 7 580 7 238 6 977 6 830 6 000 6 502 Gastgewerbe 94,6% 6 481 6 121 5 935 6 011 5 607 4 000 Textilgewerbe 79,9% 2 000 Maschinenbau 82,0% 0 Total 1+2 3 4 ohne Detailhandel 85,2% Kaderfunktion Total Frauen Männer Berufliche Stellung: Gesundheits- und Sozialwesen 86,4% 1+2 = oberstes, oberes und mittleres Kader 4 = unterstes Kader 3 = unteres Kader
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