Geschäfts bericht 2020 - BWV zu Köpenick eG

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Geschäfts bericht 2020 - BWV zu Köpenick eG
Geschäfts bericht
          2020
          Beamten-
          Wohnungs-Verein
          zu Köpenick eG
Geschäfts bericht 2020 - BWV zu Köpenick eG
Auf einen Blick

 			                                                       2020                  2019                   2018               2017

 Mitglieder                        Anzahl                12.235               12.030                  11.375          10.728

 Wohn- und
 Gewerbeeinheiten                  Anzahl                 5.413                5.423                   5.344           5.362
 Wohn- und Nutzfläche                 m²                391.734              392.417                 386.435         387.875

 Bilanzsumme                           T€               240.831              232.402                 229.549         216.295

 Umsatzerlöse aus der
 Hausbewirtschaftung                   T€                36.641               36.292                  35.507          35.226

 Aufwendungen für
 Instandhaltung/-setzung               T€                 9.777               11.740                  10.265           9.727

 Bauleistung
 Neubau/Erweiterung                    T€                 6.649                 5.497                  9.462           3.136
 Umbau/Modernisierung                  T€                 6.890                    90                  3.512           4.590

 Bilanzgewinn                          T€                 4.833                 2.997                  3.966           6.151

 Geschäftsguthaben                     T€                11.732               11.587                  11.174          10.705

 Ergebnisrücklagen                     T€                62.100               58.562                  54.263          47.671

 Fremdkapital
 von Banken                            T€                59.641               67.166                  70.700          66.156
 Spareinlagen                          T€                76.054               70.751                  66.093          63.017

 Liquide Mittel                        T€                13.989               14.903                  12.986           7.884

 Mitarbeiter jeweils
 zum Jahresende                    Anzahl                    57                    57                      56               57

	Der Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick eG ist Mitglied in/im        Die Genossenschaft ist beteiligt an der

• Arbeitgeberverband der Deutschen Immobilienwirtschaft e. V.         •	BeWeVau Bauten-, Wohnungs- und Verwaltungs-GmbH
• der Akademie der Immobilienwirtschaft e.V. (BBA)
•	der Deutschen Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs-              und ist Mitglied der Berliner Volksbank eG.
  und Siedlungswesen e.V. (DESWOS)
• TÜV Berlin-Brandenburg
• Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungs­unternehmen e. V. (BBU)
•	Selbsthilfefonds des GdW zur Sicherung von Spareinlagen von
  ­Wohnungsgenossenschaften mit Spareinrichtung
• Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. (VBKI)
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Inhalt

Vorwort des Vorstandes                                              2

Gastkommentar
„Die Corona-Krise: Eine Herausforderung für den
gesellschaftlichen ­Zusammenhalt“ von Julian Nida-Rümelin           6

Wohnungsmarkt Berlin                                                8

Themen des Jahres
Corona: Herausforderungen und Chancen durch die Pandemie           10
Vertreterwahl und -versammlung: Mitbestimmung im Krisenjahr        12
Mietendeckel: Hemmschuh für Bestandsinvestitionen und Neubau       14
Neubau an drei Standorten: Investieren in den Bestand von morgen   16

Lagebericht des Vorstandes                                         19

Grundlagen des Unternehmens                                        19
Wirtschaftsbericht                                                 19
Gesamtwirtschaftliche und
branchenbezogene Rahmenbedingungen                                 19
Geschäftstätigkeit                                                 20
      Nutzungsgebühren                                             20
      Wohnungswechsel                                              21
      Betriebskosten                                               21
      Bestandspolitik                                              22
      Aufwertung des Bestandes                                     22
      Neubau                                                       22
      Spareinrichtung                                              23
      Mitglieder                                                   23
Risikomanagement und Compliance                                    24
      Risikomanagement                                             24
      Compliance                                                   25

Lage der Genossenschaft                                            26
Finanz- und Vermögenslage                                          26
Vermögensstruktur, Kapitalstruktur                                 27
Ertragslage                                                        28
Organisation und Personal                                          29

Prognose-, Chancen- und Risikobericht                              30
Prognosebericht                                                    30
Chancen- und Risikobericht                                         31
Risikoberichterstattung in Bezug auf die
Verwendung von Finanzinstrumenten                                  33

Bericht des Aufsichtsrates                                         34

Jahresabschluss 2020                                               36

Bilanz                                                             36

Gewinn- und Verlustrechnung                                        38

Anhang zum Jahresabschluss		                                       39
Allgemeine Angaben                                                 39
Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze                            39
Erläuterungen zur Bilanz und zur Gewinn- und Verlustrechnung       40
Sonstige Angaben                                                   46
Nachtragsbericht                                                   46
Ergebnisverwendung                                                 46

Bestätigungsvermerk                                                48
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    Vorwort des Vorstandes

                   Sehr geehrte Mitglieder,
                   sehr geehrte Geschäftspartner
                   und Freunde,

                   wir haben im Jahr 2020 erlebt, wie rasant     Rückblickend waren wir im Frühjahr 2020
                   sich die Welt verändern kann. Zu Beginn des   noch „Pandemieanfänger“: Angesichts der
                   Jahres kamen uns Begriffe wie „Quarantäne“,   sich überschlagenden Infektionszahlen war
                   „Mundnasenschutz“ und „Abstandsregeln“        schnelles Handeln gefordert, ohne dass
                   nur selten oder kaum in den Sinn – heute      uns genaue Erkenntnisse über den
                   gehen sie uns schon sehr flüssig über die     Ursprung, die Verbreitungswege und die
                   Lippen.                                       Auswirkungen des neuen Corona-Virus
                                                                 vorlagen. Für unsere Genossenschaft hieß
                   Inzwischen gehören Maske und Abstand zu       dies, dass wir den Kontakt mit unseren
                   unserem Alltag und aller Wahrscheinlich-      Mitgliedern auf telefonische und digitale
                   keit nach werden wir uns an ein Leben mit     Wege beschränken mussten und nur in den
                   dem Virus gewöhnen müssen. Dieser wird        dringendsten Fällen persönliche Kontakte
                   dann aber hoffentlich eines Tages wie         zuließen. Die „AHA“-Regeln mit Abstand,
                   andere Erkältungs- und Grippeviren auch,      Hygiene und Alltagsmasken wurden in
                   viel von seinem derzeitigen Schrecken ver-    ­kürzester Zeit eingeübt und eingehalten.
                   loren haben.
                                                                  Gleichzeitig mussten wir die nachbar-
                   Schon heute zeichnen sich auf der anderen      schaftlichen Angebote in unseren Gemein-
                   Seite ein paar positive Begleiterscheinun-     schaftseinrichtungen absagen und die
                   gen der Pandemie ab, die Einzug in unser       Türen der Häuser schließen: Für viele
                   Berufsleben gehalten haben: Die ein oder       unserer ehrenamtlich tätigen Mitglieder
                   andere Besprechung wird auch in Zukunft        und die vielen aktiven Besucher unserer
                   per Video stattfinden und wir werden die       Treffpunkte ein herber Einschnitt. Es folgten
                   Digitalisierung einzelner Prozesse weiter      die Absagen der Sommerfeste, der Vertre-
                   vorantreiben, um auch zukünftig flexibel       terversammlung und des Kinder­badefestes.
                   auf Krisensituationen zu reagieren und         Diese Ausfälle ließen sich nur schwer
                   unseren Service weiter zu verbessern. Wir     ­kompensieren, aber mit drei individuell
                   freuen uns aber auch schon darauf, mit         durchführbaren Stadtralleys im Herbst und
                   Geschäftspartnern, Kollegen, Vertretern        Live-Musik im Winter in den Höfen unserer
                   und Mitgliedern wieder in den persön­          Wohngebiete boten wir zumindest einen
                   lichen Austausch zu kommen, da die             kleinen Ersatz.
                   ­zwischenmenschliche Komponente nicht
                    zu ersetzen ist.                             Die Vertreterversammlung führten wir
                                                                 aufgrund der anhaltend hohen Infektions-
                                                                 zahlen schließlich am Ende des Jahres im
                                                                 schriftlichen Umlaufverfahren durch: Die
                                                                 Beteiligung von 72 % der Vertreterinnen
                                                                 und Vertreter belegt, dass auch so erfolg-
                                                                 reich abgestimmt werden kann.

                   Aus Gründen der besseren Lesbarkeit
                   ­verzichten wir auf die durchgängige
                    gleichzeitige Verwendung männlicher,
                    weiblicher und diverser Schreibformen.
                    Sämtliche Personenbezeichnungen
                    gelten gleichwohl für alle Geschlechter
                    und Identitäten.
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                     Die im 5-Jahres Turnus stattfindende             die Ursachen in individuellen Umständen,
                     ­Vertreterwahl stellte uns aufgrund der          die zur Ausschöpfung des Mieterhöhungs-
                      erschwerten Bedingungen durch die               spielraumes führten. So wenig, wie der
                      Corona-Pandemie vor einige zusätzliche          Mietendeckel bei sozialverantwortungs­
                     Aufgaben. Statt wie gewohnt auf Präsenz-         bewussten Vermietern wie Genossenschaf-
                     veranstaltungen, fand die Vorbereitung           ten ein gerechtfertigtes Instrument war,
                     durch den Wahlausschuss per Telefon­             so wenig hat diese Maßnahme während
                     konferenz statt. Abstands- und Hygiene-          seiner Geltungsdauer als eine „Atempause“
                     vorschriften wurden bei der Stimmenaus-          für den angespannten Wohnungsmarkt
                     zählung streng eingehalten. Neben dem            gewirkt. Ganz im Gegenteil führte der
                     erfolgreichen Abschluss des Wahlablaufes       ­Mietendeckel im letzten Jahr zu einer
                     freut uns insbesondere die hohe Anzahl          deutlichen Verknappung des Angebotes an
                     an Kandidaten, die sich für das Amt im          Mietwohnungen, da aufgrund der höheren
                     Rahmen der Vertreterwahl bewarben.              Renditen Mietwohnungen in Eigentums-
                     Zeigt dies doch, dass unsere auf demokra-        wohnungen umgewandelt wurden. Nach
                     tische Mitwirkung gründende genossen-            einer längeren Phase der Rechtsunsicher-
                     schaftliche Organisationsstruktur – die sich     heit wurde jetzt kurz vor Redaktionsschluss
                     damit deutlich von anderen Unternehmens-         unseres Geschäftsberichtes das Urteil des
                     formen unterscheidet – auf Zuspruch und          Bundesverfassungsgerichts verkündet:
                     Unterstützung bei den Mitgliedern stößt.         Da das Mietrecht in die Gesetzgebungs-
                                                                      kompetenz des Bundes fällt und dort
                     Während das Pandemiegeschehen die               abschließend mit der „Mietpreisbremse“
                     Schlagzeilen des Jahres 2020 bestimmte,         geregelt sei, stellten die obersten Richter
                     ist ein Thema etwas in den Hintergrund          in Karlsruhe die Verfassungswidrigkeit des
                     geraten, dass ansonsten wahrscheinlich          MietenWog Bln fest. Damit wurde der
                     mehr Aufmerksamkeit erhalten hätte: Das         ­Mietendeckel gekippt, weil der Berliner
                     „Gesetz zur Mietenbegrenzung im Woh-             Senat eindeutig seine Gesetzgebungskom-
                     nungswesen in Berlin“ (MietenWoG Bln) –          petenz überschritten habe. Auch wenn wir
                     kurz der „Berliner Mietendeckel“ trat vor-     die Entscheidung begrüßen, bleibt das
                     erst in Kraft und senkte die Mieten von        Problem der Schieflage auf dem Berliner
                     rund 340.000 Wohnungen in Berlin. In           Wohnungsmarkt erhalten.
                     unserer Genossenschaft betraf die Regelung
                     zur Absenkung überhöhter Mieten nur vier       Insbesondere im Wahljahr gilt es, einer
                     Wohnungen, und in diesen Fällen lagen          weiteren Polarisierung der wohnungspoli-
                                                                    tischen Akteure entgegenzuwirken. Statt-
                                                                    dessen sollte zur Lösung der Probleme auf
„Eines kann man sagen:                                             dem Wohnungsmarkt eine gemeinsame
                                                                    Neubauoffensive von sozialverantwort­
  So viel Wissen über unser Nichtwissen                             lichen Unternehmen und Entscheidern aus
                                                                    Verwaltung und Politik initiiert werden.
  und über den Zwang, unter Unsicher-
  heit handeln und leben zu müssen,
  gab es noch nie.“

 Jürgen Habermas, April 2020
Geschäfts bericht 2020 - BWV zu Köpenick eG
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    Vorwort des Vorstandes

                   Auch wenn das abgelaufene Geschäftsjahr        Abschließend möchten wir allen Geschäfts­
                   uns vor große Herausforderungen stellte,        partnern, Vertretern, Mitgliedern und auch
                   blicken wir optimistisch in die Zukunft.        unseren Mitarbeitern für das konstruktive
                   Aufgrund der anhaltend hohen Woh-               Miteinander und die gute Zusammenarbeit
                   nungsnachfrage in Berlin bleibt es auch in      im letzten Jahr danken. Die außergewöhn­
                   den kommenden Jahren das vorrangige             lichen Umstände haben uns oft kurzfristig
                   Ziel, das Angebot an genossenschaftlichen       mit neuen Problemen konfrontiert, deren
                   Wohnungen zu vergrößern und damit den           Lösungen nicht als Blaupausen vorlagen.
                   satzungsgemäßen Auftrag der Wohnraum-           Gemeinsam ist es uns aber gelungen, mit
                   versorgung unserer Mitglieder zu erfüllen.      ­Verständnis, Flexibilität und einer zusätz­
                   Glücklicherweise blieben unsere Neubau-         lichen Kraftanstrengung das Krisenjahr 2020
                   aktivitäten im letzten Jahr weitestgehend      zu meistern. Besondere Erschwernisse
                   unbeeinflusst vom Pandemiegeschehen            ­hatten dabei oft Mitarbeiter zu schultern,
                   und konnten mit ungeminderter Kraft vor-       die mit Mobilem Arbeiten, Homeschooling
                   angetrieben werden.                            ihrer Kinder und pandemiebedingten
                                                                  zusätzlichen Verwaltungsaufgaben in viel-
                   Bis Anfang 2022 wird der dritte Bauabschnitt   facher Hinsicht betroffen waren. Ihren Ein-
                   in Schöneiche mit 70 neuen Wohnungen           satz wissen wir sehr zu schätzen und möchten
                   fertiggestellt sein. Perspektivisch wird die   dies unter anderem mit einer Bilderstrecke
                   Gartenstadt Schöneiche nach Gesamtfertig-      in diesem Geschäftsbericht würdigen.
                   stellung das Portfolio der Genossenschaft      Sehen Sie auf den Seiten 18 und 32 einige
                   um 680 attraktive Wohnungen in landschaft-     Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
                   lich reizvoller Lage ergänzen.                 Genossenschaft, die uns zeigen, wie sie im
                                                                  Homeoffice den vielen Video-Konferenzen
                   Als weitere Neubaumaßnahmen befinden           des letzten ­Jahres zugeschaltet waren.
                   sich die Erweiterung des Bestandes in
                   Marienfelde mit 300 Wohnungen und der          Wir wünschen Ihnen eine interessante
                   Neubau auf dem 2017 erworbenen Grund-          Lektüre unseres Geschäftsberichtes,
                   stück in Falkenberg, Ortsteil Bohnsdorf,       ­bleiben Sie gesund und optimistisch.
                   mit ca. 500 Wohnungen in Planung.
                                                                  Herzlichst

                   Stefan Keim                   Andrea Zwingelberg                         Heinz-Dieter Kroll
Geschäfts bericht 2020 - BWV zu Köpenick eG
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Geschäfts bericht 2020 - BWV zu Köpenick eG
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    Gastkommentar

                    Julian Nida-Rümelin

                    Die Corona-Krise:
                    Eine Herausforderung für
                    den gesellschaftlichen
                    ­Zusammenhalt

                     Seit Anfang des Jahres 2020 hält die            In manchen demokratischen Ländern
                     Corona-Pandemie die Welt in Geiselhaft.         ­richtet sich der Unmut in erster Linie gegen
                     Im Norden, wie im Süden, in den ökono-           die Regierungen, in anderen ist die Soli­
                     misch hoch entwickelten, ebenso wie in           darität mit den Regierungsmaßnahmen
                     den Armutsregionen, haben die Behörden           groß und der Widerstand klein, wie zum
                     Maßnahmen ergriffen, um die Gesund-           Beispiel in Italien. Das erkennbare Fehlen
                     heitsgefahren der Pandemie zu begrenzen.      einer nachhaltigen Strategie, wie mit einer
                     Diese Maßnahmen waren unterschiedlich         solchen Pandemie kohärent und wirksam
                     wirksam, zugleich hatten sie teilweise        umzugehen ist, die unterschiedlichen
                     massive, ökonomische, soziale und kultu-      ­Kriterien, nach denen Maßnahmen ergrif-
                     relle Auswirkungen, zu denen gehört,           fen werden, auch der Dissens in den
                     dass die Erfolge der Armutsbekämpfung          ­wissenschaftlichen Disziplinen, die nach
                     seit den 1990er Jahren wieder zunichte­         wie vor unzureichende empirische Daten-
                     gemacht wurden und die Zahl der Hunger-         lage und die fehlende Transparenz des
                     toten ansteigt. Aber auch unabhängig von        Regierungshandelns machen die Corona-
                     staatlichen Maßnahmen verhalten sich die        Krise auch zu einem Stresstest für die
                     Menschen in der Krise anders. Fremde            Demokratie. Erfahrungen aus vergangenen
                     werden als mögliche Infektionsquelle            Krisen zeigen, dass es in hohem Maße von
                     wahrgenommen, die Aufforderung Abstand          dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, von
                     zu halten, wirkt sich als „Social Distan-       einem Grundbestand gemeinsamer Nor-
                     cing“ aus, viele Menschen vereinsamen,          men und Werte abhängt, ob die Demokra-
                     manche verzweifeln. Diejenigen, deren           tie unbeschadet eine solche Krise bewälti-
                     wirtschaftliche Existenz gefährdet oder gar     gen kann oder ob sie gar in den
                    ­vernichtet ist, diejenigen die ihren            Turbulenzen der Krise, wie Anfang der
                     Arbeitsplatz verloren haben, Alleinerzie-       1930er Jahre in Deutschland, kollabiert.
                     hende, die auf Berufstätigkeit verzichten       Dabei genügt es nicht, dass eine große
                    müssen, um sich um ihre Kinder zu küm-           Mehrheit der Bevölkerung die Regierungs-
                    mern, Eltern die durch Homeoffice und            maßnahmen in der Krise unterstützt oder
                    Homeschooling überfordert sind, bilden           wenigstens, wenn auch widerwillig,
                    ein wachsendes Reservoir der Unzufrieden-        umsetzt, von entscheidender Bedeutung
                    heit, aus dem Ideologen, sogenannte Ver-         ist, dass sich nicht Teile der Bevölkerung
                    schwörungstheoretiker, und Demokratie-           abgehängt, alleingelassen, gar verächtlich
                    gegner Kampagnen organisieren, zu denen          gemacht fühlen.
                    sich in großer Zahl auch Wohlmeinende,
                    Besorgte oder lediglich Verwirrte gesellen.
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                                                             Julian Nida-Rümelin gilt als einer der „renommiertesten Philosophen in
                                                                Deutschland“ (Handelsblatt vom 30. Juli 2017) und lehrt Philosophie
                                                                  und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität in
                                                                    München. Er gehörte als Staatsminister für Kultur und Medien
                                                                     dem ersten Kabinett Schröder an. Er ist Mitglied der Akademie
                                                                      der Wissenschaften zu Berlin und der Europäischen Akademie
                                                                      der Wissenschaften, Direktor am bayrischen Institut für digitale
                                                                       Transformation (bidt). 2016 verlieh ihm die bayrische Staats­
                                                                       regierung die Europa-Medaille. Im Jahre 2019 erhielt er den
                                                                       Bayerischen Verdienstorden. Seit Mai 2020 ist er stellvertre­
                                                                      tender Vorsitzender des Deutschen Ethikrats.

Die Social Media-Kom-                                          empfinden den Spruch als       Weltweit gibt es eine Vielzahl globaler Her-
munikation spielt heute                                       herablassende Kampfansage       ausforderungen, die mit nationalen Ant-
nicht nur eine wichtige Rolle                             derjenigen, um deren Gesund-        worten allein, nicht zu bewältigen sind.
bei Information und Meinungsbil-                   heit willen man doch gegenwärtig auf       Wir haben in den vergangenen Monaten
dung, sondern trägt zudem zur Ausbildung      so vieles verzichtet. Die Tatsache, dass sich   erneut vor Augen geführt bekommen, dass
von Meinungsblasen und zur Radikalisie-       die Gesundheitsrisiken dieser Pandemie          die politische Handlungsfähigkeit der
rung von Positionen bei. Ein harmloser        auf Hochaltrige und Vorerkrankte                Weltgesellschaft angesichts einer weit fort-
Spruch, wie: „Eure Großeltern mussten in      ­konzentrieren und daher Solidarität mit        geschrittenen ökonomischen Globalisie-
den Krieg, ihr müsst lediglich zu Hause        den Gefährdeten und nicht die Sorge um         rung und wachsender globaler Herausfor-
bleiben!“, kann dabei eine Dynamik der         die eigene Gesundheit für die allermeisten     derungen zu denen auch Artensterben,
wechselseitigen Diffamierung auslösen, die     Jüngeren ausschlaggebendes Motiv ist,          Ökologie und Klimakrise gehören, nur
den Zusammenhalt gefährdet. Diejenigen,        macht die Lage nicht einfacher.                unzureichend gerüstet ist. Auf dieser Welt
die ihren Job verloren haben oder deren                                                       ist unter den heutigen Bedingungen so gut
wirtschaftliche Existenz gefährdet ist, die   Das Auftreten von Regierenden als Herbergs-     wie jede Gefahr an einem Ort, mit Gefahren
unter der Doppelbelastung von Home-           mütter oder -väter, die ihren Kindern lei-      an anderen Orten verknüpft 2 was eine
schooling und Homeoffice ächzen, emp-         der noch keinen Ausgang erlauben dürfen,         handlungsfähige Weltbürgerschaft erfor-
finden diesen Spruch als puren Zynismus,      weil sich diese noch nicht hinreichend an       derlich macht. In den 1970er Jahren war
als Missachtung und Verächtlichmachung        die Vorgaben halten, ist offenbar für Teile     einmal die Rede von der Notwendigkeit
ihrer existenziell gefährdeten Lebenssitua-   der Bevölkerung eine Provokation eigenen        von Weltinnen- und Weltsozialpolitik.
tion. Andere, vor allem Jüngere, denen das    Typs. Sie haben den Eindruck das zu ver-        ­Dieses hat die Krise gezeigt, dass nicht nur
Alleinsein besonders schwerfällt, die sich    lieren, was in einer Demokratie das Wert-        europäische Solidarität, die in beachtlichem
zum Beispiel als Pubertierende oder junge     vollste ist: ihre individuelle Freiheit, ihre    Maße realisierbar war, sondern globale
Erwachsene in der häuslichen Umgebung         Unabhängigkeit von staatlichen Eingriffen,       Solidarität erforderlich ist und dass wir
ihrer Kindheit nicht aufgehoben fühlen,       die Selbstbestimmtheit in ihrem Leben.           alles tun müssen, um die Zivilkultur der
die Konflikte mit ihren Eltern haben,         Dass dies ausgerechnet von manchen               Demokratie in und nach der Krise wieder
denen sie gerne aus dem Weg gehen wür-        in­strumentalisiert wird, die ansonsten als      zu stärken.
den, die ihre Freundinnen und Freunde         Kritiker und nicht als Verteidiger der
brauchen, um sich zu stabilisieren und        Demokratie auftreten, ist ein neues, poli-
einen eigenen Weg ins Erwachsensein zu        tisch aus den USA importiertes Phänomen:
finden, die in Schule, Ausbildung und         die Verbindung von libertärem Gedanken-
­Studium den Anschluss verloren haben,        gut mit rechtsradikalem. Diese Verbindung
 weil sie die Zusammenarbeit mit Gleich­      gewinnt gegenwärtig in allen westlichen
 altrigen und vielleicht auch den unmittel-   Demokratien an Einfluss und stellt eine
 baren Kontakt mit Lehrenden benötigen,       besondere Gefahr für die Zivilkultur der
                                              Demokratie dar, die auf wechselseitigem
                                              Respekt, gleicher individueller Freiheit,
                                              aber eben auch auf Kooperation und Soli-
                                              darität beruht. 1                               1 V gl. J. Nida-Rümelin: Die gefährdete Rationalität
                                                                                                 der Demokratie. Ein politischer Traktat. Hamburg:
                                                                                                 ­Edition Körber 2020.
                                                                                              2 Vgl. J. Nida-Rümelin & N. Weidenfeld: Die Realität
                                                                                                  des Risikos. Über den vernünftigen Umgang mit
                                                                                                  Gefahren. München: Piper 2021
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    Wohnungsmarkt Berlin

    Wohnungsmarkt Berlin

    Keine Entspannung im Jahr der
    ­Corona-Pandemie und des Mietendeckels
                           Der Wohnungsmarkt in der Hauptstadt           Mietenanstieg deutlich gebremst
                           stand 2020 unter besonderen Vorzeichen:       Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
                           Die Corona-Pandemie wirkte sich massiv        ermittelte für 2020 eine Steigerung der
                           auf alle gesellschaftlichen Bereiche aus      Nettokaltmieten für Berlin um rund 0,7 %.
                           und bremste vor allem über geringere          Damit lag die Entwicklung unter dem Vor-
                           Wanderungsbewegungen das dynamische           jahreswert (+1,4 %) und leicht über dem
                           Bevölkerungswachstum der Vorjahre. Von        Niveau der allgemeinen Preisentwicklung
                           übergeordneter Bedeutung war zudem der        (0,5 %). Ursächlich für den deutlich gerin-
                           „Berliner Mietendeckel“: Dieser drastische    geren Anstieg war vor allem das im letzten
                           staatliche Eingriff in den Wohnungsmarkt      Jahr eingeführte „Gesetz zur Mietenbe-
                           entlastete viele Mieter, bremste im Umkehr-   grenzung im Wohnungswesen in Berlin“
                           schluss aber auch die Investitionsmöglich-    (MietenWoG Bln) – der „Berliner Mieten-
                           keiten vieler Wohnungsunternehmen, von        deckel“, der Obergrenzen für alle ab
                           denen zahlreiche sozial verantwortungs-       1. Januar 2014 gebauten Mietwohnungen
                           bewusste Vermieter wie Genossenschaften,      festlegte. Schätzungen gehen davon aus,
                           zu Unrecht getroffen wurden.                  dass in Berlin ca. 340.000 Wohnungen
                                                                         vom Mietendeckel betroffen waren. Am
                           Der Trend zum Heim im Grünen                  15. April 2021 verkündete das Bundesverfas-
                           Nach Jahren mit zum Teil hohen Wachstums-     sungsgericht, dass der Berliner Senat mit
                           raten verzeichnete die Metropole Berlin im    dem Mietendeckel seine Gesetzgebungs-
                           Corona-Jahr 2020 erstmalig einen leichten     kompetenz überschritten habe. Der Bund
                           Bevölkerungsrückgang. In den ersten 9         habe als Gesetzgeber das Mietpreisrecht
                           Monaten nahm die Einwohnerzahl Berlins        bereits abschließend geregelt, so dass für
                           um 6.200 Personen bzw. 0,2 % seit Jahres-     eine zusätzliche Gesetzgebung seitens
                           beginn ab, während im Vorjahreszeitraum       eines Bundeslandes kein Raum sei. Da das
                           das Wachstum noch bei 11.700 Personen         Mietendeckelgesetz in Berlin ebenfalls die
                           bzw. 0,3 % lag. Ursächlich für den Rück-      Miethöhe regele, sei „es insgesamt nichtig“.
                           gang waren neben Corona der geringere
                           Zuzug aus dem Ausland sowie der anhal-        Mietendeckel + Corona: Angebot auf
                           tende Trend der Suburbanisierung. 14.900      Talfahrt
                           Personen verlegten ihren Wohnsitz von         Seit Einführung des Mietendeckels und
                           Berlin nach Brandenburg, davon allein         unter den Bedingungen der Corona-­
                           10.800 in das angrenzende Umland.             Pandemie reduzierte sich das Wohnungs-
                                                                         angebot im letzten Jahr drastisch. In der
                                                                         ersten Jahreshälfte 2020 stabilisierte sich
                                                                         das Volumen der Mietangebote zunächst
                                                                         bei etwa 50 % des Vorjahrangebotes und
                                                                         erreichte im Oktober ein historisches Tief.
9

Studien ermitteln Einbrüche von fast 60 %         Neubau mit                                                                    Fast die
gegenüber den Vorjahreswerten. 1 Es ist           Hemmnissen                                                                  Hälfte der
davon auszugehen, dass die Mietendeckel-          Die Baupreise                                                            befragten Unter-
Effekte durch die Corona-Pandemie kata­           stiegen dagegen                                                     nehmen planen
lysiert wurden: Statt leere Wohnungen zu          ­weiter deutlich: Der Neu-                                    auch für die Zukunft einen
vermieten, boten Eigentümer diese auf-             bau von Wohnungen verteuerte sich                  ­Hybrid-Mix aus Präsenzarbeit und
grund der geringeren Mieteinnahmen ver-            im Schnitt um 3,1 %. Selbst im vierten        Homeoffice, da sich die Arbeitsform als
mehrt zum Kauf an. Zusätzlich nahm die             Quartal – im Bund von einem (minimalen)       besonders effizient erwiesen und in der
Fluktuation, ausgelöst durch die Unsicher-         Preisrückgang bei Neubauten gekenn-           Krise bewährt habe. Auch die höhere
heiten der Corona-Krise, deutlich ab.              zeichnet – stiegen die Baupreise in Berlin    Zufriedenheit der Beschäftigten, eine bes-
                                                   weiter.                                       sere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Bei den Unternehmen der sozialen Woh-                                                            sowie mehr Flexibilität spielen maßgeblich
nungswirtschaft gab es nach Angaben des           Der IBB Marktstudie folgend, sind nach         eine Rolle.
BBU, dem Verband Berlin-Brandenbur­               Expertensicht die beiden größten Heraus-
gischer Wohnungsunternehmen (BBU),                forderungen am Mietwohnungsmarkt               Nach einer Untersuchung des Branchen-
wegen des Mietendeckels keine nennens-            ­weiterhin das zu wenig vorhandene bzw.        verbandes Bitkom 4 befördert der Trend
werten Veränderungen hinsichtlich der             zu wenig geeignete Bauland und der             zum Homeoffice bei vielen Arbeitnehmern
Fluktuation. Allerdings ging der Mietende-        Widerstand gegen neue Bauvorhaben.             den Wunsch nach einem Umzug ins Umland.
ckel zu Lasten der Investitionen in Neubau,       Neu hinzugekommen sind als direkte Aus-        Demnach würde jeder fünfte Berufstätige
Klimaschutz oder Modernisierung.                   wirkungen der Corona-Pandemie spürbare        (21 %) umziehen, wenn er oder sie in
                                                   Engpässe bei den Baukapazitäten sowie         Zukunft größtenteils im Homeoffice arbei-
Angespanntes Angebot insbesondere                  bei der Bearbeitung von Bauanträgen und       ten könnte. Hier erwarten die Befragten
bei günstigen Mieten                               Baugenehmigungen in den Behörden.             eine Verbesserung der Wohn­situation
Auch nach Einschätzung von 200 befragten                                                         durch das Leben im Grünen, der größeren
Expertinnen und Experten 2 lässt sich bisher      Neue Impulse durch Homeoffice-Trend            Nähe zu Freunden und Familie oder eine
 keine Entspannung auf dem Berliner Woh-          Die Abstands- und Hygienevorschriften der      günstigere Miete.
 nungsmarkt feststellen. Insbesondere im          Corona-Pandemie erschwerten die Präsenz-
 unteren (< 7 € / m²) Mietpreissegment besteht    arbeit in vielen Unternehmen, so dass
 in allen Berliner Bezirken ein deutliches        sich im Laufe des Jahres 2020 Modelle des
 Angebotsdefizit. Das gleiche gilt für das        „Mobilen Arbeitens“ großflächig durch-
 mittlere Preissegment (7 - 10 € / m²), bei dem   setzten. Nach einer Umfrage der IHK Berlin
lediglich für den Bezirk Marzahn-Hellers-         gaben 65,8 % aller befragten Unterneh-
dorf eine ausgewogene Marktlage konsta-           men an, aufgrund der Corona-Krise ver-
tiert wird. Innerhalb der Wohnungsgrößen-         stärkt im Homeoffice zu arbeiten, 14,8 %
klassen sind vor allem Wohnungen mit              setzten schon länger auf diese Arbeitsform
45 bis 100 m² Wohnfläche gefragt. Im obe-         und für 19,4 % kam Mobiles Arbeiten auf-
ren Preissegment (10 € / m² und mehr)             grund des Tätigkeitsfeldes nicht in Frage. 3   1 D as Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
                                                                                                    stellt im Wochenbericht 8 / 2021 einen Rückgang der
­hingegen herrscht zwischen Angebot und
                                                                                                    Wohnungsangebote von 57,5 % nach Inkrafttreten
 Nachfrage ein nahezu ausgeglichenes Ver-                                                           des Mietendeckels fest.
 hältnis in allen Berliner Bezirken.                                                             2 IBB Wohnungsmarktbarometer 2020
                                                                                                 3 IHK Umfrage Juli-August 2020: „Home Office – neue
                                                                                                    Normalität oder zurück zur Präsenzkultur?“
                                                                                                 4	Ergebnis einer Befragung des Branchenverbandes
                                                                                                    ­Bitkom im Januar 2021
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     Themen des Jahres

     Corona
     Herausforderungen und Chancen durch die Pandemie

     Mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie            Mit Nachbarschaftshilfe gemeinsam               Ein wahrer Farbenrausch bot sich beim
     in 2020 wurde der „Normalbetrieb“ von              durch die Krise                                 „Festival of Lights“, das vom 11.- 20.
     Gesellschaft und Wirtschaft außer Kraft            In den Nachbarschaften entwickelten sich        ­September zahlreiche Berliner Gebäude
     gesetzt. Schon im ersten Lockdown passten          auf Initiative von Anwohnern zahlreiche         in spektakulären Farben erstrahlen ließ.
     wir zahlreiche Geschäftsabläufe entspre-           Hilfsangebote für diejenigen Mitglieder,        Gemeinsam mit sieben weiteren Köpenicker
     chend den Kontaktbeschränkungen an:                die aus Alters- oder Gesundheitsgründen         Genossenschaften unterstützten wir die
     Beratungen erfolgten telefonisch oder              zu den Risikogruppen zählen. Auch unsere        Illumination des Köpenicker Rathauses, das
     online, Mitarbeiter wechselten ins Home-           Sozialarbeiterinnen, Hauswarte und Haus-        im Rahmen dieses beliebten, seit 16 Jahren
     office, Gemeinschaftseinrichtungen schlos-         besorger unterstützten die Versorgung           stattfindenden Lichterfestes erstmalig
     sen ihre Türen, Veranstaltungen wurden             der wohnenden Mitglieder während der            beleuchtet wurde.
     abgesagt und die Vertreterversammlung              Kontakt- und Ausgehbeschränkungen. In
     letztendlich im schriftlichen Verfahren            manchen Hausgemeinschaften entwickelte          Der harte Lockdown zum Jahresende
     durchgeführt. Wo früher der persönliche            sich eine besondere, generationsübergrei-       bedeutete für viele Menschen eine ent-
     Kontakt zählte, wurde dieser jetzt nach            fende Nachbarschaftshilfe in der Krise.         behrungsreiche Zeit. Zur musikalischen
     Möglichkeit gemieden. In ­kürzester Zeit                                                           Aufmunterung ließen wir am zweiten
     mussten neue Abläufe und Organisations-            Nicht wenige Arbeitnehmer konnten auf-          Adventswochenende von Bläsertrios in
     formen gefunden werden, um den                     grund des Umsatzeinbruches in vielen            den Höfen unserer Wohngebiete weihnacht­
     Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.             Branchen nur noch in Kurzarbeit beschäf-        liche Musik erklingen.
     Gleichzeitig galt die Sorge auch den Mit-          tigt werden. Um auf eventuelle Zahlungs-
     gliedern, die von Kurzarbeit betroffen             schwierigkeiten reagieren zu können,            Corona als Beschleuniger der
     waren oder aufgrund ihrer Zugehörigkeit            bereiteten wir mieterfreundliche Stundungs-     ­Digitalisierung
     zu einer Risikogruppe ihre Wohnungen               modelle vor, die jedoch nur in geringem         Das Jahr 2020 wird zweifelsfrei als eines
     kaum noch verlassen konnten.                       Ausmaß in Anspruch genommen wurden.             der herausforderndsten Jahre in die
                                                                                                        Geschichte eingehen. Neben den zahlrei-
     Mobiles Arbeiten im Homeoffice                     Mitgliederaktivitäten unter Wahrung             chen negativen Auswirkungen verzeichnen
        Um schnell und effektiv auf die Virusaus-       der AHA-Regeln                                  wir auf der anderen Seite einen Entwick-
        breitung zu reagieren, richtete unsere          Coronabedingt mussten die traditionellen        lungsschub für digitale Kommunikations-
        Genossenschaft bereits im Frühjahr Mög-         Sommerfeste sowie das Kinderbadefest            und Arbeitsprozesse. Diese Entwicklung
        lichkeiten für mobiles Arbeiten ein.            ausfallen. Als Ersatz in dieser ereignisarmen   beinhaltet auch Chancen für zukünftige
     ­Flexiblere Arbeitszeiten kamen dem Wunsch         Zeit organisierten wir für unsere Mitglieder    Strukturen, die stärker die Bedürfnisse der
      vieler Eltern entgegen, die zusätzlich ihre       im Herbst drei Stadtralleys, die individuell    Arbeitnehmer nach mehr Flexibi­lität
      schulpflichtigen Kinder im Homeschooling          und unter Wahrung der Abstands- und             berücksichtigen und gleichzeitig die Effek-
      unterrichteten. Mit detaillierten Arbeits-        Hygieneregeln durchgeführt werden konnten.      tivität der Arbeitsabläufe steigern.
      plänen vermieden wir Doppelbelegungen             Dieses Angebot stieß mit über 100 teilneh-
      in den Büros und stellten gleichzeitig            menden Familien auf große Resonanz.
      sicher, dass alle wichtigen Geschäfts­
      abläufe aufrecht erhalten blieben. Für
      die Mitarbeiter stellte sich als positiver
      ­Nebeneffekt des mobilen Arbeitens die
       ­Zeitersparnis durch die Reduzierung der
        Anfahrtswege ein.

                So gut es ging, hielten unsere Ehren-
                amtlichen den Kontakt aufrecht –
                wie hier beim „Walken auf Distanz“.

                                                                                                        Beim Festival of Lights im September illuminierten
                                                                                                        wir mit sechs weiteren Genossenschaften das
                                                                                                        ­Rathaus Köpenick.
11

                                                      Boten was zum Hören und zum
                                                      Sehen: Unser musikalisches
                                                      ­Weihnachtsmann-Trio in Köpenick.

Über 100 Familien nahmen an den Stadtralleys teil –
wie diese Schmargendorfer Familie am „Wilden Eber“.
12

     Themen des Jahres

                         Die Vorbereitung und Durchführung
                         der Vertreterwahl lag in ihren Händen:
                         Die Mitglieder des Wahlausschusses
                         im November 2019.
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Vertreterwahl und Vertreterversammlung
				                                             Mitbestimmung im Krisenjahr

Genossenschaften wie der BWV zeichnen           viele weibliche Vertreterinnen zum Parla-      Mit einer Beteiligung von 72 % aller Vertre-
sich durch ein verantwortungsvolles Mit­        ment (35 %) und fast die Hälfte der Mit-       terinnen und Vertreter zeigte sich, dass
einander der Gremien und ihrer Selbstver-       gliedervertreter wurden erstmalig in das       Mitbestimmung auch in dieser Form statt-
waltung aus. Aufsichtsrat, Vorstand und         Gremium gewählt. Die andere Hälfte setzt       finden kann. Alle Kenntnisnahmen,
Vertreterversammlung verfolgen das              sich aus teilweise langjährig dazugehö­        Beschlussfassungen sowie die Wahl zum
gemeinsame Ziel, die Zukunftsfähigkeit          rigen Vertreterinnen und Vertretern zusam-     Aufsichtsrat erfolgten komplikationslos per
der Genossenschaft zu erhalten und aus-         men, die auf ein gutes Netzwerk zu Nach-       schriftlicher Abstimmung.
zubauen. Dabei bringen sich die Mitglieder      barschaften und Wohngebieten ver­fügen.
entsprechend ihres Verantwortungsberei-         Im Ergebnis werden die demokra­tischen         Aufgrund der im Frühjahr stattgefundenen
ches mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung       Entscheidungsstrukturen in der Genossen-       Vertreterwahl war dies die letzte Versamm-
in die Gremienarbeit ein.                       schaft durch eine lebendige, diversifizierte   lung in der alten Zusammensetzung. Auf-
                                                Vertreterversammlung gestützt, in der sich     sichtsvorsitzender Carsten Bethke: „In 2021
Vertreterwahl 2020                              die Qualitäten „Erneuerung“ und „Erfah-        wollen wir vor allem das Ausscheiden zum
Im 5-Jahresturnus fordert die Genossen-         rung“ die Waage halten.                        Teil langjähriger Vertreterinnen und Ver­
schaft alle Mitglieder auf, sich als Kandi-                                                    treter aus der Vertreterversammlung noch
datin bzw. Kandidat für die Vertreterwahl       Vertreterversammlung 2020                      einmal in geeigneter Form würdigen. Für
zu bewerben. Mit 152 Bewerberinnen und          Nachdem die Versammlung aufgrund der           dieses Jahr freuen wir uns, dass die Ver­
Bewerbern folgten 2020 dieser Aufforderung      Corona-Pandemie vom Juni in den Herbst         treterversammlung in dieser besonderen
so viele Mitglieder wie noch nie zuvor.         verschoben wurde, musste letztendlich          Form so gut geklappt hat.“
Gleichzeitig verzeichnete die Genossen-         auch der Nachholtermin abgesagt werden.
schaft mit 12.020 wahlberechtigten Mit­         Steigende Fallzahlen verhinderten auch im      Unser besonderer Dank geht an die Mit-
gliedern und 3.034 abgegebenen Stimmen          November die Durchführung einer Präsenz-       glieder des Wahlausschusses und die
neue Höchstmarken der demokratischen            veranstaltung. Alternativ und erstmalig in     ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer,
Mitwirkung. Die gewählte Vertreterver-          der Geschichte des BWV wurden die              die unter den erschwerten Bedingungen
sammlung mit ihren 101 Mitgliedern steht        Beschlussfassungen in einem schriftlichen      der Corona-Pandemie wesentlich zum
für die Vitalität und Erneuerungsfähigkeit      Umlaufverfahren eingeholt.                     Gelingen der Vertreterwahl beigetragen
der Genossenschaft. Noch nie gehörten so                                                       haben.

                                                                                               Mit Abstand und Maske wurden
                                                                                               im Dezember 2020 die Stimmen zur
                                                                                               Vertreterversammlung gezählt.

Beim Versand des Wahlaufrufes im Januar 2020
­halfen viele Mitarbeiter der Genossenschaft.
 Das Thema „Mindestabstand“ trat erst in den
 ­Folgemonaten in Kraft.
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     Themen des Jahres

     Mietendeckel
     Hemmschuh für Bestandsinvestitionen und Neubau

     Mit Einführung des Gesetztes „zur Mieten-        Genossenschaften wurden als Kollateral-        Wir als Genossenschaft stehen zu unserer
     begrenzung im Wohnungswesen in Berlin“           schaden in Kauf genommen                       Verantwortung und versorgen unsere Mit-
     (MietenWoG Bln) Anfang 2020 sollten für          Genossenschaften wie der BWV wurden            glieder, wenn sie es denn wünschen, ein
     5 Jahre die Mietobergrenzen für alle vor 2014    jedoch ganz zu Unrecht von den Bestim-         Leben lang mit bezahlbarem Wohnraum.
     erbauten Mietwohnungen festgelegt werden.        mungen des Mietendeckels beeinträchtigt,       Damit unterscheiden wir uns von anderen
     Gut ein Jahr später kippte das Bundesver-        denn sozialverträgliche Mieten sind in der     Vermietern auf dem Berliner Wohnungs-
     fassungsgericht den vom Berliner Senat           genossenschaftlichen DNA fest verankert.       markt, von denen einige „schwarze Schafe“
     beschlossenen „Mieten­deckel“: Das Landes-       In unserem Bestand mit knapp 5.400 Woh-        zu den überhöhten Mieten, insbesondere
     gesetz sei nichtig, da der Bund das Miet-        nungen mussten nur bei 4 Verträgen die         in begehrten Stadtlagen, beigetragen haben.
     preisrecht bereits abschließend geregelt         nach Gesetz überhöhten Mieten abgesenkt        Es ist richtig, mit geeigneten Maßnahmen
     habe. Nach Überzeugung des Gerichts habe         werden. Viel gravierender waren die Ein-       diesen Auswüchsen entgegenzuwirken.
     das Land Berlin seine Gesetzgebungskom-          schnitte im Falle der Neuvermietung: Hier
     petenzen überschritten.                          zahlte der Mieter nur die Vormietermiete.      Uns bleibt die Hoffnung, dass der nächste
                                                                                                     Versuch einer Bundes- oder Landesregie-
     Der „Mietendeckel“: Chronologie einer            Nach internen Berechnungen hätten der          rung zu einer rechtmäßigen und vor allem
     Fehlentscheidung                                 Genossenschaft in den nächsten fünf Jahren     sachgerechten Lösung führt. Geeignete
     Mit der Einführung des MietenWog Bln am          durch die Einführung des Mietendeckels         Lösungsstrategien zur Bewältigung des
     23. Februar 2020 versprach sich der Berliner     6,5 Mio. € Mieteinnahmen und damit Eigen-      Wohnungsmangels sollten sich auf den
     Senat ein geeignetes Instrument zur Besei-       mittel gefehlt. Auf der Basis der ursprüng-    Neubau von Wohnungen konzentrieren.
     tigung der Schieflage auf dem Wohnungs-          lichen strategischen Planung zur Mieten-       Jetzt gilt es, statt einer weiteren Polarisie-
     markt geschaffen zu haben. Schätzungs-           entwicklung war vorgesehen, die aktuellen      rung der wohnungspolitischen Akteure
     weise 340.000 Wohnungen galten im Sinne          durchschnittlichen Nettokaltmieten im          gemeinschaftlich eine mietensenkende
     des Gesetzes als überhöht und wurden mit         Bestand in Höhe von 5,58 € / m² alle 3 Jahre   Neubau-Offensive auf den Weg zu bringen,
     der zweiten Stufe des Mietendeckels im           um 5 % anzuheben. Diese Einnahmen sowie        um die Mietpreisentwicklung in ange-
     November 2020 gesenkt.                           moderate Mietanpassungen im Rahmen             spannten Lagen in den Griff zu bekom-
                                                      der Neuvermietung sind jedoch die Vor-         men. Richtungsweisende Modelle lassen
     Die negativen Auswirkungen des Mieten-           aussetzungen für umfangreiche Instand-         sich andernorts, wie z.B. in Hamburg,
     deckels ließen nicht lange auf sich warten:      haltungen, soziale Leistungen und Neubau.      schon studieren: Im „Bündnis für Woh-
     Auf dem gesamten Berliner Wohnungs-              Die durch den Mietendeckel verursachten        nen“ sorgt eine kooperative Wohnungspo-
     markt wurden im Zusammenhang mit der             Mindereinnahmen hätten aber zwangsläu-         litik von Senat, Verbänden, Wohnungswirt-
     Einführung des Mietendeckels Mietwoh-            fig den Aktionsradius beschränkt und eine      schaft und Mietervereinen für eine
     nungen in Eigentumswohnungen umge-               Kürzung von Investitionen zur Folge gehabt.    sozialverträgliche Weiterentwicklung des
     wandelt. Nach Einführung des Mietende-                                                          Wohnungsmarktes und eine deutliche
     ckels brach das Angebot an inserierten           Und wie geht es weiter?                        Steigerung der Neubauzahlen.
     Mietwohnungen um fast 60 %1 ein. Dem­            Die Genossenschaft wird die vertraglich
     gegenüber explodierte die Nachfrage ent-         vereinbarten Differenzmieten geltend
     sprechend einer „Immoscout“ Analyse von          machen. Dies ist nicht nur dem in der
     September 2019 bis September 2020 um             Genossenschaft geltenden Gleichbehand-
     172 %.2 Statt einer Entlastung des Woh-          lungsgrundsatz, sondern auch der Wah-
     nungsmarktes ist mit der Einführung des          rung der Interessen aller anderen Mitglieder
     Mietendeckels eine weitere Zuspitzung auf        geschuldet. Selbstverständlich werden wir
     dem Wohnungsmarkt eingetreten.                   uns bemühen, sozialverträgliche Lösungen
                                                      anzubieten um Härtefälle zu vermeiden.

                                                      Wir werden zu unserer bewährten Investi-
                                                      tions- und Mietenstrategie zurückkehren
                                                      und beispielsweise, Wohnungen nach
     1 DIW Wochenbericht Nr. 8 / 2021                 einem Mieterwechsel wieder saniert über-
     2 ImmoScout 24, Medieninformationen 19.10.2020   geben können.

                                                                                                     Öffentlichkeitswirksamer Protest der Berliner
                                                                                                     ­Wohnungsbaugenossenschaften gegen den Berliner
                                                                                                      Mietendeckel.
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                                                  Gegen den Wohnungsmangel
                                                  in der Hauptstadt hilft vor allem
                                                  eine gemeinsame Anstrengung
                                                  zum Neubau von Wohnungen.

Die obersten Richter am Verfassungsgericht
in Karlsruhe kippten im April 2021 den Berliner
­Mietendeckel.
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     Themen des Jahres

              Auch in den Wintermonaten
              2020 / 21 schritten die Bauarbeiten
              in Schöneiche zügig voran.

                                                    Großzügige Räumlichkeiten in den
                                                    ­Dachgeschosswohnungen am Stegeweg
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Neubau an drei Standorten
                        Investieren in den Bestand von morgen

 Wohnen in Genossenschaften zählt zu den         Im August 2020 wurde mit den Arbeiten für      Umgestaltung und Erweiterungen im
 attraktivsten Wohnformen – das lässt sich       den dritten Bauabschnitt mit 70 Wohnungen      ­Planungsbereich werden rund 300 zusätz-
 auch an dem anhaltenden Mitglieder-             in 4 Gebäuden begonnen, die die Garten-        liche Wohnungen geschaffen.
 wachstum des BWV seit 2011 erkennen.            stadtarchitektur der bestehenden Siedlung
Dem starken Anstieg der Mitgliedschaften         fortsetzt. Fast alle neuen Wohnungen sind      In 2020 fand im Rahmen des B-Plan-
steht jedoch ein sehr viel geringeres            mit Aufzügen schwellenlos erreichbar, 20       Änderungsverfahrens die frühzeitige Betei-
Wachstum des genossenschaftlichen                Wohnungen explizit barrierefrei. Bis spätes-   ligung der Behörden und sonstiger Träger
­Wohnungsangebotes gegenüber. Um den            tens Anfang 2022 werden die familien- und       öffentlicher Belange statt. Die daraus resul-
 satzungsgemäßen Auftrag der Wohnraum-          seniorenfreundlichen Wohnungen fertig-          tierenden Erkenntnisse werden in die Auf-
 versorgung unserer Mitglieder erfüllen zu      gestellt sein. Die Planungen für 150 weitere    stellung des Bebauungsplanes eingearbeitet.
 können, zählt seit 2013 der Neubau von         Wohnungen haben bereits begonnen.               Unsere Genossenschaft geht davon aus, 2022
Wohnungen neben der Bestandsaufwer-             ­Perspektivisch wird die Gartenstadt Schön­     mit den Bauarbeiten beginnen zu können.
tung wieder zu einem weiteren Schwer-            eiche nach Gesamtfertigstellung das Port-
punkt unserer Investitionstätigkeit. In          folio der Genossenschaft um 680 attraktive     Neues Wohnen am Falkenberg
den letzten sechs Jahren wurden 210 neue         Wohnungen in landschaftlich reizvoller         Am südlichen Stadtrand von Berlin, in
Wohnungen errichtet. Mittel- bis lang­           Lage ergänzen.                                 Nachbarschaft zur Gemeinde Schönefeld
fristig strebt unsere Genossenschaft an,                                                        mit dem internationalen Flughafen BER,
die Neubautätigkeit noch zu verstärken.         Städtisches Wohnen in der Marienfelder          erwarben wir 2017 ein Grundstück mit
                                                Vielfalt                                        66.400 m² in attraktiver Lage. Hier ist
Wohnen mit der ganzen Familie in der            Vor gut 50 Jahren errichtete der BWV ins-       ­mittelfristig die Entwicklung und Bebauung
grünen Gartenstadt Schöneiche                   gesamt 1.210 Wohnungen in Marienfelde            eines neuen Standortes mit ca. 500 Woh-
In Berlins südöstlicher Nachbargemeinde         und schuf damit den Grundstein für einen         nungen für die Mitglieder der Genossen-
wächst die größte Neubausiedlung der            neuen Siedlungsschwerpunkt. Mit hohen            schaft geplant. Auf Grund der unmittel­
Genossenschaft. Die Gartenstadt Schöneiche      Investitionen in komplexe Baumaßnahmen           baren Nähe zum Weltkulturerbe der
bietet modernes, naturnahes Wohnen in           sorgt die Genossenschaft für gleichbleibend      „Tuschkastensiedlung“ von Bruno Taut
Verbindung mit den Annehmlichkeiten der         hohen Wohnkomfort der mehrgeschossigen           besteht die Herausforderung, moderne
nahegelegenen Großstadt.                        Gebäudeanlage. Jetzt ist es an der Zeit, das     Architekturformen mit dem historischen
                                                Wohngebiet angrenzend an die Hildburg-           Umfeld in Einklang zu bringen und ins­
                                                hauser Straße und den Tirschenreuther Ring       besondere die mit besonderen Heraus­
                                                grundlegend aufzuwerten und an den               forderungen verbundene Erschließung
                                                gewandelten Ansprüchen heutiger Gene­            zu lösen.
                                                rationen auszurichten. Durch Aufwertung,

                                                                                                Mit der Fertigstellung des Rohbaus der
                                                                                                vier neuen Häuser war im März 2021 ein
                                                                                                wichtiges Etappenziel erreicht.

Nach Fertigstellung der neuen Häuser entsteht
ein harmonisches Bauensemble mit den Gebäuden
von 1997 (Mitte) und 2019 (hinten).
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
wechselten seit Ausbruch der Pandemie
nach Möglichkeit zeitweise ins Homeoffice.
So wurden die Infektionsgefahr im Büro
minimiert und gleichzeitig die Geschäfts-
abläufe aufrecht erhalten.
19

Lagebericht des Vorstandes

Grundlagen des Unternehmens                   Die Verbraucherpreise erhöhten sich im         Mit einer durchschnittlichen Steigerungs-
                                              Jahresdurchschnitt 2020 lediglich um 0,5 %     rate von 1,4 % deutschlandweit lagen die
Gegenstand der Genossenschaft ist insbe-      gegenüber 2019. Damit lag die Jahres­          Nettokaltmieten über der allgemeinen
sondere die Bewirtschaftung ihrer 5.388       teuerungsrate deutlich niedriger als im        Inflationsentwicklung. Selbst bei Andauern
Wohneinheiten, 25 Gewerbeeinheiten            Vorjahr (1,4 %).                               der Pandemielage ist auch für 2021 mit
sowie 1.122 Stellplätze.                                                                     einer weitgehenden Stabilität der Wohnungs-
                                              Für 2021 wird zwar mit einer Erholung der      und Immobilienwirtschaft zu rechnen.
 Des Weiteren betreibt die Genossenschaft     Konjunktur gerechnet, allerdings ist eine
seit 2006 eine Spareinrichtung, die Mit-      Prognose angesichts der weltweiten             Nachdem die Baupreise jahrelang kontinu-
gliedern und deren Angehörigen die            Corona-bedingten Wirtschaftskrise und          ierlich anstiegen, machte sich die von der
­Möglichkeit bietet, Geld in der Genossen-    der Risiken weiterer Infektionswellen mit      Bundesregierung zur Dämpfung der Corona-
 schaft anzulegen. Die eingezahlten Gelder    hohen Unsicherheiten behaftet. Umfang-         Krise zum Juli 2020 auf den Weg gebrachte
 werden ausschließlich zur Finanzierung       reiche staatliche Förderprogramme und          Senkung der Mehrwertsteuer preisreduzie-
 des genossenschaftlichen Vermögens, d.h.     Überbrückungshilfen verhinderten bisher        rend bemerkbar. Im vierten Quartal 2020
 für den Neubau und die Modernisierung        einen noch stärkeren Wirtschaftseinbruch,      gab es deshalb einen minimalen Rückgang
 von Genossenschaftswohnungen sowie zur       lassen jedoch auch die Gefahr der Ver-         der Preise für Neubau von Wohngebäuden
 Umschuldung von Bankdarlehen verwendet.      schleppung von Insolvenzen steigen.            von 0,1 %. 2021 dürfte auch das Auslaufen
                                                                                             der Mehrwertsteuersenkung wieder für
Die Geschäftsstrategie des Beamten-­          Die Berliner Wirtschaft ist von der Krise      steigende Bauleistungspreise sorgen.
Wohnungs-Vereins zu Köpenick eG (BWV)         stärker betroffen als während der Finanz-
ist darauf ausgerichtet, durch kontinuier­    und Wirtschaftskrise 2008 / 2009. 2020 wird    Nach Jahren mit zum Teil hohen Wachstums-
liche, nachhaltige Investitionen in den       der Einbruch des Bruttoinlandsproduktes        raten verzeichnete Berlin 2020 erstmalig
Bestand sowie gezielte Neubautätigkeit        in Berlin mit einem voraussichtlichen          einen leichten Bevölkerungsrückgang. In
dem satzungsgemäßen Auftrag der guten,        Minus von 6 % noch stärker als im Bundes-      den ersten 9 Monaten nahm die Bevölke-
sicheren und sozial verantwortbaren           durchschnitt ausfallen. Hintergrund ist die    rung Berlins um 6.200 Personen bzw. 0,2 %
Wohnraumversorgung gerecht zu werden.         stärkere Ausrichtung der Berliner Wirtschaft   seit Jahresbeginn ab, während im Vorjah-
                                              auf Dienstleistungen und Handel, die           reszeitraum das Wachstum noch bei 11.700
                                              beide durch die Pandemie und ihre Folgen       Personen bzw. 0,3 % lag. Das Defizit ent-
Wirtschaftsbericht                            besonders stark in Mitleidenschaft gezogen     stand insbesondere durch den geringeren
                                              worden sind.                                   Zuzug aus dem Ausland in Verbindung mit
Gesamtwirtschaftliche und branchen­                                                          einem Nettofortzug aus Berlin nach Branden-
bezogene Rahmenbedingungen                    Eine Prognose für 2021 ist auch für Berlin     burg (14.900) und darunter vor allem in
                                              angesichts der zahlreichen Unsicherheits-      das Berliner Umland (10.800 Personen).
Aufgrund der Corona-Pandemie ist die          faktoren schwierig, ein Lichtblick könnte
deutsche Wirtschaft 2020 nach einer zehn-     die Entwicklung im Baugewerbe sein.             Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
jährigen Wachstumsphase in eine tiefe         Allerdings ist hier noch unklar, inwiefern      ermittelte für 2020 eine Steigerung der
Rezession geraten. Das preisbereinigte        sich der „Mietendeckel“ weiter negativ          Nettokaltmieten für Berlin um rund 0,7 %.
Bruttoinlandsprodukt (BIP) war 2020 nach      auswirken wird. Eine Rückkehr der Wirt-         Damit lag die Entwicklung unter dem Vor-
Berechnungen des Statistischen Bundes-        schaftsleistung auf das Vorkrisenniveau         jahreswert (+1,4 %) und leicht über dem
amtes um 5,0 % niedriger als im Vorjahr.      wird wohl frühestens 2022 denkbar sein.         Niveau der allgemeinen Preisentwicklung
Die Corona-Pandemie hinterließ deutliche                                                      (0,5 %). Die Baupreise stiegen dagegen
Spuren in nahezu allen Industrie- und         Schlüsselbranche Wohnungswirtschaft             weiter deutlich: Der Neubau von Wohnun-
Dienstleistungsbereichen – nur das Bau­       weiter stabil                                   gen verteuerte sich im Schnitt um 3,1 %.
gewerbe legte mit 1,4 % gegenüber dem         Die Wohnungswirtschaft musste 2020 leichte     Selbst im vierten Quartal – im Bund von
Vorjahr zu.                                   Einbußen hinnehmen und verlor im Vor-          einem (minimalen) Preisrückgang bei
                                              jahresvergleich 0,5 % ihrer Wirtschaftsleis-   ­Neubauten gekennzeichnet – stiegen die
Die Industrie war vor allem in der ersten     tung. 2019 war sie noch um 1 % gewachsen.       Baupreise in Berlin weiter.
Jahreshälfte von den Folgen der Maß­          Zurückzuführen ist dieser erste reale Rück-
nahmen zur Eindämmung der Pandemie            gang seit 7 Jahren vor allem auf Umsatz-       Aufgrund des seit Jahren aufgebauten
betroffen, unter anderem durch die zeit-      rückgänge in der Gewerbevermietung und         deutlichen Nachfrageüberhangs bleibt die
weise gestörten globalen Lieferketten.        beim Handel mit Immobilien.                    Lage auf dem Berliner Mietwohnungsmarkt
Besonders deutlich zeigte sich der konjunk-                                                  weiterhin angespannt. Verfassungsrecht-
turelle Einbruch in den Dienstleistungs­      Bei der Wohnungsvermietung sind hinge-         lich angegriffene Maßnahmen wie der
bereichen, die zum Teil so starke Rück-       gen bisher keine signifikanten Mietrück-       „Berliner Mietendeckel“ oder die fortdau-
gänge wie noch nie zuvor verzeichneten        stände oder Einnahmeausfälle feststellbar.     ernde Debatte über die Enteignung großer
(Handel, Verkehr und Gastgewerbe -6,3 %       Trotz des leichten Wertschöpfungsrück-         Wohnungsunternehmen sind vermutlich
gegenüber 2019).                              gangs beweisen die Immobiliendienst­           mit ursächlich dafür, dass sich daran auf-
                                              leister auch im Krisenjahr 2020 ihre           grund von Investitionszurückhaltung am
                                              ­stabilisierende Funktion für die Gesamt-      Berliner Wohnungsmarkt auf mittlere Sicht
                                               wirtschaft.                                   wahrscheinlich wenig ändern wird.
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     Lagebericht des Vorstandes

                                  Geschäftstätigkeit

                                  Das Geschäftsjahr 2020 stand unter den       Nutzungsgebühren
                                  besonderen Vorzeichen der Corona-­           Im Jahr 2020 betrug die durchschnittliche
                                  Pandemie und der Einführung des Mieten-      monatliche Nutzungsgebühr für Wohnungen
                                  WoG Bln. Obwohl der zu Beginn der            der Genossenschaft 5,58 €/m² Wohnfläche
                                  ­Pandemie befürchtete Anstieg der Miet­      netto kalt. Nach durchgeführten Moder­
                                   forderungen und damit signifikante wirt-    nisierungen hat die Genossenschaft Anhe-
                                  schaftliche Auswirkungen ausblieben,         bungen der Nutzungsgebühr entsprechend
                                  führten die Abstands- und Hygieneregeln      der im MietenWoG Bln erlaubten umlage-
                                  zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand.        fähigen Modernisierungsmaßnahmen
                                  Einzelne Prozessschritte und Aufträge        nachgeholt, die wegen gesetzlicher Rege-
                                  mussten gestreckt bzw. verschoben werden.    lungen allerdings mit einer Verzögerung
                                  Da viele Prozesse bei der Genossenschaft     von 6 Monaten und daher erst in 2021
                                  bereits digital abgewickelt werden, konnte   wirksam werden.
                                  sehr kurzfristig auf ein hybrides Arbeiten
                                  umgestellt werden.                            Nach Abzug der Erlösschmälerungen erzielte
                                                                                die Genossenschaft 26,4 Mio. € aus den
                                  Für die Genossenschaft gravierender sind      Nutzungsgebühren und den Mieten für
                                  die Auswirkungen des seit Februar 2020        Wohnungen, Gewerberäume, Keller,
                                  geltenden MietenWoG Bln. Seit diesem          ­Garagen und Stellplätze. Die Mieterträge
                                  Zeitpunkt können die Wohnung bei einem         erhöhten sich um 384 T € (1,5 %) gegenüber
                                  Wohnungswechsel nur noch zu der Miete        dem Vorjahr. Aus den Regelungen des
                                  des Vormieters vermietet werden. Um den      ­MietenWoG Bln ergaben sich im Geschäfts-
                                  genossenschaftlichen Gleichbehandlungs-       jahr Mindererlöse in Höhe von insgesamt
                                  grundsatz zu wahren, wurden die sonst         rd. 28 T €. Im Monat Dezember betrugen
                                  bei Mieterwechseln vorgenommenen              sie 6,7 T €.
                                  Modernisierungsmaßnahmen – insbeson-
                                  dere der Bäder – nicht mehr durchgeführt.    Der Anstieg der Mieterträge gegenüber dem
                                  Auch das bislang bei der Genossenschaft      Vorjahr resultiert hauptsächlich aus den
                                  eingesetzte Verfahren der Refinanzierung     Nachwirkungen von unterjährigen Verän-
                                  großer Bestandsinvestitionen ist durch das   derungen in 2019 (+317 T €). Hinzu kamen
                                  MietenWoG Bln vorübergehend nicht mehr       zusätzliche Erträge aus Neuvermietungen
                                  möglich: Statt wie bisher eine Anhebung      zu Beginn des Jahres (+36 T €) und Anpas-
                                  der Mieten an die ortsübliche Vergleichs-    sungen im Bereich Sozialer Wohnungsbau
                                  miete auf Basis des § 558 BGB vornehmen      (+18 T € p. a.).
                                  zu können, müssen die Modernisierungs-
                                  anteile nunmehr auf Basis des § 559 BGB      Entwicklung der Nutzungsgebühren je m² Wohn-
                                  geltend gemacht werden. Dieser Strategie-    fläche monatlich netto kalt (Jahresdurchschnitt)
                                  wechsel führte neben einem erhöhten                                                     5,58
                                  Erklärungsbedarf gegenüber den Nutzern       5,60 €/m2                           5,51
                                  auch zu einem zusätzlichen Verwaltungs-                                  5,42
                                  aufwand im Unternehmen. Dies galt auch                            5,36
                                                                               5,40          5,33
                                  im besonderen Maße für das nach Mieten-             5,25
                                  WoG geforderte Informationsschreiben an
                                  alle Nutzer zu ihrer Miethöhe.               5,20

                                                                               5,00

                                                                                      2015   2016   2017   2018   2019    2020
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