ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
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AL i N a Altonaienrke Nachrichte0n L 16 · H e rb s t/ Win ter 2019/2 20 ALiNa Nr. t: beigehefte Im Heft: der Broschüre k s f r a k t io n Altona Klimaschutz und Klassenpolitik Lin Friedrich Engels zur Wohnungsfrage Ein Mietendeckel für Hamburg Der braune Sumpf der AFD
Seite 2 ALiNa Klima Aufruf von Fridays For Future zum GLOBALEN KLIMASTREIK am 20. September 2019 W ährend in Berlin das Klimakabi- Dazu hat es Vorbereitungstreffen gegeben an nett tagt und in New York einer denen u.a. folgende Gruppen beteiligt waren: der wichtigsten UN-Gipfel des Jahres vorbereitet wird, will FFF den 20. Sep- Parents for Future, Verdi-Leitung HH, DGB, tember zum größten globalen Klimastreiktag Scientists for Future, Seebrücke, BUND Ham- aller Zeiten machen. burg, Gewerkschaft NGG, IG Metall, Ver.di Jugend, Verband christlicher Pfadfinder, So- Ausdrücklich sind alle Generationen auf- zialistische Alternative, Kampagne Make Ro- gerufen, sich an dem Streik zu beteiligen: java Green Again, BUND Jugend HH, 8.März Eltern, Großeltern, Erwachsene ohne Kin- Streik Bündnis, Energietisch, CampusGrün der, Lehrer*innen, Wissenschaftler*innen, (Uni Hambug), Hamburger Zukunftsrat, Info- Sportler*innen, verschiedene Gruppen und zentrum globales Lernen, Hamburger Forum Institutionen wie Gewerkschaften, Umwelt- Für Völkerverständigung und weltweite Ab- verbände … rüstung, By 2020 we rise up, SDS (Uni Ham- burg), Attac, Grüne Jugend Hamburg, AStA FFF schreiben: „Zusammen fordern wir einen HAW, AstA TUHH, Gegenstrom Hamburg, AG gerechten und konsequenten Klimaschutz Umwelt - die Linke, Bündnis Unteilbar, Sau- und die Einhaltung des Pariser Klima-Abkom- erkrautfabrik, sozialistische Jugendorganisa- mens. Um das zu erreichen, braucht es mehr tion Jung Struggle, Ende Gelände, Interven- als den Streik von Schüler*innen, Azubis und tionistische Linke, Fridays for Future Studierenden. Dafür braucht es alle, die sich gemeinsam für diese großen Veränderungen Auf diese Demo folgt eine Aktionswoche und zusammentun und die Ärmel hochkrempeln. am 27.9. soll wieder eine Schulstreikdemo Seit Jahrzehnten duckt sich die Politik vor ih- stattfinden. rer Verantwortung weg. Damit endlich etwas passiert, braucht es eine lautstarke Gesell- Kommt alle zu der Demo am 20.9. 2019, um schaft – egal ob jung oder alt – die am 20.9. 12.00 Uhr zum Jungfernstieg und bringt Eure miteinander eine Klimapolitik des Zusam- Forderungen lautstark und auf Transparen- menhalts einfordert. ten und Schildern ein. Machen wir den Herr- schenden Dampf! Deshalb brauchen wir euch!“ Demo am 20.9.2019 Auch in Hamburg wird zu einer Großdemons- 12.00 am Jungfernstieg tration mit anschließender Kundgebung am fridaysforfuture.de/allefuersklima/ 20.9. aufgerufen. Inhaltsverzeichnis: CO2-Steuer: (K)eine Lösung?! Seite 2 Heideruh – Sommerfest mit Seite 11 Aufruf zum GLOBALEN KLIMASTREIK Seite 4 außergewöhnlichemTheatererlebnis Klimaschutz und Klassenpolitik Seite 5 „Nun lebt wohl und werdet Kämpfer“ – Seite 12 Ökologischer Kapitalismus? Dasselbe in Grün! Seite 7 87 Jahre Altonaer Blutsonntag Ein Mietendeckel für Hamburg Seite 8 Die AfD: vom „Flügel“ braun gebrannt Seite 14 Friedrich Engels zur Wohnungsfrage Seite 9 Pisagua – ein politischer Reisebericht Seite 16 Zwischen Lachen und Weinen – Die LINKE Seite 10 Bücherkiste Links Seite 19 bei den Mai-Wahlen
ALiNa Seite 3 Klimaschutz und Klassenpolitik B ereits zum dritten Mal wurde im Sommer 2019 der Allzeit-Hitzerekord in Deutschland gebrochen. Der Klimawandel ist auch hierzulande spürbare Realität geworden. Gleichzeitig haben die Klima-Proteste mit der „Fridays for Future“-Bewegung eine bisher ungekannte Dynamik angenommen. Wer ist verantwortlich für die die es betrifft: sie können ihre Häuser als Energiewende verweigern und in unverant- herannahende Klimakatastrophe? erste mit Klimaanlagen ausrüsten, werden wortlicher Weise weiter auf die Kohle setzen. sich eine Bleibe in kühleren Gegenden orga- Es sind die Lebensmittelkonzerne, die seit Tatsächlich sind nicht alle Menschen glei- nisieren können - und sich Villen in den Ber- Jahren eine Abkehr von Plastikverpackungen chermaßen verantwortlich zu machen - im gen kaufen, wenn die Ebenen in den Fluten sabotieren. Es sind die Eigner der Kreuzfahrt- Gegenteil: Zwei Drittel aller seit Beginn der versinken. Solange die bestehenden Eigen- und Containerschiffe, die unverdrossen unse- industriellen Revolution ausgestoßenen tumsverhältnisse und das sie hervorbrin- re Luft verpesten. Ein echter Klimaschutz ist Treibhausgase gehen auf das Konto von nur gende Wirtschaftssystem nicht fundamental nur in harter Frontstellung gegen diese Kon- 90 Konzernen. Die reichsten 10% der Bevöl- geändert werden, werden alle Appelle an zerne und ihre Profitinteressen denkbar. Und kerung sind für über die Hälfte der gegen- „die Menschen“, sich einzuschränken und die potenziell größte Macht, diese Konzerne wärtigen CO2-Emissionen verantwortlich. einen klimafreundlicheren Lebenswandel zu in die Knie zu zwingen, haben die Menschen, Ein Angehöriger des reichsten Prozents der beginnen, nutzlos verhallen. Denn welchen die für sie arbeiten müssen, um über die Run- Weltbevölkerung ist für 175mal mehr Treib- Sinn soll es haben, einen Lebenswandel ein- den zu kommen. Denn wenn sie ihre Arbeit hausgase verantwortlich als ein Angehöriger zuschränken, der sowieso nur minimal zum niederlegen, bricht die ganze Macht und Herr- der ärmsten zehn Prozent, hat die Hilfsorga- Klimawandel beiträgt, solange Konzerne und lichkeit der Konzerne, die auf der Ausbeutung nisation Oxfam berechnet. Es ist dabei keineswegs ein Zufall, dass diese Zahlen glei- chermaßen das Spiegelbild der sozialen Ungleichheit sind, in deren Folge heute die reichsten 10 % der Weltbevölkerung über 85 % aller Vermögen besitzen, während sich die restlichen 90 % der Menschen die verbleibenden knappen 15% aufteilen dürfen. Soziale Ungleichheit und Kli- mawandel bedingen einander, denn sie entspringen der selben Quelle: dem kapitalistischen Wirtschaftssystem, in dem alle Unternehmen bei Strafe ihres Untergangs auf den Märkten gezwungen sind, um jeden Preis so viel Profit wie nur irgendwie Foto: Karin Desmarowitz möglich zu erwirtschaften, völ- lig ungeachtet der Kosten, die die Umwelt und die armen und arbeitenden Superreiche den Planeten gnadenlos weiter ihrer Arbeiter*innen beruht, in sich zusam- Menschen für diese Profite zahlen müssen. in die Klimakatastrophe treiben? men. Würden sich die arbeitenden Menschen vereinigen und als arbeitende Klasse kollektiv Wer sind die ersten Was muss sofort passieren? der Klasse der Eigentümer, Ausbeuter und Leidtragenden des Klimawandels? Klimazerstörer entgegentreten: das Tor stün- Eine sozialistische Klimapolitik darf aber na- de offen zu einer vernünftigen Ordnung der Und es werden zuerst die Armen sein, deren türlich nicht tatenlos auf das Ende des Kapi- Welt, in der endlich der Mensch, die Umwelt Leben durch den Klimawandel zerstört wird. talismus warten. Konkrete Maßnahmen zum und der Klimaschutz im Zentrum stehen - und Bereits jetzt treffen Hitzewellen, Dürreperio- Klimaschutz müssen unverzüglich und mit nicht mehr die Profite der Kapitalisten. Der den und Überschwemmungen ganz überpro- höchster Priorität in Angriff genommen wer- Neoliberalismus hat die Arbeiterklasse ver- portional arme Länder. In nicht allzuferner den. Entscheidend ist dabei die eigentlich sprengt, gespalten und geschwächt. Oberstes Zukunft wird der Klimawandel die Lebensbe- Verantwortlichen zu erkennen: Es sind die Ziel linker Politik muss daher sein, die Macht dingungen auch in einem reichen Land wie deutschen Autokonzerne, die seit Jahrzehn- der arbeitenden Klasse in den konkreten Deutschland zunehmend beeinträchtigen. ten eine Verkehrswende blockieren. Es sind Doch werden die Reichen die letzten sein, die deutschen Stromkonzerne, die sich einer Kämpfen um Umverteilung
Seite 4 ALiNa Klima und Klimaschutz wiederaufzubauen und Beschäftigen etwa der Energie- und Autokon- notwendigen, umfassenden Antworten liefern, klimabewegte Aktivist*innen für eine klas- zerne – mitzunehmen und ihre Anliegen mit weil sie den ökonomischen Rahmen keines- senpolitische Orientierung zu gewinnen. denen der aufkommenden Klima-Bewegung falls antasten wollen, der die Zerstörung des zusammenzubringen. Dies wird nur gelingen, Klimas wie auch die Ausbeutung der arbeiten- Wer kann die sozial-ökologische wenn linke Politik konkrete Klimaschutzmaß- den Menschen notwendig hervorbringt. Klima-Wende durchsetzen? nahmen mit Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Lohnarbeitenden verknüpft Linke Politik muss diese Lücke füllen, und Ein großes Problem ist allerdings, dass gera- – etwa durch Arbeitszeitverkürzungen und fundamentale Antworten anbieten: den de die dringend erforderlichen Klimaschutz- Lohnerhöhungen. Dies muss verbunden sein Bruch mit den klimazerstörenden kapita- maßnahmen eine Vereinigung der arbeiten- mit dem Kampf um eine vernünftige Orga- listischen Produktions- und Eigentumsver- den Klasse und das Zusammengehen mit der nisation von Gesellschaft und Produktion hältnissen und letztlich den Aufbau einer Klima-Bewegung zu erschweren drohen: die im Interesse der übergroßen Mehrheit der demokratischen sozialistischen Weltrepub- Beschäftigten in der Kohle-, Auto- oder Rüs- Menschen - also mit der Perspektive auf lik. Diese wird überhaupt erst die Voraus- tungsindustrie fürchten um die Zukunft ihrer eine wirklich demokratische, sozialistische setzungen schaffen, um im Weltmaßstab die Arbeitsplätze – eine Sorge, die unter kapita- Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft notwendigen Maßnahmen zur Rettung des listischen Rahmenbedingungen keineswegs würde durch massive Arbeitszeitverkürzung Klimas zu ergreifen, die gegenwärtig von den unbegründet ist. Es besteht daher die reale nicht nur die Arbeit gerecht verteilt werden, großen Konzernen und den ihren Interessen Gefahr, dass sie sich gegen die Klima-Bewe- sondern auch ausreichend Freizeit zur Verfü- verpflichteten Regierungen der einzelnen Na- gung wenden und auf die Seite ihrer Konzer- gung stehen, um einen klimafreundlicheren tionalstaaten blockiert werden. ne schlagen, um ihre Arbeitsplätze zu vertei- Lebenswandel der Einzelnen zu ermöglichen. digen und ihrem Absturz in Arbeitslosigkeit Massive Investitionen in den öffentlichen Träger*innnen einer solchen ökosozialisti- und Armut zu entgehen. Verkehr würden Alternativen zu Auto und schen Transformation müssen – neben Kli- Eine sozialistische Klassenpolitik, die den Kurzstreckenflügen schaffen und den Trans- ma- und Umweltbewegungen wie „Fridays for Klimawandel aufhalten möchte, muss daher port von der Straße auf die Schiene verla- Future“ – im Wesentlichen die arbeitenden immer verschiedenes leisten: Zuvörderst gern. Kein Beschäftigter eines klimaschädli- Menschen sein, da nur sie die potenzielle und im Bündnis mit der Klima-Bewegung chen Unternehmens müsste Angst vor dem Macht haben, der Herrschaft von Großkon- und den Gewerkschaften den Kampf für den Verlust seines dortigen Arbeitsplatzes mehr zernen und Superreichen ein Ende zu setzen. Klimaschutz gegen die Hauptverantwortli- haben, wenn die Gesellschaft ihm Einkom- Nur durch den Wiederaufbau der Macht chen des Klimawandels organisieren, gegen men und Wohnung sowie einen klimaneut- der arbeitenden Klasse in konkreten Kämp- Großkonzerne und Superreiche. Die großen ralen Arbeitsplatz garantieren würde. Sobald fen um Klimaschutz und Umverteilung wird Konzerne müssen unter öffentliche demo- eine Gesellschaft als Ganze sich ernsthaft sich die Perspektive auf eine demokratisch- kratische Kontrolle gestellt und ihr Handeln und glaubwürdig dem Schutz des Klimas und sozialistische Gesellschaft entwickeln lassen dem Allgemeinwohl - insbesondere dem dem größtmöglichen Wohlergehen aller ih- – und nur durch eine solche, umfassende Klima- und Umweltschutz, aber auch guten rer Mitglieder verpflichtet, wird es auch eine Perspektive werden die verschiedenen Teile Arbeitsbedingungen und guten Löhnen - ver- echte Bereitschaft der Einzelnen geben, den der arbeitenden Klasse im Kampf gegen die pflichtet werden. Die Vermögen der Superrei- individuellen Lebenswandel klimafreundlich klimazerstörenden Großkonzerne miteinan- chen müssen enteignet und zum Schutz von anzupassen. der verbunden werden können. Eine so ver- Umwelt und Klima, zur Absicherung guter standene sozialistische Klassenpolitik bietet Arbeit und zum Abbau der globalen sozialen die einzig realistische Option, die drohen- Fazit Ungleichheit verwendet werden. de Klimakatastrophe abzuwenden und der Der Klimawandel stellt die Menschheit vor Menschheit in Gleichheit und Freiheit eine Gleichzeitig gilt es, den Spaltungslinien fundamentale Herausforderungen. Die Grü- langfristige und damit klimaneutrale Zukunft innerhalb der Arbeiterklasse entgegenzu- nen werfen zwar einige der großen Fragen zu erkämpfen. wirken und alle Teile der Klasse - auch die unserer Zukunft auf, können aber keine der Florian Wilde
ALiNa Seite 5 Ökologischer Kapitalismus? Dasselbe in Grün! Seit Monaten streiken freitags tausende Schüler*innen in Hamburg für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Damit haben sie eine Debatte über die Ursachen der Umweltzerstörung angestoßen. Angela Merkel und andere versuchen die Bewegung auszunutzen, um in ihrem Inter- esse Reformen durchzusetzen. Aber gerade jetzt darf die Bewegung keine Illusi- onen in Maßnahmen schüren, die zum Nachteil der lohnabhängigen Bevölkerung sind und an den systemischen Ursachen der Umweltkrise nichts ändern. Die CO2- Steuer soll es richten? Derzeit wird heiß über die CO2-Steuer disku- tiert, die zwar Produkte für die Endverbraucher*innen teurer machen würde, aber die Produktionsbedin- gungen nicht infrage stellt. Pendler*innen mit Durch- schnittslohn, die mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, weil der schlecht ausgebaute und überteuerte Illustration: ÖPNV keine Alternative ist, könnten un- Pixabay/Noupload gefähr 100€ mehr im Monat zahlen. Die CO2-Steuer wird sich vor allem auf är- mere Schichten auswirken, während reiche Vielflieger*innen oder SUV-Fahrer*innen sich häufen sich die Forderungen nach Enteig- den Mehrverbrauch weiterhin leisten können. nach wie vor die Chefs der Banken und Kon- nungen und Verstaatlichungen zentraler Solche Maßnahmen werden die soziale Spal- zerne. Zudem gibt es große Industrien, die Wirtschaftssektoren. Enteignungen und tung verstärken, statt dass die Kosten der nicht für den Endverbraucher produzieren Verstaatlichungen, sowie die demokratische verursachten Umweltschäden von den direk- wie z.B. die Rüstungsindustrie, oder von de- Kontrolle der Banken und Konzerne durch ten Verursachern getragen werden – den gro- nen der Mensch stark abhängig ist wie die die Beschäftigten, sind dringend erforder- ßen Industrien, Banken und Konzernen. Pharmaindustrie. lich, um eine sozial gerechte und nachhaltige Wirtschaft aufzubauen. Nur noch Bambus-Zahnbürsten Die Lösung liegt nicht im Kaufverhalten des und Baumwoll-Pullis? Einzelnen, sondern in der Vergesellschaf- Gleichzeitig lehnen wir Maßnahmen wie die Eine weitere Illusion ist, dass wir durch unse- tung der Produktion, über die nicht einzelne geforderte staatliche Preiserhöhung für Flug- ren individuellen Konsum und unser Kaufver- Kapitalist*innen in diktatorischer Weise, son- reisen oder Fleischprodukte ab, denn sie halten die Umweltzerstörung aufhalten könn- dern die lohnabhängige Bevölkerung kollektiv stellen sich in eine Reihe mit weiteren unso- ten. Dabei kann sich einerseits nicht jede*r demokratisch und entsprechend unserer Be- zialen Maßnahmen, die uns die herrschende einen Baumwoll-Pullover für 50€ oder den dürfnisse entscheiden soll. Noch dazu brau- Klasse als grün verkaufen will, die aber statt regelmäßigen Einkauf im Biomarkt leisten. chen wir schon hier und heute Investitions- die großen Produzenten und Konzerne die kontrollen, die Öffnung der Geschäftsbücher einzelnen Verbraucher*innen treffen. Andererseits bestimmt der Kapitalist immer der großen Banken und Konzerne und eine noch, unter welchen Bedingungen die Waren staatliche Kontrolle über den Außenhandel. Stattdessen fordern wir einen staatlichen, gut produziert werden. Auf viele Bereiche haben ausgebauten Nah- und Fernverkehr zum Null- die Konsument*innen nicht einmal minima- tarif, ein öffentliches, kostenloses und öko- Ist Fliegen zu billig? len Einfluss – was nicht angeboten wird, kann logisches Transportsystem und dass endlich auch nicht gekauft werden. Über Investitions- Als Folge der erstarkenden Umweltbewe- die wirklich Verantwortlichen – die Kapitalis- felder genauso wie über Produktionsweise gung, der Krise im Bereich Gesundheit und ten – für die entstandene Umweltzerstörung und Transportwege der Güter entscheiden Wohnen und anderer sozialer Missstände zur Rechenschaft gezogen werden!
Seite 6 ALiNa Klima Für Euch/Sie gelesen – Eine Artikelempfehlung Jobs und Ökologie sind kein Widerspruch CO2-Steuer: (K)eine Lösung?! Die Herrschenden versuchen uns weiszu- Jürgen Ehlers und Yaak Pabst machen, dass Soziales und Ökologie ein belegen in ihrem Artikel im Marx21- Widerspruch sind. Wenn klar wird, dass Magazin Sommer 2019, dass eine Veränderungen notwendig sind, werden die CO2-Steuer nicht zur Verringerung Beschäftigten dazu gezwungen, das auszuba- des CO2-Ausstoßes beiträgt. Im den und nicht die Kapitalisten und Konzerne Gegenteil, sie weckt Illusionen, selbst. Dabei haben nicht die Beschäftigten Profitstreben und Umweltschutz von RWE sich dafür entschieden den Ham- ließen sich miteinander vereinbaren. A bacher Wald abzuholzen, sondern ihre Chefs. ngebliches Ziel der CO2-Steuer ist, Wir wollen einen Kampf der Arbeiterinnen über negative finanzielle Anreize, die und Arbeiter für den nachhaltigen Umbau der Menschen zu klimafreundlichem Ver- Schlüsselindustrien, garantierte Ersatzar- halten zu bewegen. beitsplätze für alle Beschäftigten zu gleichen Bedingungen und kostenlose Umschulungen Im obenstehenden ALiNa-Artikel „Ökologi- bei voller Lohnfortzahlung. scher Kapitalismus? Dasselbe in Grün!“ ist schon darauf hingewiesen worden, dass die Wie wir etwas ändern CO2-Steuer Haushalte mit niedrigem Einkom- Foto: Regine Christiansen Was wir wirklich brauchen ist eine Wirtschaft, men finanziell treffen wird – trotz des sog. die nicht nach Profiten, sondern nach den sozialen Ausgleichs -, während die Wohlha- gleicht man allerdings jüngere Daten, so wird Bedürfnissen der Gesellschaft funktioniert benderen, aber kein Problem haben, den man feststellen, dass in einigen Ländern mit sowie demokratisch kontrolliert und ver- Aufschlag zu zahlen und somit auch nicht ihr CO2-Steuer, die Emissionen sogar gestiegen waltet wird durch gewählte Vertreter*innen Verhalten ändern müssen. sind! (Finnland, Frankreich, Schweiz, Britisch- der Beschäftigten, Gewerkschaften und des Kolumbien ) Nur Schweden konnte die CO2-. Staates. Um das zu erkämpfen, brauchen Ein weiterer Aspekt: Besonders widersinnig Werte vom Jahr 2015 auf 2016 geringfügig wir die Beschäftigten in den Betrieben, denn erscheint es, eine CO2-Steuer einzuführen, (1,7 %) reduzieren. sie haben die Macht die Wirtschaft zum wenn man die negativen Erfahrungen der Stillstand zu bringen und den Kampf um die Länder, die eine CO2-Steuer seit Jahren ein- Die Verfasser des Artikels geben an, dass die- ökonomische Kontrolle zu führen. Aus die- geführt haben, berücksichtigt. 56 Staaten ses nicht verwundere, denn die CO2-Steuer sem Grund müssen die Gewerkschaften zum haben laut Weltbank eine der Varianten der stelle die Verantwortung des Individuums ins gemeinsamen und entschlossenen Kampf für CO2-Bepreisung eingeführt oder sind gerade Zentrum und nicht die Produktionsverhält- Umwelt und Soziales aufrufen. dabei sie einzuführen. Die Befürworter*innen nisse. Die Großkonzerne aber verheizten den einer CO2-Steuer geben an, im Vergleich zum Planeten. 89 % der Treibhausgasemissionen Denn der Klimawandel lässt nicht auf Jahr 1990 hätten all diese Länder ihre Treib- stammten aus fossilen Brennstoffen, die bei sich warten und der Kampf für eine so- hausemissionen senken können. Bei genauem der Energiegewinnung (Öl, Gas, Kohle) und der zialistische Gesellschaft ist heute nötiger Hinsehen fällt aber auf, auch die Länder, die Industrie anfielen. Zu den Hauptverursachern denn je! keine CO2-Abgabe eingeführt haben, konnten der Klimaerwärmung gehörten die mächtigs- ihren CO2-Ausstoß reduzieren. (Gründe: tech- ten Konzerne der Welt, sie täten alles dafür, Tim Härtlein und Nadja Habibi nische Innovationen, Deindustrialisierung, um den „fossilen Kapitalismus“ am Laufen zu (Linksjugend Hamburg Altona) 2007/8 einsetzende Wirtschaftskrise) Ver- halten. Exxon, BP, Shell usw. unterstützten so- gar die Co2-Steuer, denn sie wüssten genau, dass sie ihre Macht dafür einsetzen könnten, Ausnahmegenehmigungen durchzusetzen. „Alle Nationalstaaten wollen die Wettbe- werbsfähigkeit der heimischen Industrie för- dern und machen den Konzernen erhebliche Zugeständnisse bei der CO2-Abgabe.“ Wollten wir den Klimawandel stoppen, müsste als erstes die Macht der fossilen Energieko- nzerne gebrochen werden, deswegen fordere DIE LINKE zurecht, dass die großen Energieko- nzerne vergesellschaftet werden sollten. Es lohnt sich, den ausführlichen Artikel ganz zu lesen! www.marx21.de/co2-steuer-keine-loesung Foto: Karin Desmarowitz Marlit Klaus
ALiNa Seite 7 Wohnen Fünf Jahre keine Mieterhöhungen – ein Mietendeckel für Hamburg macht’s möglich! Das kennt wirklich jede*r: Wenn im Topf die Suppe blubbert, spritzt und überkocht, dann helfen nur zwei Dinge: Temperatur herunterfahren und vor allem – Deckel drauf! Sonst gibt es eine Katastrophe. So ähnlich ist das auch mit den Mieten in Hamburg. A llein in den letzten acht Jahren sind die Mieten hier durchschnittlich um fast 20 Prozent gestiegen. Weder die Löhne noch die Inflationsrate kommen da nach. Kein Wunder, dass immer mehr Men- schen feststellen müssen, dass die Miete ih- ren Lohn oder die Rente regelrecht auffrisst. Umziehen in eine billigere Wohnung ist ein unerfüllbarer Traum: Der Bestand an preis- günstigem Wohnraum wird immer weiter ein- gedampft und droht zu verdunsten. Während seriöse Vermieter*innen sich auch um ihre Mieter*innen und deren Wohl- ergehen sorgen, gieren die anderen nur nach maximalen Renditen. Ausländische Geldanleger*innen, Pensionsfonds und Un- ternehmen wie Vonovia und Akelius wollen mit dem Betongold fette Kohle machen und die ziehen sie den Mieter*innen aus der Tasche. So stellte die "Plattform Kritischer Immobilienaktionär*innen" nach Durchsicht des Vonovia-Geschäftsberichts 2018 fest, dass von jedem Euro Miete etwa 38 Cent an die Aktionär*innen flossen. "Ihr spekuliert auf Rendite - Wir malochen für die Miete", war deshalb zutreffend beim Mietenmove auf einem Plakat zu lesen. Wenn Sie sich jetzt fragen, warum es die- beantragte, kommentierte Senatorin Stapel- Gegen solche Katastrophen, gegen die hoch- sen Deckel in Hamburg noch nicht gibt, feldt das von oben herab: "Sie glauben, dass kochenden Mieten in Hamburg, brauchen wir bekommen Sie zwei Antworten. Erstens Sie hier auf einen Zug aufspringen können, dringend einen Deckel. Die Stadt Berlin be- sind jahrelang alle – Politiker*innen wie nur es ist gar kein Zug da." Da hat sie sich reitet gerade so einen Mietendeckel vor: Fünf Mietrechtsexpert*innen – davon ausge- getäuscht: Mittlerweile gibt es in mehreren Jahre lang dürfen die Mieten nicht erhöht gangen, dass nur der Bund Regelungen im Bundesländern starke Bewegungen für einen werden. Wird eine Wohnung weitervermie- Mietpreisrecht treffen dürfe, ein Bundesland Mietendeckel. Selbst in Bayern startete Ende tet, gilt die zuletzt gezahlte Miete. Lag diese wie Hamburg alleine nichts machen könne. April ein Volksbegehren für einen Mieten- über der Mietobergrenze, muss sie gesenkt Der findige Berliner Jurist Peter Weber hat stopp. werden. Energetische Modernisierungen, bei nun Ende letzten Jahres nachgewiesen, dass denen die Bruttowarmmiete um mehr als 50 auch ein Landesmietengesetz möglich ist. Für den Schutz der Hamburger Mieter*innen Cent pro Quadratmeter ansteigt, müssen Mittlerweile liegen diverse Gutachten vor, die ist der Mietendeckel eine Riesenchance, angezeigt werden und werden nur nach um- die Rechts- und Verfassungsmäßigkeit eines auch weil sich zeigt, dass "bauen, bauen, fangreicher Prüfung genehmigt. solchen Landesgesetzes bestätigen. bauen" als rot-grüne Medizin gegen den Mietenwahnsinn nicht hilft. Das Gute ist, Wer jetzt befürchtet, damit würden Zweitens sind die hiesige SPD und die Grü- dass Hamburg hier ganz alleine tätig werden Vermieter*innen in den Ruin getrieben und nen bei dieser Frage bisher völlig bockbeinig kann. Es muss nicht auf ein neues Bundes- würden Wohnungen verloddern, kann beru- und beratungsresistent. Während in Berlin gesetz oder irgendeine Einigung im Bundes- higt sein: Liegt wirklich ein wirtschaftlicher der rot-rot-grüne Senat den Mietendeckel kabinett warten. Der Senat kann sofort die Härtefall vor, kann im Notfall und auf Antrag vorantreibt und er dort ab Anfang 2020 Temperatur im Topf herunterfahren und den eine Mieterhöhung zugelassen werden. Und gelten soll, sieht der Hamburger Senat nur Deckel drauf tun. Er muss es nur wollen! nur dann. Für die Betongoldgräber hingegen Probleme und keine Lösungen: Als DIE LINKE ist die Zeit der maximalen Profite vorbei. im Februar einen Mietendeckel für Hamburg Heike Sudmann
Seite 8 ALiNa Wohnen Friedrich Engels zur Wohnungsfrage 1872/3 erschienen im sozialdemokratischen „Volksstaat“ in Leipzig zunächst anonym sechs Artikel zur Wohnungsfrage. Später gab sich der Verfasser als Dr. med. A. Mülberger zu erkennen. Mülberger fordert in seiner Artikelreihe eine Wohnungspolitik, die die Arbeiterfamilien zu Eigentümern von Wohnraum macht. Damit bezieht er sich auf die Ideen des Frühsozialismus (Proudhon). nur leben können von Abfällen dieses Mehr- Engels wundert sich, dass Mülberger von wertes, die ihnen auf die eine oder andere einer sozialdemokratischen Redaktion über- Weise zufließen.“ Engels fügt hinzu, „dass haupt veröffentlicht wurde. Daraus schließt (im Sozialismus) nicht jeder einzelne Arbeiter er seinem Vorwort zur zweiten Auflage seines Besitzer dieses vollen Ertrages seiner Arbeit Textes im Jahre 1887, in der Sozialdemokra- wird, wohl aber die ganze aus lauter Arbei- tischen Partei bis hinein in die Reichstags- Engels im Jahr 1891; Foto: William Elliott Debenham tern bestehende Gesellschaft Besitzerin des fraktion fände ein gewisser kleinbürgerlicher gesamten Produktes ihrer Arbeit, das sie teil- Sozialismus seine Vertretung. „Und zwar weise zur Konsumtion unter ihre Mitglieder in der Weise, dass man zwar die Grundan- E ngels sagt, Eigentumswohnungen erteilt, teilweise zum Ersatz und zur Vermeh- schauungen des modernen Sozialismus und binde die Lohnabhängigen nur noch rung ihrer Produktionsmittel verwendet und die Forderung, alle Produktionsmittel in ge- stärker an die kapitalistische Produk- teilweise als Reservefonds der Produktion sellschaftliches Eigentum, als berechtigt tionsweise und nutze so vor allem der Bour- und Konsumtion aufspeichert.“ anerkennt, aber ihre Verwirklichung nur in geoisie. Er erklärt in seiner im gleichen Blatt entfernter, praktisch unabsehbarer Zeit für erschienen Erwiderung, wie die Wohnungs- Engels sagt, Prellerei, ob durch den Krämer möglich erklärt“. Und schärfer noch:„Es ist frage politisch einzuordnen sei. Er bezeich- oder den Vermieter, treffe die Ärmeren här- das Wesen des bürgerlichen Sozialismus, net sie als einen von zahllosen „sekundären“ ter als die reicheren Gesellschaftsklassen. die Grundlage aller Übel der heutigen Gesell- Übelständen, die aus der kapitalistischen Sie trifft aber nicht ausschließlich die Ar- schaft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Produktionsweise hervorgehen. beiterklasse. Sie ist also nicht seiner Klas- diese Übel abschaffen zu wollen. Die bür- se eigentümlich, also kein Klassenmerkmal. gerlichen Sozialisten wollen, wie schon das Hören wir Engels im Original: „Solange die Vermieter und Mieter - mag der eine der Kommunistische Manifest sagt, „den sozia- kapitalistische Produktionsweise besteht, Kapitalistenklasse angehören, der andere der len Missständen abhelfen, um den Bestand solange ist es Torheit, die Wohnungsfrage Arbeiterklasse - begegnen sich nicht auf der der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.“ oder eine andere das Schicksal der Arbei- Ebene ihres Klassenwiderspruchs, nicht auf ter betreffende einzeln lösen zu wollen. Die der Ebene der Produktion, sondern auf der In einem Artikel über die Wohnungsmiete Lösung liegt aber in der Abschaffung der Ebene des Konsums. Der Konsument aber entrüstet sich Mülberger darüber, dass sich kapitalistischen Produktionsweise, in der wird nicht ausgebeutet, sondern geprellt. ein Miethaus über die Bruttomiete mehrfach Aneignung aller Lebens- und Arbeitsmittel durch die Ar- beiterklasse selbst.“ „Der Eckstein der kapitalistischen Produk-tionsweise aber ist die Tatsache, dass unsere jetzige Gesellschaftsordnung den Kapitalisten in den Stand setzt, die Arbeitskraft des Arbeiters zur ihrem Wert zu kaufen, aber weit mehr als ihren Wert aus ihr herauszu- schlagen, indem er den Ar- beiter länger arbeiten lässt als zur Wiedererzeugung des für die Arbeitskraft bezahlten Preises nötig ist. Der auf die- se Weise erzeugte Mehrwert wird verteilt unter die Ge- samtklasse der Kapitalisten und Grundeigentümer, nebst ihren bezahlten Dienern, vom Papst und Kaiser bis zum Nachtwächter und darunter. [...] Soviel ist sicher, dass alle, die nicht arbeiten, eben Foto: Stockvault/Merelize
ALiNa Seite 9 Wahlen ZWISCHEN LACHEN UND WEINEN bezahlt macht. Miete ist für Mülberger reine Willkür. Er will sie abschaffen. Dazu Engels: „Wer ökonomische Schritte zur Abschaffung der Miete vorschlägt, der ist doch wohl ver- Die LINKE bei den Mai-Wahlen pflichtet, etwas mehr von der Miete zu wis- J sen, als dass sie den Tribut darstellt, den ubel und Enttäuschung lagen nah beiein- kratische Zusammenarbeit mit bewegten der Mieter dem ewigen Rechte des Kapitals ander, als die Ergebnisse der Wahlen vom Menschen unterschied-licher Initiativen und bezahlt.“ Engels erklärt nun den Lesern, 26. Mai vorlagen. Bei der Europaparla- Bündnisse zur Verfügung. dass Vermietung der stückweise Verkauf des mentswahl erhielt DIE LINKE in Altona 8,5 %, Tauschwertes ist. Anders als ein Brot verlangt bundesweit jedoch nur 5,5 %. Ein beschä- der Konsum eines Hauses eine gewisse Zeit. mendes und selbst verschuldetes Wahlergeb- VIELE KREUZE BEI DEN GRÜNEN – Für den Verzicht auf die sofortige Rückzah- nis. Dagegen schnitt unsere Partei bei den NUR WOFÜR? lung des vorgeschossenen Kapitals wird der Bezirksversammlungswahlen in Hamburg mit Die Grünen waren die großen Wahlgewin- Hausbesitzer durch Verzinsung entschädigt. durchschnittlich 10,8 % und insbesondere in ner*innen. Sie legten landesweit bei den Altona mit 14,8 % der Stimmen sehr gut ab. Bezirksversammlungswahlen um 13,1 Pro- Mülberger schlägt vor, den Zinsfuß von 7% Offensichtlich wurden auf 1% zu senken. Engels muss ihm nun auf- von den Wähler*innen zeigen, dass nicht die Verzinsung dafür ver- das politische Wirken antwortlich ist, dass sich das Haus-Kapital der Linken auf kom- mehrfach über die Miete amortisiert, son- munaler Ebene und dern vor allen Dingen die Grundrente aus die politische Arbeit Privateigentum an Grund und Boden auf dem unserer Partei im Eu- das Haus steht. Mit anderen Worten, der Ka- ropaparlament und im pitalzins könnte ganz abgeschafft werden, Bund sehr differenziert trotzdem muss Miete gezahlt werden. beurteilt und bewertet. Mülberger verlangt zu guter Letzt, wir sollen Die Linke gewann in praktisch werden und nicht nur tote abstrakte fast allen Bezirken Formeln ins Feld führen. * Engels entgegnet, leicht hinzu und kam „niemand ist näher an die bestimmten kon- bezirksübergreifend kreten Verhältnisse der Gesellschaft heran- auf ein durchschnittli- getreten als Marx im Kapital. Er hat fünfund- ches Wahlergebnis von zwanzig Jahre darauf verwandt, sie nach allen 10,8 %. Wir erhielten in Seiten hin zu untersuchen, und die Resultate 35 von 104 Stadttei- seiner Kritik enthalten überall ebenfalls die len mehr als 10 % der Keime der sogenannten Lösungen, soweit Stimmen. In sieben solche heutzutage überhaupt möglich sind“. Stadtteilen waren es mindestens 20 %. Schon an anderer Stelle in seiner Schrift be- zeichnete Engels „bürgerliche Sozialisten“ Im Bezirk Mitte (15,6 %) (wie Dr. med A. Mülberger), als Menschen, die erreichten wir auf der sich einen Kapitalismus ohne Proletarier wün- Veddel 30,2 % und schen. Ein Anfang ist gemacht, sind erst alle auf St. Pauli 32,8 %. Proletarier Hausbesitzer. Engels bezeichnet Dort sticht übrigens Foto: Dörte Schmidt-Reichard die frühsozialistischen Allerweltsheilmittel als der Kleine Grasbrook Kinderwindeln: „Die Entwicklung des Proleta- mit 41,0 % für DIE LIN- riats wirft diese Kinderwindeln bald beiseite KE hervor. In Altona lief es besonders in zentpunkte zu und errangen in allen Bezirk- und erzeugt in der Arbeiterklasse selbst die der Sternschanze (29 %), in Altona-Altstadt sparlamenten 111 Sitze, was einem Zuwachs Einsicht, dass nichts unpraktischer ist als (25,9 %), in Altona-Nord (24,5 %) und in um gleich 45 Sitze entsprach. Die weltweite diese vorher ausgeklügelten, auf alle Fälle an- Ottensen (22 %) gut. In Bahrenfeld und in Sorge um die Folgen der Klimaerwärmung wendbaren praktischen Lösungen und dass Lurup erzielten wir mit 18,8 % bzw. 12,3 % beeinflusste im hohen Maße das Wahlverhal- der praktische Sozialismus vielmehr in einer sehr achtbare Ergebnisse. Damit legte Die ten der Wähler*innen. Umso erstaunlicher richtigen Erkenntnis der kapitalistischen Pro- Linke landesweit um drei auf 40 Sitze zu. war das Abschneiden der Grünen in Ham- duktionsweise nach ihren verschiedenen Sei- burg, die als Koalitionspartner der SPD und ten hin besteht. Acht Linke werden künftig in der Altonaer Be- früher im Regierungsbündnis mit der CDU zirksversammlung eine starke Oppositions- eine gegenläufige Politik unterstützten und Eine Arbeiterklasse, die hierin Bescheid weiß, fraktion bilden. Wir werden weiterhin ideen- mittrugen wie wird im gegebenen Fälle nie in Verlegenheit reich, konsequent und transparent in den sein, gegen welche sozialen Institutionen und Quartieren und im Bezirksparlament für ein • den Bau und den Betrieb des Mega-Kohle- in welcher Weise sie ihre Hauptangriffe zu soziales, solidarisches, ökologisches und kraftwerks in Moorburg, richten hat.“ demokratisches Altona wirken. Wir stehen • die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs wie bisher als Partner*innen für eine ver- für die Erweiterung der Start- und Lande- Heinz-Dieter Lechte lässliche, vertrauensvolle und basisdemo- bahn von Airbus,
Seite 10 ALiNa Wahlen DIE SCHWÄCHE DER LINKEN BEI DEN EP-WAHLEN DIE LINKE bietet die gesellschaftliche Pers- pektive eines demokratischen Sozialismus an, doch leider trat sie im Europaparlaments- wahlkampf nicht so auf. Unsere zentralen Anliegen standen nicht im Fokus des Wahl- kampfes. Unsere friedenspolitischen, anti- faschistischen und antikapitalistischen Hal- tungen und Ziele gerieten nicht zu unseren zentralen politischen Wahlkampfaussagen. Das Europawahlprogramm wirkte indifferent, unentschlossen, unausgewogen und schwer lesbar. Dem Programm fehlte eine tiefgehen- de und begründete Analyse des Zustandes, der Struktur, der Lebensverhältnisse und des eklatanten Missverhältnisses von Armut und Reichtum in der Europäischen Union. Oft wird im Programm ein Neustart der EU gefordert, doch wie soll dieser unter den ge- Grünes Debakel in Altona: Der geplante Radweg am Elbstrand.. Foto: Marlit Klaus gebenen Umständen gelingen? Ein Neustart impliziert die Überwindung der kapitalisti- schen Klassen- und Eigentumsverhältnisse. • der unverschämt begründete, letztlich Fraktionen. Der Streit ist wohl nicht ohne dra- Innerhalb des bestehenden Konstrukts der misslungene Versuch, die Anti-AKW-Bewe- matische Einschnitte zu lösen. hierarchischen EU-Machtebenen kann eine gung in den Jahren um den Tag der Reak- Partei mit gerade einmal 5 Sitzen von 721 torkatastrophe in Fukushima auszubrem- Nun scheint auch in Hamburg ein Vielpar- nicht wirklich etwas ändern. Auch die linke sen bzw. sie zu disziplinieren, teiensystem Einzug zu halten, in dem keine Fraktion GUE/NGL ist sehr klein und keines- • die Zustimmung zur Elbvertiefung, Partei mehr die 30-Prozent-Marke über- wegs politisch einig. Wir müssen zu fundier- • das Vorhaben, den Oevelgönner Strand mit schreiten wird. Damit wird künftig eine ten Analysen, zur ehrlichen Überzeugungs- einem sechs Meter breiten Fahrradweg zu Drei-Parteien-Koalition wahrscheinlich. Die arbeit, zur beharrlichen und solidarischen überbauen, was durch einen Bürgerent- Grünen sind tief im bürgerlichen Spektrum außerparlamentarischen Arbeit im gesunden scheid verhindert werden konnte, angekommen. Sie haben in den Bezirken Verhältnis zum parlamentarischen Wirken • die unverhältnismäßige Wohnbauverdich- viele Optionen bezüglich der Zusammenar- der Linken zurückfinden. Es braucht eine tung in Innenhöfen, beit. Sie können mit der CDU oder mit der parteiliche Einigkeit mit einer fairen und be- • die Ideenlosigkeit bei der Umsetzung eines SPD Koalitionen mit komfortablen Mehrhei- teiligenden Diskussionskultur. alternativen Verkehrskonzepts. ten eingehen. Für beide Varianten sind die Grünen ebenso offen wie für eine Politik der Unser bundesweites Erscheinungsbild, die All das und vieles mehr spiegelte sich nicht wechselnden Mehrheiten wie zuletzt im Be- Zerwürfnisse und die Uneinigkeit unserer im Wahlverhalten der Bürger*innen wider. zirk Altona. Für den letzten Fall wäre auch Bundestagsfraktion und unseres Partei- Unverdrossen tragen die Grünen das Label DIE LINKE bereit, in einzelnen Fällen und vorstandes schreckten viele Wähler*innen der Umweltpartei, ohne eine zu sein. gemäß unserer politischen Inhalte mit ihnen ab. Streit, Zwist und die Fokussierung auf zusammenzuarbeiten. Trotzdem werden wir Rechthaberei und Streben nach Dominanz DIE WAHLVERLIERER in Altona eine Oppositionspartei bleiben. prägen seit zwei Jahren das Bild von den Die SPD und die CDU waren die großen Linken. Sie hielten zu viele Beteiligte da- WÄHLEN GEHEN – Wahlverlierer. Landesweit verloren die von ab, sich den Anliegen der Menschen in WENIGSTENS DAS! Sozialdemokrat*innen 11,2 Prozentpunkte unserer Gesellschaft zuzuwenden und mit und 45 Mandate. Die Christdemokrat*innen Beide Wahlen wiesen eine deutlich höhe- ihnen gemeinsam gegen die Auswirkungen schnitten nicht viel besser ab. Sie erlitten ein re Wahlbeteiligung als 2014 auf. Trotzdem der Agenda-2010-Politik der SPD und der an- Minus von 6,6 Prozentpunkten und von 23 Sit- nahm mehr als ein Drittel der wahlberechtig- deren bürgerlichen Parteien zu kämpfen, für zen. Das ist ein deutlicher Fingerzeig auf ein ten Bürger*innen ihr Wahlrecht nicht wahr. gut bezahlte, sozialversicherungspflichtige weiteres schlechtes Abschneiden beider Par- Es mag viele gute Gründe für ihre Wahlent- Beschäftigungsverhältnisse einzutreten, für teien bei der kommenden Bürgerschaftswahl haltung geben, doch die Nichtwahl bedeutet weitere soziale Reformen, für eine bessere am 23. Februar 2020. Die SPD verlor mit dem erst einmal eine Abkehr von einem lange und und gerechte gesundheitliche Versorgung, Bezirk Hamburg-Mitte eine ihrer wichtigsten unter sehr schwierigen politischen Verhält- für ein besseres Bildungswesen, das alle mit- Bastionen. Allerdings scheint ihr dort das Zer- nissen bitter erkämpften demokratischen nimmt, für eine friedliche, antikapitalistische würfnis der Grünen zugute zu kommen. Mit Recht. Wer eine andere, bessere, alternative und ökologische Welt zu streiten. Diese Eu- 29,3 % und 16 Mandaten die stärkste Fraktion demokratische Politik wünscht, sollte dem ropawahl wird uns also hoffentlich eine gute zerlegten sich die Grünen schon vor der Kon- Recht auf freie Wahlen nicht den Rücken Lehre sein. stituierung der Bezirksversammlung in zwei kehren, sondern sich aktiv einmischen. Volker Vödisch
H T E N A U S NACHRIC A K T I O N B E Z I R K S F R DER O N A N A LT DER LINKE rbst/Winter 2019/2020 Ausgabe He TION ALTONA BEZIRKSFRAK
Seite 2 Nachrichten aus der Bezirksfraktion der Linken Altona Die neuen Linkspartei-Abgeordneten der Bezirksversammlung Vier Frauen und vier Männer wurden am 26. Mai für die Partei DIE LINKE in die Bezirksversamm- lung Altona gewählt.Wir bedanken uns bei allen Wählerinnen und Wählern für das Vertrauen. Es wurden gewählt: Robert JAROWOY Thérèse FIEDLER Andrea BENKERT Karsten STRASSER (Altona-Krimiautor und (Rechtsanwältin) (Lehrerin) (Sozialberater ) Bio-Käsehändler) Stellvertretende Ausschüsse Ausschüsse Fraktionsvorsitzender Fraktionsvorsitzende • Planungsausschuss • Ausschuss für Klimaschutz, Ausschüsse Ausschüsse • Verkehrsausschuss Umwelt- und Verbraucher- • Bauausschuss •A usschuss für Soziales, schutz • Planungsausschuss Integration, Gleichstellung, • Ausschuss für regionale Stadt- • Hauptausschuss Senior*innen, Geflüchtete und entwicklung und Wirtschaft • Ältestenrat Gesundheit • Verkehrsausschuss • Hauptausschuss • Ältestenrat Blanca MERZ Wolfgang ZIEGERT Cornelia TEMPLIN Hasan BURGUCUOGLU (Sozialarbeiterin ) (Lehrer ) (Krankenschwester ) (Lehrer) Ausschüsse Ausschüsse Ausschüsse Ausschüsse • Ausschuss für Soziales, • Grün, Naturschutz und Sport • Verkehrsausschuss • Kultur und Bildung Integration, Gleichstellung, • Bauausschuss • Ausschuss für regionale • Sonderausschuss Flüchtlinge Senior*innen, Geflüchtete •A usschuss für Kultur und Stadtteilentwicklung und • Haushalt und Vergabe und Gesundheit Bildung Wirtschaft • Ausschuss für regionale •A usschuss für Haushalt und • Ausschuss für Klimaschutz, Stadtteilentwicklung und Vergabe Umwelt und Verbraucher- Wirtschaft schutz Mitarbeit im Standpunkt Stern- schanze e.V.
Nachrichten aus der Bezirksfraktion der Linken Altona Seite 3 Eine kämpferische Rede von Thérèse Fiedler bei der konstituierenden Sitzung der Bezirksversammlung am 20. Juni 2019 Sehr geehrte Frau Bezirksamtsleiterin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Öffentlichkeit, in den nächsten Tagen werden sich die Ereig- Zum Kleinen: Auch in Hamburg tun sich im- Dafür kämpfen die Bürger*innen hier vor nisse um das New Yorker Stonewall Inn in der mer mehr Menschen zusammen, um sich für Ort, in Hamburg und auch die Linksfraktion Nähe der Christopher Street zum fünfzigsten Anliegen stark zu machen, die sie unmittel- Altona unterstützt die unmittelbare Betei- Mal jähren. Damals haben sich Schwule das bar berühren. Überall in Hamburg existieren ligung und Gestaltung der Politik hier vor erste Mal gemeinsam gegen Polizeiwillkür, Bürger*innen, Bürger*inneninitativen und Ort durch die Menschen für die Menschen Unterdrückung und Bevormundung zusam- Zusammenschlüsse, die gegen Schwimmbad- ausdrücklich. Die Umsetzung der direkten mengeschlossen und gewehrt. und Museumsschließungen vor Ort, unsinnige Bürger*innenbeteiligung und -gestaltung Bahnhofsverlegungen, Reduzierung des Ham- sowie die Stärkung der bezirklichen Rechte- Für viele war es der Auftakt der LGBTQ – burger Grüns, elitäre Prestigebauvorhaben gegenüber dem Senat ist eines der wesentli- Bewegung im Kampf um Gleichbehandlung oder überzogene Verdichtungen protestieren. chen Ziele, die die Linksfraktion Altona in den und Gleichberechtigung, der noch lang nicht Oft beißen sie dabei auf Granit oder stoßen an nächsten Jahren weiterhin verfolgen wird. ausgetragen, aber weit fortgeschritten ist. die Grenzen bezirklichen Handelns. Meinen höchsten Respekt für den Mut, den Nicht ohne Grund, trage ich dieses T-Shirt Schritt des Widerstandes zu gehen und sich Beispiele auch hier vor Ort in Altona, ha- bei unserer programmatischen Erklärung. für eine Sache stark zu machen, für die es sich ben wir dafür genug: Bismarck-Bad, Blan- Die Farben auf meinem T-Shirt stellen nicht zu kämpfen lohnte und lohnt, die Widerstände keneser Marktplatz, Neue Mitte Altona, nur die Solidarität mit der LGBTQ* – Commu- doch unüberwindbar schienen. Die jährlichen Spritzenplatz, Zeise 2, Verkauf von Alto- nity dar, sondern sollen – bei allem Respekt- CSD überall auf der Welt, auch in Hamburg, naern Kleingärten. Wie bei den Kämpfen auch für ein buntes Altona stehen. erinnern an dieses Ereignis. Sich zusammen der LGBTQ* – Community oder der Fridays zu schließen, gegen unüberwindbar scheinen- for future sind unüberwindbar scheinende Ein buntes Altona, in dem alle, de Widerstände aufbegehren, das passiert ge- und erhebliche, teils formalrechtliche Wi- rade wieder. Im Großen, wie im Kleinen. derstände zu bezwingen. Aber wie sich we- • egal ob jung oder alt, der die LGBTQ* – Community von Hürden • egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, Zum Großen: Die Jugend hat sich zusam- hat abhalten lassen, so wie sich die Jugend • egal ob mit oder ohne Behinderung, mengetan und kämpft mit Fridays for future nicht von den Wachstumsprofis sagen lassen • egal ob als Familie oder alleinerziehend , gegen die Globale Erderwärmung an – ein Ziel sollte, wie Klimapolitik funktioniert, genauso • egal ob Mann, Frau, Divers, das erreichbar scheint, wenn man nur will. wenig, sollten sich die Bürger*innen hier vor • egal ob einkommensstark oder einkom- Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Ort vorschreiben lassen, wie und was hier mensschwach oder gar ohne Einkommen Deutschland in nur wenigen Jahren auf 100 % vor Ort zu passieren hat. Kämpfen lohnt sich. • egal ob geflüchtet oder Ur-Hamburger*in erneuerbare Energien umgestellt sein könnte Denn wer nicht kämpft, erreicht nichts. Eine – wenn man denn wollte. Seit mehreren Jahr- unmittelbare Beteiligung der Bürger*innen leben können – ein Altona für alle – dafür zehnten ist bekannt, dass der ungehemmte vor Ort ist das Standbein der Demokratie. kämpfen wir, ein Altona in dem alle ihren Energieverbrauch und uneingeschränkte Platz haben. Konsum sowie Warenverkehr zur Erderwär- Natürlich gehört eine Auseinandersetzung mung führt, die in einer Katastrophe enden mit verschiedenen Interessen immer zu Vor diesem Hintergrund freuen wir uns auf wird, sofern man nicht radikal umsteuert. einer demokratischen Gesellschaft dazu. die nächste Wahlperiode, viele kämpferische Zeit zum Handeln für Innovationen etc. war Aber dazu müssen die Bürger*innen auch Entscheidungen müssen getroffen werden – genug. Die Zeit haben wir jetzt nicht mehr. die faire und transparente und ernsthaf- es ist Zeit. Hier in der BV und auf der Straße. Das hat die Jugend erkannt, denn es ist ihre te Möglichkeit zur Umsetzung haben. Mit Zukunft, die auf dem Spiel steht. Die Linke Bürger*innenentscheiden, die nur eine Für ein solidarisches, buntes, unterstützt ausdrücklich Fridays for future im Empfehlung an den Senat bzw. seine Fach- friedliches, soziales Altona. ☺ Kampf gegen alte, überkommene Strukturen, behörde sind, über denen zudem das Damo- Dieser Kampf lohnt sich. die aus den Augen verloren hat, dass es um klesschwert der Evokation schwebt und die Applaus besonders von der Zuschauer*in- die Existenz, Koexistenz, friedliche Koexis- damit keine unmittelbare Wirksamkeit entfal- nentribüne tenz unser aller auf diesem Planeten geht. ten können – damit muss Schluss sein. *(Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer) Inhaltsverzeichnis: Die neuen Linkspartei-Abgeordneten Von der Schwierigkeit ein Mensch zu sein Seite 7 der Bezirksversammlung Seite 2 Unser Bahnhof bleibt, wo er ist! Seite 8 Kämpferische Rede von Thérèse Fiedler Seite 3 Bahnhof Altona im August 2019 Seite 9 Volksinitiative gestartet. Seite 4 Das Altonaer Krankenhaus, .... Seite 10 Sommerfest in dem Jugendkunsthaus Esche Seite 5 Linke Bewerbung für die Bezirksamtsleitung Seite 12 Ottensen macht Platz Seite 6 Ein Mietendeckel für Hamburg Seite 13
Seite 4 Nachrichten aus der Bezirksfraktion der Linken Altona Mehr Demokratie vor Ort! Volksinitiative „Bürgerbegehren und Bürgerentscheide jetzt verbindlich machen!“ gestartet. Am 5.8.2019 haben die durch einen Trägerkreis gewählten Vertrauensleute, Gregor werden. Senat und Bezirk müssen also die Hackmack, Bernd Kroll und Thérèse Fiedler, die Volksinitiative für die Verbindlich- Abstimmung zwingend berücksichtigen. Wie keit von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden gegenüber dem Bezirk und dem das letztlich umgesetzt werden soll, muss Senat im Rathaus angemeldet. Vorausgegangen waren zwei Monate intensiver dann durch die Beteiligten geklärt werden. Arbeit des Vereins „Mehr Demokratie“ mit einem großen und engagierten Träger- Fakt ist, dass dem Willen der Bürger*innen kreis. Am 1.8.2019 stand dann der Text der Volksinitiative und es konnte losgehen. gerade in dem Bereich, in dem sie leben, ein Mitspracherecht eingeräumt werden muss. Wenn man nun fragt, wozu denn die Bezirks- versammlung vor Ort da ist, muss man darauf antworten, dass es sich dabei nicht um ein Parlament wie die Bürgerschaft handelt. Die Bezirksversammlung gehört zum Bezirksamt und hat nur eng begrenzte Entscheidungsbe- fugnisse. Die Bezirksversammlung damit ge- hört quasi zur Verwaltung. Dort, wo der Senat den Bezirksämtern Möglichkeiten einräumt, dort darf auch die Bezirksversammlung agie- ren. Die Grenzen zu einer echten Kommunal- verwaltung werden dabei jedoch nicht über- schritten. Das betrifft auch die Möglichkeit, über einen eigenen Haushalt zu verfügen und den Bezirk so zu gestalten, wie man es für richtig hält, insbesondere bei der Frage der Bebauung. Der Rahmen durch den Senat und Worum geht es? Dreigliedrigkeit der Entscheidungsebenen – die Einheitsgemeinde ist gesetzt. Bund, Länder, Kommunen – in Hamburg Der Verein „Mehr Demokratie“ und viele nicht existiert. Das hat seinen Ursprung in ei- hamburgweit engagierte Initiativen wol- Vor diesem Hintergrund wird es Zeit, dass nem Nazigesetz (Groß-Hamburg-Gesetz von len sich nicht länger damit abfinden, dass die Menschen per Bürgerbegehren und Bür- 1937) und wurde in der Nachkriegszeit nicht Bürger*innen vor Ort nicht wirklich auch gerentscheid die Angelegenheiten in ihrem mehr korrigiert. die Angelegenheit vor Ort mitbestimmen Bezirk mitbestimmen können. Wenn wirk- können. Haben sich Bürger*innen beispiels- lich gesamtstädtisches Interesse ins Spiel Auch Altona wurde durch das Groß-Ham- weise dazu entschlossen, sich gegen eine kommt, muss der Senat dies genau begrün- burg-Gesetz Teil der Einheitsgemeinde geplante Innenhofbebauung in ihrem Wohn- den. Derzeit stehen Bürger*innen an dieser Hamburgs und hat insbesondere in Zeiten block zu wehren und haben sie dafür ein Bür- Stelle noch absolut im Dunkeln. Demokratie- der Hamburger Maxime „wachsende Stadt“ gerbegehren gestartet oder haben sie es bei förderlich ist das nicht unbedingt. darunter zu leiden. Prestigebauprojekte wer- erfolgreicher Durchführung sogar geschafft, den über die Beteiligung und die Interessen einen Bürgerentscheid herbeizuführen, konn- Jetzt müssen für den Erfolg der Volksinitiative der Anwohner*innen gesetzt. Dort, wo sich te der Senat mit einer Handbewegung das innerhalb eines halben Jahres 10.000 Stim- Bürger*innen wehren, wird das gesamtstäd- Bürgerbegehren oder den Bürgerentscheid men von wahlberechtigten Hamburger*innen tische Interesse herangezogen. Beispiele in für unzulässig erklären, ignorieren oder die gesammelt werden, bis die nächste Stufe Altona haben wir genug, allen voran das Bis- ganze Sache mittels sogenannter Evokation – das Volksbegehren – eingeleitet werden marckbad. In einem Bürgerentscheid spra- an sich ziehen. Begründet wird das dann im- kann. Sollten dann innerhalb von drei Wo- chen sich 80 % der sich an der Abstimmung mer mit dem gesamtstädtischen Interesse. chen 60.000 Stimmen gesammelt werden, beteiligten Altonaer*innen für den Erhalt des können die Hamburger*innen mit der Bun- Bades aus. Dennoch wurde das Bismarckbad Der Senat behauptet, dass die Stadt ansons- destagswahl 2021 darüber abstimmen, ob abgerissen, da der Senat anders entschied. ten unregierbar werden würde und verweist Bürgerbegehren und Bürgerentscheide end- Weitere Beispiele in Altona, bei denen sich dabei immer auf Berlin, wo die einzelnen lich verbindlich werden. Sorgen wir gemein- engagierte Bürger*innen gewehrt haben und Bezirke mehr Rechte haben und die Abspra- sam dafür, dass die Anzahl der notwendigen die rote Karte gezeigt bekommen haben: Bu- chen unter den Bezirken insbesondere bei Stimmen weit übertroffen wird und damit chenhofwald in Iserbrook, Zeise 2-Bebauung, Bauvorhaben zu erheblichen Verzögerungen allen Hamburger*innen endlich die Möglich- Bahrio 68, Apfelbaum braucht Wurzelraum, führen würden. Dass der Senat in Hamburg keit gegeben wird, ihre Angelegenheiten im Erhalt des Spritzenplatzes. bezirkliche Belange so einfach an sich ziehen Bezirk selbst in die Hand zu nehmen. kann, liegt an der sogenannten Einheitsge- Das soll und muss die meinde. In Art. 4 der Hamburger Verfassung Thérèse Fiedler Volksinitiative nun ändern ist geregelt, dass in Hamburg die staatli- (Vorstandsmitglied von Mehr Demokratie chen und gemeindlichen Aufgaben nicht Mit der Volksinitiative sollen Bezirk und Se- und Vertrauensfrau der Volksinitiative getrennt werden. Das bedeutet, dass die in nat verpflichtet werden, das Bürgerbegehren und für die Linksfraktion in der Altonaer Art. 28 des Grundgesetzes festgeschriebene und Bürgerentscheide für verbindlich erklärt Bezirksversammlung)
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