ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV

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ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
AL i N a
                                 Altonaienrke Nachrichte0n
                                      L      16 · H e rb s t/ Win ter 2019/2
                                                                             20
                                            ALiNa Nr.

                                                                          t:
                                                        beigehefte
Im Heft:                                                                   der
                                                        Broschüre
                                                            k s f r a k t io n Altona
  Klimaschutz und Klassenpolitik                        Lin
  Friedrich Engels zur Wohnungsfrage
  Ein Mietendeckel für Hamburg
  Der braune Sumpf der AFD
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Seite 2                                                                                                                     ALiNa
                                                         Klima

                                       Aufruf von Fridays For Future zum

    GLOBALEN KLIMASTREIK
                                                                     am 20. September 2019

                                       W
                                                   ährend in Berlin das Klimakabi-       Dazu hat es Vorbereitungstreffen gegeben an
                                                   nett tagt und in New York einer       denen u.a. folgende Gruppen beteiligt waren:
                                                   der wichtigsten UN-Gipfel des
                                       Jahres vorbereitet wird, will FFF den 20. Sep-    Parents for Future, Verdi-Leitung HH, DGB,
                                       tember zum größten globalen Klimastreiktag        Scientists for Future, Seebrücke, BUND Ham-
                                       aller Zeiten machen.                              burg, Gewerkschaft NGG, IG Metall, Ver.di
                                                                                         Jugend, Verband christlicher Pfadfinder, So-
                                       Ausdrücklich sind alle Generationen auf-          zialistische Alternative, Kampagne Make Ro-
                                       gerufen, sich an dem Streik zu beteiligen:        java Green Again, BUND Jugend HH, 8.März
                                       Eltern, Großeltern, Erwachsene ohne Kin-          Streik Bündnis, Energietisch, CampusGrün
                                       der, Lehrer*innen, Wissenschaftler*innen,         (Uni Hambug), Hamburger Zukunftsrat, Info-
                                       Sportler*innen, verschiedene Gruppen und          zentrum globales Lernen, Hamburger Forum
                                       Institutionen wie Gewerkschaften, Umwelt-         Für Völkerverständigung und weltweite Ab-
                                       verbände …                                        rüstung, By 2020 we rise up, SDS (Uni Ham-
                                                                                         burg), Attac, Grüne Jugend Hamburg, AStA
                                       FFF schreiben: „Zusammen fordern wir einen        HAW, AstA TUHH, Gegenstrom Hamburg, AG
                                       gerechten und konsequenten Klimaschutz            Umwelt - die Linke, Bündnis Unteilbar, Sau-
                                       und die Einhaltung des Pariser Klima-Abkom-       erkrautfabrik, sozialistische Jugendorganisa-
                                       mens. Um das zu erreichen, braucht es mehr        tion Jung Struggle, Ende Gelände, Interven-
                                       als den Streik von Schüler*innen, Azubis und      tionistische Linke, Fridays for Future
                                       Studierenden. Dafür braucht es alle, die sich
                                       gemeinsam für diese großen Veränderungen          Auf diese Demo folgt eine Aktionswoche und
                                       zusammentun und die Ärmel hochkrempeln.           am 27.9. soll wieder eine Schulstreikdemo
                                       Seit Jahrzehnten duckt sich die Politik vor ih-   stattfinden.
                                       rer Verantwortung weg. Damit endlich etwas
                                       passiert, braucht es eine lautstarke Gesell-      Kommt alle zu der Demo am 20.9. 2019, um
                                       schaft – egal ob jung oder alt – die am 20.9.     12.00 Uhr zum Jungfernstieg und bringt Eure
                                       miteinander eine Klimapolitik des Zusam-          Forderungen lautstark und auf Transparen-
                                       menhalts einfordert.                              ten und Schildern ein. Machen wir den Herr-
                                                                                         schenden Dampf!
                                       Deshalb brauchen wir euch!“
Demo am 20.9.2019
                                       Auch in Hamburg wird zu einer Großdemons-
12.00 am Jungfernstieg                 tration mit anschließender Kundgebung am                   fridaysforfuture.de/allefuersklima/
                                       20.9. aufgerufen.

 Inhaltsverzeichnis:

 CO2-Steuer: (K)eine Lösung?!                     Seite 2      Heideruh – Sommerfest mit                                Seite 11
 Aufruf zum GLOBALEN KLIMASTREIK                  Seite 4      außergewöhnlichemTheatererlebnis
 Klimaschutz und Klassenpolitik                   Seite 5      „Nun lebt wohl und werdet Kämpfer“ –                     Seite 12
 Ökologischer Kapitalismus? Dasselbe in Grün!     Seite 7      87 Jahre Altonaer Blutsonntag
 Ein Mietendeckel für Hamburg                     Seite 8      Die AfD: vom „Flügel“ braun gebrannt                     Seite 14
 Friedrich Engels zur Wohnungsfrage               Seite 9      Pisagua – ein politischer Reisebericht                   Seite 16
 Zwischen Lachen und Weinen – Die LINKE          Seite 10      Bücherkiste Links                                        Seite 19
 bei den Mai-Wahlen
ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
ALiNa                                                                                                                                 Seite 3

Klimaschutz und Klassenpolitik
B
      ereits zum dritten Mal wurde im Sommer 2019 der Allzeit-Hitzerekord in Deutschland gebrochen.
      Der Klimawandel ist auch hierzulande spürbare Realität geworden. Gleichzeitig haben die Klima-Proteste
      mit der „Fridays for Future“-Bewegung eine bisher ungekannte Dynamik angenommen.

Wer ist verantwortlich für die                   die es betrifft: sie können ihre Häuser als      Energiewende verweigern und in unverant-
herannahende Klimakatastrophe?                   erste mit Klimaanlagen ausrüsten, werden         wortlicher Weise weiter auf die Kohle setzen.
                                                 sich eine Bleibe in kühleren Gegenden orga-      Es sind die Lebensmittelkonzerne, die seit
Tatsächlich sind nicht alle Menschen glei-
                                                 nisieren können - und sich Villen in den Ber-    Jahren eine Abkehr von Plastikverpackungen
chermaßen verantwortlich zu machen - im
                                                 gen kaufen, wenn die Ebenen in den Fluten        sabotieren. Es sind die Eigner der Kreuzfahrt-
Gegenteil: Zwei Drittel aller seit Beginn der
                                                 versinken. Solange die bestehenden Eigen-        und Containerschiffe, die unverdrossen unse-
industriellen Revolution ausgestoßenen
                                                 tumsverhältnisse und das sie hervorbrin-         re Luft verpesten. Ein echter Klimaschutz ist
Treibhausgase gehen auf das Konto von nur
                                                 gende Wirtschaftssystem nicht fundamental        nur in harter Frontstellung gegen diese Kon-
90 Konzernen. Die reichsten 10% der Bevöl-
                                                 geändert werden, werden alle Appelle an          zerne und ihre Profitinteressen denkbar. Und
kerung sind für über die Hälfte der gegen-
                                                 „die Menschen“, sich einzuschränken und          die potenziell größte Macht, diese Konzerne
wärtigen CO2-Emissionen verantwortlich.
                                                 einen klimafreundlicheren Lebenswandel zu        in die Knie zu zwingen, haben die Menschen,
Ein Angehöriger des reichsten Prozents der
                                                 beginnen, nutzlos verhallen. Denn welchen        die für sie arbeiten müssen, um über die Run-
Weltbevölkerung ist für 175mal mehr Treib-
                                                 Sinn soll es haben, einen Lebenswandel ein-      den zu kommen. Denn wenn sie ihre Arbeit
hausgase verantwortlich als ein Angehöriger
                                                 zuschränken, der sowieso nur minimal zum         niederlegen, bricht die ganze Macht und Herr-
der ärmsten zehn Prozent, hat die Hilfsorga-
                                                 Klimawandel beiträgt, solange Konzerne und       lichkeit der Konzerne, die auf der Ausbeutung
nisation Oxfam berechnet.

Es ist dabei keineswegs ein
Zufall, dass diese Zahlen glei-
chermaßen das Spiegelbild der
sozialen Ungleichheit sind, in
deren Folge heute die reichsten
10 % der Weltbevölkerung über
85 % aller Vermögen besitzen,
während sich die restlichen 90 %
der Menschen die verbleibenden
knappen 15% aufteilen dürfen.

Soziale Ungleichheit und Kli-
mawandel bedingen einander,
denn sie entspringen der selben
Quelle: dem kapitalistischen
Wirtschaftssystem, in dem alle
Unternehmen bei Strafe ihres
Untergangs auf den Märkten
gezwungen sind, um jeden Preis
so viel Profit wie nur irgendwie      Foto: Karin Desmarowitz
möglich zu erwirtschaften, völ-
lig ungeachtet der Kosten, die
die Umwelt und die armen und arbeitenden Superreiche den Planeten gnadenlos weiter                ihrer Arbeiter*innen beruht, in sich zusam-
Menschen für diese Profite zahlen müssen.        in die Klimakatastrophe treiben?                 men. Würden sich die arbeitenden Menschen
                                                                                                  vereinigen und als arbeitende Klasse kollektiv
Wer sind die ersten                              Was muss sofort passieren?                       der Klasse der Eigentümer, Ausbeuter und
Leidtragenden des Klimawandels?                                                                   Klimazerstörer entgegentreten: das Tor stün-
                                                 Eine sozialistische Klimapolitik darf aber na-
                                                                                                  de offen zu einer vernünftigen Ordnung der
Und es werden zuerst die Armen sein, deren       türlich nicht tatenlos auf das Ende des Kapi-
                                                                                                  Welt, in der endlich der Mensch, die Umwelt
Leben durch den Klimawandel zerstört wird.       talismus warten. Konkrete Maßnahmen zum
                                                                                                  und der Klimaschutz im Zentrum stehen - und
Bereits jetzt treffen Hitzewellen, Dürreperio-   Klimaschutz müssen unverzüglich und mit
                                                                                                  nicht mehr die Profite der Kapitalisten. Der
den und Überschwemmungen ganz überpro-           höchster Priorität in Angriff genommen wer-
                                                                                                  Neoliberalismus hat die Arbeiterklasse ver-
portional arme Länder. In nicht allzuferner      den. Entscheidend ist dabei die eigentlich
                                                                                                  sprengt, gespalten und geschwächt. Oberstes
Zukunft wird der Klimawandel die Lebensbe-       Verantwortlichen zu erkennen: Es sind die
                                                                                                  Ziel linker Politik muss daher sein, die Macht
dingungen auch in einem reichen Land wie         deutschen Autokonzerne, die seit Jahrzehn-
                                                                                                  der arbeitenden Klasse in den konkreten
Deutschland zunehmend beeinträchtigen.           ten eine Verkehrswende blockieren. Es sind
Doch werden die Reichen die letzten sein,        die deutschen Stromkonzerne, die sich einer
                                                                                                  Kämpfen um Umverteilung                    
ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
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                                                                  Klima
und Klimaschutz wiederaufzubauen und            Beschäftigen etwa der Energie- und Autokon-      notwendigen, umfassenden Antworten liefern,
klimabewegte Aktivist*innen für eine klas-      zerne – mitzunehmen und ihre Anliegen mit        weil sie den ökonomischen Rahmen keines-
senpolitische Orientierung zu gewinnen.         denen der aufkommenden Klima-Bewegung            falls antasten wollen, der die Zerstörung des
                                                zusammenzubringen. Dies wird nur gelingen,       Klimas wie auch die Ausbeutung der arbeiten-
Wer kann die sozial-ökologische                 wenn linke Politik konkrete Klimaschutzmaß-      den Menschen notwendig hervorbringt.
Klima-Wende durchsetzen?                        nahmen mit Maßnahmen zur Verbesserung
                                                der Situation der Lohnarbeitenden verknüpft      Linke Politik muss diese Lücke füllen, und
Ein großes Problem ist allerdings, dass gera-
                                                – etwa durch Arbeitszeitverkürzungen und         fundamentale Antworten anbieten: den
de die dringend erforderlichen Klimaschutz-
                                                Lohnerhöhungen. Dies muss verbunden sein         Bruch mit den klimazerstörenden kapita-
maßnahmen eine Vereinigung der arbeiten-
                                                mit dem Kampf um eine vernünftige Orga-          listischen Produktions- und Eigentumsver-
den Klasse und das Zusammengehen mit der
                                                nisation von Gesellschaft und Produktion         hältnissen und letztlich den Aufbau einer
Klima-Bewegung zu erschweren drohen: die
                                                im Interesse der übergroßen Mehrheit der         demokratischen sozialistischen Weltrepub-
Beschäftigten in der Kohle-, Auto- oder Rüs-
                                                Menschen - also mit der Perspektive auf          lik. Diese wird überhaupt erst die Voraus-
tungsindustrie fürchten um die Zukunft ihrer
                                                eine wirklich demokratische, sozialistische      setzungen schaffen, um im Weltmaßstab die
Arbeitsplätze – eine Sorge, die unter kapita-
                                                Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft      notwendigen Maßnahmen zur Rettung des
listischen Rahmenbedingungen keineswegs
                                                würde durch massive Arbeitszeitverkürzung        Klimas zu ergreifen, die gegenwärtig von den
unbegründet ist. Es besteht daher die reale
                                                nicht nur die Arbeit gerecht verteilt werden,    großen Konzernen und den ihren Interessen
Gefahr, dass sie sich gegen die Klima-Bewe-
                                                sondern auch ausreichend Freizeit zur Verfü-     verpflichteten Regierungen der einzelnen Na-
gung wenden und auf die Seite ihrer Konzer-
                                                gung stehen, um einen klimafreundlicheren        tionalstaaten blockiert werden.
ne schlagen, um ihre Arbeitsplätze zu vertei-
                                                Lebenswandel der Einzelnen zu ermöglichen.
digen und ihrem Absturz in Arbeitslosigkeit
                                                Massive Investitionen in den öffentlichen        Träger*innnen einer solchen ökosozialisti-
und Armut zu entgehen.
                                                Verkehr würden Alternativen zu Auto und          schen Transformation müssen – neben Kli-

Eine sozialistische Klassenpolitik, die den     Kurzstreckenflügen schaffen und den Trans-       ma- und Umweltbewegungen wie „Fridays for
Klimawandel aufhalten möchte, muss daher        port von der Straße auf die Schiene verla-       Future“ – im Wesentlichen die arbeitenden
immer verschiedenes leisten: Zuvörderst         gern. Kein Beschäftigter eines klimaschädli-     Menschen sein, da nur sie die potenzielle
und im Bündnis mit der Klima-Bewegung           chen Unternehmens müsste Angst vor dem           Macht haben, der Herrschaft von Großkon-
und den Gewerkschaften den Kampf für den        Verlust seines dortigen Arbeitsplatzes mehr      zernen und Superreichen ein Ende zu setzen.
Klimaschutz gegen die Hauptverantwortli-        haben, wenn die Gesellschaft ihm Einkom-         Nur durch den Wiederaufbau der Macht
chen des Klimawandels organisieren, gegen       men und Wohnung sowie einen klimaneut-           der arbeitenden Klasse in konkreten Kämp-
Großkonzerne und Superreiche. Die großen        ralen Arbeitsplatz garantieren würde. Sobald     fen um Klimaschutz und Umverteilung wird
Konzerne müssen unter öffentliche demo-         eine Gesellschaft als Ganze sich ernsthaft       sich die Perspektive auf eine demokratisch-
kratische Kontrolle gestellt und ihr Handeln    und glaubwürdig dem Schutz des Klimas und        sozialistische Gesellschaft entwickeln lassen
dem Allgemeinwohl - insbesondere dem            dem größtmöglichen Wohlergehen aller ih-         – und nur durch eine solche, umfassende
Klima- und Umweltschutz, aber auch guten        rer Mitglieder verpflichtet, wird es auch eine   Perspektive werden die verschiedenen Teile
Arbeitsbedingungen und guten Löhnen - ver-      echte Bereitschaft der Einzelnen geben, den      der arbeitenden Klasse im Kampf gegen die
pflichtet werden. Die Vermögen der Superrei-    individuellen Lebenswandel klimafreundlich       klimazerstörenden Großkonzerne miteinan-
chen müssen enteignet und zum Schutz von        anzupassen.                                      der verbunden werden können. Eine so ver-
Umwelt und Klima, zur Absicherung guter                                                          standene sozialistische Klassenpolitik bietet
Arbeit und zum Abbau der globalen sozialen                                                       die einzig realistische Option, die drohen-
                                                Fazit
Ungleichheit verwendet werden.                                                                   de Klimakatastrophe abzuwenden und der
                                                Der Klimawandel stellt die Menschheit vor        Menschheit in Gleichheit und Freiheit eine
Gleichzeitig gilt es, den Spaltungslinien       fundamentale Herausforderungen. Die Grü-         langfristige und damit klimaneutrale Zukunft
innerhalb der Arbeiterklasse entgegenzu-        nen werfen zwar einige der großen Fragen         zu erkämpfen.
wirken und alle Teile der Klasse - auch die     unserer Zukunft auf, können aber keine der                                       Florian Wilde
ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
ALiNa                                                                                                                                   Seite 5

Ökologischer Kapitalismus? Dasselbe in Grün!
Seit Monaten streiken freitags tausende Schüler*innen in Hamburg
für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Damit haben sie eine
Debatte über die Ursachen der Umweltzerstörung
angestoßen. Angela Merkel und andere versuchen
die Bewegung auszunutzen, um in ihrem Inter-
esse Reformen durchzusetzen. Aber gerade
jetzt darf die Bewegung keine Illusi-
onen in Maßnahmen schüren, die
zum Nachteil der lohnabhängigen
Bevölkerung sind und an den
systemischen Ursachen
der Umweltkrise nichts
ändern.

Die CO2-
Steuer soll
es richten?
Derzeit wird heiß über
die CO2-Steuer disku-
tiert, die zwar Produkte für
die Endverbraucher*innen
teurer machen würde,
aber die Produktionsbedin-
gungen nicht infrage stellt.
Pendler*innen mit Durch-
schnittslohn, die mit dem Auto
zur Arbeit fahren müssen, weil der
schlecht ausgebaute und überteuerte                                                                                                     Illustration:
ÖPNV keine Alternative ist, könnten un-                                                                                          Pixabay/Noupload
gefähr 100€ mehr im Monat zahlen.

Die CO2-Steuer wird sich vor allem auf är-
mere Schichten auswirken, während reiche
Vielflieger*innen oder SUV-Fahrer*innen sich
                                                                                                   häufen sich die Forderungen nach Enteig-
den Mehrverbrauch weiterhin leisten können.
                                                  nach wie vor die Chefs der Banken und Kon-       nungen und Verstaatlichungen zentraler
Solche Maßnahmen werden die soziale Spal-
                                                  zerne. Zudem gibt es große Industrien, die       Wirtschaftssektoren. Enteignungen und
tung verstärken, statt dass die Kosten der
                                                  nicht für den Endverbraucher produzieren         Verstaatlichungen, sowie die demokratische
verursachten Umweltschäden von den direk-
                                                  wie z.B. die Rüstungsindustrie, oder von de-     Kontrolle der Banken und Konzerne durch
ten Verursachern getragen werden – den gro-
                                                  nen der Mensch stark abhängig ist wie die        die Beschäftigten, sind dringend erforder-
ßen Industrien, Banken und Konzernen.
                                                  Pharmaindustrie.                                 lich, um eine sozial gerechte und nachhaltige
                                                                                                   Wirtschaft aufzubauen.
Nur noch Bambus-Zahnbürsten                       Die Lösung liegt nicht im Kaufverhalten des
und Baumwoll-Pullis?                              Einzelnen, sondern in der Vergesellschaf-        Gleichzeitig lehnen wir Maßnahmen wie die
Eine weitere Illusion ist, dass wir durch unse-   tung der Produktion, über die nicht einzelne     geforderte staatliche Preiserhöhung für Flug-
ren individuellen Konsum und unser Kaufver-       Kapitalist*innen in diktatorischer Weise, son-   reisen oder Fleischprodukte ab, denn sie
halten die Umweltzerstörung aufhalten könn-       dern die lohnabhängige Bevölkerung kollektiv     stellen sich in eine Reihe mit weiteren unso-
ten. Dabei kann sich einerseits nicht jede*r      demokratisch und entsprechend unserer Be-        zialen Maßnahmen, die uns die herrschende
einen Baumwoll-Pullover für 50€ oder den          dürfnisse entscheiden soll. Noch dazu brau-      Klasse als grün verkaufen will, die aber statt
regelmäßigen Einkauf im Biomarkt leisten.         chen wir schon hier und heute Investitions-      die großen Produzenten und Konzerne die
                                                  kontrollen, die Öffnung der Geschäftsbücher      einzelnen Verbraucher*innen treffen.
Andererseits bestimmt der Kapitalist immer        der großen Banken und Konzerne und eine
noch, unter welchen Bedingungen die Waren         staatliche Kontrolle über den Außenhandel.       Stattdessen fordern wir einen staatlichen, gut
produziert werden. Auf viele Bereiche haben                                                        ausgebauten Nah- und Fernverkehr zum Null-
die Konsument*innen nicht einmal minima-                                                           tarif, ein öffentliches, kostenloses und öko-
                                                  Ist Fliegen zu billig?
len Einfluss – was nicht angeboten wird, kann                                                      logisches Transportsystem und dass endlich
auch nicht gekauft werden. Über Investitions-     Als Folge der erstarkenden Umweltbewe-           die wirklich Verantwortlichen – die Kapitalis-
felder genauso wie über Produktionsweise          gung, der Krise im Bereich Gesundheit und        ten – für die entstandene Umweltzerstörung
und Transportwege der Güter entscheiden           Wohnen und anderer sozialer Missstände           zur Rechenschaft gezogen werden!           
ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
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                                                                   Klima

                                                 Für Euch/Sie gelesen – Eine Artikelempfehlung
Jobs und Ökologie sind
kein Widerspruch                                 CO2-Steuer: (K)eine Lösung?!
Die Herrschenden versuchen uns weiszu-           Jürgen Ehlers und Yaak Pabst
machen, dass Soziales und Ökologie ein           belegen in ihrem Artikel im Marx21-
Widerspruch sind. Wenn klar wird, dass           Magazin Sommer 2019, dass eine
Veränderungen notwendig sind, werden die         CO2-Steuer nicht zur Verringerung
Beschäftigten dazu gezwungen, das auszuba-       des CO2-Ausstoßes beiträgt. Im
den und nicht die Kapitalisten und Konzerne      Gegenteil, sie weckt Illusionen,
selbst. Dabei haben nicht die Beschäftigten      Profitstreben und Umweltschutz
von RWE sich dafür entschieden den Ham-          ließen sich miteinander vereinbaren.

                                                 A
bacher Wald abzuholzen, sondern ihre Chefs.              ngebliches Ziel der CO2-Steuer ist,
Wir wollen einen Kampf der Arbeiterinnen                 über negative finanzielle Anreize, die
und Arbeiter für den nachhaltigen Umbau der              Menschen zu klimafreundlichem Ver-
Schlüsselindustrien, garantierte Ersatzar-       halten zu bewegen.
beitsplätze für alle Beschäftigten zu gleichen
Bedingungen und kostenlose Umschulungen
                                                 Im obenstehenden ALiNa-Artikel „Ökologi-
bei voller Lohnfortzahlung.
                                                 scher Kapitalismus? Dasselbe in Grün!“ ist
                                                 schon darauf hingewiesen worden, dass die
Wie wir etwas ändern                             CO2-Steuer Haushalte mit niedrigem Einkom-        Foto: Regine Christiansen
Was wir wirklich brauchen ist eine Wirtschaft,   men finanziell treffen wird – trotz des sog.
die nicht nach Profiten, sondern nach den        sozialen Ausgleichs -, während die Wohlha-       gleicht man allerdings jüngere Daten, so wird
Bedürfnissen der Gesellschaft funktioniert       benderen, aber kein Problem haben, den           man feststellen, dass in einigen Ländern mit
sowie demokratisch kontrolliert und ver-         Aufschlag zu zahlen und somit auch nicht ihr     CO2-Steuer, die Emissionen sogar gestiegen
waltet wird durch gewählte Vertreter*innen       Verhalten ändern müssen.                         sind! (Finnland, Frankreich, Schweiz, Britisch-
der Beschäftigten, Gewerkschaften und des                                                         Kolumbien ) Nur Schweden konnte die CO2-.
Staates. Um das zu erkämpfen, brauchen           Ein weiterer Aspekt: Besonders widersinnig       Werte vom Jahr 2015 auf 2016 geringfügig
wir die Beschäftigten in den Betrieben, denn     erscheint es, eine CO2-Steuer einzuführen,       (1,7 %) reduzieren.
sie haben die Macht die Wirtschaft zum           wenn man die negativen Erfahrungen der
Stillstand zu bringen und den Kampf um die       Länder, die eine CO2-Steuer seit Jahren ein-     Die Verfasser des Artikels geben an, dass die-
ökonomische Kontrolle zu führen. Aus die-        geführt haben, berücksichtigt. 56 Staaten        ses nicht verwundere, denn die CO2-Steuer
sem Grund müssen die Gewerkschaften zum          haben laut Weltbank eine der Varianten der       stelle die Verantwortung des Individuums ins
gemeinsamen und entschlossenen Kampf für         CO2-Bepreisung eingeführt oder sind gerade       Zentrum und nicht die Produktionsverhält-
Umwelt und Soziales aufrufen.                    dabei sie einzuführen. Die Befürworter*innen     nisse. Die Großkonzerne aber verheizten den
                                                 einer CO2-Steuer geben an, im Vergleich zum      Planeten. 89 % der Treibhausgasemissionen
Denn der Klimawandel lässt nicht auf             Jahr 1990 hätten all diese Länder ihre Treib-    stammten aus fossilen Brennstoffen, die bei
sich warten und der Kampf für eine so-           hausemissionen senken können. Bei genauem        der Energiegewinnung (Öl, Gas, Kohle) und der
zialistische Gesellschaft ist heute nötiger      Hinsehen fällt aber auf, auch die Länder, die    Industrie anfielen. Zu den Hauptverursachern
denn je!                                         keine CO2-Abgabe eingeführt haben, konnten       der Klimaerwärmung gehörten die mächtigs-
                                                 ihren CO2-Ausstoß reduzieren. (Gründe: tech-     ten Konzerne der Welt, sie täten alles dafür,
              Tim Härtlein und Nadja Habibi      nische Innovationen, Deindustrialisierung,       um den „fossilen Kapitalismus“ am Laufen zu
              (Linksjugend Hamburg Altona)       2007/8 einsetzende Wirtschaftskrise) Ver-        halten. Exxon, BP, Shell usw. unterstützten so-
                                                                                                  gar die Co2-Steuer, denn sie wüssten genau,
                                                                                                  dass sie ihre Macht dafür einsetzen könnten,
                                                                                                  Ausnahmegenehmigungen           durchzusetzen.
                                                                                                  „Alle Nationalstaaten wollen die Wettbe-
                                                                                                  werbsfähigkeit der heimischen Industrie för-
                                                                                                  dern und machen den Konzernen erhebliche
                                                                                                  Zugeständnisse bei der CO2-Abgabe.“

                                                                                                  Wollten wir den Klimawandel stoppen, müsste
                                                                                                  als erstes die Macht der fossilen Energieko-
                                                                                                  nzerne gebrochen werden, deswegen fordere
                                                                                                  DIE LINKE zurecht, dass die großen Energieko-
                                                                                                  nzerne vergesellschaftet werden sollten.

                                                                                                  Es lohnt sich, den ausführlichen Artikel ganz
                                                                                                  zu lesen!
                                                                                                  www.marx21.de/co2-steuer-keine-loesung

 Foto: Karin Desmarowitz                                                                                                            Marlit Klaus
ALINA ALTONAER LINKE NACHRICHTEN - ALINA NR. 16 HERBST/WINTER 2019/2020 - HEIDERUH EV
ALiNa                                                                                                                                Seite 7
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Fünf Jahre keine Mieterhöhungen
– ein Mietendeckel für Hamburg macht’s möglich!
Das kennt wirklich jede*r: Wenn im Topf die Suppe blubbert,
spritzt und überkocht, dann helfen nur zwei Dinge:
Temperatur herunterfahren und vor allem – Deckel drauf!
Sonst gibt es eine Katastrophe. So ähnlich ist das
auch mit den Mieten in Hamburg.

A
        llein in den letzten acht Jahren sind
        die Mieten hier durchschnittlich um
        fast 20 Prozent gestiegen. Weder die
Löhne noch die Inflationsrate kommen da
nach. Kein Wunder, dass immer mehr Men-
schen feststellen müssen, dass die Miete ih-
ren Lohn oder die Rente regelrecht auffrisst.
Umziehen in eine billigere Wohnung ist ein
unerfüllbarer Traum: Der Bestand an preis-
günstigem Wohnraum wird immer weiter ein-
gedampft und droht zu verdunsten.

Während seriöse Vermieter*innen sich
auch um ihre Mieter*innen und deren Wohl-
ergehen sorgen, gieren die anderen nur
nach maximalen Renditen. Ausländische
Geldanleger*innen, Pensionsfonds und Un-
ternehmen wie Vonovia und Akelius wollen
mit dem Betongold fette Kohle machen und
die ziehen sie den Mieter*innen aus der
Tasche. So stellte die "Plattform Kritischer
Immobilienaktionär*innen" nach Durchsicht
des Vonovia-Geschäftsberichts 2018 fest,
dass von jedem Euro Miete etwa 38 Cent an
die Aktionär*innen flossen. "Ihr spekuliert
auf Rendite - Wir malochen für die Miete",
war deshalb zutreffend beim Mietenmove auf
einem Plakat zu lesen.
                                                  Wenn Sie sich jetzt fragen, warum es die-        beantragte, kommentierte Senatorin Stapel-
Gegen solche Katastrophen, gegen die hoch-        sen Deckel in Hamburg noch nicht gibt,           feldt das von oben herab: "Sie glauben, dass
kochenden Mieten in Hamburg, brauchen wir         bekommen Sie zwei Antworten. Erstens             Sie hier auf einen Zug aufspringen können,
dringend einen Deckel. Die Stadt Berlin be-       sind jahrelang alle – Politiker*innen wie        nur es ist gar kein Zug da." Da hat sie sich
reitet gerade so einen Mietendeckel vor: Fünf     Mietrechtsexpert*innen – davon ausge-            getäuscht: Mittlerweile gibt es in mehreren
Jahre lang dürfen die Mieten nicht erhöht         gangen, dass nur der Bund Regelungen im          Bundesländern starke Bewegungen für einen
werden. Wird eine Wohnung weitervermie-           Mietpreisrecht treffen dürfe, ein Bundesland     Mietendeckel. Selbst in Bayern startete Ende
tet, gilt die zuletzt gezahlte Miete. Lag diese   wie Hamburg alleine nichts machen könne.         April ein Volksbegehren für einen Mieten-
über der Mietobergrenze, muss sie gesenkt         Der findige Berliner Jurist Peter Weber hat      stopp.
werden. Energetische Modernisierungen, bei        nun Ende letzten Jahres nachgewiesen, dass
denen die Bruttowarmmiete um mehr als 50          auch ein Landesmietengesetz möglich ist.         Für den Schutz der Hamburger Mieter*innen
Cent pro Quadratmeter ansteigt, müssen            Mittlerweile liegen diverse Gutachten vor, die   ist der Mietendeckel eine Riesenchance,
angezeigt werden und werden nur nach um-          die Rechts- und Verfassungsmäßigkeit eines       auch weil sich zeigt, dass "bauen, bauen,
fangreicher Prüfung genehmigt.                    solchen Landesgesetzes bestätigen.               bauen" als rot-grüne Medizin gegen den
                                                                                                   Mietenwahnsinn nicht hilft. Das Gute ist,
Wer jetzt befürchtet, damit würden                Zweitens sind die hiesige SPD und die Grü-       dass Hamburg hier ganz alleine tätig werden
Vermieter*innen in den Ruin getrieben und         nen bei dieser Frage bisher völlig bockbeinig    kann. Es muss nicht auf ein neues Bundes-
würden Wohnungen verloddern, kann beru-           und beratungsresistent. Während in Berlin        gesetz oder irgendeine Einigung im Bundes-
higt sein: Liegt wirklich ein wirtschaftlicher    der rot-rot-grüne Senat den Mietendeckel         kabinett warten. Der Senat kann sofort die
Härtefall vor, kann im Notfall und auf Antrag     vorantreibt und er dort ab Anfang 2020           Temperatur im Topf herunterfahren und den
eine Mieterhöhung zugelassen werden. Und          gelten soll, sieht der Hamburger Senat nur       Deckel drauf tun. Er muss es nur wollen!
nur dann. Für die Betongoldgräber hingegen        Probleme und keine Lösungen: Als DIE LINKE
ist die Zeit der maximalen Profite vorbei.        im Februar einen Mietendeckel für Hamburg                                    Heike Sudmann
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                                                                      Wohnen

Friedrich Engels zur Wohnungsfrage
                                                      1872/3 erschienen im sozialdemokratischen „Volksstaat“ in Leipzig zunächst
                                                      anonym sechs Artikel zur Wohnungsfrage. Später gab sich der Verfasser als Dr.
                                                      med. A. Mülberger zu erkennen. Mülberger fordert in seiner Artikelreihe eine
                                                      Wohnungspolitik, die die Arbeiterfamilien zu Eigentümern von Wohnraum macht.
                                                      Damit bezieht er sich auf die Ideen des Frühsozialismus (Proudhon).

                                                      nur leben können von Abfällen dieses Mehr-       Engels wundert sich, dass Mülberger von
                                                      wertes, die ihnen auf die eine oder andere       einer sozialdemokratischen Redaktion über-
                                                      Weise zufließen.“ Engels fügt hinzu, „dass       haupt veröffentlicht wurde. Daraus schließt
                                                      (im Sozialismus) nicht jeder einzelne Arbeiter   er seinem Vorwort zur zweiten Auflage seines
                                                      Besitzer dieses vollen Ertrages seiner Arbeit    Textes im Jahre 1887, in der Sozialdemokra-
                                                      wird, wohl aber die ganze aus lauter Arbei-      tischen Partei bis hinein in die Reichstags-
Engels im Jahr 1891; Foto: William Elliott Debenham   tern bestehende Gesellschaft Besitzerin des      fraktion fände ein gewisser kleinbürgerlicher
                                                      gesamten Produktes ihrer Arbeit, das sie teil-   Sozialismus seine Vertretung. „Und zwar
                                                      weise zur Konsumtion unter ihre Mitglieder       in der Weise, dass man zwar die Grundan-

E
       ngels sagt, Eigentumswohnungen                 erteilt, teilweise zum Ersatz und zur Vermeh-    schauungen des modernen Sozialismus und
       binde die Lohnabhängigen nur noch              rung ihrer Produktionsmittel verwendet und       die Forderung, alle Produktionsmittel in ge-
       stärker an die kapitalistische Produk-         teilweise als Reservefonds der Produktion        sellschaftliches Eigentum, als berechtigt
tionsweise und nutze so vor allem der Bour-           und Konsumtion aufspeichert.“                    anerkennt, aber ihre Verwirklichung nur in
geoisie. Er erklärt in seiner im gleichen Blatt                                                        entfernter, praktisch unabsehbarer Zeit für
erschienen Erwiderung, wie die Wohnungs-              Engels sagt, Prellerei, ob durch den Krämer      möglich erklärt“. Und schärfer noch:„Es ist
frage politisch einzuordnen sei. Er bezeich-          oder den Vermieter, treffe die Ärmeren här-      das Wesen des bürgerlichen Sozialismus,
net sie als einen von zahllosen „sekundären“          ter als die reicheren Gesellschaftsklassen.      die Grundlage aller Übel der heutigen Gesell-
Übelständen, die aus der kapitalistischen             Sie trifft aber nicht ausschließlich die Ar-     schaft aufrechtzuerhalten und gleichzeitig
Produktionsweise hervorgehen.                         beiterklasse. Sie ist also nicht seiner Klas-    diese Übel abschaffen zu wollen. Die bür-
                                                      se eigentümlich, also kein Klassenmerkmal.       gerlichen Sozialisten wollen, wie schon das
Hören wir Engels im Original: „Solange die            Vermieter und Mieter - mag der eine der          Kommunistische Manifest sagt, „den sozia-
kapitalistische Produktionsweise besteht,             Kapitalistenklasse angehören, der andere der     len Missständen abhelfen, um den Bestand
solange ist es Torheit, die Wohnungsfrage             Arbeiterklasse - begegnen sich nicht auf der     der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.“
oder eine andere das Schicksal der Arbei-             Ebene ihres Klassenwiderspruchs, nicht auf
ter betreffende einzeln lösen zu wollen. Die          der Ebene der Produktion, sondern auf der        In einem Artikel über die Wohnungsmiete
Lösung liegt aber in der Abschaffung der              Ebene des Konsums. Der Konsument aber            entrüstet sich Mülberger darüber, dass sich
kapitalistischen Produktionsweise, in der             wird nicht ausgebeutet, sondern geprellt.        ein Miethaus über die Bruttomiete mehrfach
Aneignung aller Lebens- und
Arbeitsmittel durch die Ar-
beiterklasse selbst.“ „Der
Eckstein der kapitalistischen
Produk-tionsweise aber ist
die Tatsache, dass unsere
jetzige Gesellschaftsordnung
den Kapitalisten in den Stand
setzt, die Arbeitskraft des
Arbeiters zur ihrem Wert zu
kaufen, aber weit mehr als
ihren Wert aus ihr herauszu-
schlagen, indem er den Ar-
beiter länger arbeiten lässt
als zur Wiedererzeugung des
für die Arbeitskraft bezahlten
Preises nötig ist. Der auf die-
se Weise erzeugte Mehrwert
wird verteilt unter die Ge-
samtklasse der Kapitalisten
und Grundeigentümer, nebst
ihren bezahlten Dienern, vom
Papst und Kaiser bis zum
Nachtwächter und darunter.
[...] Soviel ist sicher, dass
alle, die nicht arbeiten, eben      Foto: Stockvault/Merelize
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                                                   ZWISCHEN LACHEN UND WEINEN
bezahlt macht. Miete ist für Mülberger reine
Willkür. Er will sie abschaffen. Dazu Engels:
„Wer ökonomische Schritte zur Abschaffung
der Miete vorschlägt, der ist doch wohl ver-
                                                   Die LINKE bei den Mai-Wahlen
pflichtet, etwas mehr von der Miete zu wis-

                                                   J
sen, als dass sie den Tribut darstellt, den            ubel und Enttäuschung lagen nah beiein-      kratische Zusammenarbeit mit bewegten
der Mieter dem ewigen Rechte des Kapitals              ander, als die Ergebnisse der Wahlen vom     Menschen unterschied-licher Initiativen und
bezahlt.“ Engels erklärt nun den Lesern,               26. Mai vorlagen. Bei der Europaparla-       Bündnisse zur Verfügung.
dass Vermietung der stückweise Verkauf des         mentswahl erhielt DIE LINKE in Altona 8,5 %,
Tauschwertes ist. Anders als ein Brot verlangt     bundesweit jedoch nur 5,5 %. Ein beschä-
der Konsum eines Hauses eine gewisse Zeit.         mendes und selbst verschuldetes Wahlergeb-
                                                                                                    VIELE KREUZE BEI DEN GRÜNEN –
Für den Verzicht auf die sofortige Rückzah-        nis. Dagegen schnitt unsere Partei bei den
                                                                                                    NUR WOFÜR?
lung des vorgeschossenen Kapitals wird der         Bezirksversammlungswahlen in Hamburg mit         Die Grünen waren die großen Wahlgewin-
Hausbesitzer durch Verzinsung entschädigt.         durchschnittlich 10,8 % und insbesondere in      ner*innen. Sie legten landesweit bei den
                                                   Altona mit 14,8 % der Stimmen sehr gut ab.       Bezirksversammlungswahlen um 13,1 Pro-
Mülberger schlägt vor, den Zinsfuß von 7%          Offensichtlich wurden
auf 1% zu senken. Engels muss ihm nun auf-         von den Wähler*innen
zeigen, dass nicht die Verzinsung dafür ver-       das politische Wirken
antwortlich ist, dass sich das Haus-Kapital        der Linken auf kom-
mehrfach über die Miete amortisiert, son-          munaler Ebene und
dern vor allen Dingen die Grundrente aus           die politische Arbeit
Privateigentum an Grund und Boden auf dem          unserer Partei im Eu-
das Haus steht. Mit anderen Worten, der Ka-        ropaparlament und im
pitalzins könnte ganz abgeschafft werden,          Bund sehr differenziert
trotzdem muss Miete gezahlt werden.                beurteilt und bewertet.

Mülberger verlangt zu guter Letzt, wir sollen      Die Linke gewann in
praktisch werden und nicht nur tote abstrakte      fast allen Bezirken
Formeln ins Feld führen. * Engels entgegnet,       leicht hinzu und kam
„niemand ist näher an die bestimmten kon-          bezirksübergreifend
kreten Verhältnisse der Gesellschaft heran-        auf ein durchschnittli-
getreten als Marx im Kapital. Er hat fünfund-      ches Wahlergebnis von
zwanzig Jahre darauf verwandt, sie nach allen      10,8 %. Wir erhielten in
Seiten hin zu untersuchen, und die Resultate       35 von 104 Stadttei-
seiner Kritik enthalten überall ebenfalls die      len mehr als 10 % der
Keime der sogenannten Lösungen, soweit             Stimmen. In sieben
solche heutzutage überhaupt möglich sind“.         Stadtteilen waren es
                                                   mindestens 20 %.
Schon an anderer Stelle in seiner Schrift be-
zeichnete Engels „bürgerliche Sozialisten“         Im Bezirk Mitte (15,6 %)
(wie Dr. med A. Mülberger), als Menschen, die      erreichten wir auf der
sich einen Kapitalismus ohne Proletarier wün-      Veddel 30,2 % und
schen. Ein Anfang ist gemacht, sind erst alle      auf St. Pauli 32,8 %.
Proletarier Hausbesitzer. Engels bezeichnet        Dort sticht übrigens         Foto: Dörte Schmidt-Reichard
die frühsozialistischen Allerweltsheilmittel als   der Kleine Grasbrook
Kinderwindeln: „Die Entwicklung des Proleta-       mit 41,0 % für DIE LIN-
riats wirft diese Kinderwindeln bald beiseite      KE hervor. In Altona lief es besonders in zentpunkte zu und errangen in allen Bezirk-
und erzeugt in der Arbeiterklasse selbst die       der Sternschanze (29 %), in Altona-Altstadt sparlamenten 111 Sitze, was einem Zuwachs
Einsicht, dass nichts unpraktischer ist als        (25,9 %), in Altona-Nord (24,5 %) und in um gleich 45 Sitze entsprach. Die weltweite
diese vorher ausgeklügelten, auf alle Fälle an-    Ottensen (22 %) gut. In Bahrenfeld und in Sorge um die Folgen der Klimaerwärmung
wendbaren praktischen Lösungen und dass            Lurup erzielten wir mit 18,8 % bzw. 12,3 % beeinflusste im hohen Maße das Wahlverhal-
der praktische Sozialismus vielmehr in einer       sehr achtbare Ergebnisse. Damit legte Die ten der Wähler*innen. Umso erstaunlicher
richtigen Erkenntnis der kapitalistischen Pro-     Linke landesweit um drei auf 40 Sitze zu.           war das Abschneiden der Grünen in Ham-
duktionsweise nach ihren verschiedenen Sei-                                                            burg, die als Koalitionspartner der SPD und
ten hin besteht.                                   Acht Linke werden künftig in der Altonaer Be- früher im Regierungsbündnis mit der CDU
                                                   zirksversammlung eine starke Oppositions- eine gegenläufige Politik unterstützten und
Eine Arbeiterklasse, die hierin Bescheid weiß,     fraktion bilden. Wir werden weiterhin ideen- mittrugen wie
wird im gegebenen Fälle nie in Verlegenheit        reich, konsequent und transparent in den
sein, gegen welche sozialen Institutionen und      Quartieren und im Bezirksparlament für ein • den Bau und den Betrieb des Mega-Kohle-
in welcher Weise sie ihre Hauptangriffe zu         soziales, solidarisches, ökologisches und             kraftwerks in Moorburg,
richten hat.“                                      demokratisches Altona wirken. Wir stehen • die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs
                                                   wie bisher als Partner*innen für eine ver-            für die Erweiterung der Start- und Lande-
                          Heinz-Dieter Lechte      lässliche, vertrauensvolle und basisdemo-             bahn von Airbus,                     
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                                                                                  Wahlen

                                                                                                             DIE SCHWÄCHE DER LINKEN BEI
                                                                                                             DEN EP-WAHLEN
                                                                                                             DIE LINKE bietet die gesellschaftliche Pers-
                                                                                                             pektive eines demokratischen Sozialismus
                                                                                                             an, doch leider trat sie im Europaparlaments-
                                                                                                             wahlkampf nicht so auf. Unsere zentralen
                                                                                                             Anliegen standen nicht im Fokus des Wahl-
                                                                                                             kampfes. Unsere friedenspolitischen, anti-
                                                                                                             faschistischen und antikapitalistischen Hal-
                                                                                                             tungen und Ziele gerieten nicht zu unseren
                                                                                                             zentralen politischen Wahlkampfaussagen.
                                                                                                             Das Europawahlprogramm wirkte indifferent,
                                                                                                             unentschlossen, unausgewogen und schwer
                                                                                                             lesbar. Dem Programm fehlte eine tiefgehen-
                                                                                                             de und begründete Analyse des Zustandes,
                                                                                                             der Struktur, der Lebensverhältnisse und des
                                                                                                             eklatanten Missverhältnisses von Armut und
                                                                                                             Reichtum in der Europäischen Union.

                                                                                                             Oft wird im Programm ein Neustart der EU
                                                                                                             gefordert, doch wie soll dieser unter den ge-
Grünes Debakel in Altona: Der geplante Radweg am Elbstrand.. Foto: Marlit Klaus
                                                                                                             gebenen Umständen gelingen? Ein Neustart
                                                                                                             impliziert die Überwindung der kapitalisti-
                                                                                                             schen Klassen- und Eigentumsverhältnisse.
• der unverschämt begründete, letztlich                   Fraktionen. Der Streit ist wohl nicht ohne dra-
                                                                                                             Innerhalb des bestehenden Konstrukts der
   misslungene Versuch, die Anti-AKW-Bewe-                 matische Einschnitte zu lösen.
                                                                                                             hierarchischen EU-Machtebenen kann eine
   gung in den Jahren um den Tag der Reak-
                                                                                                             Partei mit gerade einmal 5 Sitzen von 721
   torkatastrophe in Fukushima auszubrem-                  Nun scheint auch in Hamburg ein Vielpar-
                                                                                                             nicht wirklich etwas ändern. Auch die linke
   sen bzw. sie zu disziplinieren,                         teiensystem Einzug zu halten, in dem keine
                                                                                                             Fraktion GUE/NGL ist sehr klein und keines-
• die Zustimmung zur Elbvertiefung,                        Partei mehr die 30-Prozent-Marke über-
                                                                                                             wegs politisch einig. Wir müssen zu fundier-
• das Vorhaben, den Oevelgönner Strand mit                schreiten wird. Damit wird künftig eine
                                                                                                             ten Analysen, zur ehrlichen Überzeugungs-
   einem sechs Meter breiten Fahrradweg zu                 Drei-Parteien-Koalition wahrscheinlich. Die
                                                                                                             arbeit, zur beharrlichen und solidarischen
   überbauen, was durch einen Bürgerent-                   Grünen sind tief im bürgerlichen Spektrum
                                                                                                             außerparlamentarischen Arbeit im gesunden
   scheid verhindert werden konnte,                        angekommen. Sie haben in den Bezirken
                                                                                                             Verhältnis zum parlamentarischen Wirken
• die unverhältnismäßige Wohnbauverdich-                  viele Optionen bezüglich der Zusammenar-
                                                                                                             der Linken zurückfinden. Es braucht eine
   tung in Innenhöfen,                                     beit. Sie können mit der CDU oder mit der
                                                                                                             parteiliche Einigkeit mit einer fairen und be-
• die Ideenlosigkeit bei der Umsetzung eines              SPD Koalitionen mit komfortablen Mehrhei-
                                                                                                             teiligenden Diskussionskultur.
   alternativen Verkehrskonzepts.                          ten eingehen. Für beide Varianten sind die
                                                           Grünen ebenso offen wie für eine Politik der
                                                                                                             Unser bundesweites Erscheinungsbild, die
All das und vieles mehr spiegelte sich nicht               wechselnden Mehrheiten wie zuletzt im Be-
                                                                                                             Zerwürfnisse und die Uneinigkeit unserer
im Wahlverhalten der Bürger*innen wider.                   zirk Altona. Für den letzten Fall wäre auch
                                                                                                             Bundestagsfraktion und unseres Partei-
Unverdrossen tragen die Grünen das Label                   DIE LINKE bereit, in einzelnen Fällen und
                                                                                                             vorstandes schreckten viele Wähler*innen
der Umweltpartei, ohne eine zu sein.                       gemäß unserer politischen Inhalte mit ihnen
                                                                                                             ab. Streit, Zwist und die Fokussierung auf
                                                           zusammenzuarbeiten. Trotzdem werden wir
                                                                                                             Rechthaberei und Streben nach Dominanz
DIE WAHLVERLIERER                                          in Altona eine Oppositionspartei bleiben.
                                                                                                             prägen seit zwei Jahren das Bild von den
Die SPD und die CDU waren die großen                                                                         Linken. Sie hielten zu viele Beteiligte da-
                                                           WÄHLEN GEHEN –
Wahlverlierer. Landesweit verloren die                                                                       von ab, sich den Anliegen der Menschen in
                                                           WENIGSTENS DAS!
Sozialdemokrat*innen 11,2 Prozentpunkte                                                                      unserer Gesellschaft zuzuwenden und mit
und 45 Mandate. Die Christdemokrat*innen                   Beide Wahlen wiesen eine deutlich höhe-           ihnen gemeinsam gegen die Auswirkungen
schnitten nicht viel besser ab. Sie erlitten ein           re Wahlbeteiligung als 2014 auf. Trotzdem         der Agenda-2010-Politik der SPD und der an-
Minus von 6,6 Prozentpunkten und von 23 Sit-               nahm mehr als ein Drittel der wahlberechtig-      deren bürgerlichen Parteien zu kämpfen, für
zen. Das ist ein deutlicher Fingerzeig auf ein             ten Bürger*innen ihr Wahlrecht nicht wahr.        gut bezahlte, sozialversicherungspflichtige
weiteres schlechtes Abschneiden beider Par-                Es mag viele gute Gründe für ihre Wahlent-        Beschäftigungsverhältnisse einzutreten, für
teien bei der kommenden Bürgerschaftswahl                  haltung geben, doch die Nichtwahl bedeutet        weitere soziale Reformen, für eine bessere
am 23. Februar 2020. Die SPD verlor mit dem                erst einmal eine Abkehr von einem lange und       und gerechte gesundheitliche Versorgung,
Bezirk Hamburg-Mitte eine ihrer wichtigsten                unter sehr schwierigen politischen Verhält-       für ein besseres Bildungswesen, das alle mit-
Bastionen. Allerdings scheint ihr dort das Zer-            nissen bitter erkämpften demokratischen           nimmt, für eine friedliche, antikapitalistische
würfnis der Grünen zugute zu kommen. Mit                   Recht. Wer eine andere, bessere, alternative      und ökologische Welt zu streiten. Diese Eu-
29,3 % und 16 Mandaten die stärkste Fraktion               demokratische Politik wünscht, sollte dem         ropawahl wird uns also hoffentlich eine gute
zerlegten sich die Grünen schon vor der Kon-               Recht auf freie Wahlen nicht den Rücken           Lehre sein.
stituierung der Bezirksversammlung in zwei                 kehren, sondern sich aktiv einmischen.                                           Volker Vödisch
H  T E N  A U S
NACHRIC               A K T I O N
    B E Z I R K S F R
DER                   O N A
              N  A LT
DER LINKE                rbst/Winter 2019/2020
              Ausgabe He

                                      TION ALTONA
                      BEZIRKSFRAK
Seite 2                    Nachrichten aus der Bezirksfraktion der Linken Altona

Die neuen Linkspartei-Abgeordneten
der Bezirksversammlung
Vier Frauen und vier Männer wurden am 26. Mai für die Partei DIE LINKE in die Bezirksversamm-
lung Altona gewählt.Wir bedanken uns bei allen Wählerinnen und Wählern für das Vertrauen.

Es wurden gewählt:

Robert JAROWOY                    Thérèse FIEDLER                   Andrea BENKERT                  Karsten STRASSER
(Altona-Krimiautor und            (Rechtsanwältin)                  (Lehrerin)                      (Sozialberater )
Bio-Käsehändler)
                                  Stellvertretende                  Ausschüsse                      Ausschüsse
Fraktionsvorsitzender             Fraktionsvorsitzende              • Planungsausschuss             • Ausschuss für Klimaschutz,
Ausschüsse                        Ausschüsse                        • Verkehrsausschuss                Umwelt- und Verbraucher-
• Bauausschuss                    •A usschuss für Soziales,                                           schutz
• Planungsausschuss                 Integration, Gleichstellung,                                    • Ausschuss für regionale Stadt-
• Hauptausschuss                    Senior*innen, Geflüchtete und                                      entwicklung und Wirtschaft
• Ältestenrat                       Gesundheit                                                      • Verkehrsausschuss
                                  • Hauptausschuss
                                  • Ältestenrat

Blanca MERZ                       Wolfgang ZIEGERT                  Cornelia TEMPLIN                Hasan BURGUCUOGLU
(Sozialarbeiterin )               (Lehrer )                         (Krankenschwester )             (Lehrer)

Ausschüsse                        Ausschüsse                        Ausschüsse                      Ausschüsse
• Ausschuss für Soziales,        • Grün, Naturschutz und Sport     • Verkehrsausschuss             • Kultur und Bildung
   Integration, Gleichstellung,   • Bauausschuss                    • Ausschuss für regionale      • Sonderausschuss Flüchtlinge
   Senior*innen, Geflüchtete      •A usschuss für Kultur und          Stadtteilentwicklung und     • Haushalt und Vergabe
   und Gesundheit                   Bildung                            Wirtschaft
• Ausschuss für regionale        •A usschuss für Haushalt und     • Ausschuss für Klimaschutz,
   Stadtteilentwicklung und         Vergabe                            Umwelt und Verbraucher-
   Wirtschaft                                                          schutz
Mitarbeit im Standpunkt Stern-
schanze e.V.
Nachrichten aus der Bezirksfraktion der Linken Altona                                                Seite 3

Eine kämpferische Rede von Thérèse Fiedler
bei der konstituierenden Sitzung der Bezirksversammlung am 20. Juni 2019

Sehr geehrte Frau Bezirksamtsleiterin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Öffentlichkeit,
in den nächsten Tagen werden sich die Ereig-       Zum Kleinen: Auch in Hamburg tun sich im-        Dafür kämpfen die Bürger*innen hier vor
nisse um das New Yorker Stonewall Inn in der       mer mehr Menschen zusammen, um sich für          Ort, in Hamburg und auch die Linksfraktion
Nähe der Christopher Street zum fünfzigsten        Anliegen stark zu machen, die sie unmittel-      Altona unterstützt die unmittelbare Betei-
Mal jähren. Damals haben sich Schwule das          bar berühren. Überall in Hamburg existieren      ligung und Gestaltung der Politik hier vor
erste Mal gemeinsam gegen Polizeiwillkür,          Bürger*innen, Bürger*inneninitativen und         Ort durch die Menschen für die Menschen
Unterdrückung und Bevormundung zusam-              Zusammenschlüsse, die gegen Schwimmbad-          ausdrücklich. Die Umsetzung der direkten
mengeschlossen und gewehrt.                        und Museumsschließungen vor Ort, unsinnige       Bürger*innenbeteiligung und -gestaltung
                                                   Bahnhofsverlegungen, Reduzierung des Ham-        sowie die Stärkung der bezirklichen Rechte-
Für viele war es der Auftakt der LGBTQ –           burger Grüns, elitäre Prestigebauvorhaben        gegenüber dem Senat ist eines der wesentli-
Bewegung im Kampf um Gleichbehandlung              oder überzogene Verdichtungen protestieren.      chen Ziele, die die Linksfraktion Altona in den
und Gleichberechtigung, der noch lang nicht        Oft beißen sie dabei auf Granit oder stoßen an   nächsten Jahren weiterhin verfolgen wird.
ausgetragen, aber weit fortgeschritten ist.        die Grenzen bezirklichen Handelns.
Meinen höchsten Respekt für den Mut, den                                                            Nicht ohne Grund, trage ich dieses T-Shirt
Schritt des Widerstandes zu gehen und sich         Beispiele auch hier vor Ort in Altona, ha-       bei unserer programmatischen Erklärung.
für eine Sache stark zu machen, für die es sich    ben wir dafür genug: Bismarck-Bad, Blan-         Die Farben auf meinem T-Shirt stellen nicht
zu kämpfen lohnte und lohnt, die Widerstände       keneser Marktplatz, Neue Mitte Altona,           nur die Solidarität mit der LGBTQ* – Commu-
doch unüberwindbar schienen. Die jährlichen        Spritzenplatz, Zeise 2, Verkauf von Alto-        nity dar, sondern sollen – bei allem Respekt-
CSD überall auf der Welt, auch in Hamburg,         naern Kleingärten. Wie bei den Kämpfen           auch für ein buntes Altona stehen.
erinnern an dieses Ereignis. Sich zusammen         der LGBTQ* – Community oder der Fridays
zu schließen, gegen unüberwindbar scheinen-        for future sind unüberwindbar scheinende         Ein buntes Altona, in dem alle,
de Widerstände aufbegehren, das passiert ge-       und erhebliche, teils formalrechtliche Wi-
rade wieder. Im Großen, wie im Kleinen.            derstände zu bezwingen. Aber wie sich we-        • egal ob jung oder alt,
                                                   der die LGBTQ* – Community von Hürden            • egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund,
Zum Großen: Die Jugend hat sich zusam-             hat abhalten lassen, so wie sich die Jugend      • egal ob mit oder ohne Behinderung,
mengetan und kämpft mit Fridays for future         nicht von den Wachstumsprofis sagen lassen       • egal ob als Familie oder alleinerziehend ,
gegen die Globale Erderwärmung an – ein Ziel       sollte, wie Klimapolitik funktioniert, genauso   • egal ob Mann, Frau, Divers,
das erreichbar scheint, wenn man nur will.         wenig, sollten sich die Bürger*innen hier vor    • egal ob einkommensstark oder einkom-
Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass           Ort vorschreiben lassen, wie und was hier           mensschwach oder gar ohne Einkommen
Deutschland in nur wenigen Jahren auf 100 %        vor Ort zu passieren hat. Kämpfen lohnt sich.    • egal ob geflüchtet oder Ur-Hamburger*in
erneuerbare Energien umgestellt sein könnte        Denn wer nicht kämpft, erreicht nichts. Eine
– wenn man denn wollte. Seit mehreren Jahr-        unmittelbare Beteiligung der Bürger*innen        leben können – ein Altona für alle – dafür
zehnten ist bekannt, dass der ungehemmte           vor Ort ist das Standbein der Demokratie.        kämpfen wir, ein Altona in dem alle ihren
Energieverbrauch und uneingeschränkte                                                               Platz haben.
Konsum sowie Warenverkehr zur Erderwär-            Natürlich gehört eine Auseinandersetzung
mung führt, die in einer Katastrophe enden         mit verschiedenen Interessen immer zu            Vor diesem Hintergrund freuen wir uns auf
wird, sofern man nicht radikal umsteuert.          einer demokratischen Gesellschaft dazu.          die nächste Wahlperiode, viele kämpferische
Zeit zum Handeln für Innovationen etc. war         Aber dazu müssen die Bürger*innen auch           Entscheidungen müssen getroffen werden –
genug. Die Zeit haben wir jetzt nicht mehr.        die faire und transparente und ernsthaf-         es ist Zeit. Hier in der BV und auf der Straße.
Das hat die Jugend erkannt, denn es ist ihre       te Möglichkeit zur Umsetzung haben. Mit
Zukunft, die auf dem Spiel steht. Die Linke        Bürger*innenentscheiden, die nur eine            Für ein solidarisches, buntes,
unterstützt ausdrücklich Fridays for future im     Empfehlung an den Senat bzw. seine Fach-         friedliches, soziales Altona. ☺
Kampf gegen alte, überkommene Strukturen,          behörde sind, über denen zudem das Damo-         Dieser Kampf lohnt sich.
die aus den Augen verloren hat, dass es um         klesschwert der Evokation schwebt und die
                                                                                                    Applaus besonders von der Zuschauer*in-
die Existenz, Koexistenz, friedliche Koexis-       damit keine unmittelbare Wirksamkeit entfal-
                                                                                                    nentribüne
tenz unser aller auf diesem Planeten geht.         ten können – damit muss Schluss sein.

*(Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer)

  Inhaltsverzeichnis:
  Die neuen Linkspartei-Abgeordneten                                       Von der Schwierigkeit ein Mensch zu sein                  Seite 7
  der Bezirksversammlung                                      Seite 2      Unser Bahnhof bleibt, wo er ist!                          Seite 8
  Kämpferische Rede von Thérèse Fiedler                       Seite 3      Bahnhof Altona im August 2019                             Seite 9
  Volksinitiative gestartet.                                  Seite 4      Das Altonaer Krankenhaus, ....                           Seite 10
  Sommerfest in dem Jugendkunsthaus Esche                     Seite 5      Linke Bewerbung für die Bezirksamtsleitung               Seite 12
  Ottensen macht Platz                                        Seite 6      Ein Mietendeckel für Hamburg                             Seite 13
Seite 4                    Nachrichten aus der Bezirksfraktion der Linken Altona

Mehr Demokratie vor Ort!
Volksinitiative „Bürgerbegehren und Bürgerentscheide jetzt verbindlich machen!“ gestartet.
Am 5.8.2019 haben die durch einen Trägerkreis gewählten Vertrauensleute, Gregor                   werden. Senat und Bezirk müssen also die
Hackmack, Bernd Kroll und Thérèse Fiedler, die Volksinitiative für die Verbindlich-               Abstimmung zwingend berücksichtigen. Wie
keit von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden gegenüber dem Bezirk und dem                        das letztlich umgesetzt werden soll, muss
Senat im Rathaus angemeldet. Vorausgegangen waren zwei Monate intensiver                          dann durch die Beteiligten geklärt werden.
Arbeit des Vereins „Mehr Demokratie“ mit einem großen und engagierten Träger-                     Fakt ist, dass dem Willen der Bürger*innen
kreis. Am 1.8.2019 stand dann der Text der Volksinitiative und es konnte losgehen.                gerade in dem Bereich, in dem sie leben, ein
                                                                                                  Mitspracherecht eingeräumt werden muss.
                                                                                                  Wenn man nun fragt, wozu denn die Bezirks-
                                                                                                  versammlung vor Ort da ist, muss man darauf
                                                                                                  antworten, dass es sich dabei nicht um ein
                                                                                                  Parlament wie die Bürgerschaft handelt. Die
                                                                                                  Bezirksversammlung gehört zum Bezirksamt
                                                                                                  und hat nur eng begrenzte Entscheidungsbe-
                                                                                                  fugnisse. Die Bezirksversammlung damit ge-
                                                                                                  hört quasi zur Verwaltung. Dort, wo der Senat
                                                                                                  den Bezirksämtern Möglichkeiten einräumt,
                                                                                                  dort darf auch die Bezirksversammlung agie-
                                                                                                  ren. Die Grenzen zu einer echten Kommunal-
                                                                                                  verwaltung werden dabei jedoch nicht über-
                                                                                                  schritten. Das betrifft auch die Möglichkeit,
                                                                                                  über einen eigenen Haushalt zu verfügen und
                                                                                                  den Bezirk so zu gestalten, wie man es für
                                                                                                  richtig hält, insbesondere bei der Frage der
                                                                                                  Bebauung. Der Rahmen durch den Senat und
Worum geht es?                                  Dreigliedrigkeit der Entscheidungsebenen –
                                                                                                  die Einheitsgemeinde ist gesetzt.
                                                Bund, Länder, Kommunen – in Hamburg
Der Verein „Mehr Demokratie“ und viele
                                                nicht existiert. Das hat seinen Ursprung in ei-
hamburgweit engagierte Initiativen wol-                                                           Vor diesem Hintergrund wird es Zeit, dass
                                                nem Nazigesetz (Groß-Hamburg-Gesetz von
len sich nicht länger damit abfinden, dass                                                        die Menschen per Bürgerbegehren und Bür-
                                                1937) und wurde in der Nachkriegszeit nicht
Bürger*innen vor Ort nicht wirklich auch                                                          gerentscheid die Angelegenheiten in ihrem
                                                mehr korrigiert.
die Angelegenheit vor Ort mitbestimmen                                                            Bezirk mitbestimmen können. Wenn wirk-
können. Haben sich Bürger*innen beispiels-                                                        lich gesamtstädtisches Interesse ins Spiel
                                                Auch Altona wurde durch das Groß-Ham-
weise dazu entschlossen, sich gegen eine                                                          kommt, muss der Senat dies genau begrün-
                                                burg-Gesetz Teil der Einheitsgemeinde
geplante Innenhofbebauung in ihrem Wohn-                                                          den. Derzeit stehen Bürger*innen an dieser
                                                Hamburgs und hat insbesondere in Zeiten
block zu wehren und haben sie dafür ein Bür-                                                      Stelle noch absolut im Dunkeln. Demokratie-
                                                der Hamburger Maxime „wachsende Stadt“
gerbegehren gestartet oder haben sie es bei                                                       förderlich ist das nicht unbedingt.
                                                darunter zu leiden. Prestigebauprojekte wer-
erfolgreicher Durchführung sogar geschafft,
                                                den über die Beteiligung und die Interessen
einen Bürgerentscheid herbeizuführen, konn-                                                       Jetzt müssen für den Erfolg der Volksinitiative
                                                der Anwohner*innen gesetzt. Dort, wo sich
te der Senat mit einer Handbewegung das                                                           innerhalb eines halben Jahres 10.000 Stim-
                                                Bürger*innen wehren, wird das gesamtstäd-
Bürgerbegehren oder den Bürgerentscheid                                                           men von wahlberechtigten Hamburger*innen
                                                tische Interesse herangezogen. Beispiele in
für unzulässig erklären, ignorieren oder die                                                      gesammelt werden, bis die nächste Stufe
                                                Altona haben wir genug, allen voran das Bis-
ganze Sache mittels sogenannter Evokation                                                         – das Volksbegehren – eingeleitet werden
                                                marckbad. In einem Bürgerentscheid spra-
an sich ziehen. Begründet wird das dann im-                                                       kann. Sollten dann innerhalb von drei Wo-
                                                chen sich 80 % der sich an der Abstimmung
mer mit dem gesamtstädtischen Interesse.                                                          chen 60.000 Stimmen gesammelt werden,
                                                beteiligten Altonaer*innen für den Erhalt des
                                                                                                  können die Hamburger*innen mit der Bun-
                                                Bades aus. Dennoch wurde das Bismarckbad
Der Senat behauptet, dass die Stadt ansons-                                                       destagswahl 2021 darüber abstimmen, ob
                                                abgerissen, da der Senat anders entschied.
ten unregierbar werden würde und verweist                                                         Bürgerbegehren und Bürgerentscheide end-
                                                Weitere Beispiele in Altona, bei denen sich
dabei immer auf Berlin, wo die einzelnen                                                          lich verbindlich werden. Sorgen wir gemein-
                                                engagierte Bürger*innen gewehrt haben und
Bezirke mehr Rechte haben und die Abspra-                                                         sam dafür, dass die Anzahl der notwendigen
                                                die rote Karte gezeigt bekommen haben: Bu-
chen unter den Bezirken insbesondere bei                                                          Stimmen weit übertroffen wird und damit
                                                chenhofwald in Iserbrook, Zeise 2-Bebauung,
Bauvorhaben zu erheblichen Verzögerungen                                                          allen Hamburger*innen endlich die Möglich-
                                                Bahrio 68, Apfelbaum braucht Wurzelraum,
führen würden. Dass der Senat in Hamburg                                                          keit gegeben wird, ihre Angelegenheiten im
                                                Erhalt des Spritzenplatzes.
bezirkliche Belange so einfach an sich ziehen                                                     Bezirk selbst in die Hand zu nehmen.
kann, liegt an der sogenannten Einheitsge-
                                                Das soll und muss die
meinde. In Art. 4 der Hamburger Verfassung                                                                                    Thérèse Fiedler
                                                Volksinitiative nun ändern
ist geregelt, dass in Hamburg die staatli-                                                          (Vorstandsmitglied von Mehr Demokratie
chen und gemeindlichen Aufgaben nicht           Mit der Volksinitiative sollen Bezirk und Se-          und Vertrauensfrau der Volksinitiative
getrennt werden. Das bedeutet, dass die in      nat verpflichtet werden, das Bürgerbegehren          und für die Linksfraktion in der Altonaer
Art. 28 des Grundgesetzes festgeschriebene      und Bürgerentscheide für verbindlich erklärt                            Bezirksversammlung)
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