GESCHWISTER - Lebenshilfe Münster
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Ausgabe 1/16 Lebenshilfe Münster e.V. Familienbande mal ganz anders • Leben mit dem FAS • Geschwister Ein Nachmittag im Dunkeln • Die Villa ten Hompel • Kurzzeitwohnen Helau 2016 • Salam für Alle • Ganz neu: Aufgepasst • Jürgen Löchert GESCHWISTER
VORWORT 1 Liebe Mitglieder und Freunde der Lebenshilfe, eit mehr als 40 Jahren erhalte ich die Mittei- Beileibe aber ist es nicht so, dass der jüngere und S lungen der Lebenshilfe. Erstmals wird mir jetzt angetragen, die Einführung zu einem Rundbrief zu in der Entwicklung weiter enteilte Bruder nur der gebende Teil war. Er gewann die Fähigkeit, Gelern- schreiben. Eine ganz neue Erfahrung. Üblich ist tes weiterzugeben, Sprache zu üben, Gegenstände es, dass ein Vorwort hinweist auf das Thema oder zu erklären, den Sachen Namen zu geben. Und vor Hauptthema, in diesem Fall ist es die Überschrift allem lernte er, dem Schwächeren zu helfen, zur „Geschwister“. Seite zu stehen und auch teilweise aktiv zu vertei- digen. Zunächst war ich versucht, etwas Gelehrtes zu behandeln. So etwa zu schreiben über berühm- So war immer der ältere Bruder ein freundlicher, te Geschwister, um dann einen Bogen zu spannen dankbarer und niemals schlecht gelaunter oder nei- zu Geschwistern, von denen eines ein Mensch mit discher Begleiter. Behinderung ist und ein anderes diese Eigenschaft Der jüngere Bruder blieb der Ratgeber, Helfer und nicht hat. Dieser Bogen schien mir dann doch zu Beschützer seines behinderten Bruders. Seine Hilfs- groß und zu anspruchsvoll, so dass ich doch nur bereitschaft und seine Einstellung zu anderen Men- schlicht über die Brüder berichten will, die meiner schen prägten ihn für die Zukunft. Ehefrau und meine Kinder sind. Auf diese Weise haben die Geschwister jedes auf seine Weise Gewinne für die Entwicklung ihrer Per- Unser erster Sohn kam zur Welt mit dem Down- sönlichkeiten geschöpft. Syndrom, was damals in der Öffentlichkeit nicht laut gesagt wurde. Klar war für uns von Beginn an, Dr. Michael Kaven dass nichts zu verheimlichen war und wir dieses Kind bewusst und aktiv aufgenommen haben. Wir erfuhren auch schnell welch positive Persönlichkeit dieser behinderte Mensch entwickelte. Der zweite Sohn kam zwei Jahre später und war der kleine Bruder, den es vom Großen Bruder zu be- spielen und zu beschützen galt. Der kleine Bruder suchte die Nähe, die Gesellschaft und manchmal den auch Schutz des Großen Bruders. Der kleine Bruder entwickelte sich sehr schnell. Der große Bruder ließ sich mit seiner Entwicklung Zeit. So kam es zu einer Umwandlung. Bildnachweis: Westfalenfleiß GmbH Der ältere Bruder wurde derjenige, der mehr und mehr das Gelernte des jüngeren Bruders nutzte und bei ihm Gesellschaft, Beratung, Erfahrung und Hilfe erfuhr. 01/16
INHALT 2 VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ϖ Impressum TERMINKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Lebenshilfe Münster LEBENSHILFE ALLGEMEIN 20 Fragen an Wilfried Brüggemann . . . . . . . 5 Herausgeber: Vortragsreihe »Einblick« . . . . . . . . . . . . . . . 6 Lebenshilfe Münster e.V. Abschied von Tom Mutters † . . . . . . . . . . . . 7 Familienbande mal anders. . . . . . . . . . . . . . 8 Windthorststr. 7 Leben mit dem FAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 48143 Münster Tel.: (0251) 53 906-0 ELTERNGRUPPE Fax: (0251) 53 906-20 Schlemmen und Plaudern . . . . . . . . . . . . . . . 13 www.lebenshilfe-muenster.de Onlinespende. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 info@lebenshilfe-muenster.de Bankverbindung: THEMA GESCHWISTER Sparkasse Münsterland Ost Die beste Schwester der Welt . . . . . . . . . . . . 14 BLZ 400 501 50 »Geschwister« ein Bericht . . . . . . . . . . . . . . . 15 Kto-Nr.: 800 42 85 GeschwisterNetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 IBAN: DE55400501500008004285 Nicht mehr wie früher. . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 BIC: WELADED1MST Geschwister sind was Tolles. . . . . . . . . . . . . . 17 Bilderrätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Redaktion: Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Kerstin Böhmert Andrea Giebeler Pia Humborg FREIZEIT Jürgen Philipp Ein Samstag in Brühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Katharina Könning Family Club . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Jodokus Hackert Ein Nachmittag im Dunkeln . . . . . . . . . . . . . . 21 Münster Tanz-Festival . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Anzeigen und Beratung: 'HU7HHQLH7UHϑ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Andrea Giebeler Lebenshilfe Münster SPORT Tel.: (0251) 53 906-0 Ein erfolgreiches Sportjahr . . . . . . . . . . . . . . 23 info@lebenshilfe-muenster.de Lebenshilfe läuft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Layout, Grafik: JULE Club Esther Fahrendorf Aktion Sauberes Münster . . . . . . . . . . . . . . 24 Die Villa ten Hompel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Druck: Salam für Alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Druckerei Hermann Kleyer Abschied von Ingo Tawidde †. . . . . . . . . . . . 27 Raiffeisenstraße 1 Helau 2016 - Bildergalerie. . . . . . . . . . . . . . 28 48161 Münster-Roxel Tel.: (02534) 62 11-0 WOHNEN Kurzzeitwohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Erscheinungsweise: Ein Wohnzimmerkonzert . . . . . . . . . . . . . . . 31 Zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst WOHNEN · AUW Bildergalerie: Erscheinungsort/Vertrieb: Struwenessen / Möhnesee / Brunch . . . . . . . 32 Erhältlich kostenfrei für alle Mitglie- Rezeptecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 der sowie in der Stadt Münster an diversen Stellen. AUFGEPASST Tipps der Redaktion . . . . . . . . . 34 JÜRGEN LÖCHERT David Krützkamp . . . . . . . . 35 BEITRITTSERKLÄRUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . 36 01/16
TERMINKALENDER 3 Lebenshilfe allgemein WIM 9lWHUVWDPPWLVFK GHU (OWHUQJUXSSH Ä8QVHU .LQG Informationsaustausch für mit Down-Syndrom“ Menschen mit Behinderung, Bei Interesse bitte der Gruppe „Väterstammtisch“ auf die in Selbstvertretungsgremien der Homepage www.unser-kind-mit-down-syndrom.de aktiv sind. beitreten. Freitag, den 03.06. / 23.09. / 25.11.2016 15:00–17:00 Uhr 0WWHUVWDPPWLVFKGHU(OWHUQJUXSSHÄ8QVHU.LQG Paul-Gerhardt-Haus, Friedrichstr. 10 mit Down-Syndrom“ Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 Bei Interesse bitte der Gruppe „Mütterstammtisch“ auf der Homepage www.unser-kind-mit-down-syndrom.de Sommerfest Wohnnest beitreten. Sommerfest für Groß und Klein Wann: 02. Juli 2016, 14:00 Uhr–18:00 Uhr 6SLHOJUXSSHÄ8QVHU.LQGPLW'RZQ6\QGURP³ Wo: Wohnnest, Dauvemühle 1 jeden 4. Mittwoch im Monat ab 16:00 Uhr Kontakt: Wohnnest (0251) 924398-0 Gemeindehaus der Friedenskirche, Zum Erlenbusch 15 Kontakt: Andrea Giebeler 0251 628096 Münster-Marathon /HEHQVKLOIHOlXIW±PLW]ZHL6WDϑHOQ Alle Termine der Elterngruppe „Unser Kind mit Down-Syn- Wann: 11. September 2016, ab 09:00 Uhr drom“ sind zu finden unter: Kontakt: Katharina Könning (0251) 53906-18 www.unser-kind-mit-down-syndrom.de (OWHUQ.LQG*UXSSHÄ/HEHQVOLFKWHU³ Bereich Wohnen 7UHϑSXQNWZHFKVHOQGSULYDW Kontakt: Doris Arendt (02581) 784602 AUW-Stammtisch-Stadt Daniela Bruns (0251) 6250782 2. Freitag im Monat ab 18:00 Uhr Restaurant Wolters, Hammer Str. 37, Münster Family Club 10.06. / 08.07. / 09.09.2016 'HU7UHϑIUMXQJH(OWHUQPLW.LQGHUQPLW%HKLQGHUXQJ Mittwoch, den 25.05. / 08.06./ 22.06. / 06.07.2016 AUW-Stammtisch-Gievenbeck Paul-Gerhardt-Haus, Friedrichstraße 10 Letzter Freitag im Monat ab 18:00 Uhr, Kontakt: Stephanie Reiners (0251) 53906-32 Restaurant Hüerländer, Twerenfeldweg 6, MS-Gievenbeck 27.05. / 24.06. / 29.07. / 30.09.2016 Freizeitbereich $8:)UDXHQWUHϑ 'LVFRLQGHU6SXWQLNKDOOH Meistens 1. Freitag im Monat ab 16:00 Uhr für Tanzbegeisterte ab 16 Jahre! Jugendliche unter 16 Kontakt: Brigitte Collins 01577 4386794 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Doris Rocklage 01577 4386795 17:30–20:30 Uhr Sputnikhalle, Am Haverkamp 31 c, Eintritt: 4,50 € Kontakt: Alexa Johnen Tel.: (0251) 53906-29 Bereich Familie 24.06. / 09.09. / 04.11.2016 (OWHUQ.LQG7UHϑIUEHVRQGHUH.LQGHU Disco im Jovel jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat, Für alle Jovelfreunde Disco im Jovel 9:30–11:00 Uhr Jovel, Albersloher Weg 54, Eintritt: 4,50 € Nicht während der Ferien! Kontakt: Alexa Johnen (0251) 53906-29 Begegnungsstätte der Lebenshilfe, Windthorststr. 7 02.12.2016 Kontakt: Andrea Giebeler (0251) 53906-0 2ϑHQHV&DIpLP+DQVDKRI $UEHLWVWUHϑHQGHU(OWHUQJUXSSHÄ8QVHU.LQGPLW .DϑHHXQG*HElFN6SLHOXQG6SD.HJHOQXQG Down-Syndrom“ Gespräche, nette Leute… %HL ,QWHUHVVH ELWWH GHU *UXSSH Ä$UEHLWVWUHϑHQ³ DXI jeden 1. und 3. Sonntag, 15:00–17:00 Uhr der Homepage www.unser-kind-mit-down-syndrom.de Hansahof, Äegidiistr. 67, Eintritt frei! beitreten. Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 01/16
TERMINKALENDER 4 Freizeitbereich Urlaubsangebote und Reisen 6DPVWDJVDXVÀXJ ¾8UODXERKQH.RϑHU für Erwachsene ab 18 Jahren, bevorzugt für Menschen 06.06.–10.06.2016 (ab 18 Jahren) mit höherem Unterstützungsbedarf ¾=HOWODJHULQ+DPHOQ · Samstag, den 04.06.2016, 13:00–17:00 Uhr 04.07.–09.07.2016 (ab 18 Jahren) Planwagenfahrt ¾5HLVHQDFK1RUGGHLFK Anmeldung: Alexa Johnen (0251) 53906-29 11.07.–20.07.2016 (20 bis 32 Jahren) › Atlantis Dechaneifest 18.07.–05.08.2016 (6 bis 13 Jahren) Sommerfest an der Alten Dechanei ¾5HLVHQDFK;DQWHQ Samstag, 18. Juni 2016, 15:00–18:00 Uhr 25.07.–03.08.2016 (15 bis 24 Jahren) Kontakt: Alexa Johnen (0251) 53906-29 ¾6RPPHUVSD 08.08.–19.08.2016 (6 bis 20 Jahren) 7HHQLH7UHϑ ¾5HLVHQDFK0LVVHOZDUGHQ Für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungs- 29.08.–02.09.2016 (ab 32 Jahren) besonderheiten von 11–16 Jahren ¾+HUEVW0L[ 11.06. / 02.07.2016 10.10.–14.10.2016 (13-20 Jahren) Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 ¾+HUEVWhEHUUDVFKXQJ 17.10.–21.10.2016 (6-12 Jahren) $NWLYLWlWHQPLWGHP-8/(&OXE Für alle interessierten Menschen mit Behinderung, ab 16 Jahre. · JULE-Radtour: 28.05. / 03.09.2016, 11:00–16:00 8KU7UHϑSXQNW$DVHH.XJHOQ Termine anderer Veranstalter ā$XVÀXJ%UDXKDXV Bitte auf Flyer achten 24. Münsteraner Tanzfestival · Musical „Saturday Night Fever“: 12.08.02016 Mit einem Auftritt von „Schrittwechsel“ Bitte auf Flyer achten 29. Oktober 2016 Kontakt: Ira Korf (0251) 53906-30 Großes Haus, Theater Münster 6FKZLPPJUXSSHÄ3DUD'HOSKLQV³GHU/HEHQVKLOIH 7DQ]SURMHNWIU0HQVFKHQPLW%HKLQGHUXQJ XQG'/5*0QVWHU Ä)XQN\0RYHPHQWV³ Hallenbad Hiltrup Termine und nähere Informationen: Aufnahme neuer Schwimmer zurzeit nicht möglich! Hanno Liesner, Tel.: (0251) 28490-51 Kontakt: Rolf König (02501) 4838 Erntedankfest Gut Kinderhaus 6FKZLPPDXVELOGXQJPLWGHU'/5* 18. September 2016 Dienstagnachmittag, 17:15 Uhr–18:15 Uhr Gut Kinderhaus, Max-Klemens-Kanal und 17:45 Uhr–18:45 Uhr, einschließlich Aus- und Ankleiden. (Y)DPLOLHQELOGXQJVVWlWWH Nicht während der Ferien! Die Familienbildungsstätte hat eine Vielzahl von Bil- Papst-Johannes-Schule, Diesterwegstraße dungsangeboten für Menschen mit Behinderungen. Kontakt: Jutta Janek (02533) 540 Das Programmheft liegt auch bei der Lebenshilfe aus. Kontakt: FaBi, Jeanette Thier (0251) 4816 78-6 Sommerpause der Freizeitgruppen Vom 07.07.2016 bis 02.09.2016 KOMM-Terminkalender Die Gruppen beginnen wieder am 05.09.2016 +LHU ¿QGHQ 6LH 9HUDQVWDOWXQJVKLQZHLVH UXQG XP GDV Thema Behinderung in Münster - z.B. Ausstellungen, Vorträge, Theater, Sitzungstermine der Kommission zur Förderung der Inklusion von Menschen mit Behin- derungen www.komm.muenster.org 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 5 20 Fragen an Wilfried Brüggemann Heilpädagogische Familienhilfe Wo ist Ihr Lieblingsort in Münster? Ich liebe es, am Abend bei nächtlicher Beleuchtung auf GHP 3ULQ]LSDOPDUNW ]X ÀDQLHUHQ 'LHVH PLWWHODOWHUOLFK geprägte, prachtvolle Kulisse beeindruckt mich sehr. Es ist schön zu wissen, dass diese Pracht durch enga- gierte Bürger nach dem Krieg wieder erblühen konnte, sonst wäre Münster so eine Stadt wie Essen geworden. Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten? Meine große Leidenschaft ist das Theaterspielen und alles was damit verbunden ist wie eine Rolle auszu- füllen, Regie zu führen, ein Bühnenbild zu gestalten, Licht- und Tontechnik, Plakatgestaltung usw. Was würden Sie einem Besucher in Münster un- bedingt zeigen? Alt Kinderhaus, die St. Josef-Kirche mit der alten Mau- er zum ehemaligen abgegrenzten Aussätzigen-Gebiet von Münster und damit verbunden würde ich einen „Ist 'ne lange Reise, halten vielleicht irgendwo, trinken Spaziergang am Kinderbach machen, Richtung Wald- HLQHQ 6FKRSSHQ DEHU VLQG QLFKW DXI]XKDOWHQ ÀLHJHQ schule und auf dem Rückweg das Lepramuseum dort haben Flügel, sind nicht aufzuhalten.“ an der Mauer besuchen. Was verzeihen Sie sich am ehesten? Was würden Sie einem Besucher auf keinen Fall Ein Missgeschick. zeigen? Was verzeihen Sie anderen Menschen am ehes- Ich wüsste nicht, was in Münster nicht sehenswert ist, ten? Ein Missgeschick. auch wenn es unschöne Ecken gibt. Alles hat seinen Wenn Sie eine Superkraft aussuchen könnten, Reiz und gehört zu Münster. welche wäre es? Was ist für Sie vollkommenes Glück? Die von Superman, ich könnte überall auf der Welt für ,P 6FKHLQZHUIHUOLFKW QDFK HLQHU $XϑKUXQJ GHQ $S- )ULHGHQXQG2UGQXQJVRUJHQDOOH:DϑHQPLWPHLQHQ plaus entgegenzunehmen. Laseraugen zu Aschehäufchen verwanden. Was macht Ihnen Angst und Sorgen? :HQQ6LH(XUR¿QGHQZUGHQZRIUZU- Das nicht enden wollende Leid von Menschen, ausgelöst den Sie das Geld ausgeben? und verursacht durch Menschen anderer religiöser Ge- Erst einmal würde ich es zum Fundbüro bringen und sinnung oder anderer Macht- oder Wirtschaftsinteressen. KRϑHQ GDVV HV NHLQHU DEKROW XQG ZHQQ LFK HV GDQQ Was wollten Sie immer mal machen, haben sich bekäme, würde ich meine Familie und Freunde zu ei- aber (noch) nicht getraut? nem Gartenfest einladen. Eine Weltreise über mehrere Monate oder ein Jahr. Welches Tier wären Sie gerne? Welchen anderen Beruf würden Sie gerne mal Ein Gamsbock, der Herr der Berge, der leichtfüßig von ausprobieren? Theaterintendant. Fels zu Fels springt und die Mose und Flechten und Grä- Welchen Beruf würden Sie nie ausführen wollen? ser im Hochgebirge schätzt und die Pracht der Berge in Proktologe. der Abendsonne mit seiner liebsten Gams genießt. Was ist Ihr Lieblingsgericht? :DVPVVWHPDQQRFKHU¿QGHQ" Eines meiner Lieblingsgerichte ist: Gebratene Zucchini Das „Beamen“ von einem Ort zum Anderen mit Schalotten, an einer Sahne-Dill-Soße mit Räucher- Haben Sie Geschwister? Haben Sie eine Erinne- lachs und Penne Rigate Nudeln, als Nachtisch gekoch- rung an einen besonderen Moment? ter Schokoladenpudding mit Vanillesahne. Ich habe drei Geschwister und ich erinnere mich gerne Wer waren die Helden Ihrer Kindheit? an einen gemeinsamen Urlaub auf Norderney, wo wir Flipper, Daktari und Skippy, das Buschkänguru. gemeinsam mit unserem Vater eine große Sandburg Wer sind heutzutage Ihre Helden? gebuddelt haben und diese mit Muscheln prachtvoll Malala Yousafzai (das Mädchen, welches von den Tali- auskleideten, zum Erstaunen und Bewundern aller EDQEHLHLQHU%XVIDKUWLQGHUgϑHQWOLFKNHLWIDVWXPJH- Nachbarn – (Eine deutsche Besitznahme von 10m2 bracht wurde) Sandstrand in Form einer Trutzburg mit Verzierungen Wie lautet Ihr Lebensmotto? für den angemieteten Strandkorb). 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 6 EINBLICK – die Vortragsreihe für Mitglieder, Interessierte und Angehörige Gern bin ich der Anfrage der Lebenshilfe Münster e.V. nachgekommen, einen Vortrag zur Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung zu halten. Dass zu dieser Thematik ein großes Interesse besteht, zeigte der volle Vortragsraum in der Geschäftsstelle an der Windthorststrasse. Zwar spielte die EDV-Anlage uns zunächst einen Streich, doch erwies sich dies vielleicht sogar als Vorteil, da sich ohne ein starres Korsett einer PowerPoint-Präsentation schnell ein reger Dialog entwickelte. Ich war wieder einmal überrascht, welch großes Vor- wissen viele Eltern von Kindern mit Behinderungen Im Herbst vergangenen Jahres ist unsere Vor- zu derartigen komplexen juristischen Fragen bereits tragsreihe „Einblick“ gestartet. mitbringen. Allerdings wurde in der Diskussion schnell Der Schwerpunkt der ersten Reihe lag auf so- deutlich, dass das nachvollziehbare große Interesse, zialrechtlichen Fragestellungen. Experten der möglichst umfangreich Vorsorge nicht nur für sich, Kanzlei Kaven – Voß – Moorkamp referierten VRQGHUQDXFKIUGLHHLJHQHQ.LQGHU]XWUHϑHQVHLQH zu den Themen „Volljährigkeit“, „Behinderten- *UHQ]HQ ¿QGHW LQ GHU 7DWVDFKH GDVV GLH 5HFKWVLQV- testament“ und „Vorsorgevollmacht und Pati- titute Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und entenverfügung“. Patientenverfügung höchstpersönlicher Natur sind und nicht von Eltern in Vertretung ihrer Kinder ab- Als Selbsthilfe- und Elternvereinigung ist es gegeben werden können. Hier stoßen die rechtlichen uns ein großes Anliegen, Sie zu beraten, fach- Möglichkeiten der Vorsorge an ihre Grenzen. lichen Beistand zu geben und Ihnen ein Forum zum Austausch mit Anderen zu bieten. Ich wünsche der Lebenshilfe Münster weiterhin viel Erfolg und stehe gern erneut für vergleichbare Ver- Wir freuen uns über Themenwünsche für Vor- anstaltungen zur Verfügung. träge und weitere Diskussionsrunden! Harald Moorkamp, LL.M. Rechtsanwalt Vortragsreihe Einblick Fachanwalt für Sozialrecht 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 8 Familienbande mal anders! Oder... wie Lennart eine neue Familie fand „Mir war auf den ersten Blick sind sich weitestgehend einig, dass der Kinder mit Behinderungen in klar: das passt!“ – Astrid Brück eine Familie der beste Ort für das 3ÀHJHIDPLOLHQ VWHWLJ JHZDFKVHQ strahlt, wenn sie von ihrer ersten Aufwachsen eines Kindes ist. Die praktischen Erfahrungen wer- Begegnung mit Lennart im Wohn- Gerade für Kinder mit einer Behin- den von allen Beteiligten als positiv nest erzählt. derung oder chronischen Erkran- bewertet. Immer wieder melden Lennart, ein blonder Lockenkopf, NXQJHQ LVW HLQH 3ÀHJHIDPLOLH GLH VLFK 3ÀHJHHOWHUQ GLH JH]LHOW HLQ war da fünf Jahre alt: die leibliche Alternative zum Wohnhaus oder Kind mit Behinderung in ihrer Fa- Mutter konnte sich aufgrund psy- Intensivstation. milie aufnehmen möchten.“ chischer Probleme nicht mehr um ihren Sohn kümmern, der Vater Wenn sich Menschen mit der Über- So ähnlich lief es auch bei Familie war unbekannt. legung beschäftigen, ihre Familie Brück aus Dülmen, bei der Lennart ]X HUZHLWHUQ LQGHP VLH HLQ 3ÀH- mittlerweile seit über fünf Jahren in gekind aufnehmen, tauchen neben 3ÀHJHOHEWXQGGHUDXVGHP)DPL- Pflegekind = Findelkind? Vorfreude auch Unsicherheiten und lienalltag nicht mehr wegzudenken )UDJHQ DXI Ä'LH SRWHQWLHOOHQ 3ÀH- ist. An einem kalten Wintermorgen /HQQDUW LVW NHLQ (LQ]HOIDOO Ä3ÀH- ge-Familien fragen sich, welchen sitzen Astrid und Heiner Brück in gekinder“ entsprechen meist nicht ,Rucksack‘ das Kind aus seiner ihrem gemütlichen Wohnzimmer, dem Mythos eines Findelkindes, Herkunftsfamilie mitbringt und ob blättern im Familienalbum und er- das keine Eltern mehr hat. Ein sie selber die richtigen Vorausset- zählen von ihren Kindern. Beide 3ÀHJHNLQGNDQQVHFKV0RQDWHRGHU ]XQJHQ KDEHQ HLQ .LQG LQ 3ÀHJH sind noch braungebrannt vom letz- sechs Jahre alt sein, es kann engen aufzunehmen“, berichtet Andrea ten Urlaub auf den Kanaren, bei Kontakt zu seinen leiblichen Eltern 6SOLHWKRϑ GLH IU GHQ Verbund dem Lennart selbstverständlich mit haben oder gar keinen, es kann sozialtherapeutischer Einrichtun- von der Partie war. eine Behinderung haben oder keine gen (VSE) 3ÀHJHIDPLOLHQ YHUPLW- – allen ist gemein, dass ihre leibli- telt und betreut. Ihr besonderer Familienzuwachs zum Ersten chen Eltern zeitweise nicht mehr in Schwerpunkt ist hierbei die Ver- der Lage sind, sich selber um sie mittlung von Kindern mit Behin- 'LH,GHHHLQ3ÀHJHNLQGPLW%HKLQ- zu kümmern. Jugendhilfen, Inte- GHUXQJLQ3ÀHJHIDPLOLHQÄ,QGHQ derung aufzunehmen, kam Astrid ressensverbände und sogar Politik vergangenen Jahren ist der Anteil und Heiner Brück bereits 2005. 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 9 „Da sind unsere beiden älteren Familienzuwachs zum Zweiten 'LHHUVWHQ7UHϑHQPLW/HQQDUWIDQ- Söhne Thomas und Mark ausgezo- den ausschließlich im Wohnnest gen und nur noch Johanna, unsere Irgendwann wurde Johanna, die statt: „Lennart deckte für uns den Jüngste, war da. Ganz ehrlich, das leibliche Tochter, selbstständiger Tisch und ließ uns irgendwann in war uns zu ruhig und zu langwei- und das Haus für die Brücks und sein Zimmer, in seine Höhle. Wir lig!“, erinnert sich Astrid Brück und Natalie somit wieder zu ruhig: „Au- haben schnell gemerkt, dass es ihr Mann lacht. Sie ist ausgebildete ßerdem hatten wir ja noch immer auch von seiner Seite aus passt.“ Heilpädagogin und arbeitet in einer ein Zimmer frei!“, erinnert sich In kleinen Schritten wurde Lenn- stationären Einrichtung für Frauen Heiner Brück. arts Umzug vom Wohnnest nach mit einer geistigen Behinderung, Die Entscheidung, ein weiteres Dülmen vorbereitet. In der An- er ist in Frührente. Nach Rückspra- .LQG LQ 3ÀHJH ]X QHKPHQ ZDU bahnungsphase konnten sich der che mit Tochter Johanna besorgten schnell gefällt. Und dann erfuh- lebendige und aktive Lennart und sich die beiden Informationsma- ren sie über den VSE von Lennart, die eher zurückhaltende Natalie an terial vom VSE, die Entscheidung dem fünfjährigen Jungen aus dem einem neutralen Ort kennenlernen. ZDU GDQQ VFKQHOO JHWURϑHQ Ä:LU „Wohnnest“ der Lebenshilfe auf der Die Brücks fuhren mit den Kindern konnten uns eigentlich auf Anhieb Suche nach einem neuen Zuhause. zum Freizeitpark Kettelerhof, wo vorstellen, ein Kind aufzunehmen“, erläutert Heiner Brück, seine Frau ergänzt: „Es gibt ja eine Vorberei- tungsphase, die hat bei uns 9 Mo- nate gedauert – quasi das Pendant zur Schwangerschaft! Am Ende der Vorbereitungsphase haben wir GDQQ HLQ 3UR¿O HUVWHOOW :LU NRQQ- ten angeben, welches Alter das 3ÀHJHNLQG KDEHQ VROO LQ ZHOFKHU Wohnsituation wir leben und so weiter. Uns war aber hauptsächlich wichtig, dass das Kind in unser Fa- miliensystem passt, vor allem na- türlich zu Johanna – und dass es genauso gern in den Urlaub fährt wie wir!“. Schließlich kam Natalie in die Fa- milie, ein Mädchen im 5. Schuljahr, das aufgrund seiner zarten Statur locker auch als Erstklässlerin hätte durchgehen können. Nach einem vorsichtigen Kennenlernen zeigte ein erster gemeinsamer Urlaub, dass Natalie und die Brücks gut zusammenpassen. Die leiblichen Eltern, die mit psychischen Prob- lemen zu kämpfen hatten, hielten weiterhin engen Kontakt zu ihrer Tochter. Für Astrid Brück war das kein Problem: „Man darf die Her- kunftsfamilie nicht als Konkur- UHQ]DXϑDVVHQ:LHLQ1DWDOLHV Fall haben wir unsere Rolle auch eher als familienergän- zend, nicht als familienerset- zend gesehen – bei Lennart ist GDVDQGHUV³ 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 10 sich alle erst einmal mit genügend Platz austoben konnten. Beim anschließenden Abendessen bei McDonalds dann „war die Sache geritzt“, be- schreibt es Astrid Brück mit einem Augenzwinkern. Vom Wohnnest nach Dülmen Für Lennart war der Umzug vom Wohnnest nach Dülmen trotz allem nicht leicht. Zwar entschied er sich freiwillig zu seiner ersten Nacht bei den Brücks, aber „Heim- weh“ zu seinen Freunden aus dem Wohnnest und insbesondere zu seinen Betreuern plagte ihn dennoch. Um den Abschied für Lennart zu erleichtern und ihm das erneute Gefühl von Verlust zu ersparen, fuhr sein Betreuer aus dem Wohnnest kurzerhand nach Dülmen. Dieser Besuch aus dem „alten“ Zuhause half Lennart dabei, in seinem „neuen“ Zuhause anzukommen. Beim Blättern durch das Fotoalbum wundern sich die Brücks, wie schnell die Zeit vergangen ist. Heute ist Lennart ein großgewachsener Junge, die blonden Locken sind geblieben. Er geht in eine Förderschule und verabredet sich in seiner Freizeit mit Schulkameraden zum Spielen. Vor allem das erste Jahr war sehr zeitintensiv: nur langsam stellte sich heraus, was Lennart in seiner Herkunftsfamilie erlebt haben muss und welche Auswirkungen dies auf seine Entwicklung hat. Herr Brück sieht es gelassen: „Am Anfang muss man viel investieren, aber dafür ist es später dann umso HQWVSDQQWHU³%HL3UREOHPHQKROHQVLFKGLH%UFNV5DWEHL$QGUHD6SOLHWKRϑYRP96('LHEHVXFKWGLH)DPLOLH LQUHJHOPlLJHQ$EVWlQGHQXQGHUNOlUWÄ3ÀHJHIDPLOLHQVLQGLQJHZLVVHP6LQQH|ϑHQWOLFKHµ)DPLOLHQXQGPVVHQ mit dem Jugendamt bzw. mit uns zusammenarbeiten. Wir sehen die Besuche aber nicht als Kontrolle an, sondern vielmehr als ein Unterstützungsangebot.“ Die Entscheidung, Kinder mit Behinderung in ihrer Familie aufzunehmen, hat Familie Brück nie bereut: „Mit Natalie und Lennart haben wir tollen Familienzuwachs bekommen und so viele besondere und schöne Momente erlebt, das würden wir nicht missen wollen.“ Gäbe es aus ihrer Sicht eine besondere Voraussetzung, Kinder mit Behinderung in Familien aufzunehmen? „Die Entscheidung muss eine Familienentscheidung sein, das ist ganz wichtig. Und am Anfang muss man Zeit und Geduld mitbringen. Alles andere kommt dann von selbst!“ Netzwerk Pflegefamilien im VSE NRW e.V. Als Pflegeeltern unterstützen Sie ein Kind mit ei- Kinder stellen eine Familie immer auf den Kopf! ner schwierigen Lebensgeschichte. Pflegekinder bringen neue und herausfordernde Kinder, die misshandelt oder vernachlässigt wur- Themen mit. den und eine Behinderung haben, brauchen Be- zugspersonen, die einen stabilen Rahmen bieten Darüber hinaus können Sie auch als Pädagoge/ und denen sie vertrauen können. in Kindern und Jugendlichen Begleiter auf ihrem Lebensweg sein. In einer sozialpädagogischen Sie sind uns als Pflegeltern willkommen, Lebensgemeinschaft üben Menschen mit unter- wenn Sie: schiedlichen Professionen und Weiterbildungen ih- einem Kind eine Chance und ein Zuhause ¼ ren Beruf zu Hause aus. geben wollen Zeit, Geduld, Optimismus, Lebenserfahrung ¼ Informationen finden Sie auf unserer Homepage und Humor haben ggf. erzieherische, päda- unter: www.vse-nrw.de gogische oder pflegerische Erfahrung mit- Ansprechpartnerinnen in Münster für Fragen und bringen Informationen: eine Familie, ein Paar oder eine Einzelperson ¼ Andrea Spliethoff und Cathrin Schipp: sind (0251) 656 4420 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 11 »Ich lasse mich nicht unterkriegen, solange Worte meine Wut besiegen« Ein Interview mit Selina Spetter über ein Leben mit dem FAS Liebe Selina, wir treffen uns heu- eine Biographie zu schreiben? te, weil du ein Buch geschrieben Das war 2014, das war eine har- hast. Kannst du zuerst mal kurz te Zeit für mich, sehr stressig, erzählen, worum es in dem Buch vor allem die Arbeit. Zu meiner geht? ehemaligen Lehrerin von der Re- Ich habe meine Biographie ge- genbogenschule hatte ich immer schrieben, über das FAS, wie ich noch guten Kontakt. Die hat mir das erlebt habe und wie ich da- vorgeschlagen, alles, was mich mit umgehe. an der Arbeit nervt, einfach mal aufzuschreiben. Das wollte ich Kannst du erklären, was das FAS zwar nicht so gerne, aber so bin ist? ich auf die Idee gekommen, über FAS steht für Fetales Alkohol- das FAS zu schreiben. Das ist in syndrom. Es ist eine angeborene der Gesellschaft noch viel zu un- Behinderung, die dann entsteht, bekannt. wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol trinkt Wie heißt dein Buch? und dann verschiedene Prob- Mein Buch heißt »0HLQ /HEHQ PLW GHP )HWDOHQ $ONRKROV\QGURP leme auftauchen. Zum Beispiel ± ,FK ODVV PLFK QLFKW XQWHUNULHJHQ VRODQJH :RUWH PHLQH :XW eine geistige Behinderung oder EHVLHJHQ«. Das ist meine Biographie von meiner Geburt an bis ich 19 psychische Verhaltensauffällig- war, und außerdem Songtexte, die ich selber geschrieben habe. Diese keiten. FAS ist nicht heilbar. Die Songtexte haben mir, in verschiedenen Situationen, geholfen, mit mei- Symptome kann man lindern, so ner Wut umzugehen, oder mit meinen Gefühlen, wenn ich anders nicht dass sie nicht mehr ganz so stark ausdrücken konnte. Die sind auch manchmal etwas heftig. sind, aber die Krankheit bleibt, auch mit Rückfällen. »,FKKDEHPLU0KHJHJHEHQGLUGDVDOOHV]XHUNOlUHQDEHU Viele Betroffene sind geistig LFKJODXEHGXZLUVWHVQLHYHUVWHKHQ eingeschränkt und können kein 9RUEHLLVWGLHVFK|QH=HLW]ZLVFKHQXQV selbstständiges Leben führen. doch ich habe noch diesen einen Wunsch: Es gibt aber auch die, die geistig /DVVXQVLQ)ULHGHQDXVHLQDQGHUJHKHQ gesund sind und die eine norma- GHQQLFKP|FKWHQLFKWVFKRQZLHGHULQGHQ.ULHJ]LHKHQ« le Intelligenz haben, aber psy- chisch verhaltensauffällig sind – In deiner Biographie schreibst du sehr offen über dich selbst und deine so wie ich. Probleme – das liest man nicht sehr häufig. »,FKVFKULHVLHDQÄ,FKKDVVHGLFK³6LHVDJWHÄ*XWGDQQkannst Ich kenne Biographien nur von al- du dir eine neue Familie suchen“. Ich antwortete nicht. Ich wollte ten Leuten - so alt siehst du aber VLHQLFKWYHUOHW]HQHVWDWPLU/HLGGDVVLFKVLHDQVFKULH,FKOLHE- gar nicht aus! WH VLH GRFK $OVR YHUOHW]WH LFK PLFK VHOEVW ,FK VFKOXJ PLFK ELVV Nein, ich bin noch 21 Jahre alt PLFKXQGNUDW]WHPLFKELVHVEOXWHWH« und werde bald 22. Ich möchte mit meiner Biographie ja darauf aufmerksam machen, was FAS bedeutet. In der Pubertät war ich ziemlich aggressiv, sowohl an- Und wie bist du in deinen jungen deren gegenüber als auch zu mir selbst. Heute ist das glücklicherweise Jahren auf die Idee gekommen, etwas besser. 01/16
LEBENSHILFE ALLGEMEIN 12 Woran liegt das? Hast du denn auch einen Traum- sich vor vielen Jahren getrennt, Ein fester Tagesablauf ist wichtig job? zu meinem Pflegevater habe ich für mich, den habe ich jetzt. Der Früher ja. Ich wollte in einer Bi- keinen Kontakt mehr. Dafür aber steht auch hinten im Buch. Die bliothek arbeiten, als Fachange- zu meinen zwei Pflegebrüdern. neue Arbeitsstelle, die ich habe, stellte für Medien- und Informa- Meine großen Brüder! ist auch besser. Viel ruhiger und tionsdienste, aber da habe ich viel entspannter. Da möchte ich mit meinem Hauptschulabschluss Wenn du deine leibliche Mutter erst mal bleiben, wenn es geht. keine Chance gehabt. Ich habe es noch einmal treffen könntest, oft versucht. was würdest du ihr sagen? Ich habe ihr schon mal einen Denkst du denn darüber nach, Brief geschrieben, vor ein paar 6 Uhr vielleicht noch einen Realschulab- Jahren. In dem Brief habe sie vor Aufstehen, Waschen, Anzie- schluss nachzuholen? allem gefragt, warum sie in der hen, Frühstücken, Brote für die Nein, das wäre mir zu stressig. Schwangerschaft getrunken hat. Arbeit schmieren. Von meiner Intelligenz her würde Da kam bis heute keine Antwort. 6:30 Uhr ich das schaffen, aber ich würde Es ist bestimmt schwierig für sie, Mit dem Bus zur Arbeit fahren mich selber so stark unter Druck aber blöd find ich das trotzdem. (bei schönem Wetter mit Fahr- setzen. rad 7 Uhr) In einer Studie der Charité in Ber- 8-15 Uhr Deine leiblichen Eltern sind Alko- lin haben 58 % der Schwangeren Arbeit holiker, du bist direkt nach der Ge- angegeben, während der Schwan- 16 Uhr burt erst ins Krankenhaus, dann gerschaft noch gelegentlich Alko- Essen, Zeitung lesen, Gruppen- in eine Pflegefamilie gekommen. hol zu trinken. dienst, Musik hören Hast du heute noch Kontakt zu Ich möchte allen Frauen, die 18 Uhr deiner Pflegefamilie? schwanger sind, einfach nur sa- Duschen, danach PC-Zeit Ja, ich fahre manchmal am Wo- gen, dass sie den Alkohol kom- 19 Uhr chenende zu meiner Pflegemut- plett weglassen sollen. Abendessen ter. Meine Pflegeeltern haben 19:30 Uhr Danke für das Gespräch! PC-Zeit oder Fernseher (je nach Programm) »Dezember 1994: 20:15 Uhr Meine zukünftige Pflegefamilie erhielt einen Anruf vom Ju- Feste Fernsehzeit gendamt in Ahaus, dass dringend Eltern gesucht werden, Nach Fernsehprogramm für ein Kind das nicht ganz gesund war. Also fuhren meine Bis 22:30 Uhr lesen, ansonsten Pflegeeltern ins Sauerland, um sich ein Bild von mir zu ma- Schlafenszeit chen. Meine Pflegeeltern haben sich sofort in mich verliebt. Sie sind das ganze Wochenende geblieben, haben mich ge- wickelt, gefüttert und mit mir gespielt. Sie wollten mich gerne aufnehmen...« Wer Fragen zu Selina und ihrem Buch hat, kann ihr gerne schreiben. Sie freut sich über Mails unter: s.spetter@web.de Textauszüge aus: Mein Leben mit dem Fetalen Alkoholsyndrom – ich lasse mich nicht unterkriegen, solange Worte meine Wut besiegen Selina Spetter, Münster 2016 01/16
ELTERNGRUPPE 13 Schlemmen und Plaudern Der Himmel ist grau, die Temperaturen sind mau – wie kann man da einen Sonntag im Januar besser verbringen als in netter Gesellschaft beim Brunchen? Das dachten sich auch rund 30 Mitglieder der Elterngruppe „Unser Kind mit Down-Syndrom“, die mit ihren Kindern in das Schloßgarten-Café in Münster gekommen waren. Rund drei Stunden wurde geschlemmt und geplaudert – dann waren das Buffet leer und die Mägen voll. Matthias Tonhäuser Onlinespende Auf unserer Homepage www.lebenshilfe-muenster.de haben Sie jetzt die Möglichkeit, ganz schnell und bequem zu spenden – einfach per Mausklick! Sie können Ihren Spendenbetrag natürlich frei wählen, auf Wunsch eine Spendenquittung anfordern und per Lastschrift oder PayPal zahlen. Mit jeder Spende tragen Sie dazu bei, dass die Lebenshilfe Münster Angebote und Freiräume schaffen kann, die Menschen mit geistiger Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Ob online oder auf „traditionellem“ Wege: Wir freuen uns über Ihre Unterstützung! 01/16
THEMA GESCHWISTER 14 Meine Schwester ist die beste Schwester der Welt Katharina, meine Schwester mit Down-Syndrom, woll- mich zu wecken. Fotos zeigen ihr freudiges Grinsen te gerne einen Artikel zur Themenreihe Geschwister und meine vom kleinen Schrecken weit aufgerissenen schreiben. Also haben wir uns an einem Sonntagmit- Augen. Erinnern kann ich mich nicht. Aber ich erinnere tag zusammengesetzt und Ideen gesammelt. mich, dass meine große Schwester mich beschützt hat und mich getröstet hat, wenn ich Angst hatte. „Katha, was möchtest du schreiben?“ „Schwästa kann „Meine beste Schwästa ist glücklich und sehr gut, weil gut lesen, kann gut schreiben, kann gut mit mir kochen, Schwästa glücklich mit mir ist“, sagt sie. Da kann ich kann gut Auto fahren, kann gut lernen für die Uni, kann sie nicht zurückhalten, die Freudentränen. Es ist ein gut mit dem Computer umgehen“ fängt sie an aufzu- wunderbares Gefühl, dass jemand so stolz auf mich zählen. Ich notiere... ist! „Ok, was machen wir denn immer zusammen?“ „Essen Aber auch ich bin stolz auf meine kleine, große, bes- gehen! Gemeinsam Urlaub am Strand mit Eis essen! te Schwester. Wenn sie sich freut, geht mir das Herz Stadt bummeln! Gemeinsam Schwimmen gehen mit auf. Steht sie mit ihrer Tanzgruppe auf der Bühne und Bronze und Silber!“ Das stimmt! Für beide Schwimm- zeigt freudestrahlend, was sie geübt hat, werden mei- abzeichen haben wir zusammen geübt. „Und Freuden- ne Augen jedes Mal feucht. tränen“ „Wie Freudentränen? Das musst du mir genau- er erklären.“, hake ich nach. „Wenn du sehr froh bist“, Ich heiße Hannah, bin 23 Jahre alt und studiere Son- erklärt sie. Recht hat sie… Meine große Schwester derpädagogik in Köln. Aber von Katharina werde ich scheint mich gut zu kennen. nie so genannt. Für meine große Schwester bin ich „Ok, was möchtest du noch schreiben?“ „Gemeinsam nur „Schwästa“. Keine Ansprüche, keine Kritik. Bei ins Theater und DVD gucken! Und Sprachnachrich- ihr kann ich sein wie ich bin. Einfach „Schwästa“. ten!“ Seit Katharina ein Smartphone mit Whatsapp hat, scheint die Entfernung zwischen Kathas Wohn- Katharina (26) und Hannah (23) Bendel heim in Münster und meinem Studienort Köln stark geschrumpft. Doch der Wunsch, mich dort zu besuchen, ist stets ak- tuell: „In Köln möchte ich mit dir auf das Konzert von Silbermond gehen und Essen gehen und shoppen! Mit Schlaffest!“ Schlaffest… Ein Dauerbrenner auf Kathas Wunschliste! Endlich wieder nebeneinander einschla- fen und aufwachen! Wie früher… „Ich hab deinen Kinderwagen geschoben! Und das Bett war zu eng!“ Ich muss lachen. Als ich noch klein war, ist Katha jeden Morgen in mein Gitterbett geklettert, um 01/16
THEMA GESCHWISTER 15 GESCHWISTER... Ein Bericht Meine erste Erinnerung an meinen Bruder Jasper ist im Krankenhaus, auf dem Arm von meiner Mutter. Jasper ist 2 ½ Jahre jünger als ich. An die Zeit, wo er noch nicht sprechen konnte, kann ich mich nicht mehr erinnern. Später, wo er sprechen und laufen konnte, habe ich viele Erinnerungen. Wir haben einen Spielkeller, wo wir zusammen getobt haben. Wir sind dort auf dem Trampolin gehüpft und haben an der Kletterwand geklettert, geschaukelt und Radio ge- hört. In meinem Zimmer haben wir mit Instrumenten auf meiner Bühne Musik gemacht. Wir haben uns mit dem Kassettenrecorder aufgenom- men und mit dem Camcorder gefilmt. Wir haben früher viel gelacht zusammen. Wir haben Kasperletheater gespielt und Augsburger Puppenkiste geguckt. Heute machen wir weniger zusammen, weil wir älter und selbständiger sind. Ich finde das schade. Ich weiß aber, dass Jasper trotzdem immer für mich da ist. Jodokus Hackert Reden, ohne viel erklären zu müssen, sich ungestört mit anderen austauschen: Das geht jetzt im „GeschwisterNetz – gemeinsam stark“, einem sozialen Online-Netzwerk für erwachsene Geschwister von Menschen mit Behinderung. Ende vergangenen Jahres hat die Bundesvereinigung der Lebens- hilfe das Projekt gestartet, um erwachsenen Geschwistern eine geschützte Plattform zu bieten. Ähnlich wie bei anderen Online-Netzwerken wie Facebook kann man ein eigenes Profil anlegen, Fotos hochladen und, falls gewollt, persönliche Informationen veröffentlichen. Das Besondere ist aber: Anmelden kann sich nur, wer eine Einladung anderer Geschwister bekommen hat, die schon Mitglied im Netzwerk sind. Eine solche Einladung kann man auf der Startseite unkompliziert beantragen. Für diese „Vorsichtsmaßnahme“ gibt es einen guten Grund: Im Vorfeld der Netzwerkentwicklung fand ein Work- shop mit erwachsenen Geschwistern statt. Hier wurde der ausdrückliche Wunsch der Teilnehmer deutlich, dass sich nur Gleichgesinnte im Netz bewegen und nicht beispielsweise Eltern mitlesen können. Neben dem geschlossenen Bereich gibt es allerdings auch einen offenen Bereich, in dem häufig gestellte Fragen beantwortet werden sollen. Hier geht es vor allem um die Themen Wohnen, Freizeit und Erben. Außerdem gibt es einen öffentlichen Veranstaltungskalender, in dem deutschlandweit „Geschwister- Stammtische“ eingetragen sind, z.B. in Köln. www.geschwisternetz.de 01/16
THEMA GESCHWISTER 16 Nicht mehr wie früher Wir sind eigentlich drei Geschwister: Wir, Freddy und Carmela, und Claudio, der Jüngste Als wir beide zehn bzw. neun Jah- re alt waren, sind wir aus unserer Familie ins Heim gekommen, nach Angelmodde. Wir können uns beide noch gut daran erinnern, dass es am ersten Tag Hähnchen mit Pom- mes und Tomatensalat gab. Claudio war da erst fünf Jahre alt und ist in ein Heim nach Handorf gekommen. Erst mal hatten wir keinen Kontakt, das war nicht möglich. Später ha- ben wir Claudio dann auch leider nur selten gesehen. Irgendwann, als wir um die 20 wa- ren, sind wir in getrennte Wohnun- gen gezogen. 2001 ist auch Claudio in eine Außenwohngruppe gekom- men – ab da konnten wir wieder regelmäßig Kontakt haben. Es war sehr schön, endlich den kleinen Bruder wiederzuhaben. Wir haben uns gegenseitig besucht, manch- mal haben wir zusammen „Alarm für Cobra 11“ geguckt und wir wa- ren viel spazieren. Claudio war ein ganz lieber Mensch, sehr hilfsbereit, sehr locker, offen, hatte viele Freunde, der war mit der halben Werkstatt befreundet. Am 3. August 2011 ist Claudio bei einem Urlaub in Österreich verun- glückt. Das war ein Schock für uns. Wir wissen beide noch genau, was wir an diesem Tag gemacht haben. Als wir von dem Unfall erfahren ha- ben, konnten wir es nicht glauben. Die Beerdigung war sehr traurig. Aber es hat uns gefreut, dass so viele Leute da waren, die uns getröstet haben. Es war dann in den Tagen danach ganz schön hart, die Wohnung von Claudio auszuräumen. Jetzt vermissen wir Claudio immer noch total. Das Leben ohne ihn ist nicht mehr wie früher. Wir sind durch diese Erfahrung enger zusammengekommen, auch wenn es anders ist also vorher: jetzt sind wir nur noch zu zweit. Aber wenn die Sonne da ist, ist Claudio da. Er beschützt uns. Freddy und Carmela Talarico 01/16
THEMA GESCHWISTER 17 GESCHWISTER zu haben, ist was Tolles! Ich bin das Nesthäkchen in unserer Familie. Ich habe zwei ältere Brüder. Sie heißen Björn und Thomas. Früher, als ich ein Baby war, haben sie mich in den Arm genommen. Manchmal haben sie mich auch gefüttert. Später haben sie mit mir gespielt und mir vorgelesen. Wenn ich mal krank war, haben sie sich um mich gekümmert. Sie sind auch heute im- mer für mich da. Leider wohnen sie jetzt nicht mehr zuhause. Tho- mas wohnt in Dortmund und ist dort Pfarrer. Björn, mein älterer Bruder ist Lehrer und wohnt in Herford. Er ist verheiratet und hat 3 Kinder. Ich bin stolze Tante. Thomas kommt öfter mal zu uns nach Münster. Björn sehe ich nicht so oft. Aber wenn wir uns se- hen, nehmen wir uns erstmal in die Arme. Ich habe meine Brüder sehr lieb. Die zwei sind meine Lieblingsbrüder. Kerstin Böhmert Geschwister: in guten und in schlechten Zeiten! Zum Thema „Geschwister“ hat Kai Ackermann zwei Bilder gemalt, die uns zeigen: es gibt mal gute, mal schlechte Zeiten! Auf der linken Seite seht ihr die Originale von Kai, auf der rechten Seite fast die gleichen Bilder. Aber hier haben sich jeweils vier Fehler eingeschlichen! Könnt ihr sie finden?
THEMA GESCHWISTER 18 BRÜDER Vor kurzem fragte ich meine Söhne Henry (10) und Yul (8), wie sich ihr Leben verändert habe, seit Remy (1) auf der Welt ist. Beide antworteten fast gleichzeitig, es sei besser geworden. Weil Remy so lustig und süß sei und sie viel Spaß mit ihm hätten. Ihre Antwort freute mich und be- waren fast durchweg angetan von der bis heute nicht aufgehört hat, stätigte meinen Eindruck. ihm und schnell bildete sich eine „behindert“ als Schimpfwort zu ver- Bei Remys Geburt waren seine bei- Traube um den Kinderwagen. In wenden, fiel bei Yul dauerhaft in den Brüder schon sieben und neun der Mitte der lachende Remy. Die Ungnade. Mehrfach hat Yul schon Jahre alt. Also in einem Alter, in Aufmerksamkeit gefiel den großen versucht, ihm zu erklären, dass dem sie viele Fragen hatten und Brüdern. er das nicht möchte, da er einen viele Erklärungen brauchten, um zu Natürlich läuft nicht alles so glatt. behinderten Bruder hat. Seine an- verstehen, was das mit dem Down- Ein unbelehrbarer Klassenkamerad, fängliche Verunsicherung ist einem Syndrom auf sich hat. Anfänglich waren sie betroffen und haben sich viele Sorgen gemacht, so wie wir auch. Doch immer wieder waren sie ganz stolz und freuten sich über jede neue Sache, die Remy lernte. Vor allem bei Yul, dem Jüngeren, war viel Betroffenheit und Sorge zu spüren. Er fragte sich, was Remy wohl lernen würde und wie er spä- ter leben könnte. Doch nach eini- gen Wochen war er es auch der sagte: „Ist gar nicht schlimm, dass Remy Down-Syndrom hat. Wenn er das nicht hätte, wäre er nicht so süß!“ Beide baten mich immer wieder, sie mit Remy von der Schule ab- zuholen. Ihre Klassenkameraden 01/16
THEMA GESCHWISTER 19 Selbstbewusstsein gewichen, mit In der Schwangerschaft mit ihm habe ich mir viele Sorgen gemacht, wie dem er jeden darauf anspricht, der es wohl wird mit zwei so großen Brüdern, die jetzt zurückstecken müssen, diesen Ausdruck abwertend be- weil ein Baby kommt. Als wir nach Remys Geburt erfuhren, dass er Down- nutzt. Syndrom hat, war ich mir zunächst nicht sicher, ob ich zukünftig allen Und auch Henry, der nun auf der gerecht werden könnte. Doch meine Sorgen waren unbegründet. Alle weiterführenden Schule in einer In- drei kommen zu ihrem Recht, können aber auch mal zurückstecken. klusionsklasse ist, braucht nicht vie- Dafür ist der Altersabstand ein großer Vorteil. Auch, wenn ich jetzt schon le Erklärungen für die Unterschied- bedauere, dass die beiden Großen schon flügge sind, wenn Remy mal so lichkeit seiner Klassenkameraden. alt ist, wie sie. Ich hoffe, dass sie sich dann immer mal wieder Zeit neh- Er hat verstanden, dass Menschen men werden, etwas mit ihm zu unternehmen. sehr verschieden sein können und Merle Weidemann unterschiedlich viel Unterstützung benötigen. Beide wirken in diesem Bereich enorm gereift und gleich- zeitig ist es mittlerweile selbstver- ständlich für sie. Auch Remy genießt seine Brüder sehr. Wenn sie nach Hause kom- men, begrüßt er sie stürmisch und voller Begeisterung. Darf er dann noch eine Weile in ihren Zimmern rumrollen und ihr Spielzeug haben, ist er höchst zufrieden. Die Großen spielen dann auch gerne mit ihm oder albern mit ihm rum. Wird es ihnen doch mal zu viel, sagen sie mir einfach Bescheid. Nach gut einem Jahr kann ich nun sagen, dass ich für alle drei Kinder eine große Bereiche- rung sehe. Die Großen sind sehr liebevoll und nachsichtig, feuern Remy ausdauernd an und spie- len manchmal recht wild mit ihm, was er sehr gerne hat. Jeder neue Entwicklungsschritt wird gefeiert und immer wieder höre ich: „Das macht er doch total gut, dafür dass er Down-Syndrom hat.“ Remy ge- nießt ihre Nähe und Zuwendung sehr und wird durch die Impulse, die sie ihm geben, ganz anders ge- fordert als durch die Dinge, die wir als Eltern mit ihm machen. Manch- mal machen sie sich aber auch einen Spaß daraus, seine Pausba- cken zusammen zu drücken, so dass die lustigsten Schnuten ent- stehen, was bei seinen hypotonen Muskeln besonders gut geht. Oder sie kämmen ihm die Haare zu den unmöglichsten Frisuren und krin- geln sich dabei vor Lachen. Wie große Brüder eben so sind. 01/16
FREIZEIT 20 Ein Samstag in Brühl Samstags ausschlafen? Muss man gar nicht immer. Man kann sich auch früh morgens auf den Weg machen, um neue Städte kennenzulernen. Im Rahmen des Projektes „Inklusion in Europäischen Part- nerstädten“ fand am Samstag, den 23. Januar, das nächste Treffen nach dem tollen Besuch bei den Friedensspielen im letzten Sommer statt. Und daher klingelte der Wecker früh und der Bulli des Freizeitbereichs fuhr voll beladen in die Rhein-Stadt. Brühl liegt nämlich zwischen Köln und Bonn. Dort angekommen wurden wir mit der Europa-Flagge begrüßt und durften sofort bei einer Stadtführung die schöne Innen- stadt und das Schloss kennenlernen. Viele berühmte Men- schen waren hier in den vergangenen Jahrhunderten zu Be- such. Anschließend gab es ein ausgiebiges Mittags-Buffet. Hier gab es auch die Möglichkeit, in gemütlicher Atmosphäre die anderen Leute kennenzulernen. Niederländer, Englän- der, Polen und Deutsche kamen ins Gespräch über die Stadt, über das leckere Essen und gemeinsame Hobbys. Sprachbarrieren wurden mit Händen und Füßen gemeistert. Nach dem Mittagessen wurde gemeinsam eine Europa-Bank gestaltet und die Stadt konnte eigenständig erkundet wer- den. Am späten Nachmittag ging es zurück nach Hause. Da der Tag lang und reich an Eindrücken war, verbrachte der Großteil der Münsteraner Brühl-Besucher die Rückfahrt schlafend. Aber keine Sorge – der Fahrer blieb wach und so kamen alle heil, zufrieden und müde zu Hause an. David Krützkamp Family Club ... das ist unser neuer Treff für junge Familien mit Kindern mit Behinde- rung. Alle zwei Wochen können junge Mütter und Väter sich hier austau- schen, mit ihrem Kind toben und spielen oder einfach entspannen. Für alle Fragen rund um das Thema Behinderung steht eine Sozialpäd- agogin mit Rat und Tat zur Seite. Für Geschwisterkinder bis zum 5. Le- bensjahr gibt es parallel ein Betreuungsprogramm, sodass für die ganze Familie gesorgt ist! Unser Family Club freut sich natürlich immer über „Nachwuchs“! Bei Interesse melden Sie sich gerne bei mir: Stephanie Reiners stephanie.reiners@lebenshilfe-muenster.de 01/16
FREIZEIT 21 Ein Nachmittag im Dunkeln „Was macht dir an der Freitagsgruppe besonders viel Spaß?“ – die Frage ist offensichtlich über- flüssig, denn egal, ob man Mark, Katharina, Marcus, Marvin, Shannon, Maik, Osama, Max, Jodo- kus, Frederik oder Ron fragt, ist die Reaktion gleich: „Ähh…alles natürlich!“. Die neun jungen Erwachsenen tref- kelheit“, weil man hier vieles er- pe plötzlich im kleinen Kino-Saal fen sich jeden Freitag um 14:00 tasten und erfühlen kann. Über und schaut eine Dokumentation Uhr. Sie fahren direkt nach der Ar- einen Igel zu streicheln oder mit über Dinosaurier. „Seid ihr alle beit zur Alten Dechanei und star- dem Flügel eines Bussardes zu so Dinosauerier-Fans?!“ „Neee, ten dort gemeinsam ins Wochen- schlagen, ist hier kein Problem. wir können nicht mehr stehen!“ ende. Schwimmen, Stadtbummel, Marcus probiert aus, nur mit den Ein wenig erschöpft, aber voll von Kochen, Entspannung, Basteln, Händen Gegenstände zu erraten neuen Eindrücken begeben sich Send… die Gruppe legt ihr Pro- und hat dabei eine ziemlich gute alle Richtung Ausgang. Als es aber gramm für jedes Halbjahr selber Trefferquote: „Zahnbürste“, „… um die kommende Woche geht, fest und sucht sich aus, was sie ahhh, irgendwas mit einer Schrau- sind alle plötzlich wieder hellwach machen möchte. Da kann es na- be? Eine Mutter!“ Maik probiert in und voller Vorfreude: „Wir gehen türlich auch mal zu Meinungs- der Zwischenzeit aus, wie es ist, Schwimmen!“ verschiedenheiten kommen, aber mit einem Blindenstock den Weg glücklicherweise gibt es so viele zu finden, während Marvin in der Der Freizeitbereich bietet von Termine, dass jeder Wunsch er- „Albtraum-Abteilung“ einen wasch- montags bis freitags verschiede- hört werden kann. echten Werwolf imitiert. Shannon ne Freizeitgruppen für alle Alters- macht einen Test am interaktiven klassen an. Wer Interesse hat und Heute geht es ins Naturkunde- Bildschirm und stellt fest, dass sie noch eine Gruppe sucht, kann sich museum: die Gruppe will gerne „eher so der Abendtyp“ ist. Gegen im Freizeitbereich melden! in die Ausstellung „Leben in Dun- halb vier sitzt die ganze Grup- Rundbrief-Redaktion 01/16
FREIZEIT 22 Schrittwechsel Am 12. Dezember war in Münster das Tanz-Festival im Theater. Wir waren schon morgens da. Wir mussten den Auftritt mit den Scheinwerfern und dem Licht proben und mit der Musik. Außerdem haben wir mit allen anderen Tänzern zusammen noch den Tanz für das Finale geprobt. Um 19 Uhr ging es dann los. Wir von Schrittwechsel haben das Festival wieder eröffnet. Das Haus war ausver- kauft! Das Thema von unserem Tanz war „Grenzen“. Wir hatten schwarze Sachen an und sind immer in verschie- dene Ecken gelaufen. Dann haben wir so getan, als würden wir über Wände streichen. Eigentlich waren die Wän- de aber unsichtbar. Unser Auftritt ist perfekt gelaufen. Wir haben sehr viel Applaus bekommen. Am Ende waren wir zum Finale noch mal auf der Bühne, da haben wir alle noch mal zusammen getanzt. Wir alle hatten Spaß! Am 29. Oktober ist übrigens das nächste Tanz-Festival (das Thema wird aber noch nicht verraten). Pia Humborg Der Teenie-Treff ren oder spielen Boule. Einmal waren wir bei einem Flashmob in der Stadt. Da haben viele Menschen gemeinsam gesungen – und wir waren mittendrin! Wir waren auch schon auf dem Weihnachtsmarkt Immer einmal im Monat am Samstag treffen wir und am Aasee und haben Besuch von dem Hund uns von 10 Uhr bis 13 Uhr in der Geschäftsstelle. Milly bekommen. Wir haben geplant, dass wir auch Wir sind eine Gruppe Jugendliche. Manche Jugend- in den Zoo gehen wollen und wir möchten auch ke- liche kennen sich schon lange, es kommen aber geln gehen. auch immer wieder neue Gesichter dazu. Man kann sich immer für ein halbes Jahr anmelden. Mittags machen wir uns eine Kleinigkeit zu essen für zwischendurch. Wir haben auch schon häufiger Wir unternehmen immer verschiedene Sachen, denn gebacken. Wir machen es uns immer schön und wir entscheiden und planen selbst, worauf wir Lust haben gute Laune. haben. Zum Beispiel spielen wir sehr gerne Uno und Bei Interesse können Sie sich gerne im Freizeitbe- Bingo, wir basteln und hören gern Musik. Wir gehen reich melden! aber auch gerne nach draußen und gehen spazie- Lukas Kuschmann und Eva-Maria Trost 01/16
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