Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen - in der ÖGK 2.0 - JETZT in Gesundheit inves-tieren!
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Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 ÖGK Österreichische Gesundheitskasse JETZT in unsere it Gesundh- e inves tieren! Stand: Juli 2021
JETZT in unsere it Gesundh- e inves tieren! Grundsätzliche Ziele für die Versichertengemeinschaft u Alle Versicherten haben einen barrierefreien, niederschwelligen Zugang zu den Leistungen der sozialen Krankenversicherung, auf hohem Niveau, unabhängig von der Berufsgruppe und dem jeweiligen Krankenversicherungsträger. u Für alle Versicherten werden die Risiken der Krankheit und Arbeitsunfähigkeit in der ÖGK solida- risch und ohne Diskriminierung abgesichert. u Die soziale Krankenversicherung stellt ihren Versicherten eine hohe Qualität der Gesundheitsver- sorgung bei den Vertragspartnern bereit, die durch Qualitätssicherungsmaßnahmen permanent gesichert und verbessert wird. u In der sozialen Krankenversicherung werden Entscheidungen im Sinne der Versicherten auf Ba- sis einer guten Datenqualität getroffen. u Die Selbstverwaltung der ÖGK bietet für ihre Versicherten niederschwellige Beteiligungsmöglich- keiten an, die die klassische Selbstverwaltung in ihrer Versichertennähe unterstützen.
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 Einleitung Die ArbeitnehmerInnenkurie legt Eine stabile finanzielle Grundla- Unabhängig von dieser grundsätz- für die erste Periode (2020 bis ge ist notwendig, um Reformen im lichen Reformorientierung definiert Ende 2024) des Verwaltungsrats Gesundheitssystem und notwendige die ArbeitnehmerInnenkurie acht der neuen ÖGK ihre Zielsetzun- Maßnahmen umsetzen zu können. Handlungsfelder, in denen Maßnah- gen zur Weiterentwicklung des men zur Weiterentwicklung des Ge- Gesundheitssystems vor. Fundierte Analysen zur Struktur, zur sundheitswesens bis 2025 vorgestellt Finanzierung und zu den Problemen werden. Ende 2024 endet die erste In acht zentralen Handlungsfeldern des österreichischen Gesundheits- Periode des Verwaltungsrates der geht es um Verbesserungen für wesens liegen dank vieler ExpertIn- neuen Österreichischen Gesundheits- die Versicherten und die Gestal- nen vor. Grundlegende Reformen kasse. Die ÖGK wird sich dann auch tung einer zukunftsfähigen Gesund- benötigen die Zusammenarbeit aller daran messen lassen müssen, ob sie heitsversorgung. AkteurInnen – von Bund, Ländern, abseits der organisatorischen Zusam- Sozialversicherung. Mit der Einfüh- menlegung auch inhaltliche Weiter- Österreich hat ein gutes Gesund- rung der gemeinsamen Zielsteue- entwicklungen auf den Weg gebracht heitssystem. Es wird aber nur gut rung im Gesundheitswesen durch hat. Weiters muss das Prinzip der bleiben, wenn es laufend weiterent- die Gesundheitsreform von 2012 Selbstverwaltung als Beteiligungs- wickelt wird. wurde ein erster Schritt gesetzt. Die modell weiterentwickelt werden. ArbeitnehmerInnen in der österrei- chischen Sozialversicherung wollen Die ArbeitnehmerInnenkurie legt Die drastischen finanziellen Kür- diese Zusammenarbeit ausbauen und mit diesem Papier acht Hand- zungen für die ÖGK durch die streben konstruktive Gespräche über lungsfelder mit konkreten Maß- Maßnahmen der letzten Regie- gemeinsame Planungen und Finan- nahmen vor, die bis 2025 umge- rung müssen daher zurückge- zierungen im Gesundheitswesen an. setzt werden sollen. nommen werden. Die 8 Handlungsfelder 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung 2. Versorgung mit Medikamenten, Impfungen und Heilbehelfen 3. Therapeutische Versorgung durch die diplomierten Gesundheitsberufe 4. Versorgungs- und Beratungsqualität 5. Digitalisierung 6. Versorgung in Spitälern 7. Public Health, Gesundheitsförderung und Prävention 8. Finanzierung der Gesundheitsversorgung ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 3
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung Die Allgemeinmedizin und die Pri- die Versicherten wird durch solche AllgemeinmedizinerIn einrich- märversorgung ist die Königsdis- und ähnliche Zusammenarbeitsfor- ten. Dies ist natürlich nicht die ziplin in der gesamten ärztlichen men getragen, weil sie eine Rund- Kompetenz der Sozialversiche- Versorgung. um-Versorgung verbunden mit lan- rung. Da aber die Versicherten gen Öffnungszeiten auch an den die Folgen dieser suboptimalen Der Familienarzt/die Familienärztin Tagesrandzeiten gewährleisten. Au- Ausbildungssituation zu tragen kennt im Idealfall die ganze Familie, ßerdem zeigt die Coronakrise Not- haben, ist es die Aufgabe der deren sozio-ökonomisches Umfeld, wendigkeiten beim Ordinationsma- ÖGK, eine Reform der Ausbil- die Arbeits- und Lebenssituationen nagement und der Telemedizin auf. dung durch Diskussion und Dia- der Menschen. log voranzutreiben. Wir wollen Handlungsfelder bis 2025 Gespräche aufnehmen, um rasch Aber die hausärztliche Versorgung einen eigenen Unizugang für steht vor großen Herausforderun- 1. Nachwuchs sichern und eigene jene Menschen zu erreichen, die gen: Arztlastigkeit des Systems, ak- Ausbildungsschiene für Haus- zu Beginn des Studiums schon tuell Nachwuchsmangel und eine ärztInnen aufbauen wissen, dass sie Allgemeinmedi- hohe Anzahl an Pensionierungen, zinerInnen werden wollen. damit verbunden unbesetzte Stellen, Die gute regionale hausärztli- teilweise überlastete ÄrztInnen, un- che Versorgung ist das Rück- Für diese jungen Allgemeinme- genügende Versorgung für Patient- grat unserer Gesundheitsland- dizinerInnen soll es eigene, vor- Innen und Abwanderung in den schaft. In den letzten Jahren rangige Medizinstudienplätze Wahlarztbereich. Die Gründe dafür gab es für freie Hausarztstellen mit Auflagen geben. In einem sind vielfältig und brauchen ein immer weniger BewerberInnen, mehrstufigen Auswahlverfahren Maßnahmenbündel, um den Heraus- für manche Stellen, besonders in werden die besten HausärztIn- forderungen gerecht zu werden. Im ländlichen Gegenden, ist es be- nen von morgen ausgewählt. Mit niedergelassenen Bereich wurde in sonders schwer, geeignete Kandi- dem Aufnahmetest inkl. Test für den letzten Jahrzehnten ein Fokus datInnen zu finden. Die Gründe soziale Kompetenzen, Einbezie- auf den Ausbau der fachärztlichen dafür sind vielfältig. Der Nach- hung von Vorerfahrungen, z.B. Versorgung gelegt, jetzt ist es wieder wuchsmangel bei den Hausärz- pflegerische Ausbildung/Tätig- an der Zeit, den Fokus auf die Wei- tInnen fängt in der Ausbildung keit oder ehrenamtliche Tätigkeit terentwicklung der Allgemeinmedi- an: Von der rigiden und wenig im Gesundheitsbereich, und End- zin zu lenken. Davon profitieren alle hausarztfreundlichen Zulassung auswahl mit geblindeter Jury aus Versicherten, besonders jene in den zum Medizinstudium über die aktuell tätigen Allgemeinmedizi- ländlichen Regionen. fehlende praktische Ausbildung nerInnen soll die beste Auswahl direkt im niedergelassenen Be- getroffen werden. Die StudentIn- Die Primärversorgung umfasst die reich bis zu früh einsetzenden nen verpflichten sich dafür, nach Allgemeinmedizin gemeinsam mit Spezialisierungen, die die Wahl dem abgeschlossenen Studium den therapeutischen Gesundheits- einer fachärztlichen Ausbildung für einen bestimmten Zeitraum berufen, der Pflege, der Sozialarbeit fördern. im öffentlichen Gesundheitssys- und sorgt dafür, dass zwischen Ge- tem, vorrangig als HausärztInnen sundheits- und Sozialbereich keine Wir wollen deshalb den Hausärz- in unterversorgten Regionen, zu Lücken entstehen. Der Fortschritt in tInnen-Nachwuchs sichern und arbeiten. In Deutschland ist die- der hausärztlichen Versorgung für eine neue Ausbildung zum/zur ses Modell schon als „Landarzt- 4 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
8 Handlungsfelder 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung quote“ erfolgreich im Laufen und Möglichkeiten in den Bundes- Pflege, Sozialarbeit, Psychologie, der Andrang seitens der Studen- ländern sind: Anstellung von Physiotherapie, Diätologie und tInnen groß. Wir laden den Ge- ÄrztInnen bei ÄrztInnen, Grup- anderen Gesundheitsberufen. sundheits- und den Bildungs- penpraxen-Verträge, Jobsharing- Diese Zusammenarbeitsformen minister ein, sich dieses Konzept Modelle (z.B. saisonales Jobsha- bringen für die Versicherten ver- aus Deutschland gemeinsam mit ring), Möglichkeit von geteilten besserte Öffnungszeiten und eine uns genauer anzusehen und für Stellen, erweiterte Stellvertretun- qualitativ hochwertige Versor- Österreich zu adaptieren. gen, Primärversorgungs-Netz- gung – und das sind die Haupt- werke und Zentren. Diese Maß- wünsche der Versicherten. Hier Für die StudentInnen muss nahmen sind auch ein Angebot gibt es bereits sehr attraktive An- eine ausreichende Zahl an an die WahlärztInnen, in das gebote der Sozialversicherung, Ausbildungsplätzen in den öffentliche System einzusteigen die in allen Bundesländern ge- Krankenanstalten bzw. bei Allge- und versorgungswirksamer zu meinsam mit den Ärztekammern meinmedizinerInnen gewährleis- werden. für die angehenden PVE umge- tet werden. setzt werden sollen. Es soll flächendeckend auch 2. Mehr Teamwork und bessere das Angebot von Übergabe- Parallel dazu ist eine Aufwer- Arbeitsbedingungen fördern praxen geben, die absehbare, tung der gehobenen Pflege und kommende Pensionierungen ein verstärkter Einsatz anderer Nur wenn die Arbeitsbedingun- abfedern und einen Wissens- Gesundheitsberufe umzusetzen, gen passen, werden sich junge transfer in der parallelen Ver- wobei auch eigene Vertragspart- MedizinerInnen auf die Über- tragszeit mit dem jungen Arzt/ ner-Lösungen mit Pflegekräften nahme von Hausarztstellen ein- der jungen Ärztin gewährleis- ermöglicht werden sollten. Das lassen. Hier wurde schon vieles ten. Eventuell kann diese Form betrifft insbesondere Tätigkei- verbessert, was in der Kompetenz durch ein strukturiertes Mento- ten, die schon bisher in bewähr- der ÖGK liegt; zweifellos kann ring-Programm zwischen dem ter Weise von der Pflege durch- noch mehr getan werden. Um erfahrenen Vertragspartner und geführt wurden. So können sich für die heutige neue ÄrztInnen- dem Jung-Vertragspartner noch ÄrztInnen mehr Zeit für Patient- generation attraktive Arbeitsbe- weiter gestärkt werden. Zentral Innen nehmen und sich auf ihre dingungen anbieten zu können, für junge ÄrztInnen ist neben Kernaufgaben konzentrieren. müssen die Möglichkeiten der dem Austausch mit anderen Weiters können Wartezeiten re- vertraglichen Zusammenarbeits- ÄrztInnen die Zusammenarbeit duziert werden. formen, die von der ÖGK stan- mit anderen Gesundheitsberu- dardmäßig in allen Bundeslän- fen und damit eine moderne 3. Moderne pauschalere Honorie- dern angeboten werden, noch Arbeitsteilung. Die vielzitierten rung einführen und Qualitäts- weiter ausgebaut werden. Es gibt Primärversorgungseinrichtungen system fixieren jetzt schon in den Bundesländern (PVE) müssen durch verbesserte unterschiedliche gute Formen, Rahmenbedingungen attraktiver Die Bezahlung ist immer ein die jetzt in allen Regionen mit werden. Dies betrifft die Hono- wichtiger Punkt für die Attrak- geringen Hürden zugänglich ge- rierung ebenso wie gesellschafts- tivität einer Stelle. Derzeit ha- macht werden sollen. Beispiele rechtliche Regelungen und die ben wir neun unterschiedliche bestehender Zusammenarbeits- Einbindungsmöglichkeiten von Ärzteverträge. In der Coronakri- ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 5
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung se haben wir gesehen, dass die der/die dies braucht, vor allem, die Chance eines neuen einheit- Abhängigkeit der ÄrztInnen in wenn die Pauschalen z.B. nach lichen Leistungskataloges/Ver- den Ordinationen von der Men- Alter und chronischer Erkran- sorgungsauftrages aber nicht nur ge der PatientInnen und der An- kung gestaffelt werden. für eine Vereinheitlichung der zahl an erbrachten Leistungen Leistungen, sondern für einen sehr groß ist. Diese Abhängigkeit ^ Das moderne Honorierungssys- echten Innovationsschub nut- der Honorierung von der Men- tem soll Anreize für junge Ärz- zen. Im Zuge der Verhandlungen genausweitung hat auch in den tInnen setzen, eine Kassenstel- über den neuen Leistungskata- Normalzeiten negative Auswir- le zu übernehmen und Vorteile log sollen auch die Services für kungen sowohl für unsere Versi- für die Versicherten bringen, für die Versicherten durch die Ver- cherten als auch für die Vertrags- die eine qualitativ hochwertige tragspartnerInnen den Anfor- ärztInnen: Die VertragsärztInnen Versorgung gesichert ist. Die derungen und Standards des 21. sind bei einem Vergütungssys- neuen Honorierungs-Modelle, die Jahrhunderts angepasst werden: tem nach Einzelleistungen fast auch bürokratische Belastungen Das betrifft Mindestöffnungszei- „gezwungen“, möglichst viele weitgehend abbauen bzw. re- ten, Abdeckung der Randzeiten, Leistungen zu erbringen, um ein duzieren, sollen gemeinsam mit Terminmanagement, Zusammen- angemessenes Einkommen zu er- den ÄrztInnen entwickelt und arbeitsformen, Erfassung von zielen (Stichwort „Hamsterrad“), in Form eines neuen Gesamtver- Wartezeiten, Qualitätssicherung, die PatientInnen bekommen viele trags umgesetzt werden. Beglei- Diagnosecodierung nach ICPC2, Einzelleistungen, aber nicht die tend dazu ist ein wirksames und laufende Evaluierung der Versor- Zeit, die sie sich vom Vertrags- unabhängiges Qualitätsmonito- gungsqualität, hochwertige Be- arzt/der Vertragsärztin erwarten. ring zu schaffen. treuung chronisch Kranker, mehr Flexibilität und Agilität in der re- Wir wollen durch eine Moder- Neben der pauschaleren Ho- gionalen und inhaltlichen Anpas- nisierung der Honorierung der norierung soll es, wie vom Ge- sung der Versorgung an den sich selbständigen Vertragspartne- setzgeber vorgesehen, einen ändernden Bedarf, Zurückdrän- rInnen eine Verbesserung der einheitlichen Leistungskatalog gung des „kassenfreien Raums“. Qualität der Versorgung schaf- für ganz Österreich geben. Die fen. Vor allem die kontinuierliche ArbeitnehmerInnenkurie strebt Darüber hinaus bleibt das Prob- Betreuung von chronisch kran- dabei selbstverständlich in der lem, dass es nach wie vor unter- ken Versicherten könnte durch ÖGK einen einheitlichen Leis- schiedliche Leistungen und Ho- eine pauschale Abgeltung von tungskatalog als Basis für ver- norare zwischen der ÖGK und den Betreuungspaketen einen quali- bindliche Versorgungsaufträge anderen Krankenversicherungs- tativen Quantensprung machen der VertragsärztInnen an. Dieser trägern gibt. Perspektivisch muss und gleichzeitig krisenfest ge- soll die für die Versicherten bes- es auch zwischen den verbleiben- macht werden. Ein Ausbau von ten Elemente der bisherigen neun den KV-TrägerInnen eine Anglei- pauschalierten Honorierungs- Leistungskataloge übernehmen chung der Leistungen geben. modellen würde dazu beitragen, und zu einem österreichweit ein- dass mehr Zeit für den Patienten/ heitlichen und verbesserten Leis- Die Corona-Zeit hat gezeigt, die Patientin zur Verfügung steht, tungsniveau führen. Wir wollen dass manche Abläufe in den 6 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
8 Handlungsfelder 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung Kassenordinationen angepasst soll ein Einschreibemodell als den, auch wenn sich durch die werden mussten, was von unse- Pilotprojekt entwickelt wer- Kassenfusion viele Projektum- ren VertragspartnerInnen kons- den, in dem sich der Patient/ setzungen stark verzögert haben. truktiv angegangen wurde. die Patientin freiwillig und ohne Primärversorgungseinheiten und Um diese Qualitätsanpassungen Sanktionen verpflichtet, für ei- –Netzwerke in allen Bundeslän- langfristig für die Versicherten nen bestimmten Zeitraum (mind. dern schaffen innovative Zusam- zu sichern, zu festigen und aus- 6 Monate) bei einem medizini- menarbeitsformen aller Gesund- zubauen, sollte gemeinsam mit schen Problem immer zu aller- heitsberufe, die als Sachleistung der Umstellung der Honorierung erst den Allgemeinmediziner/die für die Versicherten zugänglich auf stärkere pauschale Anteile Allgemeinmedizinerin aufzusu- sind. Die in der Bundesziel- ein umfassendes Qualitätssystem chen und die Versorgungsebene steuerung beschlossenen Ziel- integriert werden. So kann im (Facharzt/Fachärztin, Spitalsam- setzungen müssen ins Zentrum niedergelassenen Bereich der In- bulanz…) nur auf Empfehlung der Bemühungen rücken und novationsschub der letzten Mo- des Allgemeinmediziners/der der zuständige Fachbereich muss nate beibehalten werden. Zu den Allgemeinmedizinerin zu wech- mit genügend Personal ausge- wichtigsten Qualitätsansprüchen seln (Ausnahme natürlich bei stattet werden, damit dieses Feld der Versicherten zählen das ver- Notfällen). Das bringt auch für intensiv bespielt werden kann. besserte Terminmanagement für die PatientInnen mehr Versor- Es geht hier um klassische Be- kürzere Wartezeiten, ein an das gungsqualität, kürzere Warte- werbung, Gesprächsführung mit Infektionsgeschehen angepass- zeiten und eine effizientere Be- potentiell interessierten ÄrztIn- tes Ordinations- und PatientIn- handlung. Natürlich muss bei nen, Vortragstätigkeit, gemein- nenmanagement, Beibehaltung dem Einschreibemodell die Ver- same Projektvorbereitung und der sicheren telemedizinischen sorgungsqualität im niedergelas- -umsetzung. In der Aufbauphase Möglichkeiten inklusive IT-Si- senen Bereich als Voraussetzung braucht es eine verstärkte Ser- cherheitskonzept für die Ver- gegeben sein, es in jeder Versor- viceorientierung hinsichtlich der sicherten. Eine auch in Krisen- gungsebene für den Patienten/ neuen VertragspartnerInnen, die zeiten gesicherte Betreuung für die Patientin Wahlfreiheit der sich in die Pionierrolle begeben. Risikogruppen, besonders chro- behandelnden ÄrztInnen geben Fragen der Finanzierung müssen nisch Kranke, sollte mittels Di- und eine Versorgung im zumut- gemeinsam mit den Bundeslän- seasemanagementprogrammen baren (örtlichen) Umfeld sicher- dern gelöst werden, wie das in (DMP) als Standard in den Kas- gestellt sein. der 15a-Vereinbarung festge- senordinationen Einzug halten. schrieben ist. Beim Aufbau des umfassenden 4. Fokussierung auf Ausbau der Qualitätssystems sollten jeden- Primärversorgung und haus- Mit starker Unterstützung der falls internationale Best-Prac- ärztlichen Versorgung Stadt Wien konnte für die Bun- tice-Modelle innovativ adaptiert deshauptstadt beispielsweise werden Die Modernisierung der Pri- ein abgestufter Rollout-Plan mit märversorgung in der regiona- Ausschreibung von insgesamt Um eine noch bessere Arzt-Pa- len hausärztlichen Versorgung 36 Primärversorgungseinhei- tientenbeziehung zu fördern, muss weiter ausgerollt wer- ten bis 2025 fixiert werden. ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 7
8 Handlungsfelder 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung 1. Ärztliche und unterstützende Versorgung 5. Gestärkte Versorgungssicher- Krankenhaus und die niederge- werden. Ähnlich wie in Deutsch- heit durch All-in bei den Kran- lassenen VertragsärztInnen) auf. land muss bei so einem System kenkassenverträgen durchset- Die wahlärztlichen Ressourcen sichergestellt werden, dass es zen fehlen nämlich sowohl bei den eine regional zielführende Ver- Diensten im Krankenhaus als sorgungsplanung gibt. Ein Teil Derzeit ist es für ÄrztInnen auch bei extramuralen Stellen- der Mehrkosten, die durch eine möglich, nur mit einzelnen besetzungen. solche Ausweitung der vertrags- Krankenkassen einen Einzel- ärztlichen Versorgung zwangs- vertrag abzuschließen. Oft Es braucht daher eine mit dem läufig anfallen, könnte durch werden diese vertraglichen Ver- Bund und den Ländern abge- wegfallende Ausgaben im Be- bindungen selektiv nur mit den stimmte „Wahlarztstrategie“, reich der Kostenerstattung ge- „kleinen, reichen“ Kassen mit die das Sachleistungssystem genfinanziert werden. In dieser höheren Tarifen abgeschlossen. stärkt bzw. seine Aushöhlung Konstellation werden mehr ärzt- Oder der/die ÄrztIn schließt mit durch (nicht versorgungswirk- liche Ressourcen für die Ver- allen Kassen einen Einzelver- same) WahlärztInnen verhindert. sicherten versorgungswirksam. trag ab und kündigt nach einer Grundsätzlich kommen dafür Für Regionen, die trotzdem unter bestimmten Zeit nur den Ver- zwei Stoßrichtungen in Frage, einem Versorgungs-Soll-Wert bei trag mit der ÖGK. Aufgrund der die beide einer gesetzlichen Än- der Ärzteversorgung liegen, soll Stellenplan-Konstruktion kann derung bedürfen: es spezielle Fördermaßnahmen in der Folge nur ein Vertrag für geben. die ÖGK-PatientInnen ausge- Möglichkeit A) schrieben werden, was jedoch im Es wird - ähnlich wie in Deutsch- Möglichkeit B) Vergleich zu einer All-in-Kassen- land - ein prinzipieller Anspruch ÄrztInnen, die als WahlärztIn- stelle finanziell unattraktiver ist. eines Arztes/einer Ärztin auf nen mit Kostenerstattung für Deshalb sollen die Möglichkeiten einen Kassenvertrag eingeräumt, ihre PatientInnen tätig sein wol- für selektive Vertragsabschlüs- sodass sich das Sachleistungs- len, sollen in Zukunft bestimmte, se oder -kündigungen im Sinne angebot im niedergelassenen vorweg definierte Pflichten über- der Versorgungssicherheit für die Bereich erheblich erhöht und nehmen (z.B. Teilnahme an ein- ÖGK-Versicherten eingeschränkt sich die Inanspruchnahme von gerichteten Bereitschaftsdiens- werden. WahlärztInnen erübrigt bzw. auf ten, Mitwirkung an öffentlichen wenige definierte Fallkonstella- Impfprogrammen, Einhaltung 6. Neuordnung des Wahlarztsys- tionen beschränkt. Ein Arzt/eine von Ökonomiegeboten bei der tems etablieren Ärztin, der/die im niedergelasse- Medikation, elektronische Wei- nen Bereich arbeiten will, kann terleitung der saldierten Hono- Auch wenn WahlärztInnen na- dies - wenn er/sie die für Ver- rarnoten ihrer PatientInnen an türlich weitaus weniger versor- tragsärztInnen geltenden Bedin- die Kassen, wenn die PatientIn- gungswirksam sind als Vertrags- gungen erfüllt (Versorgungsauf- nen das wünschen, usw.). Sind ärztInnen, so wirft die ständig trag qualitativ und quantitativ, sie dazu nicht bereit, können sie steigende Anzahl an Wahlärz- Qualitätsansprüche, Akzeptanz im niedergelassenen Bereich nur tInnen Fragen zur Wirksam- der Vertragstarife usw.) - dann als PrivatärztInnen (also ohne keit des niederschwelligen grundsätzlich als Vertragsarzt/ Kostenerstattung für ihre Pati- Sachleistungssystems (ver- ärztin tun; will er das nicht, kann entInnen) tätig werden. körpert durch die ÄrztInnen im er nur als Privatarzt/ärztin tätig ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 9
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 2. Versorgung mit Medikamenten, Impfungen Die Zuständigkeiten und die Fi- schwierigkeiten gibt, verboten wer- Österreich bislang extrem stief- nanzierung sind bei der Versor- den. mütterlich behandelt worden. Es gung mit Medikamenten, Impfun- gibt kaum klare Zuständigkeiten, gen und Heilbehelfen sehr stark Handlungsfelder bis 2025 keine tragfähigen Finanzierungs- zersplittert und segmentiert. Das lösungen, und schon gar keine darf für die Versicherten keine 1. Impfprogramme österreichweit österreichweit einheitlichen An- Nachteile in der Versorgungsqua- gemeinsam organisieren und gebote. Anstelle flächendecken- lität bringen. finanzieren der Impfprogramme bestehen meist nur Empfehlungskataloge Die Versorgungssicherheit mit Me- Impfungen sind keine gesetz- – die empfohlenen Impfungen dikamenten ist durch geeignete lichen Leistungen der Kran- müssen sich die Menschen in der Maßnahmen der Bundesregierung kenversicherung, sondern Folge oft sehr teuer und müh- und der Europäischen Union sicher- eine staatliche Maßnahme sam als Privatleistungen besor- zustellen. der öffentlichen Gesundheits- gen. Kaum verwunderlich, dass vorsorge. Derzeit gibt es in so kein wirksamer Gesundheits- Eine zu begrüßende Rückführung Österreich ein für die Versicher- schutz für die Bevölkerung ent- der Produktion von Medikamenten, ten kostenloses Kinder-Impfpro- steht. Impfstoffen und Wirkstoffen nach gramm (das von Bund, Ländern Europa darf sich aber nicht auf den und Sozialversicherung gemein- Hohe Impfquoten, so zeigt der Medikamentenpreis für die Versi- sam finanziert wird). Alle ande- internationale Vergleich, lassen cherten auswirken. Die Ansiedelung ren Vorsorge-Impfungen sind im sich mit einem niederschwelligen und der Betrieb von Arzneimittel- Wesentlichen privat zu finanzie- Zugang und flächendeckenden, produktion in Österreich soll durch ren, in manchen Fällen gibt es möglichst kostenlosen Impfpro- entsprechende Wirtschafts- und Zuschüsse der Länder oder der grammen erreichen. Maßnah- Forschungsförderungsprogramme Krankenversicherungen. Diese men-Empfehlungen für Verbes- erreicht werden, wodurch eine Ab- Situation ist generell nicht op- serungen hierzu liegen schon seit wälzung der teureren Produktions- timal, eine Modernisierung des Jahren seitens der Gesundheit kosten auf die Versicherten verhin- Impfwesens ist dringend nötig. Österreich GmbH (GÖG) vor. dert wird. Österreich weist im europäi- Laut einer Umfrage des Öster- Die Umstellung von Markenver- schen Vergleich durchwegs sehr reichischen Verbands der Impf- schreibungen hin zu Wirkstoffver- niedrige Durchimpfungsraten stoffhersteller (ÖVIH) haben sich schreibungen würde zudem die Fle- in gesundheitspolitisch zent- im letzten Jahr gerade einmal xibilität bei Versorgungsengpässen ralen Themenstellungen aus. 20 % der Menschen gegen Grip- bei bestimmten Herstellern erhöhen Unser Land liegt bei den Impf- pe impfen lassen. Die niedrige und der Patient/die Patientin könnte quoten laut OECD-Vergleichen Impfquote in Österreich bringt immer mit dem für ihn/sie notwen- sowohl bei den Diphterie- und gesundheitliche und volkswirt- digen Wirkstoff versorgt werden. Tetanus- als auch bei den Influ- schaftliche Schäden mit sich. enza-Impfungen teilweise weit Durch eine Impfung können To- Grauexporte und -importe müssen hinter vergleichbaren Ländern desfälle, Krankenhausaufenthalte zumindest für Medikamente, für die zurück. Ein wesentlicher Grund und damit verbundene Arbeits- es am österreichischen Markt Liefer- dafür: Das Thema Impfen ist in unfähigkeiten verhindert wer- 10 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
8 Handlungsfelder 2. Versorgung mit Medikamenten, Impfungen und Heilbehelfen und Heilbehelfen den. Impfungen sind eine der gen zum Berufsrecht, erforder- Arbeitnehmer, die im Rahmen wirksamsten Gesundheitsmaß- lich. Darüber hinaus braucht es der Pandemie gezeigt haben, nahmen, wenn es darum geht, eine klare Finanzierungslösung wie wenig in diesem Land ohne den Menschen mehr gesunde Le- – wobei jedem in evidenzbasierte sie geht: Von den KollegInnen bensjahre zu bieten und bleiben- Impfungen investierten Euro ein im Lebensmittelhandel über die de Gesundheitsschäden zu ver- vielfacher volkswirtschaftlicher Pflege bis hin zur Post und dem meiden. Nutzen gegenübersteht. Selbst- Reinigungspersonal. verständlich muss ein öffentli- Öffentliche Impfprogramme ches Impfprogramm höchsten Kurzfristig fordert die Arbeitneh- fallen in die Zuständigkeit der wissenschaftlichen Ansprüchen merInnenkurie eine Neu-Orga- öffentlichen Gesundheitsbe- genügen: Ein hochrangiges und nisation der Influenza-Impfung. hörden, also Bund und Län- interdisziplinäres ExpertInnen- Diese Impfung muss österreich- der. Die Krankenversicherung gremium soll die konkreten, vom weit für Risikogruppen kostenlos hat bislang keinen gesetzlichen Programm umfassten Impfange- oder mit einem äußerst geringen Auftrag in diesem Themenfeld, bote festlegen, Sicherheit, Wirk- Selbstbehalt angeboten werden. das ASVG sieht Impfungen nicht samkeit, gesundheitskompetente Als Risikogruppen gelten me- als Kassenleistungen. Die bisheri- Aufklärung usw. begleiten. dizinisch gesehen Menschen ab ge Geschichte, aber insbesondere 50 sowie viele chronisch Kranke. die COVID 19-Pandemie haben Um die Voraussetzungen für Fünf Bundesländer (Wien, NÖ, gezeigt: Es braucht eine zentrale, die Übernahme des Nationalen OÖ, Ktn., Sbg.) haben Modelle, starke Institution, die sich dieses Impfplans in das Leistungsport- bei denen die Influenza-Impfung Themas annimmt und für die Be- folio der ÖGK zu schaffen, muss über die ÖGK für definierte Ri- völkerung ein umfassendes Impf- der Bund die ÖGK dafür mit sikogruppen, teilweise mit einem programm zur Verfügung stellt: den entsprechenden Geldmitteln Selbstbehalt, finanziert wird. Mit kostenlosen, einfach zu nut- ausstatten. Dazu soll es Gesprä- zenden Impfangeboten, mit An- che mit Bund und Ländern ge- 2. Medikamente gemeinsam güns- bindung an den e-Impfpass und ben, spätestens im Rahmen der tig einkaufen und am „Best Services wie Erinnerungs-Nach- nächsten 15a-Verhandlungen, Point of Service“ abgeben richten zur Auffrischung oder um zentrale Impfprogramme v.a. zum Nachholen verpasster Impf- für Risikogruppen öffentlich und Durch die zumindest 10 unter- termine. gemeinsam zu finanzieren. schiedlichen öffentlichen Stellen, die Medikamente einkaufen und Diese Rolle soll die soziale Kran- Impfen darf in Österreich bezahlen (9 Krankenanstaltenge- kenversicherung, insbesondere nicht weiter eine Frage des sellschaften und die SV) kommt die ÖGK, wahrnehmen. Dafür Einkommens sein, im Gegen- es mutmaßlich zu finanziellen braucht es aber ein dauerhaftes teil: Alle Menschen in Öster- Nachteilen im Gesamtsystem. Modell mit einem klaren gesetz- reich sollen Anspruch auf einen So kommt es bei teuren Medika- lichen Auftrag, klaren Zustän- zeitgemäßen Gesundheitsschutz menten im Spital zu hohen Ra- digkeiten und einer bundeswei- nach internationalen medizi- battierungen, die dann der nie- ten Steuerung. Zudem ist die nischen Standards haben. Und dergelassene Bereich, also die Schaffung rechtlicher Rahmen- ganz besonderen Schutz ver- Sozialversicherung, wieder aus- bedingungen, wie z.B. Regelun- dienen Arbeitnehmerinnen und gleichen muss. ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 11
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 2. Versorgung mit Medikamenten, Impfungen Durch gemeinsame große Ein- Kostengründen von der Spitals- tionen, wobei nicht jede davon käufe können gute günstige versorgung in die niedergelas- auch problematisch sein muss. Im Preise flächendeckend realisiert sene Versorgung und umgekehrt aktuellen Monitoring-Bericht der werden, die bisherigen Nachteile verschoben werden. In Zukunft Zielsteuerung ist ersichtlich, dass vermieden werden und die Ver- könnten diese Entscheidungen viele Menschen (203 je 1000 Ver- sorgungsplanung mit Medika- dann ausschließlich nach medi- sicherte ab 70 Jahren) eine große menten besser gesteuert werden. zinischen und wissenschaftlichen Menge an Medikamenten neben- Wir können stolz darauf sein, in Kriterien erfolgen. einander einnehmen müssen. Ge- einem Land zu leben, in dem wir rade bei Menschen mit mehreren uns eine (einmalig nötige) medi- 3. Mehr Lebensqualität durch ei- Krankheiten und vielen unter- kamentöse Behandlung, die rund nen besseren Blick auf die be- schiedlichen behandelnden Ärz- 2 Mio. Euro kostet, für ein 4 Mo- nötigten Medikamente tInnen ist die Übersichtlichkeit nate altes Kind mit einer seltenen derzeit gering und die Problem- Erkrankung leisten können. Wir Bei Medikamenten gilt oft: lage groß. Wenn die Zusammen- hoffen, dass derartige, oft gene- „Weniger ist mehr“, besonders, setzung der Medikamentenlisten tisch bedingte, Erkrankungen in wenn man regelmäßig mehr als 5 über die bekannten Wechselwir- Zukunft vermehrt heilbar sind. Medikamente nebeneinander ein- kungen regelmäßig überprüft und Wir müssen diese teuren Behand- nimmt. angepasst wird, dann können viel lungen aber auch langfristig fi- mehr Lebensqualität besonders nanzieren können. Nach aktuellen Studien gibt es für unsere älteren Versicherten ab 10 verschiedenen Wirkstoffen erreicht und unerwünschte Arz- Der große Vorteil für die Patient- eine 90-prozentige Wahrschein- neimittelinteraktionen verhindert Innen ist, dass sie nicht mehr aus lichkeit von Arzneimittelinterak- werden. JETZT in unsere it Gesundh- e inves tieren! 12 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
8 Handlungsfelder 2. Versorgung mit Medikamenten, Impfungen und Heilbehelfen und Heilbehelfen Das Pilotprojekt „Polypharma- E-Medikation Voraussetzung. teilt. Durch diese zersplitterten zieboard“ in Kärnten hat klar ge- In diesem Zusammenhang ist Zuständigkeiten werden Patient- zeigt, dass es einen großen Hand- auch darauf hinzuweisen, dass es Innen oft im Kreis geschickt und lungsbedarf in diesem Bereich nicht von Rabatten oder Sponso- haben oft einen langen Leidens- gibt. So wurden bei 274 patien- rings abhängen darf, welches Me- weg hinter sich, bis sie zu den tenbezogenen Medikationsanaly- dikament verschrieben wird. In notwendigen Hilfsmitteln und sen im Schnitt 7 arzneimittelbe- Österreich werden nur 18,5 % der Heilbehelfen wie Pflegebetten, zogene Probleme pro Patienten/ Zahlungen durch die Pharmain- Badelifter, orthopädischen Hilfs- Patientin entdeckt. Dabei gab es dustrie an die ÄrztInnen mit na- mitteln usw. kommen. die meisten Probleme im Zusam- mentlicher Nennung offengelegt, menhang mit Indikationen (Arz- es besteht hier gesetzlich nur eine Wir wollen mit den anderen neimittel für Indikation ungeeig- freiwillige Selbstverpflichtung. AkteurInnen in Gespräche ein- net oder kein Arzneimittel trotz Genau in diesem sensiblen Be- treten, um eine One-Stop-Lö- klarer Indikation), in vielen Fällen reich braucht es aber größtmög- sung für die Versicherten zu aber auch Über- oder Unterdosie- liche Transparenz. Sinnvoll wäre schaffen. In einigen Bundeslän- rungen. Im Mittel konnten die daher eine gesetzliche Verpflich- dern gibt es schon Projekte, die Medikamente pro PatientIn von tung zur namentlichen Offenle- eine gemeinsame Abgabe vor- 13 auf 11 reduziert werden. Es gung der Zahlungen und damit sehen. Diese Modelle wollen wir wird daher der bundesweite Ein- potentieller Interessenskonflikte. adaptieren und flächendeckend satz von Polypharmazieboards im Die Regelung soll auch den Emp- im Sinne unserer Versicherten stationären Bereich gefordert. In fang von geldwerten Leistungen ausrollen. Wir sind mit dieser Alters- und Pflegeheimen sollen (z.B. bezahlte Kongressreisen u.ä.) Forderung nicht allein. Die ge- Projekte wie „Gemed“ flächende- umfassen. meinsame Abgabe wurde bereits ckend umgesetzt werden. in diversen Regierungsprogram- Insgesamt wollen wir die Poly- men mehrfach gefordert, aber nie Im niedergelassenen Bereich pharmazie reduzieren, die Poly- umgesetzt. sollten die vorhandenen tech- quote verbessern und Projekte nischen Lösungen genutzt wie „Gemed“ in Heimen umset- Durch die Effizienzsteigerungen werden, wobei ab Einnahme zen. Die E-Medikation soll lü- bei der gemeinsamen Abgabe soll von über 5 Medikamenten ein ckenlos ausgebaut und für die in ausgewählten Bereichen eine automatischer Warnhinweis bei Polypharmazie (Kontraindikatio- Senkung der Kostenbeteiligungen den behandelnden ÄrztInnen nen) adaptiert werden. erfolgen, da auch nach der er- und in Apotheken dazu führen folgten Leistungsharmonisierung soll, dass die Medikation über- 4. Gemeinsame Abgabe von Heil- die Unterschiede hier teilweise prüft wird und die PatientInnen behelfen organisieren und Kos- noch sehr hoch sind. Selbstbehal- ein Beratungsgespräch zu ihrer tenbeteiligungen senken te sind oft ein Hemmnis für wirt- Medikation als Leistung in An- schaftlich schwache Personen, spruch nehmen können. Bekann- Die Abgabe von Heilbehelfen und sich unbedingt nötige Hilfsmittel te Wechselwirkungen von Medi- Hilfsmitteln ist derzeit über viele anzuschaffen. Dadurch können kamenten können mittels eines Institutionen wie Land, Pensions- auch hohe Zusatzkosten im Sys- Algorithmus automatisch erkannt versicherung, Sozialministerium tem entstehen. werden. Hierfür ist die lückenlose und Krankenversicherung ver- ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 13
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 3. Therapeutische Versorgung durch diplomier JETZT in unsere it Gesundh- e inves tieren! Die therapeutischen Leistungen tegrierte Versorgungsmodelle sind te Kontingente mit teilweise ri- sind wesentliche Bereiche der die Zukunft. Dabei helfen außer- giden Zugangsbeschränkungen. medizinischen Versorgung. halb der Spitäler, beispielsweise in Wie eine aktuelle Studie der der Versorgung psychisch kranker Universität Krems zeigt, sind in Im Unterschied zu ärztlicher Be- Menschen, alle Berufsgruppen (All- der Coronazeit die psychischen handlung ist der Zugang zu kas- gemeinmedizin, Psychiatrie, Psy- Belastungen, vor allem depres- senfinanzierten Therapien – egal, chologie, PsychotherapeutInnen sive und Angst-Symptome, an- ob Psychotherapie, Physiotherapie, und Pflegekräfte) zusammen, um gestiegen. Deshalb muss genau Logopädie oder Ergotherapie – oft PatientInnen optimal zu betreuen jetzt bei der Psychotherapie der schwierig und je nach Bundesland und Spitalsaufenthalte zu minimie- nächste Schritt erfolgen, den Zu- trotz Kassenfusion sehr unterschied- ren. gang zur Leistung zu öffnen und lich geregelt. Für die Versicherten die Therapie auf Kassenkosten ist die psychotherapeutische Ver- Handlungsfelder bis 2025 flächendeckend für unsere Ver- sorgung auf Kassenkosten in jedem sicherten zu etablieren. Ziel ist, Bundesland unterschiedlich stark 1. Psychotherapie auf Kassen- dass ca. 1,23 % der Anspruchs- ausgebaut und in manchen Bundes- kosten ausbauen und Zugang berechtigten mit Psychotherapie ländern gibt es lange Wartezeiten vereinfachen auf Kassenkosten erreicht wer- und geringe kassenfinanzierte Ver- den. Dieser Ausbau soll auf Ba- sorgungskontingente. In der psychotherapeutischen sis bestehender Modelle erfolgen, Versorgung gibt es für unsere mit einem starken Fokus auf die Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Versicherten derzeit noch keine Steuerung und Priorisierung für anderen therapeutischen Behand- flächendeckende Sachleistungs- die PatientInnen. Ein österrei- lungen. Auch bei Physio- und Ergo- versorgung. Psychische Erkran- chisches Best-Practice-Modell therapie sowie Logopädie gestaltet kungen haben in der Versorgung beweist, dass mit den aktuellen sich der Zugang für die ÖGK-Ver- immer noch nicht den Status Vertragspartner-Lösungen gute sicherten zu den Leistungen sehr einer „normalen“ Krankheit, die Modelle umsetzbar sind. Mit dem unterschiedlich, je nachdem, in therapeutisch behandelt werden Salzburger Modell, das beispiel- welchem Bundesland sie leben. In- muss. Es gibt stark eingeschränk- gebend für einen Ausbau auf ös- 14 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
8 Handlungsfelder 3. Therapeutische Versorgung durch diplomierte Gesundheitsberufe te Gesundheitsberufe terreichischer Ebene ist, werden Hier kann viel Leid bei unseren Wir wollen deshalb einen glei- schon heute ca. 1,23 % der An- Versicherten verhindert werden. chen Zugang zu allen Therapie- spruchsberechtigten auf Kassen- Jetzt gilt es innerhalb von drei leistungen wie Ergotherapie, Lo- kosten versorgt. Jahren die Umsetzung zu schaf- gopädie, Physiotherapie, in ganz fen. Österreich schaffen und eine Für einen verbesserten Zugang flächendeckende Sachleistungs- zu Therapien sollen außerdem in Für eine allgemeine Verbesse- versorgung aufbauen. Im Be- ganz Österreich wirksame Maß- rung der psychosozialen Ver- reich der Ergotherapie wurde mit nahmen gesetzt werden, z.B. sorgung der Menschen ist es Wirksamkeit 1.4.2021 bereits ein Clearingstellen als kundenorien- darüber hinaus notwendig, alle bundeseinheitlicher Rahmenver- tierte Andockmöglichkeit für die Berufsgruppen, die sich um trag mit einem österreichweiten PatientInnen geschaffen werden. das Thema psychosoziale Ver- Stellenplan abgeschlossen, der Mit der Förderung von Clearing- sorgung kümmern, in die Versor- zu einer Ausweitung der ergo- stellen, die es bereits in einzelnen gung mit aufzunehmen. Psycho- therapeutischen Sachleistungs- Bundesländern gibt, wird es für logInnen müssen die Versorgung versorgung führen wird. die PatientInnen leichter, den/die ergänzen bzw. in Teilbereichen richtige/n Psychotherapeuten/in übernehmen (wozu es allerdings Einheitliche vertragliche Ver- für die eigenen Bedürfnisse zu noch eine gesetzliche Regelung einbarungen sollen aber auch finden. Da es bei der Psychothe- braucht). Außerdem brauchen wir mit Hebammen, Physiothera- rapie um ein besonderes Vertrau- gerade für Kinder und Jugend- peutInnen, LogopädInnen ensverhältnis geht, muss neben liche ein flächendeckendes Netz zügig in ganz Österreich mit der Verfügbarkeit auch die Spe- an Kinder- und Jugendpsychia- gleichen Planungsvorgaben in zialisierung des/der Therapeuten/ terInnen sowie multidisziplinäre allen Bundesländern realisiert in zum Krankheitsbild passen. psychosoziale Versorgungszen- werden. Die aktuelle Situation, tren. AllgemeinmedizinerInnen dass es in manchen Bundeslän- Im Dezember 2020 wurden auf mit Psy-Diplom (Psychotherapie- dern bei bestimmten Berufsgrup- Drängen der Arbeitnehmer- ausbildung für ÄrztInnen) ergän- pen gar keine Sachleistungsver- VertreterInnen das Salzburger zen das Angebot bereits jetzt. sorgung gibt, ist nicht akzeptabel. Modell (mit einfacherem An- Bei diesen Vereinheitlichungen tragssystem) und die Clea- 2. Flächendeckende Sachleis- ist weiterhin eine möglichst ver- ringstellen im Verwaltungsrat tung bei therapeutischen Leis- sichertenfreundliche Lösung zu beschlossen. Das ergibt einen tungen ausbauen verfolgen, die eine gut ausge- zusätzlichen Aufwand für die prägte Sachleistungsversorgung ÖGK von ca. 15 Mio. Euro pro Unsere Versicherten haben das für alle bringt. Jahr. Dass sich ein Investment in Problem, dass der Zugang zu den die Psychotherapie rechnet, lässt Therapieleistungen in den Bun- Bei diesen Berufsgruppen sollen, sich in einem Rechnungshof-Be- desländern sehr unterschiedlich wie in manchen Bundesländern richt von 2019 nachlesen, der be- ist. Auch in einer Anfrage der bereits üblich, auch Teilzeitver- stätigt, dass mehr Psychotherapie FSG im Verwaltungsrat kommt träge möglich werden, die inner- auf Krankenschein weniger Inva- klar heraus, dass die ÖGK von halb eines Stellenplans erfüllt liditätspensionistInnen aufgrund der Realisierung des gleichen Zu- werden. psychischer Probleme ergibt. gangs noch sehr weit entfernt ist. ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 15
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 4. Versorgungs- und Beratungsqualität International gelten bei chroni- Behandlungsqualität ist das Ge- Menschen und Kindern festzu- schen Erkrankungen strukturierte schlecht, das Einfluss nimmt auf stellen. Die Zahl der Erkrank- Betreuungsprogramme – so ge- die Gesundheit, aber auch auf das ten steigt stetig. Mangels eines nannte Disease Management Pro- Auftreten und den Verlauf von be- bundesweiten Diabetes-Registers gramme (DMP) – als optimal. stimmten Erkrankungen. So können gibt es dennoch keine genauen sich bei Frauen und Männern nicht Daten. Sie gewährleisten mit standardi- nur unterschiedliche Risikofaktoren sierten Behandlungspfaden, vorge- ergeben, sondern auch unterschied- Im Fall von Diabetes Typ 2 kön- gebenen Untersuchungsintervallen, liche Symptome und andere Wirk- nen - im Unterschied zum Typ 1 Behandlungserfolgskontrollen und samkeiten von Medikamenten oder - eine Reihe von Vorsorgemaß- regelmäßigen Kontaktvorgaben ein Behandlungsmethoden. Dabei spie- nahmen getroffen werden, denn engmaschiges Betreuungsnetz für len nicht nur die biologischen Fak- Vorsorge kostet das Gesundheits- den/die Patienten/in. Verschlechte- toren eine Rolle, sondern auch die system weniger als die Diabetes- rungen der Erkrankung können so psychosozialen Einflüsse. Die Be- versorgung und ihre Folgeerkran- besser vermieden werden. rücksichtigung dieser Faktoren ist kungen. Durch Früherkennung, von hoher Bedeutung, um eine best- durch integrierte Therapien sowie Österreich hinkt bei diesen Program- mögliche medizinische Versorgung durch Behandlung und Beglei- men dem internationalen Standard für alle zu gewährleisten: bei der tung der PatientInnen von mul- weit hinterher – das Ergebnis ist, Verschreibung der Heilmittel, bei tidisziplinären Teams wären die dass uns OECD und WHO beschei- der Auswahl der passenden Thera- massiven und systemrelevanten nigen, dass Chroniker nicht beson- pie und vor allem beim Stellen von Folgeerkrankungen und Eingriffe ders gut betreut sind und daher auch Diagnosen, nachdem Beschwerden (z.B. Amputationen, Erblindung früher Verschlechterungen ihres Ge- geschildert wurden. usw.) in vielen Fällen vermeid- sundheitszustands haben, als dies bar. Durch die Amputationen ist notwendig wäre. Dies ist auch wirt- Handlungsfelder bis 2025 das diabetische Fußsyndrom eine schaftlich nicht sinnvoll, da hohe der teuersten Folgeerkrankungen Folgekosten im Gesundheits-, im 1. Chronische Erkrankungen: und es beeinträchtigt die Lebens- Pflege- und im Sozialwesen zu ver- Strukturierte Betreuungspro- qualität der Betroffenen in einem zeichnen sind. Insgesamt ist es not- gramme und spezialisierte Be- erschreckenden Ausmaß. Ein nie- wendig, die Versorgungs- und Be- handlungszentren aufbauen derschwelliger Zugang und eine ratungsqualität innerhalb der ÖGK ambulante - statt einer stationä- als auch im Gesamtsystem gerade Der Zahl der an Diabetes Mel- ren - Versorgung ermöglicht eine für Menschen mit chronischen oder litus erkrankten Personen in individualisierte und ganzheitli- mehreren Problemen zu verbessern. Österreich wird auf 800.000 che Behandlung und Begleitung Für das Anheben der Beratungs- geschätzt. 90 % der Betroffenen der PatientInnen. qualität eignet sich besonders das sind an Diabetes Typ 2 erkrankt. sektorenübergreifend ausgerichtete Diese Form des Diabetes tritt a. Versorgungs- und Personalbe- Case Management, das auch Long vorwiegend im fortgeschrittenen darf in Österreich erheben Covid-PatientInnen unterstützen Lebensalter auf, meist bei Perso- kann. nen mit Übergewicht. In letzter Mit Hilfe der SV-IT soll ein bun- Zeit ist jedoch auch eine Zunah- deseinheitliches Diabetes-Re- Ein wichtiger Aspekt bezüglich me der Erkrankung bei jüngeren gister eingerichtet werden, um 16 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
8 Handlungsfelder 4. Versorgungs- und Beratungsqualität aktuelle Kosten und künftige und die Rolle der Allgemeinme- Das seit 2007 existierende, aber Ausgaben planbarer zu gestal- dizinerInnen und der anderen für AllgemeinmedizinerInnen ten und Finanzmittel zielgenauer Gesundheitsberufe gestärkt wer- und InternistInnen nicht ver- einsetzen zu können. Die Daten den. pflichtende Disease Management des Registers sollen in anonymi- Programm Diabetes („Therapie sierter Datenstruktur für wissen- c. Integrierte und interdisziplinä- Aktiv“) soll ein verpflichtender schaftliche Forschungszwecke re Versorgung verwirklichen Bestandteil der Gesamtverträge zur Verfügung gestellt werden, werden. Ziel ist eine Vertrags- um Prognosen und nötige Hand- In den Primärversorgungs- lösung, die diese optimale Be- lungsfelder für die Zukunft auf- einheiten und Gruppenpra- handlung für DiabetikerInnen zustellen. xen besteht ein hoher Grad an verbindlich für alle ÄrztInnen Zusammenarbeit von unter- macht (Aufnahme in den Ver- b. Niederschwelliger Zugang: schiedlichen Gesundheitsberu- sorgungsauftrag). Zusätzlich Zeitliche und örtliche Erreich- fen, wobei selbstständig tätige sollen internationale Vorzeige- barkeit für PatientInnen ver- AllgemeinmedizinerInnen mit modelle wie die Diabeteszentren bessern einem Kassenvertrag eine ko- in Dänemark (Steno Klinik) als ordinierende Rolle einnehmen. Modell herangezogen werden, In Dänemark wurde die Zahl der Somit kann eine kontinuierliche um vergleichbare Angebote in Primärversorgungseinheiten und Versorgung gewährleistet und Österreich aufzubauen. In diesen Gruppenpraxen massiv erhöht. Doppel- oder Mehrfachbehand- dänischen Diabetes-Zentren wer- Durch den Ausbau der ambulan- lungen vermieden werden. Durch den neu diagnostizierte Patient- ten Pflege wurden die stationären den effizienten Einsatz der unter- Innen untersucht, eingestellt und Aufenthalte reduziert und das schiedlichen Berufe und durch geschult. Unterstützend für die Gesundheitssystem entlastet. Im die stetige bedarfsorientierte Be- weiterbehandelnden Hausärz- Fall chronischer Erkrankungen, gleitung und Behandlung der Pa- tInnen gibt es dort regelmäßige insbesondere von Diabetes, ist tientInnen kann eine hohe The- Verlaufskontrollen und Ergebnis- für eine patientenorientierte Ver- rapie-Qualität erreicht und somit messungen. Aus den dänischen sorgung entscheidend, dass die Folgeerkrankungen vorgebeugt Daten ist ersichtlich, dass gut Versorgung wohnortnah, leicht werden. Notwendig ist die Schaf- eingestellte und betreute Dia- erreichbar und dennoch mög- fung von Rahmenbedingungen betespatientInnen einen stabi- lichst individualisiert angeboten für eine ebenen-übergreifende len Gesundheitszustand haben, wird. Die umfassende und kon- Versorgung mit interdiszipli- mit weniger Erblindungen, ohne tinuierliche Betreuung, welche närem Setting (Honorarrichtli- Fuß-Amputationen, Nierenversa- diese Krankheit erfordert, kann nien von Health Professionals, gen und Herzinfarkten. im niedergelassenen Bereich am pauschalierte Honorierung von besten durch multidisziplinäre ÄrztInnen, Leistungskataloge, Strukturierte Behandlungs- Teams (PVEs, Gruppenpraxen) Telemedizin für interdisziplinäres programme nach internatio- gewährleistet werden, daher ist Case-Management). nalem Vorbild müssen aber der Ausbau weiterer Primär- auch für andere chronische versorgungseinheiten dringend d. Strukturierte Betreuungspro- Erkrankungen entwickelt wer- notwendig. Hierzu muss die Fi- gramme und spezialisierte Be- den. Für COPD und Herzinsuf- nanzierung sichergestellt werden handlungszentren vorantreiben fizienz liegen von ExpertInnen ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 17
Gesundheitspolitisches Programm der ArbeitnehmerInnen in der ÖGK 2.0 4. Versorgungs- und Beratungsqualität entwickelte Entwürfe in Öster- Bevölkerung nimmt die Anzahl SARS-COV-2 Virus bzw. die da- reich vor. Diese müssen durch die der an Demenz erkrankten Men- raus resultierende Erkrankung ÖGK in Form von Versorgungs- schen stark zu. In Österreich lei- COVID-19. So wie es alle Be- aufträgen in Ärzteverträgen um- den im Jahr 2020 laut Hochrech- reiche des Arbeits- und Privat- gesetzt werden. Die Kosten rech- nungen bereits knapp 140.000 lebens beeinflusst hat, so hat es nen sich volkswirtschaftlich auf Personen an einer dementiellen auch die Gesundheitsversorgung alle Fälle durch weniger Spitals- Erkrankung, bis 2030 wird die in Österreich vor eine noch nie einweisungen, weniger Medika- Zahl der Erkrankten auf 175.000 dagewesene Herausforderung mentenkosten und weniger Fol- steigen, das entspricht einer Zu- gestellt: Versorgung aufrecht- geerkrankungen. Das Problem, nahme von rund 25 %. Bis 2050 erhalten, Personal und PatientIn- dass die Krankenversicherung soll die Zahl auf über 260.000 nen vor der Infektion schützen, von diesen späteren Einsparun- Erkrankte steigen (Zunahme ge- Spitals- und Intensivkapazitäten gen nichts hat, muss durch Fi- genüber 2020: plus 88 %). Die absichern. All das hat die unter- nanzierungsregelungen zwischen Erkrankung stellt Angehörige schiedlichen Stakeholder vor Bund, Ländern und Sozialversi- wie auch das Gesundheits- und große Herausforderungen ge- cherung gelöst werden. Es darf Pflegesystem vor große Heraus- stellt. aber nicht aus finanziellen In- forderungen. teressen bei chronisch kranken Doch es scheint neben der Menschen gespart werden. Eine österreichische Demenz- akuten Infektion noch eine strategie, die unter Federführung neue – vermutlich langanhal- Eine weitere Verbesserung in der des Hauptverbands der österrei- tende – Herausforderung in Versorgung von chronisch kran- chischen Sozialversicherungsträ- der Gesundheitsversorgung ken PatientInnen kann durch ger erarbeitet wurde, zeigt zen- zu geben. Es zeigt sich, dass eine verstärkte Einbeziehung trale Handlungsfelder auf. Für neben der akuten Infektion Men- von diplomiertem Pflegeper- die Krankenversicherung ist die schen auch an langanhaltenden sonal erreicht werden, das – er- Information und Begleitung der Beschwerden nach der COVID- forderlichenfalls in Abstimmung Erkrankten im Anfangsstadium 19-Erkrankung leiden. Diese Be- mit behandelnden ÄrztInnen - wie vor allem die Unterstützung schwerden sind zum einen sehr die Betreuung und Versorgung der Angehörigen ein Aufgaben- vielfältig und zum anderen un- selbstständig übernehmen kann. feld. Ziel ist es, dass im Kontext terschiedlich stark einschränkend Dazu gehören auch regelmäßi- der Demenz-Strategie geeignete in der Lebensqualität und werden ge aufsuchende Pflegevisiten. Beratungs- und Unterstützungs- als Long-COVID bezeichnet. Ers- Zudem muss auch die Wund- maßnahmen in allen Landesstel- te Studien hierzu sind besorgnis- versorgung für Chroniker öster- len der ÖGK aufgebaut werden. erregend: ca. 10 % aller COVID- reichweit auf einheitliche Beine 19-Infizierten könnten an Long gestellt werden. 3. Gute Behandlungspfade für COVID leiden. Besonders betrof- Long COVID aufbauen fen dürften jene PatientInnen 2. Demenz: Herausforderung für sein, die aufgrund einer COVID- Gesundheits- und Sozialsystem Seit Februar 2020 dreht sich in Erkrankung eine Behandlung auf angehen unserer Gesellschaft, aber ins- einer Intensivstation benötigt ha- besondere in unserem Gesund- ben. Laut Untersuchungen waren Bedingt durch die Alterung der heitssystem, fast alles um das von den IntensivpatientInnen 12 18 ÖGK-ArbeitnehmerInnen Programm 2.0
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