Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
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Gleichheit, Gerechtigkeit, AWO-Werte im Porträt Toleranz. 1_2018 Mitgliederjournal der AWO in Sachsen
Editorial | WISSENSWERTES – GERECHTIGKEIT, ZAHLEN UND FAKTEN DER AWO GLEICHHEIT, TOLERANZ Deutschland ... 3 Millionen Kinder sind in Deutschland von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen – jedes fünfte Kind lebt in Armut.1 84 % aller Arbeitnehmer*innen der AWO sind Frauen, aber sie stellen 71 % der Einrichtungsleitungen und nur 23 % der 21 % weniger als Männer verdienen Frauen Geschäftsführer*innen und hauptamtlichen Vorstände innerhalb der im Durchschnitt AWO – 51 % der Frauen in der AWO arbeiten Teilzeit, 24 % der Männer.2 in Deutschland.1 Sehr geehrte Damen und Herren, 88 % aller Bürger*innen sind der Meinung, dass Die 45 reichsten Haushalte in Deutschland besitzen so viel wie die liebe AWO-Freundinnen und AWO-Freunde, die Unterschiede zwischen Arm und Reich in den letzten in einem Jahr werden wir ein großes Jubiläum feiern: 100 Jahre Arbeiterwohlfahrt! zehn Jahren »eher größer geworden« sind.4 ärmeren 50 Prozent der Bevölkerung.3 Eine gute Gelegenheit, sich im Vorfeld einmal grundlegend mit der Frage zu beschäf- tigen: Was macht die AWO eigentlich so einzigartig? Eine wichtige Komponente Der Inklusionsanteil (= Kinder mit Förderbedarf, die eine sind ohne Zweifel unsere fünf AWO-Werte: Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz, Regeleinrichtung besuchen) liegt in deutschen Kitas bei Freiheit und Solidarität. 67 %, in den Grundschulen bei 47 % Prozent, in der Diese Grundwerte bestimmen unser Leitbild und sind Grundlage all unseres Sekundarstufe nur noch bei 30 %.4 Handelns. An der Einhaltung dieser Werte lassen wir uns seit unserer Gründung 92 % messen und unser Anspruch ist es, diese in unserer täglichen Arbeit – egal ob Sachsen ... der Deutschen sehen eine Haupt- oder Ehrenamt – zu verwirklichen. wichtige Rolle der Wohlfahrtsverbände Wir wollen in den nächsten zwei Ausgaben einen Blick darauf werfen, wie in bei der Bekämpfung von Armut und der unseren Einrichtungen die AWO-Werte gelebt werden. Wir werden erfahren, mit Unterstützung benachteiligter Bevölkerungs- welchen Rahmenbedingungen sich dabei unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ein Viertel der Alleinerziehenden in gruppen. 5 sowie unser Ehrenamt bei der täglichen Arbeit auseinandersetzen. Sachsen bestreitet den überwiegenden In dieser Ausgabe werden wir uns zunächst den Werten Gerechtigkeit, Gleichheit »meeting« Lebensunterhalt aus ALG I / II.6 und Toleranz widmen. Im Oktoberheft betrachten wir dann die Werte Solidarität und steht für mitarbeiten, eingreifen, entscheiden, teilhaben, integrieren, 6% Freiheit näher. der Seniorinnen und Quellen: Wir freuen uns sehr, Petra Köpping, die Sächsische Staatsministerin für Gleichstel- nachdenken und gestalten. Senioren waren 2015 armutsgefährdet.6 1 Statistisches Bundesamt lung und Integration, für ein Leitinterview zum Thema »Gerechtigkeit, Gleichheit Machen Sie mit! 2 1. Gleichstellungsbericht des AWO Bundesverband 2018 und Toleranz« gewonnen zu haben. Gleichzeitig konnten wir Alexander Dierks, 32 % DIW Berlin Generalsekretär der Sächsischen CDU, und Dr. Christian Demuth, Vorsitzender des 3 der Menschen mit Behinderungen in 4 Bertelsmann Stiftung 2015 Herbert-Wehner-Bildungwerks, für unsere Debatte zum Thema »Ist der Freistaat Sachsen können ihren Lebensunterhalt im Wesent- 5 AWO Sozialbarometer 2014 Sachsen sozial gerecht?« gewinnen. Herzlichen Dank! INHALT lichen durch eine Erwerbstätigkeit sichern.6 6 Sozialberichterstattung des Freistaats Sachsen 2018 Für unsere Expertenfragen äußern sich diesmal drei Einrichtungsleiterinnen und -leiter zu der grundsätzlichen Frage, welche Herausforderung es ist, die AWO- IM FOKUS – Interview 4 Werte im Berufsalltag tatsächlich zu leben. Des Weiteren schauen wir uns die Arbeit des AWO Familienzentrums Pieschen in Dresden und der Sozialpädagogischen Fami- DEBAT TE – Soziale Gerechtigkeit 6 lienhilfe des Kreisverbands Freiberg unter den Aspekten der Gleichstellung von DEFINITION DER DREI WERTE GLEICHHEIT, GERECHTIGKEIT, TOLERANZ Mann und Frau und der (Un-)gerechtigkeit, die durch Kinderarmut entsteht, einmal IM GESPRÄCH – AWO Werte leben 8 genauer an. Ein großes Dankeschön an unsere Praktiker, die uns zu den genann- Toleranz bedeutet nicht nur, andere missachtet und missbraucht zu werden. soziale Sicherung und die gesellschaftliche ten Themen für Gespräche zur Verfügung standen. IM DIALOG - AWO vor Ort 10 Denk- und Verhaltensweisen zu dulden, Solchen Gefahren stellt sich die Arbeiter- Gleichstellung von Frau und Mann. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei diesen und vielen weiteren spannenden Themen! sondern sich dafür einzusetzen, dass alle wohlfahrt entgegen. IM GESPRÄCH – 1. Gleichstellungsbericht 12 Bürgerinnen und Bürger und besonders Gerechtigkeit fordert einen Ausgleich Auf ein herzliches Miteinander Minderheiten sich frei äußern können, Gleichheit gründet in der gleichen in der Verteilung von Arbeit und Einkom- IM BILD - Vielfalt 14 in ihrer Religion und Weltanschauung Würde aller Menschen. Sie verlangt men, Eigentum und Macht, aber auch im nicht eingeschränkt werden und so leben gleiche Rechte vor dem Gesetz, gleiche Zugang zu Bildung, Ausbildung und Kultur. IM LEBEN – Neues aus dem Verband 16 können, wie sie es für angemessen halten. Chancen, am politischen und sozialen Quelle: aus »Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt«, Toleranz endet dort, wo sie Gefahr läuft, Geschehen teilzunehmen, das Recht auf AWO Bundesverband e. V., Stand: November 2005 AUS DER REGION – AWO vor Ort I–IV Ihre Margit Weihnert Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen 1_2018 1_2018 2 3
Im Fokus | »SACHSEN BRAUCHT EIN MODERNES GLEICHSTELLUNGSGESETZ« Petra Köpping, die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, im Gespräch BERÜCKSICHTIGUNG DER BETRIEBSRENTEN BERUF. WAS IST DA BEREITS AUF DEN IESE GROSSE LÜCKE IN DEN GEHÄLTERN D hältnis gibt es in der sächsischen Ver- BEI EISENBAHN ODER BERGBAU UND WEG GEBRACHT WORDEN UND WELCHE ENDLICH ZU SCHLIESSEN? waltung. Dort haben wir 5 Abtei DIE ANERKENNUNG DER OSTDEUTSCHEN MASSNAHMEN SIND NOCH GEPLANT? lungsleiterinnen und 39 Abteilungsleiter, LEBENSLEISTUNGEN – WO SEHEN SIE DIE Ein Effekt, von dem ich mir eine große während 725 Sachbearbeiterinnen UNGLEICHHEITEN GEGENÜBER WESTDEUT- Wir haben einen Gesetzentwurf für ein Wirkung verspreche, ist der absehbare 373 männliche Kollegen haben. Diese SCHEN BUNDESLÄNDERN? modernes Gleichstellungsgesetz vor Fachkräftemangel. Künftig werden es Berichte sind für unser Handeln eine gelegt, welches planmäßig nach der sich Betriebe einfach nicht mehr leis- wichtige argumentative Grundlage. Auch in Westdeutschland gab und gibt Sommerpause im Sächsischen Landtag ten können, Frauen für die gleiche Denn es gibt genügend politische Kräfte, es strukturellen Wandel, struktur- diskutiert werden soll. Das Gesetz ist Arbeit niedriger zu bezahlen als ihre die der Meinung sind, dass wir bereits schwache Regionen und Gebiete mit in einem gemeinsamen P rozess mit männlichen Kollegen. Darüber hinaus jetzt die Gleichstellung von Frauen und sehr hohem Sanierungsbedarf. Die dem Gleichstellungsbeirat entstanden, erleben wir auch eine Änderung im Männern erreicht haben, oder die einem Ungleichheit sehe ich darin, dass sich dem verschiedene Akteurinnen und Verständnis von männlichen und konservativen Familien- und Rollen- in Ostdeutschland dieser Wandel, Akteure gesellschaftlicher Gruppen wie weiblichen Rollenbildern. Gerade in verständnis verhaftet sind und schlicht der mit einem immensen Abbau von dem Landesfrauenrat Sachsen e. V. Sachsen nimmt eine immer größere keinen Handlungsbedarf sehen. Arbeitsplätzen und Industrie einher- angehören. Wir wollen strukturelle Anzahl von Vätern die Elternzeit in ging, innerhalb kürzester Zeit vollzog. Benachteiligungen von Frauen durch Anspruch. Das muss eine kluge Perso- Was mit den Menschen passierte, gezielte Förderung beheben und die nalpolitik in den Betrieben berück- WELCHE ROLLE SPIELEN DIE WOHLFAHRTS- die sich trotz guter Qualifikation auf Familiengerechtigkeit einhergehend sichtigen und sich darauf einstellen, VERBÄNDE FÜR DIE GLEICHSTELLUNGS einmal auf dem Arbeitsamt wieder mit der Vereinbarkeit von Familie, damit auch die Unternehmen eine POLITIK DES FREISTAATES? WIE GESTALTET fanden und die teilweise niemals Pflege und Berufstätigkeit für Frauen gute Zukunft haben werden. SICH DIE ZUSAMMENARBEIT? Petra Köpping wieder in einen richtigen Job gekom- und Männer sicherstellen. Das bedeutet men sind, hat damals niemand konkret, dass die Verwaltung flexibel Die Wohlfahrtsverbände sind im hinterfragt. Es war schon ein wenig auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeite- DER AWO BUNDESVERBAND VERÖFFENT- Gleichstellungsbeirat des Freistaates ein Tabu-Thema, dass man nicht rinnen und Mitarbeiter hinsichtlich LICHTE IN DIESEM JAHR ERSTMALS EINEN Sachsen vertreten. Ziel der Arbeit des SIE SIND SEIT 2014 SÄCHSISCHE STAATS bauen und parallel dazu integrations- darüber sprach, wenn man es eben Teilzeitbeschäftigung, Telearbeit, mobi- GLEICHSTELLUNGSBERICHT, AUS DEM Gleichstellungsbeirates ist es, zur Ver- MINISTERIN FÜR GLEICHSTELLUNG UND politische Förderinstrumente und nicht geschafft hat, in der neuen Zeit les Arbeiten, familien- oder pflege- HERVORGEHT, DASS ES ZU WENIGE wirklichung von Gleichberechtigung INTEGRATION. UNMITTELBAR DANACH Maßnahmen vorzulegen. Gleichzeitig anzukommen, während gleichzeitig freundlicher Arbeitszeitmodelle reagiert. FRAUEN IN HAUPT- UND EHRENAMT und Chancengleichheit, zur Verbesse- GESCHAH DAS, WAS WIR HEUTE DIE war es wichtig, die anderen Ministerien einige Westdeutsche hier als Glücks Die spätere Rückkehr in Vollzeitbe- LICHEN FÜHRUNGSPOSITIONEN GIBT rung der Situation der Frauen in Staat, »FLÜCHTLINGSKRISE« NENNEN UND mitzunehmen und regelmäßige Runden ritter in Erscheinung traten. Dies alles schäftigung sowie der berufliche Wie- SOWIE ARBEITSZEITEN UND EINKOMMEN Wirtschaft und Gesellschaft beizutra- SIE VOR ENORME HERAUSFORDERUNGEN zu installieren. Die Arbeiterwohlfahrt ist noch lange nicht aufgearbeitet dereinstieg sollen möglich sein. Mir ist UNGLEICH VERTEILT SIND. INWIEFERN gen sowie die Zusammenarbeit der im STELLTE. WIE HABEN SIE DAS DAMALS war in der Krise ein wichtiger Anker für und es braucht nur einen kleinen wichtig, dass wir ein modernes Gesetz WIRD EIN SOLCHER BERICHT VON DER Freistaat Sachsen tätigen Akteurinnen ERLEBT UND WIE HABEN SIE IN DER KRISE uns. Sie verfügte über die Strukturen, äußeren Anlass, um die alten Wunden vorlegen, das zukunftsweisend ist, POLITIK ZUR KENNTNIS GENOMMEN UND und Akteure im Bereich Gleichstellung DIE ARBEITERWOHLFAHRT IN SACHSEN über das Personal und das Know-how, wieder aufbrechen zu lassen. Ich eine tatsächliche Verbesserung für die FINDET EINGANG IN DIE GLEICHSTEL- zu fördern. Bei den regelmäßigen Tref- WAHRGENOMMEN? was wir in dieser Zeit dringend benö- glaube, diese Enttäuschung und dieses Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer LUNGSPOLITIK? fen des Gleichstellungsbeirates werden tigt haben. Die AWO ist, wie viele Nichtanerkennen – das haben West- im öffentlichen Dienst darstellt und aktuelle Fragen der Gleichstellung auf Ich bin damals von Null auf Hundert ins andere, bis an die Grenzen ihrer Belast- deutsche so nicht erlebt. dadurch Vorbildcharakter entfaltet. Ein solcher Bericht wird von der Politik Augenhöhe miteinander besprochen. Ministerinnenamt eingestiegen. Integ- barkeit gegangen und war trotzdem auf jeden Fall zur Kenntnis genommen, rationspolitik? Die hatte es in Sachsen immer zur Stelle, wenn es darum ging, zumal er auch mit unseren Einschät- FRAU KÖPPING, WIR DANKEN IHNEN bis dato nicht gegeben. Entsprechend den Menschen zu helfen. Dafür möchte DIE GLEICHSTELLUNG VON MANN UND AM 18. MÄRZ IST EQUAL PAY DAY: DIESER zungen übereinstimmt. Ich möchte als FÜR DAS GESPRÄCH! waren wir auch nicht auf die vielen ich mich ganz herzlich bedanken. FRAU IST EIN ZENTRALES THEMA IHRES TAG MARKIERT SYMBOLISCH DAS DATUM, Beispiel hier die Verteilung von haupt- Geflüchteten eingestellt, die innerhalb MINISTERIUMS. EIN WICHTIGER SCHRITT BIS ZU DEM FRAUEN UMSONST ARBEITEN, amtlichen Bürgermeisterinnen und weniger Monate zu uns kamen. Ich IN DIESE RICHTUNG SIND DIE VERBESSE- WÄHREND MÄNNER SEIT DEM 1. JANUAR Bürgermeistern anführen. Hier stehen hatte also meinen Geschäftsbereich SIE KÄMPFEN SEHR ENGAGIERT FÜR RUNGEN DER RAHMENBEDINGUNGEN FÜR IHRE ARBEIT BEZAHLT WERDEN. 39 Frauen 267 Männern gegenüber. strukturell und organisatorisch aufzu- DIE OSTDEUTSCHEN BELANGE, U. A. DIE ZUR VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND WO SEHEN SIE DIE STELLSCHRAUBEN, UM Ein ebenfalls recht deutliches Missver- 1_2018 1_2018 4 5
Debatte | »IST DER FREISTAAT SACHSEN SOZIAL GERECHT?« Eine Frage, die bewegt – Alexander Dierks und Dr. Christian Demuth beziehen Position S achsen konnte sich seit dem Mauerfall in vielerlei Hinsicht sehr erfolgreich aufstellen. Unserem Bundesland ist ein echter Quantensprung gelungen! Die Arbeitslosenquote ist heute auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Das soziale Netz O der glauben die Sachsen, dass es sozial gerecht zugeht? Die Daten des Sachsen- Monitors sind deutlich: Vier Fünftel sorgen sich, dass die Gegensätze zwi- schen Arm und Reich weiter zunehmen. Nur 20 Prozent sagen, dass es in Deutsch- ist dicht und doch muss man Probleme offen ansprechen, denn in einigen Berei- land gelungen sei, soziale Ungleichheit abzubauen. Zwar macht die Mehrheit chen haben wir noch viel zu tun. (64 Prozent) eher gute Erfahrungen mit den Behörden, aber 57 Prozent denken, Es ist für mich selbstverständlich, dass Menschen, die auf Hilfe angewiesen dass die »kleinen Leute nicht korrekt über ihre Rechte informiert« werden. Die sind, nicht allein gelassen werden dürfen. Ganz herzlich danke ich allen Ehren- Hälfte der Sachsen glaubt nicht, einen oder mehr als einen gerechten Anteil zu und Hauptamtlichen, die ihre Mitmenschen unterstützen und damit eine uner- erhalten. Es herrscht ein massives Ungerechtigkeitsgefühl in Sachsen. lässliche Säule unserer Gesellschaft bilden. Im Einsatz für ein sozial gerechtes Doch es sind eben auch harte Fakten. Bei den sächsischen Arbeitern sagen nur Miteinander ist die traditionsreiche AWO unentbehrlich! 22 Prozent, dass sie einen oder mehr als einen gerechten Anteil bekommen. Das Mehr Chancengleichheit zu erzielen und den Zusammenhalt unserer Gesell- ist kein Wunder, wenn 35 Prozent der sächsischen Arbeitnehmer einen Niedriglohn schaft zu fördern sind die Kernziele der sächsischen Staatsregierung. Dabei ist es von unter 10 Euro verdienten (Stand 2014). 54 Prozent der Sachsen haben Angst, erforderlich, den politischen Kräften entschlossen entgegenzutreten, die unser dass die Rente im Alter nicht zum Leben reicht. Laut einer Prognose für 2030 des Land spalten wollen. Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung droht aber eben auch 36 Prozent der Der Freistaat hat in den vergangenen Jahren viele Anstrengungen unternommen, ostdeutschen Arbeitnehmer eine Rente unterhalb der Armutsgrenze. Alexander Dierks um Verbesserungen im sozialen Bereich zu erreichen. Im laufenden Doppelhaus- Auch für die Chancengleichheit wird Sachsen ein ernüchterndes Zeugnis ausge- Dr. Christian Demuth PRO KONTRA halt investieren wir 10 Millionen Euro pro Jahr in das Landesprogramm »Wir für stellt: 62 Prozent der Arbeiter sagen, die Chancen in Deutschland sozial aufzusteigen, Sachsen«. Kein anderes Bundesland hat eine solche Ehrenamtsförderung. seien eher schlecht oder sehr schlecht. Immerhin fast ein Drittel der sächsischen Ich befasse mich viel mit Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen. So ist Eltern sieht wenige Chancen für ihre Kinder, sozial aufzusteigen. Das sächsische es uns beispielsweise gelungen, den KiTa-Betreuungsschlüssel zu verbessern, Eltern- Bildungssystem ist nicht so gerecht, wie manche behaupten. Kind-Zentren auszubauen und die sogenannte Jugendpauschale für die kommu- Wir brauchen eine Gerechtigkeitsdebatte in Sachsen. Diese wurde bislang un- nale Jugendarbeit aufzustocken. terdrückt, weil die Drohung, »fordert ihr mehr, dann gefährdet ihr euren Arbeits- Bildung ist die bedeutendste Ressource, die wir hierzulande besitzen, und ich platz«, allen im Nacken saß. Man darf sich aber nicht Bange machen lassen von Alexander Dierks ist Generalsekretär der sächsischen CDU, Vorsitzender des CDU- bin sehr froh, dass wir laut dem »Bildungsmonitor« das beste Bildungswesen in den wirtschaftsliberalen Konservativen, die schon mit dem Mindestlohn den Unter- Dr. Christian Demuth ist Vorsitzender des Landtagsfraktionsarbeitskreises für Soziales Deutschland haben. Um Krisen- und Konfliktsituationen von Kindern und Jugend- gang des Wirtschaftsstandorts prophezeiten; oder von Rechtsradikalen, die versu- Herbert-Wehner-Bildungswerks sowie und Verbraucherschutz, Gleichstellung und parlamentarischer Berater der SPD-Fraktion lichen professionell begegnen zu können, hat unsere Staatsregierung die Einführung chen, das Thema zu instrumentalisieren. Niemand hätte ohne Flüchtlinge einen im Sächsischen Landtag. Integration sowie Sozial- und Jugendpoli tischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. eines Landesprogrammes zur Schulsozialarbeit beschlossen, das im März auf mehr höheren Lohn oder eine bessere Rente. Wir brauchen hingegen mehr Anerken- als 30 Millionen Euro angehoben wurde, sodass ab Herbst 2018 an allen sächsi- nung für die hart arbeitenden Menschen in Sachsen und eine Neujustierung der schen Oberschulen in öffentlicher Trägerschaft mindestens eine Vollzeitstelle für Leistungsgerechtigkeit. Höhere Löhne und eine Grundrente sind erste richtige Sozialarbeit geschaffen wird. Der Freistaat übernimmt die Kosten zu 100 Prozent! Ansätze. Man muss über den Selbstbetrug mancher Ostdeutscher sprechen, dass Das Thema Gesundheit ist zentral für unsere Gesellschaft. Bei allen Herausfor- sie höhere Steuern für Reiche ablehnen: Dabei gibt es hier kaum hohe Erbschaften derungen muss man dennoch betonen, dass unser Gesundheitswesen – nicht oder Vermögen; nur wenige zahlen Spitzensteuer, kaum jemand Reichensteuer. zuletzt durch moderne Technologien – leistungsfähig ist und international zu den Schließlich braucht es eine Bildungs- und Aufstiegsoffensive: Die »kleinen Leuten« besten gehört. müssen das Gefühl haben, dass sie und ihre Kinder eine Chance auf sozialen Auf- Die christlich-sozialen Wurzeln der CDU dienen mir persönlich als Leitplanken. stieg haben. Ich bin gegen Schwarzmalerei, doch möchte ich die Probleme nicht schönreden. Die Mitarbeiter der AWO haben einen reichen Erfahrungsschatz. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören! Wir müssen unsere Zukunft gemeinsam gestalten. 1_2018 1_2018 6 7
| Im Gespräch DIE FACHFRAGE – DIE EXPERTENANTWORT Welche Herausforderungen gibt es in der täglichen Arbeit der AWO Pflegeeinrichtungen, die AWO-Werte Gleichheit, Gerechtigkeit und Toleranz zu leben? feines Gespür für Bevorzugung, Empathie, Wohlempfinden, fehlende Wertschätzung und die Art und den Ton, wie wir miteinander umgehen. Wer hier nur seinem Job nachgeht, kann von seinem Team keine Identifikation mit den Werten der AWO erwarten. Dabei sollte es gar nicht so schwer sein: Jeder möchte doch gleich behandelt werden und jeder will Gerechtigkeit und Toleranz, ganz besonders auch dann, wenn es im beruflichen und privaten Leben einmal schwie- rig wird. Wer sich Mühe gibt, diese Werte auch bei der täg- lichen Arbeit in den AWO Pflege- und Behinderteneinrich- tungen anzuerkennen, der ist ein Gewinn für das Team und für das Haus mit dem AWO-Herz. In einer Zeit wachsender Aufwendungen für Pflege und Betreuung, Qualitätssicherung und einem Mangel an Fach- und Assistenzkräften sind die gefühlten Arbeitsbedingungen die Nasenspitze im Wettbewerb Hier arbeitet Ursula Hengst: im Seniorenpflegeheim »Willy-Brandt-Haus«. Iris Uhlig um Personal, zufriedene Bewohner und Angehörige. Gerech- tigkeit und Toleranz haben eine kulturelle Dimension, die Kultur des Umgangs. Im Kleinen wie im Großen. Wie ist mein Verhältnis gegenüber Schwachen, dem Leid von Men- EXPERTENANTWORT: IRIS UHLIG, LEITERIN und lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren und zu tolerieren. schen und der Furcht vor Einsamkeit und Ablehnung? Die DER AWO KINDERTAGESSTÄTTE »HAIDENEST« Die Arbeit mit den Kindern gestaltet sich so, dass ein gegen- lebendige, faire und tolerante Umgangskultur in unseren HERRENHAIDE seitiges Geben und Nehmen in allen Bereichen unseres Grup- Einrichtungen ist der Schlüssel zur Gerechtigkeit im Sinne penalltages ineinander fließen. Wir unterstützen die Kinder der AWO-Werte. in ihrer Selbstständigkeitsentwicklung. Auch sind wir davon EXPERTENANTWORT: URSULA HENGST, LEITERIN W ir gestalten unsere Arbeit so, dass die Kinder Freunde finden, sich wohl fühlen, gerne zu uns kommen und die gleichen Chancen auf Bildung bekommen. Allen, die mit überzeugt, dass sich unsere Kinder durch Partizipation zu verantwortungsvollen, selbstbewussten und toleranten Per- sönlichkeiten entwickeln können. Es ist uns wichtig, Kinder Olav Chemnitz DES SENIORENPFLEGEHEIMS »WILLY-BRANDT- den Kinderpersönlichkeiten in Kontakt treten, ist es ein an Entscheidungen zu beteiligen, welche sie selbst und das HAUS« IN CHEMNITZ Bedürfnis, sie zu achten, zu schätzen, zu fördern und im alltägliche Zusammenleben in unserer Einrichtung betreffen. Rahmen unserer Möglichkeiten forschen und ausleben zu Nur so können sie herausfinden, dass es sich lohnt, sich für EXPERTENANTWORT: lassen. Wir orientieren uns an den individuellen Bedürf seine eigenen Interessen einzusetzen. Das bedeutet für unsere OLAV CHEMNITZ, LEITER DES AWO WOHNHEIMS »HÖFGEN« FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG D er Pflegeberuf ist ein Schichtberuf mit hoher psychi- scher und physischer Belastung. Es wird immer schwie- riger, geeignetes Personal zu finden, welches dem Druck nissen, Fähigkeiten und Stärken und berücksichtigen dabei den jeweiligen Entwicklungsstand eines jeden Kindes. Insgesamt geht es uns darum, dass jedes Kind mit sich pädagogische Arbeit, dass wir Kindern jeden Alters eigene Entscheidungen zugestehen. Dabei brauchen sie Unterstüt- zung und Begleitung. Wir trauen den Kindern zu, ihre All- IN GRIMMA UND VORSITZENDER DES AWO KREIS- Stand halten kann. Aufgrund des heute schon großen Pflege- selbst, anderen und seiner Lebenssituation zurechtkommt tagssituationen in der Kita aktiv mitzugestalten, soweit es VERBANDS MULDE-COLLM fachkraftmangels haben wir jetzt schon Personal aus dem und Freude am Lernen hat. Die Mitbestimmung der Kinder ihrem Entwicklungsstand entspricht. Dazu geben wir umfang- Ausland eingestellt, was sich in der Zukunft noch mehr und den Einbezug ihrer Erlebnisse, Erfahrungen und Ereig- reiche Möglichkeiten, Situationen im entdeckenden Lernen E rst einmal ist es wichtig, die Werte Gleichheit, Gerech- tigkeit und Toleranz immer wieder zu kommunizieren, schließlich gehen wir jeden Tag am Eingang der Pflegeein- abzeichnen wird. Schwierig für das Personal ist es, die auf- tretenden Sprachbarrieren zu überwinden. Besonders Aus- zubildende und Praktikanten benötigen mehr Aufmerksam- nisse aus dem Alltag sind Grundlage für die Gestaltung des Tagesablaufs und der Bildungsangebote. Wir treten aktiv gegen Diskriminierung und Vorurteilsbildung ein und schaf- selbst zu gestalten, Lernwege selbst zu finden und dabei auch Umwege zuzulassen. richtung am AWO-Leitbild vorüber. Dabei kommt es auf die keit und auch eine intensivere Begleitung als gewöhnlich. fen eine Kultur der Toleranz und Zivilcourage. Wir sind offen Moderation der Führungskraft an, des eigenen Vorbildes, Unsere Einrichtung lebt die AWO-Werte Gleichheit, Gerechtig- für alle, gleich welcher sozialen, konfessionellen und ethni- einer lebendigen Organisation der Arbeitswelten unserer keit und Toleranz. Es ist aber eine Herausforderung, bei der scher Herkunft. Mit viel Liebe und Zuneigung werden die Belegschaften. Diese erleben hautnah Fragen der Gerechtig- derzeitigen Personalsituation und dem sehr hohen Arbeit- Kinder, die eine spezielle Förderung benötigen, aufgenom- keit, der Gleichheit, der Toleranz. Mitarbeiter haben ein spensum, diese Werte in der täglichen Arbeit umzusetzen. men und betreut. Sie spielen gemeinsam mit allen anderen 1_2018 1_2018 8 9
| Im Dialog Im Gespräch | ALLTAGSBEWÄLTIGUNG: JA – »GLEICHHEIT HEISST NICHT DEM ALLTAG ENTFLIEHEN: NEIN GLEICHBEHANDLUNG« Susan Irmscher ist Diplom-Sozialpädagogin und unterstützt als Familienhelferin (SPFH) Zu Besuch im AWO Familienzentrum Altpieschen in Dresden im Raum Freiberg und Umgebung derzeit sechs Familien mit insgesamt 13 Kindern. Familien. Die Beantragung und Durch- setzung ihrer Ansprüche sowie das fristgerechte Beibringen von Formula- D ie AWO-Krabbelgruppe ist gut besucht. Während die Babys in dem großzügigen und freundlichen E lterngeld geltend zu machen.« Noch magerer sieht es bei der Nutzung des ElterngeldPlus aus, welches ermögli- ren überfordern jedoch viele. Nicht Spielzimmer auf Erkundungstour gehen, chen sollte, dass beide Partner Teilzeit wenige lassen Angebote ungenutzt nutzen die Mütter die Gelegenheit, arbeiten und sich bei der Betreuung und sind überschuldet. Viele haben sich über den Alltag mit Baby auszu- des Kindes abwechseln können. »Das Hemmungen, sich in die Schlange vor tauschen. Auffällig dabei: Die Mütter ElterngeldPlus wird eigentlich nur der Essensausgabe der Tafel einzureihen. bleiben unter sich – kaum lässt sich genutzt, um die Elternzeit der Frau zu Die Familien von Susan Irmscher einmal ein Papa mit seinem Nachwuchs verlängern«, weiß Katrin Rosin, eben- halten sich dennoch nicht für arm – blicken und wenn, dann ist er der falls für die Familienbildung im Fami die Kinder haben genug Spielzeug, »Exot«. Dabei ist das Elterngeld in lienzentrum zuständig: »Ich kenne Kleidung, zu essen und eine warme Sachsen ein Erfolg – 44 Prozent aller kaum einen Fall, wo beim Elterngeld- Beate Herold und Katrin Rosin arbeiten in der Familienbildung des AWO Familienzentrums Altpieschen in Dresden. Wohnung. »Das deckt sich mit meiner Väter nehmen es in Anspruch und Plus wirklich die Partnerschaftsmonate Erfahrung, dass vernünftig haushal- bleiben mit dem Kind für längere Zeit des Vaters in Anspruch genommen tende Familien ihren Alltag vom Regel- zuhause. Nur – wo sind die alle? werden. Schon die Entscheidung, wie sie selbst gern länger für ihre Kinder da satz bestreiten können«, bestätigt Susan »Auf Arbeit«, sagt Beate Herold, Mit- lange welcher Partner zuhause bleibt, sein, bevor diese in die Krippe gehen.« Irmscher, »kaputt gehen sollte allerdings arbeiterin der Familienbildung und muss ja schon viel zu früh – mit dem Das drängendste Problem der Mütter, nichts.« Zudem reiche die Unterstützung Betreuerin der AWO Krabbelgruppe, Arbeitgeber bereits vor der Geburt des die das Familienzentrum aufsuchen, Susan Irmscher arbeitet bei der Sozialpädagogischen Familienhilfe der AWO Freiberg als Familienhelferin. nur knapp für die Alltagsbewältigung. denn: »Das Elterngeld wird von den Kindes – abgeklärt werden.« Gerade sei der enorme Druck, aus finanziellen Hier ist sie mit Lucas auf dem Spielplatz des Sozial-Kulturellen-Zentrums des AWO Kreisverbands Freiberg e. V. Einen schönen Wochenendausflug oder Vätern selten länger als die Mindestzeit Männer stoßen im Unternehmen noch Gründen wieder arbeiten zu müssen, unterwegs. gar Urlaub können sich die Familien von zwei Monaten genutzt, um den auf wenig Verständnis, eine Fehlzeit obwohl man gern noch mit dem Kind nicht leisten. Dabei sehnen sich die Anspruch auf insgesamt 14 Monate oder Teilzeitbeschäftigung von mehre- zuhause bleiben würde. Das aber wird W enn es um Kinder geht, fallen Ungerechtigkeit und Ungleichheit in unserer Gesellschaft besonders ins warme Mittagsmahlzeit mitfinanziert und der Mitgliedsbeitrag in Vereinen mit zehn Euro im Monat pro Kind Eltern und Kinder nach einem Ausbruch aus ihrem Alltag. »Aus der Perspektive meiner Famili- ren Monaten für einen Zeitraum zu planen, der oftmals noch mehr als ein Jahr in der Zukunft liegt. Erschwerend in der Politik kaum thematisiert und passt natürlich auch nicht zum gängigen und ökonomisch gewünschten Bild der Auge – denn Kinder sind unschuldig an bezuschusst. Kosten für Kita- und en kann ich sagen, dass auch die x-te kommt hinzu, dass zu dieser Zeit ja modernen Karrierefrau. unseren politischen und sozialen Defi- Klassenausflüge, Schülerbeförderung Kindergelderhöhung bei keinem der überhaupt noch nicht absehbar ist, »Gleichheit heißt nicht Gleichbe- ziten und bekommen sie doch unmit- und ein Festbetrag für persönlichen 13 Kinder ankommen wird, da Kinder- wann und wo ein Krippenplatz zur handlung«, betont Beate Herold, »denn telbar zu spüren. Für Kinderarmut ist Schulbedarf können ebenfalls bean- geld als Einkommen zählt und zu ein- Verfügung stehen wird. eine introvertierte, verunsicherte junge zumeist die Einkommens- und Schul- tragt werden. Susan Irmscher hilft bei hundert Prozent vom ALG-II-Betrag So wollen zwar 79 Prozent der Väter1 Mutter in der Krabbelgruppe braucht densituation der Eltern entscheidend, der Beantragung des Sozialpasses für abgezogen wird. Um Alleinerziehende mehr Zeit mit der Familie verbringen, mehr Aufmerksamkeit von mir und aber auch Aspekte wie die soziale Vergünstigungen beim Eintritt in städ- macht der Arbeitsmarkt auf Jahre einen aber die Realität sagt ihnen: Bitteschön Unterstützung, sich zum Beispiel in der Benachteiligung, fehlende Bildungs- tische Einrichtungen wie das Freibad großen Bogen, weil die Betreuung der nur nach der Arbeitszeit und am Wunsch-Kita bei der Vergabe eines chancen, emotionale Vernachlässigung oder die Bibliothek. Weitere Unterstüt- Kinder schwer zu sichern ist. Nachweis- Wochenende. So sieht man dann auch Platzes Gehör zu verschaffen. Gleich- und damit einhergehend Sucht- und zungsangebote umfassen den Hilfefonds lich steigt mit jedem Kind das Armuts- im Sportkurs am späten Nachmittag heit schaffen wir nur, wenn wir jedem Strafanfälligkeit spielen eine große Rolle. »Familien in Not« oder die »Stiftung für risiko der Familie weiter an«, fasst mehr Väter als in der vormittäglichen das geben, was er braucht – und nicht Die Familien von Susan Irmscher Mutter und Kind«, die unter anderem Susan Irmscher die schwere Lage ihrer Krabbelgruppe – dennoch sind sie jedem dasselbe.« So sollte es auch leben von Arbeitslosengeld II (ALG-II) die Kosten für eine Babyerstausstattung Familien zusammen und fordert von auch dort deutlich in der Minderzahl. bei den Rahmenbedingungen zum beziehungsweise Einkommen auf übernimmt. Zudem gibt es noch die den Politikern klares Handeln: »Beglei- Überhaupt gehe die Diskussion oft Wiedereinstieg in den Beruf und der selbigem Niveau und machen regen Freiberger Tafel und für Kleidung und ten Sie mich in arme Familien, hören am eigentlichen Bedarf vorbei, sind Vereinbarkeit mit der Familie sein. Gebrauch von den A ngeboten zur Möbel die Freiberger Möbelbörse sowie Sie sich die Probleme der Eltern und sich Beate Herold und Katrin Rosin Bildung und Teilhabe (BuT), welche diverse Kleiderkammern. Kinder an und entwickeln Sie Strategien, einig: »Natürlich möchten die Frauen beim Jobcenter zu beantragen sind: Es gibt offensichtlich eine Vielzahl von diese sinnvoll und nachhaltig anzu Das AWO Familienzentrum Altpieschen begleitet und gern Zeit als Familie mit den Vätern berät Familien zu Erziehungs- und Alltagsfragen. So wird den Kindern täglich eine Hilfsangeboten für Kinder aus ärmeren gehen.« verbringen, aber in erster Linie würden 1 Quelle: Väterreport 2016 des BMFSFJ 1_2018 1_2018 10 11
| Im Gespräch Im Gespräch | »WIR HABEN EINEN STEIN positionen zeigt, dass die Chancen, am politischen und sozialen Geschehen Analyse des Status quo. Notwendig sind Veränderungen im Denken und Dienstleistungen, Gesundheit, Pflege, Erziehung) bei gleichzeitiger Unter INS ROLLEN GEBRACHT« teilzuhaben, noch immer ungleich Handeln, also in der gesamten Kultur repräsentanz in Führungspositionen zwischen den Geschlechtern verteilt der Organisation. Das ist sicherlich als Tatsache gilt, existieren bislang sind. Positiv hervorzuheben ist, dass in eine der größten Herausforderungen: keine detaillierten und insgesamt aus- den meisten Verbänden schon gleich- wie Veränderungen auf der Einstellungs- sagefähigen Zahlen. Die Geschlechter- Die Arbeiterwohlfahrt veröffentlicht 1. Gleichstellungsbericht. stellungspolitische Maßnahmen zum und Haltungsebene erreicht werden verteilung wird von den Trägern der Einsatz kommen und deren Umsetzung können. Freien Wohlfahrtspflege (bisher) selten auch positiv bewertet wird. An ihre Grenzen stößt die AWO im statistisch erfasst. Insofern entfaltet Hinblick auf die Aufwertung der sozia- der 1. AWO-Gleichstellungsbericht über len Berufe und der erwerbsförmigen den eigenen Verband hinaus Relevanz HÄTTEN SIE SICH AN MANCHER Sorgearbeit. Sorgeberufe sind als histo- im Hinblick auf die Erhebung von STELLE NOCH MEHR ERKENNTNIS- risch unbezahlte, Frauen zugeschrie- Gleichstellungsdaten und die Entwick- GEWINN ERHOFFT, WAS MAN bene Tätigkeiten bis heute nicht auf lung von Strategien für mehr Gleich- Verbandes zu erkennen und zu doku- dauerhafte Existenzsicherung ausge- stellung in der Wohlfahrt. EVENTUELL BEI EINER NEUAUFLAGE mentieren und damit intern und extern richtet. Auch bei der AWO arbeiten nutzbare Informationen über den Ist- DES BERICHTS BERÜCKSICHTIGEN Männer mehrheitlich in Führungsposi- Zustand der Gleichstellung innerhalb KÖNNTE? tionen und in Vollzeit mit entsprechen- WIE WAR DIE RESONANZ ZUR der Arbeiterwohlfahrt bereitzustellen. dem Einkommen, während Frauen den VERÖFFENTLICHUNG DES BERICHTS So sollte eine sachliche Grundlage Es war von Anfang an klar, dass das Dienst am Menschen leisten, in Teilzeit AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT? geschaffen werden, auf der Entschei- Projekt Gleichstellungsbericht ein und mit geringem Entgelt. Für eine dungen für eine Gleichstellungsstrate- Modellprojekt ist, auf dessen Grund Gleichstellung der sozialen mit den gie getroffen und geeignete, gezielte lage weitere Erhebungen entwickelt technischen Berufen in Hinblick auf Bisher gab es vor allem Rückmeldungen Maßnahmen für deren Umsetzung ent- werden können. Insofern sind einige Qualifizierung und Bezahlung bedarf aus Politik und anderen Non-Profit- wickelt werden können. Fragen offen geblieben. Insgesamt hat es jedoch entsprechender politischer Organisationen. Einhellig begrüßt wurde, Ein weiteres Ziel war es, die eigene sich gezeigt, dass bei den meisten Rahmenbedingungen. dass die AWO mit dem 1. Gleichstel- Glaubwürdigkeit als gleichstellungs erhobenen Indikatoren eine größere lungsbericht ein deutliches Signal sen- politische Akteurin zu erhalten bezie- Differenzierung wünschenswert wäre. det, Gleichstellung als festen Bestand- hungsweise zu erhöhen, in dem an Für das AWO Ehrenamt liegen insgesamt IN WELCHEM MASSE LASSEN SICH teil und Modernisierungsauftrag in der Politik und Wirtschaft gestellte Forde- sehr wenige Daten vor. Zu kurz gekom- DIE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN Organisationsstruktur zu verankern und rungen, zum Beispiel nach Lohnge- men ist auch eine intersektionale Per- AUCH AUF VERBÄNDE ODER GAR weiterzuentwickeln. Dieses Ziel wurde rechtigkeit, mit der verbandsinternen spektive, also die Berücksichtigung der gleichzeitig als eine große Herausfor- UNTERNEHMEN AUSSERHALB DER Realität abgeglichen werden. Tatsache, dass die gesellschaftliche derung benannt. Begrüßt wurde auch, Das Ziel, eine sachliche Grundlage für Positionierung eines Menschen nicht AWO ÜBERTRAGEN? dass für zukünftige Berichterstattungen die systematische Planung und Umset- nur von der Geschlechtszugehörigkeit eine noch differenziertere Datener zung verbandlicher Gleichstellung bestimmt wird, sondern auch von Während die erhebliche Überrepräsen- hebung wünschenswert wäre, die das politik zu erhalten, wurde erreicht. anderen Kategorien wie Alter, Herkunft, tanz von Frauen im Bereich der SAHGE- Thema Vielfalt stärker in den Blick Darüber hinaus hat der partizipativ Behinderung, sexuelle Identität, Religion Berufe (Soziale Arbeit, Haushaltsnahe nimmt. gestaltete Prozess der Datenerhebung und Weltanschauung. Dafür müssten und -auswertung einen Stein ins Rol- andere Formen der Datenerhebung len und den Verband in Bewegung gefunden werden, da sich diese Kate- Weiterführende Informationen gebracht, sodass an vielen Orten in gorien nur eingeschränkt über die Dr. Petra Rostock ist Sozialwissenschaft- der AWO inzwischen über Gleichstel- Auswertung von Personaldaten erfas- lerin und Projektleiterin für den AWO- lung diskutiert wird und Strukturen für sen lassen. Gleichstellungsbericht beim Bundes- mehr Gleichstellung etabliert wurden verband der Arbeiterwohlfahrt e. V. und werden. E-Mail: petra.rostock@awo.org KERNSTÜCK DES GLEICHSTELLUNGS- Der im Januar 2018 veröffentlichte WAS WAR DIE GRUNDIDEE DES BERICHTS SIND DIE HANDLUNGS- Die Printausgabe des Gleichstellungs- 1. Gleichstellungsbericht des AWO Bun- 1. GLEICHSTELLUNGSBERICHTS? WAS SIND, KURZ ZUSAMMEN EMPFEHLUNGEN FÜR DIE INNER- berichts »Geschlechtergerechtigkeit und desverbands setzt sich intensiv mit dem MIT WELCHEN PRIMÄREN ZIEL GEFASST, DIE ZENTRALEN Vielfalt: Eine Frage des verbandlichen VERBANDLICHE ARBEIT. WO SEHEN Thema Geschlechtergerechtigkeit und ERKENNTNISSE DES BERICHTS? Überlebens« kann mit der Artikelnum- SETZUNGEN GING ES AN DIE SIE BEI DER UMSETZUNG AKTUELL Geschlechtergerechtigkeit Vielfalt auseinander. Er bildet mit sei- und Vielfalt: Eine Frage des mer 02103 gegen eine Versandkosten- nen Handlungsempfehlungen den Auf- UMSETZUNG UND WURDEN DIESE Noch lebt die AWO nicht alles, was sie DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDE- verbandlichen Überlebens pauschale bestellt werden takt zur Entwicklung einer konsistenten AUS IHRER SICHT ERREICHT? gleichstellungspolitisch fordert und es RUNGEN? Stellungnahme, werbung@awo.org Stellungnahme, Handlungsempfehlungen Handlungsempfehlungen und und verbandlichen Gleichstellungsstrategie. gibt eine Lücke zwischen Anspruch und 1. 1. Gleichstellungsbericht Gleichstellungsbericht der der Arbeiterwohlfahrt Arbeiterwohlfahrt oder Digital zum Download unter: Wir sprachen mit Petra Rostock, der Grundidee des 1. Gleichstellungsbe- Wirklichkeit in der eigenen Organisation. Organisationsentwicklungsprozesse hin https://www.awo.org/awo- Projektleiterin des Gleichstellungsbe- richtes war es, geschlechtsspezifische Die Unterrepräsentanz von Frauen in zu mehr Gleichstellung und Vielfalt veroeffentlicht-ihren-1- richts beim Bundesverband. Ungleichbehandlungen innerhalb des haupt- und ehrenamtlichen Führungs- brauchen nicht nur eine genaue Ist- gleichstellungsbericht 1_2018 1_2018 12 13
| Im Bild Im Bild | KOMMUNIKATION VON OHNE EIGENE HALTUNG »VIELFALT STATT EINFALT« GEHT ES NICHT Zum Umgang mit Vorurteilen Queeres Netzwerk für Sachsen setzt sich für und Diskriminierung die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein. ist auch der ProFamilia Landesverband Sachsen seit Kurzem Mitglied in unse- rem Netzwerk. Insbesondere außerhalb durchschnittlich häufig von Ausgren- zung und Diskriminierung betroffen und haben meist kaum Zugang zum J e vielfältiger eine Gesellschaft ist, desto wichtiger ist es, dass alle Mit- glieder diese Pluralität anerkennen und Schon zeitig beginnen wir, uns als Mit- glieder von Gruppen wahrzunehmen. Diese Zuordnungen geben uns Sicher- der großen Städte möchten wir Struk- Arbeitsmarkt. respektieren. Dass extreme Intoleranz, heit und das Gefühl der Zugehörigkeit, turen für LSBTTIQ* aufbauen und unter- Fremdenfeindlichkeit und zunehmender machen die Welt überschaubar, führen stützen, da dort noch Entwicklungspo- Fest steht: Vielfältige Lebensweisen Hass in diesem Zusammenhang nicht aber auch zu einer Einteilung in »Wir« tential besteht. Dafür suchen wir die und LSBTTIQ*-Biographien zu berück- geduldet werden können, ergibt sich und »die Anderen«. Wir gehören zum Zusammenarbeit mit der kommunalen sichtigen und anzuerkennen ist kein aus dem Grundsatzprogramm der AWO Beispiel einem Sportverein oder einem Verwaltung, mit Einrichtungen der Mehraufwand, sondern erweitert die mit seiner Ausrichtung des Handelns an Kollegium an und haben eine Staats- Jugendhilfe und Erwachsenenbildung, Perspektive auf soziales Miteinander den Grundwerten Solidarität, Toleranz, angehörigkeit. Dabei kann es passieren, der Wohlfahrt, Kirchen sowie Kultur- und kommt damit allen zu Gute. Wir Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit dass »Wir« zwar in unserer Gruppe alle trägern. freuen uns daher besonders, dass wir und gehört zum vielfach praktizierten Menschen als eigenständige Individuen Unser Ziel ist es, die Gleichberech gemeinsam mit dem AWO Landesver- Selbstverständnis der haupt- und eh- betrachten, bei »den Anderen« aber tigung aller Geschlechter in deren viel- band Sachsen e. V. momentan ein renamtlich Engagierten. allein ihre Zugehörigkeit zur abgegrenz- fältigen Lebensentwürfen über alle Projekt zu kultursensibler Pflege für Und dennoch, ob in der Öffentlich- ten Gruppe im Vordergrund steht und Generationen hinweg in Sachsen zu ältere LSBTTIQ* entwickeln. keit, den Medien, im Arbeitsalltag oder die vielen Unterschiede und Gemein- fördern, und das in möglichst allen im Privaten – immer wieder werden samkeiten ihrer Mitglieder verkannt gesellschaftlichen Bereichen. Präsenz, www.queeres-netzwerk-sachsen.de Menschen aufgrund ihres Geschlechts, werden. Britta Borrego, geschäftsleitende Bildungsreferentin Sichtbarkeit und Akzeptanz von LSBT- ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion, Pauschale Annahmen und negative Schaubild zum Diskriminierungsmodell eines Workshops ber LAG Queeres Netzwerk Sachsen des Projekts MitWirkung, welches Ebenen und Folgen von TIQ* stehen dabei an erster Stelle. Dies // Britta Borrego, geschäftsleitende einer Behinderung oder ihrer sexuellen Einstellungen gegenüber diesen Grup- Diskriminierung aufzeigt. bedeutet beispielsweise, Regenbogen- Bildungsreferentin Identität unbewusst oder absichtlich pen können dann eine Ungleichbe- »V ielfalt statt Einfalt« – So titelt der am 21. September 2017 von der Sächsischen Staatsregierung veröffent- familien oder -partnerschaften recht- lich und sozial gleichzustellen und sie wirtschaftlich gleichwertig abzu Weiterführende Literatur Meyer (2003): Prejudice, social stress, and mental ausgegrenzt, abgewertet, benachteiligt oder gar angegriffen. Aber was können wir dagegen tun? handlung mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen nach sich ziehen. Diese betreffen etwa das persönliche gungsmöglichkeiten. Sie sind nicht allein Ergebnis des individuellen Handelns lichte Landesaktionsplan zur Akzeptanz sichern. Es bedeutet, Geschlecht und health in lesbian, gay, and bisexual populations: Um diese Frage zu beantworten, kann Wohlergehen, die physische und psychi- von Personen, sondern werden etwa Conceptual issues and research evidence. Psycholo der Vielfalt von Lebensentwürfen und Sexualität in der Arbeit mit Kindern gical Bulletin, 129, 674-697; Dennert (2005): Die es hilfreich sein, sich die Entstehung von sche Unversehrtheit, aber auch soziale in Sprache und Rollenvorstellungen, meint damit die gleichberechtigte Teil- und Jugendlichen zu reflektieren, um gesundheitliche Situation lesbischer Frauen in Vorurteilen und Diskriminierung genauer Teilhabechancen, den Zugang zu gesell- Gesetzen und Verfahren manifestiert. habe von Lesben, Schwulen, Bisexuel- ihnen eine diskriminierungsfreie Ent- Deutschland – Ergebnisse einer Befragung. Pfaffen- anzusehen. Ein geläufiges Erklärungs- schaftlichen und materiellen Ressourcen Das Überwinden solcher Ungleich- weiler; Dennert/Wolf (2009): Gesundheit lesbischer len, trans- und intergeschlechtlichen wicklung und Entfaltung ihrer Persön- und bisexueller Frauen. Zugangsbarrieren im Ver modell lautet: oder die Entwicklungs- und Beteili- heiten und Ungerechtigkeiten kann sowie queeren Menschen1 im Freistaat. lichkeit zu ermöglichen. Gleiches gilt sorgungssystem als gesundheitspolitische Heraus damit nur ein langfristiger und heraus- Er hat viel vor – steht Sachsen doch im auch bei der Pflege und Betreuung forderung. FEMINA POLITICA, 1, 48-59; Gerlach/Schupp fordernder Prozess sein. Neben der (2016): Lebenslagen, Partizipation und gesundheit- bundesweiten Vergleich bei der Akzep- älterer und alter Menschen, welche lich-/pflegerische Versorgung älterer Lesben und beständigen Arbeit an der eigenen Hal- tanz von LSBTTIQ* mit an letzter Stelle. oftmals beim Übergang in Betreuungs- Schwuler in Deutschland. Expertise zum 7. Altenbericht tung ist dabei die Bereitschaft zentral, Wir als Landesarbeitsgemeinschaft situationen Unsensibilität und Respekt- der Bundesregierung. Das Projekt »MitWirkung – Gesellschaft gestalten durch Engagement andere Denk- und Verhaltensweisen Queeres Netzwerk Sachsen wurden 2016 losigkeit gegenüber ihrer nicht-hetero- und Beteiligung« des AWO Landesverbands unterstützt AWO-Träger und nicht bloß zu dulden, sondern das res- gegründet, um LSBTTIQ* in Sachsen eine sexuellen Lebensweise befürchten. Einrichtungen dabei, sprachfähiger für Demokratie zu werden und ihr Profil pektvolle Zusammenleben der Menschen gemeinsame Stimme zu geben, die Auch die Gesundheitsversorgung muss 1 Diese Vielzahl an Personen bzw. sozialen Gruppen zu stärken, unter anderem durch Beratungsangebote, Inhouse-Workshops aktiv mitzugestalten. Nur so lässt sich ihre Interessen und Bedarfe vor Politik, verbessert werden. Als sexuelle und wird auch mit dem Akronym LSBTTIQ* abgekürzt. Als und Informationsmaterialien. wirkungsvoll Position gegen Vorurteile Verwaltung und Zivilgesellschaft ver- geschlechtliche Minderheiten erleiden politische Interessenvertretung versammelt es und Diskriminierung beziehen. Menschen bzw. Gruppierungen, die sich innerhalb tritt. Als Dachverband versammeln wir LSBTTIQ* durch gesellschaftliche Ableh- Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern im der gesellschaftlichen Ordnung aus Heterosexualität derzeit 14 Mitglieder – für Sachsen nung häufiger psychische Erkrankungen und Zweigeschlechtlichkeit nicht verorten wollen oder Rahmen des Bundesprogramms »Zusammenhalt durch Teilhabe«. eine stolze Zahl. Und wir freuen uns oder begehen Substanzmissbrauch. können. Das englische Wort »queer« kann dabei Weitere Informationen unter www.demokratie-awo-sachsen.de, über Zuwachs, auch außerhalb der Geflüchtete LSBTTIQ* bzw. queere Per- übersetzt werden mit »Dingen, Handlungen oder Tel. 0351 847040 »Community«. Neben der GEW Sachsen sonen mit Behinderungen sind über- Personen, die von der Norm abweichen« (Wikipedia). 1_2018 1_2018 14 15
| Im Leben Im Leben | NEUES AUS DEM VERBAND den Sitzung am 19. Dezember 2017 wurde dort das vom Landesverband und seinen Partnern erarbeitete Strategie- Die Arbeiterwohlfahrt trauert um ihr Ehrenmitglied Gleichheit, Gerechtigkeit und Toleranz – papier zur Verbesserung der Kita-Rah- Gradmesser unserer täglichen Arbeit menbedingungen vorgestellt. Die AWO Greta Wehner bietet sich damit als Gesprächspartner * 31.10.1924 † 23.12.2017 an, um gemeinsam mit Eltern, Kom- munen und Freistaat eine Verbesse- Wir sind tief betroffen von Greta Wehners Tod und trauern rung der derzeitigen Rahmenbedin- um einen besonderen Menschen. Ihre große fachliche und gungen für die frühkindliche Bildung, politische Unterstützung in den Aufbaujahren der Arbeiterwohl- Erziehung und Betreuung zu erreichen. fahrt nach der Wende werden uns fest in Erinnerung bleiben. Für ein buntes, g leichberechtigtes Miteinander Die AG soll zur Umsetzung der Forde- rungen des Positionspapiers beitragen Greta Wehner hat Spuren hinterlassen, die auch noch nach I m AWO Landesverband Sachsen e. V. tionshintergrund soll – unabhängig von werden, die sich positiv auf das und den Akteuren im Kita-Bereich die vielen Jahren sichtbar und wirksam sein werden. So wird auch stellt sich der Fachbereich Migration, ihrer Herkunft – die selbstbestimmte Zusammenleben auswirken. Möglichkeit geben, sich über aktuelle das gemeinsame Anliegen des AWO Landesverbandes Sachsen Flüchtlinge und Inklusion derzeit neu und gleichberechtigte Teilhabe in allen Die AWO hat sich bereits im Jahr 2000 Entwicklungen auszutauschen. e.V. und des Herbert-Wehner-Bildungswerkes e.V. – das Herbert- auf. Im Rahmen der aktuellen Förder- Lebensbereichen der Gesellschaft, wie auf der Bundeskonferenz als erster Kontakt für weitere Informationen: Wehner-Haus – bleibender Ausdruck ihres Wirkens sein. richtlinie »Integrative Maßnahmen« des Bildung, Arbeit und Freizeit ermöglicht Wohlfahrtsverband selbst verpflichtet, Volker Abdel Fattah, Referent K inder- Wir werden Greta Wehner und ihre Arbeit in dankbarer Erinne- Freistaates Sachsen werden während werden. Dies versteht die AWO als ihre Dienste und Einrichtungen inter- und Jugendhilfe, volker.abdel.fattah@ rung behalten und in ihrem Sinne aktiv weiterführen. der dreijährigen Förderperiode 2018 bis sozialpolitischen Gestaltungsauftrag kulturell zu öffnen sowie Angebote awo-sachsen.de 2020 nun die drei geplanten Projekte in einer Einwanderungsgesellschaft. entsprechend dem Bedarf der Einwan- Margit Weihnertt R René Vits »Interkulturelle Öffnung«, »Bürger- Überdies sollen durch die Projekte der derungsgesellschaft zu entwickeln. e Vorsitzende V Vorsitzender schaftliches Engagement« und »Länd- gesellschaftliche Zusammenhalt DER AWO LANDESVERBAND AWO Landesverband AWO Kreisverband lich Bunt« umgesetzt. Ziel der Projekte gestärkt und Brücken zwischen den Mehr Informationen zum Fachbereich SACHSEN E. V. UNTERSTÜTZT Sachsen e.V.. D Dresden e.V. ist es, zum einen die soziale Integration zugewanderten Menschen und der und zu den Projekten unter: LANDESAKTIONSPLAN ZUR zu fördern. Den Menschen mit Migra einheimischen Bevölkerung geschaffen www.awo-sachsen.de/mfi AKZEPTANZ DER VIELFALT VON LEBENSENTWÜRFEN ERSTE GESPRÄCHE FÜR MEHR Zusammenhang alternder Menschen mit Der Landesverband sieht den vom TOLERANZ UND GLEICHSTELLUNG – anderen sexuellen Lebensentwürfen AWO gegen Rassismus v iele Gliederungen und Einrichtungen Sächsischen Staatsministerium für Sozia- BEGINN EINER NEUEN und Orientierungen stehen, gemeinsam dem Aufruf, u. a. gab es Aktionen der les und Verbraucherschutz, Geschäfts- bearbeitet und in die Öffentlichkeit KOOPERATION MIT DEM INTERNATIONALER TAG GEGEN AWO Bautzen, AWO Mulde-Collm und bereich Gleichstellung und Integration getragen werden. AWO Chemnitz. Der AWO Landesver- (SMGI) Ende 2017 veröffentlichten Lan- GAYSTAMMTISCH DRESDEN RASSISMUS AM 21. MÄRZ band Sachsen baute einen Stand mit desaktionsplan zur Akzeptanz der Viel- 50 PLUS/MINUS A uch in diesem Jahr hatte die AWO zu kreativen Aktionen und zum Mitmachen aufgerufen, um sich Materialien zum Thema und Plakaten zum Mitmachen im Eingangsbereich des Senioren- und Pflegeheim Albert falt von Lebensentwürfen als bedeut- sames Signal, sich in der Gesellschaft weiterhin gegenüber anderen als den Vertreter des Gaystammtisches Dresden 50 plus/minus, eine selbstständige ARBEITGEBERKAMPAGNE DER AWO SACHSEN GESTARTET so deutlich gegen Rassismus und men- Schweitzer in Dresden-Prohlis auf. herkömmlichen binär orientierten sexu- Gruppe unter dem Dach vom Gerede Wer in den Wochen vor Ostern Radio schenverachtendes Verhalten zu posi Wir baten Passanten und Besucher Klare Kante gegen Rassismus zeigen! Hier mit der ellen Identitäten und Orientierungen e. V., und Vertreter der AWO haben hörte, konnte sich auf NRJ Sachsen tionieren. Auch in Sachsen folgten des Seniorenheims, ihr Statement Aktions-Postkarte des AWO Jugendwerks. zu öffnen sowie individuelle Lebens- am 13. September 2017 erstmals gemein- bereits ein Bild von der neuen AWO- gegen Rassismus auf unseren Plakaten entwürfe zu tolerieren und zuzulassen. sam über Situationen des Alterns homo Kampagne mit dem Leitmotto »Herz ist aufzuschreiben und bekamen auch Sachsen«. Als einer der Erstunterzeich- »Menschen mit verschiedenen Lebens- sexueller Menschen beraten.Dabei Trumpf. Wenn der Job Berufung ist.« in diesem Jahr wieder viele gute und ner setzte der AWO Landesverband entwürfen und –orientierungen sind wurden vor allem Erwartungen, aber machen. Unser neuer Radiospot wird breit gefächerte Antworten. Vielen Sachsen damit ein in der Öffentlichkeit selbstverständlicher Bestandteil unse- auch Befürchtungen bei der gesund- in diesem Jahr noch mehrfach auf NRJ Dank an alle, die mitgemacht und stark wahrnehmbares Zeichen gegen res gesellschaftlichen Lebens«, betonte heitlichen und pflegerischen Versor- zu hören sein, parallel dazu haben wir gemeinsam mit uns ein klares Zeichen Rassismus. Landesgeschäftsführer David Eckardt. gung diskutiert. Im Ergebnis wurde die Informationsseiten der AWO zu gegen Rassismus gesetzt haben! übereinstimmend festgestellt, dass den beruflichen Möglichkeiten wie Frei- es auch im Rahmen von Begleitungen willigendienste (FSJ, BFD, FdaG), Aus- AG ZUR VERBESSERUNG DER KITA- Der Landes bei Pflegebedürftigkeit darum gehen bildung, Job oder Quereinstieg überar- GRÜNDUNG DES SÄCHSISCHEN RAHMENBEDINGUNGEN GEGRÜNDET aktionsplan muss, jeder Form der Stigmatisierung, beitet. Außerdem gibt es eine neue »BÜNDNISES GEGEN RASSISMUS« kann unter Etikettierung und/oder Diskriminierung Postkarte, in der Interessierte unkom- Unter Leitung von Volker Abdel Fattah, https://publikati- entgegenzutreten. Dazu bedarf es einer pliziert ihr Interesse an verschiedenen Bereits im August 2017 gründeten sach- Referent für Kinder- und Jugendhilfe onen.sachsen.de/ Sensibilisierung pflegender Mitarbei- Jobformaten bekunden können. senweit tätige Organisationen, Initiati- beim AWO-Landesverband, wurde die bdb/artikel/29799 tender in ambulanten und stationären www.awo-in-sachsen.de/jobs ven, Vereine und Verbände in Dresden »Arbeitsgruppe zur Verbesserung der kostenlos bestellt Pflegeeinrichtungen, die auch bei der Aktionssstand vor dem Eingang des AWO Pflege- das »Bündnis gegen Rassismus – Für Kita-Rahmenbedingungen in Sachsen« werden. AWO so bisher nicht im Blick gewesen und Seniorenheims Albert Schweitzer ein gerechtes und menschenwürdiges ins Leben gerufen. In der konstituieren- ist. In Zukunft sollen Themen, die im 1_2018 1_2018 16 17
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