Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de

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Gleichheit,
      Gerechtigkeit,
          AWO-Werte im Porträt
Toleranz.

          1_2018

              Mitgliederjournal der AWO in Sachsen
Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
Editorial |

       WISSENSWERTES –                                                                                                                                  GERECHTIGKEIT,
       ZAHLEN UND ­FAKTEN DER AWO                                                                                                                       GLEICHHEIT, TOLERANZ
                           Deutschland ...                                         3  Millionen Kinder sind in Deutschland von
                                                                                   Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen –
                                                                                   jedes fünfte Kind lebt in Armut.1

              84 %            aller Arbeitnehmer*innen der AWO sind Frauen,
              aber sie ­stellen 71 % der Einrichtungsleitungen und nur 23 % der
                                                                                                          21 %        weniger als
                                                                                                          Männer ­verdienen Frauen
              ­Geschäftsführer*innen und hauptamtlichen ­Vorstände innerhalb der                          im Durchschnitt
              AWO – 51 % der Frauen in der AWO arbeiten Teilzeit, 24 % der Männer.2                       in Deutschland.1

                                                                                                                                                        Sehr geehrte Damen und Herren,

                        88 %          aller Bürger*innen sind der Meinung, dass          Die    45  reichsten Haushalte in
                                                                                         ­Deutschland besitzen so viel wie die
                                                                                                                                                        liebe AWO-Freundinnen und AWO-Freunde,

                        die Unterschiede zwischen Arm und Reich in den letzten
                                                                                                                                                        in einem Jahr werden wir ein großes Jubiläum feiern: 100 Jahre Arbeiterwohlfahrt!
                        zehn Jahren »eher größer geworden« sind.4                         ärmeren 50 Prozent der Bevöl­kerung.3
                                                                                                                                                        Eine gute Gelegenheit, sich im Vorfeld einmal grundlegend mit der Frage zu beschäf-
                                                                                                                                                        tigen: Was macht die AWO eigentlich so einzigartig? Eine wichtige Komponente
                                                          Der Inklusionsanteil (= Kinder mit Förderbedarf, die eine
                                                                                                                                                        sind ohne Zweifel unsere fünf AWO-Werte: Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz,
                                                          Regeleinrichtung besuchen) liegt in deutschen Kitas bei
                                                                                                                                                        Freiheit und Solidarität.
                                                          67 %, in den Grundschulen bei 47 % Prozent, in der
                                                                                                                                                           Diese Grundwerte bestimmen unser Leitbild und sind Grundlage all unseres
                                                          ­Sekundarstufe nur noch bei 30 %.4
                                                                                                                                                        Handelns. An der Einhaltung dieser Werte lassen wir uns seit unserer Gründung

                                                                                    92 %
                                                                                                                                                        messen und unser Anspruch ist es, diese in unserer täglichen Arbeit – egal ob

       Sachsen ...
                                                                                                 der Deutschen sehen eine                               Haupt- oder Ehrenamt – zu verwirklichen.
                                                                                    wichtige Rolle der Wohlfahrtsverbände                                  Wir wollen in den nächsten zwei Ausgaben einen Blick darauf werfen, wie in
                                                                                    bei der Bekämpfung von Armut und der                                unseren Einrichtungen die AWO-Werte gelebt werden. Wir werden erfahren, mit
                                                                                    ­Unterstützung benachteiligter Bevölkerungs-                        welchen Rahmenbedingungen sich dabei unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                           Ein Viertel der Alleinerziehenden in                      gruppen. 5                                                         sowie unser Ehrenamt bei der täglichen Arbeit auseinandersetzen.
                           Sachsen bestreitet den überwiegenden                                                                                            In dieser Ausgabe werden wir uns zunächst den Werten Gerechtigkeit, Gleichheit        »meeting«
                           Lebensunterhalt aus ALG I / II.6                                                                                             und Toleranz widmen. Im Oktoberheft betrachten wir dann die Werte Solidarität und        steht für mitarbeiten, eingreifen,
                                                                                                                                                                                                                                                 entscheiden, teilhaben, integrieren,
       6%
                                                                                                                                                        Freiheit näher.
                der Seniorinnen und ­                                                       Quellen:                                                       Wir freuen uns sehr, Petra Köpping, die Sächsische Staatsministerin für Gleichstel-   nachdenken und gestalten.
       Senioren waren 2015 armutsgefährdet.6                                                1
                                                                                                Statistisches Bundesamt                                 lung und Integration, für ein Leitinterview zum Thema »Gerechtigkeit, Gleichheit         Machen Sie mit!
                                                                                            2
                                                                                                1. Gleichstellungsbericht des AWO Bundesverband 2018   und Toleranz« gewonnen zu haben. Gleichzeitig konnten wir Alexander Dierks,

                           32 %                                                                 DIW Berlin                                              Generalsekretär der Sächsischen CDU, und Dr. Christian Demuth, Vorsitzender des
                                                                                            3

                                       der Menschen mit Behinderungen in                    4
                                                                                                Bertelsmann Stiftung 2015                               Herbert-Wehner-Bildungwerks, für unsere Debatte zum Thema »Ist der Freistaat
                           Sachsen können ihren Lebensunterhalt im Wesent-                  5
                                                                                                AWO Sozialbarometer 2014                                Sachsen sozial gerecht?« gewinnen. Herzlichen Dank!
                                                                                                                                                                                                                                                    INHALT
                           lichen durch eine Erwerbstätigkeit sichern.6                     6
                                                                                                Sozialberichterstattung des Freistaats Sachsen 2018       Für unsere Expertenfragen äußern sich diesmal drei Einrichtungsleiterinnen
                                                                                                                                                        und -leiter zu der grundsätzlichen Frage, welche Herausforderung es ist, die AWO-          IM FOKUS – Interview  4
                                                                                                                                                        Werte im Berufsalltag tatsächlich zu leben. Des Weiteren schauen wir uns die Arbeit
                                                                                                                                                        des AWO Familienzentrums Pieschen in Dresden und der Sozialpädagogischen Fami-             DEBAT TE – Soziale Gerechtigkeit  6
                                                                                                                                                        lienhilfe des Kreisverbands Freiberg unter den Aspekten der Gleichstellung von
DEFINITION DER DREI WERTE ­GLEICHHEIT, GERECHTIGKEIT, TOLERANZ                                                                                          Mann und Frau und der (Un-)gerechtigkeit, die durch Kinderarmut entsteht, einmal           IM GESPRÄCH – AWO Werte leben  8
                                                                                                                                                        genauer an. Ein großes Dankeschön an unsere Praktiker, die uns zu den genann-
Toleranz bedeutet nicht nur, andere         missachtet und missbraucht zu werden.          soziale Sicherung und die gesellschaftliche                  ten Themen für Gespräche zur Verfügung standen.                                            IM DIALOG - AWO vor Ort  10
Denk- und Verhaltensweisen zu dulden,       Solchen Gefahren stellt sich die Arbeiter-     Gleichstellung von Frau und Mann.                               Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei diesen und vielen weiteren spannenden Themen!
sondern sich dafür einzusetzen, dass alle   wohlfahrt entgegen.                                                                                                                                                                                    IM GESPRÄCH – 1. Gleichstellungsbericht  12
Bürgerinnen und Bürger und ­besonders                                                      Gerechtigkeit fordert einen Ausgleich                        Auf ein herzliches Miteinander
Minderheiten sich frei äußern können,        Gleichheit gründet in der gleichen            in der Verteilung von Arbeit und Einkom-                                                                                                                IM BILD - Vielfalt  14
in ihrer Religion und Weltanschauung        Würde aller Menschen. Sie verlangt             men, Eigentum und Macht, aber auch im
nicht eingeschränkt werden und so leben     gleiche Rechte vor dem Gesetz, gleiche         Zugang zu Bildung, Ausbildung und Kultur.                                                                                                               IM LEBEN – Neues aus dem Verband  16
können, wie sie es für angemessen halten.   Chancen, am politischen und sozialen           Quelle: aus »Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt«,
Toleranz endet dort, wo sie Gefahr läuft,   ­Geschehen teilzunehmen, das Recht auf         AWO Bundesverband e. V., Stand: November 2005                                                                                                           AUS DER REGION – AWO vor Ort  I–IV
                                                                                                                                                        Ihre Margit Weihnert
                                                                                                                                                        Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen

                          1_2018                                                                                                                                                                                                                             1_2018
       2                                                                                                                                                                                                                                                                                3
Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
Im Fokus |

»SACHSEN BRAUCHT EIN MODERNES
GLEICHSTELLUNGSGESETZ«
                                          Petra Köpping, die Sächsische Staatsministerin
                                                für Gleichstellung und Integration, im Gespräch

                                                                                      BERÜCKSICHTIGUNG DER BETRIEBSRENTEN            BERUF. WAS IST DA BEREITS AUF DEN            ­ IESE GROSSE LÜCKE IN DEN GEHÄLTERN
                                                                                                                                                                                  D                                          hältnis gibt es in der sächsischen Ver-
                                                                                      BEI EISENBAHN ODER BERGBAU UND                 WEG GEBRACHT WORDEN UND WELCHE               ENDLICH ZU SCHLIESSEN?                     waltung. Dort haben wir 5 Abtei­
                                                                                      DIE ANERKENNUNG DER OSTDEUTSCHEN               MASSNAHMEN SIND NOCH GEPLANT?                                                           lungsleiterinnen und 39 Abteilungs­leiter,
                                                                                      LEBENSLEISTUNGEN – WO SEHEN SIE DIE                                                         Ein Effekt, von dem ich mir eine große     während 725 Sachbearbeiterinnen
                                                                                      UNGLEICHHEITEN GEGENÜBER WESTDEUT-             Wir haben einen Gesetzentwurf für ein        Wirkung verspreche, ist der absehbare      373 männliche Kollegen haben. Diese
                                                                                      SCHEN BUNDESLÄNDERN?                           modernes Gleichstellungsgesetz vor­          Fachkräftemangel. Künftig werden es        Berichte sind für unser Handeln eine
                                                                                                                                     gelegt, welches planmäßig nach der           sich Betriebe einfach nicht mehr leis-     wichtige argumentative Grundlage.
                                                                                      Auch in Westdeutschland gab und gibt           Sommerpause im Sächsischen Landtag           ten können, Frauen für die gleiche         Denn es gibt genügend politische Kräfte,
                                                                                      es strukturellen Wandel, struktur-             diskutiert werden soll. Das Gesetz ist       ­Arbeit niedriger zu bezahlen als ihre     die der Meinung sind, dass wir bereits
                                                                                      schwache Regionen und Gebiete mit              in einem gemeinsamen P     ­ rozess mit       männlichen Kollegen. Darüber hinaus       jetzt die Gleichstellung von Frauen und
                                                                                      sehr hohem Sanierungsbedarf. Die               dem Gleichstellungsbeirat entstanden,         erleben wir auch eine Änderung im         Männern erreicht haben, oder die einem
                                                                                      ­Ungleichheit sehe ich darin, dass sich        dem verschiedene Akteurinnen und              Verständnis von männlichen und            konservativen Familien- und Rollen-
                                                                                       in Ostdeutschland dieser Wandel,              Akteure gesellschaftlicher Gruppen wie        weiblichen Rollenbildern. Gerade in       verständnis verhaftet sind und schlicht
                                                                                       der mit einem immensen Abbau von              dem Landesfrauenrat Sachsen e. V.             Sachsen nimmt eine immer größere          keinen Handlungsbedarf sehen.
                                                                                       Arbeitsplätzen und Industrie einher-          ange­hören. Wir wollen strukturelle           Anzahl von Vätern die Elternzeit in
                                                                                       ging, innerhalb kürzester Zeit vollzog.       ­Benachteiligungen von Frauen durch           ­Anspruch. Das muss eine kluge Perso-
                                                                                       Was mit den Menschen passierte,                gezielte Förderung beheben und die            nalpolitik in den Betrieben berück-      WELCHE ROLLE SPIELEN DIE WOHLFAHRTS-
                                                                                       die sich trotz guter Qualifikation auf         Familiengerechtigkeit einhergehend            sichtigen und sich darauf einstellen,    VERBÄNDE FÜR DIE GLEICHSTELLUNGS­
                                                                                       einmal auf dem Arbeitsamt wieder­              mit der Vereinbarkeit von Familie,            damit auch die Unternehmen eine          POLITIK DES FREISTAATES? WIE GESTALTET
                                                                                       fanden und die teilweise niemals               Pflege und Berufstätigkeit für Frauen         gute Zukunft haben werden.               SICH DIE ZUSAMMENARBEIT?
Petra Köpping                                                                          ­wieder in einen richtigen Job gekom-          und Männer sicherstellen. Das bedeutet
                                                                                        men sind, hat damals niemand                  konkret, dass die Verwaltung flexibel                                                  Die Wohlfahrtsverbände sind im
                                                                                        ­hinterfragt. Es war schon ein wenig          auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeite-       DER AWO BUNDESVERBAND VERÖFFENT-           Gleichstellungsbeirat des Freistaates
                                                                                         ein Tabu-Thema, dass man nicht               rinnen und Mitarbeiter hinsichtlich         LICHTE IN DIESEM JAHR ERSTMALS EINEN       Sachsen vertreten. Ziel der Arbeit des
SIE SIND SEIT 2014 SÄCHSISCHE STAATS­     bauen und parallel dazu integrations-          ­darüber sprach, wenn man es eben            Teilzeitbeschäftigung, Telearbeit, mobi-    GLEICHSTELLUNGSBERICHT, AUS DEM            Gleichstellungsbeirates ist es, zur Ver-
MINISTERIN FÜR GLEICHSTELLUNG UND         politische Förderinstrumente und                nicht geschafft hat, in der neuen Zeit      les Arbeiten, familien- oder pflege-        ­HERVORGEHT, DASS ES ZU WENIGE             wirklichung von Gleichberechtigung
INTEGRATION. UNMITTELBAR DANACH           Maßnahmen vorzulegen. Gleichzeitig              anzukommen, während gleichzeitig            freundlicher Arbeitszeitmodelle reagiert.    ­FRAUEN IN HAUPT- UND EHRENAMT­           und Chancengleichheit, zur Verbesse-
­GESCHAH DAS, WAS WIR HEUTE DIE           war es wichtig, die anderen Ministerien         einige Westdeutsche hier als Glücks­        Die spätere Rückkehr in Vollzeitbe-           LICHEN FÜHRUNGSPOSITIONEN GIBT           rung der Situation der Frauen in Staat,
 »FLÜCHTLINGSKRISE« NENNEN UND            mitzunehmen und regelmäßige Runden              ritter in Erscheinung traten. Dies alles    schäftigung sowie der berufliche Wie-         ­SOWIE ARBEITSZEITEN UND EINKOMMEN       Wirtschaft und Gesellschaft beizutra-
 SIE VOR ENORME HERAUSFORDERUNGEN         zu installieren. Die Arbeiterwohlfahrt          ist noch lange nicht aufgearbeitet          dereinstieg sollen möglich sein. Mir ist       UNGLEICH VERTEILT SIND. INWIEFERN       gen sowie die Zusammenarbeit der im
 STELLTE. WIE HABEN SIE DAS DAMALS        war in der Krise ein wichtiger Anker für        und es braucht nur einen kleinen            wichtig, dass wir ein modernes Gesetz          WIRD EIN SOLCHER BERICHT VON DER        Freistaat Sachsen tätigen Akteurinnen
 ­ERLEBT UND WIE HABEN SIE IN DER KRISE   uns. Sie verfügte über die Strukturen,          ­äußeren Anlass, um die alten Wunden        vorlegen, das zukunftsweisend ist,             ­POLITIK ZUR KENNTNIS GENOMMEN UND      und Akteure im Bereich Gleichstellung
  DIE ARBEITERWOHLFAHRT IN SACHSEN        über das Personal und das Know-how,              wieder aufbrechen zu lassen. Ich           eine tatsächliche Verbesserung für die          FINDET EINGANG IN DIE GLEICHSTEL-      zu fördern. Bei den regelmäßigen Tref-
  WAHRGENOMMEN?                           was wir in dieser Zeit dringend benö-            ­glaube, diese Enttäuschung und dieses     Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer              LUNGSPOLITIK?                          fen des Gleichstellungsbeirates werden
                                          tigt haben. Die AWO ist, wie viele                Nichtanerkennen – das haben West-         im öffentlichen Dienst darstellt und                                                   aktuelle Fragen der Gleichstellung auf
Ich bin damals von Null auf Hundert ins   ­andere, bis an die Grenzen ihrer Belast-         deutsche so nicht erlebt.                 dadurch Vorbildcharakter entfaltet.         Ein solcher Bericht wird von der Politik   Augenhöhe miteinander besprochen.
Ministerinnenamt eingestiegen. Integ-      barkeit gegangen und war trotzdem                                                                                                      auf jeden Fall zur Kenntnis genommen,
rationspolitik? Die hatte es in Sachsen    immer zur Stelle, wenn es darum ging,                                                                                                  zumal er auch mit unseren Einschät-        FRAU KÖPPING, WIR DANKEN IHNEN
bis dato nicht gegeben. Entsprechend       den Menschen zu helfen. Dafür möchte       DIE GLEICHSTELLUNG VON MANN UND                AM 18. MÄRZ IST EQUAL PAY DAY: DIESER        zungen übereinstimmt. Ich möchte als       FÜR DAS GESPRÄCH!
waren wir auch nicht auf die vielen        ich mich ganz herzlich bedanken.           FRAU IST EIN ZENTRALES THEMA IHRES             TAG MARKIERT SYMBOLISCH DAS DATUM,           Beispiel hier die Verteilung von haupt-
Geflüchteten eingestellt, die innerhalb                                               MINISTERIUMS. EIN WICHTIGER SCHRITT            BIS ZU DEM FRAUEN UMSONST ARBEITEN,          amtlichen Bürgermeisterinnen und
weniger Monate zu uns kamen. Ich                                                      IN DIESE RICHTUNG SIND DIE VERBESSE-           WÄHREND MÄNNER SEIT DEM 1. JANUAR            Bürgermeistern anführen. Hier stehen
hatte also meinen Geschäftsbereich        SIE KÄMPFEN SEHR ENGAGIERT FÜR              RUNGEN DER RAHMENBEDINGUNGEN                   FÜR IHRE ARBEIT BEZAHLT WERDEN.              39 Frauen 267 Männern gegenüber.
strukturell und organisatorisch aufzu-    DIE OSTDEUTSCHEN BELANGE, U. A. DIE         ZUR VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND              WO SEHEN SIE DIE STELLSCHRAUBEN, UM          Ein ebenfalls recht deutliches Missver-

                    1_2018                                                                                                                                                                                                              1_2018
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Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
Debatte |

»IST DER FREISTAAT SACHSEN ­
			 SOZIAL GERECHT?«
                                                Eine Frage, die bewegt – Alexander Dierks
                                        und Dr. Christian Demuth beziehen Position

                                                 S     achsen konnte sich seit dem Mauerfall in vielerlei Hinsicht sehr erfolgreich
                                                       aufstellen. Unserem Bundesland ist ein echter Quantensprung gelungen! Die
                                                 Arbeitslosenquote ist heute auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Das soziale Netz
                                                                                                                                       O      der glauben die Sachsen, dass es sozial gerecht zugeht? Die Daten des Sachsen-
                                                                                                                                              Monitors sind deutlich: Vier Fünftel sorgen sich, dass die Gegensätze zwi-
                                                                                                                                       schen Arm und Reich weiter zunehmen. Nur 20 Prozent sagen, dass es in Deutsch-
                                                 ist dicht und doch muss man Probleme offen ansprechen, denn in einigen Berei-         land gelungen sei, soziale Ungleichheit abzubauen. Zwar macht die Mehrheit
                                                 chen haben wir noch viel zu tun.                                                      (64 Prozent) eher gute Erfahrungen mit den Behörden, aber 57 Prozent denken,
                                                     Es ist für mich selbstverständlich, dass Menschen, die auf Hilfe angewiesen       dass die »kleinen Leute nicht korrekt über ihre Rechte informiert« werden. Die
                                                 sind, nicht allein gelassen werden dürfen. Ganz herzlich danke ich allen Ehren-       Hälfte der Sachsen glaubt nicht, einen oder mehr als einen gerechten Anteil zu
                                                 und Hauptamtlichen, die ihre Mitmenschen unterstützen und damit eine uner-            erhalten. Es herrscht ein massives Ungerechtigkeitsgefühl in Sachsen.
                                                 lässliche Säule unserer Gesellschaft bilden. Im Einsatz für ein sozial gerechtes          Doch es sind eben auch harte Fakten. Bei den sächsischen Arbeitern sagen nur
                                                 Miteinander ist die traditionsreiche AWO unentbehrlich!                               22 Prozent, dass sie einen oder mehr als einen gerechten Anteil bekommen. Das
                                                     Mehr Chancengleichheit zu erzielen und den Zusammenhalt unserer Gesell-           ist kein Wunder, wenn 35 Prozent der sächsischen Arbeitnehmer einen Niedriglohn
                                                 schaft zu fördern sind die Kernziele der sächsischen Staatsregierung. Dabei ist es    von unter 10 Euro verdienten (Stand 2014). 54 Prozent der Sachsen haben Angst,
                                                 erforderlich, den politischen Kräften entschlossen entgegenzutreten, die unser        dass die Rente im Alter nicht zum Leben reicht. Laut einer Prognose für 2030 des
                                                 Land spalten wollen.                                                                  Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung droht aber eben auch 36 Prozent der
                                                     Der Freistaat hat in den vergangenen Jahren viele Anstrengungen unternommen,      ostdeutschen Arbeitnehmer eine Rente unterhalb der Armutsgrenze.
Alexander Dierks                                 um Verbesserungen im sozialen Bereich zu erreichen. Im laufenden Doppelhaus-              Auch für die Chancengleichheit wird Sachsen ein ernüchterndes Zeugnis ausge-         Dr. Christian Demuth

                   PRO                                                                                                                                                                                                          KONTRA
                                                 halt investieren wir 10 Millionen Euro pro Jahr in das Landesprogramm »Wir für        stellt: 62 Prozent der Arbeiter sagen, die Chancen in Deutschland sozial aufzusteigen,
                                                 Sachsen«. Kein anderes Bundesland hat eine solche Ehrenamtsförderung.                 seien eher schlecht oder sehr schlecht. Immerhin fast ein Drittel der sächsischen
                                                     Ich befasse mich viel mit Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen. So ist    Eltern sieht wenige Chancen für ihre Kinder, sozial aufzusteigen. Das sächsische
                                                 es uns beispielsweise gelungen, den KiTa-Betreuungsschlüssel zu verbessern, Eltern-   Bildungssystem ist nicht so gerecht, wie manche behaupten.
                                                 Kind-Zentren auszubauen und die sogenannte Jugendpauschale für die kommu-                 Wir brauchen eine Gerechtigkeitsdebatte in Sachsen. Diese wurde bislang un-
                                                 nale Jugendarbeit aufzustocken.                                                       terdrückt, weil die Drohung, »fordert ihr mehr, dann gefährdet ihr euren Arbeits-
                                                     Bildung ist die bedeutendste Ressource, die wir hierzulande besitzen, und ich     platz«, allen im Nacken saß. Man darf sich aber nicht Bange machen lassen von
Alexander Dierks ist Generalsekretär der
­sächsischen CDU, Vorsitzender des CDU-­         bin sehr froh, dass wir laut dem »Bildungsmonitor« das beste Bildungswesen in         den wirtschaftsliberalen Konservativen, die schon mit dem Mindestlohn den Unter-             Dr. Christian Demuth ist Vorsitzender des
 Landtagsfraktionsarbeitskreises für Soziales    Deutschland haben. Um Krisen- und Konfliktsituationen von Kindern und Jugend-         gang des Wirtschaftsstandorts prophezeiten; oder von Rechtsradikalen, die versu-             ­Herbert-Wehner-Bildungswerks sowie
 und Verbraucherschutz, Gleichstellung und                                                                                                                                                                                           ­parlamentarischer Berater der SPD-Fraktion
                                                 lichen professionell begegnen zu können, hat unsere Staatsregierung die Einführung    chen, das Thema zu instrumentalisieren. Niemand hätte ohne Flüchtlinge einen                   im Sächsischen Landtag.
 Integration sowie Sozial- und Jugendpoli­
 tischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.      eines Landesprogrammes zur Schulsozialarbeit beschlossen, das im März auf mehr        höheren Lohn oder eine bessere Rente. Wir brauchen hingegen mehr Anerken-
                                                 als 30 Millionen Euro angehoben wurde, sodass ab Herbst 2018 an allen sächsi-         nung für die hart arbeitenden Menschen in Sachsen und eine Neujustierung der
                                                 schen Oberschulen in öffentlicher Trägerschaft mindestens eine Vollzeitstelle für     Leistungsgerechtigkeit. Höhere Löhne und eine Grundrente sind erste richtige
                                                 Sozialarbeit geschaffen wird. Der Freistaat übernimmt die Kosten zu 100 Prozent!      Ansätze. Man muss über den Selbstbetrug mancher Ostdeutscher sprechen, dass
                                                     Das Thema Gesundheit ist zentral für unsere Gesellschaft. Bei allen Herausfor-    sie höhere Steuern für Reiche ablehnen: Dabei gibt es hier kaum hohe Erbschaften
                                                 derungen muss man dennoch betonen, dass unser Gesundheitswesen – nicht                oder Vermögen; nur wenige zahlen Spitzensteuer, kaum jemand Reichensteuer.
                                                 zuletzt durch moderne Technologien – leistungsfähig ist und international zu den      Schließlich braucht es eine Bildungs- und Aufstiegsoffensive: Die »kleinen Leuten«
                                                 besten gehört.                                                                        müssen das Gefühl haben, dass sie und ihre Kinder eine Chance auf sozialen Auf-
                                                     Die christlich-sozialen Wurzeln der CDU dienen mir persönlich als Leitplanken.    stieg haben.
                                                 Ich bin gegen Schwarzmalerei, doch möchte ich die Probleme nicht schönreden.
                                                 Die Mitarbeiter der AWO haben einen reichen Erfahrungsschatz. Ich würde mich
                                                 freuen, von Ihnen zu hören! Wir müssen unsere Zukunft gemeinsam gestalten.

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Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
| Im Gespräch

      DIE FACHFRAGE –
          DIE EXPERTENANTWORT
                      Welche Herausforderungen gibt es in der täglichen Arbeit der
                               AWO Pflegeeinrichtungen, die AWO-Werte Gleichheit, Gerechtigkeit
                                                          und Toleranz zu leben?

                                                                      f­eines Gespür für Bevorzugung, Empathie, Wohlempfinden,
                                                                       fehlende Wertschätzung und die Art und den Ton, wie wir
                                                                       miteinander umgehen. Wer hier nur seinem Job nachgeht,
                                                                       kann von seinem Team keine Identifikation mit den Werten
                                                                       der AWO erwarten. Dabei sollte es gar nicht so schwer sein:
                                                                       Jeder möchte doch gleich behandelt werden und jeder will
                                                                       Gerechtigkeit und Toleranz, ganz besonders auch dann,
                                                                       wenn es im beruflichen und privaten Leben einmal schwie-
                                                                       rig wird. Wer sich Mühe gibt, diese Werte auch bei der täg-
                                                                       lichen Arbeit in den AWO Pflege- und Behinderteneinrich-
                                                                       tungen anzuerkennen, der ist ein Gewinn für das Team und
                                                                       für das Haus mit dem AWO-Herz. In einer Zeit wachsender
                                                                       Aufwendungen für Pflege und Betreuung, Qualitätssicherung
                                                                       und einem Mangel an Fach- und Assistenzkräften sind die
                                                                       gefühlten Arbeitsbedingungen die Nasenspitze im Wettbewerb       Hier arbeitet Ursula Hengst: im Seniorenpflegeheim »Willy-Brandt-Haus«.                          Iris Uhlig
                                                                       um Personal, zufriedene Bewohner und Angehörige. Gerech-
                                                                       tigkeit und Toleranz haben eine kulturelle Dimension, die
                                                                       Kultur des Umgangs. Im Kleinen wie im Großen. Wie ist
                                                                       mein Verhältnis gegenüber Schwachen, dem Leid von Men-         EXPERTENANTWORT: IRIS UHLIG, LEITERIN                                       und lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren und zu tolerieren.
                                                                       schen und der Furcht vor Einsamkeit und Ablehnung? Die         DER AWO KINDERTAGESSTÄTTE »HAIDENEST«                                       Die Arbeit mit den Kindern gestaltet sich so, dass ein gegen-
                                                                       lebendige, faire und tolerante Umgangskultur in unseren        HERRENHAIDE                                                                 seitiges Geben und Nehmen in allen Bereichen unseres Grup-
                                                                       Einrichtungen ist der Schlüssel zur Gerechtigkeit im Sinne                                                                                 penalltages ineinander fließen. Wir unterstützen die Kinder
                                                                       der AWO-Werte.                                                                                                                             in ihrer Selbstständigkeitsentwicklung. Auch sind wir davon

                                                                      EXPERTENANTWORT: URSULA HENGST, LEITERIN
                                                                                                                                      W         ir gestalten unsere Arbeit so, dass die Kinder Freunde
                                                                                                                                                finden, sich wohl fühlen, gerne zu uns kommen und
                                                                                                                                      die gleichen Chancen auf Bildung bekommen. Allen, die mit
                                                                                                                                                                                                                  überzeugt, dass sich unsere Kinder durch Partizipation zu
                                                                                                                                                                                                                  verantwortungsvollen, selbstbewussten und toleranten Per-
                                                                                                                                                                                                                  sönlichkeiten entwickeln können. Es ist uns wichtig, Kinder
      Olav Chemnitz
                                                                      DES SENIORENPFLEGEHEIMS »WILLY-BRANDT-                          den Kinderpersönlichkeiten in Kontakt treten, ist es ein                    an Entscheidungen zu beteiligen, welche sie selbst und das
                                                                      HAUS« IN CHEMNITZ                                               ­Bedürfnis, sie zu achten, zu schätzen, zu fördern und im                   alltägliche Zusammenleben in unserer Einrichtung betreffen.
                                                                                                                                       Rahmen unserer Möglichkeiten forschen und ausleben zu                      Nur so können sie herausfinden, dass es sich lohnt, sich für
      EXPERTENANTWORT:                                                                                                                 lassen. Wir orientieren uns an den individuellen Bedürf­                   seine eigenen Interessen einzusetzen. Das bedeutet für unsere
      OLAV CHEMNITZ, LEITER DES AWO WOHNHEIMS
      »HÖFGEN« FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG                           D      er Pflegeberuf ist ein Schichtberuf mit hoher psychi-
                                                                             scher und physischer Belastung. Es wird immer schwie-
                                                                      riger, geeignetes Personal zu finden, welches dem Druck
                                                                                                                                       nissen, Fähigkeiten und Stärken und berücksichtigen dabei
                                                                                                                                       den jeweiligen Entwicklungsstand eines jeden Kindes.
                                                                                                                                       ­Insgesamt geht es uns darum, dass jedes Kind mit sich
                                                                                                                                                                                                                  pädagogische Arbeit, dass wir Kindern jeden Alters eigene
                                                                                                                                                                                                                  Entscheidungen zugestehen. Dabei brauchen sie Unterstüt-
                                                                                                                                                                                                                  zung und Begleitung. Wir trauen den Kindern zu, ihre All-
      IN GRIMMA UND VORSITZENDER DES AWO KREIS-                       Stand halten kann. Aufgrund des heute schon großen Pflege-        selbst, anderen und seiner Lebenssituation zurechtkommt                   tagssituationen in der Kita aktiv mitzugestalten, soweit es
      VERBANDS MULDE-COLLM                                            fachkraftmangels haben wir jetzt schon Personal aus dem           und Freude am Lernen hat. Die Mitbestimmung der Kinder                    ihrem Entwicklungsstand entspricht. Dazu geben wir umfang-
                                                                      Ausland eingestellt, was sich in der Zukunft noch mehr            und den Einbezug ihrer Erlebnisse, Erfahrungen und Ereig-                 reiche Möglichkeiten, Situationen im entdeckenden Lernen

      E    rst einmal ist es wichtig, die Werte Gleichheit, Gerech-
           tigkeit und Toleranz immer wieder zu kommunizieren,
      schließlich gehen wir jeden Tag am Eingang der Pflegeein-
                                                                      ­abzeichnen wird. Schwierig für das Personal ist es, die auf-
                                                                       tretenden Sprachbarrieren zu überwinden. Besonders Aus-
                                                                       zubildende und Praktikanten benötigen mehr Aufmerksam-
                                                                                                                                        nisse aus dem Alltag sind Grundlage für die Gestaltung des
                                                                                                                                        Tagesablaufs und der Bildungsangebote. Wir treten aktiv
                                                                                                                                        gegen Diskriminierung und Vorurteilsbildung ein und schaf-
                                                                                                                                                                                                                  selbst zu gestalten, Lernwege selbst zu finden und dabei auch
                                                                                                                                                                                                                  Umwege zuzulassen.

      richtung am AWO-Leitbild vorüber. Dabei kommt es auf die         keit und auch eine intensivere Begleitung als gewöhnlich.        fen eine Kultur der Toleranz und Zivilcourage. Wir sind offen
      Moderation der Führungskraft an, des eigenen Vorbildes,          Unsere Einrichtung lebt die AWO-Werte Gleichheit, Gerechtig-     für alle, gleich welcher sozialen, konfessionellen und ethni-
      einer lebendigen Organisation der Arbeitswelten unserer          keit und Toleranz. Es ist aber eine Herausforderung, bei der     scher Herkunft. Mit viel Liebe und Zuneigung werden die
      Belegschaften. Diese erleben hautnah Fragen der Gerechtig-       derzeitigen Personalsituation und dem sehr hohen Arbeit-         Kinder, die eine spezielle Förderung benötigen, aufgenom-
      keit, der Gleichheit, der Toleranz. Mitarbeiter haben ein        spensum, diese Werte in der täglichen Arbeit umzusetzen.         men und betreut. Sie spielen gemeinsam mit allen anderen

                          1_2018                                                                                                                                                                                                                      1_2018
      8                                                                                                                                                                                                                                                                       9
Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
| Im Dialog                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Im Gespräch |

       ALLTAGSBEWÄLTIGUNG: JA –                                                                                                                                        »GLEICHHEIT HEISST NICHT
       DEM ALLTAG ENTFLIEHEN: NEIN                                                                                                                                     GLEICHBEHANDLUNG«
        Susan Irmscher ist Diplom-Sozialpädagogin und unterstützt als Familienhelferin (SPFH)                                                                                            Zu Besuch im AWO Familienzentrum Altpieschen in Dresden
        im Raum Freiberg und Umgebung derzeit sechs Familien mit insgesamt 13 Kindern.

                                                                                                                         Familien. Die Beantragung und Durch-
                                                                                                                         setzung ihrer Ansprüche sowie das
                                                                                                                         fristgerechte Beibringen von Formula-
                                                                                                                                                                       D     ie AWO-Krabbelgruppe ist gut
                                                                                                                                                                             besucht. Während die Babys
                                                                                                                                                                       in dem großzügigen und freundlichen
                                                                                                                                                                                                                               E­ lterngeld geltend zu machen.« Noch
                                                                                                                                                                                                                                magerer sieht es bei der Nutzung des
                                                                                                                                                                                                                                ElterngeldPlus aus, welches ermögli-
                                                                                                                         ren überfordern jedoch viele. Nicht           Spielzimmer auf Erkundungstour gehen,                    chen sollte, dass beide Partner Teilzeit
                                                                                                                         wenige lassen Angebote ungenutzt              nutzen die Mütter die Gelegenheit,                       arbeiten und sich bei der Betreuung
                                                                                                                         und sind überschuldet. Viele haben            sich über den Alltag mit Baby auszu-                     des Kindes abwechseln können. »Das
                                                                                                                         Hemmungen, sich in die Schlange vor           tauschen. Auffällig dabei: Die Mütter                    ­ElterngeldPlus wird ­eigentlich nur
                                                                                                                         der Essensausgabe der Tafel einzureihen.      bleiben unter sich – kaum lässt sich                      ­genutzt, um die Elternzeit der Frau zu
                                                                                                                              Die Familien von Susan Irmscher          einmal ein Papa mit seinem Nachwuchs                       verlängern«, weiß ­Katrin Rosin, eben-
                                                                                                                         halten sich dennoch nicht für arm –           blicken und wenn, dann ist er der                          falls für die Familienbildung im Fami­
                                                                                                                         die Kinder haben genug Spielzeug,             »Exot«. Dabei ist das Elterngeld in                        lienzentrum zuständig: »Ich kenne
                                                                                                                         Kleidung, zu essen und eine warme             Sachsen ein Erfolg – 44 Prozent aller                      kaum einen Fall, wo beim Elterngeld-            Beate Herold und Katrin Rosin arbeiten in der Familienbildung
                                                                                                                                                                                                                                                                                  des AWO Familienzentrums Altpieschen in Dresden.
                                                                                                                         ­Wohnung. »Das deckt sich mit meiner          Väter nehmen es in Anspruch und                            Plus wirklich die Partnerschaftsmonate
                                                                                                                          ­Erfahrung, dass vernünftig haushal-         bleiben mit dem Kind für längere Zeit                      des Vaters in Anspruch genommen
                                                                                                                           tende Familien ihren Alltag vom Regel-      zuhause. Nur – wo sind die alle?                           werden. Schon die Entscheidung, wie        sie selbst gern länger für ihre Kinder da
                                                                                                                           satz bestreiten können«, bestätigt Susan       »Auf Arbeit«, sagt Beate Herold, Mit-                   lange welcher Partner zuhause bleibt,      sein, bevor diese in die Krippe gehen.«
                                                                                                                           Irmscher, »kaputt gehen sollte allerdings   arbeiterin der Familienbildung und                         muss ja schon viel zu früh – mit dem       Das drängendste Problem der Mütter,
                                                                                                                           nichts.« Zudem reiche die Unterstützung     Betreuerin der AWO Krabbelgruppe,                          Arbeitgeber bereits vor der Geburt des     die das Familienzentrum aufsuchen,
       Susan Irmscher arbeitet bei der Sozialpädagogischen Familienhilfe der AWO Freiberg als Familienhelferin.            nur knapp für die Alltagsbewältigung.       denn: »Das Elterngeld wird von den                         ­Kindes – abgeklärt werden.« Gerade        sei der enorme Druck, aus finanziellen
       Hier ist sie mit Lucas auf dem Spielplatz des Sozial-Kulturellen-Zentrums des AWO Kreisverbands Freiberg e. V.
                                                                                                                           Einen schönen Wochenendausflug oder         Vätern selten länger als die Mindestzeit                    Männer stoßen im Unternehmen noch         Gründen wieder arbeiten zu müssen,
       unterwegs.
                                                                                                                           gar Urlaub können sich die Familien         von zwei Monaten genutzt, um den                            auf wenig Verständnis, eine Fehlzeit      obwohl man gern noch mit dem Kind
                                                                                                                           nicht leisten. Dabei sehnen sich die        Anspruch auf insgesamt 14 Monate                            oder Teilzeitbeschäftigung von mehre-     zuhause bleiben würde. Das aber wird

       W            enn es um Kinder geht, fallen
                    Ungerechtigkeit und Ungleichheit
            in unserer Gesellschaft besonders ins
                                                                 ­warme Mittagsmahlzeit mit­finanziert
                                                                  und der Mitgliedsbeitrag in Vereinen
                                                                  mit zehn Euro im Monat pro Kind
                                                                                                                           Eltern und Kinder nach einem Ausbruch
                                                                                                                           aus ihrem Alltag.
                                                                                                                              »Aus der Perspektive meiner Famili-
                                                                                                                                                                                                                                   ren Monaten für einen Zeitraum zu
                                                                                                                                                                                                                                   planen, der oftmals noch mehr als ein
                                                                                                                                                                                                                                   Jahr in der Zukunft liegt. Erschwerend
                                                                                                                                                                                                                                                                             in der Politik kaum thematisiert und
                                                                                                                                                                                                                                                                             passt natürlich auch nicht zum gängigen
                                                                                                                                                                                                                                                                             und ökonomisch gewünschten Bild der
            Auge – denn Kinder sind unschuldig an                 ­bezuschusst. Kosten für Kita- und                       en kann ich sagen, dass auch die x-te                                                                   kommt hinzu, dass zu dieser Zeit ja       modernen Karrierefrau.
            unseren politischen und sozialen Defi-                 Klassenausflüge, Schülerbeförderung                     Kindergelderhöhung bei keinem der                                                                       überhaupt noch nicht absehbar ist,           »Gleichheit heißt nicht Gleichbe-
            ziten und bekommen sie doch unmit-                     und ein Festbetrag für persönlichen                     13 Kinder ankommen wird, da Kinder-                                                                     wann und wo ein Krippenplatz zur          handlung«, betont Beate Herold, »denn
       telbar zu spüren. Für Kinderarmut ist                       Schulbedarf können ebenfalls bean-                   geld als Einkommen zählt und zu ein-                                                                       Verfügung stehen wird.                    eine introvertierte, verunsicherte junge
       ­zumeist die Einkommens- und Schul-                         tragt werden. Susan Irmscher hilft bei               hundert Prozent vom ALG-II-Betrag                                                                             So wollen zwar 79 Prozent der Väter1   Mutter in der Krabbelgruppe braucht
        densituation der Eltern entscheidend,                      der Beantragung des Sozialpasses für                 abgezogen wird. Um Alleinerziehende                                                                  mehr Zeit mit der Familie verbringen,           mehr Aufmerksamkeit von mir und
        aber auch Aspekte wie die soziale                          Vergünstigungen beim Eintritt in städ-               macht der Arbeitsmarkt auf Jahre einen                                                               aber die Realität sagt ihnen: Bitteschön        Unterstützung, sich zum Beispiel in der
        ­Benachteiligung, fehlende Bildungs-                       tische Einrichtungen wie das Freibad                 großen Bogen, weil die Betreuung der                                                                 nur nach der Arbeitszeit und am                 Wunsch-Kita bei der Vergabe eines
         chancen, emotionale Vernachlässigung                      oder die Bibliothek. Weitere Unterstüt-              Kinder schwer zu sichern ist. Nachweis-                                                              ­Wochenende. So sieht man dann auch             Platzes Gehör zu verschaffen. Gleich-
         und damit einhergehend Sucht- und                         zungsangebote umfassen den Hilfefonds                lich steigt mit jedem Kind das Armuts-                                                                im Sportkurs am späten Nachmittag              heit schaffen wir nur, wenn wir jedem
         Strafanfälligkeit spielen eine große Rolle.               »Familien in Not« oder die »Stiftung für             risiko der Familie weiter an«, fasst                                                                  mehr Väter als in der vormittäglichen          das geben, was er braucht – und nicht
               Die Familien von Susan Irmscher                     Mutter und Kind«, die unter anderem                  ­Susan Irmscher die schwere Lage ihrer                                                                Krabbelgruppe – dennoch sind sie               jedem dasselbe.« So sollte es auch
         ­leben von Arbeitslosengeld II (ALG-II)                   die Kosten für eine Babyerstausstattung               Familien zusammen und fordert von                                                                    auch dort deutlich in der Minderzahl.          bei den Rahmenbedingungen zum
          beziehungsweise Einkommen auf                            übernimmt. Zudem gibt es noch die                     den Politikern klares Handeln: »Beglei-                                                                      Überhaupt gehe die Diskussion oft      Wiedereinstieg in den Beruf und der
          ­selbigem Niveau und machen regen                        Freiberger Tafel und für Kleidung und                 ten Sie mich in arme Familien, hören                                                                 am eigentlichen Bedarf vorbei, sind            Vereinbarkeit mit der Familie sein.
           Gebrauch von den A  ­ ngeboten zur                      Möbel die Freiberger Möbelbörse sowie                 Sie sich die Probleme der Eltern und                                                                 sich Beate Herold und Katrin Rosin
           ­Bildung und Teilhabe (BuT), welche                     diverse Kleiderkammern.                               Kinder an und entwickeln Sie Strategien,                                                             ­einig: »Natürlich möchten die Frauen
            beim Jobcenter zu beantragen sind:                         Es gibt offensichtlich eine Vielzahl von          diese sinnvoll und nachhaltig anzu­             Das AWO Familienzentrum Altpieschen begleitet und     gern Zeit als Familie mit den Vätern
                                                                                                                                                                         berät Familien zu Erziehungs- und Alltagsfragen.
            So wird den Kindern täglich eine                       Hilfsangeboten für Kinder aus ärmeren                 gehen.«                                                                                               verbringen, aber in erster Linie würden       1
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Quelle: Väterreport 2016 des BMFSFJ

                                   1_2018                                                                                                                                                                                                                                                    1_2018
       10                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        11
Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
| Im Gespräch                                                                                                                                                                                                                                                                 Im Gespräch |

      »WIR HABEN EINEN STEIN                                                                                                             positionen zeigt, dass die Chancen, am
                                                                                                                                         politischen und sozialen Geschehen
                                                                                                                                                                                         Analyse des Status quo. Notwendig
                                                                                                                                                                                         sind Veränderungen im Denken und
                                                                                                                                                                                                                                              Dienstleistungen, Gesundheit, Pflege,
                                                                                                                                                                                                                                              Erziehung) bei gleichzeitiger Unter­

      INS ROLLEN GEBRACHT«
                                                                                                                                         teilzuhaben, noch immer ungleich                Handeln, also in der gesamten Kultur                 repräsentanz in Führungspositionen
                                                                                                                                         zwischen den Geschlechtern verteilt             der Organisation. Das ist sicherlich                 als Tatsache gilt, existieren bislang
                                                                                                                                         sind. Positiv hervorzuheben ist, dass in        eine der größten Herausforderungen:                  keine detaillierten und insgesamt aus-
                                                                                                                                         den meisten Verbänden schon gleich-             wie Veränderungen auf der Einstellungs-              sagefähigen Zahlen. Die Geschlechter-
                     Die Arbeiterwohlfahrt veröffentlicht 1. Gleichstellungsbericht.                                                     stellungspolitische Maßnahmen zum               und Haltungsebene erreicht werden                    verteilung wird von den Trägern der
                                                                                                                                         Einsatz kommen und deren Umsetzung              können.                                              Freien Wohlfahrtspflege (bisher) selten
                                                                                                                                         auch positiv bewertet wird.                         An ihre Grenzen stößt die AWO im                 statistisch erfasst. Insofern entfaltet
                                                                                                                                                                                         Hinblick auf die Aufwertung der sozia-               der 1. AWO-Gleichstellungsbericht über
                                                                                                                                                                                         len Berufe und der erwerbsförmigen                   den eigenen Verband hinaus Relevanz
                                                                                                                                         HÄTTEN SIE SICH AN MANCHER                      Sorgearbeit. Sorgeberufe sind als histo-             im Hinblick auf die Erhebung von
                                                                                                                                         STELLE NOCH MEHR ERKENNTNIS-                    risch unbezahlte, Frauen zugeschrie-                 Gleichstellungsdaten und die Entwick-
                                                                                                                                         GEWINN ERHOFFT, WAS MAN                         bene Tätigkeiten bis heute nicht auf                 lung von Strategien für mehr Gleich-
                                                                                            Verbandes zu erkennen und zu doku-                                                           dauerhafte Existenzsicherung ausge-                  stellung in der Wohlfahrt.
                                                                                                                                         EVENTUELL BEI EINER NEUAUFLAGE
                                                                                            mentieren und damit intern und extern                                                        richtet. Auch bei der AWO arbeiten
                                                                                            nutzbare Informationen über den Ist-         DES BERICHTS BERÜCKSICHTIGEN                    Männer mehrheitlich in Führungsposi-
                                                                                            Zustand der Gleichstellung innerhalb         KÖNNTE?                                         tionen und in Vollzeit mit entsprechen-              WIE WAR DIE RESONANZ ZUR
                                                                                            der Arbeiterwohlfahrt bereitzustellen.                                                       dem Einkommen, während Frauen den                    ­VERÖFFENTLICHUNG DES BERICHTS
                                                                                            So sollte eine sachliche Grundlage           Es war von Anfang an klar, dass das             Dienst am Menschen leisten, in Teilzeit               AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT?
                                                                                            ­geschaffen werden, auf der Entschei-        Projekt Gleichstellungsbericht ein              und mit geringem Entgelt. Für eine
                                                                                             dungen für eine Gleichstellungsstrate-      ­Modellprojekt ist, auf dessen Grund­           Gleichstellung der sozialen mit den
                                                                                             gie getroffen und geeignete, gezielte        lage weitere Erhebungen entwickelt             technischen Berufen in Hinblick auf                  Bisher gab es vor allem Rückmeldungen
                                                                                             Maßnahmen für deren Umsetzung ent-           werden können. Insofern sind einige            Qualifizierung und Bezahlung bedarf                  aus Politik und anderen Non-Profit-
                                                                                          wickelt werden können.                          Fragen offen geblieben. Insgesamt hat          es jedoch entsprechender politischer                 Organisationen. Einhellig begrüßt wurde,
                                                                                                Ein weiteres Ziel war es, die eigene      sich gezeigt, dass bei den meisten             Rahmenbedingungen.                                   dass die AWO mit dem 1. Gleichstel-
                                                                                          Glaubwürdigkeit als gleichstellungs­            ­erhobenen Indikatoren eine größere                                                                 lungsbericht ein deutliches Signal sen-
                                                                                          politische Akteurin zu erhalten bezie-           Differenzierung wünschenswert wäre.                                                                det, Gleichstellung als festen Bestand-
                                                                                          hungsweise zu erhöhen, in dem an                 Für das AWO Ehrenamt liegen insgesamt         IN WELCHEM MASSE LASSEN SICH                         teil und Modernisierungsauftrag in der
                                                                                          ­Politik und Wirtschaft gestellte Forde-         sehr wenige Daten vor. Zu kurz gekom-         DIE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN                            Organisationsstruktur zu verankern und
                                                                                           rungen, zum Beispiel nach Lohnge-               men ist auch eine intersektionale Per-        AUCH AUF VERBÄNDE ODER GAR                           weiterzuentwickeln. Dieses Ziel wurde
                                                                                           rechtigkeit, mit der verbandsinternen           spektive, also die Berücksichtigung der                                                            gleichzeitig als eine große Herausfor-
                                                                                                                                                                                         UNTERNEHMEN AUSSERHALB DER
                                                                                           Realität abgeglichen werden.                    Tatsache, dass die gesellschaftliche                                                               derung benannt. Begrüßt wurde auch,
                                                                                                Das Ziel, eine sachliche Grundlage für     ­Positionierung eines Menschen nicht          AWO ÜBERTRAGEN?                                      dass für zukünftige Berichterstattungen
                                                                                           die systematische Planung und Umset-             nur von der Geschlechtszugehörigkeit                                                              eine noch differenziertere Datener­
                                                                                           zung verbandlicher Gleichstellung­               bestimmt wird, sondern auch von              Während die erhebliche Überrepräsen-                 hebung wünschenswert wäre, die das
                                                                                           politik zu erhalten, wurde erreicht.             ­anderen Kategorien wie Alter, Herkunft,     tanz von Frauen im Bereich der SAHGE-                Thema Vielfalt stärker in den Blick
                                                                                           Darüber hinaus hat der partizipativ               Behinderung, sexuelle Identität, Religion   Berufe (Soziale Arbeit, Haushaltsnahe                nimmt.
                                                                                           gestaltete Prozess der Datenerhebung              und Weltanschauung. Dafür müssten
                                                                                           und -auswertung einen Stein ins Rol-              andere Formen der Daten­erhebung
                                                                                           len und den Verband in Bewegung                   gefunden werden, da sich diese Kate-                                                             Weiterführende Informationen
                                                                                           ­gebracht, sodass an vielen Orten in              gorien nur eingeschränkt über die                                                                Dr. Petra Rostock ist Sozialwissenschaft-
                                                                                            der AWO inzwischen über Gleichstel-              Auswertung von Personal­daten erfas-                                                             lerin und Projektleiterin für den AWO-
                                                                                            lung diskutiert wird und Strukturen für          sen lassen.                                                                                      Gleichstellungsbericht beim Bundes-
                                                                                            mehr Gleichstellung etabliert wurden                                                                                                              verband der Arbeiterwohlfahrt e. V.
                                                                                            und werden.                                                                                                                                       E-Mail: petra.rostock@awo.org
                                                                                                                                         KERNSTÜCK DES GLEICHSTELLUNGS-
      Der im Januar 2018 veröffentlichte         WAS WAR DIE GRUNDIDEE DES                                                               BERICHTS SIND DIE HANDLUNGS-                                                                         Die Printausgabe des Gleichstellungs-
      1. Gleichstellungsbericht des AWO Bun-     1. GLEICHSTELLUNGSBERICHTS?              WAS SIND, KURZ ZUSAMMEN­                       EMPFEHLUNGEN FÜR DIE INNER-                                                                          berichts »Geschlechtergerechtigkeit und
      desverbands setzt sich intensiv mit dem    MIT WELCHEN PRIMÄREN ZIEL­               GEFASST, DIE ZENTRALEN                                                                                                                              Vielfalt: Eine Frage des verbandlichen
                                                                                                                                         VERBANDLICHE ARBEIT. WO SEHEN
      Thema Geschlechtergerechtigkeit und                                                 ­ERKENNTNISSE DES BERICHTS?                                                                                                                         Überlebens« kann mit der Artikelnum-
                                                 SETZUNGEN GING ES AN DIE                                                                SIE BEI DER UMSETZUNG AKTUELL                      Geschlechtergerechtigkeit
      Vielfalt auseinander. Er bildet mit sei-                                                                                                                                              und Vielfalt: Eine Frage des                      mer 02103 gegen eine Versandkosten-
      nen Handlungsempfehlungen den Auf-         ­UMSETZUNG UND WURDEN DIESE              Noch lebt die AWO nicht alles, was sie         DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDE-                          verbandlichen Überlebens                          pauschale bestellt werden
      takt zur Entwicklung einer konsistenten     AUS IHRER SICHT ERREICHT?               gleichstellungspolitisch fordert und es        RUNGEN?                                            Stellungnahme,
                                                                                                                                                                                                                                              werbung@awo.org
                                                                                                                                                                                            Stellungnahme, Handlungsempfehlungen
                                                                                                                                                                                                             Handlungsempfehlungen und und
      verbandlichen Gleichstellungsstrategie.                                             gibt eine Lücke zwischen Anspruch und                                                             1.
                                                                                                                                                                                            1. Gleichstellungsbericht
                                                                                                                                                                                               Gleichstellungsbericht der
                                                                                                                                                                                                                      der Arbeiterwohlfahrt
                                                                                                                                                                                                                          Arbeiterwohlfahrt   oder Digital zum Download unter:
      Wir sprachen mit Petra Rostock, der        Grundidee des 1. Gleichstellungsbe-      Wirklichkeit in der eigenen Organisation.      Organisationsentwicklungsprozesse hin                                                                https://www.awo.org/awo-­
      Projektleiterin des Gleichstellungsbe-     richtes war es, geschlechtsspezifische   Die Unterrepräsentanz von Frauen in            zu mehr Gleichstellung und Vielfalt                                                                  veroeffentlicht-ihren-1-­
      richts beim Bundesverband.                 Ungleichbehandlungen innerhalb des       haupt- und ehrenamtlichen Führungs-            brauchen nicht nur eine genaue Ist-                                                                  gleichstellungsbericht

                          1_2018                                                                                                                                                                                                                         1_2018
      12                                                                                                                                                                                                                                                                            13
Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
| Im Bild                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Im Bild |

       KOMMUNIKATION VON                                                                                                                                               OHNE EIGENE HALTUNG
       »VIELFALT STATT EINFALT«                                                                                                                                                    GEHT ES NICHT
                                                                                                                                                                        Zum Umgang mit Vorurteilen
                                                              Queeres Netzwerk für Sachsen setzt sich für                                                               und Diskriminierung
                                                                 die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein.

                                                                ist auch der ProFamilia Landesverband
                                                                Sachsen seit Kurzem Mitglied in unse-
                                                                rem Netzwerk. Insbesondere außerhalb
                                                                                                            durchschnittlich häufig von Ausgren-
                                                                                                            zung und Diskriminierung betroffen
                                                                                                            und haben meist kaum Zugang zum
                                                                                                                                                                       J    e vielfältiger eine Gesellschaft ist,
                                                                                                                                                                            desto wichtiger ist es, dass alle Mit-
                                                                                                                                                                       glieder diese Pluralität anerkennen und
                                                                                                                                                                                                                     Schon zeitig beginnen wir, uns als Mit-
                                                                                                                                                                                                                     glieder von Gruppen wahrzunehmen.
                                                                                                                                                                                                                     Diese Zuordnungen geben uns Sicher-
                                                                der großen Städte möchten wir Struk-        Arbeitsmarkt.                                              respektieren. Dass extreme Intoleranz,        heit und das Gefühl der Zugehörigkeit,
                                                                turen für LSBTTIQ* aufbauen und unter-                                                                 Fremdenfeindlichkeit und zunehmender          machen die Welt überschaubar, führen
                                                                stützen, da dort noch Entwicklungspo-       Fest steht: Vielfältige Lebensweisen                       Hass in diesem Zusammenhang nicht             aber auch zu einer Einteilung in »Wir«
                                                                tential besteht. Dafür suchen wir die       und LSBTTIQ*-Biographien zu berück-                        geduldet werden können, ergibt sich           und »die Anderen«. Wir gehören zum
                                                                Zusammenarbeit mit der kommunalen           sichtigen und anzuerkennen ist kein                        aus dem Grundsatzprogramm der AWO             Beispiel einem Sportverein oder einem
                                                                Verwaltung, mit Einrichtungen der           Mehraufwand, sondern erweitert die                         mit seiner Ausrichtung des Handelns an        Kollegium an und haben eine Staats-
                                                                ­Jugendhilfe und Erwachsenenbildung,        Perspektive auf soziales Miteinander                       den Grundwerten Solidarität, Toleranz,        angehörigkeit. Dabei kann es passieren,
                                                                 der Wohlfahrt, Kirchen sowie Kultur-       und kommt damit allen zu Gute. Wir                         Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit        dass »Wir« zwar in unserer Gruppe alle
                                                                 trägern.                                   freuen uns daher besonders, dass wir                       und gehört zum vielfach praktizierten         Menschen als eigenständige Individuen
                                                                     Unser Ziel ist es, die Gleichberech­   gemeinsam mit dem AWO Landesver-                           Selbstverständnis der haupt- und eh-          betrachten, bei »den Anderen« aber
                                                                 tigung aller Geschlechter in deren viel-   band Sachsen e. V. momentan ein                            renamtlich Engagierten.                       allein ihre Zugehörigkeit zur abgegrenz-
                                                                 fältigen Lebensentwürfen über alle         ­Projekt zu kultursensibler Pflege für                         Und dennoch, ob in der Öffentlich-        ten Gruppe im Vordergrund steht und
                                                                 Generationen hinweg in Sachsen zu           ältere LSBTTIQ* entwickeln.                               keit, den Medien, im Arbeitsalltag oder       die vielen Unterschiede und Gemein-
                                                                 fördern, und das in möglichst allen                                                                   im Privaten – immer wieder werden             samkeiten ihrer Mitglieder verkannt
                                                                 gesellschaftlichen Bereichen. Präsenz,     www.queeres-netzwerk-sachsen.de                            Menschen aufgrund ihres Geschlechts,          werden.
       Britta Borrego, geschäftsleitende Bildungsreferentin      Sichtbarkeit und Akzeptanz von LSBT-                                                                  ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion,             Pauschale Annahmen und negative           Schaubild zum Diskriminierungsmodell eines Workshops
       ber LAG Queeres Netzwerk Sachsen                                                                                                                                                                                                                           des Projekts MitWirkung, welches Ebenen und Folgen von
                                                                 TIQ* stehen dabei an erster Stelle. Dies           // Britta Borrego, geschäftsleitende               ­einer Behinderung oder ihrer sexuellen       Einstellungen gegenüber diesen Grup-
                                                                                                                                                                                                                                                                  Diskriminierung aufzeigt.
                                                                 bedeutet beispielsweise, Regenbogen-                                 Bildungsreferentin                Identität unbewusst oder absichtlich         pen können dann eine Ungleichbe-

    »V         ielfalt statt Einfalt« – So titelt der
               am 21. September 2017 von der
        Sächsischen Staatsregierung veröffent-
                                                                 familien oder -partnerschaften recht-
                                                                 lich und sozial gleichzustellen und
                                                                 sie wirtschaftlich gleichwertig abzu­
                                                                                                            Weiterführende Literatur
                                                                                                            Meyer (2003): Prejudice, social stress, and mental
                                                                                                                                                                        ausgegrenzt, abgewertet, benachteiligt
                                                                                                                                                                        oder gar angegriffen. Aber was können
                                                                                                                                                                        wir dagegen tun?
                                                                                                                                                                                                                     handlung mit schwerwiegenden Folgen
                                                                                                                                                                                                                     für die Betroffenen nach sich ziehen.
                                                                                                                                                                                                                     Diese betreffen etwa das persönliche
                                                                                                                                                                                                                                                                gungsmöglichkeiten. Sie sind nicht allein
                                                                                                                                                                                                                                                                Ergebnis des individuellen Handelns
        lichte Landesaktionsplan zur Akzeptanz                   sichern. Es bedeutet, Geschlecht und       health in lesbian, gay, and bisexual populations:              Um diese Frage zu beantworten, kann       Wohlergehen, die physische und psychi-     von Personen, sondern werden etwa
                                                                                                            Conceptual issues and research evidence. Psycholo­
        der Vielfalt von Lebensentwürfen und                     Sexualität in der Arbeit mit Kindern       gical Bulletin, 129, 674-697; Dennert (2005): Die           es hilfreich sein, sich die Entstehung von   sche Unversehrtheit, aber auch soziale     in Sprache und Rollenvorstellungen,
        meint damit die gleichberechtigte Teil-                  und Jugendlichen zu reflektieren, um       ­gesundheitliche ­Situation lesbischer Frauen in            Vorurteilen und Diskriminierung genauer      Teilhabechancen, den Zugang zu gesell-     Gesetzen und Verfahren manifestiert.
        habe von ­Lesben, Schwulen, Bisexuel-                    ihnen eine diskriminierungsfreie Ent-       Deutschland – Ergebnisse einer Befragung. Pfaffen-         anzusehen. Ein geläufiges Erklärungs-        schaftlichen und materiellen Ressourcen       Das Überwinden solcher Ungleich-
                                                                                                             weiler; Dennert/Wolf (2009): Gesundheit lesbischer
        len, trans- und intergeschlechtlichen                    wicklung und Entfaltung ihrer Persön-       und bisexueller Frauen. Zugangsbarrieren im Ver­           modell lautet:                               oder die Entwicklungs- und Beteili-        heiten und Ungerechtigkeiten kann
        sowie queeren Menschen1 im Freistaat.                    lichkeit zu ermöglichen. Gleiches gilt      sorgungssystem als gesundheitspolitische Heraus­                                                                                                   damit nur ein langfristiger und heraus-
       Er hat viel vor – steht Sachsen doch im                   auch bei der Pflege und Betreuung           forderung. FEMINA POLITICA, 1, 48-59; Gerlach/Schupp                                                                                               fordernder Prozess sein. Neben der
                                                                                                             (2016): Lebenslagen, Partizipation und gesundheit-
       bundesweiten Vergleich bei der Akzep-                     ­älterer und alter Menschen, welche         lich-/pflegerische Versorgung älterer Lesben und                                                                                                   beständigen Arbeit an der eigenen Hal-
       tanz von LSBTTIQ* mit an letzter Stelle.                   oftmals beim Übergang in Betreuungs-       Schwuler in Deutschland. Expertise zum 7. Alten­bericht                                                                                            tung ist dabei die Bereitschaft zentral,
       Wir als Landesarbeitsgemeinschaft                          situationen Unsensibilität und Respekt-    der Bundesregierung.                                          Das Projekt »MitWirkung – Gesellschaft gestalten durch Engagement                    andere Denk- und Verhaltensweisen
       Queeres Netzwerk Sachsen wurden 2016                       losigkeit gegenüber ihrer nicht-hetero-                                                                  und Beteiligung« des AWO Landesverbands unterstützt AWO-Träger und                   nicht bloß zu dulden, sondern das res-
       gegründet, um LSBTTIQ* in Sachsen eine                     sexuellen Lebensweise befürchten.                                                                        Einrichtungen dabei, sprachfähiger für Demokratie zu werden und ihr Profil           pektvolle Zusammenleben der Menschen
       ­gemeinsame Stimme zu geben, die                           Auch die Gesundheitsversorgung muss       1
                                                                                                                Diese Vielzahl an Personen bzw. sozialen Gruppen           zu stärken, unter anderem durch Beratungsangebote, Inhouse-Workshops                 aktiv mitzugestalten. Nur so lässt sich
        ihre Interessen und Bedarfe vor Politik,                  verbessert werden. Als sexuelle und       wird auch mit dem Akronym LSBTTIQ* abgekürzt. Als              und Informationsmaterialien.                                                         wirkungsvoll Position gegen Vorurteile
        Verwaltung und Zivilgesellschaft ver-                     geschlechtliche Minderheiten erleiden     politische Interessenvertretung versammelt es                                                                                                       und Diskriminierung beziehen.
                                                                                                            Menschen bzw. Gruppierungen, die sich innerhalb
        tritt. Als Dachverband versammeln wir                     LSBTTIQ* durch gesellschaftliche Ableh-                                                                  Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern im
                                                                                                            der gesellschaftlichen Ordnung aus Heterosexualität
        derzeit 14 Mitglieder – für Sachsen                       nung häufiger psychische Erkrankungen     und Zweigeschlechtlichkeit nicht verorten wollen oder
                                                                                                                                                                           Rahmen des Bundesprogramms »Zusammenhalt durch Teilhabe«.
        eine stolze Zahl. Und wir freuen uns                      oder begehen Substanzmissbrauch.          können. Das englische Wort »queer« kann dabei                  Weitere Informationen unter www.demokratie-awo-sachsen.de,
        über Zuwachs, auch außerhalb der                          Geflüchtete LSBTTIQ* bzw. queere Per-     übersetzt werden mit »Dingen, Handlungen oder                  Tel. 0351 847040
        »Community«. Neben der GEW Sachsen                        sonen mit Behinderungen sind über-        Personen, die von der Norm abweichen« (Wikipedia).

                                   1_2018                                                                                                                                                                                                                                    1_2018
       14                                                                                                                                                                                                                                                                                                      15
Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
| Im Leben                                                                                                                                                                                                                                                                  Im Leben |

      NEUES AUS DEM VERBAND                                                                                                                         den Sitzung am 19. Dezember 2017
                                                                                                                                                    wurde dort das vom Landesverband und
                                                                                                                                                    seinen Partnern erarbeitete Strategie-
                                                                                                                                                                                                         Die Arbeiterwohlfahrt trauert um ihr Ehrenmitglied
                                                                 Gleichheit, Gerechtigkeit und Toleranz –                                           papier zur Verbesserung der Kita-Rah-
                                                             Gradmesser unserer täglichen Arbeit                                                    menbedingungen vorgestellt. Die AWO                                Greta Wehner
                                                                                                                                                    bietet sich damit als Gesprächspartner                         * 31.10.1924             † 23.12.2017
                                                                                                                                                    an, um gemeinsam mit Eltern, Kom-
                                                                                                                                                    munen und Freistaat eine Verbesse-             Wir sind tief betroffen von Greta Wehners Tod und trauern
                                                                                                                                                    rung der derzeitigen Rahmenbedin-              um einen besonderen Menschen. Ihre große fachliche und
                                                                                                                                                    gungen für die frühkindliche Bildung,          politische Unterstützung in den Aufbaujahren der Arbeiterwohl-
                                                                                                                                                    Erziehung und Betreuung zu erreichen.          fahrt nach der Wende werden uns fest in Erinnerung bleiben.
      Für ein buntes, g
                      ­ leichberechtigtes Miteinander                                                                                               Die AG soll zur Umsetzung der Forde-
                                                                                                                                                    rungen des Positionspapiers beitragen          Greta Wehner hat Spuren hinterlassen, die auch noch nach

      I   m AWO Landesverband Sachsen e. V.            tionshintergrund soll – unabhängig von    werden, die sich positiv auf das                   und den Akteuren im Kita-Bereich die           vielen Jahren sichtbar und wirksam sein werden. So wird auch
          stellt sich der Fachbereich Migration,       ihrer Herkunft – die selbstbestim­mte     ­Zusammenleben auswirken.                          Möglichkeit geben, sich über aktuelle          das gemeinsame Anliegen des AWO Landesverbandes Sachsen
      Flüchtlinge und Inklusion derzeit neu            und gleichberechtigte Teilhabe in allen       Die AWO hat sich bereits im Jahr 2000          Entwicklungen auszutauschen.                   e.V. und des Herbert-Wehner-Bildungswerkes e.V. – das Herbert-
      auf. Im Rahmen der aktuellen Förder-             Lebensbereichen der Gesellschaft, wie      auf der Bundeskonferenz als erster                   Kontakt für weitere Informationen:          Wehner-Haus – bleibender Ausdruck ihres Wirkens sein.
      richtlinie »Integrative Maßnahmen« des           Bildung, Arbeit und Freizeit ermöglicht    Wohlfahrtsverband selbst verpflichtet,            Volker Abdel Fattah, Referent K
                                                                                                                                                                                  ­ inder-
                                                                                                                                                                                                   Wir werden Greta Wehner und ihre Arbeit in dankbarer Erinne-
      Freistaates Sachsen werden während               werden. Dies versteht die AWO als          ihre Dienste und Einrichtungen inter-             und Jugendhilfe, volker.abdel.fattah@
                                                                                                                                                                                                   rung behalten und in ihrem Sinne aktiv weiterführen.
      der dreijährigen Förderperiode 2018 bis         ­sozialpolitischen Gestaltungsauftrag       kulturell zu öffnen sowie Angebote                awo-sachsen.de
      2020 nun die drei geplanten Projekte             in einer Einwanderungsgesellschaft.        entsprechend dem Bedarf der Einwan-                                                                  Margit Weihnertt                                R
                                                                                                                                                                                                                                                       René Vits
      »Interkulturelle Öffnung«, »Bürger-              Überdies sollen durch die Projekte der     derungsgesellschaft zu entwickeln.                                                                               e
                                                                                                                                                                                                         Vorsitzende                                 V
                                                                                                                                                                                                                                                     Vorsitzender
      schaftliches Engagement« und »Länd-              gesellschaftliche Zusammenhalt                                                               DER AWO LANDESVERBAND                             AWO Landesverband                           AWO Kreisverband
      lich Bunt« umgesetzt. Ziel der Projekte          ­gestärkt und Brücken zwischen den        Mehr Informationen zum Fach­bereich                SACHSEN E. V. UNTERSTÜTZT                           Sachsen e.V..                                D
                                                                                                                                                                                                                                                     Dresden e.V.
      ist es, zum einen die soziale Integration         zugewanderten Menschen und der           und zu den Projekten unter:                        LANDES­AKTIONSPLAN ZUR
      zu fördern. Den Menschen mit Migra­               einheimischen Bevölkerung geschaffen     www.awo-sachsen.de/mfi
                                                                                                                                                    ­AKZEPTANZ DER VIELFALT VON
                                                                                                                                                     LEBENSENTWÜRFEN
                                                                                                                                                                                               ERSTE GESPRÄCHE FÜR MEHR                  Zusammenhang alternder Menschen mit
                                                                                                                                                    Der Landesverband sieht den vom            ­TOLERANZ UND GLEICHSTELLUNG –            ­anderen sexuellen Lebensentwürfen
      AWO gegen Rassismus                             v­ iele Gliederungen und Einrichtungen                                                        Sächsischen Staatsministerium für Sozia-    BEGINN EINER NEUEN                        und Orientierungen stehen, gemeinsam
                                                       dem Aufruf, u. a. gab es Aktionen der                                                        les und Verbraucherschutz, Geschäfts-                                                 bearbeitet und in die Öffentlichkeit
                                                                                                                                                                                                ­KOOPERA­TION MIT DEM
      INTERNATIONALER TAG GEGEN                        AWO Bautzen, AWO Mulde-Collm und                                                             bereich Gleichstellung und Integration                                                getragen werden.
                                                       AWO Chemnitz. Der AWO Landesver-                                                             (SMGI) Ende 2017 veröffentlichten Lan-       GAYSTAMMTISCH DRESDEN
      RASSISMUS AM 21. MÄRZ
                                                       band Sachsen baute einen Stand mit                                                           desaktionsplan zur Akzeptanz der Viel-       50 PLUS/MINUS

      A     uch in diesem Jahr hatte die
            AWO zu kreativen Aktionen und
      zum Mitmachen aufgerufen, um sich
                                                       Materialien zum Thema und Plakaten
                                                       zum Mitmachen im Eingangsbereich
                                                       des Senioren- und Pflegeheim Albert
                                                                                                                                                    falt von Lebensentwürfen als bedeut-
                                                                                                                                                    sames Signal, sich in der Gesellschaft
                                                                                                                                                    weiterhin gegenüber anderen als den
                                                                                                                                                                                               Vertreter des Gaystammtisches Dresden
                                                                                                                                                                                               50 plus/minus, eine selbstständige
                                                                                                                                                                                                                                         ARBEITGEBERKAMPAGNE DER AWO
                                                                                                                                                                                                                                         SACHSEN GESTARTET
      so deutlich gegen Rassismus und men-             Schweitzer in Dresden-Prohlis auf.                                                           herkömmlichen binär orientierten sexu-     Gruppe unter dem Dach vom Gerede          Wer in den Wochen vor Ostern Radio
      schenverachtendes Verhalten zu posi­             Wir baten Passanten und Besucher          Klare Kante gegen Rassismus zeigen! Hier mit der   ellen Identitäten und Orientierungen       e. V., und Vertreter der AWO haben        hörte, konnte sich auf NRJ Sachsen
      tionieren. Auch in Sachsen folgten               des Seniorenheims, ihr Statement          ­Aktions-Postkarte des AWO Jugendwerks.            zu öffnen sowie individuelle Lebens-       am 13. September 2017 erstmals gemein-    ­bereits ein Bild von der neuen AWO-
                                                       ­gegen Rassismus auf unseren Plakaten                                                        entwürfe zu tolerieren und zuzulassen.     sam über Situationen des Alterns homo­     Kampagne mit dem Leitmotto »Herz ist
                                                        auf­zuschreiben und bekamen auch         Sachsen«. Als einer der Erstunterzeich-            »Menschen mit verschiedenen Lebens-        sexueller Menschen beraten.­Dabei          Trumpf. Wenn der Job Berufung ist.«
                                                        in diesem Jahr wieder viele gute und     ner setzte der AWO Landesverband                   entwürfen und –orientierungen sind         wurden vor allem Erwartungen, aber         machen. Unser neuer Radiospot wird
                                                        breit gefächerte Antworten. Vielen       Sachsen damit ein in der Öffentlichkeit            selbstverständ­licher Bestandteil unse-    auch Befürchtungen bei der gesund-         in diesem Jahr noch mehrfach auf NRJ
                                                        Dank an alle, die mitgemacht und         stark wahrnehmbares Zeichen gegen                  res gesellschaftlichen Lebens«, betonte    heitlichen und pflegerischen Versor-       zu hören sein, parallel dazu haben wir
                                                        ­gemeinsam mit uns ein klares Zeichen    Rassismus.                                         Landesgeschäftsführer David Eckardt.       gung diskutiert. Im Ergebnis wurde         die Informationsseiten der AWO zu
                                                         gegen Rassismus gesetzt ­haben!                                                                                                       übereinstimmend festgestellt, dass         den beruflichen Möglichkeiten wie Frei-
                                                                                                                                                                                               es auch im Rahmen von Begleitungen         willigendienste (FSJ, BFD, FdaG), Aus-
                                                                                                 AG ZUR VERBESSERUNG DER KITA-                                           Der Landes­           bei Pflegebedürftigkeit darum gehen        bildung, Job oder Quereinstieg überar-
                                                      GRÜNDUNG DES SÄCHSISCHEN                   RAHMENBEDINGUNGEN GEGRÜNDET                                             aktionsplan           muss, jeder Form der Stigmatisierung,      beitet. Außerdem gibt es eine neue
                                                      »BÜNDNISES GEGEN RASSISMUS«                                                                                        kann unter            Etikettierung und/oder Dis­kriminierung    Postkarte, in der Interessierte unkom-
                                                                                                 Unter Leitung von Volker Abdel Fattah,                                  https://publikati-    entgegenzutreten. Dazu bedarf es einer     pliziert ihr Interesse an verschiedenen
                                                      Bereits im August 2017 gründeten sach-     Referent für Kinder- und Jugendhilfe                                    onen.sachsen.de/      Sensibilisierung pflegender Mitarbei-      Jobformaten bekunden können.
                                                      senweit tätige Organisationen, Initiati-   beim AWO-Landesverband, wurde die                                       bdb/artikel/29799     tender in ambulanten und stationären       www.awo-in-sachsen.de/jobs
                                                      ven, Vereine und Verbände in Dresden       »Arbeitsgruppe zur Verbesserung der                                     kostenlos bestellt    Pflegeeinrichtungen, die auch bei der
      Aktionssstand vor dem Eingang des AWO Pflege-   das »Bündnis gegen Rassismus – Für         Kita-Rahmenbedingungen in Sachsen«                                      werden.               AWO so ­bisher nicht im Blick gewesen
      und ­Seniorenheims Albert Schweitzer
                                                      ein gerechtes und menschenwürdiges         ins Leben gerufen. In der konstituieren-                                                      ist. In Zukunft sollen Themen, die im

                                1_2018                                                                                                                                                                                                             1_2018
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Gleichheit, Toleranz. Gerechtigkeit, 1_2018 - awo-sachsen.de
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