Grenzen der Toleranz - Stiftung kreuznacher diakonie
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offene tür Das Magazin der Stiftung kreuznacher diakonie 1 / 2019 85. Jahrgang · ISSN 0942-2552 Grenzen der Toleranz r Wo uns diese im Alltag de er diakon ie Stiftung kreuznach damit begegnen können und wie n, umgegangen werden kan erfahren Sie auf den Seiten 4 bis 11. titel 6-7 magazin 15 Deeskalationstraining für den Umgang Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Darmkrebs mit kritischen Situationen
inhalt 20 Erfolgreicher Abschluss der Weihnachtsspendenaktion Teilhabe für Menschen mit Behinderung 18 13 Alles außer langweilig – 4–5 Ausbildung zur Kauffrau für Rudolf Weber Büromanagement in den Ruhestand Umgang mit Demenzerkrankten Lena Blaschke arbeitet in der Verwaltung verabschiedet Verständnis notwendig bei der Stiftung kreuznacher diakonie Nachfolgerin ist Sonja Orantek Grenzverletzungen guten tag 3 ▪▪ Pfarrerin Ruth Reusch feierlich in engagement 20 – 22 ihr neues Amt eingeführt 13 titel 4 – 11 ▪▪ Rudolf Weber in den Ruhestand ▪▪ Freizeit so gestalten, wie man es verabschiedet 13 sich wünscht 20 ▪▪ Verständnis für die Mechanismen ▪▪ Harninkontinenz: „Redet darüber ▪▪ Hilfe für Frauen in Not 21 von Demenz hilft bei Grenz- und lasst euch helfen“ 14 ▪▪ Aenne Wimmers Hospiz erhält verletzungen 4–5 500-Euro-Spende 21 ▪▪ „Wenn man leben will, muss man ▪▪ Brenzlige Situationen da einfach durch“ 15 ▪▪ Singen für den guten Zweck 22 mit Worten entschärfen 6–7 ▪▪ Für den Notfall bei Kindern bestens ▪▪ Eheleute Lorenz haben großes ▪▪ Übergriffe gegen die Helfenden trainiert 16 Herz für Kinderintensivstation 22 gehören zum Krankheitsbild 8 –9 ▪▪ Außenstelle in Windesheim sorgt ▪▪ „Mit Druck kommen wir nicht für kürzere Wege 16 ihre hilfe 23 weiter“ 10 –11 ▪▪ Mit roter Nase und Ukulele die Herzen im Sturm erobert 17 vorschau 23 magazin 12 – 19 ▪▪ Alles andere als langweilig 18 ▪▪ Nacht der Ausbildung 2019 19 termine 24 ▪▪ Babyschwimmen geht weiter im Bad der Bethesda Schule 12 spurensuche 19 ▪▪ Stiftung kreuznacher diakonie unterstützt 12 impressum offene tür Nr. 1|2019, 85. Jahrgang, März 2019, 16.400 Exemplare, erscheint dreimal im Jahr, ISSN 0942-2552 Herausgeberin: Stiftung kreuznacher diakonie, Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts, Ringstraße 58, 55543 Bad Unser Titelbild zeigt … Kreuznach | Verantwortlich: der Vorstand | Redaktion: Kristina Rogoß (kr), Angelika Christ (ac), Benedikt Schöfferle (bs), … Deeskalationstrainer Marco Susanne Hilbertz (sh), Heiko Schmitt (hs), Sonja Unger (su), Christian Schucht (cs), Sabine Görgen (sg), Petra Alles (pa) Artwork: Anja Lill · Referentin Medien & Design, Theresa Gilcher ∙ Mediengestalterin | Druck: odd GmbH & Co. KG Print Wietrzychowski in einer & Medien, Bad Kreuznach. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion Übungssituation. Er zeigt, wie wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung. Mitglied im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (gep). sich kritische Situationen Telefon 0671 / 605 - 3724 | E-Mail info@kreuznacherdiakonie.de | Internet www.kreuznacherdiakonie.de entschärfen lassen. Texte Leichte Sprache: Geprüft durch Prüfgruppe Leichte Sprache der Stiftung kreuznacher diakonie | Bilder Leichte Mehr zu dazu erfahren Sie Sprache: © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e. V., Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, auf den Seiten 6 und 7. 2013 sowie Stiftung kreuznacher diakonie
guten tag Liebe Leserinnen und Leser, einer unserer Leitbildsätze lautet: „Wir setzen unser Wissen und Können für Menschen ein.“ Diesem Satz kommen wir in unserer täglichen Arbeit empathisch und kompetent nach. Doch was ist, wenn unsere Bewohnerinnen und Bewohner, Patientinnen und Patienten oder Klientinnen und Klienten aufgrund ihrer Krankheit oder ihres entweder sehr jugendlichen oder fortgeschrittenen Alters, ihrer individuellen Situation oder bedingt durch kulturelle Unterschiede an Grenzen stoßen? Das kann in einen Streit untereinander münden, aber auch in Handgreiflichkeiten oder Aggressionen gegenüber dem Personal. Darüber möchten wir in dieser Ausgabe berichten: Für viele Mitarbeitende der Stiftung kreuznacher diakonie gehören solche Grenzüberschreitungen zum Arbeitsalltag und sind zugleich Belastungsprobe. Professionelles Verhalten und gezielte Schulungen sind die Basis, um kritische Situationen zu bewältigen, den Betreuenden zu helfen und sich selbst gegebenenfalls zu schützen. Unsere Weihnachtspendenaktion unter dem Motto „Gemeinsam Grenzen überwinden!“ war übrigens ein voller Erfolg: Mit Ihren Spenden können wir Menschen mit Behinderung in den Bereichen Teilhabe, Freizeit, Bildung und Sport viele Möglichkeiten eröffnen, aktiv am öffentlichen Leben teilzunehmen. Dafür danken wir Ihnen. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 20. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Mit freundlichen Grüßen aus Bad Kreuznach Dr. med. Dennis Göbel Dr. Frank Rippel Pfr. Christian Schucht Vorwort in Leichter Sprache Liebe Leserinnen und Leser! Wir arbeiten gerne mit Menschen. Manchmal werden diese Menschen aufgeregt und wütend. Dann brauchen sie Hilfe. Das ist für beide Seiten anstrengend. 3
titel Grenzen der Toleranz „Die größte Gefahr ist, dass wir den Menschen falsch begegnen“ Verständnis für die Mechanismen von Demenz hilft bei Grenzverletzungen (su) Kommt ein Mensch in eine Einrichtung der Seniorenhilfe, dann sind zu diesem Zeitpunkt schon viele Grenzen der Toleranz überschritten. Die Angehörigen haben gemerkt, dass ihre Kräfte nicht ausreichen und suchen hier professionelle Hilfe, die Bewohner und Bewohnerinnen selbst haben die Grenze ihres vertrauten Zuhauses überschritten und wissen sich am Ende ihres Lebens angekommen. Daran haben alle Seiten zu knabbern – jeden Tag aufs Neue. R und 70 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner des Wichernhauses in Saarbrücken leben mit kognitiven reich verantwortet, legen großen Wert darauf, die Mitarbeiten- den genau über Demenz zu informieren. „Sie müssen die Me- Einschränkungen – meist unter dem Oberbegriff Demenz zu- chanismen verstehen.“ Wenn Aggressionen auftreten – oft sammengefasst. Bei 30 Prozent liegen psychische Erkrankun- ausgelöst durch vermeintliche Kleinigkeiten (ein Geruch, ein Ge- räusch, eine Person, die an jemanden erinnert, mit dem es ein- gen vor. Eine Differenzierung bei der Diagnostik findet selten statt und so sind die Mitarbeitenden beim Umgang mit ihnen mal Streit gab) – dann sei es das Wichtigste, die Ursache dafür zu einem großen Teil auf ihr Fachwissen angewiesen – und sto-herauszufinden. Ziel ist es, bei den Mitarbeitenden eine Grund- haltung zu erreichen, die auf Respekt, Empathie und Entgegen- ßen dabei auch an Grenzen. „Die größte Gefahr ist, dass wir den Menschen falsch begegnen“, sagt Einrichtungsleiter Bernd kommen fußt. Weiterbildungen in Gerontopsychiatrie oder De- Meyer. eskalationstrainings stehen hierbei auf dem Programm – ebenso wie ganz praktische Erfahrungen. Wenn beispielsweise aggres- Aufklärung bei Angehörigen wichtig sives Verhalten auftritt, dann verlassen die Pflegekräfte einfach Sowohl er als auch sein Kollege Andreas Kerner vom Wohnpark auch einmal den Raum. Wenige Sekunden später ist das, was Sophie Scholl in Bad Kreuznach, der mit 20 Bewohnerinnen und gerade noch der Auslöser war, schon wieder vergessen und Bewohnern einen eigenen gerontopsychiatrischen Wohnbe- man kann das Zimmer wieder betreten und versuchen Das kleine Einmaleins im Umgang mit Menschen mit Demenz Nimm Blickkontakt auf Verbeuge dich ein wenig vor der Frau (als Mann) Sprich den Menschen von vorne an (gegenüber) Biete die Hand zur Begrüßung an Gehe auf Augenhöhe Halte individuelle Distanz Lächle Höre zu Verwende kurze, prägnante Sätze Widersprich nicht Stelle immer nur eine präzise Frage Erfasse die Stimmung und gehe darauf ein Frage so, dass mit „ja“ oder „nein“ geantwortet Akzeptiere die Wirklichkeit der/des Erkrankten werden kann Im Zweifel bist DU im Unrecht Nicke leicht mit dem Kopf bei Männern Vermeide schnelle, hektische Bewegungen Quelle: Vanessa Land/Bernd Meyer 4 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
Der Fitnessraum des Wichernhauses ist stets gut besucht – die Bewegung tut allen nachhaltig gut nachzuvollziehen, was die Aggression ausgelöst hat. Dafür sind viele Gespräche notwendig sowie der enge Austausch im Team. „Im Teamgespräch wird auf jeden Einzelnen eingegangen. Außerdem ist ein wich- tiger Bestandteil der Einsatz unserer Seelsorgerin, Diakonin Annette Stambke. Hier wird schon vieles aufgefangen. Wir stehen natürlich auch mit den Ärzten in Kon- takt und mit den Angehörigen“, so Andreas Kerner. Für Letztere ist der Besuch oft besonders grenzwertig. Sie haben Mutter oder Vater früher anders erlebt, können mit den Wesensveränderungen, die oft mit Demenz einhergehen, nicht umgehen. Wenn das Pflegepersonal ein Nickerchen am Nachmittag für angebracht hält, die Ehefrau das aber partout nicht möchte, weil das früher ja auch nicht nötig war, dann ist eine Grenze der Toleranz schnell erreicht. Daher versuchen die Häuser, auch bei den Angehörigen Verständnis für Demenz zu wecken und bieten Einzelgesprä- che, aber auch Info-Veranstaltungen an. Hilfe im Alltag Ein probates Mittel im Wichernhaus ist beispielsweise auch der Fitnessraum, der unter der Leitung von Sonja Görgen mehrmals wöchentlich genutzt wird und im- mer sehr gut besucht ist. Wer gerade nicht auf Fahrrädern, auf Laufbändern oder an den Geräten zum Gewichtestemmen trainiert, nutzt die Gelegenheit zu einem kleinen Schwätzchen bei einem wohlverdienten Glas Wasser. Das Gefühl, etwas ge- tan zu haben, tut gut und wirkt nachhaltig – selbst wenn der Sportler gleich wieder vergessen hat, dass er aktiv war. Eine weitere Geheimwaffe des Wichernhauses ist auf vier Pfoten unterwegs und verbreitet überall da, wo er hinkommt, gute Laune: Spitz Strolchi. Seit acht Jahren begleitet er Frauchen Elfie Messemer, Leiterin der Tagespflege, täglich zur Arbeit. Wie oft der kleine Kerl dabei schon für so viel Ablenkung gesorgt hat, dass Situati- onen gar nicht erst eskalieren, ist überhaupt nicht abzuschätzen. Nach einer Strei- cheleinheit für ihn ist der eben noch große Kummer meist bewältigt. Geheimwaffe auf vier Pfoten: „Strolchi“ mit Bewohnerin Ingeborg Wohler im Wichernhaus Alte Menschen vergessen viel. Das macht sie wütend. Im Altenheim wollen Pfleger diese Wut verstehen. Sie hören zu. Sie sprechen über die Wut. 5
titel Grenzen der Toleranz Deeskalationstrainer in Meisenheim berichten von ihren Techniken Brenzlige Situationen mit Worten entschärfen (hs) In vielen Bereichen des Zusammenlebens von Menschen mit Behinderung können Konflikte entstehen – untereinander oder mit den Betreuenden. In solchen Momenten kann es Auseinandersetzungen geben, die manchmal auch in körperliche Gewalt umschlagen. Doch dazu soll es gar nicht erst kommen – Deeskalationstraining sei Dank. W er den Begriff „Deeskalationstraining“ hört, der denkt häufig an geübte Griffe aus dem Kampfsport. Doch ten konfrontiert und können dann den Werkzeugkasten, den uns das Deeskalationstraining bietet, wirkungsvoll einsetzen.“ wenn es körperlich wird, dann ist die Deeskalation eigentlich Im Mittelpunkt steht dabei die verbale Deeskalation. Mit schon gescheitert. „Wir wollen die Situation verbal entschär- verschiedenen Gesprächstechniken soll der Konflikt ent- fen, es geht um eine vorbeugende Maßnahme“, sagt Marco schärft werden. „Widerspiegeln“ lautet eine der Tech- Wietrzychowski, Deeskalationstrainer in Meisenheim. Ge- niken. „Ich gebe dabei dem Gegenüber das Gefühl, ihm meinsam mit Eva Lamb, Markus Brand und Christoph Schnei- zuzuhören und auf einer Ebene mit ihm zu kommunizie- der hat er die anderthalbjährige Ausbildung zum Deeskalati- ren“, erläutert Wietrzychowski die Strategie. „Ich will ein- onstrainer absolviert und bildet sich regelmäßig fort. „Wir kaufen!“, ruft die verärgerte Person. „Ah, verstehe, du bieten seither auch Schulungen in Meisenheim an und wollen willst EINKAUFEN. Was möchtest du denn jetzt EINKAUFEN?“ unser Wissen weitergeben.“ Man signalisiert Verständnis und Wertschätzung, das eigentli- che Problem wird herausgearbeitet: „Damit gewinnt man Zeit, Verbale Deeskalation steht im Mittelpunkt und die ist in einer solchen Situation am wichtigsten“, weiß „Wenn ein Bewohner beispielsweise sofort in die Stadt zum Markus Brand, ebenfalls Teamleiter am Standort Meisenheim. Einkaufen möchte, aber der Einkauf erst ein paar Stunden Sollten alle verbalen Techniken scheitern und eine weitere Es- später auf dem Plan steht, kann daraus schon eine Ausein- kalation unausweichlich sein, haben die Deeskalationstrainer andersetzung entstehen“, berichtet Christoph Schneider. Der weitere Mittel, die sie einsetzen können. „Im schlimmsten Fall stellvertretende Teamleiter kennt viele solcher Situationen, die müssen wir den Menschen immobilisieren, also an der Bewe- aus seiner Erfahrung heraus häufiger vorkommen. „Unsere gung hindern, damit er sich und andere nicht verletzten kann“, Klientel hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Wir sagt Markus Brand. „Doch das darf wirklich nur passieren, Mitarbeitende sind zunehmend mit herausforderndem Verhal- wenn alle Maßnahmen vorher nicht gegriffen haben.“ 6 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
Regelmäßige Trainings notwendig ner auf regelmäßiges Auffrischen der „Man hat einen gemeinsamen Weg, den Bei den Schulungen lernen die Teilneh- Kenntnisse, betont Christoph Schneider: man auch weiterhin gemeinsam gehen menden zwar auch körperliche Abwehr- „Solche Sachen müssen in Fleisch und will. Ich muss professionell mit solchen techniken. Aber am wichtigsten sei es, Blut übergehen. Deshalb üben wir das Belastungen umgehen, um meine Arbeit sich der Gefahr zu entziehen. „Große richtige Verhalten auch in Rollenspielen.“ fortführen zu können“, unterstreicht Ohrringe etwa, Schals und andere Ac- Doch mit einer deeskalierten Situati- Marco Wietrzychowski die Notwendig- cessoires, die man trägt, oder auch lan- on ist noch längst nicht alles vorbei. keit, dass Deeskalationstraining flächen- ge Fingernägel können in einer Ausein- Bewohnerinnen und Bewohner sowie deckend angeboten wird. „Wir müssen andersetzung zu Verletzungen führen. Mitarbeitende haben häufig eine be- die Verhaltensweisen deuten und darauf Genauso das Brotmesser in der Küche sondere Beziehung zueinander, die oft entsprechend reagieren können.“ Der oder der Briefbeschwerer sind poten- über Jahre aufgebaut wurde. Da könne nächste Konflikt kommt bestimmt. ziell gefährlich. Ich muss mein Umfeld innerhalb weniger Augenblicke sehr viel ‚mitdenken‘“, so Marco Wietrzychowski. zerstört werden – und zwar auf beiden Deshalb pochen die Deeskalationstrai- Seiten, wissen die Deeskalationstrainer: Manchmal ist ein Bewohner sehr wütend. Mitarbeiter wollen ihn dann beruhigen. Doch das ist gar nicht so einfach. Der Mitarbeiter muss genau wissen, was er dann tun muss. Dabei können dem Mitarbeiter De-Es-Ka-La-Tions-Trainer helfen. Sie haben gelernt, wie man einen Bewohner am besten beruhigen kann. Sie zeigen dem Mitarbeiter, wie man so was am besten macht. Professionelles Deeskalationsmanagement ProDeMa ® Die Deeskalationstrainer haben ihre Ausbildung bei einem Institut für profess- ionelles Deeskalationsmanagement absolviert (ProDeMa ®). Die berufsbegleitende Ausbildung umfasste eineinhalb Jahre, drei bis vier Schulungen pro Jahr folgten. Wer sich zum Thema Deeskalationstraining und zu den praktischen Erfahrungen austauschen möchte, kann sich gerne an Marco Wietrzychowski wenden: Telefon 06753 / 964990, E-Mail marco.wietrzychowski@kreuznacherdiakonie.de Was ist zu tun, um eine brenzlige Situation mit einer Bewohnerin oder einem Bewohner zu beruhigen? Deeskalationstrainer Marco Wietrzychowski schult Mitarbeitende im Umgang mit solchen Erlebnissen 7
titel Grenzen der Toleranz Herausfordernd: Grenzüberschreitungen in der Psychiatrie Übergriffe gegen die Helfenden gehören zum Krankheitsbild (sg) Hannes ist 25 und leidet an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Er durchlebt emotionale Achterbahnen, neigt zu impulsiven Ausbrüchen. An seinen raschen Stimmungswechseln, Handgreiflichkeiten inklusive, ist auch seine letzte Beziehung gescheitert. Seit einigen Tagen ist er in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Hunsrück Klinik Simmern in Behandlung. Heute, als die Pflegekraft ihm seine Medikamente bringt, rastet er aus. E r schlägt ihr den Blister mit den Tabletten aus der Hand, die Patientenrechte gestärkt hat: Seit- her dürfen zwangseingewiesene Psy- schränkungen explizit einer richterli- chen Genehmigung bedürfen“, findet brüllt die junge Frau an, sie solle auf chiatriepatientinnen und Psychiatrie- Oberhausen. der Stelle verschwinden. Was diese patienten, sowohl zu deren dann auch tut, um Unterstützung zu Selbstschutz als auch zum Schutz Auf Aggressionen vorbereitet holen. Aggressionen von Patientinnen Dritter – nicht länger als eine halbe Bis eine solche in akuten Fällen erteilt ist, oder Patienten gegenüber Pflegekräf- Stunde fixiert werden. gibt es – je nach Krankheitsbild - durch- ten, Therapeuten und Ärzten kommen „Wird die Fortbewegungsfreiheit eines aus fordernde Situationen. „Wir müssen in psychiatrischen Einrichtungen nicht Menschen gegen seinen Willen ein- stets auf Fremdaggressionen vorbereitet selten vor. Aktuell ist sogar eine leich- geschränkt oder komplett entzogen, sein und wissen in der Regel auch da- te Zunahme der Grenzüberschreitun- dann ist das Freiheitsentzug“, erklärt mit umzugehen“, erläutert Oberhausen gen in der Pflege zu registrieren. Das Dr. Winfried Oberhausen, Chefarzt der weiter. „Wir haben in diesem Zusam- hängt auch damit zusammen, dass Abteilung. Grundsätzlich teilt er den menhang eine ähnliche Problematik wie 2017 das Bundesverfassungsgericht Ansatz des Gesetzgebers, der den Pa- die Polizei zu bewältigen. Bei den Über- tientenschutz in den Mittelpunkt stellt. griffen kommt es durchaus vor, dass bei- „Wir begrüßen ausdrücklich diese Stär- spielsweise mit Gegenständen nach dem kung der Patientenrechte. Der Patient Pflegepersonal geworfen, dass getreten, soll ja behandelt und nicht bequem und geschubst oder geschlagen wird.“ sicher verwahrt werden. Auch dann Das Pflegepersonal und die Ärzte neh- nicht, wenn Grenzverletzungen und men deshalb regelmäßig am Deeskalati- Aggressivität zum jeweiligen Krank- onstraining teil, um für schwierige Situ- heitsbild gehören. Unser Auftrag ist es, ationen besser gewappnet zu sein. den Erkrankten professionell zu helfen. „Wir schulen unsere Mitarbeitenden Daher ist es richtig, dass Freiheitsbe- nach dem ProDeMa®-Stufenmodell zur Deeskalation von Gewalt und Aggressi- on“, erläutert Monika Paul, Pflegedienst- leitung Psychiatrie. Die Trainingseinhei- ten gliedern sich unter anderem in die Verhinderung der Entstehung von Ge- walt und Aggression, das Verständnis der Ursachen und Beweggründe aggres- siver Verhaltensweisen, kommunikative Deeskalationstechniken, patientenscho- nende Abwehr- und Fluchttechniken 8 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
Im Fokus der Psychiatrie steht die Behandlung der Patienten und die präventiven Möglichkeiten zur körperliche Begrenzung notwendig. Nach Straftäterinnen und Straftätern. Das Ziel Verhinderung von Gewalt. Für nicht abzu- Abklingen der Erregung wird die Behand- einer Behandlung liegt in einer Minimie- wendende Übergriffe werden patienten- lung jedoch beendet, wenn keine psychia- rung des Risikos zukünftiger kriminel- schonende Halte-,Immobilisations- und trisch behandlungsbedürftigen Erkran- ler Handlungen. „In der Übergangszeit Fixierungstechniken erlernt. Bei den klar kungen vorliegen“, ergänzt Oberhausen. stoßen wir jedoch manchmal an unsere fremdaggressiven und eher delinquenten Grenzen. Beispielsweise ist eine einge- Menschen beschränkt sich die Behand- Trennung von lieferte Person, die zudem drogenab- lung nach stationärer Aufnahme auf die Psychiatrie und Forensik hängig und möglicherweise auf Entzug notwendigste Erste Hilfe. Diese besteht In Zukunft wird es höchstwahrschein- ist, gewaltbereiter als andere psychisch aus Diagnostik und Maßnahmen zur Be- lich zu einer deutlich größeren Trennung erkrankte Menschen. Da kommt es im ruhigung, um die Patientinnen und Pati- zwischen Psychiatrie und Forensik kom- schneller zu tätlichen Übergriffen und es enten sowie die Mitarbeitenden bestmög- men. Die Forensische Psychiatrie ist ein bedarf im Einzelfall auch einmal der Un- lich zu schützen. „Neben der in diesen Teilgebiet der Psychiatrie. Ihre primären terstützung von außen, durch die Polizei Fällen verordneten Medikation ist manch- Aufgaben sind die Sicherung und Besse- oder einen Sicherheitsdienst“, resümiert mal durchaus auch eine vorübergehende rung von psychisch- und suchtkranken Oberhausen. Wenn Menschen schwer krank sind, kommen sie ins Krankenhaus. Manche möchten da aber nicht sein. Dann werden sie zornig. Manchmal schlagen sie um sich. Die Ärzte und Pfleger wissen meistens, wie man damit umgeht. Und wenn nicht, rufen sie die Polizei. 9
titel Grenzen der Toleranz Konflikte in einer interkulturellen Wohngruppe „Mit Druck kommen wir nicht weiter“ (sh) Im Umfeld unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Traditionen treten im Alltag einer interkulturellen Wohngruppe mit zehn Jugendlichen häufig Konflikte auf. Jeder Tag bringt neue Situationen, in denen Mitarbeitende und Jugendliche an ihre Grenzen stoßen und gezwungen sind, Neues zu lernen und zu akzeptieren. Mit Geduld und pädagogischem Geschick gelingt es, die Wogen zu glätten. B eim Abendessen ist es mal wieder so weit. „Tomaten- sauce schmeckt nicht. Das ist doch kein Essen“, regt schwister, insbesondere im Umgang mit den kleineren Jungen und Mädchen“, sagt Gruppenleiterin Svetlana Tjurin-Beer. Und Fahir* sich auf. Die 17-jährige Somalierin beschwert sich laut- jeder, der Mahlzeiten in Familien mit pubertierenden Jugend- stark bei Betreuer Andi* – die anderen Jugendlichen sind unge- lichen kennt, weiß aus eigener Erfahrung, dass es selten ohne halten und möchten in Ruhe essen. Andis Hinweis, dass das Es- Reibereien zugeht. Im Umfeld der interkulturellen Gruppe birgt sen seit Wochen auf dem gemeinsam erstellten Menüplan das Essen zusätzliches Konfliktpotenzial. Zum einen spielen die angekündigt war, lässt Fahir kalt. Sie verlangt Bohnen, Paprika Mahlzeiten in den Herkunftskulturen häufig eine herausragende und Mais, um die Mahlzeit aufzupeppen. Als Andi nicht auf sie Rolle: „Essen und Familie stehen an erster Stelle. Beides bedeutet ein Stück Sicherheit“, sagt die erfahrene Gruppenleiterin. Zum eingeht, eskaliert der Konflikt: „Ihr akzeptiert mich nicht und ihr zweiten ist das geschilderte Verhalten charakteristisch für die wollt mich nicht verstehen!“ Fahir rauscht ab – und dicke Luft in der ganzen Gruppe ist für die nächsten Stunden unausweichlich. pubertierenden Jugendlichen. Sie möchten selbst bestimmen, um ihr eigenes Leben kontrollieren zu können. „Essen spielt eine Das eigene Leben kontrollieren wesentliche Rolle, aber entscheidend ist, dass sie bestimmen und Zehn Kinder und Jugendliche leben in der interkulturellen Grup- entscheiden können und nicht die Mitarbeiter.“ pe in Bad Kreuznach, zwei Jungen im Alter von zehn und zwölf Um in den Wirrnissen von Pubertät, unterschiedlichen Kultu- sowie acht Mädchen und junge Frauen zwischen 13 und 17 ren und Religionen bestehen zu können, braucht es von den Jahren. Die Jugendlichen aus Somalia, Syrien, Afghanistan und Mitarbeitenden einen professionellen Umgang mit der Situa- Algerien – fast alle mit muslimischem Hintergrund – sind ohne tion. Bei den spontanen Sonderwünschen beim Essen – trotz Eltern nach Deutschland gekommen. Die Gruppe wird schnell getroffener Absprachen zum Speiseplan – gerät der Mitarbei- zum Familienersatz. „Grundsätzlich behandeln sie sich wie Ge- ter in eine unangenehme Situation. Einerseits wäre es * Namen geändert 10 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
Feste feiern, wie sie fallen – aber welche? Ausgehend von einem Konflikt unter den Jugendlichen, hat sich die Gruppe mit Festen und Feiertagen in unterschiedlichen Religionen beschäftigt und Wandplakate geschaffen. „Nun berücksichtigen wir viele Feste und wir haben gesehen, dass es Traditionen gibt, die sich in ähnlicher Weise in allen Kulturen oder Religionen wiederfinden“, sagt Gruppenleiterin Svetlana Tjurin-Beer grundsätzlich keine große Sache, Fahir entgegenzukommen, langwierigen Auseinandersetzungen und schlechter Stimmung andererseits möchte er nicht Tür und Tor für alle Sonderwün- führen kann. Untereinander sind es Beschimpfungen, mit de- sche der Jugendlichen öffnen, die das Miteinander stören wür- nen sie sich gegenseitig verletzen und die letztlich in Hand- den. „Ruhe bewahren, die anderen Kinder mit Essen versorgen greiflichkeiten enden können. „Keine Schimpfworte und keine und um zehn Minuten Zeit bitten“, empfiehlt Pädagogin Tjurin- Beleidigungen – das sind Grundregeln des miteinander Lebens Beer, um die Situation zu lösen. Später könnten Fahir und Andi in der Gruppe“, erläutert Tjurin-Beer. „Hier müssen wir Vorbild in Ruhe schauen, was der eigentliche Anlass für die Störung sein, denn die Kinder und Jugendlichen übernehmen viel von war. Kam Fahir schon „geladen“ aus der Schule und brauchte uns, im Positiven wie im Negativen.“ Als „No-Gos“ sind Tätlich- ein Ventil, um diese Anspannung zu beseitigen? „Grundsätzlich keiten und starke Beleidigungen untereinander und gegenüber haben Konflikte eine Ursache, der man auf den Grund gehen den Betreuenden definiert. Rangeleien, Gewaltandrohungen muss“, sagt sie. Um Streitfällen beim Essen vorzugreifen, legen und auch Konflikte, bei denen auch mal eine Jugendliche oder die Jugendlichen mit den Betreuenden Essenspläne fest, die ein Jugendlicher mit einem Messer auftaucht, gibt es immer Speisen und Gewohnheiten aus den jeweiligen Herkunftslän- wieder. „Manchmal ist es unvermeidlich, die Polizei zu rufen“, dern berücksichtigen. Da findet sich afghanisches Hähnchen sagt die Sozialpädagogin. Auseinandersetzungen und Streitig- genauso wie algerische Bohnensuppe oder Spiegeleier und Spi- keiten besprechen die Betreuenden regelmäßig im Team. Sie nat. Ein bis zwei Jugendliche sind immer zum Kochen eingeteilt. überlegen, wie gute Lösungen gelingen können: Was braucht die/der Jugendliche, was brauchen die Mitarbeitenden? „Mit Sprache birgt Missverständnisse Druck kommen wir nicht weiter“, erklärt Tjurin-Beer. „Wenn ich Zwistigkeiten bergen auch die Sprache und damit verbunde- mich wertschätzend verhalte, hoffe ich, dass die Jugendlichen ne Fehldeutungen. Oftmals fühlen sich die Jugendlichen nicht letztlich einen anderen Blick auf unsere Kultur und Religion richtig verstanden oder missverstehen die Betreuenden, was zu werfen.“ In einer inter-kulturellen Gruppe leben Jugendliche aus verschiedenen Ländern. Sie haben verschiedene Religionen. Sie sind in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen. Da gibt es öfter Streit, zum Beispiel wegen des Essens welche Feste und Feiertage man feiern soll. Die Erzieher der Gruppe helfen, gute Lösungen zu finden. Alle brauchen viel Geduld. 11
magazin Elternschule bietet weiter Schwimmkurse für Säuglinge an Babyschwimmen geht weiter im Bad der Bethesda Schule (ac) Das Schwimmbad im Diako- diese Kurse weiterhin in der Elternschule Kosten belaufen sich auf 75 Euro. Die nie Krankenhaus wird zum Jahresende des Diakonie Krankenhauses anbieten zu nächsten freien Plätze gibt es wieder ab geschlossen. Aber das beliebte Baby- können. „Durch die Eigenschaften des 8. März und 10. Mai 2019. Bitte früh- schwimmen, bei dem Bewegungsfreude Wassers, seine Wärme, den Druck, den zeitig anmelden bei Jutta Thomas unter und Wasserspaß für Säuglinge zwischen Auftrieb und den Widerstand, werden Tel. 0671 / 8964869. vier und acht Monaten im Vordergrund die Sinne der Babys geschärft, die Kör- stehen, geht weiter: „Wir freuen uns, mit perwahrnehmung und die Bewegung dem Therapiebecken der Bethesda Schu- gefördert“, so die gelernte Kinderkran- le auf dem Campus der Stiftung kreuz- kenpflegerin. Die Kurse werden immer nacher diakonie ein neues Quartier für freitags um 12.30 Uhr und um 13.30 Weitere Kursangebote dieses beliebte Angebot gefunden zu ha- Uhr in der Waldemarstraße 26 angebo- der Elternschule des ben“, sagt Manuel Seidel, Kaufmännischer ten. Pro Kurs gehen acht Babys mit be- Diakonie Krankenhauses Direktor des Diakonie Krankenhauses. gleitendem Elternteil ins wohltemperierte Auch Jutta Thomas, Kursleiterin und gute Wasser. Die Kurse finden jeweils sechs finden Sie unter: Seele des Babyschwimmens, ist glücklich, Mal statt und dauern 35 Minuten. Die www.kreuznacherdiakonie .de „Stiftung Anerkennung und Hilfe“ Stiftung kreuznacher diakonie unterstützt (kr) Gemeinsam mit der „Stiftung An- klärt Pfarrer Christian Schucht, Theologi- hung zwischen den Nachkriegsjahren bis erkennung und Hilfe“ will die Stiftung scher Vorstand der Stiftung kreuznacher in die 1970er Jahre hinein ist und bleibt kreuznacher diakonie die Lebenssituation diakonie. Errichtet von Bund, Bundes- uns ein wichtiges Anliegen“, betont Pfar- von Menschen mit Behinderung, die als ländern und Kirchen, bietet die „Stiftung rer Schucht. Bereits im Jahr 2012 erschien Heimkinder in den Jahren von 1949 bis Anerkennung und Hilfe“ eine Anlaufstelle, die von der Stiftung kreuznacher diakonie 1975 Leid und Unrecht erfahren haben, die sich um Achtung von erlebtem Leid beauftragte Publikation „Es war eine enge verbessern und zur Aufarbeitung beitra- und Unrecht bemüht und finanzielle Un- Welt“, in der Berichte von Bewohnerinnen gen. „Wir ermutigen Betroffene, die Hilfe terstützung bietet. und Bewohnern, Diakonissen und Mitar- der Stiftung in Anspruch zu nehmen“, er- „Die Aufarbeitung der Heimkinder-Erzie- beitenden ausgewertet wurden. Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene Betroffene können sich bei einer Anlauf- und Beratungsstelle im Bundesland ihres derzeitigen Wohnorts für den Erhalt der Leistungen anmelden. Die Kontaktaufnahme ist bis zum 31. Dezember 2020 möglich. Menschen mit Wohnort in Rheinland-Pfalz wenden sich an das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Tel. 06131 / 967544 oder per E-Mail an stiftungauh@lsjv.rlp.de. Für Menschen mit Wohnort in Hessen ist das Regierungspräsidium Gießen zuständig, Tel. 0641 / 303-2773 oder E-Mail anerkennung-hilfe@rpgi.hessen.de. Die Anlauf- und Beratungsstellen der Stiftung Anerkennung und Hilfe informieren individuell, unterstützen bei der Anmeldung und der Aufarbeitung des Erlebten. Infotelefon: 0800 / 2212218 www.stiftung-anerkennung-und-hilfe.de 12 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
magazin Klares Bekenntnis zur Kirche als Gemeinschaft aller Gläubigen Pfarrerin Ruth Reusch feierlich in ihr neues Amt eingeführt (su) Mit den Worten „Ich liebe diese Pfarrstelle des evangelischen Kirchen- griffen beim Empfang nach dem Gottes- Kirche!“ eröffnete Pfarrerin Ruth Reusch kreises an Nahe und Glan eingeführt. dienst im Luthersaal noch mehrere Re- ihre Predigt in der Diakonie Kirche an- Seit August habe die Odernheimerin in dende zurück. lässlich ihrer Einführung in den Dienst der Stiftung kreuznacher diakonie eine bei der Stiftung kreuznacher diakonie. neue berufliche Heimat gefunden, so Pfarrerin Ruth Reusch ( vierte v. r.) vor dem feierlichen Gottesdienst zu ihrer Einführung in den Dienst bei der Damit meine sie nicht speziell dieses Astrid Peekhaus. Ihr beruflicher Werde- Stiftung kreuznacher diakonie durch Supertintendentin schöne Gotteshaus, sondern die Kirche gang hatte Ruth Reusch zuvor von einer Astrid Peekhaus (links daneben), Pfarrer Christian als Gemeinschaft aller Gläubigen, erklär- Pfarrstelle im saarländischen Ottweiler in Schucht sowie die Mitwirkenden te sie. Und diese Gemeinschaft sei wie den Dienst als Schulpfarrerin an der IGS eine Wiese voller bunter Blumen, auf der Stromberg und am Bad Sobernheimer Kulturpflanzen ebenso gediehen wie Un- Emanuel-Felke-Gymnasium geführt. In- kraut, das genauso wichtig sei. Superin- nerhalb der Stiftung kreuznacher diakonie tendentin Pfarrerin Astrid Peekhaus und ist sie überwiegend für das Geschäftsfeld Pfarrer Christian Schucht, Theologischer Seniorenhilfe zuständig. Außerdem ist sie Vorstand der Stiftung kreuznacher dia- als Dozentin für das Alte Testament in die konie, hatten Ruth Reusch zuvor in den Diakonen-Ausbildung eingebunden. Dienst in der achten kreiskirchlichen Auf das Bild der bunten Blumenwiese 38 Jahre mit Leidenschaft Anwalt für Kinder und Jugendliche Rudolf Weber in den Ruhestand verabschiedet (sh) Mit einem feierlichen Gottesdienst mit einem erfahrenen Team unter der Leitung seiner Nachfolgerin Sonja Orantek, die hat die Stiftung kreuznacher diakonie zum 1. Februar 2019 die Geschäftsbereichsleitung übernahm. ihren langjährigen Geschäftsführer des Mit Weber tritt ein zuverlässiger „Ideengeber und Motor für gemeinsame Projekte“ ab, Geschäftsbereichs Kinder-, Jugend- und betonte Claudia Porr, Referatsleiterin im Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integ- Familienhilfe, Rudi Weber, in den Ruhe- ration und Verbraucherschutz und langjährige Wegbegleiterin von Weber. Der studierte stand verabschiedet. Der Theologische Pädagoge trieb die fachliche Entwicklung in der Jugendhilfe entscheidend voran: Bei- Vorstand, Pfarrer Christian Schucht, spielhaft dafür sind der von ihm forcierte Aufbau sozialpädagogischer Pflegestellen dankte Weber für 38 Jahre im Dienst der und der sozialpädagogischen Familienhilfe. Außerdem kümmerte sich Weber bereits seit Stiftung kreuznacher diakonie. Mit Weber den 1990er Jahren um eine geeignete Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flücht- gehe „ein Diakoniker durch und durch“, so linge. „Die Kinder- und Jugendhilfe in Rheinland-Pfalz verliert mit Rudi Weber einen Schucht. Das Haus verlasse er gut bestellt Mitstreiter für junge Menschen, die benachteiligt sind“, sagte Porr. Auch Kolleginnen und Kollegen der Stiftung kreuznacher diakonie lassen Weber nur schweren Herzens ziehen, denn die Zusammenarbeit war stets von fachlicher Kompe- tenz geprägt und immer „auf Augenhöhe“. „Zum Abschied alles Gute“, sangen die Hort-Kinder aus dem Kinderhaus Arche für Rudi Weber, der mit seinen zahlreichen Interessen auch im Ruhestand sicher keine Langewei- le haben wird. Als Ehemann und Vater von drei erwachsenen Kindern, als 1. Beigeordne- ter seiner Heimatgemeinde Schmißberg, als Weihnachts- und Obstbaum-Züchter sowie als passionierter Wanderer macht er sich optimistisch auf den Weg ins Privatleben. Der passionierte Wanderer Rudi Weber erhielt zum Abschied einen Wanderstecken von seiner Nachfolgerin Sonja Orantek 13
magazin Je nach Krankheitsbild werden ein- bis zwei Beckenboden-Schrittmacher eingesetzt, um die Sakralnerven mit elektrischen Impulsen zu steuern Hightech für die Blase Harninkontinenz: „Redet darüber und lasst euch helfen“ (pa) Beim Lachen geht plötzlich mal was in die Hose oder der Harndrang wird blitz- artig so dringend, dass man es nicht mehr bis zur Toilette schafft: Darüber mögen die meisten Betroffenen nicht reden. Blasenschwäche, eine überaktive Blase oder Bla- senentleerungsstörungen sind Tabuthemen. Dabei sind viele Menschen davon betrof- fen und die Therapie-Möglichkeiten bereits weit fortgeschritten. Im Diakonie Klinikum Dr. Sun-Tscheol Kwon ist der erste Neunkirchen arbeitet man in diesem Bereich mit der neuesten Technologie. Anwender in Deutschland, der Georg Maurer* ist für seinen Nachsorge-Termin am Diakonie Klinikum Neunkirchen Patienten und Patientinnen bei der (DKN) gut vorbereitet. „Haben Sie Ihr Gerät dabei?“, fragt der Chefarzt der Urologie, Dr. sakralen Neuromodulation mit dem Sun-Tscheol Kwon. Maurer legt ein Smartphone-ähnliches Handgerät, den sogenann- neuen InterStim™-System für die ten „Smart-Programmer“, und einen kleinen rechteckigen Sensor auf den Tisch. Kwon Dauertherapie („Smart-Programmer)“ hatte ihm zehn Tage zuvor zwei Beckenboden-Schrittmacher an der Blase implantiert. versorgt. In Deutschland bieten Die Schrittmacher bringen die Nerven, die die Funktion der Blase steuern, durch sanfte lediglich rund 300 Kliniken die elektrische Impulse ins Gleichgewicht. Die Methode heißt sakrale Neuromodulation. sakrale Neuromodulation an. Mit dem Sensor, den Maurer sich ans Becken hält, kann er abrufen, in welchem Modus der Schrittmacher seine Blase steuert. Fühlt es sich für ihn nicht gut an, kann er oder Das System ist bei Männern und der Arzt den Schrittmacher über eine App auf dem Handgerät anpassen. Sind die Elek- Frauen gleichermaßen anwendbar, troden an der Blase gut eingestellt, arbeitet der Schrittmacher selbstständig weiter und wobei Frauen häufiger betroffen man spürt ihn nicht. Der „Smart-Programmer“ kommt deutschlandweit bisher nur im sind oder sich häufiger Hilfe suchen. DKN zum Einsatz. Auch Maurer war die Hightech-Methode bisher unbekannt. Die Kosten für die Therapie werden Seit 2015 leidet er an chronischem Beckenschmerz und einer überaktiven Blase. „Mei- von den Krankenkassen bei den ne Freizeitgestaltung war massiv eingeschränkt, weil ich immer darauf achten musste, Indikationen überaktive Blase, dass ich an Orten bin, wo eine Toilette in der Nähe ist. Irgendwann bin ich gar nicht nichtobstruktiver Harnverhalt mehr vor die Tür gegangen“, beschreibt der 57-Jährige seinen Leidensweg. Das hatte (atone Blase oder Überlaufblase) auch Auswirkungen auf seine körperliche Fitness – Sport war mittlerweile undenkbar und Stuhlinkontinenz erstattet. geworden – und besonders auf seine Psyche: „Die Sache hat mich wahnsinnig nervös gemacht. Meine Laune war miserabel; nicht mal Autofahren konnte ich.“ Insgesamt drei Jahre lang lief er von Arzt zu Arzt. „Geht schon wieder weg“ oder „das ist normal im Alter“ waren Aussagen, die ihn zur Weißglut brachten. Nachdem alle Therapieformen – von Antibiotika bis Botox – gescheitert waren, führte ihn seine Su- Chefarzt Kwon. „Sie trauen sich nicht da- che nach Linderung ans DKN. Dort erfuhr er von den Schrittmachern. Chefarzt Kwon rüber zu reden. Dabei ist Harninkontinenz setzt die kleinen Elektroden im Titan-Mantel mit geübter Hand ein, wenn konservative ein ernstzunehmendes Problem. Das kann Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Der Eingriff verlangt zwar Geschick und Erfahrung, man ändern“, versichert der Mediziner. Für ist aber minimalinvasiv, also mit kleinstmöglichem Schnitt machbar. Maurer war Verschweigen keine Option: Bei der Diagnose einer überaktiven Blase übernehmen die Krankenkassen die Kosten für „Das ist doch das täglich‘ Brot der Ärzte“, den Eingriff, die bei rund 20.000 Euro liegen. Danach geht es in die Testphase, während meint er und macht seinen Leidensgenos- der die Elektroden provisorisch für vier bis sechs Wochen eingesetzt werden, um die sen Mut. „Ob Mann oder Frau, die Lebens- ideale Einstellung zu finden. Anschließend übernimmt Kwon die Werte für die tatsäch- qualität kehrt endlich wieder zurück. Ich lichen Schrittmacher. Nach drei Tagen stationärem Aufenthalt konnte Georg Maurer kann wieder ins Fußballstadion, bin gut die Klinik verlassen. gelaunt und glücklich. Ich kann es nur je- „Die meisten Patienten, die zu uns kommen, quälen sich schon sehr lange mit den Be- dem raten: Gebt nicht auf, redet darüber schwerden, empfinden Schmerzen, Druck und den Verlust ihrer Lebensfreude“, berichtet und lasst euch helfen.“ * Namen geändert 14 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
magazin Bei der Diagnose Darmkrebs ist gebündeltes Fachwissen gefragt „Wenn man leben will, muss man da einfach durch“ Renate Scholz aus Bad Kreuznach bei der Nachuntersuchung im Diakonie Krankenhaus mit dem Chirurgen Mohammed Ibrahim Froka und dem Gastroenterologen Dr. Markus Höcker (v. l.) Chirurgen Anfang Januar den Tumor im Darm. Diesmal war ein Bauchschnitt er- forderlich. Und ein künstlicher Darmaus- gang war aufgrund der Lage des Kreb- ses unvermeidbar. „Ich hatte aber keine schlimmen Schmerzen“, erinnert sich die gebürtige Norheimerin. „Und ich hatte auch keine Angst. Wenn man leben will, dann muss man da einfach durch.“ Mit künstlichen Darmausgang kommt sie gut (ac) „Krebs, das ist doch nur ein Wort. Patienten mit Krebserkrankungen. „Dort zurecht. „Das habe ich mir erklären lassen Eine Möglichkeit, mit der man rechnen fasst man das Wissen unterschiedlichster und mit den Klebeverbänden kann ich muss, wenn man schon etwas älter ist“, Disziplinen zusammen – im Interesse ei- den Ausgang sehr gut selbst versorgen.“ findet Renate Scholz. Echt cool, die 1,50 ner bestmöglichen Diagnostik und Thera- Mittlerweile ist sie schon gut zu Fuß un- Meter große Kämpferin aus Bad Kreuz- pie“, so Höcker. terwegs. Und das, obwohl auch nach der nach. Gerade mal drei Wochen nach der Im September unterzog sich Renate OP eine weitere Chemo erforderlich ist, Entfernung des Darmkrebses, mit einem Scholz zum ersten Mal einer OP, denn auf- um die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr noch frischen Stoma (künstlichen Darm- grund der Krebserkrankung war auch ein des Krebses zu verringern. Danach geht ausgang), kommt sie zur Sprechstunde gynäkologischer Eingriff erforderlich. „Das sie zur Reha in die Nahetalklinik. Alles vor von Oberarzt Mohammed Ibrahim Froka, war gar nicht schlimm, das ging durch die der Haustür sozusagen. Nur eines tut der dem neuen Bauchchirurgen am Diakonie Bauchdecke, da war ich schnell wieder fit“, rüstigen Witwe leid: „Dass ich nicht frü- Krankenhaus, der ihr vor drei Wochen ei- berichtet Renate Scholz wie von einem her zur Darmkrebsvorsorge gegangen bin. nen tiefsitzenden, komplexen Tumor aus Spaziergang mit leichtem Regen. Nach- Das hätte mir vieles erspart.“ dem Enddarm entfernt hat. dem alles gut verheilt war, beseitigten die Auch die Monate davor waren kein Zu- ckerschlecken für die 71-Jährige. „Im Au- gust hatte ich Bauchschmerzen, so stark, Vorsorge rettet Leben dass ich in die Notaufnahme des Diakonie Krankenhauses ging. Da hat man direkt Trotz der Verbreitung von Darmkrebs – es ist die zweithäufigste Krebsform ertastet, dass da etwas nicht stimmt.“ hierzulande – sind wir ein Land der Vorsorgemuffel. Dabei sollten Menschen Die Darmspiegelung bestätigte den Ver- ab dem 50. Lebensjahr jährlich einen Stuhltest auf verstecktes Blut machen dacht auf einen bösartigen Tumor, es folg- lassen. Ab dem 55. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen die Kosten ten zunächst Strahlentherapie und Che- für eine Darmspiegelung (Vorsorgekoloskopie) und nach zehn Jahren die für motherapie, um den Tumor zu verkleinern eine Kontrollspiegelung (bei auffälligen Befunden auch häufiger). Vor einer und in Vorbereitung auf die Operation zu Darmspiegelung müssen Patienten eine Abführlösung trinken, aber das ist stabilisieren. Für Dr. Markus Höcker, Leiter schon der unangenehmste Teil der Prozedur. Bei der eigentlichen Spiegelung der Endoskopie am Diakonie Kranken- verwenden die Gastroenterologen Schlaf- und Schmerzmittel, die Patienten haus, eine recht typische Abfolge, denn bekommen davon nichts mit. „Darmkrebs im Frühstadium ist zu nahezu 100 die Zusammenarbeit mit den niederge- Prozent heilbar“, wirbt Dr. Markus Höcker für einen aktiven Umgang mit dem lassenen Kollegen und der wöchentliche Thema Vorsorge. „Denn so gut die Zusammenarbeit mit den Chirurgen um den Austausch im Tumorboard ist gelebte und Kollegen Froka auf unserer gemeinsamen Bauchstation klappt: Je weniger bewährte Praxis bei der Behandlung von Krebserkrankungen operiert werden müssen, umso besser für die Patienten.“ 15
magazin Ossig-Stiftung unterstützt Inhouse-Weiterbildung am Diakonie Krankenhaus Für den Notfall bei Kindern bestens trainiert (ac) Eine werdende Mutter im achten Monat hat auf glatter Stiftung. Per Videoüberwachung wurden in wechselnder Be- Straße einen Autounfall. Sie ist nur leicht verletzt, aber die We- setzung zwölf Notfallszenarien von der Alarmierung über die hen setzen ein, mit dem Kind stimmt etwas nicht, die Ärzte ent- Diagnosestellung bis zu den einzelnen Behandlungsschritten scheiden sich für einen umgehenden Kaiserschnitt. Das kleine trainiert, und dann gab es Feedback durch die beobachten- Mädchen atmet nicht selbstständig, wird sofort reanimiert. „In den Kolleginnen und Kollegen. Die Rückmeldung der Teilneh- einer solchen Situation müssen sehr schnell die richtigen Ent- menden nach dem Kurs war einstimmig: „Wir haben ganz viel scheidungen getroffen werden. Deshalb lohnt es sich, zu fragen: gelernt. Das schreit nach Wiederholung!“, findet die Leiterin der Sind wir fachlich fit, allein und als Team? Stimmen die Abläu- Kinderintensivstation, Sabrina Gavranovic. fe, die Kommunikation, das Miteinander? Wenn nicht, wo hakt Notfall-Training an duldsamer Säuglingspuppe (v. l.): Dr. Katharina Morgen, Jutta es?“, so Chefarzt Dr. Christoph von Buch, Leiter der Abteilung Magmer-Melaas, Dr. Ines Blum, Sabine Kutscher, Trainer Samuel Lippke und Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Diakonie Krankenhaus Bad Dr. Christoph von Buch Kreuznach. Um genau diese Fragen ging es bei einem zweitä- gigen Notfall-Training, an dem neben dem Abteilungsleiter vier Oberärzte, acht Assistenzärzte und 18 Pflegekräfte der Abtei- lung in wechselnden Teams geschult wurden. Die Inhouse-Weiterbildung wurde von Trainern der kooperieren- den Kinderklinik Worms durchgeführt. Ermöglicht hat sie die Os- sig-Stiftung, die nachhaltige Projekte in der Kinder- und Jugend- medizin am Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach unterstützt. „Qualifikation ist genauso nachhaltig wie die Investition in mo- derne medizinische Geräte. Wir freuen uns, dass unsere Stiftung damit Know-how fördert, das Kindern in Extremsituationen das Leben retten kann. Denn es sind letztlich immer die handelnden Personen, die über den Einsatz der richtigen Maßnahmen ent- scheiden“, betont Dr. Karlheinz Ossig, der Vorsitzende der Ossig- Diakonie Sozialstation Bad Kreuznach erweitert ihre Kapazitäten Außenstelle in Windesheim sorgt für kürzere Wege (su) Seit einer guten Woche ist der Parkplatz vor dem Gebäude in der Hauptstraße 50 15 Mitarbeitende des Teams Nord starten in Windesheim regelmäßig belegt: Die Außenstelle der Diakonie Sozialstation Bad von Windesheim aus zur Versorgung von Kreuznach ist hier eingezogen. Vorerst ist das Büro immer montags und donnerstags Klientinnen und Klienten in der Verbands- in der Zeit von 9 bis 13 Uhr besetzt, Beratungstermine können auch außerhalb dieser gemeinde Langenlonsheim und auch dar- Öffnungszeiten (Tel. 0671 / 5739999) vereinbart werden. „Wir genießen es, jetzt zusätz- über hinaus. Die Hauptstelle der Diakonie liche Räume zu haben“, betont die Leiterin der Ambulanten Dienste der Stiftung kreuz- Sozialstation Bad Kreuznach befindet nacher diakonie, Anja Bindges. Ein Raum mit Küchenzeile wird schon für Schulungen sich weiterhin in der Ringstraße 89. und die Teambesprechungen genutzt und mittelfristig soll es hier auch ein Betreu- ungscafé für Seniorinnen und Senioren nach dem Vorbild des „Café Spurensuche“ in Riesweiler und Büchenbeuren geben. Der barrierefreie Zugang zum Gebäude ist dabei ein großer Pluspunkt. Außerdem sind die Wege zur Diakonie Sozialstation für die Klien- tinnen und Klienten, ihre Angehörigen sowie die Mitarbeitenden aus der Region kürzer. Ein Teil des Mitarbeiterteams der Außenstelle Windesheim hat sich vor dem neuen Gebäude versammelt 16 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
magazin Auszubildende zum Clown besuchten Wohngemeinschaft „In den Weingärten“ Mit roter Nase und Ukulele die Herzen im Sturm erobert (hs) Sie haben rote Nasen, oft viel zu große Schuhe an den muss man ganz sensibel und feinfühlig herangehen, aber dann Füßen und spielen manchmal lächerlich kleine Instrumente: ist man gemeinsam ganz im Hier und Jetzt, was bei anderen Richtig, hier geht’s um Clowns. Tutto-Clowns, um genau zu sein. Menschen nicht so leicht gelingt.“ „Ein Tutto-Clown ist ein Clown, der nicht nur auf Kinderstatio- In einem Basiskurs erhalten die angehenden Clowns die Grund- nen in Krankenhäusern auftritt, sondern auch Seniorinnen und lagen für ihre „komische“ Arbeit. Nachdem die eigene Clownfigur Senioren und Menschen mit Behinderung besucht. Das macht entwickelt wurde, kann man den Kurs zum „Tutto-Clown“ bele- schon einen Unterschied“, erklärt Sigi Karnath vom „Clown- gen, als Clown im zweiten Lehrjahr sozusagen. Etwa 80 Prozent Werk“. Sie bildet Clowns in verschiedenen Fachrichtungen aus. der Menschen, die die zeitintensive Ausbildung zum Clown auf Nun besuchte eine Gruppe der „Clown-Azubis“ unter anderem sich nehmen, arbeiten in sozialen Berufen: Lehrer, Erzieherinnen, die Wohngemeinschaft „In den Weingärten“ der Stiftung kreuz- Altenpfleger und andere mehr. nacher diakonie. Dort leben 24 Menschen mit unterschiedlichen Mit Ukulele und roter Nase machen die beiden Behinderungen. Clowninnen Punti (links) und Cosima ihrem Als Punti (Steffi Graf-Vienken) und Cosima (Melanie Schlich), Publikum etwas vor die beiden Clowninnen mit Ukulele, den Freizeitraum betreten, herrscht erstmal Neugier. „Wer seid ihr denn?“, fragt eine Be- wohnerin und darf sich gleich über ein Ständchen der beiden Spaßmacherinnen freuen. „Der Löwe schläft heut‘ Nacht“ er- klingt, und gemeinsam mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern wagt man eine Polonaise durch den Saal. Auch Clown Willi (Thomas Schugg) kommt schnell mit seinem Publi- kum ins Gespräch. Vor allem Bewohnerin Heidi hat es Willi an- getan: Gemeinsam singt man den Schlager „Heidi“ und unterhält sich über den Ziegenpeter. „Beeinträchtigte Menschen reagieren anders und meistens po- sitiver auf uns, als es nicht beeinträchtigte tun“, stellt Sigi Kar- nath fest. „Irgendwie sind wir von der gleichen Sorte. Zunächst Willi macht eine gute Figur und hat so manchen Scherz mitgebracht Informationen rund um die Ausbildung zum Clown gibt’s unter www.clownpaedagogik.d e Clownin Cosima überrascht mit einer kleinen Fledermaus, die offenbar in ihrer Tasche wohnt 17
magazin Konzentriert bei der Arbeit: Lena Blaschke übernimmt in ihrem dritten Ausbildungsjahr verantwortungsvolle Aufgaben Ausbilderin von Lena Blaschke. „Wichtig ist uns, dass sich die Schülerinnen und Schüler vor dem Auswahlgespräch einge- hend mit dem Berufsbild befasst haben und etwa wissen, welche Schwerpunkte sie in der Ausbildung wollen.“ Die Ausbildung für Kaufleute für Büroma- nagement bietet viele Einsatzmöglichkei- ten, Absolventen sind universell einsetz- Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bar und haben gute berufliche Chancen, erzählt die Ausbilderin für kaufmännische Alles andere als langweilig Berufe der Stiftung kreuznacher diakonie. In diesem Sommer absolviert Lena (kr) Lena Blaschke sitzt am Schreibtisch, Kommunikative Fähigkeiten wichtig Blaschke ihre letzten Prüfungen, an- neben ihr ein Stapel Belege, die sie gera- „Bei der Auswahl der Kandidaten achten schließend möchte die leidenschaftliche de bearbeitet. Als angehende Kauffrau wir darauf, dass die Bewerberinnen und Vereinsschwimmerin, die auch an so für Büromanagement ist die 21-Jährige Bewerber aufgeschlossen sind und sich manchen Schwimmwettkämpfen teil- in der Abteilung Kunden- und Kostenträ- mündlich und schriftlich gut ausdrücken nimmt, weiterhin im Forderungsmanage- germanagement eingesetzt und arbeitet können. Die Schulnoten sind weniger ment tätig sein – den Vertrag hat sie so im Forderungsmanagement. Hier rech- wichtig, aber wir legen Wert darauf, dass gut wie in der Tasche. „Vielleicht studiere net sie die Leistungen der Krankenhäuser die künftigen Auszubildenden gerne ler- ich später auch noch etwas im Bereich und der anderen Einrichtungen der Stif- nen, kommunikativ und engagiert sind“, Buchhaltung, aber erstmal freue ich mich tung kreuznacher diakonie mit den Kran- erläutert Irina Ott-Vrbat, kaufmännische auf meine neuen Aufgaben!“ kenkassen und Kostenträgern ab. Die Bad Kreuznacherin ist inzwischen im dritten Ausbildungsjahr und hat die Stif- Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann tung kreuznacher diakonie ganz gut ken- für Büromanagement nengelernt: „Spannend finde ich, dass man so viele Abteilungen durchläuft und Eine Kauffrau oder ein Kaufmann für Büromanagement organisiert den unterschiedliche Bereiche kennenlernt.“ gesamten Büroalltag, kümmert sich um den Schriftverkehr, verfasst und So war sie zuvor etwa im Einkauf tätig, verschickt Geschäftsbriefe, plant Termine, kümmert sich um Abrechnungen, im Personalmanagement und im Pati- bearbeitet eingehende Post und assistiert bei Besprechungen. Die Ausbildung entenservice. Von der Ausbildung zur gliedert sich in die praktische Ausbildung in der Verwaltung und die theore- Kauffrau für Büromanagement hat sie tische Ausbildung in der berufsbildenden Schule. während ihres Jahrespraktikums erfah- Voraussetzung: Qualifizierter Sekundarabschluss I oder ren, das sie in der 11. Klasse zur Vorbe- höhere Handelsschule oder Fachhochschul-/Hochschulreife reitung auf das Fachabitur schon in der Ausbildungsdauer: 3 Jahre Stiftung kreuznacher diakonie absolvier- Ausbildungsbeginn: jeweils August/September te. „Viele Leute glauben, dass diese Arbeit Ausbildungsstandort: Bad Kreuznach langweilig ist – das finde ich nicht: Ich habe viel Kontakt zu den Kunden und die Der theoretische Teil der Ausbildung findet an den Berufsbildenden Schulen Arbeit ist abwechslungsreich und inter- Bad Kreuznach statt. essant!“ 18 offene tür 1 / 2019 www.kreuznacherdiakonie.de
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