ROTWEISSROT - Auslandsösterreicher Weltbund
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ROTWEISSROT DAS MAGAZIN DER AUSLANDSÖSTERREICHER 2|2020 SCHWERPUNKT CORONA THEMEN-PANORAMA AUS KUNST, WISSENSCHAFT UND WIRTSCHAFT JUBILÄUM 100 JAHRE ÖSTERREICHISCHE BUNDESVERFASSUNG 10. BUNDESLAND WELTWEITES ENGAGEMENT Österreichische Post AG, PZ06Z036826P, AÖWB, Postgasse 6/1/2, 1010 Wien SALZBURG Vielfalt am Berg und im Tal K U LT U R 10 0 J A H R E S A L Z B U RG E R F E S T S P I E L E LEBENSART URLAUB IN ÖSTERREICH
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Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Dassieben Vor RWR 1/2020Monaten, finden alsoSie in einem Ende neu- Dezember thisch terreichsvor. Ein Beitrag Forschung. ist auch Dr. Univ.-Prof. der Heinz öster- en Layout 2019, war der gestaltet. Terminus DasCovid-19 Team von nw_Pu- bestenfalls reichischen Burgmann, Leiter Botschafterin in Slowenien der klinischen Abteilung blishing einer winzig hat nach kleinen einem äußerst Gruppe intensi- von Wissen- gewidmet. für Infektionen und Tropenmedizin, be- „„ ven Workshop schaftlern gemeinsam vertraut. Heute istmit jenem er ein des Begriff, Dr. Jürgen richtet überEmForschungstätigkeiten erhielt eine ranghohe zum Aus- AÖWB ein modernes, luftiges, der die Welt in Angst und Spannung hält, gut über- zeichnung, unser diesjähriges Auslandsös- Coronavirus an der Universität Wien. Die schaubares der auf Politik, und in den Farben Wirtschaft, wunderba- Kultur, Sport terreicher-Treffen österreichische findet bereits Ende August Bundesverfassung wird res Heft zusammengestellt, das und vor allem auch auf das Leben jedes ein- überzeugt. in Wien diesem Jahr 100 Jahre alt. Programm statt, das ausgearbeitete Univ.-Prof. Das zelnen Inhaltsverzeichnis Menschen enormen auf der nächsten mit vielen HighlightsDr. wirdGerhard vorgestellt. Strejcek, Seite Einflusszeigt,hatdass undneue Themenkreise erar- gleichzeitig Der Wiener Musikverein mit seinem be- Verfassungsrechtler beitet sehr vieleundFragen mit entsprechenden aufwirft. an rühmten „Golde- der juridischen Artikeln befüllt Die Aufgaben, vor denenwurden. Selbst-Es liegt in nen Saal“ feiert Fakultät der Univer- in verständlich bleiben wir alle stehen, sind riesig, Ihnen unserer Hand. lieb- diesem Jahr seinen sität Wien, schildert gewordene aber nicht Rubriken Bundesland unlösbar,wiewenn erhalten, aber das 10. auch Veränderung Gemeinsam 150. Geburtstag. in seinem Beitrag die Noch einmal wid- wir zusammenarbeiten neue uns kommen solidarisch hinzu. und Viele De- verhalten. macht wir müssen immer Mut, Ereignisse menvon Thema wir zu diesem Beetho- damals bis tails lockern das Bildaufaufdieund Die Schlüsselwörter, ein bisschen Klugheit und ein ven einen Artikel. heute. Ein interessan- sollen zum Lesen es ankommt, anregen. lauten Zusam- Angst. Maß Wer aber an Solidari- tes Ein anderes Ehepaar inte- mit span- Die neue Homepage menarbeit, Solidarität, des AÖWB, Ver- tätden Mut dazu aufbringen, ressantes, nendem doch Lebenslauf www.weltbund.at, ant wortungsbewist online und usstsein, umaufbringt, kann der globalen etwas bildet unbekann- dieses Mal das wartet Disziplin, deckt zu darauf, von Ihnen ent- Rücksichtnahme werden. stolz auf sich Herausforderung teres Jubiläum ist Auslandsösterreicher- es wert, berichtet auf die Schwächeren. Die VieleFrage der Doppelstaatsbür- Bereiche kommen zu sein. Schließlich Covid-19 zu Portrait: zu Beide werden. reicher leben in Öster- Ludwig Bonn ist nichts so be- “ gerschaft diesem Thema Auslandsösterrei- für zu Wort. Prä- begegnen.“ in Ritter einem von Köchel berühmten cherinnen sident Dr. und JürgenAuslandsösterrei- Em ruft in ständig wie der feiertdem Haus, seinen 220. Woelfl- cher seinem beschäftigt einleitendenden Artikel Weltbund Wandel. In die- Geburtstag. Haus, worüber sie ge- bereits dazu auf, seitunter Jahren. dem Eine Umfra- Motto: sem Sinne viel nauso Vielen Österrei- berichten wie ge, „Weltweit Freunde“ weiterhineinsolidarisch eine Symposium Pressekonferenz zu Unterberger diesem Thema und Spaß mit dem cherinnen über die Musiklaufbahn von Joseph Woelfl. terreichern, und die Ös- im “ zu agieren. Dr. finden gelungenenSie gleich zu Beginn. und weniger neuen RWR! berichtet von gelungenen Initia- 100 Jahre Salzburger Festspiele, auch die- se können aufgrund Laufe des 19. Jahr- der Corona-Krise Das der tiven Portrait eines jungen Pia- es wird Regierungskoordinatoren; nicht in der geplantenhunderts aus Tirol Form stattfinden. nisten über dieund Auslandsösterrei- Probleme im Kulturbereich ge- Dazu passend wird dasausgewandert Land Salzburg undin chers zeigt, welch großartige schrieben; über die Herausforderungen und das bekannte wunderschönen Bildern und stimmungs- Dorf Österreicher in aller ihre Bewältigung während der Welt leben. Es ist es Corona-Pan- „Dreizehnlinden“ in Brasilien vollen Texten vorgestellt. Unseregegründet Vereine wert, demiegelesen berichten zu werden. die Wirtschaftskammer, haben, ist ein Welt in der ganzen Beitrag gewidmet. wurden aufgerufen uns SieORF, der finden die einen Österreichinteressanten Werbung und Artikel das zuDer langjährige schreiben, Präsident wie sie der Öster- die Corona-Zeit be- von einem anerkannten Außenministerium. Hannesund Höttl erfahrenen deckt reichisch-Bayerischen wältigten. Viele schöne Gesellschaft, Carl Berichte sind dazu Journalisten zur neuen Bundesregierung, die Bereiche Landwirtschaft/Ernährung ab Paul Wieland ist verstorben, ihm wird in eingegangen. mit und kommt zu Außenminister dem neuen sehr interessanten führte ich Ergeb- einem Nachruf Ich hoffe, gedacht. Sie haben trotz des etwas erns- ein Interview. nissen. Zwei herausragende Wissenschaft- teren Themas viel Freude beim Lesen! DieUniv.-Prof. ler, neue Leiterin der Auslandsösterrei- Dr. Norbert Bischofberger, Mit herzlichen Grüßen cher- CEO von undKronos Auslandsösterreicherinnen-Ab- Bio, Auslandsösterreicher Ihre teilung des Jahres im2014, Außenministerium, schreibt über Viren, Dr. Pan- Su- sanne Bachfischer, stellt demien, Verschwörungstheorien und Ös-sich sehr sympa- Irmgard Helperstorfer, Dr. Irmgard HelperstorferChefredakteurin , Chefredakteurin ROTWEISSROT 3
INHALT 12 26 SCHWERPUNKT CORONA 20 Austria, quo vadis? Über die neue Normalität und wohin unser Land 06 Weltweit Freunde! in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steuert. P räsident Dr. Jürgen Em hat ein Motto, einen Appell und freut sich über weltumspannendes Engagement. 22 Urlaub in Österreich im Sommer 2020 – heuer ist alles anders 07 Corona auf österreichisch Was ist in diesem außergewöhnlichen Jahr mög- Wie gut hat sich der Staat geschlagen? Dr. Andreas lich? Die Österreich Werbung fasst zusammen. Unterberger analysiert. RECHT & POLITIK 10 Corona und die Kunst Nach dem Shutdown ist es Zeit, sich wieder auf die 24 1 00 Jahre österreichische Bundesverfassung weltweit renommierte Kulturnation Österreich zu Ao. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Strejcek gewährt einen besinnen. Blick hinter die Kulissen rund um das B-VG. 12 Rot-Weiß-Roter Export-Neustart 26 Ihr österreichisches Außenministerium in Zeiten der Die Außenwirtschaft Austria unterstützt in Corona-Pandemie 100 Centern erfolgreich heimische Exporteure. Über das Krisencallcenter, den enormen Einsatz der Mitarbeiter und die Herausforderung, Tausen- 14 Information in Zeiten der Corona-Krise de Österreicher nach Hause zu holen. Radio, Fernsehen und online: Wie der ORF als Teil der krisenrelevanten Infrastruktur seine Aufgaben 28 K olumbien und Österreich verbindet eine fast gemeistert hat. PERSONEN & PERSÖNLICHKEITE fünfhundertjährige Geschichte Botschafterin Mag. Marianne Feldmann in Kolum- 16 D er beste Schutz ist Abstandhalten bien über ihre Arbeit und ihre Person. Im Interview verrät Univ.-Prof. Dr. Heinz Burg- mann mehr über die Gefahr des neuartigen Virus DIE 9 BUNDESLÄNDER und wann mit einer Impfung zu rechnen ist. 29 Darüber spricht man in Österreichs Regionen 18 Ü ber Viren, Pandemien, Verschwörungstheorien und Österreichs Forschung LEBENSART Dr. Norbert Bischofberger berichtet über den Stand der Forschung und was es mit den Verschwörungs- 33 S taatsoper: Abschied und Ausblick theorien auf sich hat. Ein Wechsel und ein Skandälchen zum Abschied. 4 ROTWEISSROT
NWP VIRTUAL-APP SO ERLEBEN SIE ROTWEISSROT NEU! QR-Code scannen 38 und App kostenlos laden. PERSONEN & PERSÖNLICHKEITEN 32 34 J oseph Woelfl, Weltmusiker Der österreichische Ausnahmemusiker der Wiener Klassik hinterließ 650 Werke. Diese sind im Woelfl-Haus in Bonn gesammelt. LEBENSART 36 1 00 Jahre Salzburger Festspiele Eine bewegte Geschichte des Jahrhundertexperi- ments, welches das Wort „Krise“ kennt und sogar schon an der Kippe stand. 38 S alzburgerland: facettenreiche Sommerbühne Eine Urlaubsvielfalt mit berühmten Sehenswürdig- keiten, einzigartigen Naturschauspielen und beein- druckenden Landschaften. DAS 10. BUNDESLAND Auf das AR-Symbol im 41 Ö sterreicher in aller Welt Magazin ROTWEISSROT achten! Was haben die Auslandsösterreicher in der Corona- Krise organisiert, was haben sie erlebt und was hat sich noch getan? Eine spannende Übersicht über die zahlreichen Aktivitäten. nwP virtual-App starten und die Seite LEBENSART mit dem AR-Symbol scannen. 49 J ohanns Schmankerleck Guten Appetit: Pasta mit frischen Tomaten und Basilikum. Mehr Inhalte genießen! Über neue Möglichkeiten 50 Impressum staunen! Einen Wissens- vorsprung erlangen!
SCHWERPUNKT CORONA WELTWEIT FREUNDE! EIN MOTTO, VON DEN AUSLANDSÖSTERREI- CHERN VORBILDLICH GELEBT Die schwere Zeit mit der Corona-Pandemie Covid-19 ist derzeit zumindest in Teilen der Welt zurückgegangen. Vieles ist in bestimmten Ländern, vor allem in Europa, freier geworden in Gesellschaft, Wirtschaft und im Kulturbereich. Doch geben wir uns keinen Illusionen hin – die Krise ist, solange keine Impfung und keine Medika- mente dagegen gefunden worden sind, noch lange nicht vorbei und die Gefahr ist nicht gebannt. Dr. Jürgen Em W ir alle, auch die Auslandsösterreicher sind bald wieder gesund tref- gefordert, weiterhin Verantwortung zu fen können. Auch wenn übernehmen, jeder für sich und für die an- der AUSLANDSÖSTERREI- dern, um es nicht zu einem weiteren Aufflammen der CHER-WELTBUND in die- Corona-Pandemie kommen zu lassen, damit eine be- sem Jahr unsere Treffen, fürchtete sogenannte zweite Welle nicht kommt oder vor allem die Weltbund- zumindest in geringerem Maße ausfällt. Dazu können Tagung in Wien, aus Sorge wir alle beitragen, wenn wir uns an die Regeln halten. um Ihre Gesundheit ab- Bisher haben die Verantwortlichen in der Regierung, sagen musste, zum ersten Foto: © privat aber auch in der Opposition die Krise ordentlich be- und hoffentlich einzigen wältigt. Da sollten wir alle jetzt nicht nachlässig und Mal seit der Gründung des sorglos werden. Weltbundes im Jahre 1952, so hoffen wir, dass wir nächstes Jahr, vom 2. bis 5. Sep- GROSSARTIGE IDEEN UND WELTWEITES ENGAGEMENT tember 2021, in Wien gesund und fröhlich zusammen- Wie ich erfahren habe, haben viele Österreicher in aller kommen können. Welt auch ihren Beitrag zur bisherigen Bewältigung der Krise geleistet. Viel wurde mit Ideen und Engagement WELTBUND ARBEITET MIT EINSATZ WEITER umgesetzt, sei es Kommunikation über Video, sei es, Vieles, was sowohl mir als Präsident des AUSLANDS- dass man sich um ältere einsame Österreicher im Aus- ÖSTERREICHER-WELTBUNDES als auch dem AÖWB- land gekümmert hat und vieles andere mehr. Manche Vorstand an Arbeit vorgeschwebt ist, musste durch den Ideen haben wir in diesem ROTWEISSROT aufgezeich- Lockdown zurückgefahren werden, aber wir werden so net. bald wie möglich die Arbeit wieder engagiert aufneh- men. Zumindest konnten wir das Auslandsösterreicher- WELTWEIT FREUNDE Magazin ROTWEISSROT 1/2020 fertigstellen und ver- Das von mir herausgestellte Motto: „Weltweit Freunde“ senden und die nächste Ausgabe 2/2020 liegt Ihnen vor. wurde von den Auslandsösterreichern vorbildlich wahr- Wir haben aber auch die Kontakte zur Politik und zu den genommen. Vielen Dank dafür. Die Kommunikation mit- Auslandsösterreichern gehalten, Informationen zur Ver- einander hat ideenreich funktioniert. Aber es hat auch fügung gestellt und dort, wo es gewünscht und möglich darüber hinaus Engagement gegeben. Die Auslands- war, geholfen. Ein großer Dank gilt dabei unserer Gene- österreicher waren weltweit unterschiedlich stark in ih- ralsekretärin und den Damen im Büro, die sich engagiert ren Regionen betroffen. Manches ist derzeit überwunden, eingesetzt haben. Seien Sie vorsichtig, beachten Sie alle aber vieles steht uns eventuell noch bevor. Meine Bitte: Regeln und kümmern Sie sich weiterhin solidarisch un- Lassen Sie in der Vorsicht nicht nach. Wir alle wollen uns ter unserem Motto: „Weltweit Freunde“. 6 ROTWEISSROT
SCHWERPUNKT CORONA GEGLÜCKTES UND WENIGER GEGLÜCKTES – CORONA AUF ÖSTERREICHISCH Österreich hat sich alles in allem während der ersten Corona-Monate gut geschlagen. Zu diesem Urteil kommt man insbesondere dann, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht. Dr. Andreas Unterberger Foto: © 123rf.com/Kateryna Kon A us innerösterreichischer Perspektive freilich, das Virus Getöteten ja nirgendwo erfasst sind) war in in der man viele Details in Nahaufnahme sieht, Österreich in Relation zur Einwohnerzahl signifikant wird die exzellente Außensicht in etlichen Punk- geringer als in vielen anderen Ländern, deren Statis- ten deutlich relativiert. tiken seriös sind. Deutschland: um ein Drittel mehr Corona-Tote; USA: fünfmal so viel; Italien: siebenmal DIE INTERNATIONALEN VERGLEICHE so viel; Spanien wie Großbritannien: achtmal so viel; KLINGEN EXZELLENT: und „Spitzenreiter“ Belgien: elfmal so viel. 1. Die Zahl der Corona-Todesopfer (genauer: der „mit“ 2. Die britische Forschungsgruppe „Economist Intelli- dem Virus verstorbenen Menschen, da die „durch“ gence Unit“ hat 21 Länder von der Zahl der Testungen ROTWEISSROT 7
SCHWERPUNKT CORONA Foto: © 123rf.com/denisfilm bis zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems zeitweise sogar von der vierten an die zweite Stelle vor- miteinander verglichen. Neuseeland liegt an erster schieben. Die Grünen sind erstmals als staatstragende Stelle der Gesamtbeurteilung, aber schon die zweite Partei aufgetreten. Vor allem ihr Gesundheitsminister Stelle teilen sich Österreich und Deutschland. Rudolf Anschober ist medial gut weggekommen. 3. Die EU-Kommission hat den für 2020 zu erwarten- Deutlich gestärkt geht auch Bundeskanzler Sebastian den Rückgang des BIP einzelner Mitgliedsländer Kurz aus den Krisenwochen heraus. Er hat sich als bril- geschätzt. Da steht Österreich trotz des eigentlich lanter Kommunikator mit hohen Glaubwürdigkeitswer- schlechten Wertes von minus 7,1 Prozent BIP-Entwick- ten bestätigt. Er war nach allem, was man aus den di- lung gegenüber dem Vorjahr im Vergleich dennoch versen internen Sitzungen weiß, zugleich auch jener, der gut da. Es liegt immer noch deutlich besser als der am stärksten auf frühzeitige konsequente Maßnahmen Schnitt der ganzen EU (minus 8,3) oder gar jener der gedrängt hat. Euro-Zone (minus 8,7). Das relativ gute Abschneiden Die Imagegewinne von Schwarzgrün hängen natürlich „ Österreichs überrascht umso mehr, als das Land ja auch mit den inneren Krisen bei SPÖ und FPÖ zusam- einen hohen Tourismus-Anteil hat. Dieser aber leidet men. Beiden ist seit ihrem Hinauswurf aus der Regierung eigentlich mehr als alle anderen Branchen. (2017 beziehungsweise 2019) noch keine Neuprofilierung 4. Laut der amerikanischen Nachrichtenagentur Bloom- gelungen. Beide haben über- berg hat die US-Regierung genau drei Länder als dies Führungsprobleme. „Musterstaaten“ beim Umgang mit der Pandemie Die Demoskopie zeigt frei- identifiziert: Südkorea, Singapur und Österreich. Diese Vergleiche stellen dem Verhalten Österreichs in Österreich liegt lich, dass das Hoch der Re- gierungsparteien im Mai der Pandemie ein hervorragendes internationales Zeug- uns in jeder seinen Gipfel erreicht haben nis aus. Hinsicht eine dürfte. Seit jenem Monat “ Das sehen auch die Österreicher mehrheitlich so. Woche voran. sinkt auch die Zahl jener Ös- Die beiden Regierungsparteien haben in allen Um- terreicher deutlich, die das fragen während der Corona-Zeit signifikant zugelegt. Virus als „sehr bedrohlich“ Dies trifft vor allem auf die ÖVP zu, die zeitweise so- ansehen; und es steigt die gar Aussichten auf eine absolute Mehrheit hatte. Aber Zahl jener, die meinen, die Gefahren seien übertrieben auch den Grünen hat Corona gutgetan; sie konnten sich dargestellt worden. Aber es ist dennoch weiterhin bloß 8 ROTWEISSROT
SCHWERPUNKT CORONA ein rundes Drittel, das Corona-Übertreibungen tadelt. • Nicht nur Juristen beklagen, dass in den Corona-Wo- Zugleich werden sich freilich die Österreicher – wie der chen viel zu rücksichtslos mit Grundrechten und dem Rest der Welt – zunehmend bewusst, wie dramatisch die Rechtsstaat umgegangen worden ist: wirtschaftlichen Folgen noch sein werden. Der Konjunk- - So hat die Regierung wochenlang zu Unrecht kom- turverlauf wird lange nicht die Form eines „V“ annehmen. muniziert, man dürfe nur zum „Füßevertreten“ die Die Regierung hat in den Corona-Wochen mehrmals das eigene Wohnung verlassen sowie für Einkäufe oder Budgetdefizit vergrößert. Das Fehlen von 50 Milliarden Arztbesuche. Inzwischen haben aber Gerichtsurtei- Euro auf einen Schlag ist gewaltig im Verhältnis zur ge- le klargestellt, dass man immer und zu jedem Zweck samten, in Jahrzehnten angehäuften Staatsverschuldung auf die Straße hinaus hätte dürfen. von 290 Milliarden Euro. Etliche Ökonomen bezweifeln - So hat es in einem offiziellen Regierungspapier ge- daher die Regierungsaussagen, dass die Republik ohne heißen, dass es „vorerst“ keine Kontrollen der Coro- Sparpaket auskommen kann. Allerdings stimmt es, dass na-Maßnahmen in Wohnungen geben werde. Dieses Österreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in Wort „vorerst“ ist allgemein als Drohung des Bruchs den beiden Jahren davor nahezu ein ausgeglichenes des seit 1867 fast durchgehend als heilig geltenden Budget geschafft hat. Was naturgemäß den finanziellen Hausrechts empfunden worden. Spielraum vergrößert. - So war es eine klare Einschränkung der Meinungs- Auch wenn Österreich im internationalen Vergleich freiheit, dass im Bundeskanzleramt Polizeischüler positiv abschneidet, darf man in einer um Objektivität zusammengezogen wurden, um „Fake News“ zu ja- bemühten Gesamtbilanz nicht das übersehen, was miss- gen. glückt ist. Denn da gibt es Etliches – auch wenn man all - So hat Kurz etwas salopp gemeint, bei den Warnun- jene Probleme beiseitelässt, die überall aufgetreten sind. gen vor Verletzung der Grundrechte – so auch der Wie die zu späte Reaktion im Winter, weil alle zu lange Gewerbefreiheit, der Religionsfreiheit – ginge es nur den Beschwichtigungen Chinas und der WHO geglaubt um „juristische Spitzfindigkeiten“. und zu wenig etwa auf Taiwan gehört haben. Die Folge - So wurde mehrfach zynisch gesagt, dass die Maß- war wochenlanges Fehlen von Schutzkleidung, Masken nahmen ohnehin auslaufen würden, bevor das Ver- und Test-Möglichkeiten. fassungsgericht darüber urteilen kann. - So hat die Regierung die unter Anzeigen- und Leser- SPEZIFISCH ÖSTERREICHISCH SIND ABER DIE verlusten leidenden Medien so üppig und so beson- FOLGENDEN PROBLEMPUNKTE: ders rasch gefördert, dass man darin eine massive • Die mancherorts zu laxe Reaktion auf Ausbruchsher- Beeinflussung der Unabhängigkeit der Medien se- de: Eine solche gab es im März im Skiort Ischgl, wo hen muss. man die Touristenmassen trotz Bekanntwerden der ersten Fälle noch weiterfeiern ließ; und im Mai ließ Aber trotz all dieser gravierenden Kritikpunkte bleibt die man in einem Quarantäne-Quartier der Gemeinde Bilanz dennoch klar: Auch wenn Regierung und Medien Wien Asylanten ungehindert arbeiten gehen, was zu in den ersten Tagen sehr bewusst und sehr nachhaltig einem weiteren großen Cluster geführt hat. die Angst vor dem Virus geschürt haben, so war das wohl • Die Genehmigung von Antirassismus-Massenkundge- notwendig, um eine flächendeckende Einhaltung des bungen während der Corona-Maßnahmen. Lockdowns durchzusetzen. Das sieht jedenfalls die gro- • Die Lawine an Forderungen, die Sebastian Kurz durch ße Mehrheit der Österreicher so. sein Versprechen ausgelöst hat, alle Schäden, „Koste es, was es wolle“, zu kompensieren. Als ob nicht jeder Andreas Unterberger war 14 Jahre Schaden am Ende zwangsläufig irgendjemanden trifft, Chefredakteur von „Die Presse“ meist die Steuerzahler. Das hat sogar dort Forderun- bzw. „Wiener Zeitung“. Er schreibt gen ausgelöst, wo gar kein spezifischer Corona-Scha- unter www.andreas-unterberger.at den eingetreten ist, etwa bei Pensionen. Jetzt wird die sein „nicht ganz unpolitisches Rückkehr zu einer verantwortungsbewussten Finanz- Tagebuch“, das heute Österreichs politik extrem mühsam. meistgelesener Internet-Blog ist. • Die Entschädigungsleistungen wurden so bürokra- tisch und umständlich gestaltet, dass in der Wirt- schaft viel Ärger und Frust entstanden ist. Foto: © privat • Unter Druck der Gewerkschaft ist die Kurzarbeit für viele Arbeitgeber zu teuer geregelt worden. ROTWEISSROT 9
SCHWERPUNKT CORONA CORONA UND DIE KUNST – EINE NACHHALTIGE VERÄNDERUNG? Die Politiker wurden für den Shutdown in der Kultur herb gescholten, obwohl sie ver- mutlich etwas überfordert waren und vor allem die Sicherheit der Besucher im Auge hatten. Denn was wäre passiert, wenn es in Österreich wie in anderen Ländern Tausende Tote gegeben hätte? Jetzt allerdings ist es Zeit, sich wieder auf die welt- weit renommierte Kulturnation Österreich zu besinnen. Barbara Petsch N ur Mut! Frauen mit Kindern zuerst! Die neue land wird Österreich über die Kunst wahrgenommen, der Kunststaatssekretärin Andrea Mayer ist Mutter Schwerpunkt liegt allerdings auf der (klassischen) Musik. von Zwillingen. Was das zu bedeuten hat? Sollen Auch wenn viele staatliche Institutionen in der Krise in Zukunft Frauen ohne Kinder in ihrer Karriere benach- Kurzarbeit angemeldet haben, darunter die Bundesthea- teiligt sein? Nein, aber Kinder werden in Zukunft die vie- ter – mit Staatsoper, Burgtheater, Volksoper vermutlich len Kulturinstitutionen erhalten (müssen). Darum ist es einer der weltgrößten Bühnenkonzerne –, muss man wichtig, dass sie beizeiten mit Kunst in Kontakt kommen doch sagen, dass viele Kulturschaffende im staatlichen – nicht zuletzt mit den Arbeitsbedingungen und der fi- oder halbstaatlichen Bereich tätig sind und eine gewisse nanziellen Lage der Künstler. Vor allem letztere war in Sicherheit genießen, sowohl was den Arbeitsplatz angeht der Corona-Krise ein großes Thema. Die inzwischen zu- als auch in finanzieller Hinsicht. rückgetretene Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek von Das bemerkt man spätestens dann, wenn man feste den Grünen schien sich wenig um ihre Aufgaben zu küm- Theater mit Festivals vergleicht. Da sind zum Beispiel die mern. Vielleicht war aber dieser Eindruck trügerisch. Die Salzburger Festspiele oder die Festspiele Reichenau zu Politik hatte einfach andere Sorgen angesichts von Tau- nennen. Natürlich sind diese beiden Institutionen in der senden Todesfällen in Nachbarländern. Vor allem die Si- Größe nicht vergleichbar, was sie aber verbindet ist, dass tuation in Italien dürfte ein Schock gewesen sein. sie einen sehr hohen Anteil an Eigenfinanzierung haben, nämlich 70 bis 80 Prozent. BROTLOSE KÜNSTLER Das bedeutet: In jenem Augenblick, in dem der Karten- Der Aufschrei der Künstler kam übrigens früh, und zwar verkauf auslässt, weil sich die Besucher wegen der Gefahr in den sozialen Medien. Viele freie Künstler spürten den einer Krankheit nicht mehr nach Salzburg oder Reiche- Shutdown, die Sperre von Theatern und Lokalen, sofort. nau trauen, hat das prompt Konsequenzen für die Ver- Ihre Hilferufe schienen ungehört zu verhallen. Allerdings anstaltung. Die Bundestheater mit ihrer vergleichsweise wirkt doch einiges kurios an der Debatte. In einer der wich- geringeren Eigenfinanzierung (Staatsoper: 44 Prozent, tigsten TV-Nachrichtensendungen regte sich der Kabaret- Burgtheater: 30 Prozent, Volksoper: 20 Prozent) haben tist Lukas Resetarits über die Vernachlässigung der Kultur zwar auch schmerzhafte Verluste – vor allem die Staats- auf, nicht aus Selbstmitleid, sondern aus Mitleid mit sei- oper, die die höchsten Einnahmen hat –, aber sie kommen ner Branche, wie er betonte. Mag sein, viele freie Künstler nicht in Schieflage, weil die öffentliche Hand sie letztlich darben, mit und ohne Corona übrigens, freilich leben auch trägt. Etwa 140 Millionen Euro beträgt die Jahressub- viele sehr gut von ihrer Arbeit, vor allem die Kabarettisten. vention für die Bundestheater. Früher gab es die Bundes- Österreich hat eine blühende Kabarett- und Spaßmacher- theater-Milliarden in Schilling, aber das jetzige Budget ist szene. Auch sonst ist das Kulturangebot sehr groß, man- auch recht stattlich. Außerdem gibt es Abonnenten. che meinen: zu groß. Andere sagen, das Kulturangebot Wenn in Salzburg der Kartenvorverkauf einbricht oder kann gar nicht groß genug sein, denn vor allem im Aus- Sponsoren abspringen, wird es schnell dramatisch. In 10 ROTWEISSROT
SCHWERPUNKT CORONA Foto: © Horn Das Wiener Burgtheater mit der Premierenübersicht für die dieser Lage war die einstige Geschäftsfrau (Modehaus Saison 2019/2020. Resmann), frühere VP-Politikerin und jetzige Präsiden- tin der Festspiele, Helga Rabl-Stadler, eine große Stütze. manchmal vergessen: Es handelt sich um hochkomplexe Sie spricht mehrere Sprachen, hat in aller Welt Kontakte Gebilde. Aufführungen brauchen Proben, Popkonzerte und Stehvermögen. Man hätte der Regierung statt Frau funktionieren nur mit toller Technik, Altmeister müssen Lunacek eine Kunststaatssekretärin von Rabl-Stadlers restauriert werden und wenn sie verreisen sollen, muss Kaliber gewünscht. Salzburgs manchmal etwas zu fein- geprüft werden, ob sie das ohne Qualitätseinbußen über- nervig wirkender Festspielintendant Markus Hinterhäu- stehen können. Ausstellungen brauchen Vorbereitung. ser, auch ein renommierter Pianist, konnte in diesen Die moderne Kunst, die Messen, die aktuellen Arbei- Wochen, in denen das riesige 100-Jahr-Programm der ten, für all das ist nicht nur Kreativität und Geld gefragt, Festspiele wackelte, auf eine vitale und nimmermüde sondern es kostet Zeit, Lebenszeit. Diese ist vielleicht Helferin zählen, die auch selbst Teil der edlen Salzburger mit Kultur auf die bestmögliche Weise verbracht, die Gesellschaft ist, welche im Übrigen durchaus nicht iden- man sich vorstellen kann, aber das Ganze ist eben ein tisch ist mit der im Sommer omnipräsenten, glamourö- Aufwand. Und wenn eine Seuche ausbricht oder sich die sen Society. Das bringt uns zu einem wichtigen Punkt Leute sorgen, dass sie im Theater oder auf Kunstmessen in der Kunstrezeption: Keine Institution kann ohne das krank werden, dann wankt der ganze Betrieb. treue bürgerliche und aus vielen anderen Schichten, Das Wichtigste aber zuletzt: Wir leben in Wahrheit in Fans und „Freunden“ bestehende Publikum existieren. relativ isolierten Zeiten, auch ohne Corona. Die Arbeit, die Familie, der Hausstand, der Sport, wir sind ziemlich ZURÜCK ZUM KULTURELLEN USUS beschäftigt. Natürlich laden wir manchmal Leute ein, Wenn jetzt der Kabarettist Michael Niavarani über die veranstalten Partys. Aber die Kultur gibt uns etwas an- Krise sinngemäß spottet, man habe durch sie entdeckt, deres, etwas Besonderes: Wir sind in einem Raum, in ei- was man alles eigentlich gar nicht brauche, so ist es nem Theater, in einem Museum, bei einer Performance, höchste Zeit und wird doch vermutlich noch ein schönes in der Oper, beim klassischen Ballett, im Kino; wir müs- Weilchen dauern, bis alle wieder in die Theater, in die sen nichts reden, wir atmen mit der Menge, wir können Opern, zu den Festivals und in die Museen zurückkehren. vor uns hin staunen, uns aufregen lassen oder zur Ruhe Ob jemals wieder alles beim sprichwörtlichen „Alten“ kommen – und uns erfüllen lassen von der Kunst. Dieses sein wird? Das ist unsicher, man kann es nur hoffen. Erlebnis ist unersetzlich und das wollen wir wieder ha- Die Krise hat uns an ein paar Sachen erinnert, über die ben. Unbedingt. Insofern hat uns Corona vielleicht doch wir früher nicht nachgedacht haben. Kultur ist tatsäch- verändert: Nach wochen- und monatelangem Daheim- lich so eine Art Lebensmittel, dabei kostengünstiger als sitzen mit Familie, Kindern und Homeoffice können wir Bildung oder Gesundheit. Die perfekten Aufführungen, wieder rausgehen. Und wir wissen eventuell mehr zu die Altmeister in den Museen, die Comedy, aber auch die schätzen, was uns unsere riesige Kulturszene zu bieten Popkonzerte, an all das sind wir so gewöhnt, dass wir hat: lebendigen und belebenden Spirit. ROTWEISSROT 11
SCHWERPUNKT CORONA ROT-WEISS-ROTER EXPORT-NEUSTART Während Österreich seine Wirtschaft wieder hochgefahren hat, ist in anderen Ländern die Lage noch schwierig. Trotz dieser länderspezifischen Einschränkungen beweisen die Teams in den über 100 AußenwirtschaftsCentern tagtäglich, dass die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA immer verlässlich an der Seite ihrer Kunden steht. Mag. Michael Otter D ie Corona-Pandemie belastet Staatsbudget, Kon- junktur, Börse und Produktion. Auch die Wirt- schaftslage ist nach dem wochenlangen Lock- down alles andere als rosig. Die Lieferketten waren auf- grund geschlossener Grenzen oder stillgelegter Produk- tionsbetriebe zum Teil abgerissen, der Austausch von Waren über Ländergrenzen hinweg war nur mit hohem Einsatz teilweise aufrechtzuerhalten. Der internationale Tourismus ist zum Erliegen gekommen und Meetings, Kongresse, Messen und andere B2B-Aktivitäten wurden verschoben bzw. abgesagt. Die Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) sorgte auch in Österreichs Volkswirtschaft für wirtschaftliche Ver- werfungen. So haben die EU-Kommission und die OECD die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft und damit auch für Österreich aufgrund der Corona-Krise schmerz- haft gesenkt. Dass Österreich trotzdem besser als viele andere Länder dasteht, liegt nicht nur an der jahrzehn- telangen Erfolgsbilanz der österreichischen Wirtschaft, sondern auch an der effizienten und schnellen Überwin- dung der Corona-Pandemie mittels drastischer gesell- schaftlicher und wirtschaftlicher Einschnitte. So konnte die österreichische Wirtschaft bereits vor dem Sommer schrittweise wieder hochgefahren werden. NEUSTART FÜR ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT Wenn es um die Bewältigung der Wirtschaftskrise infol- Foto: © Valeri Angelov ge der Corona-Pandemie geht, setzt die österreichische Regierung gemeinsam mit den Sozialpartnern auf Unter- stützungsmaßnahmen für Betriebe und Beschäftigung, um unsere Wirtschaft wieder auf den Erfolgskurs zu- rückzubringen. Denn die Unternehmen brauchen rasche Unterstützung, Planungs- und Finanzierungssicherheit Michael Otter leitet die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, die und Liquidität. Österreich liegt mit Hilfsmaßnahmen Internationalisierungsagentur der österreichischen Wirtschaft. von mittlerweile über 50 Milliarden Euro im interna- tionalen Spitzenfeld, wobei vor allem die Stundungen, hervorzuheben sind. Aber auch diverse Maßnahmen zur Haftungen und Garantien, die Überbrückungshilfen, nachhaltigen Ankurbelung der Wirtschaft sind positiv Steuererleichterungen, Zuschüsse sowie die Kurzarbeit hervorzustreichen. 12 ROTWEISSROT
SCHWERPUNKT CORONA Sinn all dieser Hilfspakete war und ist, ein möglichst ra- WKÖ-EXPORTRADAR sches Comeback der österreichischen Wirtschaft zu er- möglichen. Denn der Staat kann zwar die Unternehmen Neue Perspektiven für Österreichs Exporteure in dieser Situation schützen, insgesamt gilt es aber, die Digitales Tool informiert über weltweite Corona-Situation Voraussetzungen so zu gestalten, dass die Betriebe bald und neue Exportchancen. wieder aus eigener Kraft ihre Umsätze erwirtschaften. Mit dem WKÖ-Exportradar präsentiert die AUSSEN- Wichtig ist zudem eine strategische Neuausrichtung der WIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer Öster- Lieferketten. So gilt es vor allem, Produktionsstätten reich den heimischen Exporteuren neue Perspektiven auf wichtiger Güter künftig wieder verstärkt zurück nach den Weltmärkten und informiert über die aktuelle welt- Europa und Österreich zu holen. weite Coronavirus-Situation. Es zeigt den Betrieben, wo Speziell für Exporteure schnürten die Oesterreichische bereits jetzt neue Chancen entstehen und wie sich die Kontrollbank und das Bundesministerium für Finan- Weltmärkte nach Corona entwickeln werden. zen ein milliardenschweres Hilfspaket gegen die Co- vid-19-Auswirkungen. Der Kreditrahmen umfasst drei Dabei profitieren die Unternehmen vom AUSSENWIRT- Milliarden Euro. Die Kredite dienen in erster Linie der SCHAFT-Netzwerk, das international vertreten und ein- Standortsicherung und Fortführung des Betriebs der zigartig positioniert ist, um relevante Informationen und Exporteure. Denn auch die internationalen Geschäfts- Einschätzungen zu geben und die Firmen zu beraten. Zu- beziehungen bzw. der Außenhandel litten unter der Co- sätzlich erleichtern Prognosedaten zu Wirtschaftswachs- rona-Krise stark. Das hat deutliche Bremsspuren im BIP tum, Industrieproduktion und Importentwicklung die Orien- unseres Landes hinterlassen, wenn diese auch nicht so tierung auf den Weltmärkten. ausgeprägt sind wie in anderen Volkswirtschaften. wko.at/exportradar EXPORTWIRTSCHAFT UNTER DRUCK So wird der internationale Warenhandel wegen der Co- atemberaubende Aufholjagd notwendig, für die es sich ronavirus-Pandemie heuer viel stärker einbrechen als jetzt im internationalen Geschäft zu rüsten gilt. die Wirtschaftsleistung. Aber auch für Österreichs Ex- portwirtschaft rechnet das Wirtschaftsforschungsinsti- UNTERSTÜTZUNG FÜR EXPORTEURE tut mit einem Rückgang der Ausfuhren um 14 Prozent. Natürlich steht die AUSSENWIRTSCHAFT mit ihren über Schließlich hat Österreich als offene Marktwirtschaft 100 Stützpunkten in mehr als 70 Ländern – und mit den in den vergangenen Jahrzehnten einen weit verzweigten WKÖ-Wirtschaftsdelegierten als Experten vor Ort – der und hoch differenzierten Außenhandel entwickelt und österreichischen Exportwirtschaft, ihren Niederlassun- als Tourismusland sowie Wirtschaftsstandort interna- gen, aber auch allen Stakeholdern und Geschäftspart- tional eine Vorreiterrolle inne. Österreichische Export- nern in diesen herausfordernden Zeiten mit zuverlässi- firmen vertreiben ihre Fertig- und Zulieferprodukte in ger Beratungskompetenz, viel Erfahrung und individuel- mehr als 200 Ländern. Österreich hat eine Exportquote lem Service noch intensiver als bislang zur Seite. von über 55 Prozent des BIP. Der Export ist also die Wohl- Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die Netzwerke der standsquelle Österreichs und die internationalen Han- Auslandsösterreicher, mit denen die WKÖ-Wirtschafts- delsbeziehungen sind seine Lebensadern. delegierten in regem Austausch sind und die als „Bot- Nachdem die heimischen Exportbetriebe erst im Vor- schafter“ vor Ort immer ein offenes Ohr für die Wünsche jahr einen neuen Export-Rekord aufgestellt haben, wird und Bedürfnisse der österreichischen Wirtschaft im Österreich heuer mit dem Neustart des Exports beschäf- Ausland haben – ein nicht zu unterschätzender Wett- tigt sein. Die österreichische Exportwirtschaft braucht bewerbsvorteil in aller Welt. Denn nur wer sich auch in jedoch – nach den schrittweisen Grenzöffnungen und schwierigen Zeiten mit Rat & Tat und viel Engagement dem Hochfahren der internationalen Lieferketten – nun für seine Kunden einsetzt, wird danach die Ernte einfah- dringend weitere Unterstützung. Immerhin hängt jeder ren können und so im internationalen Wettbewerb im- zweite Job im Land direkt oder indirekt am Export. mer die entscheidende Nasenlänge voraus sein. Umso wichtiger, dass die AUSSENWIRTSCHAFT AUS- Denn Österreichs Exporteure brauchen jetzt umfassen- TRIA der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) auch de Informationen, Hilfeleistungen und Unterstützun- in turbulenten Zeiten ein verlässlicher Partner bleibt gen, und dafür gibt es das sehr umfangreiche Service der und wir unsere Exporteure bei ihren Geschäften unter- AUSSENWIRTSCHAFT. Damit leisten wir einen wesent- stützen. Denn es ist nach dem wochenlangen Lockdown lichen Beitrag für ein rot-weiß-rotes Export-Comeback – im Exportgeschäft nicht nur ein Neustart, sondern eine für eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft. ROTWEISSROT 13
SCHWERPUNKT CORONA INFORMATION IN ZEITEN DER CORONA-KRISE Die Corona-Krise stellte ganz Österreich vor enorme Herausforderungen, so auch den ORF. Als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen ist er Teil der krisenrelevanten Infrastruktur des Landes und hat die Aufgabe, die Österreicher aktuell und umfassend über Radio, Fernsehen und online zu informieren. Die hohe Publikumsakzeptanz in allen Bereichen zeigt, dass der ORF dieser Anforderung gerecht werden konnte. Tatjana Fiedler/Alexander Horacek Foto: © ORF D as Informationsbedürfnis der Österreicher war Vertrauensfrage. In einer Krise wollen sich Menschen infor- besonders während der ersten Wochen der Coro- mieren und orientieren. Es zeigte sich, dass die Österrei- na-Krise groß. Der ORF reagierte darauf in seinen cher dabei vor allem dem ORF vertrauen. Denn in heraus- Informationssendungen sehr rasch und stellte darüber fordernden Zeiten sind verlässliche und geprüfte Informa- hinaus auch in anderen Programmbereichen wie der tionen gefragt. Kultur, der Bildung, der Religion, dem Sport oder der Un- terhaltung eine ganze Reihe neuer Angebote in TV, Radio ORF-Reichweite seit Beginn der elektronischen Messung. und online zur Verfügung. Die Reichweiten vor allem der Die vergangenen Wochen machten deutlich, dass sich Informationsangebote waren entsprechend groß: Bis zu die Menschen in Krisenzeiten vermehrt klassischen Me- 2,99 Millionen Österreicher sahen zum Beispiel die „Zeit dien zuwenden, denen sie vertrauen können. ORF-Ge- im Bild“ am 15. März mit der Rede von Bundeskanzler neraldirektor Alexander Wrabetz meint dazu: „Der ORF Sebastian Kurz zu den Corona-Maßnahmen – die höchste hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass sich die 14 ROTWEISSROT
SCHWERPUNKT CORONA Publikum genutzten Minuten entfallen auf den ORF. Auch online gab es auf ORF.at, der ORF-TVthek und im ORF TELETEXT umfassende Information. Das ORF. at-Network stand wochenlang ganz im Zeichen der Co- ronavirus-Krise und richtete u. a. den Infopoint Corona- virus mit allen wichtigen Informationen zum Thema ein. Die ORF.at-Nutzung hat sich im ersten Corona-Monat auf 176 Millionen Visits fast verdoppelt. Die TVthek verzeich- nete in diesem Zeitraum in Summe insgesamt 13,5 Mil- lionen Nettoviews, ebenfalls eine Verdoppelung. KULTUR, BILDUNG, RELIGION, UNTERHALTUNG UND SPORT Aber nicht nur in der Information, sondern auch in Kul- tur, Bildung, Religion, Unterhaltung und Sport wurde eine Vielzahl von Programminitiativen umgesetzt: So gab es ein zusätzliches Bildungsangebot von der täg- lichen „ORF 1 Freistunde“ über Ö1-Initiativen wie „Ö1 macht Schule“ oder die „Ö1 Kinderuni“-Podcasts u. v. m. NEU: DIE ORF-RADIOTHEK Unter dem Titel „Feier.Stunde“ ermöglichte der ORF die Wer Radio nicht klassisch empfangen kann oder wer eine Teilnahme an zusätzlichen Gottesdiensten und Pro- Sendung verpasst hat, der findet jetzt unter der Adresse grammangeboten für Gläubige unterschiedlicher Kon- radiothek.ORF.at eine neue zentrale Online-Plattform, auf fessionen in Radio und Fernsehen. Vielfältige ORF-Kul- der man alle Hörfunkangebote des ORF live und on de- turinitiativen wurden gesetzt: von Übertragungen wie mand abrufen kann. Jeder kann hier 24/7-Live-Streams, z. B. „Fidelio“ aus dem Theater an der Wien in ORF 2 7-Tage-on-Demand-Player und alle Podcasts von Ö1, über zahlreiche ORF-III-Angebote wie „Wir singen für Ö3, FM4, den neun ORF-Regionalradios, Ö1 Campus Österreich“ und den Online-Kulturkanal ORF.at/kultur- und vom ORF-Volksgruppen-Radioangebot der ORF- jetzt bis zur Ö3-„Treffpunkt Österreich“-Konzertbühne Radioflotte online nutzen. oder den FM4-„Stay at home“-Sessions für heimische Musiker und dem Ö1-Online-Kulturforum. Die ORF-Ra- Österreicherinnen und Österreicher auch und besonders dios starteten Gemeinschafts- und Community-Aktio- in einer nationalen Ausnahmesituation voll auf uns ver- nen wie etwa das Ö3-Gemeinderadio „Wir.Gemeinsam. lassen können. Es ist Auftrag und Aufgabe des öffentlich- Jetzt!“ oder die FM4-Aktion „Stay at home, baby“. Und rechtlichen Rundfunks, das Publikum in dieser heraus- Sport in Krisenzeiten stand im Mittelpunkt der Aktion fordernden Zeit faktenbasiert und vertrauensvoll zu in- „Wir bewegen Österreich“, in deren Rahmen sportliche formieren und programmlich zu begleiten!“ Homevideos gesammelt und in ORF 1 und ORF SPORT+ gezeigt werden. INFORMATION FÜR ALLE Der ORF hat allein in Radio und Fernsehen bis Ende Mai ABSICHERUNG DES SENDEBETRIEBS mehr als 700 Sondersendungen und -programmierun- Oberstes Ziel des ORF ist es, während der Corona-Krise gen ausgestrahlt, es gab umfassende Online-Berichter- den Sendebetrieb unter allen Umständen abzusichern. stattung im ORF.at-Netzwerk und in den Landesstudios. Deshalb hat er als Teil der kritischen Infrastruktur des Damit wurden insgesamt 93 Prozent der Bevölkerung, Landes in enger Abstimmung mit den österreichischen das sind mehr als 7 Millionen Österreicher, erreicht Behörden schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit der und informiert. Zahlreiche ORF-TV-Infosendungen ver- Ausarbeitung und Umsetzung unserer Notfallpläne be- zeichneten eine Rekordnutzung: Die „Zeit im Bild“ und gonnen – vom Dienst in getrennten Schichten, strengen „Bundesland heute“ waren am 15. März mit jeweils rund Sicherheitsmaßnahmen, redundanter Studio- und Sende- 2,3 Millionen Zuschauern die meistgesehenen Ausga- infrastruktur über Homeoffice bis hin zu Isolations- ben seit 1995. 48 ORF-Infosendungen verzeichneten zonen. Dazu wurden in den zentralen Informationsein- mehr als zwei Millionen Seher, 205 Sendungen mehr als heiten in Radio, Fernsehen und den Landesstudios Isola- eine Million. 21 Prozent der Corona-Berichterstattung tionszonen eingerichtet, in denen Teams aus Redaktion wurden im ORF ausgestrahlt, aber 85 Prozent der vom und Technik für jeweils zwei Wochen Dienst versahen. ROTWEISSROT 15
SCHWERPUNKT CORONA DER BESTE SCHUTZ IST ABSTANDHALTEN Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann, Leiter der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin sowie Mitglied des Beraterstabes der Coronavirus-Taskforce des Gesundheitsministeriums, im Interview mit Chefredakteurin Dr. Irmgard Helperstorfer über die Forschungstätigkeit der Universität Wien zum Coronavirus. Dr. Irmgard Helperstorfer S ie sind Mitglied des Beraterstabes der Coronavirus- Taskforce des Gesundheitsministeriums in Öster- reich. Was kann man sich unter dieser Tätigkeit vor- stellen? Als Mitglied des Beraterstabes der Coronavirus-Taskforce des Gesundheitsministeriums nehme ich regelmäßig an Besprechungen teil, die unterschiedliche Themen im Rahmen der Covid-Pandemie betreffen. Der Beraterstab besteht aus unterschiedlichen Experten, die Zusammen- setzung kann auf der Homepage des Sozialministeriums abgerufen werden. Es finden konstruktive Diskussionen statt, bei denen Konsens gesucht wird. Die Entscheidun- gen treffen dann die Politiker. Wie ist dieses Virus medizinisch erklärbar, warum kam es zu der enormen und rasanten Ausbreitung? Wie gefähr- lich ist das neuartige Coronavirus? Coronaviren sind seit den Sechzigerjahren des vergan- genen Jahrhunderts bekannt und verursachen jährlich Respirationstrakt-Infektionen. Im Dezember vergange- nen Jahres ist allerdings ein neues Virus aufgetreten, das nicht nur zu Respirationstrakt-Infektionen, sondern auch in Folge zu schweren Lungenentzündungen bzw. Foto: © privat schweren systemischen Infektionen führen kann. Wo- her dieses neue Virus kommt, ist nicht bekannt. Vermu- tungen legen nahe, dass Vorformen aus der Fledermaus stammen und das Virus dann über einen tierischen Zwi- das Virus sehr ähnlich dem SARS-Virus, das sich Anfang schenwirt auf den Menschen übertragen wurde. Proble- der 2000er-Jahre ausbreitete und eine Sterblichkeit von matisch an dem Virus ist, dass die Patienten bereits 24 etwa 10 Prozent aufwies. Anfang der 2010er-Jahre erfolg- bis 48 Stunden bevor es noch zu Symptomen kommt, das te der Ausbruch des nächsten Coronavirus, nämlich von Virus ausscheiden können und daher den Mitmenschen MERS (Middle East Respiratory Syndrome). MERS hatte infizieren können. 80 Prozent der Infektionen verlaufen seinen Ausgangspunkt auf der arabischen Halbinsel und sehr mild, das heißt, sie können zu Hause behandelt breitete sich dann aus. Bei MERS ist der Hauptwirt das werden. Die häufigsten Symptome sind Fieber, Husten, Dromedar. Auch hier kommt es zu schweren Lungenent- Abgeschlagenheit, Atemnot, Geschmacksstörungen. In zündungen, Fieber und Atemnot. Da das Covid-19-Virus etwa 20 Prozent der Fälle ist eine stationäre Aufnahme große genetische Ähnlichkeiten mit dem SARS-Virus hat, notwendig, 5 Prozent der Patienten benötigen auch eine wurde es auch SARS-CoV-2-Virus genannt. Die Erkran- intensivmedizinische Betreuung. Von der Genetik her ist kung läuft unter dem Namen Covid-19. 16 ROTWEISSROT
SCHWERPUNKT CORONA Waren die drastischen Maßnahmen, die in Österreich ge- nach zehn Tagen zum Auftreten von Antikörpern kommt troffen wurden, notwendig? Andere Länder haben es ja – ob diese Antikörper allerdings ausreichen, um eine anders gehandhabt? lang andauernde Immunität zu ermöglichen, ist nicht Im März kam es zu einer exponentiellen Zunahme der bekannt. Im Rahmen von Covid-19 sieht man, dass es Infektionsrate, sodass sich die Anzahl der Patienten einerseits durch das Virus zur Schädigung in der Lunge etwa alle drei Tage verdoppelte. Es bestand bei der ra- kommen kann, andererseits aber vor allem die Reaktion santen Erhöhung der Erkranktenzahlen die Gefahr, dass des Körpers bei manchen Patienten besonders drama- die Spitalsbetten und vor allem die Intensivbetten durch tisch verläuft und es zu einem sogenannten Zytokin- die hohe Patientenanzahl relativ rasch an das Limit ge- sturm kommen kann, der zu einer massiven Entzün- langen. Da es bekannt war, dass das Virus hauptsäch- dung im Körper führt. Covid-19 betrifft allerdings nicht lich durch Tröpfcheninfektion bzw. Aerosole übertragen nur die Lunge, sondern es befinden sich Rezeptoren an wird, bestand die einzige Möglichkeit, durch Reduktion den unterschiedlichsten Organen, wie beispielsweise im „ der Kontakte die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Herz, in der Leber, Niere, aber es gibt auch zahlreiche Es gibt derzeit weder eine Therapie noch einen Impfstoff Rezeptoren an den Gefäßen, sodass es zu einer Gefäß- für Covid-19. Somit sind das Social Distancing bzw. die entzündung kommen kann. Weiters sind natürlich auch nicht-pharmakologischen Maßnahmen die einzige neurologische Schäden be- Möglichkeit, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. kannt. Jede neu aufgetretene Infektion wird durch Contact Tracing, das heißt durch Aufsuchen bzw. Nachverfol- gung der Infektionswege, rückverfolgt, um die betrof- Der beste Schutz Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung fenen Personen unter Quarantäne zu stellen. Dadurch vor einer Anste- und wie wahrscheinlich ist soll die unkontrollierte Ausbreitung des Virus verhin- ckung ist einer- für Sie die Möglichkeit eines dert werden. Fast alle Länder in Europa haben diese seits das Social weiteren Ausbruches? drastischen Maßnahmen durchgeführt. Distancing, Der beste Schutz vor einer Wann ist voraussichtlich mit einer flächendeckenden nämlich das Ansteckung gegen das Vi- rus ist das Abstandhalten Impfung zu rechnen, falls es überhaupt eine geben wird? Abstandhalten bzw. auch das Maskentra- Betreffend Impfungen gibt es derzeit zahlreiche bzw. auch das gen – vor allem in Innen- “ Kandidaten, die in klinischer Evaluierung sind. Da- Maskentragen. räumen. Anhand der Pa- bei werden bei der Impfstoff-Entwicklung auch neue tientenregister weiß man Wege beschritten, beispielsweise die Verwendung auch, dass es Risikogrup- von Messenger-RNA-Impfstoffen. Die Entwicklung pen gibt, die besonders von Impfstoffen ist allerdings ein sehr komplexes Vorha- schwer an Covid-19 erkranken können. Dazu zählen älte- ben, da einerseits der Impfstoff effektiv sein muss, sprich re Menschen (Alter über 70 Jahre) bzw. Menschen mit zu- eine Infektion vermeiden muss, andererseits allerdings sätzlichen Erkrankungen wie chronische Lungenerkran- auch mit möglichst wenig Nebenwirkungen assoziiert kungen, chronische Herzerkrankungen, ausgeprägte sein muss, da er ja sehr vielen gesunden Menschen ver- Immunschwäche … Allerdings können auch bei jungen abreicht wird. Es finden derzeit große internationale Stu- Menschen sehr schwere Infektionen auftreten. dien statt, allerdings können bestimmte Kriterien, wie Langzeitwirkung bzw. Langzeitverträglichkeit von Impf- Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann, Leiter der klinischen Ab- stoffen, nicht beschleunigt werden. Weiterhin muss auch teilung für Infektionen und Tropenmedizin betont werden, dass schon seit längerer Zeit – bereits vor Ausbildung: Facharzt für Innere Medizin, Infektionen und Covid-19 – an Corona-Impfstoffen gearbeitet wurde, aller- Tropenmedizin, Internistische Intensivmedizin, Klinische dings ist es derzeit noch nicht gelungen, einen effektiven Pharmakologie Impfstoff zu etablieren. Wie schnell wir also mit einem Wir behandeln an unserer Abteilung Patienten mit komple- Impfstoff rechnen können, der effektiv und nebenwir- xen Infektionen wie Herzklappenentzündungen, Knochen- kungsarm ist, ist daher spekulativ. entzündungen, Infektionen nach Transplantation, aber auch Patienten mit Infektionen nach einem Tropenaufent- Was können Sie zur Analyse der eigenen Körperabwehr halt, wie beispielsweise Malaria. nach einer Coronavirus-Infektion sagen? Auch die Körperabwehr gegen das Coronavirus ist The- ma von intensiven Forschungen. Man sieht, dass es etwa ROTWEISSROT 17
SCHWERPUNKT CORONA ÜBER VIREN, PANDEMIEN, VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN UND ÖSTERREICHS FORSCHUNG Dr. Norbert Bischofberger V iren existieren, seit es Leben auf dem Planeten gibt. Viren können Menschen, Tiere, Pflanzen und sogar Bakterien angreifen. Das erste Virus, das je entdeckt wurde, war das Tabakmosaik-Virus im Jahr 1892. Es infiziert und zerstört Tabakpflanzen, To- maten, Gurken und andere Gewächse. Heute kennen wir ca. 200 Viren, die Menschen infizie- ren. Schätzungen zufolge gibt es ca. 300.000 Viren, die Säugetiere befallen können. Viren tragen ihren eigenen genetischen Code in sich, sind jedoch auf einen Wirt angewiesen, bei dem sie sich vermehren können. Oft infizieren Viren nur eine Spezies, wie zum Beispiel das Katzenleukämie-Virus, das nur Katzen, aber keine Hun- de befällt. Einige Viren infizieren mehrere Spezies, bei- spielsweise das Influenza-Virus Vögel, Schweine und Menschen. Wenn Viren sich vermehren, mutieren sie. Oft sind diese neuen Mutationen für sie selbst tödlich, aber ab und zu taucht eine Mutation auf, durch die sie andere Spezies befallen können. Das war der Fall beim SARS-COV-19-Virus, das von der Fledermaus vermutlich über das Schuppentier Pangolin auf Menschen überge- sprungen ist. Diese Art der Übertragung ist nicht unüb- lich, und tatsächlich stammen viele Viren, die letztend- lich Menschen angreifen, ursprünglich von Tieren. Ebola wurde von Fledermäusen, MERS von Kamelen und HIV wahrscheinlich von Affen übertragen. Foto: © privat VORBEUGUNG UND THERAPIE Die Hauptsäule der Vorbeugung bei viralen Infektionen sind Impfungen. Wir haben exzellente Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (die sogenannte MMR-Imp- Dr. Norbert Bischofberger ist derzeit CEO und Präsident fung). Es gibt Impfungen gegen Polio, das Varizella-Zos- von Kronos Bio, einem Unternehmen, das sich auf die Er- ter-Virus, das Windpocken verursacht, gegen Grippe, forschung von Krebs konzentriert. Einen Großteil seines be- gegen das Papilloma-Virus, gegen das Hepatitis-A- und ruflichen Lebens verbrachte er bei Gilead Sciences, wo er an B-Virus und gegen andere Viren. der Entwicklung von Medikamenten gegen Viruserkrankun- Folgende drei Fragen müssen beantwortet werden, be- gen wie HIV, Influenza, Hepatitis C und Hepatitis B arbei- vor eine Impfung auf breiter Basis eingesetzt werden tete. Er ist der Erfinder von mehr als 30 Patenten und Autor kann: Entwickelt sie neutralisierende Antikörper? Wie von 120 wissenschaftlichen Publikationen. 2014 wurde er lange hält die Immunität an? Ist die Impfung sicher? zum „Auslandsösterreicher des Jahres“ gewählt. Die Entwicklung von Impfstoffen ist sehr oft erfolgreich, aber nicht immer. Beispiele für letzteres sind HIV und Ein interessantes Beispiel für das Argument der Sicher- Hepatitis C (HCV), gegen die es trotz großer Anstrengun- heit des eingesetzten Impfstoffs ist die Impfung gegen gen nicht gelungen ist, einen Impfstoff zu entwickeln. das Dengue-Fieber, die die Infektion verschlimmerte. In 18 ROTWEISSROT
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