MITTEILUNGSBLATT - Israelitische Religionsgemeinschaft ...
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Ausgabe Nr. 57 Pessach 5780 / April 2020 MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden Gemeinde, Stadt und Land feiern die feierliche Einweihung der NEUEN SYNAGOGE KONSTANZ » WIE GUT UND ANGENEHM IST ES, WENN GESCHWISTER IN FRIEDEN ZUSAMMENLEBEN « Psal m 1 3 3 :1
Rosch Haschana 5778 Inhalt | Impressum September 2017 Vorsitzender Rami Suliman ............................................................................................................................................................... 3 Landesrabbiner Moshe Flomenmann ..................................................................................................................................... 4-7 Einweihung Synagoge Konstanz ................................................................................................................................................. 8-14 Jugendreferat .................................................................................................................................................................................................. 15-19 Familienreferat .............................................................................................................................................................................................. 20-23 Gurs 2019 ............................................................................................................................................................................................................ 24-25 Baden-Baden .................................................................................................................................................................................................... 26-29 Emmendingen ................................................................................................................................................................................................. 30-33 Freiburg ................................................................................................................................................................................................................. 34-38 Heidelberg .......................................................................................................................................................................................................... 39-42 Karlsruhe ............................................................................................................................................................................................................. 43-45 Konstanz ............................................................................................................................................................................................................... 46-48 Lörrach ................................................................................................................................................................................................................... 49-50 Mannheim ........................................................................................................................................................................................................... 51-54 Pforzheim ............................................................................................................................................................................................................ 55-59 Rottweil ................................................................................................................................................................................................................. 60-63 HINWEIS: In unserer Reihe LEBENSSPUREN zeigen wir eindrückliche Lebenswege und Zeitzeugenerinnerungen von Mitgliedern unserer jüdischen Gemeinden in Baden. Wenn Sie jemanden kennen, von dem Sie denken, dass ihr oder sein Leben unbedingt erzählt werden sollte, dann wenden Sie sich bitte an uns unter E-Mail: irg.dta@gmail.com Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge. Impressum Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens mit Nachrichten aus den Gemeinden der IRG Baden K.d.ö.R. Ausgabe Pessach 5780 / April 2020 Redaktionsleitung: Michael E. Dörr Es wird darauf hingewiesen, dass die veröffentlichten Artikel aus- Vorstands- und Kulturreferent IRG Baden schließlich die Meinungen der Verfasser wiedergeben und dass die Gemeinden für ihre Beitrage inhaltlich und redaktionell selbst Koordination | Abwicklung: verantwortlich sind. raumK Verlag Karlsruhe | info@raumK.de Quellennachweis: Gestaltung | Layout: Bilder Titel und Rücktitel: Doro Treut-Amar Currydesign | Uwe Moeller | info@currydesign.de 2 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
VORSTAND VORSTAND Liebe Mitglieder der IRG Baden, liebe Freunde, dieses Pessachfest findet in schwierigen Zeiten statt. Die Landesregierung hat eine Corona-Verordnung er- lassen, die unter anderem Zusammenkünfte in Syna- gogen untersagt. Erstmals nach dem 2. Weltkrieg sind G‘ttesdienste und Veranstaltungen verboten. Die bun- des- und teilweise europaweit abgestimmten Maßnah- men gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus dienen dem Schutz des Einzelnen und dem Schutz der Allgemeinheit. Die Einschränkung unserer Freiheiten soll dazu führen, dass die Funktionsfähigkeit des Ge- sundheitswesens erhalten bleibt. Deswegen setzen wir die Verbote mit Überzeugung um - zum Wohle der Gesundheit der gesamten Gesellschaft. Wir tragen so unseren Teil dazu bei, die Krise zu überwinden. Für unsere Mitglieder arbeiten wir derweil an virtuel- len Angeboten zur Befriedigung der religiösen Bedürf- nisse. Landesrabbiner Flomenmann erprobt den Kab- balat Schabbat in einem Livestream. Weitere Online- Projekte werden folgen. Seit dem letzten Mitteilungsblatt zu Rosch Haschana, also seit Vorsitzender Rami Suliman September 2019, hat sich wieder viel ereignet. Mit einer wunderbar lebendigen Feier konnten wir am Sonntag, Dieser Vorgang ist nur ein deutlicher Vorfall unter vielen, denn leider den 10. November 2019 die neue Synagoge in Konstanz in An- steigt die Zahl der antisemitischen Vorfälle. Um so wichtiger ist für uns wesenheit von Ministerpräsident Kretschmann und Abraham Leh- auch die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg gegen den An- rer, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland und tisemitismus. vieler weiter Gäste eröffnen. Es war einfach nur wunderschön So hat Ministerpräsident Kretschmann bei seiner Rede, die er bei der Er- persönlich zu sehen, wie sich die ganze Gemeinde, die Bevölke- öffnung der neuen Synagoge in Konstanz am 10. November letzten Jah- rung freute, dass es endlich auch in Konstanz wieder eine Syna- res gehalten hat, deutlich gesagt: „Für uns ist ganz klar: Wir stehen an goge gibt. Und diese neue Synagoge ist wirklich ein wahres der Seite der Jüdinnen und Juden in unserem Land und wir gehen gegen Schmuckstück, sie liegt zentral mitten in der historischen Alt- Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen mit allen uns zur Ver- stadt, nur ein paar Meter von der alten, in der Reichspogrom- fügung stehenden Mitteln konsequent vor.“ nacht zerstörten, Synagoge. Diese klare Haltung spüren und erleben wir bei unseren Begegnungen Es ist sehr bewegend, sich einerseits an die Zerstörung zu erin- und Gesprächen mit der Regierung in Baden-Württemberg, bei denen wir nern und dann diese lebendige jüdische Leben in der neuen Sy- Verständnis und Unterstützung für die notwendige Sicherheit unserer Mit- nagoge zu spüren und zu erleben. glieder und unserer Einrichtungen durch die Landesregierung bekommen. Es gibt wieder in Baden ein sehr aktives jüdisches Leben; wir ha- Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle hat das Land Baden-Würt- ben in Baden 10 Gemeinden, 10 Synagogen. Wir haben 8 fest- temberg eine finanzielle Soforthilfe zur Verbesserung der Sicherheit un- angestellte Rabbiner in Baden und wir sind über 5000 Mitglieder. ser Einrichtungen beschlossen und freigegeben. Zudem wurden im Haus- Wir haben unsere sehr aktive JuJuBa (Jüdische Jugend Baden) mit halt finanzielle Mittel eingestellt, die wir dringend für die leider notwen- über 150 Jugendlichen, wir veranstalten in allen 10 Gemeinden dige Sicherung unserer Gebäude benötigen. jüdische Kulturwochen, in unseren 10 Gemeinden in Baden ha- ben wir über 700 Synagogen-Führungen im Jahr. Bei der Zunahme des Antisemitismus ist es ganz wichtig, dass wir uns ALLE Wir haben in unseren Gemeinden einen gut besuchten jüdischen aufeinander verlassen können und zueinander stehen. Es liegt aber den- Religionsunterricht, in allen unseren Gemeinden haben wir einen noch viel Arbeit vor uns, die wir gemeinsam erfolgreich angehen werden. intensiven interreligiösen Dialog und vieles weitere mehr. Liebe Mitglieder, liebe Oberratsdelegierte, liebe Vorstandsmit- Bei all den guten Nachrichten erschüttert mich die Zunahme des glieder in den Gemeinden, liebe Freunde, Antisemitismus und des Rechtsextremismus. Ich möchte ein Bei- von ganzem Herzen wünscht Euch der Vorstand des Oberrates spiel in Pforzheim nennen, welches überregional durch die Medi- Chag Pessach Kascher veSameach en gegangen ist. Sie finden alle wichtigen Informationen dazu im Mitteilungsblatt auf Seite 7 (Presseberichte Pforzheimer Kurier). Euer Rami Suliman, Vorsitzender der IRG Baden Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 3
LANDESRABBINER MOSCHE FLOMENMANN GRUSSWORT Liebe Freunde! sehr bald schon wird uns das Pessach rechnung schon vor ihrem Fest bevorstehen. Wer dieses Fest Auszug aus Ägypten, aber feiern möchte, sollte es zuerst ver- erst nachdem er den Juden stehen, denn dieses Fest hat vier die Wunder gezeigt und die Namen. Was ist Pessach? Ägypter bestraft hatte? Wä- re es nicht sinnvoller zu war- Chag ha-Mazot – Das Fest der Maz- ten, bis die Juden Ägypten za, des Brotes der Armen mit wel- zumindest verlassen hat- chem unsere Vorfahren Ägypten ten? Vielleicht sogar erst verlassen haben. zum Moment der Torah Über- Chag ha-Pessach – Das Wort gabe am Berg Sinai? Die „pasach“ bedeutet „überspringen“ Antwort darauf ist sehr ein- oder „auslassen“, denn G-tt über- fach und schlüssig. sprang die Häuser von jüdische Erst- Es musste genau zu dem geborenen und verschonte diese, Moment passieren, als das im Gegensatz zu den ägyptischen. jüdische Volk sich vom Chag Aviv – Frühlingsfest, denn mit Joch der Ägypter befreite. Pessach beginnt die Frühlingszeit. Denn Sklaven sind in al- Zman Cherutejnu – Dies ist die len Hinsichten abhängig von ihren heit die kostbarsten Schätze der Zeit unserer Freiheit; sie begann mit Herren. Es ist ihnen nicht möglich, Menschheit sind. Da man das eine unserer Befreiung aus der Sklaverei. eigenständig ihre Zeit einzuteilen, nicht ohne das andere haben kann, der Herr bestimmt ihren Tagesab- bekamen wir das Gebot der Zeit- Die vier Namen allein reichen noch rechnung, damit das jüdische Volk lauf. Deshalb war es wichtig, ih- lange nicht aus, um das Fest zu ver- selbst seine Zeit und somit sein nen zu diesem Moment das Gebot stehen. Dafür müssen wir uns mit un- Schicksal bestimmen konnte. der Zeitrechnung zu geben, denn serer Geschichte vertraut machen. ein freier Mensch bestimmt selbst Ich wünsche uns allen, dass wir un- Die Geschichte der Juden, welche in seine Zeit. sere Zeit zu schätzen wissen und Ägypten versklavt wurden, bis sie sich befreiten, und anschließend das Freiheit ist das größte Geschenk, mit Bedacht nutzen. An diesem Fest Land verließen und zum Volk wurden. das wichtigste Gut. Zeit und Frei- sollen wir unserer Zeit dafür nut- heit stehen in enger Verbindung zu- zen, diese alte Geschichte einan- Vor dem Fest des Auszuges wurden der nahezubringen und neu zu er- einander, beide Teil eines Ganzen. die Menschen Zeugen unzähliger Wun- leben, indem wir Pessach zuhause Menschen mögen zwar unglücklich der; Ägypten selbst erlitt zehn Plagen. oder in der Gemeinde feiern. Ein sein, wenn sie Geld und anderen Nach den letzteren gab G-tt den Ju- koscheres und frohes Pessach Fest materiellen Besitz verlieren, doch den das Gebot der Zeitrechnung: „Die- wünscht ihnen dieser kommt und geht. Zeit, wel- ser Monat soll die Reihe eurer Mo- che verschwendet wurde, ist ein nate eröffnen, er soll euch als der Möge das neue Jahr 5780 für uns Verlust, welchen man niemals zu- erste unter den Monaten des Jah- gut und süß sein! rückbekommen kann. G-tt zeigte res gelten.” (Exodus 12:1,2) uns, schon bevor wir aus Ägypten Rabbi Moshe Flomenman Man stellt sich die Frage: Warum gab austraten aber bereits freie Men- Landesrabbiner von Baden G-tt den Juden das Gebot der Zeit- schen wurden, dass Zeit und Frei- Baden-Württemberg 5780 4 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
LANDESRABBINER MOSCHE FLOMENMANN 9. November Nach dem Ende des Schabbats um 18:00 zen bei der Stelle abgelegt und alle gingen Uhr fand, wie jedes Jahr, eine Mahnwache in den Davidsaal wo es anschließend ein in der Synagogengasse statt. Dieses Jahr Gedenkkonzert gab. kamen außerordentlich viele Menschen, um Der Landesrabbiner betonte, dass es wich- ihre Solidarität der jüdischen Gemeinde zu tig sei, nicht passiv zuzusehen und gleich- zeigen. Es waren bestimmt etwa 350 Per- gültig zu sein, sondern die Stimme zu er- sonen, die zur Mahnwache kamen. heben, wenn es gebraucht wird und die An- Der Landesrabbiner Moshe Flomenmann fänge zu währen. Egal ob es jüdische oder sprach das Gebet für die Opfer sowohl der auch andere Menschen betrifft. Der Lan- Konzert im Davidsaal November Pogromnacht als auch für die desrabbiner brachte dazu zwei Beispiele, Ereignisse in Halle. Später wurden die Ker- zum einen das muslimische Mädchen, dem in Berlin das Kopftuch weggerissen wurde und der junge Mann im Fitnesscenter in Freiburg, bei dem dasselbe mit der Kippa geschah. Das größte Problem seien nicht einmal die Vorfälle selbst, sondern dass die umstehenden normalen Bürger keine Zivil- courage zeigen, um das zu verhindern. Unter den Gästen waren auch der Oberbür- germeister von Lörrach – Jörg Lutz, Mitglied des Landtages – Josha Frey und Pfarrer Mi- chael Hoffmann. Sie alle betonten die Wich- tigkeit des Kampfes gegen Antisemitismus. Jüdische Hochzeit Am 16. Juni haben wir ein großes und freu- monie durch. Auch Rabbiner Surovtsev Es waren sehr viele Gäste eingeladen und diges Fest gefeiert. Leon und Zoya Ginz- aus Baden-Baden wo das junge Paar Ge- alle genossen die freudige Atmosphäre. burg haben in Landau bei Karlsruhe, un- meindemitglieder sind, und Rabbiner Yud- Wir freuen uns sehr, dass junge Leute sich ter Chuppa geheiratet. Der Landesrabbi- kowsky aus Emmendingen waren da, um weiterhin an Traditionen halten und die jü- ner Moshe Flomenmann führte die Zere- dem LR zu assistieren. dische Religion weiterleben lassen. Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 5
LANDESRABBINER MOSCHE FLOMENMANN 8. September - Oberratssitzung in Lörrach Am 8. September nahmen alle Oberrats- sich der Oberbürgermeister und der Herr delegierten an der Sitzung in Lörrach teil. Dr. Blume noch im Büro des Landesrabbi- Eingeladen waren zusätzlich der Antise- ners für ein kurzes Gespräch. mitismusbeauftragte Dr. Michael Blume Danach trafen sich wieder alle zusammen und der Oberbürgermeister von Lörrach zum Pre-Neujahr Empfang. Es ging vor al- Jörg Lutz. lem um das Thema Sicherheit der jüdischen Links: Oberbürgermeister von Lörrach – Auch hier, noch vor den Ereignissen von Gemeinden in Deutschland. Zum Empfang Jörg Lutz, Mitte: Landesrabbiner von Ba- Halle, hat man über Sicherheit gesprochen. waren alle Oberräte und auch Gemeinde- den Moshe Flomenmann, rechts: Antise- Währen der Sitzung des Oberrats trafen räte aus Lörrach eingeladen. mitismusbeauftragter Dr. Michael Blume Innenministerium Tagung in IRGW Zentrum – zum Thema Antisemitismus Am 23. September gab es eine Tagung in der Landesrabbiner Moshe Flomenmann nahm IRGW zum Thema Antisemitismus, geleitet ebenfalls daran teil und ist mit dem Re- durch den stellvertretenden Ministerpräsi- vierleiter von Lörrach, Wolfgang Grethler denten und Innenminister Thomas Strobl. hingefahren. Es waren viele wichtige Referenten eingela- Es wurden viele wichtige Fragen bespro- den. Für IRG Baden sprach Rami Suliman – chen, wie auch die Sicherheit und Unsi- Vorsitzender des Oberrates der IRG Baden cherheit der jüdischen Gemeinden und und Mitglied im Direktorium des Zentralrates wie man diese bestmöglich schützen kann. der Juden, Dr. Michael Blume – Beauftragter Bei dieser Tagung traf der Landesrabbiner in der Landesregierung gegen Antisemitis- zum ersten Mal den neuen Polizeipräsiden- mus, Klaus Ziwey – Landeskriminaldirektor. ten Franz Semling. Landesrabbiner Moshe Flomenmann, Polizeipräsident Franz Semling 13. November – Polizeipräsident besucht IKG Lörrach Am 13. November kamen der Herr Polizei- präsident Semling, seine Assistentin Frau Glück aus Freiburg und der stellvertretende Revierleiter Herr Nagy aus Lörrach für ein wichtiges Gespräch in die Jüdische Gemein- de. Bei diesem Treffen mit dem Landesrab- biner und dem Gemeindevorstand ging es um die Sicherheit der Synagogen und jüdi- schen Menschen in Lörrach und der Region. Es war ein sehr interessantes und produkti- ves Gespräch. Der Polizeipräsident hat sei- ne jederzeitige Unterstützung angeboten. Der Landesrabbiner lobte die Arbeit und den Austausch mit der Polizei in Lörrach, mit dem Links nach rechts: Stellvertretende Ge- meindevorsitzende Anna Schneider, Lan- Revierleiter Grethler und dem Herrn Nagy. desrabbiner von Baden Moshe Flomen- Er betonte, dass die Sicherheit der Gemein- mann, Polizeipräsident Franz Semling, de auch davon abhängig sei, wie gut die stellvertretende Revierleiter Andreas Na- Kontakte zur Polizei sind und diese seien in gy, Gemeindevorsitzende Hanna Schein- ker, Polizeipräsident-Assistentin Frau Lörrach sehr gut. Wir hoffen auf weitere pro- Landesrabbiner Moshe Flomenmann, Po- Glück duktive Zusammenarbeit. lizeipräsident Franz Semling 6 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
LANDESRABBINER MOSCHE FLOMENMANN Solidaritätsbesuch von Josha Frey – Mitglied des Landtages ne Sportgerät müssen die Kammerjäger per Hand reinigen, nachdem sich Ende Januar Mäuse in der Straubenhardthalle und in der benachbarten enistet hatten. Am 9.Dezember hat Herr Josha Frey, Mitglied des Landtages, ei- Foto: Firma Isotox nen Solidaritätsbesuch bei Landesrabbiner Moshe Flomenmann Die Maus muss raus abgestattet. Bei diesem Besuch wurden viele wichtige Themen besprochen, unter anderem Sicherheit der Synagoge, Gebäu- ammerjäger sind seit Wochen Dauergäste an Pforzheimer Schulen deertüchtigung, sowie Polizeipräsenz. Der Landesrabbiner er- d Ganzhorn-Schulen mit benachbarter klärte Über ihm, dass Mäusekot könnendas jüdische Leben, Krankheitser- trotz sind. Die aller Boxen Schwierigkeiten, werden mehrfach kon- Sporthalle in Conweiler ein. Die unge- betenen Gäste waren jedesmal Mäuse. weitergehen wird, und reger wie Hantaviren übertragen wer- zwar den. Auch deshalb griff die Stadt sofort genauso intensiv wie vorher. trolliert, die Köder erneuert. Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen Absaugung Pforzhei- Deren übermäßig hohes Aufkommen sei ein,Außerdem als der Alarmsagte aus der der Landesrabbiner FES kam. Von des Kots dass es nicht nur und Desinfizierung in Lör- der Räume. wurden in erster Linie auf die Witterungsver- dieser Ausnahme abgesehen, reichte die In Straubenhardt behandelten die Kam- en Schü- hältnisse zurückzuführen, teilt die städ- rach, Macht dersondern auch innicht Mäuse allerdings Waldshut-Tiengen so- merjäger 50einen anerkannten Klassenräume und diejü- eschickt, tische Pressestelle mit, die sich auf Ex- weit, um den Unterricht komplett lahm Sporthalle. Jedes einzelne Gerät muss- hendecke pertenaussagen stützt. Auch Fachmann zu dischen legen. In Religionsunterricht anderen Schulen sperrte gibt.ten sie per Hand mit Scheuerlotion ab- man in Absprache mit dem Gesund- waschen – vom Tennisball bis zum Bar- en. Seit- anderen Braun nennt diese eine der Ursachen: eine Kombination aus warmen Tagen Es wurden heitsamt lediglichauch ThemenBerei- die betroffenen wie Antisemitismus undseien ren. Eine ganze Woche Hassrede im sie beschäf- er. Mehr und relativ kalten Nächten, die die Tiere che.Netz Auchdiskutiert und im ehemaligen man einigte Thales-Ge- sich, tigt dass gewesen. interreligiöser KöderschutzgürtelDialog rings chen Ge- nach innen treibt. bäude, wo derzeit das Kriminalkommis- um die Eingänge der Schulen bleiben Enzkreis? Braun glaubt aber auch, dass seit dem dabei sariat sehr wichtig untergebracht ist, sei. Herrsich hatten JoshaausFrey hat seine jederzeitige prophylaktischen Un- Gründen beste- „Mäuse- LinksBefall ersten nachinrechts: Marina Bere- Ende Januar Mäuse eingenistet. der Fritz-Erler-Schule hen, auch wenn sie „befallsfrei“ sind. men. zovskaya, Hanna Scheinker, Josha (FES) die Sensibilität bei den Verant- terstützung Die aus sieben der Gemeinde Mitarbeitern und bestehen- dem Sie Landesrabbiner werden regelmäßig zugesagt. gewartet und Josha Frey – Mitglied des Landta- er Mühl- wortlichen stark gestiegen sei. Der An- de Firma Istox ist seit einigen Wochen kontrolliert, erklärt Braun. chon seit Frey,einer blick Rabbi MausMoshe Flomenmann, oder kleinerer Kot- Es war in Dauergast einPforzheim. sehr angenehmer Firmenchef undDas produktiver Austausch. drastische Vorgehen dürfte man- ges (Die Grünen), Rabbi Moshe e Schäd- Anna Schneider, Lilly Slavutskaya Am Ende wurde Herr Frey zu Chanukka mengen lässt offenbar sofort die Alarm- Braun rühmt die umsichtige und ver- eingeladen. chem Tierfreund Tränen in die Augen Flomenmann – Landesrabbiner n diesem glocken schrillen. Und das muss auch so trauensvolle Zusammenarbeit mit dem treiben, der Mäuse possierlich findet – t erlebt.“ sein. „Es geht darum, mögliche Befalle Gebäudemanagement. Sein Unterneh- zumindest, wenn er nicht mit ihnen un- ter einem Dach hausen muss. Braun ver- Mittwoch, 4. März 2020 es in den zeitnah festzustellen und sie rasch zu men betreue in Baden-Württemberg und en. „Wir bekämpfen“, erklärt ein Sprecher der in Rheinland-Pfalz mehr als 50 kommu- weist auf fachgerechte Maßnahmen bei zu drei, Stadt. Schließlich gelte es, Risiken für nale Einrichtungen, insbesondere Kitas der Bekämpfung, die konform mit dem z.“ die Menschen zu vermeiden, die sich und Schulen sowie Privatkunden, er- Tierschutz seien und in Abstimmung mit Nagetiere rfeld-Re- Presseberichte täglich in den Gebäuden aufhalten. Die Stadt Pforzheim kostet die Bekämpfung zählt er. Neben Akut-Einsätzen bestehe ein Teil der Arbeit auch in Prophylaxe. dem Veterinäramt erfolgten. Er wirft ein: „Wenn man sieht, welchen Schaden Bucken- und-, die Quellennachweis: Pforzheimer Kurier BNN v.3.3.2020 der schädlichen Nagetiere in kommuna- len Gebäuden in diesem Winter zusätz- Im Akut-Fall legen die Kammerjäger mit Ködern bestückte Boxen aus, die si- Nagetiere in Gebäuden anrichten und auch Kabelbrände auslösen können, fin- Recht so! Wilhelm- lich 40.000 Euro. cher vor dem Zugriff etwa von Kindern det man sie nicht mehr so goldig.“ Sie wollten oberschlau sein. Sie woll- ten unter dem Schutzmantel der Mei- Gericht: Staatsanwalt muss ermitteln nungsfreiheit mit Doppeldeutigkeiten provozieren, die mehr Hetze als Mei- nung sind. Sie wollten oberschlau us Jüdische Gemeinde bei Klagerzwingungsverfahren vor OLG Karlsruhe erfolgreich sein, die Funktionäre der rechtsextre- men Kleinpartei „Die Rechte“. Aber t wird bei Von unserem Redaktionsmitglied der Kleinpartei handelt es sich laut OLG können“. Der Aussageinhalt der Plakate jetzt hat sie der Rechtsstaat doch r das nor- Daniel Streib um eine „in ideologischer Wesensver- stachle nach Auffassung des Gerichtsse- noch am braunen Kragen. nabwehr wandtschaft zum Nationalsozialismus nats zum Hass gegen die in Deutschland Fast ein Jahr nach dem Europawahl- oche will Es ist eine herbe Schlappe für die Par- stehende Partei“, welche Freiheit für oder Pforzheim lebenden Juden auf. Das kampf im Frühjahr 2019 und den Ak- ermeister tei „Die Rechte“ – und ein wenig auch „als politische Gefangene bezeichnete“ Gericht benennt dabei ausdrücklich tionen der rechtsextremen Kleinpartei g es auch für die damit befassten Staatsanwälte: Holocoust-Leugner fordert. auch die „Gewalt und Willkürmaßnah- nstaltun- Wie das Oberlandesgericht (OLG) Ihre Slogans präsentierte sie auch in men – wie im Oktober 2019 in Halle ge- „Die Rechte“ in Pforzheim und in an- dheitsamt Karlsruhe in einem Beschluss vom 26. der Nähe der Pforzheimer Synagoge. schehen“, also den Anschlag auf die deren Städten wird es juristisch unge- rien des Februar verfügte, muss gegen Verant- Darauf war unter anderem groß zu lesen Haller Synagoge. mütlich für die Rechten, die Plakate entieren. wortliche der Partei „Die Rechte“ wegen „Israel ist unser Unglück“ und kleiner: Der von Rami Suliman, dem Vorsitzen- us einem des Verdachts der Volksverhetzung er- „Zionismus stoppen“. Aus den dem Ge- den der jüdischen Gemeinde Pforzheim, Kommentar ansamm- mittelt werden. Wörtlich heißt es in dem richt vorliegenden Quellen ergebe sich, gestellte Antrag führt nun zur Anord- OLG-Beschluss: „Die Aufnahme von „dass die Parteiverantwortlichen be- nung von Ermittlungen gegen die ange- Übungs- Ermittlungen wird angeordnet.“ strebt sind, ihre Aussagen verschlüsselt zeigten Parteivorsitzenden Sascha Krol- Congress- Dabei geht es um jene doppeldeutigen darzustellen, um ihre neonazistische, zig und Sven Skoda und möglicherweise ie Messe Plakate zur Europawahl 2019, die die radikal antisemitische und rassistische weitere Personen. Erst „nach zureichen- s Baden- Staatsanwaltschaft damals schnell als Ideologie in der Annahme verbreiten zu der Untersuchung des Sachverhalts“ sei mit der Aussage „Israel ist unser Un- ahr einer nicht strafwürdig eingeordnet hatte. Bei können, hierfür nicht belangt werden zu dabei absehbar, ob ein Tatrichter zu ei- glück!“ in der Nähe der Synagoge an- altern zu ner Verurteilung kommen würde. Des- brachten. In weiten Teilen der Gesell- onavirus halb fordert das OLG: Sollten die schaft sorgte dieser kaum verschlüs- Lanka im Staatsanwälte bei den Ermittlungen selte Anklang an ein historisches der Mon- Zweifel haben, sollen sie die Einschät- Schlagwort der Nationalsozialisten . und 22. zung dem Strafrichter überlassen. („Die Juden sind unser Unglück“) für inen spä- Der erfolgreiche Kläger Suliman war wird das am Dienstagnachmittag beruflich auf große Entrüstung. -Marum- Reisen und für den Kurier nicht erreich- Allein die damals damit befassten um Rem- bar. Sein Rechtsanwalt Christoph Staatsanwälte in Pforzheim und Karls- mnasium Mährlein bestätigte auf Anfrage den Er- ruhe glaubten innerhalb kürzester Zeit z in der halt des Beschlusses. „Wir freuen uns zu wissen, dass daran nichts Straf- attfinden über diese Entwicklung, zumal ein sol- würdiges sei – und verzichteten auf tand des ches Klageerzwingungsverfahren nicht weitere Ermittlungen. Sie wurden nun tal. besonders häufig erfolgreich ist“, so vom Oberlandesgericht eines Besse- RIESENA h in der Mährlein. ter ande- Die Plakate hatten im Frühjahr des ren belehrt. Die Staatsanwaltschaft Wilhelm-G dem Be- vergangenen Jahres bei vielen Pforzhei- muss ermitteln! Und: Im Zweifel soll tssicher- mern für Empörung gesorgt. Dabei kam ein Strafrichter über den Fall entschei- weise für es auch zu Kundgebungen, unter ande- den. Den Pforzheimern Rami Suliman ng erar- rem der „Rat der Religionen“, das und Christoph Mährlein ist es zu ver- genschaf- „Bündnis Pforzheim Nazifrei“ und Par- danken, dass es nun in die richtige Hinweis teien wie die SPD Pforzheim und Grü- Richtung geht. Der Vorsitzende der jü- tteln zu nen waren dabei engagiert. Auch die dischen Gemeinde und sein Anwalt Seite der Fahrt in einem mit den Plakaten bekleb- nzkreises ten Kleintransporter durch die Stadt, haben erfolgreich auf Klageerzwin- Fragen JURISTISCHES NACHSPIEL: „Die Rechte“ auf Wahlkampftour im Mai 2019 mit ihren samt Stopp vor der Synagoge, rief Un- gung geklagt. Daniel Streib Von uns siert. mutmaßlich rechtswidrigen Plakaten vor der Synagoge. Archivfoto: Frankenreiter verständnis und Zorn hervor. Claudia Angefan Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens Fußgänger mit Hund 7 mer Frit eine gute verursacht Unfall ler und weil sich PK – Drei Personen sind bei einem Un- des Gebä fall auf der Bundesstraße 10 zwischen her fiel e
KONSTANZ Ski-Service K ER 2019 SYNAGOGENEINWEIHUNG KONSTANZ www.suedkurier.de/konstanz 19 TEN traße Tag der Freude und des Nachdenkens rt ➤➤➤Konstanz hat nach 81 Jah- am Ster- dor- ren wieder eine Synagoge heutigen ➤➤➤Gläubige tragen die Thora bseitig elle wird tanzend durch die Straßen der Stadt ➤➤➤Politiker fordern Aufstehen hrstreifen tung Ster- gegen neuen Judenhass . Mittels d der Ver- VON JÖRG-PETER RAU gen über adtaus- Konstanz – Fröhliche Gesänge und aus- rnenplatz gelassene Tänze auf der Sigismundstra- e Busbe- ße auf der einen Seite – Angst vor neuem rzeuge in Judenhass und Gedenken an die Opfer raße ab- des nationalsozialistischen Terrors auf age in der der anderen Seite. Weiter entfernt auf m rund 50 der Gefühlsskala hätten die beiden Ex- die Ver- treme dieses Sonntagnachmittags nicht hier wie sein können. Die Eröffnung der neuen dauern Synagoge im Herzen der Altstadt war mstag, 30. ein Freudenfest und ein Traueranlass zugleich. Beides hatte gleichermaßen Platz in Reden und Zeremonien, und viele Teilnehmer verließen den ebenso kleinen wie beeindruckenden Neubau nach über zwei Stunden tief bewegt. rrt In den Reden mangelte es nicht an iebe der klaren Worten. Ministerpräsident Fröhliche Tänze unter Polizeischutz: Jüdische Gläubige und Hunderte Gäste tragen die Thora-Rollen mit der Heiligen Schrift unter einem Bal- sanieren Winfried Kretschmann bezog sich aus- dachin singend und feiernd von bisherigen Betraum in der Sigismundstraße zur neuen Synagoge. BILDER: AURELIA SCHERRER, JÖRG-PETER RAU ntag den drücklich auf die AfD und spannte den der See- Bogen von den Anfeindungen, die eine das Pflas- jüdische Theatergruppe in Konstanz ungen der einst erleben musste zu der von der Radweg AfD gestellten Frage, woher eigentlich essen as- die Schauspieler an den Bühnen des n werden Landes kommen. „Wer Juden angreift, in vier greift die ganze Gesellschaft an“, sagte eführt, in Kretschmann. Ihn bewegten an diesem weils kom- Tag Trauer, Sehnsucht und Hoffnung: muss. „Wir feiern unser gemeinsames Leben e Seestra- und unsere gemeinsame Zukunft.“ Geh- und Oberbürgermeister Uli Burchardt er- rt, die hielt spontan riesigen Beifall, als er von er in die „unserer Synagoge“ sprach. Er hoffe, weit mög- dass es ein „Haus der Begegnung und ie TBK des Respekts“ werde. Zugleich erinner- er, mit te er daran, dass die Stadt das Grund- In der Sigismundstraße 19 haben sich bis- Jüdische Häuser haben eine Mesusa, ein Der Schrein für die Thora-Rollen ist der be- gen Bau- stück seit 2003 auch in vielen Jahren her viele Juden zu Gebet und Gottesdienst Gefäß mit einem Segensspruch. Hier bringt deutsamste Ort der Synagoge. Hier bringen voller Rückschläge immer für einen versammelt. Gebaut wurden die Räume Rabbiner Avidgor Stern eine Mesusa am Gemeindemitglieder und Rabbiner die wert- Synagogen-Neubau freigehalten habe. einst vom Holocaust-Überlebenden Shimon Neubau an. Landesrabbiner Moshe Flomen- vollen Pergamentrollen an ihren Bestim- Damit schlug er den Bogen zum Verhal- Nissenbaum als Privatsynagoge. Herzstück mann erklärt: Viele sagen, in Halle habe die mungsort. Dafür ist der goldene Vorhang in n ten der Verwaltung nach dem Anschlag sind die Thora-Rollen, die hier gerade aus stabile Tür den Attentäter abgewehrt. Wir der mit Rosenholz vertäfelten Wand gerade auf die Synagoge von 1938, als das Rat- ihrem Schrein entnommen werden. glauben, es war die Mesusa. zur Seite geschoben. e haus der jüdischen Gemeinde noch die Graf-Platz, Abbruchkosten in Rechnung stellte. d direkt Abraham Lehrer, Vizepräsident des eine ex- Zentralrats der Juden in Deutschland, eutigen erklärte gestern, dass sich die jahrelan- äle. Dies gen Warnungen vor neuem Antisemi- Presse- tismus nun für jeden sichtbar bewahr- auarbeiten heitet hätten. Der Staat müsse „rechte, h bis Frei- islamistische und antidemokratische m Dezem- Netzwerke wirksam bekämpfen.“ Zu- nde Ar- gleich erwarte er gerade nach der Land- gsprojekt tagswahl in Thüringen von allen demo- er Bau- kratischen Parteien, sich nicht auf eine e Kanal Koalition mit der AfD einzulassen. Für cht neu ihn stehe fest: „Wir Juden werden dieses Land nicht verlassen, wir werden dem Hass und der Hetze nicht weichen. Gefeiert wird zugleich die Amtseinführung des neuen Gemeinde- Damit nicht vergeht, was viele gerne vergessen wollen: Das kunst- os Das lesen Sie zusätzlich online rabbiners Avraham Yitzhak Radbil. Landesrabbiner Moshe Flomen- volle Tuch haben Mitglieder der neu als Synagogengemeinde zu- mann (rechts) und Rami Suliman als Vorsitzender der Israelitischen sammengeführten jüdischen Gemeinschaft gespendet. Es erinnert n Fuß Wir haben den Freudenzug mit Religionsgemeinschaft Baden (zweiter von links) legen ihm ein an die Konstanzer Juden, die Opfer der Shoa wurden. 1942 wurden er Klinik den Thora-Rollen mit weiteren besonderes Tuch um. Gemeindevorsitzender Benjamin Nissenbaum die letzten von ihnen in den Tod deportiert. Viele Christen waren askuläre Bildern und Videos begleitet. ist dabei. Später wird Radbil eine beeindruckende Ansprache hal- beteiligt oder sahen schweigend zu, sagt die evangelische Pfarrerin hirurgie www.sk.de/10342664 ten, die den Bogen vom 1. Jahrhundert über 1938 bis 2019 spannt. Christine Holtzhausen in ihrer Ansprache vor großer Gemeinde. nz laden ember, von ademie e im Haus Die neue Synagoge isenstra- g ein. Das neue Gebetshaus der jüdischen Stephan Gemeinde steht in der Sigismundstra- 9.30 Uhr ße, 120 Meter von Standort der 1938 e Fuß- zerstörten Synagoge entfernt. Es be- usforde- steht aus einem Altbau, dem denkmal- ruppen“. geschützten früheren Gasthaus „An- en um ker“, und einem Neubau. Es gibt zwei urel-Vic- Säle für die eher liberale und die eher an-Ca- konservative Glaubenspraxis. Hinzu as offene kommen Räume im Gemeindezentrum. mal da- Geplant hat den Um- und Neubau das ie Vorträ- Architekturbüro Wilhelm und Hovenbit- n Laien zer in Lörrach. Architekt Fritz Wilhelm, ngen. Zwi- gebürtiger Konstanzer, sagte, die Ein- Hinter Ministerpräsident Kretschmann geht Der kleine Junge auf den Schultern des frü- Dass die Eröffnung einer Synagoge in Kon- weihung sei auch für ihn persönlich ein Rami Suliman. Als Vorsitzender der Israeliti- heren Konstanzer Rabbiners Avidgor Stern stanz ein Hochsicherheits-Ereignis werden besteht Venen- besonderes Ereignis. (rau) schen Religionsgemeinschaft Baden hat er hat von Beamten ein Abzeichen der Polizei könnte, hatten bis vor Kurzem viele Men- SÜDKURIER vom ssung von immer an das Synagogenprojekt geglaubt Baden-Württemberg erhalten. Er trägt es schen nicht einmal befürchtet. Nach dem 11. November cker und en Ärzten. Wie es in der neuen Synagoge aus- sieht: www.sk.de/10339539 – trotz internem Streit, trotz Problemen auf der Baustelle. Dafür, dass die Synagoge beim festlich-fröhlichen Umzug durch die Sigismundstraße mit gleichen Stolz wie die Anschlag von Halle ist es anders. Dutzende Beamte waren in und rund um die Synagoge 2019, Ausgabe auch sein Werk ist, bekommt er viel Beifall. Kippa auf seinem Kopf. im Einsatz. Zum Glück blieb alles ruhig. Konstanz 8 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
SYNAGOGENEINWEIHUNG KONSTANZ Eröffnung und Einweihung Synagoge Konstanz, November 2019 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 9
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SYNAGOGENEINWEIHUNG KONSTANZ FOTOS: DORO TREUT-AMAR 14 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN JUGENDREFERAT DER IRG BADEN JuJuba Tubischwat Wie es schon seit vielen Jahren Tradition ist, habt, und zwischendrin gab es ein lecke- Ein Kunstwerk, das zu schaffen in guter Zu- haben sich am Sonntag, den 9. Februar al- res gemeinsames Mittagessen. sammenarbeit nur wenige Stunden gedau- le Kinder und Jugendliche aus den Gemein- Für mich persönlich war das Highlight aber ein ert hat, wird jetzt viele Jahre die Pforzhei- den Badens zum Feiertag Tu Bischwat in riesiges, von den Heidelberger Jugendlichen mer Sukka schmücken und so manchen Be- Pforzheim getroffen. Um das jüdische Neu- organisiertes Projekt: wir wurden darum gebe- trachters Auge erfreuen! jahrsfest der Bäume zu feiern, gab es in ten, die Mauer im Hof mit einem dem Feiertag Nachdem der Seder für Tu Bischwat den Tag der dortigen Gemeinde für alle Altersgrup- angemessenen Motiv zu gestalten. So nahmen abgeschlossen hatte, waren sowohl neue Ge- pen verschiedenes Programm, mitunter die älteren Chanichim aus allen Städten eine sichter, als auch erfahrene JuJuBaner voller Spiele und Aufgaben, aber auch Proben für Dose Sprühfarbe in die Hand, setzten eine Mas- Trockenobst, Kuchen und spaßiger Erlebnisse. unseren Auftritt bei der Jewrovision. Über- ke auf und brachten im Graffiti-Style die Auf- Verfasst von Rina Golinets all wurde getanzt, gesungen und Spaß ge- schrift „JUJUBA“ und bunte Details an die Wand. aus Heidelberg Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 15
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN Gatteo 2019 Wie jedes Jahr haben sich Kinder und Ju- Präsentation über ihren jeweiligen Philoso- Wir waren so oft wie es nur ging am Strand gendliche aus Baden in den Pfingstferien phen gestalten wie sie wollen. Somit ka- um zu entspannen aber auch um mit Freun- in Gatteo a Mare getroffen, um zusammen men viele kreative und einfallsreiche Prä- den im Wasser Spaß zu haben. eine wunderschöne und unvergessliche Zeit sentationen zum vorschein. Auch der Shabbat ist einer meiner alljährli- zu verbringen. In dem Jahr sind wir in die Stadt Ravenna chen Highlights und die Hawdala war selbst- Immer wieder aufs Neue ist das JuJuBa Ma- gefahren, die Stadt der Mosaike. Neben der verständlich wunderschön wie jedes Jahr. Arm chane etwas ganz besonderes und ein ein- Freizeit, die wir bekommen haben, sind wir in Arm im Kreis zu stehen, singen und zusam- zigartiges Ereignis im Jahr. auch in unseren Kwutzot durch die Stadt men den Abend schön ausklingen lassen, Das Thema des JuJuBa Machanes 2019 war gelaufen und mussten einige Challenges aber auch gut in die nächste Woche starten. „Echad“ und hat uns in der ganzen Woche in der Stadt absolvieren und diese auf Vi- Ich kann nur sagen, dass ich mich sehr auf in Programmen begleitet. deo festhalten, was sehr viel Spaß gemacht das nächste JuJuBa Machane freue und ich In den einzelnen Kwutzot hat man was über hat und eines meiner persönlichen High- mir sicher bin, dass unsere Madrichim ein den jüdischen Philosophen gelernt, nach lights war. Natürlich waren wir auch in dem tolles Machane für uns planen werden. dem die Kwutzah auch benannt war. Freizeitpark Mirabilandia, wo wir uns in klei- Verfasst von Nicole Shustrov Demnach durfte jede Kwutzah eine kleine nen Grüppchen vergnügen durften. aus Rottweil 16 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN Zum ersten Mal „United as one on stage!“ In diesem Jahr gibt es erstmal einen gemeinsamen JuJuBa-Act auf der Jewrovision. Aus OrChadasch Mannheim feat. JuJuBa und Fanta4JuJuBa wird der Act JuJuBa. So kommt es hoffentlich zu keinen Verwechslungen und Verwirrungen mehr bei Jury und Ver- anstaltern. Wir folgen außerdem gerne den Empfehlungen des Zentralrats unsere Auftritte zu konzentrieren, um so die Show zu intensivieren (18 Auftritte fanden auch wir zu viel). Gleichzei- tig haben wir die Chance genutzt einen Generationswechsel im Act zu vollziehen. JuJuBa ist bereit für die Jewrovision 2020 in Berlin mit Startplatzierung #6! Studienfahrt 2019 Jedes Jahr im Herbst fahren Jugendliche aus ganz Baden auf eine Studienfahrt. Diesmal waren unsere Ziele Riga und Vilnius. Am 27. Oktober sind wir nach einem un- vergesslichen Flug in Vilnius angekommen, in einer Stadt voller jüdischen Geschichte und Gegenwart. Dort haben wir die Syna- goge und jüdische Museen besucht. In der Synagoge haben wir sogar die Möglichkeit bekommen, eine Tfillah zu machen. Die Stimmung war unglaublich! Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 17
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN Wir waren im Toleranzmuseum und im jü- zum Beispiel hat sie sich während des Krie- wir die jüdische Gemeinde in Riga besucht dischen Museum. Dort haben wir viel über ges den Partisanen angeschlossen. und uns anschließend mit einigen Jugendli- das Judentum in Litauen gelernt. An einem Außerdem haben wir einen schrecklichen chen dort getroffen und ein paar Stunden zu- anderen Tag haben wir aber noch mehr Ort besucht - Paneriai. Er liegt mitten im sammen verbracht. Das hat viel Spaß gemacht. gelernt. Und zwar hatten wir die einzigar- Wald an einer Bahnlinie neben Vilnius, wo Am 31. Oktober mussten wir leider zu- tige Möglichkeit, Fania Brancovskaja zu 1941-1945 an die 100000 Juden, Polen und rück. Wie immer war die Zeit in Vilnius treffen, ihr zuzuhören und ihr Fragen zu sowjetische Kriegsgefangene von Nazis und und Riga toll und ich freue mich auf die stellen. Sie hat uns erzählt, wie es den Ju- ihren litauischen Helfern ermordet wurden. diesjährige Studienfahrt. Egal, wo es den in Vilnius vor dem zweiten Weltkrieg In Riga haben wir die letzten Tage verbracht. 2020 hingeht, werden wir sehr viel Neu- ging, wie sie gelebt hatten und wie das Sie waren nicht weniger informativ und beein- es erfahren und dabei zusammen Spaß Leben sind während und nach dem Krieg druckend. Trotz Kälte und Schnee waren wir haben. verändert hat. Denn sie selbst hat sehr sehr viel draußen und haben uns die schöne Verfasst von Faina Krasnopolska viel in ihrem nicht leichten Leben erlebt, Stadt angeschaut. Am vorletzten Tag haben aus Mannheim 18 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 19
FAMILIENREFERAT GEMEINDE FAMILIENREFERAT Fotoimpressionen aus dem Familienreferat unter der Leitung von Herrn Elik Roitstein. Hohe Feiertage (Bedeutung und Tradition) in Baden-Baden am 15.09.2019 Schachmeisterschaft der IRG Baden in Pforzheim am 27.10.2019 20 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
FAMILIENREFERAT Das Treffen „50+...“ in Baden-Baden am 24.11.2019 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 21
FAMILIENREFERAT Bildungsaufenthalt für Senioren in Bad Kissingen vom 04.-18.12.19 22 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
FAMILIENREFERAT Festival „Baden sucht den Superstar“ in Freiburg am 19.01.2020 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 23
GURS 2019 GURS 2019 Gedenken in Gurs 2019: Die junge Generation steht im Fokus - „Jeder Mensch ist zu achten“ Der kalte Herbst hatte eine Pause einge- Bürgermeister Dr. Andreas Osner, Sozial- 91 Jahren starb, bat Bürgermeister Forca- legt, jedenfalls am Fuße der Pyrenäen. Am bürgermeister der Stadt Konstanz, die im de eine Schweigeminute einzulegen. Alle 27. und 28. Oktober 2019 besuchte eine Jahr 2019 die Sprecherfunktion für die Ar- Anwesenden schlossen sich diesem Wunsch Delegation der IRG Baden und der Arbeits- beitsgemeinschaft ausübte, stellte eben- an und ehrten die beiden Zeitzeugen, die gemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege falls die junge Generation in den Mittel- sich um die Bewahrung und Vermittlung des Deportiertenfriedhofs in Gurs zum jähr- punkt: „Geschichte ist irreversibel, Ver- des Wissens um die Deportationen und lichen Gedenken an die im Jahre 1940 nach gangenheit vergeht nicht, die Zukunft hat die Schicksale der Deportierten verdient Gurs deportierten Jüdinnen und Juden das immer schon begonnen. Die Auseinander- gemacht haben. Lagergelände und den Friedhof in Gurs. setzung mit dem nationalsozialistischen Die Delegationsleiterin der IRG Baden, Der Anreisetag - Sonntag, 27.10.2019 - stand Terror ist und bleibt ein präsenter Teil der Oberratsdelegierte und Vorsitzende der Is- ganz im Zeichen der Gedenkveranstaltung deutschen und europäischen, wie der Welt- raelitischen Gemeinde Freiburg Irina Katz und des Austauschs zwischen den französi- geschichte überhaupt und somit auch die verlas den beeindruckenden Brief der Frei- schen und deutschen Delegationen sowie der Frage, wie bis jetzt und insbesondere künf- burgerin Therese Loewy, die vor ihrem Delegationsmitglieder untereinander. Micha- tig damit umgegangen wird. [...] die ver- Freitod, mit dem sie der Deportation zu- el Forcade, der Bürgermeister von Gurs be- antwortungsvolle und wahre Beurteilung vor kam, an ihre Freundin schrieb: „Ich grüßte alle Teilnehmer und führte durch die des damaligen Verbrechens muss Quelle scheide ohne Verbitterung und klaglos, nur Gedenkveranstaltung. Er berichtete, dass die der Belehrung für die zukünftigen Gene- voller Trauer über die Schmach, die mei- Commune de Gurs alle Anstrengungen unter- rationen sein und diese sensibel machen nem Volk, dem Volk Gottes, angetan wur- nehme, am Rande des Lagergeländes ein Er- für alle Formen des Unrechts und des Zu- de, von meinem Volk, dem Volk der Deut- innerungs- und Bildungszentrum zu realisie- rückweichens in der Frage der Freiheit und schen, dem ich mich zugehörig fühle, das ren. Er wies mit Nachdruck darauf hin, dass der Demokratie.“ mir vertraut ist seit Kindheit an, dessen die Jugend auch dann, wenn Zeitzeugen nicht Im Gedenken an Oskar Althausen, den Sprache ich als Muttersprache spreche mehr selbst werden berichten können, die Zeitzeugen, dessen Geburtstag sich im und liebe. Auch wenn dieses Volk sich un- Möglichkeit haben muss, sich mit dem Ge- September 2019 zum hundertsten Mal ter das Kreuz, unter die Karikatur des Kreu- schehen auseinanderzusetzen und Erkennt- jährte, und Paul Niedermann, den Zeitzeu- zes, das Hakenkreuz gebeugt hat. Dieses nisse für das eigene Leben zu gewinnen. gen, der im Dezember 2018 im Alter von Zeichen scheint siegbringend zu sein. Und 24 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
GURS 2019 unser Volk ist vom Siegestaumel überwäl- tigt. Doch glauben Sie, verehrte Freundin, der Anfang vom Ende ist da. Er hat uns bereits eingeholt, ja überholt.“ Drei Schüler aus Konstanz berichteten - in deutscher und französischer Sprache - von Ihrer Reise nach Rivesaltes im Jahre 2017 mit Zeitzeugengesprächen und dem Aufsuchen historischer Orte. Es wurde spürbar, welchen tiefen Eindruck die di- rekte Auseinandersetzung mit den Ge- schehnissen auf die jungen Menschen ge- macht hat und zu welch emotionalem Er- kenntnisgewinn sie führt. situation sich das tägliche Leben abspiel- Menschen empfehle, antwortete er: „De- Kantor Moshe Hayoun aus Freiburg sang te. So berichtete er, dass Garn- und Stoff- mokratie unterstützen, Freiheit und Ge- die traditionellen Gebete unterstützt von reste abgegeben werden mussten. Auch rechtigkeit sind zu unterstützen, jeder den jüdischen Männern aus Frankreich und Kleidung, die das Mindestmaß des Unver- Mensch ist zu achten.“ Deutschland. zichtbaren überstieg, musste abgeliefert Im Anschluss berichtete Ernst Otto Bräun- Beim Ehrenwein im Gemeindezentrum von werden. Auf die Frage, ob der Vater dies- che von Stadtarchiv Karlsruhe über antise- Gurs war erneut der Wunsch Thema, sicher- bezüglich Schutz geben konnte, da nie- mitische Ausschreibungen in Karlsruhe ab zustellen dass der Schrecken des Lagers mand wissen konnte, wem in der Familie etwa 1920 anhand zahlreicher zeitgenös- nicht in Vergessenheit gerate und die Men- ein Kleidungsstück gehörte sagte er: „Ja, sischer Dokumente und über den Weg zur schenwürde Maßstab für die Gestaltung der ich konnte schon die Hosen meines Vaters Gründung der Arbeitsgemeinschaft zur Un- Zukunft bleibt. anziehen - aber die Röcke meiner Mutter, terhaltung und Pflege des Deportierten- Beim gemeinsamen Abendessen war es die konnte mein Vater nicht behalten.“ friedhofs in Gurs einmal mehr Moshe Hayoun, der mit fran- Hans Flor kam als 14-Jährige in der Rüs- Spontan berichtete Herr Wolf, Sohn eines zösischen, deutschen und jiddischen Lie- tungsindustrie unter und arbeitete dort als Kind nach Gurs deportierten Bruchsa- dern begeisterte. als Hilfsarbeiter in der Maschineneinrich- lers, über den schwierigen, familiären Um- Der zweite Tag der Delegationsreise be- tung. Dort hatte er mit Zwangsarbeiterin- gang nach dem Krieg mit der Deportation gann mit einem Zeitzeugenbericht von nen zu tun. Er berichtet, dass die Zwangs- - der Vater habe fast nie über seine Erleb- Hans Flor aus Gaiberg bei Heidelberg. Hans arbeiterinnen und er von der Firmenlei- nisse berichtet, die Zeit vielmehr verdrängt. Flor wurde als Sohn einer Jüdin und eines tung gut behandelt wurden. Unter den Er sei dann früh gestorben. Herr Wolf, der „Ariers“, wie er sagte, geboren. Er entging Zwangsarbeiterinnen befanden sich zwei in Frankreich lebt, erklärte, die französi- so mit seiner Mutter der Deportation und jüdische Polinen, die ihn mit ihrer Klugheit schen Juden müssten erst erfahren, was durfte beim Vater wohnen bleiben. Seine und der Vielzahl an Sprachen, die sie be- Deutschland für die Erinnerungskultur leis- Tante mütterlicherseits lebte in der glei- herrschten, beeindruckten und nach dem te, dies sei in Frankreich nicht bekannt. chen Situation. Die restlichen Mitglieder Krieg nach Amerika auswanderten. Er selbst Auf ein Mittagessen bei vielen Gesprä- der mütterlichen Familie wurden jedoch wurde mit seiner Mutter im Februar 1945 chen folgte ein Lagerbesuch, bei dem die nach Gurs deportiert und 1942 in Ausch- nach Theresienstadt gebracht und entging Teilnehmer selbständig Eindrücke sam- witz ermordet. nur durch das Kriegsende dem Tod. Zu Fuß melten und austauschten. Anschließend Herr Flor hatte eine Liste der Vorschriften wanderte Hans Flor mit seiner Mutter zu- flog die Delegation mit vielen nachden- vorbereitet, die die Verbote aufführte, die rück nach Heidelberg. kenswerten Eindrücken im Gepäck nach Juden zu beachten hatten. Die Vielzahl der Der Zeitzeuge beantwortete im Anschluss Baden-Baden zurück. Verbote, die jeden Bereich des Alltags be- an seinen Bericht einzelne Fragen aus dem Thorsten Orgonas trafen, führte vor Augen, in welcher Druck- Publikum. Auf die Frage, was er jungen Hauptgeschäftsführer Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 25
GEMEINDEBERICHTE Baden-Baden GEMEINDE BADEN-BADEN Europäischer Tag der Jüdischen Kultur in Baden-Baden Wir haben uns über die Teilnahme am dies- jährigen Europäischen Tag der Jüdischen Kultur am 01.09.2019 gefreut. Für alle Gäste und Gemeindemitglieder ha- ben wir ein Konzert, zusammen mit dem Chor und der Tanzgruppe unserer Gemein- de, organisiert. Dazu hat Rabbiner Surovt- sev die Stadtführung „Jüdisches Baden-Ba- den“ durchgeführt. Mitzva Day 2019 An diesem Tag wurden in unserer Gemein- de drei Veranstaltungen durchgeführt: 1. Challa-Backen und Bikur Cholim. Wir ha- ben mehr als 120 Challot gebacken, die un- sere Bikur Cholim Gruppe verteilt hat. Mehr als 80 Gemeindemitglieder wurden besucht. 2. Programm im JUZE – die Kinder haben über Mitzvot gelernt, Kekse von „Ales Bejs“ gebacken und haben am Bikur Cholim teil- genommen. 3. Lilia Galper hat in der Gemeinde einen Vortrag über Notfallausweis gehalten. 26 Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
Baden-Baden GEMEINDEBERICHTE Chanukka Es war ein unglaubliches Chanukka-Fest! Wir veranstalteten eine wunderbare Cha- Zum ersten Mal hat das öffentliche Anzün- nukka-Party in Balg mit einem Kinderpro- den der Chanukka-Leuchter in allen drei gramm! Und natürlich gab es viel Licht, Städten, Baden-Baden, Rastatt und Bühl, Freude und Sufganiot! stattgefunden. Bikur Cholim: Challabacken-Aktion Gemeinsam haben wir in einer angeneh- men Atmosphäre Challot für Senioren gebacken. Gute Taten machen dunkle Tage hell. Jeden Tag eine gute Tat. Wer sich daran hält, bringt Freude in die Welt und verändert auch das eigene Leben ins Positive. Kleine Begegnungen können große Wirkung entfalten. Oft sind es nur kleine Gesten, die große Wirkung entfalten und bei allen Beteiligten nachhaltig in Erinnerung bleiben. Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens 27
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