Gute Wahl Alles auf Los! - KOMMUNALPOLITIK 3/2014 - GAR NRW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Grüne/Alternative in den Räten NRW e.V. · Jahrgang 20 · Heft 3 · Juli–September · ISSN 1616-4806 KOMMUNALPOLITIK 3/2014 Alles auf Los! Gute Wahl
KOMMUNALPOLITIK 3/2012 EDITORIAL INHALT Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kommunalos, Gar aktuell die Wahl ist vorüber, das Ergebnis ist gut, die Weichen werden gestellt. Grüne im Städte- und Gemeindebund NRW ............................3 Nun geht es richtig los. Daher möchten wir hier Eure nächsten Schritte GAR NRW Kommunale Politik im solidarischen Netzwerk .......4 als frisch gekürte Mandatsträgerin oder frisch gekürter Mandatsträger Politische Erfolge durch nachhaltige Entwicklung ...................6 begleiten. Agenda 21: Mandat Nachhaltigkeit ..........................................7 Obwohl die Ergebnisse der Kommunalwahl seit immerhin drei Monaten Forum feststehen, sind die Verhandlungen über mögliche Bündnisse derzeit Willst du mit mir gehn? .........................................................10 noch nicht in allen Kommunen „rund“ und abgeschlossen. Die Beset- Starker Resonanzboden für GRÜNE Ideen .............................12 zung der Ausschüsse und die Nominierung der sachkundigen BürgerIn- Auf den Menschen kommt es an ...........................................15 nen sind die nächsten Stationen, während sich manche Fraktion mit der Grüne in den Räten von NRW ................................................17 Rollenaufteilung im neuen Team oder bereits mit konzeptionellen Fragen Lothar Mittag: Rede zur konstituierenden Ratssitzung ...........20 auseinandersetzt. Lohmar in schwarz-grüner großer Koalition ..........................22 Vor allem die Neuen unter Euch werden sich bei der Flut von Vorlagen, Bonn: Lokale Zugewinne und offene Verhandlungen .............23 Informationen, Gesichtern und Geschichten vielleicht auch fragen: „Wo Grünen erstmalig im Rathaus Verl .........................................24 bin ich? Welche Rolle kann und will ich einnehmen? Welche Ziele setze ich mir?“ thema In dieser Ausgabe haben wir daher einige Statements versammelt, die Wenn der Wald flachliegt ......................................................26 den Fokus drauf setzen, wie der Übergang zwischen Wahlerfolg und service/info Einstieg ins kommunale Mandat gelingen kann. Und wir haben die neu- Die wichtigsten Regeln im Rat ...............................................28 en Ratsfraktionen um ihre Fotos gebeten. Das Ergebnis zeigt: die grü- Landeswettbewerb Radschnellwege ......................................29 nen Akteure in den kommunalen Räten von NRW setzen alles auf Los. Das Team der GAR wünscht Euch in diesem Sinne einen guten Auftakt rezension und anregende Lektüre. Kommunalverfassungsrecht in NRW .....................................30 Zur Nachahmung empfohlen .................................................30 Dunja Briese GARnet - Redaktion - Einzelhandel in der Krise .......................................................31 Impressum Forum Kommunalpolitik erscheint viermal im Jahr und wird an die Mitglieder der GAR Layout: Birgit Beckmann-Engelmann NRW kostenlos abgegeben. Der Abonnentenpreis für Nicht-Mitglieder beträgt 18,40 Fotos: Wir bedanken uns bei allen Fraktionen, die € inklusive Versandkosten. Der Einzelpreis beträgt 5 €. Namentlich gekennzeichnete uns ihre Fotos zur Veröffentlichung gegeben Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der GAR NRW wieder. Die Redaktion behält haben. sich vor, Beiträge in gekürzter Form abzudrucken. Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe gestattet. Anzeigen: Dunja Briese Herausgeber: GAR NRW, Grüne/Alternative in den Räten NRW Druck: TIAMATdruck GmbH, Düsseldorf Oststr. 41-43 · 40211 Düsseldorf ISSN: 1616-4806 0211–38476–0 info@gar-nrw.de www.gar-nrw.de Redaktion, V.i.S.d.P: Dunja Briese 0211–38476–16 Thema der nächsten Ausgabe: briese@gar-nrw.de Der kommunale Haushalt Redaktionelle Mitarbeit: Volker Wilke Redaktionsschluss: 01.11.2014 2 FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014
Grüne im Städte- und Gemeindebund NRW Mitstreiter*innen gesucht Aus der Kommunalwahl am 25.5.2014 sind BÜND- Ausschuss für Schule, Kultur und Sport NIS 90/DIE GRÜNEN im kreisangehörigen Raum Jugend-, Sozial- und Gesundheitsausschuss erneut gestärkt hervorgegangen. Dort konnten wir Gleichstellungsausschuss die Gesamtzahl der Mandate von 1129 (2009) auf Ausschuss für Städtebau, Bauwesen und nunmehr 1223 steigern. Landesplanung Kommunalpolitik wird auch von der Arbeit der Ausschuss für Strukturpolitik und Verkehr kommunalen Spitzenverbände stark beeinflusst. Ausschuss für Finanzen und Kommunal- Neben dem Landkreistag und dem Städtetag ver- wirtschaft tritt der Städte- und Gemeindebund NRW (STGB Umweltausschuss NRW) die Interessen der kreisangehörigen Städte Oliver Held und Gemeinden und damit etwa 9,3 Millionen Gruppensprecher Grüne Gruppe im STGB NRW Menschen in NRW. Mehr als 360 Kommunen sind Mitglied im STGB NRW. +++ EINLADUNG +++ Die Gremien des Verbands werden am 19./ Wir laden alle Ratsmitglieder und Wahlbeamte aus den STGB-Mitglieds- 20.11.2014 auf dem Gemeindekongress von den kommunen herzlich zu einer Gruppenbesprechung ein, bei der wir über Delegierten der Mitgliedskommunen gewählt. die Besetzung der Verbandsgremien entscheiden wollen. In die Verbandsgremien können neben Ratsmit- gliedern auch kommunale Wahlbeamte entsandt 8.11.2014, 11:00 Uhr werden. Ähnlich wie die Arbeit der Ratsfraktionen Geschäftsstelle des Städte- und Gemeindebundes wird auch die politische Arbeit im Verband von Kaiserswerther Str. 199–201, 40474 Düsseldorf politischen Gruppen organisiert. Unsere Gruppe Gemäß unserer Satzung haben die kommunalen Vertreter aus einer Stadt trifft sich regelmäßig an verschiedenen Tagungs- bei dieser Sitzung eine Stimme. Grüne Kommunalos, die bei uns mitar- orten in NRW und befasst sich dabei intensiv mit beiten möchten, bitten wir um eine kurze schriftliche Bewerbung, aus der kommunalpolitisch relevanten Themen. Neben hervorgeht, für welches Gremium die Bewerbung gilt. vielen Ratsmitgliedern und Beigeordneten aus BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im STGB NRW ganz NRW sind selbstverständlich „unsere“ Bür- Oliver Held, Freiherr-vom-Stein-Str. 15, 58762 Altena germeister Lothar Mittag (Rhede) und Wolfgang Für Fragen stehe ich zur Verfügung unter: held.oliver@t-online.de Pieper (Telgte) in unserer Gruppe aktiv. 02352-1300 www.kommunen-in-nrw.de DIE GREMIEN Das Kommunalwahlergebnis entscheidet darüber, mit wie vielen Mitgliedern die einzelnen politischen Gruppen in den Verbandsgremien präsent sind. Wir werden unsere derzeitige Stärke in der kom- menden Wahlperiode voraussichtlich beibehalten. Das heißt, dass in den einzelnen Fachausschüs- sen jeweils zwei grüne Mitglieder und zwei per- sönliche Stellvertreter benannt werden können. Im Präsidium haben wir derzeit drei Vertreter, die von unserer Landtagsabgeordneten Gudrun Zentis, MdL, unterstützt werden. Im Hauptausschuss, der z. B. über den Verbandshaushalt beschließt, stel- Die derzeitige Grüne Gruppe im STGB NRW bei der Besprechung am 16.8.2014 in Altena. len wir 13 Mitglieder. Folgende Fachausschüsse Hier stand das Thema „Stadtentwicklung im Stärkungspakt“ im Mittelpunkt. Von links nach rechts: Stefan Kemper, Kämmerer der Stadt Altena; Robin Wagener, Referent sind derzeit gebildet: STGB NRW; Britta Altenhein, RM Sprockhövel; Christel Honold-Ziegahn, RM Erkelenz; Manfred Krüger, RM Neuenkirchen; Barbara Daum, RM Lichtenau; Mechthilde Banach, RM Dorsten; Rechts-, Verfassungs-, Personal und Organi- Beate Schirrmeister Heinen, RM Erkelenz; Raphaela Blümer, RM Drensteinfurt; Oliver Held, sationsausschuss RM Altena; Volker Wilke, GF GAR NRW; Markus Schnapka, Beigeordneter Bornheim FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 3
Kommunalpolitische Vereinigungen Kommunale Politik im solidarischen Netzwerk Das Team der Grünen/Alternativen in den Räten auftrags. Unsere Aufgabe ist die „Heranbildung GAR NRW, möchte euch ganz herzlich zu eurem und Weiterbildung von Bürgern für die Tätigkeit in Wahlergebnis vor Ort gratulieren. Wir freuen uns der kommunalen Selbstverwaltung“. Dafür erhal- mit euch darüber. Und wir freuen uns auf die mög- ten alle kommunalpolitischen Vereinigungen, die lichst rege und anregende Zusammenarbeit mit Parteien nahestehen, öffentliche Mittel, die sich euch in dieser neuen Wahlperiode. in der Höhe an den erzielten Wahlergebnissen orientieren. Weitere Finanzierungsanteile ergeben KOMMUNALPOLITISCHE VEREINIGUNGEN sich über Mitgliedsbeiträge und zum geringeren Zunächst möchten wir euch einige Informationen Teil durch eigene Einnahmen. zur grundsätzlichen Aufgabe kommunalpolitischer Die Grüne Alternative in den Räten GAR NRW ist Vereinigungen, gleich welcher Couleur, mit auf den die politisch grün-nahe Kommunalpolitische Ver- Weg geben. Kommunalpolitische Vereinigungen einigung. Bei der SPD ist es die Sozialdemokra- realisieren Weiterbildungsangebote für kommunale tische Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK), Mandatsträger als Teil eines staatlichen Bildungs- bei der CDU die Kommunalpolitische Vereinigung (KPV), bei der FDP die Vereinigung Liberaler Kom- munalpolitiker (VLK), bei den Piraten die Piraten Wer sich bei bestimmten Fragen für Kommunalpolitisches Engagement (PIKO) und bei den Linken das Kommunalpolitische Forum nicht entscheidet, (KoPoFo). Für alle Kommunalpolitischen Vereinigungen gilt, wird bei bestimmten Entscheidungen dass ihr Engagement zwar auf die Mandatsträge- rInnen der Parteien zugeschnitten ist, sich aber nicht gefragt. nicht darauf beschränkt, sondern grundsätzlich für alle kommunalpolitisch interessierten Men- schen offen ist. Die kommunalpolitischen Vereinigungen nehmen +++ GAR NRW ZENTRALE SEMINARE +++ eine zentrale Rolle zur Qualifizierung für die eh- Energiewende in der Kommune. renamtliche Kommunalpolitik wahr. Gemeinsame Welche Herausforderungen stellen sich? politische Aufgabe ist die Förderung des kommu- nalen politischen Engagements im Rahmen der 13. Dezember 2014 10:00 - 16:00 Uhr/ CVJM Düsseldorf kommunalen Selbstverwaltung und die Förderung Referent: Oliver Krischer ist Bundestagsabgeordneter für B90/Die von politischer Beteiligung und Partizipation in Grünen und politischer Koordinator Arbeitskreis Umwelt, Energie, Land- den Städten und Gemeinden. In diesem Sinne wirtschaft, Verkehr sowie stellvertretender Fraktionsvorsitzender. sind kommunalpolitischen Vereinigungen Teil einer Die Energiewende findet in den Kommunen statt, aber viele stehen noch kommunalen Solidargemeinschaft. am Anfang. Energiemanagement im kommunalen Gebäudebestand, klimagerechter Städtebau etc. sind noch lange keine Normalität. Im DIE GAR NRW Seminar sollen zunächst Rahmenbedingungen besprochen und Hand- Die GAR NRW realisiert ein breit ausgefächertes lungsansätze aufgezeigt werden. Fragen, wie „Wo fangen wir an? Weiterbildungsangebot. Dazu gehören publi- Welche Schwerpunkte kann oder sollte man setzen?“ werden thema- zistische Angebote, Seminare, Schulungen und tisiert. Außerdem wollen wir die verschiedenen Bereiche, in denen die Tagungen, sowie die Fachberatung im Einzelge- Energiewende ein Thema sein sollte, wie z.B. Immobilien, Städtebau, spräch mit folgenden Schwerpunkten: Energieversorgung und Verkehr, ansprechen. Seminare, Veranstaltungen und Tagungen qua- Für Ratsfrauen und -männer, Sachkundige Bürger*innen sowie Interes- lifizieren für die Arbeit in Rat und Ausschuss. Ein sierte. Schwerpunkt sind unsere zentralen Seminare. Anmeldung: www.gar-nrw.de Hier profitieren die TeilnehmerInnen vom praxi- 4 FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 G A R ak t u e l l
sorientierten know-how der ReferentInnen und ausgestaltet sind, hat die GAR eine gestaffelte Bei- von den Erfahrungen der Teilnehmer*Innen aus tragstabelle, die von den Delegierten der grünen unterschiedlichen Kommunen. Wir konzipieren Fraktionen mit solidarischer Zielsetzung vereinbart und vermitteln Inhouse-Seminare, bei denen wurde. Die Beitragssätze der kleinen Fraktionen die Teilnehmer*Innen von den Referent*Innen sind deutlich niedriger als die der Großstädte. vor Ort im Team geschult werden. Unsere Alle Informationen gibt es auch auf unserer Modellprojekte liefern Bausteine für die Kom- Homepage: munalpolitik der Zukunft. Ein Baukastensystem www.gar-nrw.de. ermöglicht die systematische Auswahl „mit Wir freuen uns auf euren Zuspruch und eure Teil- Plan“. nahme an unseren umfangreichen Angeboten. Die Mitgliederzeitschrift Forum Kommunalpoli- Stellt eure Fragen. tik setzt den inhaltlichen Schwerpunkt auf die Nehmt unsere Angebote in Anspruch. Reflektion kommunalpolitischer Entscheidun- Wir wünschen uns, dass ihr uns weiterempfehlt, gen. Dazu thematisieren wir die Wirkungsme- an die Mitglieder von morgen. chanismen kommunalpolitischer Handlungen Das Team der GAR und aktuelle kommunalpolitische Sachthemen Dunja Briese, Gönül Eglence, Heike Kas, Volker Wilke über den Tellerrand der Einzelkommunen in Der Vorstand der GAR NRW hinaus. Wir verknüpfen Stadt und Land Annette Lostermann-DeNil, Günter Karen-Jungen und stellen grüne Personen und Persönlichkei- (geschäftsführend) ten mit ihrem Wirken vor. Angela Hebeler, Anne Peters, Wilhelm Windhuis Forum Kommunalpolitik erscheint viermal im Jahr mit einer Auflage von derzeit 1 500 Exemplaren. Die Printausgabe wird an alle Mitgliedsfraktionen verschickt, jedes Mitglied erhält ein Exemplar. Nichtmitglieder können Ich brauche Informationen Abonnent werden. eine Meinung bilde ich mir selbst. In unserer Fachberatung zu allen zentralen Charles Dickens (1812 – 1870) Bereichen der kommunalen Selbstverwaltung vernetzen wir das Wissen unterschiedlicher FachpolitikerInnen. Insbesondere für Fraktio- nen im ländlichen Raum, die über keine eigene Geschäftsstelle verfügen, wird eine große An- zahl von Einzelberatungen realisiert. Wir sind +++ FORUM KOMMUNALPOLITIK & GAR NRW STARTERPAKET RATSMANDAT +++ also in den Regionen, in denen die Grünen derzeit Zuwächse verzeichnen, mit einem Be- Zum Auftakt der neuen Ratsperiode bietet GAR NRW kommunalpoliti- ratungsschwerpunkt engagiert. sches Grundlagenwissen für die neuen Fraktionen, die „Basics I-III“ von Darüber sind wir ein kommunal ausge- Forum Kommunalpolitik. Die drei Print-Ausgaben der Basics „Starter- richteter Netzwerkknoten im Informati- paket Ratsmandat“ können leider nicht mehr als Paket bestellt werden. onsgeflecht von kommunalen Fraktio- Die Ausgabe Basics II „Die Fraktion“ ist leider AUSVERKAUFT. Etwa 300 nen, Landtagsfraktion und kommunalen Exemplare der Basics wurden bei uns bestellt. Diese große Resonanz Spitzenverbänden (NWStGB, Städtetag NW). erfreut uns. Die Ausgaben sind auch auf unserer Homepage eingestellt In dieser Funktion machen wir Lobbyarbeit für und stehen dort zum Download bereit. die Kommunen und erarbeiten Gestaltungs- Hier könnt ihr auch gut stöbern, um euch in den Ausgaben wie „Euro- vorschläge für Reformschritte im Rahmen der pa Kommunal 4/2013, Energieeffiziente Kommune 2/2013 oder 1/2013 kommunalen Selbstverwaltung. SocialMedia@Kommunalpolitik“ mit inhaltlichen Fragestellungen vertraut zu machen. UNSERE MITGLIEDER Diese Print-Ausgaben können auch zum Einzelpreis von fünf Euro be- Derzeit sind rund 270 Fraktionen Mitglied der GAR zogen werden. Drei Bestellungen eurer Wahl bieten wir auch zum Preis NRW. Unser Ziel ist es, das möglichst alle grünen des Starterpaketes für insgesamt 10 Euro an (zzgl. 2,40 Euro Versand- Fraktionen Teil dieses Netzwerks sind und Mitglied kosten). in der Solidargemeinschaft der grünen kommunal- politischen Vereinigung werden. info@gar-nrw.de www.gar-nrw.de. Da die Fraktionszuwendungen unterschiedlich G A R aktuell FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 5
Politische Erfolge durch nachhaltige Entwicklung MANDAT Nachhaltigkeit Samstag, den 29.11.2014, 10:30 – 15:00 Uhr Veranstaltungsort: Christlicher Verein junger Menschen Düsseldorf e.V. (CVJM) Graf-Adolf-Str. 102, 40210 Düsseldorf 10:30 – 10:45 Begrüßung Günter Karen-Jungen, Vorstand GAR NRW, Bürgermeister Düsseldorf Dr. Klaus Reuter, Geschäftsführer der LAG 21 NRW 10:45 – 11:15 Eine Nachhaltigkeitsstrategie für NRW Peter Knitsch, Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Die Landesregierung hat die Nachhaltigkeit zu einem Leitprinzip erklärt. Insbesondere Kommunen und Kreise sind die Partner für die Umsetzung. Das MKULNV wird den aktuellen Entwicklungsstand und die nächsten Schritte vorstellen. 11:15 – 11:45 Kommunale Nachhaltigkeitsmanagementsysteme Dr. Klaus Reuter, LAG 21 NRW Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG 21 NRW) berät und begleitet Kommunen und Kreise bei der Entwicklung integrierter und sektoraler Nachhaltigkeitsstrategien. Ausgangspunkt sind die zen- tralen Problemlagen und Herausforderungen der Gebietskörperschaften. Das Referat erläutert die Vorteile einer integrierten Herangehensweise anhand praktischer Beispiele. 11:45 – 12:15 Mittagessen 12:15 – 13:15 Arbeitsgruppe 1 Arbeitsgruppe 2 Simone Raskob Wolfgang Pieper Beigeordnete für Umwelt und Bauen Bürgermeister der Stadt Essen der Stadt Telgte European Green Capital Award und Das integrierte Klimaschutzkonzept das Engagement der Stadt Essen der Stadt Telgte Moderation: Dr. Klaus Reuter Moderation: Marie Halbach LAG 21 NRW LAG 21 NRW 13:15 – 13:30 Kaffeepause 13:30 – 15:00 Podium: Die NRW-Nachhaltigkeitsstrategie aus kommunaler Sicht Herr Marc-Oliver Pahl, Referatsleiter des Referats Nachhaltigkeitsstrategien, MKULNV Dr. Klaus Reuter, LAG 21 NRW N.N., kommunale VertreterInnen aus den Arbeitsgruppen Moderation: Hella Sinnhuber, crossmedia caddy 15:00 Ende ANMELDUNG: WWW.GAR-NRW.DE INFO@GAR-NRW.DE Veranstalter: LAG 21 NRW in Kooperation mit der GAR NRW e.V.
LAG 21 NRW Politische Erfolge durch nachhaltige Entwicklung Die Landesregierung hat die Nachhaltigkeit zu ei- politische Lösungsstrategien für diese oftmals nem Leitprinzip erklärt. Am 12.11.2013 wurden die komplexen Sachzusammenhänge zu erarbeiten Eckpunkte einer Nachhaltigkeitsstrategie für NRW und systematisch umzusetzen. Dabei ist entschei- mit einem Kabinettsbeschluss festgelegt. Seit Be- dend, die vorwiegend sektoralen Lösungsansätze ginn dieses Jahres arbeitet eine interministerielle zunehmend in integrierte Strategien zu überfüh- Arbeitsgruppe unter Beteiligung aller Ressorts an ren. der Entwicklung. Im Juni dieses Jahres wurde ein Ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Erstellung von erstes Strategiepapier von der Staatssekretärs- Nachhaltigkeitsstrategien ist dabei die verbindli- konferenz verabschiedet, dessen Inhalte nun die che Beteiligung von Politik, Verwaltung und zivil- Grundlage für eine Beratung mit der Zivilgesell- gesellschaftlichen Stakeholdern bei der Erstellung schaft und den Kommunen und Kreisen bilden. eines Handlungsprogramms, das klar die Ziele, Insbesondere die Kommunen und Kreise sind für Maßnahmen und Ressourcen benennt, die für das Land der wesentliche Akteur zur Umsetzung den kommunalen Transformationsprozess benö- der NRW Nachhaltigkeitsstrategie. So hat sich die tigt werden. Dabei erfolgt die Erarbeitung des Landesregierung bereits im aktuellen Koalitions- Handlungsprogramms auf der Grundlage einer vertrag zum Ziel gesetzt, „die vielen lokalen Agen- qualifizierten Analyse zahlreicher kommunaler und da-Prozesse neu zu beleben“. Einer der zentralen landesweiter Daten, um Schwerpunktthemen und Partner bei der Aufstellung der Landesnachhal- erste Handlungsansätze definieren zu können. tigkeitsstrategie ist an der Schnittstelle zwischen Auf der Grundlage dieses stark partizipativen An- Kommunen und Land die Landesarbeitsgemein- satzes konnte etwa im Rahmen einer BMBF-Förde- schaft Agenda 21 NRW e. V. (LAG 21 NRW) rung gemeinsam mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung die bundesweit erste SCHNITTSTELLE FÜR KOMMUNALES ENGAGEMENT regionale Nachhaltigkeitsstrategie für den Kreis Die LAG 21 NRW ist 2001 von zahlreichen Kom- Unna erarbeitet werden. munen und Kreisen, Verbänden und Institutionen, Der beschriebene Managementansatz bildet zu- Kirchen und Gewerkschaften als Kompetenz- dem die Grundlage für das Projekt „50 kommunale netzwerk zur Professionalisierung lokaler Nach- Klimapartnerschaften bis 2015“, das die LAG 21 haltigkeitsprozesse gegründet worden. Die LAG NRW gemeinsam mit der Servicestelle Kommunen 21 NRW versteht sich dabei als landesweite Ak- in der Einen Welt aktuell durchführt. Zielsetzung tionsplattform und Bindeglied zwischen Akteuren dieses Projekts ist es, dass deutsche Städte ge- der zivilgesellschaftlichen Agenda-21-Prozesse, meinsam mit Partnern im Süden (Afrika, Latein- der Politik, Verwaltung und Wissenschaft. In ihrem amerika) Handlungsprogramme für Klimaschutz Handeln fühlt sich die LAG 21 NRW den Beschlüs- und Klimaanpassung erarbeiten und nachfolgend sen der Konferenz für Umwelt und Entwicklung umsetzen. Aus NRW nehmen an diesem Projekt 1992 in Rio verpflichtet. die Städte Bonn, Hagen, Bielefeld, Wuppertal, Mit diesem Selbstverständnis berät und begleitet Köln, Dortmund, Solingen, Rhein-Kreis Neuss und die LAG 21 NRW Kommunen und Kreise bei der der Rhein-Sieg-Kreis teil. Entwicklung integrierter und sektoraler Nachhal- tigkeitsstrategien. Ausgangspunkt sind dabei die MANDAT NACHHALTIGKEIT aktuellen zentralen Problemlagen und zukünftigen Über das Format „Mandat Nachhaltigkeit“ und eine Herausforderungen der Gebietskörperschaften Zusammenarbeit mit den kommunalpolitischen – wie demografischer Wandel, steigende Sozial- Vereinigungen der im Landtag vertretenen Partei- ausgaben, hoher Energieverbrauch, zunehmende en, wird die lokalpolitische Entscheidungsebene Versiegelung von Flächen, Verödung der Stadt- in den Informations- und Dialogprozess eingebun- kerne, hohe Verkehrs- und Lärmbelastung, etc.). den. Dr. Klaus Reuter Geschäftsführer LAG 21 NRW Kommunale Nachhaltigkeitsstrategien helfen, G A R aktuell FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 7
Gute Wahl. Alles auf Los! Schon am Wahlabend war klar: Sowohl bei den grünen Boden ebnen. Lothar Mittag, „unser“ Kommunalwahlen als auch bei Europawahlen dienstältester, hauptamtlicher Bürgermeister sind Grüne erneut und mit Abstand die dritt- in NRW, erläutert im Interview, mit welchem stärkste Partei in NRW. Grüne sind auf allen Verständnis er im Amt agiert. Bei der konstitu- Ebenen fest verwurzelt – auch und insbeson- ierenden Ratssitzung thematisiert Lothar Mittag dere in den Städten und Gemeinden. Dieses die neue Rolle mit Mandat als Verantwortung mit Ergebnis ist eine Bestätigung für hervorragende dem Blick auf „das Ganze“ im Rat. Die erfolg- Arbeit, aber auch ein Auftrag für die nächsten reiche Bürgermeisterkandidatin Claudia Wieja sechs Jahre. Jetzt geht es darum, grüne Inhalte beschreibt wieso in Lohmar eine schwarz-grüne mit Sachverstand und zum Wohle der Gemein- GroKo nun die Mehrheit stellt. Brigitte Poppe de, in den kommunalen Gremien zu platzieren. thematisiert wie Grünen in Bonn mit einem Die Grünen in den Räten von NRW möchten Spitzen-Ergebnis von 18,6 Prozent um Bündnis- gestalten. partner und inhaltliche Schnittmengen ringen. Dr. David H. Gehne reflektiert, welche grund- Egbert Daum und Johannes Wilke haben sich sätzlichen Trends für kommunale Gestaltungs- in Verl mit der absoluten Mehrheit der CDU und modelle sich nach der Kommunalwahl in den mit Wikipedia angelegt. Dort hat die Partei, die Städten und Gemeinden von NRW abzeichnen. erst am 15. Februar 2014 einen Ortsverband ge- Mona Neubaur beschreibt, welche „Positionen“ gründet hat, aus dem Stand eine neue Stimme Grüne dort einnehmen und welche Ideen, den von vierzehnkommasiebenvierprozent. f o r um FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 9
Dr. David H. Gehne Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) Kommunalwahl 2014 ade Willst du mit mir gehn? Die Ergebnisse der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 machen die Mehrheitsfindung in den NRW Kommunalparlamenten nicht einfacher. Damit setzt sich ein Trend fort, der mit der Abschaffung der Sperrklausel 1999 seinen Ursprung hatte. Die Anzahl der in den Räten und Kreistagen vertretenen Einzelvertreter, Gruppierungen und Fraktionen ist weiter gestiegen. Die Anzahl rechnerisch möglicher Bündnisoptionen wird zunehmend durch das kommunal noch neue Modell „Große Koalition“ (GroKo) erweitert. Vielerorts sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen, denn wenn verbindliche Vereinbarungen in unübersichtlichen Verhältnissen hergestellt werden sollen, steigt der Moderations- aufwand. Welche Trends für kommunale Kooperationen zeichnen sich da ab? ZERSPLITTERUNG STEIGT In nur sechs von 54 Kreisen und kreisfrei- comern nicht auch schwer einschätzbare Legt man die Mandatsverteilung in den en Städten ist die Anzahl der Gruppie- Akteure wären, die ihre Rolle erst einmal kreisfreien Städten und Kreisen zugrun- rungen und Fraktionen im Vergleich zu finden müssen. Nicht zuletzt sind be- de, ist die durchschnittliche Anzahl der 2014 gleich geblieben, allein der Rhei- kannte, aber auch neue Gruppierungen in Räten und Kreistagen vertretenen nisch-Bergische Kreis verzeichnet zwei der rechten Szene in die Räte und Kreis- Fraktionen und Gruppen von 7,2 im Jahr Gruppen weniger im Kreistag. In allen tage eingezogen. 2009 auf 8,7 im Jahr 2014 angestiegen. 46 weiteren Kommunen hat sich die Zahl In der Regel geht die Zunahme an Man- Die meisten Gruppierungen sind in den der im Rat vertretenen Gruppierungen daten bei neuen Gruppen auf Kosten der- Großstädten vertreten. Bochum und vergrößert. Die Zersplitterung steigt also jenigen, die bereits im Rat oder Kreistag Duisburg liegen mit je 13 Gruppierun- auch 2014 weiter an. sind, Wobei sich hier kein einheitlicher gen an der Spitze (vgl. Tabelle 1). In Trend zulasten der Grünen abzeichnet. allen Kreisen und kreisfreien Städten NEUE GRUPPEN sind insgesamt gut ein Fünftel aller in den Gerade in den Großstädten sind 2014 ALTE VERTRAUTE Vertretungskörperschaften vertretenen wieder zahlreiche neue Parteien und Trotz zunehmender Zersplitterung gibt Gruppen Einzelpersonen (106 von 470), Wählergruppen angetreten – eine Dyna- es durchaus einige Kommunen mit ab- von denen sich viele derzeit zu Gruppen mik, die als Merkmal einer lebendigen soluten Mehrheiten, wo sich die Mehr- zusammenschließen oder sich Fraktionen kommunalen Demokratie gewertet wer- heitsfindung allein dadurch erübrigt, anschließen. den kann, wenn unter den aktuellen New- dass der Platzhirsch ungestört röhrt. In den eher am Rand der Ballungsgebiete Tabelle 1: Anzahl der Fraktionen/Gruppen in Räten und Kreistagen 2014 liegenden Kreisen (Hochsauerlandkreis, Paderborn, Höxter, Borken, Olpe, Heins- berg) hat die CDU weiterhin die abso- Anzahl Fraktionen/ lute Mehrheit in den Kreistagen. Auch Gruppen 6 7 8 9 10 11 13 Gesamt der bereits für ausgestorben gehaltene Dino der allmächtigen Ruhrgebiets-SPD Anzahl Räte/ wurde in Gelsenkirchen wieder gesichtet, Kreistage 4 11 10 12 10 5 2 54 der letzten mit absoluter SPD-Mehrheit regierten kreisfreien Stadt in NRW. Da hat Quelle: Daten der Landeswahlleiterin, eigene Berechnung aufgrund der Mandatsverteilung. sicher auch der Rückenwind der Ober- Anmerkung: Zusammenschlüsse nach der Wahl können nicht berücksichtigt werden. bürgermeisterwahl geholfen, die der alte 10 FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 f o r u m
und neue Oberbürgermeister Baranowski auch nur ein Aspekt, denn darüber hi- Parteien bisweilen, da inhaltliche und (SPD) mit 67,4 % der gültigen Stimmen naus muss noch mehr passen: Inhalte, personelle Schnittmengen schwerer für sich entscheiden konnte. Perspektiven, Personen und Projekte. zu verhandeln und die Verlässlich- Zwar gab es in der Vergangenheit die keit risikobelastet ist. Bisher wurden WER GEHT MIT WEM? Tendenz, eine Zusammenarbeit eher im unterschiedliche Erfahrungen mit der In 28 Kommunen (-5 im Vergleich zu eigenen Lager zu suchen (also eher rot- Stabilität von Mehrparteienbündnis- 2009) ist die CDU stärkste Fraktion, in grün als schwarz-grün) und bestehende sen gesammelt, die teilweise keinen 15 (+3) die SPD (vgl. Tabelle 2). Relati- Bündnisse nach der nächsten Wahl Bestand hatten. Inhaltliche Knack- ve Mehrheiten lassen aber derzeit keine fortzusetzen, wenn die Bündnisse stabil punkte zeigen sich oft schon relativ Rückschlüsse auf mögliche Bündniskon- und die Erfahrungen in der inhaltlichen früh in den Verhandlungen. Ob man stellationen zu. Zusammenarbeit gut waren. Aber ein diesen dauerhaft aus dem Weg ge- erster Eindruck über mögliche Bündnisse hen kann, ist ungewiss. Tabelle 2: Mehrheiten nach Mandaten in Räten und Kreistagen 2014 und Koalitionen zeigt, dass sich fast alle Das Regieren mit wechselnden Mehr- denkbaren Szenarien auch empirisch heiten zeichnet sich wieder ab, in niederschlagen: manchen Fällen als Notlösung, wenn 2014 Rot-grün, immer noch die Wunsch- Bündnisse platzen, anderswo auch Absolute Mehrheit CDU 6 konstellation vor Ort, aber längst nicht als Politikmuster flexiblen kommuna- Rel. Mehrheit CDU 28 mehr die einzig denkbare Möglichkeit len Regierens. Patt CDU/SPD 4 der Zusammenarbeit. In Bochum Aber das Regieren mit wechselnden Absolute Mehrheit SPD 1 beispielsweise wird die rot-grüne Mehrheiten muss koordiniert und ge- Rel. Mehrheit SPD 15 Koalition bei knapper Mehrheit fort- staltet werden. Zum Gelingen ist eine gesetzt. Dieses Beispiel zeigt auch, mehrheitlich akzeptierte Moderation Quelle: Daten der Landeswahlleiterin, eigene Berechnung. dass die weitere Zersplitterung nicht durch den Oberbürgermeister oder Anmerkung: Ohne Stimme des (Ober-)Bürgermeisters automatisch dazu führt, dass „kleine Landrat in der Regel erforderlich. Ob Koalitionen“ keine Mehrheit finden. es bei wechselnden Mehrheiten zur Rein rechnerisch hat sich das Potenzial Schwarz-grün, die Innovation von Entscheidungsroutine kommt, oder von „kleinen Koalitionen“ (eine große einst, wurde seit 2009 in verschiede- ob das „Wer-mit-Wem“ je nach Sach- Partei plus eine kleinere) in NRW verrin- nen Städten und Kreisen durchaus lage neu geklärt werden muss, bleibt gert. In 21 von 47 Städten und Kreisen auch erfolgreich erprobt. Fortsetzun- abzuwarten. Auch hier kommt es auf ohne absolute Mehrheit von CDU oder gen sind zu erwarten. die Chemie zwischen den Akteuren und auf die inhaltlichen Schnittmen- Ein Mensch mit Courage gen an. ist so gut wie eine Mehrheit NACH DER WAHL IST VOR DER WAHL Außerdem gilt: Nach der Wahl ist vor der Andrew Jackson (1767 – 1845) Wahl, zumindest für die Kommunen, die 2015 den Hauptverwaltungsbeamten SPD ist rechnerisch keine kleine Koaliti- Groko (wie Wuppertal, Aachen, noch wählen müssen. Gerade in Gro- on möglich, da CDU oder SPD plus eine Herne). Der „Newcomer 2014“ der Ko-Städten wie Wuppertal wird es im kleine Partei keine Mehrheit der Mandate NRW-Kommunen. Wie im Bund gibt Wahlkampf interessant werden. Wie die erreichen, ohne eine weitere Partei oder es auch in vielen Kommunen keine SPD aus einer großen Koalition heraus Gruppierung dazu zu nehmen. In einigen Möglichkeit zur kleinen Koalition, so- Wahlkampf gegen einen CDU-Oberbür- Fällen kann aber die Stimme des Ober- dass die beiden großen Parteien sich germeister machen wird, ohne dabei ent- bürgermeisters oder des Landrats den zusammenschließen, um ihren kleins- weder ihren Kandidaten im Regen stehen Ausschlag geben. ten gemeinsamen Nenner zu suchen. zu lassen oder die Zusammenarbeit mit Ein Dreierbündnis wie die Ampel der CDU im Rat zu beschädigen, bleibt SPEKTRUM DER MEHRHEITSBILDUNG (SPD, Grüne, FDP) oder ein Bündnis abzuwarten. Obwohl seit der Kommunalwahl be- mit weiteren Partnern. Eine Ampelko- reits drei Monate vergangen sind, kann alition wird zurzeit beispielsweise in aufgrund der noch laufenden Verhand- Düsseldorf verhandelt. Mit der Anzahl lungen nur ein grober Trend der Koa- der Partner einer Verbindung steigt litionsbildung aufgezeichnet werden. auch der Verhandlungsaufwand. Rechnerisch mögliche Mehrheiten sind Diese Alternative scheuen die großen f o r um FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 11
Mona Neubaur Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen NRW Kommunal erfolgreich Starker Resonanzboden für GRÜNE Ideen Schon am Wahlabend war klar: Sowohl bei den Kommunalwahlen als auch bei Europawahlen sind wir erneut und mit Abstand die drittstärkste Partei in NRW geworden. Uns ist es gelungen, an unserer Rekordergebnis aus dem Jahr 2009 anzuknüpfen und das zweitbeste Kommunalwahlergebnis in der Geschichte des Landesverbands zu erzielen. Nach der letzten Bundestagswahl war dieses Ergebnis nicht unbedingt zu erwarten. Doch in jedem Fall ist es sehr verdient. Wir Grünen sind auf allen Ebenen fest verwurzelt – auch und insbesondere in den Städten und Gemeinden vor Ort. REKORDERGEBNIS WIEDERHOLT für die Energiewende von unten, Klima- Wahl im Zeichen einer erneuten „Stärkung Über 800 000 Menschen haben uns bei schutz und Verkehrswende mobilisiert. der kommunalen Demokratie“. Vor allem diesen Kommunalwahlen ihre Stimme ge- An vielen Orten haben wir nun (weiterhin) die Wiedereinführung der Stichwahl und geben. Damit kommen wir NRW-weit auf die Möglichkeit mitzugestalten. Diese die erneute Zusammenlegung von Bür- einen Schnitt von 11,7 Prozent und liegen Chance gilt es zu nutzen. germeister- und Ratswahlen beeinflusste nur knapp unter dem Rekordergebnis den Ablauf der Kommunalwahlen 2014. von 2009 (12 Prozent). EINE WAHL MIT BESONDERHEITEN Damit im Jahr 2020 wieder Bürgermeiste- Dieses Ergebnis ist eine Bestätigung für Hatte die ehemalige schwarz-gelbe Lan- rInnen und Räte und Rätinnen zeitgleich hervorragende Arbeit vor Ort, aber auch desregierung unter Jürgen Rüttgers noch gewählt werden können, verlängert sich ein Auftrag für die nächsten sechs Jahre: kräftig am Wahlrecht gedreht und dabei die Wahlperiode der nun gewählten kom- Wir haben im Wahlkampf viele wichtige wohl in erster Linie die eigenen Ergebnis- munalen VertreterInnen auf sechs Jahre. Themen angesprochen und mit Plänen se im Hinterkopf gehabt, so stand diese Fast die Hälfte der BürgermeisterInnen Die grüne Fraktion Oer-Erkenschwick. Diese neue grüne Fraktion zieht zum ersten Mal ins Rathaus Verl ein. Das Foto wurde als Dankeschön nach der Wahl aufgenommen. Applaus! Von links nach rechts: Christian Wegner, Silke Krieg, Armin Ziesmann Von links nach rechts: Uwe Hasler, Manfred Hansen, Egbert Daum, Rebecca Mohncke, Johannes Wilke 12 FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 f o r u m
hat sich zudem dafür entschieden, auf erfreulich sind zudem die Ergebnisse der Auch und besonders die gewaltsamen ein Amtsjahr zu verzichten und schon neugegründeten Ortsverbände. Auseinandersetzungen vor dem Rathaus 2014 die zeitgleiche Wahl in ihrem Ort In Verl (10,7 Prozent), Borchen und Hö- in Dortmund am Wahlabend stimmen uns möglich zu machen. velhof (jeweils 10,6 Prozent), Weeze (10,4 besorgt. Prozent) sowie Bad Sassendorf und Bee- Wir Grünen lehnen jede Zusammenarbeit STARKE ERGEBNISSE IN STÄDTEN UND len (je 10,2 Prozent) ist es uns aus dem mit rechten und rechtspopulistischen „AUF DEM LAND“ Stand gelungen, zweistellige Ergebnisse Parteien ab und erwarten von den an- Wie schon bei den letzten Wahlen, ha- zu erzielen. GRÜN wächst auch weiterhin deren demokratischen Kräften dieselbe ben wir Grünen auch in diesem Jahr in in die Breite. konsequente Haltung. Leider wurde unseren „traditionellen Hochburgen“ gut diese berechtigte Erwartung bereits an abgeschnitten. In Münster erreichten wir RECHTE PARTEIEN HALTEN EINZUG manchen Stellen enttäuscht – so hat sich 20,1 Prozent der Stimmen. Auch in Köln IN ZERSPLITTERTE RÄTE in Köln-Porz ein CDU-Kandidat mithilfe (19,5 Prozent) und Bonn (18,6 Prozent) Weniger erfreulich als die Grünen-Ergeb- von AfD und Pro Köln zum Bürgermeister haben wir uns als starke Kraft behauptet. nisse war eine andere Entwicklung bei wählen lassen. Dazu gehört auch, dass wir in diesen dieser Wahl. Städten erneut Direktmandate gewinnen Wie schon vor fünf Jahren ist es vielerorts INHALTE UND MEHRHEITEN konnten (allein sechs in Köln) – ebenso zu einer „Zersplitterung der Räte“ ge- Durch die guten grünen Wahlergebnisse wie z. B. in Bielefeld oder Düsseldorf. kommen. Durch den Wegfall der Sperr- haben wir in vielen Kommunen die Mög- Besonders hervorheben muss man aber klausel haben es etliche kleine Parteien lichkeit, Verantwortung zu übernehmen auch die guten Ergebnisse in den länd- geschafft, in die kommunalen Parlamente und mit zu gestalten. Während wir in lichen Räumen. So haben nicht nur die einzuziehen – darunter leider zahlreiche einigen Orten auf bewährte Mehrheiten Grünen in Telgte (35,4 Prozent), Lohmar VertreterInnen rechter und rechtspopulis- setzten können, gibt es in anderen Städ- (27,6 Prozent) und Rhede (20,6 Prozent) tischer Parteien. ten und Gemeinden (wie z. B. in Düssel- herausragende Ergebnisse erzielt und Dass diese ihre neu gewonnen Posten dorf) die Möglichkeit, neue Bündnisse zu gezeigt, dass auch im ländlichen Raum nutzen wollen, um die kommunale De- bilden. Doch nicht überall gestaltet sich Grüne Direktmandate möglich sind. mokratie zu schwächen, hat ihr Verhal- die Bildung einer Mehrheit einfach. So Während die beiden Grünen Bürgermeis- ten in den ersten Ratssitzungen einiger gibt es in Münster weiterhin keine klaren ter im Münsterland in diesem Jahr nicht Ruhrgebietsstädte bereits gezeigt. Dort Verhältnisse im Rat – eine Folge der gro- zur Wiederwahl anstanden, verpasste die wurden die Sitzungen absichtlich und ßen Anzahl der dort vertretenen Parteien. Grüne Kandidatin Claudia Wieja in Loh- unnötig in die Länge gezogen, um die Bei allen laufenden Verhandlungen ist für mar um nur 15 Stimmen den Einzug in die VertreterInnen der demokratischen Par- uns Grüne jedoch immer klar, dass wir Stichwahl um das Bürgermeisteramt. teien zu zermürben und um in geheimen anhand von Inhalten entscheiden, mit Auch sonst haben wir uns „auf dem Land“ Abstimmungen eigene KandidatInnen wem wir in den nächsten Jahren zusam- mehr als nur gut behauptet. Besonders für kommunale Gremien durchzusetzen. menarbeiten werden. Gruppenbild mit Damen. Auf der grünen Ratsliste Soest wurden auf allen Die Fraktion B90/Grüne im Rat der Gemeinde Kreuzau Listenplätzen von Platz 1 bis Platz 13 nur Frauen gewählt. samt sachkundige BürgerInnen. Von links nach rechts : Karin Liedmann Platz 3; Susanne Dankwardt Platz 4; Von links nach rechts: Michael Stolzenbach; Sandy Poth; Silke Belka; Astrid Anne Richter Platz 1 (Fraktionsvorsitzende); Jutta Maybaum Platz 2 (stellv. Hohn (Sprecherin); Claudia Gerards; Anette Badur; Krister Badur; Karl-Heinz Fraktionsvorsitzende); Hildegard Bur am Orde-Opitz Platz Platz 5; zweite Kern (Stellv. Sprecher). Reihe hinten Alexandra Liedmann Platz 7; Judith Tornau-Opitz Platz 6; Kirsten Es fehlen Bettina Döring und Thomas Stolzenbach Balks Platz 11 f o r um FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 13
GRÜNE ZIELE FÜR SECHS JAHRE inzwischen in einer Großstadt. Dadurch indem sie zum einen die Landesmittel für Schon vor der Wahl haben wir klar be- entstehen sehr unterschiedliche Aus- die Kommunen erhöht hat, zum anderen nannt, welche Herausforderungen in gangslagen und Probleme: Während vie- aber durch den Stärkungspakt Stadt- den kommenden sechs Jahren auf uns le ländliche Gemeinden vor der schwie- finanzen auch den am schlechtesten zukommen. Diese Aufgaben werden wir rigen Aufgabe stehen, die notwendige aufgestellten Kommunen eine Möglich- nun angehen, denn wichtige Projekte, Infrastruktur für eine schrumpfende und keit bietet, der finanziellen Notsituation wie kommunaler Klimaschutz, sind nur alternde Bevölkerung zu sichern, fehlt zu entkommen. Doch um langfristig die dann umsetzbar, wenn man sie konse- in den großen Universitätsstädten wie Finanzen vor Ort zu verbessern und Ge- quent betreibt. Dazu gehört neben dem Köln, Düsseldorf oder Münster vor allem staltungsspielraum für die Kommunal- Umstieg auf erneuerbare Energien – z. B. bezahlbarer Wohnraum. Das trifft nicht politik zu erhalten, muss auch der Bund durch Bürgerwindparks – auch eine nur die StudentInnen, sondern auch die seine Verpflichtungen wahrnehmen und echte Verkehrswende. Nur dort, wo der sozialschwächeren EinwohnerInnen. Hier schnellstmöglich die Kommunen stärker individuelle Nahverkehr mit dem eigenen gilt es gegenzusteuern, sozialen Wohn- unterstützen, z. B. über ein Bundesteil- Auto von Bus, Bahn, Carsharing und raum zu erhalten oder neu zu schaffen. habegesetz, das diesen Namen auch Fahrrad abgelöst wird, kann Klimaschutz verdient. langfristig gelingen. Die notwendigen KOMMUNALE FINANZEN Strukturen für diesen Umstieg werden wir Die grundsätzliche Herausforderung für GUTE IDEEN ZUM WOHL DER GEMEINDEN in den nächsten Jahren weiter in Angriff fast alle Kommunen in NRW ist und bleibt Das gute Ergebnis und die damit ver- nehmen. aber ihre finanzielle Ausstattung. In den bundenen politischen Möglichkeiten letzten Jahren sind die Ausgaben der bedeuten für Grüne auch Verantwor- ZENTRALE HERAUSFORDERUNGEN Kommunen gewachsen, gerade auch tung. Nun liegt es an den VertreterInnen Neben den jeweiligen spezifischen He- deshalb, weil immer mehr Aufgaben in in den Räten und Bezirksparlamenten, rausforderungen vor Ort gibt es einige ihre Zuständigkeit gegeben wurden. mit guten Ideen für das kommunale Ge- drängende Probleme, die viele Kommu- Die Folgen sind eigentlich absehbar: meinwohl einzutreten und die Daseins- nen gemeinsam haben. Dazu gehören Der Schuldenberg der Städte und Ge- vorsorge zu schützen. In den nächsten der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, meinden ist angewachsen. Besonders sechs Jahren können wir zeigen: Unsere aber auch der demografische Wandel dramatisch ist, dass die Hälfte (25,3 Mil- politische Kultur – auch und besonders und vor allem die finanzielle Ausstattung. liarden Euro) der kommunalen Schulden vor Ort – unterscheidet sich von der Aktuelle Zahlen zeigen: Ruhrgebiet, auf kurzfristig gedachte Kassenkredite anderer Parteien. Wir streiten zusammen Sauerland und Ostwestfalen haben in entfällt, vergleichbar einem privaten Dis- mit den BürgerInnen für zukunftsfähige, den letzten Jahren deutlich an Einwoh- pokredit. Die Folge sind hohe Zinssätze ökologische und soziale Kommunen. Wir nerInnen verloren, während die großen und noch verheerendere finanzielle nehmen Initiativen aus der BürgerInnen- Städte der Rheinschiene – Köln, Düssel- Schieflagen. schaft ernst und binden sie in politische dorf und Bonn – gewachsen sind. Jede(r) Die rot-grüne Landesregierung hat dieser Entscheidungsprozesse ein. Zweite in Nordrhein-Westfahlen wohnt Entwicklung bereits entgegengesteuert, Darum geht es. GRÜNE Frauen-Power für den Rat, Von drei auf fünf. Die neue Fraktion im Rat der Burggemeinde Brüggen. Von in der InnovationCity/Bottrop im Ruhrgebiet: links nach rechts: Ulrich Siebert, Marita Offermanns, René Bongartz, Frakti- Von links nach rechts: Sigrid Lange, Andrea Swoboda, Jessica Kühn onsvorsitzende Angelika Verkaar, Anne Heimes. Daneben Jochen Schaumburg, der gemeinsam mit Angelika Verkaar die Spitze des Grünen Ortsverbandes bildet. 14 FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 f o r u m
Lothar Mittag Bürgermeister der Stadt Rhede Lothar Mittag Bürgermeister der Stadt Rhede Auf den Menschen kommt es an! Zwei hauptamtliche, direkt gewählte Bürgermeister mit der Parteifarbe „Grün“ gibt es in Nordrhein-West- falen. Ausgerechnet im konservativen Münsterland konnten sich zwei Grüne in kommunalen Spitzenpo- sitionen mit ihrem Profil durchsetzen. Lothar Mittag (60) ist in Rhede, einer Kleinstadt im Kreis Borken mit rund 20 000 Einwohnern, bereits seit 1999 grüner Chef im Rathaus. Seinerzeit setzte er sich mit 53 Prozent in der Stichwahl gegen den CDU- Kandidaten durch, 2004 mit 73 Prozent und 2009 mit 65 Prozent gegen eine CDU Kandidatin. Nach mittlerweile 15 Jahren im Amt ist Bist du als Bürgermeister eher bereichsleiter einen festgelegten Termin Lothar Mittag „dienstältester“ hauptamt- in der Rolle des Managers oder eher in der Woche vereinbart habe. Das ist lich gewählter grüner Bürgermeister in Visionär? jeweils eine Stunde, um die personellen NRW. Er ist Chef der Verwaltung und Ich würde mich zwischen Manager und oder inhaltlichen Aspekte des Fachbe- Vorsitzender des Rates. Forum Kommu- Visionär positionieren, da das Amt die- reichs durchzugehen. Wir sind in der nalpolitik wollte wissen, mit welchem Ver- se beiden Seiten hat. Gleich zu Beginn neuen Steuerung so organisiert, dass ständnis Lothar Mittag sein Amt ausfüllt musste ich eine Verwaltung mit 150 Mitar- der Fachbereichsleiter die Personal- und was er neuen MandatsträgerInnen beiterInnen managen, das ist die Größe und Finanzverantwortung trägt, aber mit auf den Weg geben kann. eines mittelständischen Unternehmens. ich möchte informiert sein. Dann gibt es Dabei geht es um viele Aspekte, die mit No-Gos, was Termine betrifft. Und ich bin Für einen Kandidaten der Grünen Politik erst mal gar nichts zu tun haben. ein absoluter Verfechter des Jour fix, alles ist es besonders schwer eine Bürger- Da ist vor allem viel Moderation und viel andere muss sich darum organisieren. meisterwahl zu gewinnen. Wie ist dir das Zeit für die MitarbeiterInnen erforderlich, gelungen? wozu eine gute Organisation und Struktur Wie ist der Mensch Lothar Mittag Grundsätzlich bin ich damals mit dem benötigt wird. im Amt? Wahlspruch eingestiegen: Visionär bin ich schon deshalb, weil ich Ich glaube dieser Spruch aus dem Wahl- „Auf den Menschen kommt es an!“ Überzeugungstäter bin. In dieser Rolle kampf 1999 „Auf den Menschen kommt Damit war angelegt, dass ich mein Amt verfolge ich eine Idee zwar nicht blau- es an!“ hat sich bewahrheitet. Immer zu nicht parteipolitisch auslegen werde. Alle äugig, aber mit Vehemenz. Das wird schauen, dass ich einem Gegenüber die 20 000 Bürgerinnen und Bürger von Rhe- mir auch von der CDU angekreidet, die nötige Wertschätzung entgegen bringe. de konnten entscheiden: gerne sagt: „Der Mittag macht zu viele Al- Zu hören, was ich verstanden habe und „Wollen wir den Menschen oder wollen leingänge.“ Aber wenn ich über eine Idee was nicht. Ein angemessener, wertschät- wir den nicht?“ gut informiert und davon überzeugt bin, zender Umgang mit dem Menschen, das Und das war gut, weil ich damit aus- kämpfe ich auch dafür. Ich habe dabei ist eigentlich das Handwerkzeug, was drücklich dokumentiert habe, dass ich für auch Niederlagen erlebt, wo ich mich der man braucht, wenn man für ein Gemein- diese Stadt da bin. Mehrheit beugen musste. wesen von 20 000 Menschen Verantwor- Persönlich habe ich mich stark dafür Was hast du als Chef der Verwal- tung trägt. Und da kommen eine Menge eingesetzt, diesen erheblichen Vertrau- tung zuerst konkret getan? Menschen auf mich zu. ensvorschuss so umzusetzen, dass mir Zuerst habe ich meine eigene Woche in der Aufgabe des Bürgermeisters ver- sehr stark strukturiert. Das heißt bei- Wie hat sich dein Verständnis von traut wird. spielsweise, dass ich mit jedem Fach- diesem Amt entwickelt? f o r um FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 15
Ich bin jetzt 15 Jahre dabei. Nach der serschutzgesetz, wo wir ein Projekt zur Wie gestaltest du die Gremien- letzten Kommunalwahl leite ich mittler- Regenrückhaltung mit den Landwirten arbeit? weile den fünften Rat. Da gibt es gute gemacht haben. Da war ich mit diesem Unsere Ratskultur ist eher konsenso- wie schlechte Erfahrungen und man Ergebnis als Bürgermeister selbst für die rientiert. Wenn man alle Beschlüsse macht unterschiedliche Phasen durch, Landwirte unstrittig. der letzten fünfzehn Jahre nimmt, wird die auch das Verständnis von diesem man feststellen, dass 90 Prozent davon Amt verändern. An welchen Stellen moderierst du einstimmig sind. Und das ist bei vielen Nachdem der Bürgermeister der CDU- die politische Auseinandersetzung und anderen Kommunen auch so. Mehrheitsfraktion nicht mehr gewählt wann wird polarisiert? Grabenkämpfe wie im Bund gibt es da wurde, hat die CDU fast fünf Jahre Als Grüner habe ich eine starke Orientie- nur ansatzweise. Das wird auch in Rhede Trauerarbeit geleistet. Davor gab es eine rung aus einer Basisbewegung heraus. schon mal versucht, wenn beispielswei- lange Periode von sechzehn Jahren der Da geht es immer um Menschen, also se die CDU einen Antrag einbringt, der Stadtdirektorenhörigkeit. In meiner ersten darum, Interessen und Bedarfslagen eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist. Periode hatte die CDU noch die absolute auszugleichen. Ich polarisiere aber auch, Da hätte dann ein Anruf genügt. Differen- Mehrheit. Ich war neu, die Leute waren und das wird teilweise auch erwartet. Ich zen werden manchmal auch konstruiert. gespannt, was ich machen werde. biete das, was ich für richtig halte, nicht In den Kommunalparlamenten sollten In dieser Situation des Überraschungsef- als grünes Thema an, sondern als für sich die MandatsträgerInnen doch in ers- fekts habe ich vor allem im ersten Jahr diese Stadt nachhaltiges und wichtiges ter Linie für die Kommune interessieren viel installiert. Ich habe Agenda-21-Pro- Thema. und nicht für ihr Parteibuch. zesse durchgeführt, Franz Alt war hier, Als ich 2002 ein Holzhackschnitzelwerk Wir in der Stadtverwaltung sind nicht die ich habe Ziele für die gesamte Stadt zur fürs Schulzentrum installiert habe, wurde Regierung, und die Ratsmitglieder sind Diskussion gestellt und mit den BürgerIn- das gemacht, weil es sinnvoll, also ökolo- nicht das Parlament. Die Kommunalver- nen erfragt. gisch und wirtschaftlich vertretbar ist. fassung sieht das auch so nicht vor. Was nachhaltig ist, ist in der Regel auch Rat und Verwaltung sind dazu verpflich- Was war neu? wirtschaftlich. tet, für das Wohl der Gemeinde zu sor- Die inhaltlich-konzeptionelle Arbeit mit Ich hab auch immer vertreten, dass Be- gen. Dadurch wird es für die Fraktionen den BürgerInnen war neu. Wir haben dar- schlüsse, die im Rat entschieden werden natürlich auch schwierig, sich bei einem aus ein Stadtleitbild und zuletzt das „Zu- so sein sollten, dass wir auch noch in starken Bürgermeister mit einem Eigenle- kunftsprogramm Rhede 2020“ entwickelt. zehn oder fünfzehn Jahren ähnlich ent- ben zu profilieren. Darüber hinaus habe ich ein altes Projekt scheiden würden. der Innenstadtentwicklung wieder hoch Welche Leitmotive wurden in geholt, das augenblicklich kurz vor dem Rhede entwickelt, und wie hat die grüne +++ PERSONALIE +++ Abschluss steht. Ich bin in dieser Phase Fraktion daran mitgewirkt? öffentlich sehr präsent gewesen, ich war Lothar Mittag Wir haben sehr stark am Leitbild der bei jeder Veranstaltung. Da war ich sicher ist 1954 in Recklinghausen geboren. Stadt Rhede gearbeitet. Wobei hier zu 70 Stunden in der Woche aktiv. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. sagen ist, dass ich das vorangetrieben habe, dann erst wurde die Beteiligung Wie ist dein Durchbruch als grüner 1989 war Lothar Mittag Gründungs- organisiert. Bürgermeister von Rhede gelungen? mitglied der Grünen in Rhede, seit Die Grünen haben sich an solchen Pro- Mein Engagement hat ja am Ende dazu 1992 ist er dort Stadtverordneter und zessen immer ganz intensiv beteiligt, geführt, dass ich nach dem Ergebnis von war Fraktionsvorsitzender. die CDU hat immer abgewartet. Wenn 1999 von 53 Prozent auf 73 Prozent bei Seit 1999 ist er direkt gewählter es gut war, hat sie sich daran orientiert der Wahl von 2004 gesprungen bin, wäh- hauptamtlicher Bürgermeister. Er und wenn es eine Macke gab, war alles rend der Gegenkandidat von der CDU wurde in den Direktwahlen 2004 und nicht so gut. Dennoch haben die Grünen mit 26 Prozent unterlag. 2009 erneut mit großem Erfolg im seit 1999 permanent zugelegt. Sie sind Da habe ich auch von Leuten aus der Amt bestätigt. Zur optionalen Bürger- hier inhaltlich die stärkste Fraktion, die CDU zugetragen bekommen, dass die meisterwahl 2014 ist Lothar Mittag Themen nach vorne bringt. Insofern kön- CDU ja nicht gegenläufig sein will, wenn nicht angetreten. nen sie gar nicht viel verkehrt gemacht 73 Prozent sagen, den wollen wir. haben. „Jetzt müssen auch wir mal alle akzep- Die Entscheidung, 2015 erneut als tieren, dass das unser Bürgermeister ist.“ Bürgermeister zu kandidieren, wurde Mit welchen Gremien außerhalb Das war der Durchbruch. Zu dem Zeit- noch nicht getroffen. der Ausschüsse habt ihr gute Erfahrun- punkt kam auch gerade das Hochwas- gen gemacht? 16 FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 f o r u m
Wir haben gute Erfahrungen mit Arbeits- chen, bei der heute so und morgen mal machen wollen, wie es in Ihrer Vorlage kreisen gemacht, wenn wir eine Sache so entschieden wird. Wenn es eine Linie beschrieben wird. Dann bildet man sich inhaltlich voranbringen wollen. Konkret und ein Konzept gibt, hinter die sich der seine eigene Meinung und das kann eine haben wir derzeit einen Innenstadt-Ar- Rat in der Summe stellen kann, dann ha- ganz andere sein als die der Verwaltung. beitskreis und einen Schulentwicklungs- ben die Fraktionen auch im Kleinen das Aber was dabei hinterlassen wird ist: Da Arbeitskreis eingerichtet. Dort können die geringere Problem zu entscheiden. Aber war einer interessiert. Da wurde bemerkt, Leute miteinander über alles reden und die Entscheidungen müssen Bestand dass im Rathaus Arbeit in der Sache ge- das fachlich weiterentwickeln. Arbeits- haben. Und man sollte sich möglichst gar leistet wird. kreise entscheiden aber nicht, sondern nicht darauf einlassen, dass ein Antrag Das heißt, sich als Teil eines Gesamtsys- geben Empfehlungen an den Fachaus- abgelehnt wird, weil er von den Grünen tems zum gemeinsamen Wohle der Stadt schuss. kommt. zu positionieren. Das ist parteiübergrei- Man kann es auch so sagen: Bitte lasst fend sowieso Fraktionsaufgabe, aber Wie informierst du die unter- uns die große Linie vereinbaren, dann es kann gerade bei den Grünen wichtig schiedlichen Fraktionen? ziehen wir mit. Wir wollen nicht Dauerop- sein, weil sie gerne mal in die Ecke ge- Ich gehe grundsätzlich in keine Fraktion, position machen, nur weil etwas von der stellt werden: wenn ich nicht eingeladen werde. stärksten Fraktion kommt. „Bei denen geht es schon wieder um Die SPD hat erwartet, dass ich jeden Bäume oder Frösche.“ Grüne sollten sich Montag zur Fraktionssitzung komme. Also Welche Empfehlungen möchtest nicht auf „Öko“ reduzieren lassen. komme ich. Die CDU hat das vielleicht in du neuen Ratsmitgliedern mit auf den Hier läuft man in eine Falle. zehn Jahren zwei Mal gemacht. Weg geben? Und die Grünen fragen mich in der Re- Es is von Anfang an ganz wichtig, ein gu- Vielen Dank für das Gespräch gel, wenn sie konkrete Sachverhalte und tes Verhältnis zum Bürgermeister und zur Das Interview führte Dunja Briese Motive der Verwaltung besser verstehen Verwaltung aufzubauen, egal wer das ist. wollen. Dazu gehört auch, dass eine grüne Frak- Meine Arbeit wird nicht daran gemessen, tion das vielfach angebotene Feindbild wie oft ich in der Fraktion bin, sondern „Weltverbesserer“ nicht annimmt. daran, wie ich unterstütze, wenn es ein Man kann deutlich machen: Hier bin ich. Problem gibt. Ich bin für die Grünen gewählt, ich möch- Ich tausche mich mit den Fraktionen te mein Mandat wahrnehmen, um für die auch außerhalb der Sitzungen aus und Stadt etwas zu erreichen. Dazu brauche informiere darüber, wie eine Sache mit ich Informationen und die Unterstützung den MitarbeiterInnen der Verwaltung ge- der Verwaltung. klärt werden kann. Bitte sagen Sie mir, warum Sie das so Wir haben eine lange Vorlaufzeit zur Vor- bereitung der Sitzungen vereinbart. Zehn Tage vor der Ratssitzung sind die Vorla- gen da. Ich sage auch immer wieder: Holt euch die Informationen. Fragt uns. Wir als Verwaltung haben den Informa- tionsvorsprung. Den könnt ihr nicht ein- holen. Wir können gemeinsam Probleme angehen, und das ist von der jeweiligen Fraktion völlig unabhängig. Welche Ziele sind zu Beginn einer Ratsperiode besonders wichtig? Ganz klar, sich für ein kommunales Kon- zept einzusetzen und das einzufordern. Eine Leitlinie, an der sich der Rat die nächsten sechs Jahre entlanghangeln kann. Denn von einer Entscheidung zur nächsten zu springen, ist keine Qualität. Also keine Kanaldeckelpolitik zu ma- f o r um FORUM KOMMUNALPOLTIK 3 | 2014 17
Sie können auch lesen