Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes

Die Seite wird erstellt Stefan-Santiago Feldmann
 
WEITER LESEN
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
3 :: 2021

Hand in Hand
                 Das Magazin des Schwesternverbandes

ISSN 1866-198X

schwerpunkt
Ambulant unterwegs                                     ID-Nr. 21110833
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Impressum                           Liebe Leser*innen,
            „Hand in Hand“
            Das Magazin
            des Schwesternverbandes                Senior*innen wünschen es sich, so lange es geht zuhause in ihrer ge-
            ISSN 1866-198X                      wohnten Umgebung zu leben. Wir als Schwesternverband haben auf die-
            Nr. 3 | 2021                        sen Wunsch bereits vor Jahren reagiert und unser ambulantes Angebot in
            Auflage: 4.160 Exemplare            fast allen Regionen ausgeweitet. Mittlerweile betreibt die Schwesternver-
                                                band Ambulante Pflege gGmbH zehn Service-Center in vier Bundeslän-
            HERAUSGEBER                         dern. Gleichzeitig wurde unser Angebot von Wohnungen für Senior*innen
            Schwesternverband                   erweitert. Damit reagierten wir auf einen weiteren zu beobachtenden
            Pflege und Assistenz gGmbH          Trend: wem die Pflege des großen Eigenheims mit Grundstück zu viel ge-
            Der Vorstand                        worden ist, der möchte sich verkleinern, aber weiterhin eigenständig leben.
            Im Eichenwäldchen 10                Mit unseren Service-Wohnungen bieten wir Senior*innen die Möglichkeit,        3 Pflegefachkraft Katja Müller
            66564 Ottweiler                     eine Mietwohnung zu beziehen und bei Bedarf auf unsere Hilfeleistungen
            www.schwesternverband.de            wie ambulante Pflege oder hauswirtschaftliche Unterstützung zurückzu-
                                                greifen. Dies ist mittlerweile an über 20 Standorten möglich. In unserem

                                                                                                                              Das Highlight des Tages
            Redaktion:                          Schwerpunkthema informieren wir Sie über unsere Angebote ausführlich
            Bettina Hönig (V.i.S.d.P.),         und lassen Sie auch einen Blick hinter die Kulissen werfen.
            T. 06824 909-105
            marketing@schwesternverband.de         Außerdem freut es uns, dass wir in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt
                                                ein doppeltes Jubiläum feiern können. Das „Haus Elbe-Fläming“ besteht
            FOTOS: Schwesternverband,           seit ganzen 50 Jahren und seit 30 Jahren wird es von der Saarl. Schwes-       Unterwegs mit dem ambulanten Pflegedienst in Ottweiler
            soweit nicht anders angegeben       ternverband Betriebges. gGmbH geführt. Wir gratulieren dazu unseren
                                                Kolleg*innen in Roßlau und berichten ausführlich zur Historie.
            Druck: reha GmbH, Saarbrücken          Natürlich sind bei uns auch wieder neue Projekte in Gange. Wir konn-
                                                ten zum Beispiel zwei neue Einrichtungen im saarländischen Ottweiler                                                       Es ist 20 Uhr. Ich stelle mir mei-
                                                und Schiffweiler eröffnen.                                                                                              nen Wecker auf eine Zeit, zu der
                                                                                                                               Unsere Volontärin Margo                  ich sonst noch seelenruhig in mei-
                                                  Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für         Morgenstern (30 Jahre) be-               nem Bett liege und schlafe. Beim
                                                das neue Jahr 2022. Bleiben Sie gesund!                                        gleitete eine Schicht lang eine          Gedanken an den morgigen Tag
                                                                                                                               Mitarbeiterin des ambulanten

                                                                                                                                                                                                                Ambulant unterwegs
            Namentlich gekennzeichnete                                                                                                                                  werde ich etwas nervös. Durch mei-
            Artikel geben nicht unbedingt die      Ihr Thomas Dane                                                             Pflegedienstes in Ottweiler.             nen Job habe ich mich theoretisch
            Ansicht des Herausgebers wieder.       Vorstandsvorsitzender                                                       Was sie dort erlebte, schildert          schon viel mit dem Thema Pflege
                                                                                                                               sie uns in einer Reportage.              auseinandergesetzt, aber das alles
Editorial

                                                                                                                                                                        mal miterleben – da fehlt mir jegli-
                                                                                                                               Viel Spaß beim Lesen!                    che Erfahrung. Nach einer kurzen
                                                                                                                                                                        Nacht klingelt der Wecker um vier             3
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Uhr morgens. Ich kämpfe mit meiner Müdigkeit. Auf            denn ihre Mutter arbeitete in den „Häusern im Eichen-
                     meinem Weg nach Ottweiler sehe ich fast niemanden            wäldchen“, einer Einrichtung des Schwesternverban-
                     auf den Straßen. Nur wenige Autos sind unterwegs.            des, in der Menschen mit geistigen Beeinträchtigun-
                     Immerhin mal kein Stau.                                      gen in Ottweiler leben. Deshalb war ihr schon früh
                         Auf dem Parkplatz des „Service-Center Ottweiler“         klar, dass sie in dem Bereich Pflege arbeiten möchte.
                     angekommen, suche ich das Büro des ambulanten
                     Pflegedienstes. Ich läute und eine sympathische jun-         Das tägliche Work-Out
                     ge Frau mit schwarzen langen Haaren öffnet mir die
                     Tür. Im Büro besprechen drei Kolleginnen und die             Wir sind in Steinbach angekommen. Dort startet nicht
                     Pflegedienstleitung Jasmin Jahn den Tag. Ich schaue          nur die Tour, sondern hier ist Katja auch aufgewach-
                     mich um und höre Sätze wie: „Da hat sich etwas beim          sen. Sie zeigt mir auf dem Weg zur ersten Kundin ihr
                     Insulin geändert. Ist aber vermerkt.“ Oder „Der Kunde        Elternhaus. „Viele unserer Kunden hier kenne ich noch
                     hat diese Woche einen Krankenschein. Vielleicht ist er       von früher“, erzählt sie begeistert. Da wird auch schon
                     nicht wach, wenn du kommst.“ Neben mir steht Katja           mal ihrer Mutter beim Einkaufen erzählt, dass „die
                     Müller. Sie lächelt mich an und wir bieten uns direkt        kleine Katja“ zu Besuch war.
                     das Du an. Sie werde ich heute auf ihrer Tour für meine          Wir stehen vor dem Haus von Edith Steines. Katja
                     Reportage begleiten dürfen. Die Kund*innen wissen            klingelt zur Ankündigung einmal kurz an der Haus-
                     schon Bescheid, dass ich mitkomme und freuen sich            tür und öffnet mit einem Schlüssel aus dem großen
                     auf das neue Gesicht.                                        Schlüsselmäppchen die Tür. „Wir haben von manchen
                         Bevor wir in den Tag starten, checkt Katja ihr           Kund*innen den Haustürschlüssel bekommen. Trotz-
                     Diensthandy. Dank der Anwendung SNAP hat sie auf             dem klingele ich vorher, damit sie schon wissen, dass
                     dem Gerät alle wichtigen Daten über die Kund*innen,          Besuch kommt“, erklärt sie mir beim Eintreten in die
                     die sie auf ihrer Tour anfährt. Seien dies Informationen     Wohnung. Die rüstige Rentnerin wartet schon ganz
                     über veränderte Insulinwerte oder eine neue Medika-          aufgeregt auf uns. Sie sei heute um vier Uhr morgens
                     tion, hier wird alles aufgeführt und ist für die Mitarbei-   vor Aufregung aufgewacht, weil sie sich auf meinen
                     ter*innen abrufbar.                                          Besuch und das Fotografieren gefreut habe. Sie hat
                         „Unsere erste Kundin ist Edith Steines. Ihr ziehe        schon alles vorbereitet: die Kompressionsstrümp-
                     ich die Kompressionsstrümpfe an“, erzählt mir Katja          fe liegen bereit und die 86-Jährige macht es sich auf
                     als wir ins Auto einsteigen. Katja hat sich für den heu-     dem gemütlichen Sessel bequem. Wer selbst schon
                     tigen Tag extra eine passende FFP2-Maske zu ihrem            mal Kompressionsstrümpfe zum Beispiel nach einer           Weg zum Bad vorbei und flüstert mir nickend zu: „Wir        Aufstehens und der vielen Eindrücke an diesem Mor-
                     Kasack ausgesucht. Ihre knallroten langen Haare, die         OP tragen musste, weiß wie schwierig es ist, sie alleine   verstehen uns ja so gut.“                                   gen nicht von der Hand weisen kann, macht sich bei
                     royalblaue Maske, die gleichfarbige Arbeitsbekleidung        anzuziehen. Insgesamt wird Katja an diesem Morgen              Die anfänglich noch verschlafene Seniorin wird von      mir breit. Für die Pflegefachkraft geht es jetzt allerdings
                     und ihr Lächeln strahlen um die Wette. Stolz berich-         noch sechs weiteren Kund*innen die medizinischen           Katja bei der Dusche unterstützt. Eigentlich könne sie      weiter. Neun Kund*innen stehen noch auf ihrem Plan
                     tet sie, dass sie vor vier Tagen ihr Examen erfolgreich      Strümpfe angezogen haben. Nach dem dritten Mal             das alles noch alleine, aber es sei ihr lieber, wenn noch   und wenn sie ihre Tour beendet hat, geht es wieder
                     bestanden hat und dies ihre erste Woche als Altenpfle-       scherzt sie: „Das Fitnessstudio hab ich mir gespart!“      jemand dabei ist. Falls sie Probleme mit dem Gleichge-      ins Büro. Das Schlüsselmäppchen zurückbringen, die
                     gefachkraft ist.                                                                                                        wicht oder so hätte. Anschließend sucht Katja ihr ein       Übergabe mit den Kolleg*innen machen, Medikamen-
                         Anknüpfend an ihre Ausbildung als Pflegehilfs-           Gegenseitiges Unterstützen                                 schönes Outfit raus und hilft ihr beim Anziehen. Wir        te richten – zu tun ist da immer was.
                     kraft, wurde die 28-Jährige in ihrer Ausbildung zur                                                                     verabschieden uns und ziehen weiter.
                     Pflegefachkraft auf alles vorbereitet, was sie für ihren     Noch ein bisschen verträumt begegnet uns Therese               Auf unserer Fahrt zu den nächsten Kund*innen            Herzlichkeit und ein offenes Ohr
                     Berufsalltag benötigt. Mit ihrem umfassenden Fach-           Kaufmann auf der nächsten Station unserer Route. Sie       plaudern wir ein bisschen darüber, ob man über-
                     wissen kann sie selbstständig arbeiten und Menschen          lag zwar schon wach, hat aber den Ausblick aus dem         haupt ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter den              In meinem Auto resümiere ich den Morgen. Am span-
                     mit einem Pflegebedarf dabei unterstützen, weiterhin         Fenster von ihrem Bett aus genossen. Um mitreden           Kolleg*innen spürt, wenn jede*r nur alleine unterwegs       nendsten finde ich, dass wir auf der Tour kurz in das
                     dort zu leben, wo sie sich am wohlsten fühlen – in ihren     zu können, sollte ich mir das natürlich ebenfalls an-      ist. „Wenn irgendwas unterwegs passiert, kann man           Leben der Menschen eintauchen konnten. Alte dunk-
                     eigenen vier Wänden. Auch wenn es anfänglich noch            sehen. Ihr Haus ist etwas höher gelegen und sie hat        immer anrufen und bekommt Hilfe. Gerade jetzt, wo           le Kirschholzschränke, große gemütliche Sofas und
Ambulant unterwegs

                                                                                                                                                                                                                                                                       Ambulant unterwegs
                     ein bisschen Überredungskunst von der Pflegedienst-          eine herrliche Sicht auf das Dorf und die umliegen-        ich als Fachkraft ganz am Anfang stehe und manchmal         Sessel mit Häkeldeckchen und einladenden Kissen
                     leitung und ihren Kolleg*innen, die früh ihr Potenzial       den Wälder. Sie schüttelt sich den Schlaf ab und fragt     noch etwas unsicher bin, werde ich immer durch das          dekoriert. Die Wände voller Erinnerungsfotos mit
                     erkannt haben, gebraucht hat, ist sie jetzt wahnsinnig       Katja aufgeregt wie ihre Prüfungen liefen. „Jetzt bin      Team unterstützt. So ein tolles Team wie hier, hatte        Verwandten, von Familienfesten oder aus der Jugend.
                     froh, zusätzlich die Ausbildung zur Fachkraft gemacht        ich fertig. Hab alles bestanden! Mich werdet ihr nicht     ich noch nirgends“, erzählt mir der riesige FC Bayern       Aber auch Lebensraum, der für die Bedürfnisse kom-
                     zu haben. Ein bisschen Berufung gehört auch dazu.            mehr los“, berichtet sie fröhlich und ganz stolz. Die      München-Fan.                                                plett umgestellt und verändert wurde. Das Sofa muss-
                     Durch ihr Elternhaus hat sie bereits als kleines Kind        91-Jährige strahlt über beide Ohren: „Ich freu mich so!“       Ich begleite Katja auf ihrer Tour bis kurz nach zehn    te für ein Pflegebett weichen. Alles findet nur noch
    4                viel aus dem Tätigkeitsfeld der Pflege aufgeschnappt,        Mit einem breiten Grinsen geht sie an mir auf ihrem        Uhr. Eine gewisse Müdigkeit, die ich dank des frühen        auf einer Etage statt. Doch egal, ob die Wohnungen                  5
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Hilfe in Not
                                                                                                                                           Pflegeberatung für Pflegebedürftige und Angehörige

                                                                                                                                              Jeder hat es schon einmal erlebt, ob im Bekann-        rem zu Bedenken haben. Seit 2016 gibt es für Pflege-
                                                                                                                                           tenkreis oder in der eigenen Familie: ein geliebter       bedürftige und Angehörige die Möglichkeit, eine Pfle-
                                                                                                                                           Mensch wird – oft von heute auf morgen – pflegebe-        geberatung nach § 37 SGB XI in Anspruch zu nehmen.
                                                                                                                                           dürftig, kann sich nicht mehr alleine versorgen und ist   Diese bieten unter anderem ambulante Pflegedienste
                                                                                                                                           auf Hilfe angewiesen. Der oder die Betroffene selbst      an. So auch beim Schwesternverband.
                                                                                                                                           und auch die Angehörigen stehen vor Entscheidun-             Wer weiß denn schon, dass es zum Beispiel für
                                                                                                                                           gen, die meistens schnell getroffen werden müssen.        pflegende Angehörige einen Entlastungsbeitrag gibt?
                                                                                                                                           Kann eine ambulante Versorgung gewährleistet wer-         Dafür stehen monatlich 125 Euro für unterschiedliche
                                                                                                                                           den oder wäre eine stationäre Pflegeeinrichtung die       Leistungen wie z.B. Hauswirtschaft oder Betreuung
                                                                                                                                           bessere Alternative? Gibt es Übergangslösungen oder       zur Verfügung. Auf Antrag der Kranken- und Pflege-
                                                                                                                                           muss ich mich sofort und definitiv entscheiden? Kann      kassen schulen unsere Fachkräfte Angehörige auch
                                                                                                                                           ich als Angehörige*r selbst tätig werden, aber wie kann   gerne nach den individuellen Bedürfnissen der Pflege-
                                                                                                                                           ich die Pflege finanzieren, wenn ich dafür meine Ar-      bedürftigen. Diese Pflegeschulungen und Pflegekurse
                                                                                                                                           beitsstelle reduzieren muss?                              können nach $ 45 SGB XI sogar in der eigenen häusli-
                                                                                                                                              All das sind Fragen, die die Betroffenen unter ande-   chen Umgebung angeboten werden.

                     modern eingerichtet sind oder man beim Anblick der         sieht das alles wieder anders aus.“
                     Einrichtung eine kleine Zeitreise macht – es fühlte sich      Begegnungen mit Pflegekräften wie Katja Müller
                     jedes Mal so an, als wäre Katja überall willkommen         nehmen mir die Bedenken und Befürchtungen, die
                     und dass sie mit Vorfreude erwartet wird.                  ich vor dem Alter habe. Zu wissen, dass es Menschen
                        Katja erzählte mir auf unserer Fahrt, dass viele        gibt, die mit dieser Professionalität ihrer Arbeit nach-
                     Menschen auf ihrer Tour sagen, ihr Besuch sei das          gehen und den Kund*innen, Bewohner*innen oder
                     tägliche Highlight. Und das kann ich durchaus verste-      Klient*innen zuhören und ihre Belange wichtig neh-
                     hen. Nicht, weil die Menschen sonst nur alleine sind.      men, lässt meine Angst vor dem Altern kleiner werden.
                     Viele der Kund*innen wohnen mit ihren Kindern zu-          „Nervös hätte ich gar nicht sein müssen“, denke ich mir
                     sammen, bekommen täglich Besuch von Verwandten             und mache mich auf den Weg in die Verbandszentrale.
                     oder sind bis nachmittags in einer Tagespflege. Viel-
                     mehr geht es dabei um Katjas Art. Sie begegnet jeder
                     Person mit einem aufrichtigen Interesse und Geduld.
                     Die Kund*innen sind keine bloßen To-Dos auf ihrer
                     Touren-Liste, die schnell abgehakt werden müssen.
Ambulant unterwegs

                                                                                                                                                                                                                                                             Ambulant unterwegs
                     Sie nimmt sich die Zeit, wenn jemandem etwas auf
                     dem Herzen liegt und darüber sprechen muss. Oder                                                                         Informieren Sie sich ausführlich bei einem der Service-Center in Ihrer Region!
                     wenn der neuste Dorf Klatsch und Tratsch ansteht.            Mehr von Margo Morgen-
                     Genauso ist es für sie aber auch vollkommen okay,            sterns Einsatz beim ambu-                                   Mitarbeiter*innen können auch gerne die Service-Stelle Familie nutzen.
                     wenn jemand mal einen schlechten Tag hat und wenig           lanten Pflegedienst gibt's                                  Hier ist Carola Götzinger Ihre Ansprechpartnerin,
                     bis gar nicht kommuniziert. „Das gehört dazu. Warum          bei Instagram!                                              Tel.: 06824 909 195 oder carola.goetzinger@schwesternverband.de
    6                sollte es ihnen anders gehen als uns? Am nächsten Tag                                                                                                                                                                                         7
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Selbständig bleiben – auch im Alter                                                                               Eine Übersicht der Service-Center
                     Das neue „Team Service-Wohnen” stellt sich vor                                                                    und Service-Wohnungen

                     Rund 380 Service-Wohnungen für Senior*innen              tung, bei der sie für die rechtlichen Angelegenheiten
                     an 25 Standorten, überwiegend in ländlichen Re-          der Vermietungen zuständig war.
                     gionen - das hat der Schwesternverband in den               Künftig verwalten die beiden zusammen die
                     letzten sieben Jahren aufgebaut und reagierte da-        mittlerweile rund 380 Wohnungen. Sie erstellen die
                     mit auf den Wunsch vieler Menschen: so lange es          Nebenkostenabrechnungen und sind die ersten An-
                     geht selbständig in den eigenen vier Wänden zu           sprechpartnerinnen für Mieter*innen und Wohnungs-
                     leben.                                                   suchende. Mit der Einführung der neuen Betriebs-
                                                                              software „Ultimo“ wollen sie, in Zusammenarbeit mit
                        Zu Beginn der Erfolgsgeschichte der Service-Woh-      den anderen Abteilungen wie Facility Management,
                     nungen des Schwesternverbandes wurde die Verwal-         Finanzbuchhaltung, dem Marketing und den An-                                            Dahlem
                     tung der damals wenigen Wohnungen von den Mitar-         sprechpartnern vor Ort, die Immobilienverwaltung
                     beiter*innen des Finanz- und Rechnungswesens in der      des Schwesternverbandes auf eine neue Stufe heben.
                     Verbandszentrale betreut. Doch je mehr Wohnungen         „Wir freuen uns auf diese Herausforderung und auch
                     dazu kamen, desto mehr Verwaltungsaufwand be-            auf die gemeinsame Arbeit als neues, junges Team“,
                     stand. So übernahm der langjährige Mitarbeiter, ehe-     sagen die beiden Kolleg*innen.                                                                      Badem
                                                                                                                                                                                     Bitburg
                                                                                                                                                         Bettingen
                     malige Pflegedienst- und Einrichtungsleiter, Joachim        Wir wünschen Aline Schmidt und Melanie Schmitt
                     Backes im Jahr 2014 die Herausforderung, das Ser-        dabei viel Erfolg und bedanken uns bei Joachim Ba-                                               Kordel

                     vice-Wohnen neu aufzubauen und erster Ansprech-          ckes für die kollegiale Zusammenarbeit und wünschen
                     partner für die Mieter*innen zu sein.                    ihm für die Zukunft alles Gute, Gesundheit, Glück und                                                              Offenbach-Hundheim
                                                                                                                                                                                                  Altenglan                                  Königheim
                        Nach rund 23 Jahren ging Joachim Backes nun aber      Zufriedenheit.
                                                                                                                                                                                                                                 Boxberg
                     im Spätsommer in Rente. Vorstandsvorsitzender Tho-                                                                                                                        Waldmohr                                        Creglingen
                                                                                                                                                                                                                                Assamstadt
                     mas Dane und Nora Burkert, Leiterin der Unterneh-
                                                                                                                                                                                                                                             Schrozberg
                     mensentwicklung, bedankten sich bei ihm für sein
                     langjähriges Engagement für den Schwesternverband.
                        Zum Glück bekam Joachim Backes bereits im März                                                                             Otzenhausen

                     2020, als sich das Service-Wohnen mehr und mehr
                     etablierte, von Aline Schmidt Unterstützung, die die
                                                                                                                                                                                                                  Lichtenau
                     Abteilung zusammen mit einer neuen Kollegin, Me-                                                                                                 Ottweiler

                     lanie Schmitt, künftig verwalten wird.                                                                                  Diefflen                    Heiligenwald
                        Aline Schmidt ist gelernte Kauffrau für Grund-                                                                                                                                              Oberkirch
                                                                                                                                                       Schwalbach
                     stücke- und Wohnungswirtschaft und war bei ihrem                                                                                    Püttlingen
                                                                                                                                                                      Dudweiler
                     vorherigen Arbeitgeber jahrelang für die Verwaltung                                                              Überherrn
                                                                                                                                                      Völklingen                                      Nonnenweier
                     von Eigentumswohnungen zuständig. Sie wollte die                                                                                                                                      Lahr
Ambulant unterwegs

                     Immobilienbranche von einer anderen Seite kennen-                                                                                                                                Kappel-Grafenhausen
                     lernen, außerdem interessierte sie der soziale Aspekt,                                                                                                                           Rheinhausen

                     weshalb sie sich vor drei Jahren entschied, sich beim       Kontakt Service-Wohnen:                                                                                              Endingen a. K.
                     Schwesternverband zu bewerben. Melanie Schmitt ist
                     als ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte nicht         servicewohnen@schwesternverband.de                       Service-Wohnen für Senior*innen
                     ganz so fachfremd wie es zunächst scheint, denn sie         Tel.: 06824 909-167                                      Ambulante Pflege/Service-Center
    8                arbeitete seit 2012 ebenso für eine Immobilienverwal-
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Nie im Stich gelassen                                                                                               Wie wirkt sich denn die Corona-Pandemie auf Ihre
                                                                                                                                         psychische Situation aus, Ihre Sozialkontakte sind
                                                                                                                                         weggebrochen. Gibt darüber hinaus Veränderungen?
                                                                                                                                                                                                    Haben Sie eine Idee, was Ihnen helfen könnte?

                                                                                                                                                                                                    Mir würde helfen, wenn die Corona-Krise endlich vor-
                                                                                                                                                                                                    bei wäre. Ich hoffe jetzt zum Beispiel, dass die geplan-
                     Ambulante Unterstützung für                                                                                         Ja, ich habe das Gefühl die Corona-Krise die ist wie so    ten Gespräche mit einem Psychotherapeuten mich
                                                                                                                                         eine dunkle Wolke die am Himmel schwebt, die über          weiterbringen, da setzte ich jetzt große Hoffnungen
                     Menschen mit Beeinträchtigungen –                                                                                   einem hängt, die auf einen einprasselt und man kann        rein und ansonsten muss man weitermachen, um den
                                                                                                                                         nix dagegen tun. Man fühlt sich der ganzen Situation       Anschluss nicht zu verlieren.
                     in Corona-Zeiten                                                                                                    hoffnungslos ausgeliefert. Das Ganze macht mir Angst.
                                                                                                                                         Ich habe weniger Angst mich anzustecken, ich weiß,         Welche Rolle spielt die Hilfe durch den Fachdienst
                                                                                                                                         ich bin vorsichtig genug. Aber einfach dieses Etwas,       aktuell?
                                                                                              Ein Gastbeitrag von Diana Dintinger,       was da über einem ist, wo man einfach keine Kontrolle
                                                                                              Gesamtleitung „Fachdienst Selbst-          drüber hat, das ist das Schlimmste an der Sache. Die       Ohne ihn wäre ich hoffnungslos verloren. Der Fach-
                                                                                              bestimmtes Wohnen“                         Angst, dass alles noch schlimmer wird…. Die Angst,         dienst hat mir schon so viel geholfen, nicht nur durch
                                                                                                                                         dass ich noch mehr absacke.                                diese Begleitung zu den Ärzten oder zum Einkaufen,
                                                                                                                                                                                                    sondern auch durch die Gespräche, die ich mit denen
                                                                                                                                         Hatten Sie konkrete Ziele, die Sie vor der Pandemie        führen konnte. Da ich im Moment nicht so flexibel
                                                                                                                                         umsetzen wollten? Die jetzt nicht mehr erreichbar          bin, ist es mir sehr wichtig, dass die zu mir kommen.
                     Der „Fachdienst Selbstbestimmtes Wohnen“ des            nikattacken, manchmal Schneidedruck (Selbstverlet-          scheinen?                                                  Gerade wenn es mir schlecht geht, ziehe ich mich zu-
                     Schwesternverbandes begleitet Menschen mit Be-          zungen), früher immer mal wieder Suizidgedanken.                                                                       rück. Ich schaffe es dann nicht, das Haus zu verlas-
                     einträchtigungen, um diesen ein selbstbestimmtes        Depressiv einfach, die Stimmung ist einfach im Keller.      Ja gut, ich wollte ein bisschen eigenständiger werden,     sen. Und auch allein dafür, dass sie da waren, gerade
                     Wohnen zu ermöglichen. Gerade in der derzeitigen                                                                    verschiedene Sachen wieder angehen, die ich jetzt lan-     in Krisen. Ich brauche nur an meinen 50. Geburtstag
                     Pandemie hat diese Gruppe an Menschen viele Ver-        Hat sich ihr Zustand in den letzten Jahren verändert?       ge Zeit nicht angegangen bin. Eins von den Zielen war,     letzten Herbst zu denken. Da waren nur meine Be-
                     luste zu tragen. Therapeutische- und tagesstruktu-                                                                  dass ich so mobil mit dem Rollator sein wollte, dass       zugsmitarbeiter da, das ist ein Zeichen für mich, was
                     rierende Gruppenangebote entfallen. Die überwie-        Ich würde sagen, dass es in den Jahren vor der Coro-        ich es schaffe, alleine mit dem Zug nach Homburg zur       diese Menschen mir wert sind. Ja, die haben mich in
                     gende Mehrheit dieser Menschen lebt allein, oft in      na-Krise ein bisschen besser geworden und durch die         Familie zu fahren. Aber durch Corona ist der Kontakt       der ganzen Situation nie im Stich gelassen, das war mir
                     Kleinstwohnungen. Stabile soziale Kontakte sind         Corona-Krise wieder in den Keller geschrumpft ist. Die      nicht möglich, ist dieses Ziel nie erreicht worden. Die    unheimlich wichtig.
                     nicht immer vorhanden. Gerade jetzt erleben die         ganzen Jahre davor lief es ziemlich auf dem gleichen        ganzen Außenaktivitäten sind ja auch durch Corona
                     Mitarbeiter*innen des Fachdienstes, dass sie der        Level, aber ich muss dazu sagen, mir hat eben die Ar-       komplett erloschen. Ich bin vorher mal mit der Mela-       Was würden sie sich persönlich für das nächste Jahr
                     einzige soziale Kontakt der Betroffenen sind.           beit mit dem Fachdienst ziemlich viel geholfen. Da ist      nie in die Stadt gegangen oder bin zum Eiscafé oder        wünschen?
                     Um zu erfahren, wie es Menschen mit Beeinträch-         Vieles, ich will sagen, aufgearbeitet und angesprochen      wir sind in die Bäckerei mal eine Tasse Kaffee trinken
                     tigungen und auch deren Bezugsmitarbeitern geht,        worden, was mir wichtig war.                                gegangen; das ist ja alles durch Corona komplett mal       Ich würde mir wünschen, dass ich wieder mehr mit
                     haben wir ein Interview geführt: mit Kerstin und                                                                    ausgeschaltet worden.                                      mir selber klarkomme, dass ich wieder mehr soziale
                     Melanie. Kerstin ist 50 Jahre alt und erkranke 1996     Welche Hilfe oder welche medizinischen und sozial-                                                                     Kontakte zu meiner Familie habe. Durch diese gan-
                     während ihres Architekturstudiums derart schwer,        psychiatrischen Angebote brauchten Sie denn vor             Merken Sie, dass Ihre Fähigkeit, Menschen zu begeg-        ze Corona-Pandemie ist mein Schlafrhythmus auch
                     dass sie ihr Studium nicht mehr abschließen konn-       der Corona-Pandemie, um in Ihrem Alltag, zurecht            nen und draußen zu sein, sich dadurch zurück entwi-        durcheinandergeraten. Also ich wäre wieder froh,
                     te. Auslöser ihrer chronisch psychiatrischen Er-        zu kommen?                                                  ckelt hat?                                                 wenn ich wieder anständig schlafen würde. Und ich
                     krankung war ein persönlicher Schicksalsschlag.                                                                                                                                wäre froh, es würde einfach nur ein stückweit normaler
                     Melanie ist 38 Jahre alt und arbeitet seit 17 Jahren    Vor der Pandemie waren es eigentlich die Mitarbeiter        Ja, da ist mehr Angst vor den Menschen da, das stimmt.     werden.
                     als Fachkraft mit Menschen mit Beeinträchtigun-         des Fachdienstes und mein behandelnder Psychiater,          Der Trainingseffekt ist weg. Wir waren ja schon so weit,   —
                     gen beim Schwesternverband.                             das waren so die medizinisch-psychiatrischen Hilfen.        dass ich kleinere Sachen im Discounter oder in der         Melanie, Sie arbeiten bereits seit vielen Jahren beim
                                                                             Auch die Tagesklinik der Psychiatrie habe ich zeitweise     Bäckerei ohne Begleitung einkaufen konnte. Das geht        „Fachdienst Selbstbestimmtes Wohnen“. Wie hat sich
                     Kerstin, würden Sie erklären wie Ihre psychische Er-    besucht. Man hat ja noch familiäre Kontakt gehabt. Ich      nicht mehr. Auch nicht mit Begleitung. Ich gehe erst       die tägliche Arbeit während der Corona-Pandemie für
                     krankung Sie generell im Alltag einschränkt?            bin alle sechs Wochen zu meiner Cousine nach Homburg        gar nicht. Schon allein die Strecke zum Bäcker bekom-      Sie geändert?
Ambulant unterwegs

                                                                                                                                                                                                                                                               Ambulant unterwegs
                                                                             gefahren. Was dann durch Corona komplett zum Erlie-         me ich nicht hin. Ich habe das Gefühl, dass mit mei-
                     Generell schränkt sie mich dadurch ein, dass ich sehr   gen gekommen ist. Ja, das hat mir Halt gegeben, sehr viel   nem Rücken entwickelt sich auch immer mehr zurück,         Ich empfinde die derzeitige Arbeit als extreme Belas-
                     viel mit Ängsten belastet bin. Im einfachen Umgang      zu schaffen, weil einfach der Kontakt da war; der einzige   weil ich immer mehr in meiner Wohnung bin.                 tung. Bei unseren Klienten gibt es gerade wöchentlich
                     mit Situationen und auch mit Menschen. Ich habe         Kontakt, den ich zur Familie hatte nach dem Tod meiner                                                                 schwere Krisen. Es kommt vermehrt zu schweren de-
                     Angst, alleine rauszugehen, zum Einkaufen und zum       Mutter. Und da ich mit dem Tod meiner Mama immer                                                                       pressiven Episoden mit Suizidgedanken. Akute Psy-
                     Arzt. Dann bekomme ich absolute Horrorvorstellun-       noch nicht klarkomme, war das ein komplettes Desaster,                                                                 chosen haben zugenommen, aber auch der Konsum
    10               gen. Ansonsten leide ich unter Schlafstörungen, Pa-     als dieser Kontakt dann auch noch weggebrochen war.                                                                    von Drogen und Alkohol.                                       11
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Worauf führen sie dies zurück?                            der sein Einverständnis gab, zu Hause getestet wird.      wieder auf ihren Rollator angewiesen, verlässt ihre         unseren Mitarbeiter*innen zu schaffen macht. Die Ar-
                                                                               Natürlich müssen wir auch unsere Klienten unterstüt-      Wohnung nicht mehr. Wir müssen sie nun unterstüt-           beit mit den verschiedenen Behörden und Institutio-
                     Die Corona-Pandemie löst bei vielen Menschen mit          zen, die Corona bedingten Auflagen zu verstehen und       zen, eine neue, barrierefreie Wohnung zu finden. Der        nen ist immer noch erschwert; viele Prozesse haben
                     Beeinträchtigungen große Ängste und Panik aus. Häu-       umzusetzen. Woran muss ich mich halten oder welche        Medienkonsum der Betroffenen ist während der Pan-           sich verlangsamt. Anträge liegen bei Behörden und
                     fig ist die Grundstimmung dieser Menschen bereits         Maske muss ich tragen und wo bekomme ich die her.         demie stark gestiegen. Dadurch, dass die Pandemie in        Gerichten und werden nicht zeitnah bearbeitet. Die
                     eher im Bereich der negativen Erwartungshaltung.          Gerade aktuell geht es auch um das Thema Impfung.         den Medien so stark vertreten ist, sind die Klient*innen    Verfügbarkeit von Hilfen und Leistungen oder Wohn-
                     Informationen werden häufig anders aufgenommen            Wir arbeiten hier auch mit Unterlagen in leichter Spra-   sehr stark mit den „Horrornachrichten“ konfrontiert.        raum ist durchweg noch stark beeinträchtigt.
                     und verarbeitet.                                          che, die wir zum Teil selbst erstellt haben.              Die Pandemie ist also immer präsent, das verstärkt          Glücklicherweise haben sich nur wenige Klienten tat-
                                                                                                                                         die Ängste natürlich. Für Viele ist der Alltag auch jetzt   sächlich mit Corona infiziert. Es gab keine schweren
                     Wie genau gestaltet sich derzeit die Arbeit? Der Fach-    Was wünschen Sie sich für die Zukunft?                    noch nicht wieder zurückgekehrt, auch weil sie ihre         Verläufe. Lediglich eine Mitarbeiterin hat sich bisher
                     dienst hat den Auftrag, Menschen mit Beeinträch-                                                                    Beschäftigung zum Beispiel in der Werkstatt oder in         mit Corona bisher infiziert, auch hier gab es keinen
                     tigungen in die Gesellschaft einzugliedern. Wie ist       Ich würde mir wünschen, dass die Mehrbelastung auf        einer Maßnahme bisher noch nicht regulär wieder             schweren Verlauf.
                     dieses Ziel derzeit zu erreichen.                         der Arbeit und Zuhause Anerkennung bekommt. In            aufnehmen konnten.                                          Aber natürlich unterstützen wir weiterhin unsere Kli-
                                                                               meiner Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung           Für unsere Mitarbeiter*innen ist die ausbleibende           ent*innen in der schwierigen Zeit und blicken positiv
                     Es geht gerade hauptsächlich um die Stabilisierung        gibt es kein Home-Office. Wir sind immer da und un-         Wertschätzung vonseiten der Politik weiterhin sehr          in die Zukunft und hoffen, dass sich die Bedingungen
                     von Klienten und die Unterstützung in einem alter-        terstützen. Der „Fachdienst Selbstbestimmtes Woh-         frustrierend. Es ist das Gefühl, wenig wert zu sein, das    bald wieder normalisieren.
                     nativen Alltag. Bei schweren Krisen müssen wir un-        nen“ beim Schwesternverband war nicht einen Tag
                     terstütze Hilfe finden, z.B. durch einen stationären      geschlossen. Wir setzen uns und unsere Familie auch
                     Aufenthalt in einer Psychiatrie. Allerdings erleben       einem Infektionsrisiko aus, setzen die Testpläne um
                     wir die Psychiatrien als stark belegt, sodass Klienten    und fangen den Frust und die Verzweiflung der Men-           Der Schwesternverband ist mit dem „Fachdienst Selbstbestimmtes Wohnen“ an sechs Standorten
                     z.T. auch recht früh entlassen werden. Des Weiteren       schen mit Beeinträchtigungen auf. Was mich beson-            tätig, fünf im Saarland und einer in Rheinland-Pfalz. 64 Mitarbeiter*innen unterstützen insgesamt 542
                     ist es schwierig für Klienten ihre Angelegenheiten zu     ders ärgert ist, dass die Bundes- und Landesregierung        Klient*innen. (Stand: Oktober 2021)
                     klären, da viele Behörden eingeschränkt erreichbar        unseren Kollegen aus der Pflege einen Bonus gegenfi-
                     sind. Viele Menschen mit Beeinträchtigungen haben         nanziert hat und uns in der Eingliederungshilfe einfach
                     keine Möglichkeiten moderne Medien so zu nutzen,          vergessen hat. Es gibt bei uns im Schwesternverband
                     dass sie z.B. Anträge stellen könnten. Aber auch gerade   Einrichtungen, da hat der eine Bereich Bonus erhalten
                     die Einsamkeit und das Leben auf beengtem Raum            und einen Wohnbereich weiter gab es nichts. Je nach-
                     machen den Menschen zu schaffen.                          dem aus welchem Topf die Hilfe finanziert wird. Wir
                     Für einige unserer Mitarbeiter kommt die Belas-           fühlen uns abgewertet, da die Arbeit mit Menschen in                         Leichte Sprache
                     tung durch die Teststrategie hinzu. Ich gehöre zu         der Pflege scheinbar wertvoller ist, als die Arbeit mit
                     dem Testteam. Das heißt, dass ich neben den üb-           Menschen mit Behinderungen. Ansonsten wünsche
                     lichen Tätigkeiten die regelmäßigen Corona-An-            ich mir auch wieder mehr Normalität.                        Es gibt den Fachdienst Selbstbestimmtes Wohnen.
                     tigen Schnelltests bei Mitarbeitern und Klienten
                                                                                                                                           Die Mitarbeiter unterstützen Menschen
                     durchführe. Da die Klienten selten zu uns an den          —
                     Standort kommen können, fahren wir eine eng                                                                           Zuhause in der eigenen Wohnung.
                     getaktete Tour, damit jede Woche jeder Klient,            Die aktuelle Situation
                                                                                                                                           Sie helfen den Menschen dabei,
                                                                               Das Interview wurde bereits im Frühsommer 2021
                                                                                                                                           dass sie selbstständig leben können.
                                                                               geführt. An der Situation hat sich aber trotz der Lo-
                                                                               ckerungen der Maßnahmen nicht viel geändert. Für            Corona hat die Arbeit schwierig gemacht.
                                                                               unsere Klient*innen und Mitarbeiter*innen war es
                                                                               kein unbeschwerter Sommer. Auch wenn es positiv             Darüber sind viele Menschen traurig.
                                                                               zu sehen ist, dass viele Klient*innen die Hygiene- und
                                                                                                                                           Die Menschen, die betreut werden, sind traurig
                                                                               Abstandsrichtlinien rasch umsetzen konnten, so ist es
                                                                                                                                           und die Mitarbeiter sind traurig.
Ambulant unterwegs

                                                                                                                                                                                                                                                              Ambulant unterwegs
                                                                               nicht unbedingt immer zu deren Vorteil. Denn etwa
                                                                               durch das Zurückziehen, den Abstand und die neu
                                                                               entstandenen Ängste ist das Ziel der Eingliederung          Durch Corona ist die Arbeit viel mehr geworden.
                                                                               nach wie vor erheblich eingeschränkt. Viele blicken
                                                                                                                                           Hoffentlich ist Corona bald vorbei.
                                                                               sehr pessimistisch in die Zukunft. In den letzten 20
                                                                               Monaten haben sich Fähigkeiten vieler Klient*innen          Dann wird es hoffentlich wieder besser.
    12                                                                         vermehrt zurückentwickelt. Kerstin zum Beispiel, ist                                                                                                                            13
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Hätten Sie’s gewusst?
                     Interessante Facts über unsere ambulanten Pflegedienste

                                                       Zirka   1.700.000 km
                                                       legen die Mitarbeiter*innen
                                                          des ambulanten Dienstes
                                                         im Jahr insgesamt zurück.

                                                      Rund   4.300                                        Selina Vogelbach

                                                                     Bezahlvorgänge an Tankstellen wer-
                                                                     den jährlich registriert.            Aus Freiwilligen werden Azubis
                                                                                                          Ein Freiwilliges Soziales Jahr im „Haus St. Katharina“

                        95                                                                                Nicht immer beginnt der Einstieg ins Berufsleben          des 19-Jährigen. Er hatte sich direkt nach der Schule für
                                                                                                          direkt mit einer Ausbildung oder einer festen An-         ein FSJ entschieden, auch um herauszufinden, was er
                                                                                                          stellung. Viele junge Menschen sind unsicher, wissen      in Zukunft machen möchte.
                            Autos und 3 E-Bikes sind Tag für Tag                                          nicht, was sie ihr ganzes Leben lang arbeiten sollen,        Selina Vogelbach ist ebenfalls glücklich, sich über
                            auf den deutschen Straßen im Namen                                            wollen sich noch nicht festlegen. Es gibt verschiede-     den Freiwilligendienst engagiert und so zu ihrer Beru-
                            der ambulanten Pflege des Schwestern-                                         ne Möglichkeiten, einen Beruf im Vorfeld erst einmal      fung gefunden zu haben. Vor ihrem Freiwilligendienst
                            verbandes unterwegs.                                                          kennenzulernen. Eine dieser Möglichkeiten ist der         hatte sie bereits eine Ausbildung in der Garten- und
                                                                                                          Freiwilligendienst, der auch in den Einrichtungen         Landschaftspflege begonnen, jedoch schnell gemerkt,
                                                                                                          des Schwesternverbandes angeboten wird, zum Bei-          dass es nicht das Richtige für sie war. Der Einstieg in die
                                                                                                          spiel im „Haus St. Katharina“ in Endingen.                Pflege über ein FSJ gab der heute 20-Jährigen Sicher-
                                                                                                                                                                    heit. Sie beschreibt ihre persönlichen Erfahrungen:

                                                                                                                                                                                                                                  Ausbildung beim Schwesternverband
                                                                                                              Selina Vogelbach und Lukas Kaufel sind Auszu-         „Ich kann ein FSJ nur weiterempfehlen. Es kann helfen

                                                                          2.380
                                                                                                          bildende zur/zum Pflegefachfrau/mann im „Haus St.         zu erkennen, ob ein Beruf wirklich der Richtige ist und
                                                                                                          Katharina“. Zuvor haben sie ein Freiwilliges Soziales     bewahrt einen davor, eine Ausbildung abzubrechen.
                                                                                                          Jahr dort absolviert. Sie erinnern sich gerne an die      Dadurch hat man bereits vor einer mehrjährigen Aus-
Ambulant unterwegs

                                                                                                          Zeit als Freiwillige zurück und haben viel Positives zu   bildung die Möglichkeit, die weniger schönen Seiten
                                                                                                          berichten. „Ich habe viele Freunde während meines         eines Berufs kennenzulernen und man kann sich si-
                                                                                                          FSJ gewonnen“, erzählt etwa Lukas Kaufel. „Es war ein     cher werden, ob man mit diesen klarkommt.“
                                                          Kundenbesuche wurden                            guter Einstieg ins Berufsleben, bei dem man viel für         Träger des Freiwilligendienstes war im Fall von Se-
                                                                 2020 insgesamt                           die Zukunft lernt und Reife entwickeln kann. Gerade       lina Vogelbach und Lukas Kaufel das „Wohlfahrtswerk
                                                                  durchgeführt.                           als junger Mensch lernt man durch einen Freiwilligen-     für Baden-Württemberg“. Von diesem wurden auch
    14                                                                                                    dienst viel fürs Leben dazu“, so das persönliche Fazit    Kennenlern-Seminare organisiert, bei denen sich die              15
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Chancen für Schulabgänger*innen und Quereinsteiger*innen mit dem
                                                                                                                                                        Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD)

                                                                                                                                                        Die Schulzeit neigt sich dem Ende zu, aber wie es weitergeht steht noch
                                                                                                                                                        in den Sternen? So geht es vielen Jugendlichen. Die Möglichkeiten schei-
                                                                                                                                                        nen endlos und eine Entscheidung zu treffen, die auf den Rest des Lebens
                                                                                                                                                        Einfluss nehmen kann, ist keine leichte Aufgabe. Eine Chance, sich seine
                                                                                                                                                        Entscheidung zu erleichtern, bieten das Freiwillige Soziale Jahr und der
                                                                                                                                                        Bundesfreiwilligendienst.

                                                                                                                                                        Durch einen Freiwilligendienst können Jugendliche Zeit gewinnen, die
                                                                                                                                                        richtige Wahl zu treffen oder aber sogar schon bewusst Einblick in einen
                                                                                                                                                        Beruf erhalten. Das Beste dabei: sie können anderen helfen. Ab der Voll-
                                                                                                                                                        endung der Schulpflicht und bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres ist
                                                                                                                                                        die Teilnahme an einem FSJ möglich. Der Bundesfreiwilligendienst bie-
                                    Lukas Kaufel                                                                                                        tet da noch mehr Möglichkeiten, gerade für ältere Quereinsteiger. Denn
                                                                                                                                                        hier besteht auch nach dem 27. Lebensjahr noch die Möglichkeit, einen
                                                                                                                                                        Dienst zu absolvieren. Neben der persönlichen Entwicklung bietet solch
                                                                                                                                                        ein Dienst den Teilnehmer*innen die Chance, ein Berufsfeld ohne lang-
                                                                                                                                                        fristige Verpflichtung kennenzulernen und kann auch für Quereinsteiger
                                                                                                                                                        eine Möglichkeit sein, etwa nach der Elternzeit oder einer Arbeitslosigkeit,
                                    Freiwilligen aus allen Einrichtungen verschiedener        gute Erfahrungen gemacht, da war die Entscheidung         sich wieder in der Berufswelt zu orientieren. Anders als beim FSJ haben
                                    Träger treffen und miteinander austauschen können.        für seinen praktischen Einsatzort schnell getroffen.      die Dienstleistenden im BFD ab dem 27. Lebensjahr sogar die Möglichkeit,
                                    Im Fall von Lukas Kaufel waren das insgesamt 30 Leu-      Bei dem Thema Ausbildung tat er sich etwas schwerer.      ihren Dienst als Teilzeitstelle abzuleisten. Zwischen sechs und 18 Monaten
                                    te. Fünf Seminarblöcke mit jeweils fünf Seminarta-        „Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich mir wirklich   (in Ausnahmefällen bis zu 24 Monaten) kann ein Freiwilligendienst dauern,
                                    gen hatte der Träger organisiert. Lukas Kaufel erinnert   eine Ausbildung in der Pflege vorstellen konnte. Mei-     im Regelfall sind es aber 12 Monate.
                                    sich: „Die Seminare fanden meistens in Friedrichs-        ne Vorgesetzten hatten mir den Vorschlag gemacht“,
                                    hafen statt. Man hat viel über Teamwork und Zusam-        erinnert er sich. Als FSJ-ler hatte er vermehrt in der    Der praktische Einsatz erfolgt in gemeinwohlorientierten Einrichtungen,
                                    menhalt gelernt, aber auch über sich selbst und was       Betreuung gearbeitet, was ihm auch gut gefallen hat.      die auf Landes- (FSJ) bzw. Bundesebene (BFD) anerkannt sind. Dazu können
                                    es bedeutet, Verantwortung für andere Menschen zu         Aber er war sich unsicher, ob er auch den Aufgaben in     Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Wohlfahrts-, Gesundheits- und
                                    haben.“                                                   der Pflege gewachsen wäre. Deshalb hat er noch wäh-       Altenpflege, Behindertenhilfe, aber auch Einrichtungen und Vereinigungen
                                        Selina Kaufel hat sich im Rahmen des FSJ bewusst      rend seines Freiwilligendienstes darum gebeten, auch      der Kultur- und Denkmalpflege, des Sports, der Integration, des Zivil- und
                                    für eine Pflegeeinrichtung für Senior*innen entschie-     in den Pflegebereich reinschnuppern zu dürfen. „Ich       Katastrophenschutzes sowie des Natur- und Umweltschutzes gehören.
                                    den. Die 20-Jährige wollte Einblick in den Beruf der      habe dann schnell gemerkt, dass es mir auch nichts        Organisiert und durchgeführt werden die Freiwilligendienste, die in der
                                    Fachkraft für Altenpflege gewinnen, um herauszufin-       ausmacht, diese Aufgaben zu übernehmen und mich           Regel auch durch begleitende Seminare ergänzt werden, von Trägern wie
                                    den, ob ihr die Arbeit mit den Senior*innen liegt. Und    für eine Ausbildung entschieden“, so Kaufel. Auch das     den Landesverbänden des Paritätischen und dem Deutschen Roten Kreuz
                                    auch die Entscheidung, nach dem FSJ eine Ausbil-          „Haus St. Katharina“ habe bei seiner Entscheidung         oder etwa dem Internationalen Bund. Der Träger zahlt den Freiwilligen in
Ausbildung beim Schwesternverband

                                                                                                                                                                                                                                       Ausbildung beim Schwesternverband
                                    dung im „Haus St. Katharina“ zu machen, war relativ       eine Rolle gespielt: „Die Einstellung der Bewohner*in-    der Regel auch ein Taschengeld und übernimmt die Beiträge zur gesetz-
                                    schnell gefallen, wie sie sich erinnert, denn: „Die Be-   nen und der Zusammenhalt auf den Stationen ma-            lichen Sozial-, Kranken- und Pflegeversicherung – sowie zur Renten- und
                                    wohner*innen und Mitarbeiter*innen hier sind wirk-        chen das ‚Haus St. Katharina‘ zu etwas Besonderem.        Arbeitslosenversicherung.
                                    lich super.“                                              Die Mitarbeiter*innen sind eher eine Familie als Kolle-
                                        Lukas Kaufel war bereits vor seinem Freiwilligen-     gen. Und mit den Bewohnern arbeiten wir zusammen,         Bei Interesse helfen wir gerne weiter, egal ob es um die Vermittlung ei-
                                    dienst klar, dass er Verantwortung für andere überneh-    Hand in Hand“, sagt der Auszubildende heute und fügt      ner durchführenden Organisation geht oder um den praktischen Einsatz
                                    men und mit Menschen arbeiten will: „Ich wusste von       hinzu: „Im ‚Haus St. Katharina‘ versuchen wir immer       in einer unserer Einrichtungen. Wenden Sie sich einfach an die jeweilige
                                    Anfang an, dass ich was Soziales, etwas mit Menschen      das Beste aus allem zu machen und die Dinge positiv       Einrichtungsleitung oder auch an Sophie Kiefer von der Personalabteilung,
                                    machen und nicht vor einem Computer sitzen möch-          zu sehen. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Bewoh-      Tel.: 06824 909148; personal@schwesternverband.de.
                                    te.“ Das „Haus St. Katharina“ kannte er bereits, weil     ner. Der Zusammenhalt ist einfach groß.“
        16                          seine Großmutter in der Einrichtung lebte. Er hatte                                                                                                                                                   17
Hand in Hand - Ambulant unterwegs - Das Magazin des Schwesternverbandes
Altenpflegehelfer*innen an der Pflegeschule Bitburg                                                           Emma-Weizsäcker-Haus,         Haus am Brühlpark,
                                                                                                                   Creglingen                    Schrozberg

     Herzlich willkommen!
     Der Schwesternverband begrüßt seine neuen Azubis

     Gerade in Tagen wie diesen ist die Entscheidung, einen Beruf in der Pflege zu erlernen, wichtiger denn je.
     In den Einrichtungen des Schwesternverbandes haben in den letzten Monaten wieder einige Schüler*in-
     nen den Start gewagt und wir sind sehr stolz und glücklich, sie bei uns begrüßen zu dürfen. Viel Erfolg und
     Freude wünschen wir!

                                                                                                                   Haus Friedrich Ludwig Jahn,                   Haus im Umpfertal,
                                                                                                                   Dudweiler                                     Boxberg

18                                                                                                                                                                                    19
Haus St. Josef,       Service-Center Oberkirch   Tagespflege Rheinhausen   Haus Taubergießen,
     Königheim                                                                  Kappel-Grafenhausen

     Haus St. Ambrosius,                              Haus Marienhöhe,                         Service-Center Lahr
     Irrel                                            Dahlem

20                                                                                                                   21
Nicht mehr wegzudenken!
                                    Zwei neue Auszubildende in der Hauswirtschaft
                                    bereichern das „Haus Hubwald“

                                    Zum ersten Mal bietet der Schwes-      Schullaufbahn im KfZ-Bereich Fuß       gerade am Anfang manchmal auch
                                    ternverband die Ausbildung zur         zu fassen. Doch zum Glück merkte       unangenehm sein, doch für den
                                    Hauswirtschaftskraft an. Dies ge-      sie nach einem Berufsbildungs-         Lernprozess sei es äußerst hilfreich.
                                    schieht im „Haus Hubwald“ in Ep-       jahr beim BBZ Lebach und einem             In Zeiten von Internet und sozi-
                                    pelborn, einer Pflegeeinrichtung       Praktikum als Hauswirtschaftskraft     alen Medien hat Claudia Braun auf
                                    für Menschen mit Beeinträchti-         im Rahmen eines Freiwilligen So-       eine fast schon veraltete Art und
                                    gung. Bereits in der letzten „Hand     zialen Jahres, dass ihr eigentlicher   Weise von der Ausbildung erfah-         Claudia Braun
                                    in Hand“-Ausgabe informierten          Berufsplan doch nicht mehr ganz        ren: durch Mund-zu-Mund-Propa-
                                    wir über das enorm vielseitige         ihren Vorstellungen entspricht. Vor    ganda. Ihre Mutter arbeitet selbst
                                    Tätigkeitsfeld der Hauswirtschaf-      allem das Praktikum machte ihr         auf dem Wohnbereich 3 des „Haus         in der Näherei. Dort sortiert sie unter anderem die für     integriert“, erzählt sie. Auch die bei jungen Menschen
                                    ter*innen. Nun lassen wir die Aus-     besonders viel Spaß und brachte        Hubwald“ und erzählte ihrer Toch-       die Bewohner*innen angedachte Spenderwäsche aus             oftmals so verhasste Schule, in der sie kürzlich ihre
                                    zubildenden zu Wort kommen.            Claudia Braun die Gewissheit, dass     ter von der Ausbildungsstelle.          und bereitet diese auf, damit diese ihnen später prä-       erste Klassenarbeit ablegte, bereitet der 19-Jährigen
                                    Seit dem Spätsommer werden             sie „auf jeden Fall in den sozialen                                            sentiert- und ihnen zur Auswahl bereitgestellt werden       keinen Grund zur Klage: „Es ist wirklich gut mach-
                                    Claudia Braun (19) und Annette         Bereich will.“ Damals arbeitete sie    Vielfältige Aufgaben                    kann. Des Weiteren kennzeichnet sie in der Näherei          bar. Die Lehrer sind gut und die Inhalte werden auch
                                    Pirus (24) in der Eppelborner Ein-     nicht wie aktuell mit und für be-                                              auch die Wäsche, sowohl personen- als auch wohn-            immer verständlich erklärt.“ Der Ausbildungsleiterin
                                    richtung zu Hauswirtschafterin-        einträchtigte Menschen, sondern        Die Reinigung und Pflege von Texti-     bereichsbezogen. Glücklich und stolz ist sie darauf,        Lisa Druschke ist es diesbezüglich sehr wichtig, dass
                                    nen ausgebildet und stellen dabei      war im Bereich der Altenpflege tä-     lien und Räumen, die Organisation       dass sie nun endlich eine Nähmaschine bedienen und          das theoretisch Erlernte aus dem Unterricht kommu-
                                    bereits eine große Unterstützung       tig. Von Berührungsängsten keine       von Veranstaltungen und Unter-          somit vor allem auch Knöpfe annähen kann. Richtig           niziert wird. Infolgedessen wird nämlich versucht,
                                    für das gesamte Mitarbeiter*in-        Spur – weder bei der Arbeit mit Se-    nehmensabläufen, die Gestaltung         aufgeblüht ist sie bereits bei den gemeinsamen Deko-        dass Besprochene im Betrieb anzupassen, um einen
                                    nen-Team dar. Doch nicht nur das       nior*innen noch bei den Menschen       der Einrichtung oder auch die er-       rationsarbeiten mit Kollegin Annette Pirus. Mit dem         erfolgreichen Transfer zwischen Theorie und Praxis
                                    „Haus Hubwald“, sondern auch           mit Beeinträchtigungen. Es liegt ihr   nährungsbewusste Speiseversor-          Deko-Material aus der hauseigenen Kreativwerkstatt          zu gewährleisten. Claudia Brauns Plan für die Zukunft
                                    der Schwesternverband ist mehr         einfach. Doch sie bemerkt Unter-       gung der Menschen stellen nur           gestalteten sie zusammen die gesamte Einrichtung            ist es auch nach der Ausbildung weiter im „Haus Hub-
                                    als glücklich über die neue Ver-       schiede. Gerade im „Haus Hub-          einen kleinen Ausschnitt des Auf-       in einer beeindruckenden herbstlichen Atmosphäre.           wald“ zu bleiben und dort ihren Meister in der Haus-
                                    stärkung. Claudia Braun erzählt,       wald“ gefällt es ihr sehr gut, denn    gabenfelds dar, das in den Zustän-      „Dekorieren ist sowieso einfach voll mein Ding“, sagt       wirtschaft zu machen.
                                    wie ihr die Ausbildung gefällt.        auch als Hauswirtschaftskraft hat      digkeitsbereich einer Hauswirt-         Claudia Braun.                                                  Dieses Vorhaben freut nicht nur den Schwestern-
                                                                           man hier sehr viel Kontakt mit den     schaftskraft fällt. Wer sich bereits        Zu lernen gibt es definitiv noch einiges, worauf sich   verband, sondern besonders Lisa Druschke. Diese
Ausbildung beim Schwesternverband

                                    Das Feedback erfolgt direkt            dort lebenden Menschen. Und das        einen Überblick über die Einrich-       die junge Auszubildende schon sehr freut. Im April          erklärt weiter, dass es ihr bei der Auswahl der Auszu-
                                                                           macht die Arbeit für Claudia Braun     tung des „Haus Hubwald“ und             nächsten Jahres steht beispielsweise das Erlernen ers-      bildenden sehr wichtig war, dass die Azubis auch un-
                                    Nur wenige Minuten fährt Clau-         so einzigartig.                        deren Größenordnung verschafft          ter Fähigkeiten im Bereich „Kochen und Backen“ auf          tereinander harmonieren. Und das funktioniert bei
                                    dia Braun zu ihrem praktischen             Ausbilderin und Serviceleiterin    hat, dem wird ziemlich schnell klar,    dem Programm. Privat übt sie bereits in der Küche           Claudia Braun und Annette Pirus außerordentlich gut:
                                    Arbeitsplatz im Ortsteil Habach.       Lisa Druschke erklärt: „Die Dank-      welche Herausforderung sich dabei       und wagt sich auch schon an aufwändige Gerichte und         „Sie sind zwei eher konträre Charaktere, ergänzen sich
                                    Sie wohnt im Nachbarort Eiweiler       barkeit der Menschen ist immer         wirklich hinter dem Beruf verbirgt.     Gebäcke heran.                                              aber genau deshalb super. Sie können enorm viel von-
                                    - praktisch, findet die 19-Jährige.    sofort spürbar und ihr Feedback er-    Claudia Braun hat sich dazu ent-            Über ihre Ausbildungswahl ist Claudia Braun sehr        einander lernen“, sagt Druschke. Mit solchen Worten
                                    2017 machte sie ihren Hauptschul-      folgt immer direkt und sehr ehrlich.   schieden, sich dieser Herausforde-      glücklich und fühlt sich super wohl im „Haus Hub-           lässt sich doch mehr als zuversichtlich in die Zukunft
                                    abschluss und hatte ursprünglich       Wenn etwas gut gemacht wird, gibt      rung zu stellen und hat bereits erste   wald“ und dem Umgang mit den Kollegen: „Klar, am            blicken. Wir wünschen beiden Azubis weiterhin viel
                                    ein völlig anderes Berufsfeld im Vi-   es direkt Rückmeldung und genau-       wichtige Fähigkeiten erlernen kön-      Anfang war ich etwas schüchtern, was ja irgendwo            Erfolg und Spaß.
        22                          sier. Sie plante nämlich nach ihrer    so auch umgekehrt.“ Das kann zwar      nen. Begonnen hat ihre Ausbildung       auch normal ist, aber ich wurde hier wirklich sehr gut                                                               23
Katja Feld und Alisha Nardi

                                    Zwei Glücksgriffe                                                                                                          Für die „PIA“- Ausbildung haben sich die beiden
                                                                                                                                                           Auszubildenden bewusst entschieden. Diese beab-
                                                                                                                                                           sichtigt die enge Verknüpfung der fachtheoretischen
                                                                                                                                                                                                                     „Doch dafür ist es in der Schule hin und wieder etwas
                                                                                                                                                                                                                     stressig“, ergänzt die Eppelbornerin. Ebenso begrüßt
                                                                                                                                                                                                                     es auch Alisha Nardi, „dass man Theorie und Praxis
                                                                                                                                                           und fachpraktischen Ausbildung, welche nebeneinan-        miteinander verbinden kann und auch schon direkt
                                    „PIA“-Azubis lernen im „Haus Benjamin“ in Heusweiler                                                                   der erfolgen sollen. Die herkömmliche Ausbildungs-        der Kontakt zu den Kindern besteht.“ Wie auch ihre
                                                                                                                                                           struktur, gekennzeichnet durch ein Vorpraktikum,          Kollegin bestätigt sie, dass es in der Schule einem nicht
                                                                                                                                                           zwei Jahre schulische Ausbildung und anschließen-         immer all zu leicht gemacht wird, doch „man kann
                                                                                                                                                           dem Anerkennungsjahr, wird allerdings nicht durch         es gut meistern“, stellt sie klar. „Schließlich kann man
                                                                                                                                                           die „PIA“ abgelöst. Es handelt sich dabei schlichtweg     dann auch mal in der Einrichtung direkt nachfragen,
                                                                                                                                                           um ein alternatives Angebot, das sich bei einer Dauer     wie es dort umgesetzt wird, wenn man mal etwas in der
                                    Alisha Nardi (18) aus Wemmels-              „Ich weiß schon seit ich fünf      sieht das bei der 18-jährigen Alisha    von drei Jahren, durch einen wöchentlichen dreitägi-      Schule nicht so verstanden“, fügt die Fachabiturientin
                                    weiler und Katja Feld (20) aus          Jahre alt bin, dass ich mit Kindern    Nardi aus. Auch ihr war „schon          gen einen fachtheoretischen Schulunterricht und ein       hinzu. Bei ihr war die Wahl für das „Haus Benjamin“
                                    Eppelborn sind die neuen Azubis         arbeiten möchte.“ Eine Aussage die     immer bewusst“, dass sie etwas          zweitägiges fachpraktisches Anlernen in der jeweili-      relativ schnell klar. Ihre erste Bewerbung ging direkt
                                    im „Haus Benjamin“, der Kinder-         beinahe nicht so ganz zu glauben       mit Kindern machen möchte: „Ich         gen Kindertagesstätte auszeichnet. Auf die Frage nach     nach Heusweiler und nachdem sie dort einen Probe-
                                    tagesstätte in Heusweiler. Das Be-      ist, schließlich wissen die wenigs-    habe selbst kleinere Geschwister        dem größten Vorteil dieser Ausbildungsform, geben         tag absolvierte, war die Entscheidung mehr oder we-
                                    sondere daran: Zum ersten Mal in        ten Fünfjährigen, was sie später       und ein Patenkind, auf die ich öfter    die jungen Erwachsenen sofort dieselbe Antwort: „das      niger endgültig: „Hier war einfach direkt alles so fami-
                                    der KiTa geschieht dies nach dem        machen wollen. Doch aus dem            aufpasse. Da habe ich schnell ge-       Finanzielle“. Alisha Nardi und Katja Feld haben bereits   liär“, schwärmt die 18-Jährige. Bei Katja Feld hingegen
                                    Konzept der sogenannten „PIA“-          Mund der mittlerweile 20-jährigen      merkt, dass mir das Spaß macht und      beide einen eigenen Haushalt sowie ein eigenes Auto       ergab sich die Ausbildungsstätte eher zufällig. Dass es
                                    Ausbildung, einer praxis-integ-         Katja Feld klingt diese alles andere   mir auch ganz gut liegt.“ Während       zu unterhalten. Um dies zu tun, blieb den beiden im       nun letztendlich die KiTa in Heusweiler wurde, freut
Ausbildung beim Schwesternverband

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Ausbildung beim Schwesternverband
                                    rierten, dualisierten Ausbildung        als unglaubwürdig. Schließlich hat     Alisha Nardi nach jeweils zwei Prak-    Endeffekt nichts Anderes übrig, als sich für das „PIA“-   sie besonders, denn diesen Kindergarten besuchte sie
                                    (PIA) an den Akademien für Erzie-       sich ja an diesem Vorhaben offen-      tika den ursprünglichen Berufs-         Konzept zu entscheiden. Bei der herkömmlichen,            bereits selber. „Meine Erzieherin von damals arbeitet
                                    her*innen. Die beiden Lehrlinge         sichtlich nichts geändert. Schon       wunsch als Kinderkrankenschwes-         bekannteren Ausbildungsform ist nämlich keine Ver-        heute immer noch hier“, berichtet sie. Soweit es denn
                                    fühlen sich sehr wohl in Heuswei-       bevor sie sich zur Ausbildung als      ter aufgab und infolgedessen die        gütung während den zwei Schuljahren vorgesehen.           klappt, sind sich die Azubis in einer Sache einig: nach
                                    ler und sind glücklich über ihre        Erzieherin entschied, begann sie       Begeisterung für den Erzieher*in-       Bei der „PIA“ erhalten sie rund 1160 Euro als Ausbil-     ihrer Ausbildung weiterhin im „Haus Benjamin“ in
                                    getroffene Berufs- bzw. Ausbil-         2015 als ehrenamtliche Betreuerin      nen-Beruf entdeckte, entschied sich     dungsvergütung. Allerdings weiß man auch die pä-          Heusweiler zu bleiben. Die Zusammenarbeit mit Kol-
                                    dungswahl. Wieso und weshalb            beim Landesjugendwerk der AWO          Katja Feld erst nach zwei Jahren Stu-   dagogischen Vorteile zu schätzen: „Man hat einfach        leg*innen und Kindern gefällt ihnen sehr gut und sie
                                    das so ist, verraten uns die zwei bei   Saar zu arbeiten. Dort erwarb sie      dium auf Lehramt um: „Erzieherin        schon mehr Bezüge. Man hat ja nicht nur ab und an         freuen sich auf ihre weitere Ausbildungszeit.
                                    einem gemeinsamen Gespräch.             die „Jugendleiterkarte“ und betreut    war schon immer mein Plan B, der        zwei Wochen Praktikum, sondern den durchgängigen              Wir freuen uns sehr für die beiden Azubis und sind
                                                                            seitdem mehrere Jugend- und Fe-        nun eben zu Plan A geworden ist.“,      Kontakt zu den Kindern, sodass man die Theorie direkt     gespannt, wie es mit ihnen weitergeht.
        24                                                                  rienfreizeiten. Nicht viel anders      sagt sie.                               umsetzen kann und nichts vergisst“, erklärt Katja Feld.                                                               25
„Haus im Brühlpark“: Mentorin Christine             Yeah! Mamoun Al-Quntar, Johanna Reiland, Samira       Irem Büyüközer vom                   Die neuen Fachkräfte Stefanie Luckas und Annika Schares aus dem
     Bender gratuliert Chantal Halici zur be-            Bormann und Erika Ribeiro aus dem „Eifelhaus“ in      „Service-Center Oberkirch“           „Haus St. Ambrosius“ in Irrel mit Praxisanleiterin Beate Ernesti.
     standenen Prüfung zur Pflegefachkraft.              Bitburg bleiben dem Schwesternverband auch nach       hat ihre Prüfung zur exa-
                                                         der Ausbildung als Mitarbeiter*innen erhalten.        minierten Altenpflegerin
                                                                                                               geschafft.

     Geschafft!
     Auszubildende werden zu Fachkräften

     Die einen kommen, die anderen gehen. Am besten bleiben die ehemaligen Auszubildenden aber dem
     Schwesternverband als Mitarbeiter*innen erhalten. Wir gratulieren den vielen Azubis, die in diesem Som-
     mer ihr Examen erfolgreich bestanden haben und hoffen, dass sie uns und unseren Einrichtungen noch
     lange treu bleiben. Viel Erfolg und alles Gute für das weitere Berufsleben!

                                                                                                               Die Auszubildenden Irina Chrobok, Daniela König,       Pflegedienstleiterin Louisa Benz gratuliert der neuen
                                                                                                               Selina Vogelbacher und Alhagie Jabbie Sankung im       Altenpflegerin Ramona Müller im „Haus im Glantal“
                                                                                                               „Haus St, Katharina“ sind jetzt Pflegefachkräfte.      in Altenglan.

26                                                                                                                                                                                                                            27
Sie können auch lesen