Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich - Begleitstudie 2016-2020 - Prof Dr. Romy Mahrer Imhof Prof Dr. Lorenz Imhof - Age-Stiftung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich Begleitstudie 2016–2020 Prof Dr. Romy Mahrer Imhof Prof Dr. Lorenz Imhof
EINLEITUNG INHALT ZUSAMMENFASSUNG 5 1 EINLEITUNG 1.1 Das Begleitforschungsprojekt Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 8 1.2 Begleitstudie 9 Themenschwerpunkte und Fragestellung dieser Begleitstudie 9 1.3 Methodisches Vorgehen 10 1.4 Aufbau des Begleitstudienberichtes 11 2 KONZEPT 2.1 Entstehung und Projektverlauf 12 KONZEPT Erste Idee 12 Vision Zugehende Beratung durch Alzheimer Zürich 14 2.2 Das Angebot der Zugehenden Beratung der Alzheimer Zürich 15 Zielsetzung 15 Care- und Case-Management 16 Beratungsgespräche sowie die systematische Erfassung und Dokumentation 17 der Beratungssituationen Umfang der Beratung 18 Finanzierung und Budgetierung 18 3 ERGEBNISSE 3.1 Werbemassnahmen und Akquisition 20 Persönliche Gespräche in den Gemeinden 21 ERGEBNISSE Aufwand für Werbemassnahmen 21 Schriftliche Unterlagen 21 Medien 22 3.2 Leistungsvereinbarungen 22 Verträge mit den Gemeinden 22 Verträge mit Privatpersonen als Selbstzahler 23 Zuweisende Organisationen 24 Kostenträger 24 3.3 Beratungen Situationen von Betroffenen und ihren Familien 24 Persönliche Situation 26 KRITISCHE WÜRDIGUNG Informelles Unterstützungssystem 27 3.4 Zusätzliche Unterstützung zu Beginn der Beratung 27 3.5 Unterschiedliche Anspruchsgruppen in der Beratung 28 Situation 1: Informationsbedarf decken und Entlastung organisieren 29 Situation 2: Klärungen herbeiführen und ein Netzwerk zum Laufen bringen 30 Situation 3: Organisation des laufenden Versorgungsnetzwerks 31 Situation 4: Koordination der Unterstützung – Kollaboration im Netzwerk 32 3.6 Zeitaufwand und Kosten für die Beratung 34 Zeitaufwand für die Beratung 34 Zeitaufwand für die Unterstützung der Beraterinnen 35 Finanzierung des Angebotes 35 4 KRITISCHE 4.1 Die Sicht der Projektleiterin Christina Krebs 38 WÜRDIGUNG 4.2 Kritische Würdigung aus Sicht der Autorin und des Autors 42 Beratungskompetenz und Ausrichtung auf das Unterstützungssystem Familie 42 REFERENZEN Beratung mit unterschiedlichen Bedingungen und Auftraggebern 43 Koordination oder Kollaboration mit anderen Anbietern 45 Bilanz Demenzstrategie und deren Bezug zum Projekt Zugehende Beratung 47 Familienorientierte Interventionen 47 Strukturelle Bedingungen für den Beratungsauftrag 48 Koordination und Kollaboration in Versorgungsstrukturen 50 5 REFERENZEN 52 Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 3
IMPRESSUM Auftraggeber Alzheimer Zürich Co-Projektverantwortliche Christina Krebs Beatrice Gfeller Schlussbericht Prof Dr. Romy Mahrer Imhof Prof Dr. Lorenz Imhof Nursing Science & Care GmbH www.ns-c.ch 052 213 65 65 Ansprechperson für das Projekt: Christina Krebs Lektorat Dore Wilken, dwilken@gmx.de Gestaltung Simone Kuhn, sqn grafik, www.sqn.ch Fotografien Adobe Stock: Titelbild, Seite 6, 10, 11, 17, 28, 30–36, 43, 45, 49 Alamy: Seite 7, 25, 27, 29 Selina Meier: Seite 39 Alzheimer Zürich: Seite 20 Förderung Dieser Bericht dokumentiert ein Förderprojekt der Age-Stiftung. Weitere Informationen dazu unter www-age-stiftung.ch. Die Age-Stiftung legt ihren Fokus auf Wohnen und Älterwerden. Dazu fördert sie Wohn- und Betreuungsangebote in der deutschsprachigen Schweiz mit finanziellen Beiträgen. Sie engagiert sich für inspirierende zukunftsträchtige Lösungen und informiert über gute Beispiele. Zitation des Berichts Mahrer Imhof Romy, Imhof Lorenz (2020). Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich: Begleitstudie von 2016–2020; Winterthur: Nursing Science & Care GmbH. Juni 2020 Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 4
ZUSAMMENFASSUNG Projektidee Begleitstudie Im Rahmen der nationalen Demenzstrategie Die Begleitstudie deckte den Zeitraum von von 2014–2019 erfolgte im Jahr 2014 ein Aufruf der Mitte 2016 bis zum Abschluss des Pilotprojekts Ende Gesundheitsdirektion Zürich, sich an der kantonalen 2019 ab. Die Evaluation wurde durch die Firma Nur- Demenzstrategie zu beteiligen. Im Rahmen der De- sing Science & Care GmbH, Prof. Dr. Romy Mahrer menzforen im Kanton Zürich konstatierte man, dass Imhof und Prof. Dr. Lorenz Imhof, durchgeführt. bereits ein gutes Versorgungsangebot vorhanden sei, jedoch wurden Lücken im Bereich eines flächen- Die Grundlage der Studie bildeten Interviews mit ver- deckenden Angebots für aufsuchende Abklärung schiedenen Akteuren und Akteurinnen: Leitungsmit- und Beratung von sozial isolierten, demenzerkrank- glieder, Vertreter politischer Gremien, Beraterinnen, ten Personen zu Hause festgestellt 1. Es erfolgte ein Mitglieder anderer Dienstleistungsorganisationen Aufruf, für aufsuchende Dienstleistungen neue An- sowie Klientinnen und Klienten der Zugehenden Be- gebote zu entwickeln. ratung. Die Alzheimer Zürich, die ihre Leistungen im Kanton Ergänzend wurden Daten aus den Dokumenta- Zürich anbietet, entwickelte nach Diskussion im Vor- tionen zu den Beratungssequenzen, die von den stand ein Projekt einer aufsuchenden Beratung. Die Beraterinnen erfasst wurden, Werbematerial der Zugehende Beratung definiert, dass die Beratungen Alzheimer Zürich und Berichte zur nationalen und proaktiv, langfristig und mit hoher personeller Kon- kantonalen Demenzstrategie beigezogen. tinuität im häuslichen Umfeld angeboten werden 2. Alzheimer Zürich versprach sich durch dieses Ange- Auf dieser Datengrundlage beschreibt der vorlie- bot eine Entlastung der erkrankten Person und der gende Bericht die Aufwendungen zur Lancierung Angehörigen, eine Förderung oder zumindest einen und Implementierung der Zugehenden Beratung. Erhalt der Selbstpflegefähigkeiten und damit die Die Situationen, die die Beraterinnen bei ihrer Arbeit Verzögerung eines Heimeintritts 3. Es war der Pro- zu Hause angetroffen haben, werden in Fallvignet- jektleitung wichtig, dass diese Zugehende Beratung ten geschildert und Fragen zur Finanzierung der Zu- nicht in erster Linie der Abklärung der möglichen gehenden Beratung bearbeitet. Ein Rück- und Aus- Demenz dient, sondern zur «Beratung und Beglei- blick der Projektleiterin Christina Krebs erfolgt. Eine tung pflegender Angehöriger sowie zur Koordina- kritische Würdigung aus Sicht der Autorin und des tion der notwendigen Leistungen» konzipiert ist. Autors beinhaltet Überlegungen zu den Schwer- In der Folge wurden Leistungsvereinbarungen mit punkten der Zugehenden Beratung und stellt das Gemeinden des Kantons Zürich gesucht, um die Be- Projekt in Zusammenhang mit der Demenzstrategie. ratungen im Umfang von fünf Hausbesuchen und Empfehlungen für die Weiterführung und für die unbeschränkten Telefonaten und Besprechungen Lancierung neuer Projekte werden formuliert. mit den Beraterinnen an der Geschäftsstelle der Alz- heimer Zürich finanziell absichern zu können. 1 Gesundheitsdirektion Zürich, «Vernehmlassung Konzept AIDA-Care», 2015. 2 Baumert und Krebs, «Konzept Zugehende Beratung». 3 Vögeli, «Case Manage- ment und ‹Zugehende Beratung› bei Demenz». Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 5
Ergebnisse Absprachen unter den Leistungserbringern. In die- sen Situationen kam es zu Spannungen und Konflik- Akquise und Werbung ten, wenn die Legitimation für Koordination nicht für Zugehende Beratung erteilt oder nicht geklärt wurde. Grosse Anstrengungen zur Bewerbung des Angebotes Zugehende Beratung mussten unter- nommen werden, um die Zugehende Beratung bekannt zu machen. Sie wurde im Rahmen aller Angebote der Alzheimer Zürich auf dem Kantons- gebiet mit dem Infomobil beworben und zahlreiche persönliche Gespräche mit Gemeindevertreterin- nen und -vertretern geführt. Auch ein Netzwerk der Dienstleistungsanbieter, die ihre Leistungen Menschen mit Demenz im Zürcher Oberland an- bieten, wurde gegründet, um damit auch die Zu- gehende Beratung den Klientinnen und Klienten näherzubringen. Abschluss von Leistungsverträgen In der Projektlaufzeit von Mitte 2016 bis Ende 2019 konnten mit acht der 73 angesprochenen Gemeinden Leistungsverträge abgeschlossen und 51 Klientinnen und Klienten respektive Familien beraten werden. Die Mehrheit der Klientinnen und Klienten finanzierte die Beratungen selbst, nur in 16 Fällen übernahmen die Gemeinde oder Stiftun- gen die Kosten. Der Aufwand pro Beratungsfall war sehr unter- schiedlich und erschwerte eine Planung von Arbeits- Beratungssituationen pensen. Im Durschnitt machten die Beraterinnen Die Situationen, die die Beraterinnen zu Hau- 2.5 Hausbesuche (zwischen ein und sieben) bei den se antrafen, zeigten unterschiedliche Belastungen Klientinnen und Klienten. Damit lagen die Haus- von Angehörigen und Menschen mit Demenz. Es besuche im Schnitt unter dem, was im Beratungs- konnten vier Situationen identifiziert werden. Wäh- konzept vorgesehen war. Der zeitliche Aufwand für rend die einen vor allem Informationen zu Demenz Hausbesuche (4.4 h), telefonische Beratungen (3 h) und Dienstleistungen brauchten, war bei anderen und administrative Aufwendungen (3.9 h) pro Be- eine Klärung der Belastungen und eine mögliche ratungsfall lag bei durchschnittlich 11.3 Stunden. Entlastung durch professionelle Dienstleister zu Er variierte pro Fall und Tätigkeit zwischen 0.5 und überlegen. Eine weitere Situation machte deutlich, 17.3 Stunden. dass zwar Unterstützungsleistungen für das familia- le System oder den Menschen mit Demenz vorhan- Die Beraterinnen verfügen über grosses Wissen zu den waren, aber neu organisiert oder ausgeweitet Demenz und in familien-zentrierter Pflege. Für ihre werden mussten, um wieder ein (labiles) Gleichge- Tätigkeiten vor Ort wurde Inter- und Supervision an- wicht herzustellen. Eine letzte Situation war geprägt geboten und in regelmässigen Fallbesprechungen durch die Anwesenheit vieler Dienstleister, aber oder Gesprächen mit der Projektleitung das weitere einer dringend notwendigen Koordination und von Vorgehen besprochen. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 6
Finanzierung und Entwicklung Die Entwicklung der Fallzahlen wie auch die Zahl der Vertragsabschlüsse lag hinter den Erwar- tungen zurück und gefährdete zwischenzeitlich die Weiterführung des Projektes. Mit der finanziellen Unterstützung durch die Age-Stiftung konnte das Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen werden. Anpassungen im Einsatz der Beraterinnen wurden notwendig und Reallokation vorhandener Mittel wurde vorgenommen, um das Projekt weiterführen zu können. Kritische Würdigung Perspektiven für die Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich – Sicht der Projektleiterin Die Projektleiterin Christina Krebs erläutert im Interview die Hintergründe des Beratungskon- zeptes der Zugehenden Beratung. Sie nimmt Stel- damit verbundenen ungeklärten Rollen, hingewie- lung zu den Erfahrungen, die die Alzheimer Zürich sen. Der Anspruch der Übernahme von Koordination mit dem Projekt der Zugehenden Beratung gemacht des Versorgungsnetzes wird kritisch hinterfragt und hat. Sie weist mögliche Interessenten, die ein Bera- einem Ansatz der Kooperation gegenübergestellt. tungskonzept wie die Zugehende Beratung umset- zen, darauf hin, dass ein langer Atem notwendig ist, Das Beratungskonzept der Zugehenden Beratung um Verträge schliessen zu können, und Vertragsab- wird im Rahmen der Demenzstrategie im Kanton Zü- schlüsse noch kein Garant für Überweisungen sind. rich mit anderen Projekten verglichen. Die Erkennt- Während der Laufzeit der Demenzstrategie haben nisse aus diesen Projekten werden mit denjenigen kostenpflichtige Angebote stark zugenommen. der Zugehenden Beratung verglichen. Empfehlun- Damit ist die Konkurrenz unter den Anbietern ge- gen für die Integration von neuen Dienstleistungen stiegen, was ihrer Ansicht nach Folgen für die Wer- in bestehende Versorgungsnetze werden formuliert. bekonzepte hat. Die Projektleiterin erläutert ihren Wunsch, dass das Projekt Zugehende Beratung wei- tergeführt werden soll. Kritische Würdigung aus der Sicht der Autorin und des Autors Die Autorin und der Autor verbinden die Um- setzung des Projektes Zugehende Beratung mit verschiedenen Faktoren. Neben den inhaltlichen Schwerpunktsetzungen auf eine familien-zentrierte Beratungskompetenz und deren positive Auswir- kungen wird auch auf kritische Aspekte des Konzep- tes, wie die unterschiedlichen Auftraggeber und die Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 7
1 EINLEITUNG 1.1 Begleitforschungsprojekt Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich Die Alzheimer Zürich ist eine der 21 kantonalen ALZHEIMER ZÜRICH (ALZ ZH) Sektionen, die unter der Dachorganisation Alzhei- mer Schweiz organisiert sind. Alzheimer Schweiz ist PORTRAIT eine unabhängige, konfessionell und politisch neu- – setzt sich aktiv für Menschen mit Demenz und deren Angehörige ein und trale, gemeinnützige Organisation, die sich für eine vertritt deren politische und gesellschaftliche Interessen. Sie informiert und Gesellschaft einsetzt, in der die Menschen gleich- sensibilisiert die Öffentlichkeit, unterstützt und berät Angehörige, Freiwillige wertig und gleich geschätzt miteinander leben. Sie und Fachpersonen aus der Betreuung, Ärzte und Ärztinnen sowie politische ergreift Partei für Menschen mit einer Demenz. Behörden auf allen Ebenen. – ist als Verein organisiert (Gründung 1994). Alzheimer Zürich engagiert sich – wie andere Sektio – hat rund 2000 Mitglieder. nen auch – für vielfältige Angebote und Dienstleis- – ALZ ZH ist eine von 21 Sektionen in der Schweiz, die unter dem Dach von tungen vor Ort für die Inklusion und Lebensqualität Alzheimer Schweiz organisiert sind. von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Die Alzheimer Zürich bietet an ihrem Standort in Zürich durch ihre Beratungsstelle fachkundige, um- TEAM AUFGABE /ANGEBOTE fassende Informationen zum Thema Demenz an. – Interprofessionell (Medizin, Pflege, – Information und Sensibilisierung Die Beratungsstelle versteht sich als neutrale und Sozialarbeit, Betriebswirtschaft, der Öffentlichkeit zum Thema unabhängige Drehscheibe, die einen Beitrag zur Kommunikation) dementielle Erkrankungen Entscheidungshilfe bietet und bei der Bewältigung – 42 Mitarbeitende (inkl. ED und – Weitgehendes Beratungsangebot: von Krisen unterstützt. In den Beratungen werden ALT-GT), rund 40 freiwillige – Beratung und Unterstützung von die Klienten bzw. Klientinnen als «Experten für das Mitarbeitende, circa 4 Selbständig- Betroffenen und Angehörigen, Frei- eigene Leben» angesehen und anerkannt. In den erwerbende im Mandatsverhältnis willigen (inkl. Zugehende Beratung) Beratungen werden die Möglichkeiten zur Erleich- – Beratung von Fachpersonen, Ärzten terung der Alltagsgestaltung ebenso wie Hilfestel- und Ärztinnen lungen zur Verbesserung der Selbststeuerung oder VORSTAND – Beratung von politischen Behörden der eigenen Handlungskompetenz und des Selbst- – Angehörige demenzkranker Men- und Organisationen vertrauens thematisiert. schen – Eigene Angebote – betroffene Menschen mit Demenz – Zugehende Beratung Mit der Zugehenden Beratung bietet die Beratungs- – Fachpersonen aus Medizin, Pflege, – Entlastungsdienst stelle seit Mitte 2016 Menschen mit Demenz und Sozialarbeit und Gemeinden – ALZ Gipfeltreffen ihren An- und Zugehörigen im Kanton Zürich eine – Fachstelle Bildung weitere Dienstleistung an, die ihnen – wenn immer – Angehörigen-Gesprächsgruppen möglich – über den ganzen Verlauf der Krankheit FINANZIERUNG – Musiktherapie, Philosophische in ihrem häuslichen Umfeld zur Verfügung stehen – Spenden und Mitgliederbeiträge, Gesprächsrunden soll. Die Zugehende Beratung bietet Information, Beiträge von Stiftungen, Kanton – Alzheimer-Ferien Begleitung und Beratung, aber auch Koordination Zürich – ALZ-Cafés der Dienstleistungen an. Die Beratung wird immer – Legate und Erbschaften – Kulturelle Anlässe für Menschen durch die gleiche Person durchgeführt, damit diese – Beiträge des Bundesamts für mit Demenz zu einer verlässlichen Bezugsperson werden kann. Sozialversicherungen (via Alzheimer Schweiz) Um das neue Beratungsmodell zu etablieren, wur- – Erträge aus eigenen Dienst- den viele Anstrengungen unternommen, um Leis- leistungen tungsverträge mit Gemeinden schliessen zu können – steuerbefreit Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 8
EINLEITUNG oder Privatpersonen auf das Angebot aufmerksam Welcher Aufwand muss betrieben werden, um das zu machen. Die Dienstleistung der Zugehenden Be- Angebot der Zugehenden Beratung bekannt zu ma- ratung wird durch Leistungsaufträge mit den Ge- chen? Welche Verhandlungen müssen geführt wer- meinden des Kantons Zürich finanziert oder durch den und wie ist die Erfolgsquote? Wie fügt sich das Privatpersonen selbst bezahlt. Eine Beraterin oder Angebot in die Landschaft der Demenzversorgung ein Berater besucht die Personen, die durch ver- ein? Und entstehen dabei Widerstände respektive schiedene Stellen der Gemeinde oder durch die Synergien? Kinder- und Erwachsenen-Schutz-Behörde (KESB) übermittelt werden oder die sich persönlich an der Ziel war es, die Besonderheiten zwischen den Ge- Geschäftsstelle der Alzheimer Zürich melden. meinden im Akquisitionsprozess darzustellen und die Aufwendungen der Alzheimer Zürich zur Eta- blierung des Angebotes festzuhalten. Ein weiteres Ziel war es, die Einbindung des Angebotes in die 1.2 Begleitstudie Versorgung von Demenzerkrankten im Kanton Zü- rich zu beobachten. Diese Begleitstudie wurde durch die Nursing Science & Care GmbH verfasst. Sie ist ein durch 2. zwei Pflegewissenschaftler mit langjähriger For- Zum Geschäftsmodell mit Vertragspartnern schungserfahrung geleitetes Unternehmen. Das und anderen Dienstleistern Unternehmen ist auf die Evaluation von neuen Ver- Welche und wie viele Gemeinden schliessen eine sorgungsmodellen von älteren Menschen speziali- Leistungsvereinbarung ab? Was sind die Beweg- siert. Nursing Science & Care GmbH verfügt über ein gründe für den Leistungsvertrag? Entstehen Schnitt- grosses Know-how und ausgewiesene Erfahrung stellen mit anderen Anbietern in den Gemeinden in der Begleitung und Evaluation von innovativen und wie wird die Zusammenarbeit ausgestaltet und Integrationen von Betreuung und Pflege auf Ge- erlebt? meindeebene. Die finanzielle Unterstützung durch die Age-Stiftung ermöglichte die Evaluation des Be- Ziel war zu erfassen, welche Gemeinden einen Ver- triebskonzepts der Zugehenden Beratung durch die trag abschlossen und welche Anzahl Klientinnen Firma Nursing Science & Care GmbH, Winterthur. und Klienten pro Gemeinde überwiesen respektive für die Beratung empfohlen wurde. Themenschwerpunkte und 3. Fragestellung dieser Begleitstudie Zur direkten Beratungstätigkeit bei Im Projekt Zugehende Beratung sollten die Klientinnen und Klienten Themenbereiche 1) der vertraglichen Vereinbarun- Welche Personen die Zugehende Beratung in An- gen, das Schnittstellenmanagement und die Pro- spruch nehmen, sollte ebenso untersucht werden zesse auf der Gemeindeebene und 2) die konkrete wie die Frage, welche Beweggründe bei den Betrof- Beratungstätigkeit und deren Auswirkungen auf fenen für die Inanspruchnahme der Zugehenden die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen Beratung vorlagen. Zudem sollte erhoben werden, untersucht werden. wer die Zugehende Beratung initiiert hatte und wer für die Kosten im Einzelfall aufkam (Gemeinde, Die Fragestellungen wurden zu folgenden Punkten Selbstzahler, Stiftungen oder andere Quellen). formuliert. Ziel war es, jene Personengruppe zu beschreiben, 1. die das Angebot in den Jahren 2016 bis Ende 2019 Zum Bekanntmachen und der Akquise von in Anspruch genommen hat. Ausgewertet wurden Verträgen für Zugehende Beratung Daten zur Demografie, von zuweisenden Stellen Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 9
EINLEITUNG und zur finanziellen Unterstützung, zur Dauer des Mandates und ob eine Diagnose vorlag oder nicht. Gründe für die Inanspruchnahme der Zugehenden Beratung und Beschreibungen der Beratungsinhalte und Problemstellungen wurden analysiert. 1.3 Methodisches Vorgehen Die Durchführung der Datenanalyse folgte den wissenschaftlichen Richtlinien quantitativer und qualitativer Forschung. Für die Erhebung von qualitativen Daten wurden Interviews vor Ort und Telefoninterviews mit Be- troffenen und Familienmitgliedern geführt, bei denen sie nach ihrer Motivation für die Inanspruch- nahme der Zugehenden Beratung und ihren Erfah- rungen damit befragt wurden. Interviews mit den Beratenden gaben Einblick in ihre Erfahrungen, Haltungen und Erlebnisse. Vertreterinnen und Ver- treter verschiedener Organisationen in den Ge- meinden (Pflegefachpersonen der Spitex, Verant- wortliche der Altersversorgung etc.), die mit den Beraterinnen der Zugehenden Beratung direkt zu- sammengearbeitet hatten, wurden zu ihren Erfah- rungen befragt. Gemeindevertreter äusserten sich zu ihren Beweggründen, eine Leistungsvereinba- rung mit der Alzheimer Zürich zu treffen. Vertretern von Organisationen im Feld der Demenzversorgung sprachen über die Bedeutung von Serviceangebo- ten wie die Zugehende Beratung. Es fand ein regel- mässiger Austausch mit der Projektleitung im Laufe des Projektes statt. Zudem wurden die Dokumente der Beraterinnen zu den einzelnen Klientinnen und Klienten in an- onymisierter Form gesichtet und inhaltsanalytisch ausgewertet. Für quantitative Analysen wurden die Daten der Alzheimer Zürich zum zeitlichen Umfang der Beratungstätigkeit und der Anzahl beratener Personen analysiert. Die Kontakte mit Vertretern der Gemeinden und Marketingaufwendungen zur Bekanntmachung des Angebotes der Zugehenden Beratung wurden erfasst. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 10
EINLEITUNG 1.4 Aufbau des Begleitstudien- Im Kapitel vier erfolgt eine kritische Würdigung des berichtes Projekts. Ausserdem werden Empfehlungen aufge- führt, die sich aus der Begleitstudie ergeben und in Nach der Einleitung werden im Kapitel zwei der Planung vergleichbarer Projekte dienen können. die Entstehungsgeschichte und die Entwicklung des Ein Ausblick auf die Weiterführung der Demenzstra- Konzeptes geschildert. tegie des Kantons Zürich ist dabei eingeschlossen. Kapitel drei betrifft die Ergebnisse der Begleitstudie. Es zeigt in Unterkapiteln die Anstrengungen in den Marketingbemühungen, die Angebote der Alzhei- mer Zürich und insbesondere auch die Zugehende Beratung sichtbar zu machen. Ein Unterkapitel ist den Verträgen mit den Gemeinden für die Zuge- hende Beratung gewidmet. Im Kapitel werden die Beratungen aufgezeigt und typische Beratungssitu- ationen exemplarisch beschrieben. Weiter werden die Kompetenzen der Beratenden geschildert und die Anforderungen an die Beratenden dargestellt. Die Rückmeldungen zur Zusammenarbeit mit an- deren Anbietern in der Demenzversorgung werden aufgezeigt. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 11
2 KONZEPT 2.1 Entstehung und Die Alzheimer Zürich beteiligte sich an der Umset- Projektverlauf zung der nationalen Demenzstrategie 2014–2019 im Kanton Zürich. In der nationalen Demenzstrategie von 2014– 2019 legten Bund und Kantone Ziele fest, die Le- Im Rahmen der Demenzforen, die zur Umsetzung bensqualität der Betroffenen zu verbessern, Be- der Demenzstrategie im Kanton Zürich einberufen lastungen zu verringern und die Qualität der Ver- wurden, konstatierte man, dass bereits ein gutes sorgung zu garantieren. Die Strategie bot den Versorgungsangebot vorhanden sei. Bestehende beteiligten Akteurinnen und Akteuren einen wich- Lücken wurden im Bereich eines flächendeckenden tigen nationalen Rahmen für ihre Aktivitäten. Viele Angebots für aufsuchende Abklärung und Beratung Impulse konnten ausgelöst werden und zahlreiche von sozial isolierten, demenzerkrankten Personen Projekte und Produkte wurden lanciert. Mehrere zu Hause festgestellt 4. Es erfolgte ein Aufruf, für Kantone, darunter auch der Kanton Zürich, haben aufsuchende Dienstleistungen neue Angebote zu Bestrebungen für kantonale Demenzstrategien und entwickeln. Im Kanton Zürich war in der Stadt Zü- Aktionspläne in Gang gesetzt und sich dabei teil- rich zu diesem Zeitpunkt die aufsuchende Beratung weise an den Schwerpunkten der nationalen Stra- SIL zur frühen Abklärung von Demenz seit 2008 be- tegie ausgerichtet. kannt. Ein Projekt, das das Konzept von SIL auf den Kanton Zürich ausdehnen sollte, wurde mit AIDA- In der nationalen Strategie sollten die Leistungser- Care lanciert. bringer motiviert werden, ihre Angebote zu optimie- ren, zudem die Fachkompetenz von Fachpersonen erhöht und das Bewusstsein einer breiten Öffent- Erste Idee lichkeit zu Thema und Problemstellung Demenz ge- Die Alzheimer Zürich, die ihre Leistungen im 4 Gesundheitsdirektion Zürich, «Vernehmlassung stärkt werden. Es wurden vier Handlungsfelder und Kanton Zürich anbietet, entwickelte nach Diskus- Konzept AIDA-Care», neun Ziele festgelegt. ABB 1 sion im Vorstand 2015 das vorliegende Projekt einer 2015. Abbildung 1: Nationale Demenzstrategie 2014–2019: vier Handlungsfelder, neun Ziele Gesundheitskompetenz, Information und Bedarfsgerechte Angebote 1 Partizipation Gesamtbevölkerung – Bereitstellung flexibler, qualitativ hoch- – Erhöhung der Sensibilität und Abbau von stehender und bedarfsgerechter Angebote Vorurteilen – Sicherstellung der Finanzierung von 2 – Stärkung Partizipation und umfassende bedarfsgerechten Leistungen Information für Betroffene NDS – Daten und Wissensvermittlung Bereitstellung von Informationen zur 4 – Qualität und Fachkompetenz Qualitätssicherung entlang des gesamten aktuellen und zukünftigen Versorgungs- Krankheitsverlaufs – situation Förderung des Austauschs zwischen Forschung und Praxis 3 – – Berücksichtigung ethischer Aspeckte Förderung und Stärkung von Handlungs- kompetenzen Quelle: Nationale Demenzstrategie 2014–2019: Erreichte Resultate 2014–2016 und Prioritäten 2017–2019 Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 12
aufsuchenden Beratung. Es war der Projektleitung nanzen für die Betroffenen und ihre Angehörigen wichtig, dass diese Zugehende Beratung nicht der vorhanden sind. Laut Alzheimer Zürich können Abklärung der möglichen Demenz vor Ort dienen, Menschen mit Demenz, die frühzeitig begleitet und sondern zur «Beratung und Begleitung betreuender therapiert werden, ihre Angelegenheiten regeln KONZEPT und pflegender Angehöriger sowie zur Koordinati- und länger ein selbstbestimmtes und selbständiges on der notwendigen Leistungen» konzipiert werden Leben führen. sollte. Mit fortschreitender Erkrankung nimmt der Unter- Zusätzlich war für die Projektleitenden Frau Christina stützungs- und Betreuungsbedarf sukzessive zu bis Krebs und Frau Beatrice Gfeller wichtig, dass die Be- zu einer Betreuung und Pflege rund um die Uhr. Die ratung in einem sehr frühen Stadium von Demenz Projektleitung ging davon aus, dass die Betreuung einsetzen, nicht nur sozial isolierten Betroffenen und Pflege bedarfsgerecht und individuell zu orga- und ihren Angehörigen zugänglich sein und eine nisieren ist, und dazu Koordination von Anbietern langfristige Begleitung durch möglichst die gleiche notwendig wird. Beraterin oder den gleichen Berater erfolgen soll. Eine Finanzierung der Beratung in erster Linie über Im Beratungsmodell sollten die Stadien der Demenz, die Krankenversicherungen, z. B. durch Abrechnung die von der Alzheimer Schweiz beschrieben werden, ärztlicher Leistungen über TARMED, oder durch pfle- berücksichtigt werden. ABB 2 gerische Leistungen der Spitex wurde diskutiert. Die Projektleitung befürchtete, dass mit diesen Abrech- Man ging davon aus, dass in einer Phase vor oder nungsmodi zu viele Auflagen verbunden gewesen kurz nach einer Demenzdiagnose der Bedarf nach wären, die zu Einschränkungen in der Zugehenden Unterstützungsleistungen noch gering ist, aber Beratung geführt und wichtige Elemente, wie z. B. viele Fragen zur sozialen Teilhabe, zu zukünftigem die Sozialberatung, ausgeschlossen würden. Früh Bedarf an Unterstützung und zur Sicherung der Fi- entstand deshalb die Idee, dass die Gemeinden den Abbildung 2: Bedürfnisverlauf Abklärung und Diagnose Medikamentöse Behandlung und psychologische Betreuung Therapie und Aktivitäten, um den Tag zu strukturieren Hilfe und Pflege zu Hause oder im Heim Informationen und Ausbildung für die Angehörigen Soziales Netz für die Angehörigen Entlastung Zuhause Wochenweise Entlastung Tages- und Nachtbetreuung Erste Anzeichen Beginnende Demenz Mittelschwere Demenz Schwere Demenz Quelle: Alzheimer Zürich Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 13
Abbildung 3: Menschen mit Demenz im Kanton Zürich (Schätzung) Männer Frauen Männer Frauen Total Total Total Total KONZEPT mit Demenz 8700 24 800 16100 mit Demenz mit Demenz 16 000 51 900 25 900 mit Demenz 100 100 80 80 65 65 60 60 Altersklassen 40 40 20 2016 20 2035 0 0 60 000 40 000 20 000 0 20 000 40 000 60 000 60 000 40 000 20 000 0 20 000 40 000 60 000 Quelle: web.statistik.zh.ch/cms_vis/Bevoelkerung_Demenzkranke_vis/index_smallO.html Leistungsauftrag erteilen und sich an den Kosten für viele Betroffene daher erst spät eine Beratung, The- eine Zugehende Beratung beteiligen könnten. Laut rapie und Unterstützung erhalten. der Projektleitung wurden schon früh Anstrengun- gen unternommen, um eine Anschubfinanzierung In zwei Drittel der Fälle übernehmen Angehörige die für die Zugehende Beratung oder einen Einschluss Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz. der Zugehenden Beratung in die Leistungsvereinba- Das familiale System ist durch die dementielle Er- 5 Alzheimer Zürich, «Fact rung mit dem Kanton Zürich zu erhalten, die jedoch krankung häufig stark belastet 6. Eine Untersuchung sheet_Zuerich_2019_ nicht von Erfolg gekrönt waren. der Alzheimer Schweiz im Jahr 2012 zeigte, dass aktualisiert.pdf». betreuende und pflegende Angehörige diverse He- 6 Chiao, Wu, und Hsiao, «Caregiver Burden for rausforderungen in der Organisation des täglichen Informal Caregivers of Vision Zugehende Beratung Lebens und der Alltagsgestaltung erleben 7. Ange- Patients with Dementia». durch Alzheimer Zürich hörige sind von zunehmender Erschöpfung durch 7 Alzheimer Schweiz, Zu Beginn des Projektes Zugehende Beratung die ständigen An- und Überforderungen durch die «Angehörige von Menschen mit Demenz für Menschen mit Demenz im Jahr 2016 lebten Betreuung und Pflege ihres an Demenz erkrankten geben Auskunft». laut Gesundheitsdepartements des Kantons Zürich Nächsten betroffen. Sie leiden unter dem veränder- 8 Kraft und Bachmann, schätzungsweise 24 800, laut Alzheimer Zürich rund ten Verhalten der erkrankten Person. Sie brauchen «Grundlagen für eine Nationale Demenz 25 100 Menschen mit Demenz im Kanton Zürich. viel Zeit und Energie zur Organisation von Unter- strategie». Geschätzt wurde, dass rund 16 000 von ihnen zu stützung und Hilfe und sie erleben veränderte Bezie- 9 Brodaty, Mittelman, und Hause leben. Die Prognosen der Gesundheitsdirekti- hungen innerhalb der Familie 8. Es hat sich gezeigt, Gibson, «The Effects of Counseling Spouse on Zürich bis 2035 gehen, bedingt durch die demo- dass eine frühzeitige, gute ambulante Versorgung Caregivers of People with grafische Entwicklung, von einer Zunahme auf rund den Heimeintritt von Menschen mit Demenz hinaus- Alzheimer’s Disease Taking 42 000 Betroffene aus. Alzheimer Schweiz schätzt, zögern kann und bei Angehörigen das Risiko ver- Donepezil and of Country of Residence on Rates dass bis 2045 in der Schweiz rund 268 600 Men- mindert, selbst zu erkranken 9. Beratungen zu Hause of Admission to Nursing schen von Demenz betroffen sein werden 5. A3 scheinen für Demenzbetroffene und Angehörige Homes and Mortality». eine effektive Form von Unterstützungsleistung zu 10 Bundesamt für Gesundheit BAG, «Förderprogramm Es wird angenommen, dass nur etwa bei der Hälfte sein10. Entlastungsangebote für der Demenzerkrankten eine Diagnose vorliegt und pflegende Angehörige». Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 14
Abbildung 4: Vergleich Beratungsangebote Angebote Zugehende Hausbesuche Mobidem (Mobile Aufsuchede Alten Mobile Demenz Agil Beratung (ALZ AG) SiL Demenzberatung) arbeit – Hausbesuche beratung Pinzgau KONZEPT Demenzabklärung – – – – Aufsuchend – Art der Begleitung längerfristig weiterleitend einmalig weiterleitend weiterleitend längerfristig Netzwerkarbeit teilweise teilweise Erstberatung durch Ja und Freiwillige teilweise Ja und Freiwillige Fachperson Koordination von Ent- teilweise lastungsangeboten Informationen über P Ja, auch im Sinne Demenz von Schulungen Sonstiges Bieten psychosoziale Führen als einzige Beratung in einem Erstberatung versteht Demenzkoordinatorin Ganzheitliches Betreuung an Demenzabklärung lokalen Bus sich als Bedarfsanalyse verfolgt ein ausgefeiltes Angebot druch Case-Management Quelle: Ugolini (2015): Konzept AIDA-Care, Zürich: Universität Zürich Die Analyse der vorhandenen Angebote, wie sie soziale Beratungsstellen, die KESB, Beauftragte in im Rahmen der Demenzstrategie im Kanton Zürich Alters- und Gesundheitsfragen der Gemeinden und vorgelegt wurde11, und die Kenntnis über andere Info-Stellen zur Pflege in den Wohngemeinden er- Angebote in verschiedenen Kantonen (z. B. im Kan- folgen. Als eine interne Zuweisungsstelle für Betrof- ton Thurgau oder Kanton Luzern) bestärkten den fene und Angehörige werden das Beratungstelefon Vorstand und die Geschäftsleitung der Alzheimer der Alzheimer Zürich und andere Kontaktmöglich- Zürich in der Idee, eine Zugehende Beratung nach keiten mit Alzheimer Zürich genutzt. Weitere Zu- dem Vorbild des Angebots im Kanton Aargau auf- weisungen erfolgen durch das Netzwerk Demenz zubauen12. ABB 4 Zürcher Oberland, «NeDeZO», in dem sich Alzhei- mer Zürich, die Stiftung Sonnweid und die Clienia Gruppe im Zürcher Oberland gemeinsam organi- siert haben. 2.2 Das Angebot der Zugehenden Beratung der Alzheimer Zürich Zielsetzung 11 Ugolini, «Konzept Die Beratung hat als «unique selling proper- AIDA-Care: Aufsuchende Abklärung und Beratung In der Folge wurde das Konzept für das Be- ty» festgelegt, dass sie proaktiv, langfristig und mit sozialisolierter Menschen ratungsmodell entwickelt. Laut dem Konzeptbe- hoher personeller Kontinuität im häuslichen Um- mit Demenz». schrieb wendet sich die Zugehende Beratung allen feld stattfindet und die verschiedenen involvierten 12 Vögeli, «Zugehende Beratung für Menschen Belangen der lebensweltlichen Veränderungen bei Dienste koordiniert14. Alzheimer Zürich verspricht mit Demenz und ihre Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu sich durch die auf Dauer angelegte Begleitung eine Angehörigen». und wird im ganzen Kanton Zürich erkrankten Per- Entlastung der erkrankten Person, und durch die 13 Baumert und Krebs, sonen und ihren Angehörigen angeboten13. Förderung oder zumindest den Erhalt der Selbst- «Konzept Zugehende Beratung». pflegefähigkeiten eine Verzögerung eines Heim- 14 Baumert und Krebs. Die Zuweisung von Klienten und Klientinnen zur eintritts15. Die Belastungen von Angehörigen sollen 15 Vögeli, «Case Manage- Zugehenden Beratung soll extern durch Hausärz- minimiert werden, Erschöpfungszustände bei ihnen ment und ‹Zugehende tinnen und Hausärzte, Spitäler, Memory-Kliniken, verhindert und verfrühte Heimeinweisungen des Beratung› bei Demenz». Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 15
Erkrankten vermieden werden. Die Verbesserung Abbildung 5: Elemente Zugehende Beratung der Lebensqualität aller Beteiligten steht im Vorder- grund. KONZEPT Im Verlaufe des Projektes wurden diese Zielsetzun- Koordination gen beibehalten. Das Konzept wurde in den Jahren 2017, 2018 und 2019 jeweils geprüft und die einzel- nen Elemente des Begleitens, Beratens, Unterstüt- Begleitung zens und Koordinierens detaillierter beschrieben. Ansprech- person Unterstützung Immer die gleiche Beratungs person sollte Menschen zu Hause, in ihrem häuslichen Umfeld Beratung aufsuchen und sie regelmässig und proaktiv durch den ganzen Prozess der Erkrankung begleiten. Quelle: Nursing Science & Care GmbH Care- und Case-Management Begleitung Die Beratung soll im Sinne von Care-Manage- Unter Begleitung wird neben dem Zuhören und ment direkt nach Diagnosestellung, oder – wenn Ernstnehmen der Sorgen, Ängste und Anliegen die möglich – schon in der Phase der ersten krankheits- Hilfestellung bei finanziellen Fragen (Ergänzungs- bedingten Einschränkung beginnen und die Betrof- leistungen, Hilflosen-Entschädigungen, mögliche fenen und ihre Angehörigen unterstützen, beraten Beiträge von Gemeinden an der Betreuung) an- und begleiten. Die Beraterinnen sollen: gesehen. Die erkrankten Personen und deren An- gehörige werden ermutigt, an lokalen/regionalen 1. Angeboten von Pro Senectute, Kirchen, Alzheimer- Information und Beratung zur Krankheit vereinigung u. a. m. teilzunehmen. anbieten, Beratung 2. Die Beratung richtet sich primär an die Angehöri- Hilfe zur Selbsthilfe bieten, gen, die für ihre Leistungen als pflegende und be- treuende Person anerkannt und gewürdigt werden. 3. Ziel ist es, die Situation der erkrankten Person und Entlastung und Erholung für Angehörige der Angehörigen anzusprechen. Mit den Angehöri- organisieren, gen wird die Situation erörtert und sie werden über die Demenzerkrankung sowie deren Auswirkungen 4. informiert. Das Expertenwissen, das sich viele Ange- Navigationshilfen zu den Angeboten geben. hörige über die Zeit im Umgang mit den Erkrankten aneignen, soll Wertschätzung erfahren. Strategien Im Sinne von Case-Management wurde die Koordi- für die Alltagsbewältigung werden aufgezeigt und nation als die Betreuung von Schnittstellen zu ande- deren Umsetzung geplant, Belastungen werden ren Anbietern im Versorgungsnetz als Aufgabe der thematisiert und – wo nötig – Massnahmen zur Ent- Beraterinnen definiert. ABB 5 lastung eingeleitet. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 16
KONZEPT Unterstützung Beratungsgespräche sowie die Der Unterstützungsbedarf von Betroffenen und An- systematische Erfassung und Dokumen- gehörigen wird thematisiert und – wenn nötig – Un- tation der Beratungssituationen terstützung oder Entlastungen organisiert oder Hilfe Als theoretische Grundlagen für die Bera- zur Selbsthilfe geboten. Die Beraterinnen bieten sich tungsgespräche wurde das Calgary Assessment- für Gespräche mit weiteren betreuenden Personen und Interventionsmodell von Wright und Leahey16 oder nicht-pflegenden Angehörigen der Familie als für familienzentrierte Pflege verwendet. Von Beginn Moderatorinnen an. an nahmen die Beraterinnen eine systematische Situationseinschätzung im persönlichen Gespräch Koordination vor, ermittelten die Belastung der Menschen mit Um eine effiziente und effektive Betreuung, Bera- Demenz und deren Bezugspersonen. Für die erste tung und Entlastung der Erkrankten und ihrer An- Phase des Beziehungsaufbaus mit Familienkontakt, gehörigen gewährleisten zu können, bieten die des Assessments, die darauffolgenden Interventio- Beraterinnen die gesamte Organisation und Koordi- nen und des Abschlusses wurden spezielle Einschät- nation der gewählten Unterstützungsdienstleistun- zungsinstrumente zur Verfügung gestellt. gen an. Sie verstehen sich als Ansprechpersonen, die als Drehscheibe die gesamte Organisation und Die Beraterinnen erstellen in der Phase des Bezie- Koordination übernehmen und damit die betroffe- hungsaufbaus ein Geno- und Ecogramm der Famili- nen Familiensysteme wesentlich entlasten können. ensituation. Zur Einschätzung der Belastungssituati- Sie sind zuverlässig und langfristig involviert und onen von Angehörigen verwenden sie das «Berliner vernetzen die Fachbereiche Medizin, Soziales und Inventar zur Angehörigenbelastung BIZA-D»; ein Ins- 16 UWright und Leahey, Familienzentrierte Pflege. Pflege sinnvoll. Doppelspurigkeiten und Versor- trument, das die objektiven und subjektiven Belas- Assessment und familien- gungslücken sollen so verhindert werden. tungen durch die Übernahme von Pflege bei Men- bezogene Interventionen. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 17
schen mit Demenz dokumentiert17. Sie erfassen die Der Umfang der Unterstützungsleistungen durch subjektive Lebensqualität und verwenden die Anlei- die Zugehende Beratung ist auf fünf Besuche bei tungen zur biografischen Arbeit nach DEMIAN, die den betroffenen Familien oder alleinstehenden Per- auf bedeutsame positive Momente im Leben und sonen zu Hause innerhalb eines jeden Jahres festge- KONZEPT auf die Ressourcen der betroffenen Personen fokus- legt. Ebenfalls inbegriffen bei der Zugehenden Be- siert18. Zudem werden die Einschränkungen in den ratung sind eine unbeschränkte Anzahl Beratungen Aktivitäten des täglichen Lebens bei den Menschen am Telefon oder an der Geschäftsstelle der Alzhei- mit Demenz erfasst. mer Zürich. Die Gesprächsführung beruht auf Gesprächstechni- ken der integrativen Validation nach Richard 19, die Finanzierung und Budgetierung sich an den Gefühlen und Ressourcen des Erkrank- Es wurde geplant, mit den Gemeinden im ten orientiert. Die Beraterinnen wurden in den Kanton Zürich Leistungsverträge abzuschliessen Techniken der «motivierenden Gesprächsführung» und eine fallspezifische Finanzierung zugesichert ausgebildet. Damit können sie den Klientinnen und zu bekommen. Es wurde davon ausgegangen, dass Klienten helfen, ihre Ziele und Möglichkeiten zu Gemeinden interessiert sein könnten, wenn mit der formulieren und Veränderung selbst herbeizufüh- Zugehenden Beratung Heimeintritte verzögert wer- ren 20. den könnten. Die Gemeindebudgets werden jähr- lich mit bis zu CHF 35 000.– pro Fall belastet (Zahlen Für die Beratungen wird eine übersichtliche Doku- 2017, Gemeinde Pfäffikon). Eine Kostenbeteiligung mentation erstellt, die den Verlauf abbildet und der Gemeinde an der Zugehenden Beratung wurde die Beraterinnen auf den jeweils nächsten Termin von der Projektleitung als eine vergleichsweise ge- vorbereiten hilft. Die Beraterinnen haben Informa- ringe Belastung des Gemeindebudgets angesehen. tionsmaterialien zur Demenz, zur Anpassung der häuslichen Umgebung und zu den Bedürfnissen Der Preis für das Unterstützungsangebot wurde pro der Menschen mit Demenz in den verschiedenen Familiensystem und Jahr auf CHF 1200.– festgelegt. Stadien der Krankheit für die Abgabe an die Ange Das Angebot steht auch Selbstzahlern zum selben hörigen und Betroffenen zur Verfügung. Unterlagen Preis offen. zur formellen Vorsorge wie Doku-Pass, Patienten- verfügung, Anträge für die Hilflosenentschädigung Durch die Projektleitung wurden Vertragsvorlagen oder die Ergänzungsleistungen sind ebenfalls vor- für die Gemeinden und Selbstzahler zu Beginn des handen. Projektes vorbereitet. Für Personen, die durch das Netzwerk NeDeZO zugewiesen wurden, war vor- gesehen, dass die Stiftung Sonnweid den jährlichen 17 Schacke und Zank, Das Umfang der Beratung Beitrag übernehmen würde. Berliner Inventar zur Studien haben gezeigt, dass Menschen, bei Angehörigenbelastung – Demenz (BIZA-D). denen Anzeichen der Demenz vor dem 65. Lebens- 18 Bär, Berendonk, und jahr eintreten, noch eine Lebenserwartung von acht Verträge Gemeinden Hoben, «DEMIAN – Pfle- bis zehn Jahren haben. Tritt eine Demenz im Alter Der Vertrag hält fest, dass die Gemeinde die Alz- gekonzept zur Förderung der Lebensqualität». zwischen 65 und 75 auf, so verkürzt sich die ver- heimer Zürich beauftragt, mit der Zugehenden Be- bleibende Lebenserwartung statistisch auf weni- ratung die Beratung und das Care- und Case-Ma- 19 Richard und Richard, Die Integrative Validation nach ger als fünf Jahre. Erkrankt ein Mensch nach dem nagement für die demenziell erkrankte Person und Richard. 85. Lebensjahr an einer Demenz, so verringert sich deren Angehörige im beschriebenen Umfang zu 20 Miller und Rollnick, die restliche Lebenserwartung auf weniger als drei übernehmen. Die Alzheimer Zürich verpflichtet sich, Motivierende Gesprächs- führung. Jahre 21. In der Zugehenden Beratung wurde daher für diese Aufgabe die lokalen Ressourcen der Ge- 21 Brodaty, Seeher, und davon ausgegangen, dass der Beratungsprozess bis meinde zu nutzen, ein jährliches Reporting an die Gibson, «Dementia Time zu acht Jahre oder länger dauern könnte. Gemeinde respektive deren eingesetzten Vertreter to Death». Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 18
oder der Vertreterin zu leisten und für die Dienst- Die Aufnahme des Angebotes der Zugehenden Be- leistung qualifiziertes Fachpersonal wie z. B. So- ratung in die Leistungsvereinbarung der Alzheimer zialarbeiterinnen und -arbeiter, Pflegefachpersonen Zürich mit dem Kanton Zürich wurde als mögliche oder Gerontologinnen bzw. Gerontologen einzuset- Lösung gesehen. Für weitere Finanzierung wurden KONZEPT zen. Benötigte Arbeitsmaterialien werden durch die bei Stiftungen (Age-Stiftung etc.) Anträge einge- Alzheimer Zürich zur Verfügung gestellt. Ein Kosten- reicht. dach wird vereinbart, in dem die Zahl der Klientin- nen und Klienten zum Preis von CHF 1200.– aus der Es wurde angenommen, dass die Zahl der Beratun- Gemeinde festgehalten wird. Weitere Kosten, wie gen ansteigen und bei steigendem Bedarf und damit z. B. Lebensmittelkäufe etc., müssen der erkrankten Erhöhung der Anstellungsprozente in den nächsten Person belastet oder eine Kostengutsprache der Ge- Jahren eine moderate Preisanpassung notwendig meinde muss eingeholt werden. werden könnte, um die Zugehende Beratung letzt- lich kostendeckend anbieten zu können. Verträge Selbstzahler Die Verträge mit den Klientinnen und Klienten als Selbstzahler enthalten neben dem Umfang der Be- ratungsleistungen die Kosten und die Vertragsauf- lösungsbestimmungen. Die Verträge haben eine Laufzeit von einem Jahr, die Vertragsnehmer kön- nen nach sechs Monaten auf eine Dreimonatsfrist künden. Bei Unterzeichnung des Vertrages werden die Klientinnen und Klienten gebeten, eine Zustim- ECKPUNKTE mung zu geben, die ihre Hausärzte und -ärztinnen vom ärztlichen Berufsgeheimnis entbindet und die BERATUNG Beratenden über Diagnose und Therapie Auskunft – Pro-aktiv, langfristig für Betroffene erhalten können. und ihre Familien – 1 Beratende/r pro Familie – 5 Hausbesuche Budget – unbeschränkte Telefonkontakte oder Es wurde nicht damit gerechnet, dass die Zugehen- Beratungen in der Geschäftsstelle de Beratung nach drei Jahren Projektphase kosten- deckend sein würde. Die ersten Budgetierungen EINZUGSGEBIET gingen aber davon aus, dass das Defizit deutlich – Kanton Zürich reduziert werden könnte, aber trotzdem ein unge- deckter Aufwand von CHF 180 000.– über dreiein- KOSTEN halb Jahre Projektzeit entstünde. Diese Schätzung – CHF 1200.– pro Jahr beruhte auf einem prognostizierten Anstieg der Klientinnen und Klienten auf 50 Fälle pro Jahr (45 GELDGEBER mit Leistungsvereinbarung der Gemeinden und fünf – Gemeinden Selbstzahler) und auf Aufwendungen für steigende – Stiftungen Teilzeitpensen der Beraterinnen oder IT-Lösungen – Selbstzahler zur Dokumentation der Beratungen sowie Öffent- lichkeitsarbeit. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 19
3 ERGEBNISSE Ein genauer Blick auf die Projektentwicklung gibt ein potentieller Klient bei der Alzheimer Zürich mel- Auskunft darüber, ob die Ziele erreicht wurden. dete. In diesem Falle waren die Gemeinden bereit, Dazu werden konkret die Aufwendungen für PR, über eine Kostengutsprache für die betreffende Per- Marketing und Akquisition mit der Anzahl der ab- son nachzudenken. Laut Projektleitung handelte es geschlossenen Verträge und den erbrachten Unter- sich um Personen mit Ergänzungs- oder Sozialhilfe- stützungsleistungen in Zusammenhang gesetzt. leistungen. Zudem werden die Situationen der Klientinnen und Klienten, die das Angebot in Anspruch nahmen be- Die Akquise von Leistungsvereinbarungen war für schrieben. Die zeitlichen und finanziellen Aufwen- die Projektleitung sehr aufwändig. Total wurden in dungen werden dargelegt. den vier Jahren des Projektes 614 Arbeitsstunden von der Projektleitung für Gespräche mit Gemeinde- vertreterinnen und -vertretern und die Akquisition aufgewendet. ABB 6 3.1 Werbemassnahmen und Akquisition Abbildung 6: Zeitaufwand der Projektleitung pro Jahr Das Angebot der Zugehenden Beratung war neu. Entsprechend mussten Anstrengungen zum 2016 151 Aufbau der Zugehenden Beratung durchgeführt 2017 225 werden. Mit dem Start des Projektes wurde inten- 2018 129 siv das Gespräch mit den Gemeindevertretern und 2019 82 -vertreterinnen gesucht, um Leistungsverträge ab- 0 50 100 150 200 250 schliessen zu können. Ergänzt wurden diese briefli- Gespräche mit Gemeinden in Stunden chen und persönlichen Kontakte durch ein gezieltes und umfangreiches Marketing. Über die gesamte Projektdauer wurden entsprechende personelle Für Gemeinden mit einem Leistungsvertrag wurden Ressourcen für persönliche Kontakte und Werbe- gemeindespezifische Einführungsmassnahmen de- material in Form der Infomappe zu allen Angeboten finiert und von der verantwortlichen Person in der inklusive der Zugehenden Beratung der Alzheimer Gemeinde umgesetzt. Die Einführungsmassnahmen Zürich verwendet. hielten fest, welche Informationen über das Ange- Persönliche Gespräche in den Gemeinden Die Projektleitung führte zahlreiche persönli- che Gespräche mit Ressortverantwortlichen in den Gemeinden. Von den ursprünglich 73 Gemeinden, die eine Informationsmappe erhielten, erfolgte von 20 Gemeinden eine Einladung zum Gespräch. Zehn Gemeinden sahen von einem Vertragsabschluss un- mittelbar ab, da bereits ein Angebot von aufsuchen- den Dienstleistungen in ihrem Bezirk zur Verfügung stand oder sie die Beratungen als Aufgabengebiet der verantwortlichen Altersbeauftragen des Bezirks oder der Spitex ansahen. Letztlich kam es mit acht Gemeinden zu einem Vertragsabschluss. Die Ge- meinden wurden jeweils wieder um Finanzierung angefragt, wenn sich eine potentielle Klientin oder Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 20
bot an potentielle Zuweisende wie die Spitex, die Abbildung 7: Anzahl Werbemassnahmen pro Jahr Altersbeauftragen, die KESB oder andere von der Gemeinde definierte Instanzen abgegeben werden 2013 6 sollten. Die Projektleitenden planten Besuche mit 2014 15 dem «Infomobil» in der Gemeinde und erklärten 2015 16 1 3 8 sich bereit, Artikel in den entsprechenden lokalen 2016 15 3 5 9 Zeitungen zu verfassen. Die Umsetzung respektive 2017 4 3 5 8 die Einforderung z. B. von Artikeln lag bei den Ge- 2018 2 4 6 10 meinden. Im Verlaufe des Projektes wurden nur ver- 2019 8 4 2 28 einzelt Artikel angefordert und in lokalen Zeitungen 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 publiziert. Infomobil / Auftritte in Gemeinden Messeauftritte Weiterbildung Spitex Präsentation Genutzt wurde das Auslegen von Flyern an ausge- wählten Standorten in den Gemeinden und das An- gebot für Vorträge zum Thema Demenz. Trotzdem Mittels einem speziell ausgerüsteten Kleinbus, dem konnte die Anzahl Verträge mit den Gemeinden Infomobil, wurden der Bevölkerung in verschiede- ERGEBNISSE nicht im gewünschten Umfang gesteigert werden. nen Gemeinden Informationen zu dementiellen Die Projektleitung intensivierte ihre Anstrengungen Erkrankungen und zu den Unterstützungsangebo- im Verlaufe des Projektes mit der Erwartung, zu- ten der Alzheimer Zürich nahegebracht. Gleichzei- sätzliche Leistungsverträge abschliessen zu können. tig wurden neben der Zugehenden Beratung z. B. Diese Erwartungen wurden über die dreijährige Pro- auch die «Alz-Gipfeltreffen» vorgestellt, bei denen jektphase nicht im gewünschten Umfang erfüllt. sich Menschen mit Gedächtnisschwierigkeiten mit Gleichgesinnten in sechs Gemeinden des Kantons jeweils einmal wöchentlich unter fachkundiger Lei- Aufwand für Werbemassnahmen tung austauschen. Der Anstieg der Massnahmen, wie Präsenta- tionen durch Fachpersonen der Alzheimer Zürich, Informationsveranstaltungen in Gemeinden und Be- Schriftliche Unterlagen suche auf öffentlichen Plätzen mit dem Infomobil Der Kontakt zu Institutionen und Gemeinde- etc., war vor allem in der Vorbereitungsphase und vertretern und -vertreterinnen wurde auch durch im ersten Projektjahr deutlich sichtbar. Ziele dieser den Versand von Werbematerial unterstützt. Neben Massnahmen waren es, dass Gemeinden von dem den Flyern für die Zugehende Beratung wurden Angebot erfahren, die breite Öffentlichkeit zu De- auch die anderen Angebote der Alzheimer Zürich menz informiert wird und direkte Kontakte mit po- vorgestellt. tentiellen Klientinnen und Klienten der Zugehenden Beratung hergestellt werden konnten. ABB 7 Die Flyer zum Angebot der Zugehenden Beratung wurden an potentiell zuweisende Stellen wie z. B. Die Auftritte beinhalteten ein breites Spektrum von die Memory-Kliniken, die KESB, Ärztinnen und Themen und richteten sich an unterschiedliche Per- Ärzten u. a. versandt, mit der Bitte, diese in ihren sonengruppen. So wurde an Messeauftritten wie Büros oder Warteräumen aufzulegen. Es wurde um z. B. der Expo 50 Plus im Zürcher Hauptbahnhof, der Empfehlung des Angebotes an ihre Kunden und Ustermesse oder der Winti Mäss die Zugehende Be- Kundinnen oder Patientinnen bzw. Patienten ge- ratung einem Fachpublikum und der breiteren Öf- beten. fentlichkeit vorgestellt. An Fachveranstaltungen gab es Präsentationen zur Demenzerkrankung und dem Konzept der Zugehenden Beratung. Zugehende Beratung der Alzheimer Zürich 21
Sie können auch lesen