HANDREICHUNG FÜR LEHRKRÄFTE - Reiss-Engelhorn ...
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Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 18.04.2021 bis 13.02.2022 HANDREICHUNG Handreichung für Lehrkräfte FÜR LEHRKRÄFTE WWW.EISZEITSAFARI.DE
INHALTSVERZEICHNIS I. Einführung .............................................................................................................................7 1. Willkommen in der Ausstellung 2. Vermittlungsziele II. Themenfeld Geschichte .................................................................................................10 DIE ERFINDUNG DER EISZEIT 1. Klasse: 5 & 6 a. Fach: Geschichte b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Das Leben in der Alt- und Jungsteinzeit sowie das Alte Ägypten mit Europa während der Steinzeit vergleichen oder Lernfeld Vorgeschichte. ii. Menschen in der Urgeschichte: Von Sammlern und Jägern zu Ackerbauern und Vieh- züchtern. Gegenwärtiger Bezug zum Nachhaltigkeitsgedanken: Lebensmittel stammen aus der Natur. Lebensmittel können bestmöglich verwertet werden. Lebensmittel ha- ben eine typische Erntesaison. iii. Spuren aus der Geschichte der Frühzeit der Menschen (Lernort Museum) EIN TAG IM LEBEN DER UR- UND FRÜHMENSCHEN 2. Klasse: 5 & 6 a. Fach: Geschichte b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Lernfeld Vorgeschichte, Spuren aus der Geschichte der Frühzeit der Menschen. III. Themenfeld Natur & Umwelt........................................................................................18 LEBEN WIR NOCH IMMER IN DER EISZEIT? 1. Klasse: 7 - 9 a. Fach: Geographie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i.Die Schüler*innen erfahren „Räumlichkeit“ neben der Zeitlichkeit als eine der grund- sätzlichen Formen des In-der-Welt-Seins. Sie lernen den Planeten Erde als einzigarti- ge, aber auch verletzliche Lebensgrundlage des Menschen kennen. Dies erzieht die Schüler*innen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen. - Was ist ein Eiszeitalter? - Wie entstehen Eiszeiten? - Wann gab es Eiszeitalter auf der Erde? - Wann gab es die letzte Eiszeit? - Was sind die Archive des jüngsten Eiszeitalters? 2
DAS KLIMA HAT SICH SCHON IMMER GEWANDELT – NATÜRLICHER VS. ANTHROPOGENER TREIBHAUSEFFEKT 2. Klasse: 7 - 9 a. Fach: Geographie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Beschreibung des natürlichen und des anthropogenen Treibhauseffekts. Möglichkeiten zur Reduktion von Treibhausgasen als zentrale Maßnahme gegen die Erderwärmung. IV. Themenfeld Biologie .......................................................................................................35 LEBEWESEN IN DER NACHT Nachtaktive Tiere und ihre Sinne (1) 1. Klasse 5 & 6 a.Fach: BNT b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Die Lebensweise und den Körperbau von zwei Säugetieren, die als Haus- oder Nutz- tiere gehalten werden, beschreiben und vergleichen (z. B. Hund, Katze, Rind, Pferd). ii. Den Körperbau und die Lebensweise eines heimischen Säugetiers als Angepasstheit beschreiben (z. B. Eichhörnchen, Igel, Maulwurf, Fledermaus). iii. Die Veränderung der Lebensweise von Wirbeltieren als Folge der Einflüsse des Men- schen beschreiben (z. B. Kulturfolger). Nächte in der Eiszeit (2) 2. Klasse 5 & 6 a. Fach: BNT b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Die Lebensweise und den Körperbau von zwei Säugetieren, die als Haus- oder Nutz- tiere gehalten werden, beschreiben und vergleichen (z. B. Hund, Katze, Rind, Pferd). ii. Den Körperbau und die Lebensweise eines heimischen Säugetiers als Angepasstheit beschreiben (z. B. Eichhörnchen, Igel, Maulwurf, Fledermaus). iii. Die Veränderung der Lebensweise von Wirbeltieren als Folge der Einflüsse des Men- schen beschreiben (z. B. Kulturfolger). Die Nächte heute (3) 3. Klasse 7 & 8 a. Fach: Biologie b. Anknüpfung an den Lehrplan: Ökologie i. Die Anpassung von Lebewesen an Umweltfaktoren an ausgewählten Beispielen be- schreiben. ii. Konkrete Vorschläge für nachhaltiges Handeln an globalen oder lokalen Beispielen darstellen und auf ihre Umsetzungsmöglichkeit untersuchen (z. B. Auswirkungen von Neobiota, Erhalt der Biodiversität, Eingriffe des Menschen in ein Ökosystem, lokale Natur- und Artenschutzmaßnahmen). 3
ÖKOSYSTEME - LEBENSRÄUME Evolution 4. Klasse 9 & 10 Gymnasium a. Fach: Biologie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Evolution: Lebewesen sind an ihre Lebensräume angepasst. V. Themenfeld Deutsch ................................................................................43 GESCHICHTEN DER EISZEIT 1. Klasse 5 & 6 a. Fach: Deutsch b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Methoden der Texterschließung (z. B. markieren, Verständnisfragen formulieren) an- wenden ii. Inhalte von Texten herausarbeiten. iii. Zwischen Sach- und literarischen Texten unterscheiden. iv. Mit handlungs- und produktionsorientierten Verfahren ein plausibles Textverständnis herausarbeiten (z. B. Texte weiterschreiben, Texte szenisch gestalten, Dialoge, Briefe und Tagebucheinträge verfassen). v. Innere und äußere Merkmale, Verhalten und Beziehungen literarischer Figuren be- schreiben und davon ausgehend Handlungsmotive erläutern. VI. Themenfeld Kunst ....................................................................................47 HÖHLENMALEREI 1. Klasse 4 & 5 a. Fach: Kunst b. Anknüpfung an den Lehrplan: Kunsttechniken i. Älteste Europäische Kunsttechniken kennen lernen: Ritzen, Picken, Schleifen, Malen und Zeichnen 2. Klasse 5 & 6 a. Fach: Kunst b. Anknüpfung an den Lehrplan: Modellbau – Gestaltung – Plastik i. Dreidimensionales Gestalten eines eiszeitlichen Lagers in einer Höhle als Diorama 3. Klasse 5 – 13 a. Fach: Kunst b. Anknüpfung an den Lehrplan: Ist das Kunst, Literatur oder Geschichte? i. Spiegel in die Geschichte. Analyse von Höhlenmalerei und Diskussion zum Thema Kunst: Ist das Kunst, Geschichte oder Literatur? ii. Bildbetrachtungen und anschließende Diskussionen zum Thema Gender in der Eiszeit ii. Die Ausbildung von Kommunikationskompetenz und Diskussionskultur unterstützen und zum reflektierten Umgang mit Emotionen anleiten. 4
VII. Inklusionskonzept ............................................................................................................ 52 TIERSTIMMENQUIZ – SÄUGETIERE Tierstimmen-Rätsel (1) - Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen. 1. Klasse 1 & 2 a. Fach: Lernfeld Sachkunde b. Anknüpfung an den Lehrplan: Säugetiere und Vögel kennen lernen i. Hörsensibilisierung Tierstimmen-Quiz (2) 2. Klasse 1 & 2 a. Fach: Lernfeld Sachkunde b. Anknüpfung an den Lehrplan: Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen i. Hörsensibilisierung Umweltquiz (3) 3. Klasse 9 & 10 a. Fach: Geographie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Wahrnehmungssensibilisierung des eigenen Alltags. Den Schüler*innen wird Umwelt bewusstsein und Klimaschutz nahe gelegt. Sie haben die Möglichkeit sich intensiv mit der Thematik auseinander zu setzen sowie ihren Kenntnisstand zu erweitern und zu prüfen. Wildschweinpuzzle (4) 4. Klasse 4 & 5 a. Fach: Biologie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Bildung und nachhaltige Entwicklung; Bildung für Toleranz. Verbraucherbildung: Kinder lernen, was alles aus einem (Wild)Schwein gewonnen werden kann und wie es verarbeitet wird. Somit wird ein (Umwelt) Bewusstsein für die Kinder und ihre eigene Umgebung hervorgerufen. VIII. Literaturverzeichnis ...................................................................................66 1. Medientipps aus den rem 2. Medientipps aus der Stadtbibliothek Mannheim IX. Serviceinformationen ...............................................................................80 1. Führungen zur Ausstellung a. Schulen b. Führung buchen 5
2. Öffnungszeiten 3. Eintrittspreise X. Begleitprogramm .....................................................................................82 1. Öffentliche Führungen 2. Taschenlampenführungen 3. Familie kreativ 4. Zwergenführung 5. Sommerferienprojekt 6. Jugendclub, die Reiss-Nägel 7. Events 6
I. EINFÜHRUNG Eiszeiten hatten einen extremen Einfluss auf die Landschaftsbildung der Erde. Auch die Land- schaften in Deutschland wurden dadurch geprägt. Die Ausstellung „EISZEIT-SAFARI“ erzählt Wissenswertes und Spannendes über die Welt der letzten Eiszeit in Europa. Allgemeine Erklä- rungen was ein EISZEITALTER ist, was man als eine EISZEIT oder KALTZEIT bezeichnet, WIE EISZEITEN ENTSTEHEN und WIE LANGE SIE ANDAUERN, begegnen den Besucher*innen auf ihrer Reise. Die letzte Eiszeit wird als Würm-Kaltzeit oder als Weichsel-Kaltzeit bezeichnet. Sie begann vor etwa 115 000 Jahren und endete vor ca. 11 600 Jahren. Diese letzte Kaltzeit wird im Gespräch in der Öffentlichkeit häufig als letzte Eiszeit bezeichnet. In dieser letzten Eiszeit gab es mehrere Kälte- und Wärmeschwankungen. Die Zusammensetzung unterschiedlicher Le- bensgemeinschaften zeigt diesen Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten während des Eiszeit- alters, die das Einwandern von neuen Arten genauso steuerte wie das Aussterben mancher Arten. Schwerpunkt der Eiszeit-Safari sind die Lebenswelten von Tieren und Menschen in der Zeit zwi- schen 35. 000 und 15. 000 Jahren. Erstmals werden neueste Forschungsergebnisse und bisher noch nie gezeigte Knochenfunde zur eiszeitlichen Tierwelt der Oberrheinregion gezeigt. Mehr als 100 Exponate, darunter lebensechte Tierrekonstruktionen, Skelette, Pflanzenpräparate und Mit- machstationen machen die Ausstellung zu einem besonderen Erlebnis für Kinder und Erwachsene. EIN ANGEBOT, DAS KEINE LEHRER*IN UND KEINE SCHÜLER*IN KALT LÄSST! Schulklassen im Klassenverband erhalten bei vorheriger Anmeldung FREIEN EINTRITT und eine KOSTENFREIE FÜHRUNG. Das Angebot ist während der Ausstellungslaufzeit nach Verfügbar- keit gültig. Buchung und Anmeldung unter rem-buchungen@mannheim.de Außerdem stellen wir jeder Schule zur Vor- oder Nachbereitung des Museumsbesuches einen EISZEIT-SAFARI REISEBEGLEITER-Katalog zur freien Verfügung (vor Ort an der Kasse selbst abzuholen, Zusendungen sind nicht möglich). Solange der Vorrat reicht. 7
1. HERZLICH WILLKOMMEN IN UNSERER AUSSTELLUNG Zeitreise gefällig? Die Ausstellung lädt die Besucher*Innen zu einer spannenden und erlebnisreichen Safari durch die letzte Eiszeit ein. Die Besucher*Innen durchschreiten inszenierte Landschaftsräume, welche die Lebenswelten der Eiszeittiere und der Menschen aus der Zeit von ca. 35.000-15.000 Jahren vor heute abbilden. Das Reisethema, „Safari“, leitet als roter Faden durch die Ausstellung. Welchen Tier- arten würden Sie begegnen, wenn Sie eine Safari in die Eiszeit unternehmen würden? Diese werden als lebensechte Rekonstruktionen, Dermoplastiken und als Skelette präsentiert. Außerdem erfahren Sie, wovon die Tiere sich ernährt haben und wie ihre Lebensweise war. Der Mensch erscheint durch bewusst reduziert gehaltene Überreste seiner Kultur. Die Einführungs– und Abschlussräume bieten den Besucher*Innen die nötigen Sachinformationen rund um die Themen Eiszeit und Klimawandel. Die Ausstellung eignet sich für Kinder und Erwachsene jeden Alters. 2. VERMITTLUNGSZIELE Das Leben und Überleben von Menschen, Tieren und Pflanzen in der letzten Kaltzeit sowie im letzten großen Klimawandel werden in dieser Ausstellung vermittelt. Der Besuch der Ausstellung empfiehlt sich für Kinder und Jugendliche aller Klassenstu- fen. Im Fachbereich Geschichte lassen sich besonders für die 5. und 6. Klassen Themenfelder des Lehrplans von der Urgeschichte über die Evolution bis zu frühen Historikern wie Schim- per, dem "Erfinder" der Eiszeit, anknüpfen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Wandel der Natur und Umwelt. Hier können Bezüge zwischen natürlichem und anthro- pogenem Treibhauseffekt hergestellt werden und gegenwartsbezogene Maßnahmen ge- gen die Erderwärmung mit Jugendlichen der Klassenstufen 7 bis 9 gesucht und diskutiert werden. Ein großes Augenmerk gilt dem Bildungsplan im Fach Biologie. Hier bieten sich Themen wie die Denk- und Arbeitsweise der Naturwissenschaften und die neuesten wissenschaftlichen Methoden der Analyse von Funden und Fundzusammenhängen an. Vom Fund bis zur Rekonstruktion der Lebenswelt, kann den Archäolog*Innen und Paläontolog*Innen über die Schulter geblickt werden. Welche Arbeitsschritte gehö- ren zu welcher Methode und wie kommen die Wissenschaftler zu ihren Erkenntnissen? Der Beruf der Ar- chäolog*Innen und der Paläontolog*Innen steht hier ebenso im Mittelpunkt wie die Tiere und Menschen der Eiszeit und deren Lebenswelt. Wie lebten, wohnten und arbeiteten die Menschen, wovon ernährten sie sich? Vielfalt und Veränderung kennzeichnen auch die Tier- und Pflanzenwelt seit jeher. Spannend ist die Möglichkeit in der Ausstellung aufzuzeigen, wie Lebewesen sich an Umweltfaktoren anpassen oder aufgrund dessen nicht mehr existieren. Auch hier können mit Jugendlichen vielfältige konkrete Vorschlä- ge für nachhaltiges Handeln zum Erhalt der Lebenswelt erarbeitet werden. Inhalt und prozessgebunde- ner Kompetenzerwerb sollen sowohl im Bereich von Wahrnehmung, Sensibilisierung für Bilder, Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt, als auch im Bereich der Bildung von Nachhaltigkeit und Verbraucherbildung geschult werden. 8
Mit Hilfe von Sprache, also Erzählungen, wird Geschichte weitervermittelt und Methoden des all- täglichen Lebens dargestellt. Hier betreffen die Themen wieder den Lehrplan für 5. und 6. Klas- sen. Wie wurden diese Geschichten übermittelt? Können wir diese Bilder lesen und interpretie- ren? Ein ganz besonders faszinierendes und rätselhaftes Thema bleibt die Höhlenmalerei. Sie ist eine spannende Erzählung in Bildern, die die Geschichte von Mensch und Tier in der Eiszeit rück- wärts aufrollen lässt. Ob nun im Fach Deutsch oder Kunst, die Höhlenmalerei zeigt den Ursprung von Storytelling und bietet viele Anküpfungspunkte für alle Altersklassen. Was wird uns über das Mammut verraten und über die Jagd? Hier kann hervorragend geforscht sowie kritisch und sach- lich Geschichte und Spielfilm in Kontext gesetzt werden. Was ist Wahrheit und was Fiktion? Last but not least bieten wir mit unseren Inklusionsvorschlägen Themen für das "Museum für Alle". 9
I. Themenfeld Geschichte DIE ENTDECKUNG DER EISZEIT 1. Klasse: 7 - 9 a. Fach: Geschichte b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Lernfeld Vorgeschichte, Methodenkompetenz, Quellenanalyse Abb. 1: Der junge Karl Friedrich Schimper, 1829/30 Generallandesarchiv Karlsruhe N. Schimper 10
Karl Friedrich Schimper (* 15. Februar 1803 in Mannheim; † 21. Dezember 1867 in Schwetzingen) war ein deutscher Naturwissenschaftler, Botaniker, Geologe und Privatgelehrter. Schimper studierte ab 1822 Theologie, dann ab 1826 Medizin an der Universität Heidelberg, später in München. 1829 wurde er von der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen zum Dr. med. promoviert. In Heidelberg schloss er Freundschaft mit dem Zoologen Louis Agassiz sowie den Botanikern Alexan- der Braun und Georg Engelmann. Schimper hat niemals ein umfangreiches wissenschaftliches Buch über seine Forschung geschrieben, sondern nur Gedichte. Seine bedeutendsten Entdeckungen in der Geologie, die Eiszeitlehre und die Lehre vom Faltenbau der Alpen, hat er in zwei schnell herunterge- schriebene „Sendschreiben“ an Naturforscherversammlungen bekannt gegeben – oder er trug seine Erkenntnisse der „scientific community“ in Form von Gedichten, sogenannten „Oden“ vor. Schimper arbeitete in seinen letzten Jahren als Privatgelehrter in Mannheim, später in Schwetzingen, wo er unermüdlich auf vielen naturkundlichen Gebieten weiterforschte. Eine kleine Pension, die ihm Großherzog Leopold von Baden schenkte, bewahrte ihn vor Armut, in der er bis dahin gelebt hatte.1 ARBEITSAUFTRAG: 1. Lies die Biografie von Karl Friedrich Schimper. 2. Beschreibe, was er Besonderes geleistet hat. 3. Erkläre, wie er seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. 4. Überlege dir mögliche Gründe, warum Schimper heute kaum bekannt ist. Zur Entstehung der Eiszeitlehre „Bereits in den Jahren 1835 bis 1836 hielt Schimper in München Vorträge über „Weltsommer und Welt- winter“, in denen er Vorstellungen über Klimaschwankungen und Zeiten der Vereisung entwickelte. Er forschte unter anderem über die Verschleppung von Steinblöcken ( =erratische Blöcke) ins Vorland der bayrischen Alpen und erforschte deren Entstehungszeit. Vom Dezember 1836 bis Mai 1837 wohnte er bei Louis Agassiz in Neuenburg, suchte dort in der Umgebung der Stadt nach alten Gletscherspuren und entdeckte unter anderem bei Le Landeron am Bielersee die bald berühmt gewordenen Gletscher- schliffe am Jurakalk. Während Schimper an seinem Geburtstag, am 15. Februar 1837, die von ihm gedichtete „Eiszeit-Ode“ verteilen ließ, hielt Agassiz gleichzeitig Vorträge über die Gedanken und Er- gebnisse, die wesentlich auf Schimpers Forschung basierten. Im Juli 1837 schickte Schimper dann ein Sendschreiben „Über die Eiszeit“ an die Versammlung der Schweizer Naturforscher in Neuenburg, wo es vom Vorsitzenden der Versammlung Louis Agassiz verlesen und dann auch veröffentlicht wurde. Louis Agassiz begriff die Bedeutung der neuen Eiszeit- lehre am besten. Er sprach so oft und so viel darüber, dass er bald als der eigentliche Begründer des 1 Gekürzt und umgeschrieben aus: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Karl_Friedrich_Schimper 11
Eiszeitgedankens gefeiert wurde und das auch nicht richtig stellte. Schimper blieb also nichts anderes übrig, als sich auf eigene Faust Genugtuung zu verschaffen – mit einer Ode, die er 1840 veröffentlichte und in deren letzten Absatz er Agassiz als „diebische Elster“ bezeichnete. Agassiz ärgerte sich sehr über diesen Vergleich. Er rächte sich, indem er 1841 sein erstes Gletscherbuch in Druck gab. Weder im Kapitel über die Geschichte der Gletscherkunde noch sonst im Buch werden die Leistungen oder auch nur der Name Karl Friedrich Schimper erwähnt. Schimper kämpfte trotzdem weiter und schickte 1842 an die in Straßburg versammelten Naturforscher aufklärende Mitteilungen mit genauen zeitlichen Angaben über die Geschichte seiner Ent- deckung, die dann auch gedruckt wurden. Dies hat dem bald vierzigjährigen Privatgelehrten nichts genutzt, der im Gegensatz zum erfolgreichen Agassiz vor allem durch kleinliche Privatkrie- Louis Agassiz, Lithografie, Mitte 19. Jahrhundert, gemeinfrei, Antoine Sonrel - German Wikipedia ge mit Kollegen und Forschergesellschaften einen schlechten Ruf bekommen hatte. Mit seinen Gedichten kam Schimper gegen Agassiz bekanntes Buch, in dem seine Leistungen unter- schlagen wurden, nicht an. Daher galt Agassiz bei den Geologen in Europa über 50 Jahre lang un- bestritten als der Begründer der Eiszeitlehre. In den USA, wo Agassiz später arbeitete, wird er heute auch in der Fachwelt noch als genialer Entdecker der Eiszeit gefeiert.“2 ARBEITSAUFTRAG: Lies den Text zur Entstehung der Eiszeitlehre. 1. Beschreibe den charakterlichen Eindruck, den Schimpers Text vermittelt. 2. Nenne Gründe, warum Schimper nicht immer als Erfinder oder Entdecker der Eiszeit anerkannt wurde. 3. Überlegt euch in Partnerarbeit einen fiktiven Dialog zwischen Schimper und Agassiz nach Bekanntwerden der Eiszeitlehre. 2 Gekürzt aus: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Karl_Friedrich_Schimper 12
LÖSUNGSVORSCHLAG: Arbeitsauftrag: Lies die Biografie von Karl Friedrich Schimper. 1. Beschreibe, was er Besonderes geleistet hat. Eiszeitlehre, Lehre vom Faltenbau der Alpen 2. Erkläre, wie er seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Gedichte/Oden, Sendschreiben, keine wissenschaftlichen Publikationen 3. Überlege dir mögliche Gründe, warum Schimper heute kaum bekannt ist. Z.B.: Keine wissenschaftlichen Publikationen, kaum wissenschaftliches Renommee/ nicht als Wissenschaftler akzeptiert (lebte später nur mit kleiner Rente), Ideen wurden zu seiner Lebenszeit als abwegig wahrgenommen Arbeitsauftrag: Lies den Text zur Entstehung der Eiszeitlehre. 1. Beschreibe den charakterlichen Eindruck, den der Text von Schimper vermittelt. Schimper wird als als exzentrischer Dichter dargestellt, er schreibt eine Ode, während Agassiz seine Ergebnisse durch Fachvorträge vorstellt Schimper zeigt sich als streitbarer, kleinlicher Kollege (Kleinkriege, Streit mit Agassiz) 2. Nenne Gründe, warum Schimper nicht immer als Erfinder der Eiszeit anerkannt wurde. Agassiz als anerkannter Wissenschaftler verbreitete die Eiszeitlehre in Fachkreisen, publizierte die Idee und verwies dabei nicht auf Schimper. 3. Überlegt euch in Partnerarbeit einen fiktiven Dialog zwischen Schimper und Agassiz nach Bekanntwerden der Eiszeitlehre. EIN TAG IM LEBEN DER UR- UND FRÜHMENSCHEN 2. Klasse: 5 & 6 a. Fach: Geschichte b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Lernfeld Vorgeschichte, Spuren aus der Geschichte der Frühzeit der Menschen. Die Zusammensetzung unterschiedlicher Lebensgemeinschaften zeigt den Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten während des Eiszeitalters. Dieser Wechsel steuerte auch das Einwandern von neuen Lebensarten und war mitverantwortlich für das Aussterben mancher Arten. EINKAUFEN IN DER EISZEIT? Keine Supermärkte, keine Dönerbude, aber irgendwie muss man ja satt werden – Die eiszeitlichen Menschen holten sich ihr Essen direkt aus der Natur. Alles musste gejagt, gesammelt und bearbeitet werden. Und wie überlebten die Menschen? Bei einem Besuch im Museum mit Urs und Lena auf einer Eiszeitsafari in die Vergangenheit wird dies klar. Im Anschluss kann ein persönlicher Erntekalender anfertigt werden. 13
Um die Lebenswelten der Menschen und Tiere aufzuzeigen kann aber auch ein Hörspiel eine gute Einleitung darstellen. Anhand des Hörspiels „Mit Fred in die Eiszeit“ können Themen wie Ernährung, Kleidung, Unterkunft und Feuer erläutert werden. https://www.audible.de/pd/Fred-in-der-Eiszeit-Hoerbuch/B07T29XYW9 ARBEITSAUFTRAG: 1. Höre genau zu und schreibe auf, was die Menschen gegessen haben. 2. Überlege Dir wie sie zu ihrer Nahrung gekommen sind. Supermarkt gab es nicht. 3. Gab es Lebensmittel, die haltbar waren? 4. Gab es Kühlmöglichkeiten, um etwas länger nutzen zu können? 5. Diskutiere mit deinen Mitschüler*Innen, ob die Menschen Vorratshaltung kannten. 6. Mache dir Gedanken, wann was gegessen wurde. Schreibe in den Eiszeit-Erntekalender die Monate und zeichne und gestalte den Ernährungsplan. 7. Scanne den Erntekalender ein und vergrößere ihn mindestens auf A3. Drucke ihn aus oder konstruiere ihn selbst mit Hilfe eines Zirkels. 8. Kopiere die Vorlagen der Lebensmittel auf den nächsten Seiten und schneide sie aus oder Male sie selbst.Ordne sie den richtigen Monaten im Eiszeit-Erntekalender zu. 9. Ergänze, falls du der Meinung bist, es fehle etwas. EISZEIT-ERNTEKALENDER 14
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© Bildmaterial für Erntekalender, wikimedia, gemeinfrei & Sibylle Schwab 16
LÖSUNGSVORSCHLAG: © Katharina Kreger-Schwerdt 17
III. Themenfeld Natur & Umwelt LEBEN WIR NOCH IMMER IN DER EISZEIT? 1. Klasse: 7 - 9 a. Fach: Geographie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Gestaltung der Erdoberfläche durch naturräumliche Prozesse in Deutschland und Europa Mit Hilfe der Auszüge aus dem Gedicht „Eiszeit“ von Schimper („Erfinder der Eiszeit) können durch Interpretation die Veränderungen in der Geographie herausgearbeitet werden. Die Eiszeit Wissenschaftliches Document, zum ersten Mal abge- druckt und in fliegenden Blättern ausgeteilt am Geburts- tag Galilei´s 1837 von Karl-Friedrich Schimper 9. S. Tief aus dem Grund brach Alpengebirg hervor, ... Brach durch die Eiswucht, deren erstarrter Zug 3. S. Mehr als das Reich rings, fesseltest du den Sinn, Unendlich trümmervoll mit Blöcken Eisbär des Nordpols! Führst mich in Gegenden, Seltsam geziert noch den Kamm des Jura Wo winterfroh du noch im Treibeis Wohnst und behaglich dich übst im Fischfang. 10. S. Wie stand sie hoch erst, deren Zusammensturz Dich schöner See Genfs, dich auch von Neuenburg, 4. S. Wohnst hingedrängt dort lange bereits, Als jener Vorzeit Wundersiegel, doch einst War deine Heimath näher bei uns! Einzig entzog der Geröllverschüttung! es war Vielleicht das Urland deiner Schöpfung, ... Winterbedeckt noch, das Herz Europas. 12. S. Deß Zeuge warst du, herrlicher Kaiserstuhl, Breisgaues Hochwart, sanfterer Sohn Vulcans! 5. S. Wohl war zuvor mild, milder als jetzt, die Welt: Neun Linden schmücken jetzt das Haupt dir, Weithin im Urwald hallte Gebrüll des Rinds, Schauend in spätere Paradiese. Mammuthe grasten still, in Mooren Wälzten sich lüsterne Pachydermen. ... ... 16. S. Als nach dem Ausbruch dieser Gewaltigen 7. S. Ureises Spätrest, älter als Alpen sind! Hinsank des Frosts Reich, lebengeschwellte Natur Ureis von damals, als die Gewalt des Frosts Der aus sich selbst erwärmten Erde Berghoch verschüttet selbst den Süden, Kinder verlieh in erneuter Schöpfung1 Ebnen verhüllt so Gebirg als Meere! ... 1 Hrsg.: Jörg Kreutz & Berno Müller, Schriftenreihe des Kreisar- chives Rhein-Neckar-Kreis historische Schriften Bd. 3, S. 99 ff. 18
ARBEITSAUFTRAG: 1. Schau dir die einzelnen Strophen genau an und suche die Textstellen, die sich auf die Phänomene der Eiszeit-Theorieen auf den folgenden Seiten 22 bis 33 beziehen. 2. Markiere zunächst die Textstellen mit gelb, die die Geographie beschreiben! 3. Markiere im Gedicht die Veränderungen in der Geographie mit rot! 4. Markiere die Textaussagen, die sich mit Klimawandel beschäftigen! 5. Nutze die wissenschaftlichen Erläuterungen auf den folgenden Seiten zum Vergleich und vor allem zum Textverständnis. 6. Versuche die Veränderungen mit deinen eigenen Worten wiederzugeben. 7. Welche Tierarten findet ihr in der Kaltzeit und welche in der Warmzeit? 8. Sucht die Orte und Landschaften, die Schimper beschreibt und unterstreicht sie auf der Karte auf Seite 26 9. Sonderaufgabe für Tüftler. Versucht mit Hilfe der Karte auf Seite 26 für die 4. Strophe die Zeit zu bestimmen, in der das Beschriebene geschehen ist. 10. Für ganz besonders interessierte Schüler oder Lehrer an dem ganzen Schimpergedicht mit allen 21 Strophen hier nocheinmal die Literaturangabe, in der noch viele andere Schimperge- dichte gefunden werden können. Hrsg.: Jörg Kreutz & Berno Müller, Schriftenreihe des Kreis archives Rhein-Neckar-Kreis historische Schriften Bd. 3, S. 99 ff. 19
Materialien zur Interpretationshilfestellung zitiert aus EISZEIT-SAFARI, Reisebegleiter, Gaëlle Rosendahl, Doris Döppes, Sarah-Nelly Friedland, Wilfried Rosendahl, München 2016 Was ist ein Eiszeitalter? Als Eiszeitalter bezeichnet man Abschnitte in der Erdgeschichte, in denen mindestens ein Pol vergletschert ist. Innerhalb eines Eiszeitalters kommt es zu Klimaschwan- kungen bzw. zu einem Wechsel von mehreren wärmeren und kälteren Phasen. Die kalten Phasen sind durch Temperatur- absenkungen und Gletscherwachstum gekennzeichnet und werden als Kaltzeiten oder Glaziale bezeichnet. © Amezackle Public Domain Wikimedia Gemeinhin werden solche Kaltzeiten im populären Sinne auch mit dem Begriff „Eiszeiten“ belegt. Die dazwischen liegenden, warmen Phasen zeigen dagegen eine Tempera- turerhöhung mit teilweisem Gletscherrückzug. Sie werden als Warmzeiten oder Interglaziale bezeichnet. © NASA gemeinfrei Wikimedia Zur Abgrenzung vom populären geläufigen Begriff „Eiszeit“ ist es daher wichtig, bei erdgeschichtlichen Abschnitten mit mehreren Kalt- und Warmzeiten von einem Eiszeitalter zu sprechen. © NASA gemeinfrei Wikimedia 20
Was ist eine Eiszeit? Als Eiszeit oder Kaltzeit bezeichnet man eine Zeitphase von mehreren Jahrhun- derten oder Jahrtausenden mit tieferen Temperaturen und entsprechender Verglet- scherung in Gebirgs- und Polarregionen oder auch darüber hinaus. Die Tier- und Pflanzenwelt in den betroffenen Gebieten ist durch kälteverträgliche Arten gekenn- zeichnet. Zwischen den Kaltzeiten liegen Warmzei- ten. Es handelt sich um Phasen von zu- meist kürzerer Dauer, mit deutlich höheren Temperaturen und geringerer Vergletsche- rung. Die Tier- und Pflanzenwelt ist durch wärmeliebende Arten geprägt. Kaltzeiten sind keine einheitlichen und durchgängig kalten Phasen. Auch innerhalb dieser Zei- ten kann es zu kürzeren Klimaschwankun- gen kommen. © Jef123 CC ASA 3.0 Wikimedia Die wärmeren Abschnitte bezeichnet man als Interstadiale und die kälteren als Stadiale. Der Silberwurz ist eine Pflanze, die an kaltes Klima angepasst ist. 21
Wie entstehen Eiszeiten? © Richard Stallmann, GNUFDL 1.2 Wikimedia Die Entstehung und Dauer von Eiszeiten ist an verschiedenen Ursachen gebunden. So kann z.B. die Lage der Kontinente zueinander, ihre Nähe zu den Polen, die Gebirgsbildung, die Vul- kanaktivität, die Lage von Meeresstraßen und der Verlauf von Meeresströmungen eine Rolle spielen. Eine der Hauptursachen liegt aber nicht auf der Erde selbst, sondern in Schwankungen der Umlauf- bahn der Erde um die Sonne. Gemeint sind immer wiederkehrende Veränderungen in der Neigung der Erdachse zur Erdbahnebene (Obliquität), in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne (Exzentrizität) und in den Schwingun- gen der Erdachse um die Erdbahnebene (Präzession). Diese auch als Erdbahnelemente oder Erdbahnparameter bezeich- neten Eigenschaften führen zu Schwankungen in der Sonnen- einstrahlung auf der Erde. War die Konstellation der drei Para- meter zusammen am sonnenentferntesten, dann kam es in den letzten zwei Millionen Jahren immer wieder zu Kaltzeiten. Die Schwankungen in der Aktivität der Sonne haben ebenfalls Einfluss. Es müssen verschiedene sich verstärkende Parameter auf der Erde selbst wie im Weltraum zusammenkommen, um eine Eis- zeit bzw. ein Eiszeitalter auszulösen. © Henrik Karhu GNUFDL 1.2 Wikimedia 22
Wann gab es Eiszeitalter auf der Erde? Auch wenn die Erde eigentlich ein „warmer“ bzw. zumeist weitestgehend eisfreier Planet ist, so gab es im Verlauf der Erdgeschichte immer wieder Eiszeitalter mit unterschiedlicher Dauer und großen Vereisungsphasen. Das früheste bekannte Eiszeitalter (huronische Ver- eisung) gab es im Proterozoikum vor etwa 2,4 Mil- liarden Jahren. Zu einer fast kompletten Eisbedeckung der Erde („Schneeball-Erde“) soll es während zweier Eiszeitalter (sturtische und marinoische Vereisung) am Ende des Protoerozoikums im Zeitraum von vor 735 bis 635 Millionen Jahren gekommen sein. Weitere bedeutende Eiszeitalter gab es z.B. an der Grenze Ordovizium/Silur vor etwa 450 Millionen Jahren (Anden-Sahara-Vereisung) und an der Grenze Karbon/Perm vor etwa 360 Millionen Jahren (permokarbonische oder Karoo- Vereisung). Das aktuelle Eiszeitalter wird, wenn der Beginn der Vergletscherung der Antarktis vor etwa 33 Millionen Jahren als Startpunkt gesehen wird, als känozoisches Eiszeitalter bezeichnet. Legt man jedoch die zusätzliche Vereisung der Arktis vor 2,5 Milionen Jahren zugrunde, spricht man vom quartären Eiszeitalter. 23
Wann gab es die letzte eiszeit? © National Geographic Deutschland NGD 04/2016 - Eiszeit in D - Karte Eiszeit Deutschland - 14.12.2015 24
Wann gab es die letzte eiszeit? Die letzte Eiszeit wird als Würm-Kaltzeit (Süddeutschland/Alpenraum) oder Weichsel-Kaltzeit (Norddeutschland/Skandinavien) bezeichnet und ist die letzte Kaltzeit im känozoischen bzw. quartären Eiszeitalter. Sie begann vor etwa 115 000 Jahren und endete vor 11 600 Jahren. Wenn in der Öffentlichkeit von Eiszeit bzw. einer eiszeitlichen Lebenswelt die Rede ist, dann ist meis- tens diese Kaltzeit gemeint. In der letzten Eiszeit war es nicht durchgängig kalt. Aufgrund von Klimaschwankungen können vier kalte und drei wärmere Phasen unterschieden werden. Die maximale Eisausdehnung gab es in der letzten Kaltphase vor etwa 20 000 Jahren. Während die Gletscher aus den Alpen nach Norden bis auf eine Linie Genf-Singen-München-Admont vorstießen, reichte das Eisschild aus Skandinavien nach Süden bis zu einer Linie Hamburg-Brandenburg-Warschau. In der vorletzten Kaltzeit (Riss- oder Saale-Kaltzeit) erfolgte der weiteste Eisvorstoß vor etwa 150 000 Jahren. © National Geographic Deutschland NGD 04/2016 - Eiszeit in D - Grafik Klima-Umweltverlauf letzte Eiszeit - 14.12.2015 25
WAS SIND DIE ARCHIVE DES JÜNGSTEN EISZEITALTERS? Eiszeitarchive sind Ablagerungen und deren Inhalte, die Erkenntnisse über Klima und Leben während der Kalt- und Warmzeiten der Eiszeitalter liefern. Durch Altersbestimmungen mit ver- schiedenen physikalischen Datierungsmethoden, z. B. der 14C- oder Radiokarbonmethode, können diese zeitlich erfasst werden. © Wilfried Rosendahl, rem Gut sortierte eiszeitliche Ablagerungen sind eine Grundlage für die Erforschung der Eiszeitar- chive. Sie enthalten eine Vielzahl von Materialien, die zur Erforschung herangezogen werden. 26
BÄNDERTONE (WARVEN) Bei diesen tonigen Sedimenten handelt es sich um jahreszeitlich geschichtete Ablagerungen in Seen. Im Frühjahr und Sommer setzen sich helle, gröbere und sandreiche Lagen ab, wäh- rend im Winter dunkle, feinere und humose Lagen entstehen. Eine Hell-Dunkel-Abfolge steht für ein Jahr. Durch mikroskopische oder chemische Analysen der einzelnen Lagen können wichtige Umweltinformationen über die entsprechende Zeit gewonnen werden. Im Lago Grande die Monicchio am Monte Vulture in Süditalien, einem See in einem alten Vulkankrater (Maarsee), sind Warven für den Zeitraum der letzten 76 000 Jahre erhalten. © Haneburger, gemeinfrei Wikimedia Beispiel für abgelagerte Bändertone, hier bei Baumkirchen, Tirol 27
SKELETTRESTE Angepasst an die jeweiligen Lebensverhältnisse in den verschiedenen Klimaphasen gab es eine charakteristische Tierwelt. In den Kaltzeiten lebte z.B. das Mammut, in den Warmzeiten der Waldelefant. Finden sich in Ablagerungen kälteliebende Tierarten wie Mammut, Wollnas- horn oder Moschusochse, so zeigen diese eine kaltzeitliche Entstehung der Ablagerungen an. Da Kleinsäuger wie Mäuse durch Artenwechsel schneller auf Klimaschwankungen reagieren als Großsäuger, lassen sich mit ihren Skelettresten Ablagerungen hinsichtlich Klimaschwan- kungen feiner untergliedern. Schädel eines Höhlenbären Skelettreste von Kleinsäugern, gereinigt Skelettreste von Kleinsäugern, nicht gesäubert 28
TROPFSTEINE Das Wachstum von Tropfsteinen ist an das Vorhandensein von Niederschlags- und Sicker- wasser gebunden. Auf dem Weg durch den Boden nimmt Sickerwasser zusätzlich Kohlen- dioxid auf, so dass sich vermehrt Kohlensäure bildet, die Kalkstein löst. Im Höhleninnern geht das Kohlendioxid als Gas in die Luft und der Kalk fällt aus: ein Tropfstein bildet sich. Tropfsteine wachsen langsam und regelmäßig über längere Zeitphasen. Ein Wachstum ist aber nur in Zeiten möglich, in denen der Boden nicht dauerhaft gefroren ist und Niederschlag durch den Boden sickern kann. Über chemische Analysen der Zusammensetzung der Tropf- steine, z.B. dem sauerstoffisotopenverhältnis (16O/18O) sind Aussagen über Temperatur und Niederschlag in der Region über der Höhle während der Bildungszeit des Tropfsteins mög- lich. Die Bestimmung der Bildungszeit von Tropfsteinlagen ist über die Datierung der Uran- Thorium-Methode möglich. © Doris Döppes, rem Querschnitt durch einen Tropfstein 29
POLLEN Blütenstaub kommt in der Natur in großen Mengen vor, ist weit verbreitet und sehr stabil. Er kann in Ablagerungen über viele Jahrtausende erhalten bleiben. Mit mikroskopischen Unter- suchungen können Pollen gezählt und auf Gattung oder Art bestimmt werden. Daraus ergibt sich für jede Schicht ein Vegetationsbild. Aus der Kenntnis der Umweltanforderungen der Pflanzen lässt sich ableiten, welche Klimabedingungen zur Bildungszeit herrschten. Silber- wurz und Zwergbirke z. B. sind Kälteanzeiger, Buche und Hasel brauchen ein gemäßigtes Klima. Sind die untersuchten Schichten datiert, ist eine Zuordnung zu einer bestimmten Klimaphase möglich. © gemeinfrei Wikimedia Darstellung verschiedener Pollenkörner © Josef Reischig CC ASA 3.0 Wikimedia Stark vergrößerte Haselpollen (Corylus avellana) 30
EISBOHRKERNE Bei Eisbohrkernen handelt es sich um Bohrkerne aus den Landeisschilden der Erde, vor allem aus Grönland und der Antarktis. Die Eisschilde können über 3000 Meter dick und z.T. mehrere hundert- tausend Jahre alt sein. Mit zunehmender Tiefe werden Schichten dünner und älter. An den Bohrkernen werden für jede Schicht die chemischen Zusammensetzung und der Staubinhalt des Eises sowie die darin befindlichen Lufteinschlüsse und deren Bestandteile untersucht. Über die Ergebnisse lässt sich u.a. die Temperatur der Luft und der Niederschläge in der Polarregion zur Entstehungszeit der jewei- ligen Schicht rekonstruieren, was auch Rückschlüsse auf das globale Klimageschehen erlaubt. Über Datierungen können die Ergebnisse zeitlich eingeordnet werden. Wichtige Eisbohrkerne für die Klima- rekonstruktion des jetzigen Eiszeitalters sind der Kern "N-GRIP" aus Grönland und der Kern "EPICA" aus der Antarktis. "N-GRIP" hat eine Länge von 3085 Metern und umfasst die Zeit von heute bis vor 125 000 Jahren. Der "EPICA" -Kern reicht 800 000 Jahre zurück und ist 3270 Meter lang. Der Fryxellsee in der Antarktis. Die antarkti- schen Gletscher spielen eine wichtige Rolle bei der Gewinnung von Eisbohrkernen. © Joe Mastroianni NSF gemeinfrei Wikimedia Das rechte Bild stellt ein kleines Teilstück eines Eisbohrkerns dar. © NASA Ludovic Brucker gemeinfrei Wikimedia 31
DAS KLIMA HAT SICH SCHON IMMER GEWANDELT – NATÜRLICHER VS. ANTHROPOGENER TREIBHAUSEFFEKT 1. Klasse: 7 - 9 a. Fach: Geographie b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Beschreibung des natürlichen und des anthropogenen Treibhauseffekts, Möglichkeiten zur Reduktion von Treibhausgasen als zentrale Maßnahme gegen die Erderwärmung Seit Millionen von Jahren befindet sich das Klima in einem stetigen Wandel. Grund dafür sind verschie- dene Faktoren, die wir Menschen nicht beeinflussen können. Beispiele sind die Umlaufbahn der Erde um die Sonne oder die Neigung der Erdachse. Unabhängig davon gibt es allerdings einen besonderen Effekt, der Auswirkungen auf das Erdklima hat: Der Treibhauseffekt. Dieses Phänomen müssen wir uns so vorstellen: Die Sonne gibt kurzwellige, energiereiche Wärmestrahlen ab. Diese kommen durch die Atmosphäre, treffen auf die Erde und werden dort reflektiert. Die reflektierten Strahlen sind nun langwelliger und ha- ben daher weniger Energie. Sie treffen in der Atmosphäre auf die sogenannten Treibhausgase. Diese verhindern, dass ein Teil der Wärmestrahlung die Erdatmosphäre verlassen kann. Stattdessen werden die Strahlen wieder zur Erde reflektiert. Das hat Auswirkungen auf die Temperatur auf der Erde. Auch ohne menschliches Zutun befinden sich Treibhausgase wie Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) oder Lachgas (N2O) in der Erdatmosphäre. Sie entstehen durch natürliche Prozesse wie die Verdunstung von Wasser, durch Vulkanausbrüche, bei Zerfallsprozessen in Sümpfen, bei Wald- bränden und vieles mehr. Der Wasserdampf ist für 2/3 des natürlichen Treibhauseffektes verantwortlich. Ohne den Treibhauseffekt wäre die Erde für uns unbewohnbar: Die Erdoberfläche wäre vereist und circa 33° Celsius kälter, als wir sie kennen. Treibhausgase und der Treibhauseffekt waren und sind also noch heute ein ganz natürliches Phänomen. Seit Beginn der Industrialisierung und dem damit einhergehenden sich wandelnden Lebensstil der Menschen erhöht sich die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre jedoch kontinuierlich. Dadurch kann immer weniger der von der Erdoberfläche reflektierten Wärmestrahlung aus der Atmo- sphäre austreten und die Temperatur auf der Erde erhöht sich stetig. Diese Treibhausgase sind auf verschiedene Quellen zurückzuführen: 25% der menschenverursachten Treibhausgase entstehen durch die Energieproduktion. Die Landwirtschaft, bei der ein Großteil der Treibhausgase durch die Tierhaltung entsteht, liegt mit 24% knapp hinter der Energie. 21% der ausgestoßenen Treibhausgase stammen von der Industrie. Auch der Verkehr ist mit 14% an der Zunahme der Treibhausgase beteiligt. Diese Ver- stärkung des Treibhauseffekts nennt man daher anthropogen (= vom Mensch verursacht). Insbesondere CO2 ist hierbei von großer Bedeutung, da es für mehr als die Hälfte des anthropogenen Treibhauseffekts verantwortlich ist. CO2 entsteht zum Beispiel bei der Energiegewinnung durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder –gas. Auch Autos und Flugzeuge verbrennen fossile Energieträger und stoßen dabei große Mengen CO2 aus. Durch die Umwandlung von Regenwald in neue Acker- und Weideflächen wer- den große Teile des Waldes abgeholzt. Bäume und Pflanzen haben die Eigenschaft, CO2 zu speichern und Sauerstoff zu produzieren. Durch die Abholzung wird diese wichtige Speichermöglichkeit immer 32
geringer. Besonders die Brandrodung trägt zur Erhöhung der Konzentration des Treibhausgases CO2 bei, da Baumstämme und Zweige zu circa der Hälfte aus Kohlenstoff bestehen und beim Verbrennen durch die Verbindung mit Sauerstoff Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird. Auch das erhöhte Aufkommen von Methan in der Erdatmosphäre ist auf menschliche Einflüsse zurückzuführen, da es beispielswei- se durch den Reisanbau, den Kohlebergbau, die Fleischindustrie oder auf Mülldeponien zum Ausstoß kommt. Durch den Einsatz von Kunstdünger in der Landwirtschaft entsteht klimaschädliches Lachgas. Die Verwendung wasserstoffhaltiger Fluorkohlenwasserstoffe als Kühlmittel und für Spraydosen wirkt sich ebenfalls auf das Klima aus. Außerdem spielt auch hier der Wasserdampf wieder eine Rolle, denn durch die Temperaturerhöhung verdunstet das Wasser über den Ozeanen und steigt auf. So nimmt auch die Menge des Wasserdampfes zu, was den natürlichen Treibhauseffekt verstärkt. Klimatische Veränderungen gab es schon immer und der natürliche Treibhauseffekt ermöglicht das Le- ben auf der Erde. Doch bezüglich der Schnelligkeit und des Ausmaßes, wie sich das Klima auf der Erde seit der Industrialisierung wandelt, unterscheidet sich die aktuelle Situation von den vorhergehenden natürlichen Schwankungen. ARBEITSAUFTRAG 1: Die beiden Bilder zeigen den natürlichen und den anthropogenen Treibhauseffekt. Beschreibe zu- nächst den Vorgang anhand der Nummern. Schreibe daraufhin in Stichpunkten einige Quellen für die unterschiedichen Effekte auf. 1: Die Sonne sendet kurzwellige Wärmestrahlen Natürlich Sonne in Richtung Erde. 2:____________________________ _____________________________ 1 3 At lic mos 4 he p n T hä 3:____________________________ re re m ibh it _____________________________ 2 au na sg tür as - en Erde 4:____________________________ _____________________________ Quellen: Vulkanausbrüche, ____________ _____________________________ __________________________ Sonne Anthropogen 5: Beim anthropogenen Treibhauseffekt... ____ ______________________________ A lich tmos ______________________________ en phä u r Tre nd a e mit _______________________________ 5 ibh thro na au t sg poge ür- as en nen _____________ Quellen: Massentierhaltung, ______________________________ Erde ______________________________ 33
ARBEITSAUFTRAG 2: Warum muss das Klima geschützt werden? Recherchiere, welche Folgen der Klimawandel für Men- schen, Fauna, Flora, einzelne Regionen, Länder, Kontinente und die Wirtschaft hat. ARBEITSAUFTRAG 3: Überlegt, was ihr tun könnt, um dem menschengemachten Klimawandel entgegenzuwirken. Bildet hierfür Gruppen, beschäftigt euch mit je einem Themenbereich, fertigt eine Mind Map an und stellt eure Ergebnisse den anderen Gruppen vor. (Mögliche Themenbereiche: Ernährung, Verkehr, Energie, Kleidung, Müll) ARBEITSAUFTRAG 2: ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ ____________________________________________________ Darstellungen auf Seite 35 © Kristin Mues 34
III. Themenfeld Biologie LEBEWESEN IN DER NACHT 1.Klasse 5-6 b. Anknüpfung an den Lehrplan: i. Die Lebensweise und den Körperbau von zwei Säugetieren, die als Haus- oder Nutztiere gehalten werden, beschreiben und vergleichen (z. B. Hund, Katze, Rind, Schwein, Pferd) ii. Den Körperbau und die Lebensweise eines weiteren heimischen Säugetiers als Angepasstheit beschreiben (z. B. Eichhörnchen, Igel, Maulwurf, Fledermaus) iii. Die Veränderung der Lebensweise von Wirbeltieren als Folge der Einflüsse des Menschen beschreiben (z. B. Kulturfolger) LEBEWESEN IN DER NACHT (1) – Nachtaktive Tiere und ihre Sinne Die meisten Menschen gehen abends ins Bett und schlafen während der Nacht. In genau dieser Zeit erwachen viele Tiere und nutzen die nächtliche Ruhe und Dunkelheit zu ihrem Vorteil. Diese Tiere sind nachtaktiv. Sie können sich zum Beispiel in der Dunkelheit besser verstecken oder in der Stille besser jagen. Viele Tiere verlassen sich dafür auf ihre guten Sinne. Ein nachtaktives Tier ist der Dachs. Er hat schlechte Augen, stattdessen aber ein gutes Gehör und kann vor allem besonders gut riechen. Wenn er nachts unterwegs ist, fertigt er eine Landkarte in seinem Kopf an, die sich an Gerüchen orientiert. Der Braunbär hat ebenfalls eine ausgesprochen gute Nase, mit der er Aas und Feinde auf große Entfernungen wittern kann. Andere Tiere können besonders gut hören. Zu diesen Tieren zählen zum Beispiel Rehe, aber auch Marder und Füchse verlassen sich oft auf ihre Ohren. Das Gehör der Füchse ist sogar so gut, dass sie Mäuse unter der Erde laufen hören können. Dadurch können sie sehr gut jagen. Mäuse kann man ebenfalls nachts finden. Sie sind allerdings auch tagsüber unterwegs. Da sie einen hohen Energiebedarf haben, müssen sie ständig nach Futter suchen. Dabei helfen ihnen ihr guter Seh- sinn und der noch besser ausgeprägte Geruchssinn. Über die Mäuse freuen sich vor allem die nacht- aktiven Eulen, die sich durch ihre riesigen Augen und ihr feines Gehör bei wenig Licht gut zurechtfin- den können. Schleiereulen fressen pro Jahr bis zu 2000 Mäuse. Vor den Eulen muss sich auch der Siebenschläfer in Acht nehmen. Er verfügt über einen sehr guten Tast- und Geruchssinn, mit dem er sich nachts orientiert. Der Waschbär hingegen nutzt seine empfind- lichen Pfoten, um sich durch Tasten zu orientieren. ARBEITSAUFTRÄGE: 1. Unterstreiche die Namen der nachtaktiven Tiere. 2. Schaue dir die Tierbilder auf der folgenden Seite an und beschrifte sie mit den richtigen Tier- namen. 3. Verbinde die Bilder mit den Sinnen, die sie zur Orientierung in der Nacht nutzen. Achtung, es gibt manchmal mehr als eine richtige Antwort! 35
Dachs, Mader & Auge, Nase, Ohr & Hand © Kristin Mues/ Fuchs © Pixaby (creative commons)/ Reh © Filip Nasaly (creativ commons)/ Waschbär © David Ohboy 36 (creativ commons)/ Eule © Mark Broadhurst (creative commons)/ Braunbär © Janko Ferlik(creativ commons)/ Maus © Deutsche Wildtierstiftung
LEBEWESEN IN DER NACHT (2) – Nächte in der Eiszeit Das Zusammenleben von Menschen und Tieren hat sich über viele tausend Jahre entwickelt. Dass wir Menschen sesshaft wurden, ist im Vergleich zur langen Entwicklung der Menschen noch gar nicht so lange her. Davor lebten die Menschen als umherziehende Jäger und Sammler. Sie hatten kein festes Zuhause, sondern zogen immer dorthin, wo es Nahrung gab – also Tiere zum Jagen und Pflanzen, Eier oder Pilze zum Sammeln. Erst mit dem Bau fester Wohnsitze begannen die Menschen, Tiere nicht mehr nur zu jagen, sondern sie einzufangen und als Nutztiere zu halten. Der Übergang von Jägern und Sammlern zu Bauern begann in der Region des Fruchtbaren Halbmondes im östlichen Mittelmeer. Bis sich die neue Lebensweise in unserer Region verbreitete, dauerte aber mehrere tausend Jahre. Forscher:Innen vermuten, dass die Menschen hier in Mitteleuropa vor circa 7.000 - 8.000 Jahren sesshaft wurden. In der letzten Eiszeit lebten die Menschen als umherziehende Jäger und Sammler. Dort wo viele Tiere lebten, gab es für die Menschen auch genügend Nahrung. Allerdings konnte das Leben in der Natur auch gefährlich sein. Manchmal verbrachten die Menschen nur wenige Tage an einem Ort, manchmal aber auch mehrere Monate. Hierfür errichteten sie Lager aus Zelten. Dort wo passende Höhlen oder Felsüberhänge waren, nutzten sie gerne deren Schutz und richteten sich mit Fellen gemütlich ein. Die Menschen orientierten sich in ihrem Tagesrhytmus an der Natur. Die hellen Stunden verbrachten sie zum Beispiel mit Jagen, Nähen oder in der Gruppe in ihren Lagern. Wenn die Sonne unterging, zogen sie sich in ihre Zelte zurück. Elektrizität und künstliches Licht gab es damals natürlich noch nicht, aber sie kannten Feuer und besaßen sogar Lampen in denen Talg verbrannt wurde. Das Feuer kannten die Menschen schon sehr lange, zum Beispiel wenn es bei Gewittern Blitzein- schläge gab. Forscher*innen fanden heraus, dass die Menschen das Feuer aus der Natur schon seit mindestens 1,4 Millionen Jahren nutzten. Nach heutigem Forschungsstand vermuten wir, dass die Menschen vor mindestens 700.000 Jahren erlernten, wie sie selbst Feuer entfachen können. Sie erkannten, dass Funken entstehen, wenn man zwei bestimmte Steine aneinanderschlägt: Feuerstein und Pyrit. Spezielle Pilze, die an Bäumen wachsen, sogenannte Zunderschwämme, ließen sich durch die Funken zum Glühen bringen. Eine weitere Möglichkeit, Feuer zu machen, war das Feuerbohren. Dabei entsteht Hitze, indem man einen Stock aus hartem Holz auf einem weichen Holzbrett so schnell dreht, dass der Abrieb, der sich in der Kerbe sammelt, anfängt zu glühen. Das Feuer hatte viele Vorteile für die Menschen. Es wärmte nachts ihre Zelte und schützte sie mitunter auch vor nachtaktiven Tieren. Außerdem konnten die Menschen durch das Feuer ihr Essen zubereiten, sodass es leichter zu verdauen war. Mit Hilfe von Talglampen konnte das Feuer genutzt werden, um dunkle Höhlen zu beleuchten, zum Beispiel wenn die Menschen dort Malererien anfertigen wollten. 37
ARBEITSAUFTRAG: 1. Lies den Text aufmerksam durch und fülle die Lücken aus. Die einzelnen Worte zum Einsetzen findest du unter dem Text im orangefarbenen Rahmen. Dass Menschen feste Wohnsitze haben, gibt es in unserer Region erst seit circa _______________ ____________ Jahren. Vorher haben die Menschen als _______________ gelebt. Ihre Nahrung be- kamen sie durch ____________ und ______________. Die Menschen wussten in der Eiszeit genau, wie man ____________ selbst entfacht. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1: Man benötigt zwei bestimmte ______________, die aneinandergeschlagen werden und einen __________________, der durch die Funken zu glühen beginnt. Möglichkeit 2: Hier entsteht die Wärme durch _________________. Man nimmt einen _________ und dreht ihn so lange schnell in einer Kerbe, bis der ____________________ zu glühen beginnt. Jagen / Abrieb / 7.000 - 8.000 / Sammeln / Holzstab / Feuer / Reibung / Zunderschwamm / Steine / umherziehende Jäger und Sammler 2. Das Feuer hat viele wichtige Nutzungsmöglichkeiten für die Menschen. Dazu gehören: • _______________________________________ • _______________________________________ • _______________________________________ • _______________________________________ 3. Einige der Tiere, die wir heute noch kennen, lebten schon in der Eiszeit. Manche Tiere, die es in der Eiszeit gab, sind mittlerweile ausgestorben. Die folgenden Tiere sind alle entweder kom- plett nachtaktiv oder sowohl tag- als auch nachtaktiv und haben während der Eiszeit in unserer Region gelebt. Findest du heraus, welche Tiere mittlerweile ausgestorben sind und kannst du einschätzen, ob die Tiere für die Menschen gefährlich waren? Fülle die Tabelle aus. Wenn du dir unsicher bist, hole dir ein Lexikon zu Hilfe oder recherchiere im Internet. 38
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