ESSL NG - Treffpunkt Essling
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ESSL NG Nr. 1 stadtteilmagazin für essling winter 19/20 Koc h rez zum im e Mit pte rau telteil sne hm en! Treffpunkt Essling belebt das Zentrum Esslings und setzt auf Begegnung, Beteiligung, Identität. Durch kulturelle und soziale Impulse, wird der öffentliche Raum zum Treffpunkt für Jung & Alt.
Kochen unter freiem Himmel IMPRESSUM AutorInnen: FotografInnen: Lektorat: Mainer Layout: Druck: KONTAKT:
Liebe Leser! Liebe Leserinnen! Willkommen beim ersten Stadtteilmagazin für Essling. Sabine Gstöttner Landschaftsplanerin, Initiatorin Treffpunkt Essling Das Stadtteilmagazin Essling gleicht einem Kochbuch. Das Stadtteilmagazin ist so angelegt, dass es gut quer- Dieser Kunstgriff vermittelt, dass Stadtteilarbeit etwas gelesen werden kann und verschiedene Zugänge zu Lustvolles, Kommunikatives, Kreatives, Kulturelles ist. Treffpunkt Essling und unterschiedliche Sichtweisen Vergleichbar mit Kochen und in Gesellschaft zu essen auf unsere Arbeit zulässt: und zu trinken. Unsere Hauptabsicht ist zu zeigen, was alles gesche- Analog zur Stadtteilarbeit gibt es auch beim Kochen hen ist in den letzten drei Jahren. Dazu stellen wir die eine Dramaturgie: Zutaten werden besorgt und nach Initiative Treffpunkt Essling vor und spannen einen gewissen Vorgaben kombiniert, mehrere Gänge wer- Bogen von den Zielen, über die Vorgehensweise und den aufgetischt, gemeinsam mit den dazu passenden die vorliegenden Ergebnisse bis zum Ausblick, wie wir Getränken werden die zubereiteten Speisen verzehrt, weiterarbeiten wollen. die Küche wird abschließend gesäubert. Die Drama- Der/die LeserIn hat die Möglichkeit, das Stadtteil- turgie bestimmt die Esskultur. magazin mit einem stadtplanerischen Blick zu lesen und die Methoden zu studieren, eventuell um sie Die Idee, die Publikation zu Treffpunkt Essling im eigenen Wohnumfeld oder in der eigenen Arbeit analog einem Kochbuch zu gestalten, wurde auf der anzuwenden. Veranstaltung Kochen unter freiem Himmel gebo- Das Stadtteilmagazin zeigt ebenso persönliche Ein- ren. Kochen unter freiem Himmel war nicht nur eine blicke, in dem es die Menschen aus dem Stadtteil zu Veranstaltung, die Spaß gemacht hat. Kochen unter Wort kommen lässt und ihre Sicht auf das Entstandene freiem Himmel hat einen Mehrwert auf verschiedenen wiedergibt. Ebenen gebracht: Menschen, die einander nicht kann- Das Stadtteilmagazin kann wunderbar durchgeblättert ten, haben gemeinsam gekocht und gegessen. werden, um die Atmosphäre von Treffpunkt Essling Einige kamen zufällig vorbei und nahmen spontan teil. zu erfassen, indem etwa nur die Veranstaltungen, Ein Bezug zum Jazzpark, der hauptsächlich zum Bilder und Zitate rezipiert werden. Durchgehen genutzt wird, wurde hergestellt, der Park Das Stadtteilmagazin schafft aber auch einen kulinari- wurde zur Bühne, zum Erlebnis. Mit dem Kochevent schen, praxisorientierten Zugang, Ortsbezug inklusive, wurde den Menschen ein innovatives Format gebo- durch das Nachkochen der Rezepte mit regionalen ten, das Gelegenheiten der zwischenmenschlichen Kommunikation und eine kreative Atmosphäre an der im eigenen Stadtteil. Peripherie schafft. Weitere neue Formate für Essling Jedenfalls soll es Appetit machen auf Stadtteilarbeit im haben sich daraus entwickelt. Allgemeinen. Im Speziellen soll es viele Menschen in Kochen unter freiem Himmel hat die Menschen, Essling dazu anregen, sich zu beteiligen und weitere generationenübergreifend und mit unterschiedlichen Aktionen und Interventionen in Essling zu ermögli- Interessen erreicht und zusammengebracht. chen. Gemeinsam Kochen steht für das, was wir in den letzten Jahren in Essling erreicht haben. Daher ist es Ich persönlich habe jedenfalls durch das Kochbuch auf bezeichnend für unser Tun und wir stellen das Koche- Eines großen Appetit bekommen: auf ein regelmäßig vent in den Fokus der vorliegenden, abschließenden erscheinendes Stadtteilmagazin für Essling! Publikation zum Projekt Treffpunkt Essling. Mal schauen, ob es gelingt.
TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE In diesem Teil des Stadtteil- magazins stellen wir die Initiative Treffpunkt Essling vor. Was sind unsere Ziele, Methoden und die Ergebnisse nach drei Jahren Stadt- teilarbeit bzw. wie werden wir weiter arbeiten. Werkzeuge, die sich als besonders zielführend erwiesen haben, um die Menschen in Ess- ling zu aktivieren, werden an dieser ZUTAT Nr.2: Raum Stelle genauer vorgestellt. AKTEURE STELLEN SICH VOR In dieser Rubrik stellen Akteure aus Essling Projekte vor, die aus der Initiative Treffpunkt Essling heraus entstanden sind. Zwei Essays von BewohnerInnen Esslings geben auf literarische Weise Einblick in ihre persönliche Sicht auf den Stadtteil und die Initiative Treffpunkt Essling. Eine Idee EXPERTISE STADTTEILARBEIT In der Rubrik Expertise Stadtteil- arbeit stellen ProjektpartnerInnen Methoden der Stadtteilarbeit vor, die in Essling zur Anwendung kamen aber ebenso für andere Bezirke, Städte oder Gemeinden Gültigkeit besitzen und dort eingesetzt werden können. Miteinander gesund im Grätzel Im mittleren Teil befindet sich ein h e Kocrezepltteil Kochbuch mit Rezepten, die wäh- rend der Veranstaltung Kochen e itt ! im M ehmen unter freinem Himmel mit saiso- u sn mra zu nalen Produkten ausschließlich aus Essling und Umgebung kreiert und verspeist wurden. Rezeptteil in der Mitte des Stadtteilmagazins
INHALT 04 Treffpunkt Essling Neues Leben für einen Wiener Stadtteil Sabine Gstöttner 06 Vitamine für die Stadt Josef Taucher 08 Das wollen wir erreichen. Wir machen Essling zum Treffpunkt 09 Miteinander gesund im Grätzel Christian Körbler 10 So sind wir vorgegangen 11 ZUTAT Nr.1: Die Menschen 12 Aktivierende im Stadtteil Stadtteildiagnose Cornelia Ehmayer-Rosinak 16 Gesundes Essling. Michaela Mainer 17 Mit dem Rad zur Lesung Barbara Deissenberger 18 ZUTAT Nr.2: Raum 22 Zwischennutzung = Netzwerkarbeit Bernhard Wolf 28 „do bin i her, do gher i hi“ Gabriele Mühlbauer 30 ZUTAT Nr.3: Institution aus dem Stadtteil 31 ZUTAT Nr.4: Begleit-Evaluierung 32 So schaut`s aus! 36 Eine Idee Eva Greis, Kultur im Wohnzimmer 37 Parkours Meet-Up Daniel, Felix, Florian, Martin 38 Komm sing`mit mir! Renate Schmied 40 Treffpunkt Essling in Zahlen 42 So geht es weiter ... 44 Essling ist Eins Christian Drastil
Treffpunkt Essling Neues Leben für einen Wiener Stadtteil Singabende, die einfach glücklich machen. Ein Parkours Meet-Up, der das Stadtbild verändert. Der Talentekreis für ein positives Miteinander. Ein TRESOR als Treffpunkt. Diese und weitere Aktionen helfen, das Zentrum von Essling wieder ins Bewusstsein der BewohnerInnen zu rücken. Hinter all den Aktionen steht die Initiative Treffpunkt Essling, die das Ortszentrum als Wirtschaftsstandort und als Ort der Begegnung nachhaltig stärken will. Verantwortzung für unsere Stadt übernehmen Es ist immer Aktivität, die belebte Stadtteile aus- Die Stadt Wien wächst. Im Jahr 2025 wird Wien eine zeichnet! Stadt mit 2 Millionen Menschen sein. Die Stadt wird Treffpunkt Essling wurde 2017 vom Landschaftspla- sich verändern, in manchen Teilen der Stadt entsteht nungsbüro inspirin ins Leben gerufen. Hinter der Initi- sogar etwas, wie ein neues Wien. Raum wird knapper, ative stehen nun Geschäftsleute, PlanerInnen, Vereine die Gesellschaft vielfältiger. Es braucht unterschiedli- und Einzelpersonen, die das Ortszentrum von Essling che Räume für verschiedene Bedürfnisse. Dabei wird als Wirtschaftsstandort und als Ort der Begegnung Raum zukünftig nicht nur nebeneinander sondern nachhaltig verbessern wollen. Ziel von Treffpunkt Ess- auch zeitlich versetzt verschiedene Ansprüche erfüllen ling ist, die BesucherInnenfrequenz und die Verweil- müssen. dauer im Ort zu erhöhen und Aufenthaltsqualität im Urbanen Lebensraum zu schaffen, der heterogenen öffentlichen Raum zu schaffen. Anforderungen gerecht wird, ist eine große Heraus- Mit vielfältigen Angeboten, wie der Zwischennutzung forderung für die Stadtplanung. Um die hohe Lebens- - qualität in einer Stadt, die sich rasch verändert, halten keitszonen im öffentlichen Raum, Wohnzimmerle- zu können, sind neue Planungsprozesse und neue sungen, Konzerten, Sportveranstaltungen, wie der Formen der Kommunikation gefordert. Alle sollen Outdoor-Woche, einem Parkourstraining oder einem die Möglichkeit haben, mitzureden und informiert zu Laufevent oder mit kommerziellen Popup-Formaten werden. Die Verantwortung für die Qualität des ge- wird wieder ein Bezug zum Zentrum geschaffen und bauten Raums ist eine gesamtgesellschaftliche. Wir alle dieses zu einem Treffpunkt, zum verlängerten Wohn- gestalten unsere Baukultur mit und sollten uns dieser zimmer. Aufgabe bewusst sein! Die Initiative vernetzt Wirtschaftstreibende, Kultur- Entscheidend für die wirksame Teilhabe der Menschen schaffende, Bildungseinrichtungen, junge Familien, Se- einer Stadt und für die Möglichkeit, neue Organisa- niorInnen und Jugendliche und bezieht diese als stadt- tionsmodelle und Aushandlungsprozesse im Bereich gestaltende Akteure aktiv in die Zentrumsentwicklung Stadtgestaltung generieren zu können, ist es, zuzulas- mit ein. Der Ortskern rückt wieder ins Bewusstsein sen, dass die Menschen gemeinsam Verantwortung der BewohnerInnen und ganz im Sinne der Stadt der für den gebauten Raum übernehmen und sie dabei zu kurzen Wege wird die Nutzung von Angeboten im unterstützen. Zentrum vorangetrieben. Wie gemeinsam Verantwortung für Stadtraum über- nommen werden kann, zeigt das Projekt Treffpunkt Essling, ein Beispiel für integrierte Stadtteilentwick- lung an der Peripherie Wiens. Treffpunkt Essling setzt auf Beteiligung, Begeg- nung, Identität. Die Initiative fördert Beteiligung! Treffpunkt Essling – mittendrin und doch daheim! Prozesse der Stadtentwicklung betreffen Menschen, Das Ortszentrum des am Wiener Stadtrand liegenden die in der Stadt leben, wirtschaften und arbeiten. Da- Bezirksteils Essling hat kaum Bedeutung als Ort, an her erfordert die Entwicklung eines Stadtteils auch die dem man sich trifft. Eine geringe Aufenthaltsqualität Einbindung all jener, die sich für die Gestaltung ihres durch hohen Durchzugsverkehr, Leerstand und nied- Lebensraums interessieren und engagieren. Durch die rige KundInnenfrequenz charakterisieren den Stadt- Beteiligung werden ein Verständnis und die Identi- raum. Angebote aus den Bereichen Kultur und Gastro- nomie gibt es nur wenige. In den letzten Jahrzehnten Zukunft „ihres“ Stadtteils erreicht. war es ein gelerntes Verhaltensmuster für EsslingerIn- Soziale Teilhabe ist daher eine wichtige Methode im nen, soziale, kulturelle und gastronomische Angebote Projekt. Die Menschen haben kreatives Potenzial und „in der Stadt“ in Anspruch zu nehmen. Dabei wird der sind bereit, dieses auch für die Aufwertung des Le- bensumfelds einzusetzen. Mit Hilfe von gemeinsamen lauter. Aktivitäten im Stadtraum werden das Engagement der 4 TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE
Foto: Manfred Schmid, Photography and Film Menschen in Bezug auf ihr unmittelbares Wohnumfeld machen. unterstützt und gesteigert, Spuren gemeinsamen Tuns Temporäre Aktionen und Angebote zielen darauf ab, hinterlassen und eine enge Bindung an das räumliche die Verweildauer im Ort zu erhöhen und den öffent- und soziale Umfeld gefördert. Die Belebung des Orts- lichen Raum nutzbar zu machen. Die erhöhte Aufent- kerns wird zur Angelegenheit der BewohnerInnen. haltsqualität und das Sichtbarmachen der vielfältigen Alle Aktivitäten im Rahmen der Initiative werden Angebote, die im Ortskern vorhanden sind, sollen die gemeinsam mit BewohnerInnen und UnternehmerIn- Menschen dazu motivieren, den Ortskern zu besu- nen entwickelt und umgesetzt. Die BewohnerInnen chen. Die Erdgeschosszone ist dabei eine wesentliche lernen, Verantwortung für Stadtraum zu übernehmen Schnittstelle zum öffentlichen Raum. und lösungsorientiert zu handeln. Durch die Vernetzung der verschiedenen Akteure Die Initiative schafft Identität! werden das Soziale Kapital und die nachbarschaftli- Identität ist die grundlegendste Funktion und we- chen Beziehungen rund um den Ortskern Esslings in- sentlich für die positive Entwicklung eines Zentrums. tensiviert. Das kreative, engagierte Potenzial Esslings, Mit Hilfe von Angeboten und Initiativen, die aus der die DNA des Stadtteils wird sichtbar. Bevölkerung kommen, soll die Identität mit dem Ort Die Aktiven treten gemeinsam auf, machen gemein- geschaffen und erhöht werden. sam Angebote und treffen gemeinsam Entscheidun- Aufbauend auf einer Stadtteildiagnose, in der nach gen. Eine kreative Atmosphäre und Partnerschaften den Potenzialen, Handlungsbedarfen und nach Cha- werden erzeugt, die auch in weiteren Projekten mün- rakteristischem geforscht wurde, werden gemeinsam den können. Daraus entstehen handlungsorientierte mit den Geschäftsleuten Impulse gesetzt, die zum Netzwerke, selbstorganisierte Plattformen, in denen alle Aktiven stärker wahrnehmbar sind. für Essling steht. Die UnternehmerInnen entwickeln Die stadträumlichen Verbesserungen kommen nicht ein Bewusstsein für die Qualitäten des Stadtteils, eine nur den Aktiven selbst, sondern ganz allgemein den Positionierung des Geschäftsgebiets Esslings an der Menschen des Stadtteils zugute und stellen einen Peripherie erfolgt. Mehrwert für die gesamte Stadtgesellschaft dar. Das Sichtbarmachen der positiven Zuschreibungen eines Ortes schafft Identität. Ressourcen und Potentia- Die Initiative macht das Zentrum zum Begegnungsort! le des Stadtteils werden sichtbar. Begegnung ist ein charakteristisches Merkmal eines Ortskerns. Ein Projektziel ist das Schaffen von Gele- genheiten der Begegnung, die den Ortskern erlebbar TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE 5
Vitamine für die Stadt. Josef Taucher Gemeinderat SPÖ Wien Projekte wie Treffpunkt Essling sind das soziale zels einzubinden. Eines dieser Werkzeuge ist auch die Immunsystem der Stadt. Sie bilden neue Verbindun- lokale Agenda 21 Donaustadt. Sie ermöglicht Bezirks- gen zwischen Menschen im Stadtteil, sind Plattform bewohnerinnen und –bewohnern, ihre Ideen einzu- für die Umsetzung von Ideen und bereichern das bringen, gemeinsam mit anderen zu bearbeiten, sie mit Lebensgefühl im Grätzl. Politik und Verwaltung auf Augenhöhe abzustimmen Sie sind Orte der Nähe, in denen Nachbarschaft ge- und mit Unterstützung des Bezirks umzusetzen. Un- baut, wo Vertrauen entsteht und Gemeinschaft sowie abhängig davon, wie diese Instrumente auch heißen gegenseitige Hilfe gelebt werden. Es ist mein eigener mögen – es geht letztendlich immer ums Mitreden, Bezirksteil, in dem ich seit 1994 lebe, und er ist durch Mitplanen, Mitgestalten und Umsetzen. Schlussend- diese Initiative für mich noch ein Stück lebenswerter lich geht es auch darum, dass „durchs Reden d’Leut geworden. Ich konnte neue Menschen kennenlernen, zamkommen“. All diese Qualitäten lebt und vereint an neuen Aktionen teilnehmen und Hobbies teilen. „Treffpunkt Essling“. Dafür möchte ich mich herz- Spaziergänge mit Impulsvorträgen zu Natur, Land- lichst bedanken – bei den Menschen, den InitiatorIn- und Forstwirtschaft, die das Bewusstsein für den nen, den ImpulsgeberInnen. Essling ist dadurch ein - Stück reicher geworden! sam Kochen und dabei die Bedeutung regionaler und saisonaler Lebensmittel kennenlernen, um das Leben gesünder und nachhaltiger zu gestalten. Im Bezirk Garteln und ein G’spür für die Natur und das städti- sche Ernährungssystem entwickeln. Bewegungsspiele, die animieren, Stadtteile spielerisch zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden und gleichzeitig das Klima und die Umwelt schonen. All das sind Initiativen und Pro- eine maßgebliche Rolle für Stadt, Mensch und unser Gesellschaftsklima spielen. Gräzlinitiativen sind, wenn man so will, Vitamine für ein starkes Immunsystem, die unsere Stadt stabil und gesund halten. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Bewusstseinsbildung, beleben Orte, fördern Teilhabe, schaffen Begegnungen, indem sie Menschen verbinden und Brücken zwischen den Generationen bauen. Sie ermöglichen es, den Alltag und das persön- liche Umfeld aktiv zu gestalten und sind damit der Schlüssel zu mehr Demokratie. Ob Projekte aus der Kinder- und Jugendbeteiligung, die Gestaltung von Gemeinschaftsgärten, Parks, Straßen oder Plätzen, die Entwicklung von Stadtteilen, wie auch Projekte „privater“ Grätzlinitiativen – sie alle tragen zur Vielseitigkeit unserer Stadt bei und sorgen dafür, dass Wien lebenswert bleibt, heute wie auch für zukünftige Generationen. Damit Wien seinen Status als lebenswerteste Stadt der Welt aufrechterhält, braucht es das Engagement der vielen Bürgerinnen und Bürger, die sich für ihre Anlie- gen einbringen und auch aktiv werden. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist die Initiative Treffpunkt Essling. Dabei spielt die Förderung von Partizipation und Teilhabe eine große und wichtige Rolle. Die Stadt Wien hat an diesem Punkt unterschiedliche Instru- mente entwickelt, um Bürgerinnen und Bürger noch mehr in die Gestaltung ihres Bezirks bzw. ihres Grät- 6 EXPERTISE STADTTEILARBEIT
„Initiativen wie Treffpunkt Essling sind Vitamine für ein starkes Immunsystem, die unsere Stadt stabil und gesund halten.“ Foto: Michaela Mejta
Das wollen wir erreichen. Wir machen Essling zum Treffpunkt! Ziel der Initiative Treffpunkt Essling ist, den Ortskern Esslings als Ort der Begegnung attraktiv zu ma- chen. Um dieses Ziel erreichen zu können, haben wir uns zunächst darauf konzentriert, ein Netzwerk Am wir gehen heute (r)aus- Tag beleben wir mit ver- schiedenen Aktionen den öffentlichen Raum. Im Bild: Aperitiv vor der kostBAR an der Esslinger Hauptstraße. Foto: Manuela Wagner-Ottawa Aufbau eines Sozialen Netzwerks Derzeit halten sich die Menschen im Zentrum Esslings Eine wesentliche Zielsetzung des Projektes ist der auf, um auf den Bus zu warten, oder alltägliche Be- Aufbau und die Stärkung des sozialen Netzwerks in sorgungen zu erledigen. Geschäftslokale mit höherer Essling. Die laufende, aktive Einbindung der Unter- KundInnenfrequenz werden mit dem Auto angefahren nehmerInnen und BewohnerInnen Esslings in die und nur kurz genutzt (etwa der Bäcker und die Apo- Programmierung und Umsetzung sämtlicher Aktio- theke). Dies sind durchaus Gründe, weshalb der Bezug nen (Veranstaltungen, Initiativen etc.) ist dabei eine zum alten Ortskern nur schwach ausgeprägt ist. wesentliche Strategie, um die Menschen zu erreichen Der Alte Ortskern hat eine geringe Bedeutung als Ort der Begegnung und der öffentliche Raum hat geringe EsslingerInnen mit den Angeboten und dem Zentrum Aufenthaltsqualität. zu schaffen. Eine eigenständig agierende, lebendige Die Nutzung des öffentlichen Raums und Gelegenhei- Nachbarschaft, basierend auf einem starken sozialen Netz und einer hohen Identität mit dem Stadtraum austauschen kann, sind wesentlich für die Wohnqua- soll entstehen. lität eines Stadtteils und Voraussetzung für die Iden- tität. Die Aufenthaltsqualität im Zentrum soll daher Stärkung des öffentlichen Raums erhöht und Treffpunkte und Räume der Begegnung Der Stadtteil Essling hat eine hohe Freizeitqualität, die geschaffen werden. durch die hochwertigen Grün- und Erholungsräume gegeben ist. Aufgrund der fehlenden Vielfalt und Mi- Entwicklung eines Profils für Essling schung der für eine Stadt wichtigen Nutzungen, wie Im Projekt wird gemeinsam mit den UnternehmerIn- Arbeiten, Freizeit, Kultur, Bildung, Wohnen werden am Stadtrand wenige Wege zu Fuß zurückgelegt. unterstützt dabei, ein Bewusstsein für die Qualitäten Gelegenheiten, sich auf der Straße zu treffen, sind rar, des Stadtteils zu entwickeln und erzeugt Identität für attraktive Angebote zum Verweilen existieren kaum. eine positive Entwicklung des Zentrums. 8 TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE
Miteinander gesund Mehr Informationen www.gesundebezirke.at im Grätzel www.gesunde-idee.at Christian Körbler Wiener Gesundheitsförderung Was brauche ich, damit ich mich wohlfühle? Wie rung, seelische Gesundheit und gesunde Lebenswelten wirkt sich ein gutes Miteinander auf meine Gesund- ins Leben rufen möchten: Das kann die Organisation heit aus? Was kann ich selbst tun, um mein Grätzel eines Bewegungstreffs im Park sein ebenso wie das ge- zu einem Wohlfühlort zu machen? Seit 2010 liefert meinsame Garteln oder ein kleines Fest zum besseren das Programm „Gesunde Bezirke“ der Wiener Ge- Kennenlernen der Nachbarschaft. sundheitsförderung auf derartige Fragen nicht nur Die Idee dahinter: Gemeinsame Angebote und Akti- Antworten, sondern motiviert auch zur Eigeninitia- vitäten stärken die sozialen Beziehungen im Grätzel. tive. Und diese wiederum sind wichtige Voraussetzungen für unsere seelische und körperliche Gesundheit. Mit Gesundheitsförderung passiert dort, wo Menschen anderen gemeinsam etwas unternehmen, Lob und leben und wohnen. Im Bezirk, Bezirksteil oder im Anerkennung, aber auch anregende Aktivitäten in der Grätzel kann vieles passieren und verändert werden, Freizeit wie Tanzen, Musizieren, Sport oder ehrenamt- das sich auf die Gesundheit der Bewohnerinnen und liche Aufgaben steigern die Zufriedenheit. Bewohner positiv auswirkt. Seit 2010 hat es sich die Wiener Gesundheitsförderung zur Aufgabe gemacht, Bewusst offen für Neues zu sein, wirkt sich positiv auf in ausgewählten Bezirken gesundheitsfördernde Akti- unsere Einstellung zum Leben aus. Wir machen neue vitäten in Gang zu bringen, umzusetzen, zu betreuen, Erfahrungen und lernen neue Menschen kennen. Das zu fördern, zu begleiten und nachhaltig zu verankern. steigert auch unser Selbstwertgefühl. Ein gutes Mitei- Ziel des Programms „Gesunde Bezirke“ ist, dass die nander und ein aktives Leben sind damit die Basis für Menschen in ihrem unmittelbaren Lebensbereich erleben und spüren, wie sie sich schon durch kleine Änderungen wohler und gesünder fühlen. So wirken Jetzt aktiv werden! Aktivitäten von und für Bewohnerinnen und Bewoh- Sie haben selbst eine Idee, wie Sie Ihr Grätzel gesünder ner des Grätzels auf alle Beteiligten. gestalten können? Sie möchten eine Aktivität planen Gesundheit aktiv mitgestalten und eigene Ideen fürs steigern kann? Dann melden Sie sich bei der Wiener Grätzel umsetzen Gesundheitsförderung! Je nachdem wie umfassend Unter dem Motto Ihre Gesunde Idee für den Bezirk! die Idee ist und von wem sie eingereicht wird – zwei unterstützt die Wiener Gesundheitsförderung Ideen, Privatpersonen oder einem Verein, einer Organisati- die zu einem gesünderen Grätzel beitragen. Es geht on – unterstützt die Wiener Gesundheitsförderung im vor allem darum, die Bewohnerinnen und Bewohner Rahmen von „Grätzel- und Kooperationsinitiativen“ in Essling, der gesamten Donaustadt und darüber hin- bei der Umsetzung durch die Finanzierung von Sach- aus zu unterstützen, wenn sie selbst aktiv werden und kosten. kleine Projekte in den Bereichen Bewegung, Ernäh- Das mobile offene Bücherregal [mooB] wurde mit Hilfe der Aktion Ihre Gesunde Idee für den Bezirk! umgesetzt. Das mooB war in Essling unterwegs und regte zum Lesen, Plaudern und Bücher tauschen an. Foto: Sabine Gstöttner EXPERTISE STADTTEILARBEIT 9
So sind wir vorgegangen! Mit der Stadtplanung verhält es sich ähnlich wie beim Kochen: um ein Gericht herzustellen, bedarf es verschiedener Gewürze und Zutaten. Die Qualität der Gewürze und die Art, wie die Zutaten kom- biniert werden, bestimmen das Ergebnis. Bei der partizipativen Ortskernbelebung Essling waren die Zutaten Menschen, Raum, eine Instituti- on aus dem Stadtteil und Jahresschwerpunkte. UNSERE ZUTATEN Raum Menschen Institution aus dem Stadtteil Begleit-Evaluierung Um ans Ziel zu gelangen, haben wir eine Fülle an verschiedenen Aktivitäten gesetzt, die mit den Unter- nehmerInnen und BewohnerInnen gemeinsam entwi- ckelt und umgesetzt wurden. Die Impulse kamen zum Teil vom Landschaftsplanungsbüro inspirin, zum Teil kamen sie aus der Bevölkerung. In mehreren Work- shops, Netzwerktreffen, Kleingruppengesprächen und Arbeitskreisen wurden Ideen gesucht, weitereverfolgt und realisiert. Durch die gemeinsamen Aktivitäten und temporären Angebote konnte ein Bezug zum Zentrum geschaffen und mit Hilfe von kulturellen und sozialen Impulsen die Verweildauer im Ortskern erhöht werden. Treffpunkt Essling bündelt die Ressourcen in und um Essling und der hier arbeitenden und lebenden Men- schen und nutzt gezielt die vorhandenen Potenziale. Die Qualität der Zutaten und die Art der Zubereitung bestimmen das Ergebnis. Fotos: Michaela Mejta 10 TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE
Im Rahmen der Reihe „Die Welt ist voller Lösungen“ wurden Projektideen für Essling diskutiert und ausgearbeitet. Foto: Sabine Gstöttner ZUTAT Nr.1: Die Menschen im Stadtteil Am Anfang stand die Suche nach der DNA des Stadt- Die Aktivitäten haben ein soziales Zusammengehörig- teils - die sich aus den räumlichen Gegebenheiten, den keitsgefühl im Stadtteil erzeugt und tragen zur phy- Menschen und den Inhalten (Interessen, Know How), sischen und kulturellen Aufwertung des peripheren die sie einbringen, ergibt - parallel mit der Aktivierung Stadtraums bei. der BewohnerInnen und UnternehmerInnen Esslings. - Ziel war es, die im Stadtteil vertretenen engagierten men auf individuelle gesunde Lebensweisen, wie und kreativen Menschen sichtbar zu machen, zusam- etwa Bewegung machen, gesunde Ernährung oder die menzubringen und zum Mitmachen zu motivieren. Erweiterung sozialer Kontakte (bspw. durch Aktivitä- Erreicht haben wir das durch eine aktivierende Stadt- ten wie Walkingtreffs, Kochworkshops mit regionalen teildiagnose, die direkte Kontaktaufnahme zu den Produkten, generationenübergreifende Theatergrup- Betrieben, innovative Veranstaltungsformate, Work- pen und Spielenachmittage …). shops, Vereinstreffen und durch das Zur-Verfügung Ein beständiges und aktives Netzwerk, ein Wir-Ge- stellen von Raum, wie den TRESOR und die Möglich- fühl und eine ortsbezogene Identität konnten erzeugt keitszonen. werden. In all den angebotenen Formaten jedoch standen die Methodisch haben sich einigeTools als besonders ziel- Menschen als stadtgestaltende Akteure im Rampen- führend erwiesen, um die Menschen in Essling sicht- licht, hatten die Möglichkeit, sich vorzustellen und mit bar zu machen und zusammenzubringen. Diese sind unserer Unterstützung ihre Ideen umzusetzen. nachfolgend genauer vorgestellt. TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE 11
Die aktivierende Stadtteildiagnose Cornelia Ehmayer-Rosinak Stadtpsychologin Die aktivierende Stadtdiagnose (ASD) ist ein qualitati- Mit dem Interview werden zusätzlich zum sozialen ves sozialwissenschaftliches Verfahren, mit dem Städte Gefüge auch jene Themen erhoben, welche eine hohe oder Stadtteile „auf die Couch“ gelegt werden kön- Aktualität besitzen oder für die Menschen im Stadtteil nen. So gesehen, ist der Stadtteil oder die ganze Stadt von besonderer Relevanz sind. Diese Themen werden der „Patient“ und nicht eine einzelne Person. Es geht im Laufe eines partizipativen Projektes immer darum einen Stadtteil aus der Perspektive all jener zu wieder auftauchen und vielleicht auch nach Lösungen verstehen, die in ihm wohnen und/oder arbeiten. Die verlangen. Mit der ASD ist man auf wichtige Themen unterschiedlichen Sichtweisen zusammengenommen vorbereitet und wird nicht im Laufe des Projektes bilden die Basis für eine nachhaltig-partizipative Ent- überrascht. wicklung. Die ASD als wichtige Methode in der partizipativen Die ASD wurde in einem mehrjährigen Prozess entwi- Ortsbelebung - Sinnvoll ist, die ASD durchzuführen bevor mit einer fahren wissenschaftlich abgesichert und seit 2017 auch aktiven Ortsbelebung begonnen wird. Die methodi- international wissenschaftlich anerkannt. sche Vorgehensweise, insbesondere das Führen von Interviews mit unterschiedlichsten Personen im Stadt- Auf die Analyse des sozialen Gefüges wird besonderer teil, ermöglicht nicht nur eine fundierte Projektvorbe- Wert gelegt, weil Städte mit einem funktionierenden reitung, sondern weckt gleichzeitig auch das Interesse Gemeinwesen und gesunden Nachbarschaften für der Menschen. Oftmals werden bei den BewohnerIn- Veränderungen besser gerüstet sind als jene, wo dies nen durch die Interviews erst Gedanken über den eige- nicht der Fall ist. Die Diagnose zeigt, bei welchen Be- nen Stadtteil, die eigene Rolle und damit auch verbun- völkerungsgruppen ein hoher Gestaltungswille schon den, die Möglichkeiten ihn mitzugestalten, geweckt. vorhanden ist und welche Personen oder Gruppen in Stadtentwicklungsprozesse künftig mehr eingebunden Die ASD ermöglicht, den Stadtteil mit den Augen jener werden sollen. Sie wird in Form eines „Kommune- zu sehen, die in ihm wohnen und/oder arbeiten. Da- gramms“ dargestellt. mit wird sichergestellt, das lokale Interventionen - wie beispielsweise der Aufbau eines Nachbarschaftszent- Was bildet die ASD ab, das ohne sie verborgen rums - von Beginn an auf die Bedürfnisse der lokalen bliebe? Bevölkerung abgestimmt sind. Das ist die Basis für Das Kommunegramm ist eine wichtig Voraussetzung, eine gemeinsame partizipative Vorgehensweise, in der wenn Personen für das Engagement in ihrem Stadtteil aktiviert werden sollen. Es zeigt, welche Personen, Gruppen oder Institutionen schon eine aktive Rolle einnehmen, aber auch, wer nicht. Wichtig dabei ist auch, welche Netzwerke schon vorhanden sind, das zeigen die Linien und wo es noch keine Anknüpfung gibt. In der Mitte sind Entscheidungsträger des Stadt- teils abgegildet, am Rand stehen jene, die weniger zu sagen haben. Diese Netzwerke sind teilweise den BewohnerInnen bekannt, aber erst durch das methodische Vorgehen werden sie in ihrer Gesamtheit sichtbar. Die zentrale Erhebungsmethode hierfür ist das qualitative Inter- view. 12 EXPERTISE STADTTEILARBEIT
Aktivierende Stadtteildiagnose Die aktivierende Stadtteildiagnose für Essling zeigt Stärken und Defizite des Stadtteils auf und dient als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage für alle weiteren Impulse, die im Zuge des Projektes Treffpunkt Essling gesetzt wurden. Wesentlich für den Erfolg und die Nachhaltigkeit des Projektes ist die Umsetzung von Ideen und Aktionen, die an den Bedarfen und den vorhandenen Ressourcen, die in der Bevölkerung und im Stadtteil vorhanden sind, ansetzen. Diese wurden im Zuge der Stadtteildiagnose erhoben. Ein wesentlicher Aspekt der Studie ist die Aktivierung der BewohnerInnen, die in weiterer Folge in die Entwicklung diverser Ideen zur Aufwertung des Ortszentrums eingebunden wurden. Darüber hinaus dient die Studie als Basis für die Entwicklung eines Profils, das gemeinsam mit Unterneh- merInnen Esslings entwickelt werden soll, um Essling als Geschäftsgebiet zu stärken. Wir wissen mehr über ..... Die Initiative Wir wissen mehr über… war eine der ersten Aktionen, die Umsetzung fanden. Hier teilten UnternehmerInnen aus Essling ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Rahmen von Workshops mit interessierten BewohnerInnen. Der Fokus lag dabei auf gesundheits- fördernden Themen, aber auch andere wissenswerte Sach- gebiete fanden im Vortrags- und Workshop-Programm Berücksichtigung. Das Programm reichte vom Koch- workshop über Lerncoaching für Jugendliche, Entspan- nungstrainings, Mediation, gemeinsame Singevents, Kleidertauschparties bis hin zu Handwerks-Kursen. Die Initiative machte einerseits die vorhandenen Unternehmen sichtbar, aber sie machte auch auf die Ini- tiative Treffpunkt Essling aufmerksam, brachte die Men- schen zusammen und lud ein, aktiv mit einem konkreten Thema Teil zu nehmen. Wir wissen mehr über… war impulsgebend und wurde im ersten Bearbeitungsjahr Tools für einen als Methode der Netzwerkbildung eingesetzt. lebendigen Stadtteil TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE 13
talente essling talentekreis essling Mit dem talentekreis essling machen wir das Wissen, die Fähigkeiten und die Dienstleistungen, die in Essling vertreten sind, sichtbar! Der talentekreis essling macht Ingrid Bär. Zum Hopfbär die vielfältigen Potenziale Esslings bewusst. Jeder kann sich beteiligen, indem er/sie die talente Esslings nutzt Bettina Bartsch-Herzog. Lebens- und Sozialberaterin, Autorin oder selbst Teil des talentekreis essling wird und stärkt damit den Stadtteil! Susanne Cservenka. Seniorenbegleiterin Im talentekreis essling sind sowohl UnternehmerInnen Barbara Deissenberger. Schriftstellerin, aus verschiedenen Bereichen vertreten, die Ihre Literaturwissenschafterin Produkte oder Dienstleistungen professionell anbieten, als auch Privatpersonen, die ihre Talente, ihr Wissen und Doris Felbinger. Heilmasseurin ihre Fähigkeiten ehrenamtlich zur Verfügung stellen, mit Christine Fiby. Walkinggruppe Essling anderen teilen oder sich mit Gleichgesinnten vernetzen Oliver Frömel. Masseur, Physiotherapeut möchten. Fabian Galik. talente, die dich bei einer gesunden Lebensweise Restaurant Schloss Essling unterstützen, sind grün gekennzeichnet. Diese talente bekennen sich zur charta gesundes essling und deren Andrea Glössner. Channoine Kosmetik Glössner Ziel, das körperliche, geistig-seelische und soziale Wohlbefinden im Stadtteil zu fördern. Barbara Grütze. familylab-Beraterin, Theaterpädagogin charta gesundes essling Sonja Härring. Lebens- und Sozialbera- • Mit meinem Angebot unterstütze ich Menschen bei der terin, Gesundheitsförderin Entwicklung und selbstständigen Umsetzung eines gesun- den Lebensstils – auf körperlicher, geistig-seelischer und Isabella Hecht. Kinesiologin, Kosmetikerin sozialer Ebene. • Ich ermutige Menschen dazu, selbst Verantwortung für Ihre Gesundheit zu übernehmen und vermittle entsprechendes Wissen und Kompetenzen. • Im Hinblick auf eine ausgewogene Ernährung fördere bzw. achte ich auf Regionalität, Saisonalität und/oder ökolo- gisch nachhaltige Produktion. • Durch gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen er- mögliche ich persönliche Begegnungen und trage so zum Aufbau und zur Pflege sozialer Netzwerke im Stadtteil bei. • Miteinander statt gegeneinander. In diesem Sinne koope- riere ich mit anderen Mitgliedern des talentekreis essling und nehme deren Angebote nach Möglichkeit auch selbst in Anspruch. • Meine Angebote stehen grundsätzlich allen Menschen, die sich dafür interessieren, offen. Tools für einen lebendigen Stadtteil 14 TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE
„Es sind viele Talente zum Vorschein gekommen, auch viele Angebote, die vorher nicht sichtbar waren.“ mitmachen beim talentekreis essling – so funktioniert’s Auch du kannst Essling stärken, indem du die talente Esslings nutzt oder selbst Teil des talentekreis essling wirst! Mit dem sammelpass kannst du, wenn du eine Leistung bei einem talent in Anspruch nimmst, talente sammeln. Das 16. talent bekommst du gratis oder vergünstigt! Der sammelpass liegt bei den Talenten bzw. im Vereinsbüro Treffpunkt Essling (Büro inspirin, Esslinger Hauptstraße 84-86, Top3) auf. Maria Hösch. Cremerei Marlie e.U. Michael Menzel. Projektfit René Schodl. Chiliprofi e.U. Kosmetikherstellerin Personal Trainer Gabriele Schwartz. Kinesiologin Wolfgang Hold. Graffitikünstler Marion Mitterhumer. Leonora Seda. Designerin Angelika Jaklin. Unternehmensberaterin Inken Möller. Lebens- und Sozialberate- Veronika Simor. Komponistin, rin, Physiotherapeutin Kurt Kampichler. Alleinunterhalter Musikpädagogin, Mentaltrainerin Liliane Neschi. Bewusstseinscoach, Frederik Spanel. Fredi`s Bar, Fredi`s Susanne Kindler. Gesundheitstrainerin, Energetikerin Cafe TCM-Ernährungsberaterin, Instruktorin Sabrina Nüssle. Physiotherapeutin für Bogenschießen Martina Tannous. Energetikerin Stefan Nüssle. Physiotherapeut, Georg Kindler. Instruktor für Claudia Umschaden. Familientrainerin Osteopath Bogenschießen Renate Visotschnig. Kinesiologin Romana Orbesz. Ernährungsberaterin Kultur im Wohnzimmer. Lesungen Barbara Weigl. Biologin, Köchin, Martina Pousek. Selbstständiges Kubicek Immobilien. Ayurveda Wohlfühlpraktikerin Herbalife Nutrition Mitglied Sandra Kuzma. Fredi`s Cafe Karin Winkler. Astrologin, Energetikerin Brigitta Rumer. Friseur Brigitta Petra Leitgeb. Ernährungsberaterin Ingrid Weinmann. Schmuckdesignerin Gabriele Schäfer. Julia Lodner. Physiotherapeutin, Hebamme, Craniosacralpraxis Wanda Wolf-Dorffner. Osteopathin Physiotherapeutin Manfred Schmid. Fotograf Michaela Mainer. Yogalehrerin, Nuad- Angelika Zaufl. Köchin Renate Schmied. Autorin, praktikerin, Soziologin Sabrina Zisch-Ortner. Fotografin Hobbysängerin TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE 15
gesundes essling! Ein Netzwerk entsteht. Michaela Mainer Soziologin, Yogalehrerin, Nuadpraktikerin Kurz nach unserem 5. Netzwerktreffen im November Unternehmerinnen kennenzulernen, an Kurzvorträ- 2019 poste ich ein Gruppenfoto der Teilnehmerinnen gen und Bewegungsworkshops teilzunehmen oder auf Facebook. In einem Kommentar fragt jemand: Schnupperanwendungen zu genießen. Der gesundes „Wie kann man an einem Arbeitstag Vormittag die essling-Tag bot mit seinem bunten Rahmenprogramm Zeit zum Vergnügen haben?“. Ich schmunzle bei dem Gedanken, dass unser Netzwerktreffen wohl Arbeitsschwerpunkte und Spezialgebiete der Kollegin- mit einem gemütlichen Kaffeekränzchen verwechselt nen aus dem Stadtteil besser kennenzulernen. wird. Zugegeben: die Treffen, die seit Anfang 2019 Was ich besonders schätze: Das Miteinander im Netz- auf Initiative von Treffpunkt Essling in regelmäßigen werk ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und der Bereitschaft, nicht nur Wissen und Fähigkei- die Stimmung unter den Teilnehmenden positiv und ten miteinander zu teilen, sondern auch gegenseitige humorvoll ist. Sie sind aber gewiss kein Freizeitver- Empfehlungen auszusprechen. Der Grundsatz „Mit- gnügen für unterbeschäftigte UnternehmerInnen aus einander statt gegeneinander“, der auch in der Charta dem Gesundheitsbereich, sondern bieten kooperati- festgehalten wurde, wird hier tatsächlich gelebt! onsbereiten Menschen die Möglichkeit, sich unterei- Über das Netzwerk habe ich selbst bereits in vielen nander kennenzulernen, gemeinsame Kooperationen Lebenssituationen kompetente Ansprechpartnerin- zu entwickeln und umzusetzen, in der Öffentlichkeit nen für mich und meine Familie in Essling gefunden: gemeinsam aufzutreten und damit die Gesundheit im Susanne Kindler hat mich und meinen Sohn bei der Stadtteil zu fördern. Ernährungsumstellung begleitet hat. Isabella Hecht Bereits zu Beginn der Initiative Treffpunkt Essling ist zur Kinesiologin meines Vertrauens geworden. Bei waren EinzelunternehmerInnen, die im Gesundheits- Barbara Grütze hat meine Tochter mehrere Theater- bereich tätig sind, besonders stark im Verein vertre- kurse besucht hat, bei Veronika Simor war ich mit mei- ten. Im Laufe des Projektes wurde immer deutlicher, nem Sohn beim Musikgarten. Mit der Naturkosmetik dass es in Essling eine Vielzahl an ExpertInnen mit von Maria Hösch konnte ich Plastik mehr und mehr unterschiedlichen Ansätzen für eine gesunde Lebens- aus meinem Badezimmer verbannen – um nur einige weise gibt: fernöstliche Ansätze wie die Traditionel- Beispiele zu nennen. All diese engagierten und wun- le Chinesische Medizin, Yoga oder Ayurveda sind derbaren Menschen (und noch viele mehr!) leben und ebenso vertreten wie energetische und spirituelle arbeiten in Essling, quasi „um’s Eck“ – ich brauche Herangehensweisen. Ernährungswissenschaftliches den Stadtteil nun nicht mehr zu verlassen, es ist alles Wissen sowie Beratungskompetenz mit Spezialisie- da! Zusätzlich kann ich durch die eigene Inanspruch- rung auf verschiedenste Lebensphasen und -themen nahme der Angebote der NetzwerkpartnerInnen diese nun viel authentischer in meinem Freundes- und Kun- Trainingsangebote oder therapeutische Ansätze wie dInnenkreis weiterempfehlen. Umgekehrt habe auch Physiotherapie oder Osteopathie. Trotz der Vielzahl ich bereits wertvolle Weiterempfehlungen und Neu- und Vielschichtigkeit des Angebotes sind die meis- kundinnen für meine Nuadpraxis und meine Yoga- ten der (vorwiegend Einzel-) UnternehmerInnen im stunden über das Netzwerk erhalten - eine win-win-Si- Stadtteil wenig bekannt. Mit dem übergeordneten tuation für alle Seiten! Ziel, Netzwerke in Essling zu stärken, war es daher Eines ist sicher: Die Menschen im Netzwerk gesundes naheliegend, diese Menschen an einen Tisch zu holen. essling werden mit ihrem Engagement Essling auch Innerhalb kürzester Zeit entwickelten wir gemeinsam in Zukunft aktiv mitgestalten. Unser Netzwerk wächst die „Charta gesundes essling“ und setzen im Mai 2019 stetig und wir freuen uns über neue Gesichter beim eine gemeinsame Gesundheitsmesse im TRESOR um, nächsten Treffen! bei der die EsslingerInnen die Möglichkeit hatten, die 16 AKTEURE STELLEN SICH VOR
Mit dem Rad zur Lesung Just in dem Herbst, als mein erster Roman Malika ihre Lyrik vortragen und traf sie später ebendort bei erschien, wurde in Essling der Tresor eröffnet. Es Michael Menzels Sporttraining wieder. Fluktuationen war also September 2017 und im voran gegangenen entstanden: Chadidja Timmler und Gaby Mühlbauer Sommer bin ich durch die Aktion schieden auf ihren Wunsch aus Kultur im Wohnzim- bereits auf „inspirin“ gestoßen. In unseren Garten mer aus und – nun schließt sich der Kreis – Sylvia kam Michaela Mainer – wegen der Holunderbeeren Hek, Evi Flehschurz und ich wurden gefragt, ob wir und wegen einer Lesung im Rahmen von Treffpunkt stattdessen dem Verein beitreten wollen. Wir sagten Essling. Angekündigt wurde die Lesung dann als eine zu. Sylvia organisierte noch im gleichen Sommer eine Veranstaltung in Kooperation mit Kultur im Wohn- Lyriklesung in ihrem Garten. Es zeigte sich, dass nicht zimmer. So lernte ich Eva Greis kennen. Wir waren nur sie, sondern wir alle – Chadidja, Evi, Gaby, Mira und ich – Lyrik im Köcher hatten. Von Gesprächen, eine von ihrem neu gegründeten Verein organisierte Texten und Veranstaltungen hatte ich geglaubt, diese Veranstaltung sein sollte. Ein kleiner, verständlicher, Frauen bereits etwas besser zu kennen – und dann: vor allem aber überaus produktiver Irrtum von Sabine diese Erkenntnis. Sie kam von einer so banalen wie Gstöttner. Sie hatte vorweg genommen, was durch berührenden Wahrheit: Lass dir von jemanden ein den Treffpunkt Essling passieren sollte: eine Vernet- eigenes Gedicht vorlesen und möglicherweise erhascht zung unterschiedlicher Menschen und Kooperationen du einen Blick auf seine Seele. So ging es mir und, Gleichgesinnter. Bald lernte ich Gaby Mühlbauer und ich glaube, so ging es uns allen. Großen Dank an Eva, Renate Schmied kennen. Und, noch bevor ich ihre Sylvia und allen, die lasen! Damit komme ich zu einer Namen wusste, waren mir die Gesichter von Christi- letzten, hier erwähnten Veranstaltung von Kultur im ne Hulatsch, Mira Vychlodil, Chadidja Timmler und Wohnzimmer. Bei dieser war ich maßgeblich beteiligt. Luisa Bracher von den Netzwerktreffen im Tresor Es war meine nunmehr tatsächlich im Rahmen von bekannt. Durch Gespräche und die Treffpunkt-Ess- ling-Homepage bekam ich allmählich einen Überblick, Eva stellte einen Raum des ausgebauten Dachgescho- wer sich für welche Bereiche interessierte und enga- ßes ihres Hauses zur Verfügung und lud zu Literatur gierte. Für die eben Genannten war es: Literatur und am Dachboden. Dort durfte ich mit Reinhard Malicek, Kultur. Sie waren Mitglieder im Verein Kultur im der seit mittlerweile einem Jahr meine Lesungen mit Wohnzimmer. Ich verfolgte die Aktivitäten des Ver- selbst komponierten Liedern auf der Gitarre berei- eins mit Interesse, aber mehr noch verfolge ich zu die- chert, auftreten. Stimmungsvoll – immer wieder dieses ser Zeit meine eigene, gerade erst in Fahrt kommende, Wort – aber es passte und passt. Eva hatte den Raum literarische Laufbahn. Neben Lesungen querfeldein liebevoll hergerichtet: Sesselreihen, Leselampe, Buffet. in Wien, bot ich im Esslinger Tresor einen Literatur- Alle fühlten sich wohl. Ich war so entspannt, dass workshop an. Auch einen Wunsch für meinen Sohn ich sogar vergessen hatte, einige Exemplare meines erfüllte ich mir: ein Theaterworkshop für Kinder! Zur Buchs zur Ansicht mitzunehmen. Und hier kommt der Not würde ich ihn selbst anbieten. Doch gleich war Vorteil, wenn eine Esslingerin in Essling lesen kann, auch eine Theaterpädagogin, die nach Essling zog, ins Spiel: Fünfzehn Minuten bevor die Lesung begann, zur Hand: Barbara Grütze. Wir gestalteten und hielten entschuldigte ich mich, schwang mich draußen aufs den Workshop gemeinsam. Aus meinem anderen Rad und fuhr schnell heim, um noch ein paar Exemp- Workshop für Literatur entwickelte sich ein regelmä- lare zu holen. Die Lesung begann pünktlich. In diesem ßiger Schreibtreff unter meiner Leitung. Mit von der Sinn hoffe ich, dass sowohl Kultur im Wohnzimmer, Partie war Eva Greis. Sie lud mich ein, bei der Kultur als auch Treffpunkt Essling es in Zukunft ermögli- im Wohnzimmer-Lesung zum Frauentag 2018 einen chen werden, dass noch viele kulturelle Veranstaltun- Auszug aus meinem Roman beizusteuern. Wieder er- gen hier am nordöstlichen Wiener Stadtrand entste- gänzten sich die künstlerischen Engagements. Es kam hen. zu kreativen Personalunionen. Renate Schmied kannte ich bald auch über ihre Singgruppe besser, Sylvia Hek Barbara Deissenberger hörte ich bei der Frauentagslesung 2018 im Tresor Schriftstellerin AKTEURE STELLEN SICH VOR 17
ZUTAT Nr.2: Raum Raum ist eine wesentliche Zutat in der Stadtteilarbeit. Für die Dauer von 2 Jahren wurde eine ehemali- Raum wird benötigt als Arbeitsraum für Workshops, Sitzungen, Vereinstreffen. Raum wird benötigt für die geschaffen, der für die Initiative stand und intensiv Umsetzung der vielen Ideen, die aus der Bevölkerung genutzt werden konnte. Mit der Zwischennutzung kommen. UnternehmerInnen, die neue Geschäfts- konnte der Bedarf an Raum gedeckt und das soziale modelle ausprobieren wollen, benötigen (leistbaren) Potenzial gebündelt werden. Raum. Raum ist wesentlich als Treffpunkt und Ort Zusätzlich wurden im Projekt sogenannte Möglich- des Austausches für alle Bevölkerungsgruppen. Für keitszonen als Instrument der Stadtteilarbeit entwickelt, die für Aktionen im öffentlichen Raum kann auch Platz schaffen für ganz etwas Neues, nicht genutzt werden konnten und von den Planbares kann entstehen. EsslingerInnen gut angenommen wurden. Die Initiative Treffpunkt Essling hatte das Glück, über ausreichend Raum verfügen zu können: Der TRESOR wurde rasch zum Herzstück der Initiative und zwei Jahre lang zum beliebten Treffpunkt für Jung und Alt. Fotos: Manfred Schmid Photography and Film
Mit Freude präsentierten wir das Anerkennungsschreiben der Bank Austria, in dem uns der Vorstandsvorsitzende Robert Zadrazil zur erfolgreichen Bespielung des TRESORs gratuliert. TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE 19
„Im Tresor wird das kreative, soziale Kapital Esslings gebündelt und sichtbar.“ TRESOR Wesentliches Element unserer Initiative war die Bespie- lung eines der leerstehenden Lokale an der Esslinger Hauptstraße. Die Räume einer ehemaligen Bankfiliale wur- den der Initiative Treffpunkt Essling von der Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Siedlungsunion für eine zweijährige Zwischennutzung - von 2017 bis 2019 - zur Verfügung gestellt. Ausgegangen sind wir von einer Nut- zung von Räumlichkeiten mit etwa 70 m², die leerstehende Bankfiliale umfasste 400 m². Bei einem Treffen mit allen Aktiven und den Mitgliedern des Vereins Treffpunkt Ess- ling „im noch rohen Tresor“ wurde gemeinsam beschlossen, das Geschäftslokal trotz seiner Größe zu mieten und unter Beteiligung der EsslingerInnen zu betreiben. Danach wurde geputzt, renoviert, 30 Schlüssel hergestellt und in Umlauf gebracht, ein vielfältiges Programm mit Kursen für ver- schiedene Zielgruppen zusammengestellt, Konzerte, Le- sungen, eine Hausmusikgruppe und Feste organisiert, eine Pop-Up-Weinbar und eine Pop-Up-Bäckerei eingemietet und ein Name gefunden. Der Name war rasch Programm: TRESOR steht für Treff- punkt Essling Offener Raum. Der TRESOR wurde in kurzer Zeit zum Herzstück der Initiative und zwei Jahre lang zum beliebten Treffpunkt für Jung und Alt. Mit seiner zentralen Lage mitten in Essling wirkt das Erdgeschoßlokal in den öffentlichen Raum. Damit konnte das Zentrum belebt und durch mehr Frequenz an FußgeherInnen und RadfahrerIn- nen das Grundrauschen im Ortzentrum von Essling er- zeugt werden, das für lebendige Ortskerne wichtig ist. Das Lokal bestand aus den drei Bereichen plaudern im TRESOR, dem Cafehausbereich, mittendrin im TRESOR, dem Kursbereich und werkln im TRESOR, dem Arbeitsbe- reich. Die spannende Mischung aus vielfältigen kommer- ziellen und kostenfreien Nutzungsmöglichkeiten - zum Kaffeetrinken und Spielen, als Arbeitsplatz, Atelier und Proberaum, für Workshops, Kurse und Veranstaltungen oder um frisches Brot und Gebäck zu kaufen - machten das Zentrum zu einem lebendigen Ort. So hat sich die ehemalige Bankfiliale, zu der viele Ess- Tools für einen lingerInnen einen persönlichen Bezug hatten, rasch ge- lebendigen Stadtteil mausert zum Veranstaltungszentrum, Kursraum, Atelier 20 TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE
„Unser Ziel ist, die Energie, die durch den TRESOR entstanden ist, dauerhaft nutzbar zu machen.“ und Geschäftslokal. Und das alles unter größtmöglicher Selbstorganisation der BewohnerInnen, die Verantwortung für ihren TRESOR gespürt und übernommen haben. Verantwortung schaffen und leben Uns geht es darum, Impulse zu setzen und die Menschen zu motivieren, Verantwortung für ihr Wohnumfeld zu über- nehmen. Dazu gehört beispielsweise auch beim ortsansäs- sigen Bäcker einzukaufen, anstatt im Gewerbepark. Von Anfang an wurde Verantwortung übernommen und gelebt. Der TRESOR erwies sich als sehr wichtiges und starkes verbindendes Element der Initiative und als Treff- punkt für all jene, die mit ihren Ideen aktiv werden wol- len. Der TRESOR stand jedem offen und konnte genutzt werden für Projektideen, die der Gemeinnützigkeit dienen. Zusätzlich bot er die Möglichkeit sich für die Nachbar- schaft in Essling zu engagieren (Treffen für bestimmte Zielgruppen organisieren, Kurse und Workshops anbieten, Kinderbetreuung, Diskussionsveranstaltungen organisie- ren, Sauber machen, Speisen für Veranstaltungen zuberei- ten, Einrichten, Schmücken für Weihnachten …) oder sich auszutauschen. Der Betrieb des TRESORS war auf das ehrenamtliche Engagement der EsslingerInnen und die Selbstorganisation angewiesen. Die niederschwellige Mög- lichkeit, sich zu engagieren (eine Vereinsmitgliedschaft war nicht erforderlich) war Einladung für alle, dabei zu sein und sich einzubringen. Das soziale und kreative Potenzial Esslings konnte im TRESOR gebündelt werden und viel positive Energie er- zeugt werden. Nach Ablauf der Zwischennutzung konnten die Angebote, die im und durch den TRESOR entstanden sind in anderen Räumlichkeiten im Stadtteil untergebracht und etabliert werden. TREFFPUNKT ESSLING DIE INITIATIVE 21
Zwischennutzung = Netzwerkarbeit Bernhard Wolf Siedlungsunion Wir hatten ab Oktober 2017 ein leerstehendes Gebäude Zusammenleben innerhalb unserer Wohnhausanlagen zu implementieren, zu fördern und zu verbessern. Es Austria in der Esslinger Hauptstraße 66, welches kei- ist relativ einfach die Hardware zu produzieren, denn ner sofortigen Nutzung zugeführt werden konnte. Da wie qualitativ hochwertige Häuser gebaut werden, Planung, Einreichung, Förderansuchen mittlerweile zeigen wir seit über 90 Jahren, aber wie die Software, sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, kalkulierten wir das harmonische Miteinander der BewohnerInnen, dafür einem Zeitraum von ca. 2 Jahren ein. gleichsam das intakte Ökosystem Wohnhausanlage herzustellen ist, da sind wir immer interessiert zu opti- Zwischenzeitlich wurden wir durch den Gemeinderat mieren und zu lernen. Mag. Josef Taucher kontaktiert, der sich im Rahmen der Lokalen Agenda 21 schon geraume Zeit mit dem Deshalb war es für uns auch relativ schnell klar, bei Thema Netzwerke, lebendige Stadt und Grätzlinitia- diesem Projekt unterstützend mitzuwirken, indem wir tiven beschäftigt. Er hat schließlich den Kontakt mit die Räume für eine Zwischennutzung zur Verfügung Sabine Gstöttner, der Obfrau des Vereins Treffpunkt gestellt haben, mit dem Ziel eines innovativen Bauträ- Essling hergestellt und die Initialzündung des Projek- gers einerseits zu lernen, aber anderseits auch seinen tes TRESOR gelegt. Genossenschaftern, welche in der Umgebung wohnen, einen Mehrwert des Grätzls zur Verfügung zu stellen. Die Siedlungsunion selbst versteht sich als innova- tives Unternehmen und bewies in den letzten Jahren Resümierend können wir uns nur recht herzlich bei immer wieder, neuen Entwicklungen aufgeschlossen den Initiatorinnen dieses Projekts bedanken, die uns gegenüber zu stehen. So gewannen wir mit einem bei- einen Einblick gegeben haben, welchen Mehrwert spielgebenden Bauprojekt zum Thema Regenwasser- Netzwerkarbeit im Sinne des Gemeinwohls erzeugen management – Bekämpfung von städtischen Hitzein- kann. Als lernende Organisation haben wir uns das seln - den Umweltpreis der Stadt Wien, wir haben als Eine oder Andere abgeschaut und werden versuchen, erster Bauträger innerhalb einer geänderten Bauord- Anleihen für unsere tägliche Arbeit zu nehmen. nung „temporäres Wohnen“ in Wien realisiert und sind darüber hinaus, mit etlichen Auszeichnungen für Sollten wir gefragt werden, ob wir so eine Initiative unsere Projekte belohnt worden. Unser essentieller Fo- wieder unterstützen würden, so ist dies klar mit eine cus im Unternehmen ist, getreu der Unternehmensphi- großen JA zu beantworten. losophie „Freunde fürs Leben“, das funktionierende werkln TRESOR im TRESOR mittendrin TRESOR im plaudern TRESOR im 22 EXPERTISE STADTTEILARBEIT
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