Mitte - Alles ist drin! - Unser Programm für den Bezirk - BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - KREISVERBAND BERLIN-MITTE - Grünen Berlin-Mitte
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Mitte – Alles ist drin! Unser Programm für den Bezirk. Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - KREISVERBAND BERLIN-MITTE Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN KREISVERBAND BERLIN-MITTE Unser Programm für den Bezirk Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
Inhaltsverzeichnis Bezirkswahlprogramm 2021 Präambel ................................................................................................................. Seite 7 Glossar .................................................................................................................... Seite 70 Impressum ......................................................................................................... Seite 71 1 Solides Fundament ................................................................................................................................................................. Seite 09 2 Innovative Wirtschaft ........................................................................................................................................................ Seite 15 3 Lebenswerter Bezirk ............................................................................................................................................................ Seite 21
4 Soziale Gerechtigkeit ........................................................................................................................................................ Seite 37 5 Gesundes Leben ........................................................................................................................................................................ Seite 49 6 Offene Gesellschaft ............................................................................................................................................................ Seite 57 7 Kulturelle Bildung .................................................................................................................................................................. Seite 65
Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
PRÄAMBEL Präambel Liebe*r Leser*in, vor fünf Jahren wurden wir GRÜNE stärkste politische Kraft in Berlin-Mitte. Ein Vertrauensbeweis, den wir gemeinsam mit den Wähler*innen und der Zivilge- sellschaft im Bezirk in zukunftsfähige und verantwortungsvolle Politik umge- setzt haben. Am 26. September hat Mitte erneut die Wahl: Bundestag, Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlung werden neu gewählt. In den vergangenen fünf Jahren haben wir GRÜNE gezeigt, dass unsere Ideen gut sind für unsere Stadt, unseren Bezirk und die Menschen, die hier leben. Ob Klimaschutz, Mietenpolitik oder Mobilitätswende, wir haben viel erreicht in der grün-roten Zählgemein- schaft auf Bezirksebene und dem rot-rot-grünen Senat auf Landesebene. Und wir haben noch viel vor. Für Gerechtigkeit, Ökologie, gute Bildung und unsere offene Gesellschaft. Von Alt-Mitte bis Wedding. Mit unserem Programm für Mitte zeigen wir, dass Visionen und konkrete Maß- nahmen sich nicht ausschließen. Im Gegenteil, sie müssen zusammen gedacht werden. Deshalb beginnt jedes unserer sieben Kapitel des Wahlprogramms mit einer Vision 2035. Einer mutigen Perspektive, wie unser Bezirk im nächsten Jahr- zehnt aussehen kann. Solidarisch und vielfältig, ökologisch und klimagerecht. Denn Zukunft ist, was wir draus machen. Mit unseren Maßnahmen 2021 bis 2026 zeigen wir, wie der Weg in Richtung Zukunft aussehen soll und was wir als Partei nach der Wahl konkret dafür tun möchten Mit einer Politik, die alle Menschen im Bezirk im Blick hat, die zuhört und erklärt, mit einer Themenvielfalt, die genauso facettenreich ist, wie unser Bezirk selbst, und natürlich mit den richtigen Kandidat*innen für Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung. Mit 5 Stimmen GRÜN am 26. September wird unser Bezirk noch grüner. Klar geht das! Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 7
Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
1 SOLIDES FUNDAMENT 1 Solides Fundament SOLIDES FUNDAMENT - VISION Unser politisches Engagement ist davon geprägt, die Bürger*innen in den Mit- telpunkt unserer Verwaltung zu stellen. „Dafür sind wir nicht zuständig!“, wurde 2021 zum letzten Mal in einem Büro des Bezirksamtes gesagt. Stets sucht die Verwaltung schnell, kompetent, zugewandt und serviceorientiert nach Lösungen. Die meisten Anliegen erledigen die Menschen über das digitale Bezirksamt. Die Verwaltung lebt eine Kultur der Wertschätzung von Vielfalt. So wie sich immer mehr Bürger*innen von Mitte als Europäer*innen begreifen, baut auch der Bezirk sein europäisches Engagement aus. Unsere Verwaltung ist 2035 divers und diskriminierungsfrei. Die Verwaltung spiegelt die Vielfalt unseres Bezirkes wider. Hier arbeiten jetzt sowohl im Service als auch im Leitungsbereich fast zur Hälfte Mitarbeiter*innen mit Migrationsbio- grafie. Die wichtigsten Informationen und digitalen Dienstleistungen werden in den im Bezirk am häufigsten gesprochenen Sprachen angeboten. Auch bei der Auswahl der Auszubildenden des Bezirksamtes wird die Vielfalt der Bewer- ber*innen berücksichtigt. Wir motivieren junge Menschen, die Verwaltung von Morgen aktiv zu gestalten und sich für eine Ausbildung zu bewerben. Mitarbei- ter*innen des Bezirksamtes besuchen regelmäßig Schulklassen und erzählen von den vielfältigen Jobs und Herausforderungen, wobei auch im Auswahlverfahren darauf geachtet wird, dass Menschen aus Familien mit Migrationsbiografien Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 9
1 SOLIDES FUNDAMENT strukturell nicht benachteiligt werden. Unser Bezirk ist 2035 klimaneutral. Der Fachbereich Klimaschutz im Bezirks- amt ist dem*der Bezirksbürgermeister*in unterstellt. Öffentliche Beschaffungen und die Auftragsvergabe an Unternehmen orientieren sich an Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ökologie, fairen Produktionsbedingungen und dem Gemeinwohl. Die Finanzplanung berücksichtigt Klimaschutz und Gendergerechtigkeit. Die Bewohner*innen von Mitte können sich durch Einwohner*innenent- scheide, Bürger*innenbeteiligung und Bürger*innenhaushalte frühzeitig in an- stehende Entscheidungen einbringen und diese aktiv mitgestalten. Die Leitli- nien für Bürger*innenbeteiligung in Mitte werden konsequent umgesetzt. Die Bürger*innen sind über alle Vorhaben des Bezirkes informiert und bringen sich als Partner*innen und Expert*innen bei der Gestaltung des öffentlichen Raums ein. Die Verwaltung arbeitet dabei eng mit Organisationen aus der Zivilgesell- schaft und den Quartiersräten zusammen. Die Verwaltung des Bezirkes ist für die breiten Aufgaben auch in Krisen- situationen wie einer Pandemie gut aufgestellt: Homeoffice, Jobsharing auch in Leitungspositionen sowie Mitgestaltungsmöglichkeiten und New Work Kon- zepte sind Alltag im Bezirksamt. Doppelspitzen sind in den Führungspositionen des Bezirksamtes die Regel. Insbesondere das Jugendamt, das Ordnungsamt, das Wohnungsamt, das Standesamt und das Grünflächenamt verfügen über genü- gend Personal, damit kein Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, kein Auto ungestraft auf einem Radweg parkt, keine ungenehmigt leerstehende Wohnung die Wohnungsnot erhöht, kein Paar die Nacht vor dem Standesamt verbringen muss, um einen Termin für ihre Hochzeit zu bekommen oder das Neugeborene anzumelden, und kein Baum vertrocknet. Berlin-Mitte nutzt die digitalen Möglichkeiten. Alle relevanten und nicht personenbezogenen Daten des Bezirkes werden veröffentlicht (Open Data). Er fördert neue Datenerfassungen dort, wo sie sinnvoll sind. Alle digitalen Lö- sungen und Prozesse sind transparent und entsprechend dem Datenschutz ge- staltet. Die digitalisierte Verwaltung ermöglicht uns jetzt die effiziente Bear- beitung öffentlicher Aufgaben. Indem ein Großteil der Prozesse automatisiert wurde, können sich Verwaltungsmitarbeitende mehr um die Anfragen der Men- schen kümmern. Zudem ermöglichen öffentliche Daten bessere Entscheidungen im Bezirksamt und der Bezirksverordnetenversammlung. Dadurch sind wir in der Lage, den Bedürfnissen im Bezirk besser zu entsprechen: so können wir z. B. auf 10 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
1 SOLIDES FUNDAMENT die Anforderungen des demographischen Wandels reagieren, die ökologische Bilanz unseres Bezirkes verbessern oder eine hohe Luftqualität sicherstellen. Die Berliner Ausbildungsoffensive stärkt die Bezirke. Die Attraktivität einer Beschäftigung in der bezirklichen Verwaltung ist so hoch, dass nur noch weni- ge Mitarbeiter*innen in die Landes- oder Bundesverwaltung wechseln. Dadurch kann die Verwaltung effektiver arbeiten. Pförtner*innen und Reinigungskräfte beschäftigen wir nicht mehr über Subunternehmen, sondern diese sind nun zu- friedene Beschäftigte des Bezirksamtes mit tariflicher Bezahlung. Verwaltung, Kleinunternehmen und kommunale Initiativen nutzen europä- ische Fördermittel mit Unterstützung einer vor 2026 eingerichteten Anlaufstel- le, die Wissen bündelt. Auf diese Weise erhalten wir im Bezirk regelmäßig und rascher europäische Förderungen zur Umsetzung kommunaler und innovativer Projekte. Lokale Akteur*innen blicken durch regelmäßige und gegenseitige Hos- pitationen in anderen europäischen Städten über den bezirklichen Tellerrand. Austauschprogramme finden nicht nur auf Verwaltungsebene, sondern vermehrt auch zwischen den Bürger*innen in unseren Partnerstädten statt. SOLIDES FUNDAMENT – MASSNAHMEN KLIMANEUTRAL IN MITTE Wir wollen die Verwaltung klimaneutral machen. Damit das gelingt, werden wir eine eigene Organisationseinheit an der Verwaltungsspitze aufbauen, die Klimaschutzpläne auf allen bezirklichen Handlungsfeldern erarbeitet und Maß- nahmen überwacht, um den CO2-Verbrauch und die allgemeine Klimaschutzför- derung im Bezirk zentral zu steuern. Wir wollen bei jeder Ausgabe der Verwal- tung automatisch prüfen, wie groß der Einfluss auf das Klima ist. Berlin-Mitte nimmt auch seine Rolle als Fairtrade-Bezirk ernst. Deshalb wollen wir öffent- liche Investitionen und bezirkliche Förderprogramme anhand von sozialen und ökologischen Kriterien prüfen und überwachen. Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 11
1 SOLIDES FUNDAMENT VIELFÄLTIGE, SOZIALE UND BÜRGER*INNENNAHE VERWALTUNG Wir wollen, dass unsere Verwaltung die Vielfalt unserer Bevölkerung widerspie- gelt. Wir schaffen deshalb ein Diversity-Büro und sorgen weiterhin für die Um- setzung des Diversity-Landesprogramms. Durch Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter*innen und gezielte Förderung von Menschen mit Marginalisierungs- erfahrungen (z.B. aufgrund von Rassismus und Antisemitismus oder anderer Dis- kriminierung) machen wir Mitte als Arbeitgeber attraktiver für alle Menschen. So bauen wir den Anteil der Beschäftigten mit Marginalisierungserfahrungen auf allen Ebenen aus. Wir beschleunigen und vereinfachen die Dienstleistungen im Bereich Bür- gerdienste, Standesamt und Einbürgerungen durch zusätzliches, geschultes Per- sonal und konsequente Digitalisierung. Bürger*innen sollen schnell und unkom- pliziert einen Ausweis, eine Urkunde oder einen Hochzeitstermin erhalten. Auch die Zahl der Einbürgerungen in Mitte steigt wieder. Wir werden Reinigungskräfte und Pförtner*innen schrittweise wieder direkt beim Bezirk beschäftigten, denn der Bezirk soll ein sozialer Arbeitgeber mit Vor- bildfunktion sein. Outgesourcte Dienstleistungen von Beschäftigten in schlech- ter bezahlten Berufsgruppen wollen wir rekommunalisieren, um die Qualität von Reinigung und Gebäudemanagement in unseren Schulen zu steigern. EUROPA IN MITTE Wir nehmen Europa in den Fokus und erarbeiten für Mitte ein Leitbild Euro- pa. Wir fördern alle Bestrebungen, die bei europäischen Fördermitteln und Aus- tauschprogrammen unterstützen, damit sowohl die Verwaltung als auch Initia- tiven und kleine Unternehmen im Bezirk besser von europäischen Förder- und Austauschprogrammen profitieren. So stoßen wir für unseren Bezirk mehr soli- darische, arbeitsplatzschaffende, klimaneutrale, grünflächenerhaltende, umfas- send inklusive und feministische Projekte an. 12 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
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INNOVATIVE WIRTSCHAFT 2 Innovative Wirtschaft INNOVATIVE WIRTSCHAFT – VISION Wir richten unsere Wirtschaftspolitik auf gesellschaftlichen Mehrwert, gute Ar- beit, Innovation, zukunftsfeste Entwicklung, ökologische und soziale Nachhaltig- keit aus und wollen Maßnahmen entwickeln, um dies zu erreichen. Mit seiner zentralen Lage, der guten Verkehrsanbindung, attraktiven Stand- orten, seinen vielfältigen und lebendigen Gewerbe- und Kulturzentren, den Bun- deseinrichtungen, Verbänden, Medienunternehmen sowie der Hotellerie und Gastronomie bietet der Wirtschaftsstandort Berlin-Mitte enorme Möglichkeiten für ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum und Unternehmensansied- lungen. So hat sich Mitte in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Stand- ort für verschiedene Branchen entwickelt wie beispielsweise die Informations- und Kommunikationstechnologie, Mobilität, Produktion und Maschinenbau. Mitte ist gleichzeitig Heimat zahlreicher Unternehmen und Organisationen geworden. Zu diesen zählen handwerkliche Kleinbetriebe, Spätis, Eckkneipen, Buchläden, größere Unternehmen, Verbände und Startups. Mit den Hoch- und Fachhochschulen sowie den Forschungseinrichtungen wie dem Universitäts- klinikum Charité, dem dazu gehörigen Klinikum Virchow, dem Deutschen Herz- zentrum, der Humboldtuniversität und der Technischen Fachhochschule Berlin zeichnet sich Mitte zudem als ein wichtiger Standpunkt für Wirtschaft, Wis- senschaft und Innovation aus. Die Kultur- und Kreativwirtschaft prägt ebenso Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 15
INNOVATIVE WIRTSCHAFT unseren Bezirk und leistet einen großen Beitrag sowohl zur Wirtschaftsentwick- lung als auch zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Unsere Aufgabe ist es, diese Vielfalt zu erhalten und strategisch zu stärken. Wir unterstützen außer- dem das Wirtschaftsmodell der Genossenschaften, da diese in besonderer Weise den Bürger*innen die Möglichkeit des gemeinsamen Wirtschaftens geben. Wir wollen dabei positive Wirtschaftsentwicklung sozialraumverträglich ge- stalten und alle Ortsteile in diesen Prozess einbeziehen. Dazu braucht es eine abgestimmte Planung und Ausrichtung der kommunalen Infrastruktur hinsicht- lich des Bedarfs der lokalen Wirtschaft. Davon sollen insbesondere die Quar- tiere im Wedding, Tiergarten und Gesundbrunnen profitieren. Investitionen und ein gutes Umfeld für Arbeit und Wohnen sind die Voraus- setzung für eine starke, integrative und zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung. Deshalb müssen die bestehenden Unternehmen, Start-Ups und Gründer*innen unterstützt und die Attraktivität des Bezirkes gestärkt werden. Wir wollen ins- besondere Frauen bei der Gründung eines Unternehmens unterstützen. Be- sonders wichtig ist uns auch, dass wir in der Wirtschaftsförderung die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) berücksichtigen. Denn sie bringen die al- ternativen Angebote auf den Markt, unterstützen die lokale Wertschöpfung und schaffen auch neue Arbeitsplätze. In Berlin generieren sie 50 Prozent des Ge- samtumsatzes und 70 Prozent aller Arbeitsplätze. INNOVATIVE WIRTSCHAFT – MASSNAHMEN ZIELE FÜR EINE NACHHALTIGE KREISLAUFWIRTSCHAFT Die Angebote und Vorteile der Kreislaufwirtschaft wollen wir gemeinsam mit vorhandenen Initiativen an alle Unternehmen vermitteln. Wir fördern Jobs mit Zukunft, erschließen neue Wachstumsmärkte und bewahren unsere Lebens- grundlagen. Wir setzen uns für die Entwicklung einer Zero-Waste-Strategie für Mitte ein. Mehrweglösungen möchten wir in Mitte in einem Pilotprojekt für gas- tronomische Abhol- und Lieferdienste fördern. 16 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
INNOVATIVE WIRTSCHAFT Die Kooperation mit den Hoch- und Fachhochschulen sowie den Weiterbil- dungszentren wollen wir intensivieren und mehr in Bildungseinrichtungen inve- stieren, um wirtschaftliche und soziale Infrastruktur gleichermaßen zu stärken. Durch Angebote von passenden Aus- und Weiterbildungsprogrammen der Be- triebe sowie der Industrie- und Handelskammer, durch Innovationskonferenzen und Hackathons sollen größere sowie kleinere und mittelständische Unterneh- men dabei unterstützt werden, Fachkräfte aus der ganzen Welt zu gewinnen. Durch die Verbesserung der Koordination mit dem Jobcenter, den Kammern und dem Bezirksamt wollen wir Arbeitssuchenden einen möglichst unkomplizierten Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Wir setzen uns darüber hinaus für die Einrichtung eines gemeinnützigen Re-Use- und Zero-Waste-Hauses in direkter Nachbarschaft ein. Wir wollen Orte schaffen, an denen gebrauchte Waren neue Besitzer*innen finden, z.B. Food- points, die in Kooperation mit foodsharing.de betrieben werden. Dort kann auch unverpackt eingekauft werden, es gibt außerdem Platz für Innovation und Bil- dungsarbeit im Bereich Nachhaltigkeit, Abfallvermeidung und Upcycling. Initia- tiven und Start-Ups sollen dort bezahlbare Räume finden. START-UPS UND GRÜNDER*INNEN FÖRDERN UND STÜTZEN Für soziale, nachhaltige und innovative Start-Ups und Gründer*innen wollen wir bessere Unterstützung, Beratung und Vernetzung anbieten, z.B. durch One-Stop- Shops, Innovationscluster, mehrsprachiges Personal und die Leistungen der Ver- waltung. Sie sollen mehr in die Vergabe von öffentlichen Auf- und Verträgen einbezogen werden und durch bezirkliche Förderprogramme wie Stipendien un- terstützt werden. Da junge gemeinwohlorientierte Firmen oft Schwierigkeiten haben, Investor*innen zu gewinnen, wollen wir mit umfassenden Beratungs- und Austauschangeboten dafür sorgen, dass mehr Geld in nachhaltige Wirtschaft investiert wird. Wir wollen Gründer*innen of Color und Gründer*innen mit Be- hinderung besser unterstützen und sichtbar machen. Antragsprozesse in der Verwaltung sollen mehrsprachig möglich sein, vereinfacht und beschleunigt werden. Flächenpotenziale, wie z.B. am Westhafen, werden zur Nutzung durch die Veranstaltungs- und Kreativwirtschaft eruiert und erschlossen. Darüber hi- naus fördern wir das Unternehmensmodell der Genossenschaften und richten speziell darauf zugeschnittene Angebote ein. Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 17
TOURISMUS IN MITTE ÖKOLOGISCH UND SOZIAL Die Pandemie hat uns noch einmal gezeigt, wie wichtig touristische Infrastruk- tur für die lokale und regionale Wirtschaftsentwicklung ist. Steigende Tou- rist*innenzahlen können aber auch zu Lärm, Müll, Ressourcenverschwendung und steigenden Preisen in der Stadt führen und somit Anwohner*innen und Umwelt belasten. Deshalb brauchen wir einen stadtverträglichen und umwelt- freundlichen Tourismus, der für den Bezirk, seine Menschen und die Umwelt gut ist. Tourist*innenströme sollen stärker entzerrt und über den Kiez verteilt wer- den. Darum wollen wir für mehr öffentliche Sichtbarkeit der weniger beachteten Sehenswürdigkeiten sorgen, die Steuerung des Beherbergungswesens erreichen und die öffentliche Verkehrsinfrastruktur ausweiten. Wir werden Hotels, Restaurants und touristische Einrichtungen dabei unter- stützen, Ressourcenverbrauch zu verringern, emissions- und lärmreduzierende Konzepte anzuwenden und Barrierefreiheit zu ermöglichen. Wir wollen Anreize für den öffentlichen Personennah-, Rad- und Fußverkehr stärken und wollen die Verlängerung der Straßenbahn nach Moabit und zum Kulturforum gemeinsam mit dem Land voranbringen, ökologischen Wassertourismus und mehr Einkaufs- straßen für Fußgänger*innen und Radfahrende zur Verfügung stellen. Um dem Problem der Müllablagerungen im öffentlichen Raum entgegenzutreten, wol- len wir Unternehmen, Gewerbetreibende und die Gastronomie darin bestärken, Einwegverpackungen gegen Mehrwegverpackungen oder andere Alternativlö- sungen einzutauschen. 18 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
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LEBENSWERTER BEZIRK 3 Lebenswerter Bezirk LEBENSWERTER BEZIRK – VISION 2035 lebt der Bezirk Mitte das Leitbild der sozial-ökologischen Transformati- on. Diese ist geprägt von einer ökologischen und gemeinwohlorientierten Stadtgesellschaft. In unserem Bezirk leben wir klimaneutrale, flächengerechte und sichere Mobilität. In den Wohnvierteln von Moabit, Wedding, Gesundbrun- nen, Tiergarten und Mitte sind lebenswerte autofreie Zonen nach dem Vorbild Barcelonas („Superblocks“) entstanden. Es gibt neue Begegnungsräume, mehr Platz für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, spielende Kinder, Cafés, Restau- rants, Kneipen und kleine Geschäfte. Viel mehr Grün, weniger Lärm und gesunde Luft, saubere öffentliche Räume sowie ansprechendes Mobiliar sorgen für mehr Lebensqualität und Teilhabe. Das tägliche Leben findet deswegen auch immer mehr draußen statt. Im Bezirk gibt es ein weit verzweigtes Fahrradstraßennetz, neue Rad- schnellwege, dank denen Menschen auch mit dem Rad sicher aus der Innenstadt in die Außenbezirke kommen. Alle Hauptstraßen haben breite und abgesicherte Radwege. Nebenstraßen werden fahrradtauglich ausgebaut, damit Fahrradfah- rer*innen nicht mehr auf den Fußweg ausweichen. Eine konsequente Trennung von Rad- und Fußverkehr, überall verfügbare Fahrradabstellplätze sowie breite, bequeme und barrierefreie Fußwege tragen dazu bei, dass es Spaß macht, durch die verschiedenen Kieze zu spazieren. Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 21
LEBENSWERTER BEZIRK Für alle, die in Mitte nicht mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, ist der öffentliche Personennahverkehr die erste Wahl. Neue Tramlinien sorgen für eine verbesserte Anbindung vieler Kieze. Leise Elektrobusse ergänzen das Netz. U- und S-Bahnen fahren in dichterem Takt und zuverlässig. Alle Haltestellen sind sicher, barrierefrei und sauber. Der ÖPNV wird ergänzt durch ein breites Angebot an Sharing- und On-Demand-Angeboten, die auf digitalen Plattformen zugäng- lich, kostengünstig und familienfreundlich auch für die Beförderung von Kin- dern ausgestattet sind. Schnell von jedem Ort aus erreichbar gibt es mindestens eine Mobilitätsstation zum Ausleihen von Fahrrädern, Lastenrädern, E-Rollern oder Elektrofahrzeugen und diese sind mit dem ÖPNV vernetzt. Es ist für alle ganz selbstverständlich, zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu wechseln – je nach Bedarf. Im Lieferverkehr versorgen emissionsfreie Fahrzeuge und Lastenräder leise und zuverlässig den ganzen Bezirk. Die Zahl der Paketlieferfahrten in den Kiezen ist durch effizientere Organisation über Citylogistik-Hubs deutlich gesunken. Für Elektroautos wurden an vielen Parkplätzen Ladesäulen geschaffen; Autos mit Verbrennungsmotor sind seltene Auslaufmodelle geworden. Das im Grund- gesetz verankerte Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit gilt auch für den Straßenverkehr. Die Luftqualität entspricht den Vorgaben für eine gesun- de Umgebung und auch der Lärmpegel ist durch weniger und leichtere Autos, den Ersatz von Kopfsteinpflaster durch geeignetere Beläge, verkehrsberuhigte Zonen, Tempo 30, elektrische Antriebe und die Umgestaltung der Wohnviertel überall deutlich reduziert. Es gibt keine Angsträume im öffentlichen Raum mehr. Die Anwohner*innen an der Müllerstraße können jetzt genussvoll auf dem Balkon frühstücken und Tourist*innen aus aller Welt nehmen Berlin-Mitte ganz neu und mit anderen Augen wahr. Ältere Mitbürger*innen, Frauen* und unsere Kinder fühlen sich im öffentlichen Raum viel sicherer, die Vision Zero ist ver- wirklicht, Unfälle im Straßenverkehr gehören der Vergangenheit an. 2035 ist Berlin-Mitte deutlich grüner als heute. Dafür wurde der städtische Raum, insbesondere die Straßen, grundlegend umgestaltet. Mehr Aufenthalts- qualität, die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und eine deutlich er- höhte Biodiversität sind erreicht. Durch zusätzliches Stadtgrün wird mehr CO2 absorbiert und die Luftqualität hat sich deutlich verbessert. Der Bezirk ist zen- traler Akteur für Erhaltung und Weiterentwicklung des Stadtgrüns. Das Personal, die finanziellen Mittel und die materielle Ausstattung des Grünflächenamtes 22 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
LEBENSWERTER BEZIRK sind den erheblich gewachsenen Anforderungen an Aufenthaltsqualität und Klimaresilienz der Grünflächen angepasst. Neue Bäume, auch alte Obstsorten, Blühwiesen und Urban Gardening Projekte ergänzen das vorhandene Grün. Das Grün in den Parks und in den Straßen ist durch sorgfältige Auswahl von Pflan- zen und Baumarten besser an den Klimawandel angepasst. In Mitte haben sich viele Tierarten und Pflanzen neu oder wieder angesie- delt, die an renaturierten Biotopen wie der Panke im Wedding eine Heimat fin- den. Die vielen neuen Bäume bringen als Kühlschneisen Abkühlung an heißen Sommertagen. Das Grünflächenamt des Bezirkes ist bürger*innennah und un- terstützt aktiv Projekte zur Aufwertung und zum Ausbau des Stadtgrüns. Urban Gardening Projekte werden verstetigt und beim Ausbau unterstützt. Kleingärten sind in der wachsenden Stadt unverzichtbar, sie kühlen die Stadt, erhalten den Artenreichtum und sind auch Naherholungsgebiete. Bebauungspläne und der Flächennutzungsplan bieten schon heute die Möglichkeit, den betroffenen Anlagen Sicherheit und Verlässlichkeit zu geben. Kleingärten sollen nur im Ausnahmefall, etwa für die soziale Infrastruktur oder eine verkehrliche Erschließung, weichen müssen. Damit alle Berliner*innen von ihnen profitieren können, sollen sich die Kleingartenanlagen noch mehr als bisher für die Stadtgesellschaft öffnen und neue Formen gemeinschaftlichen Gärtnerns aktiv unterstützen. Programme für ökologische Gartenarbeit oder zum Anbau von alten und seltenen Obst- und Gemüsesorten werden wir ausbauen und intensivieren. Auch eine wildnisfreundliche und naturnahe Gartengestal- tung unterstützen wir. Viele Flächen, auch frühere Parkplätze, sind 2035 entsiegelt und bepflanzt. So versickert Regenwasser ganz natürlich. Immer mehr Hausdächer sind insek- tenfreundlich begrünt. Regenwasser wird für die Kühlung des Stadtklimas ge- nutzt. In den Parks spielen Kinder und Erwachsene auf den neuen Sport- und Trainingsgeräten. Die Spielplätze sind gepflegt, barrierefrei und inklusiv. Es gibt hochwertige Plätze und umgestaltete Straßen zum Verweilen mit Springbrun- nen und Trinkwasserbrunnen zum Abkühlen. Die Uferzonen der Flüsse und Ka- näle laden nicht nur zum Flanieren ein, sondern bieten aufgrund ihrer Wasser- qualität auch Erfrischung, z. B. in einem Flussbad. Im Jahr 2035 ist die bezirkliche Stadtentwicklung auf Klimaschutz und Ge- meinwohlorientierung ausgerichtet. Neue Möglichkeiten der Mitgestaltung von Bürger*innen insbesondere auch von gemeinwohlorientierten Kiezinitiativen Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 23
LEBENSWERTER BEZIRK sind fester Bestandteil von städtischen Planungs- und Entwicklungsprozessen geworden. Die Gemeinschaft ist insgesamt gestärkt; die Kompetenz der Bewoh- ner*innen führt zu Mehrwert und Identifikation. Bauliche Verdichtung gibt es nur bei gleichzeitiger Weiterentwicklung und Vernetzung des Stadtgrüns. Dort, wo gebaut wird, geschieht dies vorrangig zur Schaffung gemeinwohlorientierten Wohnraums und der sozialen Infrastruktur. Gemeinwohlorientierung ist zur Grundlage aller Akteur*innen aus öffentlich-rechtlichen Wohnbaugesellschaften, Baugenossenschaften und dem Privatsektor geworden. Neubauten und Sanierungen folgen 2035 Nachhaltigkeitskriterien und ho- hen Standards. Hauptsächlich werden klimaneutrale, nachwachsende oder recy- celte Baustoffe verwendet. Barrierefreies Bauen und Umbauen ist inzwischen selbstverständlich. Die bestehenden Gebäude werden klimaneutral beheizt und gekühlt, Fernwärme ist dekarbonisiert. Nachverdichtung findet vielfach durch Aufbauten bestehender Gebäude statt. Es gibt keine eingeschossigen Super- märkte oder riesige freie Parkplatzflächen mehr. Parkhäuser sind umgestaltet und werden unter anderem als Mobilitäts-Hubs genutzt. Alle öffentlichen Gebäu- de haben eine Solaranlage und/oder ein Gründach und werden klimaneutral ge- nutzt. Die Durchmischung der Kieze mit Bewohner*innen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und die Stadt der kurzen Wege sind durch neue planungs- rechtliche Instrumente längst Realität. Mehr Geschäfte sind in den Erdgeschos- sen angesiedelt. Schulen, Kitas, Jugendzentren, soziokulturelle und alternative Zentren sowie Unterstützungsangebote für alte, pflegebedürftige und behinderte Menschen sind im gesamten Bezirk bedarfsgerecht weiterentwickelt. 2035 ist Wohnen in Mitte bezahlbar. Sozialen und gemeinwohlorientierten Wohnungsbau sowie geförderte Wohnungen gibt es in jedem Kiez. Durch Über- gabe landeseigener Grundstücke an gemeinwohl- und mieter*innenorientierte Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften ist bezahlbarer Neubau möglich. In Milieuschutzgebieten wird das Vorkaufsrecht des Bezirkes konse- quent angewandt. Eine bezirkliche Mieter*innenberatung hilft weiter. Wer eine barrierefreie Wohnung braucht oder möchte, muss nicht lange suchen. Der Bezirk unterstützt 2035 die nachhaltige Erzeugung von Energie auf öffentlichen und privaten Dächern und „power-to-heat“ Anlagen sowie Ener- giespeicher, um die dezentrale Eigenversorgung von Mieter*innen und Eigen- tümer*innen zu fördern. Der Bezirk fördert die Umsetzung dezentraler und quar- tiersbezogener Nahwärmekonzepte sowohl im Neubau als auch, wenn möglich, 24 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
LEBENSWERTER BEZIRK im Gebäudebestand. Für Menschen mit geringen Einkommen ist die Energie- beratung zur Senkung der Wohnungsbetriebskosten kostenlos. Stadtteile, die durch Wasserwege, Bahntrassen oder breite Straßen voneinander getrennt wa- ren, sind durch neue Verbindungen für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen enger zusammengerückt. Die Spree und andere Gewässer sind für alle besser zugänglich. Mehr Aufenthaltsqualität im Kiez erleichtert uns die Anpassung an den Klimawandel. LEBENSWERTER BEZIRK – MASSNAHMEN MOBILITÄT IN MITTE: MEHR WAGEN - MEHR AUSPROBIEREN Um das Pariser 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen, muss das Tempo für die Mobili- tätswende massiv erhöht werden. Deshalb hat unser Bezirk den Klimanotstand anerkannt und ein Klimaschutzkonzept erarbeitet. Für die nötigen Maßnahmen im Mobilitätsbereich müssen Prüfungs-, Planungs- und Umsetzungsprozesse ra- dikal verkürzt werden. Gerade Mitte bietet als Heimat vieler Berliner Start-Ups Raum für Innovationen, die erst durch pragmatisches Erproben und regelmä- ßiges Nachsteuern zum Erfolg werden. Mitte ist ein wunderbarer Ort, um klein- räumig Konzepte für Nahmobilität auszuprobieren und in dem immer mehr Menschen alltäglich verschiedene Verkehrsmittel kombinieren. Wir wollen im Bezirk zeitweilige Maßnahmen zügig umsetzen und diese dann im begleitenden Bürger*innendialog schrittweise verbessern und verste- tigen. Dazu zählen Verkehrsversuche wie die autofreie Friedrichstraße, temporä- re Spielstraßen, die vor Unterrichtsbeginn temporäre Sperrung von Straßen für Kraftfahrzeuge vor einer Schule als Pilotprojekt und die Einrichtung von zusätz- lichen Pop-Up-Radwegen. Insbesondere Maßnahmen, die von vielen Kiezver- treter*innen eingefordert werden, sind vorrangig zu prüfen und in Abstimmung zwischen Bezirksamt und Bewohner*innen umzusetzen. Bei allen Baumaßnah- men mit zeitweise gesperrtem Straßenraum soll geprüft werden, ob die Sper- rungen auch nach Ende der Baumaßnahmen bleiben können, um eine dauer- hafte Verkehrsberuhigung zu erreichen. Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 25
LEBENSWERTER BEZIRK KIEZE NEU BELEBEN In der Friedrichstraße haben wir gezeigt, dass öffentlicher Straßenraum gerecht umverteilt werden kann. Solche Verkehrsversuche wollen wir in den kommen- den Jahren in immer mehr Wohnquartieren einrichten, Umsetzungsprozesse stark abkürzen und gleichzeitig die Anwohner*innen von Anfang an beteiligen. Die bereits bestehenden Kiezblocks-Konzepte aus dem Soldiner Kiez, dem öst- lichen Badstraßenkiez und dem Sprengelkiez werden wir realisieren, weitere aufnehmen und diese im Bürger*innendialog schrittweise verbessern. Unsere Kiezbewohner*innen sind unser Ideenpool. Wir wollen Bündnisse und mehr öffentlichen Raum für neue Nutzungskon- zepte fördern. Deshalb werden wir bis 2026 mindestens 25% der PKW-Parkplät- ze in Rad- und Lastenfahrradstellplätze, in gemeinschaftlich nutzbare Klein- grünflächen und Kleingewerbeflächen wie beispielsweise Cafés, Restaurants sowie Fahrrad- und Kinderläden umwandeln. PKW-Straßen wollen wir zu Spiel- und Fahrradstraßen umbauen. Deshalb werden wir als ersten wichtigen Schritt durch Durchfahrtssperren und Einbahnstraßen den Durchgangsverkehr durch die Wohnkieze unterbinden und diese so verkehrstechnisch beruhigen. Grünflächen und Bäume, flächendeckend öffentliche Trinkwasserbrunnen, Sitzbänke und Außengastronomie, Raum für Spielflächen, weniger Lärm, gute Luft und sichere Schulwege steigern die Aufenthaltsqualität, schaffen Orte der Begegnung und machen die neuen Kiezblocks lebenswert. Denn der öffentliche Raum ist für alle da, insbesondere auch für Kinder, Jugendliche und ältere Men- schen, Frauen* und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. SICHER UND BARRIEREFREI ZU FUSS Berlin hat als erstes Bundesland ein Mobilitätsgesetz mit einem eigenen Teil für den Fußverkehr beschlossen. Nun gilt es, das Gesetz im Bezirk auf die Straße zu bringen und damit Flächengerechtigkeit und Verkehrssicherheit für Fußgän- ger*innen zu steigern. Denn gute und sichere Mobilität muss für Alle sicherge- stellt sein, inklusiv und gendergerecht. Mitte bekommt deshalb eine*n neue*n Verkehrssicherheitsbeauftragte*n, die*der diese Themen im Bezirk vorantreibt. Für Fußgänger*innen müssen grundsätzlich überall sichere, barrierefreie Querungen möglich sein. Zusätzliche Zebrastreifen und Ampelanlagen an stark frequentierten Kreuzungen, vor Schulen und Kitas und beim Zugang zu 26 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
LEBENSWERTER BEZIRK ÖPNV-Haltestellen werden eingerichtet sowie Bordsteinkanten abgesenkt. Zu- sammen mit dem Senat werden weitere „Rundum-Grün-Schaltungen“ für den Fußverkehr an ausgewählten Kreuzungen eingerichtet. Für alle Schulen in Mitte werden Verkehrssicherheitskonzepte geschaffen und beginnend mit den Grund- schulen umgesetzt, auch um Elterntaxis verzichtbar zu machen. Das Fußwege- netz wird in Abstimmung mit dem Senat und den angrenzenden Bezirken wei- terentwickelt, um den Fußverkehr in unserer Stadt der kurzen Wege spürbar zu fördern. Fußverkehrsinfrastruktur soll nicht nur sicher sein, sondern sich auch sicher anfühlen beispielsweise mit Blick auf Beleuchtungskonzepte. SCHNELL UND SICHER MIT DEM RAD DURCH MITTE Wir wollen dem Radverkehr mehr Raum geben und verkehrsberuhigte Zonen schaffen. Dafür bauen wir die bestehende Straßeninfrastruktur um. Zusammen mit dem Senat setzen wir die Einrichtung geschützter Radwege und Busspuren auf den Hauptverkehrsachsen zügig und proaktiv um. Wir werden bis 2026 bis zu zehn zusätzliche Fahrradstraßen errichten, darunter die Antwerpener Stra- ße, den Abschnitt Gerichtstraße/Triftstraße, die Ungarnstraße, das Alexanderufer, die Togostraße sowie die Kameruner Straße. Zahlreiche neue Fahrradabstellan- lagen, auch für Lastenräder, werden errichtet. Die vom Senat geplanten bezirks- übergreifenden Radschnellverbindungen werden in Abstimmung mit unseren Nachbarbezirken umgesetzt und mit der bezirkseigenen Radnetzplanung in Zusammenarbeit mit Radverkehrsverbänden und -projekten verzahnt, um über- all gute Anschlüsse zu gewährleisten. Wir prüfen praxisnahe Lösungen, um das Radfahren auf Kopfsteinpflaster erträglicher zu machen, damit Radfahrer*innen nicht mehr auf Fußwege ausweichen. Dafür sorgen zusätzliche Radverkehrspla- ner*innen im Bezirksamt, die gemeinsam mit den Ideen und Anregungen der Bewohner*innen an der Umsetzung der Mobilitätswende arbeiten. VERNETZTE MOBILITÄT ERMÖGLICHEN Damit die individuelle Mobilitätswende auch klimaneutral gelingt, werden wir Mobilitätsstationen für Carsharing, Bikesharing, Fahrräder und Lastenräder an e-ÖPNV-Haltestellen errichten. Ladesäulen für e-Autos und e-Bikes ergänzen auf ehemaligen Parkplätzen das Mobilitätsangebot. Auch für e-Scooter schaf- Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 27
LEBENSWERTER BEZIRK fen wir Platz im bestehenden Parkraum, um die Gehwege für Fußgänger*innen freizuhalten. Mit dem Programm „flotte kommunal“ werden mehr Lastenfahrrä- der bereitgestellt, die jede*r über den gesamten Bezirk verteilt in Geschäften oder Stadtteilzentren kostenlos ausleihen kann. So wird der auf Landesebene ausgebaute öffentliche Personennahverkehr durch das individuelle Mobilitäts- angebot mit einem klugen Managementsystem von Sharing-Angeboten ergänzt. Anwohner*innen und Gewerbetreibende, die auf einen PKW auch weiterhin an- gewiesen sind, werden künftig schnell einen Parkplatz finden. Um das zu errei- chen, werden wir die Umsetzung der Parkraumbewirtschaftung im Bezirk Mitte weiter konsequent ausbauen. So wird der Parksuchverkehr deutlich reduziert und Pendler*innen und Lieferdienste blockieren nicht länger die Fahrbahnen. GÜTER- UND LIEFERVERKEHR NACHHALTIG GEDACHT Auch im Güter- und Lieferverkehr wollen wir neue Wege beschreiten. Dafür werden wir die ersten Güterverkehr-Hubs im Rahmen des Berliner Masterplan Güterverkehr einrichten. Wir wollen die Zulieferunternehmen darin unterstüt- zen, ihre Lieferleistung durch die Schaffung von effizient getakteten Lieferzo- nen in den Geschäftsstraßen signifikant zu erhöhen, und verbinden es mit der gezielten Förderung emissionsfreier Lieferfahrzeuge. Ein digitales Lieferzonen- management wird die Lieferdienste über freie Anlieferflächen informieren. Der stressige und zeitraubende Suchverkehr gehört somit der Vergangenheit an und Parken in der 2. Reihe ist nicht mehr notwendig. Die kompakten Lieferfahrzeuge sind zukünftig überwiegend elektrifiziert. Dafür schaffen wir Lademöglichkeiten, die in ausreichender Zahl an zentral ge- legenen Ladehubs geschaffen werden. Sammelbestellungen durch Geschäfte, Gastronomie und Kulturbetriebe in Verbindung mit der Förderung gemeinschaft- lich genutzter Ladezonen werden die Lieferkosten senken. Wir wollen so dafür sorgen, dass sich die Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten deutlich verbessern. Mit dem Programm Jobrad werden wir Unternehmen und ihre Mitarbeiter*innen darin unterstützen, das Rad zum Arbeitsplatz zu nutzen. 28 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
LEBENSWERTER BEZIRK EIN GRÜNER BEZIRK – UMWELTGERECHT UND AN DEN KLIMAWANDEL ANGEPASST Der Klimawandel ist auch in unserem Bezirk spürbar. Um dessen Folgen abzu- mildern, werden wir den Bestand an Bäumen an Straßen und in Parks kontinu- ierlich erhöhen. Dabei werden wir vor allem Baumarten neu pflanzen, die an Trockenheit und Hitze besser angepasst sind. Baumscheiben werden vergrößert, damit mehr Wasser die Wurzeln erreicht. Bürger*innen sollen stärker als bisher vom Grünflächenamt unterstützt werden, Baumscheiben zu bepflanzen und zu pflegen. So werden unsere Kieze schöner. Angesichts höherer Temperaturen und weniger Niederschläge wird die Bewässerung von Bäumen und Grünflächen immer wichtiger. Wir statten das Grünflächenamt so aus, dass es diesen Anforderungen jederzeit gerecht wird. Mit Hilfe von Feuchtigkeitssensoren im Boden weiß das Grünflächenamt im- mer, wann und wo Bäume bewässert werden müssen. Bürgerschaftliches En- gagement werden wir stärker als bisher auch mit Kampagnen, Aktionen und konkreter Unterstützung bei der Bewässerung von Bäumen und Grünflächen in den Wohnstraßen fördern. Dafür werden auch alle Straßenpumpen in gutem Zu- stand gehalten. Damit unser Grundwasser auch weiter für die Baumwurzeln erreichbar bleibt, darf Niederschlagswasser nicht ungenutzt in der Kanalisation verschwin- den, sondern muss versickern können. Wo wir als Bezirk direkt einwirken können, werden wir eine Entsiegelungsstrategie entwickeln und umsetzen, denn nur un- versiegelter Boden hat die Fähigkeit, anfallendes Regenwasser aufzunehmen und dem Grundwasser zuzuführen. Dank digitalem Monitoring und neu geschaf- fenen Wasserentnahmestellen sowie durch den Ausbau einer bedarfsgerechten Bewässerungsinfrastruktur schaffen wir dafür die rechtlichen und technischen Voraussetzungen. Überschüssiges Wasser der Trinkwasserbrunnen wird eben- falls versickern können. EIN GRÜNER BEZIRK OHNE DURSTSTRECKE UND OHNE MÜLL Wir wollen im Bezirk Mitte mit einem neuen Bepflanzungsplan den vorhan- denen Baumbestand deutlich ausbauen. Dort, wo der alte Baumbestand durch die langen Trockenphasen geschädigt ist, wollen wir diesen durch neue klima- Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 29
LEBENSWERTER BEZIRK resiliente Arten ergänzen und damit Unterversorgungen ausgleichen. Wir bauen unseren Bezirk zur Schwammstadt um. Dafür werden wir in unserem Bezirk ein neues Regenwassermanagement installieren. Ziel ist es, in den Kiezen versiegel- te Flächen und Gebäude so umzubauen, dass das Regenwasser von Dachflächen nicht ungenutzt in der Kanalisation verschwindet, sondern für die Bewässerung des vorhandenen und neu entstehenden Stadtgrüns aktiv genutzt werden kann. Dafür werden wir den Einbau von Wasserzisternen und Retentionsflächen auf unseren Dächern fördern. Dank digitalem Monitoring und neu geschaffenen Wasserentnahmestellen sowie des Ausbaus einer bedarfsgerechten Bewässe- rungsinfrastruktur schaffen wir dafür die rechtlichen und technischen Voraus- setzungen. Auf unseren öffentlichen Grünflächen wollen wir durch ein neues und digi- tal unterstütztes Müllmanagement dafür sorgen, dass zukünftig weniger Abfall auf den öffentlichen Grün- und Freizeitflächen entsteht und hinterlassen wird. Die Einführung geschlossener solarbetriebener Müllpresscontainer sorgt dafür, dass Vögel nicht den Müll zerstreuen und mehr Platz für den Wegemüll ver- bleibt. Wir fordern zusätzliche finanzielle Unterstützung vom Land, damit der Bezirk unsere Grün- und Parkflächen noch intensiver pflegen kann. BETON UND ASPHALT SIND VON GESTERN Gerade in dicht bewohnten Kiezen mit hohem Verkehrsaufkommen, Lärm und verschmutzter Luft, beispielsweise im Soldiner Kiez, Leopoldkiez und Beussel- kiez, sind Grünflächen nötig. Dafür werden wir Parkplätze in grüne Oasen mit bequemen Bänken verwandeln. Wir wollen nach Wiener Vorbild erste Straßen in „coole Straßen“ umbauen mit mehr Bäumen und Pflanzen, Wassersprinklern und Verweilmöglichkeiten, die von der Nachbarschaft genutzt werden und im Sommer für Abkühlung sorgen. Darüber hinaus stellen wir Flächen für Urban Gardening Projekte zur Ver- fügung. Auf Schulhöfen wollen wir Naturlehrgärten anlegen. Parks, Straßen- begleitgrün und Friedhöfe werden insektenfreundlich gestaltet. Dort befinden sich Insektennisthilfen und Informationstafeln zur Umweltbildung. Durch das Anpflanzen alter Obstsorten sorgen wir gleichzeitig für bessere Bedingungen für Insekten, mehr Biodiversität und eine essbare Stadt. Das Bezirksamt bindet regelmäßig Berliner Studierende bei der Gestaltung des öffentlichen Grüns ein. 30 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
LEBENSWERTER BEZIRK URBAN, NACHHALTIG UND LEBENDIG Wir wollen unsere neuen Stadtquartiere gemeinsam mit Bezirk und Land in öf- fentlichen Beteiligungsverfahren ökologisch, sozial, lebendig und vielseitig ge- stalten. Wir begreifen die anstehenden Herausforderungen als gesellschaftliche Chance, den Wohnungsmarkt wieder sozial gerecht zu gestalten und nachhal- tige, gemischte Quartiere sowie neue öffentliche Räume mit einem hohen Ge- staltungsanspruch zu schaffen. Das gelingt uns in unseren neuen Quartieren am zentralen Festplatz, den ungenutzten Flächen des St. Johannes-Evangelist-Kirch- hofs durch Gemeinwohlorientierung und Bündnisse mit öffentlichen, genossen- schaftlichen und privaten Akteur*innen auf der Grundlage neu geschaffener Ein- flussmöglichkeiten auf bauliche, ökologische und soziale Qualitäten. Seit den 1990er Jahren besteht das Instrument der Landschaftspläne für umweltgerechte, ökologische Maßnahmen im Bezirk Mitte. Darin werden neue Bauprojekte mit einem Biotopflächenfaktor bewertet und zu mehr Grün auf Dächern und in Freiflächen verpflichtet. Wir treten dafür ein, die begonnenen Landschaftspläne fertigzustellen und im Bezirksamt mehr Personal für deren Umsetzung und Kontrolle einzusetzen. Wir sorgen dafür, dass die kurzsichtige auf Gewinnoptimierung und Priva- tisierung des öffentlichen Stadtraums ausgerichtete Projektentwicklung durch eine interdisziplinäre, auf langfristige Qualität und Nachhaltigkeit ausgerichte- te zukunftsfähige Quartiers- und Stadtentwicklung ersetzt wird, die den ökolo- gischen Wert vorhandener Freiflächen nicht reduziert, sondern zum Wohl der Quartiersbewohner*innen und zur Erreichung der Klimaziele insgesamt steigert. Wir unterstützen alternative soziokulturelle Wohn-, Nachbarschafts- und Kulturprojekte, wie die „Köpi“, das „Teepeeland“, die „Wiesenburg“ und die „Ufer- hallen“ und unterstützen sie bei ihrem Kampf um selbstverwaltete langfristige Zukunftsperspektiven an ihren Standorten. Bei der Bebauung landeseigener Grundstücke sollen Konzeptverfahren die Umsetzung sozialer und ökologischer Wohnungsbauvorhaben sicherstellen. Auch kreative Zwischennutzungen sollen ermöglicht werden. Die neuen Gebäude in unseren Quartieren erzeugen mehr Energie als sie verbrauchen, passen sich neuen Wohn- und Arbeitsformen an und benötigen weniger Baufläche. So verbleibt mehr Platz für urbanes Grün und öffentliches Leben. Wohnen, Gewerbe, Bildung, Arbeit und Freizeit finden nun im Quartier statt. Alle Gebäude sind barrierefrei. Wir fordern mehr Aufenthaltsqualität für Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 31
LEBENSWERTER BEZIRK den öffentlichen Raum und werden uns für neue Wohnformen im sozial geför- derten Wohnungsbau einsetzen. Gute Gebäude sind umnutzbar und aneignungs- fähig und werden nicht abgerissen. Denn nur wer clever und gut baut, spart langfristig Geld und schont wertvolle Ressourcen. Die neuen Quartiere bieten eine Vielzahl emissionsfreier Mobilitätskonzepte auf der Grundlage autofreier Quartiere, beispielsweise klimaneutrale e-Mobilität und eine Lastenfahrradin- frastruktur. Sie sind an das neu entstandene Fahrradschnellstraßennetz und den ausgebauten ÖPNV mit der Stadt angebunden. Das Auto vermisst hier niemand. Wir fördern die Umsetzung energetischer Quartierskonzepte wie „Green Moabit“ und setzen uns für die Erarbeitung weitere regionaler Klimakonzepte ein. ÖFFENTLICHEN RAUM GENDERGERECHT GESTALTEN Wir sorgen dafür, dass es im öffentlichen Raum nicht nur Pissoirs, sondern auch genügend öffentliche Toiletten gibt, die von allen genutzt werden können. Die öffentlichen Toiletten sind rollstuhlgerecht, werden regelmäßig gereinigt und es gibt stets nicht nur ausreichend Toilettenpapier und Seife, sondern auch kosten- lose Produkte für Menstruationshygiene. Durch eine Umfrage identifizieren wir Orte im Bezirk, an denen ein niedriges Sicherheitsgefühl herrscht, insbesondere von Frauen*. An diesen Orten stoßen wir bauliche Veränderungen an, z.B. bessere Einsehbarkeit, mehr Licht, Alarmknöpfe, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. MEHR WOHNRAUM OHNE FLÄCHENVERLUST Wir wollen Wohnraum schaffen und Grünflächen schützen. Deshalb werden wir das Potential für Bestandsaufstockungen von Wohnhäusern, Supermärkten und Gewerbeflächen nutzen, den Ausbau von Dachgeschossausbauten erleichtern und dafür die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit zusätz- licher Wohnraum im Bestand entstehen kann, ohne Grünflächen zu verlieren. Das schafft Handlungsspielraum auch für öffentliche Wohnungsbaugesellschaf- ten und Baugenossenschaften. Bei Aufstockungen und Dachgeschossausbauten setzen wir nicht auf ex- klusive Penthousewohnungen, sondern auf Dachwohnungen für Alle zu bezahl- baren Mieten, die in klimaschonender Holzbauweise erstellt werden. Die neuen Dächer müssen begrünt und flächendeckend mit Solar- und Photovoltaikan- 32 Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte
LEBENSWERTER BEZIRK lagen ausgestattet werden. Die vorhandenen Mieter*innen werden wir gegen unangemessene Mieterhöhungen schützen. Wir steigern die städtische Solar- quote und senken damit den Energieverbrauch von Gebäuden. Wir machen uns für Mieter*innen-Stromprojekte und Energiegenossenschaften stark, die Mie- ter*innen direkt mit Strom von den Solaranlagen auf ihren Dächern beliefern. Die Höfe und Freiflächen werden im Gegenzug entsiegelt und bepflanzt, der Biotopfaktor und die Aufenthaltsqualität im Kiez konsequent gesteigert. NACHHALTIG UND SOZIAL GERECHT IM BESTAND Wir werden gemeinsam mit dem Land Berlin im Bezirksamt einen Sanierungs- plan entwickeln, der den öffentlichen Gebäudebestand bei Ämtern, Schulen, Kitas und Bibliotheken im Bezirk nicht nur energetisch modernisiert, sondern für alle ohne Barrieren zugänglich macht, damit das Bezirksamt für Besuchende wie Mitarbeitende modern und freundlich gestaltet ist. Zweckentfremdungen von Wohnraum durch Nutzung als Ferienwohnungen oder spekulativen Leerstand treiben die Preise am Wohnungsmarkt nach oben. Wir wollen daher alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und dies durch die konsequente Umsetzung des landesweiten Zweckentfremdungsverbots im Bezirk bekämpfen. Dabei werden wir eng mit den engagierten Initiativen im Bezirk zusammenarbeiten und Hinweise von Anwohner*innen vertraulich und zügig bearbeiten. Der hierfür erforderliche Personalbestand im Bezirksamt muss sichergestellt werden. Wir werden Milieuschutzgebiete einrichten, wo immer das möglich ist. Vor- dringlich sind dabei insbesondere die Kieze in der Einflugschneise des ehe- maligen Flughafens Tegel, die nun besonders von Gentrifizierung bedroht sind. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werden wir das bezirkliche Vorkaufsrecht nutzen, um den Bestand öffentlicher Wohnungen zu vergrößern. In eklatanten Fällen spekulativer Kaufpreise nutzen wir dabei die Möglichkeit zur Preislimi- tierung und zahlen den Verkehrswert. STADTUMBAU BERLIN ALEXANDERPLATZ Nachhaltig sozial und gemeinwohlorientiert: Der Alexanderplatz soll zukünftig nicht allein durch hohe Häuser definiert werden. Dazu wollen wir den Alexan- Bezirkswahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte 33
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