HESSEN natürlich Winter 2020 - in Corona- NABU
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2 | THEMA Naturschutz in Corona-Zeiten verstanden hat, wie Videokonferenzen Haus verlässt, merkt auf einmal, wie gut funktionieren, kann man sich auch ohne es tut, sich die frische Luft um die Nase Zeitverlust und Umweltbelastung durch wehen zu lassen. Bei sonntäglichen Wald- viele Fahrten öfter online in der Gruppe spaziergängen begegnen uns deutlich treffen und Dinge besprechen und orga- mehr Menschen als früher. Das sollten nisieren. Wer hat das denn in Vor-Coro- wir als Naturschutzverband nutzen, auch na-Zeiten gemacht? Vermiedene Fahrzeit in Gedanken an eine Zeit nach Corona. ist auch gewonnene Lebenszeit, die man für sich nutzen kann. Als Naturschutzverband werben wir ja nicht nur um Engagement, wir haben Auch sonst ist Kreativität gefragt. Die Ak- für die Menschen auch etwas zu bieten. tivitäten in den NABU-Gruppen sind zwar Vielleicht eine Outdoor-Ausstellung ent- erheblich eingeschränkt, aber unter Be- lang eines Spazierwegs? Vor dem Fenster achtung der Regeln geht doch vieles. Out- im Seniorenheim eine Winterfütterung door-Aktivitäten vor allem, wie Pilzexkur- einrichten, um Unterhaltung in besuchs- sionen im Herbst. Wenn Teilnehmer*in- armen Zeiten zu bieten? Oder QR-Codes nen paarweise durch den Wald streifen an Aussichtspunkten und besonderen und Pilze suchen, die ihnen mit geforder- Naturerscheinungen anbringen, die auf tem Abstand anschließend erklärt wer- eine NABU-Homepage leiten, auf der man den, kann man das ohne weiteres machen. nähere Erläuterungen dazu findet – und Oder eine Veranstaltung, die ich öfter gleichzeitig auf Möglichkeiten hingewie- V. Lindmayer anbiete: „Was find´ich am Strande?“ Hier sen wird, sich im Naturschutz, am besten gehen die Menschen bei Niedrigwasser im NABU, zu engagieren. Den Ideen je- verteilt über die Kiesbank am Rhein und denfalls sind keine Grenzen gesetzt! Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen suchen nach Fundstücken aller Art, ohne und Freunde des NABU, sich zu nahe kommen zu müssen. Auch Vielleicht sehen jetzt auch mehr Politi- Arbeitseinsätze sind möglich, wenn man ker*innen als sonst ein, wie wichtig eine man mag es schon nicht mehr hören: Co- es paarweise oder familienweise macht, intakte Natur in unserem unmittelbaren rona hier, Corona da, Einschränkungen wie man an vielen Beispielen in diesem Lebensumfeld ist, wenn ein Urlaub in bis in den privaten Bereich hinein. Wirt- Heft sehen kann. der Ferne nicht möglich ist. Je mehr wir schaft, Kultur, Schulen, Freizeitgestaltung, eingeschränkt werden, desto deutlicher alles massiv eingeschränkt. Auch das Ver- Es naht im NABU auch die Stunde der wird, was wirklich wichtig ist. Das ist ei- einsleben leidet unter den Kontaktbe- Wintervögel im Januar. Raus aus der war- ne Lehre, die man jetzt schon ziehen kann. schränkungen. Aber was bleibt uns übrig? men Stube, und sei es nur in den eigenen Bleiben Sie gesund und kreativ! Dem Virus ist das egal. Aber so schwer Garten, und schauen, was die Natur um auch alles fällt, es gibt sogar an der Pan- uns herum zu bieten hat. Ich stelle fest, Ihr Gerhard Eppler demie positive Aspekte, man muss sie nur dass das Interesse an der Natur steigt. NABU-Landesvorsitzender sehen – und nutzen. Wenn man einmal Wer wegen Homeoffice kaum noch das NABU-Zentren in der Pandemie Die Corona-Pandemie trifft viele NABU-Zentren besonders hart. So mussten das NABU-Haus am Roten Moor und die Jugendburg Hessenstein von März bis Mai und dann wieder ab November in den Lockdown. Da in diesem Jahr zudem alle Klassenfahrten abgesagt wurden, verlor die Jugendburg auch im Sommer einen Großteil ihrer normalen Gäste. Deshalb spielt die finanzielle B. Langenhorst Unterstützung durch die öffentlichen Hand eine wichtige Rolle für das Fort- bestehen. Auch örtliche NABU-Zentren wie das NABU-Haus an den Salzwiesen in Ortenberg waren in diesem Jahr meistens geschlossen. (bl) Winter 2020 HESSEN natürlich
THEMA | 3 D as Corona-Jahr 2020 hat für viele NABU-Gruppen große Herausfor- derungen mit sich gebracht. So waren Naturführungen, Gruppentreffen und das Arbeiten im praktischen Natur- schutz während des Lockdowns im Früh- ling nur mit gebremster Kraft möglich. Erst im Sommer ließ sich der Gruppen- K. Hilbert Betrieb wieder stärker hochfahren. Um A. Kempf sich dennoch unter Einhaltung der Hygi- eneregeln weiterhin für die Natur einset- zen zu können, haben sich die Gruppen einiges einfallen lassen. Zweier-Teams . So wurde das Arbeiten in Zweier-Teams im Frühling zum großen Renner. In wechselnder Besetzung konn- ten auf diese Weise Steinkauzröhren auf- gehängt, Bäume gepflanzt, Insektenho- T. Westpfahl A. Pietsch tels gebaut, Mauerseglerkästen an Häuser geschraubt und Wiesen gepflegt werden. Das Abstandhalten war auch im Sommer und Herbst die wichtigste Devise, als wie- der bis zu zehn Personen gemeinsam ak- tiv werden durften. Es ist erstaunlich, was die NABU-Grup- pen trotz Corona alles zustande gebracht haben. So konnte der NABU Bad König/ Nieder-Kinzig 800 Quadratmeter Blüh- streifen anlegen, Schwalben- und Fleder- A. Pietsch T. Mathias mausfreundliche Häuser auszeichnen und Äpfel sammeln. Größere Veranstaltungen Viele Ideen für den Naturschutz im Lockdown NABU-Gruppen berichten über ihre Aktivitäten im Corona-Jahr 2020 wie eine Vogelstimmenwanderung am 1. treffen. Zudem werden die Facebookseite draußen weiterhin aktiv bleiben. Für den Mai und der "Odenwälder Streuobsttag" und die Homepage ständig aktualisiert. kommenden Winter sieht die Perspektive mussten dagegen abgesagt werden. Da nicht wenige Mitglieder zur Risiko- deutlich schlechter aus. gruppe gehören, hat sich die Zahl der ak- Beim NABU Steinau sind die Aktivitä- Digitale Infos . Beim NABU Limeshain bil- tiven Helfer in diesem Jahr auf eine klei- ten in Corona-Zeiten noch umfangreicher dete die Pflege der Streuobstwiesen den nere, aber takräftige Gruppe reduziert. geworden. Im Naturschutz drehte sich Mittelpunkt der Aktivitäten. Die Gruppe alles rund um Streuobstwiesen, Mähar- fand heraus, dass 80 Prozent der betreu- Video-Konferenzen . Der NABU Seeheim- beiten und Heckenschnitt. Mehrere Vor- ten Nistkästen belegt waren. Um in Kon- Jugenheim hat gute Erfahrungen damit standssitzungen wurden im Rahmen von takt zu bleiben, hat der NABU Hadamar gemacht, seine Monatstreffen als Video- „Abstimm-Spaziergängen” in den grup- seine Info-Flüsse optimiert: "Da wir unse- Konferenzen durchzuführen. Als Problem peneigenen NABU-Schutzgebieten abge- re monatlichen Stammtische nicht mehr sieht Gruppen-Vorsitzender Tino West- halten. In Egelsbach standen Schwalben- durchführen konnten, sind auch wir di- phal an, dass dadurch einige ältere Mit- zählungen, Krötenschutz und die Aktion gitaler geworden", erklärt die Gruppen- glieder ausgeschlossen werden, die nicht „Musterbeet” im Mittelpunkt. Der NABU Vorsitzende Anna Pietsch. Ein Mailvertei- über die technischen Voraussetzungen Linsengericht bot Exkursionen zum In- ler versorgt die NABU-Aktiven nun regel- verfügen. In der praktischen Arbeit sind sektensommer mit verringerter Teilneh- mäßig mit Tipps und Neuigkeiten. Eine viele Projekte liegen geblieben oder muss- merzahl an. In Ober-Mörlen und Orten- WhatsApp-Gruppe erleichtert es, Abspra- ten aufgeschoben werden. Im Sommer berg litten nur die Arbeitseinsätze nicht chen und schnelle Entscheidungen zu und Herbst konnten die NAJU-Gruppen unter der Corona-Pandemie. (bl) HESSEN natürlich Winter 2020
4 | THEMA F. U. Pfuhl F. U. Pfuhl Online-Veranstaltungen sind eine gute Möglichkeit, in Corona-Zeiten in Kontakt zu bleiben und sich gemeinsam fortzubilden. Ein Online-Angebot – hier mit Frank Uwe Pfuhl (r) und Udo Seum (l) zum Thema Weißstorch – kann aber auf Dauer das originäre Erleben und Erkunden der Natur nicht ersetzen. Naturschutz geht auch digital Online-Angebote sind eine sinnvolle Ergänzung, aber kein dauerhafter Ersatz C orona hat uns alle kalt erwischt: musste her, dazu wurden Kameras, Mik- anstaltung „Der Bauer mit den Regen- Am 11. März wird die Krankheit rofone und Lichttechnik angeschafft. würmern“ live einen Biolandwirt aus als Pandemie eingestuft, nur we- Bayern, einen Professor aus Gießen und nige Tage später kommt das öffentliche Offener NABU-Treff . Am 27. April war es den Kreislandwirt zugeschaltet. Mit 190 Leben durch die Beschlüsse der Bundes- dann soweit. Mit dem monatlichen „Of- Teilnehmenden wurde damit ein neuer regierung weitgehend zum Erliegen. Für fenen NABU-Treff“ und einem Vortrag Rekord aufgestellt. den Betrieb unserer Bildungseinrichtung, zum Naturnahen Garten startete das Darüber hinaus fertigen die NABU- der NABU Umweltwerkstatt Wetterau, Online-Programm. Schon diese erste Ver- Aktiven von jeder Veranstaltung eine Auf- bedeutete das eine Vollbremsung”, er- anstaltung hatte 44 Teilnehmer*innen. zeichnung an. Über einen entsprechen- zählt Bildungsleiter Frank Uwe Pfuhl. Bis „Das war die Motivation für uns, ein ganz den Link auf der Internetseite des NABU Ende April summierte sich die Zahl der neues Format an den Start zu bringen”, Wetterau kann sie auch nach der Live- abgesagten Veranstaltungstage auf fast erläutert Pfuhl. Während viele andere Schalte jederzeit angeschaut werden. Bis- einhundert. Die Jahresplanung des NABU- Veranstaltungen abgesagt waren, Theater, lang wurde davon über zweihundert Mal Zentrums brach zusammen. Vorträge Kinos und Kultureinrichtungen die Türen Gebrauch gemacht. und Führungen: abgesagt. Ferienspiele geschlossen hatten, riefen sie den Online- für Kommunen und Vereine: abgesagt. Treff „NABU am Freitag“ ins Leben. Eine Weniger Veranstaltungen . Erst ab Mitte Naturkindergeburtstage und Schulpro- wöchentliche Online-Veranstaltung, die Mai bis in den September hinein konnten gramme: abgesagt. Bis zu den Sommerfe- in 30 bis 45 Minuten ein Umweltthema die NABU'ler wieder einzelne Führungen rien kein Licht am Ende des Tunnels. behandelt, Bücher zum Thema vorstellt in der freien Natur anbieten, jedoch mit oder Akteure aus der Region zu Wort deutlich kleineren Gruppen und unter Tool für Onlinekurse . Insbesondere auch kommen lässt. Die Resonanz war beacht- genauer Einhaltung der geltenden Coro- wegen der laufenden NABU-Naturführer- lich: Regelmäßig 20 bis 50 Teilnehmende. na-Hygieneregeln. "In der vorläufigen ausbildung musste für die NABU-Aktiven Auch der Radius erweiterte sich deutlich. Jahresbilanz hat der NABU Wetterau statt schnell eine Lösung her, da Seminare Der Teilnehmerkreis kommt nun nicht der sonst üblichen 200 Veranstaltungsta- in geschlossenen Räumen mit den 35 nur aus der Wetterau oder Hessen. Aus ge gerade einmal rund 50 durchführen Teilnehmer*innen 2020 nicht mehr mög- dem gesamten Bundesgebiet und sogar können, davon 40 als Online-Veranstal- lich waren. Die Lösung kam mit einer aus Österreich und der Schweiz gab es tungen", bilanziert Pfuhl die bisherige Nachricht des NABU-Bundesverbands. schon Zuschauer. Kurssaison 2020. Wie das Jahr 2021 aus- Der vermittelte sowohl die passende sehen wird, ist noch völlig ungewiss. Plattform als auch einen Crashkurs, in 190 Teilnehmende . Einen weiteren Vor- dem die Methoden der Online-Veranstal- teil bieten Online-Veranstaltungen: Auch Weitere Infos zu den Online-Veranstal- tungen vermittelt wurden. Gleichzeitig Referenten können ohne lange Anreise tungen des NABU Wetterau gibt es unter mussten die NABU'ler technisch aufrüs- von zu Hause aus zugeschaltet werden. www.wetterau-nabu.de/veranstaltun- ten: Eine schnellere Internetverbindung So hatte der NABU Wetterau bei der Ver- gen/online-seminare. (Frank Uwe Pfuhl) Winter 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 5 Unterstützung für Mehl- und Rachschwalben NABU Altenmittlau zeichnet drei „Schwalbenfreundliche Häuser” aus C. Seyler C. Seyler C. Seyler D er NABU Freigericht-Altenmitt- Rauchschwalben im Stall . Eine weitere Adolf Beck und Carmen Seyler überga- lau zeichnete in drei Freigerich- Schwalbenpopulation, überwiegend ben das Prädikat an den Schwalbenschüt- ter Ortsteilen Gebäude mit der Rauchschwalben, bewohnt den Reiterhof zer. In ehemaligen landwirtschaftlichen NABU-Plakette und Urkunde „Schwalben- Caro-Ranch in Freigericht-Neuses. Dieser Räumen und unter einem Carport befin- freundliches Haus“ aus. Am alten Gebäu- Hof besteht aus einigen Hallen und Stal- den sich sechs natürliche Rauchschwal- de der Schule am Dorfplatz in Altenmitt- lungen. Von den 16 Nestern waren in die- ben-Nester. In diesem Jahr waren leider lau wurden in den 1970er Jahren insge- sem Jahr immerhin neun belegt. Während nur drei von ihnen belegt. samt 32 Kunstnester für Mehlschwalben der Übergabe des Siegels an die Besitzer seitens der damaligen DBV-Gruppe (heute Carmen und Roland Wendt konnten die Rückgehende Bestände . Wie notwendig NABU) angebracht. „In den vergangenen Schwalben bei der Fütterung beobachtet der Einsatz der Naturschützer ist, zeigt Jahrzehnten waren die Nester stets gut werden. Das Ehepaar Wendt freute sich der Umstand, dass die Population der Tie- belegt, überwiegend durch Mehlschwal- über die Auszeichnung und bekräftigte re seit Jahren zurückgeht. Gründe sind ben“, informierte NABU-Chef Adolf Beck auch weiterhin, Schwalben und anderen die zunehmende Versiegelung von Flä- bei der Übergabe des Siegels. Auch Haus- Vögeln Heimstatt zu geben. chen, moderne Bauweisen und das Insek- spatzen fühlten sich zwischenzeitlich in Das NABU-Mitglied Fabian Geist aus tensterben. Mehl- und Rauchschwalben der Grundschule wohl, in jüngster Zeit Bernbach beantragte im Jahr 2018 die sind noch in allen Freigerichter Ortstei- auch einige Mauersegler. Auszeichnung. Im Juli 2020 war es soweit. len zu finden. (Carmen Seyler) Ein neuer Damm für den Biber im Marbach NABU Odenwaldkreis setzt sich für den Schutz des großen Nagers ein D er Biber breitet sich weiter im serbehörde und der Wasserverband beim Odenwald aus. Im Marbach hat NABU-Kreisverband an und vereinbarten ein Biber seinen Damm kürzlich einen Vor-Ort-Termin. an einem Brückendurchlass errichtet und diesen damit fast vollständig versperrt. Biberdamm verlegen . Die Kreisvorsitzen- Ergebnis war, dass sich das Wasser am de Martina Limprecht schlug vor, den Straßendamm staute und ihn durchnäss- Biberdamm um etwa acht Meter flussauf- te, was weder die Gemeinde, noch die wärts zu versetzen. Der Vorschlag fand Untere Wasserbehörde und der Wasser- großen Anklang und wurde in die Tat verband so lassen konnten. Die Untere umgesetzt. Nachdem der Ersatzdamm Naturschutzbehörde schlug vor, den Bi- fertiggestellt war, konnte der Biberstau berdamm um die Hälfte abzusenken und an der Brücke problemlos entfernt wer- den Damm mit einem Abflussrohr zu ver- den. Zur großen Freude des NABU hat der sehen. Das hätte aber zum einen die Stau- Biber den Ersatzbau angenommen und nässe am Damm nicht verhindert und angefangen, den Kunstdamm weiter aus- M. Limprecht zum anderen die Lebensstätte des Bibers zubauen. Es zeigt sich wieder einmal: Der beeinträchtigt. Deshalb riefen die Was- NABU weiß immer Rat! (Martina Limprecht) HESSEN natürlich Winter 2020
6 | VOR ORT Langjähriger Einsatz für den Naturschutz NABU-Kreisverband Fulda zeichnet Karl Gräser mit Treuenadel aus enschutz sowie Insekten und dazu ins- besondere mit Hummeln, Wespen und Hornissen befasst. In der Region war er in Schlitz und ist im Kreis Fulda aktiv. Seit 2012 betreut er die ehemalige Klär- anlage in Wissels mit ihren Teichen, die er zusammen mit seiner Frau Heide, die seit 15 Jahren im NABU ist, für die Rena- turierung durch den NABU-Kreisverband sicherstellen konnte. H. Schmitt Verdienter Naturschützer . Neben der prak- tischen Naturschutzarbeit unterstützt er Karl Gräser (2.v.r.) erhält die Treuenadel des NABU aus den Händen des NABU-Kreisvorsitzenden Volker zuverlässig und ausdauernd die Gremien- Strauch sowie der Kreisvorstands-Mitglieder Manfred Bender und Matthias Müller (v.l.n.r.) arbeit, insbesondere im NABU-Kreisvor- Z stand, im Naturschutzbeirat und in der u einem ganz besonderen Jubilä- hieß, beigetreten. Die Natur war auch sein Arbeitsgemeinschaft der Naturschutz- um konnte der NABU-Kreisver- Berufsfeld, er war in der biologischen verbände. Der Vorstand des NABU-Kreis- band Fulda Karl Graeser für 60 Forschung, bei der Landesanstalt für Na- verbands Fulda bedankte sich bei Karl Jahre Mitgliedschaft im Rahmen seiner turschutz und in Naturschutzbehörden (Charlie) Graeser und überreichte eine Jahresmitgliederversammlung 2020 gra- tätig. Er hat Seevogelschutz in verschie- Urkunde sowie Ehrennadel des NABU- tulieren. Der Biologe Karl Graeser war denen Schutzgebieten der Nordsee be- Landesverbandes für die langjährige akti- am 1.Januar 1960 dem NABU, der damals trieben und sich neben der Ornithologie ve Mitgliedschaft. (Volker Strauch) noch Deutscher Bund für Vogelschutz besonders mit Gewässern und Amphibi- Heimat für Mauersegler, Meisen und Spatzen NABU Heuchelheim/Kinzenbach errichtet neues Artenschutzhaus D ie NABU-Gruppe Heuchelheim/ dermäuse, Haussperlinge, Bachstelzen und Kinzenbach weihte im Oktober Meisen. Für den Artenschutz wird auch ein neues Artenschutzhaus auf Nahrung auf Freiflächen in der Natur ge- der Weiherwiese ein. „Das ist ein guter braucht, die der Landwirtschaft abgerun- Tag für den Artenschutz. Das lange ge- gen werden müssen. Bis in die 1960er Jah- plante Artenschutzhaus konnte jetzt ver- re gab es den Weiher, der Anziehungs- wirklicht werden. Es fügt sich mit sieben punkt für Schwalben, Fledermäuse und Metern Traufhöhe, die auch die Nachbar- viele andere Arten war. In der Krofdor- wohnhäuser haben, in das Ortsbild ein“, fer Straße, waren schon immer Schwal- erklärte der Gruppenvorsitzende und ben beheimatet. Ortsbeauftragter für Vogelschutz Ger- hard Wiese. Er dankte allen Akteuren, Beitrag zum Artenschutz . „Das neue Haus die zur Realisierung des Hauses beitru- ist ein wertvoller Beitrag für den Arten- gen. Dazu gehörten das Regierungspräsi- schutz“, so Bürgermeister Lars-Burkhard dium Gießen, das den Zuschuss gab, die Steinz, der sich wie der Erste Beigeordne- Gemeinde Heuchelheim mit Bauamtslei- te Dr. Manfred Ehlers über das neue Domi- ter Andreas Becker und die Firma AGRO- zil freute. Martin Schab vom Regierungs- FOR Wettenberg als Entwickler und Er- präsidium dankte für das NABU-Engage- K. Waldschmidt bauer der Nisthilfe. ment. Der Stellv. NABU-Vorsitzende Dr. Das Artenschutzhaus bietet ein Domi- Peter Ströde verwies auf die erfolgreiche zil für Mehlschwalben, Mauersegler, Fle- Vogelansiedlung. (Klaus Waldschmidt) Winter 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 7 Fünf Jungvögel im ersten Jahr großgezogen NABU Friedberg baut neuen Schleiereulenkasten in altem Trafoturm D ie NABU-Gruppe Friedberg woll- berger Stadtteil eine Schleiereule „ohne te ihn haben, und plötzlich hatte festen Wohnsitz“ herumtrieb, sollte nun sie ihn: den alten Trafoturm im Abhilfe geschaffen werden. Also gingen Friedberger Stadtteil Dorheim. Nach der die NABU-Aktiven zuerst an den Einbau ersten Freude standen Fragen an: Wie eines Nistraums für Schleiereulen. Nach kommen wir denn überhaupt im Turm der Fertigstellung Ende September konn- in die Spitze? Wem soll hier Wohnraum ten sie mit Hilfe einer Lichtschranke bis angeboten werden und wie soll dieser Weihnachten Ein- und Ausflüge belegen. gestaltet werden? Und wie wollen wir die Die Wildtierkamera zeigte im Früh- Fassade gestalten? jahr, dass tatsächlich Schleiereulen ein- gezogen waren und diese legten in Ab- Hilfe für Schleiereulen . Gute Lösungen ständen von 2 bis 3 Tagen mehrere Eier. erdachte sich der Tüftler und Bastler Karl- Während das Weibchen die Eier bebrü- Heinz Schäfer (Foto). Zunächst entwarf tete, versorgte das Männchen die Partne- und baute er mit seinem Bruder ein sta- rin regelmäßig mit Mäusen. Rund einen biles Innengerüst und erdachte Lösun- Monat später schlüpften fünf Jungvögel. A. Müller gen für nahezu alle offenen Fragen. Da Mitte Juli war es dann geschafft: Alle fünf es Hinweise gab, dass sich in dem Fried- Jungvögel wurden flügge. (Axel Müller) Mit Astscheren für den Schutz der Besenheide NABU Battenberg entkusselt Driescherfläche im Naturschutzgebiet D ie Kinder der Battenberger NAJU- Gruppe führte im Oktober einen Pflegeeinsatz im Naturschutzge- biet „Battenfelder Driescher” durch. Sie schnitten kleine Kiefern- und Fichtentrie- be ab bzw. rissen diese aus. Wenn die Hei- defläche sich selbst überlassen bliebe, würden sich die jungen Bäume in einigen Jahren gegen die Heidepflanzen durchset- zen und die Heidefläche langfristig wie- H.-G. Schneider der in Wald verwandeln. Entkusseln für die Heide . Bereits im Som- mer hatten Praktikanten des NABU meh- rere Tausend Kiefern und Fichten ent- fernt, was vielfach bei den Spaziergängern auf Unverständnis gestoßen war. Die Maß- nahme war aber mit dem zuständigen Revierförster und der Gemeinde Allen- dorf abgestimmt. Die vom Regierungs- präsidium Kassel eingesetzten Schutzge- bietsbetreuer für das Naturschutzgebiet, Heinz-Günther Schneider und Gerhard Kesper und bedankten sich bei den flei- H.-G. Schneider ßigen jungen Helfern. Bei einer weiteren Umweltaktion sammelten die NAJU-Akti- ven Müll ein. (Heinz-Günther Schneider) HESSEN natürlich Winter 2020
8 | VOR ORT Lieber Schwalben statt Trecker im Schuppen NABU Gründau zeichnet Schwalbenfreunde mit NABU-Plakette aus lie Helmut und Christine Naturnester an. Außen am Wohnhaus Förster in Niedergründau in größerer Höhe sind auch noch Natur- zu Besuch waren. Jedes nester zu sehen, teilweise auch „alters- Jahr kehren die Rauch- schwach“ abgebrochen. Zwei neu ange- und Mehlschwalben in ih- brachte Kunstnester wurden sofort an- re Nester am Haus und genommen. Auf der Straßenseite zeigen im Stall zurück. Die Förs- Helmut und Christine noch weitere Nes- ters freuen sich über die ter und die Flecken am Haus, wo einmal Ankunft, über das Gezwit- Nester waren. Je sechs Brutpaare Rauch- scher und die Fütterung und Mehlschwalben können die Vogel- der Jungen. freunde jedes Jahr zählen. A. Schmitt Naturnester . In dem nied- Wildkräuter . Annette und Axel Schmitt W rigen Schuppen ist dann vom NABU Gründau waren beeindruckt, ir leben mit unseren Schwal- kein Platz mehr für den Traktor, der hat mit welcher Selbstverständlichkeit nicht ben” – diese Einstellung war den Sommer über seinen Stellplatz im nur der Schwalbenschutz umgesetzt wird, nicht zu übersehen und nicht Hof. Die Katzen könnten sonst zu ein- auch das Beet mit ausgesuchten Kräu- zu überhören, als Vertreter des NABU fach an die zwei Nester an der niedrigen tern für Wildbienen und andere Insekten Gründau zur Verleihung der Plakette Decke klettern. Und tatsächlich fliegen überzeugte vom gelebten Artenschutz in „Schalbenfreundliches Haus“ bei Fami- die Schwalben knapp über die Köpfe die Haus und Garten. (Axel Schmitt) Über 60.000 erfasste Vogelbeobachtungen Neuer 29. Band des Vogelkundlichen Jahresberichts Kreis Gießen erschienen F ür den neuen Band des Vogelkund- Arten wie Wiesenpieper und Heidelerche ten über eine Masterarbeit der Uni Gie- lichen Jahresberichts des NABU- im Kreisgebiet als Brutvögel verschwun- ßen zu räumlicher Varabilität im Bruter- Kreisverband Gießen wurden von den sind. Vögel wie das Braunkehlchen folg von Meisen, über Zugvogelbeobach- einem siebenköpfigen Artbearbeiter- stehen kurz davor, andere halten sich seit tungen, über beringte Weissstörche und Team über 60.000 Meldungen von 2.020 einigen Jahren auf einem niedrigen Ni- die Erhebung aller Brutvögel in einem Beobachtern ausgewertet. Im Kalender- veau, so Turteltaube und Wendehals. Dorf. Der Vogelkundliche Jahresbericht jahr 2019 ließen sich im Kreisgebiet ins- 2020 kann bestellt werden bei lioba. gesamt 252 Vogelarten feststellen. Außer Sensible Vogelarten . Umso erfreulicher kraemer@t-online.de (Peggy Schneeweiß) einigen überraschenden Nachweisen sel- ist, dass es immerhin bei Grauammer tener Arten gab es auch erfreulich posi- und Schwarzkehlchen eine leichte Erho- tive Brutfeststellungen von z.B. 37 Weiß- lung gibt, bedingt durch gezielte Maß- storch-Brutpaaren und 34 Brutrevieren nahmen in den Auen und durch vermehr- des Schwarzkehlchens. Auch die kleinste te Blühstreifen. Bei sehr sensiblen Vogel- Eule Deutschlands, der Sperlingskauz, arten und auch bei windkraftrelevanten wurde häufiger beobachtet. Vogelarten, wie Greifvögeln, wurden die Orte ungenauer dargestellt, da diese Ar- Weniger Offenlandarten . Von den seltenen ten auch durch die Beseitigung von Horst- Arten Beutelmeise, Rohrschwirl, Drossel- bäumen in der Nähe von geplanten Anla- rohrsänger, Gelbspötter erfolgten Mel- gen gefährdet sind, wofür es leider auch dungen aus dem Sommer jeweils mit im Kreis Gießen deutliche Hinweise gibt. Brutverdacht. Erstmals brütete im Kreis- Der Bericht enthält auch eine Reihe gebiet auch ein Paar Bienenfresser, was von Fachartikeln, u.a. auch eine Auswer- im Trend der Klimaerwärmung zu sehen tung „60 Jahre Nistkastenkontrollen in ist. Dagegen gibt es weitere steile Abnah- der Gemarkung Krofdorf-Gleiberg“ von men bei den Offenlandarten, von denen Dr. Tim Mattern. Weitere Artikel berich- Winter 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 9 Vorbildliches Engagement im Naturschutz NABU Main-Kinzig-Kreis ehrt langjährige Vorstandsmitglieder Z um Abschluss der wegen Corona der und vieler Aktiver ausgefallenen Feierlichkeiten zum möglich. Weitere typi- 50jährigen Jubiläum des NABU- sche Aktivitäten sind Kreisverbands Main-Kinzig lud der Kreis- das Auf hängen von vorstand vier ehemalige Vorstandsmitglie- Nistkästen für die Was- der zu einem Gespräch in kleiner Runde seramsel, der Kauf von ein. Man wollte die langjährige Vorstands- Grundstücken zum arbeit würdigen und Dankeschön sagen. Schutz der seltenen Sumpfspitzmaus, die Arten- und Biotopschutz . Der Kreisvorsit- Schaffung und Opti- zende Franz-Josef Jobst ging in seiner Be- mierung von Feucht- grüßungsrede kurz auf die Entwicklung biotopen für Amphibi- von der Gründung bis zum Jahr 2020 ein. en und der Schutz der F. J. Jobst In den Anfängen lag der Schwerpunkt Kreuzotter im Spessart. der Arbeit auf dem Schutz der Vogelwelt, dem Anbringen von Nisthilfen und der Ehrungen . Nach der Be- Schaffung von Vogelschutzgehölzen. Im grüßung würdigte Franz Josef die lang- den geehrt. Adolf Beck wurde für seine Laufe der Zeit wurde daraus Arten- und jährige Mitarbeit von Lydia Desch, die 20 10jährige Tätigkeit als Schriftführer aus- Biotopschutz für alle Lebewesen und Jahre als Kreisvorsitzende wirkte. Auch gezeichnet. Als Dankeschön erhielten die Pflanzen. So werden im Main-Kinzig-Kreis das Gründungsmitglied Rolf Gogne, Eh- verdienten NABU-Aktiven je eine Flasche derzeit etwa 50 Hektar NABU-eigenes renvorsitzender und 21 Jahre Vorsitzen- Apfelweinsecco von heimischen Streuobst- Land betreut und ökologisch bewirtschaf- der, sowie Karl Seyler, Gründungsmit- wiesen und ein Abbild des Main-Kinzig- tet. Dies ist Dank der rund 6.500 Mitglie- glied und über 40 Jahre Kassierer, wur- Kreises mit Widmung. (Franz-Josef Jobst) Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen NABU Korbach feiert das Grundgesetz mit Exkursion in die Marbeckaue M it einer Exkursion im Bereich der Marbeckaue gedachte der NABU Korbach der deutschen Verfassung, speziell des Artikels 20a, der für den Schutz unserer natürlichen Le- bensgrundlagen steht. „Wie schnell auch demokratische Länder unter Druck gera- ten können, zeigen aktuell die USA. Aber auch bei uns sind Verfassungsfeinde in Parlamenten oder versuchen den Reichs- tag in Berlin zu stürmen. Es gilt also, stets wachsam zu sein und für unser Gemein- wesen einzustehen“ erklärte NABU-Vor- sitzender Dr. Peter Koswig. Die Exkursion war Teil der Kampagne „DemokratieFeiern – Mit den Grundrech- ten durch das Jahr“. Bei der Wanderung wurden die zahlreichen umgesetzten Naturschutzmaßnahmen auf Flächen der Stadt Korbach, des NABU und von enga- P. Koswig gierten privaten Grundbesitzern in der Marbeckaue vorgestellt. (Dr. Peter Koswig) HESSEN natürlich Winter 2020
10 | VOR ORT Zwergfledermäuse unter den Dachziegeln NABU Fuldatal zeichnet fledermausfreundliches Haus in Ahnatal aus I n der Dämmerung pünktlich ab 21.30 gehören sie zu den Uhr werden im Dachgeschoss zwi- kleinsten heimi- schen Dachziegeln und Holzvertäfe- schen Arten. Ab lung 106 Fledermäuse munter und berei- Mai bringen die ten sich auf ihre nächtliche Futtersuche Weibchen ein bis vor. Waltraud Schwertner aus Ahnatal- zwei Jungtiere zu Heckershausen beherbergt schon seit Welt, die Ende Juni zwölf Jahren eine Kolonie dieser nachtak- flugfähig sind und tiven Mitbewohner und beobachtet, wie bei der Nahrungs- sie Nacht für Nacht ausschwärmen und suche bis zur Selb- u.a. in einem benachbarten Eschenbaum ständigkeit von ih- nach Nahrung Ausschau halten. Bevor- rer Mutter beglei- G. Yakisikli zugt werden Nachtfalter, Schnaken, Mü- tet werden. Ihre cken, Fliegen und andere Insekten. Es ist Jagdgebiete haben anzunehmen, dass sich unter dem Dach einen Radius von die Kinderstube dieser Fledermauskolo- ca. zwei Kilometern. Dabei sind die Fle- Hainbuche. Fledermausfreundliche Pflan- nie befindet. NABU-Fledermausexperten dertiere vielen Gefahren ausgesetzt, wie zen wie die Nachtkerze säumen den Teich fanden heraus, dass es sich um Zwergfle- z.B. dem Verkehr, Pestiziden, dem Ver- und ziehen Nachtfalter, die eine Lieblings- dermäuse handelt. lust der natürlichen Lebensräume, Greif- speise der Fledermäuse sind, an. vögeln, Windenergieanlagen oder auch Nur fünf Gramm Gewicht . Zwergfledermäu- der Verfolgung durch Menschen. Auszeichnung . Für ihren Einsatz für Fle- se sind bis 5,1 cm groß, haben eine Flü- Waltraud Schwertner besitzt einen fle- dermäuse wurde Waltraud Schwertner gelspannweite von 25 cm, wiegen fünf dermausfreundlichen Garten mit Teich, nun vom NABU Fuldatal mit Urkunde Gramm und passen mit angelegten Flü- angrenzendem Bach und großen Bäumen und Plakette „Fledermausfreundliches geln in eine Streichholzschachtel. Damit wie Esche, Haselnuss, Schwarzerle und Haus” ausgezeichnet. (Gerlinde Yakisikli) Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen NABU Donsbach pflegt alte Wacholderheide im Naturschutzgebiet A uch die Stepp- raus eine schöne Wacholderheide ent- kes Matteo und wickelt. Die Arnika blüht hier noch in Louis waren bei großen Mengen. Auch Katzenpfötchen, einem herbstlichen Ar- Trollblume, Knabenkraut und Nordisches beitseinsatz des NABU Labkraut sind im Schutzgebiet zu finden, Donsbach im Natur- das auch Feuchtwiesen und Magerrasen schutzgebiet Hasel mit umfasst. Daneben konnten 49 teils sel- dabei. Schließlich galt tene Schmetterlingsarten sowie 17 Heu- es, eine alte Kulturland- schreckenarten nachgewiesen werden. schaft mit ihren selte- nen Arten zu bewah- Regelmäßige Pflege . Von daher ist es un- ren. Die NABU-Aktiven erlässlich, dieses für Flora und Fauna kümmern sich um eine wichtige Naturschutzgebiet regelmäßig ehemals gemeindeei- zu pflegen. Dazu hat der NABU Donsbach gene Viehweide, auf mit dem Forstamt Herborn einen Pflege- die Bauern vermutlich vertrag für einen Teil des Naturschutzge- schon im Mittelalter bietes abgeschlossen. Neben dem Mähen F. M. Dietermann ihre Schafe, Ziegen und ist auch das Zurückschneiden von austrei- Rinder trieben. Im Lau- benden Gebüschen und Hecken von gro- fe der Zeit hat sich da- ßer Bedeutung. (Frank Markus Dietermann) Winter 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 11 Großer Drehleitereinsatz für Turmfalken NABU Maintal ersetzt beschädigten Nistkasten an Scheune S o ganz genau weiß eigentlich nie- glied Georg Spielberger montierte die mand mehr, wie lange der alte neue Nisthilfe fachgerecht vom Korb der Turmfalkenkasten an der großen Drehleiter aus. Gespannt beobachteten Scheune in Maintal schon hing. Wie an die NABU-Mitglieder, wie sich Mitte Juni einem alten Haus aus Kindertagen ging – etwas später als gewöhnlich – erstmals man vorbei und nickte nur, wenn wieder vier weiß-flaumige Turmfalkenjunge im ein Turmfalkenpaar dort einzog und bis Eingang des Kastens zeigten. Ende des zu fünf Junge großzog. Monats schauten die bald flüggen Vögel M. Schmidt schon oft aus dem Kasten heraus. Solider Holznistkasten . Doch dieses Jahr kam es anders. Orkan „Sabine“ rüttelte Praktischer Naturschutz . Noch bieten die so stark an dem in die Jahre gekomme- ausgedehnten Streuobstwiesen Maintals, nen Holz, dass die Vorderwand zerbrach. die zu den größten in Hessen gehören, Jetzt musste es für den NABU Maintal nicht nur dem Turmfalken eine optimale schnell gehen, denn die neue Brutzeit Nahrungsgrundlage, sondern auch Stein- stand bevor. Aus der Werkstatt einer Be- käuzen, Spechten und vielen Singvögeln. hindertengemeinschaft wurde ein solider Mehrere Hundert Nisthilfen für diese Ar- Holznistkasten beschafft. Wie aber den ten betreut die NABU-Gruppe. Wer Spaß Neuen an die hohe Scheunenwand brin- an dieser praktischen Arbeit hat, kann M. Schmidt gen? Die Freiwillige Feuerwehr Maintal sich melden unter www.NABU-Main- half gerne und NABU-Teamvorstandsmit- tal.de. (Martin Schmidt) Praktischer Herdenschutz beim Zaunbau Wolfsexperten des NABU Waldeck-Frankenberg helfen Schafhalterin E nde Oktober halfen Wolfsaktive werden mussten, um die soziale Distanz des NABU Waldeck-Frankenberg jederzeit einzuhalten. Das konsequente und die Gesellschaft zum Schutz Arbeiten mit Mund-Nase-Schutz und un- der Wölfe einer Schaf halterin im Land- ter Einhaltung der Abstände erleichterte kreis beim Herdenschutz für ihre Schafe das Arbeiten nicht, war aber durchaus der Rasse Coburger Füchse. Elektrifizier- möglich und gut umsetzbar. bare Netze mussten auf einer Fläche ab- gebaut werden, um sie dann auf einer Elektrozaun freischneiden . Nach einer Ves- Streuobstwiese wieder aufzubauen. Das perpause mit spannendem fachlichen Vormähen hatte die Schafhalterin bereits Austausch ging es dann zur dritten Flä- durchgeführt, so dass sich der Ab- und che. Hier stand ein dauerhafter Zaun aus Aufbau der 112er Netze im eingespielten immer unter Strom gesetzten Elektronet- Team recht fix erledigen ließ. zen als Notfallreserve. Dieser Zaun war die größte Herausforderung. Denn hier Praxis des Zaunbaus . Auch die zusätzli- mussten die aus Arbeitskräftemangel chen Erdanker waren schnell gesetzt. Die- seit dem Sommer eingewachsenen Her- se sind dort nötig, wo der Abstand zwi- denschutznetze aus dem hohen Bewuchs schen Bodenabschluss des Schafsnetzes freigelegt werden. Nach dem kraftauf- und Weidefläche Schlupflöcher aufweist. wendigen Freimähen wurden die Netze Diese Stellen würde ein Wolf sonst für dann erneut aufgebaut. Solche Zäune ein Untergraben nutzen. Zeitaufwändig dürfen nicht oh-ne Stromdurchfluss ste- waren dagegen die weiten Wege zwischen henbleiben, da Wölfe sonst lernen könn- I. Rössner den beiden Flächen, die aufgrund der ten, dass die Litzen ihnen keinen Schaden Corona-Zeiten mit zwei Autos abgefahren zufügen. (Isa Rössner & Daniela Schweizer) HESSEN natürlich Winter 2020
12 | VOR ORT Ausschwärmende Glücksbringer am Haus NABU Eiterfeld würdigt Einsatz der Familie Reinhard für Mehlschwalben aktion des NABU- die Schwalben genügend Futter in Form Bundesverbandes. von Fliegen. Dies zeigt auch, das Natur Angeregt durch und Umwelt im näheren Umfeld oft noch die immer bedroh- intakt sind. licher werdende Entwicklung im Glücksbringer . Schwalben gehören seit Artenschwund in alters her zum landwirtschaftlichen Um- der Tier- und Insek- feld, liegen doch hier Nistmöglichkeiten tenwelt, die in der und Nahrungsangebot dicht beieinander. Öffentlichkeit oft Über zehn natürliche Mehlschwalben- der Landwirtschaft Nester zählt Familie Reinhardt an ihrem alleine angelastet Wohnhaus in Eiterfeld. wird, möchte Fa- Wenn im Sommer Schwärme von G. Herbig milie Reinhardt ein über sechzig Schwalben im Hof und über positives Zeichen den Gebäuden ihre Flugkünste zeigen S zur Nachahmung und unablässig ihre Kreise ziehen, ver- ichtlich erfreut über das Engage- setzten. So machen behördlich verschärf- söhnt dieses einmalige Naturschauspiel ment von Lea Reinhardt und ih- te Hygieneauflagen für Ställe den Zugang mit den kleinen Unannehmlichkeiten, rer gesamten Familie überreich- zu Nistquartieren für die Rauchschwal- die der Nestbau und die Jungenaufzucht te kürzlich der Vorsitzende der NABU- ben immer schwerer. am Haus mit sich bringen. So freut man Gruppe Eiterfeld Gottfried Herbig eine Und doch gibt es gerade wegen der sich schon im Herbst und Winter auf die Plakette mit Urkunde für ein „Schwal- angrenzenden, jedoch geschlossenen Rückkehr der „Glücksbringer“ im kom- benfreundliches Haus“, einer Mitmach- Schweineställe bei Familie Reinhardt für menden Frühjahr. (Gottfried Herbig) Liebe zu allem, was da kreucht und fleucht NABU Horlofftal trauert um Vorstandssprecher Wolfgang Wagner M it nur 56 Jahren ist der NABU- da „kreucht und fleucht”. Besonders hat- Aktive Wolfgang Wagners viel ten es dem studierten Biologen aber die zu früh von uns gegangen. Sein Pflanzen von mageren Wiesen und Hutun- Interesse für die Natur erwachte schon gen angetan. Neben unzähligen Vegeta- früh. Aufgewachsen in Hungen, durch- tionsaufnahmen hat er Konzepte für die streifte er die umliegenden Wälder und Erhaltung hochgefährdeter Pflanzenge- Landschaften. Es war seine ruhige, be- sellschaften entwickelt. Beim EU-LIFE- obachtende und wertschätzende Art, die plus-Projekt "Wetterauer Hutungen" war ihn bei seinen späteren Erkundungen er ein unermüdlicher Konzeptionist und selbst als Teil der Natur erscheinen ließ. vielgefragter Gesprächspartner. Entdecken ja, stören nein – und schüt- zen: Das Motto für einen überzeugten Vorstandssprecher . Wolfgang Wagner war Menschen, der für seine Ansichten und überaus aktiv im NABU Horlofftal, den Aktivitäten auch Konflikte nicht scheute. er durch die Gründung des DBV Hungen, Besonnen analysieren, wissenschaftlich 1981, bereits indirekt mitgründete. Als argumentieren und vielfach überzeugend Vorstandssprecher hat er bis zuletzt in in der praktischen Umsetzung. Wolfgang zahlreichen Vorträgen, mit spannenden Wagner erreichte mit dieser Art des ver- Exkursionen oder umweltpädagogischen antwortungsvollen Umgangs mit seiner Naturerkundungen Maßstäbe gesetzt. Sei- S. Kannwischer Umwelt und seinen Mitmenschen viel ne Mitstreiter im Naturschutz vermissen mehr als oberflächlich sichtbar geworden ihn als klugen, warmherzigen und lieben ist. Seine Liebe zur Natur galt allem, was Freund. (Stephan Kannwischer) Winter 2020 HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13 Wertvolle Steilhänge mit uralten Bäumen Große Erweiterung des Nationalparks Kellerwald-Edersee E in großartiger Erfolg ist die Er- so dass uralte Eichenbestände von natio- weiterung des Nationalparks Kel- naler Bedeutung heranwuchsen. Sie er- lerwald-Edersee um die wertvol- reichen ein Alter von 500 Jahren. Im Er- len Steilhänge an der Nordseite des weiterungsgebiet liegen Orchideen-Bu- Edersees. Damit wird der über 5.700 chenwälder, Hangwälder oder Kalkma- Hektar große Wald-Nationalpark um gerrasen, die für den Artenschutz wert- etwa 2.000 Hektar größer. Bei den Er- voll sind. Ein weiteres Stück Wildnis weiterungsgebieten handelt es sich um umrahmt damit künftig den Edersee. besonders eindrucksvolle Wälder mit teils uralten Bäumen. Knorreichenstieg . Damit wird der Natio- Sie gehören zu den ganz wenigen nalpark endgültig zu einem Schmuck- Stellen in Hessen, wo heute noch viele stück von internationalem Rang. Er- Arten vorkommen, die man sonst nur leben kann man das Gebiet mit einer in echten Urwäldern findet. Dazu zäh- Wanderung auf dem Knorreichenstieg. len 14 sehr seltene Arten von Totholz- Hier wird man immer wieder mit Aus- käfern, die das modernde Holz besie- sichten auf den Edersee belohnt. Die deln und zersetzen – sogenannte Ur- Vielfalt seltener Lebensräume macht waldzeiger – und zahlreiche Pilzarten, den Reiz des Nationalparks aus. Den die nur in alten, natürlichen Wäldern NABU freut besonders, dass die Erweite- vorkommen. Die übliche Forstwirt- rung gemeinschaftlich von Land, Kreis R. Kubosch schaft war an den sonnenexponierten, und Kommunen so rasch und einver- extrem steilen Hängen kaum möglich, nehmlich umgesetzt wurde. (mh) Immer mehr Eingriffe in Biber-Lebensräume Gemeinde im Vogelsberg legt großen Bibersee in NABU-Projekt trocken H essens größter Bibersee liegt trocken: Trotz des mehrfachen Protestes des NABU wurde An- fang Juni mit dem Segen der Oberen Naturschutzbehörde ein etwa 2 Meter hoher Biberdamm im NABU-Wiesen- brüter-Projektgebiet bei Grebenhain im Vogelsberg von der Gemeinde weg- M. Harthun gerissen. Große Teile des entstandenen N. Flügel Bibersees liefen trocken, im September vorher nachher fiel sogar der Eingang zur Burg trocken – die Biber waren schutzlos! einem möglichen Rückstau bei Starkre- warmen Biberseen. Ähnliches ereigne- gen in die Ortschaft. te sich im Kreis Fulda, wo eine aktive Nützlicher Biber . Warum ausgerechnet Auch im Main-Kinzig-Kreis geneh- NABU-Biberbeauftragte, die Eingriffe im Vogelsberg, in dem immer wieder migte die Obere Naturschutzbehörde in einem Biberrevier der zuständigen über Grundwasserknappheit und Aus- ohne Beteiligung des NABU in Bieber- Behörde meldete, massiv eingeschüch- trocknung geklagt wird, Biberreviere gemünd-Flörsbachtal die Entfernung tert wurde. In Zukunft müssen vor sol- zerstört werden, ist nicht nachvollzieh- eines Biberdamms und legte ein ent- chen Damm-Entfernungen alle Alter- bar. Denn der Biber trägt mit seinen standenes Feuchtgebiet trocken. Die nativen geprüft werden. Insbesondere Stauseen zum Wasserrückhalt, zur NABU-Gruppe hatte dort den Sommer sollte der Ankauf vernässter Uferflä- Grundwasserneubildung und zur Küh- über einen zurückgekehrten, brüten- chen im Fokus stehen. Damit die Biber lung des lokalen Klimas bei. Die Ge- den Eisvogel dokumentiert. Viele Ar- wieder dauerhaft einen Lebensraum meinde begründete die Maßnahme mit ten profitieren vom Fischreichtum der am Bach erhalten. (mh) HESSEN natürlich Winter 2020
14 | LANDESWEIT Kein Einschlag von alten Waldbeständen NABU Hessen fordert den Schutz intakter Wälder im Klimawandel N ach drei trockenen Sommern Prozent aller landesei- hat der NABU gemeinsam mit genen Wälder liegen in weiteren Naturschutzverbänden solchen „Natura2000- die hessische Landesregierung aufgefor- Gebieten“. Aber auch dert, auf Holzeinschläge in noch weitge- hier nutzt der Landes- hend geschlossenen, alten Laubwäldern betrieb HessenForst ein zu verzichten. Denn jede Auflichtung Schlupfloch: Er definiert führt zu einer Kettenreaktion des Abster- nämlich „geschlossene bens weiterer Bäume, nachdem allein in Bestände“ so, dass die Hessen bereits 26.000 Hektar Wald ver- Zweige der Kronen sich trocknet sind. Holz gibt es dadurch im berühren müssen. Das M. Harthun Moment ohnehin im Überfluss. gibt es nur selten. Und außerdem wird voraus- HessenForst nutzt Schlupfloch . Das Land gesetzt, dass der Altbu- ist nun zum Teil auf diese Forderung chenbestand noch „vital“ sein muss. Auch lichst viele Bäume einzuschlagen und zu eingegangen. Ein neuer Erlass regelt zu- das gibt es nach drei Jahren Trockenheit verkaufen, bevor sie vielleicht absterben mindest für die landeseigenen Wälder in kaum noch. Und das Einschlagsmoratori- und weniger Geld bringen. Bei alten Ei- europäischen Schutzgebieten, dass der um gilt nur für die Dauer eines Jahres. chen wurde deshalb die Devise zur Fäl- Einschlag von Buchen in geschlossenen Warum tut sich der Landesbetrieb lung „jetzt oder nie“ ausgegeben. Leider Beständen mit einem Alter über 100 Jah- HessenForst mit dem Schutz der Wälder steht die Walderhaltung noch lange nicht ren ab sofort ausgesetzt wird. Etwa 43 so schwer? Es geht darum, noch mög- vor der Holznutzung. (mh) Unermüdlicher Kämpfer für den Naturschutz NABU trauert um den langjährigen Kreisvorsitzenden Konrad Volkhardt der sich noch in diesem Som- aber auch als hartnäckiger Kämpfer ge- mer engagiert, unermüdlich fürchtet. Seine Unerschrockenheit und und streitbar für die Belange auch seinen Humor konnten all seine der wildlebenden Tier- und Gesprächspartner im persönlichen Aus- Pflanzenarten eingesetzt hat. tausch, in langen Telefonaten, zahllo- sen Schriftsätzen und Zeitungsberichten Große Beharrlichkeit . Mit un- erleben. Jeder der ihn kennengelernt hat, glaublicher Beharrlichkeit wird sich an besondere Episoden erin- hat er sich in das über viele nern. Legendär ist sein im Fernsehen Jahre laufende Verfahren erfolgter Schlagabtausch mit dem Mode- zum Neubau der A44 zwi- rator Mario Barth, der es irgendwann auf- schen Kassel und Eisenach gab, Konrad Volkhardt Paroli zu bieten. N. Ulbrich/HNA eingebracht und zahlreiche Die Zucht von Entenarten aus aller Planänderungen zu Gunsten Welt gehörte zu einer weiteren intensiv der Natur durchgesetzt. In betriebenen Aktivität. Seine besondere I seinem Haus am Rande von Liebe galt jedoch der Pflanzenwelt. Seine m 100. Lebensjahr verstarb in Hes- Hessisch Lichtenau sind viele Regale in Staudengärtnerei, die Trollblumen und sisch-Lichtenau der langjährige Vor- Zimmern und im Keller voll von Unterla- die Sibirische Schwertlilie waren sein sitzende das NABU-Kreisverbands gen zu den unterschiedlichsten Verfah- besonderer Stolz. Mit dem hessenweit be- Werra-Meißner Konrad Volkhardt. Sein ren und Vorgängen, in die er die Belange deutsamen NABU-Schutzgebiet „Feucht- persönliches Ziel, die 100 zu erreichen, des Naturschutzes eingebracht hat. wiesen von Glimmerode“ hat er Bleiben- war ihm leider nicht vergönnt. Mit Kon- Bei Behörden aller Ebenen, Politikern, des für Mensch und Natur geschaffen. rad Volkhardt ist ein über Jahrzehnte Landnutzern und NABU-Mitstreiter*innen Der NABU wird Konrad Volkhardt in aktiver Naturschützer von uns gegangen, war er hoch anerkannt und geachtet, dankbarer Erinnerung behalten. (hm) Winter 2020 HESSEN natürlich
NABU-STIFTUNG | 15 Wertvoller Insekten-Lebensraum NABU-Stiftung kartiert Ameisenbläuling auf Glimmeröder Feuchtwiesen V on Niedermooren über Feuchtwie- Wichtige Schutzmaßnahmen . Aufgrund sen bis zu Kalkmagerrasen und dieser speziellen Lebensraumansprüche Naturwäldern: Im Projekt „Feucht- muss bei der Bewirtschaftung der Feucht- wiesen bei Glimmerode“ der NABU-Stif- wiesen ein besonderes Augenmerk auf tung Hessisches Naturerbe gibt es eine diesen Bläuling gelegt werden. So darf in Vielzahl wertvoller Lebensräume auf ins- der Zeit zwischen Mitte Juni und Mitte gesamt gut 61 Hektar Fläche. In der Ver- September keine Bewirtschaftung statt- gangenheit wurde die Umgebung stark finden, damit sich die Blüten des Gro- durch den Bergbau geprägt. Mit der Zeit ßen Wiesenknopfes prächtig entwickeln hat die Natur diese Flächen aber zurück- können. Außerdem darf die Fläche nicht erobert. Heute bieten die ehemaligen zusätzlich gedüngt werden. Im Optimal- Abbau- und Haldeflächen ein Habitat für fall stehen zusätzlich gehölzarme Saum- zahlreiche seltene und gefährdete Tier- bereiche, beispielsweise entlang von Grä- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel ben und Wegen, zur Verfügung. Solche Trollblume, Schwertlilie, Schachbrettblu- Flächen werden nur in mehrjährigen Ab- me und Gefleckte Keulenschrecke. Ge- ständen gepflegt und dienen somit als meinsam mit den Landnutzern und den wichtiger Rückzugsraum. N. Flügel zuständigen Behörden des Werra-Meiß- ner-Kreises arbeitet die NABU-Stiftung Erfolgreiche Kartierung . Bei den Kartierun- hier kontinuierlich an einer Optimierung gen konnten während einer Begehung des Gebietsmanagements. bis zu 221 Dunkle Wiesenknopf-Amei- senbläulinge auf insgesamt 14 besiedel- Seltener Ameisenbläuling . In 2020 wur- ten Teilflächen gezählt werden, woraus den beispielsweise die Bestände des Dun- sich eine gute Bestandsentwicklung ablei- klen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ten lässt. Auch der Lebensraum, der fast (Phengaris nausithous) kartiert. Das Vor- ausschließlich aus Extensivgrünland be- kommen dieser landesweit gefährdeten steht, ist als hervorragend einzustufen. Art ist aus Vorgutachten bekannt, daher Als Schlussfolgerung aus der Erfassung wurde in der Vergangenheit bereits Rück- sollen die besiedelten Teilflächen noch sicht auf dessen Lebensraumansprüche besser miteinander vernetzt werden, in- genommen. Wichtig für den Schmetter- dem Gehölzriegel abschnittsweise geöff- ling sind neben großen Beständen des net und somit durchgängiger gemacht Großen Wiesenknopfes auch Vorkommen werden. Zudem gilt es, weitere Schon- spezieller Ameisenarten. streifen festzulegen, die erst bei der zwei- N. Flügel ten Mahd mitzunutzen sind. Eigenartige Lebensweise . Der Bläuling legt seine Eier an die Blütenköpfe des Großen Zukunftsprojekt . Die NABU-Stiftung Hes- Wiesenknopfes. Nach dem Schlupf er- sisches Naturerbe engagiert sich langfris- nährt sich die junge Raupe zunächst von tig gemeinsam mit den oben genannten den heranreifenden Früchten der Wirts- Akteuren für die Weiterentwicklung der pflanze. Im Anschluss locken sie mit spe- Feuchtwiesen. Die Planung und Umset- ziellen Duftstoffen eine bestimmte Amei- zung der Pflegemaßnahmen erfolgt stets senart an. Wegen der Duftstoffe denken in Zusammenarbeit mit den zuständigen diese, dass es sich um ihre eigenen Nach- Fachbehörden. Die Betreuung durch die kommen handelt und bringen sie in ih- NABU-Stiftung sichert die ökologisch rem Ameisenbau in Sicherheit. Dort wer- hochwertigen Flächen dauerhaft, sodass den die Raupen bis zur Verpuppung von diese dem Naturschutz langfristig zur den Ameisen durchgefüttert. Das Ergeb- Verfügung stehen. Weitere Informatio- nis ist ein Schmetterling, der dem auf- nen zu den Feuchtwiesen von Glimmero- merksamen Beobachter nicht nur wegen de finden sich im Internet unter www. N. Flügel seines schönen Äußeren imponiert. Hessisches-Naturerbe.de (Nico Flügel) HESSEN natürlich Winter 2020
16 | NAJU Verseuchtes Grundwasser durch Giftmüll Rollenspielfreizeit NAJUtopia befasst sich mit Umweltthema V om 7. bis 11.Oktober tauchten 22 Jugendliche in eine fantastische Welt ein, die die NAJU Hessen im Rahmen der Rollenspielfreizeit „NAJUto- pia“ für sie erschuf. Dieses Jahr widmete sich die Veranstaltung dem Thema „Ma- fia“. Aufhänger der Story war eine Ver- seuchung des Grundwassers durch Gift- müll, wodurch die Bevölkerung Zuflucht in einer Notunterkunft suchen musste. Als Herberge diente die Gesamtschule Gleiberger Land, die sich durch ihre Nähe W. Poth zum Wald optimal eignete. Giftunfall der Mafia . Ein Informant unter- richtete die Teilnehmenden darüber, dass ter und natürlich das Mafia-Oberhaupt. unter den Richtlinien eines Corona-Hy- die Mafia hinter dem Giftunfall steckt Es mussten zahlreiche Aufgaben gelöst gienekonzepts stattfand, schränkte dies und beauftragte sie, deren Machenschaf- und wichtige Gegenstände zusammen- den Spaß erfreulicherweise nur bedingt ten zu stoppen. Dafür mussten die Jugend- gesammelt werden. ein. So waren die Rückmeldungen positiv lichen sich in die Organisation einschleu- und stärkten das Vertrauen, auch unter sen, das Vertrauen des Oberhaupts ge- Tolle Zeit in der Natur . So gelang es ihnen, den aktuell erschwerten Bedingungen, winnen und Beweise für deren Verbre- die Verbrechen der Mafia ans Tageslicht weiterhin Möglichkeiten zu suchen, mit chen sammeln. Im Laufe des Rollenspiels zu bringen und diese dann bei einem Ge- Kindern und Jugendlichen eine tolle ge- trafen sie auf Polizisten, Informat*innen, richtsprozess zur Rechenschaft zu zie- meinsame Zeit in der freien Natur zu ver- ominöse Geschäftsleute, den Bürgermeis- hen. Auch wenn die Rollenspiel-Freizeit bringen. (Robin Hoffmann) Aufsichtspflicht und Jugendschutzgesetz NAJU-Fortbildung „Recht für Gruppenleiter*innen” als Onlineseminar D er zweite Teil der Gruppenleiter* ten durch verschiedene Methoden online innenausbildung, der schon Co- gut vermittelt werden. Es kam zu ange- rona bedingt aus dem Frühjahr regten Diskussionen während den Grup- in den Herbst verschoben wurde, konnte penarbeitsphasen und eine Vielzahl von auch Ende Oktober nicht wie geplant als Fallbeispielen machten die Inhalte Auf- Präsenz-Wochenendveranstaltung statt- sichtspflicht, Jugendschutzgesetz und finden. Um den angehenden Gruppenlei- Sexualstrafrecht gut nachvollziehbar. Die ter*innen den Abschluss des Lehrgangs Teilnehmenden brachten sich mit vielen und den Erwerb der JuLeiCa noch dieses Wortmeldungen, Rückfragen und Praxis- Jahr zu ermöglichen entschied die NAJU beispielen gut ein. Im Feedback wurde der Hessen sich ein Onlineseminar zu konzi- digitale Grulei als sehr informativ, leb- pieren. So versammelten sich am Hallo- haft und abwechslungsreich hoch gelobt. ween Samstag an verschiedensten Orten angehende Gruppenleiter*innen, um am NAJU-Online-Seminare . Im November Onlineseminar „Recht für Gruppenleiter* fand das Abschlussmodul des Lehrgangs innen“ teilzunehmen. Anfangs lag noch statt. Wer mehr über die Durchführung eine gewisse Anspannung und Skepsis in von Online-Seminaren wissen möchte, der Luft, diese verflog jedoch nachdem kann sich gerne bei der NAJU Hessen mel- L. Wattenberg die kleinen technischen Startschwierig- den unter Telefon 06441-946903 oder keiten behoben waren. Die Inhalte konn- mail@naju-hessen.de (Lisa Wattenberg) Winter 2020 HESSEN natürlich
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