Ausbildung wird neu geregelt - Bundesverband der ...
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26. Jahrgang, Juli 2017 03/2017 Ausbildung wird neu geregelt INHALT 02 I Halbierung der Trassenpreise Maßnahme zu Lasten der Binnenschifffahrt 04 I Neue EU-Qualifikations- richtlinie EDITORIAL E Reform der Ausbildung s gehört zu der seit vielen Jahr- die niedrigeren Angebote der Bahn ein- 06 I Neuer NRW-Koalitions- zehnten erhobenen Forderung lassen muss. Verblüffend, dass keiner vertrag einer verantwortungsvollen Ver- der für diese Maßnahme Verantwortli- Flussausbau und Förderung kehrspolitik, Güter verstärkt auf die „al- chen die drohende Wettbewerbsverzer- der Branche ternativen Verkehrsträger“ Schiene und rung gesehen hat. BDB-Präsident Martin Wasserstraße zu verlagern. So ist es auch Staats hatte hierzu bereits auf dem Parla- 07 I Containerumschlag im aktuellen Koalitionsvertrag der Bun- mentarischen Abend im Frühjahr in Ber- in den Seehäfen desregierung zu lesen. Deshalb mag es lin deutliche Worte gefunden. Da sowohl Verzögerungen belasten Gewerbe freuen, dass das Verkehrsministerium Schiff als auch Schiene es nicht schaffen, und Industrie nun mit einem eigens geschneiderten der Straße nennenswerte Gütermengen „Masterplan Schienengüterverkehr“ den abzuringen, sollte ein „Masterplan Gü- 08 I BSI-Kritisverordnung Worten Taten folgen lässt. Ausgespro- terschifffahrt“, aufgelegt durch die neue überarbeitet chen unerfreulich ist aber, dass der Plan Bundesregierung, wohl ein sachdienli- Binnenschifffahrt mit erfasst Aktionen beinhaltet, die deutlich in den ches Mittel sein: Das bringt die Verkehrs- Wettbewerb gegenüber der Binnen- verlagerung weiter auf den Weg – und 10 I Tourismusempfang schifffahrt eingreifen, die bekanntlich begegnet der von keinem gewollten in Berlin in den gleichen Gütersegmenten wie Verschärfung der Konkurrenz zwischen 6-Punkte-Papier zur Weißen Flotte die Bahn tätig ist. Die vorgesehene Hal- Schiff und Schiene. Mehr hierzu, zu den bierung der Trassenpreise mit daraus neuen Bestimmungen zur Aus- und Wei- 12 I Aktuelles vom Schulschiff resultierenden Kostenvorteilen für die terbildung in der Binnenschifffahrt, zu 14 I Digitalisierung der Kundschaft wird in erster Linie die Bin- den stockenden Containerabfertigungen WasserstraSSe nenschifffahrt treffen, die sich – ohne in den Seehäfen und zur Digitalisierung Gesetz regelt Datenweitergabe die freundliche millioneneuroschwere in der Schifffahrt lesen Sie in diesem Heft. Kostenentlastung durch den Staat – auf Viel Spaß bei der Lektüre. Jens Schwanen 15 I Kurz gemeldet
Senkung der Trassenpreise für Güterbahn empört die Binnenschifffahrt Vermeintliche Verlagerungsstrategie verschärft den Wettbewerb „Die deutschen Binnenschiffer wehren sich gegen eine pauschale Kostensenkung für den Schienengüterverkehr. Die diskutierte Halbierung der Trassengebühren für die Gü- terbahnen in Deutschland würde hauptsächlich zu Lasten des Transports auf den Was- serstraßen gehen, kritisiert der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).“ M it dieser Schlagzeile der Freund und Förderer dieser Maßnah- DSLV beurteilt Deutschen Presseagen- me. In seinem kürzlich vorgestellten MaSSnahme kritisch tur (dpa) hat der BDB sich „Masterplan Schienengüterverkehr“ Skeptisch äußert sich auch der Spedi- Mitte Juni 2017 öffentlich ist sie ein Baustein in einem ganzen tions- und Logistikverband DSLV zu Gehör verschafft. Hintergrund ist, dass Bündel an Projekten, um der Schiene diesem Vorschlag: „Marktbefragungen die Politik eine drastische Absenkung zu mehr Bedeutung zu verhelfen, denn: zufolge werden selbst bei einer Hal- der Trassenpreise für die Güterbahn „Der Marktanteil des Schienengüter- bierung der Trassenpreise Senkungen plant. Hierdurch sollen Güter von der verkehrs an der gesamten Transport- der Angebotspreise im Schienensek- Straße auf die Schiene gelockt werden. leistung ist im Güterverkehr über die tor zehn Prozent nicht übersteigen. Der BDB ist sich jedoch sicher: Dieses er- vergangenen Dekaden deutlich gesun- Ohne nachhaltige Leistungsverbesse- klärte Ziel wird so nicht erreicht. „Man ken“, heißt es einleitend in der Unter- rung wird deshalb keine Preissenkung kann nicht hingehen und einfach sa- lage. Was im Masterplan jedoch uner- wirken“, heißt in dem im April 2017 gen, ich reduziere mal die Trassenprei- wähnt bleibt: Die angestrebte knappe vorgestellten Positionspapier zur Stär- se, und dann habe ich die Ideallösung Halbierung der Trassenpreise würde kung der Schiene. „Einer politisch mo- für die Entlastung der Straße gefunden. eine Kostenentlastung von rund 360 tivierten Subventionierung sollte eine So wird es nicht funktionieren“, sagte Millionen Euro jährlich für alle Güter- sorgfältige Analyse des tatsächlichen BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen bahnbetreiber bedeuten. Für die Ein- Verlagerungspotenzials bestimmter der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. nahmeausfälle müsste der Steuerzahler straßenaffiner Gütergruppen voran- „Das ist nicht gerechnet, das folgt auch aufkommen. Und es dürfte für die Steu- gehen, da sich ansonsten allein die keiner inneren Logik.“ erzahler noch viel teurer werden: Wie Systeme Schiene und Wasserstraße ge- Verkehrsminister Alexander Do- zu erwarten war, fordert nun auch der genseitig kannibalisieren, ohne einen brindt (CSU), ansonsten der Binnen- Personenverkehr auf der Schiene diese echten Entlastungseffekt für die Straße schifffahrt durchaus gewogen, ist ein Preisreduzierung für sich ein. zu erzielen“, so der DSLV. Der BDB ergänzt: Es fehlt bisher die Analyse, welche Güter und welche Men- © bayernhafen Regensburg gen sich konkret durch diese Maßnahme überhaupt von der Straße auf die Schie- ne verlagern lassen. Nicht jede Lkw-La- dung ist bahnaffin. Es ist vielmehr daran zu erinnern, dass beim Transport von Massengütern wie Kohle, Erzen, Baustof- fen, Chemieprodukten und Containern vor allem Bahn und Binnenschiff mit- einander konkurrieren. Es liegt also auf der Hand, dass hier in etablierten Märk- ten Wettbewerbsvorteile für die Schiene geschaffen werden. Brandbrief von BDB und BÖB an Minister Dobrindt Wollte man die Binnenschifffahrt be- zogen auf die Transportmengen in Deutschland in ähnlicher Weise för- dern, so müsste man diese mit unge- fähr 230 Mio. Euro subventionieren, denn allzu groß sind die Gütermen- 2 BDB Report 3/2017
Beförderungsleistung im Güterverkehr genunterschiede zwischen Bahn und Schiff nicht: Mit Schiffen wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 221 Millionen Tonnen Güter transportiert. Mit der Eisenbahn waren es nach Anga- ben des Statistischen Bundesamts 364 Millionen Tonnen. „Man könnte u.a. die Wasserstraßengebühren vollständig abschaffen“, heißt es in einem Schrei- ben des BDB und des BÖB an Minister Dobrindt in der Angelegenheit. Dieser Vorschlag zielt auf eine Maßnahme im Bundesverkehrsministerium: In dessen Auftrag wird zurzeit ein Gutachten zur „wettbewerbsneutralen Verein- heitlichung der Schifffahrtsgebühren“ Quelle Destatis. * Vorläufige Zahlen erstellt. Das wird an verschiedenen Stellen nun als pikanter Vorgang be- Beförderungsmenge im Güterverkehr trachtet: Während die Schifffahrtsabga- ben mit wissenschaftlicher Akribie neu tariert werden, erfolgt die Trassenpreis- halbierung im Wege eines politischen Husarenstücks – „ohne Beteiligung der Fachabteilungen im Ministerium“, so ist zu hören. „Wir bitten Sie dringend, die pauschale Absenkung der Kosten des Schienengüterverkehrs zu über- denken und einen differenzierten An- satz zu verfolgen“, appellieren deshalb BDB-Präsident Martin Staats und BÖB- Präsident Rainer Schäfer in ihrem Brief an Minister Dobrindt. Gewissensbisse bei Quelle Destatis. * Vorläufige Zahlen Trassenpreisreduzierung Die Sorge, dass eine Trassenpreisredu- werb mit dem Lkw steht – klar entlastet setzen und umweltfreundlicheren Gü- zierung für den Schienengüterverkehr werden. DB-Vorstand Berthold Huber terverkehr ohne Lärmbelästigung für das Binnenschiff kannibalisiert, statt lehnte ein derart kompliziertes Modell die Bevölkerung zu ermöglichen“, erklärt Güter von der Straße zu holen, wird ab. Auch Dirk Flege von der Allianz pro Jens Schwanen. laut „Verkehrsbrief“ von der Politik ge- Schiene widersprach dem Vernehmen Die Schwerpunkte dieses Master- teilt. Das machten sowohl Verkehrs- nach energisch und machte deutlich, in plans für die Güterschifffahrt könnten staatssekretär Enak Ferlemann als auch diesem Fall sei „Schnelligkeit wichtiger sich problemlos an den Inhalten der Umweltstaatssekretärin Rita Schwar- als Genauigkeit“. Dobrindt’schen Unterlage orientieren zelühr-Sutter Mitte Mai 2017 auf einer und entsprechend angepasst werden: gemeinsamen Veranstaltung mehrerer Masterplan Bahnverbände und der Bahngewer- „güterschifffahrt“ Leistungsfähige Infrastruktur für kschaft EVG deutlich. Lösungen, wie Der BDB plädiert für wettbewerbsaus- die Binnenschifffahrt bereitstellen diese Gefahr ausgeräumt werden kann, gleichende Gegenmaßnahmen, die ab Digitalisierung der Güterschifffahrt hatten sie aber nicht anzubieten. Auch Oktober 2017 in neuer Regierungskon- vorantreiben die Verbände zeigten sich laut „Ver- stellation ergriffen werden müssen: Technische Innovationen für Bin- kehrsbrief“ ratlos: Ludolf Kerkeling vom „Analog zum Masterplan Schienengü- nenschiffe forcieren Güterbahnverband NEE sagte, man terverkehr fordern wir von der Politik Schifffahrtsabgaben deutlich redu- habe diese Frage hin- und herdiskutiert, einen ‚Masterplan Güterschifffahrt“, zieren aber keine Lösung gefunden. Jürgen erklärt Verbandsgeschäftsführer Schwa- Abgaben- und Steuerbelastung Tuscher vom Wagenhalterverband VPI nen. Mit wenigen effektiven Maßnah- begrenzen regte an, die Trassenpreisreduzierung men und entsprechender Schützenhilfe Aus- und Weiterbildung forcieren nach Marktsegmenten zu differenzie- durch die Politik ließe sich das Potenzial ren: Während der Ganzzugverkehr im auf den Flüssen und Kanälen problem- Wichtiger noch als die politische allgemeinen keine Erleichterung be- los heben und mehr Güterverkehr auf Absichtsbekundung eines Masterplans nötige und außerdem am stärksten in das Schiff verlagern. „Im Gegensatz zu wäre dem BDB allerdings, dass den Konkurrenz zum Binnenschiff stehe, den anderen Verkehrsträgern gibt es auf schönen Worten dann in kürzester Zeit müsse der Einzelwagenverkehr – der im den Wasserstraßen noch ausreichend auch tatsächlich Taten für die Schiff- Übrigen auch am stärksten im Wettbe- Platz, um noch mehr Schiffe in Fahrt zu fahrt folgen würden. BDB Report 3/2017 3
Die EU hat einen einheitlichen Rahmen für Ausbildung und Qualifikation von Binnenschiffern geschaffen Einigung auf EU-Ebene erzielt: Anerkennung von Berufsqualifikationen erreicht Am 27. Juni 2017 hat die maltesische Ratspräsidentschaft, die derzeit für die EU-Staaten verhandelt, eine „informelle“ Einigung zur Verabschiedung der EU-Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen in der Binnenschifffahrt mit dem Europäi- schen Parlament erreicht. Damit sind die Verhandlungen zwischen Europäischem Par- lament, Kommission und Rat (Trilog) über die neue Richtlinie abgeschlossen. M it dem neuen Gesetz schaffen wir einheitli- Die EU-Richtlinie wird die Qualifikation und Befähigun- che Standards für die Ausbildung von Fach- gen in der Binnenschifffahrt europaweit vereinheitlichen. „ kräften auf Europas Flüssen. Das erleichtert Die EU-Kommission verfolgt damit das Ziel, das bestehende den Zugang zum Arbeitsmarkt und macht ungleiche Kompetenzniveau in der Ausbildung der Binnen- das Berufsbild attraktiver. Deutsche Reeder brauchen gut schifffahrt mittels einheitlicher Ausbildungswege und Befä- ausgebildete Berufseinsteiger und Fachkräfte, das wird in higungsstandards zu beheben. Hiermit soll die Mobilität der Zukunft einfacher“, so MdEP Gesine Meißner, verkehrspoli- Arbeitnehmer der Branche erleichtert werden, da mit den tische Sprecherin der FDP im Europäischen Parlament und „neuen“ EU-Befähigungszeugnissen die Arbeitnehmer der Berichterstatterin. Bislang herrsche, was die Qualifikationen Schiffsbesatzung ohne Einschränkungen auf allen EU-Bin- von Binnenschiffern angeht, „ein einziger Flickenteppich auf nenwasserstraßen arbeiten und fahren können. Der BDB hat Europas Flüssen“. Damit sei nun Schluss, betonte Meißner. von Anfang an eine Harmonisierung und Vereinheitlichung 4 BDB Report 3/2017
zwar begrüßt, jedoch immer wieder rer im Management Level. Die Richtli- Patent“), bei der Radarfahrt, für LNG- davor gewarnt, dass das Kompetenzni- nie fördert damit eine Verschulung der betriebene Binnenschiffe, für Großver- veau in der Ausbildung nicht zu stark Ausbildung, wobei aber gleichzeitig bände und für Binnenwasserstraßen abgesenkt werden darf. auch festzustellen ist, dass praktische mit besonderen Risiken („Streckenkun- Fahrzeiterfordernisse abnehmen. Da- de“). Insbesondere für die Risikostre- Änderung der deutschen nach sieht die Richtlinie zum Beispiel cken hat der BDB sich erfolgreich dafür Ausbildungsverordnung nötig folgende Möglichkeiten vor: eingesetzt, dass der Mitgliedstaat, in Aus den derzeit sehr weit divergie- dessen Gebiet der Streckenabschnitt renden Anforderungen an die Art der 2-jährige Ausbildung zum Matrosen mit besonderen Risiken fällt, auch für Ausbildung (dual/singulär), die Fahr- mit 90 Tagen Fahrzeit, die Prüfung zuständig sein muss und zeit und die Streckenkunde in den Mit- 3-jährige Ausbildung zum Schiffs- ein anderer Mitgliedstaat nur nach des- gliedstaaten folgt zwangsläufig, dass führer mit 360 Tagen Fahrzeit, sen Zustimmung tätig werden kann. sich mit Verabschiedung der neuen EU- neue Qualifikationsmöglichkeiten Zudem behalten die Mitgliedstaaten Richtlinie zur Vereinheitlichung der Be- für Quereinsteiger zur Matrosen- das Recht, eigenständig zu entscheiden, rufsqualifikation das Berufsbild und die und Schiffsführerbefähigung, ob auf bestimmten Streckenabschnit- Ausbildung in den einzelnen EU-Staa- verstärkte Ausbildung am Simulator ten Streckenkunde erforderlich ist und ten ändern werden. Das hat in Deutsch- als Vorbereitung auf eine spätere welche Anforderungen Schiffsführer land zur Folge, dass die staatlich praktische Fahrprüfung für ange- erfüllen müssen. Die Richtlinie legt fest, anerkannte Ausbildung zum Binnen- hende Schiffsführer. dass diese Streckenkenntnisse durch: schiffer gemäß der Verordnung über die Berufsausbildung zum Binnenschiffer/ Die Qualität wird durch Einführung Absolvieren einer bestimmten zur Binnenschifferin (BinSchAusbV) obligatorischer Prüfungen sicherge- Anzahl an Fahrten, überarbeitet werden muss. Hierzu hat stellt. Lediglich die Befähigung zum Simulatorprüfung, der BDB bereits mit dem zuständigen Matrosen-Motorwart und Maschinist Multiple Choice Prüfung, Referat für berufliche Aus- und Weiter- werden durch die Richtlinie nicht gere- mündliche Prüfung oder bildung im Bundeswirtschaftsministe- gelt. Kombination aus mehreren rium (BMWi) Kontakt aufgenommen. Die Mindestanforderungen zum Er- Varianten Der BDB wird sich in Abstimmung mit halt eines EU-Befähigungszeugnisses dem Binnenschifffahrtsgewerbe über sind für die verschiedenen Ebenen in erworben werden können. Die Mit- die inhaltlichen Eckwerte und Inhalte Anhang I der Richtlinie geregelt. Die gliedstaaten haben nun vier Jahre Zeit, einer zukünftigen Ausbildungsordnung Antragsteller für die Betriebs- und Füh- die EU-Richtlinie in nationales Recht zu mit den Sozialpartnern zu verständi- rungsebene müssen folgende Voraus- transferieren. gen haben und einen entsprechenden setzungen erfüllen: Antrag an das BMWi bzw. das Bundes- institut für Berufsbildung einreichen. Mindestalter, Erfahrungsgemäß wird das Verfahren Fahrzeitnachweis und Durchlaufen zur Änderung einer Ausbildungsord- eines zugelassenen Ausbildungspro- nung einige Zeit in Anspruch nehmen, gramms inklusive Prüfung oder eine so dass die kommenden Ausbildungs- staatliche Prüfung, kurse auf dem Schulschiff „Rhein“ noch medizinische Tauglichkeit. nach der derzeit gültigen Ausbildungs- ordnung und dem bekannten Muster Die zu erfüllenden Befähigungsstan- ablaufen werden. dards werden per delegierten Rechtsakt durch die Kommission erlassen, wobei Die EU-Richtlinie regelt separat sich die wesentlichen inhaltlichen An- forderungen aus Anhang II der Richtli- das Einstiegsniveau: Decksleute und nie wiederum getrennt nach Betriebs- Auszubildende, und Führungsebene ergeben. Diese die Betriebsebene (=Operational betreffen die grundlegenden Anforde- Level): Matrose, Bootsmann, Steuer- rungen für die Bereiche der Navigation, mann des Schiffsbetriebs, des Ladungsum- die Führungsebene (=Management schlags und der Fahrgastbeförderung, Level): Schiffsführer der Schiffsbetriebstechnik, der War- tung und Instandsetzung, der Kommu- Schiffsführer wird nikation sowie Gesundheit, Sicherheit Ausbildungsberuf und Umweltschutz. Es wird sich bereits die Grundstruktur der Ausbildung dahingehend ändern, Streckenkunde-Kompetenz dass der Schiffsführer ein eigenständi- verbleibt bei Mitgliedstaaten ger Ausbildungsberuf wird. An die Stel- Besondere Zulassungen gelten beim le des klassischen Patents tritt dann das Schiffsführer für Binnenwasserstraße EU-Befähigungszeugnis für Schiffsfüh- mit maritimem Charakter (altes „A- BDB Report 3/2017 5
Die neue NRW-Landesregierung will die Potenziale der Wasserstraße besser nutzen Koalitionsvertrag der neuen NRW-Landesregierung Flussausbau und Förderung der Binnenschiffer stehen auf der Agenda Der BDB gratuliert Hendrik Wüst zur Ernennung als neuer Verkehrsminister in Nord- rhein-Westfalen. Der Verband freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Westfalen und früheren wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Frakti- on, der das Amt von Michael Groschek (SPD) übernimmt. D er BDB sieht im aktuellen Koa- verbessert und schnellstmöglich um- der Wasserstraßen will die Regierung litionsvertrag der schwarz-gel- gesetzt. Der BDB wird sich gerne in die die Voraussetzungen zur Verbesse- ben Landesregierung zahl- konstruktive Weiterentwicklung dieses rung der wirtschaftlichen Nutzung des reiche gute Anknüpfungs- Konzepts aus dem Jahr 2016 einbrin- westdeutschen Kanalnetzes schaffen. punkte, um die Attraktivität der Bin- gen, wenn es um die Verwirklichung Gegenüber dem Bund wird NRW dabei nenschifffahrt in NRW noch weiter zu der Interessen der Güter- und Fahrgast- mit Nachdruck auf eine Sanierung der steigern: Mit seiner Wasserstraßen- schifffahrt im Land geht. Schließlich Schleusenbauwerke sowie auf die An- und Hafeninfrastruktur ist NRW bereits stellt der Branchenverband in diesem hebung der Fluss- und Kanalbrücken heute anerkanntermaßen das Binnen- Konzept einen der Hauptakteure dar, hinwirken. Und auch das für die inter- schiffsland Nr. 1 in Deutschland. Die- u.a. für die Themenfelder „Sicherstel- nationale Binnenschifffahrt und seine sem Anspruch will die Landesregierung lung einer ausreichenden Ausbildung Kunden so wichtige Projekt der Vertie- offenbar weiter gerecht werden. für die Binnenschifffahrt der Zukunft“, fung des Rheins soll gemeinsam mit „Forschung zur Sicherung nachhaltiger dem Bund und den anderen Rheinan- Potenziale der WasserstraSSen Mobilität in der Binnenschifffahrt“ und liegerländern vorangetrieben werden. besser nutzen „Emissionsarme Binnenschifffahrt“. Analog zu dem Kooperationsabkom- Die Potenziale der Wasserstraßen sol- men mit dem Hafenstandort Hamburg len besser genutzt und der energieeffi- Verbesserungen im wird nun auch ein Abkommen zur Zu- ziente Verkehrsträger Binnenschiff ge- Kanalnetz angekündigt sammenarbeit zwischen NRW und den stärkt werden, heißt es in dem bis 2022 Mit innovativen Lösungskonzepten für die Binnenschifffahrt überragend gültigen Koalitionsvertrag. Dazu wird sowie unter Ausschöpfung aller tech- wichtigen ZARA-Häfen Zeebrügge, das NRW-Wasserstraßenverkehrs- und nischen und baulichen Maßnahmen Amsterdam, Rotterdam und Antwer- Hafenkonzept der Vorgängerregierung sowohl im Bereich der Schiffe als auch pen geschlossen. 6 BDB Report 3/2017
Massive Verzögerungen beim Containerumschlag in den Seehäfen Hausgemachte Probleme belasten Industrie und Binnenschifffahrt Die Containerabfertigung in den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen gerät zuneh- mend zum Desaster: Bereits seit Ende Mai kommen die Terminals dort mit der Ab- fertigung nicht mehr hinterher. Sowohl bei den ausgehenden Verkehren in Richtung Übersee, als auch bei der Verschiffung von Containern in das Hinterland kommt es zu massiven zeitlichen Verzögerungen. B innenschiffe werden an den den Seehäfen schlicht mit mehr Schiffs- auch Wirkung zeigten, nun aber wieder Containerterminals nur noch raum im Hinterland zu begegnen. ins Gegenteil umzuschlagen scheinen. mit mehrtägiger Verspätung Die Ursachen dieser unhaltbaren Zu- Auch die Seehäfen Rotterdam und Ant- abgefertigt. Verbindliche Ab- stände liegen nicht in Wetterkapriolen werpen bemühen sich im Rahmen von fertigungstermine gibt es nicht mehr; oder ähnlichem begründet, sondern Gesprächsrunden auf höchster Füh- die Wartezeiten zum Laden bzw. Lö- sind in weiten Teilen hausgemacht. rungsebene und mit sämtlichen Betei- schen der Fracht betragen im Hafen Die Fusion der großen Seereedereien ligten um eine Beseitigung der Misere. Antwerpen bis zu 96 Stunden. In Rot- mit komplett neuen Abfahrtplänen Die Forderung von Industrie und terdam sind es sogar bis zu 120 Stunden. sorgt seit Monaten weltweit für Chaos Wirtschaft sowie der Binnenschiff- Vertreter aus Wirtschaft und Indus- in der Abfertigung. Große Seetermi- fahrtsunternehmen ist daher ein- trie schlagen nun zusammen mit Fir- nals in den Westhäfen bewegen sich deutig: „Es genügt uns nicht, dass in menvertretern des Binnenschifffahrts- mit einer Auslastung von 90 % an der gemeinsamen Gesprächen mit Termi- gewerbes und des BDB Alarm, denn Grenze des Machbaren. Auch die bisher nalbetreibern Besserung gelobt wird. Wartezeiten beim Umschlag von bis als Bypass genutzten Terminals sind in- Die Seehäfen sind aufgefordert, die Ab- zu einer Woche sind unzumutbar. Con- zwischen ausgelastet. Der Cyberangriff fertigungsprobleme endlich operativ in tainercarrier in der Binnenschifffahrt auf ein großes Seeterminal im Juni hat den Griff zu bekommen. Dazu müssen können unter diesen Umständen die die Abfertigung zusätzlich ins Stocken auch den Binnenschifffahrtsunterneh- Einhaltung ihrer Fahrpläne nicht mehr gebracht. Alle Versprechungen der Ter- men verbindliche Abfertigungstermi- garantieren. Entstehende Mehrkosten minalbetreiber, diese Situation nun ne gegeben werden, damit Planungen für das Löschen an anderen Terminals, kurzfristig in den Griff zu bekommen, nicht immer wieder über den Haufen zum Beispiel um Termine zu halten, haben sich als haltlos erwiesen. geworfen werden müssen oder von können keinesfalls durch die Dienst- Wirtschaftsvertreter, die Binnen- einer Vertröstung zur anderen gehan- leister bzw. deren beauftragende Ver- schifffahrtsbetreiber mit dem BDB gelt wird. Dies alles muss nun zeitnah lader geschultert werden. „Folgekosten und Vertreter von Terminal und Hafen geschehen, damit die Erfolgsstory ‚Con- durch verpasste Seeschiffsabfahrten hatten dazu in den letzten Monaten tainer in der Binnenschifffahrt‘ fortge- bzw. verspätete Gestellungen von Con- gemeinsame Konzepte verabredet, die schrieben werden kann!“ tainern liegen außerhalb unseres Ver- antwortungsbereichs“, argumentiert die Branche, die sich selber häufig als „Spielball“ in Abfertigungsabläufen in den Seehäfen sieht und mit enormem Mehraufwand und zusätzlichen Kosten zu kämpfen hat. Der Wirtschaftsstandort Deutsch- land leidet massiv unter dieser Situa- tion in den Westhäfen. Und auch um- weltpolitisch ist die derzeitige Situation ein Trauerspiel. Immer mehr Container- verkehre werden zurzeit aus der Not heraus auf die Straße verlagert, weil die Zuverlässigkeit den Kunden der Verla- der gegenüber keine andere Wahl lässt. Und die derzeit niedrigen Wasserstän- de am Rhein verhindern, dem Stau in BDB Report 3/2017 7
Überarbeitete BSI-Kritisverordnung in Kraft Binnenschifffahrt als Betreiber kritischer Dienstleistungen erfasst Ende Mai 2017 hat die Bundesregierung der überarbeiteten BSI-Kristisverordnung zugestimmt, die am 30. Juni 2017 in Kraft getreten ist. Gesetzliche Grundlagen für die Verordnung sind das IT-Sicherheitsgesetz und das Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSIG), die wichtige Infrastrukturen besser vor digitalen Angriffen schützen sollen. D ie überarbeitete BSI-Kritis- Gesetzliche Verpflichtungen nach dem BSIG verordnung verpflichtet nun- mehr auch die Betreiber kri- Binnenschifffahrtsunternehmen, die über die vorgenannten betroffenen Einrichtungen tischer Infrastrukturen im verfügen und den Schwellenwert erreichen oder überschreiten, unterliegen folgenden Sektor Transport und Verkehr sowie Fi- Verpflichtungen: nanzen und Gesundheit zur Einhaltung gesetzlich definierter IT-Mindestsicher- Kontaktstelle heitsstandards. Insofern können jetzt Das betroffene Unternehmen muss binnen sechs Monate nach Inkrafttreten der BSI- auch Unternehmen im Binnenschiff- Kritisverordnung dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine fahrtsgewerbe unter den Regelungsbe- Kontaktstelle nennen. Das BSI hat dem BDB folgende Kontaktdaten mitgeteilt: reich der Vorschriften fallen. Bereits im Jahr 2016 verpflichtete die BSI-Kritisver- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ordnung die Sektoren Energie, Informa- KRITIS-Büro tionstechnik und Telekommunikation, Telefon: +49 (0)228 99 9582 6166; Fax: +49 (0)228 99 10 9582 6166 Wasser sowie Ernährung. Email: Kritische.Infrastrukturen@bsi.bund.de Hintergrund für die gesetzlichen Regelungen zur Erhöhung der Sicher- Alle Vorgänge rund um die Registrierung, die Datenerfassung, die Rückfragen zur Regis- heit informationstechnischer Systeme trierung und zur IT-Sicherheit bearbeitet das sog. KRITIS-Büro. ist die zunehmende IT-Durchdringung und Digitalisierung, die zwar große öko- Vorkehrungspflichten nomische Potenziale eröffnet, gleich- Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS-Betreiber) sind verpflichtet, angemessene zeitig aber auch neue Gefährdungsla- technische und organisatorische Vorkehrungen zur Vermeidung von IT-Sicherheitsfäl- gen durch gezielte Cyber-Angriffe auf len zu treffen, die sich an dem jeweiligen Stand der Technik zu orientieren haben. Die IT-Infrastrukturen von Unternehmen Vorkehrungen sind von den Unternehmen binnen zwei Jahre nach Inkrafttreten der BSI- zulässt. Kritisverordnung umzusetzen. Unter IT-Sicherheitsfälle definiert das Gesetz Störung- Das BSIG richtet sich in erster Linie en der Verfügbarkeit, Integrität, Authentizität und Vertraulichkeit informationstechni- an Betreiber sog. kritischer Infrastruk- scher Systeme, Komponenten oder Prozesse, die für die Funktionsfähigkeit der kritischen turen. Nach dem Gesetz sind kritische Infrastrukturen maßgeblich sind. Organisatorische und technische Vorkehrungen sind Infrastrukturen Einrichtungen und danach angemessen, wenn der dafür erforderliche Aufwand nicht außer Verhältnis zu Anlagen, die den oben genannten den Folgen eines Ausfalls oder einer Beeinträchtigung der betroffenen kritischen Infra- Sektoren angehören und von hoher struktur steht. Bedeutung für das Funktionieren des Der Begriff „Stand der Technik“ ist nach Auskunft des BSI bewusst unbestimmt for- Gemeinwesens sind. Dies ist der Fall, muliert, da die technische Entwicklung meist schneller als die Gesetzgebung ist. Da- wenn durch ihren Ausfall oder ihre her habe es sich bewährt, in Gesetzen auf den „Stand der Technik“ abzustellen, statt zu Beeinträchtigung erhebliche Versor- versuchen, konkrete technische Anforderungen bereits im Gesetz festzulegen. Was zu gungsengpässe wie zum Beispiel bei einem bestimmten Zeitpunkt „Stand der Technik“ ist, lässt sich zum Beispiel anhand der Versorgung der Allgemeinheit mit existierender nationaler oder internationaler Standards und Normen ermitteln. Gütern oder sonstige Gefährdungen Das BSI kann beim KRITIS-Betreiber die Einhaltung der Vorkehrungspflichten über- für die öffentliche Sicherheit eintre- prüfen. Der KRITIS-Betreiber hat dem BSI zu diesem Zweck das Betreten der Geschäfts- ten würden. Entscheidend ist damit und Betriebsräume auch während der üblichen Betriebszeiten zu gestatten und auf Ver- die Frage, nach welchen Kriterien und langen Schriftstücke etc. vorzulegen und Auskunft zu erteilen. Schwellenwerten die Unternehmen der Binnenschifffahrt unter die Definition Nachweispflichten der Betreiber kritischer Infrastruktu- KRITIS-Betreiber haben mindestens alle zwei Jahre gegenüber dem BSI nachzuwei- ren fallen. Der BDB hat das politische sen, dass sie die geforderten IT- Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben. Der Nach- 8 BDB Report 3/2017
weis kann durch Übermittlung einer Auflistung der zu diesem Zweck bei dem Unternehmen durchgeführten Sicherheitsaudits, Prüfungen oder Zertifizierungen einschließlich der dabei aufge- deckten Sicherheitsmängel erfolgen. Entsprechende Audits, Prü- fungen und Zertifizierungen sind nach der Gesetzesbegründung von dazu nachweislich qualifizierten Prüfern bzw. Zertifizierern durchzuführen. Das Bundesamt kann die Vorlage der Dokumen- tation, die der Überprüfung zugrunde gelegt wurde, verlangen. Es kann bei Sicherheitsmängeln die Beseitigung dieser Mängel anordnen. Meldepflichten KRITIS-Betreiber haben Störungen der Verfügbarkeit, Integrität, Authentizität und Vertraulichkeit ihrer informationstechnischen Systeme, Komponenten oder Prozesse, die zu einem Ausfall oder zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der von ihnen betriebenen kritischen Infrastrukturen geführt haben oder führen können, unverzüglich über die Kontaktstelle an das BSI zu melden. Die Meldung muss umfangreiche Anga- ben zu allen relevanten Hintergründen des IT-Sicherheitsfalles enthalten, einschließlich technischer Informationen und der vermuteten Ursachen, der betroffenen Informationstechnik, der Art der betroffenen Einrichtung sowie zur erbrachten kritischen Dienstleistung und zu den Auswirkungen der Störungen auf Verfahren zur Überarbeitung der BSI-Kritisverordnung kritisch diese Dienstleistung. Die Nennung des Betreibers ist nur dann begleitet und insbesondere den ursprünglich zu niedrigen und erforderlich, wenn die Störung tatsächlich zu einem Ausfall oder fehlerhaft ermittelten Schwellenwert für die Binnenschifffahrt einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der kritischen In- aktiv beeinflusst. frastruktur geführt hat. Voraussetzungen zur Anwendung Ordnungswidrigkeiten der BSI-Kritisverordnung Für die Nichteinhaltung wesentlicher Pflichten sieht das Gesetz Als betroffene Einrichtungen für die Erbringung der kritischen eine Bußgeldandrohung vor. Diese liegt bei maximal 50.000 Dienstleistung des Güterverkehrs fallen in der Binnenschiff- Euro. Verstößt ein Unternehmen allerdings gegen eine Anord- fahrt „Anlagen oder Systeme zur Disposition von Binnenschif- nung des BSI, einen aufgetretenen Sicherheitsmangel zu besei- fen“ unter den Anwendungsbereich der BSI-Kritisverordnung. tigen, kann ein Bußgeld bis maximal 100.000 Euro angeordnet Hierzu zählt die Verordnung „IT-Anwendungen zum Schiffs- werden. raummanagement einschließlich der Flottentelematik sowie Anlagen und Systeme zum Datenaustausch über EDI“. Sonderthema: Tankschifffahrt Der Personenverkehr der deutschen Binnenschifffahrt wird Die Tankschifffahrt wurde bereits in der Begründung zur BSI- ausdrücklich aus dem Geltungsbereich ausgenommen. Kritisverordnung aus dem Jahr 2016 für den Sektor Energie als Der Schwellenwert, ab wann Binnenschifffahrtsunterneh- Verkehrsträger zur Kraftstoff- und Heizölverteilung genannt und men mit ihren „Anlagen oder Systemen“ zur Disposition von damit verpflichtet. Nunmehr werden die Kriterien und Schwel- Binnenschiffen unter den Anwendungsbereich fallen, richtet lenwerte der betroffenen Einrichtungen der Tankschifffahrt in sich nach der disponierten Transportleistung in Tonnenkilome- der überarbeiteten BSI-Kritisverordnung nochmals konkretisiert. ter pro Jahr und beträgt 345.500.000 tkm/Jahr. Danach gilt: Diesem Schwellenwert liegt die durchschnittliche Trans- Als betroffene Einrichtungen für die Erbringung der kriti- portleistung aus dem Jahre 2015 von 691 Tonnenkilometern zur schen Dienstleistungen fallen in der Tankschifffahrt „Anlagen Versorgung einer Person zu Grunde und wird auf einen Regel- oder Systeme von Aggregatoren zum Vertrieb von Kraftstoff und schwellenwert für 500.000 versorgte Personen hochgerechnet. Heizöl“ unter den Anwendungsbereich der BSI-Kritisverordnung. Der Schwellenwert von 500.000 versorgten Menschen wurde Hierzu zählt die Verordnung „Anlagen oder IT-Systeme, die zur deswegen gewählt, weil nach Meinung des Verordnungsgebers Disposition insbesondere von Tankkraftwagen, Kesselwagen ein Ausfall oder eine Beeinträchtigung der Versorgung von oder Binnenschiffen verwendet werden, mit dem Ziel, den Ver- 500.000 oder mehr Menschen mit einer wichtigen Dienstleis- trieb von Kraftstoffen und Heizöl abzuwickeln, zu koordinieren tung zu einer Versorgungskrise in der Bundesrepublik Deutsch- oder zu optimieren, unabhängig davon, ob durch die Anlage oder land führen könnte, die nicht ohne Weiteres gelöst werden das IT-System Verbraucher beliefert werden“. kann. Ausfälle oder Beeinträchtigungen von Anlagen in dieser Der Schwellenwert, ab wann ein Unternehmen der Tank- Größenordnung sind daher für Deutschland besonders „kri- schifffahrt mit seinen Anlagen oder IT-Systemen unter den tisch“ und sollen dabei möglichst verhindert werden. Anwendungsbereich fallen beträgt für die Gesamtmenge der Das Unternehmen hat den Versorgungsgrad seiner Anlage verteilten Menge Kraftstoff 420.000 Tonnen/Jahr und für die Ge- und damit den Schwellenwert für das zurückliegende Kalen- samtmenge der verteilten Menge Heizöl 620.000 Tonnen/Jahr. derjahr jedes Jahr bis zum 31. März des Folgejahres zu ermitteln und gilt dann bei Erreichen oder Überschreiten des Schwellen- Gesetzliche Verpflichtungen nach dem BSIG wertes ab dem 1. April als kritische Infrastruktur. Ist der Schwel- Hinsichtlich der gesetzlichen Verpflichtungen gibt es für die lenwert bereits im Jahr 2016 erreicht oder überschritten, gilt die Tankschifffahrt keine Besonderheiten im Vergleich zu den be- Anlage als kritische Infrastruktur. troffenen Binnenschifffahrtsunternehmen des Sektors Trans- port undBDB Verkehr. Report 3/2017 9
© spdfraktion.de Die SPD-Bundestagsfraktion lud zum Tourismuspolitischen Dialog nach Berlin ein Tourismuspolitischer Dialog in Berlin BDB reicht 6-Punkte-Papier zur Fahrgastschifffahrt ein Am 21. Juni 2017 fand in Berlin der Tourismuspolitische Dialog der SPD-Bundestagsfraktion statt. Zu diesem Anlass hat der BDB ein 6-Punkte-Papier für die Fahrgastschifffahrt erstellt und es in die Veranstaltung eingebracht. Im Rahmen dieser Veranstaltung vertrat BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen die Interessen der Fahrgastschifffahrt. Die Unterlage beschäftigt sich mit wesentlichen Problemen, Perspektiven und Chancen für die Branche und unterstreicht die große Bedeutung der deutschen „Weißen Flotte“ für den Tourismus in Deutschland. Die tourismuspolitische Spre- cherin der SPD, MdB Gabriele Hiller-Ohm, hat die Punkte aus dem Positionspapier aufgearbeitet und angekündigt, sie mit in die 19. Legislaturperiode zu nehmen. Im Folgenden stellt Report die wesentlichen Inhalte des Positionspapiers dar: Allgemeine Situation Rechtsvorschriften und hohem Verwaltungsaufwand zu der Fahrgastschifffahrt überziehen. Außerdem muss sichergestellt sein, dass die Die Personenschifffahrt – und hier insbesondere die Ta- Unternehmen flexiblen Zugriff auf die für den Betrieb ih- gesausflugsschifffahrt – ist naturgemäß von äußeren, rer Schiffe und die Betreuung ihrer Gäste notwendigen nicht beeinflussbaren Faktoren wie Wasserständen und Mitarbeiter erhalten, was gerade im Saisonbetrieb immer dem Wetter besonders abhängig. Dies erschwert es der wieder ein großes Problem darstellt. Hier sollten auf dem Branche, die vor allem durch kleine und mittelständische Arbeitsmarkt nicht zu hohe Hürden aufgebaut werden, Betriebe und zahlreiche Familienunternehmen geprägt um die schwierige Personalsituation nicht noch weiter zu ist, ihren wirtschaftlichen Erfolg in einem Geschäftsjahr verschärfen. bzw. einer Saison abzuschätzen. Gerade vor diesem Hin- Der Kostendruck auf die Unternehmen in der Fahr- tergrund muss unserer Ansicht nach darauf geachtet wer- gastschifffahrt ist in den vergangenen Jahren allerdings den, die Branche nicht noch zusätzlich mit überzogenen nicht nur durch aufwendigere Personalakquise und hö- 10 BDB Report 3/2017
© spdfraktion.de here Auflagen gestiegen. Insgesamt sind die Fahrgäste beste und konsequenteste Lösung gewesen wäre, dass für deutlich anspruchsvoller geworden, wodurch die Nach- Wasserfahrzeuge, die mehr als 12 Personen transportie- frage nach besonderen und individualisierten Angeboten ren, die Anforderungen der BinSchUO und der sonstigen steigt, die zusätzliche Investitionen erfordern. Das tradi- für die „Weiße Flotte“ verbindlichen Rechtsvorschriften tionelle Geschäft mit organisierten Gruppen entwickelt zu Grunde gelegt werden. sich hingegen rückläufig. § 24 Beschäftigungsverordnung Stellenwert des Tourismus stärken § 24 Nr. 3 der Beschäftigungsverordnung sieht vor, techni- Die Tagesausflugs- und Flusskreuzfahrtschifffahrt spielt sches Personal aus Drittstaaten auf Binnenschiffen beschäf- in der deutschen Binnenschifffahrt eine gewichtige Rolle. tigen zu können, ohne dass es der Zustimmung zur Erteilung In den letzten Jahren wurden insbesondere in der Kabi- eines Aufenthaltstitels bedarf. Für Personal, das auf Perso- nenschifffahrt kontinuierliche Zuwächse registriert. 2015 nenfahrgastschiffen für den Service bzw. die Bedienung und waren 983 Tagesausflugsschiffe mit einer Kapazität von Gästebetreuung zuständig ist, gilt dies nur im grenzüber- 207.131 Personen und 60 Fahrgastkabinenschiffe mit einer schreitenden Verkehr. Andernfalls ist eine Zustimmung Bettenkapazität von 8.670 in das deutsche Binnenschiffs- nach durchgeführter Einzelfallprüfung notwendig. register eingetragen. Damit verfügt Deutschland über Letztgenannte Regelung erschwert es den Unterneh- die größte „Weiße Flotte“ Europas. Die Binnenschifffahrt mern in der Fahrgastschifffahrt, dringend benötigte Mit- ist also eine feste Größe im Tourismusgeschäft Deutsch- arbeiter im Servicebereich zu akquirieren. Insgesamt sind lands. Aus diesem Grund muss gewährleistet sein, dass aktuell 31.800 freie Stellen in Tourismus-, Hotel- und Gast- die deutsche Personenschifffahrt in den maßgeblichen stättenberufen gemeldet, wobei es erhebliche Schwierig- Gremien und Fachausschüssen der Tourismusbranche keiten gibt, diese mit geeignetem Personal zu besetzen. adäquat vertreten ist und in die Arbeit dieser Gremien Es wäre daher eine erhebliche Erleichterung (und auch engmaschig eingebunden wird, um die fachliche Exper- sinnvoll, um dem Fachkräftemangel in diesem Bereich zu tise und Kompetenz einbringen zu können. begegnen), wenn auch im nicht grenzüberschreitenden Wichtig für eine weitere erfolgreiche Entwicklung Verkehr Mitarbeiter – genau wie beim technischen Perso- des Tourismus in Deutschland ist auch die Vermarktung nal auf Binnenschiffen – aus Drittstatten ihre Arbeit auf- Deutschlands als Reiseland im Ausland. Dies ist Kernge- nehmen können, ohne dass es einer vorigen Zustimmung schäft der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. (DZT). nach langwieriger Prüfung bedarf. Eine weitere Möglich- Das BMWi fördert die DZT aufgrund eines Beschlusses keit wäre es, Berufe im Hotel- und Gastronomiegewerbe des Deutschen Bundestages mit derzeit rund 30 Millio- als sog. „Mangelberufe“ im Rahmen der Fachkräfteeng- nen Euro im Jahr. Unterstützt wird die DZT außerdem von passanalyse des BMAS auf eine Positivliste aufzunehmen. ihren aktuell 73 Mitgliedern und 14 Förderern, zu denen touristische Unternehmen und Marketingorganisatio- Tarifvorbehalt in der Arbeitszeitverordnung nen sowie wichtige Verbände der Branche gehören. Diese In seinem ersten Entwurf einer Umsetzungsverordnung Arbeit wird auch von den Unternehmen in der Personen- der europäischen Arbeitszeitrichtlinie für die Binnen- schifffahrt als sehr wichtig erachtet. Deshalb wird dafür schifffahrt hatte das BMAS in § 9 gefordert, dass die dort plädiert, die Fördermittel für die DZT deutlich anzuheben, vorgesehenen abweichenden Regelungen für die Fahr- um den Stellenwert des Tourismus in Deutschland zu er- gastschifffahrt nur durch Tarifvertrag oder auf Grund ei- höhen. In diesem Zusammenhang wird auch angeregt, nes Tarifvertrags zur Anwendung kommen können. Der das Amt eines Tourismusstaatssekretärs zu schaffen, um BDB und das Gewerbe hatten dies ausdrücklich kritisiert, die große Bedeutung der Branche zu unterstreichen. da ein solcher Tarifvorbehalt in der Richtlinie selbst nicht vorgesehen ist. Zu begrüßen ist daher, dass sich im folgen- Personenbeförderung auf Sportbooten den Referentenentwurf kein Tarifvorbehalt mehr findet. Nach einem langen Diskussionsprozess hat das BMVI im Dies ist auch folgerichtig, da mit der Richtlinie schließlich April 2017 mit dem Referentenentwurf einer „Fünften eine europaweite Harmonisierung der Arbeitszeit in der Verordnung zur Änderung der BinSchUO“ eine Neure- Binnenschifffahrt angestrebt wird. Eine isolierte Lösung gelung der Beförderung von Personen mit Sportbooten Deutschlands würde zu einer Wettbewerbsverzerrung auf den Weg gebracht, die voraussichtlich Anfang 2018 und Benachteiligung deutscher Unternehmen in der in Kraft treten wird. Die Unternehmen der etablierten Personenschifffahrt im Vergleich mit Mitbewerbern aus Personenschifffahrt, die hohe bauliche und nautische dem europäischen Ausland führen. Standards erfüllen müssen, bedauern, dass es nach dem Hinzu kommt, dass für das gastronomische Personal aktuellen Entwurf möglich sein wird, mit sog. „Fahrgast- gar kein Tarifvertrag besteht und von den Tarifpartnern booten“ (einer neu eingeführten Kategorie) künftig bis auch nicht angestrebt wird. Das Führen zweier verschie- zu 35 Personen auf einer Vielzahl deutscher Wasserstra- dener Systeme zur Erfassung der Arbeitszeit auf einem ßen zu befördern, ohne dass diese einen gleich hohen Schiff für Nautik und Gastronomie bedeutet eine Störung Sicherheitsstandard erfüllen müssen wie die Fahrzeuge betrieblicher Abläufe, eine potenzielle Störung des sozi- der „Weißen Flotte“. Das Gewerbe und der BDB sind wei- alen Friedens an Bord sowie einen hohen Verwaltungs- terhin der Ansicht, dass es im Interesse eines durchgän- aufwand. Daher sollte die Richtlinie 1:1 in deutsches Recht gig hohen Sicherheitsniveaus auf den Wasserstraßen die umgesetzt werden. Außerdem wurde in dem Papier auf die Kernforderungen gegangen. Zu diesem Themenkomplex sei auf den ausführ- des BDB zur neuen EU-Richtlinie für die Qualifikationen ein- lichen Beitrag (S. 4/5) in diesem Heft verwiesen. BDB Report 3/2017 11
Aktuelles vom Schulschiff Auszubildendenzahlen Spannende Duelle reich verteidigen. Das Kickerturnier hat konstant bei Kickerturnier sich – obwohl erst 2016 ins Leben geru- Der Deutsche Industrie- und Handels- Das Schulschiff-Team hat am 16. Mai fen – mittlerweile als beliebte Freizeit- kammertag (DIHK) hat die bundes- 2017 die mittlerweile dritte Auflage des veranstaltung an Bord etabliert. weiten Auszubildendenzahlen für die sich großer Beliebtheit erfreuenden anerkannten Ausbildungsberufe im Kickerturniers an Bord veranstaltet. Schulschiff bei Jahr 2016 ausgewertet. Für die Binnen- Wieder waren die Teilnehmer mit viel Drachenbootrennen schifffahrt ergab sich dabei folgendes Spaß, Emotionen und Kampfgeist bei Das Schulschiff war am 11. Juni 2017 Bild: Im Jahr 2016 bestanden insgesamt der Sache und lieferten sich spannende wieder, wie bereits 2015 und 2016, bei bundesweit 321 Ausbildungsverhält- Duelle. Die Mannschaft des Schulschiffs der beliebten Drachenbootregatta im nisse (2015: 328). 36 der Azubis waren konnte dabei den ersten Platz erfolg- Duisburger Innenhafen vertreten. Im weiblich. Die Zahl der neu abgeschlos- senen Ausbildungsverhältnisse lag bei 141. Zur Prüfung traten 123 Auszubil- dende an. Von ihnen bestanden 110 und konnten in das Berufsleben starten. Ih- nen winkt nun eine viel versprechende Zukunft mit guten Aufstiegschancen in der Binnenschifffahrt. Wieder gut besuchter Dialog mit den Ausbildern Das Schulschiff-Team lud am 1. Juni 2017 wieder zum „Offenen Dialog mit den Ausbildern“ auf das Schulschiff ein. Zahlreiche Vertreter der Ausbildungs- betriebe, die ihre Azubis während des Berufsschulblocks (Lehrgang Nr. 259) an Bord beherbergen, nutzten die Gele- genheit, ins Gespräch zu kommen. Der Austausch wurde seit dem Lehrgang 258 wieder als regelmäßige Veranstaltung etabliert. Angesprochen wurden eine Reihe aktueller Themen, u.a. die bevor- stehenden Umbaumaßnahmen an Bord. Diese Schiffsjungen und -mädchen starteten beim „Fun Cup“ „Fun Cup“, an dem 8 Teams teilnah- men, kam die Mannschaft der ange- henden Binnenschiffer auf den 5. Platz. Die Auszubildenden verbrachten einen vergnüglichen Tag im Innenhafen und wurden von folgenden Unternehmen tatkräftig mit zahlreichen Sachspenden unterstützt: Haeger & Schmid, EWT, Wittig, Navilux Schifffahrt, Reederei Deymann, Topvending, Bäckerei Wilms und Imperial Shipping. Das Schulschiff- Team dankt allen Unternehmen für das Sponsoring! Feuerlöschboot besucht Einige Auszubildende des Lehrgangs Nr. 259 auf dem Schulschiff besuchten am 15. Mai 2017 ein Feuerlöschboot der Duis- burger Feuerwehr und fuhren durch den Duisburger Hafen. Das Schulschiff bietet immer wieder interessante Exkursio- nen an, die den Azubis die Möglichkeit Das Kickerturnier ging in die dritte Runde offerieren, verschiedene Bereiche des 12 BDB Report 3/2017
Aktuelles vom Schulschiff Schiffsjungen retten Schafe Zwei Mal wurden einige Schiffsjungen auf dem Schulschiff am Freitag, 7. Juli 2017, zu Rettern. Am Nachmittag trie- ben gleich zwei Schafe im Homberger Freihafen. Eines der Tiere konnten die Azubis von der Landseite aus an das sichere Ufer bringen, das zweite trieb auf der gegenüberliegenden Uferseite des WSA zwischen den Booten. Kur- zerhand setzten die Schiffsjungen mit einem Nachen über und konnten auch dieses Schaf aus seiner misslichen Lage befreien. Die Schafe sind wohlauf, wurden von ihrem Schäfer abgeholt und werden das Schulschiff sicher in bester Erinnerung behalten! WAZ, RP und sogar die Bild haben berichtet. Ausflug zum Feuerlöschboot Systems Wasserstraße kennenzulernen. 125 Jahre Schiffer-Berufskolleg Der Ausflug zum Feuerlöschboot gehört Das Schiffer-Berufskolleg RHEIN (SBKR) mittlerweile zu den „Klassikern“. feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Das bedeutet gleichzeitig Mahmut Özdemir (SPD) zu Besuch 125 Jahre Binnenschiffer-Ausbildung Besuch aus Berlin erhielt das Schul- in Duisburg. Zu diesem Anlass veran- schiff-Team am 14. Juni 2017 vom staltete das Kolleg am 26. Juni 2017 ei- Duisburger Bundestagsabgeordneten nen Festakt im Museum der Deutschen MdB Mahmut Özedmir (SPD). Beglei- Binnenschifffahrt in Ruhrort. Das Pro- tet wurde er von Herrn Markus Dorok gramm wurde federführend von den vom Bezirksamt Homberg/Ruhrort/ Schülern gestaltet, die während des Baerl. Im Zentrum des Besuches stand Berufsschulkurses an Bord des Schul- das Kennenlernen des neuen Schul- schiffs „Rhein“ des BDB untergebracht, schiff-Leiters Volker Müßig. Das Schul- verpflegt und in Arbeitsgemeinschaf- schiff-Team hieß Herrn Özdemir und ten betreut werden. Schulschiff-Leiter Herrn Dorok gern an Bord Willkommen Volker Müßig hielt im Rahmen des Fest- und freut sich auf das nächste Zusam- aktes eine Rede. Das SBKR legte zum Ju- mentreffen. biläum eine ausführliche Chronik auf. (v.l.n.r.) MdB Mahmut Özdemir (SPD), Schulschiff-Leiter Volker Müßig, Dieses Schaf wurde aus seiner misslichen Lage befreit Ausbilder Martin Böll und Markus Dorok (Stadt Duisburg) BDB Report 3/2017 13
3. Binnenschifffahrtsaufgabenänderungsgesetz Zunehmende Digitalisierung der Wasserstraße beschlossen Das Bundeskabinett hat im März 2017 das 3. Gesetz zur Änderung des Binnenschiff- fahrtsaufgabengesetzes (3. BinSchAufgÄndG) beschlossen. Das Regelwerk, zu dessen Entwürfen der BDB mehrfach Stellung genommen hatte, trat schließlich nach Verkün- dung im Bundesgesetzblatt in Kraft. Grundlage für den rufzeichen, Typ, Länge und Breite des BMVI, im Zuge von durch die WSV oder Umgang mit Daten Wasserfahrzeuges, Art, Länge und Brei- das BMVI beauftrage Forschungsvorha- Durch das Gesetz werden vor dem Hin- te eines Verbandes, Baujahr, Nationa- ben, an EU-Organe und EU-Einrichtun- tergrund des verstärkten Einsatzes von lität, Tragfähigkeit oder Verdrängung, gen, über- und zwischenstaatliche Stel- Binnenschifffahrtsinformationsdiensten Tiefgang, Maschinenleistung, Anzahl len, internationale Organisationen und (RIS), insbesondere auch durch die Ein- und Größe von Schubleichtern oder ge- das Statistische Bundesamt. führung einer AIS-Nutzungsverpflich- schleppten Gefäßen, höchstzulässige tung, Erhebung, Verarbeitung und Nut- Fahrgastzahl bei Tagesausflugsschif- Keine Verfolgung von zung von Daten durch die WSV geregelt. fen sowie die Anzahl der Betten bei Ordnungswidrigkeiten Das Gesetz bildet eine Rechtsgrundlage Kabinenschiffen als Daten von in das Wie vom BDB gefordert, gestattet das für die WSV, die von den Binnenschiffen Schiffsregister eingetragenen Schif- Gesetz nicht, Ordnungswidrigkeiten ausgesendeten AIS-Daten z.B. für Ver- fen erheben, verarbeiten und nutzen. und Straftaten mithilfe der gesammel- kehrs-, Unfall-, Schleusen- und Liegestel- Hinzu kommen weitere Daten wie ten Daten zu verfolgen. Eine Ausnahme lenmanagement oder für eigene statisti- Start- und Zielhafen, letzter Fahrtweg, bilden Straftaten, die im Zusammen- sche Zwecke nutzen zu können. Fahrtrichtung, Position zum Zeitpunkt hang mit dem Schiffsverkehr stehen. Die Dienststellen der WSV dürfen, der Datenerhebung, Geschwindigkeit, Erhobene personenbezogene Daten insbesondere soweit dies für Verkehrs- Fahrtrichtung sowie Ladungsdaten, müssen unverzüglich gelöscht werden, informationen und Verkehrsmanage- insbesondere Güterart, HS-Code, Lade- sobald sie für die Erfüllung der im Ge- ment erforderlich ist, Schiffsname, hafen, Größe der Ladung in Tonnen und setz beschriebenen Aufgaben nicht Register, See- und Küstenfunkstellen- weitere Angaben bei Gefahrgut. Über- mehr benötigt werden. kennzeichnungen, IMO-Schiffsnummer, mittelt werden dürfen die Daten z.B. Der WSV ist es außerdem gestattet, einheitliche europäische Schiffsnum- zur Durchführung von im Einzelnen be- die Daten zur Durchführung des jewei- mer, Unterscheidungssignal oder Funk- nannten Verwaltungsaufgaben an das ligen Warentransports (ausgenommen o.g. Daten zu Ladung und Gütern) an Schiffsführer, Frachtmakler, Flotten- manager, Terminalbetreiber, Verlader, Spediteure und die Hafenbehörden zu übermitteln. Den Transportbeteilig- ten ist es untersagt, die Daten an Drit- te weiterzugeben, andernfalls drohen Sanktionen. Erlaubt ist nur die Spei- cherung und Nutzung zur Durchfüh- rung des jeweiligen Warentransports. Nach dessen Abschluss müssen die gespeicherten Daten unverzüglich ge- löscht werden. Es obliegt der WSV, die Transportbeteiligten auf diese Pflichten hinzuweisen. Es soll nicht vorgesehen sein, dass die WSV selbst die Daten an die Transportbeteiligten übermittelt, so dass eine technische Möglichkeit wäre, © BMVI dass der Schiffsführer selbst bestimmt, wer die von der WSV bereitgestellten Daten einsehen darf. Auch dies hatte der BDB in einer Stellungnahme zum Der Umgang mit AIS-Daten wurde gesetzlich geregelt Entwurf des Gesetzes angeregt. 14 BDB Report 3/2017
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