HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU

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HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
HESSEN natürlich
Landesverband Hessen

                       Frühling 2022

                                         Buche
                                       Baum des
                                        Jahres
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
2 | THEMA

Die Buche – Baum des Jahres 2022
                                                         Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen         den gebunden halten. Wir müssen die Bio-
                                                         des NABU Hessen,                             diversität unserer Wälder erhalten und
                                                                                                      fördern, durch jahreszeitliche Begrenzung
                                                         es war ein Schock für Naturschützer und      des Holzeinschlags, Entwicklung natur-
                                                         Forstleute gleichermaßen: In nur drei Jah-   naher Waldränder und viele anderen Maß-
                                                         ren starben in Hessen die Bäume auf rund     nahmen, über die Sie in diesem Heft mehr
                                                         60.000 Hektar Fläche. Das entspricht acht-   erfahren können. Von Carlowitz, auf den
                                                         mal der Fläche des Nationalparks Keller-     sich die Forstwirtschaft als Begründer des
                                                         wald-Edersee. Schuld war das Zusammen-       Nachhaltigkeitsprinzips nach einer Ar-
                                                         spiel von hohen Temperaturen und wenig       beit aus dem Jahr 1713 beruft, war selbst
                                                         Niederschlag in den Jahren 2018 bis 2020     skeptisch in Bezug auf die Übertragung
                                                         – beides erwartbare Folgen der Klimakri-     seiner Lehren in die forstliche Praxis. Er
                                                         se. Zum großen Teil starben standortfrem-    schrieb: „Wenn uns nicht die höchste Noth
                                                         de Fichtenforste ab, die der NABU schon      hierzu zwinget, so wird man sonsten
                                                         seit langem kritisiert hat. Aus Sicht des    schwerlich daran gehen, ehe und bevor
                                         S. Winkelhaus

                                                         Naturschutzes viel beunruhigender aber       uns das Wasser bis zum Hals und ins Maul
                                                         sind die Schäden bei den Buchen.             reichet.“ Möge er sich hierin geirrt haben,
                                                             Was ist zu tun? Wir brauchen mehr        denn eines steht fest: Fehler, die man im
                                                         Wildnisgebiete, in denen der Wald seine      Wald heute macht, wirken sich noch in
                                                         natürliche Anpassungsfähigkeit ausspie-      zweihundert Jahren aus.
                                                         len kann. Wir müssen Wasser in der Land-
                                                         schaft zurückhalten. Wir müssen CO2 in       Ihr Gerhard Eppler
                                                         der Biomasse des Waldes und in den Bö-       NABU-Landesvorsitzender

Das „Gedächtnis des Waldes“ bewahren
Die Epigenetik spielt für die Zukunft der Buche eine große Rolle

D
         ie anhaltende Trockenheit der                   Dennoch gibt es Hoffnung für die heimi-      trockenere Umweltbedingungen besitzen.
         letzten Jahre ist für unsere hei-               schen Laubbäume. Sie kommt aus der           Da alte Bäume in ihrem Leben viele epi-
         mischen Laubwälder ein großes                   Wissenschaft. Dachte man früher, dass        genetische Anpassungen an eine verän-
Problem. Obwohl Buche, Eiche & Co mit                    nur Mutationen von Genen Veränderun-         derte Umwelt erfahren haben, bilden sie
ihren Pfahlwurzeln Wasser in tieferen                    gen bei Tieren und Pflanzen hervorrufen,     eine Art „Gedächtnis des Waldes“. Über
Bodenschichten anzapfen und deshalb                      so weiß man heute, dass es viele Bereiche    die Samen können sie diese Erfahrungen
normale Trockenzeiten im Sommer ei-                      im Genom gibt, die normalerweise nicht       – zu denen auch das Zurechtkommen mit
gentlich gut überstehen, sind sie in den                 abgelesen werden, aber wertvolle Infor-      einer größeren Trockenheit gehört – an
letzten warmen Jahren immer mehr an                      mationen für nützliche Anpassungen im        die nächste Baumgeneration weitergeben.
ihre Grenzen gestoßen.                                   Leben bereithalten. Die Umweltbedin-         Diese Keimlinge verfügen dann höchst-
                                                         gungen legen fest, welcher Teil der Gene     wahrscheinlich über eine größere Resili-
Trockenstress für Bäume . Das liegt vor                  jeweils abgelesen wird. Wenn sie sich ver-   enz und bilden den Grundstock des Wal-
allem daran, dass die Bodenwasservorrä-                  ändern, können sie das Ablesen anderer       des der Zukunft.
te in den Wintern nicht wieder aufgefüllt                Genstellen auslösen. Solche Anpassungen
wurden und der Boden in den tieferen                     werden auch an die Nachkommen wei-           Superbäume der Zukunft . Aus diesem
Schichten deshalb nicht mehr genug Was-                  tervererbt.                                  Grund ist es in der Klimakrise wichtig,
ser führt. Auch dieser Winter hat nicht                                                               möglichst viele alte Buchen und Eichen
ausgereicht, um die Reserven aufzusto-                   Gute Hoffnung für Buchen . Aus der For-      in den Wäldern stehen zu lassen und vor
cken. So droht den Laubwäldern im kom-                   schung wissen wir, dass Buchen in Süd-       allem auf Naturverjüngung zu setzen.
menden Sommer weiterer Trockenstress.                    osteuropa mit viel weniger Wasser aus-       Mit Hilfe der Epigentik werden die Jung-
Auf flachgründigen Standorten im Schie-                  kommen als unsere heimischen Vertreter.      spunde zu den besten „Superbäumen der
fergebirge sind die Schäden an Buchen                    Das zeigt, dass Buchen grundsätzlich ei-     Zukunft“, die sich eine nachhaltige Wald-
und Eichen schon jetzt stark ausgeprägt.                 ne relativ große Anpassungsfähigkeit an      wirtschaft nur vorstellen kann. (bl)

Frühling 2022                                                                                                                    HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
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                                                                                                                           Schon verwurzelt?

                                                                                          S. Winkelhaus

                                                                                                                                                A. Pfäfflin
Singlebörse für ältere Buchen
Baumpartnerschaftsprojekt des NABU Usinger Land im Taunus

B
           ereits vor Bekanntwerden der kli-    der Stadt Usingen setzt das Projekt „Spei-                nen und Holzkäfer) und Säugetiere (z.B.
           mabedingten massiven Waldschä-       cherWald“ auf lokaler Ebene fort, indem                   Fledermäuse), als Horstbäume für beson-
           den in den letzten Jahren beschäf-   langfristige Baumpartnerschaften im Usin-                 ders geschützte Großvögel (z.B. Milan,
 tigen sich immer mehr Menschen mit             ger Stadtwald vermittelt werden. Es soll                  Schwarzstorch) sowie als Lebensraum für
 dem Lebensraum Wald. Das Bewusstsein           die Wertschätzung für die Wohlfahrts-                     Tausende seltener Pilz- und Pflanzenar-
 dafür, dass Wälder mehr als bloße Roh-         leistungen alter Bäume und ihre immen-                    ten dienen. Absterbende Altbäume oder
 stofflieferanten sind, wird immer größer.      se Bedeutung für die Biodiversität zum                    durch Naturereignisse geschädigte Habi-
 Natürliche Wälder und alte Bäume sind          Ausdruck bringen.                                         tatbäume verbleiben als Totholz bis zur
 nicht nur überaus wichtig zum Erhalt der                                                                 vollständigen Zersetzung als Moderholz
 Biodiversität, sondern stellen Leistungen      Alte Bäume für die Zukunft . Dazu suchen                  in der Fläche und dienen dort gleichzei-
 wie CO2-Bindung, Sauerstoffbildung, Was-       ehrenamtliche Naturschützer*innen der                     tig dem Boden-, Wasser- und Klimaschutz.
 serfilterung und -regulierung, Luftfilte-      NABU-Gruppe und der engagierte Stadt-
 rung und Kühlung als Ökosystemleistung         förster gemeinsam Altbäume aus. Die                       Erste Baumpartnerschaften . Das Projekt
„kostenlos“ zur Verfügung. Sie sind somit       ausgewählten Bäume, zumeist alte Bu-                      ist durch eine schriftliche Vereinbarung
 ein unverzichtbarer Baustein des Klima-        chen, werden mit GPS-Koordinaten regis-                   zwischen dem NABU Usinger Land und
 schutzes.                                      triert und fotografiert. Aus der Übersicht                der Stadt langfristig abgesichert. Die
                                                der zur Verfügung stehenden Bäume kön-                    NABU-Gruppe sammelt die eingehenden
Hessische Modellregion . Der Hochtaunus-        nen die Bürger*innen auf der Homepage                     Spenden und leitet sie halbjährlich an
kreis war von 2017 bis 2019 eine der fünf       der Stadt Usingen ihren Wunschbaum                        die Stadtkasse weiter. Die Spendenmittel
bundesweiten Modellregionen des Pro-            auswählen und gegen einen einmaligen                      sind zweckgebunden und werden aus-
jekts „SpeicherWald“ der Verbände NABU          Spendenbeitrag eine Baumpartnerschaft                     schließlich für standorttypische Baum-
und Klima-Bündnis. Durch das Projekt            abschließen.                                              pflanzungen und naturnahe Pflegemaß-
wurde die Bedeutung unbewirtschafteter              Ziel des Projekts ist der möglichst lan-              nahmen im Stadtwald eingesetzt.
Wälder für den regionalen Klimaschutz           ge Erhalt von Altbäumen in der Fläche                         Die Projektpartner freuen sich, dass
stärker vermittelt und die lokale Bevölke-      über das wirtschaftliche Nutzungsalter                    seit dem Start kurz vor Weihnachten 2021
rung motiviert, sich aktiv für ihren Wald       hinaus, inklusive der Zerfalls- und Mine-                 bereits mehrere Baumpartnerschaften
vor der Haustür einzusetzen.                    ralisierungsphase. Sie sollen als Habitate                abgeschlossen wurden. Mehr Infos zur
    Das Projekt „Baumpartnerschaftsver-         für gefährdete Vögel (z.B. Schwarzspecht                  Singlebörse gibt es unter  www.nabu-
mittlung“ des NABU Usinger Land und             und Hohltaube), Insekten (z.B. Wildbie-                   hochtaunus.de (sw)

HESSEN natürlich                                                                                                                      Frühling 2022
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
4 | THEMA

Neue Wege in der Forstwirtschaft
NABU Hessen fordert Zukunftskonzept für unsere Wälder in der Klimakrise

B
        uchen sind die bei uns typische       nie“. Was bei kurzfristiger Betrachtung                            Wetterau mit dem angrenzenden Wirt-
        Baumart und galten bis dato als       für einen Förster nachvollziehbar ist, näm-                        schaftswald. Beide Wälder sind über 140
        sehr anpassungsfähig und un-          lich schnell noch die Ernte jahrzehnte-                            Jahre alt. Im seit 32 Jahren nutzungsfrei-
empfindlich gegen Insektenfraß. Aus der       langer Arbeit einzufahren, ist langfristig                         en Naturwald stehen auf einem Hektar
Forstwissenschaft wurde nun ein Szena-        für den Wald ein Problem. Es ist eine Ab-                          inzwischen 733 Kubikmeter Holz, im be-
rio veröffentlicht, das voraussagt, dass      kehr von der vielgepriesenen „Nachhaltig-                          nachbarten Wirtschaftswald nur 363 Ku-
bei einer Klima-Erwärmung um 4°C der          keit“: Denn einerseits steht der Wald un-                          bikmeter. Die Luftbilder zeigen im Natur-
Anteil hessischer Buchenwälder mit ho-        ter dem Druck des Klimawandels, der vor                            wald ein geschlossenes Kronendach, weit-
hem Trockenstressrisiko von 0,1 (vor 2010)    allem in Südhessen zu lichteren Wäldern                            gehend gesund. Im bewirtschafteten Wald
auf 42% im Zeitraum 2041 bis 2070 an-         führt. Hinzu kommt dann aber noch der                              gibt es dagegen große Lücken und viele ab-
steigen wird. Tatsächlich sagen auch Kli-     Nutzungsdruck der Forstwirtschaft. In                              gestorbene Bäume. Je mehr Bäume geern-
maforscher voraus, dass sich Vegetations-     der Folge drohen unsere Wälder immer                               tet werden, desto schneller schreitet das
zonen über Hunderte von Kilometern            lichter, immer jünger, die Bäume immer                             Sterben voran. Freistehende Buchen er-
nach Norden verschieben könnten.              kleiner und dünner zu werden. Die Wäl-                             leiden Sonnenbrand. So sterben im Domi-
                                              der verlieren das kühle Waldinnenklima,                            noeffekt immer mehr Nachbarbäume ab.
Schnelle Ernte als Konsequenz? . Die Forst-   das für typische Waldarten überlebens-                             Wenn wir in Zukunft noch stolze, alte
wirtschaft zog rasch die Konsequenz: In       notwendig ist. Die Arten der alten Wäl-                            Hochwälder erleben möchten, können
einer Art Torschlusspanik gab der Lan-        der mit dicken Bäumen verlieren ihren                              wir uns ein „Weiter so“ in der Forstwirt-
desbetrieb HessenForst eine Arbeitsan-        angestammten Lebensraum.                                           schaft nicht mehr leisten. Walderhaltung
weisung heraus, dass die Buchen rasch                                                                            muss deshalb künftig Vorrang vor der
noch vor der Entwertung gefällt werden        Drohneneinsatz für Waldschutz . Mit meh-                           Holznutzung haben.
sollten, und zwar bereits, wenn sie nur       reren Drohnen-Flügen verglich der NABU
leichte Schäden zeigt. Auch beim Fällen       die Schäden in einem ungenutzten Na-                               Walderhaltungsstrategie . Natürlich müs-
der Eichen „gelte umso mehr: Jetzt oder       turwaldreservat bei Oppershofen in der                             sen wir alles tun, um mit Klimaschutz-
                                                                                                                 maßnahmen den Klimawandel zu brem-
                                                                                                                 sen. Aber die Wirkung wird nur sehr
                                                                                                                 langsam folgen. Noch einige Jahrzehnte
                                                                                                                 wird die Klimaerwärmung fortschreiten.
                                                                                                                 Deshalb muss eine Strategie zur Walder-
                                                                                                                 haltung andere Stressfaktoren verringern.
                                                                                                                 Insbesondere auf die Forstbewirtschaf-
                                                                                                                 tung haben wir Einfluss. Sie kann sofort
                                                                                                                 umgestellt werden. Nur wenn die Lebens-
                                                                                                                 räume der Arten möglichst optimal aus-
                                                                                                                 gestattet sind, können sie Klimastress
                                                                                                                 wie Trockenheit oder heiße Sommer ab-
                                                                                                                 puffern. Wenn insgesamt genug Nahrung
                                                                                                                 vorhanden ist, ist es nicht gleich bedroh-
                                                                                                                 lich, wenn einzelne Futter-Insektenarten
                                                                                                                 verschwinden. Und wenn insgesamt ge-
                                                                                                                 nug Baumhöhlen vorhanden sind, ist es
                                                                                                                 auch nicht so schlimm, wenn im Klima-
                                                                                                                 wandel die Höhlenkonkurrenz verschie-
                                                                                                                 dener Arten zunimmt.

                                                                                                                 Optimale Lebensräume . Optimale Wald-
                                                                                      Shutterstock / Wildmedia

                                                                                                                 lebensräume beginnen bereits mit dem
                                                                                                                 Aufwuchs: Statt Pflanzung sollte das na-
                                                                                                                 türliche Aufwachsen eines „Vorwaldes“
      Schwarzspecht
                                                                                                                 zugelassen werden, reich an Baumarten
                                                                                                                 wie Birke, Pappel, Eberesche oder Vogel-

Frühling 2022                                                                                                                               HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
THEMA | 5

                                   Wenig Schäden im Naturwald                     Viele Schäden im Nutzwald
H-J. Herr

            kirsche. Später müssen mehr Bäume in         Waldprotest wirkt . Die Forderungen des      aufgetreten sind. Wehe, wenn sich in 50
            ihre zweite Lebenshälfte hineinwachsen       NABU Hessen zu Konsequenzen aus der          Jahren das gleiche Sterben wie heute bei
            können, also als Habitatbäume ein Alter      Klimakrise haben schon Wirkung gezeigt:      der Fichte wiederholt. Baumarten aus dem
            von 180 und über 200 Jahren erreichen.       Im Januar verlängerte das Land sein Ein-     Süden sind zwar trockenheitstoleranter,
            Erst dann ist das Arteninventar vollstän-    schlagsmoratorium für über 100-jährige       aber nicht so frostfest. Bei Arten aus an-
            dig. Arten wie die Bechsteinfledermaus       Buchenwälder in europäischen Schutz-         deren Kontinenten ist es oft andersherum.
            oder die Mopsfledermaus und seltene          gebieten für ein Jahr. Aktuell wird die          Daher sollten wir auch künftig auf
            Käfer sind auf eine Mindestdichte ihrer      Naturschutzleitlinie für den Staatswald      unsere heimischen Baumarten setzen. De-
            Quartiere angewiesen, wie Baumhöhlen,        neu gefasst, wozu der NABU gemeinsam         ren Vielfalt ist nämlich viel größer als bis-
            Baumpilze oder abgestorbene Stämme.          mit anderen Verbänden viele Vorschläge       her geahnt: Schon bei uns in Hessen gibt
                Nur über solche Trittsteine im Bio-      eingebracht hat.                             es große genetische Unterschiede bei Bu-
            topverbund können künftig Arten auch                                                      chen, was die Widerstandskraft gegen
            nach Norden wandern, wenn die Verschie-      Buche als Auslaufmodell? . Der Eifer, mit    Trockenheit angeht. Auch können wir
            bung von Vegetationszonen dies verlangt.     dem die Forstwirtschaft nun aber angeb-      Buchen von anderen europäischen Stand-
            Gifteinsatz im Wald muss tabu sein. Op-      lich klimastabile Baumarten aus anderen      orten bei uns einbringen. Die Tier- und
            timal ist, wenn die Holzernte so verläuft,   Kontinenten pflanzt, lässt misstrauisch      Pflanzenwelt ist daran angepasst und zu-
            dass das Kronendach immer weitgehend         werden. Der Abgesang auf die heimische       mindest überraschende Schäden durch
            geschlossen bleibt. Es gilt also, über den   Buche kommt manchen Forstleuten, de-         Insekten sind nicht zu erwarten.
            Wald verteilt immer nur wenige einzelne      nen die Baumart schon lange ein Dorn im          Auch die Epigenetik lässt hoffen: So
            Bäume zu ernten, statt größere Lücken        Auge war, zur Rechtfertigung der Pflan-      können Gene je nach wechselnden Um-
            zu schaffen. Dann entsteht ein vielstufi-    zung schnell wachsenden Nadelholzes          weltbedingungen unterschiedlich abge-
            ger Dauerwald, in dem immer junge und        ganz gelegen. Das kann besser als Bauholz    lesen werden. Das ermöglicht eine An-
            alte Bäume nebeneinander vorkommen.          verwendet werden und bringt damit mehr       passung an Trockenheit von einer Baum-
            Am sichersten im Klimawandel sind na-        Geld ein. Der Landesbetrieb HessenForst      generation zur nächsten. Daher ist damit
            türlich Naturwälder, in denen ganz auf       pflanzt stellenweise bis zu 60% Dougla-      zu rechnen, dass es auch in 100 Jahren
            Holznutzung verzichtet wird. Sie schüt-      sien auf den abgestorbenen Waldflächen       noch beeindruckende Buchenwälder bei
            zen sich selbst. Wir brauchen mehr sol-      nach. Das ist hochriskant, da auch bei der   uns gibt – wenn wir Walderhaltung vor
            cher Wildnisgebiete in Hessen.               Douglasie schon die ersten Schädlinge        Nutzung betreiben. (mh)

            HESSEN natürlich                                                                                                          Frühling 2022
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
6 | VOR ORT

Neuer Lebensraum für Kröten und Reptilien
Naturschutzeinsatz von NABU und NAJU Frankenberg an den „Weißen Bergen“

                                                                                                   sen sollen die sonnigen kahlen Flächen
                                                                                                   offen bleiben. Die alten Abraumhalden
                                                                                                   sind ein wichtiges geologisches Denkmal
                                                                                                   und Zeugen früherer Bergbautradition.
                                                                                                   Zwischen Frankenberg und Geismar wur-
                                                                                                   den von 1590 bis 1818 kupfer- und silber-
                                                                                                   reiche Erze im „Kupfermergel“ des Unte-
                                                                                                   ren Zechsteins abgebaut. In bis zu 70 Me-
                                                                                                   ter tiefen Stollen wurde das erzhaltige
                                                                                                   Flöz von Hand gehauen und zu den För-
                                                                                                   derschächten verbracht. Eine noch offe-
                                                                                                   ne Halde befindet sich an den „Weißen
                                                                                                   Bergen“ südlich der Hofanlage „Zechen-

                                                                                       F. Seumer
                                                                                                   haus“. Hier befand sich die „Krallwäsche“,
                                                                                                   in der die Erzbrocken für die Verhüttung
                                                                                                   aufbereitet wurden.

A
        uch in Corona-Zeiten sind NABU       penstunde jeden Freitag wurde aufgrund
        und NAJU Frankenberg weiterhin       der guten Resonanz seit Anfang Novem-                 Lebensraum für Kröten . Ob mit Motorsä-
        draußen in der Natur aktiv. Ob       ber in zwei Gruppen mit maximal jeweils               ge, Handsägen oder Astscheren – die ins-
Nistkastenreinigung, Baumpflanzaktio-        zehn Teilnehmern aufgeteilt. Ende Janu-               gesamt 20 Helfer aller Altersstufen arbei-
nen, Kopfweidenpflege, Obstbaumschnitt       ar war die NAJU an den „Weißen Bergen“                teten Hand in Hand. Auch zwei Sozial-
– an der frischen Luft ist vieles möglich.   bei Frankenberg aktiv, um die alten Berg-             stundenableister wurden in die Gruppe
Helfer aller Gruppen, auch Eltern von        bauhalden mit zwei Tümpeln als Lebens-                integriert. Der stellvertretende NABU-
Kindern, packen mit an und freuen sich       raum vieler seltener Amphibien, Reptilien,            Kreisvorsitzende Karl-Heinz Bastet pack-
über die Aktivangebote in einer schwie-      Schmetterlinge und seltener Pflanzen auf              te an seiner Joggingstrecke aktiv mit an.
rigen Zeit. Teilweise in mehreren kleinen    Dauer zu erhalten.                                    In einem weiteren Arbeitseinsatz soll die
Gruppen, teilweise auf großer Fläche                                                               Moos- und Humusschicht abgehackt und
werden die Kinder und Jugendlichen un-       Alte Bergbauhalden . Durch die Fällung                das Gestein aufgelockert werden, um wie-
ter Einhaltung der Corona-Regeln jeden       von Kiefern und Erlen sowie das Zurück-               der Hohlräume für die seltenen Geburts-
Samstag aktiv. Die wöchentliche Grup-        schneiden von Haselnuss und Heckenro-                 helferkröten zu schaffen. (Frank Seumer)

Bundesverdienstkreuz für Manfred Vogt
Auszeichnung für langjährigen NABU-Vorsitzenden von Limeshain

K
         urz vor seinem 70. Geburtstag       in hohe Ämter. So übernahm er im Jahr
         wurde dem langjährigen Vorsit-      1992 den Vorsitz der Natur- und Vogel-
         zenden des NABU Limeshain, der      schutzgruppe Rommelhausen, der heuti-
erst kurz zuvor sein Amt weitergereicht      gen NABU-Gruppe Limeshain. Er führte
hatte, eine große Ehre zuteil: Aus der       die NABU-Gruppe von 1990 bis 1999 und
Hand des Landrats Jan Weckler erhielt        von 2013 bis 2021. Von 1989 bis 1994 war
der engagierte Naturschützer das Bundes-     der passionierte Naturfotograf zudem Vor-
verdienstkreuz am Bande. Geehrt wurde        sitzender des NABU-Kreisverbands Wet-
er für sein unermüdliches und vielseiti-     terau. In dieser Zeit brachte er viele örtli-
ges Wirken im Naturschutz.                   che Vogelschutzgruppen dazu, den NABU-
    Schon als Jugendlicher war Manfred       Gruppen beizutreten, so dass sie die Vor-
Vogt in der Naturschutzgruppe Rommel-        teile des bundesweit agierenden Verban-
hausen aktiv und kümmerte sich um            des nutzen konnten. Vom NABU erhielt
                                                                                                                                                    M. Vogt

Nisthilfen für Vögel und um Feldgehölze.     er für seine großen Verdienste um die Na-
Seine NABU-Karriere führte ihn später        tur bereits die Goldene Ehrennadel. (bl)              Manfred Vogt (r.) und Landrat Jan Weckler (l.)

Frühling 2022                                                                                                                       HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
VOR ORT | 7

Jagende Nachtkobolde über dem Bruchsee
NABU Langen veranstaltet große Fledermausexkursion zur Batnight

E
         nde August fand erstmals nach ei-   reitet mit Plüschfledermaus, Präparaten
         nigen Jahren wieder eine Fleder-    und diversen Fotofolien und erzählte viel
         mausexkursion zur Batnight statt.   Spannendes über die nachtaktiven Tiere
Der NABU Langen konnte den Experten          und ihre Lebensweise. Die Kinder durften
Rudolf Keil für die Veranstaltung gewin-     bei der Präsentation helfen.
nen. Nach mehreren Vorabbegehungen
zusammen mit dem langjährigen NABU-          Jagende Fledermäuse . Und die Fledermäu-
Aktiven Dieter Ohler stand die Route fest:   se? Tja, die kamen wie bestellt, alle De-
Es sollte der Bruchsee in Egelsbach sein.    tektoren sprangen an und man hörte nur

                                                                                                    S. Kiefer
Der Bruchsee und die umliegenden Wie-        gebanntes „Oh, ah, Mami, guck‘ mal!“.
sen sind seit Jahrzehnten fester Bestand-    Erwachsene wie Eltern waren davon fas-
teil der Arbeit der NABU-Gruppe. Deswe-      ziniert, die Fledermäuse bei Dämmerung
gen waren vor allem die langjährigen Ak-     an den Heidelbeerplantagen jagen zu se-
tiven von dem Vorschlag begeistert.          hen. Der Höhepunkt folgte bei fast kom-
                                             pletter Dunkelheit am Bruchsee. Die Ta-
Große Resonanz . Aufgrund der aktuellen      schenlampen aus und die Rotlichtlampen
Corona-Zahlen durfte man sich mit bis        an: Es war ein faszinierendes Schauspiel,
100 Personen im Freien treffen. Die NABU-    zu sehen, wie Wasserfledermäuse jagen.
Gruppe hatte nicht damit gerechnet, dass     Das Fazit: Der Abend hatte sich für alle
so viele Leute kommen würden, doch ganz      Beteiligten rundum gelohnt, und der
schnell waren es etwa 30 Erwachsene und      Spendenhut am Ende war gut gefüllt. Die
noch mal so viele Kinder. Der Referent       Nachfrage war so groß, dass Anfang Sep-

                                                                                                    S. Kiefer
Rudolf Keil sagte dazu nur: „Fledermäu-      tember eine zweite Fledermausexkursion
se gehen immer“. Er war perfekt vorbe-       angeboten wurde. (Simone Kiefer)

Kein neues Gewerbegebiet in der Lahnaue
NABU Marburg setzt sich für ein Ende des Flächenfraßes ein

K
         opfschütteln und völliges Unver-    tigt. Zu nennen sind insbesondere die Ver-
         ständnis bei Naturschützern*in-     dichtung und Versiegelung von wertvol-
         nen hat die Absicht des Marbur-     lem Auenboden, der ein unterschätzter
ger Oberbürgermeisters hervorgerufen,        Klimaschützer ist und für Wasserrück-
die südliche Lahnaue im Bereich des „Cap-    halt sorgt, sowie die stoffliche Belastun-
pler Feld“ als Gewerbegebiet in den neu-     gen der Lahn während des Baus und des
en Regionalplan aufzunehmen und da-          späteren Gewerbebetriebs. Weitere Aspek-
mit eine künftige Versiegelung in einem      te sind die zusätzliche Licht- und Lärm-
ausgewiesenem Vorranggebiet für den          verschmutzung sowie der Verlust von
vorbeugenden Hochwasserschutz zu pla-        Lebensräumen für Flora und Fauna, die
nen. Die vom Oberbürgermeister propa-        bereits bestehen oder durch Renaturie-
gierten Pläne widersprechen nicht nur        rungsmaßnahmen geschaffen wurden.
einer glaubwürdigen Strategie zur Klima-     Nicht zuletzt ist die Lahnaue ein wichti-
anpassung.                                   ger Naherholungsraum für die ohnehin
                                             dicht besiedelte Stadt.
Wichtige Umweltleistungen . Die Pläne pas-       Alles in allem fehlt es den Plänen an
sen auch nicht zu den Projektzielen des      Substanz. Eine derartige Gewerbegebiets-
von der EU geförderten LIVE-Projekts         ausweisung gehört einer altbackenen Po-
„Living Lahn“. Auch andere Umweltleis-       litik von gestern an, die die drängendsten
                                                                                                    H. Möller

tungen werden von den Plänen stark und       Probleme der Zeit offenbar immer noch
teilweise unwiederbringlich beeinträch-      nicht begriffen hat. (Christian Höfs)

HESSEN natürlich                                                                          Frühling 2022
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8 | VOR ORT

Metzrenette und Weilburger Himbeerapfel
NABU Bad Nauheim pflanzt neue Obstbäume auf Streuobstwiesen

                                                                 hochstämmige Obstbäume       sowie seltenere wie Metzrenette, Weilbur-
                                                                 zur Nachpflanzung in oder    ger und Oberländer Himbeerapfel. Die
                                                                 Neuanlage von Streuobst-     Aktiven des NABU Bad Nauheim setzten
                                                                 wiesen zu einem sehr güns-   diesen Herbst im Rahmen der Obstbaum-
                                                                 tigen Preis zu beziehen.     pflanzaktion 15 junge Hochstämme, 12
                                                                 Ebenso pflanzt der NABU      davon auf der großen Streuobstwiese „Am
                                                                 Bad Nauheim jährlich meh-    Steinweg“ neben dem Skulpturenpark
                                                                 rere Obstbäume auf den       und drei auf der Obstwiese „Erbe“ in Nie-
                                                                 von ihm betreuten Streu-     der-Mörlen. Alle Bäume wurden kräftig
                                                                 obstwiesen in vorhandene     gewässert und mit einem Verbissschutz
                                                                 Lücken oder als Ersatz für   versehen.
                                                                 abgängige Altbäume, um
                                                                 so den Bestand zu erhalten   Streuobstwiesen-Schutz . Die bisher gut
                                                      M. Franz

                                                                 und zu verjüngen.            120 Apfelsorten auf den NABU-Pflegeflä-
                                                                                              chen wurden durch weitere alte und sel-
                                                            Seltene Sorten . Die Bestel-      tene (Lokal-)Sorten wie Dorheimer Streif-

A
        uch im Jahr 2021 fand wieder die      ler konnten ihre Obstbäume Anfang No-           ling, Hessische Tiefenblüte und Friedber-
        jährliche Obstbaum-Pflanzaktion       vember in Nieder-Mörlen zusammen mit            ger Bohnapfel ergänzt.Um dem Verschwin-
        des NABU Bad Nauheim statt. Bei       Baumpfahl, Drahthose als Verbissschutz          den der wertvollen Streuobstwiesen aus
dieser haben Eigentümer oder Pächter          und Kokosstrick zum Anbinden abholen.           der Landschaft etwas entgegen zu setzen,
von Obstwiesen in den Gemarkungen die         Insgesamt wurden 29 verschiedene Apfel-         führt der NABU Bad Nauheim die Obst-
Möglichkeit, im Rahmen einer von der          sorten geordert, darunter allgemein be-         baum-Pflanzaktionen seit bald drei Jahr-
Stadt bezuschussten Sammelbestellung          kannte wie Goldparmäne und Boskoop              zehnten durch. (Mirko Franz)

Mit der Fotokamera im Einsatz für die Natur
                                                                                                                       
NABU trauert um Naturfotografen und Naturschützer Dieter Bark

U
         nter der Überschrift „Was bleibt?“   er 1964 seine erste Stelle im
         stellte die Waldeckische Landes-     damaligen Forstamt Bad Wil-
         zeitung im Jahr 2018 ein Video       dungen an. 1971 übernahm
mit einzigartigen Naturfotos von Dieter       er bis zu seiner Pensionierung
Bark auf ihre Internetseite. Nun ist Die-     im Jahr 2003 die Revierförste-
ter Bark Ende Dezember im Alter von 83        rei Twiste. Diesem Ort blieb er
Jahren gestorben. Die Frage „Was bleibt?“     als engagiertes Mitglied des
ist mit dem Verweis auf seinen riesigen       NABU Twistetal besonders ver-
Schatz an weit über 100.000 Naturfotos        bunden. Es bedeutete ihm sehr
aus dem Waldecker Land zu beantworten.        viel, dass er trotz seiner Krank-
                                              heit in Feld und Wald unter-
Wertvolle Bilddokumente . Dem NABU-           wegs sein und zuletzt nur noch
Aktiven, Naturschützer und pensionier-        vom Auto aus erstaunliche Na-
                                                                                                                                      M. Dämmer

ten Forstmann war es wichtig, dass seine      turdokumente schaffen konn-
wertvollen Dokumente aus heimischer           te. Mit insgesamt fünf Bild-
Fauna und Flora auch künftig für die Öf-      bänden schuf Bark auch wert-
fentlichkeitsarbeit im Naturschutz gesi-      volle Buch-Dokumente zur heimischen             die Öffentlichkeitsarbeit benötigte, war
chert wurden. Schon im Kindesalter ent-       Natur: Zwei Orchideenbände, „Im Wald            Dieter Bark stets hilfsbereit. Der NABU
deckte Dieter Bark seine Liebe zur Natur,     der Bilche“, „Im Tal der Twiste“ und ein        Hessen, der Kreisverband Waldeck-Fran-
indem er Tiere pflegte, um sie wieder in      Erzählbuch für Kinder über den Uhu.             kenberg und seine Gruppe Twistetal wer-
die Natur entlassen zu können. Nach sei-      Wenn der NABU auf Kreis- oder Landes-           den Dieter Bark in dankbarer Erinnerung
ner Ausbildung für den Forstdienst trat       ebene Naturfotos für Publikationen oder         behalten. (Wolfgang Lübcke)

Frühling 2022                                                                                                           HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
VOR ORT | 9

Brutvogelerfassung auf dem Hauptfriedhof
NABU Frankfurt nutzt digitale Technik für Nistkastenmonitoring

D
        ie Rufe von Kolkraben und Ha-         len Daten von Interesse sind und wie die
        bicht verbindet kaum jemand           Erfassung am besten angegangen wird.
        mit Frankfurt am Main. Die gro-       Das eigentliche Projekt „Nistkastenkar-
ßen Vögel lassen sich jedoch auch in der      tierung“ startete dann im Oktober und
Stadt hören und beobachten. Der Frank-        reichte bis in den November. Samstags
furter Hauptfriedhof mit seinem alten         und sonntags hieß es im Signal-Chat je-
Baumbestand und seiner beträchtlichen         weils „Treffpunkt Hauptfriedhof 10:00“
Größe bietet ihnen eine Oase in der Groß-     – wer ist dabei? So entstand ein festes

                                                                                                     V. Bangert
stadt. Der NABU tut einiges, um dieses        Kernteam, insgesamt beteiligten sich elf
Stück Natur für die Vogelwelt zu erschlie-    Vereinsmitglieder.
ßen. Dazu gehört auch die Betreuung von
etwa 250 Nistkästen.                          Erfassung per Smartphone . Vor Ort erfass-
                                              ten die Vogelschützer per Smartphone
Viele Nistkästen . Die Betreuung von so       Typ, Zustand, Baumbefestigung, Himmels-
vielen Nistkästen auf einem 70 Hektar         richtung und vorsichtshalber die zugehö-
großen Gelände ist kein Kinderspiel. Nie-     rige Nummer im Baumkataster. Der Um-
mand kann sich in dem weitläufigen Are-       gang mit der Technik war etwas gewöh-
al die Lage der Nisthilfen merken. Jahr       nungsbedürftig. Da das nicht jedermanns
für Jahr war es bei oft winterlichen Tem-     Sache war, teilten sich kleine Teams die
peraturen eine zeitaufwendige Suche.          Arbeit: einer öffnete und reinigte den

                                                                                                     V. Bangert
Fröstelnd überlegten die NABU-Aktiven         Nistkasten, eine erfasste die Daten und
immer mal wieder, ob es auch anders gin-      fotografierte, eine Dritte sprühte zu gu-
ge. Könnte man nicht eine digitale Kar-       ter Letzt das NABU-Logo leuchtend blau
te anlegen? Wie leicht wäre es dann, die      auf die Vorderseite.
Nistkästen zu finden. Vielleicht ließen           Im neuen Jahr geht es nun darum, mit
sich auf der Basis gesammelter Beobach-       Hilfe der digitalen Karte die brütenden
tungsdaten auch bestimmte Arten wie der       Arten genau zu bestimmen und offen-
Trauerschnäpper gezielter unterstützen.       sichtliche Nistkastenlücken zu schließen.
                                              Wichtig ist dabei eine größere Differen-
Verabredung im Chat . Im Jahr 2021 war        zierung der Nistkastentypen und der Käs-
es so weit. Zum Auftakt traf sich eine        tenverteilung. Sie sollen z.B. an Stellen,

                                                                                                     V. Bangert
Schar NABU-Aktiver direkt vor Ort. Ge-        wo der Trauerschnäpper vorkommt, dich-
meinsam überlegte man, welche digita-         ter gehängt werden. (Volker Bannert)

Besondere Auszeichnung für Peter Koswig
NABU-Vorsitzender von Korbach erhält Ehrenbrief des Landes Hessen

F
       ür seine großen Verdienste im Na-      Arbeit lassen sich sehen. Auch die Rena-
       turschutz wurde der Vorsitzende        turierung der mittleren Marbeck und der
       des NABU Korbach, Dr. Peter Kos-       Werbeaue bei Strothe hat er vorangetrie-
wig, mit dem Ehrenbrief des Landes Hes-       ben. Peter Koswig selbst bezeichnet das
sen ausgezeichnet. Seit 1990 setzt sich der   Erreichte als „schöne Einzelerfolge im Ar-
engagierte Naturschützer als Gruppen-         tenschutz“ und blickt voller Tatendrang
Vorsitzender für den Erhalt der biologi-      in die Zukunft: „Es gab schon große Ver-
schen Vielfalt ein. Ob die Renaturierung      luste bei Insekten und Vögeln. Besonders
des Kuhbachs, die Ansiedlung einer Auer-      schlimm ist der Artenschwund bei Amphi-
ochsherde zur Landschaftspflege oder der      bien und Reptilien. Auch Pflanzenarten
                                                                                                     S. Rösner

Schutz von Dohlen in den Türmen der           sind vom Aussterben bedroht. Hier müs-
Altstadt – die Ergebnise der langjährigen     sen wir unbedingt gegensteuern.“ (bl)

HESSEN natürlich                                                                           Frühling 2022
HESSEN natürlich Frühling 2022 - Buche Baum des Jahres - NABU
10 | VOR ORT

Unterstützung für die wendigen Flugkünstler
NABU Lahn-Dill zeichnet zwei „Schwalbenfreundliche Häuser“ aus

                                                      D
                                                               er NABU-Kreisverband Lahn-Dill             nung. Frank Markus Dietermann vom
                                                               zeichnete im Winter wieder zwei            Vorstand des NABU-Kreisverbandes über-
                                                               Gebäude als Schwalbenfreund-               reichte je eine Urkunde und eine Plaket-
                                                      liche Häuser aus. Eine Auszeichnung er-             te. Die Plaketten werden am Wohnhaus
                                                      folgte für das Haus von Thomas Mohri                von Thomas Mohri und am Eingangsbe-
                                                      in Steinbach. An dem Gebäude sind ins-              reich der Schule befestigt.
                                                      gesamt acht Nester für die Mehlschwal-
                                                      ben angebracht. Die Nester werden laut              Frühlingsbote . Die Lebensgrundlagen von
                                                      Mohri von den Mehlschwalben sehr ger-               Mehl- und Rauchschwalben verschlech-
                                                      ne angenommen. Genug Nahrung finden                 tern sich in unseren Dörfern und Städten
                                                      die Schwalben am nahen Bach.                        immer mehr, da es immer weniger Insek-
                                                                                                          ten und Brutplätze gibt. Von daher ist ge-
                                                      Auszeichnung für Schule . Sodann konnte             rade die Schaffung von Schwalbennestern
                                                      die Grundschule Roßbachtal als Schwal-              unentbehrlich. Schon seit vielen Jahrhun-
                                                      benfreundliches Haus ausgezeichnet wer-             derten gelten die wendigen Flugkünstler
                                                      den. Hier wurde ein Schwalbenturm auf-              als Frühlingsboten. Deswegen will der
                                                      gebaut. Auch dort finden die Mehlschwal-            NABU Lahn-Dill mit der Auszeichnung
                                       S. Niggemann

                                                      ben Insekten am Roßbach. Die Schulkin-              einen Beitrag zum Schutz der Schwalben
                                                      der zeigten sich erfreut über die Auszeich-         leisten. (Frank Markus Dietermann)

Erfolgreiche Samenernte mit dem Wiesefix
NABU Hersfeld-Rotenburg sammelt gebietsheimisches Saatgut
                                        B. Sauer

                                                                                                                                                  B. Sauer
                                                                                               B. Sauer

D
         er NABU-Kreisverband Hersfeld-               zusiedeln. Durch die Wahl des Sammel-               verletzt wieder in die Freiheit entlassen.
         Rotenburg freut sich über eine               zeitpunktes und die Möglichkeit der Hö-             Mit dem Wiesefix kann sichergestellt
         neue und bisher nicht allzu be-              heneinstellung der rotierenden Bürste               werden, dass nur gebietseigenes Saatgut
kannte Errungenschaft namens „Wiese-                  kann gezielt Saatgut von gewünschten                gesammelt wird. Dieses kommt von hei-
fix“. Zukünftig soll im Naturschutz ver-              Pflanzenarten gesammelt werden.                     mischen Wildpflanzen, die genetisch per-
stärkt auf gebietsheimisches Saatgut ge-                                                                  fekt an die regionalen Bedingungen an-
setzt werden. Im Rahmen der Biodiversi-               Keine Insektenschäden . Mit einer rotie-            gepasst sind. Viele Insektenarten benöti-
tätsverpflichtungen lässt er sich verwen-             renden Bürste werden die reifen Samen-              gen genau solche Wildpflanzen, etwa als
den, um artenreiche Wiesen in der Regi-               körner von den Pflanzen gestreift und in            Raupenfutter oder Nektarquellen. Der
on neu anzulegen oder wiederherzustel-                einem Auffangbehälter gesammelt. Die                Wiesefix soll die Gewinnung von loka-
len. Mit dem Wiesefix kann man ganz                   Pflanzen bleiben stehen und eine anschlie-          lem Saatgut im Landkreis zukünftig er-
gezielt den Samen bestimmter Pflanzen-                ßende Heunutzung ist möglich. An den                leichtern, denn er kann von einer Person
arten von einer Wiese ernten, um diese                abgeernteten Pflanzen entsteht kein Scha-           bedient werden und das Saatgut selbst-
an anderer gewünschter Stelle wieder an-              den und Insekten werden als Beifang un-             fahrend abernten. (Bernd Sauer)

Frühling 2022                                                                                                                        HESSEN natürlich
VOR ORT | 11

Große Verdienste für Mensch und Natur

                                                                                                                    
NABU-Kreisverband Dieburg trauert um Naturschützer Dietmar Wanke

A
        ls Gründungsmitglied war Diet-        ten-Ausstellung, die viele Besucher faszi-
        mar Wanke lange Jahre Vorsitzen-      nierte. In den letzten Jahren kümmerte
        der der NABU-Gruppe Ueberau           er sich auch sehr intensiv um die Presse-
und lenkte die Ausrichtung der Natur-         und Öffentlichkeitsarbeit auf Kreisebene.
schutzarbeit vor Ort. Darüber hinaus ar-
beitete er von 1989 bis 2018 im Vorstand      Besondere Verdienste . Außerdem war er
des NABU-Kreisverbands Dieburg mit. Dort      seit Juli 1999 Beauftragter für Vogelschutz
kümmerte er sich nicht nur um die Vo-         der Staatlichen Vogelschutzwarte. Er stell-
gelwelt, sondern sorgte sich auch leiden-     te sein ehrenamtliches Engagement als
schaftlich um die Orchideenvorkommen          fachkundiger Naturschützer auch für die
in seiner Heimatstadt Reinheim.               Beratung der Behörden zur Verfügung,
                                              so war er von 2006 bis 2016 Mitglied im

                                                                                            L. Jacob
Aktiv im Vogelschutz . Seit vielen Jahren     Naturschutzbeirat des Landkreises und
organisierte er die Nistkasten-Sammelbe-      seit 1989 Mitglied im Umweltarbeitskreis
stellungen für den NABU-Kreisverband          der Stadt Reinheim.                           verdient gemacht. Der NABU Ueberau und
Dieburg und beteiligte sich intensiv an           Dietmar wusste, was es bedeutet, ne-      der NABU-Kreisverband Dieburg trauern
den Arbeiten an der Naturschutzscheu-         ben Familie und Beruf derart viel Zeit und    um einen engagierten Mitstreiter und ei-
ne am Reinheimer Teich. Beispielswei-         Geld in ehrenamtliche Tätigkeiten zu in-      nen guten Freund. Sie werden ihn in sehr
se organisierte er dort oft anlässlich des    vestieren. Er hat sich für Mensch und Na-     guter Erinnerung behalten und sind ihm
Kelterfestes eine umfangreiche Obstsor-       tur sowie den NABU in besonderem Maße         dankbar. (Dr. Lothar Jacob)

Mauerseglerkästen und Fledermausquartiere
NABU Wettenberg zeichnet Forsthaus für Artenschutz am Gebäude aus

E
        s ist schon einige Monate her, dass   tenquartiere für Fledermäuse befinden
        die Gebäude des Forstamts Wet-        sich hinter der Fassade des Hauptgebäu-
        tenberg in Krofdorf-Gleiberg sa-      des in Fensternischen und in der Boden-
niert wurden. Heinz-Jürgen Schmoll war        deckelschalung einer Giebelwand. Die
seinerzeit verantwortlich für die Organi-     raffinierten Details wurden von NABU-
sation der Maßnahme und schaltete den         Vorstandsmitglied Oliver Wegener mit
NABU Wettenberg ein. Denn neben den           seiner Firma Agrofor konzipiert und in
acht Mehlschwalbennestern und je einem        die Praxis umgesetzt.
Nistkasten für Mauersegler und Schleier-
                                                                                                                                  T. Mattern

eulen wollte man gerne mehr tun. Und          NABU-Auszeichnungen . Für die umfang-
so bietet das Forstamt nach den Renovie-      reichen Artenschutzmaßnahmen am
rungsarbeiten nun in vorbildlicher Weise      Gebäudekomplex erhielt das Forstamt
weitere Nistplätze und Quartiere. Alles       Wettenberg vor Weihnachten zwei Aus-
in allem wurden acht zusätzliche Mehl-        zeichnungen vom NABU: Das Gebäude
schwalbennester samt Kotbrettern, weite-      darf sich nun mit den Plaketten „Fleder-
re Mauerseglerkästen, ein zweiter Schlei-     mausfreundliches Haus“ und „Schwalben
ereulenkasten im Dachraum sowie zahl-         willkommen“ schmücken. Forstamtslei-
reiche Fledermausquartiere montiert.          ter Heinz-Jürgen Schmoll freute sich, die
                                              beiden Auszeichnungen an einem seiner
Mauerseglerkästen . Man muss schon ge-        letzten Arbeitstage vor der Pensionierung
nau hinsehen, um die neuen Nisthilfen         zusammen mit dem für Naturschutzge-
und Quartiere zu entdecken: Die Mauer-        biete zuständigen Kollegen Holger Brusi-
seglerkästen wurden wie die Pfetten           us von den NABU-Aktiven Oliver Wege-
                                                                                                                                  T. Mattern

gestrichen und so montiert, dass es wie       ner und Tim Mattern entgegennehmen
eine aufgedoppelte Pfette aussieht. Spal-     zu dürfen. (Dr. Tim Mattern)

HESSEN natürlich                                                                                                        Frühling 2022
12 | VOR ORT

Vierzig künstliche Quartiere für Fledermäuse
NABU Butzbach hilft dem Braunen Langohr im geschädigten Stadtwald

                                                          N
                                                                   n den letzten Jahren kam es be-     umgehend bereit, sein Wissen mit dem
                                                                   dingt durch die anhaltende Tro-     NABU Butzbach zu teilen und schlug
                                                                   ckenheit und den anschließen-       eine Auswahl von Holzbetonhöhlen vor,
                                                          den Borkenkäferbefall im Butzbacher          die Waldfledermäuse gerne annehmen,
                                                          Stadtwald zu einem massiven Einschlag        weil sie sich als haltbar, gut klimatisiert
                                                          von geschädigten Fichtenbeständen. Man       und für die Fledertiere sicher erwiesen
                                                          kann davon ausgehen, dass die umfang-        haben. Er empfahl eine Kombination aus
                                Shutterstock/C. Korkosz

                                                          reichen Arbeiten nicht nur zu Störungen      Spaltenkästen, die abstehende Rinde nach-
                                                          der Fledermäuse unmittelbar an den be-       ahmen und Rundkästen, die Spechthöh-
                                                          troffenen Standorten, sondern auch in        len ähnlich sind.
                                                          benachbarten Waldbereichen wie Buchen-
                                                          oder Eichenmischwäldern geführt haben.       Vierzig Quartierkästen . Im Frühling 2021
                                                          Außerdem sind ältere Buchen, die den         wurden vierzig Schlafkästen in kleinen
                                                          Fledermäusen als Habitatbäume dienen,        Gruppen in verschiedenen Waldberei-
                                                          von der Trockenheit der letzten Jahre so     chen aufgehängt. Damit dort auch ein
                                                          geschwächt, dass sie von einer aggressi-     passdendes Nahrungsangebot zu finden
                                                          ven Pilzkrankheit befallen wurden. So        ist, wurde dabei lichter Laub- und Misch-
                                                          gehen nach und nach viele Quartiere als      wald, wenn möglich sogar in der Nähe
                                                          Unterschlupfmöglichkeit verloren.            eines kleinen Baches mit feuchter Wiese
                                                                                                       in Waldrandlage, bevorzugt. Ganz freu-
                                                          Künstliche Quartiere . Deshalb entstand      dig überrascht waren die NABU-Aktiven,
                                                          beim NABU Butzbach Anfang 2020 die           als sie Anfang Oktober bei der ersten Säu-
                                                          Idee, Fledermauspopulationen im Butz-        berung und Kontrolle nach vier Monaten
                                                          bacher Stadtwald mit künstlichen Quar-       feststellten, dass in dieser kurzen Zeit
                                                          tieren zu unterstützen. Die Initialzün-      bereits ein Drittel der neu aufgehängten
                                K. Leuschke

                                                          dung ermöglichte der Fledermausexperte       Fledermaushöhlen angenommen worden
                                                          Josef Köttnitz. Glücklicherweise war er      waren. (Karolina Leuschke)

Saumlebensräume sichern die Artenvielfalt
NABU Hungen setzt sich für mehr Naturschutz in der offenen Feldflur ein

                                                          I
                                                               n der offenen Feldflur bestimmen        sind mittlerweile viel seltener geworden.
                                                               vor allem intensiv genutzte landwirt-   Deshalb sind Säume wie Acker- und Wie-
                                                               schaftliche Bereiche das Bild vieler    senraine, Graswege, Ufer- und Wegebö-
                                                          Gemarkungen. Insekten sind als ökolo-        schungen, Brache- und Uferstreifen, He-
                                                          gische Stabilitätsanker und Nahrungs-        cken- und Waldsäume für die Erfüllung
                                                          grundlage notwendig, aber durch die zu-      von Lebensraumfunktionen von existen-
                                                          nehmende Bewirtschaftungintensität in        tieller Wichtigkeit.
                                                          Arten- und Individuenzahl vor allem in
                                                          den letzten drei Jahrzehnten stark zu-       Wichtige Säume . Der Erhalt von vorjähri-
                                                          rückgedrängt worden. Sie sind in allen       gen Saumstrukturen und Altgrasbestän-
                                                          Lebensraumtypen anzutreffen und sehr         den ist ein wichtiger Überlebensfaktor
                                                          oft ganz speziell ökologisch eingenischt.    für viele Vögel des Offenlandes. Wie für
                                                              So benötigt der Perlmuttfalter expli-    das einst seltene Schwarzkehlchen, das
                                                          zit im zeitigen Frühjahr blühende Acker-     in den letzten Jahren durch gezielte Hilfs-
                                                          veilchen als Eiablage- und Nahrungspflan-    maßnahmen und veränderte Klimabe-
                                                          zen. Ehemals selbstverständlich vorkom-      dingungen mit höheren Temperaturen
                                                          mende Arten wie z.B. Distelfalter, Feld-     sein Verbreitungsgebiet in Hessen auswei-
                                 B. Fritz

                                                          grillen und bodenbewohnende Mistkäfer        ten konnte. (Stephan Kannwischer)

Frühling 2022                                                                                                                     HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13
   F. U. Pfuhl

                                                                                                                                                    F. U. Pfuhl
                                                                                                                                 Ausbildung
                                                                                          Im Rahmen der Naturführer*innen-
                                                                                                                   nsra  umk   ennt nisse sowie
                                                                                          werden Arten- und Lebe
                                                                                                                ittelt . Dazu  werd  en verschie-
                                                                                          Naturerlebnisse verm
                                                                                                               wie Wäld   er, Obst wies en und
                                                                                           dene Lebensräume
                                                                                           Flusslandscha ften besu cht.
                                                                            F. U. Pfuhl

NABU bildet Naturführer aus
Neue Kursreihe der NABU-Umweltwerkstatt gGmbH geht an den Start

S
        ie bieten hautnahe Erlebnisse mit   Module. Vermittelt werden sowohl die di-                 und Wahl-Module finden generell in klei-
        Bibern, Eulen oder Fledermäusen,    daktischen und methodischen Fähigkei-                    nen Gruppen immer im Freien statt. Da-
        führen zu den wildesten und auf-    ten, um eine Naturführung gestalten zu                   bei werden verschiedene Lebensräume
regendsten Naturgebieten, vermitteln        können, als auch Grundkenntnisse zur                     im Wetteraukreis ausgesucht. Die ver-
Interessantes zu Natur und Landschaft       Natur, zu Tier- und Pflanzenarten sowie                  mittelten Kenntnisse sind aber auch auf
und werben für den Naturschutz und da-      zu Lebensräumen.                                         andere Landschaften Deutschlands und
für, auch in der Freizeit auf die Natur                                                              Mitteleuropas übertragbar.
zu achten und nicht störend quer durch      Kurs mit Wahl-Modulen . Im Jahr 2022 ist
Naturschutzgebiete zu laufen: Die NABU-     der Kurs individuell konfigurierbar mit                  Mehr Naturführungen . Mit diesem Ange-
Naturführer*innen sind bereits zu einer     Wahl-Modulen zu verschiedenen Themen                     bot will der NABU insbesondere Mitglie-
festen Größe geworden, an über 200 Ver-     und einer großen Auswahl an Online-Se-                   der von naturschutzorientierten Verei-
anstaltungstagen im Jahr begeistern sie     minaren. Diese Online-Seminare können                    nen, aber auch Lehrer*innen, Erzieher*
an Kindergärten und Schulen, führen         unabhängig von der gesamten Ausbil-                      innen und an der Natur Interessierte fit
Gruppen durch die Natur oder halten         dung auch separat als „Flatrate“ gebucht                 für Führungen machen. Damit soll der
spannende Vorträge.                         werden. In drei Pflicht-Modulen werden                   zunehmenden Nachfrage nach Führun-
                                            zunächst die Grundlagen des Naturschut-                  gen und Erlebnisaktionen in Natur und
Viel Erfahrung . Die NABU-Umweltwerk-       zes und der Umweltpädagogik vermittelt.                  Landschaft Rechnung getragen werden.
statt hat die Ausbildungsreihe bereits im   Aus 20 Wahl-Modulen müssen sich die                      Weitere Informationen und ein Faltblatt
Jahr 2010 konzipiert und schon über 280     Teilnehmer dann mindestens drei aus-                     zur diesjährigen Ausbildungsreihe gibt
NABU-Naturführer aus Hessen und den         suchen und können sich so unter ande-                    es auf der Internetseite der NABU-Um-
anliegenden Bundesländern ausgebildet.      rem auf die Themen ‚Vogelkunde‘, ‚Wald‘                  weltwerkstatt unter  www.nabu-natur-
Die Ausbildung gliedert sich in sechs       oder ‚Insekten‘ spezialisieren. Die Pflicht-             fuehrer.de (Frank Uwe Pfuhl)

HESSEN natürlich                                                                                                                            Frühling 2022
14 | LANDESWEIT

Orangene Federn mit schwarzen Punkten
Der prächtige Wiedehopf wurde zum Vogel des Jahres 2022 gekürt

                                                    richtet, ist er ein echter Hingucker. Er          Darmstadt und Groß-Gerau. Hier küm-
                                                    liebt warme Regionen, weshalb er in Hes-          mert sich der NABU um den Schutz des
                                                    sen nur in den südlichen Landkreisen vor-         außergewöhnlichen Vogels. Um dem Wie-
                                                    kommt. Als Zugvogel verbringt er den              dehopf zu helfen, pflegen sie geeignete
                                                    Winter in Afrika. Ab März kehrt er zu-            Lebensräume wie Streuobstwiesen, insek-
                                                    rück. Sein wissenschaftlicher Gattungs-           tenreiches Offenland, Weiden und lichte
                                                    name „Upupa“ ist eine lautmalerische              Wälder. Die NABU-Aktivben bringen auch
                                                    Nachahmung des Klangs seines dreisilbi-           speziell auf den Wiedehopf abgestimm-
                                                    gen „upupup“-Balzrufes.                           te Nistmöglichkeiten an. Der Wiedehopf
                                                                                                      brütet sowohl in natürlichen Baumhöh-
                                                    Insekten als Nahrung . Der Wiedehopf be-          len und Spechthöhlen als auch in Halb-
                                                    nötigt halboffene bis offene insektenrei-         höhlen und Höhlungen unter Wurzeln
                                                    che Landschaften, die es nur ohne einen           oder in Erdhöhlen.
                                                    flächendeckenden Pestizideinsatz geben
                                                    kann. Der Nahrungsmangel ist deshalb              Über dreißig Brutpaare . Auch mit dem
                                       P. Glaeser

                                                    einer der wichtigsten Faktoren für seine          Erwerb von wertvollen Schutzgebieten
                                                    Seltenheit in Deutschland.                        trägt der NABU zu einem dauerhaften
                                                        In Hessen kommt der Wiedehopf mit             Wiedehopf-Schutz bei. Inzwischen wer-

D
         er Vogel des Jahres 2022 ist un-           wenigen Ausnahmen als Brutvogel nur               den auch erste Erfolge der vielfältigen
         verwechselbar. Mit seinem lan-             südlich der Mainlinie vor. Er nistet vor-         Schutzmaßnahmen sichtbar. In den bei-
         gen Schnabel und den orangen               zugsweise in Sandgebieten, am Rand lo-            den letzten Jahren hat sich der hessische
Scheitelfedern mit den schwarzen Punk-              ckerer Kiefernwälder und auf Streuobst-           Brutbestand auf rund 30 bis 35 Paare ge-
ten, die der Wiedehopf bei Erregung auf-            wiesen in den Landkreisen Bergstraße,             steigert. (Gerhard Eppler & Bernd Petri)

Corona-Auszeit für Familien auf der Burg
Jugendburg Hessenstein bietet günstige Naturerlebnisfreizeiten an

                                                                                                                                             C. Helwig
                                       V. Börner

                                                                                            J. Herr

U
          m Familien mit einem kleinen              zeit für Familien" zahlen berechtigte Fa-         kommen Anfragen per Mail oder Telefon
          oder mittleren Einkommen so-              milien lediglich 10% des Normalpreises.           herein. Die Familien können zwischen
          wie Haushalten, die Angehörige            Der Rest der Kosten wird vom Bundesfa-            vier verschiedenen Wochenendfreizeiten
mit einer Behinderung haben, eine erhol-            milienministerium getragen. Das Team              vom Frühling bis zum Herbst auswählen:
same Auszeit vom anstrengenden Corona-              der Jugendburg berät interessierte Fami-          Die Themen reichen von „Auf der Wild-
Alltag der vergangenen Monate zu ermög-             lien bei der Prüfung der Berechtigung.            spur“ und „Naturentdecker Bach“ über
lichen, bietet die Jugendburg Hessenstein               Seit der Ausschreibung der vergüns-           „Wilde Waldläufer“ bis zum „Lebendigen
in diesem Jahr vier Wochenendfreizeiten             tigten Familienfreizeiten konnte Betriebs-        Mittelalter“. Weitere Informationen zu
zu einem stark vergünstigten Preis an.              leiterin Stefanie Huwald schon einen gro-         den Familienfreizeiten gibt es unter 
Dank des Bundesprogramms "Corona-Aus-               ße Nachfrage verzeichnen. Fast täglich            www.jugendburg-hessenstein.de (bl)

Frühling 2022                                                                                                                   HESSEN natürlich
NABU-STIFTUNG | 15

     Maßnahme                                                                      Schutzziel

                                                              C. Becker/Büro BÖF

                                                                                                                                                    M. Bender
                                                                                                                            Shutterstock/S. Alfio

Schutz von Nelke und Arnika
NABU-Stiftung erweitert Bergmähwiesen auf der Eube in der Rhön

D
         ie NABU-Stiftung Hessisches Na-     Sommer. Zusammen mit dem LIFE-Pro-                 es, bei geeigneter Witterung gebietshei-
         turerbe setzt sich für den Erhalt   jekt des Biosphärenreservats Rhön arbei-           misches Saatgut aus den umliegenden
         der wertvollen Bergmähwiesen        tet die NABU-Stiftung nun an der Wei-              Bergmähwiesen auszubringen. So können
in der Rhön ein. Hierfür hat sie im Jahr     terentwicklung der Wiesenlandschaften              die neuen Grünflächen bereits in diesem
2020 begonnen, Flächen dieser histori-       zwischen Wasserkuppe und Eube. Und                 Frühjahr erstmals erblühen.
schen Wiesenlandschaften auf über 800        erhält somit einzigartige Lebensräume
Höhenmeter anzukaufen. Seitdem konn-         für Arnika, Kugelige Teufelskralle sowie           Schonende Pflege . Der Zeitpunkt der Na-
ten 8 Hektar dieses bedrohten Lebensrau-     Pech- und Prachtnelke. Auch Brutplätze             turschutzmaßnahmen wurde genaues-
mes in das Eigentum der Stiftung über-       von Wiesenpieper und Raubwürger sol-               tens abgestimmt, so dass bei leichtem
gehen und somit dauerhaft gesichert wer-     len langfristig bewahrt bleiben.                   Nachtfrost und trockenem Boden günsti-
den. Der Ankauf wurde durch großzügi-                                                           ge Bedingungen für eine bodenschonen-
ge Spender, eine Förderung des Landes        Neue Wiesenkorridore . In diesem Winter            de Umsetzung gegeben waren.
Hessen und die Unterstützung der Firma       wurden wichtige Hilfsmaßnahmen zur                     Die NABU-Stiftung hat die langfristi-
Krombacher ermöglicht. Vielen Dank al-       Vernetzung und Erweiterung der Grün-               ge Pflege der Bergmähwiesen mit einem
len Spender*innen und Unterstützer*in-       landbereiche umgesetzt. Ziel der Aktion            örtlichen Biolandwirt vertraglich abgesi-
nen, die sich an dem so wichtigen Pro-       war es, durch das Fällen von Fichten ei-           chert. So ist auf den Wiesen nur eine ex-
jekt bisher beteiligt haben.                 nen Korridor zur Verbindung der wertvol-           tensive Grünlandnutzung ohne jegliche
                                             len Grünlandflächen zu schaffen. Junge             Düngung erlaubt. Auf diese Weise hilft
Blütenreiche Wiesen . Die blütenreichen      Buchen und zwei Holunderbüsche wur-                die praktische Landschaftspflege dabei,
Paradiese sind geprägt durch eine große      den als Strukturelement und Ansitzwar-             den schleichenden Verlust der wertvol-
Vielfalt an Blumen, Kräutern und Gräsern,    te für Vögel stehen gelassen. Anschlie-            len Wiesen aufzuhalten, so dass sich auch
die wiederum eine Vielzahl an Insekten       ßend galt es, den abgeholzten Bereich mit          spätere Generationen noch am bunten
anlocken. Entstanden sind sie durch eine     einem Forstmulcher zu bearbeiten und               Blütenmeer erfreuen können. Und sie
besondere Bewirtschaftung in extensiver      mit einer Wiesenegge abzuziehen. Diese             sichert den dort heimischen Tieren und
Nutzung mit einer einmaligen Mahd im         Nachbearbeitung der Fläche ermöglicht              Pflanzen ihren Lebensraum. (ds)

HESSEN natürlich                                                                                                             Frühling 2022
16 | NAJU

Man schützt nur, was man schätzt
Neuer NAJU-Landesjugendvorstand setzt sich für die Nachwuchsförderung ein

                                                                                                                         Nachwuchsarbeit liegen. Diese wurde in
                                                                                                                         den letzten zwei Jahren durch die Coro-
                                                                                                                         na-Pandemie erschwert und soll jetzt
                                                                                                                         neuen Schwung bekommen. Aufgrund
                                                                                                                         dessen sollen zukünftige Veranstaltun-
                                                                                                                         gen wieder vermehrt auf dieses Thema
                                                                                                                         ausgerichtet sein. Ein Wunsch ist es au-
                                                                                                                         ßerdem, sich ganz nach dem Grundsatz
                                                                                                                         der Naturerlebnispädagogik ,,Man kann
                                                                                                                         nur schützen was man kennt und schätzt“
                                                                                                                         noch häufiger mit dem Thema Natur-
                                                                                                                         und Umweltschutz auseinanderzusetzen
                                                                                                                         und das Gelernte dann im praktischen
                                                                                                                         Einsatz anzuwenden. In diesem Jahr ist
                                                                                                                         dazu u.a. bereits ein Naturschutzeinsatz

                                                                                                          I. Steinmetz
                                                                                                                         im Mai geplant.

Neuer Landesjugendvorstand (v.l.n.r.): Jorre Haßler, Felix Schneeweiß, Lena Müller, Milan Weber, Nicola Joana            Guter Zusammenhalt . Anfang des Jahres
Schroeder, Céline Müller, Leo Silvan Meier, Amelie Ley, Jannick Fuchs, Yasmin Klemm, fehlend: Wenke Poth                 konnte sich der Vorstand auf seiner ers-
                                                                                                                         ten Klausurtagung neben der Formulie-

I  m November letzten Jahres fand das
   Highlife der NAJU Hessen statt. Auf
der Jugendveranstaltung ging es um die
                                                            So wurde dann auch der neue Landesju-
                                                            gendvorstand gewählt. Neu ist auch, dass
                                                            es nun vier Landesjugendsprechende gibt.
                                                                                                                         rung dieser Ziele auch mit den anstehen-
                                                                                                                         den Aufgaben beschäftigen. Die Verant-
                                                                                                                         wortungsbereiche wurden untereinan-
Folgen des Klimawandels in Hessen. Ne-                      Sie und die weiteren sieben Beisitzenden                     der aufgeteilt. Das Wochenende diente
ben der Auseinandersetzung mit dem The-                     sind für eine Amtsperiode von zwei Jah-                      außerdem mit verschiedenen Teambuil-
ma stand auch die Landesvollversamm-                        ren gewählt.                                                 ding-Aktionen dem Zusammenhalt der
lung auf dem Programm. Auf dieser wur-                                                                                   Gruppe. So startete der neue Vorstand
de zunächst eine Satzungsänderung be-                       Neuer Schwung . Für diese Zeit haben sich                    freudig und motiviert in die Arbeit, die
schlossen. Nun haben in der NAJU alle                       die jungen Menschen bereits einige Ziele                     NAJU in den nächsten zwei Jahren best-
Mitglieder ab 7 Jahren ein Stimmrecht.                      gesetzt. Ein verstärkter Fokus soll auf der                  möglich zu vertreten. (Céline Müller)

                                            Felix Schneeweiß (Sprecher, NAJU-                                                          Wenke Poth (Sprecherin, Finanzbe-
                                            Vertreter im NABU-Landesvorstand):                                                         auftragte): Nachdem ich 2017/18
                                            Meine erste NAJU-Erfahrung hat-                                                            mein BFD bei der NAJU absolviert
                                            te ich in einer Kindergruppe. Für                                                          hatte, war ich der NAJU und all
                                            die NAJU habe ich schon fast alles                                                         den tollen Leuten so verbunden,
                                            einmal gemacht, z. B. Teilnehmer,                                                          dass ich gar nicht mehr gehen woll-
                             I. Steinmetz

                                                                                                                         C. Müller

                                            Teamer, Beisitzer, BFD'ler. Kassen-                                                        te. Also blieb ich im ehrenamtli-
                                            wart und Landesjugendsprecher.                                                             chen Bereich weiterhin aktiv.

                                            Nicola Joana Schröder (Sprecherin):                                                        Yasmin Klemm (Sprecherin): Eine
                                            Ich bin 2010 als Teilnehmerin zur                                                          Freundin hat mich mit auf eine Ver-
                                            NAJU gekommen und seitdem be-                                                              anstaltung der NAJU Hessen genom-
                                            geistert dabei. Seit November bin                                                          men und ich hatte so viel Spaß, dass
                                            ich Landesjugendsprecherin. Abge-                                                          ich geblieben und dann Teamerin
                                            sehen von der Vorstandsarbeit fin-                                                         geworden bin. Zuvor war ich be-
                             I. Steinmetz

                                                                                                                         T. de Varax

                                            det man mich auf Freizeiten des                                                            reits längere Zeit in meiner örtli-
                                            Jugend- und des Wildlife-Bereichs.                                                         chen NAJU-Gruppe aktiv.

Frühling 2022                                                                                                                                              HESSEN natürlich
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