HESSEN natürlich Herbst 2020 - Vielfalt im - NABU
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2 | THEMA Bunte Vielfalt in NABU-Gruppen Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen Beispiele, die zur Nachahmung anregen. V. Lindmayer und Freunde des NABU, Apropos Nachahmung: Auch in diesem Heft stellen wir wieder eine Auswahl für die Vielfalt in der Natur tritt der erfolgreicher Projekte aus der NAJU und NABU schon immer ein. Was die Vielfalt unseren NABU-Gruppen und Kreisver- der Menschen in den eigenen Reihen bänden vor. Hier kann man sich gerne angeht, haben wir noch Nachholbedarf. „Ideen klauen“ für eigenes Engagement Menschen mit ausländischen Herkünften im Naturschutz. einzubeziehen, sollte uns nicht nur am Herzen liegen, weil wir die Integration Auch ein hessenweites Projekt stellen wir fördern wollen. Das natürlich auch, als vor: Es ist uns gelungen, eine Landesför- wichtige gesellschaftliche Aufgabe! Aber derung für den Schutz der Niedermoore warum sollten wir das Potenzial, das in zu akquirieren. Aufbauend auf eine Er- den Menschen steckt, nicht auch für den hebung der BVNH will der NABU in den Naturschutz nutzen? kommenden Jahren hessenweit gefähr- dete Niedermoorstandorte sichern und Die Erfahrungen, wo das bereits ge- renaturieren: Ein Beitrag zum Natur- und schieht, sind vielfach positiv. Durch nichts Klimaschutz zugleich. Im dritten Tro- kann man sich in eine Gemeinschaft bes- ckenjahr in Folge wird die Bedeutung von ser integrieren, als durch die Arbeit an Klimaschutzmaßnahmen immer deutli- einem gemeinsamen Ziel. Da wird nicht cher. Dazu mehr im nächsten Heft. über Integration geredet, da ist Integrati- on ein selbstverständlicher Nebeneffekt. Ihr Gerhard Eppler Vom Heppenheim im Süden bis nach NABU-Landesvorsitzender Waldeck-Frankenberg im Norden gibt es Andere Naturbilder und besondere Fähigkeiten Migrant*innen bereichern die Naturschutz-Aktivitäten im NABU I n Hessen gehören Menschen mit aus- gen und mehr Klarheit da- ländischen Wurzeln mittlerweile rüber zu gewinnen, was zum normalen Alltag. Da jeder fünf- wir meinen, wenn wir von te Hesse einen Migrationshintergrund be- Naturschutz sprechen. So sitzt, treffen wir täglich Menschen, die gibt es in der ostasiatischen nicht Peter, Lena, Ben oder Anna heißen. Kultur z.B. – anders als im Auch wenn keine verlässlichen Zahlen abendländischen Denken vorliegen, ist ersichtlich, dass Migrant*in- – keinen grundsätzlichen nen beim NABU dagegen bislang noch ei- Gegensatz von Mensch ne untergeordnete Rolle spielen. Damit und Natur. verschenkt der NABU ein großes Poten- Migrantinn*en bringen zial, da die neuen Mitbürger*innen wert- aber auch ganz praktische volle Erfahrungen, Fertigkeiten und Sicht- Fähigkeiten mit, die sie in weisen auf die Natur mitbringen, die den die NABU-Aktivitäten ein- Naturschutz bereichern können. bringen können, etwa be- sondere handwerkliche Vielfältige Naturbezüge . Da andere Kultu- Kenntnisse und Erfahrun- ren eigene Naturbilder haben und teils gen in der Tierhaltung. Ge- anders mit der Umwelt umgehen, kann meinsames Arbeiten im Na- F. Seumer der "Blick aus der Fremde" dabei helfen, turschutz ist deshalb ein das eigene Naturverständnis zu hinterfra- Win-Win für beide. (bl) Herbst 2020 HESSEN natürlich
THEMA | 3 Stärken erkennen und Talente fördern NABU Frankenberg integriert Menschen mit ausländischen Wurzeln NABU: Alexandros, Leonardo, Bashiir, zweitägigen Kanutour am Edersee unter- Keddo und Ayham – schon die Vornamen wegs. Die Integration ist auch ein wich- einiger NABU- und NAJU-Aktiver zeigen, tiger Lern- und Erfahrungsprozess für dass der Migrationshintergrund bei euch unsere langjährigen Mitglieder, die in die- eine große Rolle spielt. Ist das Zufall? sem Zuge soziale Kompetenzen und neue Freundschaften erlangen. Auch bei Fes- Frank Seumer: Integration stand bei der ten und Märkten in der Region, wo wir Frankenberger NABU- und NAJU-Gruppe mit Info- und Aktionsständen vertreten schon immer im Mittelpunkt. Schon seit waren, setzten wir die Geflüchteten mit 30 Jahren sind bei uns auch behinderte ein. Dabei bekamen sie viel vom gesell- F. Seumer Menschen, Spätaussiedler, Ausländer und schaftlichen und kulturellen Leben mit nun auch Geflüchtete aktiv. Unter dem und die NABU/NAJU Frankenberg erfuhr NABU-Motto „Für Mensch und Natur“ viel positive Aufmerksamkeit. verstehen wir es als Selbstverständlich- keit, möglichst viele Menschen und Be- NABU: Bei welchen Naturschutz-Aktivi- völkerungsgruppen in das Naturerleben täten gibt es die größte Begeisterung in und die praktische Naturschutzarbeit eurer Gruppe? mit einzubinden. Daher haben wir auch bei der Flücht- Frank Seumer: Die Geflüchteten konnten lingswelle in 2015 schnell Kontakt zum unabhängig von Sprachbarrieren ihre Netzwerk Integration in Frankenberg Stärken in der praktischen Arbeit zeigen, aufgenommen und sind als erster Verein insbesondere beim Landschaftspflege- dort Mitglied geworden. Bei uns stehen projekt mit Rotem Höhenvieh im Gold- F. Seumer soziale Aspekte gleichwertig neben den bachtal. Viele brachten Erfahrungen aus naturschutzfachlichen Anforderungen der Landwirtschaft mit und waren mit ehrenamtlicher Naturschutzarbeit. großem Eifer bei der Sache. Auch techni- sche Herausforderungen wie Nistkasten- NABU: Die Arbeit mit jungen Geflüchte- bau oder Zaunbau meisterten sie mit Bra- ten gehörte in den letzten Jahren zu den vour. Aber auch das fachliche Interesse besonderen Schwerpunkten. Warum? ist da: Ayham ist inzwischen Fledermaus- referent auf Jugendherbergen, Keddo wur- Frank Seumer: Die Einbindung der jun- de zu einer festen Stütze bei den Quell- gen Menschen aus Eritrea, Syrien, Afgha- forschungsprojekten im Nationalpark. nistan, Somalia oder Iran war für uns eine neue Herausforderung. Nach einer NABU: Der Landkreis Waldeck-Franken- spontanen Nistkastenbauaktion mit un- berg hat euch kürzlich mit einem Schild serer Jugendgruppe im Frankenberger der Aktion „Region gegen Rassismus“ F. Seumer Flüchtlingsheim haben wir das große ausgezeichnet. Seid ihr stolz auf die Aus- Potenzial der Neubürger gespürt. Unter zeichnung? dem Titel „Stärken erkennen, Talente fördern“ haben wir sie in unsere Aktivi- Frank Seumer: Ja klar ist das eine Aner- Frank Seumer: Jede NABU-Gruppe sollte täten einbezogen und wurden auch im kennung unseres Engagements, aber für offen für Neues und für neue Menschen Rahmen eines Mikroprojektes des NABU uns auch eine Selbstverständlichkeit. Wir sein. Nicht das naturkundliche Wissen Bundesverbandes in 2016/2017 gefördert. wollen das auch nach außen zeigen und oder naturschutzfachliche Aspekte soll- Viele Naturschutzprojekte konnten wir haben das Schild am Außentor das Fran- ten im Vordergrund stehen, sondern je- nur durch die Mithilfe der Geflüchteten, kenberger Naturschutzhauses direkt am der Mensch ist bei uns willkommen und die gleichermaßen eine sinnvolle Beschäf- Parkplatz der Liebfrauenkirche ange- zum Mitmachen eingeladen. tigung in ihrer Freizeit suchten, verwirk- bracht. Jeder hat irgendwo seine Stärken und lichen. Unser Engagement reichte über kann sich einbringen. Wir sollten das Po- reine Naturschutzaktivitäten hinaus. Wir NABU: Welchen Tipp hast du für NABU- tenzial auch von Migranten für den akti- boten einen Erste-Hilfe-Kurs an, organi- Gruppen, die auch mehr Menschen mit ven Naturschutz nutzen und Ihnen den sierten einen Obstbaumschnittlehrgang Migrationshintergrund in ihre Aktivitä- Einstieg in unsere Gesellschaft erleich- und waren mit 15 Teilnehmern bei einer ten einbeziehen wollen? tern. (Interview: bl) HESSEN natürlich Herbst 2020
4 | THEMA Gemeinsam Frösche und Kröten retten NABU Heppenheim baut Amphibienschutzzaun mit Intensivklasse auf heim sowie am Lor- und Algerien gibt es keinen Krötenschutz scher Weg freut sich an Straßen. Deshalb interessierten sie die NABU-Gruppe sich dafür, wie die Tiere aussehen, wann stets über tatkräftige und wie sie wandern, wie lange sie das Unterstützung. Seit tun – und eben auch – weshalb wir für einigen Jahren hilft diese kleinen Tierchen diesen großen die Intensivklasse Aufwand betreiben (müssen). der Alexander-von- Humboldt-Schule Zögerlich und feinfühlig . Die Jugendlichen unter ihrer engagier- gehen sehr vorsichtig an die Tiere heran, ten Lehrerin Britta zunächst zögerlich und doch sehr fein- Steiner mit. Für die fühlig, und sind immer wieder fasziniert, Schüler*innen, die da man die Tiere tagsüber kaum zu se- S. Fusch aus vielen verschie- hen bekommt. Einige Schüler*innen wa- dene Ländern nach ren auch bei der Kröten-Notfallgruppe D er Amphibienschutz gehört zu Hessen gekommen sind, ist der Kröten- mit dabei. Das gemeinsame Naturschutz- den wichtigen Aktivitäten des schutz eine spannende Sache. In ihren projekt macht allen Beteiligten viel Spaß. NABU Heppenheim. Beim jährli- Herkunftsländern Eritrea, Indien, Russ- Die Schüler*innen warten jedes Jahr wie- chen Auf- und Abbau des Amphibien- land, Moldawien, Ecuador, Syrien, Serbi- der darauf, beim Krötenschutz mitma- schutzzauns an der Landesstraße in Viern- en, Rumänien, Dominikanische Republik chen zu dürfen. (Silvia Fusch) Wichtiges Know-How für die Gruppenarbeit Positive Erfahrungen des NABU Seeheim-Jugenheim mit Migrant*innen M enschen mit Migrationshinter- sehr gut. Bis auf eine grund sind beim NABU deutlich Ausnahme haben sich unterrepräsentiert. Dass mit daraus allerdings keine Mariana Budag Becker, die aus Brasilien dauerhaften Mitglied- stammt, und dem im Iran geborenen Mah- schaften entwickelt. Das moud Bandeh Khoda zwei Migrant*innen war bei der Integration als Beisitzer im Vorstand der NABU-Grup- von Geflüchteten aber pe aktiv sind, ist kein Ergebnis eines spe- auch nicht wirklich zu ziellen Ehrenamtsprojekts. erwarten gewesen. Um gezielt weitere Bereicherung für den NABU . Mariana ist Menschen mit Migrati- als Schäferin zum NABU gestoßen. Als onshintergrund anspre- Leiterin der Schafgruppe bringt sie wich- chen zu können, bedarf tiges Know-How in die NABU-Arbeit ein. es größerer Ressourcen Mahmoud engagiert sich seit fünf Jahren bei der Ehrenamtskoor- in der NAJU-Gruppe. Ob naturnahes Gärt- dination. Das kann die nern, Paddelfahrten, Walderlebnis oder NABU-Gruppe derzeit Kochen am Lagerfeuer – sein Engagement nicht leisten. Auffällig ist vielfältig und unverzichtbar. Für ihre ist aber auf jeden Fall Verdienste wurden beide mit der NABU- eines: Ein leichter An- Ehrenurkunde ausgezeichnet. schluss ist eindeutig Zwischen 2015 und 2018 hat der NABU über die NAJU-Kinder- Seeheim-Jugenheim Integrationsprojekte gruppen gegeben. Das T. Westphal mit Geflüchteten durchgeführt. Die Re- ist ein echtes Erfolgs- sonanz auf die Mitmach-Angebote war modell. (Tino Westphal) Herbst 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 5 Neue Kunstnester für wendige Flugakrobaten NABU Bad Soden engagiert sich für den Schutz von Mehlschwalben K. Fischer K. Fischer K. Fischer V or sechs Jahren hat der NABU Bad ben sind und versuchen, eigene Nester tiert. Achtzig Prozent wurden direkt be- Soden ein Schwalbenhaus mit In- zu bauen. Deshalb hat die Gruppe in den zogen. Die Vorstellung in Presse und so- fotafel im Ökologischen Lehrpark letzten Jahren Häuser ausfindig gemacht, zialen Medien veranlassen mittlerweile errichtet. Seitdem warten die NABU-Ak- an denen noch Mehlschwalben natürliche Bürger, Nisthilfen zu erbitten, wenn sie tiven immer noch auf die ersten Bewoh- Nester bauen. Bauversuche an ihren Häusern bemerken. ner, obwohl sie zusätzlich eine Lehmkuh- Kunstnester haben den Vorteil, dass man le angelegt und einen solarbetriebenen Künstliche Nisthilfen . Allerdings sind die sie dort anbringen kann, wo kein Kot auf Lockruf montierten. Das Schwalbenhaus Nester oftmals in einem erbärmlichen Fensterbänke oder Türen fallen kann. Ein erfüllt trotzdem seinen Zweck, da die Be- Zustand, weil die Vögel in den Städten nützlicher Tipp ist die einfachere Befes- sucher auf die Probleme der Schwalben keinen richtigen Lehm mehr finden. Eier tigung an den Dachsparren, wenn diese aufmerksam gemacht werden. Die Grup- und Jungvögel fallen deshalb durch Lö- nicht zu steil sind. Und noch eine Lehre pe hat aber aus ihren Fehlern gelernt und cher heraus. Seit 2015 wurden an diesen kann man ziehen: Kotbretter sind kon- angefangen, künstliche Quartiere nur Gebäuden bis heute insgesamt 62 künst- traproduktiv, wenn sie falsch angebracht dort anzubieten, wo noch Mehlschwal- liche Nisthilfen mittels Hubsteiger mon- werden. (Klemens Fischer) Nisthöhlen für Sandbienen auf der Weide NABU Edertal startet neue Mitmachaktion "Rettet die Wildbienen" R ettet die Wildienen" – das ist das Hühner-, Schaf- Ziel einer neuen Aktion des NABU und Pferdeweide Edertal. Die erste Auszeichnung wird nicht ge- ging nun an den Biohof Knöfel in Anraff düngt, daher ist (Bild Mitte), der Nistmöglichkeiten für der Boden mager Wildbienen durch die Art seiner Weide- und an vielen wirtschaft schafft. NABU-Gruppenvorsit- Stellen offen, was zende Markus Jungermann (Bild rechts) Voraussetzung überreichte eine Urkunde und einen Gut- für die Nistmög- schein für zwei Apfelbäume zur Ergän- lichkeit ist. Vor- zung der Streuobstwiese. Knöfels Vieh- standsmitglied weide bietet Nistplätze für zwei Kolonien Wolfgang Lübcke der Frühlings-Seidenbiene. (Bild links) erklär- W. Lübcke te, dass Insekten- Gänge im schütteren Gras . Die Seidenbie- hotels eine gute nen graben an einer lehmigen Abbruch- Hilfe für Wildbie- kante und im schütteren Gras ihre Gän- nen darstellen. jedoch nur für etwa zwan- zum Schutz und zur Förderung von Wild- ge. Ebenso zu finden ist dort die Auen- zig Prozent der Arten. Viele Wildbienen bienen im Hausgarten gibt es auf der Blutbiene, ein Parasit, dessen einziger benötigen offene Bodenstellen, um Brut- Webseite www.NABU-Waldeck-Fran- Wirt die Frühlings-Seidenbiene ist. Die röhren anzulegen. Mehr Informationen kenberg.de (Wolfgang Lübcke) HESSEN natürlich Herbst 2020
6 | VOR ORT Schenkelkäfer, Gartenhummel & Beißschrecke NABU Groß-Gerau beteiligt sich mit Hessenwasser am Insektensommer D er NABU Groß-Gerau zählte nun topen große Unterschiede: Während sich schon zum dritten Mal Insekten auf der Hessenwasser-Wiese viele grüne auf den Blühstreifen der Gruppe. Heupferde tummelten, überwogen auf Erstmals mit dabei war diesmal ein FÖJ`ler dem Blühstreifen eher Roesels Beißschre- der Firma Hessenwasser. Das Unterneh- cke und der gemeine Grashüpfer. men möchte sich der Naturschutzallianz „Grüner Gürtel Groß-Gerau“ anschließen Artenreicher Blühstreifen . Insgesamt war und unterhält u.a. Wiesen und Blühstrei- der Blühstreifen in Berkach deutlich ar- M. Polensky fen auf dem Firmengelände in Groß-Ger- tenreicher. Es waren viele Heuschrecken Blaugrüner Schenkelkäfer au/Dornheim. und Schwebfliegen zu sehen. Mit Hilfe Als erste gemeinsame Aktion zählten von Bestimmungsbüchern, freundlichen die Naturschützer Anfang Juni zusam- Helfern von Naturgucker, dem Entomo- men Insekten im Rahmen des NABU-Pro- logieforum und Heuschreckenspezialis- jektes „Insektensommer“ – eine Stunde ten versuchten die NABU-Aktiven, den lang zunächst auf der Wiese auf dem Be- Insekten Namen zuzuordnen. Ihnen war triebsgelände in Dornheim und anschlie- natürlich auch klar, dass sie nur einem ßend auf dem NABU-Blühstreifen. Mit Fo- Bruchteil der tatsächlich anwesenden In- to und Handy versuchten sie, möglichst sekten auf die Spur gekommen waren. viele Insekten im Bild festzuhalten, was Mehr Bilder und Informationen zu Blüh- M. Polensky sich als durchaus herausfordernd erwies. streifen finden sich unter www.NABU- Siebenpunkt-Marienkäfer Bei der Zählung zeigten sich bei den Bio- Gross-Gerau.de. (Martina Polensky) Hilfe für Dohlen, Spatzen und Fledermäuse NABU Butzbach setzt sich für Artenschutz bei Dachsanierung ein D er Gerüstaufbau zur Dachsanie- fachgerechten rung des Dorfgemeinschaftshau- Lösung mit Auf- Haussperling ses in Butzbach-Ostheim hatte lagen freigege- Fledermaus kaum begonnen, da meldeten sich die ben werden. Die Dohle Bewohner des Nordgiebels lautstark zu Befürchtungen Wort – die drei dort im maroden Dachge- wurden durch bälk ansässigen Dohlen-Paare waren mit das Artenschutz- den gravierenden Veränderungen nicht Gutachten mehr einverstanden. Aufmerksame Nachbarn als bestätigt: Die verständigten, durch den Lärm und eige- Giebel-Nordseite ne Beobachtungen aufmerksam gewor- wies drei Dohlen- den, daraufhin den NABU Butzbach. Einfluglöcher und mehrere Staren- R. Zwingmann Dohlen im alten Gebälk . Ein Mitglied des bzw. Haussper- Team-Vorstands kontaktierte umgehend ling-Nester auf. das Planungsbüro Gall. So stellte sich Zudem diente ein schnell heraus, dass die fliegenden Un- fehlender Mauerziegel Fledermäusen als sätzliche Wohnungen und Fledermäuse termieter bekannt waren und bereits bei Einflug. Nach einem sofortigen Baustopp mehrere zusätzliche Einflugmöglichkei- den ersten Planungen Berücksichtigung wurden in enger Kooperation mit der ten über geöffnete Dachentlüftungen auf gefunden hatten. Ziel der Planung war Unteren Naturschutzbehörde pragmati- der Ostseite. Und da auch die Stare nicht es, nach Stellen des Gerüstes zunächst sche Lösungen erarbeitet. Das Ergebnis zur kurz kommen sollten, wurden im Zu- das Gebälk artenschutzfachlich zu prü- kann sich sehen lassen: Die Dohlen-Be- ge der Sanierung mehrere Starenkästen fen. Die eigentlichen Sanierungsarbeiten hausungen im neuen Simskasten wurden im gegenüberliegenden Dorfpark in Auf- sollten erst nach der Entwicklung einer verdoppelt, Haussperlinge erhielten zu- trag gegeben. (Ralf Zwingmann) Herbst 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 7 Schützenswerte Lebensräume in Wettenberg NABU Wettenberg zieht Bilanz aus dreißig Jahren Naturschutz D reißig Jahre nachdem die drei bei den Gewässern, im Dorf sowie in der Wettenberger Gruppen des da- Agrarlandschaft beschrieben – unter- maligen Deutschen Bund für mauert von wissenschaftlich erhobenen Vogelschutz eine umfassende Biotopkar- Daten zu Pflanzenvorkommen, Vogelbe- tierung unter dem Titel „Schützenswerte ständen und Insektenarten. Das umfang- Lebensräume in Wettenberg“ vorgelegt reiche Hintergrundmaterial ist auf einer hatten, ist nun ein Nachfolgeband erschie- beigelegten DVD verfügbar. nen. Rund vier Jahre hat der NABU Wet- tenberg gemeinsam mit der Gemeinde Künftiger Handlungsbedarf . Auf der DVD und dem Büro Biolution an dem über findet sich auch eine komplette Erstaus- 190 Seiten starken Buch gearbeitet. Ziel gabe des Buches von 1989. Bilder von da- war es, eine Bilanz der in den dreißig Jah- mals und heute stehen einander gegen- ren getätigten Naturschutz- und Land- über. Das Buch zeigt auf, wo Naturschutz- schaftspflegemaßnahmen zu ziehen. maßnahmen erfolgreich waren. Gleich- gen zum Beispiel durch den Klimawan- wohl geht der Blick aber auch in die Zu- del. Das Buch kann bezogen werden über Entwicklungen der Landschaft . Anschau- kunft, zeigt Handlungsbedarf auf und die Webseite www.NABU-Wettenberg. lich werden die Entwicklungen im Wald, skizziert mögliche künftige Entwicklun- de. (Prof. Dr. Hans-Richard Wegener) Fledermausdomizil im alten Hochbehälter NABU Steinbuch-Michelstadt schafft Sommer- und Winterquartiere Z iemlich genau zwei Jahre ist es her, dass die NABU-Gruppe Stein- buch-Michelstadt den seit langer Zeit leerstehenden Hochbehälter „in der Rossert“ in Steinbach von der Stadt über- nommen hat. Vieles hat sich seither im und um den Hochbehälter getan, um das Gebäude einer sinnvollen weiteren Nut- zung als Fledermausdomizil zuzuführen. S. Geist S. Geist In zahlreichen Arbeitsstunden wurde diese vom Vereinsvorsitzenden Gerhard Germann ins Leben gerufene Idee durch in ihrem Winterquartier kopfüber fest- die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Ver- halten können. Die zehn markanten, an eins tatkräftig unterstützt und umge- der Frontseite des Hochbehälters mon- setzt. Erhebliche Erd-, Wand- und Siche- tierten Fledermauskästen bieten den Tie- rungsarbeiten waren erforderlich, ehe ren hingegen ein geschütztes Quartier in auch die Neugestaltung von Eingangsbe- den Sommermonaten. reich und Innenraum abgeschlossen wer- den konnte. Naturnahes Gelände . Das Gelände rund G. Eppler um die Anlage wurde ebenfalls umfang- Hangstein im Innenraum . Der heute in reich und naturnah umgestaltet. So wur- der Außenwand sichtbare Schlitz zeugt den über hundert heimische und über nun von der Bestimmung des einstigen das Jahr hinweg lange blühenden Feld- serversorgung der umliegenden Oden- Hochbehälters und ermöglicht heimi- gehölzen und artenreicher Strauch- und wälder Dörfer in früherer Zeit gewidmet. schen Fledermäusen den ungehinderten Krautschicht angepflanzt sowie fortwäh- Sie wurden vor dem Eingangsbereich mon- Einflug in ihr neues Quartier. Die gesel- rend im Bestand ergänzt. Informative tiert und laden vorbeikommende Wan- ligen Kleinsäuger finden im Innenraum Schaukästen sind der Lebensweise und derer und Radfahrer zum Nachlesen und sogenannte Hangsteine, an denen sie sich Vielfalt der Fledermäuse sowie der Was- Staunen ein. (Sibylle Geist) HESSEN natürlich Herbst 2020
8 | VOR ORT Ein gemütliches Nest für Meister Adebar NABU Zell stellt neuen Storchenmasten in der Mümlingsaue auf D amit sich Meister Adebar auch in der Mümlingsaue bei Bad König wohlfühlen kann, hat die NABU- Gruppe Zell im Juni einen neuen Stor- chenmasten aufgestellt. Der auf einem 12 Meter hohen Robinienstamm montier- te Horst ragt nun weithin sichtbar über die Wiesen. Das runde Metallgestell des M. Limprecht Nestes stammt aus der einheimischen Werkstatt Koch, den Baumstamm hat ein Förster aus Höchst ausgesucht und ange- liefert. Andreas Kunz hat den eisernen Reifen mit reichlich Geäst und Zweigen umgarnt. Das Heim ist zudem mit Laub ausgepolstert, damit Weißstörche beste Brutbedingungen vorfinden. Die aufge- spritzte weiße, kotähnliche Farbe soll den Störchen signalisieren, dass hier gut zu brüten ist. M. Lang Idealer Lebensraum . „Nun harren wir ei- ner raschen Besiedelung“, erklärte Vor- standsmitglied Petra Kaffenberger aus Brombachtal. Die Gegebenheiten vor Ort sind ideal: Feuchte Wiesen, freies Gelän- de, zwei Seen im nahen Kurpark und ein Flüsschen. In den letzten Sommern wur- den auf den Wiesen auch schon einige M. Limprecht M. Limprecht Jungstörche bei der Nahrungssuche beob- achtet. (Martina Limprecht) Von Braunkehlchen und Taigabirkenzeisigen Neuer 34. Band der Vogelkundlichen Berichte Lahn-Dill erschienen D er ornithologische Jahresbericht thias Korn über die aktuelle Bestandsent- für den Lahn-Dill-Kreis steht im wicklung des Braunkehlchens in Hessen. Mittelpunkt des neuen 34. Ban- Walter Veit gibt einen Überblick über die des der Buchreihe „Vogelkundliche Be- Invasion des Taigabirkenzeisigs im Win- richte Lahn-Dill“. Er stellt eine Vielzahl ter 2017/2018. Leo Meier stellt Ergebnisse an Beobachtungen von Brut- und Zugvö- der hessischen Heuschreckenkartierung geln aus dem Jahr 2018 im Kreisgebiet im Landkreis vor. Schließlich portraitiert vor, die von vielen Mitstreitern zusam- Werner Schmidt das eindrucksvolle Na- mengetragen wurden. Mehrere Fotosei- turdenkmal „Dicke Linde“ in Bermoll. Das ten mit faszinierenden Aufnahmen aus über 160 Seiten starke Buch lädt zum der Vogelwelt lockern den Bericht auf. Blättern und Schmökern ein. Im hinteren Teil des Bandes werden Die „Vogelkundlichen Berichte Lahn- aktuelle Forschungsergebnisse und be- Dill“ 2019 sind für 7,00 Euro erhältlich sondere Beobachtungen präsentiert. So beim NABU-Kreisvorsitzenden Walter Veit berichten Franziska Schmidt und Mat- unter www.NABU-ldk.de. (bl) Herbst 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 9 Herausragende Verdienste im Naturschutz Manfred Henkel vom NABU Kaufungen erhält Ehrenschild des Landkreises I im Rahmen der letzten Jahreshaupt- hatte er jahrelang die Ämter als Beauf- versammlung der NABU-Gruppe Kau- tragter für Vogelschutz im Landkreis so- fungen/Lohfelden wurde dem Mit- wie in der Gemeinde Kaufungen inne. Da- glied Manfred Henkel (Bild links) eine be- rüber hinaus wirkte er bei der Erstellung sondere Ehrung zuteil: Der Landrat Uwe von Kartierungen mit und brachte im Ar- Schmidt (Bild rechts) übergab ihm den Eh- beitskreis Heimischer Orchideen über ei- renschild in Bronze des Landkreises Kas- nen langen Zeitraum seine hervorragen- sel für seinen besonderen ehrenamtlichen den Kenntnisse ein. Einsatz in vorbildlicher Weise. Der Ge- ehrte erhielt den Preis für sein jahrelan- Großer Naturfreund . Noch heute leitet ges Engagement im Einsatz für den Na- Manfred Henkel Exkursionen, organisiert tur- und Landschaftsschutz – getreu dem Mehrtagesfahrten, führt Kindergarten- NABU-Motto „Für Mensch und Natur“. gruppen und Schulklassen in die örtliche Natur oder kümmert sich um verletzte Langjähriger Vorsitzender . Manfred Hen- Vögel. Bei Fragen des Naturschutzes ist er kel ist seit 1979 Mitglied im NABU (frü- ein gern aufgesuchter Ansprechpartner her DBV), 32 Jahre lang war er 1. Vorsit- für die Bürger, die heimische Presse oder zender der Gruppe, auf eigenen Wunsch überregionale Medien. ist er jetzt an zweiter Stelle tätig. Sein Manfred Henkel hat bereits die Golde- Engagement ist vielfältig. So war er für ne Ehrennadel des NABU-Landesverban- die Staatliche Vogelschutzwarte für Hes- des Hessen verliehen bekommen und ist H. Salzmann sen, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie Träger des Naturschutzpreises des Land- als Schutzgebietsbetreuer tätig. Zudem kreises Kassel. (Hartmut Salzmann) Gefahr für naturnahes Naherholungsgebiet NABU Fulda und Künzell überreicht Unterschriftenliste an die Stadt oase mit ihrer Unterschriftenaktion in der Öffentlich- hohen Arten- keit. Die Forderungen lagen klar auf der vielfalt dient Hand: Erhaltung und Förderung der Ar- bislang der tenvielfalt am Aueweiher, keine Beach & stillen Nah- Fun-Anlage mit Strand, Wassersport und erholung für See-Cafe, keine Zerstörung des nach § 30 Fuldaer Bür- Bundesnaturschutzgesetz geschützten ger und soll Auwaldes und eine schonende Gewässer- nun ungezü- sanierung ohne unnötige Zusammenle- gelten Frei- gung der beiden Weiher. zeitaktivitä- ten zum Op- Dreitausend Unterschriften . Um den Druck fer fallen. Der auf die Verantwortlichen der Stadt Fulda NABU Fulda zu erhöhen, sammelte die NABU-Gruppe A. Röhm und Künzell etwa 3.000 Unterschriften gegen das Vor- kämpft daher haben. Der Gruppenvorsitzende Hans-Ul- D ie Aueweiher, das Herz von Ful- gegen die Pläne zur Umgestaltung der rich Sprenger (Bild rechts) übergab die das Naherholungsgebiet in der Aueweiher. Im Jahr 2019 erarbeiteten die Liste nun an Stadtbaurat Daniel Schreiner Fuldaaue, sind in Gefahr: Die na- NABU-Aktiven alternative Vorschläge für (Bild links). Die NABU-Aktiven hoffen da- turnahen Teiche sollen für die Landesgar- eine naturnahe Entwicklung des Gebiets rauf, dass die Stadt Fulda ein Einsehen hat tenschau 2023 in naturferne Funparks und reichten sie bei der Stadt ein. Da das und die Aueweiher als Naturrefugium umgebaut werden. Die wertvolle Natur- nicht ausreichte, starteten sie eine große erhält. (Hans-Ulrich Sprenger) HESSEN natürlich Herbst 2020
10 | VOR ORT Wo das kleine Käuzchen noch öfters ruft NABU Limeshain beringt junge Steinkäuze auf Streuobstwiesen klimas. Gleichwohl bis auf den Wendehals noch vorhanden. gibt es auch Proble- Auch der Steinkauz kommt in Himbach me. Streuobstflächen noch ausreichend vor. Bei einer Überprü- sind vielerorts über- fung der Brutröhren Anfang Juni konn- altert. Mangelnde ten Udo Seum und Manfred Vogt zwei Ge- Rentabilität verrin- lege und zwei Bruten registrieren. gern Nutzung und Pflege. Durch die Lebensraum Streuobstwiese . Bei den zwei Intensivierung der Bruten wurden von Udo Seum insgesamt Landwirtschaft und fünf Jungvögel beringt. In einer Brutröh- die Ausweisung von re befand sind ein bereits beringter Altvo- Baugebieten wur- gel. Bei zwei Bruten befanden sich noch den viele Streuobst- die Eier als Gelege in der Röhre. Bei einer flächen in der Ver- Brutröhre wurden leider zerstörte Eier M. Vogt gangenheit gerodet. gefunden, die vermutlich vom Marder ge- Deshalb gehört die- fressen wurden. D ie Limeshain-Himbacher haben ser wichtige Lebensraum für Tiere und Weil die Streuobstwiesen ein wichti- es gut. Streuobstwiesen prägen Pflanzen heute zu den am stärksten ge- ger Lebensraum für bedrohte Vögel sind, und bereichern das Landschafts- fährdeten Biotopen Mitteleuropas. bittet die NABU-Gruppe Limeshain da- bild der Gemeinde in der Wetterau. Sie rum, alte Bäume nicht abzuholzen bzw. sind Lebensraum für zahlreiche Tiere und Zwei Steinkauzbruten . Zu den typischen wieder für Nachpflanzungen zu sorgen. Pflanzen und spielen eine wichtige Rolle Tierarten der Streuobstflächen gehören Ein weiterer wichtiger Punkt ist die regel- in unserer Kulturlandschaft. Streuobst- Siebenschläfer, Fledermaus, Grünspecht, mäßige Mahd der Wiesen, da Steinkäuze wiesen sind wichtig für die Naherholung Gartenrotschwanz, Wendehals und Stein- nur im niedrigen Gras an ihre Nahrung und dienen zur Verbesserung des Klein- kauz. In Limeshain Himbach sind diese herankommen. (Andreas Kempf) Naturschutz trotz Pandemie voranbringen NABU Main-Kinzig-Kreis begeht fünzigjähriges Jubiläum in Coronakrise A m 6. Dezember 1969 wurde der NABU-Aktiven Zeit gefunden, ihre Natur- NABU-Kreisverband Main-Kinzig schutz-Projekte dennoch oder gerade des- (damals noch DBV) gegründet. Am halb weiter voranzubringen. 24. Mai 2020 sollte nun das fünfzigjährige Jubiläum im entsprechenden Rahmen Große Jubiläums-Broschüre . Die Gruppen gefeiert werden. Alle Gruppen, der Vor- und der Kreisverband sind gut aufgestellt, stand des Kreisverbandes, die Arbeitskrei- um den Naturschutz auch unter den er- se und ein Vorbereitungsteam wirkten an forderlichen Auflagen weiter zu entwi- der umfangreichen Planung für die Jubi- ckeln und Neues zu gestalten. Mit einer läumsveranstaltung mit. hochwertigen Jubiläums-Broschüre erin- Aber auch die hessischen Naturschutz- nern die NABU-Aktiven nun an 50 Jahre macher mussten aufgrund der Covid-19- Einsatz für die Natur, indem sie aktuelle Pandemie Verantwortung zeigen und das Ausschnitte ihrer Aktivitäten zeigen und geplante Treffen mit befreundeten Grup- darüber berichten. pen, Organisationen und Vertretern des In der Broschüre schildert und bebil- verband wird aber auch noch in anderer politischen Lebens absagen. So war es lei- dert jede Gruppe ein Thema aus der viel- Form auf 50 Jahre Naturschutz im Main- der auch nicht möglich, verdiente Mit- fältigen Naturschutzarbeit vor Ort. Es ist Kinzig-Kreis eingehen und den Kontakt streiter*innen im entsprechenden Rah- spannend, zu lesen und zu erfahren, was zu Ortsgruppen, zu Ehrenden sowie zu men zu würdigen und zu ehren. Trotz die NABU-Familie beispielhaft im Main- den zahlreichen Förderern und Unter- der Pandemie-Behinderungen haben die Kinzig-Kreis bewegen kann. Der Kreis- stützern aufnehmen. (Norbert Weber) Herbst 2020 HESSEN natürlich
VOR ORT | 11 Gemeinschaftswerk vieler Vogelkundler Neuer 46. Band der Vogelkundlichen Hefte Edertal erschienen G anze 285 Vogelarten haben Na- interessante Beobachtungen ermöglicht. turfreunde in Waldeck-Franken- Dort gelang beispielsweise die Erstbeob- berg im letzten Jahr beobachtet. achtung eines Triels im Landkreis. Das geht aus der Artenliste hervor, auf die die jüngste Ausgabe der Vogelkundli- Lebensraum Sandgrube . Berichtet wird chen Hefte Edertal verweist. Die Kreisver- auch über eine Sandgrube als Lebensraum bände von NABU und HGON haben das aus Menschenhand. Der Besitzer wirt- Werk herausgegeben, das wieder einen schaftet dort so, dass Lebensraum für bis umfassenden Einblick in die Natur und zu etwa 100 Uferschwalben-Brutpaare vor allem in die Vogelwelt Waldeck-Fran- entstand. Auch eine Untersuchung von kenbergs zeigt. Neuntötern, Goldammern und Feldler- chen in Rosenthal ist Thema. Für alle Siebzig Beobachter . Der mehr als 240 Sei- drei Arten wurde zwar eine stabile Popu- ten starke Jahresband ist wieder eine Ge- lation festgestellt, allerdings mit unter- meinschaftsproduktion vieler ehrenamt- durchschnittlichen Bestandszahlen. licher Helfer, hebt Schriftleiter Wolfgang Der ausführliche Sammelbericht lie- Lübcke hervor. Fast 70 Beobachter haben fert wie gewohnt detaillierte Zahlen zu Daten für den avifaunistischen Sammel- den beobachteten Arten im Landkreis. den höchsten Brutbestand der Schwarz- bericht zusammengetragen und für den So wurde beim Schwarzstorch mit zehn kehlchen seit dem Jahr 1975. Band zur Verfügung gestellt. Jungvögeln in Waldeck-Frankenberg die Die Vogelkundlichen Hefte Edertal Vorgestellt wird die Goddelsheimer geringste Zahl seit 15 Jahren festgestellt. sind für 9,00 Euro erhältlich per E-Mail Hochfläche. Die intensiv bewirtschaftete Dagegen freuten sich die Beobachter mit unter info@nabu-waldeck-franken- Fläche ist ein Gebiet, das immer wieder fünf Brutpaaren und 15 Jungvögeln über berg.de (Bernd Schünemann) Amphibienschutz auch in Coronazeiten NABU Lampertheim betreut Laichtümpel in der Grube Feuerstein D ie bisherige Coronazeit hat der auf das unbefugte NABU Lampertheim für den Am- Aussetzen von Fi- phibienschutz genutzt. Dazu ha- schen zurückzu- ben sich die NABU-Aktiven durch Tele- führen ist, die den fonkonferenzen und später mit Treffen Laich dezimieren. im Distanz-Modus ausgetauscht, was sie Da es zu Jahresbe- bis heute auch noch beibehalten. ginn noch gut reg- Ein von ihnen gepflegtes Gebiet, die nete, füllten sich ehemalige Kiesgrube Feuerstein, konnten die Tümpel und die Naturschützer in dieser Zeit intensiv wurden sehr bald betreuen. Nach anfänglicher Unsicherheit besiedelt. Aus der zum Vorgehen kümmerten sie sich im Umgebung wan- B. Hoffmann Schichtbetrieb mehr oder weniger einzeln dern Wasser- und um die Laichtümpel. Grasfrösche, Erd- kröten und Berg- Erdkröten und Grasfrösche . Anfang des und Teilmolche ein, um dort abzulaichen. te, mussten sie die Tümpel im trockenen Jahres hatten die NABU-Aktiven die be- Die Rufe der Kreuzkröten wurden gehört, Frühjahr immer wieder mit Hand befül- reits länger angelegten Laichtümpel mit wurden aber leider nicht gesehen. Durch len. Hierfür wurde das Wasser mit Eimern Teichfolie ausgelegt, da sie trockengefal- eine zweimonatige Zählung wurden Ar- aus dem See in die Tümpel getragen. Die len waren. In dem Biotop ist ein Rück- ten und Anzahl bestimmt. Mühe hat sich gelohnt: Der Nachwuchs gang der Amphibien zu verzeichnen, der Als die Aktiven feststellten, dass das konnte sich gut entwickeln und die Tüm- neben den allgemeinen Ursachen auch Schilf die neue Teichfolie durchbohrt hat- pel verlassen. (Beate Hoffmann) HESSEN natürlich Herbst 2020
12 | VOR ORT Wolfsabweisender Zaun für die NABU-Schafe NABU Seeheim schützt eigene Schafherde vor möglichen Wolfsangriffen Z ur heutigen Schafhaltung gehört ein ausreichender Schutz vor Wöl- fen selbstverständlich mit dazu. Deshalb setzen die Schäfer*innen des NABU Seeheim-Jugenheim am Malchener Blü- tenhang 110 cm hohe Elektronetze ein. Nach Erfahrungen von sächsischen Schä- fern, die schon lange mit dem Raubtier zusammen leben, wurde der Zaun zudem mit einem 1,30 m hohem Flatterband er- T. Westphal T. Westphal gänzt, um ein Überspringen der Zäune weitgehend auszuschließen. Schutzzäune mit Flatterband . Seit der na- he Odenwald Streifgebiet eines Wolfs ge- worden ist, muss gerade auf Weiden in Waldnähe mit Übergriffen auf Schafe ge- rechnet werden, besonders wenn es keine Sicherungsmassnahmen gibt. Gerade weil die NABU-Aktiven den Wolf willkommen heißen, legen sie großen Wert auf konse- quente Herdenschutz-Maßnahmen. Denn T. Westphal T. Westphal es gilt: Ein guter Herdenschutz ist der bes- te Wolfsschutz. (Tino Westphal) Mit viel Sachverstand und großem Herzen NABU Lahntal trauert um langjährigen Gruppenvorsitzenden Karl Busch D ie NABU-Gruppe Lahntal trauert stücken legte er großen Wert. Mit der um ihren langjährigen Vorsitzen- Kirchengemeinde zusammen wurde dort den Karl Busch, der am 11. Juli unter seiner Regie eine Streuobstwiese, im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Karl die sogenannte Taufwiese, angelegt. Auch Busch war 24 Jahre lang bis 2011 als ers- legte er den Grundstein dafür, dass die ter Vorsitzender der Ortsgruppe Lahntal NABU-Gruppe Lahntal heute einen aner- tätig. Er war 1984 Gründungsmitglied kannten ökologisch-landwirtschaftlichen der NABU-Gruppe und somit von der ers- Nebenerwerbsbetrieb sein Eigen nennt. ten Stunde an dabei. Bis zu seinem Tod war er aktiv im Vorstand tätig und hat Große Auszeichnungen . Mit seinen Vogel- stets mit viel Sachverstand und Herz für und Tierpräparaten begeisterte er Kinder die Erhaltung der Natur gekämpft. in Schulen und Kindergärten. Als Vogel- schutzbeauftragter war er mehr als 50 Viele Naturschutzprojekte . In seiner Zeit Jahre für die Gemeinde tätig. Als Dank als erster Vorsitzender hat er viele Projek- und Anerkennung erhielt Karl Busch in te für den Naturschutz vorangetrieben. 2011 die NABU-Ehrennadel in Gold. Wei- So war er maßgeblich für den Aufbau ei- tere Auszeichnungen waren der Landes- nes Naturlehrpfades in Goßfelden verant- ehrenbrief des Landes Hessen sowie die wortlich. Auf Aktivitäten wie Arterfassun- Verdienstmedaille des Verdienstordens gen, Nistkastenbetreuung, Obstwiesen- der Bundesrepublik Deutschland. Die J. Backhaus pflege, Amphibienschutz, Umweltbildung NABU-Gruppe Lahntal wird sein Anden- und den Ankauf von Naturschutzgrund- ken in Ehren halten. (Joachim Backhaus) Herbst 2020 HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13 Neubürger auf dem Vormarsch Der Waschbär sorgt für kontroverse Diskussionen im Naturschutz Ü berall dort, wo die letzten Be- stände gefährdeter oder selte- ner Amphibien und Vögel von Naturschützer*innen in mühevoller Arbeit vor dem Aussterben bewahrt werden, sorgt der zusätzliche Druck von Beutegreifern für kontroverse Dis- kussionen. Besonders der niedlich aus- sehende Neubürger Waschbär, der 1934 am Edersee ausgesetzt wurde und sich seitdem bei uns stark ausbreitet, sorgt Shutterstock/E. Isselee immer wieder für Kummer. Gefährdete Kröten und Unken . So berich- tet der Amphibienexperte Timo Spaniol vom NABU Main-Kinzig von den Pro- blemen beim praktischen Kröten- und Unkenschutz: „An einem Basaltstein- bruch im Kreisgebiet haben wir sehr gute Bestände von Gelbbauchunke und Kreuzkröte. Der Waschbär räuberte aber massiv an den Laichgewässern, so dass Dutzende gehäutete Kreuzkröten ren zuordnen. Bei zwei der Gelbbauch- lan" Baummanschetten an den Horst- herumlagen und kaum mehr Laich- unken war der Körper von der Bauch- bäumen angebracht. Der Erfolg war schnüre vorhanden waren“. Erst der seite her geöffnet und die inneren Or- allerdings eher bescheiden, wenn man lokale Einsatz der Fallenjagd habe Er- gane aufgefressen.“ Um die Bestände Aufwand und Ertrag gegeneinander ab- folge gezeigt, so dass nun kaum noch zu schützen, suchten die NABU-Akti- wägt“, erzählt NABU-Vogelexperte Maik gehäutete Kröten zu finden seien. Oh- ven in Mittelhessen nach einer ande- Sommerhage. Bei einem anderen Vo- ne die kleinräumige Jagd auf Waschbä- ren Lösung und stellten einen dauer- gelschutzprojekt für den bedrohten Kie- ren seinen die letzten Bestände stark haften Prädatoren-Schutzzaun um das bitz bei Marburg wurde mit Elektrozäu- gefährdet: „In den letzten beiden Jah- Laichgewässer herum auf. nen gearbeitet. „Die Prädatorenschutz- ren herrschte gerade im Frühjahr eine Damit eine ausreichende Absiche- zäune trugen nachhaltig dazu bei, dass regelrechte Dürre, was den Amphibien rung der Gewässer gegeben war, wur- der Bruterfolg des Wiesenvogels stabil schwerste Verluste beibrachte. Wir ha- de ein Elektrozaunnetz eingesetzt. Die blieb“, so Sommerhage. ben hier schon die örtliche Feuerwehr erste stromführende Litze lag dabei zum Befüllen hinzugezogen, um die auf einer Höhe von 10 Zentimetern. Da- Problem Lebensraumverlust . Fallenjagd, Verluste in Grenzen zu halten. Kommt raus ergab sich der Vorteil, dass anwan- Schutzzäune oder Baummanschetten dann noch der Waschbär hinzu, kann dernde Amphibien mit der Litze nicht – ein örtliches Wildtiermanagement das schnell lokale Populationen zum in Kontakt kamen, der Waschbär aber scheint von großer Bedeutung zu sein, Aussterben bringen.“ diese nicht unterkriechen konnte. Die um den Druck von Beutegreifern auf Sicherung der Laichgewässer durch gefährdete Tiere zu verringern. Letzt- Schutzzaun am Laichgewässer . Auch der den Elektrozaun führte dazu, dass in lich ist aber auch klar, dass die ursäch- Amphibienexperte des NABU-Landes- den Folgejahren mehr Jungunken die liche Bedrohung von Vögeln und Am- verbands, Dominik Heinz, kennt das Gewässer verließen als vorher. phibien nicht von Beutegreifern, son- Problem des Waschbärdrucks auf örtli- dern vom Verlust ihrer Lebensräume che Bestände: „Bei einem Gelbbauchun- Manschetten für Hostbäume . Da Wasch- ausgeht. „Wenn es genug Kiebitze in ken-Vorkommen in Mittelhessen haben bären sehr gut klettern können, zeigen Hessen gäbe und der Vogel nicht auf wir mehrere Totfunde von erwachse- sich Probleme auch dort, wo man sie der Roten Liste stünde, bräuchten wir nen Gelbbauchunken in Gewässernähe zuerst nicht vermutet: „Um die Gele- uns um den Waschbär nicht so viele festgestellt. Aufgrund der Fraßspuren ge von Rotmilanen zu schützen, haben Gedanken machen“, bilanziert Maik ließen sie sich eindeutig dem Waschbä- wir beim Projekt "Mäuse für den Mi- Sommerhage. (bl) HESSEN natürlich Herbst 2020
14 | LANDESWEIT Naturschutzgebiete unzureichend geschützt EU-Kommission droht mit Klage vor dem Europäischen Gerichtshof D as Vertragsverletzungsverfahren Landesfläche ein. Die wich- der EU geht in die letzte Runde: tigsten Kritikpunkte der EU Die deutschen Bundesländer sind, dass bei allen 585 Ge- kümmern sich nicht ausreichend um ih- bieten die Erhaltungsziele re Europäischen Naturschutzgebiete. Die der Schutzgebiete zu unkon- EU-Kommission hat deshalb nun mit ei- kret, nicht gebietsspezifisch ner „mit Gründen versehenen Stellung- und nicht messbar sind. Wo nahme“ die Daumenschrauben angezo- keine konkreten Ziele in Zah- B. Langenhorst gen. Bis zum 15. Juni musste Deutsch- len festgelegt sind, lässt sich land darlegen, wie es die vorgeworfenen auch kein Erfolg oder Miss- Abgeräumter FFH-Buchenwald im Vogelsberg Missstände beheben will. Die Antwort ist erfolg feststellen. noch „top secret“, denn es geht in dem laufenden Verfahren darum, ob die EU- Freiwilligkeit reicht nicht . Der NABU for- auf Freiwilligkeit, also über die Honorie- Kommission nun vor den Europäischen dert daher die Neuformulierung der Er- rung mit Verträgen, basierende Schutz Gerichtshof zieht. Es geht auch auf eine haltungsziele in den einzelnen Schutzge- von Tieren und Pflanzen oft nicht funk- EU-Beschwerde des NABU Hessen aus dem bietsverordnungen. Wo die zu schützen- tioniert. In vielen Gebieten haben NABU- Jahr 2014 zurück. den Arten gefährdet sind, müssten zu- Schutzgebietsbetreuer ein wachsames dem Verbote eingeführt werden, wie das Auge darauf. Ein Urteil des Europäischen Unkonkrete Erhaltungsziele . Die betroffe- auch in Naturschutzgebieten nach natio- Gerichtshofs wäre eine gute Rückenstär- nen Fauna-Flora-Habitat-(FFH) Gebiete nalem Recht üblich ist. Denn die letzten kung für dieses wichtige ehrenamtliche nehmen in Hessen fast zehn Prozent der zwei Jahrzehnte haben gezeigt, dass der Engagement. (mh) Silberne Ehrennadel für Ulrich Schnarre NABU zeichnet technischen Leiter von Rohstoffabbau-Unternehmen aus beit mit dem NABU taucher, Uhu und zahlreiche weitere be- Hessen nun in Ruhe- drohte Arten gestaltet und dauerhaft ge- stand. Als Mitglied sichert. Aufgrund von bergrechtlichen des Lenkungskreises Vorgaben müssen Teile des rund 100 Hek- zur Umsetzung der tar großen Steinbruches verfüllt werden. Kooperation zwi- Für Schaffung der neuen Lebensräume schen dem Unter- hat HSK mehrere 100.000 Euro aufgewen- nehmen und dem det. NABU-Projektleiter Dominik Heinz NABU Hessen hatte freute sich darüber, dass in unermüdli- er sich für die Rea- cher Arbeit bereits über 30.000 Amphi- lisierung von Arten- bien erfolgreich umgesiedelt wurden. HSK Popp schutzmaßnahmen eingesetzt und die Erfolgreiche Kooperation . Anlässlich der Projektleiter Dominik Heinz, Ulrich Schnarre, NABU-Landesgeschäftsführer Weichen zur Ein- Verabschiedung von Ulrich Schnarre hob Hartmut Mai und Michael Hoffeins von HSK (v.l.n.r.) richtung eines über NABU-Landesgeschäftsführer Hartmut 40 Hektar großen Mai das besondere persönliche Engage- F ür seine besonderen Verdienste Naturschutzareals innerhalb des ehema- ment von Ulrich Schnarre für den Natur- beim Artenschutz hat der NABU ligen Kalksteinbruches Malapertus in schutz hervor. Die Kooperation mit dem Hessen den ehemaligen techni- Wetzlar-Hermannstein eingesetzt. Unternehmen wird in den nächsten Jah- schen Leiter der Heidelberger Sand und ren fortgesetzt und weiter ausgebaut. Die Kies GmbH (HSK) Ulrich Schnarre aus Pe- Lebensraum für Amphibien . Im Rahmen Nachfolge von Ulrich Schnarre übernahm nig in Sachsen mit der Silbernen Ehren- des langfristig angelegten Projektes von der Leiter Rohstoffsicherung Deutschland, nadel ausgezeichnet. Schnarre ging nach HSK und NABU wurden Lebensräume für Michael Hoffeins aus Heidelberg. (hm) langjähriger erfolgreicher Zusammenar- Kreuzkröte, Geburtshelferkröte, Zwerg- Herbst 2020 HESSEN natürlich
D. Schmidt NABU-STIFTUNG | 15 N. Flügel Umweltministerin Priska Hinz, NABU-Stiftungsvorsitzen- Projektleiter*innen in niedermoorigem Gelände: Lisa Klo- der Hartmut Mai, Projektleiter Nico Flügel (v.l.n.r.) stermann (oben) und Nico Flügel (rechts) Shutterstock/A. Kramer L. Klostermann N. Flügel N. Flügel Große Bedeutung für Klimaschutz NABU-Stiftung startet neues Schutzprojekt für saure Niedermoore A nfang Mai hat die NABU-Stiftung und faunistische Bedeutung und beher- Grundlage des NABU-Projektes ist eine Hessisches Naturerbe in enger Zu- bergen typischerweise eine Vielzahl ge- Erfassung der sauren Niedermoore in Hes- sammenarbeit mit der Botanischen fährdeter Arten. Dazu zählen etwa Rund- sen durch die BVNH. Dabei wurden die im Vereinigung für Naturschutz in Hessen blättriger Sonnentau, Fieberklee, Sumpf- Rahmen der Hessischen Biotopkartierung e.V. (BVNH) ein auf 3,5 Jahre angelegtes blutauge und der Blauschillernde Feuer- in den Jahren 1992 bis 2006 kartierten Projekt zur langfristigen Sicherung und falter. Viele dieser Arten gehören auch zu sauren Niedermoore erneut begutachtet. Erhaltung von sauren Niedermooren in den potenziellen Klimaverlierern und sind Hessen gestartet. Hierbei sollen möglichst angesichts des sich rasant ändernden Kli- Notwendiger Schutz . Die erschreckenden viele Niedermoor-Standorte durch Ankauf mas besonders schutzbedürftig. Darüber Ergebnisse wurden 2017 vorgelegt: Von oder eine langfristige Pacht für den Natur- hinaus haben Niedermoore auch eine gro- ehemals 155 erfassten Niedermooren wa- schutz gesichert werden. Darüber hinaus ße Bedeutung für den Klimaschutz, weil ren bereits 39 Gebiete (25 %) vollständig sind Revitalisierungsmaßnahmen geplant, sie in ihren Böden langfristig CO² aus der verloren gegangen. Lediglich 27 Gebiete die zur Weiterentwicklung der Standorte Atmosphäre binden. Intakte Niedermoo- (17 %) befanden sich noch in einem na- beitragen sollen. Das Projekt wird vom re wirken sich als Kohlenstoffsenke daher turschutzfachlich zufriedenstellenden Land Hessen im Rahmen des Integrierten positiv auf das Klima aus. Zustand. Das bedeutet, dass sich für 89 Klimaschutzplans finanziell gefördert. Niedermoore ein akuter Handlungsbedarf Stark gefährdete Biotope . Bei den sauren zur Erhaltung ergibt. Auch für die 27 Wollgräser und Torfmoose . Oftmals ver- Niedermooren handelt es sich um einen Niedermoore mit gutem Zustand muss steckt und durch ihre geringe Fläche vom landesweit besonders stark gefährdeten eine Sicherung erfolgen. Menschen kaum wahrgenommen und Biotoptyp. Dieser wertvolle Lebensraum Die NABU-Stiftung Hessisches Natur- doch so wichtig: Saure Niedermoore oder ist allerdings im Unterschied zu den kalk- erbe möchte sich dem nun annehmen auch Kleinseggensümpfe saurer Standor- reichen Niedermooren kein FFH-Lebens- und sich gemeinsam mit dem Hessischen te, bzw. Kleinseggenriede werden vor al- raumtyp und steht somit weniger im Fo- Umweltministerium für eine Trendwende lem von niedrigwüchsigen Seggen, Woll- kus des Naturschutzes. Genau diese Lücke beim Schutz des wertvollen Lebensraums gräsern und Torfmoosen geprägt. Diese soll nun durch das neue Schutzprojekt einsetzen. (Nico Flügel & Lisa Klostermann) Standorte haben eine hohe floristische geschlossen werden. HESSEN natürlich Herbst 2020
16 | NAJU Gemeinsam Natur erleben Spannende Gruppenerlebnisse beim NAJU-Sommercamp C. Müller C. Müller C. Müller C. Müller V om 27. bis 31. Juli fand das NAJU- Hilfe, um zurückzufinden. Nach dem den, Papier geschöpft wurde, aus Natur- Sommercamp in Homberg (Ohm) Mittagessen gab es eine Workshop-Phase: materialen kleine Landart-Kunstwerke statt. Schon zu Beginn wurde den Henna-Tattoos, Salbe kochen, Batiken, ei- geschaffen wurden sowie eine kleine Ge- zwanzig Teilnehmenden im Alter von 12 ne Lagerfahne mit den Teamnamen ge- wässertour durchgeführt wurde. Im An- bis 16 Jahren das geltende Hygienekonzept malt, Naturfotografie und viel mehr stand schluss an das Mittagessen startete eine nahegebracht. Trotz der zu beachtenden auf dem Programm. Zum Schluss des Ta- kleine Schnitzeljagd, bei der die Teilneh- Regelungen hatten alle viel Spaß und ge- ges wurde ein Lagerfeuer gemacht. menden schöne Spiele rund um das The- nossen die Zeit unter Gleichaltrigen. ma Naturbegegnungen durchführten. Am Montagnachmittag kamen die Rollenspiel im Wald . Am Mittwoch fand Teilnehmenden an und bauten gleich die ein spannendes Rollenspiel im Wald statt. Camp in Coronazeit . Der letzte Abend war Zelte auf. Weil die Jugendlichen gut zu- Die Teilnehmenden waren Schiffbrüchi- ein besonderes Highlight für die Gruppe: sammenarbeiteten, ging das schnell. An- ge, die auf einer Insel gelandet sind. Ziel Das Team organisierte eine „Wetten, dass?“- schließend gab es Nudeln mit Sojabolog- war es, einen Schatz zu finden. Auf dem Runde, bei der alle ihr Können und Talent nese zum Abendessen. Nach dem Essen Weg trafen die Jugendlichen schreckliche beweisen konnten. Gemütlich ließen wir veranstalteten die die Jugendlichen eine Piraten, andere Schiffbrüchige, fanden den Abend am Lagerfeuer ausklingen. Lagerolympiade, bei der sie Team gegen Tipps und Hinweise, um das Rätsel um Der letzte Morgen startete wieder mit Team an verschiedenen Stationen Punkte den Schatz zu lösen. Als alle Gruppen den einem leckeren Frühstück. Anschließend sammeln mussten. Schatz gefunden hatten, trafen sich alle packten Teamende und Teilnehmende auf dem Zeltplatz, wo das Abendessen fleißig mit an, um das Lager abzubauen. Henna-Tattoos & Naturfotografie . Der Dien- schon auf dem Tisch stand. Am Ende des Alle blicken auf eine tolle und lustige Wo- stagmorgen startete mit einem Frühstück. Tages waren alle todmüde und schliefen che mit traumhaftem Wetter und tollen Danach machten die Jugendlichen einen ruhig in ihren Zelten. Aktionen zurück. Auch wenn das Camp Orientierungslauf. In kleine Gruppen auf- Der Donnerstag startete etwas später, unter besonderen Corona-Maßnahmen geteilt wurden sie von und mit Teamen- da sämtliche Teamenden und Teilnehmen- stattfinden musste und es für alle eine den mit Augenbinden in ein Auto gesetzt. den erschöpft vom Vortag waren. Nach untypische Freizeit war, fanden alle die Dann wurden die Gruppen in Begleitung einem leckeren Frühstück startete wieder Woche doch mehr als gelungen. Gerne von Teamer*innen in der Natur ausge- eine spannende Workshop-Phase, bei der wieder! (Wenke Poth) setzt und hatten nur einen Kompass zur unter anderem Nistkästen gebaut wur- Herbst 2020 HESSEN natürlich
NAJU | 17 Auch in kleinen Teams lässt sich viel schaffen Vielfältige Naturschutzaktivitäten der NAJU Frankenberg in der Coronakrise A nders, aber nicht minder erfolg- reich laufen die Aktivitäten der Frankenberger NAJU seit Beginn der Coronakrise. Während die wöchent- lichen Gruppenstunden von Mitte März bis Ende Mai ausgesetzt wurden, erledig- ten Jugendliche und Erwachsene fast täg- lich viele praktische Aufgaben in Zweier- F. Seumer F. Seumer Teams. Im März war es höchste Zeit für den Obstbaumschnitt: Rund 200 Obstbäu- me auf acht Wiesen wurden fachgerecht geschnitten. Eine*r auf der Leiter oder im er-Team wurden im April und Mai fast acht schutzhaus. Mit ausreichend Abstand wa- Baum und Eine*r zur Sicherheit am Boden. Kilometer Zäune beim Beweidungsprojekt ren die Zehn- bis 18-Jährigen froh, sich Goldbachtal kontrolliert und repariert: endlich wieder zu sehen. Die Jugendlichen Arbeiten im Zweierteam . Die im Februar Pfosten nachschlagen, Drähte spannen formten Schwalbennester aus Holzbeton, während den Gruppenstunden gebauten oder umgefallene Bäume zurücksägen. bündelten Schilfrohrstengel für Wildbie- 24 Vogelnistkästen konnten nicht wie üb- nenhäuser oder brachten die Mulchwege lich beim Wochenmarkt am Rathaus ver- Erste Gruppenstunde . Ab Mitte Mai rück- in den NAJU-Burggärten auf Vordermann. kauft werden. Daher wurde über die Ta- ten die Teams dem Riesenbärenklau zu Anfangs war die Beteiligung recht verhal- geszeitung eine Lieferung nach Hause mit leibe. Mit einem Spezialspaten wurden ten. Dann kamen wieder bis zu 14 Jugend- Aufhängservice im Garten angeboten. Die mehrere hundert Pflanzen an 15 Stand- liche. Höhepunkt war die Edersee-Kanu- Resonanz war so hoch, dass Alex, Niklas orten ausgegraben. Ab 29. Mai gab es die freizeit am ersten Ferienwochenende mit und Mustafa Kästen nachbauten. Im Zwei- ersten Gruppenstunden vor dem Natur- elf Teilnehmern. (Frank Seumer) Blühfläche für Insekten mitten in der Stadt NAJU Gießen-Wieseck legt Schmetterlingswiese mit Verweilinsel an I m Frühjahr letzten Jahres startete diese vorbereitet und eingesät. Die Ein- die NAJU-Gruppe Gießen-Wieseck ihr saat der Fläche mit dem anschließenden neues Projekt: eine Schmetterlings- Andrücken mit Holzplatten-Schuhen war wiese mitten im Stadtteil. An der Ecke für die Kinder, neben dem Bau der Rasen- von Grabenstraße und Am Eichelbaum festung, das Schönste beim Anlegen der wurde eine städtische Rasenfläche zu ei- Schmetterlingswiese. Das passende Saat- ner bunten Schmetterlingswiese umge- gut für die Fläche bekam die Gruppe nach wandelt. Die Idee kam von Lisa Mack, die telefonischer Anfrage von der Firma Rie- schon lange mit ihren Kindern bei der ger-Hoffmann kostenlos für diese NAJU- M. Sörries NAJU-Gruppe aktiv ist. Aktion gestellt. Umgraben der Fläche . Die 200m² große Blühfläche mit Bank . Dieses Jahr gestalte- Fläche musste in vielen kleinen Schritten te die Gruppe den Rest der Wiesenfläche für die Aussaat vorbereitet werden. Zu- um. Durch das Gebiet wurde ein kleiner erst wurde in mühevoller Kleinarbeit der Rasenweg mit einer Verweilinsel inklusi- Rasen abgehackt und am Rand der Fläche ve Holzbank angelegt. So können alle Bür- von den Kindern zu einer größeren Rasen- ger*innen sich vom Anblick der sich im- festung aufgetürmt. Anschließend muss- mer wieder verändernden Blühfläche und te die Fläche komplett umgegraben und den Insekten verzaubern lassen. Durch für die Einsaat geharkt werden. Da die die regelmäßigen Aktivitäten ist es nach M. Sörries Gruppe im ersten Jahr nur zwei Drittel und nach zu einem NAJU- und Nachbar- der Fläche bearbeitete, wurden auch nur schaftsprojekt geworden. (Mechthild Sörries) HESSEN natürlich Herbst 2020
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