Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark

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Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Holz/Bau/Kultur
                                                    Identität erhalten – Mehrwert schaffen

Kontakt:
proHolz Steiermark
Verband der steirischen Forst- und Holzwirtschaft
Reininghausstraße 13a, 8020 Graz
T +43 (0)316/587860-0
F +43 (0)316/587860-10
office@proholz-stmk.at
www.proholz-stmk.at
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Baukultur in
Ihrer Gemeinde:
Sie haben es in
   der Hand!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Christoph Lingg/Bregenzerwald Tourismus
                                                                                                                                                                                                                        Liebe Leserin! Lieber Leser!
     Ein schönes Gebäude ist nicht in der Lage, eine                                                                                                                                                                        Schließen Sie kurz die Augen und spazieren Sie e­ inmal
                                                                                                                                                                                                                        gedanklich durch Ihre Heimatgemeinde: Ist das Ortsbild
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nellen Rezepte der Großeltern und peppen sie mit exotischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Gewürzen auf. Werte wie Heimat, Identität, Stolz und Indivi-

        schäbige Ansiedlung wirklich zu verschönern,                                                                                                                                                                    ­harmonisch? Gibt es schöne alte Bauten, die die Kultur der
                                                                                                                                                                                                                         letzten Jahrhunderte tragen? Wie fügen sich moderne Bauten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                dualität prägen uns aber auch am Bausektor. Es gilt, das alte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wissen um regionale Bauweisen mit aktuellen Themen wie
                                                                                                                                                                                                                         in das Gesamtbild ein? Ist das Zusammenspiel aus Alt und Neu                           Energieeffizienz oder Ressourcenpolitik zu verbinden. Dass da-
     doch ein einziges hässliches Gebäude kann die                                                                                                                                                                       gelungen? Wo kommen die Leute gerne zusammen? Was sagen
                                                                                                                                                                                                                         die Gemeindebürger/innen und Gäste über Ihren Ort?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                bei die ­moderne Architektur nicht zu kurz kommen darf, ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                steht sich von selbst. Der Baustoff Holz ist hierfür ein verbin-
                                                                                                                                                                                                                         Diese Meinung ist nicht unwichtig! Nicht umsonst hat eine                              dendes Element, das seit Jahrhunderten die Steiermark prägt.
                   Seele einer stolzen Stadt lädieren.                                                                                                                                                                   ­aktuelle Studie aus der Schweiz gezeigt, dass für 77 Prozent
                                                                                                                                                                                                                          der Befragten ein authentisches, harmonisches Ortsbild ein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wir laden Sie als Entscheidungsträger/innen mit dieser Bro-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                schüre ein, dem Trend zu folgen und den baukulturellen Stolz
                                                                                    Zitat aus Léon Krier: „Architektur – Freiheit oder Fatalismus“                                                                        sehr wichtiges Auswahlkriterium für die Wahl des Ferien­ortes                         Ihrer Region neu zu erleben. Vielleicht finden Sie sogar die eine
                                                                                                                                                                                                                          ist. 53 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen sind bereit,                              oder andere Anregung für Ihre eigenen Bauvorhaben!
                                                                                                                                                                                                                          mehr für eine Wohnung zu bezahlen, wenn sie sich in einer                             Das Team von proHolz Steiermark wünscht auf jeden Fall ein
                                                                                                                                                                                                                          ­bau­kulturell ansprechenden Umgebung befindet.                                       erbauliches Lesevergnügen! Ihr
                                                                                                                                                                                                                           In vielen Bereichen haben wir es geschafft, Tradition und
                                                                                                                                                                                                                           ­Moderne zu verbinden: Die Jugend trägt modische Dirndl­
                  So schön kann Steiermark sein: Wer beim Bauen – egal ob Revitalisierung, Umbau oder Neubau –                                                                                                              kleider, die Volksmusik wird mit Pop-Elementen angereichert
                  moderne Architektur mit Bewährtem verbindet, baut an der Unverwechselbarkeit der Regionen mit.                                                                                                            und gelangt zu neuen Höhenflügen, wir kochen die traditio-                                                     Obmann von proHolz Steiermark

                                                                                                                                                                                                                        INHALT
                                                                                                                                                                                                                        04–05	
                                                                                                                                                                                                                              Gewusst wo! Wer sein kulturelles Umfeld beim
                                                                                                                                                                                                                              Bauen „mit-denkt“, bleibt unverwechselbar.
                                                                                                                                                                                                                        06–07	
                                                                                                                                                                                                                              Wer Ja sagt zu Baukultur, sagt Ja zu Zukunft und
                                                                                                                                                                                                                              bewegt Menschen dazu, in ihrer Region zu bleiben.
                                                                                                                                                                Foto: Steiermarktourismus/www.bigshot.at                08–11	
                                                                                                                                                                                                                              Baukultur und Holzbau sind in der Steiermark seit
                                                                                                                                                                                                                              jeher eng miteinander verbunden.
                                                                                                                    Foto: Steiermarktourimsus/photoaustria.at
                                               Foto: Georg Ott/proHolz Steiermark

                                                                                                                                                                                                                        12-13	
                                                                                                                                                                                                                              Interview mit Franz Titschenbacher, Obmann von
                                                                                                                                                                                                                              proHolz Steiermark

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto: proHolz Steiermark
                                                                                                                                                                                                                        14–25	
                                                                                                                                                                                                                              Typisch steirisch: Beispiele für wunderschöne,
                                                                                                                                                                                                                              zeitgemäße regionale Bauten.
                                                                                                                                                                                                                        26–29     Sanieren, aber richtig!
                                                                                                                                                                                                           Foto: mia2

                                                                                                                                                                                                                        30–39	
                                                                                                                                                                                                                              Blick in den Westen: gelebte Baukultur in Vorarlberg
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Wo stehen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Es gibt keinen Ort,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    der das Zuhause
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ersetzen kann.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              l
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ergut/Rast
                                                            diese Häuser?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Volksweisheit

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       alzkamm
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           eerland-S        Auss
                                                            Raten Sie mit! Wir laden Sie zu einem kleinen Bilderrätsel ein,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Foto: TVB
                                                            das Lust auf regionales Bauen machen und dazu anregen soll,                                                                                                                                                                                        1
                                                            über die Baukultur vor der eigenen Tür nachzudenken. Oder ist
                                                            Ihnen bewusst, wie ein typisches Haus Ihrer Region aussieht?

                                                                                                                                                                                                 Foto: iStockphoto.com/stevencyc
                                                                                                                              Foto: iStockphoto.com/Nickos
     Foto: Fotolia.com/travelguide

                                        2                                                                                                                    3                                                                     4

                                                                                                                                                                                                                                                                                ude
                                                                                                                                                                                                                                                        h gew  isse Gebä t?
                                                                                                                                                                                                                                     a r um  la ssen sic und andere nich
                                                                                                                                                                                                                                   W                    n                                       ie
                                                                                                                                                                                                                                      g io na l zuordne                 u -) Geschic
                                                                                                                                                                                                                                                                                     hte hat, d
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 c he
                                                                                                                                                                                                                                   re                       n ihre (B a
                                                                                                                                                                                                                                                                        e Regio      rmens  p ra
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              e n Fo
                                                                                                                                                                                                                                              e in fa c h : Weil jed              te n  e in e r modern
                                                                                                                                                                                                                                       Ganz                                     s
                                                                                                                                                                                                                                                                 zu zu gu n
                                                                                                                                                                                                                                                   s ab u nd
                                                                                                                                                                                                                                       allerding                 d  tr it t.                                      genannte
                                                                                                                                                                                                                                                   intergrun                                      mt die so                   t sich vo
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            m
                                                                                                                                                                                                                                       in den H                                            k o m
                                                                                                                                                                                                                                                                              aukult  u r,                        griff leite
                                                                                                                                                                 6. Ukraine
                                                                                                                                                                                                                                                               io n a le   B                        .  D e r  B e                    is c h ,
                                                                                                                                                                                                                                                    um reg                                   ge n                              eim
                                                                                                                                                                                                                                        G e ht e s                             r zum Tra                           lich, einh
                                                                                                                                                                 Griechenland, 5. Australien,
                                                                                                                                                                                                                                                               rchitek tu                          ren, häus
                                                                                        Foto: Dreamstime/Igor Tikhankov

                                                                                                                                                                                                                                                   u lä re  A                         r „  g e b o                         s p e zifische
                                                                                                                                                                                                                                        vernak                               lus“ fü                             regions
                                                                                                                                                                 blauen Bauten auf Santorin,
                                                                                                                                                                                                                                                              v e rn a  c  u                      d   e t, u m
                                                                                                                                                                                                                                                      he n „                   wird verw
                                                                                                                                                                                                                                                                                               en
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  schreibe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              n.
                                                                                                                                                                                                                                         Lateinisc
                                                                                                                                                                 4. unverwechselbar: die weiß-
                                                                                                                                                                                                                                                              “ he r und
Foto: Fotolia.com/zstock

                                                                                                                                                                                                                                                   ty p is c h                          a  u w e is e n zu b e            z u o rdnen – s
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ie
                                                                                                                                                                                                                                          landes                             hse ne B                            gional
                                                                                                                                                                 Hamshire/Groß Britannien,
                                                                                                                                                                                                                                                                g e w   a c                          t k la r re
                                                                                                                                                                                                                                                        risch                   en sich m
                                                                                                                                                                                                                                                                                                eis
                                                                                                                                                                                                                                           und histo
                                                                                                                                                                 3. klassisches Heim in New

                                                                                                                                                                                                                                                    u lä re  B a uten lass                in e r Region.
                                                                                                                                                                                                                                           Vernak                                       e
                                                                                                                                                                 2. südschwedisches Landhaus,
                                                                                                                                                                                                                                                                               Seele
                                        5                                                                                 6                                      Holzhaus in Bad Aussee,
                                                                                                                                                                                                                                            sind so e
                                                                                                                                                                                                                                                         twas    w ie   d  ie
                                                                                                                                                                 Auflösung: 1. traditionelles

                                     4 _ B a u k u lt u r                                                                                                                                                                                                                                                                                                   B a u k u lt u r   _5
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Baukultur

                                                                                                                                                                                                                  Foto: Tourismusverband Bad Gleichenberg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Foto: Spa Hotel Erzherzog Johann
                       Foto: Karin Bergmann

                                      Geschichtsträchtiges Haus in neuem Gewand:                                                                        Komplett neu, aber mit viel altem Charme: Der neue                                                      Unverwechselbares Ambiente: Hinsichtlich Baukultur sind die
                                       Der ehemalige Pfarrhof von St. Andrä im Sausal                                                                   Hauptplatz von Bad Gleichenberg wurde erst 2­ 014                                                       Ausseer Häuser echte Vorzeigebeispiele. Ein Blick darauf
                                      ­wurde revitalisiert und lädt heute zum Genießen ein.                                                             eröffnet. Gäste und Gleichenberger lieben ihn.                                                          genügt und man weiß, wo sie zu Hause sind.

                 Warum                                                        Wer auf Baukultur setzt, schafft
                                                                              Identität, regionale Wertschöpfung
                                                                                                                                                         lungen, aber auch geschlossene Siedlungen vor – zum Beispiel
                                                                                                                                                         Haufendörfer in der Obersteiermark oder Anger­dörfer in der
                                                                                                                                                         Oststeiermark“, sagt Guttmann und betont, dass Baukultur
                                                                                                                                                                                                                                                                chen Baustoffe nützen. Zum Beispiel waren Dachvorsprünge,
                                                                                                                                                                                                                                                                die Schatten schaffen und Wandaufbauten vor Witterungsein-
                                                                                                                                                                                                                                                                flüssen schützen, bis vor einiger Zeit gang und gäbe. Klimaan-

                 Baukultur
                                                                                                                                                         heute vielen Menschen am Herzen liege. Man habe erkannt,                                               lagen waren nicht notwendig. Dank der modernen Haustech-
                                                                              und trägt zum Klimaschutz bei.                                             dass sie das beste Rezept gegen die Abwanderung sei. „­ Logisch,                                       nik kann in fast jedem Gebäude ein angenehmes Raumklima
                                                                                                                                                         denn wenn ich lebens- und liebenswerte Plätze schaffe, fühlen                                          geschaffen werden. Idealerweise erzeugen die Bauten die da-

                 auch IHRE
                                                                                                                                                         sich die Menschen dort zu Hause und bleiben.“                                                          für aufgewendete Energie selbst. Übrigens: Auch der Baustoff
                                                                               „Altes und Neues unter einen Hut zu bringen, ist eine große                                                                                                                      Holz trägt wesentlich zum Klimaschutz bei.
                                                                                Herausforderung“, erklärt Eva Guttmann, Vorsitzende der Orts-            Baukultur für regionale Wertschöpfung
                                                                               bildkommission der Steiermark, und betont, dass Baukultur für sie         Menschen bleiben auch, wenn sie einen Arbeitsplatz in ihrem

                 Gemeinde                                                      daher weniger ein Begriff als vielmehr eine Haltung ist. Vor a­ llem
                                                                               im öffentlichen Bereich. „Denn hier geht es nicht um einzelne
                                                                               ­Häuser, sondern darum, Orte zu schaffen, in denen sich Altes und
                                                                                                                                                         Umfeld finden. Lokale Unternehmen sind mit den Bautraditi-
                                                                                                                                                         onen ihrer Region vertraut. Sie kennen die bewährten Elemen-
                                                                                                                                                         te, die klimatischen Bedingungen und verbinden sie mit den

                 lebenswert
                                                                                Neues ergänzen. Und zwar mit hohem Qualitätsanspruch“, sagt              neuesten Technologien. Vernakulares Bauen heißt Bauen in
                                                                                die Expertin, die in enger Zusammenarbeit mit den Verantwort­            der Region mit der Region – das sichert Unternehmensstand-                                                                             Jeder Ort hat seine
                                                                                lichen einer Gemeinde und den Ortsbildsachverständigen arbeitet.         orte und Arbeitsplätze – auch in Ihrer Gemeinde!                                                                                        Geschichte! Aber das

                 macht!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Leben verändert sich,
                                                                               Baukultur gegen Abwanderung                                               Baukultur für Klimaschutz                                                                                                                somit dürfen sich auch
                                                                               Die Faktoren, die im Ortsbildschutz berücksichtigt werden, um-            Ein weiterer Aspekt, der für das Bauen im Sinne der regiona-                                                                             die Orte verändern.
                                                                               fassen die Bauelemente ebenso wie die Bau­materialien oder auch           len Baukultur spricht, ist, dass traditionelle Bauten meist die                                                                         Eva Guttmann, Vorsitzende
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 der Ortsbildkommission der
                                                                               die Siedlungsstrukturen. „In der Steiermark finden wir Streusied-         geoklimatischen Konditionen berücksichtigen und die örtli-                                                                            Steiermark
                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: Furgler

                                                                         Welchen Stellenwert Baukultur in ihrer Gemeinde einnimmt, verraten Christine Siegel, Rudolf Stiendl und Franz Frosch

                                                                             Bgm. Rudolf Stiendl, St. Andrä-Höch                                         Bgmin. Christine Siegel, Bad Gleichenberg                                                              Bgm. Franz Frosch, Bad Aussee

                                                                             Holz und Heimat                                                             Gemeinde und Gestaltung                                                                                Gestern und Heute
                                                                             An der Sausaler Weinstraße sind wir baulich eindeutig                       Mit unserem neuen Hauptplatz haben wir ein Z­ entrum der                                               Die Bauern haben bei uns immer schon mit
                                                                                   beim Holz daheim. Ob im Buschenschank oder beim                                        Begegnung für die Gleichenbergerinnen                                                 Holz gebaut. Fichte und Tanne werden
                                                                                         ‚Urlaub am Bauernhof‘: Holz spielt – oft in                                           und Gleichenberger sowie unsere                                                  seit jeher als Baustoffe verwendet.
                                                                                             zeitgemäßer Form – eine wichtige Rolle.                                              Gäste geschaffen. Mit dem                                                     Auch heute ist der Trend zum
                                                                                               Ein Beispiel für Baukultur ist das Barock­                                            Abbruch des ehemaligen                                                     Holzbau absolut spürbar. Eine
                                                                                                 schloss Harrachegg in Höch, das wir                                                  Parkhotels wurde der Raum                                                 begrüßenswerte Entwicklung,
                                                                                                   liebevoll restauriert und zu Gemeinde­                                              für Neues geschaffen. Das                                                finde ich! Geschichtlich
                                                                                                    wohnungen umgebaut haben. Aus                                                       Zusammenspiel aus Alt                                                   gesehen sind natürlich vor
                                                                                                    dem ehemaligen Pfarrhof von St.                                                     und Neu macht jetzt den                                                 allem unsere Bürgerhäu­
                                                                                                    Andrä wurden ein Restaurant und                                                     Charme des Platzes aus –                                                ser Zeitzeugen von anno
                                                                                                   sechs Apartements. Damit h­ aben wir                                                 hier kommen ganz einfach                                                dazumal. Auch hier sind
                                                                                                  ein Stück Heimat erhalten!                                                           die Leut gern zam!                                                       Holzelemente typisch.
                                                             Foto: Rudolf Stiendl                                                                     Foto: Christine Siegel                                                                                                                                   Foto: teresa-rothwangl.com

6 _ B a u k u lt u r                                                                                                                                                                                                                                                                                                              B a u k u l t u r  _   7
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Seit Jahrhunderten bewährt: Der                                                                                                                                                                                                                                        Auch heute noch schaffen Dachvor-
                                                   Dachvorsprung schafft geschützte                                                                                                                                                                                                                                       sprünge vielfach nutzbaren Raum.
                                                   Lagerflächen für Arbeitsgeräte und                                                                                                                                                                                                                                     Beim Haus MuT wird dieser sowohl als
                                                   Brennholz. Hier bei einem Bauern-                                                                                                                                                                                                                                      Lagerfläche für das Brennholz als auch
                                                   haus aus dem west­steirischen                                                                                                                                                                                                                                          als erweitertes Wohnzimmer genutzt.
                                                   Mooskirchen.
Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing

                                                                                                                                                                                                                Foto: mia2
                                                                                          Bewährtes bewahren ... ... und modern gestalten
                                                                                                                                                                                                                             Wir wollten ein Haus, das flexibel nutzbar ist,
                                                                                          Baukultur und Holzbau sind in der            „Baukultur betrifft uns alle“,          betont Günter Koberg,
                                                                                                                                                                                                                             gut in die Region passt und nachhaltig gebaut
                                                                                            Steiermark seit jeher untrennbar           ­Präsident des Vereins für „Baukultur in der Steiermark“. „Sie ist
                                                                                                                                                                                                                             ist. Und es ist genau so geworden, wie wir
                                                                                                                                        nicht nur Architektur, sondern beschreibt einfach alle H­ äuser
                                                                                        miteinander verbunden. Warum das                sowie die dazwischenliegenden Räume, die Verkehrswege und
                                                                                                                                                                                                                             uns das vorgestellt haben: Unsere Wünsche
                                                                                            Haus MuT ein perfektes Beispiel             vieles mehr.“ Deshalb steht für den Experten auch außer Frage,
                                                                                                                                                                                                                             sind wahr geworden. Durch die großzügigen
                                                                                         dafür ist und weshalb der Baustoff                                                                                                  Vorsprünge des oberen Hausteils sind nicht
                                                                                                                                        dass es das Einfachste auf der Welt ist, moderne Architektur
                                                                                                                                                                                                                             nur Außenräume entstanden, sondern sie
                                                                                          heute als Gebot der Stunde gilt ...           und Baukultur unter einen Hut bzw. in dem Fall unter ein Dach
                                                                                                                                                                                                                             beschatten auch den Innenraum.
                                                                                                                                        zu bringen. „Die hängen für mich zusammen wie die Henne
                                                                                                                                        und das Ei“, zieht er einen anschaulichen Vergleich.                                 Die Familie Leskoschek liebt ihr neues Domizil mit
                                                                                                                                                                                                                             traditionellem, obersteirischem Charakter.

                                                                                                                                       Baukultur darf und soll also durchaus auch modern sein, ist
                                                                                                                                       aber dennoch immer eng mit dem „Zuhause“ verbunden und
                                                                                                                                       steht eindeutig für Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und
                                                                                                                                       Identität. Beispiel gefällig? Gerne: Im zeitgemäß designten                                                                                                                                                            Foto: Lesk
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        oschek

                                                                                                                                       Haus MuT (rechts) ist die Obersteiermark daheim. Die Besitzer
                                                                                                                                       entschieden sich für Satteldach und Co. und gewannen damit
                                                                                                                                                                                                                             Sommerschlafzimmer
                                                                                                                                       ganz nebenbei auch zwei außergewöhnliche Freiluftschlafzim-                           inklusive
                                                                                                                                       mer. Dieses Haus gibts kein zweites Mal und dennoch passt es
                                                                                                                                       perfekt in die Umgebung. Eine feine Sache, denn wie das Holz-                         Schlafzimmer hat jeder. Die Leskoscheks im obersteirischen Gai haben jedoch neben den
                                                                                                                                       haus zeigt, schließen sich Einzigartigkeit und Harmonie mit                           gängigen zwei zusätzliche und ganz besondere: Die Holzbalkone ihres Hauses sind nämlich mit
                                                                                                                                       der Umgebung nicht aus. Im Gegenteil: Wer beim Hausbau ei-                            Nischen versehen, sodass es sich dort in der warmen Jahreszeit wunderbar nächtigen lässt.
                                                                                                                                       nen Blick auf die Baukultur wagt, trägt dazu bei, den Charakter
                                                                                                 Moderne Architektur und               eines Ortes oder einer Stadt zu unterstreichen: Egal, ob nun                          „Das wollen wir nicht“, war für Magda und Thomas Leskoschek     haben. Architekt Gunar ­Wilhelm griff die Vorgabe gerne auf
                                                                                                 Baukultur ergänzen einander           ein Einfamilienhaus, ein Kindergarten, ein Feuerwehrhaus                              beim Blick auf die derzeit gängigen Einfamilienäuser klar:      und ­plante das Haus MuT, das mit ­seinem s­ teilen Dach, dem
                                                                                                 wie die Henne und das Ei.             oder ein neues Gemeindeamt entstehen soll. Baukultur schafft                          „Die schauen alle gleich aus“, so die Begründung des Paares.    ­massiven S­ ockel, der großzügigen ­Verwendung des Baustoffs
                                                                                                Günter Koberg, Präsident des
                                                                                                                                       tolle Stimmung und wunderbare Plätze, an denen sich Einhei-                           Ihr neues Eigenheim sollte dem Begriff g­ erecht werden, also    Holz u. v. m. den Vorstellungen entsprach. Der Name des
                                                                                               Vereins „Baukultur in der Steiermark“   mische wie „Zuagroaste“ oder auch Feriengäste wohlfühlen.                             etwas „Eigenes“ und damit für die Region Typisches an sich       Schmuckstücks steht übrigens für M(agda) u(nd) T(homas).
                                                     Foto: Sissi Furgler                                                                                                                                    

                                                 8 _ B aukul t ur          u n d H o l z bau                                                                                                                                                                                                                                            B aukul t ur u n d H o l z bau  _    9
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Bei unseren Ferienwohnungen, den Vogelhäusern,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           verbinden wir zeitgemäßes Design mit dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           traditionellen Baustoff Holz. Die Innenwände sind

                                                                                                                                                                                     Foto: Wirtshaus Steirereck/Pogusch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           z. B. aus 100-jährigen Lärchenholzbrettern, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           einst Sonne, Regen und Wind ausgesetzt waren:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Da steckt pure Energie drin. Welche Schätze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      wir hier haben, ist vielen kaum bewusst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Ich musste von einem Italiener auf der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Mailänder Messe erfahren, dass im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Mürztal die edelste Lärche überhaupt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         wächst. Unglaublich, oder?
                                                                                                                                                                                                                          Altes und Neues auf dem Pogusch im Mürztal:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Heinz Reitbauer, Erfolgsgastronom,
                                                                                                                                                                                                                          das Restaurant der Familie Reitbauer (Bild                                                           Steirereck am Pogusch
                                                                                                                                                                                                                          unten) und die Vogelhäuser (Ferienwohnungen).              Foto: bigshot/Christian Jungwirth
                                                                                                                                                                                                                          Wie Letztere zeigen, setzt die moderne Architek-
                                                                                                                                                                                                                          tur sehr oft auf eine klare, einfache Formenspra-
                                                                                                                                                                                                                          che­und schafft dadurch optische Hingucker.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Früher musste man die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   jungen Leute vom Baustoff
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Holz überzeugen, heute
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   kommen sie und sagen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ,Wir wollen mit Holz bauen‘.
Foto: Weinidylle Dreisiebner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Oskar Beer, Innungsmeister der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   steirischen Landesinnung Holzbau
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: Oskar Beer

                                                                                                                                                                                    Foto: Wirtshaus Steirereck/Pogusch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Ich spreche nicht gerne von Holz als Baumaterial, denn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           es ist ein Bau-Stoff, der lebt, für Nachhaltigkeit steht
                                                                                                                                     Moderne Buschenschank „wie damals“:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           und vielseitig einsetzbar ist: vom Dachstuhl bis hin zum
                                                                                                                                     Weinidylle Dreisiebner im Sulztal an der
                                                                                                                                                   südsteirischen Weinstraße                                                                                                                               Eichenweinfassl. Wir können es als Potenzial für die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zukunft nutzen. Ich bin überzeugt:

                                              „Holz verbindet
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Mit Holz ist die Modernisierung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         des gesamten Bauwesens
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     möglich.

                                              Alt und Neu“                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Gunther Hasewend,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Baukulturbeirat
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        des Landes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Steiermark, Obmann
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      des Steirischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Volksliedwerks
                                           „Ein schönes Dorf, ein schönes Haus, eine schöne Stadt kann für      aus Silberberg/Großstübing aus dem Jahr 1452 lässt grüßen!                                               Schutz, den Holz entwickelt, ist damit dahin.“ Wie lange unbe-                      Foto: Steirisches Volksliedwerk/Herbert Krienzer

                                              uns alle ein Zuhause werden, eine universelle Heimat“, drückt es   Dass aktuell wieder mehr mit Holz gebaut wird, bescheinigt                                               handelte Holzfassaden Wind und Wetter standhalten können,
                                              der Luxemburger Architekt Léon Krier wunderbar aus.                auch der steirische Landesinnungsmeister für Holzbau, Oskar                                              beweist übrigens wieder ein Besuch im Freilichtmuseum.
                                                                                                                 Beer. Holz ist vor allem bei den 20- bis 40-Jährigen wieder up
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Holz hat in den letzten Jahren eine unglaubli-
                                              Natürliche Lebendigkeit                                            to date. „Früher musste man die jungen Leute vom Baustoff                                                Formel für Haltbarkeit der Dächer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         che Entwicklung genommen. Wir bearbeiten
                                              Spricht man in der Steiermark von Baukultur, führt kein Weg        überzeugen, heute kommen sie und sagen ,Wir wollen mit                                                   Auch für die Haltbarkeit von Dächern hat der Innungsmeis-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         es mit Verfahren und optimieren seine Eigen-
                                              am Baustoff Holz vorbei. Er ist in dem Zusammenhang zum            Holz bauen’“, weiß Beer aus Erfahrung.                                                                   ter eine Regel parat: „Jedes Prozent Dachneigung steht für die
                                              echten Symbol geworden. „Es gibt kaum eine Region, in der                                                                                                                   durchschnittliche Haltbarkeit des Daches von einem Jahr. Ein                                   schaften, sodass wir ein echtes
                                              das Material im Bau keine wesentliche Bedeutung gespielt hat       Vom Flachdach zum Satteldach                                                                             45 Grad geneigtes Dach hält also 45 Jahre, ein 90 Grad geneig-                                 High-Tech-Produkt mit unge-
                                              bzw. heute wieder zunehmend spielt“, so Baukulturspezialist        Auch Flachdächer würden häufiger dem Satteldach Platz ma-                                                tes doppelt so lange. Geht es unter 45 Grad kann man generell                                  ahnten neuen Möglichkei-
                                              Günter Koberg. „Nach der Zuwendung zu Beton, der in der            chen müssen und das Thema des konstruktiven Holzschutzes                                                 damit rechnen, dass nach ca. 15 Jahren Reparaturen anfallen.“                                  ten zur Verfügung haben.
                                              Nachkriegszeit als Synonym für Festigkeit und Dauerhaftig-         sei für viele längst kein theoretisches mehr. „Es ist ganz ein-                                          In puncto Dachüberstand merkt Beer noch an, dass dieser                                        Mit der Tradition hat es
                                              keit angesehen wurde, ist uns doch die Lebendigkeit des natür-     fach: Je weiter ein Dach vorsteht, desto besser ist die Fassade                                          ­einerseits ein perfekter Sonnen- und Hitzeschutz, andererseits                                insofern sehr viel zu tun,
                                              lichen Baustoffes Holz sehr stark abgegangen“, schmunzelt er.      geschützt und desto länger hält sie“, sagt der Fachmann. Denn                                             aber auch ein toller Wärmespender sei. Wie das gehen soll?                                    als seine Qualitäten den
                                                                                                                 die Holzwände bekämen dann durch die UV-Strahlung eine                                                    „Ganz einfach: Im Sommer steht die Sonne hoch, da spendet                                     Ansprüchen von Nachhal-
                                              1452 lässt grüßen                                                  schöne golden-honigbraune Färbung, die lange hält, erklärt                                                der Vorsprung Schatten und im Haus ist es kühl, im Winter                                     tigkeit gerecht werden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Foto: Büro Roland Gnaiger

                                              Ein Blick in das Österreichische Freilichtmuseum in Stübing        Beer und fügt der Vollständigkeit halber an dieser Stelle hinzu,                                          steht die Sonne niedrig, ihre Strahlen erreichen jedoch die                                   Roland Gnaiger, Leiter des Ordinariats für Architektur an
                                              (siehe Seite 14) genügt, um zu sehen, dass Holzhäuser in pun-      dass es nicht unbedingt von Vorteil ist, Holzfassaden zu lasie-                                           Fenster und bringen Licht und Wärme in das Haus.“                                             der Linzer Universität für künstlerische und industrielle
                                              cto Dauerhaftigkeit und Festigkeit brillieren. Der „Troadkastn“    ren. „Wer es einmal tut, muss es immer machen, der natürliche                                             Keine Frage: Eine ganz und gar logische Geschichte!                                           Gestaltung

                               10 _ B aukul t ur   u n d H o l z bau                                                                                                                                                                                                                                                                                             B aukul t ur u n d H o l z bau  _   11
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Foto: stora enso

                   Multitalent Holz: aus
                   dem Vollen geschöpft

                                                                                                                                                                                                                                                                               Foto: Shutterstock/Iakov Filimonov
                                                                                                                                                                Foto: stora enso
                   Für Franz Titschenbacher, Obmann von proHolz Steiermark und             Ausgefeilte Technik: Holzfertigteilhäuser haben heute einen                              Holz sorgt für ein angenehmes Wohnklima und zählt
                   Präsident der Landwirtschafts­kammer Steiermark, steht außer Frage:     sehr hohen Vorfertigungsgrad.                                                            nachweislich zu den gesündesten Baustoffen.

                   Holz ist untrennbar mit der steirischen Baukultur verbunden, zählt zu
                   den gesündesten Wohnmaterialien, ist der nachhaltigste Baustoff
                   und sucht auch in der Wertschöpfungskette seinesgleichen.                                                                                                                                                Allein in der Steiermark
                                                                                           Wie fühlt sich Holz für Sie an?                                                                                                   sind ca. 55.000 Menschen
                                                                                           Kann man Holz überhaupt erfühlen?                                                                                                 im Bereich der Forst-
                                                                                           Ganz sicher. Holz ist ein durch und durch natürliches Material.                                                                   und Holzwirtschaft
                                                                                           Leben pur! Es vermittelt für mich Harmonie und Geborgen-                                                                          beschäftigt.
                                                                                           heit. Im Wohnbereich sorgt es für ein spezielles, positives Flair.
                                                                                                                                                                                                                            Franz Titschenbacher
                                                                                                                                                                                   Foto: Landwirtschaftskammer Steiermark
                                                                                           Leben Sie in einem Holzhaus?
                                                                                           Jein. Unser Wohnhaus ist ein Ziegelbau aus den 1970er-­
                                                                                                                                                                                    bzw. vorgehängten Fassadenbekleidungen oder Dämmschich-
                                                                                           Jahren. Bei der Einrichtung ist Holz aber sehr präsent. Außer-
                                                                                                                                                                                    ten. Alle Fertigungsschritte sind computergesteuert.
                                                                                           dem haben wir vor einiger Zeit unseren Stall aus dem Jahre
                                                                                           1858 renoviert und Ferien­wohungs-tauglich gemacht.                                      Ob alt oder neu: Kann man sagen, dass der Holzbau
                                                                                                                                                                                    Identität schafft?
                                                                                           Blieb bei der Renovierung alles beim Alten oder hielt im
                                                                                                                                                                                    Absolut. Eben weil Holz als regionaler Baustoff eine Verbin-
                                                                                           Zuge dessen auch die Moderne Einzug in das Gebäude?
                                                                                                                                                                                    dung schafft. Regionstypisches und modernes Bauen ergänzen
                                                                                           Im Grunde beides. Bei uns macht man zwar „Urlaub im Stall“,
                                                                                                                                                                                    sich perfekt, sodass einzigartige Häuser entstehen. Es ist ein-
                                                                                           hat aber zum Beispiel eine moderne Holzterrasse und zwei
                                                                                                                                                                                    fach schön, wenn ein Gebäude in die Umgebung passt, und es
                                                                                           neue Holzbalkone. Innen haben wir viele alte Holzwände frei-
                                                                                                                                                                                    nicht egal ist, ob es in Florida, Beijing oder bei uns steht.
                                                                                           gelegt, die Einrichtung ist jedoch in modischem Stil gehalten
                                                                                           und besteht nach wie vor vorwiegend aus Holz.                                            Welche Wertschöpfung bringt Holz
                                                                                                                                                                                    bzw. der Holzbau mit sich?
                                                                                           Waren Sie selbst Ihr erster Gast?
                                                                                                                                                                                    Eine sehr große – und zwar in der gesamten Produktions-
                                                                                           (lacht) Ja. Was man nicht ­getestet hat, kann man ja schwer
                                                                                                                                                                                    kette: Vom Forst über die Sägerei bis hin zur Veredelung des
                                                                                           ­empfehlen!
                                                                                                                                                                                    ­Materials – zum Beispiel für Einrichtungsgegenstände – sind
                                                                                           Inwieweit passen Baukultur und Holzbau zusammen?                                          ­allein in der Steiermark etwa 55.000 Menschen beschäftigt.
                                                                                           Sie bilden eine Einheit. Die Basis dafür ist das Material an sich
                                                                                                                                                                                    Abschließend noch einmal zum Thema Wohnen in Holz:
                                                                                           – Holz hat bei uns in der Steiermark als Baumaterial Tradition.
                                                                                                                                                                                    Spielt hier auch der Gesundheitsaspekt eine Rolle?
                                                                                           Es passt sich seiner (Bau-)Zeit an, repräsentiert sie. Viele Ele-
                                                                                                                                                                                    Durchaus. Das hat auch eine Studie g­ ezeigt, die an einer Enns­
                                                                                           mente haben sich zudem über Jahrhunderte bewährt. Es liegt
                                                                                                                                                                                    taler Schule durchgeführt wurde. Es gab dort vier ­Klassenräume,
                                                                                           also auf der Hand, Altbewährtes mit Neuem zu kombinieren.
                                                                                                                                                                                    von denen zwei mit gängigen Materialien wie Spanplatten,
                                                                                           In der Steiermark gibt es zahlreiche Beispiele dafür. Beim Stei-
                                                                                                                                                                                    ­Linoleum usw. bestückt waren und zwei, in denen Vollholz die
                                                                                             rischen Holzbaupreis holen wir diese alle zwei Jahre vor den
                                                                                                                                                                                     Nummer 1 war. Ein Jahr lang hat man die Schülerinnen und
                                                                                               Vorhang (Anm.: siehe www.holzbaupreis-stmk.at).
                                                                                                                                                                                     Schüler begleitet, unter anderem ihre Vitalfunktionen gemes-
                                                                                                Apropos Neues: Wie schlägt sich Holz als Material                                    sen. Das Ergebnis: Die Herzfrequenz der Kinder aus den „Holz-
                                                                                                 im Fertigteilhausbau?                                                               klassen“ war niedriger als die der Kinder aus den anderen Räu-
                                                                                                   Holz eignet sich bestens zur Vorfertigung, ganze Ge-                              men. Zudem schliefen die „Holzklassenkinder“ besser, waren
                                                                                                   bäudeteile können unter kontrollierten, witterungs-                               ausgeglichener und konnten sich besser konzentrieren.
                                                                                                    unabhängigen Bedingungen in der Produktions­halle                                Sieht man sich all die Vorteile an, die Holz mit sich bringt –
                                                                                                    hergestellt werden. Das spart Zeit und Kosten. Die                               vom Gesundheitsaspekt über die Nachhaltigkeit bis hin zur
                                                                                                    Massivholzbauweise erlaubt heute auch die Vorfer-                                Wertschöpfung –, lässt sich wohl sagen, dass man heute auch
                                                                                                      tigung ganzer Wand-, Decken- und Dachelemente                                  im öffentlichen Bereich am Baustoff Holz nicht mehr vorbei-
                                                                                                           mit eingefrästen Fenster- und Türöffnungen                                kommt. Er ist einfach ein Multitalent!

 12 _ B a u k u l t u r   & H o l z ba u                                                                                                                                                                                                    B a u k u l t u r & H o l z ba u   _ 13
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Typisch
                                                      steirisch

                                                                                                                           Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing
Foto: www.bigshot.at/Christian Jungwirth

                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Georg Ott/proHolz Steiermark

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Foto: Fotolia.com/Robert Kneschke
                                                              Lernen im 17. Jahrhundert: Bei der alten Schule aus Prätis bei Pöllau (heute im Freilichtmuseum Stübing) ist Holz Baustoff Nummer 1.                                                                                              Auch im dritten Jahrtausend sorgt Holz für ein tolles Spiel- und Lernklima: hier der Kindergarten Josefinum in Leoben (links oben).

                                                              Was die Ahnen schon ahnten,                                                                                                                                                                                                       steht man aber direkt in der oststeirischen Baugruppe, in der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                unter anderem ein mit Stroh bedeckter Hof zu sehen ist, oder
                                                                                                                                                                                                                                                                                                bestaunt ein für die Weststeiermark typisches Schmalgiebel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Warum wird seit Jahrhunderten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           auf den Baustoff Holz gesetzt?

                                                              kommt uns heute zugute                                                                                                                                                                                                            haus mit seinem etwa 60 Grad geneigten Dach. Die Regionen                                  » E r sorgt für einen natürlichen Luftaus­tausch in Gebäuden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                prägen durch die Bank das Baugeschehen: In den wärmeren                                      und somit für ein perfektes Raumklima.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Gegenden der Steiermark finden sich zum Beispiel viele kunst-                              » E r trägt zur Gesundheit der Bewohner bei – das ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                volle Tischler- und Zimmererarbeiten bei Holzverbindungen                                    wissenschaftlich erwiesen!
                                                                                                                                                                            Minimaler Aufwand für maximalen Wert. „So hat man                                                                   oder Dachzierleisten. Im Gegensatz dazu, sind die Häuser aus                               » E r sorgt für eine heimelige Atmosphäre.
                                                              In der „Grünen Mark“ wird seit Jahrhunderten                                                                  früher gebaut, wobei man dafür die Baustoffe aus der Umge-                                                          dem Norden schlichter – für Schnörkel war der Sommer ein-                                  » E r spart Energie, denn in einem Holzbau kann die Raum­
                                                              auf und mit Holz gebaut. Als Einstieg in unsere                                                               bung verwendete. Holz, aber auch Stein“, weiß Egbert P
                                                                                                                                                                                                                                 ­ öttler,                                                      fach zu kurz.                                                                                temperatur um zwei Grad abgesenkt werden, ohne dass
                                                                                                                                                                            Museumsdirektor des Österreichischen Freilichtmuseums Stü-                                                          Aber Stübing ist nicht nur Museum, sondern liefert bis heu-                                  der Raum dadurch weniger behaglich wirkt. Das hängt u. a.
                                                              Rubrik „Typisch steirisch“, in der wir moderne
                                                                                                                                                                            bing. „Bauen war Erfahrungssache, denn man hat eine Wand ja                                                         te jede Menge Ideen: So greifen Bauherren auf viele der ge-                                  mit der warmen Oberfläche von Holz zusammen.
                                                              steirische Holzhäuser vorstellen (Seite 16 bis
                                                                                                                                                                            nur einmal im Leben gebaut. Die musste halten“, ergänzt er.                                                         zeigten baulichen Elemente zurück, wobei diese natürlich                                   » E r ist seit jeher in der Steiermark zuhause:
                                                              25), legen wir einen Besuch im Österreichischen                                                               Und gehalten haben sie allesamt, die Wände der Häuser, die                                                          modern interpretiert und dem aktuellen Standard angepasst                                    Aktuell sind 61 Prozent des Bundeslandes mit Wald
                                                              Freilichtmuseum Stübing ein. Hier geben sich                                                                  man beim Spaziergang durch das Museum nördlich von Graz                                                             werden – aber das Wissen der Generationen bleibt so unserer                                  bedeckt.
                                                              Zeitzeugen regionaler Baukultur ein Stelldichein.                                                             sieht. Der Weg führt zwar erst durchs Burgenland, schnell                                                           Nachwelt erhalten! Details: www.freilichtmuseum.at                                         » Es wächst mehr Holz nach als verbraucht werden kann.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Foto: Caroline Rodlauer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Für mich umschreibt Baukultur unsere gesam-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                te gestaltete Umwelt: alles Gebaute sowie die
                                                                                                                                                                             Die Weisheit liegt in der                                                                                          dazwischenliegenden Freiräume. Baukultur
                                                                                                                                                                            ­Funktionalität. Konstruktiver                                                                                      prägt stark das öffentliche Erschei-
  Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing

                                                                                                                                                                             Holzschutz hat sich aus                                                                                            nungsbild, somit unsere Landschaft
                                                                                                                                                                             dem Alltag ganz ein-                                                                                               und Lebensqualität. Touristisch
                                                                                                                                                                             fach ergeben. Man                                                                                                  ist sie so etwas wie die „Visi-
                                                                                                                                                                             hat Häuser gebaut,                                                                                                 tenkarte“ einer Region und
                                                                                                                                                                             die viele Leben                                                                                                    findet zudem ihren Ausdruck
                                                                                                       Beeindruckend:                                                                                                                                                                           im verantwortungsvollen
                                                                                                                                                                             halten sollten.
                                                                                                       Der Troadkastn                                                                                                                                                                           Umgang mit Ressourcen wie
                                                                                                                                                                             Egbert Pöttler,
                                                                                                       aus Silberberg                                                        ­Museumsdirektor des                                                                                               Grund und Boden.
                                                                                                       hält sich seit                                                       ­Österreichischen Frei-                                                                                                                                                                                                 Moderner Zubau am traditionellen Haus:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Architektin Caroline ­Rodlauer enga-
                                                                                                       1452!                                                                  lichtmuseums Stübing                                                                                              giert sich für Baukultur im Ennstal                                                                 die Sportappartements in Bad Mitterndorf
                                                                                                                                                                                                          Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing                                                                                  Foto: Caroline Rodlauer

                                         14 _ t y p i s c h   s te i r i s c h                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  t y p i s c h s te i r i s c h  _   15
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Die historischen Hauslandschaften in der Steiermark nach Viktor Herbert Pöttler
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Bad Aussee
                              Grafik: Stiftung Österreichisches Freilichtmuseum Stübing

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                          Kennen Sie die baulichen
                                                                                          Besonderheiten Ihrer Region?                                                                                                                                                                                                         Geborgenheit und Weite: Die Lärchenholzfassade
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               verleiht dem Haus regionaltypischen Charakter.

                                                                                          Die steirische Baukultur ist vielfältig – wie Sie auch auf den folgenden
                                                                                          Seiten sehen können. Klimatische Verhältnisse, dekorative Elemente
                                                                                          und vieles mehr prägen die Baustile. Aber es gibt auch Elemente, die

                                                                                                                                                                                                                                                                                               Foto: Madersbacher
                                                                                          sich durch die gesamte Steiermark ziehen: Dazu zählen die typischen
                                                                                          Dachformen (Walm- und Satteldächer) oder der Baustoff Holz.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                          Vom Tourismus zum Kommunalbau. Vor allem der Tou-                                                  Warum soll diese Wohlfühlatmosphäre nicht auch in kommu-      Unser Lieblingsplatz im Haus? Gibts eigentlich
                                                                                          rismus lässt traditionelle Elemente in seinen Bauten wieder                                        nalen Bauten verstärkt zum Tragen kommen? Wie wäre es zum     keinen. Das Haus als Ganzes ist unser
                                                                                          aufleben. Viele Hotels, Buschenschanken oder Restaurants                                           Beispiel mit einem Gemeindezentrum aus Holz, das regiona-     Lieblingsplatz: Wir bewohnen jeden Raum,
                                                                                          sind in modernem Baustil errichtet, spiegeln aber trotzdem die                                     le Bautradition und moderne Architektur verbindet? Es wäre    jeden Winkel samt Garten, Terrasse und Balkon.
                                                                                          Baukultur der letzten Jahrhunderte wider. Gäste und Einhei-                                        ­sicher ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt und würde   Holz spielt eine besondere Rolle – bis auf ein
                                                                                          mische fühlen sich besonders wohl in diesen Gebäuden – nicht                                        ­neben Stolz und Identität auch für Lebensgefühl sorgen.     paar Einrichtungsgegenstände haben wir
                                                                                          umsonst steigen die Nächtigungszahlen in der Steiermark von                                          Jeder von uns hat es in der Hand, solche Bauten zu          ausschließlich Lärchenholz verwendet.
                                                                                          Jahr zu Jahr.                                                                                        ­schaffen!                                                  Felicitas Hager und Thomas Madersbacher, Hauseigentümer

                                                                                                                                                                                                                                                           Alles in Lärche und den Loser im Blick
Foto: Adolf Bereuter/Architekt Johannes Kaufmann

                                                                                                                                                                                                                                                           Felicitas Hager und Thomas Madersbacher                            wünscht, ­geplant, getan. „Typisch ausseerisch ist für mich die
                                                                                                                                                                                                                                                           haben Ausseer Baukultur modern umgesetzt.                          Verwendung von unbehandeltem Lärchenholz für das ganze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Haus samt Balkonen, Terrassen und der Holzlattenfassade“, sagt
                                                                                                                                                           Foto: Freiwillige Feuerwehr Gai

                                                                                                                                                                                                                                                           Als „geborgen und frei“ beschreibt das Paar das Wohn-              der Hausherr. Innen, so zeigt der Blick in den dreigeschoßigen
                                                                                                                                                                                                                                                           gefühl im neuen Eigenheim in Bad Aussee. Wie diese Eigen­          Wohnbereich des Hanghauses, leisten Eiche, Nuss und Ulme
                                                                                                                                                                                                                                                           schaften zusammenpassen? „Ganz einfach: Die offene B  ­ auweise    der Lärche Gesellschaft – und zwar in Form einer Sitzbank, ei-
                                                                                                                                                                                                                                                           und die großen Fenster vermitteln ein Leben mitten in der          nes Bettes und einer Regalwand. „Das Raumklima ist durch die
                                                                                                                                                                                                                                                           Natur, das Holz sorgt für ein Gefühl der Behaglichkeit“, erklärt   Ausrichtung nach Norden hin zu Loser, Trisselwand und zum
                                                                                                                                                                                                                                                           ­Madersbacher. Wichtig sei für beide gewesen, dass das Haus so-    Toten Gebirge stets angenehm und die seitlichen Raumöffnun-
                                                                                          Kommunal und regional auf einen Streich: das neue Gemeindezentrum in Raggal in Vorarlberg (links) und das (Holz-)Rüsthaus in Gai                                  wie die verwendeten Materialien der Region entsprechen. Ge-       gen sorgen für Luftigkeit und gute Akustik“, schwärmt Hager.

                                                         16 _ t y p i s c h               s te i r i s c h                                                                                                                                                                                                                                                                       t y p i s c h s te i r i s c h  _                         17
Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
Groß­
    lobming                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Präbichl

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: Sigrid Günther

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Verschalungen werden seit jeher in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            unserer Region aus Holz gemacht, da
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            sie gut vor Wind und Wetter schützen.

                                                                                                                                                           Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Der Begriff der „Vordernberger
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Schalung“ ist mündlich überliefert und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            wird als typisch regionales Bauelement
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            aus dem 16. Jahrhundert angesehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sigrid Günther, Direktorin des Museums im Alten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Rathaus in Eisenerz

                Der ehemalige Kuhstall mit Heustadl beherbergt heute eine
                Wellnessanlage und zehn Suiten mit viel Atmosphäre.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: Präbichl Bergbahnen GmbH/Wassler
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Foto: Präbichl Bergbahnen GmbH/Wassler
                                                                                                                Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis

                                                                                                                                                           Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Holz prägt die Ferienhäuser auf dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Präbichl innen und außen. Von den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Terrassen aus hat man einen tollen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Blick auf die U
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ­ mgebung.

                     Erfolgreich saniert: Wenn aus einem alten                                                                                                                                        Ein bär(g)iges Holzhüttendorf, dessen
                     Heustadl ein modernes Urlaubsparadies wird                                                                                                                                       Schalung den Ort im Namen trägt
                     Der respektvolle Umbau eines traditionellen Kuhstalls mit Heustadl in Großlobming zeigt:                                                                                         Die Holzhütten auf dem Präbichl schmiegen                     baulicher Sicht ist die „Vordernberger Schalung“ (benannt nach
                     Man kann bäuerliches regionales Flair auch für ein modernes Heute nutzen!                                                                                                        sich an den Hang und zeigen ein regionales                    dem Ort am Fuße des Berges), eine spezielle Konstruktion aus
                                                                                                                                                                                                      Bauelement: die Vordernberger Schalung.                       unbehandeltem Lärchenholz, die seit jeher dem rauen Klima
                     Der Stadl des G‘Schlössls Murtal war ein Kuhstall mit           Wellnessbereich, darüber zehn Suiten mit Loggien. Alte Holz-                                                                                                                   trotzt. Die Hütten sind zudem ein Beweis dafür, dass sich tra-
                     Heustadl ganz im traditionellen Stil der Region: ein soge-      baukonstruktion trifft auf massive Eichenböden und -möbeln                                                       „Des is ja bärig!“, würde Hansi Hinterseer beim Anblick       ditionelles Bauen und m  ­ oderne Fertigungstechnik gut verbin-
                     nannter Pfeilerstadl. Über dem Kuhstall wurde das Heu ge-       – gelungen ist eine zeitgemäße Neuinterpretation, die das Flair                                                  dieses Holzhüttendorfes auf dem Präbichl wohl sagen. Wer      den lassen. Die Häuser wurden in Holzriegelfertigteilbauweise
                     lagert. Heute ist das Gebäude das Herzstück der Hotelanlage     und die Schönheit des alten Stadls bewahrt und nutzt.                                                            hier urlaubt, „haust“ tatsächlich in der Region. Holz innen   errichtet. Was sie noch auszeichnet? „Es riecht darin so gut. So
                     im G’Schlössl Murtal. Im „Kuhstall“ befindet sich ein schöner   2013 gab es dafür den steirischen Holzbaupreis!                                                                  und außen sorgt für feines Lebensgefühl. Eine Eigenheit aus   duften Ferien auf dem Präbichl“, ließ eine Urlauberin wissen.

18 _ t y p i s c h   steirisch                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             t y p i s c h s t e i r i s c h  _   19
Semriach                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ligist

                                                                                      Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Einzig­artiges Detail: Der alte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ­ ressbaum ist erhalten geblieben.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             P

                                                                                                                                                                                                    Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                      Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Fa. Steirerhaus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Modernes Wohnen mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ­ rsprungsgarantie: Dieses Haus kann
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    U
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    seine Herkunft nicht v­ erleugnen.
                   Toller Blick auf den Schöckl: Die F­ assadenteile lassen
                   sich mittels Schiebefaltmechanismus öffnen.                                                                                                                                                                                 Foto: Fa. Steirerhaus

                                                                                                                                                                                                                                               Holz ist bei Renovierungen ein gern
                                            Ein-Fall: Die „Lattenscreen“-­Fassade                                                                                                                                                              verwendeter Baustoff. Es hat den

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: Fa. Steirerhaus
                                                     aus Fichtenholzleisten bringt                                                                                                                                                             Vorteil, dass es in traditioneller und
                                                              ­Tageslicht ins Haus.                                                                                                                                                            in moderner Form eine gute Figur
                                                                                                                                                                                                                                               macht. Bei dem ehemaligen Presshaus
                                                                                                                                                                                                                                               blieb einerseits zum Beispiel der
                                                                                                                                                                                                                                               Dachstuhl erhalten und alte Holzbalken
                                                                                                                                                                                                                                               sind im Innenraum sichtbar,
                                                        Bei uns in Semariach ist der Trend hin zum Holzbau erkennbar. Schätzungs­                                                                                                              andererseits wurde eine Galerie aus
                                                        weise sind mehr als 80 Prozent der neuen Einfamilienhäuser aus Holz.                                                                                                                   Brettsperrholzplatten eingezogen,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Fa. Steirerhaus
                                                        Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass sich das ­Material auch ideal für                                                                                                             die sehr modern ist, aber auch warm
                                                        die Vorfertigung eignet. Ich freue mich sehr über diesen Trend, da mir als                                                                                                             und freundlich rüberkommt. Der
                                                        gelernter Zimmerer- und Baumeister Holz am Herzen liegt.                                                                                                                               Gesamteindruck ist einfach super!                                                                                             Das Presshaus
                                                      Jakob Taibinger, Bgm. Semriach                                                                                                                                                           Thomas Teubl, Baumeister                                                                                                      anno dazumal
                   Foto: Jakob Taibinger,
                   Marktgemeinde Semriach

                   Das Künstler­haus im Scheunenstil                                                                                                                                                                                           Der Pressbaum als Wohnaccessoire
                   Mit dem Atelier am Kogl hat sich Bauherrin Annemarie Dreibholz-Humele viel Frei-Raum fürs                                                                                                                                   Es hat 150 m2 Wohnfläche unter seinem                              das Presshaus zum einzigartigen Wohnraum gemausert: Die­
                   Wohnen, Essen, Schlafen und Arbeiten geschaffen. Innen wie außen gibt Holz den Ton an.                                                                                                                                      Dach und eine lange Geschichte im Gebälk.                          150 m2 Wohnfläche erstreckt sich vom Keller bis in den
                                                                                                                                                                                                                                               Das neue, alte Presshaus in Ligist.                                Dachstuhl. Raum, wohin das Auge reicht. Am ursprünglichen
                   Außen von Fichtenholzleisten umgeben und innen mit                                                            J­ ohannes Kaufmann gestellt hat. Zudem sollte das Haus zur                                                                                                                      Charakter wurde nicht gerüttelt – der hölzerne Dachstuhl kom-
                   Weißtanne, Eiche und Fichte bestückt. Holzlattenroste, die                                                     Region passen statt sich ihr aufzudrängen. So entstand dieses                                                Dass es einmal Platz für jede Menge Familie bieten würde,          plett belassen, nur „abgestaubt“, sodass er heute neben seiner
                   den Boden bekleiden, und eine Holztreppe, die die Ebenen                                                       20 Meter lange und 6,3 Meter breite Atelier, das an eine Scheu-                                              hätte sich wohl dieses große Haus in der Weststeiermark nie im     technischen auch eine optische Funktion hat. Die alten hölzer-
                   miteinander verbindet: Das Atelier am Kogl bei Semriach ist                                                    ne erinnert. Zum Baustoff Holz gabs keine Alternative, da                                                    Leben gedacht. Denn einst wurde es klassisch, also landwirt-       nen Balken sind zu sehen und der ehemalige Pressbaum blieb
                   ein echtes Holzhaus. „Ein großer, heller Raum mit guten Pro-                                                   ­dieser auch dem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht wird, der der                                               schaftlich genutzt – als Presshaus nämlich, gewohnt hat man        als Wohnaccessoire erhalten. „So ein altes Haus herzurichten,
                   portionen für die künstlerische Arbeit und etwas zum Schla-                                                     Bauherrin und dem Architekten wichtig war und ist. „Wer heu-                                                separat, gleich gegenüber. Aber so ändern sich die Zeiten: Das     ist eine echte Herausforderung und verlangt viel Gespür“, weiß
                   fen“, war die Aufgabe, die die Bauherrin einst dem Architekten                                                  te baut, muss sich damit auseinandersetzen“, betonen beide.                                                 damalige Wohnhaus gibts längst nicht mehr, dafür hat sich          Baumeister Thomas Teubl aus Erfahrung.

20 _ t y pis c h   steiris c h                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      t y pis c h steiris c h  _   21
Tunau & Co.                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Sausal

                                                                                                                                                                                                                                                                              Foto: yes-architecture
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Die Glasgiebelfront gewährt
Foto: PURESLeben

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   einen einzigartigen Ausblick.
                                                                                                                                       Foto: PURESLeben/Dietmar Silly

                                                                                                                        Für mich wäre nie in
                                                                                                                        Frage gekommen, bei der                                                                                                                                                        Holz hat für mich eine besondere
                                  Vorher und nachher:                                                                                                                                                                                                                                                  Bedeutung, da ich selbst in
                                                                                                                        Revitalisierung auf Holz zu
                                  Im ehemaligen Stadl                                                                                                                                                                                                                                                   einem sehr traditionellen, alten
                                  in Tunau erleben                                                                      verzichten. Da bei uns die Fichte
                                                                                                                        heimisch ist, bauen wir sie auch                                                                                                                                                   Holzhaus in der Umgebung
                                  Gäste heute das
                                                                                                                        ein – wobei sie zuerst unter                                                                                                                                                        von Graz aufgewachsen
                                  „Pure Leben“ der
                                                                                                                        anderem gebürstet wird. Das ist                                                                                                                                                      bin. So etwas prägt. Beim
                                  Südsteiermark.
                                                                                                                        zwar sehr zeitaufwendig, lohnt                                                                                                                                                        Kellerstöckl war mir der
                                                                                                                        sich aber, denn so ist jedes                                                                                                                                                          offene Raum wichtig, der
                                                             Foto: PURESLeben

                                                                                                                        Haus ein regionaltypisches                                                                                                                                                            das Sausal ins Haus holt.

                                                                                                                                                                        Foto: CROCE
                                                                                                                        Schmuckstück.                                                                                                                                                                         Klaus Kempenaars,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Grafikdesigner und Besitzer des
                                                                                                                        Dietmar Silly, Besitzer PURESLeben                                                                                                                                                  Kellerstöckls
                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: Klaus Kempenaars

                                  Südsteirische Baukultur bis ins letzte Brett                                                                                                        Wohnen mit Weitblick: Leben in einem Raum
                                  In jedem seiner Ferienhäuser bemüht sich                         ist, verwenden wir sie auch“, sagt er und betont, dass es weiters                  In diesem (ehemaligen) Kellerstöckl hat man das Sausal per Glasgiebelfront ins Haus geholt.
                                  Weinbauer und Kellermeister Dietmar Silly                        auf die ursprünglichen Proportionen zu achten gilt, da sonst                       Die restlichen Wände und das Dach werden von einer regionaltypischen Holzfassade geschützt.
                                  darum, Traditionelles neu zu interpretieren.                     der Hauscharakter verloren gehe. „Das ist Baukultur. Beim
                                                                                                   Stadl haben wir zum Beispiel das alte Holzgerippe erhalten.                        Es war einmal ein klassisches Kellerstöckl mit hölzernem      erhalten blieb: Das Leben spielt sich – wie früher – in diesem
                                                                                                   Fährt man am Haus vorbei, weiß man sofort, welches Gebäude                         Pressraum, Sattel­dach und Ziegelgewölbekeller. Heute sorgt   Raum ab. Seine regionalen Wurzeln zeigen sich auch am Haus:
                                  Das Winzerhaus am Tunauberg war das erste Gebäude,               drinsteckt.“ Stimmt der Charakter, fühlen sich auch moderne                        es als stylisches Ein-Raum-(Holz-)Haus für Ferienstimmung.    Satteldach und Lärchenholzlattenfassade machen seiner Her-
                                  dem Dietmar Silly wieder Leben einhauchte. „PURESLeben“          Elemente „heimisch“ – wie der rote hölzerne Saunawürfel auf                        2006 wurde das einstige Wirtschaftsgebäude zum Wohlfühl-      kunft alle Ehre. Letztere ähnelt einem „Woazstriezltrockner“,
                                  wohlgemerkt, denn jedes Haus macht die Region erlebbar – da-     der Stadlterrasse. Derzeit umfasst Sillys Siedlung neun Häuser.                    domizil umfunktioniert, wobei nur der gemauerte Teil erhal-   d. h. einer Scheune, in der früher Maiskolben getrocknet wur-
                                  her der Titel des Projekts. Holz war bei den Revitalisierungen   Eine feine Sache, denn wo könnte man die Südweststeiermark                         ten werden konnte, der Rest wurde neu gebaut. Damit ent-      den. Modern und offen präsentiert sich die gläserne Giebel­
                                  Baumaterial Nummer 1. „Und weil die Fichte bei uns heimisch      besser spüren als in Häusern, in denen sie zu Hause ist.                           stand ein moderner Raum, dessen ursprünglicher Charakter      front, durch die das Sausal Teil des Raums wird.

             22 _ t y p i s c h   ste i r i s c h                                                                                                                                                                                                                                                                          t y p i s c h ste i r i s c h  _   23
Die
  St. Ruprecht/                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Brandlucken
      Raab                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               (Weiz)

                                                                                                                                                                                                        Foto: Brandluckner Huab‘n Theater
                                                                                                                                                     Foto: Toni Muhr/Steirischer Holzbaupreis
                                                                                                                                                                                                                                            Die Brandlucken hat mit dem stimmi-
                                                                                                                                                                                                                                            gen Ensemble aus altem und neuem
                                                                                                                                                                                                                                            Holzbau einfach gewonnen – auch
                                                                                                                                                                                                                                            viele neue Gäste!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Sigmut Wratschgo

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Dass die Tribüne aus Holz sein sollte, war
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              für mich klar. Am Anfang konnte ich mir die
                                                                                    VS St. Ruprecht/Raab: Der moderne Bau                                                                                                                                                                                     Konstruktion aber nicht richtig vorstellen, ich
                                                                                    greift die Tradition des „Apfellandes“ auf.                                                                                                                                                                               dachte an eine Art Arena. Dann hat mich die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Idee des Architekten überzeugt. Die Tribüne
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              wirkt zart und stabil zugleich und passt zur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Huab´n. Die Bänke sind bequem, alle Reihen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              erhöht, sodass man von jedem Sitz aus gut sieht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Sigmut Wratschgo,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Leiterin des B
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ­ randluckner Huab‘n ­Theaters

                                                                                                                                                                                                    Foto: Brandluckner Huab‘n Theater
                                                   Foto: Schwarz

                                                                                                                                                         Foto: Toni Muhr/Steirischer Holzbaupreis
                    Meine beiden Kinder­­­gehen hier in die Schule
                    und fühlen sich sehr wohl. Die Holzfassade

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Bauernhofer/Brandlucken
                    sorgt für heimeliges Wohlbefinden. Das tut den
                    Kindern gut. Ich würde mir wünschen, dass Holz
                    sowohl im Fassaden- als auch im Innenbereich
                    noch häufiger verwendet wird.
                    Roswitha Schwarz, Obfrau des Elternvereins                                                                                                                                                                              Kultur statt Landflucht: Die Tribüne der Brandluckner
                    der VS St. Ruprecht/Raab                                                                                                                                                                                                Huab‘n lockt die Besucher seit 2013.

                    Eine Volksschule zum Anbeißen!                                                                                                                                                                                          Vorwärts zu den Wurzeln: Die Brandlucken lebt auf!
                    Die Gemeinde St. Ruprecht an der Raab setzt mit einem knackig roten Holzbau auf ihre Tradition                                                                                                                          Immer mehr Besucher kommen in das                                 tekten Léon Krier, die den Wert von Baukultur aber auf den
                    im Apfelland Steiermark. Ein wunderschönes Beispiel für Baukultur im Geiste der Region.                                                                                                                                 kleine Dorf im Almenland. Warum?                                  Punkt bringen. Ein unsensibler Bau kann ein Ortsbild im Nu
                                                                                                                                                                                                                                            Weil sich Landschaft hier mit Baukultur trifft.                   ruinieren. Die Holztribüne, die sich in der Brandlucken zu dem
                    Jedes Klassenzimmer eine Apfelkiste. Ein x-beliebiger           wurde, das vorher ein Obstgarten war, gab man dem Bau ein                                                                                                                                                                 300 Jahre alten, revitalisierten Bauernhaus (heute Greißlerei
                    Betonbau für das Wertvollste, das die Gemeinde hat? Das ist     freundliches, kräftiges­Rot. Man könnte auch sagen: ein Apfel-                                                                                                                                                            und Museum) und dem Naturparkhotel Bauernhofer gesellt,
                    in St. Ruprecht/Raab nicht in Frage gekommen. In der neu zu     rot, ganz so, wie es zur Region passt. Auch die Form des Baus                                                                                           Die Schönheit des Ensembles einer Stadt oder Land-                tut das Gegenteil davon: Sie macht den Flecken Erde nur noch
                    bauenden Volksschule sollen sich Generationen von Kindern       greift die Tradition als Apfelland auf. Der Turnsaal sowie die                                                                                          schaft ist Ausdruck eines extrem fragilen Gleichgewichtes. Ein    anziehender. Das Ensemble aus alten und modernen regional-
                    wohlfühlen. Nichts lag näher als ein Holzbau, der auf zeitge-   vier Klassenzimmer erinnern an aufgereihte Apfelkisten.                                                                                                 gut entworfenes Gebäude mag einen beachtlichen Wertge-            typischen Holzbauten zeigt, was Baukultur kann:
                    mäße Weise heimelig wirkt. Und weil St. Ruprecht mitten im      Schule ist nicht x-beliebig! Dafür gab es 2005 auch den                                                                                                 genstand darstellen, doch ein schöner Ort repräsentiert einen     Das ­ kulturelle Herzstück einer ganzen Region darstellen,
                    Apfelland liegt und die Schule auf einem Grundstück errichtet   ­steirischen Holzbaupreis und die GerambRose für gutes Bauen.                                                                                           Gründungsakt, eine Zivilisationstat ...“ Große Worte des Archi-   ­Offenheit und Geborgenheit an einem Platz vereinen!

24 _ t y p is c h   steiris c h                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     t y p is c h steiris c h  _   25
Sanieren:
                                           Alt und Neu
                                          in Harmonie!
Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH

                                                                                       Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH

                                                                                                                             Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH
                                                           Der „Umadumhof“ vor dem Umbau. Früher waren
                                                           solche Höfe in der Obersteiermark keine Seltenheit.
                                                           Heute ist das Gehöft der Familie Moitzi das einzige.
                                                                                                                                                                                                                                           Der Hof der Familie Moitzi liegt auf 1.160 Meter Seehöhe.                                     Holz wohin das Auge reicht: Innen wie außen kamen hofeige-
                                                                                                                                                                                                                                           Die kleinen Fenster wurden bereits in den 1920er-Jahren                                       nes Lärchen- und Fichtenholz zum Einsatz. Die geschichtlichen
                                                                                                                                                                                                                                           des 20. Jahrhunderts um ein Drittel vergrößert.                                               Wurzeln des Hauses reichen bis ins 13./14. Jahrhundert zurück.

                                                           Die Revitalisierung ist der
                                                           große Bruder der Sanierung

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH
                                                       Wer saniert, setzt ein Objekt wieder instand. Wer es revitalisiert, erweckt
                                                       es zu neuem Leben, ohne dabei den ursprünglichen Charakter aufzugeben.
                                                       Wichtigste „Arbeitsmittel“ dafür: viel Feingefühl und jede Menge Respekt.
                                                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Georg Moitzi
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Sensible Verbindungen:
                                                                                                                                                                                                                                           Wenn man so ein altes Haus herrichtet, darf man es auf keinen                                                                                Bei den Holzkonstruktionen
                                                       Abbruch und Neubau – oder doch Revitalisierung? Und sofern                                                       Hauscharakter entsprechend Lösungen gefunden werden.
                                                                                                                                                                                                                                           Fall vergewaltigen. Auf Biegen und Brechen neue Raumkonzepte                                                                                 ist Fachkenntnis gefragt.
                                                       man sich für Letzteres entscheidet: Reicht es, die Installatio-                                                  Bleibt die heikle Frage der F
                                                                                                                                                                                                    ­ inanzierung. „Bei richtigem Vorge-
                                                                                                                                                                                                                                           durchzusetzen, funktioniert oft nicht. Ohne Respekt denjenigen
                                                       nen zu erneuern und die Bodenbeläge zu ersetzen, oder lässt                                                      hen spielt der Geldfaktor eine viel geringere Rolle, als von den
                                                                                                                                                                                                                                           gegenüber, die es einst gebaut haben, geht daher gar nichts.
                                                       man sich auf die Geschichte eines Hauses ein, um dessen ur-                                                      Vertretern der Alles-Neu-Bewegung gerne vorgebracht wird“,
                                                                                                                                                                                                                                           Wenn man das einfach ignoriert, wirds nie eine runde Sache.
                                                       sprünglichen Charakter mit viel Fingerspitzengefühl, Kreativi-                                                   weiß sie aus Erfahrung. In diesem Sinne: Trauen Sie sich!
                                                       tät und dem Zeitgeist entsprechend wieder aufleben zu lassen?                                                                                                                       Georg Moitzi, Landwirt

                                                       Ursula Werluschnig vom Fachteam für Baukultur in der Abtei-
                                                       lung 16 des Landes Steiermark weiß um die Herausforderun-                                                        Ein schönes altes Haus ist wie ein verwurzelter
                                                       gen, die ein Revitalisierungsprojekt mit sich bringt.                                                            Organismus mit Seele, im Gegensatz zu etlichen
                                                       „Allerdings“, erklärt sie, „sind Freude und Stolz aufs gelungene                                                 Bauten, die beispielsweise in der zweiten Hälfte
                                                       Ergebnis sowie Wertsteigerung und Nachhaltigkeit gute Grün-
                                                       de dafür, eine alte Baustubstanz neu zu beleben.“ Zudem sorge
                                                                                                                                                                        des 20. Jahrhunderts entstanden sind – sie                         Das einzige „Umadumhaus“ in neuem Gewand
                                                                                                                                                                        haben vielfach keinen Bezug zur
                                                       ein solches Projekt für Bewusstseinsbildung und sei ein Kultur-                                                  Umgebung. Das Besondere zu                                         Der (revitalisierte) Vierseithof der Familie                                                               den Hof quasi Zentimeter für Zentimeter zu erneuern: vom
                                                       beitrag in der jeweiligen Region, ergänzt sie und gibt jenen, die                                                erkennen, wertzuschätzen                                           Moitzi in Obdach ist ein echtes Unikat.                                                                    Mauerwerk und den Holzkonstruktionen über das Dach bis hin
                                                       eine Revitalisierung in Angriff nehmen wollen, folgende Tipps:                                                   und darauf aufzubauen, ist                                                                                                                                                    zum Innenleben. „Wir haben kaum Baumaterial gekauft, da wir
                                                       Erstens, suchen Sie sich die für Ihr Vorhaben richtigen Part-                                                    daher eine Aufgabe von                                             Das „Umadumhaus“ wurde von der Familie Moitzi und einem                                                    die alten Steine und das hauseigene Holz verwenden konnten“,
                                                       ner und lassen Sie sich in der Planungsphase genügend Zeit                                                       kultureller Bedeutung.                                             regionalen Holzbauunternehmen von 2002 bis 2008 fit für das                                                sagt Moitzi, der während des Umbaus mit Familie im Haus auf
                                                       – bis alles entsprechend durchdacht und erfasst ist. Zwei-                                                       Ursula Werluschnig war rund
                                                                                                                                                                                                                                           dritte Jahrtausend gemacht. „Getüftelt hab ich fast 15 Jahre                                               Wanderschaft ging – je nachdem, welcher Teil gerade herge-
                                                       tens: Arbeiten Sie mit qualifizierten Fachleuten zusammen.                                                       zehn Jahre als Referentin für                                      lang. Viele Planer, die den Hof sahen, wollten ihn auf Biegen                                              richtet wurde, bezog man andere Zimmer. Zudem haben bis zu
                                                       Es ist hilfreich, sich bei Eigentümern ähnlicher Objekte zu                                                      den Revitalisierungsfonds des                                      und Brechen umgestalten. Gewisse Charaktereigenschaften                                                    fünf Handwerker gleichzeitig im Haus gearbeitet. Die großen
                                                                                                                                                                        Landes Steiermark tätig und ist
                                                       informieren. Drittens: Identifizieren Sie sich mit der Eigen-                                                    seit 2012 im Fachteam Baukultur
                                                                                                                                                                                                                                           muss man aber respektieren, sonst spalt sichs hint und vorn“,                                              Brocken sind geschafft, kleinere – wie die neue Küche –, stehen
                                                       art Ihres Hauses. Für Ihre eigenen Wünsche sollten dem                                                           in der Abteilung 16.                                               erzählt der Hausherr. 2002 war‘s dann soweit und man begann,                                               noch an. Denn wie Georg Moitzi sagt: „Fertig ist man ja nie!“
                                                                                                                                                                                                                 Foto: Dr. B. Rinner

                                      26 _ S a n i ere n                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         S a n i ere n   _ 27
Foto: Furgler

                                                                                                                                                                                                                                                            Der Gestaltungsbeirat ist ein kleines
                                                                                                                                                                                                                                                            Gremium, das eingereichte Bauvorhaben
                                                                                                                                                                                                                                                            in einer Gemeinde schon in der Frühphase
                                                                                                                                                                                                                                                            einer Planung begutachtet bzw. die
                                                                                                                                                                                                                                                            Verantwortlichen inhaltlich berät. Ideal ist es
                                                                                                                                                                                                                                                            natürlich immer, wenn Bauwerber und Planer
                                                                                                                                                                                                                                                            gemeinsam an die Sache herangehen. Wobei
                                                                                                                                                                                                                                                            es uns als Beiräte primär darum geht, den
                                                                                                                                                                                                                                                            Bauwerbern hilfreich zur Seite zu stehen,

                                                    Service im Sinne
Foto: Naturparkhotel Bauernhofer

                                                                                                                                                                                                                                                            wenn es um fachliche Fragen geht, und
                                                                                                                                                                                                                                                            keineswegs darum, etwas zu verhindern.
                                                                                                                                                                                                                         Vor allem der
                                                                                                                                                                                                                                                            Architekt Reinhard Schafler,

                                                    der Baukultur
                                                                                                                                                                                                                         Tourismus setzt auf                Gestaltungsbeirat, baustelle land
                                                                                                                                                                                                                         die harmonische
                                                                                                                                                                                                                         Verbindung von
                                                                                                                                                                                                                         Alt und Neu.

                                                                                                                                                                                       S­ anierung eines Bauobjektes ist meist ein ideeller Wert, ein
                                                      Die Architekten Reinhard Schafler und Peter Pretterhofer stehen                                                                   Haus mit Geschichte und ein liebgewonnenes Gebäude.
                                                                                                                                                                                                                                                             Im vernakulären Bauen, nicht nur von Wohn-,
                                                                                                                                                                                                                                                             ­sondern auch von Wirtschaftsgebäuden ist
                                                      Gemeinden als Gestaltungsbeiräte zur Seite und setzen sich für                                                                                                                                          die Kultur einer Zeit in Bezug zum Ort gesetzt.
                                                                                                                                                                                       Und wenn man sich entschieden hat, einem alten Haus
                                                      die Erhaltung der Gebäude mit Geschichte ein. Eine gelungene                                                                     neues Leben einzuhauchen ...                                           Gebäudet­ypen erhalten durch ihren Bezug zur
                                                      Revitalisierung schafft nicht nur einen emotionalen Bonus, sondern                                                               Peter Pretterhofer: ... dann ist das Fingerspitzengefühl eines         speziellen ­Topografie, durch das Klima und
                                                                                                                                                                                       sensiblen Planers gefragt, der mit viel Fachkenntnis das Vorge-        durch knappe Ressourcen ihre spezifische
                                                      punktet auch aus raumplanerischer Sicht, so ihr Credo.                                                                           fundene analysiert, eine räumliche Vision entwickelt und das           Eigenart. Diese Art zu
                                                                                                                                                                                       Projekt professionell umsetzt. Gute Planung bedeutet auch              bauen ist Vorbild
                                                                                                                                                                                       das Aufzeigen von Alternativen und Möglichkeiten einzelner             und Quelle für eine
                                                                                                                                                                                       Bauabschnitte bei Betrachtung der zu erwartenden Baukosten.            angemessene
                                                                                                                                                                                                                                                              zeitgemäße
                                                                                                                                                                                       Welche Rolle spielt eigentlich Holz als Baustoff im                  ­Moderne.
                                              „Gestaltungsberatung“: Klingt nach trockener Materie ...               Welchen Stellenwert haben Revitalisierungen in diesem             ­Rahmen von Revitalisierungen?
                                                                                                                                                                                                                                                            Architekt
                                              Reinhard Schafler: Ist es aber auf keinen Fall! Es ist eine wirklich   Zusammenhang?                                                     Reinhard Schafler: Holz ist sicher einer der idealen Baustoffe für   Peter Pretterhofer,
                                              spannende Aufgabe, da wir damit all jene bei neuen Projekten           Peter Pretterhofer: Einen sehr großen. In den letzten Jahrzehn-   die ökologische und ressourcenschonende Rückführung einer            Gestaltungsbeirat,
                                              beraten und fachlich unterstützen dürfen, die in einer Gemein-         ten hat das Bewusstsein für Wert, Charme und Atmosphäre           wertvollen Bausubstanz und der Umwandlung in neue Nut-               baustelle land
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto: baustelle land
                                              de für den Baubereich verantwortlich sind. Das Ziel unserer Ar-        ­alter Bausubstanz in Verbindung mit zeitgemäßen Wohnbe-          zungsmöglichkeiten. In der Folge spielen z. B. auch natürliche
                                              beit ist dabei stets, die regionale Haus- und Kulturlandschaft          dürfnissen mehr und mehr zugenommen. Eine wertvolle Ent-         Dämmstoffe eine Rolle. Grundsätzlich sollte man sich darauf
                                              als kulturelles und wirtschaftliches Gut zu erhalten.                   wicklung im Sinne der regionalen Baukultur.                      einstellen, dass eine Revitalisierung vom Zeitaufwand für Pla-
                                                                                                                                                                                       nung und Umsetzung her höher ist als jener für einen Neubau.
                                              Wie schaffen Sie es, die vielen Beteiligten inhaltlich auf             Was spricht nun konkret dafür, Altes neu zu gestalten?            Dem steht jedoch das bewusste Wahr- und Teilnehmen der Be-
                                              einen gemeinsamen Nenner zu bringen?                                   Reinhard Schafler: Die Frage, ob Abbruch und Neubau oder          wohner am Umbauprozess und eine emotionale Verbundenheit
                                              Peter Pretterhofer: Das ist zugegebenermaßen nicht immer ein-          Revitalisierung eines wertvollen Altbestandes, lässt sich oft     den bekannten und neu adaptierten Räumen gegenüber. Aber
                                              fach, aber letztlich ist es das gemeinsame Bestreben, etwas Tol-       nicht sofort beantworten und schon gar nicht in Zahlen fas-       genau diese Verbundenheit schafft Identität, Einzigartigkeit und     „baustelle land“ ist eine baukulturelle Initiative von
                                              les und Nachhaltiges für die Gemeinde zu schaffen. Das eint.           sen. Ausgangspunkt der Entscheidung für eine Erhaltung und        kommt letztlich der Erhaltung regionaler Baukultur zugute.           Reinhard Schafler und Peter Pretterhofer, gegründet 2001.

                               28 _ sa n iere n                                                                                                                                                                                                                                                                    sa n iere n   _ 29
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