Holz/Bau/Kultur Identität erhalten - Mehrwert schaffen - Kontakt: proHolz Steiermark
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Holz/Bau/Kultur Identität erhalten – Mehrwert schaffen Kontakt: proHolz Steiermark Verband der steirischen Forst- und Holzwirtschaft Reininghausstraße 13a, 8020 Graz T +43 (0)316/587860-0 F +43 (0)316/587860-10 office@proholz-stmk.at www.proholz-stmk.at
Baukultur in Ihrer Gemeinde: Sie haben es in der Hand! Foto: Christoph Lingg/Bregenzerwald Tourismus Liebe Leserin! Lieber Leser! Ein schönes Gebäude ist nicht in der Lage, eine Schließen Sie kurz die Augen und spazieren Sie e inmal gedanklich durch Ihre Heimatgemeinde: Ist das Ortsbild nellen Rezepte der Großeltern und peppen sie mit exotischen Gewürzen auf. Werte wie Heimat, Identität, Stolz und Indivi- schäbige Ansiedlung wirklich zu verschönern, harmonisch? Gibt es schöne alte Bauten, die die Kultur der letzten Jahrhunderte tragen? Wie fügen sich moderne Bauten dualität prägen uns aber auch am Bausektor. Es gilt, das alte Wissen um regionale Bauweisen mit aktuellen Themen wie in das Gesamtbild ein? Ist das Zusammenspiel aus Alt und Neu Energieeffizienz oder Ressourcenpolitik zu verbinden. Dass da- doch ein einziges hässliches Gebäude kann die gelungen? Wo kommen die Leute gerne zusammen? Was sagen die Gemeindebürger/innen und Gäste über Ihren Ort? bei die moderne Architektur nicht zu kurz kommen darf, ver- steht sich von selbst. Der Baustoff Holz ist hierfür ein verbin- Diese Meinung ist nicht unwichtig! Nicht umsonst hat eine dendes Element, das seit Jahrhunderten die Steiermark prägt. Seele einer stolzen Stadt lädieren. aktuelle Studie aus der Schweiz gezeigt, dass für 77 Prozent der Befragten ein authentisches, harmonisches Ortsbild ein Wir laden Sie als Entscheidungsträger/innen mit dieser Bro- schüre ein, dem Trend zu folgen und den baukulturellen Stolz Zitat aus Léon Krier: „Architektur – Freiheit oder Fatalismus“ sehr wichtiges Auswahlkriterium für die Wahl des Ferienortes Ihrer Region neu zu erleben. Vielleicht finden Sie sogar die eine ist. 53 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen sind bereit, oder andere Anregung für Ihre eigenen Bauvorhaben! mehr für eine Wohnung zu bezahlen, wenn sie sich in einer Das Team von proHolz Steiermark wünscht auf jeden Fall ein baukulturell ansprechenden Umgebung befindet. erbauliches Lesevergnügen! Ihr In vielen Bereichen haben wir es geschafft, Tradition und Moderne zu verbinden: Die Jugend trägt modische Dirndl So schön kann Steiermark sein: Wer beim Bauen – egal ob Revitalisierung, Umbau oder Neubau – kleider, die Volksmusik wird mit Pop-Elementen angereichert moderne Architektur mit Bewährtem verbindet, baut an der Unverwechselbarkeit der Regionen mit. und gelangt zu neuen Höhenflügen, wir kochen die traditio- Obmann von proHolz Steiermark INHALT 04–05 Gewusst wo! Wer sein kulturelles Umfeld beim Bauen „mit-denkt“, bleibt unverwechselbar. 06–07 Wer Ja sagt zu Baukultur, sagt Ja zu Zukunft und bewegt Menschen dazu, in ihrer Region zu bleiben. Foto: Steiermarktourismus/www.bigshot.at 08–11 Baukultur und Holzbau sind in der Steiermark seit jeher eng miteinander verbunden. Foto: Steiermarktourimsus/photoaustria.at Foto: Georg Ott/proHolz Steiermark 12-13 Interview mit Franz Titschenbacher, Obmann von proHolz Steiermark Foto: proHolz Steiermark 14–25 Typisch steirisch: Beispiele für wunderschöne, zeitgemäße regionale Bauten. 26–29 Sanieren, aber richtig! Foto: mia2 30–39 Blick in den Westen: gelebte Baukultur in Vorarlberg
Wo stehen Es gibt keinen Ort, der das Zuhause ersetzen kann. l ergut/Rast diese Häuser? Volksweisheit alzkamm eerland-S Auss Raten Sie mit! Wir laden Sie zu einem kleinen Bilderrätsel ein, Foto: TVB das Lust auf regionales Bauen machen und dazu anregen soll, 1 über die Baukultur vor der eigenen Tür nachzudenken. Oder ist Ihnen bewusst, wie ein typisches Haus Ihrer Region aussieht? Foto: iStockphoto.com/stevencyc Foto: iStockphoto.com/Nickos Foto: Fotolia.com/travelguide 2 3 4 ude h gew isse Gebä t? a r um la ssen sic und andere nich W n ie g io na l zuordne u -) Geschic hte hat, d c he re n ihre (B a e Regio rmens p ra e n Fo e in fa c h : Weil jed te n e in e r modern Ganz s zu zu gu n s ab u nd allerding d tr it t. genannte intergrun mt die so t sich vo m in den H k o m aukult u r, griff leite 6. Ukraine io n a le B . D e r B e is c h , um reg ge n eim G e ht e s r zum Tra lich, einh Griechenland, 5. Australien, rchitek tu ren, häus Foto: Dreamstime/Igor Tikhankov u lä re A r „ g e b o s p e zifische vernak lus“ fü regions blauen Bauten auf Santorin, v e rn a c u d e t, u m he n „ wird verw en schreibe n. Lateinisc 4. unverwechselbar: die weiß- “ he r und Foto: Fotolia.com/zstock ty p is c h a u w e is e n zu b e z u o rdnen – s ie landes hse ne B gional Hamshire/Groß Britannien, g e w a c t k la r re risch en sich m eis und histo 3. klassisches Heim in New u lä re B a uten lass in e r Region. Vernak e 2. südschwedisches Landhaus, Seele 5 6 Holzhaus in Bad Aussee, sind so e twas w ie d ie Auflösung: 1. traditionelles 4 _ B a u k u lt u r B a u k u lt u r _5
Baukultur Foto: Tourismusverband Bad Gleichenberg Foto: Spa Hotel Erzherzog Johann Foto: Karin Bergmann Geschichtsträchtiges Haus in neuem Gewand: Komplett neu, aber mit viel altem Charme: Der neue Unverwechselbares Ambiente: Hinsichtlich Baukultur sind die Der ehemalige Pfarrhof von St. Andrä im Sausal Hauptplatz von Bad Gleichenberg wurde erst 2 014 Ausseer Häuser echte Vorzeigebeispiele. Ein Blick darauf wurde revitalisiert und lädt heute zum Genießen ein. eröffnet. Gäste und Gleichenberger lieben ihn. genügt und man weiß, wo sie zu Hause sind. Warum Wer auf Baukultur setzt, schafft Identität, regionale Wertschöpfung lungen, aber auch geschlossene Siedlungen vor – zum Beispiel Haufendörfer in der Obersteiermark oder Angerdörfer in der Oststeiermark“, sagt Guttmann und betont, dass Baukultur chen Baustoffe nützen. Zum Beispiel waren Dachvorsprünge, die Schatten schaffen und Wandaufbauten vor Witterungsein- flüssen schützen, bis vor einiger Zeit gang und gäbe. Klimaan- Baukultur heute vielen Menschen am Herzen liege. Man habe erkannt, lagen waren nicht notwendig. Dank der modernen Haustech- und trägt zum Klimaschutz bei. dass sie das beste Rezept gegen die Abwanderung sei. „ Logisch, nik kann in fast jedem Gebäude ein angenehmes Raumklima denn wenn ich lebens- und liebenswerte Plätze schaffe, fühlen geschaffen werden. Idealerweise erzeugen die Bauten die da- auch IHRE sich die Menschen dort zu Hause und bleiben.“ für aufgewendete Energie selbst. Übrigens: Auch der Baustoff „Altes und Neues unter einen Hut zu bringen, ist eine große Holz trägt wesentlich zum Klimaschutz bei. Herausforderung“, erklärt Eva Guttmann, Vorsitzende der Orts- Baukultur für regionale Wertschöpfung bildkommission der Steiermark, und betont, dass Baukultur für sie Menschen bleiben auch, wenn sie einen Arbeitsplatz in ihrem Gemeinde daher weniger ein Begriff als vielmehr eine Haltung ist. Vor a llem im öffentlichen Bereich. „Denn hier geht es nicht um einzelne Häuser, sondern darum, Orte zu schaffen, in denen sich Altes und Umfeld finden. Lokale Unternehmen sind mit den Bautraditi- onen ihrer Region vertraut. Sie kennen die bewährten Elemen- te, die klimatischen Bedingungen und verbinden sie mit den lebenswert Neues ergänzen. Und zwar mit hohem Qualitätsanspruch“, sagt neuesten Technologien. Vernakulares Bauen heißt Bauen in die Expertin, die in enger Zusammenarbeit mit den Verantwort der Region mit der Region – das sichert Unternehmensstand- Jeder Ort hat seine lichen einer Gemeinde und den Ortsbildsachverständigen arbeitet. orte und Arbeitsplätze – auch in Ihrer Gemeinde! Geschichte! Aber das macht! Leben verändert sich, Baukultur gegen Abwanderung Baukultur für Klimaschutz somit dürfen sich auch Die Faktoren, die im Ortsbildschutz berücksichtigt werden, um- Ein weiterer Aspekt, der für das Bauen im Sinne der regiona- die Orte verändern. fassen die Bauelemente ebenso wie die Baumaterialien oder auch len Baukultur spricht, ist, dass traditionelle Bauten meist die Eva Guttmann, Vorsitzende der Ortsbildkommission der die Siedlungsstrukturen. „In der Steiermark finden wir Streusied- geoklimatischen Konditionen berücksichtigen und die örtli- Steiermark Foto: Furgler Welchen Stellenwert Baukultur in ihrer Gemeinde einnimmt, verraten Christine Siegel, Rudolf Stiendl und Franz Frosch Bgm. Rudolf Stiendl, St. Andrä-Höch Bgmin. Christine Siegel, Bad Gleichenberg Bgm. Franz Frosch, Bad Aussee Holz und Heimat Gemeinde und Gestaltung Gestern und Heute An der Sausaler Weinstraße sind wir baulich eindeutig Mit unserem neuen Hauptplatz haben wir ein Z entrum der Die Bauern haben bei uns immer schon mit beim Holz daheim. Ob im Buschenschank oder beim Begegnung für die Gleichenbergerinnen Holz gebaut. Fichte und Tanne werden ‚Urlaub am Bauernhof‘: Holz spielt – oft in und Gleichenberger sowie unsere seit jeher als Baustoffe verwendet. zeitgemäßer Form – eine wichtige Rolle. Gäste geschaffen. Mit dem Auch heute ist der Trend zum Ein Beispiel für Baukultur ist das Barock Abbruch des ehemaligen Holzbau absolut spürbar. Eine schloss Harrachegg in Höch, das wir Parkhotels wurde der Raum begrüßenswerte Entwicklung, liebevoll restauriert und zu Gemeinde für Neues geschaffen. Das finde ich! Geschichtlich wohnungen umgebaut haben. Aus Zusammenspiel aus Alt gesehen sind natürlich vor dem ehemaligen Pfarrhof von St. und Neu macht jetzt den allem unsere Bürgerhäu Andrä wurden ein Restaurant und Charme des Platzes aus – ser Zeitzeugen von anno sechs Apartements. Damit h aben wir hier kommen ganz einfach dazumal. Auch hier sind ein Stück Heimat erhalten! die Leut gern zam! Holzelemente typisch. Foto: Rudolf Stiendl Foto: Christine Siegel Foto: teresa-rothwangl.com 6 _ B a u k u lt u r B a u k u l t u r _ 7
Seit Jahrhunderten bewährt: Der Auch heute noch schaffen Dachvor- Dachvorsprung schafft geschützte sprünge vielfach nutzbaren Raum. Lagerflächen für Arbeitsgeräte und Beim Haus MuT wird dieser sowohl als Brennholz. Hier bei einem Bauern- Lagerfläche für das Brennholz als auch haus aus dem weststeirischen als erweitertes Wohnzimmer genutzt. Mooskirchen. Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Foto: mia2 Bewährtes bewahren ... ... und modern gestalten Wir wollten ein Haus, das flexibel nutzbar ist, Baukultur und Holzbau sind in der „Baukultur betrifft uns alle“, betont Günter Koberg, gut in die Region passt und nachhaltig gebaut Steiermark seit jeher untrennbar Präsident des Vereins für „Baukultur in der Steiermark“. „Sie ist ist. Und es ist genau so geworden, wie wir nicht nur Architektur, sondern beschreibt einfach alle H äuser miteinander verbunden. Warum das sowie die dazwischenliegenden Räume, die Verkehrswege und uns das vorgestellt haben: Unsere Wünsche Haus MuT ein perfektes Beispiel vieles mehr.“ Deshalb steht für den Experten auch außer Frage, sind wahr geworden. Durch die großzügigen dafür ist und weshalb der Baustoff Vorsprünge des oberen Hausteils sind nicht dass es das Einfachste auf der Welt ist, moderne Architektur nur Außenräume entstanden, sondern sie heute als Gebot der Stunde gilt ... und Baukultur unter einen Hut bzw. in dem Fall unter ein Dach beschatten auch den Innenraum. zu bringen. „Die hängen für mich zusammen wie die Henne und das Ei“, zieht er einen anschaulichen Vergleich. Die Familie Leskoschek liebt ihr neues Domizil mit traditionellem, obersteirischem Charakter. Baukultur darf und soll also durchaus auch modern sein, ist aber dennoch immer eng mit dem „Zuhause“ verbunden und steht eindeutig für Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und Identität. Beispiel gefällig? Gerne: Im zeitgemäß designten Foto: Lesk oschek Haus MuT (rechts) ist die Obersteiermark daheim. Die Besitzer entschieden sich für Satteldach und Co. und gewannen damit Sommerschlafzimmer ganz nebenbei auch zwei außergewöhnliche Freiluftschlafzim- inklusive mer. Dieses Haus gibts kein zweites Mal und dennoch passt es perfekt in die Umgebung. Eine feine Sache, denn wie das Holz- Schlafzimmer hat jeder. Die Leskoscheks im obersteirischen Gai haben jedoch neben den haus zeigt, schließen sich Einzigartigkeit und Harmonie mit gängigen zwei zusätzliche und ganz besondere: Die Holzbalkone ihres Hauses sind nämlich mit der Umgebung nicht aus. Im Gegenteil: Wer beim Hausbau ei- Nischen versehen, sodass es sich dort in der warmen Jahreszeit wunderbar nächtigen lässt. nen Blick auf die Baukultur wagt, trägt dazu bei, den Charakter Moderne Architektur und eines Ortes oder einer Stadt zu unterstreichen: Egal, ob nun „Das wollen wir nicht“, war für Magda und Thomas Leskoschek haben. Architekt Gunar Wilhelm griff die Vorgabe gerne auf Baukultur ergänzen einander ein Einfamilienhaus, ein Kindergarten, ein Feuerwehrhaus beim Blick auf die derzeit gängigen Einfamilienäuser klar: und plante das Haus MuT, das mit seinem s teilen Dach, dem wie die Henne und das Ei. oder ein neues Gemeindeamt entstehen soll. Baukultur schafft „Die schauen alle gleich aus“, so die Begründung des Paares. massiven S ockel, der großzügigen Verwendung des Baustoffs Günter Koberg, Präsident des tolle Stimmung und wunderbare Plätze, an denen sich Einhei- Ihr neues Eigenheim sollte dem Begriff g erecht werden, also Holz u. v. m. den Vorstellungen entsprach. Der Name des Vereins „Baukultur in der Steiermark“ mische wie „Zuagroaste“ oder auch Feriengäste wohlfühlen. etwas „Eigenes“ und damit für die Region Typisches an sich Schmuckstücks steht übrigens für M(agda) u(nd) T(homas). Foto: Sissi Furgler 8 _ B aukul t ur u n d H o l z bau B aukul t ur u n d H o l z bau _ 9
Bei unseren Ferienwohnungen, den Vogelhäusern, verbinden wir zeitgemäßes Design mit dem traditionellen Baustoff Holz. Die Innenwände sind Foto: Wirtshaus Steirereck/Pogusch z. B. aus 100-jährigen Lärchenholzbrettern, die einst Sonne, Regen und Wind ausgesetzt waren: Da steckt pure Energie drin. Welche Schätze wir hier haben, ist vielen kaum bewusst. Ich musste von einem Italiener auf der Mailänder Messe erfahren, dass im Mürztal die edelste Lärche überhaupt wächst. Unglaublich, oder? Altes und Neues auf dem Pogusch im Mürztal: Heinz Reitbauer, Erfolgsgastronom, das Restaurant der Familie Reitbauer (Bild Steirereck am Pogusch unten) und die Vogelhäuser (Ferienwohnungen). Foto: bigshot/Christian Jungwirth Wie Letztere zeigen, setzt die moderne Architek- tur sehr oft auf eine klare, einfache Formenspra- cheund schafft dadurch optische Hingucker. Früher musste man die jungen Leute vom Baustoff Holz überzeugen, heute kommen sie und sagen ,Wir wollen mit Holz bauen‘. Foto: Weinidylle Dreisiebner Oskar Beer, Innungsmeister der steirischen Landesinnung Holzbau Foto: Oskar Beer Foto: Wirtshaus Steirereck/Pogusch Ich spreche nicht gerne von Holz als Baumaterial, denn es ist ein Bau-Stoff, der lebt, für Nachhaltigkeit steht Moderne Buschenschank „wie damals“: und vielseitig einsetzbar ist: vom Dachstuhl bis hin zum Weinidylle Dreisiebner im Sulztal an der südsteirischen Weinstraße Eichenweinfassl. Wir können es als Potenzial für die Zukunft nutzen. Ich bin überzeugt: „Holz verbindet Mit Holz ist die Modernisierung des gesamten Bauwesens möglich. Alt und Neu“ Gunther Hasewend, Baukulturbeirat des Landes Steiermark, Obmann des Steirischen Volksliedwerks „Ein schönes Dorf, ein schönes Haus, eine schöne Stadt kann für aus Silberberg/Großstübing aus dem Jahr 1452 lässt grüßen! Schutz, den Holz entwickelt, ist damit dahin.“ Wie lange unbe- Foto: Steirisches Volksliedwerk/Herbert Krienzer uns alle ein Zuhause werden, eine universelle Heimat“, drückt es Dass aktuell wieder mehr mit Holz gebaut wird, bescheinigt handelte Holzfassaden Wind und Wetter standhalten können, der Luxemburger Architekt Léon Krier wunderbar aus. auch der steirische Landesinnungsmeister für Holzbau, Oskar beweist übrigens wieder ein Besuch im Freilichtmuseum. Beer. Holz ist vor allem bei den 20- bis 40-Jährigen wieder up Holz hat in den letzten Jahren eine unglaubli- Natürliche Lebendigkeit to date. „Früher musste man die jungen Leute vom Baustoff Formel für Haltbarkeit der Dächer che Entwicklung genommen. Wir bearbeiten Spricht man in der Steiermark von Baukultur, führt kein Weg überzeugen, heute kommen sie und sagen ,Wir wollen mit Auch für die Haltbarkeit von Dächern hat der Innungsmeis- es mit Verfahren und optimieren seine Eigen- am Baustoff Holz vorbei. Er ist in dem Zusammenhang zum Holz bauen’“, weiß Beer aus Erfahrung. ter eine Regel parat: „Jedes Prozent Dachneigung steht für die echten Symbol geworden. „Es gibt kaum eine Region, in der durchschnittliche Haltbarkeit des Daches von einem Jahr. Ein schaften, sodass wir ein echtes das Material im Bau keine wesentliche Bedeutung gespielt hat Vom Flachdach zum Satteldach 45 Grad geneigtes Dach hält also 45 Jahre, ein 90 Grad geneig- High-Tech-Produkt mit unge- bzw. heute wieder zunehmend spielt“, so Baukulturspezialist Auch Flachdächer würden häufiger dem Satteldach Platz ma- tes doppelt so lange. Geht es unter 45 Grad kann man generell ahnten neuen Möglichkei- Günter Koberg. „Nach der Zuwendung zu Beton, der in der chen müssen und das Thema des konstruktiven Holzschutzes damit rechnen, dass nach ca. 15 Jahren Reparaturen anfallen.“ ten zur Verfügung haben. Nachkriegszeit als Synonym für Festigkeit und Dauerhaftig- sei für viele längst kein theoretisches mehr. „Es ist ganz ein- In puncto Dachüberstand merkt Beer noch an, dass dieser Mit der Tradition hat es keit angesehen wurde, ist uns doch die Lebendigkeit des natür- fach: Je weiter ein Dach vorsteht, desto besser ist die Fassade einerseits ein perfekter Sonnen- und Hitzeschutz, andererseits insofern sehr viel zu tun, lichen Baustoffes Holz sehr stark abgegangen“, schmunzelt er. geschützt und desto länger hält sie“, sagt der Fachmann. Denn aber auch ein toller Wärmespender sei. Wie das gehen soll? als seine Qualitäten den die Holzwände bekämen dann durch die UV-Strahlung eine „Ganz einfach: Im Sommer steht die Sonne hoch, da spendet Ansprüchen von Nachhal- 1452 lässt grüßen schöne golden-honigbraune Färbung, die lange hält, erklärt der Vorsprung Schatten und im Haus ist es kühl, im Winter tigkeit gerecht werden. Foto: Büro Roland Gnaiger Ein Blick in das Österreichische Freilichtmuseum in Stübing Beer und fügt der Vollständigkeit halber an dieser Stelle hinzu, steht die Sonne niedrig, ihre Strahlen erreichen jedoch die Roland Gnaiger, Leiter des Ordinariats für Architektur an (siehe Seite 14) genügt, um zu sehen, dass Holzhäuser in pun- dass es nicht unbedingt von Vorteil ist, Holzfassaden zu lasie- Fenster und bringen Licht und Wärme in das Haus.“ der Linzer Universität für künstlerische und industrielle cto Dauerhaftigkeit und Festigkeit brillieren. Der „Troadkastn“ ren. „Wer es einmal tut, muss es immer machen, der natürliche Keine Frage: Eine ganz und gar logische Geschichte! Gestaltung 10 _ B aukul t ur u n d H o l z bau B aukul t ur u n d H o l z bau _ 11
Foto: stora enso Multitalent Holz: aus dem Vollen geschöpft Foto: Shutterstock/Iakov Filimonov Foto: stora enso Für Franz Titschenbacher, Obmann von proHolz Steiermark und Ausgefeilte Technik: Holzfertigteilhäuser haben heute einen Holz sorgt für ein angenehmes Wohnklima und zählt Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark, steht außer Frage: sehr hohen Vorfertigungsgrad. nachweislich zu den gesündesten Baustoffen. Holz ist untrennbar mit der steirischen Baukultur verbunden, zählt zu den gesündesten Wohnmaterialien, ist der nachhaltigste Baustoff und sucht auch in der Wertschöpfungskette seinesgleichen. Allein in der Steiermark Wie fühlt sich Holz für Sie an? sind ca. 55.000 Menschen Kann man Holz überhaupt erfühlen? im Bereich der Forst- Ganz sicher. Holz ist ein durch und durch natürliches Material. und Holzwirtschaft Leben pur! Es vermittelt für mich Harmonie und Geborgen- beschäftigt. heit. Im Wohnbereich sorgt es für ein spezielles, positives Flair. Franz Titschenbacher Foto: Landwirtschaftskammer Steiermark Leben Sie in einem Holzhaus? Jein. Unser Wohnhaus ist ein Ziegelbau aus den 1970er- bzw. vorgehängten Fassadenbekleidungen oder Dämmschich- Jahren. Bei der Einrichtung ist Holz aber sehr präsent. Außer- ten. Alle Fertigungsschritte sind computergesteuert. dem haben wir vor einiger Zeit unseren Stall aus dem Jahre 1858 renoviert und Ferienwohungs-tauglich gemacht. Ob alt oder neu: Kann man sagen, dass der Holzbau Identität schafft? Blieb bei der Renovierung alles beim Alten oder hielt im Absolut. Eben weil Holz als regionaler Baustoff eine Verbin- Zuge dessen auch die Moderne Einzug in das Gebäude? dung schafft. Regionstypisches und modernes Bauen ergänzen Im Grunde beides. Bei uns macht man zwar „Urlaub im Stall“, sich perfekt, sodass einzigartige Häuser entstehen. Es ist ein- hat aber zum Beispiel eine moderne Holzterrasse und zwei fach schön, wenn ein Gebäude in die Umgebung passt, und es neue Holzbalkone. Innen haben wir viele alte Holzwände frei- nicht egal ist, ob es in Florida, Beijing oder bei uns steht. gelegt, die Einrichtung ist jedoch in modischem Stil gehalten und besteht nach wie vor vorwiegend aus Holz. Welche Wertschöpfung bringt Holz bzw. der Holzbau mit sich? Waren Sie selbst Ihr erster Gast? Eine sehr große – und zwar in der gesamten Produktions- (lacht) Ja. Was man nicht getestet hat, kann man ja schwer kette: Vom Forst über die Sägerei bis hin zur Veredelung des empfehlen! Materials – zum Beispiel für Einrichtungsgegenstände – sind Inwieweit passen Baukultur und Holzbau zusammen? allein in der Steiermark etwa 55.000 Menschen beschäftigt. Sie bilden eine Einheit. Die Basis dafür ist das Material an sich Abschließend noch einmal zum Thema Wohnen in Holz: – Holz hat bei uns in der Steiermark als Baumaterial Tradition. Spielt hier auch der Gesundheitsaspekt eine Rolle? Es passt sich seiner (Bau-)Zeit an, repräsentiert sie. Viele Ele- Durchaus. Das hat auch eine Studie g ezeigt, die an einer Enns mente haben sich zudem über Jahrhunderte bewährt. Es liegt taler Schule durchgeführt wurde. Es gab dort vier Klassenräume, also auf der Hand, Altbewährtes mit Neuem zu kombinieren. von denen zwei mit gängigen Materialien wie Spanplatten, In der Steiermark gibt es zahlreiche Beispiele dafür. Beim Stei- Linoleum usw. bestückt waren und zwei, in denen Vollholz die rischen Holzbaupreis holen wir diese alle zwei Jahre vor den Nummer 1 war. Ein Jahr lang hat man die Schülerinnen und Vorhang (Anm.: siehe www.holzbaupreis-stmk.at). Schüler begleitet, unter anderem ihre Vitalfunktionen gemes- Apropos Neues: Wie schlägt sich Holz als Material sen. Das Ergebnis: Die Herzfrequenz der Kinder aus den „Holz- im Fertigteilhausbau? klassen“ war niedriger als die der Kinder aus den anderen Räu- Holz eignet sich bestens zur Vorfertigung, ganze Ge- men. Zudem schliefen die „Holzklassenkinder“ besser, waren bäudeteile können unter kontrollierten, witterungs- ausgeglichener und konnten sich besser konzentrieren. unabhängigen Bedingungen in der Produktionshalle Sieht man sich all die Vorteile an, die Holz mit sich bringt – hergestellt werden. Das spart Zeit und Kosten. Die vom Gesundheitsaspekt über die Nachhaltigkeit bis hin zur Massivholzbauweise erlaubt heute auch die Vorfer- Wertschöpfung –, lässt sich wohl sagen, dass man heute auch tigung ganzer Wand-, Decken- und Dachelemente im öffentlichen Bereich am Baustoff Holz nicht mehr vorbei- mit eingefrästen Fenster- und Türöffnungen kommt. Er ist einfach ein Multitalent! 12 _ B a u k u l t u r & H o l z ba u B a u k u l t u r & H o l z ba u _ 13
Typisch steirisch Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Foto: www.bigshot.at/Christian Jungwirth Foto: Georg Ott/proHolz Steiermark Foto: Fotolia.com/Robert Kneschke Lernen im 17. Jahrhundert: Bei der alten Schule aus Prätis bei Pöllau (heute im Freilichtmuseum Stübing) ist Holz Baustoff Nummer 1. Auch im dritten Jahrtausend sorgt Holz für ein tolles Spiel- und Lernklima: hier der Kindergarten Josefinum in Leoben (links oben). Was die Ahnen schon ahnten, steht man aber direkt in der oststeirischen Baugruppe, in der unter anderem ein mit Stroh bedeckter Hof zu sehen ist, oder bestaunt ein für die Weststeiermark typisches Schmalgiebel- Warum wird seit Jahrhunderten auf den Baustoff Holz gesetzt? kommt uns heute zugute haus mit seinem etwa 60 Grad geneigten Dach. Die Regionen » E r sorgt für einen natürlichen Luftaustausch in Gebäuden prägen durch die Bank das Baugeschehen: In den wärmeren und somit für ein perfektes Raumklima. Gegenden der Steiermark finden sich zum Beispiel viele kunst- » E r trägt zur Gesundheit der Bewohner bei – das ist volle Tischler- und Zimmererarbeiten bei Holzverbindungen wissenschaftlich erwiesen! Minimaler Aufwand für maximalen Wert. „So hat man oder Dachzierleisten. Im Gegensatz dazu, sind die Häuser aus » E r sorgt für eine heimelige Atmosphäre. In der „Grünen Mark“ wird seit Jahrhunderten früher gebaut, wobei man dafür die Baustoffe aus der Umge- dem Norden schlichter – für Schnörkel war der Sommer ein- » E r spart Energie, denn in einem Holzbau kann die Raum auf und mit Holz gebaut. Als Einstieg in unsere bung verwendete. Holz, aber auch Stein“, weiß Egbert P öttler, fach zu kurz. temperatur um zwei Grad abgesenkt werden, ohne dass Museumsdirektor des Österreichischen Freilichtmuseums Stü- Aber Stübing ist nicht nur Museum, sondern liefert bis heu- der Raum dadurch weniger behaglich wirkt. Das hängt u. a. Rubrik „Typisch steirisch“, in der wir moderne bing. „Bauen war Erfahrungssache, denn man hat eine Wand ja te jede Menge Ideen: So greifen Bauherren auf viele der ge- mit der warmen Oberfläche von Holz zusammen. steirische Holzhäuser vorstellen (Seite 16 bis nur einmal im Leben gebaut. Die musste halten“, ergänzt er. zeigten baulichen Elemente zurück, wobei diese natürlich » E r ist seit jeher in der Steiermark zuhause: 25), legen wir einen Besuch im Österreichischen Und gehalten haben sie allesamt, die Wände der Häuser, die modern interpretiert und dem aktuellen Standard angepasst Aktuell sind 61 Prozent des Bundeslandes mit Wald Freilichtmuseum Stübing ein. Hier geben sich man beim Spaziergang durch das Museum nördlich von Graz werden – aber das Wissen der Generationen bleibt so unserer bedeckt. Zeitzeugen regionaler Baukultur ein Stelldichein. sieht. Der Weg führt zwar erst durchs Burgenland, schnell Nachwelt erhalten! Details: www.freilichtmuseum.at » Es wächst mehr Holz nach als verbraucht werden kann. Foto: Caroline Rodlauer Für mich umschreibt Baukultur unsere gesam- te gestaltete Umwelt: alles Gebaute sowie die Die Weisheit liegt in der dazwischenliegenden Freiräume. Baukultur Funktionalität. Konstruktiver prägt stark das öffentliche Erschei- Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Holzschutz hat sich aus nungsbild, somit unsere Landschaft dem Alltag ganz ein- und Lebensqualität. Touristisch fach ergeben. Man ist sie so etwas wie die „Visi- hat Häuser gebaut, tenkarte“ einer Region und die viele Leben findet zudem ihren Ausdruck Beeindruckend: im verantwortungsvollen halten sollten. Der Troadkastn Umgang mit Ressourcen wie Egbert Pöttler, aus Silberberg Museumsdirektor des Grund und Boden. hält sich seit Österreichischen Frei- Moderner Zubau am traditionellen Haus: Architektin Caroline Rodlauer enga- 1452! lichtmuseums Stübing giert sich für Baukultur im Ennstal die Sportappartements in Bad Mitterndorf Foto: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Foto: Caroline Rodlauer 14 _ t y p i s c h s te i r i s c h t y p i s c h s te i r i s c h _ 15
Die historischen Hauslandschaften in der Steiermark nach Viktor Herbert Pöttler Bad Aussee Grafik: Stiftung Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Kennen Sie die baulichen Besonderheiten Ihrer Region? Geborgenheit und Weite: Die Lärchenholzfassade verleiht dem Haus regionaltypischen Charakter. Die steirische Baukultur ist vielfältig – wie Sie auch auf den folgenden Seiten sehen können. Klimatische Verhältnisse, dekorative Elemente und vieles mehr prägen die Baustile. Aber es gibt auch Elemente, die Foto: Madersbacher sich durch die gesamte Steiermark ziehen: Dazu zählen die typischen Dachformen (Walm- und Satteldächer) oder der Baustoff Holz. Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Vom Tourismus zum Kommunalbau. Vor allem der Tou- Warum soll diese Wohlfühlatmosphäre nicht auch in kommu- Unser Lieblingsplatz im Haus? Gibts eigentlich rismus lässt traditionelle Elemente in seinen Bauten wieder nalen Bauten verstärkt zum Tragen kommen? Wie wäre es zum keinen. Das Haus als Ganzes ist unser aufleben. Viele Hotels, Buschenschanken oder Restaurants Beispiel mit einem Gemeindezentrum aus Holz, das regiona- Lieblingsplatz: Wir bewohnen jeden Raum, sind in modernem Baustil errichtet, spiegeln aber trotzdem die le Bautradition und moderne Architektur verbindet? Es wäre jeden Winkel samt Garten, Terrasse und Balkon. Baukultur der letzten Jahrhunderte wider. Gäste und Einhei- sicher ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt und würde Holz spielt eine besondere Rolle – bis auf ein mische fühlen sich besonders wohl in diesen Gebäuden – nicht neben Stolz und Identität auch für Lebensgefühl sorgen. paar Einrichtungsgegenstände haben wir umsonst steigen die Nächtigungszahlen in der Steiermark von Jeder von uns hat es in der Hand, solche Bauten zu ausschließlich Lärchenholz verwendet. Jahr zu Jahr. schaffen! Felicitas Hager und Thomas Madersbacher, Hauseigentümer Alles in Lärche und den Loser im Blick Foto: Adolf Bereuter/Architekt Johannes Kaufmann Felicitas Hager und Thomas Madersbacher wünscht, geplant, getan. „Typisch ausseerisch ist für mich die haben Ausseer Baukultur modern umgesetzt. Verwendung von unbehandeltem Lärchenholz für das ganze Haus samt Balkonen, Terrassen und der Holzlattenfassade“, sagt Foto: Freiwillige Feuerwehr Gai Als „geborgen und frei“ beschreibt das Paar das Wohn- der Hausherr. Innen, so zeigt der Blick in den dreigeschoßigen gefühl im neuen Eigenheim in Bad Aussee. Wie diese Eigen Wohnbereich des Hanghauses, leisten Eiche, Nuss und Ulme schaften zusammenpassen? „Ganz einfach: Die offene B auweise der Lärche Gesellschaft – und zwar in Form einer Sitzbank, ei- und die großen Fenster vermitteln ein Leben mitten in der nes Bettes und einer Regalwand. „Das Raumklima ist durch die Natur, das Holz sorgt für ein Gefühl der Behaglichkeit“, erklärt Ausrichtung nach Norden hin zu Loser, Trisselwand und zum Madersbacher. Wichtig sei für beide gewesen, dass das Haus so- Toten Gebirge stets angenehm und die seitlichen Raumöffnun- Kommunal und regional auf einen Streich: das neue Gemeindezentrum in Raggal in Vorarlberg (links) und das (Holz-)Rüsthaus in Gai wie die verwendeten Materialien der Region entsprechen. Ge- gen sorgen für Luftigkeit und gute Akustik“, schwärmt Hager. 16 _ t y p i s c h s te i r i s c h t y p i s c h s te i r i s c h _ 17
Groß lobming Präbichl Foto: Sigrid Günther Verschalungen werden seit jeher in unserer Region aus Holz gemacht, da sie gut vor Wind und Wetter schützen. Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Der Begriff der „Vordernberger Schalung“ ist mündlich überliefert und wird als typisch regionales Bauelement aus dem 16. Jahrhundert angesehen. Sigrid Günther, Direktorin des Museums im Alten Rathaus in Eisenerz Der ehemalige Kuhstall mit Heustadl beherbergt heute eine Wellnessanlage und zehn Suiten mit viel Atmosphäre. Foto: Präbichl Bergbahnen GmbH/Wassler Foto: Präbichl Bergbahnen GmbH/Wassler Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Holz prägt die Ferienhäuser auf dem Präbichl innen und außen. Von den Terrassen aus hat man einen tollen Blick auf die U mgebung. Erfolgreich saniert: Wenn aus einem alten Ein bär(g)iges Holzhüttendorf, dessen Heustadl ein modernes Urlaubsparadies wird Schalung den Ort im Namen trägt Der respektvolle Umbau eines traditionellen Kuhstalls mit Heustadl in Großlobming zeigt: Die Holzhütten auf dem Präbichl schmiegen baulicher Sicht ist die „Vordernberger Schalung“ (benannt nach Man kann bäuerliches regionales Flair auch für ein modernes Heute nutzen! sich an den Hang und zeigen ein regionales dem Ort am Fuße des Berges), eine spezielle Konstruktion aus Bauelement: die Vordernberger Schalung. unbehandeltem Lärchenholz, die seit jeher dem rauen Klima Der Stadl des G‘Schlössls Murtal war ein Kuhstall mit Wellnessbereich, darüber zehn Suiten mit Loggien. Alte Holz- trotzt. Die Hütten sind zudem ein Beweis dafür, dass sich tra- Heustadl ganz im traditionellen Stil der Region: ein soge- baukonstruktion trifft auf massive Eichenböden und -möbeln „Des is ja bärig!“, würde Hansi Hinterseer beim Anblick ditionelles Bauen und m oderne Fertigungstechnik gut verbin- nannter Pfeilerstadl. Über dem Kuhstall wurde das Heu ge- – gelungen ist eine zeitgemäße Neuinterpretation, die das Flair dieses Holzhüttendorfes auf dem Präbichl wohl sagen. Wer den lassen. Die Häuser wurden in Holzriegelfertigteilbauweise lagert. Heute ist das Gebäude das Herzstück der Hotelanlage und die Schönheit des alten Stadls bewahrt und nutzt. hier urlaubt, „haust“ tatsächlich in der Region. Holz innen errichtet. Was sie noch auszeichnet? „Es riecht darin so gut. So im G’Schlössl Murtal. Im „Kuhstall“ befindet sich ein schöner 2013 gab es dafür den steirischen Holzbaupreis! und außen sorgt für feines Lebensgefühl. Eine Eigenheit aus duften Ferien auf dem Präbichl“, ließ eine Urlauberin wissen. 18 _ t y p i s c h steirisch t y p i s c h s t e i r i s c h _ 19
Semriach Ligist Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Einzigartiges Detail: Der alte ressbaum ist erhalten geblieben. P Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Foto: Fa. Steirerhaus Modernes Wohnen mit rsprungsgarantie: Dieses Haus kann U seine Herkunft nicht v erleugnen. Toller Blick auf den Schöckl: Die F assadenteile lassen sich mittels Schiebefaltmechanismus öffnen. Foto: Fa. Steirerhaus Holz ist bei Renovierungen ein gern Ein-Fall: Die „Lattenscreen“-Fassade verwendeter Baustoff. Es hat den Foto: Fa. Steirerhaus aus Fichtenholzleisten bringt Vorteil, dass es in traditioneller und Tageslicht ins Haus. in moderner Form eine gute Figur macht. Bei dem ehemaligen Presshaus blieb einerseits zum Beispiel der Dachstuhl erhalten und alte Holzbalken sind im Innenraum sichtbar, Bei uns in Semariach ist der Trend hin zum Holzbau erkennbar. Schätzungs andererseits wurde eine Galerie aus weise sind mehr als 80 Prozent der neuen Einfamilienhäuser aus Holz. Brettsperrholzplatten eingezogen, Foto: Fa. Steirerhaus Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass sich das Material auch ideal für die sehr modern ist, aber auch warm die Vorfertigung eignet. Ich freue mich sehr über diesen Trend, da mir als und freundlich rüberkommt. Der gelernter Zimmerer- und Baumeister Holz am Herzen liegt. Gesamteindruck ist einfach super! Das Presshaus Jakob Taibinger, Bgm. Semriach Thomas Teubl, Baumeister anno dazumal Foto: Jakob Taibinger, Marktgemeinde Semriach Das Künstlerhaus im Scheunenstil Der Pressbaum als Wohnaccessoire Mit dem Atelier am Kogl hat sich Bauherrin Annemarie Dreibholz-Humele viel Frei-Raum fürs Es hat 150 m2 Wohnfläche unter seinem das Presshaus zum einzigartigen Wohnraum gemausert: Die Wohnen, Essen, Schlafen und Arbeiten geschaffen. Innen wie außen gibt Holz den Ton an. Dach und eine lange Geschichte im Gebälk. 150 m2 Wohnfläche erstreckt sich vom Keller bis in den Das neue, alte Presshaus in Ligist. Dachstuhl. Raum, wohin das Auge reicht. Am ursprünglichen Außen von Fichtenholzleisten umgeben und innen mit J ohannes Kaufmann gestellt hat. Zudem sollte das Haus zur Charakter wurde nicht gerüttelt – der hölzerne Dachstuhl kom- Weißtanne, Eiche und Fichte bestückt. Holzlattenroste, die Region passen statt sich ihr aufzudrängen. So entstand dieses Dass es einmal Platz für jede Menge Familie bieten würde, plett belassen, nur „abgestaubt“, sodass er heute neben seiner den Boden bekleiden, und eine Holztreppe, die die Ebenen 20 Meter lange und 6,3 Meter breite Atelier, das an eine Scheu- hätte sich wohl dieses große Haus in der Weststeiermark nie im technischen auch eine optische Funktion hat. Die alten hölzer- miteinander verbindet: Das Atelier am Kogl bei Semriach ist ne erinnert. Zum Baustoff Holz gabs keine Alternative, da Leben gedacht. Denn einst wurde es klassisch, also landwirt- nen Balken sind zu sehen und der ehemalige Pressbaum blieb ein echtes Holzhaus. „Ein großer, heller Raum mit guten Pro- dieser auch dem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht wird, der der schaftlich genutzt – als Presshaus nämlich, gewohnt hat man als Wohnaccessoire erhalten. „So ein altes Haus herzurichten, portionen für die künstlerische Arbeit und etwas zum Schla- Bauherrin und dem Architekten wichtig war und ist. „Wer heu- separat, gleich gegenüber. Aber so ändern sich die Zeiten: Das ist eine echte Herausforderung und verlangt viel Gespür“, weiß fen“, war die Aufgabe, die die Bauherrin einst dem Architekten te baut, muss sich damit auseinandersetzen“, betonen beide. damalige Wohnhaus gibts längst nicht mehr, dafür hat sich Baumeister Thomas Teubl aus Erfahrung. 20 _ t y pis c h steiris c h t y pis c h steiris c h _ 21
Tunau & Co. Sausal Foto: yes-architecture Die Glasgiebelfront gewährt Foto: PURESLeben einen einzigartigen Ausblick. Foto: PURESLeben/Dietmar Silly Für mich wäre nie in Frage gekommen, bei der Holz hat für mich eine besondere Vorher und nachher: Bedeutung, da ich selbst in Revitalisierung auf Holz zu Im ehemaligen Stadl einem sehr traditionellen, alten in Tunau erleben verzichten. Da bei uns die Fichte heimisch ist, bauen wir sie auch Holzhaus in der Umgebung Gäste heute das ein – wobei sie zuerst unter von Graz aufgewachsen „Pure Leben“ der anderem gebürstet wird. Das ist bin. So etwas prägt. Beim Südsteiermark. zwar sehr zeitaufwendig, lohnt Kellerstöckl war mir der sich aber, denn so ist jedes offene Raum wichtig, der Foto: PURESLeben Haus ein regionaltypisches das Sausal ins Haus holt. Foto: CROCE Schmuckstück. Klaus Kempenaars, Grafikdesigner und Besitzer des Dietmar Silly, Besitzer PURESLeben Kellerstöckls Foto: Klaus Kempenaars Südsteirische Baukultur bis ins letzte Brett Wohnen mit Weitblick: Leben in einem Raum In jedem seiner Ferienhäuser bemüht sich ist, verwenden wir sie auch“, sagt er und betont, dass es weiters In diesem (ehemaligen) Kellerstöckl hat man das Sausal per Glasgiebelfront ins Haus geholt. Weinbauer und Kellermeister Dietmar Silly auf die ursprünglichen Proportionen zu achten gilt, da sonst Die restlichen Wände und das Dach werden von einer regionaltypischen Holzfassade geschützt. darum, Traditionelles neu zu interpretieren. der Hauscharakter verloren gehe. „Das ist Baukultur. Beim Stadl haben wir zum Beispiel das alte Holzgerippe erhalten. Es war einmal ein klassisches Kellerstöckl mit hölzernem erhalten blieb: Das Leben spielt sich – wie früher – in diesem Fährt man am Haus vorbei, weiß man sofort, welches Gebäude Pressraum, Satteldach und Ziegelgewölbekeller. Heute sorgt Raum ab. Seine regionalen Wurzeln zeigen sich auch am Haus: Das Winzerhaus am Tunauberg war das erste Gebäude, drinsteckt.“ Stimmt der Charakter, fühlen sich auch moderne es als stylisches Ein-Raum-(Holz-)Haus für Ferienstimmung. Satteldach und Lärchenholzlattenfassade machen seiner Her- dem Dietmar Silly wieder Leben einhauchte. „PURESLeben“ Elemente „heimisch“ – wie der rote hölzerne Saunawürfel auf 2006 wurde das einstige Wirtschaftsgebäude zum Wohlfühl- kunft alle Ehre. Letztere ähnelt einem „Woazstriezltrockner“, wohlgemerkt, denn jedes Haus macht die Region erlebbar – da- der Stadlterrasse. Derzeit umfasst Sillys Siedlung neun Häuser. domizil umfunktioniert, wobei nur der gemauerte Teil erhal- d. h. einer Scheune, in der früher Maiskolben getrocknet wur- her der Titel des Projekts. Holz war bei den Revitalisierungen Eine feine Sache, denn wo könnte man die Südweststeiermark ten werden konnte, der Rest wurde neu gebaut. Damit ent- den. Modern und offen präsentiert sich die gläserne Giebel Baumaterial Nummer 1. „Und weil die Fichte bei uns heimisch besser spüren als in Häusern, in denen sie zu Hause ist. stand ein moderner Raum, dessen ursprünglicher Charakter front, durch die das Sausal Teil des Raums wird. 22 _ t y p i s c h ste i r i s c h t y p i s c h ste i r i s c h _ 23
Die St. Ruprecht/ Brandlucken Raab (Weiz) Foto: Brandluckner Huab‘n Theater Foto: Toni Muhr/Steirischer Holzbaupreis Die Brandlucken hat mit dem stimmi- gen Ensemble aus altem und neuem Holzbau einfach gewonnen – auch viele neue Gäste! Foto: Sigmut Wratschgo Dass die Tribüne aus Holz sein sollte, war für mich klar. Am Anfang konnte ich mir die VS St. Ruprecht/Raab: Der moderne Bau Konstruktion aber nicht richtig vorstellen, ich greift die Tradition des „Apfellandes“ auf. dachte an eine Art Arena. Dann hat mich die Idee des Architekten überzeugt. Die Tribüne wirkt zart und stabil zugleich und passt zur Huab´n. Die Bänke sind bequem, alle Reihen erhöht, sodass man von jedem Sitz aus gut sieht. Sigmut Wratschgo, Leiterin des B randluckner Huab‘n Theaters Foto: Brandluckner Huab‘n Theater Foto: Schwarz Foto: Toni Muhr/Steirischer Holzbaupreis Meine beiden Kindergehen hier in die Schule und fühlen sich sehr wohl. Die Holzfassade Foto: Bauernhofer/Brandlucken sorgt für heimeliges Wohlbefinden. Das tut den Kindern gut. Ich würde mir wünschen, dass Holz sowohl im Fassaden- als auch im Innenbereich noch häufiger verwendet wird. Roswitha Schwarz, Obfrau des Elternvereins Kultur statt Landflucht: Die Tribüne der Brandluckner der VS St. Ruprecht/Raab Huab‘n lockt die Besucher seit 2013. Eine Volksschule zum Anbeißen! Vorwärts zu den Wurzeln: Die Brandlucken lebt auf! Die Gemeinde St. Ruprecht an der Raab setzt mit einem knackig roten Holzbau auf ihre Tradition Immer mehr Besucher kommen in das tekten Léon Krier, die den Wert von Baukultur aber auf den im Apfelland Steiermark. Ein wunderschönes Beispiel für Baukultur im Geiste der Region. kleine Dorf im Almenland. Warum? Punkt bringen. Ein unsensibler Bau kann ein Ortsbild im Nu Weil sich Landschaft hier mit Baukultur trifft. ruinieren. Die Holztribüne, die sich in der Brandlucken zu dem Jedes Klassenzimmer eine Apfelkiste. Ein x-beliebiger wurde, das vorher ein Obstgarten war, gab man dem Bau ein 300 Jahre alten, revitalisierten Bauernhaus (heute Greißlerei Betonbau für das Wertvollste, das die Gemeinde hat? Das ist freundliches, kräftigesRot. Man könnte auch sagen: ein Apfel- und Museum) und dem Naturparkhotel Bauernhofer gesellt, in St. Ruprecht/Raab nicht in Frage gekommen. In der neu zu rot, ganz so, wie es zur Region passt. Auch die Form des Baus Die Schönheit des Ensembles einer Stadt oder Land- tut das Gegenteil davon: Sie macht den Flecken Erde nur noch bauenden Volksschule sollen sich Generationen von Kindern greift die Tradition als Apfelland auf. Der Turnsaal sowie die schaft ist Ausdruck eines extrem fragilen Gleichgewichtes. Ein anziehender. Das Ensemble aus alten und modernen regional- wohlfühlen. Nichts lag näher als ein Holzbau, der auf zeitge- vier Klassenzimmer erinnern an aufgereihte Apfelkisten. gut entworfenes Gebäude mag einen beachtlichen Wertge- typischen Holzbauten zeigt, was Baukultur kann: mäße Weise heimelig wirkt. Und weil St. Ruprecht mitten im Schule ist nicht x-beliebig! Dafür gab es 2005 auch den genstand darstellen, doch ein schöner Ort repräsentiert einen Das kulturelle Herzstück einer ganzen Region darstellen, Apfelland liegt und die Schule auf einem Grundstück errichtet steirischen Holzbaupreis und die GerambRose für gutes Bauen. Gründungsakt, eine Zivilisationstat ...“ Große Worte des Archi- Offenheit und Geborgenheit an einem Platz vereinen! 24 _ t y p is c h steiris c h t y p is c h steiris c h _ 25
Sanieren: Alt und Neu in Harmonie! Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Foto: Georg Ott/Steirischer Holzbaupreis Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH Der „Umadumhof“ vor dem Umbau. Früher waren solche Höfe in der Obersteiermark keine Seltenheit. Heute ist das Gehöft der Familie Moitzi das einzige. Der Hof der Familie Moitzi liegt auf 1.160 Meter Seehöhe. Holz wohin das Auge reicht: Innen wie außen kamen hofeige- Die kleinen Fenster wurden bereits in den 1920er-Jahren nes Lärchen- und Fichtenholz zum Einsatz. Die geschichtlichen des 20. Jahrhunderts um ein Drittel vergrößert. Wurzeln des Hauses reichen bis ins 13./14. Jahrhundert zurück. Die Revitalisierung ist der große Bruder der Sanierung Foto: Alpe Zimmerei Tischlerei GmbH Wer saniert, setzt ein Objekt wieder instand. Wer es revitalisiert, erweckt es zu neuem Leben, ohne dabei den ursprünglichen Charakter aufzugeben. Wichtigste „Arbeitsmittel“ dafür: viel Feingefühl und jede Menge Respekt. Foto: Georg Moitzi Sensible Verbindungen: Wenn man so ein altes Haus herrichtet, darf man es auf keinen Bei den Holzkonstruktionen Abbruch und Neubau – oder doch Revitalisierung? Und sofern Hauscharakter entsprechend Lösungen gefunden werden. Fall vergewaltigen. Auf Biegen und Brechen neue Raumkonzepte ist Fachkenntnis gefragt. man sich für Letzteres entscheidet: Reicht es, die Installatio- Bleibt die heikle Frage der F inanzierung. „Bei richtigem Vorge- durchzusetzen, funktioniert oft nicht. Ohne Respekt denjenigen nen zu erneuern und die Bodenbeläge zu ersetzen, oder lässt hen spielt der Geldfaktor eine viel geringere Rolle, als von den gegenüber, die es einst gebaut haben, geht daher gar nichts. man sich auf die Geschichte eines Hauses ein, um dessen ur- Vertretern der Alles-Neu-Bewegung gerne vorgebracht wird“, Wenn man das einfach ignoriert, wirds nie eine runde Sache. sprünglichen Charakter mit viel Fingerspitzengefühl, Kreativi- weiß sie aus Erfahrung. In diesem Sinne: Trauen Sie sich! tät und dem Zeitgeist entsprechend wieder aufleben zu lassen? Georg Moitzi, Landwirt Ursula Werluschnig vom Fachteam für Baukultur in der Abtei- lung 16 des Landes Steiermark weiß um die Herausforderun- Ein schönes altes Haus ist wie ein verwurzelter gen, die ein Revitalisierungsprojekt mit sich bringt. Organismus mit Seele, im Gegensatz zu etlichen „Allerdings“, erklärt sie, „sind Freude und Stolz aufs gelungene Bauten, die beispielsweise in der zweiten Hälfte Ergebnis sowie Wertsteigerung und Nachhaltigkeit gute Grün- de dafür, eine alte Baustubstanz neu zu beleben.“ Zudem sorge des 20. Jahrhunderts entstanden sind – sie Das einzige „Umadumhaus“ in neuem Gewand haben vielfach keinen Bezug zur ein solches Projekt für Bewusstseinsbildung und sei ein Kultur- Umgebung. Das Besondere zu Der (revitalisierte) Vierseithof der Familie den Hof quasi Zentimeter für Zentimeter zu erneuern: vom beitrag in der jeweiligen Region, ergänzt sie und gibt jenen, die erkennen, wertzuschätzen Moitzi in Obdach ist ein echtes Unikat. Mauerwerk und den Holzkonstruktionen über das Dach bis hin eine Revitalisierung in Angriff nehmen wollen, folgende Tipps: und darauf aufzubauen, ist zum Innenleben. „Wir haben kaum Baumaterial gekauft, da wir Erstens, suchen Sie sich die für Ihr Vorhaben richtigen Part- daher eine Aufgabe von Das „Umadumhaus“ wurde von der Familie Moitzi und einem die alten Steine und das hauseigene Holz verwenden konnten“, ner und lassen Sie sich in der Planungsphase genügend Zeit kultureller Bedeutung. regionalen Holzbauunternehmen von 2002 bis 2008 fit für das sagt Moitzi, der während des Umbaus mit Familie im Haus auf – bis alles entsprechend durchdacht und erfasst ist. Zwei- Ursula Werluschnig war rund dritte Jahrtausend gemacht. „Getüftelt hab ich fast 15 Jahre Wanderschaft ging – je nachdem, welcher Teil gerade herge- tens: Arbeiten Sie mit qualifizierten Fachleuten zusammen. zehn Jahre als Referentin für lang. Viele Planer, die den Hof sahen, wollten ihn auf Biegen richtet wurde, bezog man andere Zimmer. Zudem haben bis zu Es ist hilfreich, sich bei Eigentümern ähnlicher Objekte zu den Revitalisierungsfonds des und Brechen umgestalten. Gewisse Charaktereigenschaften fünf Handwerker gleichzeitig im Haus gearbeitet. Die großen Landes Steiermark tätig und ist informieren. Drittens: Identifizieren Sie sich mit der Eigen- seit 2012 im Fachteam Baukultur muss man aber respektieren, sonst spalt sichs hint und vorn“, Brocken sind geschafft, kleinere – wie die neue Küche –, stehen art Ihres Hauses. Für Ihre eigenen Wünsche sollten dem in der Abteilung 16. erzählt der Hausherr. 2002 war‘s dann soweit und man begann, noch an. Denn wie Georg Moitzi sagt: „Fertig ist man ja nie!“ Foto: Dr. B. Rinner 26 _ S a n i ere n S a n i ere n _ 27
Foto: Furgler Der Gestaltungsbeirat ist ein kleines Gremium, das eingereichte Bauvorhaben in einer Gemeinde schon in der Frühphase einer Planung begutachtet bzw. die Verantwortlichen inhaltlich berät. Ideal ist es natürlich immer, wenn Bauwerber und Planer gemeinsam an die Sache herangehen. Wobei es uns als Beiräte primär darum geht, den Bauwerbern hilfreich zur Seite zu stehen, Service im Sinne Foto: Naturparkhotel Bauernhofer wenn es um fachliche Fragen geht, und keineswegs darum, etwas zu verhindern. Vor allem der Architekt Reinhard Schafler, der Baukultur Tourismus setzt auf Gestaltungsbeirat, baustelle land die harmonische Verbindung von Alt und Neu. S anierung eines Bauobjektes ist meist ein ideeller Wert, ein Die Architekten Reinhard Schafler und Peter Pretterhofer stehen Haus mit Geschichte und ein liebgewonnenes Gebäude. Im vernakulären Bauen, nicht nur von Wohn-, sondern auch von Wirtschaftsgebäuden ist Gemeinden als Gestaltungsbeiräte zur Seite und setzen sich für die Kultur einer Zeit in Bezug zum Ort gesetzt. Und wenn man sich entschieden hat, einem alten Haus die Erhaltung der Gebäude mit Geschichte ein. Eine gelungene neues Leben einzuhauchen ... Gebäudetypen erhalten durch ihren Bezug zur Revitalisierung schafft nicht nur einen emotionalen Bonus, sondern Peter Pretterhofer: ... dann ist das Fingerspitzengefühl eines speziellen Topografie, durch das Klima und sensiblen Planers gefragt, der mit viel Fachkenntnis das Vorge- durch knappe Ressourcen ihre spezifische punktet auch aus raumplanerischer Sicht, so ihr Credo. fundene analysiert, eine räumliche Vision entwickelt und das Eigenart. Diese Art zu Projekt professionell umsetzt. Gute Planung bedeutet auch bauen ist Vorbild das Aufzeigen von Alternativen und Möglichkeiten einzelner und Quelle für eine Bauabschnitte bei Betrachtung der zu erwartenden Baukosten. angemessene zeitgemäße Welche Rolle spielt eigentlich Holz als Baustoff im Moderne. „Gestaltungsberatung“: Klingt nach trockener Materie ... Welchen Stellenwert haben Revitalisierungen in diesem Rahmen von Revitalisierungen? Architekt Reinhard Schafler: Ist es aber auf keinen Fall! Es ist eine wirklich Zusammenhang? Reinhard Schafler: Holz ist sicher einer der idealen Baustoffe für Peter Pretterhofer, spannende Aufgabe, da wir damit all jene bei neuen Projekten Peter Pretterhofer: Einen sehr großen. In den letzten Jahrzehn- die ökologische und ressourcenschonende Rückführung einer Gestaltungsbeirat, beraten und fachlich unterstützen dürfen, die in einer Gemein- ten hat das Bewusstsein für Wert, Charme und Atmosphäre wertvollen Bausubstanz und der Umwandlung in neue Nut- baustelle land Foto: baustelle land de für den Baubereich verantwortlich sind. Das Ziel unserer Ar- alter Bausubstanz in Verbindung mit zeitgemäßen Wohnbe- zungsmöglichkeiten. In der Folge spielen z. B. auch natürliche beit ist dabei stets, die regionale Haus- und Kulturlandschaft dürfnissen mehr und mehr zugenommen. Eine wertvolle Ent- Dämmstoffe eine Rolle. Grundsätzlich sollte man sich darauf als kulturelles und wirtschaftliches Gut zu erhalten. wicklung im Sinne der regionalen Baukultur. einstellen, dass eine Revitalisierung vom Zeitaufwand für Pla- nung und Umsetzung her höher ist als jener für einen Neubau. Wie schaffen Sie es, die vielen Beteiligten inhaltlich auf Was spricht nun konkret dafür, Altes neu zu gestalten? Dem steht jedoch das bewusste Wahr- und Teilnehmen der Be- einen gemeinsamen Nenner zu bringen? Reinhard Schafler: Die Frage, ob Abbruch und Neubau oder wohner am Umbauprozess und eine emotionale Verbundenheit Peter Pretterhofer: Das ist zugegebenermaßen nicht immer ein- Revitalisierung eines wertvollen Altbestandes, lässt sich oft den bekannten und neu adaptierten Räumen gegenüber. Aber fach, aber letztlich ist es das gemeinsame Bestreben, etwas Tol- nicht sofort beantworten und schon gar nicht in Zahlen fas- genau diese Verbundenheit schafft Identität, Einzigartigkeit und „baustelle land“ ist eine baukulturelle Initiative von les und Nachhaltiges für die Gemeinde zu schaffen. Das eint. sen. Ausgangspunkt der Entscheidung für eine Erhaltung und kommt letztlich der Erhaltung regionaler Baukultur zugute. Reinhard Schafler und Peter Pretterhofer, gegründet 2001. 28 _ sa n iere n sa n iere n _ 29
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