HOSPIZ aktuell HOSPIZ 1/2020 - Koblenzer Hospizverein
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Editorial Abschied und Aushalten Hospizarbeit in Corona-Zeiten Liebe Leserinnen und Leser, Allen, die da weitermachen, wo andere aufgefordert werden liebe Freunde von HOSPIZ IN zu Hause zu bleiben, gebührt ein besonderer Dank, so auch KOBLENZ, unserem Team. Als ich Anfang März an die Mitarbeitenden so wie auf dem Bild der Titelsei- die Bescheinigungen austeilte, sie seien „systemrelevant“ te war sie vielen vertraut: Gisela und müssten „draußen“ unterwegs sein, hatte noch nie- Textor, das Gesicht und die Stim- mand so wirklich eine Idee über den bevorstehenden Co- me des Koblenzer Hospizvereins. rona-Lockdown. Wir haben uns sortiert, neu geordnet und Sie ist in diesem März nach kurzer begegnen dem, was ist. schwerer Erkrankung im Alter von 68 Jahren verstorben. Unsere Gemeinschaft aus haupt- und ehrenamtlich Mitar- beitenden bleibt in Gedanken, am Telefon oder per E-Mail Wir konnten noch nicht gemeinsam Abschied nehmen. miteinander verbunden und wird die Fäden wieder aufneh- Corona verändert vieles, was unser Zusammensein aus- men, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Und sich in Freude macht. Wir danken ihr und gedenken ihrer und ihrer Leis- wieder begegnen, davon bin ich überzeugt. tung im Stillen. Ein kleiner Virus auch als Chance für große neue Im Spannungsfeld zwischen hospizlichem Auftrag Impulse? und gesellschaftlich notwendigem Rückzug Vieles von dem, was in diesem Heft berichtet wird, war vor- Füreinander da sein und bleiben. Manche Türen bleiben her, vor Corona. Ich bin sehr gespannt auf das, was bleibt, zurzeit auch für die Haupt- und Ehrenamtlichen, besonders danach. Werden die Menschen anders umgehen mit sich, in den Altenheimen, verschlossen. Sich selbst und ande- den anderen, mit der Natur? Wird es ein neues Ausrichten re zu schützen hat Priorität, auch in der Sterbebegeleitung. geben auf die eigene Endlichkeit und das Verständnis dafür, Das gilt es zu verkraften. Und damit umzugehen. dass der Mensch eben nicht alles in seiner Macht hat? In ein paar Monaten werden wir es wissen, wie es uns geht, Wir sind in Gedanken bei denen, die betroffen sind. Bei den danach. Angehörigen, den Mitarbeitenden in den vielen Einrichtun- gen der stationären Hilfe und bei denen, die alleine gehen Alles Gute für Sie und Ihre Lieben. mussten, wo es eine begleitende Hand gebraucht hätte. Mit herzlichen Grüßen Ein Wesenszug der Hospizarbeit ist es, so mit dem Ina Rohlandt umzugehen, was im Moment wichtig und wesentlich erscheint Die Hospizfachkräfte sind auch während der Coronazeit im Einsatz und vor Ort bei den Menschen. Es ist berührend, Geschäftsführerin welche Dankbarkeit das Team von den Angehörigen erfährt. Koblenzer Hospizverein e.V. Impressum Redaktion und Layout Ina Rohlandt, Barbara Beisel, Herausgeber Nora Daum, Marcus Kneip Koblenzer Hospizverein e. V. redaktion@hospizinkoblenz.de Hohenzollernstraße 18 D-56068 Koblenz Titelfoto: Gisela Textor 2011 bei einer BUGA-Veranstaltung auf der Tel.: 02 61/57 93 79-0 Festung Ehrenbreitstein Bank- und Spendenkonto Fax: 02 61/57 93 79-9 Sparkasse Koblenz Druck IBAN: DE77 5705 0120 0046 0015 33 info@hospizinkoblenz.de Medienhaus Plump GmbH SWIFT-BIC: MALADE51KOB www.hospizinkoblenz.de D-53619 Rheinbreitbach 2 HOSPIZ aktuell 1/2020
Inhalt Vorstand und Vereinsnachrichten Bildung Wir trauern um Gisela Textor 4 Auf dem Weg ins Ehrenamt – zehn Monate Ausbildung 16 Das Hospiz in Koblenz dankt für ihr geleistetes Lebenswerk Kursteilnehmer*innen 2019/2020 stehen in den Startlöchern „Was willst Du, was ich Dir tun soll?“ 5 Kulinarische Köstlichkeiten 17 Verabschiedung von Helmut Kusche aus der Vereinsarbeit Kocherlebnis mit Stefan Rhein Hospizautos in professioneller Obhut 17 Ambulantes Erwachsenenhospiz Frau Weiß malt wieder! 6 Buchempfehlung Maßnahmen unterstützen Selbstständigkeit Es war einmal eine Familie 18 Dankbarkeit in Worten ausgedrückt 7 von Lizzie Doron Zeilen an den Koblenzer Hospizverein Tanztee 18 Nah dran – Hospizarbeit in der Praxis 8 von Hendrik Groen Ambulante Unterstützung Wann kommst du wieder Mama? 19 von Martine Hennuy und Sophie Buyse Ambulantes Kinder- und Jugendhospiz Bruderherz: Ich hätte dir so gern die ganze Welt gezeigt 19 Ausflug in die Welt der Sterne 9 von Marian Grau Dem Himmel ganz nah Blackbird 19 Ein wahrer Held 10 von Matthias Brandt Erinnerungen an meinen Bruder Justin Zwischen den Welten – Gedanken einer Mutter 11 Hospizarbeit überregional Solidarität statt Sterbehilfe 20 Auszüge aus Pressemitteilungen des DHPV Stationäres Hospiz St. Martin Die generalistische Ausbildung oder 12 „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, ... Spenden D‘r Prinz kütt.. 13 Benefiz-Dance-Floorparty „Holla“ erbrachte beachtliche 21 Karnevalistischer Hofstaat im stationären Hospiz Spendensumme Musikalischer Basar der Heiterkeit 13 „Füreinander Engel sein“ – ein Zeichen für 21 Schlagerklänge im Hospizgarten Mitmenschlichkeit Kriegsdorfer Dreigestirn zu Besuch in der 22 Geschäftsstelle Trauerbegleitung „Trauer am Arbeitsplatz“ 14 Ihre Spenden und Unterstützung – unverzichtbar für 22 Über eine verschobene Impulsveranstaltung den Koblenzer Hospizverein e.V. Rituale, die in Zeiten der Trennung helfen können 14 Veranstaltungen und Termine Halb leer oder halb voll – Optimismus für besondere Zeiten 24 Ein „halb voller“ Terminkalender für alle, die mit uns verbunden Personelles bleiben möchten Kisten packen und Möbelrücken 15 Bürofläche in der Hohenzollernstraße 18 erweitert Termine im Überblick 24 HOSPIZ aktuell 1/2020 3
Vorstand und Vereinsnachrichten Wir trauern um Gisela Textor Das Hospiz in Koblenz dankt für ihr geleistetes Lebenswerk Am 15. März 2020 verstarb die Sie hat eine Gemeinschaft von ehemalige Vorstandsvorsit- Ehrenamtlichen ausgebildet und zende und Geschäftsführerin mitgeprägt, die bis heute Ster- des Koblenzer Hospizvereins bebegleitung als gesellschaftli- e.V. nach kurzer schwerer chen Beitrag verstehen. Krankheit. In der Festschrift zum 20jähri- Hospizarbeit in Koblenz in gen Bestehen des Hospizver- die Öffentlichkeit gerückt eins findet sich ein Zitat von Gisela Textor in Würdigung der Gisela Textor hat seit 1995 den Vereinsgründerin Schwester Koblenzer Hospizverein mit auf- Mechtild: gebaut, zunächst als koordinie- rende Hospizfachkraft, später „Es war und ist bis heute für als Vorsitzende und Geschäfts- mich gefühlsmäßig so, dass führerin. Ihrem Einsatz ist es zu ich ein Erbe angetreten habe verdanken, dass die Hospizar- – ein Erbe von Sr. Mechtild. beit in Koblenz in die Öffentlich- keit gerückt sowie ein bis heute In ihrem Sinne wollte und funktionierendes Netzwerk ge- will ich weitermachen. spannt wurde. Nicht genauso, sondern auf Foto: Angelika Hecken meine Art und mit meinen Ausgezeichnet mit dem Gisela Textor 2016 während des Festaktes im Koblenzer Rathaus zum 25jährigen Bestehen des Koblenzer Hospizvereins Möglichkeiten.“ Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz 2019 auf Bundesebene dem Vorstand Wir werden in ihrem Sinn unsere Wege des Deutschen Hospiz- und Palliativ- gehen, auf unsere Art und mit unseren Auf Landesebene war Gisela Textor Verbandes e.V. an. Als Mitglied der Möglichkeiten. In tief empfundenem seit 1998 als Mitglied im Vorstand ersten Stunde der AG Palliative Care Respekt und Dank für ihr geleistetes des Hospiz - und PalliativVerbandes und auch der später gegründeten Ver- Lebenswerk. Rheinland-Pfalz engagiert und vertrat handlungsgruppe hatte sie zudem ent- dort die Interessen aller angeschlos- scheidenden Anteil an der Umsetzung senen regionalen Mitgliedsverbände der spezialisierten ambulanten Pal- gegenüber der Politik. liativversorgung (SAPV) in Rheinland- Pfalz. Von 2005 bis Anfang 2020 war sie Vorsitzende dieses Verbandes und ge- Für ihr außergewöhnliches Enga- hörte von November 2014 bis Sommer gement und ihre Verdienste um die Hospizarbeit wurde Gisela Textor am 28. November 2018 mit dem Verdienst- orden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Foto: B. Beisel Sterbebegleitung als Leidenschaftlich widmete sich Gisela Textor gesellschaftlichen Beitrag auch der Kinder- und Jugendhospizarbeit verstehen Der gelernten Krankenschwester war es ein großes Anliegen, Hospiz als Hal- tung, als Kultur verstanden zu wissen. Foto: KHV Sie hat der Öffentlichkeit nahegebracht Gisela Textor im Gespräch- und Gedankenaus- was es heißt, das Versprechen einer Ina Rohlandt tausch mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Wegbegleitung bis zuletzt einzuhalten. Geschäftsführerin 4 HOSPIZ aktuell 1/2020
Vorstand und Vereinsnachrichten „Was willst Du, was ich Dir tun soll?“ Verabschiedung von Helmut Kusche aus der Vereinsarbeit Wir verabschiedeten Herrn Pfarrer In Beratungen kann ich Dinge auf den Jetzt beenden Sie nach fast 30 Jahren Helmut Kusche aus seinen vielen Punkt bringen, zusammenfassen, be- Ihr großartiges Wirken für den Verein. Funktionen auf der Weihnachtsfeier schlussfähig machen und so helfen, 2019 des Koblenzer Hospizvereins. beim Thema zu bleiben. Bei sieben Ich bin 78! (Pfarrer Kusche lacht). Wir lassen ihn nicht gehen, ohne Geschwistern, die ich habe, lernt man Dann ist es mal an der Zeit, Jüngeren auf sein bedeutendes Wirken für auch, ausgleichend auf alle einzuge- den Vortritt zu lassen. unseren Verein zurück zu schauen. hen. Ich kann Brücken bauen und bin, Marcus Kneip interviewte ihn. glaube ich, ein brauchbarer Mediator. Aber an Ruhestand ist bei Ihnen doch sicherlich nicht zu denken, oder? Seit Gründung des Koblenzer Hospiz- vereins sind Sie – fast ohne Unterbre- Ehrlich gesagt, zwingt mich auch mei- chung – im Vorstand als Beisitzer tätig ne Gesundheit, einige Gänge runter zu gewesen. Wie kamen Sie zu dieser schalten. Aber es gibt noch vieles, wo Aufgabe? ich mit Leidenschaft dabei bin: Jeden Sonntag halte ich einen Gottesdienst Die charismatische Art von Schwes- in der Herz-Jesu-Kirche, ich unterstüt- ter Mechthild, der Gründerin des Ko- ze meine Mitbrüder in seelsorglichen blenzer Hospizvereins, hat mich von Aufgaben, ich wandere mit Freunden, Anfang an begeistert. Sie hat dem spiele Skat, besuche meine sieben Ge- Thema Hospiz in unserer Region Le- schwister, singe im „Singkreis 70“ und ben eingehaucht. Durch eine Anfrage und und. Ich liebe die Menschen und Foto: Privat an mich lernten wir uns kennen. 1991 bin gerne mit Menschen zusammen. kam sie auf mich als Pfarrer von Herz Pfarrer Helmut Kusche ganz privat – auf sein freundliches Lächeln und seine Besonnenheit Jesu zu und fragte mich, ob wir einen sind stets Verlass Was sind Ihre Wünsche an den Verein? Gottesdienst mit dem Thema „Hospiz- idee – Sterbebegleitung“ feiern könn- Das hat mir und sicherlich auch den Arbeitet alle weiterhin vertrauensvoll ten. Ich stimmte dem zu und in der Vor- anderen bei der Arbeit weitergeholfen. und segensreich miteinander. Das Cha- bereitung dazu ging ihre Begeisterung risma von Schwester Mechthild und die schnell auf mich über. Und so wurde Ihre Aufgaben im Verein waren umfang- Kraft von Gisela Textor werden auch ich bei der ersten Vorstandswahl des reich: Beisitzer im Vorstand, Mitglied nach deren Ableben gebraucht. Gera- Vereins zum Beisitzer gewählt. der Hospizkommission, Vorbereitung de gegenüber der aktuellen Diskussion und Ausführung der ökumenischen der Legalisierung der aktiven Sterbehil- Als Seelsorger konnten Sie dem Ver- Gedenkgottesdienste und Referent bei fe muss die Hospizidee, das menschen- ein sicherlich eine spirituelle Ausrich- den Befähigungskursen neuer Ehren- würdige Sterben mit guter palliativer tung geben? amtlicher. Was waren Ihre persönlichen Versorgung und menschlicher und spi- Highlights? ritueller Begleitung, weiter ins Bewusst- Mein ganzes Leben wurde und wird sein der Gesellschaft gebracht werden. begleitet von dem christlichen Ge- Ich merke jetzt selbst erst, wie umfang- Je mehr engagierte Frauen und Männer danken „Was willst Du, was ich Dir tun reich mein Aufgabengebiet war. Alles sich ehrenamtlich für die hospizliche soll?“ Dieses Leitmotiv hat den hos- hat mich wirklich bereichert als Mensch. Arbeit finden, umso mehr Beachtung pizlichen Auftrag immer fest im Blick Die vielen Gespräche, die Entschei- bekommt das Thema Hospiz. und war für mich eine wichtige zent- dungsfindungen, die Offenheit und das rale Botschaft, z. B. auch bei den Be- Vertrauen der Teilnehmer*innen bei Vielen Dank Herr Pfarrer Kusche für fähigungskursen der neuen Ehrenamt- dem Kurstag im Rahmen der Hospiz- dieses Gespräch. Wir wünschen Ihnen lichen zum Thema „Spiritualität in der helferausbildung. Das gemeinsame noch viele aktive gesunde Jahre und Sterbebegleitung“, die ich ebenfalls in ehrliche Suchen. Der Blick über den alles Gute für die Zukunft. den vergangenen Jahrzehnten durch- Tellerrand hinaus. Das Wachstum des geführt habe. Vereins. Die Suche nach Kooperations- partnern für die Realisierung des sta- Welche Ihrer persönlichen Stärken tionären Hospizes und die Eröffnung. konnten Sie mit Ihren Aufgaben ver- Neue Kontakte. Einige Tiefen, viele Hö- Marcus Kneip binden? hen – ich möchte nichts davon missen. Presse-/Öffentlichkeitsarbeit HOSPIZ aktuell 1/2020 5
Ambulantes Erwachsenenhospiz Frau Weiß malt wieder! Maßnahmen unterstützen Selbstständigkeit Um Ihnen die Vielfalt der Themen hältnis bietet ihr aktuell den Bezug durch entlastet. Für die vielen Medika- und Aufgaben zu zeigen, die unsere von Krankengeld; dieses reicht aber mente wurde eine Zuzahlungsbefreiung Hospizarbeit ausmacht, sind wir auf gerade für die Miete und ein bisschen für Medikament bewilligt – die Kosten das Feedback unserer Kolleginnen Leben aus. Selbst für ihre geliebte Kat- für die Apotheke entfallen. Für die ge- und Kollegen angewiesen. Was für ze war das Geld zu knapp – es fanden sicherte tägliche Mittagsmahlzeit per sie oft alltäglich ist und aus ihrer sich fürsorgliche Menschen, die den Essen auf Rädern übernimmt der Kob- Sicht „doch nicht der Rede wert“, Vierbeiner bei sich aufnahmen. Auch lenzer Hospizverein e.V. die Kosten. entpuppt sich für uns aus der Re- die bevorstehende Frühberentung wird daktion oft als wertvoller Beitrag. So die Situation nicht entspannen. Frau Weiß fühlt sich durch die Maß- berichtete mir unsere Hospiz- und nahmen deutlich gestärkt und hat Palliativpflegefachkraft Karin Marx Beraten, strukturieren und Dinge in sogar ihr Hobby wieder aufnehmen von Frau Weiß, bei der unser Tun die Wege leiten können – sie malt Bilder und lässt und unsere Beratung schnell und ihrer Kreativität freien Lauf. So konn- unbürokratisch die Rahmenbedin- Schon ab dem ersten Besuch konnte ten die Rahmenbedingungen für ein gungen für ein menschenwürdiges Karin Marx vom Koblenzer Hospiz- menschenwürdiges, selbstständig ge- Leben verbessern konnten. verein e.V. Frau Weiß Stück für Stück führtes Leben innerhalb von kurzer Zeit erheblich verbessert werden. Aufgehoben in guten Händen Die zurückhaltende Frau äußert sich nur wenig über ihren Zustand oder be- klagt Schmerzen. Unsere Hospiz- und Palliativpflegefachkräfte vom SAPV- Team erkennen bei ihren Besuchen direkt, welche massiven Schmerzkri- sen Frau Weiß erträgt. Daher passen unsere Palliativmediziner*innen immer wieder die Medikation in Zusammenar- beit mit den behandelnden Ärzten an. Bisher wünscht Frau Weiß noch kei- ne ehrenamtliche Begleitung, aber sie Foto: pixabay weiß, dass sie auch für diese Anforde- rung bei uns in besten Händen wäre. Krankheit und finanzielle Sorgen helfen, indem sie strukturiert Dinge in Diese Verlässlichkeit berührt sie zu- die Wege leitete. Die Bearbeitung des tiefst. Wir freuen uns, dass wir diesem Anfang März wurde Frau Weiß (Name Pflegegradantrages wurde vom medi- bescheidenen Menschen einen Teil von der Redaktion geändert) in die spe-zinischen Dienst (MDK) beschleunigt des Weges erleichtern können. zialisierte ambulante Palliativversor- und nach Aktenlage festgelegt. Dieser gung (SAPV) aufgenommen. Bei der ermöglichte die Beauftragung eines ehemals selbstständigen Malermeiste- ambulanten Pflegedienstes in Kom- rin wurde vor einem Jahr Bauchspei- bination mit einer Hauswirtschafterin. cheldrüsenkrebs und eine Herzinsuf- Sie wäscht für Frau Weiß und putzt die fizienz diagnostiziert. Dieser Befund Wohnung – zwei Sorgen weniger für sie. Karin Marx traf die 51-jährige alleinstehende Frau Palliativ- und Hospizfachkraft seelisch bis ins tiefste Mark. Die damit Unterstützen und Entlasten einhergehenden starken Schmerzen und die ohnehin angespannte finanzi- Ebenso wurden eine Vorsorgevoll- elle Situation bereiteten ihr zusätzliche macht und eine Patientenverfügung Sorgen. Der vor kurzer Zeit stattge- erstellt und ein Antrag für eine gesetz- Marcus Kneip fundene Wechsel ins Angestelltenver- liche Betreuung – ihr Bruder wird da- Presse-/Öffentlichkeitsarbeit 6 HOSPIZ aktuell 1/2020
Ambulantes Erwachsenenhospiz Dankbarkeit in Worten ausgedrückt Zeilen an den Koblenzer Hospizverein HOSPIZ aktuell 1/2020 7
Ambulantes Erwachsenenhospiz Nah dran – Hospizarbeit in der Praxis Ambulante Unterstützung sind hier die Krankenkassen. (An- merkung der Redaktion: Ausführliche Informationen zur SAPV finden Sie in einem Bericht unseres Newsletters auf unserer Homepage). Da sich die Situation der alleinstehenden Patientin immer weiter verschlechterte und eine palliativ-medizinische Versorgung zu Hause nicht mehr möglich war, kam Frau P. ins stationäre Hospiz, wo sie bereits vorgemerkt war. Sowohl die ihr vertraute Ehrenamtliche als auch ich betreuen bzw. besuchen sie weiterhin regelmäßig. Normalerweise sind Sie im ambulan- ten Einsatz für den Koblenzer Hospiz- verein tätig. Was ist Ihre konkrete Aufgabe als ambulante Fachkraft im stationären Hospiz? Foto: KHV Martina Daun an ihrem Arbeitsplatz in der Geschäftsstelle des Koblenzer Hospizvereins. Während Zusätzlich zu meiner Ausbildung als der Arbeit am PC sind Telefon und Handy stets griffbereit, ebenso der rote Rucksack für den Hospiz- und Palliativfachkraft bin ich ambulanten Einsatz. auch zertifizierte Wundexpertin. Der Wie und wo unterstützen wir Wofür steht AHPB? Zustand der Beine unserer Patientin im ambulanten Einsatz vor Ort? verursacht ihr sehr starke Schmer- Marcus Kneip sprach mit Martina Es ist die Abkürzung für den ambu- zen und große Belastungen. Neben Daun, Hospiz- und Palliativpflege- lanten Hospiz- und Palliativberatungs- der optimalen Bedarfsmedikation bie- fachkraft im ambulanten Hospiz des dienst. Darin betreuen und beraten ten professionelle Wundauflagen und Koblenzer Hospizvereins e.V. wir Menschen im häuslichen Bereich, Saugkompressen eine Linderung. in Altenpflegeheimen und Kranken- Das chronisch entzündete Bein sowie Sie betreuen zurzeit eine Patientin, die häusern, die an einer unheilbaren, der Beinstumpf werden mehrmals pro drei Stationen der hospizlichen Ver- weit fortgeschrittenen Krankheit mit Woche von mir neu gewickelt und die sorgung durchlaufen hat. AHPB, SAPV begrenzter Lebenserwartung leiden. Wunden fachgerecht versorgt. Das lin- und stationäres Hospiz. Beim AHPB arbeiten haupt- und eh- dert nicht nur die Schmerzen – diese renamtliche Mitarbeiter*innen eng zu- behutsame körperliche Pflege und das Frau P, unsere 80-jährige Patientin, ist sammen. Diese Leistung ist kostenfrei Aufgehobensein im stationären Hospiz unter anderem an einer schweren arte- und wird anteilig über Spendengelder mit der dortigen intensiven palliativen riellen Verschlusskrankheit (pAVK) er- finanziert. Frau P. wird seit zwei Jahren Betreuung heben auch das seelische krankt. Es handelt sich um eine akute durch eine Ehrenamtliche unterstützt - Wohlbefinden von Frau P. Blutunterversorgung – in ihrem Fall der auch moralisch. Jeden Dienstag kam Beine. Einzelne Zehen wurden schon sie vorbei. Damit trägt das Hospiz in Koblenz früh amputiert, dann der rechte Unter- in seiner Gesamtheit zu einem Leben schenkel bis unter das Knie. Auch Sie sagen „kam“? Was hat sich verän- in Würde bei – bis zuletzt. das linke Bein zeigt seit einiger Zeit dert? deutlich die im Volksmund bekannten Symptome des „offenen Beins“. Dia- Anfang des Jahres wurde unserer betes, Niereninsuffizienz und kognitive Patientin von ihrem Hausarzt die spezi- Nervenschäden mindern zudem die alisierte ambulante Palliativversorgung Lebensqualität. Wir betreuen diese (SAPV) verordnet. Diese Leistung selbstbestimmte Patientin seit 2018, ergänzt und unterstützt die bestehen- Marcus Kneip zuerst im sogenannten AHPB. de ärztliche Versorgung, Kostenträger Presse-/Öffentlichkeitsarbeit 8 HOSPIZ aktuell 1/2020
Ambulantes Kinder- und Jugendhospiz Ausflug in die Welt der Sterne Dem Himmel ganz nah Foto: Kien Virak Am 10. Oktober 2019 hatte das am- Mit großem Enthusiasmus erklär- mehr bewundern. Mit Hilfe der Pro- bulante Kinder- und Jugendhospiz te er uns die Welt der Planeten, be- jektionstechnik wurden die Sternbilder die Geschwisterkinder der Begleit- zog durch Fragen und Antworten die mit mythologischen Figuren überdeckt familien zum Besuch des Planeta- Kinder und Jugendlichen mit ein und und Klaus Völkel erzählte die Ge- riums & der Sternwarte in Sessen- machte unseren Ausflug zu einem schichten dazu. bach/Westerwald eingeladen. kurzweiligen, unterhaltsamen und lehrreichen Erlebnis. Beim Abschied waren sich alle einig, Die Kinder, Erwachsenen, haupt- und dass dies ein gelungener Ausflug in die ehrenamtlichen Begleiter*innen waren Der Blick durch das auf dem Dach- Welt der Sterne und Galaxien war. Mit ganz gespannt auf die Zeit mit Klaus balkon des Hauses montierte Großte- vielen neuen Eindrücken begaben wir Völkel, der uns in die Welt der Sterne leskops war beeindruckend. Da man uns auf den Heimweg. Und bestimmt entführen würde. am Nachmittag keinen Sternenhim- haben einige der Kinder und Erwach- mel betrachten kann, wurden Land- senen an diesem Abend den Himmel Etwa eineinhalb Stunden lauschten schaftsziele in weiter Ferne anvisiert mit ganz anderen Augen betrachtet. wir den spannenden und für Groß und und durch das Teleskop ganz nah und Klein verständlichen Ausführungen extrem vergrößert herangeholt. von Klaus Völkel. Er gab uns anschau- lich Einblicke in den Weltraum. Und Abschließend durften wir im verdun- Selbst komplizierte Vorgänge machte kelten Planetarium an der Projek- Barbara Grosse Ehrenamtliche Mitarbeiterin er mittels kleiner Videoclips für uns tionskuppel die Milchstraße, Galaxien, Ambulantes Kinder- und Laien verständlich. Sternhaufen, Planeten und vieles Jugendhospiz Foto: B. Beisel Foto: B. Beisel Foto: B. Beisel In seinem „Klassenzimmer“ brachte uns Klaus Die Kinder suchten eifrig nach Antworten auf Sichtlich beeindruckt waren die Kinder von dem Völkel die Welt der Sterne und Planeten nahe die gestellten Fragen von Klaus Völkel Blick durch das Großteleskop HOSPIZ aktuell 1/2020 9
Ambulantes Kinder- und Jugendhospiz Ein wahrer Held Erinnerungen an meinen Bruder Justin Das ambulante Kinder und Jugend- Zunächst besuchte Justin die Förder- Seine Muskulatur atrophierte irgend- hospiz hat Justin und seine Familie schule, was sich als ein Glücksfall wann und er konnte nicht mehr in sei- zehn Jahre begleitet. Seine Schwes- herausstellte. Denn Justins pädago- nem Hochbett im ersten Stockwerk ter Selina hat in Andenken an ihren gische Fachkraft kümmerte sich nicht schlafen. Justin zog ins Wohnzimmer Bruder diesen Text verfasst und der nur mit einer Einzelförderung in der und die Eltern schlugen dort eben- Redaktion zur Verfügung gestellt. Schule um ihn, sondern sie sollte die falls ihr Bett auf, um in seiner Nähe ganze Familie in den nächsten Jah- zu sein. Ein enger Raum, in dem sich An seinem Kopfende lag eine Blech- ren auch bei allen Aktivitäten unter- ein Spezialbett, die Schlafstätte der dose von Jochen Schweizer mit dem stützen. Rita ist seitdem irgendwie Eltern und sämtliche Pflegehilfsmittel Titel „Für wahre Helden“. Neben sei- Teil der Familie und immer da, wenn sowie medizinische Geräte befinden, nem Kopf und auf der ganzen De- wurde schnell zur Gewohnheit. Aus cke verteilt lagen Glubschis und dem Wohnzimmer wurde ein Inten- andere Stofftiere. In der kalten sivzimmer mit Schrankwand. Das Hand hielt er das Foto seiner Fami- Familienleben änderte sich schlei- lie. Justin lebt nicht mehr und liegt chend und rückte Justin in den im gekühlten Abschiedsraum unter Fokus. Neonlicht in seinem offenen Sarg. Seit seinem Tod vor einer Woche Mein Bruder hatte keine Freunde besuche ich meinen Bruder täglich mehr, und ich wuchs noch enger in der Kapelle des Friedhofes. Ich mit ihm zusammen. Ich sah mich ir- habe keine Angst, ganz im Gegen- gendwie in der Verantwortung, alles teil, ich möchte bei Justin sein, zusammenzuhalten und jeden zu mich um ihn kümmern und ihn am unterstützen. Justin war beschei- liebsten gar nicht gehen lassen. den und mit wenig zufrieden. Das größte Geschenk war für ihn Zeit, Angefangen hatte alles in dem Jahr, die man mit ihm verbrachte. So be- in dem ich eingeschult wurde. Jus- schenkte ich ihn jeden Tag voller tin war zwei Jahre jünger als ich, Hingabe und Liebe. also vier Jahre, als er plötzlich nicht mehr von einer Untersuchung zu- Am 8. Juni 2019 zeigte er wieder An- rückkam. Nachdem man bei ihm ei- zeichen einer Lungenentzündung, nen Hirntumor entdeckt hatte, ver- seine Sauerstoffsättigung ging in brachte er neun Monate am Stück den Keller. Er schaute mich an und in der Kinderklinik in Mainz. Ich sagte mir „Selina, ich bin schlimm erinnere mich sehr genau an den krank“. Ich wusste sofort, dass ersten Besuch, bei dem ich mich Foto: B. Beisel etwas Schlimmes vor uns lag. Er erschreckte. Justin hatte keine Mein Bruder Justin malte und puzzelte gerne – und er wusste es auch. In den folgenden Haare mehr und die große Narbe war ein leidenschaftlicher Uno-Kartenspieler, da machte 24 Stunden verstärkte sich mein Ge- an seinem Kopf markierte die Stel- ihm keiner was vor. fühl, und als mich mein Vater knapp le, an der man vergeblich versucht hat, man sie braucht. Ich weiß, sie ist im 24 Stunden nach der stationären Auf- den Tumor zu beseitigen. Er war blass Hintergrund. Wie ein ständiger Be- nahme nach Hause bat, wurde der Alb- und erschöpft, irgendwie leer. Als äl- gleiter, ein Engel. traum wahr. Justin verstarb am 9. Juni tere Schwester habe ich sofort mei- Seit 2013 musste Justin einen Helm um 21.45 Uhr. nen Beschützerinstinkt bemerkt und tragen, als sich erste Vorboten epilep- da wir ein inniges liebevolles Verhält- tischer Anfälle zeigten. 2017 war ich In der Dose „Für wahre Helden“ befand nis hatten, litt ich ebenfalls unter der anwesend, als er seinen ersten zent- sich ein Gutschein für eine Ballonfahrt. Erkrankung meines geliebten Bruders. ralen Krampfanfall erlebte. Es war ein Wir konnten Justins großen Traum In den folgenden Monaten fand man traumatisches Ereignis für mich und nicht mehr erfüllen. Ich weiß aber, dass inoperable Metastasen in seinem Spi- die ganze Familie. Infekte und Lun- er auf eine andere große Fahrt gegan- nalkanal und so zog der Krebs nicht genentzündungen waren die Gründe, gen ist und auf uns hinabschaut, ohne nur in seinen Körper, sondern auch in weshalb Justin in immer kürzeren Ab- Schmerzen und bei vollem Bewusst- unser Familienleben. ständen stationär in die Klinik musste. sein. Ich habe immer an Gott geglaubt, 10 HOSPIZ aktuell 1/2020
Ambulantes Kinder- und Jugendhospiz aber die Ereignisse der letzten Jahre haben gelernt, mit Entbehrungen um- Justins Grab eilen, um ihm etwas Zeit kann ich irgendwie nicht mit unserer zugehen. Ich habe Vorbilder kennen- zu schenken. Das war alles, was ihn Religion in Verbindung bringen. gelernt, die nur aus „Nächstenliebe“ glücklich machte. Justin, unser Held. handeln. Und ich habe einen wahren Alles bringt auch etwas Gutes mit sich. Helden kennengelernt. Justin hat uns alle geprägt und viel ge- lehrt. Ohne ihn wären wir heute nicht Ich möchte den Beruf der Erzieherin so, wie wir heute sind. Ich habe viele erlernen und anderen Kindern ein En- Selina Dahm tolle Menschen kennengelernt. Unsere gel sein. Bis dahin werde ich auf dem (Text mit Unterstützung von Familie ist zusammengerückt und wir Weg zum Schulbus täglich schnell an Johannes Palm) Zwischen den Welten – Gedanken einer Mutter HOSPIZ aktuell 1/2020 11
Stationäres Hospiz St. Martin Die generalistische Ausbildung oder „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, ... ... alles beim Alten zu belassen und dere Neuerung geben: Es startet die Der Generalistik sehen wir gespannt zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ generalisierte Ausbildung zur Pflege- entgegen und freuen uns auf eine neue (Albert Einstein) fachfrau / zum Pflegefachmann. Inner- Herausforderung, die wir für die Lernen- Mein Name ist Sandra Falk, ich arbei- halb dieser Ausbildung entscheiden den als zukünftige Fachkräfte, vor allem te als Hospizfachkraft im stationären sich die Schüler*innen im dritten Aus- jedoch für die zu pflegenden Menschen Hospiz St. Martin. Im vergangenen Jahr bildungsjahr, ob sie sich auf die Alten-, positiv mitgestalten möchten. schloss ich meine Weiterbildung als Kranken- oder Kinderkrankenpflege Praxisanleiterin erfolgreich ab. Neben spezialisieren werden. meinem Kollegen Andreas Roßbach begleite auch ich jetzt unsere Schü- Das Hospiz bietet den Schüler*innen ler*innen pflegepädagogisch und di- ein weites Lernfeld im pflegefachlichen, Sandra Falk daktisch. im psychosozialen und auch medizini- Hospizfachkraft schen Bereich. In den vergangenen 20 Stationäres Hospiz Als Auszubildende absolvierte ich im Jahren haben sich die Bedingungen Jahr 2000 im Alter von 17 Jahren mein innerhalb der Pflege verändert. Der Praktikum in diesem stationären Hos- Fachkräftemangel ist in aller Munde Was bedeutet „Generalistik“ bzw. piz. Damals befand sich das Hospiz und vielerorts auch deutlich spürbar. „generalistische Pflegeausbildung“? noch in den alten Räumlichkeiten und Im stationären Hospiz ist uns demnach erstreckte sich über zwei Etagen. Es eine adäquate und fachlich hochwerti- Generalistik bedeutet die Zusammenfüh- sind fast 20 Jahre ins Land gegangen ge Anleitung der Schüler*innen sehr rung mehrerer Berufe zu einem gemein- und ich bin seit 2017 wieder im sta- wichtig, um kompetente Pflegefach- samen Berufsbild. Mit dem Pflegeberu- tionären Hospiz tätig, nun als Hospiz- kräfte ausbilden zu können. fegesetz entsteht ein neues Berufsbild fachkraft, aber dennoch in enger Zu- Pflege durch die Zusammenführung der sammenarbeit mit den Schüler*innen. Zu unserer Einstellung den Schüler*in- drei bisherigen Pflegefachberufe in den nen gegenüber fand ich ein Zitat des Bereichen der „Altenpflege“, „Gesund- Mich hat mein Praktikum in diesem deutschen Mediziners Ebo Rau, wel- heits- und Krankenpflege“ und „Gesund- wundervollen Wirkungsbereich über ches besagt: „Was man weiß, lebt man. heits- und Kinderkrankenpflege“. all die Jahre hinweg nachhaltig sehr Was man lernen möchte, lehrt man.“ geprägt, beruflich wie auch privat. Und Die Begleitung der Schüler*innen ist Die neue, generalistische Ausbildung mir war immer klar: Ich möchte zurück für uns Hospizfachkräfte ein Geben befähigt die Auszubildenden zur Pflege an diesen besonderen Ort, an dem mir und Nehmen. Es erfordert viel Zeit, sie von Menschen aller Altersstufen in als Schülerin so viel Wissen und Werte adäquat anzuleiten, jedoch bereichern allen Versorgungsbereichen. Damit vermittelt wurden. sie uns auch immer wieder mit ihren stehen diesen Auszubildenden auch neuen und anderen Sichtweisen. im Berufsleben mehr Einsatz- und Ent- Im Juni 2019 beendete ich meine fast wicklungsmöglichkeiten offen. Aufgrund einjährige Weiterbildung, mit 300 Stun- Für uns ist es sowohl ein Geschenk als der automatischen Anerkennung des den, als Praxisanleiterin, um neben auch eine Herausforderung, uns auf generalistischen Berufsabschlusses gilt meinem Kollegen Andreas Roßbach jeden einzelnen Lernenden mit seinen dieser auch in anderen Mitgliedsstaaten die Schüler*innen noch intensiver pfle- Fähig- und Fertigkeiten einzulassen. der EU. gepädagogisch und didaktisch beglei- Jeder von ihnen zeigt individuell, wo- ten zu können. Das stationäre Hospiz rauf er selbst seinen Fokus legt, wel- Der mit der generalistischen Ausbildung St. Martin gibt Schülerinnen und Schü- che Vorstellungen, Ziele und Wünsche eröffnete Zugang zu den verschiedenen lern der Alten- und Krankenpflegeaus- und welche Erwartungen er an uns hat Tätigkeitsfeldern der Pflege – von der bildung die Möglichkeit, innerhalb ihrer und wir an ihn. Für uns ist es eine Her- Akutpflege über den ambulanten Bereich Ausbildung ein 150- bzw. 300-stündi- zensangelegenheit, den Schüler*innen bis zur Langzeitpflege – ermöglicht es ges Praktikum zu absolvieren. So ha- fachlich versiert Wissen zu vermitteln den Pflegekräften, ihre Berufstätigkeit ben sie die Möglichkeit und auch die und ihnen den Hospizgedanken nahe noch besser an ihre eigene persönliche Chance, den hospizlichen Gedanken zu bringen. Hier wünschen wir von den Entwicklung und Lebenssituation anzu- kennenzulernen. Schüler*innen eine offene Haltung und passen. großes Interesse an der Hospizarbeit In diesem Jahr wird es in der Ausbil- sowie den Willen, neues Wissen auf- Quelle: www.bundesgesundheitsminis- dung der Schüler*innen eine beson- zunehmen und einzufordern. terium.de 12 HOSPIZ aktuell 1/2020
Stationäres Hospiz St. Martin D‘r Prinz kütt.. Karnevalistischer Hofstaat im stationären Hospiz Prinz Marco und Confluentia Damals schon stark von seiner Er- Kim besuchten Mitte Februar krankung gezeichnet, war er noch das stationäre Hospiz St. Martin. zweieinhalb Wochen bei uns zu Hause. Sein Sohn Marco hatte „Hallo Hille, bist Du in den nächsten sich rührend um ihn gekümmert. Tagen im Dienst? Ja? Dann komm‘ ich mal vorbei …“ Wer hätte ahnen Der Kontakt mit Marco ist geblie- können, dass Marco gleich mit sei- ben und der Grund, warum wir im nem ganzen Hofstaat aufschlägt? Februar ein sattes „Olau“ über den Foto: Stationäres Hospiz Hospizflur schallen hörten. Gera- Als am 17. Februar die Türklingel im Confluentia Kim und Prinz Marco mit Hofstaat und Gästen de hatten wir wieder karnevals- stationären Hospiz St. Martin ging, des stationären Hospizes begeisterte Gäste im Hospiz, die standen sechs freundlich lächelnde Beim Schreiben komme ich schon sich sehr über den närrischen Besuch Menschen in Karnevalskostümen im wieder ins Schwärmen. Denn auch als freuten und gleich beim Fotoshooting Eingangsbereich. Und zwar keine ge- Karnevalsmuffel mag ich schön gestal- mitmachten. Als Erinnerung bleibt die- ringeren als der diesjährige Prinz Marco tete Verkleidung und war total aus dem ses schöne Bild. und Confluentia Kim von Koblenz/Met- Häuschen bei all der Liebe zum Detail ternich mit Page Mara, Winzerin Gabi, bei jedem Einzelnen. Hofmarschall Verena und dem Ehren- vorsitzenden Klaus. Alle sechs mit ih- Aber woher die Ehre dieses hohen Be- Hille Nohn ren tollen, auf den Leib geschneiderten suchs? Ende Januar 2017 wurde Manni Hospizfachkraft und reich verzierten Kostümen. Geisen bei uns als Gast aufgenommen. Stationäres Hospiz Musikalischer Basar der Heiterkeit Schlagerklänge im Hospizgarten Schlager der 60er und 70er Jahre. öffnet. Musikalische Wünsche wurden Diese Lieder haben einen hohen Be- per Zuruf mitgeteilt. Der vorher so ru- kanntheitsgrad und werden von vielen hige Innenhof war mit einem Mal Ort Menschen gerne und laut mitgesun- eines ungewöhnlichen musikalischen gen. So kamen wir auf die Idee, für Basars der Heiterkeit. Herrlich! die Gäste des stationären Hospizes St. Martin ein kleines Konzert anzubieten. Nach mehr als einer Stunde in der vor- sommerlichen Sonne bei sprichwörtli- Am 11. April war es soweit. Wir wur- chem „brennend heißem Wüstensand“ Foto: Privat (vor Corona) den freundlich empfangen und in den unter den Füßen spielten wir das gleich- Roland Klein (li.) mit seinen Musikerfreunden Garten geführt. Stühle mit viel Abstand namige Lied als Zugabe. Mit herzlichem Bernd Reinwald und Robert Starkmeth und kühle Getränke wurden bereitge- Beifall wurden wir verabschiedet. In Er- stellt, dann ging es los. innerung bleibt ein Nachmittag, der al- Mit einer Band Musik machen in Co- len Freude bereitet hat. Mit einer Band rona-Zeiten – geht nicht. Geht doch, Wir merkten schnell, dass die Alters- in Corona-Zeiten ein kleines Konzert zu sogar als kleines Konzert im Garten gruppe der Zuhörenden eher für die geben und Corona für einen Moment des Stationären Hospizes St. Martin. deutschen Schlager zu begeistern vergessen zu machen – was will man war. „Griechischer Wein“ und andere mehr? Ich gehöre der Gülser Formation Gassenhauer zündeten. Nach kurzer „I spill mo“ (englisch ausgesprochen, Zeit waren es nicht nur die Gäste des gülserisch gemeint: „Ei spiel doch mal“) Hospizes, die uns Beifall spendeten. Roland Klein an. Wir treten in kleineren Locations Die Balkone der Tagespflege füllten Ehrenamtlicher Mitarbeiter und auch als Straßenmusikanten auf. sich und die Fenster des gegenüber- Ambulantes Zu unserem Repertoire gehören auch liegenden Seniorenheims wurden ge- Erwachsenenhospiz HOSPIZ aktuell 1/2020 13
Trauerbegleitung „Trauer am Arbeitsplatz“ Über eine verschobene Impulsveranstaltung Seit 2009 besteht das Projekt „Trauer ein selbstständiger Bestatter mitge- dazwischen. Die für Mai geplante Im- und ihre Begleitung am Arbeitsplatz“ staltende Personen des Arbeitskreises. pulsveranstaltung „Trauer am Arbeits- der Handwerkskammer Koblenz platz“ konnte leider nicht stattfinden. (HWK). Barbara Koch, Personallei- Unter anderem sollten die folgenden terin bei der HWK, zeichnet sich für Themen mit dem Teilnehmerkreis be- In ihrer Absage zum Termin schrieb dieses Projekt verantwortlich. Ziel handelt werden: Frau Koch an die Konzeptionsgruppe: und Aufgabe ist es, sowohl Arbeit- „In jedem Fall aber werden die Auswir- geber als auch Trauernde in dem Persönliche Kommunikation: kungen der außergewöhnlichen Ster- speziellen Themenfeld der Trauer be- und Trauersituationen lang anhal- am Arbeitsplatz zu unterstützen und • Was fällt im Umgang mit Trauernden tende Folgen, auch für die Nachfrage zu schulen. schwer? nach Trauerbegleitung mit sich brin- gen. Unsere Arbeit wird bedeutsamer Neben dem Aufbau eines regionalen • Wie spreche ich Trauernde an? denn je.“ Netzwerks von Ansprechpartner*innen stehen Entwicklung von Materialien Betriebliche Kommunikation: In diesem Sinne, das Konzept steht, und Medien, Handreichungen, Notfall- der Termin wird nachgeholt und dann mappen oder Tutorials, Konzeption von • Wie kommuniziere ich einen Todes- werde ich gerne wieder darüber be- Schulungsmaßnahmen für betriebliche fall im Betrieb? richten. Betreuer, Entwicklung einer Berufs- qualifikation, Informationen über Wei- • Welchen Raum braucht Trauer? terbildungsmaßnahmen oder Empfeh- lungen zu Organisation auf der Agenda • Welche Rituale sind hilfreich? der kontinuierlichen Treffen. Auf der Zielgeraden kam kurz vor der Dem Konzeptions- und Beratungsteam Veröffentlichung des Konzepts und Ina Rohlandt gehören unter anderem Ärzte, Psycho- der Einladung an die Betriebe Corona Geschäftsführerin therapeuten, Trauerbegleiter, Bestatter, Theologen, Betriebsberater und Unter- nehmensvertreter an. Der Koblenzer Rituale, die in Zeiten der Trennung helfen können Hospizverein ist seit 2017 Teil dieses Teams. Im Juli 2019 hat sich aus diesem Team • Verabreden Sie Zeiten, zu denen und auf Anregung von Barbara Koch Sie besonders fest aneinander eine Konzeptionsgruppe zusammen- denken. Und sprechen Sie dann gefunden, die es sich zur Aufgabe ge- in Gedanken mit der Person. macht hat, für Mai 2020 eine Impuls- • Entzünden Sie jeden Tag eine veranstaltung zum Thema „Trauer am Kerze in tiefem Denken an ein- Arbeitsplatz“ zu gestalten. Zielgruppe ander. Vielleicht Stellen Sie eine sollten Betriebsinhaber, Führungskräfte, Blume dazu. Personalleitungen und Vertrauensper- sonen in Betrieben sein. • Schreiben Sie sich Briefe oder schicken Sie schöne Postkarten. In mehreren Treffen hat die Gruppe die Inhalte, den Ablauf sowie den örtlichen • Seien Sie kreativ, Ihnen fällt be- und zeitlichen Rahmen festgelegt. stimmt noch etwas ein. Neben Ingrid Canaris, ehrenamtliche Weitere Wege und Anregungen Trauerbegleiterin unseres Vereins, finden Sie auch im Internet unter: Barbara Koch und Ina Rohlandt sind www.gute-trauer.de eine systemische Beraterin, ein Vor- Foto: Sonja Paetow standsmitglied der HWK Koblenz und 14 HOSPIZ aktuell 1/2020
Personelles Kisten packen und Möbelrücken Bürofläche in der Hohenzollernstraße 18 erweitert Lange hat der Verein nach geeig- letzten Jahr die Information, dass in nen Monaten mit einer langen Phase neten Räumen zur Erweiterung der unserem Haus in der 1. Etage Räume an Baulärm im Haus zu tun. Der eine Bürofläche gesucht. Im April konn- frei werden. nach oben, der nächste von links nach ten die Mitarbeiter*innen die neuen rechts und wir als Schlusslicht von Räume beziehen. Da der Wunsch zur Büroerweiterung oben nach unten. kein neuer war und einmal bereits eine Dieser Tage ist es ruhig in der Ge- Chance im Haus verpasst wurde, ha- Noch im April waren Handwerker im schäftsstelle. Die Hygienerichtlinien ben wir nach gründlicher Berechnung Haus, weil Verbindungen geschaf- zum Umgang mit dem Coronavirus der Mehrkosten und der finanziellen fen, Kabel und Böden verlegt werden haben unsere Anwesenheitszeiten in Möglichkeiten des Vereins bei der No- mussten und einiges mehr. Im Team unseren Büros ver- wurde parallel zu ändert. Wir sind nicht den Umbaumaßnah- mehr alle gleichzeitig men überlegt, wer in da. Es finden keine die neuen Räume in Supervisionen statt, der 1. Etage umzieht keine Schulungen, kei- und wer sich in der ne Teamgespräche, bestehenden Etage keine Trauergesprä- „wohin sortiert“. Nach che, keine Infoabende, einigem Pro und Con- keine Betriebsratsbe- tra und mehrmals da- sprechungen, keine rüber Schlafen haben Mitarbeitergespräche, alle gute Arbeitsplätze keine Kursabende, für sich gefunden. keine Gespräche mit Ehrenamtlichen, keine Die Corona-bedingte Gespräche mit Spen- etwas ruhigere Zeit dern und und und ... konnte gut zum Aus- sortieren und Möbelrü- Die Ruhe dieser Tage cken genutzt werden. ist der besonderen Bei aller Anstrengung Isolationszeit geschul- hatten wir viel Spaß det. Unser Outlook- miteinander und Freu- Terminkalender ist im de am guten Team- normalen Alltag voll, work Hand in Hand. die Räume sind aus- gebucht, manchmal Wir sind sehr dankbar knapp nacheinander für die zusätzlichen und schon mal, zur Raummöglichkeiten Fotos: KHV allgemeinen Irritation, und wissen es sehr zu doppelt belegt. Häufig Aufatmen in der Geschäftsstelle! Mehrere Monate konzentriert arbeiten unter Handwerker- schätzen, so gute Ar- eine ziemliche Jong- lärm sind überstanden. Endlos Kabel mussten verlegt werden, um die zwei Etagen mit- beitsplätze zu haben! einander zu vernetzen, neue Bodenbeläge wurden gelegt, Möbel von einem Raum in den liererei, wer wann wo anderen transportiert, in Teamarbeit Pinnwände angebracht, Aktenberge ausgeräumt und zu welchem Termin Sobald es die Situ- wieder einsortiert, neue und bestehende Büros eingerichtet. Viele Stunden wurde Hand in welchen Raum belegt. ation wieder zulässt, Hand sortiert und neu geordnet, bis alles wieder seinen Platz gefunden hat. überzeugen Sie sich Die alltägliche Situation ist in manchen tarkammer als Vermieter Interesse an- gerne selbst davon. Wir freuen uns auf Büros ebenso eine Herausforderung. gezeigt und schließlich den Zuschlag Ihren Besuch in den neuen und alten Gleichzeitig telefonieren, dokumentie- für die Räume bekommen. Räumen der Geschäftsstelle in der ren, mit Kollegen*innen etwas bespre- Hohenzollernstraße! chen und sich dabei konzentrieren. Nachdem zwei weitere Mieter eben- Eine nicht immer leicht zu meisternde falls intern umziehen und erweitern Ina Rohlandt Aufgabe. Und dann irgendwann im wollten, hatten wir es in den vergange- Geschäftsführerin HOSPIZ aktuell 1/2020 15
Ehrenamt und Bildung Auf dem Weg ins Ehrenamt – zehn Monate Ausbildung Kursteilnehmer*innen 2019/2020 stehen in den Startlöchern Juli 2019 – endlich konnte es losge- hen: 21 Menschen, die unterschied- licher und bunter nicht sein konnten, blickten gespannt auf die nächsten zehn Monate des Ehrenamtskurses. Jeder in der Runde brachte seine indi- viduelle Motivation, eigene Erwartun- gen und Wünsche sowie seine ganz persönliche Geschichte mit. Eine ge- meinsame Idee davon zu entwickeln was Hospizarbeit bedeutet, war somit die erste Aufgabe auf dem Weg ins Ehrenamt. Die nächsten Kursmonate wurden ge- füllt mit Modulen, unter anderem zu Kommunikation, Sterbeprozesse, Spiri- Foto: KHV tualität, Trauern und Abschiednehmen, gepaart mit Selbsterfahrungsübungen Passend zum Motto wurde für die Kursteilnehmer*innen ein Arrangement auf dem Boden des und einem Praktikum bei den Hospiz- Seminarraumes gestaltet fachkräften. Dem Zusammenspiel von Beispiel als „persönlich bereichernd darf einer Basis, die auf Vertrauen fußt Theorie und Praxis kam dabei eine be- mit Wirkung auf das eigene Umfeld“ und zeigt: ‚Ich bin für dich da, egal wer deutende Rolle zu. Denn erst durch den erlebt; die eigene „Kommunikation ist du bist, wo du herkommst und wie du Praxisbezug konnte das Gelernte ver- deutlich wertschätzender geworden“. lebst. Du bist wichtig, mit all Deinen Be- innerlicht werden und die Verbindung Für andere Teilnehmer*innen war der dürfnissen, Ängsten, Sorgen und Wün- zum neuen Aufgabenbereich wachsen. Kurs ein „Weg zu Achtsamkeit: für schen. Und genau dafür nehme ich mich und den Anderen“. mich selbst zurück.‘ Und dafür braucht Wir haben uns gefragt, was es neben es wiederum Wertschätzung, Respekt der Wissensvermittlung bedeutet, am Die Aussagen zeigen, dass der Ehren- und Achtsamkeit. Ehrenamtskurs teilzunehmen und sich amtskurs auf verschiedenen Ebenen auf die Begleitung von schwerstkran- bereichert. Er wird als „eine sinnvolle Liebe Kursteilnehmer*innen: ken Menschen vorzubereiten. Denn und großartige Möglichkeit mit ande- Wir danken euch für eure Vielfalt, euer aus einzelnen Rückmeldungen hörten ren in Beziehung zu treten und ge- Engagement und euren Einsatz be- wir heraus, dass die Auseinander- meinsam herauszufinden, was dem reits während der Ausbildung. Denn setzung mit sich selbst und mit dem Leben dient“ erlebt. ihr habt damit gezeigt: Hospiz verän- Sterben verschiedene Veränderungs- dert – auf persönlicher und zwischen- prozesse anstößt, zum Nachdenken Sich neben der Aneignung von Wissen menschlicher Ebene, und nicht zuletzt über die eigene Lebensgestaltung auch persönlich weiterzuentwickeln, auf gesellschaftlicher Ebene. anregt und auch den Blick auf das Ge- sich und sein Handeln zu reflektieren genüber verändert. und sich auf unterschiedliche Persön- lichkeiten einzustellen, sehen wir als Teilnehmer*innen berichteten, dass notwendige Voraussetzung für die der Kurs für sie „herausfordernd, be- Sterbebegleitung an. Nora Daum reichernd und eine ganz wichtige Er- Koordinatorin im ambulanten fahrung“ war. Sie haben „einiges für Warum das so wichtig ist? In der Hos- Kinder- und Jugendhospiz sich mitgenommen und man freue sich pizarbeit begleiten wir Menschen, die auf den weiteren Weg und künftige sich in der vielleicht schwierigsten Pha- Einsätze!“. Sie seien wohlwollender se ihres Lebens befinden. Wir kommen gegenüber anderen geworden, was zu ihnen nach Hause, haben Teil an Jennifer Herborn-Wolf sich in der gesamten Kommunikation intimsten Situationen und Gesprächen. Teamleitung Ehrenamt widerspiegele. Der Kurs wurde zum Das ist nicht selbstverständlich und be- Bildungsreferat/Koordination 16 HOSPIZ aktuell 1/2020
Ehrenamt und Bildung Kulinarische Köstlichkeiten Kocherlebnis mit Stefan Rhein Im Rahmen unseres diesjähri- als Ernährungsexperte und Koch- gen Veranstaltungskalenders buchautor lauschten. fanden sich 13 Teilnehmer*in- nen aus dem Haupt- und Eh- An dieser Stelle sagen wir ihm renamt am 6. März zu einem von Herzen Danke für einen rund- ganz besonderen Erlebnis um gelungenen und kulinarischen im Kochstudio des Globus Abend. Den Erlös seiner ver- Koblenz ein. Stefan Rhein, kauften Bücher und sein Honorar Ernährungsexperte, Buchau- spendete er dem ambulanten Kin- tor, Fitnesstrainer und haupt- der- und Jugendhospiz in Koblenz. beruflich Polizist, kochte ge- Foto: KHV meinsam mit uns vielfältige Ein weiterer Dank gebührt der Unter der kompetenten und freundlichen Anleitung von Stefan Gerichte. Rhein (re.) entstanden die köstlichsten Speisen Mitarbeiterin des Globus Kochstu- dios. Sie sorgte unermüdlich aber Gegen 17.30 Uhr starteten wir unseren Die Vorfreude auf das gemeinsame dezent mit ihrem Wirken dafür, dass gemeinsamen Kochabend. Mit Herrn Essen nach getaner Arbeit stieg nach die Küche nie einem Schlachtfeld glich. Rhein hatten wir einen hochengagier- und nach, da der Duft der zubereite- ten Ernährungsexperten an unserer ten Speisen zunehmend den ganzen Aufgrund der hohen Nachfrage dürfen Seite, dem es gelungen ist, uns auf eine Raum erfüllte. wir Stefan Rhein im kommenden Jahr Reise zu den unterschiedlichsten Köst- wieder zu einem Kochabend und zu lichkeiten mitzunehmen. So fanden wir uns nach etwa andert- einem Vortrag über „Ernährung und halb Stunden an einem reich gedeck- der Einfluss auf die Stimmung/Psyche“ In Zweier-Teams bereiteten wir insge- ten Tisch ein und für eine kurze Zeit im Rahmen unseres Veranstaltungs- samt zwölf herzhafte, wie auch süße war es andächtig still geworden. Nicht, programms begrüßen. Gerichte zu und genossen dabei die weil es nichts zu erzählen gab, son- Jennifer Herborn-Wolf gelöste und fröhliche Stimmung in der dern weil wir das Essen genossen und Teamleitung Ehrenamt Gruppe. Stefan Rheins Erfahrungsberichten Bildungsreferat/Koordination Hospizautos in professioneller Obhut Ehrenamtliche sind bei uns nicht • Abstimmung von allen Werkstatt- nur in der Sterbebegleitung aktiv. Terminen Auch in vielen anderen Bereichen • Transfer der Fahrzeuge zur Werkstatt sind wir auf engagierte Menschen für Wartung, Reparatur, TÜV, ASU, angewiesen. So zum Beispiel bei Inspektionen und Reifenwechsel der Betreuung unseres Fuhrparks. • Behebung kleinerer Mängel (zum Beispiel Lampentausch) Seit gut einem Jahr liegt diese in den • Führen einer Checkliste Händen von Walter Barth, ein Glücks- Foto: KHV fall für unseren Fuhrpark. Die Aufga- Würden wir ein Zeugnis für Herrn ben sind Walter Barth bestens vertraut. Barths ehrenamtliches Wirken aus- Seit gut einem Jahr betreut Walter Barth (re.) In seinem früheren Beruf verwaltete stellen, bekäme er nur Bestnoten. Ein unseren Fuhrpark. Ludwig Dinter (li.) vertritt ihn im Urlaub oder bei Krankheit. der 70-jährige Serviceberater für sei- Anruf bei ihm genügt und er ist einsatz- nen damaligen Arbeitgeber über 60 bereit. ebenfalls ein Fachmann für große und Fahrzeuge – zum größten Teil Lkw. kleine Fahrzeuge. Autos sind seine Leidenschaft. Schon Seit Mai dieses Jahres hat Ludwig Wir danken Walter Barth für sein nach dem Drehen des Zündschlüssels Dinter die Vertretung für Herrn Barth Engagement und wünschen Ludwig entgeht seinen sensibilisierten Ohren übernommen, sollte dieser einmal ver- Dinter viel Freude bei seinem neuen nichts, was die geschulten Augen be- hindert sein. Herr Dinter arbeitete vor Ehrenamt. reits entdeckt haben. Zu seinen Aufga- seiner Pensionierung für die Stadt Marcus Kneip ben zählen: Koblenz als Lkw-Fahrer und ist somit Presse-/Öffentlichkeitsarbeit HOSPIZ aktuell 1/2020 17
Buchempfehlung Es war einmal eine Familie Zeit. Erstmalig bekam ich eine leise Denn auch hier geht das Leben sei- Ahnung, ein Verstehen, wie die Nach- nen gewohnten Gang und der Mensch von Lizzie Doron kommen der „Überlebenden“ geprägt bleibt im Alter auch nur das, was er sind von dem, was ihren Eltern, Groß- ist oder war, nur eben oftmals einge- eltern, Verwandten widerfahren ist und schränkter. welche Erinnerungen an diese Verbre- chen sie mit sich tragen, ob sie wollen Hendrik Groen, 85 Jahre alt, nimmt oder nicht. uns 348 Tagebucheinträge lang mit, in den Alltag der Heimbewohner mit Es ist mir daher ein großes Bedürfnis, all ihren Ein- und Beschränkungen. dieses Buch von Lizzi Doron vielen Ihren Sorgen und Nöten. Diese zum Menschen zu empfehlen. Teil pfiffigen und gewitzten Frauen und Männer, die eben auch in ihrem „akti- Für uns in der Hospiz- und Trauerar- ven“ Leben schon vieles geleistet und beit ist es ganz besonders wichtig, die gemeistert haben, wollen und sollen Rituale anderer Religionen kennen- als selbstständige Menschen wahrge- Der Titel des Buches „Es war einmal und verstehen zu lernen. nommen werden. eine Familie“ hat in mir vieles ausge- Alrun Stützel löst. Einmal begonnen, konnte ich es Ehrenamtliche Mitarbeiterin Insbesondere die Vereinsmitglieder nicht mehr aus der Hand legen. von Alnito sorgen dafür, dass der Mensch im Heim nicht einfach abge- Zum Inhalt: Helena ist gestorben und Lizzie Doron: schoben und versorgt wird, sondern ihre einzige Tochter Elisabeth ist in Es war einmal eine Familie. 160 Seiten. noch sehr aktiv im Rahmen seiner das Haus, in dem sie ihre Kindheit ver- dtv Verlagsgesellschaft. Möglichkeiten am Leben teilnimmt. brachte, zurückgekehrt. Wir erfahren, Taschenbuch. dass sie viele Jahre nicht mehr in dem ISBN: 978-3423146029. 9,90€ Es sind wunderbar fröhliche, traurige Viertel war, dort, wo noch Menschen und bittere Alltags-Erlebnisse, die uns lebten und leben, die zum großen Teil hier nahegebracht werden. Gleichzei- vergeblich versuchten, sich nach der tig ist es ein sehr tagesaktuelles „Tage- Shoa ein neues Leben aufzubauen. buch“, das auch vieles sozialpolitisch Tanztee kritisch benennt und anspricht und Elisabeth war vor vielen Jahren fort- uns vor allen Dingen wieder klarmacht, gezogen, um der Vergangenheit, den von Hendrik Groen dass das hohe Alter nicht bedeutet, Ängsten und Albträumen ihrer Eltern nicht mehr selbstständig denken und zu entfliehen und sie wollte auch an handeln zu können oder zu wollen. diesem Tag nur die wichtigsten Din- ge regeln, um dann schnell wieder zu Wie gesagt, anfangen zu lesen und ihrer Familie, ihrem Mann und zwei das Gelesene einfließen lassen, auch kleinen Kindern nach Hause kommen in „unsere“ Hospiz-Begleitungen mit zu können. und bei alten Menschen, die sich nichts mehr wünschen, als weiter ernst Nun, es sollte anders kommen: Eine genommen zu werden, ob in Heimen Schiwa, die Zeit der jüdischen Trauer oder außerhalb. nach dem Tod, dauert sieben Tage, und in dieser Zeit kommen die Erinne- Alrun Stützel rungen bei Elisabeth wieder hoch und Ehrenamtliche Mitarbeiterin ein Verstehen, eine Verarbeitung kann Dieses „Geheime Tagebuch“ von beginnen. Hendrik Groen ist eine Fortsetzung von „Eierlikörtage“, das hier bereits Für mich heute, im Jahr 2020 und 75 vorgestellt wurde. Jahre nach der Befreiung von Bergen- Belsen und Auschwitz und dem Lesen Man muss diesen Verein: Alnito = Alt Hendrik Groen: von ganz viel Literatur und dem Schau- aber nicht tot – und damit jeden Bewoh- Tanztee. 480 Seiten. en von Dokumentationen aus der NS- ner jenes Altenheims in Amsterdam Verlag Piper Taschenbuch. Zeit, war es eine erneute wichtige Be- schon nach kurzer Zeit sehr mögen, Taschenbuch. schäftigung mit dieser schrecklichen oder auch nicht ;)). ISBN: 978-3492313223. 11,00€ 18 HOSPIZ aktuell 1/2020
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