Swiss CRM 2014 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen

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Swiss CRM 2014 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen
Swiss CRM 2014
                  Einsatz und Trends in Schweizer
                  Unternehmen
                  Von der Transaktion zur Beziehung.
                  Crossing Borders.

                  Eine Studie von F. Hannich, B. Rüeger, C. Scherrer, B. Gehring,
                  R. Seiler, S. Müller, M. Hüttermann, D. Kübler und M. Stadelmann
                  mit Unterstützung der Schweizerischen Post

  Hauptsponsor

Branchenpartner
                                        Turning Opportunities into Profit
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Management Summary     3

Management Summary

Im Rahmen der achten Durchführung der Trendstu-              Als grösste Herausforderungen werden – trotz erwartetem
die «Swiss CRM» hat das Institut für Marketing Ma-           Budgetanstieg – fehlende Mittel und keine klar definierten
nagement der School of Management and Law der                Prozesse identifiziert. Mit der individuellen Betreuung nach
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wis-                  Kundenwert, Personalisierung bzw. Individualisierung von
senschaften     erneut     Entscheidungsträger        von    Diensten sowie Integration von CRM- und ERP-Software
Schweizer Unternehmen zum Thema Customer                     bilden drei Datenthemen die Top-Trends der CRM-Studie.
Relationship Management (CRM) befragt.
                                                             Als Trendthema wurde dieses Jahr kooperatives CRM
Wie bereits in den vergangenen Jahren geben die ersten       (kCRM) behandelt. Insbesondere in Bezug auf die steigen-
zwei Kapitel der Studie einen Überblick über die aktuelle    den Ansprüche der Kunden und der zunehmende Konkur-
Situation von CRM in den Schweizer Unternehmen. Die          renzdruck bietet kooperatives CRM eine mögliche Lösung.
Ergebnisse der Befragung zeigen, dass CRM nach wie vor       Durch unternehmensübergreifende Abstimmung der Ka-
sehr bedeutsam ist und die Unternehmen immer mehr            näle und langfristig ausgerichtete Kooperationen mit ande-
Budget für ihre CRM-Aktivitäten zur Verfügung stellen. Ge-   ren Organisationseinheiten können den Kunden konsisten-
genüber den Vorjahren ist eine leichte Zunahme der Soft-     te Erlebnisse geboten und ihre Bedürfnisse individuell
ware-Perspektive von CRM zu verzeichnen, bei der Mehr-       adressiert werden.
heit der Befragten ist nach wie vor ein ganzheitliches
Verständnis von CRM als unternehmensweites Organisa-         Zusätzlich werden im Rahmen eines Interviews die Ent-
tions- und Führungsprinzip verankert. Erneut sehen die       wicklungsschritte des letztjährigen CRM Innovation Award-
Entscheidungsträger einen wichtigen Investitionsschwer-      Gewinners Poinz dargelegt.
punkt im operativen Kundenbeziehungsmanagement.
Swiss CRM 2014 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen
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Swiss CRM 2014 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen
Inhalt   5

Inhalt

3		 Management Summary
6		1. Studienbeschreibung Swiss CRM 2014

 1.1. Hintergrund und Ziele der Studie
 1.2. Theoretische Fundierung
 1.3. Studiendesign
 1.4. Befragte Unternehmen und Rücklauf

13		 2. Status Quo
		2.1. Fast jedes Schweizer Unternehmen hat CRM auf der Agenda
  2.2. Im Vergleich zum Vorjahr wird stärker in Mitarbeiterschulungen investiert
  2.3. Stärkerer Datenfokus im CRM erkennbar

22		 3. CRM-Trends 2014
29		4. Trendthema kooperatives CRM

 4.1. Strategische Sicht: kCRM als Ansatz zur Generierung von Mehrwerten für Kunden
 4.2. Operative Sicht: Grosses Potenzial bei analytischem CRM und Innovation mit Kunden

49		 5. Follow-up Swiss CRM Innovation Award
53		 6. Fazit und Ausblick
54		Literaturverzeichnis
55		Abbildungsverzeichnis
56		 Autoren der Studie
58		 Beteiligte Experten und Autoren
     der Praxisbeiträge
60		Sponsoren
62		 Masterstudium Customer Relationship
      Management
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    1. Studienbeschreibung Swiss CRM 2014

    Im Rahmen der achten Durchführung der Trend­              1) Darstellung des Status Quo und Entwicklung von
    studie ‹Swiss CRM› wurden 467 CRM-Entschei-               CRM in Schweizer Unternehmen
    dungsträger zum Kundenbeziehungsmanagement                Während die frühere Sicht auf CRM stark IT-getrieben war,
    in ihrem Unternehmen befragt. Die Studie beleuch-         wird Kundenbeziehungsmanagement heute mehr und
    tet den Status Quo und die Entwicklung von Cus­           mehr aus einem ganzheitlichen Unternehmensblickwinkel
    tomer Relationship Management (CRM) in der                betrachtet. Dazu ist es notwendig, Kundenstrategie, Pro-
    Schweiz. Schwerpunkt dieses Jahr bildet das The-          zesse, Organisation und Unternehmenskultur auf das CRM
    ma ‹Kooperatives Kundenbeziehungsmanagement               auszurichten (Roberts et al., 2005).
    – Wert für den Kunden schaffen›. Ebenfalls in der
    Studie    enthalten   ist   ein   Interview   mit   dem   Die Studie verfolgt das Ziel, einen umfassenden und wirk-
    Unternehmen Poinz – letztjähriger CRM Innovation          lichkeitsgetreuen Überblick über die Sichtweise von CRM,
    Award-Gewinner.                                           die organisatorische Verankerung, aktuelle Fragestellun-
                                                              gen und Herausforderungen zu liefern.
    1.1. HINTERGRUND UND ZIELE DER STUDIE
    CRM geniesst sowohl in der Wissenschaft wie auch          Des Weiteren erlaubt die jährlich wiederkehrende Durch-
    in der Praxis einen anhaltend hohen Stellenwert.          führung Mehrfachvergleiche und die Betrachtung der Ent-
    Das dynamische Wettbewerbsumfeld und das sich             wicklung im Zeitverlauf.
    ständig wandelnde Verhalten der Konsumenten
    machen Kundenbeziehungsmanagement zu einem                2) Identifikation und Beobachtung der bedeutends-
    essentiellen Faktor einer erfolgreichen Unterneh-         ten CRM-Trends
    mensstrategie.                                            Verschiedene Trends dominieren das Customer Relation-
                                                              ship Management. Swiss CRM 2014 prüft, welche der
    Die Trendstudie «Swiss CRM 2014» zeigt den Umset-         Trendbegriffe auch für Schweizer Unternehmen relevant
    zungsstand von CRM in Schweizer Unternehmen aller         sind. Auf Basis eines Quervergleichs aller bisherigen Swiss
    Branchen auf. Folgende drei Hauptziele werden mit der     CRM-Studien lässt sich ferner ermitteln, ob CRM-Trends
    Studie verfolgt:                                          wie bspw. Mobile CRM, Social Media Marketing oder Big
                                                              Data nur kurzfristiger Natur sind oder langfristige Trends
                                                              darstellen. Dadurch erfahren Unternehmen, welche The-
                                                              men generell im Trend sind, sind in der Lage, die Relevanz
                                                              dieser Themen für ihr eigenes Unternehmen abzuleiten und
                                                              darauf aufbauend gegebenenfalls strategische Änderungen
                                                              zu planen.
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Studienbeschreibung Swiss CRM 2014   7

3) Vertiefte Beleuchtung aktueller CRM-Themen
Den Schwerpunkt der diesjährigen Studie bildet das The-        DEFINITION VON CRM
ma «Kooperatives Kundenbeziehungsmanagement - Wert             Integriertes CRM umfasst das systematische Er-
für den Kunden schaffen». Die Studie erklärt die konkrete      schliessen und Ausschöpfen von neuen und beste-
Anwendung und schätzt die zukünftige Entwicklung des           henden Kunden-, Leistungs- und Mitarbeiterpoten­
Themas ein. Dabei werden verschiedene Wirkungsbezie-           zialen zur Schaffung gemeinsamer Werte, dies – wo
hungen überprüft: Wie arbeiten die Organisationseinheiten      immer möglich und sinnvoll – unter konsequenter
eines Unternehmens im Bereich CRM zusammen? Was für            Nutzung durchgängiger Informations- und Kommuni-
Herausforderungen sind damit verbunden? Welche CRM-            kationstechnologien. CRM erfasst alle Massnahmen,
Aktivitäten werden aktuell bereits an andere Unternehmen       die auf eine erhöhte Kundenzufriedenheit gerichtet
ausgelagert? Diese und weitere Fragen sind Teil des dies-      sind.
jährigen Trendthemas.
                                                               Übergeordnete Zielsetzung des CRM muss sein, die
1.2. THEORETISCHE FUNDIERUNG                                   Fähigkeiten eines Unternehmens sicherzustellen,
Das ZHAW-CRM-Framework bildet die theoretische                 –– langfristig profitable Kundenbeziehungen
Grundlage für die Trendstudie. Das Framework ver-                 aufzubauen (Kundenakquisition),
steht CRM als unternehmensweit integrierendes                  –– im Zeitablauf zu intensivieren (Kunden­
Organisations- und Führungsprinzip mit zehn Kom-                  entwicklung) und
petenzbereichen. Sowohl in der Theorie als auch in             –– aufrechtzuerhalten (Kundenbindung).
der Praxis hat sich das Framework der ZHAW be-
                                                               (Rüeger et al., 2010; Stadelmann et al., 2007)
währt.

Um Klarheit über den Begriff «CRM» zu schaffen und ei-
nem ganzheitlichen Unternehmensblickwinkel gerecht zu
werden, gilt für die vorliegende Studie nachfolgende Defini-
tion von CRM:
Swiss CRM 2014 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen
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    Als wissenschaftliche Grundlage für die Studie wird das                                                                    Weitere Informationen und die genaue Beschreibung der
    ZHAW-CRM-Framework verwendet. Dieses Framework,                                                                            einzelnen Kompetenzbereiche sind auch auf der Website
    von der ZHAW in Zusammenarbeit mit den Unternehmen                                                                         des Instituts für Marketing Management der ZHAW verfüg-
    Mummert Consulting und QCi Assessment konzipiert, be-                                                                      bar. www.imm.zhaw.ch/forschung
    trachtet das Kundenbeziehungsmanagement aus Ge-
    schäftsleitungs- und Entscheidungsträgersicht. Eine Viel-
    zahl                       von                   Unternehmen                    konnte             mit   Hilfe     des
    ZHAW-CRM-Frameworks erfolgreich ihre CRM-Strategie
    implementieren oder verbessern. Entsprechend stellt es
    eine hervorragende Basis für die praxisorientierte CRM-
    Studie dar.

    Abb. 1: Rüeger et al., 2010; Stadelmann et al., 2007

    ZHAW-CRM-FRAMEWORK

                                                                                                                               Wettbewerber

                                                                                                                                Innovation                              Messung
                                                                                                                                                                            der
       Rentable Unternehmung

                                                                                                                                                                        Wirkungen
                                     Unternehmensstrategie

                                                                                                                             Kundenperspektive
                                                             Analyse und Planung

                                                                                   Produktmanagement

                                                                                                                     Kundenmanagement-Aktivitäten

                                                                                                        Akquisition             Entwicklung          Retention

                                                                                                              Organisation und Prozessmanagement

                                                                                                                         Mitarbeiter und Kultur

                                                                                                                     Information und Technologien
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Studienbeschreibung Swiss CRM 2014   9

1.3. STUDIENDESIGN                                            Das Studiendesign richtet sich nach den zu Beginn formu-
Die achte Realisierung der Trendstudie Swiss CRM              lierten Zielen. Die inhaltlich breite Ausrichtung der Studie
widmet sich dem Thema «Kooperatives Kundenbe-                 setzte ein quantitatives Verfahren zur Datenerhebung vor-
ziehungsmanagement – Wert für den Kunden                      aus. Zudem wurde darauf geachtet, dass der Fragebogen
schaffen». Darüber hinaus werden – wie in den                 für Unternehmen unterschiedlicher Grössen und Branchen
Vorjahren – der Status Quo des Kundenbezie-                   geeignet ist.
hungsmanagements sowie aktuelle Entwicklungen
und Trends in Schweizer Unternehmen näher be-                 Fragebogeninhalt
leuchtet.                                                     Der Inhalt des Fragebogens wurde auf Basis der im Kapitel
                                                              1.1. formulierten Ziele konzipiert. Den ersten Teil bilden da-
Auf Basis der alljährlichen Wiederholung ermöglicht die       bei Fragen, welche alljährlich wiederholt werden und einen
Studie Vergleiche im Zeitverlauf und somit die Erfassung      Überblick über die Entwicklung von CRM in der Schweiz
relevanter Entwicklungstendenzen. Auch die diesjährige        ermöglichen. Der zweite Teil der Befragung fokussiert sich
Studie wurde von namhaften CRM-Experten und Praxis-           auf das Trendthema kooperatives Kundenbeziehungsma-
vertretern begleitet, welche Cases geliefert oder State-      nagement. Der Fragebogen wird jedes Jahr überarbeitet
ments zu Ergebnissen abgegeben haben. Wertvoll war            und mit den neuesten Entwicklungen bzw. Trendbegriffen
auch der Austausch mit den Studierenden und Alumnis           ergänzt.
des berufsbegleitenden MAS CRM (siehe auch Vorstellung
im Anhang der Studie).                                        Die quantitativen Analysen wurden mit der Statistiksoftware
                                                              IBM SPSS Statistics durchgeführt. Signifikante Unterschiede
                                                              und Zusammenhänge in den Daten wurden bei kategorialen
                                                              Variablen mittels Kreuztabellen und Chi-Quadrat-Tests ge-
                                                              prüft, bei intervallskalierten Daten mittels ANOVA-Prozedur.

Abb. 2: Fragebogenstruktur

AUFBAU DES FRAGEBOGENS

Status Quo                                –   Bedeutung, Erfolg und Budgets
(Kap. 2)                                  –   Verständnis von CRM
                                          –   Eingesetzte Software
                                          –   Themenfokus und aktuelle Herausforderungen

Trends                                    – B
                                             eurteilung der Trendrelevanz verschiedener Begriffe
(Kap. 3)

Kooperatives Kundenbeziehungs­-           – Relevanz und Verbreitung
management                                – Strategische Sicht
(Kap. 4)                                  – Operative Sicht
Swiss CRM 2014 Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen
10

     1.4. BEFRAGTE UNTERNEHMEN UND RÜCKLAUF                    Entsprechend den Zielen der Studie bilden mittlere und
     Von den 2 227 telefonisch angefragten Schweizer           grosse Unternehmen in der Schweiz die Grundgesamtheit
     Unternehmen haben 467 an der Befragung teil­              der Trendstudie. Dies entspricht Unternehmen mit einem
     genommen. Die Stichprobe umfasst einen breiten            Jahresumsatz von mindestens CHF 15 Millionen oder min-
     Mix an Unternehmen verschiedener Branchen und             destens 50 Mitarbeitenden. Von der Befragung ausge-
     Grös­
         sen und ist deshalb repräsentativ für die             schlossen wurden öffentliche und landwirtschaftliche Be-
     Grundgesamtheit. Zielpersonen der Befragung wa-           triebe. Aus forschungsökonomischen Gründen erfolgte die
     ren die Entscheidungsträger im Bereich CRM (In-           Befragung lediglich auf Deutsch und Französisch.
     haber, Geschäftsführer, Marketing- oder CRM-Ver-
     antwortliche) innerhalb der Unternehmen.                  Die Bereitschaft zur Studienteilnahme wurde telefonisch
                                                               erfragt. Bei positiver Rückmeldung seitens der Unterneh-
                                                               men wurde ein Link zur Umfrage versendet. Die nachfol-
                                                               gende Tabelle stellt die Aufteilung der Stichprobe nach
                                                               Unternehmensgrösse, Branchen- und Kundenzusammen-
                                                               setzung dar.

     Abb. 3: Stichprobenzusammensetzung

     BESCHREIBUNG DER STICHPROBE                                                                                  in %

     Unternehmensgrösse                   – Grossunternehmen                                                       40,8
     (N=467)                              – Mittlere Unternehmen                                                   52,1
                                          – Kleine Unternehmen                                                      7,1

     Branchenzusammensetzung              –   CRM-affine Dienstleister                                              9,3
     (N=467)                              –   Andere Dienstleister                                                 26,4
                                          –   Verarbeitendes Gewerbe                                               35,2
                                          –   Bau und Bauzulieferer                                                14,6
                                          –   Andere                                                               14,5

     Kundenzusammensetzung                – Vorwiegend Unternehmenskunden (B2B)                                    62,8
     (N=467)                              – Vorwiegend Konsumenten (B2C)                                           21,3
                                          – Unternehmenskunden sowie Konsumenten                                   15,9

     Sprachverteilung                     – Deutsch                                                                87,4
     (N=467)                              – Französisch                                                            12,6
Studienbeschreibung Swiss CRM 2014   11

Zielgruppe der Befragung waren die CRM-Verantwortli-        Abb. 4: Funktionen der Befragten

chen von Schweizer Unternehmen. Abbildung 4 zeigt die       FUNKTIONEN DER ANTWORTENDEN
                                                            PERSONEN             Häufigkeiten in %
Funktionen der Antwortenden in ihrem Unternehmen.
                                                            Geschäftsleitungsebene
                                                            Inhaber/-in                         3,9 %
Bei 58% der Unternehmen ist die CRM-Verantwortung auf       Geschäftsführung                   21,0 %
Geschäftsleitungsebene angesiedelt. Dabei liegt die Ver-
                                                            Marketing/CRM
antwortung vor allem bei den Firmeninhabern oder Ge-        Leitung Marketing                  22,2 %
                                                            Leitung Verkauf oder Vertrieb      22,2 %
schäftsführern (24,8%). Bei 38,8% der befragen Unterneh-
                                                            Projektverantwortung CRM            4,4 %
men trägt entweder die Marketing- oder Verkaufsleitung      Leitung Kundenbez. (CRM)            3,0 %

die Verantwortung für das CRM. Bei rund einem Fünftel der
                                                            Andere
befragten Unternehmen sind die Verantwortlichkeiten nicht   Leitung IT                           1,1 %
                                                            andere                             22,2 %
geregelt.

                                                            N=467
12

               «In noch über 20% der Unternehmen gibt es keinen
               CRM-Verantwortlichen – das ist sicher mit ein
               Grund für das häufige Scheitern von CRM-Anstren-
               gungen. In der Beratung ist es deshalb wichtig,
     die Kunden bei der Implementierung und Verankerung von
     durchschlagenden CRM-Strukturen und Prozessen innerhalb
     der bestehenden Organisation zu unterstützen. Auf einer
     solchen Basis lassen sich CRM-Projekte erfolgreich umsetzen.»
     Walter U. Andres, CEO ADVANIS AG

     Abb. 5: Ansiedlung CRM-Verantwortlichkeiten

     BEI DER MEHRHEIT DER UNTERNEHMEN IST CRM CHEFSACHE                                                                 in %

                                                   24,8
     Geschäftsführung, Firmeninhaber/-in, CEO

                                                   16,9                                                 6,9
     Leitung Verkauf

                                                   10,7                                  4,3
     Leitung Marketing

                                                   1,5            4,9
     Spezifische CRM-Funktion (z.B. Leiter CRM)

                                                   1,3 1,5
     Leitung IT

                                                   2,8              4,3
     Andere Funktion

                                                                                                 20,1
     Niemand

     N=467                                         0            5             10            15     20         25   30    35

                                                             Auf Geschäftsleitungsebene
                                                             Nicht auf Geschäftsleitungsebene
Status Quo   13

2. Status Quo

2.1. FAST JEDES SCHWEIZER UNTERNEHMEN                        Vergleicht man die Zahlen mit denjenigen des Vorjahrs ist
HAT CRM AUF DER AGENDA                                       ersichtlich, dass der Anteil der Befragten, welche CRM als
Customer Relationship Management ist bei Schwei-             sehr wichtig erachten, von 74,8% auf 66,9% leicht abge-
zer Unternehmen weiterhin von grosser Bedeutung.             nommen hat. Dafür ist der Anteil der CRM-Verantwort­lichen,
Rund 67% der CRM-Verantwortlichen stufen CRM                 welche CRM als eher wichtig einstufen von 16,9% auf
für ihr Unternehmen als sehr wichtig ein und über            22,9% gestiegen. Insgesamt ist hiermit der Anteil der Be-
57% erwarten für dieses Jahr steigende CRM-Bud-              fragten, welche die Relevanz als eher hoch oder sehr hoch
gets. Darüber hinaus bezeichnen 56% der Befrag-              einstufen, nur leicht zurückgegangen (–1,9 Prozentpunkte).
ten die CRM-Anstrengungen ihres Unternehmens                 Mit 4% nur ein verschwindend geringer Anteil der Befragten
als sehr erfolgreich oder eher erfolgreich im Sinne          erachtet CRM als nicht wichtig für ihr Unternehmen.
eines ROI.
                                                             Die CRM-Anstrengungen machen sich bezahlt: Auch die-
                                                             ses Jahr beurteilen die CRM-Verantwortlichen ihre CRM-
                                                             Aktivitäten mehrheitlich als erfolgreich (55,9%) im Sinne
                                                             eines Return on Investment (ROI), davon 12,9% der Be-
           «Vor gut 10 Jahren                                fragten sogar als sehr erfolgreich. Lediglich 9,7% betrach-
           war Gegenstand                                    ten ihre Aktivitäten als eher nicht erfolgreich und nur 1,6%
                                                             als überhaupt nicht erfolgreich. Verglichen mit den vergan-
           der wirtschafts­                                  genen Jahren zeichnet sich somit seit 2007 ein leichter
           wissenschaftlichen                                Anstieg des CRM-Erfolgs ab.

Diskussion, ob CRM ein
‹Hype› oder ein nachhaltiger                                 Abb. 6: CRM-Bedeutung

                                                             BEDEUTUNG VON CRM NACH WIE
Trend sei. Die Zahlen der                                    VOR SEHR HOCH        Häufigkeiten in %

Bedeutung von CRM für die                                    überhaupt nicht wichtig
                                                             eher nicht wichtig
                                                                                        0,9 %
                                                                                        3,0 %

Jahre 2007 bis 2014 lassen                                   teils teils
                                                             eher wichtig
                                                                                        6,3 %
                                                                                       22,9 %

diese Frage nun klar beant-                                  sehr wichtig              66,9 %

worten: CRM hat sich (mit
konstant hohen Werten) als
erkennbar wichtiger Bestand-
teil des Managements
in Unternehmen etabliert.»
Univ.-Prof. Dr. Florian Siems, Lehrstuhlinhaber TU Dresden
                                                             N=467
14

     Auffallend ist, dass Unternehmen, welche ihre CRM-An-
     strengungen als erfolgreich wahrnehmen, signifikant häufi-
                                                                                                    «Wenn man die
     ger in Produkte und Services investieren. Dies könnte da-                                      Wirksamkeit von
     mit zusammenhängen, dass Unternehmen, welche ein
     erfolgreiches CRM betreiben, näher am Kunden sind. Ent-
                                                                                                    CRM kennt, ist es
     sprechend kann das Unternehmen Kundenbedürfnisse                                               wirklich erstaunlich,
     besser wahrnehmen und diese Bedürfnisse dann im Be-
     reich Produkte und Services umsetzen.
                                                                                         dass nicht mehr Unternehmen
                                                                                         der Schweizer Wirtschaft
     Die hohe Bedeutung von CRM und dessen Erfolgsaussich-
     ten schlagen sich auch in den Investitionen nieder: 46,3%
                                                                                         auf eine systematisierte, nach-
     bzw. 11,5% der Befragten rechnen mit eher oder stark                                haltige Kundenbegeisterung
     steigenden CRM-Budgets. Nur gerade 5,4% der Befrag-
     ten prognostizieren sinkende Budgets. Insgesamt bewer-
                                                                                         setzen.»
     ten also 57,8% der CRM-Verantwortlichen in der Schweiz                              Roger Eric Gisi, CRM-Finder Schweiz

     ihr Budget als steigend. Dieser Wert liegt somit deutlich
     über dem Europäischen Durchschnitt von ca. 50% (Gart-
     ner, 2014). Ein Vergleich mit früheren CRM-Studien der                              (Durchschnittswert von 3,6) eingependelt haben. Die Vor-
     ZHAW zeigt (siehe Abb. 8, nächste Seite), dass sich die                             sicht bei Investitionen ins CRM während der Finanzkrise
     Investitionen seit dem leichten Rückgang im Rahmen der                              scheint bei Schweizer Unternehmen nun endgültig über-
     Finanzkrise um 2009 wieder auf dem Stand von 2008                                   wunden zu sein.

     Abb. 7: CRM-Erfolg

     ERFOLG VON CRM STEIGT SEIT 2007 STETIG AN                                                                                        Mittelwerte auf 5er-Skala

                Als wie erfolgreich (im Sinne eines ROI) würden Sie die bisherigen CRM-Anstrengungen
                Ihres Unternehmens bezeichnen?

     5

     4
                                                                                                                               3,6

                                                                                                                                                   3,6
                                            3,5

                                                              3,5

                                                                                 3,5

                                                                                                       3,5

                                                                                                                 3,5
                          3,4

     3

     2

     1

                          2007             2008              2009               2010               2011         2012           2013               2014

                1 = überhaupt nicht erfolgreich         5 = sehr erfolgreich
Status Quo   15

2.2. IM VERGLEICH ZUM VORJAHR WIRD STÄR-                                          Auffallend ist, dass bei den Herausforderungen mangelnde
KER IN MITARBEITERSCHULUNGEN INVESTIERT                                           IT-Unterstützung deutlich häufiger eine Rolle spielt (+8 Pro-
Die Ausweitung der CRM-Budgets zeigt Auswirkun-                                   zentpunkte). Während diesbezüglich im letzten Jahr noch
gen bei den Herausforderungen: «Keine ausrei-                                     13,5% der Befragten Bedenken äusserten, sind es aktuell
chenden Mittel» stellen für CRM-Verantwortliche                                   rund 22% der Befragten.
weniger häufig ein Hindernis dar als in den vergan-
genen Jahren. Im Gegenzug wird dieses Jahr                                        Der Anstieg von mangelnder IT-Unterstützung spiegelt sich
«mangelnde IT-Unterstützung» wesentlich häufi-                                    in den aktuell geplanten CRM-Anstrengungen wider.
ger als Herausforderung gesehen als noch im Vor-                                  22,0% der Befragten sagen aus, in Zukunft vermehrt An-
jahr. Stark investiert wird, wie letztes Jahr, in kun-                            strengungen im Bereich Technologie- und Informations-
denorientierte Produkte und Services. Grössere                                    management zu unternehmen. Letztes Jahr waren dies
Anstrengungen als in den Vorjahren sind aktuell im                                nur 16,7% der Befragten.
Bereich Mitarbeiterschulungen geplant.
                                                                                  Im laufenden Jahr wird bei den Schweizer Unternehmen
An ausreichenden Mitteln mangelt es dieses Jahr bei den                           am häufigsten ins operative Kundenbeziehungsmanage-
Herausforderungen im CRM deutlich weniger. Letztes Jahr                           ment investiert, wenn auch nicht mehr so intensiv wie in
haben noch 50,2% der CRM-Verantwortlichen unzurei-                                den Vorjahren (–8 Prozentpunkte). An zweiter Stelle liegt
chende finanzielle Ressourcen als Hürde für ihre CRM-                             die Kategorie «Produkte und Services». Auch hier ist die
Bestrebungen genannt, bei der diesjährigen Umfrage ist                            Tendenz jedoch leicht rückläufig (–6 Prozentpunkte).
das nur noch bei 41,9% der Befragten der Fall.

Abb. 8: CRM-Budgets

SEIT 2009 SIND DIE CRM-INVESTITIONEN WIEDER IM STEIGEN BEGRIFFEN                                                            Mittelwerte auf 5er-Skala

          Welche Entwicklung der CRM-Budgets erwarten Sie für das kommende Jahr
          in Ihrem Unternehmen?

5

4
                                   3,6

                                                                                                       3,6

                                                                                                                      3,6

                                                                                                                                         3,6
                  3,5

                                                                                         3,5
                                                                      3,4
                                                     3,3

3

2

1

                 2007             2008              2009             2010               2011           2012          2013               2014

          1 = stark sinkend                    5 = stark steigend
16

     Grössere Investitionen als im Vorjahr sind hingegen in Mit-
     arbeiterschulungen geplant. Die letztjährige CRM-Studie
                                                                                        «Hinsichtlich der
     hat festgestellt, dass die Nachfrage nach CRM-Fachkräf-                            Einschätzung der
     ten gestiegen ist, jedoch nicht in demselben Ausmass
     Fachkräfte ausgebildet werden können (Hannich et al.,
                                                                                        grössten Herausfor-
     2013). Es zeigt sich nun in der aktuellen Befragung, dass                          derung für die Um-
     die Unternehmen diese Lücke erkannt haben und durch
     Schulung von internen Mitarbeitenden schliessen wollen.
                                                                             setzung von CRM-Initiativen
     34,1% der CRM-Verantwortlichen geben an, dass ihre                      zeigt sich: Die ursprünglich
     CRM-Anstrengungen sich auf Mitarbeiterschulungen fo-
     kussieren. Letztes Jahr waren dies 28,3% der Befragten.
                                                                             treibenden Kräfte des CRM –
                                                                             Kundenorientierung und Tech-
                                                                             nik in Form von IT-Lösungen –
                                                                             sind heute offensichtlich
                                                                             überwiegend gegeben. Aktuel-
                                                                             le Herausforderungen sind
                                                                             dagegen finanzielle Mittel und
                                                                             klare Prozessdefinitionen.»
                                                                             Univ.-Prof. Dr. Florian Siems, Lehrstuhlinhaber TU Dresden

     Abb. 9: CRM-Herausforderungen

     «KEINE AUSREICHENDE IT-UNTERSTÜTZUNG» ALS ZUNEHMENDE                                                                               Häufigkeiten in %
     HERAUSFORDERUNG

     Keine ausreichenden Mittel (Kapital, Personal, Zeit)                                                                 41,9 (2013: 50,2)

     Keine klar definierten CRM-Prozesse                                                                                 41,6 (2013: 39,3)

     Keine umfassenden und gepflegten Kundendaten                                                                  37,5 (2013: 40,1)

     Schwierige Erfolgsmessung                                                                       28,8 (2013: 26,6)

     Keine ausreichende IT-Unterstützung                                                  21,8 (2013: 13,5)

     Fehlende Kundenorientierung in der Unternehmenskultur                          19,1 (2013: 20,2)

     Zu wenig Verständnis des Kundenverhaltens                                  16,9 (2013: 16,9)

     Fehlende Top-Management-Unterstützung                            10,4 (2013: 12,7)

                                                             0   10               20                30             40                  50             60
Status Quo   17

         «Interessant ist, dass sich Unternehmen im Ver-
         gleich zum Vorjahr weniger mit operativen CRM-
         Anstrengungen beschäftigen wollen, denn diese
         haben sie mittlerweile ‹im Griff›. Die ‹harte› strategi-
sche Analyse zu CRM-Themen (wie z.B. die Erkennung von
Kundenpotenzialen) sowie ‹weiche› Elemente wie Mitarbeiter-
schulungen gewinnen an Bedeutung. Das ist auch unsere
Beobachtung.»
Mark Sprauer, Partner Abegglen Management Consultants AG

          «Die Ergebnisse zeigen klar, dass CRM als Disziplin
          zwar auf der obersten Führungsebene angekommen
          ist – man jedoch in puncto Projektvorgehen, Bud-
          gets, eigentlicher Applikation und definierter Prozes-
se vor grossen Herausforderungen steht».
Patrick Meister, Head of Marketing & Communication ELCA Informatik AG

Abb. 10: Zukünftige CRM-Anstrengungen

VERSTÄRKTE INVESTITIONEN IN MITARBEITERSCHULUNGEN SOWIE
INFORMATIONS- UND TECHNOLOGIESYSTEME                                                                                                Häufigkeiten in %

Operatives Kundenbeziehungsmanagement                                                                               65,2 (2013: 73,2)

Produkte und Services                                                                      37,3 (2013: 43,1)

Mitarbeiterschulungen                                                                   34,1 (2013: 28,3)

Strategische Analyse und Planung                                                    32,3 (2013: 30,4)

Prozessmanagement                                                                   32,0 (2013: 32,2)

Erfolgsmessung                                                                      31,8 (2013: 32,6)

Technologie- und Informationsmanagement                                 22,0 (2013: 16,7)

Generierung von Customer Insights *                                 17,3 (2013: 38,8)

Unternehmensorganisation                                        13,9 (2013: 14,9)

Andere                                                3,2 (2013: 2,9)

*geänd. Formul. 2014                             0                 20                     40                   60              80                 100
18

     2.3. STÄRKERER DATENFOKUS IM CRM                                                     höhere Datensensibilität aufgrund der Datenskandale im
     ERKENNBAR                                                                            vergangenen Jahr zurückzuführen sein. Gleichzeitig zeigt
     Bedeutend häufiger als in den Vorjahren wurde                                        sich sowohl bei den CRM-Trends als auch bei den Ergeb-
     dieses Jahr CRM als Verknüpfung aller Kunden­                                        nissen zum Schwerpunktthema kCRM, dass die Schwei-
     daten mit Hilfe spezieller Software-Pakete be-
     zeichnet. Zudem zeichnet sich eine Zunahme von
     branchenspezifischen Lösungen im Software-Be-
     reich ab (+11 Prozentpunkte). Mit ihren CRM-Lösun-                                             «CRM wird tiefer ins
     gen ist mehr als die Hälfte (59%) der Unternehmen
     eher zufrieden bis sehr zufrieden. Zu den am bes-
                                                                                                    Unternehmen veran-
     ten bewerteten Software-Lösungen gehören sales-                                                kert. Dies zeigt sich
     force.com, Microsoft Dynamics CRM und BSI.
                                                                                                    an der Tatsache, dass
     Der verstärkte Datenfokus ist auch in der Sichtweise von                             Unternehmen vermehrt auch
     CRM erkennbar. CRM als unternehmensweite Verknüp-
     fung aller Kundendaten mit Hilfe spezieller Software-
                                                                                          Daten auswerten wollen, um da-
     Pakete wurde dieses Jahr besonders häufig als Definition                             mit Geschäfte effizienter erfassen
     von CRM genannt (22,7%). Letztes Jahr wurde diese Defi-
     nition von lediglich 17,2% der Befragten gewählt, im Jahr
                                                                                          und steuern zu können.»
     davor waren es 19,4%. Dieses Ergebnis könnte auf eine                                Patrick Meister, Head of Marketing & Communication ELCA Informatik AG

     Abb. 11: Sichtweise von CRM

     STÄRKERE WAHRNEHMUNG VON CRM ALS VERKNÜPFUNG ALLER                                                                                           Häufigkeiten in %
     KUNDENDATEN MIT HILFE SPEZIELLER SOFTWAREPAKETE

                 2012                                          2014
                 2013

     60
                                  50,9
                                  50,4
                               47,4

     50

     40
                                                                                         32,4
                                                                                       29,9
                                                                                       29,7

     30
                                                                                                                                           22,7

     20
                                                                                                                                        19,4
                                                                                                                                      17,2

     10

            CRM ist ein unternehmensweites Organisations-             CRM umschreibt Prozessverbesserungen, die auf      CRM bedeutet die unternehmensweite
             und Führungsprinzip, das alle Massnahmen                     Effizienzsteigerungen in den operativen       Verknüpfung aller Kundendaten mit Hilfe
           umfasst, die auf eine verbesserte Kundenorientie-            Kundenmanagementaktivitäten in Marketing,             spezieller Software-Pakete.
               rung und Kundenzufriedenheit abzielen.                     Verkauf und Service ausgerichtet sind.
Status Quo   19

zer Unternehmen in ihren Kundendaten viel Potenzial ver-                        Dieser verstärkte IT-Fokus geht auch aus der CRM-Soft-
muten und deshalb auch auf analytisches CRM setzen                              ware-Nutzung hervor: Immer mehr Unternehmen setzen
wollen. Prozessverbesserungen, die auf Effizienzsteigerun-                      auf eine CRM-Software – entweder als Teilmodul einer
gen in den operativen Kundenmanagementaktivitäten ab-                           ERP-Software oder als eigenständige Lösung. Während
zielen, sind für knapp 30% der Befragten von Bedeutung.                         der Anteil Unternehmen ohne CRM-Software 2012 noch
Mit Abstand am häufigsten verbreitet ist weiterhin das Ver-                     bei 45,1% lag, sinkt er in diesem Jahr auf 41,1%.
ständnis von CRM als unternehmensweites Organisations-
und Führungsprinzip (47,7%).                                                    Hinsichtlich CRM-Software-Nutzung ist ein deutlicher An-
                                                                                stieg branchenspezifischer Lösungen zu beobachten.
Auffallend ist, dass Betriebe im verarbeitenden Gewerbe                         Während im letzten Jahr 11,7% der Befragten ein bran-
und Betriebe mit starken Hierarchie-Strukturen signifikant                      chenspezifisches System als CRM-Lösung verwendeten,
häufiger die IT-Perspektive im CRM vertreten. Dies dürfte                       sind es in diesem Jahr über 22%. Diese Lösungen werden
mit dem Effizienzdenken und dem Fokus auf Streamlining                          auch häufig als Branchentemplates auf der Basis von
(sog. Verschlankung) der Prozesse zusammenhängen.                               Standard-CRM-Software erstellt.

Wie auch bereits letztes Jahr zeigt sich, dass 65,1% der                        Stark rückläufig dagegen sind Eigenentwicklungen. Dieses
Befragten, die CRM in ihrem Unternehmen in dieser ganz-                         Jahr haben noch 13,5% eine Eigenentwicklung als CRM-
heitlichen Sicht betrachten, ihre CRM-Anstrengungen als                         Lösung in Gebrauch, gegenüber 21,0% im Vorjahr. Dies
eher erfolgreich oder sehr erfolgreich einschätzen, während                     entspricht einem Rückgang von –7,5 Prozentpunkten.
dieser Anteil bei Befragten mit einer eher datenfokussierten
Sichtweise bei nur 47,1% liegt.

Abb. 12: Nutzung CRM-Software

CRM-SOFTWARE IST BEI DER MEHRHEIT DER UNTERNEHMEN IN GEBRAUCH                                                                   Häufigkeiten in %

           ja                                                            nein
           ja, als Teilmodul unserer ERP Software

60
                                                                  47,7
                                        45,6

50
                                                                                                     45,1

40
                                                                                                                         41,1
                          30,9

                                                                                       31,4
                                                    28,5

30
                                                                                                                  31,1
                                                           23,8
                                 23,5

                                                                                              23,5

                                                                                                                27,8

20

10

                            2008                      2010                               2012                     2014
20

     Positive Nachrichten für die CRM-Software-Partner: Ein
     überwiegender Anteil der Schweizer Unternehmen (58,8%)
                                                                                                    «CRM-Einführungen
     ist mit ihrer CRM-Lösung zufrieden bis sehr zufrieden. Ledig-                                  gelingen auf der
     lich 12,6% der Unternehmen sind mit ihrem CRM-System
     eher nicht oder überhaupt nicht zufrieden. Die bestbewerte-
                                                                                                    Basis von Branchen­
     ten Software-Lösungen sind nebst den Eigenentwicklungen                                        lösungen schneller,
     salesforce.com, Microsoft Dynamics CRM und BSI.
                                                                                          besser und billiger. Bereits
     Die Studie hat bis anhin gezeigt, dass Unternehmen CRM                               zum Projektstart vorliegende
     als wichtig erachten und bereit sind Investitionen, zu tätigen
     sowie Software-Lösungen zu implementieren. Hiermit wäre
                                                                                          Templates mit vordefinierten
     der Grundstein gelegt, um effiziente Kundenbindungsmass-                             Branchen-Best Practices er-
     nahmen umzusetzen. Erstaunlich ist jedoch, dass der über-
     wiegende Anteil der Unternehmen (81,5%) den Schwer-
                                                                                          zeugen hohe Benutzerakzep-
     punkt im Kundenlebenszyklus im kommenden Jahr auf die                                tanz und steigern die Lö-
     Akquisition und die Entwicklung legt. Lediglich 18,5% der
     Unternehmen wollen nächstes Jahr vor allem ihre Tätigkei-
                                                                                          sungs-Qualität stark. Die Zeit
     ten im Bereich Kundenretention ausbauen. Auch wenn Kun-                              für das Lösungsdesign sinkt.»
     dengewinnung ein zentrales Thema ist, stellt sich in diesem                          Daniel Haas, Managing Director ACCENTIS Schweiz AG
     Zusammenhang die Frage, ob Unternehmen den Wert von
     Kundenretention gebührend erkannt haben. Insbesondere
     vor dem Hintergrund, dass es viel teurer ist, einen Neukun-                          sis jedem Unternehmen deutlich leichter fallen, ihre Kunden
     den zu akquirieren, als einen bestehenden zu halten (Gar-                            bedürfnisspezifisch anzusprechen und diese langfristig an
     cia & Rennhak, 2006), sollte es durch eine solide Datenba-                           das Unternehmen zu binden.

     Abb. 13: Partner für CRM-Software

     BESONDERS VIELE BRANCHENSPEZIFISCHE SOFTWARE-PRODUKTE
     ALS CRM-LÖSUNG IM EINSATZ                                                                                                                   Häufigkeiten in %

     Branchenspezifische Lösung                                                                                             22,5 (2013: 11,7)

     Microsoft Dynamics CRM                                                                             14,3 (2013: 17,3)

     Eigenentwicklung                                                                                13,5 (2013: 21,0)

     SAP                                                                                         11,9 (2013: 10,5)

     salesforce.com                                                           4,5 (2013: 4,9)

     Oracle (inkl. Siebel, Peoplesoft und Oracle on demand)          2,5 (2013: 3,1)

     Cobra                                                          2,0 (2013: 3,1)

     SugarCRM                                                     1,2 (2013: 0,6)

     BSI                                                          1,2 (neu)

     Andere                                                                                                                           26,2 (2013: 28,8)

                                                                                                                                                                     N=467

                                                              0           5              10           15             20        25               30          35
Status Quo   21

Interessant ist, dass KMU den Fokus im Kundenbezie-
hungsmanagement auf die Akquisition, während sich
                                                                          «Es ist nicht überra-
Grossunternehmen vor allem auf die Entwicklung der Kun-                   schend, dass viele
den konzentrieren. Dies mag damit zusammenhängen,
dass kleinere Unternehmen oftmals eine weniger breite
                                                                          Unternehmen den
Produktpalette vorzuweisen haben und folglich eine Um-                    Schwerpunkt immer
satzsteigerung mehrheitlich durch Cross- und Up-Selling-
Massnahmen erfolgt.
                                                               noch auf die Kundenakquise
                                                               legen. Die Bedeutung der
Aus der Untersuchung geht des Weiteren hervor, dass Un-
ternehmen mit Schwerpunkt Kundenentwicklung signifi-
                                                               Kundenbindung hinsichtlich
kant häufiger mit einer schwierigen Erfolgsmessung zu          Absatz, Profitabilität und der
kämpfen haben. Kundenentwicklung ist häufig mit Anstren-
gungen im analytischen CRM verbunden sowie mit
                                                               Ausschöpfung von Cross- und
Potenzialana­lysen und Kundenwertmessung. Ohne solche          Upselling-Potenzialen ist zwar
Analysen ist es schwierig, die Kundenentwicklung voranzu-
treiben.
                                                               erkannt, deren Messbarkeit
                                                               ist aber über weite Strecken
Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob Unterneh-
men das Potenzial, welches sie mit vermehrten Investitio-
                                                               noch nicht implementiert.»
nen ins CRM geschaffen haben, dann auch tatsächlich            Martin Schmid, Head of Customer Development Accarda AG

nutzen, um Kundenbindung zu betreiben.

Abb. 14: Zufriedenheit mit CRM-Software

EIN ÜBERWIEGENDER PROZENTSATZ                                  Abb. 15: Schwerpunkt im Kundenlebenszyklus

DER UNTERNEHMEN IST MIT IHRER                                  KUNDENRETENTION WIRD
CRM-SOFTWARE ZUFRIEDEN Häufigkeiten in %                       VON UNTERNEHMEN NOCH
                                                               VERNACHLÄSSIGT                                Häufigkeiten in %
überhaupt nicht zufrieden        2,0 %
eher nicht zufrieden            10,6 %                         Akquisition                    41,0 %
teils teils                     28,6 %                         Entwicklung                    40,5 %
eher zufrieden                  40,4 %                         Retention                      18,5 %
sehr zufrieden                  18,4 %

                                                               N=467
N=467

                                                               Exakte Frage: Wo legen Sie in Ihrem Unternehmen den Schwerpunkt
Exakte Frage: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer CRM-Software?   im Kundenlebenszyklus in diesem Jahr?
22

     3. CRM-Trends 2014

     FOKUS AUF KOMMUNIKATIONSEFFIZIENZ UND                          KOMMUNIKATIONSEFFEKTIVITÄT IST DER
     ANALYTISCHEM CRM                                               HÖCHSTE NEUEINSTEIGER
                                                                    Im Zusammenspiel mit der Kundenansprache ist
     Mit der individuellen Betreuung nach Kundenwert,               vor allem die Effizienz das Hauptthema. Die «Kom-
     Personalisierung bzw. Individualisierung von Diens-            munikationseffizienz» ist höchster Neueinsteiger
     ten sowie Integration von CRM- und ERP-Software                der CRM-Studie 2014.
     bilden drei Datenthemen die Top-Trends der CRM-
     Studie.                                                        27,8% der befragten Unternehmen sagen aus, die Wir-
                                                                    kung ihrer Kommunikationsmassnahmen permanent zu
     Allerdings liegt die Integration von CRM- und ERP-Soft-        kontrollieren, um dadurch ihre Kampagnen zu verbessern.
     ware zur Erzielung einer 360°-Kundensicht dieses Jahr an       Der Trend der «Kommunikationseffizienz» ist eng verknüpft
     erster Stelle. 36,8% der Schweizer Unternehmen geben           mit den Individualisierungstendenzen (35,3% = Platz 2).
     an, diesem Trend zu folgen. Die individuelle Betreuung nach    Schweizer Unternehmen ist es wichtig, ihre Kunden
     Kundenwert findet sich mit 35,3% auf Position 2, Persona-      wertspezifisch individuell zu betreuen, um Streuverluste zu
     lisierung bzw. Individualisierung von Diensten mit 35,1% auf   vermeiden. Ferner erlaubt die verbesserte Datenbasis auf-
     Position 3 wieder.                                             grund der Integration von CRM- und ERP-Systemen eine
                                                                    bessere Vertriebssteuerung sowie eine gezieltere und indi-
     Die Integration von CRM- und ERP-Software und weitere          viduellere Kundenansprache. Diese trägt zu einer Steige-
     Datenthemen stellen viele Unternehmen generell vor er-         rung der Kommunikationseffizienz bei.
     hebliche Herausforderungen. Dass sich diese dennoch
     damit auseinandersetzen und den Herausforderungen              Wie die Vernetzung von Kundendaten und Kommunikati-
     stellen, wird allein dadurch deutlich, dass die «CRM-Ver-      onsaktivitäten zu mehr Effizienz und einer idividualisierteren
     triebsunterstützung» von 32,5% der befragten Schweizer         Kundenansprache führen kann, erfahren Sie im Case von
     Unternehmen als Trend angesehen wird und dieser gegen-         ADVANIS und Canon am Ende dieses Kapitels. Der Case
     über dem Vorjahr fünf Plätze wettmachen konnte. Neben          von ELCA und der FMA zeigt, wie ein CRM-System als in-
     der konkreten Leadgenerierung im Rahmen der Vertriebs-         terne und externe Kooperationsplattform für kCRM und
     unterstützung wird das Ziel verfolgt, die CRM-Front-End-       mehr Kommunikationseffizienz genutzt werden kann.
     Daten mit Daten zu denselben Kunden, z.B. aus dem Ein-
     kauf, der Buchhaltung oder der Finanzabteilung in einer
     zentralen Datenbank zu verknüpfen, um eine Gesamtsicht
     auf den Kunden zu ermöglichen. Dies soll sich aber nicht
     nur beim Vertrieb positiv auswirken. Durch die ganzheitli-
     che Perspektive können zum einen Kosten gespart, zum
     anderen kann wesentlich effizienter gearbeitet werden.
CRM-Trends 2014   23

SCHWEIZER UNTERNEHMEN BEOBACHTEN DIE                         Nicht nur in der mobilen Vertriebsunterstützung liegt viel
WELTWEITEN CRM-TRENDS                                        Potenzial, sondern auch im Bereich Big Data. Bisher stell-
Im operativen Geschäft der Unternehmen finden                ten grosse und teure Lösungen für KMU ein Hindernis dar.
sich die weltweiten CRM-Trends (noch) nicht wie-             Zwischenzeitlich werden jedoch kostengünstige Lösungen
der. Die zukünftige Entwicklung ist spannend, denn           auf dem Markt angeboten, welche für diese Zielgruppe at-
Trends wie «Mobile CRM» oder «Social CRM» ber-               traktiv sind. Besonders vor dem Hintergrund des analyti-
gen auch für Schweizer Unternehmen grosse Po-                schen CRMs, welchem ein hoher Stellenwert zugeschrie-
tenziale.                                                    ben wird, erstaunt die geringe Bedeutung von Big Data. In
                                                             diesem Zusammenhang ist das Thema insofern von Inter-
Mobile-CRM, Software as a Service (Cloud-Computing),         esse, als dass dadurch eine Qualitätssteigerung von Po-
Datenschutz und Big Data sind weltweit auf dem Vor-          tenzialanalysen erreicht werden könnte. Viele mittelständi-
marsch. Im Schweizer Markt liegen diese Themen aller-        sche Schweizer Unternehmen sehen sich allerdings
dings mit 13,1% (Datenschutz), 8,4% (Big Data) und 7,9%      aufgrund ihrer Grösse nicht im Besitz von «Big Data».
(Software as a Service) am hinteren Ende der Trendtabelle.
Lediglich das Thema «Mobile CRM» hebt sich mit 20,6%
davon ab, weil mobile CRM-Unterstützung innerhalb des
Vertriebes immer mehr an Bedeutung gewinnt.

           «Dank Social Media haben Unternehmen immer
           ein Ohr am Puls des Geschehens. Oftmals betreffen
           Kundenkommentare mehrere organi­satorische
           Einheiten. Ein funktionierendes (Social) CRM ist
für jeden Kundendienst Grundvoraussetzung, um den
erwarteten Ansprüchen gerecht zu werden.»
Tobie Witzig, CEO rbc Solutions AG
24

     Ebenfalls im operativen Tagesgeschäft noch nicht ange-         Nicht zuletzt steht der Trend «Internet der Dinge», welcher
     kommen, ist der globale Trend «Social CRM». Aufgrund           lediglich von 2,6% der befragten Unternehmen als Trend
     der Datenverfügbarkeit sind die Beschaffungskosten von         genannt wird, unter Beobachtung. Es bleibt abzuwarten,
     Social CRM-Daten grundsätzlich gering und die Erkennt-         ob sich dieses Thema sowie die weiteren evaluierten
     nisse für eine 360°-Kundensicht wertvoll. Namhafte Soft-       Trends in den nächsten Jahren auf dem Schweizer Markt
     ware-hersteller haben dies erkannt und mit Unterneh-           etablieren oder nur kurzfristig als Hype darstellen werden.
     mensübernahmen auf dem Gebiet des Social CRMs
     reagiert, um ihre eigene Lösung mit Social Analytics-
     Funktionali­täten anzureichern bzw. zu erweitern. Die Ent-
     wicklung dieses Trends bei Schweizer Unternehmen mit-
     zuverfolgen, bleibt spannend.

               «Personalisierung (individuelle Kundenbetreuung,
               persönliche Kontakte, Kommunikation) wurde
               als meist relevanter kundenfokussierter Trend
               identifiziert. Unterstützende Anstrengungen wie
     Generierung von Customer Insights sind aber weniger stark
     gewichtet in der CRM-Tätigkeit der Firmen. Strategischem
     und analytischem CRM müsste deshalb mehr Beachtung
     geschenkt werden, damit Kundendaten zu Customer Insights
     und die Insights zu personalisierten Lösungen konvertiert
     werden können.»
     Irma Agárdi, Dozentin an der Corvinus University of Budapest
CRM-Trends 2014    25

Abb. 16: CRM-Trends 2014

CRM-TRENDBAROMETER                                                                                                                     Mehrfachantworten in %

Integration von CRM- und ERP-Systemen        +2                                                                          36,8 (2013: 44,7)

Individuelle Betreuung nach Kundenwert       –1                                                                        35,3 (2013: 55,3)

Personalisierung / Individualisierung        –1                                                                       35,1 (2013: 52,7)

Rückbesinnung auf persönlichen Kontakt       +2                                                                       34,5 (2013: 34,4)

CRM-Vertriebsunterstützung                   +5                                                                   32,5 (2013: 27,5)

Kundenportale                                 –1                                                                  32,3 (2013: 38,1)

Kommunikationseffektivität                   0                                                           27,8 (neu)

Analytisches CRM zur Potenzial-Analyse       0                                                   23,3 (2013: 31,1)

Time-to-Market / Reaktionsgeschwindigkeit    +2                                                  23,1 (2013: 26,7)

Apps für Kunden *                             –1                                                22,7 (2013: 30,0)

Kundendialogmanagement                       –4                                                 22,5 (2013: 34,1)

Empfehlungsmarketing                          +1                                            21,0 (2013: 24,9)

Marketing-Effizienz messen                                                                   21,0 (neu)

Internes Mobile-CRM*                         – 10                                          20,6 (2013: 39,6)

Customer Intelligence                                                                       20,6 (neu)

Loyalitätsprogramme                          –6                                  14,6 (2013: 25,3)

Cross-Channel-Management*                    –2                                  14,3 (2013: 12,5)

Datenschutz                                  –4                              13,1 (2013: 15,0)

Emotionalisierung von CRM                    –6                             12,2 (2013: 19,0)

Social CRM                                   –4                        9,9 (2013: 10,6)

Backend-Excellence                                                    8,8 (neu)

Big Data                                     –4                     8,4 (2013: 5,1)

Internet der Dinge                           –8           2,6 (2013: 5,1)

                                                     0                                 20                                  40                              60

* geänd. Formulierung geg. Vorjahr                   Vergleich zu 2013 inkl. Veränderung der Platzierung:

                                                             Trend steigend                      Trend stabil                  Trend abnehmend               neu
26

     Vom CRM zur Marketing-Maschine
     Wie ein geschlossener CRM-Marketingkreislauf in der Praxis
     funktioniert
     Thomas Völkle, ADVANIS AG und Elmar Eichmann, Canon AG

     Die veränderte Mediennutzung, zahlreiche Kommu-              Zielgruppe «Marketing- und Kommunikationsfachleute»
     nikationskanäle und eine rasant fortschreitende              eingeladen, sich für SOM-Messetickets auf einer persona-
     technologische Entwicklung haben gros­sen Einfluss           lisierten Landingpage zu registrieren. Gleichzeitig wurde in
     auf die Marketing- und Kommunikat­ions­aktivitäten           der E-Mail auf den gemeinsamen Messeauftritt von Canon
     von Unternehmen. Augenfällig ist jedoch, dass der            und ADVANIS zum Thema «CRM-Marketing-Automa­tion»
     technologische Fortschritt und die damit einherge-           aufmerksam gemacht. Über einen Klick auf eine Persona-
     henden neuen Möglichkeiten zwar bekannt, aber                lized URL – kurz PURL (z.B. canon.ch/som/hans.muster)
     noch nicht durchgehend eingesetzt werden. Vor al-            – gelangte der Interessent auf seine personalisierte Lan-
     lem das Potenzial der intelligenten Vernetzung von           dingpage, auf welcher er mittels personalisierter Anrede
     Kundendaten und Kommunikationsaktivitäten wird               sowie einer Videobotschaft begrüsst wurde. Auf dieser
     in vielen Unternehmen nicht oder nur ungenügend              Page hatte er nun die Möglichkeit, Messetickets zu bestel-
     ausgeschöpft. Canon (Schweiz) AG und CRM-Ser-                len und/oder am Wettbewerb in Form eines kurzen Marke-
     vicepartner ADVANIS AG zeigen an einem aktuellen             ting-Quiz teilzunehmen. Dank CRM-Anknüpfung waren die
     Case auf, wie diese Vernetzung aussehen kann und             Formularfelder bereits vorausgefüllt, wodurch sich der Auf-
     welcher Nutzen – sowohl für Kunden als auch für              wand für den Interessenten auf ein Minimum reduzierte.
     Unternehmen – daraus entsteht.                               Noch nicht im CRM erfasste Interessenten, welche z.B. via
                                                                  Social Media auf die Aktion aufmerksam wurden, konnten
     Obwohl Kundendaten die ultimativen Business-Driver sind,     sich auf einer statischen Landingpage ebenfalls für Tickets
     gehört die manuelle Verwaltung von Kundendaten in vielen     und/oder den Wettbewerb registrieren. Auch diese Daten
     Unternehmen immer noch zum Alltag. Kundenadressen            wurden direkt im CRM erfasst.
     und -aktivitäten werden in verschiedenen Systemen er-
     fasst und Änderungen dezentral vorgenommen. Das hat
     zur Folge, dass Kundenreaktionen meist unzureichend ab-      CLOSED LOOP MARKETING-AUTOMATION
     gebildet werden. Ein kooperatives CRM hat zum Ziel, diese
     Prozesse trotz hoher Arbeitsteilung zu einem Ganzen zu-
     sammenzufügen.

     FALLBEISPIEL: CRM-MARKETING-AUTOMATION
     MIT LEAD SCORING
     Die beiden Firmen Canon und ADVANIS haben beschlos-
     sen, diese Lücken zu schliessen und die Poten­ziale von
     kCRM gemeinsam auszuschöpfen und mittels einer Kam-
     pagne im Markt zu platzieren. So planten die beiden Unter-
     nehmen im Februar 2014, an der Swiss Online Marketing
     Messe (SOM) einen Stand zum Thema kCRM mit dem
     Schwerpunkt CRM-Marketing-Automation zu betreiben.
     Der Einladungsprozess galt als Praxisbeispiel für kCRM.
     Initial wurde eine gemeinsame Zielgruppenselektion durch-
     geführt (Data Analytics) und in einer gemeinsamen Daten-
     bank (CRM von Microsoft Dynamics) abgelegt. Mittels ei-
     ner personalisierten E-Mail wurde die zuvor identifizierte   Am Beispiel SOM-Einladung mit Wettbewerb für Kunden von Canon und ADVANIS.
CRM-Trends 2014    27

SCHLAUER DANK QUIZ                                            MEHR ALS DIE SUMME DER EINZELTEILE
Die intelligente Verknüpfung von CRM und Kampagne er-         Der Nutzen für eine intelligente Vernetzung von CRM und
laubte es nicht nur, jede Handlung der Zielgruppe (Öffnen     Kommunikationsaktivitäten liegt auf der Hand:
der E-Mail, Besuch auf der Landingpage, Ticket-Bestel-        –– Wer seine Kunden besser kennt und schneller auf ihre
lung, Wettbewerbsteilnahme usw.) aufzuzeichnen, sondern          Wünsche eingehen kann, stärkt seine Kundenbezie-
ermöglichte weiter ein sogenanntes Lead Scoring. Ver-            hungen und profitiert langfristig davon.
schiedenen Handlungen können gewisse Scores, also             –– Emotionalisierung: Die Kundendaten erlauben eine
Punktzahlen, zugewiesen werden, welche beim Ausführen            persönliche Ansprache, da Name, Vorlieben etc. be-
automatisch im CRM erfasst werden, zum Beispiel: Öffnen          kannt sind.
der E-Mail (10 Punkte), Besuch der Landingpage (20 Punk-      –– Der automatisierte Kampagnen-Ablauf schont
te) Teilnahme am Wettbewerb (50 Punkte). Total ergibt das        Ressourcen und ist beliebig skalierbar.
80 Punkte, die im CRM vermerkt werden. Der Kampagnen-         –– Messbarkeit: Der Erfolg der Kommunikations­aktivitäten
Manager kann zu Beginn der Kampagne zudem definieren,            wird messbar.
ab welcher Punktezahl ein Lead als «Hot», «Warm» oder         –– Datenqualität: Automatischer Datenabgleich
«Cold» gilt. Somit bietet das Lead Scoring die Möglichkeit,      zwischen Kampagne und CRM verbessert laufend die
Leads zu qualifizieren und eine Priorisierung der gesammel-      Qualität der Kundendaten.
ten Leads für das Sales Team vorzunehmen, welches im
Nachgang die Leads systematisch angehen wird. Im vorlie-      CRM-MARKETING-AUTOMATION FÜR JEDE
genden Beispiel konnten dank der gewählten Antworten          UNTERNEHMENSGRÖSSE
der Marketing-Quiz-Teilnehmer sogar Aussagen bezüglich        Dank «Managed CRM Services» ist CRM-Marketing-Auto-
des Wissensstands der Prospects gemacht werden.               mation für Unternehmen jeder Grösse umsetzbar. Alle
                                                              kampagnen-relevanten Aufgaben können einem externen
BLICK HINTER DIE KULISSEN                                     Generalunternehmer (GU) übertragen werden. Der GU
Für den Messeauftritt wurde die Kampagne adaptiert, so-       kümmert sich um die Abwicklung der Kampagne, koordi-
dass Interessenten vor Ort mittels einfacher Eingabemas-      niert die Dienstleistungen der Dritt­anbieter, rapportiert dem
ke im CRM erfasst werden und direkt via Tablet am Mar-        Auftraggeber über den Stand der Kampagne, wertet diese
keting-Quiz teilnehmen konnten. Das Standpersonal             aus und pflegt die Daten im CRM. In der Schweiz bieten
konnte nach jedem Kontakt im CRM den Lead mit Kom-            ADVANIS und Canon zusammen Unterstützung beim
mentaren und Notizen ergänzen. Die gesamte Kampagne           Kampagnen-Management für professionelles Marketing
wurde in einer Crossmedia-Suite-Softwarelösung umge-          und für ganzheitliche Crossmedia-Kampagnen inklusive
setzt, welche Canon in der Schweiz vertreibt. Diese Soft-     deren Betrieb.
ware ermöglicht das Erstellen von personalisierten Kam-
pagnen über diverse Kommunikationskanäle hinweg und           Mehr Informationen und weitere Fallbeispiele:
verknüpft ein vorhandenes CRM direkt mit den einzelnen        www.canon.ch/crossmedia oder www.advanis.ch
Kommunikationsinstrumenten der Kampagne.
28

     CRM nicht als Applikation, sondern als Herzstück von IT-Lösungen
     Mattias Langner, ELCA Informatik AG

     Für die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA)                –– mehrfach geführte Datenbestände zusammengeführt
     hat ELCA eine moderne Lösung entwickelt, die als                  und zentral verwaltet werden,
     zentrale Plattform für alle Bereiche der Organisati-           –– tagesaktuelle Daten in einer hohen Qualität vorliegen,
     on fungiert, mehrere Systeme konsolidiert und so               –– die internen Prozesse angepasst und effizient mithilfe
     Prozesse verschlankt und die interne Effizienz stei-              der neuen Lösung gestaltet werden,
     gert. Das Herzstück dieser Plattform ist ein integ-            –– ein neues Online-Portal geschaffen wird, um die Kom-
     riertes, kooperatives CRM.                                        munikation mit den Finanzmarktintermediären zu ver-
                                                                       einfachen.
     Während umfassende, zentrale Technologie-Entscheidun-
     gen und -Lösungen meistens aus der IT-Abteilung stam-          Die ELCA Informatik AG hat auf Basis von Microsoft-Tech-
     men, ist CRM normalerweise dort angesiedelt, wo auch           nologien eine zentrale IT-Lösung geschaffen, bei der das
     damit gearbeitet wird - im Marketing. Dass ein CRM auch        Microsoft Dynamics CRM als Herzstück fungiert: Die Daten
     als Herzstück einer umfassenden IT-Plattform eingesetzt        des CRM sowie die dazugehörigen Dokumente in Share-
     werden kann, welches die End­anwender miteinbezieht,           Point werden zentral verwaltet und stellen eine hohe Qua-
     zeigt dieses Fallbeispiel.                                     lität der Information sicher. Alle FMA-Mitarbeitenden kön-
                                                                    nen – je nach definierter Berechtigung – darauf zugreifen
     Die «Kunden» der FMA sind die liechtensteinischen Finanz-      und arbeiten an denselben Daten und Dokumenten.
     marktakteure wie Banken und Versicherungen, die soge-
     nannten «Finanzintermediäre». Hauptaufgabe der Instituti-      Das zusätzlich entwickelte, neue Online-Portal stellt die
     on ist die Aufsicht und Regulierung des Finanzmarktes          Schnittstelle der FMA zu den Finanzintermediären dar und
     Liechtenstein. Dazu gehört auch die Umsetzung von EU-          ist ebenfalls mit der CRM-Lösung verknüpft. Über dieses
     Vorgaben bezüglich Regulierungen – als öffentliche Institu-    Portal kann die FMA direkt mit den Finanzmarktakteuren
     tion häufig mit beschränkten Mitteln und unter hohem           kommunizieren und diese in die Arbeitsabläufe einbezie-
     Spardruck.                                                     hen: Eingehende Dokumente werden in einem komplett
                                                                    elektronischen Prozess verarbeitet, Erinnerungen zu Termi-
     Die heutige FMA ist aus mehreren Fusionen hervorgegan-         nen und Fristen können automatisch in dem Portal den
     gen, sodass jeder Bereich eine eigene Ablage, eigene IT-       Akteuren kommuniziert werden. Quasi per Klick erhalten
     Lösungen und heterogene Technologien im Einsatz hat. Aus       alle in diesem Prozess involvierten FMA-Mitarbeiter einen
     diesem Grund wollte die FMA ein zentrales IT-System für alle   Status über die einzelnen Akteure, deren Fristen etc.
     internen Bereiche schaffen, um die internen Prozesse und       Gleichzeitig werden die ausgetauschten Daten und Infor-
     Abläufe effizienter und auch effektiver zu gestalten, indem    mationen im CRM wie auch im Dokumenten-Management-
     –– veraltete und heterogene Technologien durch eine            System der Lösung verarbeitet und gespeichert.
        neue, zentrale Lösung ersetzt werden,
     –– alle Mitarbeitenden – mit verschiedenen Zugangsbe-          Die Finanzintermediäre ahnen von alledem nichts; sie se-
        rechtigungen – eine gemeinsame Sicht auf die vorhan-        hen eine nutzerfreundliche As-a-Service-Lösung, auf die
        denen Informationen haben,                                  man schnell und einfach zugreifen kann.
Trendthema kCRM   29

4. Trendthema kooperatives CRM

KOOPERATIVES CRM: WERT FÜR DEN KUNDEN                          Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen rücken die
SCHAFFEN                                                       Wertschöpfungskette und die damit verbundenen Kun-
Die Ansprüche der Kunden steigen stetig sowie der              denmanagementaktivitäten verstärkt in den Fokus der Be-
Konkurrenzdruck innerhalb der Branchen. Die Un-                trachtung. Es ist längst nicht mehr ausreichend, qualitativ
ternehmen bekommen die Auswirkungen dieser                     hochwertige Produkte und eine breite Service-Palette
Entwicklung hautnah zu spüren. Wie können sie                  anzubieten. Vielmehr gilt es, Trends zu erkennen, Kunden-
damit umgehen? Kooperatives CRM stellt eine                    bedürfnisse zu antizipieren und diese systematisch in
mögliche Lösung dar: Über unternehmensübergrei-                entsprechende Angebote umzusetzen. Dies bedingt eine
fende Abstimmung der Kanäle und langfristig aus-               umfassende Kundenkenntnis sowie die konsequente Aus-
gerichtete Kooperationen mit anderen Organisati-               richtung aller wertschöpfenden Prozesse auf die Be­
onseinheiten können den Kunden konsistente                     dürfnisse der Konsumenten. Ziel ist es, kundenrelevante
Erlebnisse geboten und ihre Bedürfnisse individu-              Mehrwerte zu schaffen und durch Massnahmen wie Indivi-
ell adressiert werden.                                         dualisierung, Cross- und Up-Selling den Kundenwert für
                                                               das Unternehmen zu maximieren (Almquist et al., 2004;
Die letztjährige Studie Swiss CRM 2013 hat es gezeigt: Der     Duffy et al., 2004; Kracklauer et al., 2004).
Konkurrenzdruck auf die Unternehmen steigt. Gesättigte
Märkte, stetig sinkende Margen bei gleich bleibenden Kos-      Der Kunde als Taktgeber im Wertschöpfungs­
ten sowie gestiegene Ansprüche der Konsumenten und             prozess
sich ständig wandelnde Kundenbedürfnisse stellen Unter-        Die verstärkte Orientierung am Kunden und die umfassende
nehmen vor neue Herausforderungen (Hannich et al.,             Ausrichtung auf dessen Bedürfnisse verlangen ein Umden-
2013). Erfahrungen mit Praxispartnern am Institut für Mar-     ken in Bezug auf die wertschöpfenden Prozesse. Statt aus-
keting Management zeigen, dass es trotz intensiver Bemü-       gehend vom Unternehmen (Push-Strategie) erfolgen Pro-
hungen für Unternehmen schwierig geworden ist, Kunden          duktion und Absatz nachfrageorientiert (Pull-Strategie), das
zu binden und gleichzeitig langfristig profitable Beziehun-    heisst, der Kunde «steuert» den Wertschöpfungsprozess
gen zu erreichen. Speziell die zunehmende Austauschbar-        (Kracklauer et al., 2004). Funktionale Grenzen verlieren dabei
keit von Produkten und Dienstleistungen und die durch          zusehends an Bedeutung (Bruhn, 2013). Gleichzeitig tritt die
Informationstechno­logie bedingte Transparenz der Märkte       unternehmensübergreifende Zusammenarbeit mit weiteren
führen zu einer erhöhten Wechselneigung der Konsumen-          Akteuren wie Zulieferer oder Vertriebspartner stärker in den
ten und zu einem Verlust der Kundenloyalität. Vielfach kön-    Vordergrund (Cäsar & Heutschi, 2003).
nen Unternehmen die Herausforderungen nicht mehr allei-
ne meistern. In der Schweizer Versicherungsbranche ist es      Der nachfolgende Case von Hilti legt dar, wie das Unter-
z.B. bereits die Regel, dass weniger als die Hälfte der Neu-   nehmen seinen Kunden durch die Abstimmung verschie-
verträge über den eigenen Aussendienst abgeschlossen           dener Vertriebskanäle ein einheitliches Kundenerlebnis er-
werden.                                                        möglicht.
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