IBV - INFO Ikebana - Bundesverband e.V - Jahrgang 30 Nr. IV August 2010 - Ikebana-Bundesverband eV
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Liebe Ikebana-Freunde und – Freundinnen, Mit Benimm- und Maßregelun- ren zu gefallen, eher um deine gen kann man heutzutage eigene Achtung nicht zu ver- keinen Stich mehr machen, verscherzen H eute halten Sie die erste INFO-Ausgabe unserer neu gewählten Redakteurin in Knigge ist out. Aber beim Be- richten über die Samurai aus dem alten Japan und deren Tu- So werden Zitate aus dem 18. Jahrhundert wieder modern und umsetzbar – der Weg ist Händen. Renate Haskert- genden werden die Jugend- natürlich weit, aber die ersten Riechel hatte sich in der letzten lichen hellhörig. Toleranz, Ach- Schritte sind getan. INFO vorgestellt. tung, Ehrerbietung, Aufmerk- Ein gewisses Maß an Herzlich willkommen im Team! samkeit, Rücksicht bekommen Beharrlichkeit ist unerlässlich. wieder einen Stellenwert. Dass Els Schnabel hat sich mit einem diese ‚coolen‘ Ritter auch an Die Pferdebremse lachenden und einem wei- Ritualen wie der Teezeremonie geht doch vom Strohhut nicht nenden Auge verabschiedet, und dem Blumenstecken weg wie sie selbst schrieb. Sie hat teilgenommen hatten, wirkt bei dieser Hitze. ihre Kreativität und ihr Können noch etwas fremd. Aber beim eingebracht. Sie hat die INFO Führen eines Holzschwertes mit Diese drei Sommerhaiku modernisiert und farbiger vorgegebenen Regeln wird verdeutlichen die Stimmung gestaltet. Dieses hat sich durch schnell klar, was mit Disziplin beim Umgang mit immer die langjährige Beschäftigung erreicht werden kann. Dabei schwieriger werdenden Kindern mit dem Medium PC gesteigert. geht es selbstverständlich nicht (-oder sind es doch die Sie hat uns viel von ihrer um den äußeren sondern um Erwachsenen, die die Welt nicht Freizeit geschenkt. Manchmal den inneren Kampf. mehr verstehen?) in dieser liefen die Drähte heiß ob der Zu erleben, wo die eigenen hitzigen Zeit. langen Telefonate zwischen Grenzen sind und dass uns, neue Ideen und Visionen achtsames und diszipliniertes a) Die Hilflosigkeit wurden ausgetauscht. Arbeit Arbeiten schneller zum Ziel b) Die Hoffnung verbindet; aus Ämtern werden führen. Mit dieser Einsicht c) Die Beharrlichkeit Freundschaften. gewinne ich als Trainerin und Diese werden gepflegt , auch sogar als Frau wiederum Soeben zieht ein Sommer- ohne Amt! Respekt und Anerkennung. Es gewitter auf, Donnergrollen, baut sich eine positive Blitze erhellen die Nacht. Die Der lang ersehnte Sommer ist Wertschätzung auf, die zum Hitze des Tages verflüchtigt endlich da – mit einer Wucht, Ziel hat, den Selbstwert der sich mit einer angenehmen kaum zu verkraften. Jugendlichen (die oft ziel- und kühlen Brise und dem Geruch Nach der fülligen Blütenpracht maßlos, desorientiert sind) zu von frisch gemähtem Gras und im Juni scheint durch die Hitze stärken bzw. überhaupt zu er- feuchter Erde. alles ausgeblichen zu sein. kennen, denn hinter ihrer Großspurigkeit und Coolness Jetzt kann ich aufatmend ab- Dort steht die Hacke sind sie oft sehr hilflos. schalten, meine Gedanken- doch niemand ist zugegen gänge und den PC – mit den bei dieser Hitze. Dem Blattwerk hat Worten von Jean-Jacques sich entwunden die Gurke Rousseau, die zum Thema Die letzten Arbeitstage stehen bei dieser Hitze. Respekt passen: an vor den Sommerferien in „Es ist wertvoller, stets den Baden-Württemberg. Als Trai- Hier kann ich doch Adolph Frei- Respekt der Menschen als nerin muss ich mich danach herr Knigge ins Spiel bringen, gelegentlich ihre Bewunderung richten. Ein interessantes der in seinen Schriften zum zu haben.“ Schulprojekt hatte ich über- „Umgang mit den Menschen“ nommen und geht dem Ende formulierte: Einen heiteren Sommer! zu. „Respekt“ heißt die Aktion, • Achte dich selbst, wenn Herzlichst, Ihre die ich mit pubertierenden du willst, dass andere Siebt- und Achtklässlern an dich achten sollen. Gaby Zöllner-Glutsch einer Realschule durch- • Handle gut und anstän- Präsidentin führte. dig, weniger um ande- 2
INHALT Fotos Mantelseite: s. Beiträge im Heft 01 Präsidiumsbrief 02 Ausstellungen FRÜHLING UND MUTTERTAG in Gernsheim 04 JAPANISCHE IMPRESSIONEN in Berlin 06 KUNST AM FELSENMEER 08 Seminare/Workshops BAMBUS-Workshop in Ingelheim 09 Gestalten in selbst gefertigten Bambusgefäßen 10 30. EOTA-Seminar 2010 in Spa in Belgien 12 Abenteuer Farbe erleben - gestalten 15 In jeder Schule ein weiter Weg, Ikenobo in Biberach 18 Naurod - Seminare Seminar 1: Ikebana auch für Kinder, 1. Dt. Ikebanaschule 20 Seminar 7: Holz im Farbenspiel, Stuttgarter Schule 23 Informationen Schulsprecherwahl in Naurod 26 Förderung von Ikebana-Ausstellungen 26 Termine: Seminare / Workshops/ Unterricht 27 Auf zu neuen Ufern Foto: Els Schnabel, gesehen auf der BUGA in Schwerin 3
Himmel, Mensch und Erde Ausstellung – Gernsheimer Ikebana Study Group zeigt im Peter-Schöffer-Haus Dekorationen zu Frühling und Muttertag G ERNSHEIM. Mit zwei aus- gedienten Metallkleider- bügeln vervollkommnete Gisela Unter dem Motto „Frühling und Muttertag“ hatte die Ikebana Study Group Gernsheim von Stiefmutter“ und „Mikado“ waren dabei entstanden. Einige waren zierlich und fili- Jost am Samstagnachmittag ihr Freitag bis Sonntag ins Hei- gran, bei anderen ragten me- Blumenarrangement. „Die Ike- matmuseum im Peter-Schöffer- terhohe Bambusstäbe vom bana-Leute können alles ge- Haus geladen. Dort zeigte sie Boden weit in Richtung brauchen“, scherzte sie selbst, verschiedene Dekorationen und Decke. Manche waren in als sie die verbogenen Bügel einige Künstlerinnen führten dezenten Farbtönen gehalten, um Kerzenleuchter herum- zudem vor, wie Ikebana-Ge- andere leuchteten in bunten drapierte und für ihre Tisch- stecke entstehen. Vier Tage Farben. „Das Gestalten war dekoration – nach der japani- lang hatten sowohl Lehrer als ein Vollzeitjob“, erzählte Heidi schen Art des Blumenarran- auch Schüler der Study Group Gierschewki begeistert und gierens entstanden – sponta- Gestecke für die Ausstellung im ergänzte: „Das macht Spaß, nen Beifall der etwa zwei Heimatmuseum gefertigt. Kuns- da werden Endorphine frei!“ Dutzend Zuschauer erntete. werke mit Namen „Zunehmen- der Mond“, „Schneewittchen- 4
Grasmond-Schule ist recht Eine weitere Dekoration fertig- modern te Jost aus blühenden Weiß- dornzweigen an. „Ich habe mir „Ikebana können Sie themen- etwas Schwingendes, Leichtes bezogen machen“, berichtete vorgestellt, das über den Rand die Leiterin der Gernsheimer des Gefäßes hinausgeht“, er- Ikebana Study Group. Das sei zählte die Gestalterin und such- der Vorteil der sogenannten te sich aus mehreren Zweigen Sogetsu-Schule, was übersetzt zwei passende, luftig wirkende „Grasmond-Schule“ heiße. Die- aus. „Ein schöner Zweig allein se Schule sei recht modern und zeigt schon die Schönheit der lasse freie Arbeiten zu. Tisch- Natur“, schwärmte sie. Zum dekorationen standen am Abschluss ihrer Arbeit rundete Samstagnachmittag im Mittel- sie das Gesteck mit Blüten und punkt der Vorführung. Die He- Knospen der Japanrose ab und rausforderung dabei ist, das setzte zudem winzige, aus Pa- Arrangement so zu gestalten, pier gefaltete Kraniche auf die dass es von allen Seiten be- Zweige. „Wenn ich ein Gesteck trachtet werden kann. Schließ- zum Geburtstag verschenke, lich werde Ikebana normaler- dekoriere ich es gern mit Krani- weise hauptsächlich von einer chen. Sie bedeuten ein langes Seite, von vorne, angeschaut. Leben“, erläuterte sie. „Wir arbeiten mit floralen und Kirstin Gründel Aus: Ried Echo non-floralen Materialien“, erklär- Foto: Robert Heiler te Gierschewski. So werden Mit Dank für die Genehmigung neben Blättern, Blüten, Stän- geln und Zweigen auch Eisen, Drähte, Bastbänder und andere Materialien für die Gestecke verwendet. Auch die Vasen und Schalen werden in die Kunst einbezogen. „Bei unserem Thema Muttertag stehen natürlich Blumen im Vordergrund“, führte Gier- Fotos: Renate Haskert-Riechel schewski aus. Auch Jost widmete sich in ihrer ersten Dekoration, die sie vor den Zu- schauern anfertigte, Blättern des Aaronstabes, die es derzeit noch üppig in der Natur gibt, sowie Maiglöckchenblüten und -blättern. „Ein Ikebana-Arrangement be- steht immer aus drei Linien: Himmel, Mensch und Erde“, erklärte Jost während des Ge- staltens. Wichtig bei der Tisch- dekoration sei darüber hinaus, das Gesteck flach zu halten, damit ein Betrachter seinem Gegenüber in die Augen sehen kann. Auch sollten verschiedene Eta- gen hergestellt werden. „Die bringen später Lebendigkeit in das Arrangement“, so Jost. 5
Japanische Impressionen Künstler der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Berlin e.V. stellen sich vor D ie Deutsch-Japanische Gesellschaft Berlin e.V. (DJG) hat eine Tradition von 120 Jahren und zählt zur Zeit 650 Mitglieder, zu denen viele deutsche und japanische Künstler gehören. Frau Marianne Pucks, die u.a. auch Mitglied der DJG ist, hatte die Idee, Mitglieder, die sich mit Ikebana, Malerei, Keramik, Textilkunst und anderen Kunstgattungen beschäftigen, in einer gemeinsamen Aus- stellung zusammenzuführen. In dieser Ausstellung sollte der eigene, ganz spezielle Blick der beteiligten Künstler auf das Land im Fernen Osten deutlich werden. Die Ausstellung wurde maßgeblich von Frau Marianne Pucks gestaltet, in Zusammenarbeit mit der Botschaft von Japan in Deutschland und dem Be- zirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin. Am 19. März wurde im Gutshaus Steglitz, vielen bekannt unter dem Namen „Wrangelschlößchen“, die Ausstellung feierlich eröff- net. Musikalisch umrahmt von Meister Ikkei Hanada, der eine Shakuhachi spielte, eine traditionelle japanische Bambusflöte, die mit ihrem zarten, meditativem Klang die passende Einstimmung für die nachfolgende Er- öffnung war. Am Samstag und Sonntag konnten die Exponate be- sichtigt werden, während sich ein Angebot an Kinder und Jugendliche richtete unter Anleitung von Mit- gliedern des Manga-Clubs der DJG ihre eigenen Mangas zeichnen zu können. 6
Eine Ikebana-Demonstration von Frau Pucks mit einigen ihrer Schülerinnen ( Helga Lohmann-Herweg, Gabriele Preibsch, Rita Sowitz- kat ) rundete dieses Japan-Wochenende ab. Aufgrund der sehr positiven Resonanz durch die zahlreichen interessier- ten Besucher wird es sicherlich eine Wiederholung dieser Art der Aus- stellung geben. Helga Lohmann-Herweg Links und linke Seite: Marianne Pucks Gabriele Preibsch Helga Lohmann-Herweg 7
Kunst am Felsenmeer Malerei, Ikebana und Keramik D ie" 2 Verschachtelten" Uschi Rettig und Dorothea Kürten trauten sich eine Ikebana-Ausstellung zu gestalten. Sie fand statt vom 21.5.-24.5. (Pfingsten) 2010 im Felsenmeer- Informationszentrum Lautertal-Reichenbach (Odw.) An einem gemütlichen Hüttenabend hatte ich, Uschi Rettig (Ikebana), mit Ursula Rettig (freie Malerin aus dem Lautertal), die Idee, eine Aus- stellung - Ikebana zu Bildern - zu arrangieren. Wir holten Dorothea Kürten und ihre Keramiken mit ins Boot. Zu Dritt gingen wir an die Arbeit und bereicherten das Felsen- meer-Informationszentrum mit un- seren Ikebanakreationen zu den großflächigen Bildern von Ursula Rettig. Die Ausstellung war insofern eine Herausforderung, da sie sich in das große Informationsangebot des Felsenmeerzentrums einfü- gen musste. Der Lautertaler Bürgermeister Kaltwasser eröffnete die Ausstellung. Die Laudatio zur Vernissage hielt Frau Silvia Meier, Leiterin des Bibelmuseums in Frankfurt. Wir hatten viele interessierte Besucher mit Nachfragen nach Unterricht und Informations- quellen über Ikebana. Auch die Möglichkeit Ikebana mit Bildern zu kombinieren erweckte bei den Betrachtern Erstaunen und Bewunderung. Die 2 Verschachtelten 8 Uschi Rettig und Dorothea Kürten
Bambus J edes Jahr im März veran- staltet die Study Group Ingelheim Rhein/Main einen Grüner Bambus ist wasserdicht und so war es ein Leichtes, Blumen und Zweige in den Workshop für alle Ikebana- Bambusrohren zu arrangieren. Interessierten. Das zentrale Thema in diesem Jahr war Für die zweite Arbeit wurden Bambus - gespalten. ein oder zwei Bambusrohre Inge Geyer jeweils zu drei Viertel gespal- Nachdem ich das große Glück ten. Eine wunderschöne Skulp- hatte einen Bambusspalter zu tur erhielt man, wenn zwei erstehen, musste er auch ein- gespaltene Bambusrohre inein- mal ausprobiert werden. Jede ander geschoben wurden, was Kursteilnehmerin erhielt eine allerdings schwierig war und Bambusstange mit einem etwas Geduld erforderte; oder Durchmesser von ca. 6 cm. Die einzelne Bambusstreifen Bambusstange wurde in ver- wurden nach außen gebrochen schieden große Teile gesägt. und dienten als Fuß für eine weitere Skulptur oder als Für die erste Arbeit hatte ich Gestaltungselement. schon mehrere Bambusstreifen verschiedener Längen vorberei- Es sind wunderschöne Arbeiten tet, die vorsichtig gebogen und entstanden, aber wir haben zusammen gedrahtet wurden. festgestellt, dass es eine Einige Bambusstreifen waren schwere Arbeit ist, den Bambus rot eingefärbt. Die so bearbei- zu spalten und anschließend zu teten Bambusstreifen haben wir biegen. Glücklicherweise hatten mit den Bambusrohren kombi- wir männliche Unterstützung. niert. Gisela Jost, Chairman Gisela Jost EllenPraß Monika Schreiner 1 9
Gestalten in selbst gefertigten Bambusgefäßen Gartenworkshop nahe Berlin am 26.06.2010 E s war einer der ersten wirklich schönen Sommer- tage, an dem Chryssoula Das Material waren dicke Bambusstangen, jede rund zwei Meter lang und einige bis zehn Maravelia-Forst (Ohara-Schule) Zentimeter dick. Mit Säge, die Teilnehmer am Workshop Hammer und Stechbeitel und „Bambus“ in ihren Garten Schmirgelpapier wurde gearbei- einlud. Zwölf Ikebana-Freun- tet. Die Schüler von Chryssoula dinnen und –Freunde waren der Maravelia-Forst kennen sich Einladung gefolgt und sie seit einigen Jahren und hatten arbeiteten mit großer Freude harmonische Teams gebildet, bis zum späten Nachmittag. bei denen es eine Freude war, ihnen beim Herstellen der Ge- Es waren Schüler der fäße zuzusehen. Gastgeberin, die gern von der großen Erfahrung mit dem Weil die Gastgeberin aus faszinierenden Material Bam- Griechenland stammt, gab es bus profitieren wollten, das die zur Freude der Mitwirkenden Lehrerin der Sogetsu-Schule ein landestypisch-griechisches Ramona Becker mitbrachte. Mittagessen (das beste Mussakas weltweit!). Frau Becker begann dann auch gleich am Morgen mit einer Danach begannen die Arbeiten Einführung über Bambus. Sie an den Arrangements. Das hatte viele Bilder und Literatur Material bestand aus ver- mitgebracht, um ihren Vortrag schiedenfarbigen und verschie- zu einem Erlebnis werden zu denen Sorten Anthurien. Dazu lassen. große Hostablätter, Mohnkap- seln und Zweige. Ramona Becker Anschließend wurden Gruppen gebildet. Die Gruppen verteilten sich im großzügigen Garten und begannen mit der Arbeit. Frau Ramona Becker hatte mit Absicht der Kreativität freien Raum gelassen. Es war ihr wichtig, dass die Teilnehmer mit dem Material Bambus vertraut wurden und trotzdem den Mut zum Experimentieren hatten. Deshalb schrieb sie die Gestaltung der Gefäße nicht vor, was sehr gut gefiel. Kurze, lange, stehende, liegende und schräge Gefäße waren die Folge. 10
Chryssoula Maravelia-Forst Interessant war es zu beobachten, wie die Arbeiten von beiden Schulen beeinflusst wurden. Die beiden Lehrerinnen halfen in den Gruppen, gaben Hinweise und Tipps, jede auf ihre Weise und nach ihrer Schule. Irgendwann waren dann alle Gruppen fertig und die Frauen Ramona Becker und Chryssoula Maravelia-Forst zogen gemeinsam mit den Schülern ein Resümee zu jedem der kleinen Kunstwerke. Fast überflüssig zu erwähnen, wie gern dann diese kleinen Kunstwerke mit nach Hause genommen wurden… Fotos: Ramona Becker 11
30. EOTA-Seminar 2010 in Spa in Belgien – 2. Woche E ingefangen von der Faszi- nation Ikebana - es war wieder eine herrliche Woche! Herborisieren in der weiteren Umgebung gegeben. „In this case…“, das war ein Einfach super! Das 30. EOTA- häufig benutzter Satz unserer Seminar (European OHARA verehrten Lehrer aus Japan. Mit Teachers Association) wurde viel Feingefühl, Achtung vor vom belgischen Chapter in Spa den Pflanzen und der Wert- organisiert. Die Aschewolke des schätzung der Vorstellungen isländischen Vulkans hatte sich des Arrangeurs haben beide verzogen und die Anreise der nach ihren Vorführungen die 68 Teilnehmer und Teilnehme- Teilnehmerarrangements der 9 rinnen war problemlos, letztlich Workshops in zwei Gruppen Von links nach rechts: Prof. Akihiro Nishi, Prof. Koji auch für solche, die ursprüng- präzise korrigiert. Dieses exzel- Kanamori, M. Aiba lich in der ersten Woche kom- lente Team wurde unterstützt Arbeitsatmosphäre men wollten. von Frau Aiba vom Headquarter in Tokio. Darüber hinaus boten Das Tagungshotel Solcress ist die unterschiedlichen Arbeitser- umgeben von grüner Land- gebnisse der Teilnehmer Denk- schaft. Gerade in den Früh- anregungen für das eigene lingstagen vom 25. April bis 2. Ikebana-Schaffen. Mai wuchs die Natur kraftvoll. Wie die Präsidentin Greta Ver- Die besonders schöne, harmo- voort in ihrer Begrüßung er- nische Atmosphäre entstand wähnte, stand die Farbe „Grün“ durch die reibungslose Zusam- in Anlehnung an das japanische menarbeit im EOTA-Vorstand. Verständnis von „Midori“ im Greta leitete fröhlich und Zentrum des diesjährigen Ike- gelassen durch das Seminar. bana-Schaffens. Ihr Team waren die geborenen Rimpa >> Heinzelmännchen: unmerklich Die fantastische Demonstration wurden alle Arbeiten getan, wie Realistische Landschaft von Vizepräsident Prof. Koji Kanamori unter der Assistenz von Prof. Akihiro Nishi verzau- berte die Zuschauer und gab einen Querschnitt durch das Programm der Ohara-Schule. Frau Generaldirektorin Wakako Ohara eröffnete das Seminar der zweiten Woche. Sie stellte u.a. heraus, dass die Entschei- dung jedes Einzelnen für Ikeba- na eine Lebensentscheidung ist und brachte es auf den Punkt, dass beim Arrangieren sehr viel Kraft von den Blumen auf den Arrangeur übergeht. … Und Blumen gab es in Hülle und Fülle und vom Feinsten! E- benso war die Möglichkeit zum 12
Materialmanagement, Gefäße- Verwaltung, die gesamte Orga- nisation einschließlich des Aus- flugs! Einfach professionell! Auch im Tagungszentrum war alles bestmöglich organisiert. Selbst ein Abfallwagen, der vom Haus geleert wurde, sowie zusammentreffen, sind das die Blumeneimer standen griff- voneinander Lernen, interes- bereit. Lieve van den Heuvel sante Gespräche und fröhliche hatte für alle Teilnehmer 150 Stunden angesagt. An einem große Herborisierungstücher Abend fand die General- mit viel Liebe genäht – 5 bis 6 versammlung statt, an einem Präsidentin Greta Vervoort Monate Arbeit! Ein Mammut- anderen Abend hat Mauro K. Dienst! Bemerkenswert und zu Graf mit seinen Mailänder Eliane Gagneux, Wakako Ohara bewundern ist auch die sprach- Kollegen Hongatte und Gya- liche Kompetenz des belgi- kugatte spaßig erklärt und schen Teams. Unterschiedliche dargestellt und als ein weiteres Sprachen – kein Problem. Die Abendprogramm die selbst Verständigung war immer gege- hergestellten Masken in einem ben! Hierzu hat auch Eliane pantomimischen Spiel vorge- Gagneux beigetragen, die bei führt. Auch der fröhliche Abend den offiziellen Gelegenheiten am Freitag, an dem sich jeder ins Französische übersetzt hat. verkleiden konnte (und auch fast alle dem Vorschlag Wenn Menschen aus folgten), wurde zu einer Lach- verschiedenen Kulturen und Parade! Lustige Sketche von über 14 Ländern mit einer den Schweizern, von den gemeinsamen Leidenschaft Teilnehmern aus Guadeloupe und Martinique, von Brenda 13
Thorpe und von Mr. Nishi Moribana Farbschema Goshuike strapazierten die Lachmus- keln. Ein gelungener Abend, zu dem jeder beitrug. Ebenso war der gemein- same Ausflug am Samstag ein Erlebnis und bot Raum für interessante Gespräche. Wir besichtigten die Bleikristall-Fabrik Val Saint Lambert, die alte Univer- sitätsstadt Leuven und statteten Brüssel einen Besuch ab. Eine gelungene Überraschung war das Abendessen im Restaurant des Atomiums. Auch dieser Tag wurde zu einer fröhlichen Zeit zusammen mit alten Freunden, die man schon viele Jahre kennt, und neu gewonnenen Bekannten in der OHARA- Familie. Alle freuen sich schon auf das nächste gemeinsame Seminar im Szenische Landschaft Herbst des nächsten Jahres. Ich bin immer noch voller Glücksgefühle und froh über die so sehr schöne gemeinsam erlebte Zeit – in großer Dankbarkeit für alle, die zu dem Gelingen beigetragen haben. Annelie Wagner 14
Abenteuer Farbe erleben – gestalten Ohara-Ikebana-Seminar des Frankfurt-am-Main Chapters in Vallendar am 19. und 20.06.2010 unter der Leitung der Präsidentin Frau Inge Lehnert E minar ndlich wieder einmal ein Wochenend-Ikebana-Se- in der Jugendbil- dungsstätte Sonnenau in Vallendar! Das Thema des Seminars war "Abenteuer Farbe erleben – ge- rechts: Jiyubana in blauem Gefäß stalten". Form und Farbe gehö- ren zusammen und können als Ort betrachtet werden, wo Geist unten: Traditionelles Color- und Universum sich begegnen. Scheme-Arrangement In der Natur sind Form und Farbe optimal aufeinander abgestimmt. Im Seminar sollte die Farbe Blau besonders he- rausgestellt werden. Sie ist sehr beliebt und mit ihr werden Ei- genschaften wie Ruhe, Sicher- heit, Entspannung, Kälte, Klar- heit, Melancholie, Sehnsucht, Distanz, Stille, Tiefe, Harmonie verbunden. Lapislazuli und Indigo waren die wichtigsten Farbmittel für die Blaufärbung. Insbesondere Lapislazuli als Edelstein sorgte für große Wertschätzung der Farbe Blau. In der Kultur treffen wir auf Begriffe wie "Blaues Licht", "Blaue Grotte", "Blaue Stunde", vor allem stellt die "Blaue Blume" ein beliebtes Motiv in der Dichtung dar. Die erste Ikebana-Arbeit be- stand in der Gestaltung des Traditionellen Color-Schemes- Arrangements mit Iris tectorum. Blätter und Blüten der Iris tec- torum wurden nach geltenden Regeln in shippos angeordnet. Es kam darauf an, die Schönheit natürlich gewach- sener Iris-Blätter zu zeigen. Für die Füller-Gruppe wurde gelber Löwenmaul und Asparagus umbellatus für die kyaku- Grup- pe verwendet. Dabei bildete das Grün des Asparagus eine wundervolle Farbwirkung 15
Ohne Frau Lehnerts ausführ- Am Sonntag wurde zum Ab- liche einfühlsame Korrektur wä- schluss ein jiyubana in blauen ren nicht diese begeisternden Gefäßen der unterschiedlichs- Arrangements entstanden. Ihre ten Formen aus Keramik oder faszinierenden Ergänzungen, Glas gearbeitet. Es konnten Iris, Änderungen und anregenden Irisblätter, rosa und lila Wicken, Ideen verwiesen gleichwohl auf Rosen, Lilien, Hortensien, Pe- die vielen Aspekte der Farbe rückenstrauch, Funkienblätter, Blau. Wie viele Ausarbeitungen Scheinbuche, Aloe, Frauen- und Vorarbeiten vorab erforder- mantel, Quitte, Ahorn u.a. ver- lich waren, lässt sich kaum wendet werden. Es entstanden mit den blauen Iris-Blüten und ermessen. Wir danken Frau mannigfache Kreationen mit dem gelben Löwenmaul. Der Lehnert von Herzen für dieses raffiniertem Farbreigen in Har- Kontrast von Blau und Gelb war nachhaltig beeindruckende monie oder Kontrast zum Blau nicht zu grell. wunderbar blaue Seminar. des Gefäßes als Blickpunkt. Richtig blau mit den verschie- densten Blautönen wurde es beim Farbschema-Moribana mit fünf Materialien (go shu ike). Delphinium mit seiner geraden Wuchsform wurde von allen als Hauptmaterial verwendet. Auf diese Weise war die Form des Arrangements im Aufrechten Stil festgelegt. Die weiteren Materialien (z.B Limonium, Knäuel-Glockenblume, Scabi- ose, Veronika, Iris, Hortensie, Funkienblätter) konnte jeder nach eigenem Empfinden auswählen. Dabei bildete die Festlegung der Reihenfolge der ausgewählten Blumen unter gleichzeitiger Berücksichtigung ihrer Größe, Struktur und Form den Schwerpunkt beim Arran- gieren. Die resultierenden Ar- rangements bildeten ein un- glaubliches blaues Blütenmeer, so dass man im Blau "baden" konnte. Mit Blättern der Iris tectorum wurde dann eine Landschaft interpretativ dargestellt. In einer länglichen Schale wurden sie in einer Reihe angeordnet. Sie erhielten Bewegung durch unterschiedliche Neigung nach unten, aber auch durch leichte Ausrichtung nach hinten und nach vorne, ohne der Arbeit viel Tiefe zu verleihen. Man konnte sich einen Ufergürtel vorstellen, dessen Untergrund durch Hatiora (Keulen-Binsenkaktus), einer Kaktusart von schmal buschigem Wuchs, gestaltet war. Und blaue Wellen durchspülten diesen Uferrand in Form von blauen Irisblüten. 16
Und es war wunderbar, den Samstagabend in gemeinsamer Runde verbringen zu können. In diesem Rahmen ergingen auch Gratulationen an vier Chapter- Mitgliedern, die auf ihrem Ike- bana-Weg ein weiteres Diplom der Ohara-Schule erhalten ha- ben. Herzlichen Glückwunsch aber auch an die Präsidentin und Ehrenpräsidentin des Chapters. Beide feiern in die- sem Jahr einen halbrunden Geburtstag. Hannedore Born Präsidentin bis heute erfahren tionskunst das Team des konnte zwar am Seminar nicht hat, zeigte sich einmal mehr. Hauses scheinbar mühelos teilnehmen, jedoch wurde ihr Durch dieses Ikebana- alle Unwägbarkeiten und Verdienst, die Gründung des Seminar wurde der Sommer Schwierigkeiten bewältigte! Frankfurt-am-Main-Chapters herbeigezaubert. Und wir Welche Arbeit tatsächlich der Ohara-Ikebana-Schule im wussten es dieses Mal be- damit verbunden war, dass Jahr 1986, hervorgehoben. sonders zu schätzen, dass wir sich jeder einzelne im Haus Welchen Erfolg das Chapter in Vallendar sein durften. War wohl fühlen konnte, ließ sich sowohl unter ihrer als auch doch das Haus Sonnenau nur ahnen. Dem Team mit unter der Leitung der jetzigen wegen Feierlichkeiten zum allen Helfern ein ganz dicker 100-jährigen Priesterjubiläum Dank dafür! von Pater Kentenich überbe- Dr. Bärbel Hollmann legt. Mit welcher Organisa- Go shu ike 17
In jeder Schule ein weiter Weg vorzutreiben und auch nach “ikenobofähigen“ Gefäßen Ausschau zu halten. Die Vorbereitungen von Frau Kessenbrock waren jedoch E s ist schon seit langem Tra- dition in Biberach, dass wir hiesigen Ikebanisten, die wir auch nicht gering und so konn- ten wir am Freitag, dem 19. 3., ein gut gefülltes Auto vor der fast ausschließlich der Sogetsu- Biberacher Volkshochschule Schule angehören, uns hin und entladen. Zum Vorschein ka- wieder auch mit anderen men wunderschöne Gefäße, die Ikebanaschulen beschäftigen. glücklicherweise alle den Das Wochenende 19. / 20. Transport von Berlin nach März nun, glücklicherweise Biberach heil überstanden erstmals mit spürbarer Früh- hatten, sowie jede Menge an- lingswärme nach diesem lan- sprechendes Blumenmaterial. gen Winter, stand diesmal ganz im Zeichen von Ikenobo, der Da um 18 Uhr die angesetzte ältesten der Ikebana-Schulen. öffentliche Demo von Frau Kessenbrock stattfinden sollte, Ein Blick in unsere Chronik gab es im Laufe des Nach- zeigt, dass bereits im Jahr 1970 mittags noch viel zu tun, denn Frau Pointner-Komoda, die gerade Ikenobo-Arrangements heute, wenn man so sagen will, sind, wie jeder weiß, der jemals eine “Ikenobo-Institution“ dar- beim Entstehen zuschauen stellt, bei uns in Biberach weilte, durfte, äußerst zeitaufwändig. und auch in den drei darauf Ich hatte das große Glück, Frau folgenden Jahrzehnten immer Kessenbrock bei ihren Vorbe- wieder Veranstaltungen mit reitungen helfen zu dürfen, und Ikenobo-Lehrkräften in Biberach konnte so dank ihrer fachlichen stattfanden. Kompetenz und Einfühlsamkeit von diesen Stunden sehr profi- Unser Gast diesmal war Frau tieren, lernte ich doch einige Bärbel Kessenbrock, eine er- Kniffe und erhielt Tipps, die fahrene Ikebanalehrerin, die in mich künftig gleich mit anderen Berlin ein eigenes Ikebanastu- Augen auf Ikenobo-Arrange- dio besitzt und die, um hier ihre ments blicken lassen. Leider eigenen Worte zu gebrauchen, blieb ihr bis zum Beginn der mittlerweile täglich die “Schere abendlichen Demo nur wenig in der Hand“ hält. Zeit für einen Blick auf die Sie hatte es sich zur Aufgabe Biberacher Altstadt und ein gemacht uns das “Shoka“ näher Tässchen Kaffee. zu bringen. Für alle “Unwissen- den“, wie wir das größtenteils Die einleitenden Begrüßungs- zuvor auch waren, gleich die worte unserer Vorsitzenden, passende Kurzerklärung: Shoka Frau Margrit Schiffer, beschrie- = gestellte, lebendige Blumen, ben die Bewunderung, die viele die aus einem Fuß emporkom- von uns oftmals empfinden, men. wenn sie diese eleganten, kunstvollen Ikenobo-Arrange- Bis es jedoch so weit war, dies ments auf großen Ausstellun- in die Praxis umzusetzen, galt gen erleben dürfen, und waren es Diverses vorzubereiten, so ein guter Auftakt für die uns und z.B. nach einer vorab postalisch den interessierten Zuschauern erhaltenen Anleitung geeignete dann durch Frau Kessenbrock Zweige zu suchen, diese etwas dargebotene Praxis. 18
Frau Kessenbrock erwies sich als wohlwollende, strenge Lehrerin, die uns unermüdlich zu korrektem Arbeiten anleitete. Bei der weitestgehend freien Form “Shoka Shinputai“ konnte festgestellt werden, dass diese Form vielen von uns aufgrund unserer anderen Schulzugehö- rigkeit mehr entgegenkam und als leichter umsetzbar empfun- Insgesamt acht Shoka- den wurde. Arrangements, beginnend mit Nur durch eine kurze Stärkung einfacher wirkenden, bis hin zu zur Mittagszeit unterbrochen, einem dieser “Kunstwerke“ am arbeiteten wir bis zum späten Schluss, jeweils arrangiert in Nachmittag und konnten dann traumhaft schönen Gefäßen, dank der umsichtigen und ge- waren ein Genuss. Begleitend duldigen Hilfestellung von Frau erhielten wir Informationen und Kessenbrock doch auf einige Erklärungen zur Ikenobo-Schu- ganz respektable Arrangements le, dem “Shoka“ sowie zu den blicken. verwendeten Materialien. Die- Wir sind uns nach diesem ser gelungene Abend erzeugte Workshop umso mehr bewusst, bei uns Vorfreude auf den dass es in jeder Schule ein wei- Workshop am darauf folgenden ter Weg ist, der zu richtigem Samstag. Können führt, und wir werden kunstvolle Ikenobo-Arrange- Nach einer theoretischen ments auf Ausstellungen Einführung in das Shoka, mit weiterhin bewundern. Schwerpunkt “Shoka Sanshui- ke“ und “Shoka Shinputai“ ar- Der Abend dieses intensiven beiteten neun interessierte Da- Arbeitstages klang aus mit men dann am Samstag an ihren einem ganz besonders zuberei- Plätzen, in einem Raum voller teten Abendessen samt Blumen und blühender Zweige. kulturellem Begleitprogramm im Alles duftete nach Frühling. gastlichen Hause Lanz, wofür wir unserer Helene nochmals Viele stellten schnell fest, dass herzlich danken. es für uns als “Schulfremde“ gar nicht so leicht war, ein korrektes Abschließend bleibt nur zu Arrangement, speziell bei der sagen, dass es eine Freude fest geregelten Form “ Shoka war, Frau Kessenbrock zwei Sanshuike“, zu erstellen und so Tage hier bei uns zu haben, manche schauten in den verteil- von ihr zum einen zu lernen und ten Unterlagen nach oder zum anderen den Blick auf eine sausten ins Foyer der VHS, wo weitere Schule zu schärfen. noch die Arrangements der vor- Für die Biberacher Gruppe abendlichen Demo ausgestellt waren, um nochmals die Abfol- Gabriele Pfalzer ge der Zweige oder die Winkel Fotos: Erika Meyer zu prüfen. 19
Naurod 2010 Seminar1: Größtmögliche Vereinfachung, aber authentisches Ikebana: Das Lehrprogramm der 1. Deutschen Ikebana-Schule - Ikebana auch für Kinder Renate Kronauer, Cornelia Kronauer, Traudl Schulz D er Regen hatte uns auf der Fahrt nach Naurod ver- schont. Im Wilhelm-Kempf- der Ikebana-Siegeszug Deutschland. Auf der Buga 1971 in Köln hatte sie sogar in Haus störte auch das kalte Wet- einen eigenen Pavillon für ter nicht. Mit einem freudigen Ikebana -Ausstellungen, Work- „Hallo“ und herzlichen Begrü- shops und tägliche Vorführun- ßungen von vielen Bekannten gen von April bis Oktober! wurden wir empfangen. Renate Kronauer hatte bereits .. seit 1970 am Gymnasium Wür- Zu dritt hatten wir uns von der selen bei Aachen Ikebana im Stuttgarter Ikebana-Schule für Rahmen des Faches Kunster- das Seminar der 1. Deutschen ziehung unterrichten dürfen und Ikebana-Schule entschieden. damit einen Lebenstraum Edi- Insgesamt vier Teilnehmerinnen tha Leppichs erfüllt. Nach dem waren von dieser Schule, drei Tod ihrer Tante 1992 übernahm von der Sogetsu-Schule. Alle sie deren Ikebana-Nachlass, waren neugierig, wie man soweit er nach der Auflösung Kindern Ikebana näher bringen des Museums Ostasiatischer könnte. Kunst in Linz/Rhein zur Verfü- Als Seminarleiterin fungierte gung stand, und damit auch die Frau Renate Kronauer. Sie Leitung der 1. Deutschen Ike- kannte ich schon von einem bana-Schule. Zum Glück konn- anderen Seminar aus dem Jahr te sie viele Gefäße im Keller 2006. Ihre Tochter Cornelia des Bischöfl. Pius-Gymnasiums assistierte. Frau Traudl Schulz in Aachen, in dem sie inzwi- sollte als Apothekerin auch schen ihre Fächer Latein und noch einen Beitrag leisten. Kath. Religionslehre unterrich- Zuerst berichtete Frau Kronauer tete, unterbringen. Seit 2003, – unterstützt von eindrucksvol- dem Beginn ihres Ruhestan- len Bildern - von ihrer Tante, des, kann sie in der Städt. Editha Leppich, der Gründerin der 1. Deutschen Ikebana- Schule. 1933 war sie nach Chi- na gereist und wurde zur Kunsthändlerin in Chinas Hauptstadt Peking. Beim Ski- fahren in Japan lernte sie Ike- bana kennen. 1955 aber kehrte sie nach Deutschland zurück. In einem Neuanfang eröffnete sie die „Galerie für Ostasiati- sche Kunst“ in Köln mit beson- derem Blickfang „Ikebana“. Dort wurde der 5.5.59 der Grün- dungstag der 1. Deutschen Ikebana-Schule. Mit ihrem eigenen Lehrprogramm und einer Vielzahl von Veran- staltungen, aber auch Publika- tionen im eigenen Ostasia- tischen Kunst- Verlag begann 20
Kath. Europa-Grundschule Schale mit Kenzan, ein Schälchen Lehrprogramm der 1. Deut- Passstraße in Aachen mit Wasser und daneben eine schen Ikebana-Schule unseren, Ikebana-Unterricht erteilen. Schere auf einem Tuch lagen für d.h. den Stuttgarter Grund- Für das Seminar standen uns jeden bereit. formen sehr nahe kommt. zwei Schulungsräume zur Als Einstieg gestalteten wir Danach erhielten wir eine Verfügung. Ein Raum diente entsprechend den Unterrichts- Mumi, eine kleinblütige Chry- der Theorie mit allen schritten - auch für Kinder - mit santheme. Der lange Teil – technischen Möglichkeiten. In drei Tulpen Shin = Himmel; Soe = Himmel - wurde von unten her dem anderen Raum war für Mensch; Hikae = Erde. Dabei mit Knospe geschnitten und die uns der Tisch „gedeckt“: eine konnten wir feststellen, dass das Mitte – Mensch. Der obere kleine Teil – Erde – wurde auf einem zweiten Kenzan getrennt arrangiert. Nach dem Mittagessen diente als Vorbereitung eine Power- PointVorführung über die Erfah- rungen aus dem Ikebana-Unter- richt mit Schülern aus 40jäh- riger Praxis von Renate Kro- nauer. Dabei fällt auf, dass der Unterricht mit Gymnasiasten sich kaum von dem mit Erwachsenen unterscheidet. Ganz andere Probleme stellen sich mit 8-10jährigen Grund- schulkindern, die bereits mit der Handhabung der Schere Schwierigkeiten haben. Aber was für ein Zugewinn von Kompetenzen ist da möglich! Fächerübergreifend werden Sinne, Motorik, Pflanzenkunde, Sprache und vieles mehr geschult. Dabei liegt die Grundschule in einem sozialen Brennpunkt Aachens mit einem hohen Anteil von Kindern aus Migrationsfamilien. Zu Beginn des praktischen Teils erhielten wir Kalebassen als Gefäße und drei Filzblumen. Frau Kronauer verwendet sie bei ihren Schülern aus Kostengründen zum Üben (s.o. Kinder aus Migrationsfamilien etc.!!). Wir versuchten zuerst durch ein- oder zweimaliges Umbiegen der Blumenstiele die verschiedenen Längen – 1/3, 2/3 und 3/3. So bekamen wir die richtigen Maße. Mit diesen 21
Vorbereitungen übten wir die weiteren Grundstile: Geneigter, Kontrast- und Kaskadenstil. Diese Methode ist sofort klar ersichtlich. Abschließend steck- ten wir mit Sansevierien und Rosen den Himmelstrebenden Stil. Gespannt warteten wir auf das Programm des Samstag- Daraufhin durften wir uns an ein vormittags. Frau Schulz, die mit Landschaftsikebana wagen, Frau Kronauer eine gemein- entweder in der Nahansicht, same Schulzeit verband, brach- Mittelansicht oder Weitsicht. te uns als Apothekerin die Das fiel nicht schwer, da, wie Giftigkeit der Pflanzen zu Be- ich es aus unserer Stuttgarter wusstsein. Das bedeutet, wenn Ikebana-Schule gewohnt bin, mit Kindern gearbeitet wird, mit wenig Material gearbeitet dass keine sehr giftigen wird. Pflanzen verwendet werden sollten. Den Kindern sollte Zum Abschluss konnte in vermittelt werden, nichts in den Gefäßen von Editha Leppich Mund zu nehmen, schon gar gearbeitet werden. Ebenfalls nichts zu verschlucken und sich war es möglich, mit trockenen am Ende des Ikebana-Unter- Pflanzenteilen zu arbeiten oder richts die Hände zu waschen. in bunt beklebten Schachteln, Schon bei Hautkontakt zum die ein Wassergefäß enthiel- Beispiel mit Eisenhut kann es ten, Neues zu kreieren. zu Entzündungen kommen. Das hat Spaß gemacht. Selbst Zimmerpflanzen wie die Dieffenbachia sollten zu Hause Es war ein schönes und bei Kindern und Tieren entfernt lehrreiches Seminar, und ich werden. Bei Kontakt der hoffe, auch bald mit Kindern Mundschleimhaut mit dem arbeiten zu können. Pflanzensaft schwillt die Zunge Ein herzliches Dankeschön an stark an. Es kann von starken unsere Seminarleiterinnen! Schluckbeschwerden bis hin zum Verlust der Stimme Auf Wiedersehen beim kommen. Zu Zeiten, als Skla- nächsten Treffen in Naurod. ven gehalten wurden, wurde die Dieffenbachia als Foltermittel Anna Lunowa-Nagy: eingesetzt, um unliebsame Text und GruppenFoto Zeugen zum Schweigen zu bringen. Deshalb wird sie auch Annelie Wagner: Schweigerohr oder Giftaron Fotos der Arrangements genannt. 22
Holz im Farbenspiel Seminar 7 _ Stuttgarter Schule Ursula Worms und Hannelore Märtner U te Grave aus Elmshorn und ich hatten uns bereits vor kurzem zu einem 2-Personen Seminar zum Thema Holz ge- troffen. Deshalb freute ich mich besonders, in Naurod dieses Thema mit Farbe erweitern zu können. Vor vielen Jahren hatte ich mit meinem Kurs in Berlin schon einmal Platanenrinde farbig bemalt und zu Collagen gestaltet. So war ich sehr gespannt, was mich in Naurod erwarten würde. Und meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Das Seminar wurde von Ursula Worms und Hannelore Märtner von der Stuttgarter Schule ge- leitet. Als Teilnehmer hatten sich 9 Sogetsu- und eine Ike- nobodame eingefunden. Uns standen pro Person ver- schiedene kleine und ein gro- ßes Holzbruchstück und einige Kanthölzer zur Verfügung. Am Freitagvormittag wurden wir in die Arbeitsweise mit Holzbeize eingeführt. Unsere Seminarlei- terinnen hatten die Pigmente der Marke Clou bereits in ver- schiedenen Farben angemischt. An kleinen Holzstücken konnten wir die Intensität der Farben ausprobieren. Als Pflanzen für die späteren Arrangements standen uns rotorangefarbene und dunkelrote Calla, weißes und lilafarbenes Allium, grüne Anthurien und verschiedene Blätter zur Verfügung. So konnten wir uns dazu die passenden Farben anmixen und die Holzstücke damit an- malen. Durch mehr oder weniger Foto: Bertram Burghardt 23
1 Verdünnung mit Wasser erziel- ten wir schöne Farbverläufe auf dem Holz. Es war auch möglich Holzmaserungen zu betonen. Alle hatten riesigen Spaß, immer neue Farben auszu- probieren, bis wir alle vorhande- nen Holzstücke bemalt hatten. Während der Mittagspause konnte das Holz trocknen. Am Nachmittag arbeiteten wir eine getrennte Form der Stuttgarter Schule mit den Holzteilen als Shin und Blüten und Blättern als Soe und Hikae. Es entstan- den wunderschöne Arrange- ments, da gebeiztes Holz und Pflanzenmaterial gut zusam- men harmonierten. Die meisten Teilnehmer schafften noch ein freies Arrangement. Unsere Seminarleiterinnen korrigierten einfühlsam und mit vielen Erläu- terungen zu den Regeln der Stuttgarter Schule. Am Samstag verarbeiteten wir die großen, ca. einen Meter langen Holzteile als Skulptur mit oder ohne Gefäß. Auf den großen Holzstücken kamen die Farbverläufe besonders gut zur Geltung. Wir waren mit unseren Ergebnissen sehr zufrieden, und unsere Seminarleiterinnen wollten uns gleich in die Stuttgarter Schule adoptieren. Alle waren mit der Wahl des Seminars zufrieden und wir danken Frau Märtner und Frau Worms für das gut organisierte Seminar. 24
1 Leider haben alle, die die INFO als Druck erhalten, nicht die Möglichkeit, die schönen Farbverläufe auf dem Holz zu erkennen. Elke Lohmeyer, Kiel 25
Herausgeber: IKEBANA BUNDESVERBAND E.V. www.ikebana-bundesverband.de Präsidentin: Gaby Zöllner-Glutsch Ernst-Reuter-Str. 20 71034 Böblingen Tel. 07031-266550 Fax. 07031-266552 Mail: vorsitz@ibvnet.org Mitteilungen und Änderungen, z.B. bzgl. Adresse, bitte an diese Adresse schicken. Redaktion: Renate Haskert-Riechel Südring 20 64846 Groß-Zimmern Tel. 06071-72197 Mail: redaktion@ibvnet.org Die veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, nach Absprache, eingereichte Berichte zu kürzen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht. Druck Druckerei Berg Hofstraße 5 64354 Reinheim
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