IM STAU - ZÜRICH SCHAFFHAUSEN WINTERTHUR ZUG - Pro Velo Kanton Zürich

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ZÜRICH SCHAFFHAUSEN WINTERTHUR ZUG
REGIONALTEIL | ZÜRICH S.1–9 WINTERTHUR S.10 SCHAFFHAUSEN S.12 ZUG S.14

IM STAU
Ganz so wie in Kopenhagen, wo man
im Extremfall schon mal ein, zwei
Grünphasen lang im Velostau steht,
ist es hierzulande längst noch nicht.
Aber vor allem an schönen Sommer­
tagen wird auch in Zürich der Stau­
raum vor Ampeln ziemlich knapp.
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1 REGIONAL 3/2018
N E W S

Der neue Stadtrat und dessen Ämterverteilung lässt auf mehr Velo hoffen.

GEMEIN(T)

MEHR BISS
Kurz vor Drucklegung dieses Velojounals      man eigentlich erwarten dürfen, dass einE     lindenstrasse, März 2018). Nun soll Richi
wurde bekannt, wer die nächsten vier Jahr    VertreterIn von ebendiesen Parteien das       Wolff den vielgeäusserten Wunsch der Be-
Herr über Zürichs Strassen sein wird. Bei    TED übernimmt. Aber es soll nicht sein.       völkerung nach mehr Veloförderung er-
Pro Velo hofften wir zwar, dass es nicht     Leutenegger war zwar nicht überall so ein     füllen. Als Stadtplaner und Ganz-
länger Filippo Leutenegger sein würde, da-   Bremser in Sachen Velo, wie das ihm von       jahres-Alltagsvelofahrer hat er sicher das
rauf gewettet hätten wir allerdings nicht.   links-grüner Seite immer wieder vorge-        nötige Rüstzeug. Aber auch Wolff kann
Nun ist klar: Richard Wolff übernimmt        worfen wurde. So hat er bei der Velopar-      keine Wunder vollbringen, denn in Zürich
das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement      kierung in vier Jahren mehr erreicht als      hat der Kanton beim Strassenbau ein ge-
TED und ist damit, zusammen mit Karin        seine grüne Vorgängerin in der doppelten      wichtiges Wort mitzureden. Und ob der
Rykart, zuständig für den Verkehr in Zü-     Zeit. Aber sobald es um fahrende Velos        Alternative Wolff gut mit der Freisinnigen
rich. Damit hat der neue Stadtrat wenig-     ging, war Schluss mit lustig. Da war jedes    Carmen Walker Späh verhandeln kann,
stens ein wenig Verantwortung übernom-       (Auto-)Parkplätzlein wichtiger als eine si-   wird sich noch zeigen. Wir von Pro Velo
men. Allerdings: Nachdem SP und Grüne        chere Veloführung. Das ging so weit, dass     wünschen Richard Wolff auf jeden Fall
den ganzen Wahlkampf über von beinahe        nicht einmal auf Strassen, die im Richt-      viel Erfolg und freuen uns auf eine gute
nichts anderem als von Velowegen geredet     plan als Velorouten eingetragen und im        Zusammenarbeit.
haben und die SP sogar eigens eine Velo-     Masterplan Velo als Komfortrouten vor-
routen-Initiative als Wahlkampflokomo-       gesehen sind, auch nur ein Meter Velo-             www.provelozuerich.ch/
tive lanciert und eingereicht hat, hätte     massnahmen geplant wurden, (z. B. Zur-             gemeint

                               GESAGT

                              «Einer der wichtigsten Tage meines
                              Lebens war, als ich Fahrradfahren lernte.»
                               MICHAEL PALIN, *1943, SCHAUSPIELER, MONTY-PYTHON-MITGLIED

2 REGIONAL 3/2018
R E G I O N A L T E I L

             GEFEIERT

             OPFIKON FEIERT DAS VELO                                                                         world
             Seit 50 Jahren ist Opfikon eine Stadt    chen der Verpflegung, im Dirtpark an
                                                                                                            wild web
             und feiert dieses Jubiläum mit einer     der Wright-Strasse zeigen die Profis ihr
             Reihe von übers ganze Jahr verteilten    Können, ein Pumptrack steht bereit
             Anlässen. Einer dieses Anlässe ist das   und wer will kann eine Probefahrt mit
             Velofest Opfikon am 30. Juni. An ins-    einem E-Bike machen. Und auf dem Si-
             gesamt vier Standorten können die Be-    rius-Platz im Opfikerpark organisiert
             sucherInnen ihr Velo aufmöbeln lassen,   Pro Velo eine Velobörse und einen
             ein neues ausprobieren, einfach mal      Laufradparcours. Hier wird ausserdem
             ruhen lassen oder gar austauschen.       von Kindern eine Kunstradfahrshow
             Konkret: Bei der Schulstrasse gibt es    gezeigt.
             einen Veloputzservice, einen Geschick-                                                 An dieser Stelle präsentieren wir
             lichkeitsparcour und eine Trial-Show.            Weitere Infos:                        jeweils einen Blog aus den Weiten
             Der Piccard-Platz steht ganz im Zei-             www.opfikon.ch/velo                   und Tiefen des Internets.

                                                                                                    «Rockthebike» klingt ein wenig wie ein
                                                                                                    Downhill-Blog aus Oregon oder Kalifor­
                                                                                                    nien. Der allererste Eindruck täuscht
                                                                                                    jedoch, denn hinter dem noch jungen
                                                                                                    Blog stehen nicht junge Wilde, die ohne
                                                                                                    Rücksicht auf eigene Verluste über Trails
                                                                                                    shredden, sondern drei nicht mehr ganz
                                                                                                    junge, aber jung gebliebene Veloen-
                                                                                                    thusiastInnen aus dem Grossraum Zürich.
                                                                                                    Und es geht bei Rockthebike auch nicht
                                                                                                    ums Mountainbike, sondern um die Er­
                                                                                                    fahrungen, die man als Neuling auf dem
                                                                                                    (Renn-)Velo macht. Maja, die ältere der
                                                                                                    beiden Frauen im Dreierteam, schreibt
                                                                                                    darüber, wie man auch noch im Erwach­
                                                                                                    senenalter Velofahren lernen kann.
             Hochbetrieb bei der Eröffnung des Veloparcours Opfikon.                                Dazu gibt es viele praktische Tipps für
                                                                                                    AnfängerInnen, unter anderem auch den
                                                                                                    wichtigsten überhaupt: da hinschauen,
                                                                                                    wo du hinfährst. Corinnas Beiträge rich­
             GEZÄHLT                                                                                ten sich an ein etwas sportlicheres Pub­
                                                                                                    likum, sie berichtet davon, wie sie be­
             TEURER TUNNEL                                                                          gonnen hat, Rennrad zu fahren, und wie
                                                                                                    ihr Training aussieht.
             34 Millionen Franken soll der Velo­                                                    Dazwischen gibt es Überlegungen zu
             tunnel (Länge: 200 m) unter dem                                                        Verkehrssicherheit, Gesundheit, zur rich­
             Haupt­bahnhof kosten. Das, obwohl                                                      tigen Ausrüstung oder auch mal ein In­
             das Loch schon gebohrt ist und nur                              Rosengarten­-          terview mit einem knapp 90-jährigen
             ausgebaut werden muss. Zum                                         tunnel              Ex-Radrennfahrer, der immer noch jeden
             Vergleich: Der Rosengartentunnel                                 Länge: 2300 m         Tag eine Stunde trainiert und grössere
             (2,3 km) kostet inklusive Rosen­                               Kosten: 1100 Mio. Fr.   Touren fährt.
             gartentram insgesamt 1100 Millio­         Velotunnel                                   Besonders schön: Der Blog ist gespickt
             nen. Macht pro Meter immerhin            Hauptbahnhof           480 000 Fr.            mit den unterschiedlichsten Tourenvor­
             170 000 Franken für den vorge­             Länge: 200 m         pro Meter              schlägen, von kurzen Trainingstouren bis
             bohrten Velotunnel, während der          Kosten: 34 Mio. Fr.                           längeren Tagestouren. Die Bebilderung
             noch zu bohrende Rosengarten­                                                          könnte zwar noch etwas ausgebaut wer­
             tunnel 480 000 Fr./m kostet.                                                           den, aber die Texte lesen sich bestens.
             Andererseits: Für den Velotunnel         170 000 Fr.                                   Dem noch jungen, abwechslungsreichen
             müssen keine Häuser abgerissen            pro Meter                                    Blog ist zu wünschen, dass er sein Pub­
             werden. Und die Folgekosten dürf­                                                      likum findet. Wir werden auf jeden Fall
             ten sich beim Velotunnel auch in                                                       regelmässig reinschauen.
             deutlich engeren Grenzen halten.
FOTOS: ZVG

                                                                                                         Lesestoff:
                                                                                                         rockthebike.ch

             3 REGIONAL 3/2018
V E L O F Ö R D E R U N G

VELOSCHNELLROUTEN LOHNEN SICH
Ist gute Infrastruktur fürs Velo bloss praktisch für bereits «bekehrte» VelofahrerInnen,
oder hat auch die Allgemeinheit etwas davon? Die Kosten-Nutzen-Analyse einer
Veloschnellroute durchs Limmattal liefert die Antwort.

Die Koordinationsstelle Veloverkehr des      das Velo umsteigen, weil Vorteile wie         muss zusätzlich auch ermittelt werden,
Amts für Verkehr veröffentlichte am 12.      Zeitgewinn, Bündelung des Veloverkehrs        welche Kosten und Nutzen bei Velopro-
April auf ihrer Website eine Kosten-Nut-     und weniger Unfälle auch dann stark po-       jekten anfallen und wie diese in Franken
zen-Analyse einer Veloschnellroute, die      sitiv ins Gewicht fallen», heisst es in der   umgerechnet werden können. Die entwi-
dereinst von Zürich Altstetten via Schlie-   Medienmitteilung. Doch wie kommt die-         ckelte Methodik und die ermittelten
ren nach Dietikon führen soll. In Städten    ses positive Resultat im Detail zustande?     Kosten und Nutzen könnten als Grund-
und Agglomerationen könne das Velo           Die Kosten-Nutzen-Analyse eines Pro-          lage für einen Standard zur Erstellung
«einen entscheidenden Beitrag zur Lösung     jekts, das noch nicht existiert, ist auf      von Kosten-Nutzen-Analysen bei Velo-
wachsender Verkehrsprobleme» leisten,                                                      projekten dienen», schreiben die Auto-
heisst es in der entsprechenden Medien-                                                    rInnen vom Planer- und Ingenieurunter-
mitteilung. Das «Schlüsselelement» für       Eine Veloschnellroute soll einen              nehmen EWP AG aus Effretikon, das die
ein attraktives Velonetz seien «möglichst    «Korridor von höchster Hierachiestu-          Analyse im Auftrag der Koordinations-
direkt geführte, unterbruchfreie Velo-       fe» bieten und den regionalen                 stelle Veloverkehr und der Abteilung In-
wege». Eine Veloschnellroute soll einen      Veloverkehr bündeln.                          frastrukturplanung des Amts für Ver-
«Korridor von höchster Hierarchiestufe»                                                    kehr sowie des Tiefbauamts im Jahr
bieten und den regionalen Veloverkehr                                                      2017 erstellt hat.
bündeln. Doch der Regierungsrat hat in       Annahmen angewiesen: Als wie wirk-            In der Kosten-Nutzen-Analyse werden
seinem Beschluss vom 15. Juni 2016 zum       sam können verschiedene Massnahmen            im Folgenden vier Szenarien miteinander
kantonalen Velonetzplan auch festgehal-      eingeschätzt werden, und wie verhalten        verglichen: Das Szenario 0 dient als
ten, dass für ein Velo­  schnellstrassen-    sich die Menschen, die man mit diesen         Grundlage und rechnet damit, dass die
Pilotprojekt nicht bloss die Machbarkeit     Massnahmen erreichen will? Erschwe-           Veloschnellroute nur von der Stamm-
nachzuweisen ist, sondern auch ein «aus-     rend für die vorliegende Analyse kam          kundschaft benutzt wird, also von jenen,
reichendes Kosten-Nutzen-Verhältnis».        hinzu, dass Kosten-Nutzen-Analysen in         die auch ohne spezielle Massnahmen das
                                             der Schweiz für Strassen- und Eisen-         Velo nehmen. Das Szenario A geht davon
POSITIVES KOSTEN-NUTZEN-VERHÄLTNIS           bahnprojekte etabliert und standardi-         aus, dass all jene Auto- oder öV-Pendle-
Vorneweg: Diesen Nachweis erbringt die       siert sind, nicht jedoch im Velobereich:      rInnen umsteigen, für die das Velo dank
Kosten-Nutzen-Analyse «Veloschnell-          «Landesweit wurde noch keine Kosten-          der Veloschnellroute neu das schnellste
route Limmattal» problemlos: «Das Kos-       Nutzen-Analyse fü r Veloprojekte             Verkehrsmittel ist. Im Szenario B steigen
ten-Nutzen-Verhältnis ist selbst dann        durchgeführt. Damit fehlt nicht nur eine     so viele PendlerInnen auf das Velo um,
noch positiv, wenn kein einziger Autofah-    normierte Methodik für Kosten-Nutzen-         dass der Modalsplit in den betroffenen
rer und keine einzige öV-Benützerin auf      Analysen von Veloprojekten, sondern es        Gemeinden ansteigt – und zwar auf den
                                                                                           Wert, der zu erwarten wäre, wenn Velo-
                                                                                           massnahmen analog zu jenen aus velo-
                                                                                           freundlichen Städten wie etwa Win-
                                                                                           terthur umgesetzt würden. Im Szenario C
                                                                                           schliesslich steigen so viele PendlerInnen
                                                                                           um, dass der Modalsplit neu 20 Prozent
                                                                                           beträgt – was dem Potenzial entspricht,
                                                                                           das möglich wäre, falls flächendeckende
                                                                                           Velomassnahmen wie in Holland umge-
                                                                                           setzt würden.
                                                                                                                                         FOTOS: KOORDINATIONSSTELLE VELOVERKEHR, DAVE DURNER

                                                                                           GERINGE BAUKOSTEN, DEUTLICH
                                                                                           GESENKTE REISEZEITEN
                                                                                           In einem nächsten Schritt hat das Team
                                                                                           der EWP AG für jedes der vier Szenarien
                                                                                           das Kosten-Nutzen-Verhältnis errechnet.
                                                                                           Dafür wurden Aufwände und Erträge
                                                                                           verglichen. Als volkswirtschaftlich emp-
                                                                                           fehlenswert gilt ein Verhältnis grösser als
                                                                                           1. Dieses ist erreicht, sobald pro ausgege-

                                                                                           So soll die Veloschnellroute auf der Lim­
                                                                                           matbrücke in Dietikon aussehen.
benem Franken ein Nutzen von einem
Franken oder mehr resultiert. Zudem
wurde der sogenannte Nettobarwert ge-
messen: Der Nettobarwert eines Pro-
jektes ist die Differenz aller auf den Ver-
gleichszeitpunkt auf- bzw. abgezinsten
Nutzen und Kosten (Abzinsung ist die
Berechnung des aktuellen Werts künf-
tiger Zahlungen). Ist der Nettobarwert
grösser als null, ist der Nutzen des Pro-
jektes grösser als die Kosten.
Die Resultate der Kosten-Nutzen-Ana-
lyse für alle vier Szenarien zeigen, wie
bereits erwähnt, dass das Kosten-Nut-
zen-Verhältnis immer positiv ist, also
selbst dann, wenn keine einzige Autofah-
rerin und kein einziger öV-Benutzer aufs
Velo umsteigt. In den Szenarien 0, A und
B bewegt sich das Kosten-Nutzen-Ver-
hältnis zwischen rund 1:6 und 1:11 und
«liegt damit in einem typischen Bereich
für Veloprojekte aus dem Ausland».
Beim «sehr hohen» Kosten-Nutzen-Ver-

Die Baukosten einer Veloschnellroute
Limmattal wären «vergleichsweise
gering».

hältnis von etwa 1:27 im Szenario C sei
allerdings zu beachten, «dass der hier an-
genommene Modalsplit von 20 Prozent
Velo kaum nur mit dem Bau der Velo-
schnellroute erreicht wird – die Realisie-
rung weiterer Velomassnahmen wäre
notwendig, deren Kosten jedoch nicht
abgebildet sind», halten die AutorInnen
fest. Auch der Nettobarwert ist in allen
Szenarien positiv, wobei sich hier Ver-
gleiche mit andern Projekten nicht anbö-
ten, «da der Nettobarwert grosse Pro-
jekte tendenziell bevorzugt».
Zum positiven Resultat tragen verschie-
dene Faktoren bei: Die Baukosten einer
Veloschnellroute Limmattal wären «ver-
gleichsweise gering», da sie meistens auf
schon bestehenden Strassen und Wegen
geführt werden könnte und notwendige
Ausbauten mit Strassenbauprojekten
kombinierbar wären. Die Reisezeiten wie
auch die Unfallkosten würden für jene         In Kopenhagen gibt es sie schon, die Veloschnellrouten.
VelofahrerInnen «deutlich» gesenkt, die
auch ohne Veloschnellroute das Velo
nehmen würden. Zudem liesse sich ein          serung der Aufenthaltsqualität im          bilitätszugang für Bevölkerungsschichten,
«stark positiver Effekt» auf die Gesund-      öffentlichen Raum durch neue Infra-        die sich kein Auto und kein öV-Abonne-
heit von Personen feststellen, die vom        struktur», die «Umsatzsteigerung des       ment leisten können».
Auto oder öV auf das Velo umsteigen           Detailhandels entlang der Veloschnell-
würden. Schliesslich gingen die Autor­        route aufgrund des unterschiedlichen       Nicole Soland
Innen auch noch jenem Nutzen nach, der        Einkaufsverhaltens von Velofahrern und
sich nicht in Geld umrechnen lässt. Da-       einem grösseren Potenzial für die Lauf-    Der Artikel erschien am 4. Mai im PS
runter fallen beispielsweise die «Verbes-     kundschaft» oder der «vereinfachte Mo-     www.pszeitung.ch

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K O L U M N E

PORTMANNS SONDERBARE GERECHTIGKEIT
Du fährst alternativlos 30 Meter über das     vierspurigen Ostring ohne Velostreifen        en sie zugunsten der Velofahrenden nicht
Trottoir zu einer gemischten Velo-/Fuss­      wäre jede Velofahrt lebensgefährlich.         nach Gerechtigkeit bei der Sicherheit, Ge­
gängerunterführung. Du begehst also           Portmann könnte dir auf engstem Raum          rechtigkeit beim Tempo, bei der Vertei­
einen Verstoss gegen das Strassenver­         zum vierten Mal eine autogerechte Busse       lung des Strassenraums, Gerechtigkeit
kehrsgesetz. Eine erste Chance für eine       aufbrummen.                                   beim Angebot an Abstellplätzen, bei Vor­
Busse auf Autofahrerniveau, wenn es           Du zwängst dich und dein Velo zwischen        tritten z. B. von Velowegen, bei Grünpha­
nach dem freisinnigen Nationalrat Hans­       Autos durch zum Velounterstand des Zen­       sen? Wahrscheinlich kennen Portmann
peter Portmann und seinen Mitstreitern        trums. Du bist nicht erstaunt, dass er fast   und seine Getreuen nur das Fahrgefühl
ginge.                                        leer ist. Bei der Wegfahrt vom Velounter­     mit einer Tonne Material unter dem Füdli
Nach der Unterführung unter dem Ostring       stand Richtung Affolterstrasse suchst du      und nicht jenes mit bloss 12 Kilo.
landest du wieder auf einem Trottoir und      eine Velosignalisation. Vergebens. Du
willst regelkonform auf die Fahrbahn ge­      landest auf einem Parkplatz, folgst einem     Aedes
langen. Aber die hohe Trottoirkante ver­      Auto und gelangst wieder zum gefährli­
                                              chen Ostring. Bleibt also wiederum nur        PS: Portmanns Motion wurde im Natio­
                                              das sichere Trottoir. Busse Nr. 5.            nalrat mit 126 zu 62 Stimmen abgelehnt.
Cum alis et, ut dolum que everatum            Du entdeckst südlich des Zentrums eine        Portmann dürfte sich trotzdem freuen.
volorero dolupta demporro bla                 sternförmige Unterführung mit Treppen         Denn seine Hatz auf böse VelofahrerInnen
periatur Cum alis et, ut dolum que            und Rampen und mit dem Signal «Allge­         auf dem Trottoir wird von «Fussverkehr
everatum volorero dolupta                     meines Fahrverbot». Wie vor dir zwei          Schweiz» fortgesetzt. Technokratisches
                                              Velofahrerinnen fährst du trotzdem mit        Schubladendenken möchte Velofahrende
                                              dem Velo langsam die Rampe runter. Für        konsequent auch dann von – oft men­
unmöglicht es. Du fährst also auf dem         Portmann eine weitere autogerechte            schenleeren – Trottoirs verbannen, wenn
Trottoir 80 Meter langsam weiter bis zu       Busse. Als Polizist könnte Portmann der       sie auf der Fahrbahn grössten Gefahren
einer Einfahrt mit abgeschrägten Trottoir­    Kommune zu rekordträchtigen Einkünf­          ausgesetzt sind.
kanten. Verstoss Nr. 2 und eine weitere       ten verhelfen.
Chance für eine autogerechte Busse.           Regensdorf ist keine Ausnahme. Auch in
Später fährst du vom Bahnhof her auf          andern Städten wurden Velofahrende bei
                                                                                                                                         FOTO: SHUTTERSTOCK.COM/FENDIZZ

dem Weg neben dem vierspurigen Ostring        der Verkehrsplanung schlicht vergessen        AEDES – DIE ERKLÄRUNG
und landest auf dem Trottoir bei einer        oder bewusst diskriminiert. Wenn sie nun      Aedes ist eine Gattung innerhalb der Fa­
Bushaltestelle. Verstoss Nr. 3. Du stösst     zuweilen aufs Trottoir ausweichen, weil       milie der Stechmücken. Der wissenschaft­
dann aus Sicherheitsgründen das Velo          sie nicht Kopf und Kragen riskieren wol­      liche Name leitet sich von dem griechi­
über den Fussgängerstreifen, um zum           len, gelten sie als Ärgernis, als Verkehrs­   schen Wort «aëdes» ab und bedeutet
Einkaufszentrum zu gelangen. Dann aber        sünder.                                       übersetzt «unangenehm» bzw. «lästig»,
bleibt dir wieder nichts anderes übrig, als   Portmann und seine Helfershelfer schrien      da die Weibchen dieser Gattung auch
auf dem Trottoir zu fahren. Denn auf dem      nach Bussengerechtigkeit. Warum schrei­       beim Menschen Blut saugen.

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Z Ü R I C H

                                   ALLES NEU ...
                                   ... macht der Mai. Vielleicht nicht ganz alles, aber immerhin die Unterführung an der
                                   Langstrasse wurde Anfang Mai frisch markiert. Zwar erst versuchsweise, aber bisher
                                   scheint es gut zu funktionieren.

                                   Radstreifen ja, Radstreifen nein, Misch-     hene Fläche FussgängerInnen. Ein erster
                                   zone ja, Mischzone nein, Fuss-/Veloweg,      Augenschein vor Ort und Rückmel-
                                   Schritttempo für Velos, Fahrverbot für       dungen von NutzerInnen zeigen: Bisher
                                   Motorfahrzeuge: In den letzten Jahren        funktioniert das neue Regime deutlich
                                   haben sich Markierungen und Signalisa-       besser als erhofft. Ob es dann auch noch
                                   tion in der Langstrassenunterführung in      reicht, wenn an einem Tag 13 000 Velo-
                                   immer kürzeren Abständen geändert. Bis       fahrende die Unterführung befahren, wird
                                   vor einigen Jahren waren Radstreifen         sich weisen. Aber bisher sind solche Zah-
                                   aufgemalt, die waren aber viel zu schmal,    len die Ausnahme, nicht die Regel. Aus-
                                   wurden von den wenigsten Fussgängern         serdem soll die Unterführung verbreitert
                                   beachtet und verleiteten die Velofahren-     werden, allerdings erst in einigen Jahren.
                                   den zu (zu) schnellem Fahren. Deshalb        Zusätzlich wurde die Unterführung mit
                                   wurden die Streifen abgefräst, sind aber     einem «Dreiteiler» signalisiert, sie ist
                                   bis heute gut sichtbar geblieben.            also heute für Velofahrende nicht mehr
                                   Was folgte, war Chaos: Jeder und jede        verbindlich zu benutzen. Gerade schnelle
                                   ging und fuhr, wie es ihm oder ihr gerade    Kuriere und Leute auf schnellen E-Bikes
                                   gefiel. Das wiederum funktionierte je        haben schon bisher lieber die Strasse als
                                   länger, desto schlechter, denn die Zahl      den Veloweg benutzt.
                                   der Velofahrenden und Zufussgehenden         Was sich leider bisher nicht geändert hat,
                                   nahm über die Jahre laufend zu, auf          ist die schlechte Beleuchtung. Wer im
                                   heute rund 8000 Velos und 3000 Fuss-         Sommer von der Sonne geblendet «ins
                                   gängerInnen täglich. An Spitzentagen im      Loch» fährt, sieht zuerst einmal prak-
                                   Sommer kanns auch mal knapp das              tisch gar nichts. Ob auch die Beleuch-
FOTOS: SHUTTERSTOCK, DAVE DURNER

                                   Doppelte sein. Das zeigte sich auch in       tung verbessert wird, war zu Redakti-
                                   der Statistik: Über die Jahre häuften sich   onsschluss noch unklar.
                                   die Konflikte und Unfälle immer mehr.
                                   Nun hat die zuständige Dienstabteilung       Dave Durner
                                   Verkehr des Sicherheitsdepartementes
                                   eine neue Idee umgesetzt: eine Fläche für
                                   die Velos, eine andere, als Sperrfläche      Seit Anfang Mai läuft der Versuch. Die
                                   markierte und mit Piktogrammen verse-        ersten Eindrücke sind positiv.

                                   IMPRESSUM

                                   Herausgeber: Pro Velo Kanton Zürich
                                   provelozuerich.ch

                                   Auflage: 5000 Exemplare

                                   Redaktion: Dave Durner (verantwortlich, ZH),
                                   Kurt Egli (Winterthur), Johannes Bösel (Zug),
                                   Martin Schwarz (SH)

                                   Layout: tnt-graphics AG, Neue Winterthurerstr. 15,
                                   8305 Dietlikon, tnt-graphics.ch

                                   Korrektorat: Kathrin Berger, woerterbuero.ch

                                   KORRESPONDENZ UND ADRESSÄNDERUNGEN

                                   Zürich: info@provelozuerich.ch
                                   Zug: seki@provelozug.ch
                                   Schaffhausen: sh@provelo-sh.ch

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Z Ü R I C H

KLEIN ABER FEIN
Das Velofest auf dem Bullingerplatz am 10. Juni will nicht mehr sein als genau das:
ein Fest, an dem alle das Velo gemütlich und zwanglos feiern können. Geboten wird
den BesucherInnen auch ohne grosses Budget einiges.

dd. Klein, mit minimalem Budget, defi-                                                   TERMINE
nitiv nicht gewinnorientiert und mit der
Möglichkeit, gleich selber anzupacken:                                                   • 2. Juni: Velobörse Helvetiaplatz
Das Velofest ist quasi die Antithese zum                                                   www.provelozuerich.ch
Urban Bike Festival. Der Organisator                                                     • 10. Juni: Velofest,
Karl Flückiger, Pfarrer und Organisati-                                                    Bullingerplatz Zürich
onsberater, hat den Anlass vor einigen                                                     www.velofest-zürich.ch
Jahren ins Leben gerufen, damals noch                                                    • 23. Juni: Styleride Zürich
im Kreis 5. Jetzt findet das Velofest jen-                                                 www.styleride.ch
seits der Gleise auf dem verkehrsberu-                                                   • 30. Juni: Velotag Opfikon
higten Bullingerplatz statt.                 Flicken und putzen am Velofest.               mit Attraktionen und Aktivitäten
Geboten wird den BesucherInnen einiges:                                                    rund ums Velo
Ein Putzservice zugunsten von velafrica,                                                   www.opfikon.ch/velo
eine Velo-Pimp-Station, ein Postenlauf       «Radeln ohne Alter» bereit. Auch Politik    • 30. Juni: Velobörse Sirius-Platz
mit den KurierInnen vom Veloblitz, eine      gibt es: Interviews mit Filippo Leuteneg-     Opfikon
Kunstrad- und Radball­show und noch          ger und Markus Knauss sind geplant.           www.provelozuerich.ch
vieles mehr. Für Seniorinnen und Seni-       Und Lying Eight heizen mit heissen R'n'B-   • Bis Ende September: Velofahrkur­
oren, die die Freuden des Velofahrens        Rhythmen ein. Unser Tipp: hingehen!           se für Kinder und ihre Eltern in vie­
nicht mehr aus eigener Kraft erleben kön-                                                  len Gemeinend überall im Kanton.
nen, stehen einmal mehr die Rikschas von     www.velofest-zürich.ch                        www.velofahrkurs.ch

                                                                      LIKE US ON
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    SCHULKREIS
               UTE BILDUNG
    MOBIL FÜR G                                                       PROVELOZUERICH
Z Ü R I C H

                    ALLES WIE GEHABT
                    Kürzlich hat der Regierungsrat das neue Gesamtverkehrskonzept vorgestellt.
                    Das Fazit: alter Wein in neuen Schläuchen. Vor den Konsequenzen, die das
                    Papier verlangen würde, schreckt der Kanton zurück.

                    Alle paar Jahre veröffentlicht der Regie-     Tut er aber nicht, dabei hätte der Kanton     macht man da auch noch etwas. Zumin-
                    rungsrat ein neues Gesamtverkehrskon-         durchaus Möglichkeiten.                       dest in den bereits erwähnten Ballungs-
                    zept. Darin beschreibt er, wie er der zu-     Gleichzeitig mit der Reduktion der Tages-     zentren müssten die Prioritäten zwingend
                    künftigen Verkehrsströme Herr werden          distanzen sollen die Anteile von Fuss- und    anders gelegt werden, als das heute ge-
                    will – oder eben nicht. Das Konzept geht      Veloverkehr markant steigen. Auch der         schieht, aber der Kanton kriegt es auch
                    von einem Verkehrswachstum von 32             öffentliche Verkehr soll zulegen. Auch        nach Jahren noch nicht einmal auf die
                    Prozent zwischen 2013 und 2030 aus,           hier: Eine klare Priorisierung fehlt. Dabei   Reihe, die im Limmattal als Pilotprojekt
                    was über dem schweizerischen Durch-           ist die Förderung der sanften Mobilität       geplante Velobahn zu bauen. Dabei
                    schnitt liegt. Ein Teil dieser Zunahme ist    immer nur einzig und allein eine Frage        würde sich diese schon nach kürzester
                    auf das Bevölkerungswachstum zurück-          der Prioritäten. Wie diese Prioritäten        Zeit auch finanziell lohnen.
                    zuführen, der andere Teil jedoch auf eine     genau aussehen, kann man bei praktisch
                    Zunahme der Mobilität jedes Einzelnen.        jedem Strassenbauprojekt des Kantons          Dave Durner
                    Immerhin: Der grösste Teil dieses Wachs-      sehen: Da kommt zuerst die Kapazität für
                    tums, nämlich 80 Prozent, soll in den         den motorisierten Individualverkehr, und
                    Ballungszentren stattfinden, also in den      wenn dann noch irgendwo eine Restflä-         Symbolbild mit Symbolkraft für die
                    Städten Zürich und Winterthur sowie im        che für Velomassnahmen übrig bleibt,          Velopolitik des Kantons Zürich.
                    Limmattal und im Glattal. Hier ist der
                    Konsum von Mobilität etwas geringer als
                    in der Peripherie, und der Anteil des öf-
                    fentlichen Verkehrs ist höher. Besonders
                    zu Buche schlägt die prognostizierte Zu-
                    nahme des Arbeits- und Ausbildungsver-
                    kehrs, während der Freizeitverkehr leicht
                    an Bedeutung verliert. Der wird jedoch
                    auch künftig knapp 40 Prozent des Ge-
                    samten Verkehrs ausmachen.

                    PRIORITÄTEN ANDERS LEGEN
                    Am interessantesten sind bestimmt die im
                    Kapitel 4 aufgezählten Leitsätze, insbe-
                    sondere die Leitsätze 3 bis 5. Hier geht es
                    um die Verkehrsvermeidung dank kurzer
                    Wege, die Optimierung des Angebots und
                    die Sicherstellung der Finanzierbarkeit.
                    Nähme man diese drei Punkte wirklich
                    ernst, müsste man an allererster Stelle
                    den Fuss- und Veloverkehr fördern.
                    Kein einziges konkretes Wort verliert das
                    Konzept darüber, ob es vielleicht einen
                    Versuch wert sei, das prognostizierte
                    Wachstum zu bremsen. Der Regierungs-
                    rat geht wohl davon aus, dass das Ver-
                    kehrswachstum ein unabänderliches Na-
                    turgesetz oder vielleicht auch gottgewollt
                    ist. Zwar verlangt das Ziel 2.1 eine Ver-
                    ringerung der Tagesdistanzen im Perso-
                    nenverkehr, aber wie diese Trendumkehr
                    verwirklicht werden soll, wird mit kei-
                    nem Wort erwähnt. Anscheinend hat der
                    Regierungsrat, abgesehen von der viel
                    beschworenen «Verdichtung», keinen
FOTO: DAVE DURNER

                    Plan, wie er dieses Ziel erreichen könnte.
                    Hätte er einen, würde er allenfalls Mög-
                    lichkeiten aufzeigen, wie dieses Wachs-
                    tum zumindest zu verlangsamen wäre.

                    9 REGIONAL 3/2018
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