LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
LANDTAG LANDTAGS NACHRICHTEN Mecklenburg-Vorpommern 24. Januar 1 / 2019 www.landtag-mv.de +++ An der Schwelle zum Wahljahr 2019 +++ Entlastung für Eltern +++ Besseres Licht für Insekten +++ Maßnahmen gegen Ärztemangel +++ Keine Präventivhaft für Gefährder +++ Zwischenbilanz Anhörungsreihe „Jung sein in M-V“ +++ Sternsinger-Empfang 2019 +++
2 I n h a l t 3 Gastkolumne Frank Pfaff, Leiter des dpa-Landesbüros Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, kommentiert die Einführung der Geschwisterkindregelung. 4 – 16 AUS DEM PLENUM 4–5 Aktuelle Stunde „An der Schwelle zum Wahljahr 2019 – Mecklenburg-Vorpommern gestalten und nicht nur verwalten“ 6 – 14 Berichte Mehr Entlastung für Eltern – Betreuungskosten nur noch für das älteste Kind Hausärzte gesucht – Quote soll Ärztemangel entgegenwirken Besseres Licht für Insekten – Land knüpft Förderung an warmweiße LEDs „Ideenkatalog“ zur Mobilität – Landtag diskutiert bessere Vernetzung Keine Präventivhaft – Landtag lehnt Vorschlag gegen terroristische Gefährder ab Aktionen statt Verbote – Kein neuer Null-Promille-Vorstoß im Bundesrat 15 Weitere Beschlüsse Gesundheitswesen – Akademie für öffentliches Gesundheitswesen Nachtragshaushalt – Landtag erhöht Etat Landespflegegesetz – Rolle der Kommunen gestärkt Psychischkrankengesetz – Regelung zur Zuständigkeit Spielraum für Kommunen – Standarderprobungsgesetz Änderung der Verfassung des Landes M-V Entlastung der Landesregierung Nachruf Dr. Ingrid Tschirch 16 Gesetzgebung Laufende und abgeschlossene Gesetzgebung 17 – 20 AUS DEN AUSSCHÜSSEN Sozialausschuss: „Jung sein in M-V“– Sozialausschuss zieht Zwischenbilanz Petitionsausschuss: Titelfoto: Uwe Sinnecker Personalmangel in der JVA Bützow Expertenkommission „Bestattungskultur in M-V“: Mitglieder nehmen Beratungen auf 22 – 23 PANORAMA "Wir gehören zusammen - in Peru und weltweit": Sternsinger-Empfang im Landtag 24 Chronik Impressum Herausgeber: Layout: Uwe Sinnecker, Namentlich gekennzeichnete Beiträge Landtag mecklenburg-Vorpommern www.uwe-sinnecker.de geben nicht in jedem Fall die Meinung des - Öffentlichkeitsarbeit - Herausgebers wieder. Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin Druck: produktionsbüro TINUS Alle Abbildungen sind urheberrechtlich Fon: 0385 / 525-2183, Fax 525-2151 Gedruckt auf Recyclingpapier geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@landtag-mv.de Genehmigung des Herausgebers. Internet: www.landtag-mv.de Zugunsten des Leseflusses und aus Platz- gründen haben wir bei der Bezeichnung Die LANDTAGSNACHRICHTEN können redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit, von Menschengruppen manchmal nur die kostenlos bezogen werden. Bestellungen Claudia Richter, Anna-Maria Leistner, männliche Form verwendet. In solchen sind an den Herausgeber zu richten. Michaela Ludmann Fällen ist die weibliche Form mitgedacht. Redaktionsschluss 11.01.2019 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
G a s t k o l u m n e 3 Foto: privat: Zankapfel Kita Frank Pfaff ist seit vielen Jahren für die Nachrich- tenagentur dpa als landespolitischer Sprecher und Leiter des Büros in Schwerin tätig. Über Kita wird immer diskutiert. Ich Betreuungsangebote ausgebaut und die den Kitas nicht „regelmäßig“ stattfinden, kann mich noch gut an die Kultur-Debat- finanziellen Lasten der Familien verrin- sondern „täglich“. te der frühen 90er erinnern, als Bilder kol- gert werden sollen, ja müssen. lektiver Topfpflicht in DDR-Kindergärten Die AfD bezweifelte, dass angesichts der als Bestätigung galten für frühe Gleich- Mecklenburg-Vorpommern ist offenkun- bislang zeitlich begrenzten Bundeshil- schaltung und Zwangskollektivismus im dig auf dem Weg. Zunächst gab es für fe die Finanzierung der Beitragsfreiheit Osten Deutschlands. Wasser auf die Eltern monatliche Zuschläge vom Land, auch auf Dauer gesichert sei. DIE LINKE Mühlen all jener, die krampfhaft am klas- seit dem 1. Januar 2019 muss nur noch beklagte, dass nicht gleichzeitig auch „ mehr Geld in die Qualität der Betreuung und zusätzliche Erzieherstellen investiert Es gehe nicht darum, zu zeigen, „ werde und verwies auf Proteste Betrof- fener vor dem Schloss. Ohnehin komme wer Koch und wer Kellner ist. alles viel zu spät. Die Freien Wähler/BMV monierten die großen Gehaltsunter- schiede von bis zu 700 Euro für Erzieher je nach Träger der Einrichtung und das sischen (westlichen) Familienbild festhal- für maximal ein Kind je Familie der Be- Fehlen Tausender qualifizierter Erzieher. ten wollten: Der Mann sorgt für das Ein- treuungsbeitrag entrichtet werden, ab kommen, die Frau für Kind – und Mann. 2020 sollen Elternbeiträge gänzlich weg- Zweifel, Klagen und Forderungen, die Sicher, heute dürfte jedem klar sein, dass fallen – und das bei deutlich längeren mit Sicherheit ihre Berechtigungen ha- das dichte Netz an Kindergärten und Betreuungszeiten in den Einrichtungen ben, die aber eines in den Hintergrund -krippen nicht nur Ausdruck erkämpfter als in reicheren Westländern. rückten: Den Eltern wird eine finanzielle Frauenrechte und fortgeschrittener Last genommen und die – heute nicht Gleichberechtigung war. Die fast aus- Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch immer einfache – Entscheidung für Kin- schließlich von männlichen Ministern ge- wer Ende Dezember die Debatte im der erleichtert. Das war die Botschaft des führte DDR brauchte die Frauen als Ar- Landtag zur Geschwisterkind-Regelung Tages. Was ja nicht ausschließt, dass Kita- beitskräfte, auf Feldern, Traktoren, Kränen verfolgte, der musste einen anderen Gruppen kleiner, Erzieher besser bezahlt und an Fließbändern. Eindruck gewinnen. Hitziger Streit und und mehr junge Leute für den so wich- gegenseitige Vorwürfe bestimmten die tigen Beruf begeistert werden müssen. Heute, knapp 30 Jahre später, stellt nie- Diskussion, wo doch kühle Bestandsauf- Am Ende einer sehr emotionsgeladenen mand mehr ernsthaft in Abrede, dass nahme und strategische Überlegungen Debatte redete der Vorsitzende des So- Frauen wie Männer ein Recht darauf ha- gefragt sind. So waren die Regierungs- zialausschusses, Torsten Koplin, allen ins ben, sich auch beruflich zu verwirklichen. fraktionen SPD und CDU voll des Lobes Gewissen: Es gehe nicht darum, zu zei- Und auch im vereinten Deutschland über die von ihnen eingeleiteten famili- gen wer Koch und wer Kellner ist. „Wir wird angesichts zunehmenden Fachkräf- enpolitischen Leistungen, aber nur sehr haben doch ein gemeinsames Interesse temangels der Frau längst nicht mehr die eingeschränkt bereit, über die Behe- daran, dass es den Kindern in unserem Rolle am heimischen Herd zugewiesen. bung noch bestehender Defizite in den Land und auch den Eltern besser geht!“ Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Kitas selbst zu diskutieren. Bedenken von Familie ist für fast alle Parteien Programm. Kommunalverbänden und Gewerkschaf- Frank Pfaff Mütter und Väter, die ihre kleinen Kinder ten sowie Vorschläge der Opposition wa- in Krippe und Kita geben, gelten auch im ren schon in den Ausschussberatungen Westen nicht mehr als Rabeneltern. Es weitgehend abgebügelt worden. Eine herrscht weitgehend Konsens, dass die Änderung kam durch: Zahnpflege soll in LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
4 A u s d e m P l e n u m / A k t u e l l e S t u n d e Simone Oldenburg (DIE LINKE) Ministerpräsidentin Manuela Schwesig Christoph Grimm (AfD) Duell der Bilanzen Einen 40 Millionen Euro schweren Digita- lisierungsfonds. Ein Wohnprogramm für altersgerechtes Wohnen. „20 Millionen Koalition und Opposition liefern sich in Aktueller Stunde Euro für 463 Wohnungen sind beantragt, hitzigen Schlagabtausch zur Regierungspolitik davon sind schon 347 Wohnungen be- willigt.“ Das größte Projekt der Landes- regierung sei jedoch die gebührenfreie Fünf Monate vor der Kommunal- und Europawahl im Mai 2019 haben sich die Kita, und das werde sie sich auch von Abgeordneten im Landtag einen hitzigen Schlagabtausch zu der Regierungs- niemandem kleinreden lassen. „Das ist politik geliefert. In der Dezembersitzung oblag es der Fraktion DIE LINKE, den die höchste Lohnerhöhung, die wir ma- Schwerpunkt für die Aktuelle Stunde zu bestimmen. Unter der Überschrift „An chen können als Politik.“ Gelungen seien der Schwelle zum Wahljahr 2019 – Mecklenburg-Vorpommern gestalten und die vielen wichtigen Projekte, „die ganz nicht nur verwalten“ rechnete die Oppositionspartei mit der Politik der Landes- konkret bei den Bürgerinnen und Bür- regierung ab. Ebenso wie die AfD warf sie der Koalition vor, bei vielen Aufgaben gern ankommen“, ohne neue Schulden mutlos auf der Stelle zu treten. Regierung und Koalitionsfraktionen wiesen das zu machen. „Das ist gute Finanzpolitik.“ zurück und hoben ihre Erfolge hervor: „Wir gestalten“, während die anderen Kitas beitragsfrei zu stellen, stehe für sie „ihren Frust verwalten“. nicht im Widerspruch zu einer Qualitäts- sicherung. „Wir wollen gute Kitas, die „Alle Jahre wieder steht Weihnachten vor in der Kita, entweder mehr Richter oder sich alle Eltern im Land leisten können.“ der Tür. Es ist die Zeit der Geschenke, der mehr Polizisten, entweder ein besserer Die Ministerpräsidentin erinnerte daran, Wünsche, die Zeit der Lichter und Besinn- Betreuungsschlüssel oder mehr Geld für dass DIE LINKE eine gute Gelegenheit lichkeit. Und natürlich die Zeit der Ab- Erzieher. „Vieles wird nur halb gemacht. gehabt hätte, sich in die Gestaltung des rechnung“, führte Simone Oldenburg, Es fehlt der Schwung, etwas zu been- Landes einzubringen: mit einer Zustim- Fraktionschefin DIE LINKE, an. „Was hat den.“ Stattdessen jage die Koalition „viel mung zur Einführung der qualifizierten die Regierung von ihrem Koalitions- zu oft eine neue Sau durchs Dorf“ – wie Volksbefragung. Besser an politischen wunschzettel umgesetzt und was ist etwa die CDU-Forderung nach einer Entscheidungen beteiligt zu werden, sei einfach nur dahingesagt?“ Sie hielt der Reiterstaffel. „Was hat Sie da geritten?“ der Wunsch vieler Bürger, so Schwesig. Koalition unter anderem zugute, die Die Linken-Fraktionschefin sieht die Re- „Das haben Sie aber blockiert!“ Ihr Fazit: Ehrenamtskarte einzuführen, einen Un- gierung zur Halbzeit „eindeutig in der Die Landesregierung gestalte, während tersuchungsausschuss zu den NSU-Ver- Defensive“. „Wir wünschen ihr, dass sie in DIE LINKE lediglich ihren Frust verwalte. brechen eingesetzt und die befristete der kommenden Halbzeit endlich in die Einstellung von Lehrkräften abgeschafft Offensive geht, Probleme anpackt und „Wohnungsprobleme, Digitalisierung, zu haben. „An dieser Stelle will ich es das Schönreden beendet.“ Sicherheit, Polizisten, Schlaglöcher statt mit der weihnachtlichen Besinnlichkeit Straßenbau – alles richtig, alles richtig“, aber belassen.“ Denn: viele wichtige „Ich freue mich sehr, dass wir mit dieser lobte Christoph Grimm (AfD) die Zusam- Aufgaben habe die Regierung noch gar Aktuellen Stunde die Möglichkeit haben, menfassung der Linken. „Wir finden gut, nicht in Angriff genommen. „Sie ist bä- deutlich zu machen, was wir für unser wie Sie das machen. Wir sind ja gerne renstark im Ankündigen und hasenfüßig Land tun“, konterte Ministerpräsidentin auch an Ihrer Seite als Oppositionspar- im Handeln.“ Oldenburg monierte, dass Manuela Schwesig. „Es war ein erfolg- tei.“ Beide Vorrednerinnen hätten jedoch sich die Digitalisierung dahinschleppe, reiches und ein gutes Jahr“, in dem die ihre „ideologischen Lieblingsprojekte“ der Straßen- und Wohnungsbau stocke, Koalition Etliches angestoßen habe: unterschlagen: die Energiewende, die zu Kommunen finanziell „miserabel“ aus- Eine Wirtschaftsförderung, die Anreize hohen Strompreisen führe, „Ihr gelieb- gestattet seien, Hausärzte und Lehrer für Tariflöhne setze. Einen Vergabemin- ter Kampf gegen rechts, der den NSU- fehlten und die Löhne im Land nach wie destlohn von 9,80 Euro für öffentliche Ausschuss hier hervorgebracht hat“ und vor im Keller seien. Sie warf SPD und CDU Aufträge. Ein Schulsanierungsprogramm die Bürger viel Geld kosten werde, sowie eine „Entweder-oder-Politik“ vor: entwe- für 130 Schulen. Den Theaterpakt. Zu- „die unkontrollierte Zuwanderung“, die der Gebührenfreiheit oder mehr Qualität sätzliche Stellen für Polizei und Justiz. zu Sicherheits- und Wohnungsproble- LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
A u s d e m P l e n u m / A k t u e l l e S t u n d e 5 Thomas Krüger (SPD) Bernhard Wildt (Freie Wähler/BMV) Vincent Kokert (CDU) Fotos: Uwe Sinnecker men führe. „Was Sie auch nicht erwähnt vor, ihre Kritik stets nach demselben CDU-Fraktionschef Vincent Kokert är- haben, ist die zunehmende Spaltung Schema vorzutragen: „Wir machen zu gerte sich über „den Generalabwasch“ unserer Gesellschaft.“ Grimm sprach wenig. Und wenn doch, dann ist es eine der Linken gegenüber der Regierung. von „Rekordalters- und -kinderarmut“, Kurzschlusshandlung. Und wenn das „Hier so ein rhetorisches Feuerwerk den höchsten Steuern in Europa, dem dann alles funktioniert, sagen Sie wie- abzulassen“, ohne zu sagen, „was man höchsten Renteneintrittsalter und nied- derum, die Verwaltung ist überfordert.“ eigentlich kriegt, wenn man bei der rigsten Rentenniveau, vom europaweit Konstruktive Oppositionsarbeit sehe an- Kommunalwahl DIE LINKE wählt“, nann- niedrigsten Pro-Kopf-Vermögen und der ders aus. Er appellierte an DIE LINKE, ihre te er eine „Unverfrorenheit“. Nachdem niedrigsten Lebenserwartung. „Der Bo- Haltung zur qualifizierten Volksbefra- die Landesregierung und der Koalitions- den, auf dem das alles gedeiht“, werde gung noch einmal zu überdenken. „Die partner alles Wesentliche zur Aktuellen von der Bundespolitik bereitet und von Türen stehen weiterhin offen. Kommen Stunde gesagt hätten, könne er sich nun den Regierungsparteien im Land mitge- Sie auf uns zu, gestalten Sie dieses Land „vollumfänglich“ um DIE LINKE kümmern. tragen. „Das wollen wir ändern.“ Den Re- mit. Sie sind herzlich eingeladen!“ „Darauf freue ich mich schon die ganze gierungsparteien empfahl er eine „fami- Zeit.“ Seinen Blick lenkte er dafür auf die lienfreundlichere Politik“. „Und vor allem: Nach Ansicht von Bernhard Wildt, Frak- kommunalpolitischen Leitlinien der Op- Entlasten Sie unsere Bürger!“ tionschef Freie Wähler/BMV, ging die positionspartei, zu denen auch gehöre, Aktuelle Stunde „deutlich nach hinten Krankenhäuser zu rekommunalisieren. „Wenn wir uns den Titel Ihrer Aktuellen los“. „Ich hätte gedacht, wir diskutieren „Wer hat denn diese Dekommunalisie- Stunde angucken, ist klar, worum es Ih- etwas Aktuelles, auf die Zukunft ge- rung einst vorangetrieben?“ Zwei linke nen geht: um Wahlkampf“, führte SPD- richtet.“ Mit ihrer Generalabrechnung Sozialministerinnen unter Rot-Rot, so Fraktionschef Thomas Krüger aus. „Uns habe DIE LINKE der Landesregierung Kokert. „Sie hätten das damals grandios geht es darum, dieses Land zu gestalten jedoch „eine wunderbare Plattform verhindern können.“ Er warf der LINKEN und die Herausforderungen, die zweifel- geboten, über alles zu reden, was sie vor, im letzten Jahr ihrer Koalition den los da sind, zu bearbeiten.“ Ergänzend zu gern noch mal sagen wollte“. Nach größten Schuldenberg in der Geschichte den Beispielen von Ministerpräsidentin seinem Dafürhalten hätte es diskussi- des Landes aufgetürmt zu haben. „Die Schwesig hob er die Novelle des Finanz- onswürdigere Themen gegeben. Den größte Axt“, die die kommunale Ebene ausgleichsgesetzes (FAG) hervor. „Wir Nachtragshaushalt zum Beispiel. Durch jemals getroffen habe, sei die unter Rot- haben fast 100 Millionen Euro mehr ins die vorgesehene Abweichung vom Rot gestrichene Mindestfinanzgarantie System gegeben.“ Damit stünde nun fast Gleichbehandlungsgrundsatz gingen gewesen. Für die Kommunen sei das allen Kommunen mehr Geld zur Verfü- den Kommunen Gelder verloren. Mit keine schöne Zeit gewesen. „Dem müs- gung. „Ich finde, das ist eine beachtliche Blick auf das Prinzip der Subsidiarität sen Sie sich einfach mal stellen! Und wir Leistung.“ Genau wie der Schuldenab- appellierte er an die Abgeordneten, „in machen jetzt in mühevoller Kleinarbeit bau. 1,3 Milliarden Schulden seien seit den Weihnachtsferien noch mal nach- in jeder FAG-Novelle nichts anderes, als 2007 getilgt worden. Das mache unterm zudenken, was tatsächlich das Beste darüber nachzudenken, wie können wir Strich 40 Millionen Euro Zinsen, die nicht ist“. Ein anderes Thema wäre die An- kommunal das Leben in Mecklenburg- mehr an Banken, sondern an Kinder schlussfinanzierung zur beitragsfreien Vorpommern noch weiter gestalten.“ gingen. Hinzu kämen 70 Millionen Euro Kita gewesen. Nachdem die Minister- Vincent Kokert beklagte, dass die anste- für die Wohnraumförderung. „Noch nie präsidentin kürzlich von Differenzen henden Kommunal- und Europawahlen stand dieses Land so gut da wie heute. mit dem Bund gesprochen habe, hätte in der gesamten Debatte kaum eine Die Arbeitslosigkeit ist so gering wie nie. er sich heute eine Klarstellung dazu ge- Rolle gespielt hätten. „Irgendwie ging Noch nie wurden Familien so intensiv un- wünscht: „Ist die Anschlussfinanzierung das ein bisschen am Thema vorbei.“ Sein terstützt wie momentan. Noch nie wur- jetzt gesichert oder nicht?“ Wer an einer Resümee: DIE LINKE habe „nichts auf der den so viele Waren exportiert und im- Entweder-oder-Politik Kritik übe, verken- Tasche“. „Die Aktuelle Stunde ist für Sie portiert. Noch nie wurden so viele neue ne, dass man Geld nur einmal ausgeben komplett in die Hose gegangen.“ Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Noch könne. „Man muss Prioritäten setzen.“ nie war es in Mecklenburg-Vorpommern Die spannende Frage sei jedoch: „Wer so sicher wie heute.“ Er hielt den Linken entscheidet und worüber?“ LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
6 A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e Mehr Entlastung für Eltern Ab 2019 fallen nur noch für das älteste Kind Betreuungs- Kosten an Der Landtag hat den Weg für eine weitere Entlastung von Eltern bei den Kosten für Krippe, Kindergarten, Hort und Tagesmüttern freigemacht: Seit Januar müssen sie diese nur noch für ein Kind zahlen. Die sogenannte Geschwisterkindregelung wurde am Seit Januar müssen Eltern nur noch für das ältere Kind die Betreuungs-Kosten bezahlen. Foto: Jens Büttner 12. Dezember 2018 mit den Stimmen von SPD, CDU und Freie Wähler/BMV in den Blick zu nehmen. „Damit zieht Seine Fraktion stehe zweifelsfrei für verabschiedet. Dem vorausgegangen der Ausschuss die Konsequenz aus der eine beitragsfreie Kita. Das dürfe jedoch war eine hitzige, fast zweistündige De- Ankündigung des Sozialministeriums, nicht zu Lasten der Betreuungsqualität batte über die geplanten Änderungen sich in dieser Legislaturperiode allein gehen, unterstrich Thomas de Jesus im KiföG. Die Koalition sprach von auf die Beitragsentlastung zu konzen- Fernandes (AfD). „Gerade in den frü- einem „Meilenstein“ auf dem Weg zur trieren und keine weiteren Qualitätsver- hen Kindesjahren ist eine individuelle vollständigen Gebührenfreiheit. Der besserungen vorzusehen.“ Betreuung zwingend notwendig. Das Opposition gingen die Änderungen kann nur durch mehr Erzieher, bessere nicht weit genug. Sie hätte sich auch „Es wird oft geklagt, Politik habe keine Bezahlung und eine deutliche Verbes- Verbesserungen für die Qualität der Visionen mehr“, sagte Sozialministerin serung des Betreuungsschlüssels er- Betreuung gewünscht. Ein weiterer Stefanie Drese. „Wir sind gerade dabei, reicht werden.“ Hier hapere es jedoch Kritikpunkt: Eine kurzfristige und am eine Vision zu verwirklichen: eine kom- gewaltig. Vor diesem Hintergrund sei Parlament vorbei geänderte Finan- plett beitragsfreie Bildung von Anfang der Gesetzentwurf bei der Anhörung zierung. Am Ende enthielten sich AfD an.“ Von dem Zwischenschritt der Ge- im Sozialausschuss auch in der Luft und DIE LINKE der Stimme. schwisterkindregelung profitierten ih- zerrissen worden. „Faule Kompromisse ren Angaben nach rund 21.000 Kinder. wie eine Einsparung bei der Betreu- „Der Sozialausschuss hat in vier Sit- „Das ist eine große familienpolitische ungsqualität sind für uns keine Diskus- zungen zu dem Gesetzentwurf beraten Leistung.“ Dank der guten Haushalts- sionsgrundlage.“ Die Finanzierung der und eine öffentliche Anhörung durch- und Finanzpolitik der vergangenen 20 neuen Regelungen bezeichnete er als geführt“, erläuterte der Ausschussvor- Jahre sei die Beitragsfreiheit seriös und kurzsichtig. Für dieses Jahr möge die sitzende, Torsten Koplin. Darin sei das langfristig finanziert. „Politisch gibt es Landesregierung die steigenden Kosten Vorhaben, Eltern von Beiträgen zu ent- die Zusage der Ministerpräsidentin, ja noch ausgleichen können, indem sie lasten, begrüßt worden. Es habe jedoch des Finanzministers und der Sozialmi- den Strategiefonds um 6,2 Millionen auch kritische Stimmen gegeben. „Von nisterin, dass die Kita natürlich auch Euro erleichtere. „Und was ist danach?“ nahezu jedem Sachverständigen wurde über 2022 beitragsfrei ist.“ Sie erwarte Anstatt ein tragfähiges Konzept über angesprochen, dass die aktuelle Novel- allerdings, dass der Bund ebenfalls Wort die Legislaturperiode hinaus vorzule- lierung des Kifög keine Maßnahmen zur halte, die Länder bei dieser Aufgabe gen, schiele das Land einmal mehr auf Verbesserung der Betreuungsqualität dauerhaft zu unterstützen. „Unser Ziel Gelder vom Bund. Das grenze für ihn an enthält“, zum Beispiel einen landesweit ist beides: elternbeitragsfreie Kitas und „Wählertäuschung“. einheitlichen Personalschlüssel oder gute Löhne für das Fachpersonal.“ Die eine bessere Fachkraft-Kind-Relation. Ministerin betonte, dass alle Beteiligten „Die Regierungskoalition hält Wort: Daraus resultierende Änderungsanträ- gut auf die Umsetzung der Novelle Der Koalitionsvertrag wird erfüllt, die ge der Oppositionsfraktionen hätten vorbereitet seien. Trotzdem müssten beitragsfreie Kita kommt!“, hielt Maika im Ausschuss keine Mehrheit gefunden. sich die Neuerungen erst einmal „ein- Friemann-Jennert (CDU) dagegen. Da- Ein Entschließungsantrag der Koaliti- ruckeln“. Sie bat daher um Verständnis, mit die Entlastungen aus der Geschwis- onsfraktionen fordere die Landesregie- falls im Januar noch einmal Beiträge ab- terkindregelung angesichts steigender rung jedoch auf, bei der nächsten Ge- gebucht würden. Diese würden wieder Kita-Kosten für das in der Gebühren- setzesnovelle auch Qualitätsmerkmale zurückerstattet. pflicht verbleibende Kind nicht verpuf- LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e 7 fen, habe die Koalition bis gestern um (SPD) das Vorgehen der Koalition. „Da eine Kompensationslösung gerungen. war keine Zeit mehr, das im Sozialaus- Im Ergebnis erhielten diese Kinder nun schuss zu besprechen oder einem ge- zusätzlich zu der Anfang 2018 einge- ordneten Verfahren zuzuführen.“ Der führten 50-Euro-Entlastung noch ein- Weg hin zu einer beitragsfreien Kin- mal 20 Euro dazu. „Wir packen also noch derbetreuung führe nicht nur zu einer einmal rund 6,217 Mio Euro obendrauf.“ Lohnerhöhung für Familien, sondern sei Das sei alles andere als planlos. Dass es auch eine Frage von Bildungsgerechtig- ungeachtet dessen auch bei der Qua- keit. „Wir stellen Hochschulen kosten- lität der Betreuung noch Handlungs- los zur Verfügung. Wir stellen Schulen bedarf gebe, stehe für die CDU außer kostenlos zur Verfügung.“ Da, wo die Frage. „Qualität ist uns wichtig.“ Daher Grundlage gelegt werde, würden indes der Entschließungsantrag. Vor allem die ein paar Hundert Euro im Monat fällig. Um die Kosten für Geschwister ging es Personalsituation habe für ihre Frakti- „Da steht die Sache doch auf dem Kopf bei der Debatte. Foto: Jens Büttner on eine hohe Priorität. Sie machte aber und nicht auf den Füßen.“ Er kündigte auch deutlich, dass die Haushaltsdiszi- an, im Zuge der nächsten Gesetzesno- eindrucksvoll verdeutlicht, warum der plin am Ende nicht alle Wünsche wird velle auch Qualitätsmerkmale stärker in Weg bis zur kompletten Beitragsfrei- erfüllen können. „Die ständigen Maxi- den Fokus zu rücken. Dabei müsse „ein heit so weit gewesen sei: Weil das Land malforderungen der LINKEN hätten den ganzes Bündel an Dingen“ betrachtet über viele Jahre hinweg Gelder in mehr Finanzrahmen schon längst gesprengt.“ werden. „Das ist uns ein wichtiges An- Kindertagesbetreuung und Qualität liegen. Deshalb auch die Erschließung investiert und immer wieder Beiträge „Ich habe großen Frust, wenn ich mir Ihr in diese Richtung.“ gesenkt habe. „Und weil es eine große Agieren anschaue!“, betonte Jacqueline Kraftanstrengung war, sich diese Spiel- Bernhardt (DIE LINKE). Die Anhörung Auch für die Fraktion Freie Wähler/BMV räume zu erarbeiten.“ Die gebührenfreie sei vernichtend gewesen. Doch anstatt ist die Beitragsfreiheit „nur eine Seite der Kita sei ihr ein großes „Herzensanliegen“. zu handeln, prallten sämtliche Verbes- Medaille“. Ohne wesentliche Verbesse- Dies sei eine Politik, die ganz konkret bei serungsvorschläge bei der Landesre- rungen in der Betreuungsqualität, allem den Menschen ankomme. „Dafür ist uns gierung ab. Damit bleibe der Gesetz- voran beim Betreuungsschlüssel, laufe jeder Euro wert und dafür ist jeder Auf- entwurf weit hinter den Möglichkeiten die Gesetzesnovelle „völlig ins Leere“, wand es wert und dafür kann man auch und Erfordernissen zurück. Ihre Haupt- sagte Christel Weißig. Die Kassenlage bis zur letzten Minute noch an Verbes- kritik: Jugendämter stünden vor einem lasse es ihrer Meinung nach durchaus serungen feilen.“ „Verwaltungswust“, um alle anspruchs- zu, Qualität und Quantität gleichlau- berechtigten Kinder zu ermitteln; und fend zu verbessern. Vorbild seien für sie Gesetzentwurf Landesregierung Patchworkfamilien blieben gänzlich die Vorschläge der Bertelsmann-Studie, Drucksache 7/2242 (neu) unberücksichtigt. „Das größte Manko“: nach denen der Betreuungsschlüssel Beschlussempfehlung Sozialausschuss Qualitätsverbesserungen wie ein ein- in der Krippe bei 1:3 und im Kindergar- Drucksache 7/2940 heitlicher Personalschlüssel, eine bes- ten bei 1:7,5 liegen sollte. „Dazu wären Änderungsantrag SPD/CDU-Koalition sere Fachkraft-Kind-Relation oder Maß- allein im Kita-Bereich 6700 neue Erzie- Drucksache 7/2968 nahmen gegen den Fachkräftemangel herinnen und Erzieher erforderlich.“ Vor Änderungsantrag DIE LINKE fehlten völlig. Dies sei ein „vernichten- dem Hintergrund, dass die Erzieher in Drucksache 7/2972 des Zeichen an die Erzieherinnen und M-V „unter den bundesweit schlechtes- Änderungsantrag DIE LINKE Erzieher“. Empört blickte sie auf die rund ten Bedingungen das Bestmögliche für Drucksache 7/2973 6,2 Millionen Euro, die die Landesregie- die ihnen anvertrauten Kinder leisten“, rung in einer „Nacht- und Nebelaktion“ müssten deren Arbeitsbedingungen aus dem Strategiefonds gezogen habe. „jetzt sofort und nicht irgendwann“ ver- Zeigt her eure Zähne! „Im Hinterzimmer“, am Landtag vorbei, bessert werden. „So lange hier im Land Mit der Kifög-Novelle hat das Land „mal eben im Vorbeigehen“ den Haus- jedoch Einkommensunterschiede von auch einen Passus für eine bessere halt anzupassen, schlage dem Fass den bis zu 700 Euro im Vergleich zwischen Zahnhygiene im Gesetz aufgenom- Boden aus. „Das ist keine Planung, son- öffentlichen und freien Trägern beste- men. Dazu wurde Paragraf 1 um die dern eine Kurzschlussreaktion.“ hen, ist mit diesem Gesetz gar nichts „tägliche Zahnpflege“ in der Kita er- gewonnen.“ weitert. Für die Koalition stellte auch In den letzten Tagen hätten seine Frak- das eine „kleine Qualitätssteigerung“ tion „ernst zu nehmende Hinweise“ er- „Heute ist ein historischer Tag für un- dar. DIE LINKE pflichtete dem bei, warf reicht, wonach für 2019 Beitragssteige- ser Land“, sprach Ministerpräsidentin dem Land gleichzeitig aber vor, den rungen bei den Kitas ins Hause stünden. Manuela Schwesig. „Wir machen ei- Rucksack an Aufgaben für die Erzie- Um zu verhindern, dass die Beiträge nen Meilenschritt auf dem Weg hin zu her immer voller zu packen, sie bei der für das erste Kind „weiter in die Höhe einem gerechteren System der Kinder- praktischen Umsetzung dann aber al- galoppieren“, sei rasches Handeln nö- tagesbetreuung.“ Die „leidenschaft- lein zu lassen. tig gewesen, verteidigte Jörg Heydorn liche Debatte“ dazu, habe noch einmal LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
8 A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e Hausärzte Foto: Jens Büttner gesucht Quote soll Ärztemangel entgegenwirken Mecklenburg-Vorpommern braucht in den kommenden fünf Jahren mehr als 120 neue Hausärzte. Diesem Be- darf gerecht zu werden, stellt vor allem ländliche Räume vor große He- rausforderungen. Denn: Es fehlt Gerade auf dem Land werden Hausärzte gesucht. schlichtweg an Nachwuchs. Der Land- tag hat die Landesregierung deshalb zu wollen. Vorgesehen sei, zehn bis 20 lichen und persönlichen Eignung“ allein am 13. Dezember mit den Stimmen Prozent der Medizinstudienplätze im aufgrund der Verpflichtungserklärung von SPD und CDU aufgefordert, ihre Land für Bewerber vorzuhalten, die anderen vorzuziehen. „Wenn wir das Bemühungen zu verstärken, ange- sich verpflichten, nach der Facharz- Prinzip gleicher Eignung nicht beachten, hende Mediziner im Land zu halten. tausbildung zehn Jahre lang in unter- droht das Niveau der Gesundheitsversor- Zum Beispiel mit einer Landarztquote. versorgten Regionen zu arbeiten. Aus- gung auf dem Land in die Zweitklassig- Damit könnte ein Teil der Studienplät- schlaggebend für die Vergabe sollten keit abzusinken.“ Sich für zehn Jahre an ze im Land für Bewerber reserviert nicht allein Noten sein, sondern auch eine Landarztpraxis zu binden, sei oben- werden, die keinen Abiturdurchschnitt Aspekte wie soziale Kompetenzen und drein ein „erheblicher Einschnitt in die von 1,0 haben, sich aber verpflichten, ein Eignungstest. Er rechne damit, auf freie Lebens- und Berufsplanung“. Seine nach dem Studium als Hausarzt auf diesem Wege 40 bis 80 Studenten für Fraktion hätte sich alles in allem einen dem Land zu arbeiten. die Landarztausbildung gewinnen zu Antrag gewünscht, der umfassendere können. „Die Landarztquote ist die wich- Maßnahmen in den Blick nimmt. „148 niedergelassene Allgemeinmedizi- tigste Geschichte“, die sein Ministerium ner werden in den nächsten fünf Jahren im neuen Jahre politisch angehen wol- Sich einen Überblick über die Bedarfe das Renteneintrittsalter erreichen. Der- le, um die ärztliche Versorgung im länd- zu verschaffen sei die Voraussetzung, zeit sind bereits 125 Hausarztsitze unbe- lichen Raum langfristig sicherzustellen. um konkrete Handlungsmaßnahmen setzt. Dazu kommen 180 freie Stellen für Geplant sei außerdem, die Finanzierung abzuleiten, entgegnete Dirk Stamer Krankenhausärzte“, skizzierte Sebastian von Praktika mit der Kassenärztlichen (SPD). Mit einer einfachen Erhöhung der Ehlers (CDU) die aktuelle Situation. „Me- Vereinigung so zu gestalten, dass auch Studienplätze würde sich die Situation diziner sind zum Teil Goldstaub.“ Beson- kleinere Orte für Studenten attraktiver nicht verändern. Im Vergleich zu ande- ders stark drücke der Schuh im Landarzt- werden. Luft nach oben gebe es auch ren Bundesländern bilde Mecklenburg- bereich. „Die Frage ist daher: Wie gehen beim Medizinstipendium, räumte Gla- Vorpommern schon überproportional wir bei der Vergabe von Studienplätzen we ein. „Mittlerweile haben wir dort 37 viele Mediziner aus. Das Problem sei mit diesem Goldstaub gerecht und ent- Abschlüsse. Das ist nicht viel.“ Hier müs- vielmehr, dass die Absolventen am Ende sprechend unserer Bedarfe um?“ Studien- se an den Universitäten noch „besser nicht hier blieben. „Die sogenannte Kle- plätze einseitig nach der Abiturnote zu und intensiver“ geworben werden. bequote funktioniert bei uns nicht rich- vergeben, sei dabei alles andere als zeit- tig. Hier müssen wir ansetzen.“ Dafür sei gemäß. Viel wichtiger sei die Frage: „Wie Dr. Gunter Jess (AfD) sprach von einem die Landarztquote „ein sinnvolles Mit- viele Bewerber können wir als Landarzt „zahmen Antrag“. Bedarfe zu prüfen, tel“. Wer indes darauf abziele, die Anzahl gewinnen?“ Deswegen der Antrag. Ziel halte er für unnötig. Institutionen wie die der Studienplätze zu erhöhen, müsse müsse sein, „Landeskindern“ hier in M-V Kassenärztliche Vereinigung könnten die bedenken: Um ausreichend Erfahrung eine Perspektive zu geben – zum Bei- künftige Versorgungssituation in länd- an Patienten gewinnen zu können, spiel mit einer Landarztquote. „Wird der lichen Regionen schon jetzt „umfassend bräuchte es dann auch mehr Betten Numerus Clausus gesenkt, eröffnen wir beschreiben“. Der Antrag enthalte zu- und Patienten an den Universitätskli- auf jeden Fall neue Perspektiven.“ Auch dem mehrere Schwächen. „Was will die niken. „Dies könnte sicherlich über eine über steigende Ausbildungskapazitäten Landesregierung denn unternehmen, Verlegung der Kapazitäten aus anderen müsse man reden. wenn sich der Absolvent nach dem Stu- Krankenhäusern an die Universitätsme- dium nicht an seine Verpflichtung hält?“ dizin gelingen. Allerdings muss man Gesundheitsminister Harry Glawe kün- Mit einem Änderungsantrag sprach sich sich im Klaren darüber sein, ob man dies digte an, 2019 eine Gesetzesinitiative für seine Fraktion dagegen aus, Bewerber möchte und wie man das umsetzt.“ eine Landarztquote in Angriff nehmen mit einer „erkennbar schwächeren fach- Torsten Koplin (DIE LINKE) nannte den LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e 9 Antrag „hochgradig verstörend“. Einer- bisschen veralbert“, wenn nun erst ein- Minister bereits konkrete Vorhaben seits eine Bedarfsanalyse zu fordern, mal der Bedarf für Absolventen evalu- angekündigt habe, halte er für unan- andererseits aber schon konkrete Ge- iert werden müsse. Überhaupt komme gebracht. „Wenn er es nicht gemacht setzesvorhaben anzukündigen – das der Antrag so allgemein daher, „dass hätte, hätten Sie kritisiert, dass er nichts sei „Hopplahopp-Politik“. „Ich frage man im Grunde nichts richtig damit an- macht.“ Zu höheren Kapazitäten für die mich, was Ihr Antrag soll.“ Solch „un- fangen kann“. „Das hätte sich hier keine Hochschulen sage der Antrag ganz be- koordiniertes Handeln“ könne nur zu andere Fraktion getraut, in der Form wusst nichts. „Aus unserer Sicht hätte „Kuddelmuddel“ führen. Seine Fraktion zu beantragen.“ Die Änderungsanträge das schon drinstehen können. Aber da forderte, die von der Kulturministerkon- von AfD und Linksfraktion versuchten, gibt es keine Einigung in der Koalition.“ ferenz geplanten Änderungen bei der die vorhandenen Lücken zu schließen. Die Entwicklungen auf Bundesebene in Vergabe von Studienplätzen ebenso in Er schlug deshalb vor, „das gesamte der Bedarfsplanung zu berücksichtigen, die Analyse mit einzubeziehen wie ein Paket“ zur weiteren Beratung in den sei selbstverständlich. Dazu brauche es Gutachten zu bundesweiten Richtlinien Gesundheitsausschuss zu überweisen keinen Änderungsantrag der Opposition. bei der ärztlichen Versorgung. Letzteres und „dort etwas Konkretes draus zu ma- sehe zum Beispiel vor, dass Hausärzte chen“. Alles andere käme einem „Blan- Am Ende der Debatte wurden sowohl binnen 15 und Kinderärzte in 20 Minu- koscheck“ gleich, für den es dann aber die Überweisung des Antrags in den ten erreicht werden müssten. Hier dürfe auch keinen Antrag gebraucht hätte, Ausschuss als auch die Änderungs- am Ende nicht „haarscharf“ an der ab- schließlich wolle die Landesregierung, anträge abgelehnt. Der Antrag der sehbaren Rechtsprechung des Bundes wie von Minister Glawe angekündigt, im Koalitionsfraktionen wurde mit der vorbei geplant werden. Schlussendlich Januar schon konkret handeln. Stimmenmehrheit von SPD und CDU müsse all das auch mit den Kapazitäten angenommen. Alle anderen Fraktionen und Zulassungszahlen der beiden Uni- Von einem „inhaltsschwachen Antrag“ zu und der fraktionslose Abgeordnete versitäten des Landes abgeglichen wer- sprechen, komme einem Stück aus dem enthielten sich. den. Dann werde es auch hier Verände- Tollhaus gleich, erwiderte Sebastian rungen geben müssen. „Und das muss Ehlers (CDU). „Da müssen Sie wohl erst Antrag der Fraktionen der CDU und SPD miteinander korrespondieren.“ mal vor der eigenen Haustür kehren“, Drucksache 7/2913 wandte er sich an die Freien Wähler/ Änderungsantrag AfD Der Antrag greife ein sehr wichtiges BMV. Detailfragen, etwa zu Sanktionen Drucksache 7/2959 Thema auf, betonte Bernhard Wildt, bei Vertragsbrüchen, würden im Zuge Änderungsantrag DIE LINKE Fraktionsvorsitzender Freie Wähler/ des Gesetzgebungsverfahrens geklärt. Drucksache 7/2976 BMV. Die Alterspyramide der Ärzte sei Heute gehe es darum, ein Signal zu bekannt, die Auswirkung bereits spür- senden, dass das Land den Handlungs- bar. „Da fühle ich mich schon ein klein bedarf erkenne. Zu monieren, dass der Besseres Licht für Insekten Wer warm- statt kaltweise Lichtquellen verwende und diese bedarfsgerecht schalte, müsse „bevorzugt gefördert Land knüpft Förderung von Straßenbeleuchtung an „warmes" LED-Licht werden“. Davon profitierten nicht nur Insekten. Je höher der Lichtanteil in der Umgebung, umso schwerer komme Wenn Kommunen Straßenlaternen erneuern, können sie nur noch dann auf auch der Mensch nachts zur Ruhe. eine Förderung vom Land bauen, wenn sie LEDs mit warmem und daher insek- tenfreundlichem Licht verwenden. Der Landtag hat die Landesregierung auf Ralf Borschke (Freie Wähler/BMV) sprach Initiative der Koalitionsfraktionen aufgefordert, die Förderrichtlinien ent- von „blindem Aktionismus“, der auf rei- sprechend zu überarbeiten. Das soll einem Insektenschwund entgegenwirken. nen Vermutungen basiere. Bevor kon- Die Freien Wähler/BMV forderten, den Rückgang zunächst mit einer landesei- krete Maßnahmen ergriffen würden, genen Studie wissenschaftlich zu belegen. Dieser Antrag fand in der verbun- müsse ein Rückgang der Insekten aus denen Aussprache jedoch keine Mehrheit. Die Landesregierung hat die Förder- seiner Sicht erst einmal wissenschaftlich richtlinie bereits zum Januar 2019 geändert. belegt werden. Bislang gebe es jedoch keine Studie, die sich mit der Insekten- „Jedes Jahr nimmt die beleuchtete enthielten. Dieses kaltweiße Licht ziehe population in M-V befasse. „Hier be- Fläche auf der Welt zwischen fünf und die Tiere magisch an und störe sie in ih- steht dringender Handlungsbedarf.“ Auf sechs Prozent zu“, führte Elisabeth rem natürlichen Verhalten. Künstliches Analysen aus anderen Bundesländern Aßmann (SPD) an. Mit weitreichenden Licht sei eine der Hauptursachen für zurückzugreifen, halte er nicht für ziel- Folgen für die Tierwelt. „Insbesondere den Rückgang vieler Populationen. Ihrer führend. Solch ein „Konglomerat“ ma- Insekten reagieren sehr empfindlich auf Fraktion gehe es mit dem Antrag nicht che niemanden schlauer in Bezug auf künstliche Lichtquellen.“ Vor allem dann, darum, alles auf „zappenduster“ umzu- die konkrete Situation in M-V. „Wenn wenn diese einen hohen Blauanteil stellen, sondern „Rücksicht zu nehmen“. wir den bundesweit besten Insekten- LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
10 A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e zustand haben, sollten wir das wissen. zersiedelt. „Das entspricht mehr als der Elisabeth Aßmann (SPD). An landes- Allein mit Blick auf das Landesmarke- Hälfte der gesamten landwirtschaft- spezifischen Daten mangele es des- ting könnten das wichtige Zahlen sein.“ lichen Nutzfläche in Mecklenburg-Vor- halb auch ohne eine eigene Studie Was seine Fraktion jedoch auf keinen pommern.“ nicht. „Wir können also handeln.“ Auf Fall hinnehmen werde: Dass ohne insektenfreundliche LEDs zu setzen, sei fundierte Grundlagen Landwirten der Den Koalitionsfraktionen gehe es mit eine Maßnahme, „mit der es sogar sehr schwarze Peter zugeschoben werde. dem vorliegenden Antrag darum, den einfach ist, zu handeln. Ich verstehe Insektenschutz in M-V zu verbessern. nicht, wie man sich dem grundsätzlich Dass jemand den Landwirten „an den Straßenbeleuchtungen auf insekten- versperren kann. Das ist Ideologie und Karren fahren will“, wies Finanzminister freundliches Licht umzustellen – „das nicht Realismus.“ Die Rechnung der AfD Mathias Brodkorb in Vertretung für ist eine Maßnahme, die keine Kosten zu den Pflanzenschutzmitteln geht ih- Umweltminister Dr. Till Backhaus vehe- verursacht und relativ schnell umzu- rer Meinung nach nicht auf. Die Men- ment zurück. „Davon ist mitnichten die setzen ist“, sagte Holger Kliewe (CDU). ge konstant bei 1000 Tonnen pro Jahr Rede!“ Er mahnte, das Thema ernst zu Klar sei aber auch, dass „zwingend“ zu halten, klinge erst einmal gut. Auf nehmen. „Jeder von uns weiß, welche weitere Vorkehrungen folgen müssen. der anderen Seite gingen die Flächen, Rolle Insekten in der Umwelt spielen Dazu gehörten insektenfreundlichere die mit konventioneller Landwirtschaft und was es auch für unsere Ernährung Lebensräume und mehr landwirt- bewirtschaftet würden, immer weiter bedeuten kann, wenn diese Zusam- schaftliche Nutztiere auf der Weide. zurück und ließen sich Insektizide dank menhänge nicht mehr funktionieren.“ „Der Kot, den die Tiere absetzen, dient moderner Technik immer effizienter Der Antrag von SPD und CDU setze bei als Brut- und Nahrungsstätte für unsere ausbringen. Im Ergebnis bedeute das, Maßnahmen an, die in den betreffenden Insekten.“ Auch er sehe noch „enormen „dass am Ende tatsächlich häufiger Kommunen sowieso anstünden. „Wenn Forschungsbedarf“, um die Ursachen Pflanzenschutzmittel eingesetzt wer- wir da neue Straßenlaternen installieren, für die Entwicklung der Insektenpopu- den“. brechen wir uns doch keinen Zacken lation genauer beurteilen zu können. aus der Krone, auf solche Dinge Rück- Seine Fraktion werde alle Maßnahmen „Dass man hier diffamiert wird, weil man sicht zu nehmen.“ Prinzipielle Diskussi- unterstützen, die dem Erhalt der Ar- für Grundlagenforschung ist“, sage eine onen, wie gut oder schlecht es Insekten tenvielfalt und der Insektenpopulation Menge über das Niveau im Landtag aus, gehe, brächten niemanden weiter. „Wir dienlich seien. Die Ergebnisse anderer fand Ralf Borschke (Freie Wähler/BMV). sind nicht mehr in dem Stadium, in dem Studien erlaubten ihm zufolge durch- Er warf den Koalitionsfraktionen vor, „die wir darüber diskutieren müssen, ob un- aus Rückschlüsse für M-V. „Gleichzeitig Auswirkungen einer ideologisch be- ser Lebenswandel Konsequenzen für sollten die Forschungsmittel seitens des dingten Fehlentwicklung in der Politik Umwelt und Natur hat: Das ist so!“ Jetzt Bundes dafür verwendet werden, Studi- durch bürokratische Auflagen“ ausglei- gehe es darum, auch im Eigeninteresse en hinsichtlich der Insektenpopulation chen zu wollen. Nur noch warm-weiße konkret zu handeln. auch in M-V durchzuführen.“ Leuchtmittel zu erlauben, „ist typisch für grüne Regulierungswut“. „Die Grünen Jürgen Strohschein (AfD) glaubt nicht „Wir haben auf dem Gebiet des Insek- müssen nicht einmal im Landtag sitzen: an eine große Wirkung des Antrags. tensterbens kein Erkenntnisdefizit“, Ihre Politik wird auch so durchgesetzt.“ Aufgrund öffentlicher Förderungen meinte Dr. Mignon Schwenke für DIE Hauptsache man könne regulieren und hätten viele Kommunen ihre Beleuch- LINKE. Die Informationen lägen umfang- Wirtschaftszweige, die dieser Ideologie tung bereits auf LED umgestellt. „Hier reich vor. Nun komme es darauf an, die entsprächen, „überprivilegieren“. ist in nächster Zukunft nicht mehr viel richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. zu ändern.“ Auch er hielt es für an- „Ich bezweifle, dass dafür eine neue Stu- Am Ende der gut einstündigen Debatte gebracht, die Insektenpopulation im die für M-V notwendig ist.“ Jetzt gehe es stimmten SPD, CDU und DIE LINKE für Land wissenschaftlich zu untersuchen. um Ursachenbekämpfung. Der Antrag den Koalitionsantrag, die Freien Wähler/ Weder Behörden noch Forschungsein- der Koalitionsfraktionen sei da ein erster BMV und der fraktionslose Abgeordnete richtungen hätten sich bislang intensiv Schritt in die richtige Richtung. Weitere dagegen. Die AfD zeigte sich uneins: Ein damit beschäftigt. „Eine durchaus sträf- müssten folgen: zum Beispiel größere Abgeordneter votierte mit Ja, das Gros liche Angelegenheit.“ Behauptungen, Blühstreifen entlang der Feldraine und mit Nein, zwei Parlamentarier enthielten ein zunehmender Einsatz von Insekti- Gewässer sowie weniger Pestizide. „Die sich. Der Antrag der Freien Wähler/BMV ziden minimiere den Tierbestand, be- großen und ausgeräumten Schläge wurde mit den Stimmen von SPD, CDU zeichnete er als „falsch“. „Die in Deutsch- sind nicht insektenfreundlich. Das be- und DIE LINKE abgelehnt. land verkaufte Menge liegt konstant streiten nicht mal die Bauern.“ Letztlich bei rund 1000 Tonnen im Jahr. Darüber seien aber nicht nur Land und Kommu- Antrag SPD/CDU-Koalition hinaus wurden in den letzten 20 Jahren nen gefragt, zu handeln. Jeder einzelne Drucksache 7/2910 unzählige hoch wirksame Mittel verbo- könne auf seine Art etwas gegen den Antrag Freie Wähler/BMV ten.“ Eine viel größere Gefahr stelle der Klimawandel – und damit gegen eine Drucksache 7/2906 Straßen- und Siedlungsbau dar. Dies Ursache des Insektensterbens – tun. habe in den vergangenen 25 Jahren „Wir haben in M-V 50 Entomologen, bundesweit rund 800.000 Hektar Land die Daten erheben“, verdeutlichte LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e 11 „Ideenkatalog“ zur Mobilität den Landkreisen sehr unterschiedlich entwickelt. „Das Angebot entspricht schon lange weder in Qualität noch Landtag diskutiert Konzept zur besseren Vernetzung Quantität dem Bedarf.“ Der Landesplan von Bus, Bahn, Auto und Rad enthalte zwar „durchaus gute Ansätze“. Einen landesweit einheitlichen Tarif für Bus und Bahn nehme er jedoch ebenso wenig in Angriff wie eine auskömmliche Wie könnte sich die Mobilität im Land in den kommenden Jahren entwickeln? Finanzierung des ÖPNV. Angaben zur Ansätze dafür beschreibt der neue Integrierte Landesverkehrsplan. Darin stellt zeitlichen Umsetzung der Maßnahmen die Landesregierung Konzepte vor, wie der Bedarf an Verkehrsangeboten mit oder ihren Kosten fehlten ebenfalls. „Nur dem demografischen Wandel, sinkenden Finanzmitteln für den Straßenbau und eines ist verankert: Der öffentliche Per- ressourcenschonenden Verkehrssystemen in Einklang gebracht werden könnte. sonennahverkehr wird vom Land nicht Im Vordergrund steht, Bus, Bahn, Pkw, Fahrrad, Taxi und Fußverkehr besser mitei- mehr Mittel erhalten.“ Darüber müsse nander zu vernetzen. Zum Beispiel durch Fahrradstellplätze an Bahnhöfen, aufei- noch ausführlich diskutiert werden. Ihre nander abgestimmte Fahrpläne und Echtzeitauskünfte. Auf Antrag der Fraktion Fraktion beantragte deshalb, den Lan- DIE LINKE wurde das 144-seitige Papier am 13. Dezember im Landtag debattiert desverkehrsplan in die Ausschüsse zu und einstimmig zur weiteren Beratung in die Ausschüsse verwiesen. überweisen. Der Plan habe viel zu lange auf sich war- rung zur Entwicklung des öffentlichen Infrastrukturminister Christian Pegel ten lassen, befand Dr. Mignon Schwenke Personennahverkehrs (ÖPNV), etwa in begrüßte den Überweisungsvorschlag, (DIE LINKE). Dadurch habe den Land- Bezug auf landes- oder regionalbedeut- warnte jedoch vor zu hohen Erwar- kreisen gerade nach der Kreisgebiets- same Buslinien, gefehlt. Im Ergebnis tungen an den Landesverkehrsplan. Er reform 2011 eine wichtige Orientie- habe sich der öffentliche Nahverkehr in sei ein „Ideenkatalog“, der Impulse, je- Verkehrsangebot im SPNV im Jahresfahrplan 2017 Stündliches Angebot mit Verstärkung in der Hauptverkehrszeit Stündliches Angebot Zweistündliches Angebot mit Verstärkung in der Hauptverkehrszeit Zweistündliches Angebot Angebotsverdichtung im Sommer Verkehrsangebot im Schienenpersonennahverkehr, 2017 Quelle: ILVP (Nov. 2018), Verkehrsministerium M-V LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
12 A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e doch nicht auf alles „fertige Antworten Papier nicht aufhalten.“ Verkehrsträger- die anstehenden Herausforderungen geben“ könne. Verbindliche Vorgaben übergreifende Fahrplanauskünfte und zu bewältigen. „Was nach meiner Auf- zu machen, stünde im Widerspruch funktionierende Abstimmungen zwi- fassung völlig fehlt, sind Aussagen zum zur Selbstverwaltungshoheit von Kom- schen Bus und Bahn gehörten zu den autonomen Fahren und der stärkeren munen und Verkehrsunternehmen. „Es Wunschvorstellungen vieler Bürger. Sei- Nutzung von Digitalisierung in diesem braucht an vielen Stellen regional ange- ne Fraktion werde die Umsetzung des Bereich. Hier wird es in naher Zukunft passte Lösungen.“ Er betonte, dass das Konzepts konstruktiv begleiten. Mit Kri- gravierende Veränderungen geben.“ Konzept in einem breiten und inten- tik am Landesverkehrsplan halte er sich siven Beteiligungsverfahren erarbeitet an dieser Stelle zurück. „Wir sollten erst Wer die lange Zeitschiene kritisiere, dür- worden sei. „Über 800 Anregungen ha- einmal im Ausschuss darüber reden.“ fe nicht vergessen, in welch großem ben uns in diesem Kontext erreicht.“ Im Umfang die Bürger im Vorfeld beteiligt Ergebnis liege nun erstmals ein Plan vor, Dietmar Eifler (CDU) unterstrich, dass wurden, sagte Jochen Schulte (SPD). der verschiedene Verkehrsmittel integri- gut Ding Weile haben wolle. Mit Blick „Ein sehr schnelles Verfahren und gleich- ere und damit ein Nebeneinander meh- auf die Bedeutung, die das Thema Mo- zeitig viel Bürgerbeteiligung“ – das pas- rerer Papiere vermeide. Der integrierte bilität für die Wirtschaft, Lebensqualität se nicht zusammen. Er halte es für rich- Ansatz beruhe auf drei Säulen: Infra- sowie kulturelle und soziale Teilhabe tig, Schwerpunkte zu setzen. „Man kann struktur, Service und Kommunikation. habe, „wurde es endlich Zeit, dass die nicht für alles Geld ausgeben.“ Und am Dass das Land die Kommunen in den Landesregierung ihre Handlungsemp- Ende sei das Land auch tatsächlich nicht vergangenen Jahren „plan- und ziellos“ fehlungen vorstellt“. Bedauerlicherweise für alles zuständig. Jeder Aufgabenträ- zurückgelassen habe, wies Pegel zurück. enthielten diese keine konkreten Ziele ger müsse für seine Zuständigkeit die zur Umsetzung der Vorgaben. Gerade finanziellen Lasten tragen. „Das sollte Stephan Reuken (AfD) lobte den aus- in Zeiten des demografischen Wandels man grundsätzlich auch nicht in Frage führlichen Beteiligungsprozess. Die und rückläufiger Finanzmittel wäre das stellen“, denn darauf basiere schließlich Ergebnisse seien eine gute Grundlage wünschenswert gewesen. „Ob die ver- das System des kommunalen Finanzaus- für die weitere Erarbeitung des Plans schiedenen Aufgabenträger auf Grund- gleichs. Auch er halte es für sinnvoll, den gewesen. Die große Herausforderung lage dieses Planes Entscheidungen für Integrierten Landesverkehrsplan in den werde nun sein, das Strategiepapier in Investitionen und die Ausrichtung ihrer Ausschuss zu überweisen. Angesichts die Praxis umzusetzen. „Mecklenburg- Unternehmen treffen können, muss sich des Umfangs gebe es sicherlich bei vie- Vorpommern ist ein dünn besiedeltes noch zeigen.“ Seine Fraktion halte es für len Punkten noch Diskussionsbedarf. Flächenland und die demografische fraglich, dass die aufgeführten Maßnah- Entwicklung trifft uns besonders. Rück- men – insbesondere zur E-Mobilität Unterrichtung Landesregierung läufige Finanzen kann auch ein solches und zum Radverkehr – dazu beitragen, Drucksache 7/2846 Keine Präventivhaft Gefahren.“ Infolgedessen sollten Ge- fährder so lange vorbeugend festge- nommen werden können, „bis keine auf Landtag lehnt AfD-Vorschlag gegen terroristische Gefährder ab Tatsachen begründete erhebliche Ge- fahr mehr von ihnen ausgeht“. Er wisse um das „schwierige Verhältnis“, in dem In M-V wird es zur Abwehr terroristischer Gefahren keine Präventivhaft nach Sicherheit und Freiheit bei diesem The- bayerischem Vorbild geben. Ausgangspunkt der Debatte am 13. Dezember war ma stünden, so Kramer. Wer die Freiheit ein Antrag der AfD-Fraktion. Mit Blick auf die Anschläge auf die Weihnachts- und das Leben von Bürgern zerstören märkte in Berlin im Jahr 2016 und im französischen Straßburg 2018, die ver- wolle, könne jedoch vom Staat keine eitelten Anschlagspläne in Güstrow und Schwerin und die Personaldecke der milde Reaktion erwarten. „Ich forde- Sicherheitsbehörden hielt die Oppositionspartei eine vorbeugende Festnah- re Sie in der heutigen Debatte daher me von Terrorverdächtigen für geboten. Dazu zielte sie auf die Regelungen dazu auf, sich gerade zu machen und des neuen Polizeigesetzes in Bayern ab. Diese erlauben es der dortigen Polizei, entsprechend sachlich auf den Antrag nicht erst bei konkreten, sondern auch bei drohenden Gefahren einzuschrei- einzugehen. Alles andere ist billiger Re- ten. Eine Befugnis, die höchst umstritten ist und zu Verfassungsbeschwerden gierungspopulismus.“ führte. „Was Sie in Ihrem Antrag fordern, geht „Es ist an der Zeit, Sicherheit neu zu den- Gesetze der veränderten Lage anpas- definitiv nicht“, bekräftigte Innenminis- ken“, forderte AfD-Fraktionschef Nikolaus sen. Mit Ausnahme der elektronischen ter Lorenz Caffier. Jemanden in Beuge- Kramer. „Wir wissen spätestens seit Fußfessel sei die Landesregierung bis- haft zu nehmen, um zu Erkenntnissen den Vorfällen in Güstrow und Schwe- lang jedoch untätig geblieben. „Damit zu gelangen, „das kennen wir vielleicht rin, dass die terroristische Bedrohungs- dieser Zustand nicht weiter bestehen aus Guantanamo“. In einem Rechtsstaat lage im Land real ist.“ Hier müsse das bleibt, fordern wir die Präventivhaft zur sei dies jedoch undenkbar. „Die Gedan- Land konkrete Antworten liefern und Abwendung erheblicher terroristischer ken sind und bleiben frei. Wäre das an- LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
Sie können auch lesen