LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV

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LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
LANDTAG                        LANDTAGS
                                        NACHRICHTEN
          Mecklenburg-Vorpommern

                                                                                                24. Januar
                                                                                                  1 / 2019
                                                                                        www.landtag-mv.de

+++ An der Schwelle zum Wahljahr 2019 +++ Entlastung für Eltern +++ Besseres Licht für Insekten +++ Maßnahmen
    gegen Ärztemangel +++ Keine Präventivhaft für Gefährder +++ Zwischenbilanz Anhörungsreihe „Jung sein in M-V“
    +++ Sternsinger-Empfang 2019 +++
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
2                         I n h a l t

                                  3              Gastkolumne                     Frank Pfaff, Leiter des dpa-Landesbüros Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                 in Schwerin, kommentiert die Einführung der Geschwisterkindregelung.

                              4 – 16          AUS DEM PLENUM
                               4–5             Aktuelle Stunde                   „An der Schwelle zum Wahljahr 2019 – Mecklenburg-Vorpommern gestalten
                                                                                 und nicht nur verwalten“

                              6 – 14                Berichte                     Mehr Entlastung für Eltern – Betreuungskosten nur noch
                                                                                 für das älteste Kind
                                                                                 Hausärzte gesucht – Quote soll Ärztemangel entgegenwirken
                                                                                 Besseres Licht für Insekten – Land knüpft Förderung an warmweiße LEDs
                                                                                 „Ideenkatalog“ zur Mobilität – Landtag diskutiert bessere Vernetzung
                                                                                 Keine Präventivhaft – Landtag lehnt Vorschlag gegen terroristische
                                                                                 Gefährder ab
                                                                                 Aktionen statt Verbote – Kein neuer Null-Promille-Vorstoß im Bundesrat

                                 15          Weitere Beschlüsse                  Gesundheitswesen – Akademie für öffentliches Gesundheitswesen
                                                                                 Nachtragshaushalt – Landtag erhöht Etat
                                                                                 Landespflegegesetz – Rolle der Kommunen gestärkt
                                                                                 Psychischkrankengesetz – Regelung zur Zuständigkeit
                                                                                 Spielraum für Kommunen – Standarderprobungsgesetz
                                                                                 Änderung der Verfassung des Landes M-V
                                                                                 Entlastung der Landesregierung
                                                                                 Nachruf Dr. Ingrid Tschirch

                                 16             Gesetzgebung                     Laufende und abgeschlossene Gesetzgebung

                             17 – 20      AUS DEN AUSSCHÜSSEN                    Sozialausschuss:
                                                                                 „Jung sein in M-V“– Sozialausschuss zieht Zwischenbilanz
                                                                                 Petitionsausschuss:
Titelfoto: Uwe Sinnecker

                                                                                 Personalmangel in der JVA Bützow
                                                                                 Expertenkommission „Bestattungskultur in M-V“:
                                                                                 Mitglieder nehmen Beratungen auf

                            22 – 23               PANORAMA                       "Wir gehören zusammen - in Peru und weltweit":
                                                                                 Sternsinger-Empfang im Landtag

                                 24                  Chronik

                           Impressum
                           Herausgeber:                                        Layout: Uwe Sinnecker,                      Namentlich gekennzeichnete Beiträge
                           Landtag mecklenburg-Vorpommern                      www.uwe-sinnecker.de                        geben nicht in jedem Fall die Meinung des
                           - Öffentlichkeitsarbeit -                                                                       Herausgebers wieder.
                           Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin              Druck: produktionsbüro TINUS                Alle Abbildungen sind urheberrechtlich
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                           Internet: www.landtag-mv.de                         Zugunsten des Leseflusses und aus Platz-
                                                                               gründen haben wir bei der Bezeichnung       Die LANDTAGSNACHRICHTEN können
                           redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit,           von Menschengruppen manchmal nur die        kostenlos bezogen werden. Bestellungen
                           Claudia Richter, Anna-Maria Leistner,               männliche Form verwendet. In solchen        sind an den Herausgeber zu richten.
                           Michaela Ludmann                                    Fällen ist die weibliche Form mitgedacht.   Redaktionsschluss 11.01.2019

                           LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
G a s t k o l u m n e                                              3

                                                                                                                                                  Foto: privat:
Zankapfel Kita

                                                                                           Frank Pfaff ist seit vielen Jahren für die Nachrich-
                                                                                           tenagentur dpa als landespolitischer Sprecher
                                                                                           und Leiter des Büros in Schwerin tätig.

    Über Kita wird immer diskutiert. Ich       Betreuungsangebote ausgebaut und die        den Kitas nicht „regelmäßig“ stattfinden,
kann mich noch gut an die Kultur-Debat-        finanziellen Lasten der Familien verrin-    sondern „täglich“.
te der frühen 90er erinnern, als Bilder kol-   gert werden sollen, ja müssen.
lektiver Topfpflicht in DDR-Kindergärten                                                   Die AfD bezweifelte, dass angesichts der
als Bestätigung galten für frühe Gleich-       Mecklenburg-Vorpommern ist offenkun-        bislang zeitlich begrenzten Bundeshil-
schaltung und Zwangskollektivismus im          dig auf dem Weg. Zunächst gab es für        fe die Finanzierung der Beitragsfreiheit
Osten Deutschlands. Wasser auf die             Eltern monatliche Zuschläge vom Land,       auch auf Dauer gesichert sei. DIE LINKE
Mühlen all jener, die krampfhaft am klas-      seit dem 1. Januar 2019 muss nur noch       beklagte, dass nicht gleichzeitig auch

„
                                                                                           mehr Geld in die Qualität der Betreuung
                                                                                           und zusätzliche Erzieherstellen investiert
              Es gehe nicht darum, zu zeigen,
                                                                                  „
                                                                                           werde und verwies auf Proteste Betrof-
                                                                                           fener vor dem Schloss. Ohnehin komme
               wer Koch und wer Kellner ist.                                               alles viel zu spät. Die Freien Wähler/BMV
                                                                                           monierten die großen Gehaltsunter-
                                                                                           schiede von bis zu 700 Euro für Erzieher
                                                                                           je nach Träger der Einrichtung und das
sischen (westlichen) Familienbild festhal-     für maximal ein Kind je Familie der Be-     Fehlen Tausender qualifizierter Erzieher.
ten wollten: Der Mann sorgt für das Ein-       treuungsbeitrag entrichtet werden, ab
kommen, die Frau für Kind – und Mann.          2020 sollen Elternbeiträge gänzlich weg-    Zweifel, Klagen und Forderungen, die
Sicher, heute dürfte jedem klar sein, dass     fallen – und das bei deutlich längeren      mit Sicherheit ihre Berechtigungen ha-
das dichte Netz an Kindergärten und            Betreuungszeiten in den Einrichtungen       ben, die aber eines in den Hintergrund
-krippen nicht nur Ausdruck erkämpfter         als in reicheren Westländern.               rückten: Den Eltern wird eine finanzielle
Frauenrechte und fortgeschrittener                                                         Last genommen und die – heute nicht
Gleichberechtigung war. Die fast aus-          Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch       immer einfache – Entscheidung für Kin-
schließlich von männlichen Ministern ge-       wer Ende Dezember die Debatte im            der erleichtert. Das war die Botschaft des
führte DDR brauchte die Frauen als Ar-         Landtag zur Geschwisterkind-Regelung        Tages. Was ja nicht ausschließt, dass Kita-
beitskräfte, auf Feldern, Traktoren, Kränen    verfolgte, der musste einen anderen         Gruppen kleiner, Erzieher besser bezahlt
und an Fließbändern.                           Eindruck gewinnen. Hitziger Streit und      und mehr junge Leute für den so wich-
                                               gegenseitige Vorwürfe bestimmten die        tigen Beruf begeistert werden müssen.
Heute, knapp 30 Jahre später, stellt nie-      Diskussion, wo doch kühle Bestandsauf-      Am Ende einer sehr emotionsgeladenen
mand mehr ernsthaft in Abrede, dass            nahme und strategische Überlegungen         Debatte redete der Vorsitzende des So-
Frauen wie Männer ein Recht darauf ha-         gefragt sind. So waren die Regierungs-      zialausschusses, Torsten Koplin, allen ins
ben, sich auch beruflich zu verwirklichen.     fraktionen SPD und CDU voll des Lobes       Gewissen: Es gehe nicht darum, zu zei-
Und auch im vereinten Deutschland              über die von ihnen eingeleiteten famili-    gen wer Koch und wer Kellner ist. „Wir
wird angesichts zunehmenden Fachkräf-          enpolitischen Leistungen, aber nur sehr     haben doch ein gemeinsames Interesse
temangels der Frau längst nicht mehr die       eingeschränkt bereit, über die Behe-        daran, dass es den Kindern in unserem
Rolle am heimischen Herd zugewiesen.           bung noch bestehender Defizite in den       Land und auch den Eltern besser geht!“
Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und        Kitas selbst zu diskutieren. Bedenken von
Familie ist für fast alle Parteien Programm.   Kommunalverbänden und Gewerkschaf-                                               Frank Pfaff
Mütter und Väter, die ihre kleinen Kinder      ten sowie Vorschläge der Opposition wa-
in Krippe und Kita geben, gelten auch im       ren schon in den Ausschussberatungen
Westen nicht mehr als Rabeneltern. Es          weitgehend abgebügelt worden. Eine
herrscht weitgehend Konsens, dass die          Änderung kam durch: Zahnpflege soll in

                                                                                       LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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4   A u s           d e m          P l e n u m / A k t u e l l e                               S t u n d e

    Simone Oldenburg (DIE LINKE)                        Ministerpräsidentin Manuela Schwesig                      Christoph Grimm (AfD)

    Duell der Bilanzen                                                                           Einen 40 Millionen Euro schweren Digita-
                                                                                                 lisierungsfonds. Ein Wohnprogramm für
                                                                                                 altersgerechtes Wohnen. „20 Millionen
    Koalition und Opposition liefern sich in Aktueller Stunde                                    Euro für 463 Wohnungen sind beantragt,
    hitzigen Schlagabtausch zur Regierungspolitik                                                davon sind schon 347 Wohnungen be-
                                                                                                 willigt.“ Das größte Projekt der Landes-
                                                                                                 regierung sei jedoch die gebührenfreie
        Fünf Monate vor der Kommunal- und Europawahl im Mai 2019 haben sich die                  Kita, und das werde sie sich auch von
    Abgeordneten im Landtag einen hitzigen Schlagabtausch zu der Regierungs-                     niemandem kleinreden lassen. „Das ist
    politik geliefert. In der Dezembersitzung oblag es der Fraktion DIE LINKE, den               die höchste Lohnerhöhung, die wir ma-
    Schwerpunkt für die Aktuelle Stunde zu bestimmen. Unter der Überschrift „An                  chen können als Politik.“ Gelungen seien
    der Schwelle zum Wahljahr 2019 – Mecklenburg-Vorpommern gestalten und                        die vielen wichtigen Projekte, „die ganz
    nicht nur verwalten“ rechnete die Oppositionspartei mit der Politik der Landes-              konkret bei den Bürgerinnen und Bür-
    regierung ab. Ebenso wie die AfD warf sie der Koalition vor, bei vielen Aufgaben             gern ankommen“, ohne neue Schulden
    mutlos auf der Stelle zu treten. Regierung und Koalitionsfraktionen wiesen das               zu machen. „Das ist gute Finanzpolitik.“
    zurück und hoben ihre Erfolge hervor: „Wir gestalten“, während die anderen                   Kitas beitragsfrei zu stellen, stehe für sie
    „ihren Frust verwalten“.                                                                     nicht im Widerspruch zu einer Qualitäts-
                                                                                                 sicherung. „Wir wollen gute Kitas, die
    „Alle Jahre wieder steht Weihnachten vor        in der Kita, entweder mehr Richter oder      sich alle Eltern im Land leisten können.“
    der Tür. Es ist die Zeit der Geschenke, der     mehr Polizisten, entweder ein besserer       Die Ministerpräsidentin erinnerte daran,
    Wünsche, die Zeit der Lichter und Besinn-       Betreuungsschlüssel oder mehr Geld für       dass DIE LINKE eine gute Gelegenheit
    lichkeit. Und natürlich die Zeit der Ab-        Erzieher. „Vieles wird nur halb gemacht.     gehabt hätte, sich in die Gestaltung des
    rechnung“, führte Simone Oldenburg,             Es fehlt der Schwung, etwas zu been-         Landes einzubringen: mit einer Zustim-
    Fraktionschefin DIE LINKE, an. „Was hat         den.“ Stattdessen jage die Koalition „viel   mung zur Einführung der qualifizierten
    die Regierung von ihrem Koalitions-             zu oft eine neue Sau durchs Dorf“ – wie      Volksbefragung. Besser an politischen
    wunschzettel umgesetzt und was ist              etwa die CDU-Forderung nach einer            Entscheidungen beteiligt zu werden, sei
    einfach nur dahingesagt?“ Sie hielt der         Reiterstaffel. „Was hat Sie da geritten?“    der Wunsch vieler Bürger, so Schwesig.
    Koalition unter anderem zugute, die             Die Linken-Fraktionschefin sieht die Re-     „Das haben Sie aber blockiert!“ Ihr Fazit:
    Ehrenamtskarte einzuführen, einen Un-           gierung zur Halbzeit „eindeutig in der       Die Landesregierung gestalte, während
    tersuchungsausschuss zu den NSU-Ver-            Defensive“. „Wir wünschen ihr, dass sie in   DIE LINKE lediglich ihren Frust verwalte.
    brechen eingesetzt und die befristete           der kommenden Halbzeit endlich in die
    Einstellung von Lehrkräften abgeschafft         Offensive geht, Probleme anpackt und         „Wohnungsprobleme,         Digitalisierung,
    zu haben. „An dieser Stelle will ich es         das Schönreden beendet.“                     Sicherheit, Polizisten, Schlaglöcher statt
    mit der weihnachtlichen Besinnlichkeit                                                       Straßenbau – alles richtig, alles richtig“,
    aber belassen.“ Denn: viele wichtige            „Ich freue mich sehr, dass wir mit dieser    lobte Christoph Grimm (AfD) die Zusam-
    Aufgaben habe die Regierung noch gar            Aktuellen Stunde die Möglichkeit haben,      menfassung der Linken. „Wir finden gut,
    nicht in Angriff genommen. „Sie ist bä-         deutlich zu machen, was wir für unser        wie Sie das machen. Wir sind ja gerne
    renstark im Ankündigen und hasenfüßig           Land tun“, konterte Ministerpräsidentin      auch an Ihrer Seite als Oppositionspar-
    im Handeln.“ Oldenburg monierte, dass           Manuela Schwesig. „Es war ein erfolg-        tei.“ Beide Vorrednerinnen hätten jedoch
    sich die Digitalisierung dahinschleppe,         reiches und ein gutes Jahr“, in dem die      ihre „ideologischen Lieblingsprojekte“
    der Straßen- und Wohnungsbau stocke,            Koalition Etliches angestoßen habe:          unterschlagen: die Energiewende, die zu
    Kommunen finanziell „miserabel“ aus-            Eine Wirtschaftsförderung, die Anreize       hohen Strompreisen führe, „Ihr gelieb-
    gestattet seien, Hausärzte und Lehrer           für Tariflöhne setze. Einen Vergabemin-      ter Kampf gegen rechts, der den NSU-
    fehlten und die Löhne im Land nach wie          destlohn von 9,80 Euro für öffentliche       Ausschuss hier hervorgebracht hat“ und
    vor im Keller seien. Sie warf SPD und CDU       Aufträge. Ein Schulsanierungsprogramm        die Bürger viel Geld kosten werde, sowie
    eine „Entweder-oder-Politik“ vor: entwe-        für 130 Schulen. Den Theaterpakt. Zu-        „die unkontrollierte Zuwanderung“, die
    der Gebührenfreiheit oder mehr Qualität         sätzliche Stellen für Polizei und Justiz.    zu Sicherheits- und Wohnungsproble-

    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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        Thomas Krüger (SPD)                            Bernhard Wildt (Freie Wähler/BMV)             Vincent Kokert (CDU)         Fotos: Uwe Sinnecker

men führe. „Was Sie auch nicht erwähnt        vor, ihre Kritik stets nach demselben            CDU-Fraktionschef Vincent Kokert är-
haben, ist die zunehmende Spaltung            Schema vorzutragen: „Wir machen zu               gerte sich über „den Generalabwasch“
unserer Gesellschaft.“ Grimm sprach           wenig. Und wenn doch, dann ist es eine           der Linken gegenüber der Regierung.
von „Rekordalters- und -kinderarmut“,         Kurzschlusshandlung. Und wenn das                „Hier so ein rhetorisches Feuerwerk
den höchsten Steuern in Europa, dem           dann alles funktioniert, sagen Sie wie-          abzulassen“, ohne zu sagen, „was man
höchsten Renteneintrittsalter und nied-       derum, die Verwaltung ist überfordert.“          eigentlich kriegt, wenn man bei der
rigsten Rentenniveau, vom europaweit          Konstruktive Oppositionsarbeit sehe an-          Kommunalwahl DIE LINKE wählt“, nann-
niedrigsten Pro-Kopf-Vermögen und der         ders aus. Er appellierte an DIE LINKE, ihre      te er eine „Unverfrorenheit“. Nachdem
niedrigsten Lebenserwartung. „Der Bo-         Haltung zur qualifizierten Volksbefra-           die Landesregierung und der Koalitions-
den, auf dem das alles gedeiht“, werde        gung noch einmal zu überdenken. „Die             partner alles Wesentliche zur Aktuellen
von der Bundespolitik bereitet und von        Türen stehen weiterhin offen. Kommen             Stunde gesagt hätten, könne er sich nun
den Regierungsparteien im Land mitge-         Sie auf uns zu, gestalten Sie dieses Land        „vollumfänglich“ um DIE LINKE kümmern.
tragen. „Das wollen wir ändern.“ Den Re-      mit. Sie sind herzlich eingeladen!“              „Darauf freue ich mich schon die ganze
gierungsparteien empfahl er eine „fami-                                                        Zeit.“ Seinen Blick lenkte er dafür auf die
lienfreundlichere Politik“. „Und vor allem:   Nach Ansicht von Bernhard Wildt, Frak-           kommunalpolitischen Leitlinien der Op-
Entlasten Sie unsere Bürger!“                 tionschef Freie Wähler/BMV, ging die             positionspartei, zu denen auch gehöre,
                                              Aktuelle Stunde „deutlich nach hinten            Krankenhäuser zu rekommunalisieren.
„Wenn wir uns den Titel Ihrer Aktuellen       los“. „Ich hätte gedacht, wir diskutieren        „Wer hat denn diese Dekommunalisie-
Stunde angucken, ist klar, worum es Ih-       etwas Aktuelles, auf die Zukunft ge-             rung einst vorangetrieben?“ Zwei linke
nen geht: um Wahlkampf“, führte SPD-          richtet.“ Mit ihrer Generalabrechnung            Sozialministerinnen unter Rot-Rot, so
Fraktionschef Thomas Krüger aus. „Uns         habe DIE LINKE der Landesregierung               Kokert. „Sie hätten das damals grandios
geht es darum, dieses Land zu gestalten       jedoch „eine wunderbare Plattform                verhindern können.“ Er warf der LINKEN
und die Herausforderungen, die zweifel-       geboten, über alles zu reden, was sie            vor, im letzten Jahr ihrer Koalition den
los da sind, zu bearbeiten.“ Ergänzend zu     gern noch mal sagen wollte“. Nach                größten Schuldenberg in der Geschichte
den Beispielen von Ministerpräsidentin        seinem Dafürhalten hätte es diskussi-            des Landes aufgetürmt zu haben. „Die
Schwesig hob er die Novelle des Finanz-       onswürdigere Themen gegeben. Den                 größte Axt“, die die kommunale Ebene
ausgleichsgesetzes (FAG) hervor. „Wir         Nachtragshaushalt zum Beispiel. Durch            jemals getroffen habe, sei die unter Rot-
haben fast 100 Millionen Euro mehr ins        die vorgesehene Abweichung vom                   Rot gestrichene Mindestfinanzgarantie
System gegeben.“ Damit stünde nun fast        Gleichbehandlungsgrundsatz gingen                gewesen. Für die Kommunen sei das
allen Kommunen mehr Geld zur Verfü-           den Kommunen Gelder verloren. Mit                keine schöne Zeit gewesen. „Dem müs-
gung. „Ich finde, das ist eine beachtliche    Blick auf das Prinzip der Subsidiarität          sen Sie sich einfach mal stellen! Und wir
Leistung.“ Genau wie der Schuldenab-          appellierte er an die Abgeordneten, „in          machen jetzt in mühevoller Kleinarbeit
bau. 1,3 Milliarden Schulden seien seit       den Weihnachtsferien noch mal nach-              in jeder FAG-Novelle nichts anderes, als
2007 getilgt worden. Das mache unterm         zudenken, was tatsächlich das Beste              darüber nachzudenken, wie können wir
Strich 40 Millionen Euro Zinsen, die nicht    ist“. Ein anderes Thema wäre die An-             kommunal das Leben in Mecklenburg-
mehr an Banken, sondern an Kinder             schlussfinanzierung zur beitragsfreien           Vorpommern noch weiter gestalten.“
gingen. Hinzu kämen 70 Millionen Euro         Kita gewesen. Nachdem die Minister-              Vincent Kokert beklagte, dass die anste-
für die Wohnraumförderung. „Noch nie          präsidentin kürzlich von Differenzen             henden Kommunal- und Europawahlen
stand dieses Land so gut da wie heute.        mit dem Bund gesprochen habe, hätte              in der gesamten Debatte kaum eine
Die Arbeitslosigkeit ist so gering wie nie.   er sich heute eine Klarstellung dazu ge-         Rolle gespielt hätten. „Irgendwie ging
Noch nie wurden Familien so intensiv un-      wünscht: „Ist die Anschlussfinanzierung          das ein bisschen am Thema vorbei.“ Sein
terstützt wie momentan. Noch nie wur-         jetzt gesichert oder nicht?“ Wer an einer        Resümee: DIE LINKE habe „nichts auf der
den so viele Waren exportiert und im-         Entweder-oder-Politik Kritik übe, verken-        Tasche“. „Die Aktuelle Stunde ist für Sie
portiert. Noch nie wurden so viele neue       ne, dass man Geld nur einmal ausgeben            komplett in die Hose gegangen.“
Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Noch      könne. „Man muss Prioritäten setzen.“
nie war es in Mecklenburg-Vorpommern          Die spannende Frage sei jedoch: „Wer
so sicher wie heute.“ Er hielt den Linken     entscheidet und worüber?“

                                                                                           LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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    Mehr
    Entlastung
    für Eltern
    Ab 2019 fallen nur noch für
    das älteste Kind Betreuungs-
    Kosten an

        Der Landtag hat den Weg für eine
    weitere Entlastung von Eltern bei
    den Kosten für Krippe, Kindergarten,
    Hort und Tagesmüttern freigemacht:
    Seit Januar müssen sie diese nur noch
    für ein Kind zahlen. Die sogenannte
    Geschwisterkindregelung wurde am                Seit Januar müssen Eltern nur noch für das ältere Kind die Betreuungs-Kosten bezahlen.   Foto: Jens Büttner
    12. Dezember 2018 mit den Stimmen
    von SPD, CDU und Freie Wähler/BMV               in den Blick zu nehmen. „Damit zieht                   Seine Fraktion stehe zweifelsfrei für
    verabschiedet. Dem vorausgegangen               der Ausschuss die Konsequenz aus der                   eine beitragsfreie Kita. Das dürfe jedoch
    war eine hitzige, fast zweistündige De-         Ankündigung des Sozialministeriums,                    nicht zu Lasten der Betreuungsqualität
    batte über die geplanten Änderungen             sich in dieser Legislaturperiode allein                gehen, unterstrich Thomas de Jesus
    im KiföG. Die Koalition sprach von              auf die Beitragsentlastung zu konzen-                  Fernandes (AfD). „Gerade in den frü-
    einem „Meilenstein“ auf dem Weg zur             trieren und keine weiteren Qualitätsver-               hen Kindesjahren ist eine individuelle
    vollständigen Gebührenfreiheit. Der             besserungen vorzusehen.“                               Betreuung zwingend notwendig. Das
    Opposition gingen die Änderungen                                                                       kann nur durch mehr Erzieher, bessere
    nicht weit genug. Sie hätte sich auch           „Es wird oft geklagt, Politik habe keine               Bezahlung und eine deutliche Verbes-
    Verbesserungen für die Qualität der             Visionen mehr“, sagte Sozialministerin                 serung des Betreuungsschlüssels er-
    Betreuung gewünscht. Ein weiterer               Stefanie Drese. „Wir sind gerade dabei,                reicht werden.“ Hier hapere es jedoch
    Kritikpunkt: Eine kurzfristige und am           eine Vision zu verwirklichen: eine kom-                gewaltig. Vor diesem Hintergrund sei
    Parlament vorbei geänderte Finan-               plett beitragsfreie Bildung von Anfang                 der Gesetzentwurf bei der Anhörung
    zierung. Am Ende enthielten sich AfD            an.“ Von dem Zwischenschritt der Ge-                   im Sozialausschuss auch in der Luft
    und DIE LINKE der Stimme.                       schwisterkindregelung profitierten ih-                 zerrissen worden. „Faule Kompromisse
                                                    ren Angaben nach rund 21.000 Kinder.                   wie eine Einsparung bei der Betreu-
    „Der Sozialausschuss hat in vier Sit-           „Das ist eine große familienpolitische                 ungsqualität sind für uns keine Diskus-
    zungen zu dem Gesetzentwurf beraten             Leistung.“ Dank der guten Haushalts-                   sionsgrundlage.“ Die Finanzierung der
    und eine öffentliche Anhörung durch-            und Finanzpolitik der vergangenen 20                   neuen Regelungen bezeichnete er als
    geführt“, erläuterte der Ausschussvor-          Jahre sei die Beitragsfreiheit seriös und              kurzsichtig. Für dieses Jahr möge die
    sitzende, Torsten Koplin. Darin sei das         langfristig finanziert. „Politisch gibt es             Landesregierung die steigenden Kosten
    Vorhaben, Eltern von Beiträgen zu ent-          die Zusage der Ministerpräsidentin,                    ja noch ausgleichen können, indem sie
    lasten, begrüßt worden. Es habe jedoch          des Finanzministers und der Sozialmi-                  den Strategiefonds um 6,2 Millionen
    auch kritische Stimmen gegeben. „Von            nisterin, dass die Kita natürlich auch                 Euro erleichtere. „Und was ist danach?“
    nahezu jedem Sachverständigen wurde             über 2022 beitragsfrei ist.“ Sie erwarte               Anstatt ein tragfähiges Konzept über
    angesprochen, dass die aktuelle Novel-          allerdings, dass der Bund ebenfalls Wort               die Legislaturperiode hinaus vorzule-
    lierung des Kifög keine Maßnahmen zur           halte, die Länder bei dieser Aufgabe                   gen, schiele das Land einmal mehr auf
    Verbesserung der Betreuungsqualität             dauerhaft zu unterstützen. „Unser Ziel                 Gelder vom Bund. Das grenze für ihn an
    enthält“, zum Beispiel einen landesweit         ist beides: elternbeitragsfreie Kitas und              „Wählertäuschung“.
    einheitlichen Personalschlüssel oder            gute Löhne für das Fachpersonal.“ Die
    eine bessere Fachkraft-Kind-Relation.           Ministerin betonte, dass alle Beteiligten              „Die Regierungskoalition hält Wort:
    Daraus resultierende Änderungsanträ-            gut auf die Umsetzung der Novelle                      Der Koalitionsvertrag wird erfüllt, die
    ge der Oppositionsfraktionen hätten             vorbereitet seien. Trotzdem müssten                    beitragsfreie Kita kommt!“, hielt Maika
    im Ausschuss keine Mehrheit gefunden.           sich die Neuerungen erst einmal „ein-                  Friemann-Jennert (CDU) dagegen. Da-
    Ein Entschließungsantrag der Koaliti-           ruckeln“. Sie bat daher um Verständnis,                mit die Entlastungen aus der Geschwis-
    onsfraktionen fordere die Landesregie-          falls im Januar noch einmal Beiträge ab-               terkindregelung angesichts steigender
    rung jedoch auf, bei der nächsten Ge-           gebucht würden. Diese würden wieder                    Kita-Kosten für das in der Gebühren-
    setzesnovelle auch Qualitätsmerkmale            zurückerstattet.                                       pflicht verbleibende Kind nicht verpuf-

    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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fen, habe die Koalition bis gestern um       (SPD) das Vorgehen der Koalition. „Da
eine Kompensationslösung gerungen.           war keine Zeit mehr, das im Sozialaus-
Im Ergebnis erhielten diese Kinder nun       schuss zu besprechen oder einem ge-
zusätzlich zu der Anfang 2018 einge-         ordneten Verfahren zuzuführen.“ Der
führten 50-Euro-Entlastung noch ein-         Weg hin zu einer beitragsfreien Kin-
mal 20 Euro dazu. „Wir packen also noch      derbetreuung führe nicht nur zu einer
einmal rund 6,217 Mio Euro obendrauf.“       Lohnerhöhung für Familien, sondern sei
Das sei alles andere als planlos. Dass es    auch eine Frage von Bildungsgerechtig-
ungeachtet dessen auch bei der Qua-          keit. „Wir stellen Hochschulen kosten-
lität der Betreuung noch Handlungs-          los zur Verfügung. Wir stellen Schulen
bedarf gebe, stehe für die CDU außer         kostenlos zur Verfügung.“ Da, wo die
Frage. „Qualität ist uns wichtig.“ Daher     Grundlage gelegt werde, würden indes
der Entschließungsantrag. Vor allem die      ein paar Hundert Euro im Monat fällig.         Um die Kosten für Geschwister ging es
Personalsituation habe für ihre Frakti-      „Da steht die Sache doch auf dem Kopf          bei der Debatte.                 Foto: Jens Büttner
on eine hohe Priorität. Sie machte aber      und nicht auf den Füßen.“ Er kündigte
auch deutlich, dass die Haushaltsdiszi-      an, im Zuge der nächsten Gesetzesno-           eindrucksvoll verdeutlicht, warum der
plin am Ende nicht alle Wünsche wird         velle auch Qualitätsmerkmale stärker in        Weg bis zur kompletten Beitragsfrei-
erfüllen können. „Die ständigen Maxi-        den Fokus zu rücken. Dabei müsse „ein          heit so weit gewesen sei: Weil das Land
malforderungen der LINKEN hätten den         ganzes Bündel an Dingen“ betrachtet            über viele Jahre hinweg Gelder in mehr
Finanzrahmen schon längst gesprengt.“        werden. „Das ist uns ein wichtiges An-         Kindertagesbetreuung und Qualität
                                             liegen. Deshalb auch die Erschließung          investiert und immer wieder Beiträge
„Ich habe großen Frust, wenn ich mir Ihr     in diese Richtung.“                            gesenkt habe. „Und weil es eine große
Agieren anschaue!“, betonte Jacqueline                                                      Kraftanstrengung war, sich diese Spiel-
Bernhardt (DIE LINKE). Die Anhörung          Auch für die Fraktion Freie Wähler/BMV         räume zu erarbeiten.“ Die gebührenfreie
sei vernichtend gewesen. Doch anstatt        ist die Beitragsfreiheit „nur eine Seite der   Kita sei ihr ein großes „Herzensanliegen“.
zu handeln, prallten sämtliche Verbes-       Medaille“. Ohne wesentliche Verbesse-          Dies sei eine Politik, die ganz konkret bei
serungsvorschläge bei der Landesre-          rungen in der Betreuungsqualität, allem        den Menschen ankomme. „Dafür ist uns
gierung ab. Damit bleibe der Gesetz-         voran beim Betreuungsschlüssel, laufe          jeder Euro wert und dafür ist jeder Auf-
entwurf weit hinter den Möglichkeiten        die Gesetzesnovelle „völlig ins Leere“,        wand es wert und dafür kann man auch
und Erfordernissen zurück. Ihre Haupt-       sagte Christel Weißig. Die Kassenlage          bis zur letzten Minute noch an Verbes-
kritik: Jugendämter stünden vor einem        lasse es ihrer Meinung nach durchaus           serungen feilen.“
„Verwaltungswust“, um alle anspruchs-        zu, Qualität und Quantität gleichlau-
berechtigten Kinder zu ermitteln; und        fend zu verbessern. Vorbild seien für sie      Gesetzentwurf Landesregierung
Patchworkfamilien blieben gänzlich           die Vorschläge der Bertelsmann-Studie,         Drucksache 7/2242 (neu)
unberücksichtigt. „Das größte Manko“:        nach denen der Betreuungsschlüssel             Beschlussempfehlung Sozialausschuss
Qualitätsverbesserungen wie ein ein-         in der Krippe bei 1:3 und im Kindergar-        Drucksache 7/2940
heitlicher Personalschlüssel, eine bes-      ten bei 1:7,5 liegen sollte. „Dazu wären       Änderungsantrag SPD/CDU-Koalition
sere Fachkraft-Kind-Relation oder Maß-       allein im Kita-Bereich 6700 neue Erzie-        Drucksache 7/2968
nahmen gegen den Fachkräftemangel            herinnen und Erzieher erforderlich.“ Vor       Änderungsantrag DIE LINKE
fehlten völlig. Dies sei ein „vernichten-    dem Hintergrund, dass die Erzieher in          Drucksache 7/2972
des Zeichen an die Erzieherinnen und         M-V „unter den bundesweit schlechtes-          Änderungsantrag DIE LINKE
Erzieher“. Empört blickte sie auf die rund   ten Bedingungen das Bestmögliche für           Drucksache 7/2973
6,2 Millionen Euro, die die Landesregie-     die ihnen anvertrauten Kinder leisten“,
rung in einer „Nacht- und Nebelaktion“       müssten deren Arbeitsbedingungen
aus dem Strategiefonds gezogen habe.         „jetzt sofort und nicht irgendwann“ ver-              Zeigt her eure Zähne!
„Im Hinterzimmer“, am Landtag vorbei,        bessert werden. „So lange hier im Land         Mit der Kifög-Novelle hat das Land
„mal eben im Vorbeigehen“ den Haus-          jedoch Einkommensunterschiede von              auch einen Passus für eine bessere
halt anzupassen, schlage dem Fass den        bis zu 700 Euro im Vergleich zwischen          Zahnhygiene im Gesetz aufgenom-
Boden aus. „Das ist keine Planung, son-      öffentlichen und freien Trägern beste-         men. Dazu wurde Paragraf 1 um die
dern eine Kurzschlussreaktion.“              hen, ist mit diesem Gesetz gar nichts          „tägliche Zahnpflege“ in der Kita er-
                                             gewonnen.“                                     weitert. Für die Koalition stellte auch
In den letzten Tagen hätten seine Frak-                                                     das eine „kleine Qualitätssteigerung“
tion „ernst zu nehmende Hinweise“ er-        „Heute ist ein historischer Tag für un-        dar. DIE LINKE pflichtete dem bei, warf
reicht, wonach für 2019 Beitragssteige-      ser Land“, sprach Ministerpräsidentin          dem Land gleichzeitig aber vor, den
rungen bei den Kitas ins Hause stünden.      Manuela Schwesig. „Wir machen ei-              Rucksack an Aufgaben für die Erzie-
Um zu verhindern, dass die Beiträge          nen Meilenschritt auf dem Weg hin zu           her immer voller zu packen, sie bei der
für das erste Kind „weiter in die Höhe       einem gerechteren System der Kinder-           praktischen Umsetzung dann aber al-
galoppieren“, sei rasches Handeln nö-        tagesbetreuung.“ Die „leidenschaft-            lein zu lassen.
tig gewesen, verteidigte Jörg Heydorn        liche Debatte“ dazu, habe noch einmal

                                                                                       LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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8   A u s          d e m           P l e n u m / B e r i c h t e

    Hausärzte

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    gesucht
    Quote soll Ärztemangel
    entgegenwirken

        Mecklenburg-Vorpommern braucht
    in den kommenden fünf Jahren mehr
    als 120 neue Hausärzte. Diesem Be-
    darf gerecht zu werden, stellt vor
    allem ländliche Räume vor große He-
    rausforderungen. Denn: Es fehlt                 Gerade auf dem Land werden Hausärzte gesucht.
    schlichtweg an Nachwuchs. Der Land-
    tag hat die Landesregierung deshalb             zu wollen. Vorgesehen sei, zehn bis 20          lichen und persönlichen Eignung“ allein
    am 13. Dezember mit den Stimmen                 Prozent der Medizinstudienplätze im             aufgrund der Verpflichtungserklärung
    von SPD und CDU aufgefordert, ihre              Land für Bewerber vorzuhalten, die              anderen vorzuziehen. „Wenn wir das
    Bemühungen zu verstärken, ange-                 sich verpflichten, nach der Facharz-            Prinzip gleicher Eignung nicht beachten,
    hende Mediziner im Land zu halten.              tausbildung zehn Jahre lang in unter-           droht das Niveau der Gesundheitsversor-
    Zum Beispiel mit einer Landarztquote.           versorgten Regionen zu arbeiten. Aus-           gung auf dem Land in die Zweitklassig-
    Damit könnte ein Teil der Studienplät-          schlaggebend für die Vergabe sollten            keit abzusinken.“ Sich für zehn Jahre an
    ze im Land für Bewerber reserviert              nicht allein Noten sein, sondern auch           eine Landarztpraxis zu binden, sei oben-
    werden, die keinen Abiturdurchschnitt           Aspekte wie soziale Kompetenzen und             drein ein „erheblicher Einschnitt in die
    von 1,0 haben, sich aber verpflichten,          ein Eignungstest. Er rechne damit, auf          freie Lebens- und Berufsplanung“. Seine
    nach dem Studium als Hausarzt auf               diesem Wege 40 bis 80 Studenten für             Fraktion hätte sich alles in allem einen
    dem Land zu arbeiten.                           die Landarztausbildung gewinnen zu              Antrag gewünscht, der umfassendere
                                                    können. „Die Landarztquote ist die wich-        Maßnahmen in den Blick nimmt.
    „148 niedergelassene Allgemeinmedizi-           tigste Geschichte“, die sein Ministerium
    ner werden in den nächsten fünf Jahren          im neuen Jahre politisch angehen wol-           Sich einen Überblick über die Bedarfe
    das Renteneintrittsalter erreichen. Der-        le, um die ärztliche Versorgung im länd-        zu verschaffen sei die Voraussetzung,
    zeit sind bereits 125 Hausarztsitze unbe-       lichen Raum langfristig sicherzustellen.        um konkrete Handlungsmaßnahmen
    setzt. Dazu kommen 180 freie Stellen für        Geplant sei außerdem, die Finanzierung          abzuleiten, entgegnete Dirk Stamer
    Krankenhausärzte“, skizzierte Sebastian         von Praktika mit der Kassenärztlichen           (SPD). Mit einer einfachen Erhöhung der
    Ehlers (CDU) die aktuelle Situation. „Me-       Vereinigung so zu gestalten, dass auch          Studienplätze würde sich die Situation
    diziner sind zum Teil Goldstaub.“ Beson-        kleinere Orte für Studenten attraktiver         nicht verändern. Im Vergleich zu ande-
    ders stark drücke der Schuh im Landarzt-        werden. Luft nach oben gebe es auch             ren Bundesländern bilde Mecklenburg-
    bereich. „Die Frage ist daher: Wie gehen        beim Medizinstipendium, räumte Gla-             Vorpommern schon überproportional
    wir bei der Vergabe von Studienplätzen          we ein. „Mittlerweile haben wir dort 37         viele Mediziner aus. Das Problem sei
    mit diesem Goldstaub gerecht und ent-           Abschlüsse. Das ist nicht viel.“ Hier müs-      vielmehr, dass die Absolventen am Ende
    sprechend unserer Bedarfe um?“ Studien-         se an den Universitäten noch „besser            nicht hier blieben. „Die sogenannte Kle-
    plätze einseitig nach der Abiturnote zu         und intensiver“ geworben werden.                bequote funktioniert bei uns nicht rich-
    vergeben, sei dabei alles andere als zeit-                                                      tig. Hier müssen wir ansetzen.“ Dafür sei
    gemäß. Viel wichtiger sei die Frage: „Wie       Dr. Gunter Jess (AfD) sprach von einem          die Landarztquote „ein sinnvolles Mit-
    viele Bewerber können wir als Landarzt          „zahmen Antrag“. Bedarfe zu prüfen,             tel“. Wer indes darauf abziele, die Anzahl
    gewinnen?“ Deswegen der Antrag. Ziel            halte er für unnötig. Institutionen wie die     der Studienplätze zu erhöhen, müsse
    müsse sein, „Landeskindern“ hier in M-V         Kassenärztliche Vereinigung könnten die         bedenken: Um ausreichend Erfahrung
    eine Perspektive zu geben – zum Bei-            künftige Versorgungssituation in länd-          an Patienten gewinnen zu können,
    spiel mit einer Landarztquote. „Wird der        lichen Regionen schon jetzt „umfassend          bräuchte es dann auch mehr Betten
    Numerus Clausus gesenkt, eröffnen wir           beschreiben“. Der Antrag enthalte zu-           und Patienten an den Universitätskli-
    auf jeden Fall neue Perspektiven.“ Auch         dem mehrere Schwächen. „Was will die            niken. „Dies könnte sicherlich über eine
    über steigende Ausbildungskapazitäten           Landesregierung denn unternehmen,               Verlegung der Kapazitäten aus anderen
    müsse man reden.                                wenn sich der Absolvent nach dem Stu-           Krankenhäusern an die Universitätsme-
                                                    dium nicht an seine Verpflichtung hält?“        dizin gelingen. Allerdings muss man
    Gesundheitsminister Harry Glawe kün-            Mit einem Änderungsantrag sprach sich           sich im Klaren darüber sein, ob man dies
    digte an, 2019 eine Gesetzesinitiative für      seine Fraktion dagegen aus, Bewerber            möchte und wie man das umsetzt.“
    eine Landarztquote in Angriff nehmen            mit einer „erkennbar schwächeren fach-          Torsten Koplin (DIE LINKE) nannte den

    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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Antrag „hochgradig verstörend“. Einer-      bisschen veralbert“, wenn nun erst ein-     Minister bereits konkrete Vorhaben
seits eine Bedarfsanalyse zu fordern,       mal der Bedarf für Absolventen evalu-       angekündigt habe, halte er für unan-
andererseits aber schon konkrete Ge-        iert werden müsse. Überhaupt komme          gebracht. „Wenn er es nicht gemacht
setzesvorhaben anzukündigen – das           der Antrag so allgemein daher, „dass        hätte, hätten Sie kritisiert, dass er nichts
sei „Hopplahopp-Politik“. „Ich frage        man im Grunde nichts richtig damit an-      macht.“ Zu höheren Kapazitäten für die
mich, was Ihr Antrag soll.“ Solch „un-      fangen kann“. „Das hätte sich hier keine    Hochschulen sage der Antrag ganz be-
koordiniertes Handeln“ könne nur zu         andere Fraktion getraut, in der Form        wusst nichts. „Aus unserer Sicht hätte
„Kuddelmuddel“ führen. Seine Fraktion       zu beantragen.“ Die Änderungsanträge        das schon drinstehen können. Aber da
forderte, die von der Kulturministerkon-    von AfD und Linksfraktion versuchten,       gibt es keine Einigung in der Koalition.“
ferenz geplanten Änderungen bei der         die vorhandenen Lücken zu schließen.        Die Entwicklungen auf Bundesebene in
Vergabe von Studienplätzen ebenso in        Er schlug deshalb vor, „das gesamte         der Bedarfsplanung zu berücksichtigen,
die Analyse mit einzubeziehen wie ein       Paket“ zur weiteren Beratung in den         sei selbstverständlich. Dazu brauche es
Gutachten zu bundesweiten Richtlinien       Gesundheitsausschuss zu überweisen          keinen Änderungsantrag der Opposition.
bei der ärztlichen Versorgung. Letzteres    und „dort etwas Konkretes draus zu ma-
sehe zum Beispiel vor, dass Hausärzte       chen“. Alles andere käme einem „Blan-       Am Ende der Debatte wurden sowohl
binnen 15 und Kinderärzte in 20 Minu-       koscheck“ gleich, für den es dann aber      die Überweisung des Antrags in den
ten erreicht werden müssten. Hier dürfe     auch keinen Antrag gebraucht hätte,         Ausschuss als auch die Änderungs-
am Ende nicht „haarscharf“ an der ab-       schließlich wolle die Landesregierung,      anträge abgelehnt. Der Antrag der
sehbaren Rechtsprechung des Bundes          wie von Minister Glawe angekündigt, im      Koalitionsfraktionen wurde mit der
vorbei geplant werden. Schlussendlich       Januar schon konkret handeln.               Stimmenmehrheit von SPD und CDU
müsse all das auch mit den Kapazitäten                                                  angenommen. Alle anderen Fraktionen
und Zulassungszahlen der beiden Uni-        Von einem „inhaltsschwachen Antrag“ zu      und der fraktionslose Abgeordnete
versitäten des Landes abgeglichen wer-      sprechen, komme einem Stück aus dem         enthielten sich.
den. Dann werde es auch hier Verände-       Tollhaus gleich, erwiderte Sebastian
rungen geben müssen. „Und das muss          Ehlers (CDU). „Da müssen Sie wohl erst      Antrag der Fraktionen der CDU und SPD
miteinander korrespondieren.“               mal vor der eigenen Haustür kehren“,        Drucksache 7/2913
                                            wandte er sich an die Freien Wähler/        Änderungsantrag AfD
Der Antrag greife ein sehr wichtiges        BMV. Detailfragen, etwa zu Sanktionen       Drucksache 7/2959
Thema auf, betonte Bernhard Wildt,          bei Vertragsbrüchen, würden im Zuge         Änderungsantrag DIE LINKE
Fraktionsvorsitzender Freie Wähler/         des Gesetzgebungsverfahrens geklärt.        Drucksache 7/2976
BMV. Die Alterspyramide der Ärzte sei       Heute gehe es darum, ein Signal zu
bekannt, die Auswirkung bereits spür-       senden, dass das Land den Handlungs-
bar. „Da fühle ich mich schon ein klein     bedarf erkenne. Zu monieren, dass der

Besseres Licht für Insekten                                                             Wer warm- statt kaltweise Lichtquellen
                                                                                        verwende und diese bedarfsgerecht
                                                                                        schalte, müsse „bevorzugt gefördert
Land knüpft Förderung von Straßenbeleuchtung an „warmes" LED-Licht                      werden“. Davon profitierten nicht nur
                                                                                        Insekten. Je höher der Lichtanteil in der
                                                                                        Umgebung, umso schwerer komme
    Wenn Kommunen Straßenlaternen erneuern, können sie nur noch dann auf                auch der Mensch nachts zur Ruhe.
eine Förderung vom Land bauen, wenn sie LEDs mit warmem und daher insek-
tenfreundlichem Licht verwenden. Der Landtag hat die Landesregierung auf                Ralf Borschke (Freie Wähler/BMV) sprach
Initiative der Koalitionsfraktionen aufgefordert, die Förderrichtlinien ent-            von „blindem Aktionismus“, der auf rei-
sprechend zu überarbeiten. Das soll einem Insektenschwund entgegenwirken.               nen Vermutungen basiere. Bevor kon-
Die Freien Wähler/BMV forderten, den Rückgang zunächst mit einer landesei-              krete Maßnahmen ergriffen würden,
genen Studie wissenschaftlich zu belegen. Dieser Antrag fand in der verbun-             müsse ein Rückgang der Insekten aus
denen Aussprache jedoch keine Mehrheit. Die Landesregierung hat die Förder-             seiner Sicht erst einmal wissenschaftlich
richtlinie bereits zum Januar 2019 geändert.                                            belegt werden. Bislang gebe es jedoch
                                                                                        keine Studie, die sich mit der Insekten-
„Jedes Jahr nimmt die beleuchtete           enthielten. Dieses kaltweiße Licht ziehe    population in M-V befasse. „Hier be-
Fläche auf der Welt zwischen fünf und       die Tiere magisch an und störe sie in ih-   steht dringender Handlungsbedarf.“ Auf
sechs Prozent zu“, führte Elisabeth         rem natürlichen Verhalten. Künstliches      Analysen aus anderen Bundesländern
Aßmann (SPD) an. Mit weitreichenden         Licht sei eine der Hauptursachen für        zurückzugreifen, halte er nicht für ziel-
Folgen für die Tierwelt. „Insbesondere      den Rückgang vieler Populationen. Ihrer     führend. Solch ein „Konglomerat“ ma-
Insekten reagieren sehr empfindlich auf     Fraktion gehe es mit dem Antrag nicht       che niemanden schlauer in Bezug auf
künstliche Lichtquellen.“ Vor allem dann,   darum, alles auf „zappenduster“ umzu-       die konkrete Situation in M-V. „Wenn
wenn diese einen hohen Blauanteil           stellen, sondern „Rücksicht zu nehmen“.     wir den bundesweit besten Insekten-

                                                                                    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
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10   A u s          d e m           P l e n u m / B e r i c h t e

     zustand haben, sollten wir das wissen.          zersiedelt. „Das entspricht mehr als der     Elisabeth Aßmann (SPD). An landes-
     Allein mit Blick auf das Landesmarke-           Hälfte der gesamten landwirtschaft-          spezifischen Daten mangele es des-
     ting könnten das wichtige Zahlen sein.“         lichen Nutzfläche in Mecklenburg-Vor-        halb auch ohne eine eigene Studie
     Was seine Fraktion jedoch auf keinen            pommern.“                                    nicht. „Wir können also handeln.“ Auf
     Fall hinnehmen werde: Dass ohne                                                              insektenfreundliche LEDs zu setzen, sei
     fundierte Grundlagen Landwirten der             Den Koalitionsfraktionen gehe es mit         eine Maßnahme, „mit der es sogar sehr
     schwarze Peter zugeschoben werde.               dem vorliegenden Antrag darum, den           einfach ist, zu handeln. Ich verstehe
                                                     Insektenschutz in M-V zu verbessern.         nicht, wie man sich dem grundsätzlich
     Dass jemand den Landwirten „an den              Straßenbeleuchtungen auf insekten-           versperren kann. Das ist Ideologie und
     Karren fahren will“, wies Finanzminister        freundliches Licht umzustellen – „das        nicht Realismus.“ Die Rechnung der AfD
     Mathias Brodkorb in Vertretung für              ist eine Maßnahme, die keine Kosten          zu den Pflanzenschutzmitteln geht ih-
     Umweltminister Dr. Till Backhaus vehe-          verursacht und relativ schnell umzu-         rer Meinung nach nicht auf. Die Men-
     ment zurück. „Davon ist mitnichten die          setzen ist“, sagte Holger Kliewe (CDU).      ge konstant bei 1000 Tonnen pro Jahr
     Rede!“ Er mahnte, das Thema ernst zu            Klar sei aber auch, dass „zwingend“          zu halten, klinge erst einmal gut. Auf
     nehmen. „Jeder von uns weiß, welche             weitere Vorkehrungen folgen müssen.          der anderen Seite gingen die Flächen,
     Rolle Insekten in der Umwelt spielen            Dazu gehörten insektenfreundlichere          die mit konventioneller Landwirtschaft
     und was es auch für unsere Ernährung            Lebensräume und mehr landwirt-               bewirtschaftet würden, immer weiter
     bedeuten kann, wenn diese Zusam-                schaftliche Nutztiere auf der Weide.         zurück und ließen sich Insektizide dank
     menhänge nicht mehr funktionieren.“             „Der Kot, den die Tiere absetzen, dient      moderner Technik immer effizienter
     Der Antrag von SPD und CDU setze bei            als Brut- und Nahrungsstätte für unsere      ausbringen. Im Ergebnis bedeute das,
     Maßnahmen an, die in den betreffenden           Insekten.“ Auch er sehe noch „enormen        „dass am Ende tatsächlich häufiger
     Kommunen sowieso anstünden. „Wenn               Forschungsbedarf“, um die Ursachen           Pflanzenschutzmittel eingesetzt wer-
     wir da neue Straßenlaternen installieren,       für die Entwicklung der Insektenpopu-        den“.
     brechen wir uns doch keinen Zacken              lation genauer beurteilen zu können.
     aus der Krone, auf solche Dinge Rück-           Seine Fraktion werde alle Maßnahmen          „Dass man hier diffamiert wird, weil man
     sicht zu nehmen.“ Prinzipielle Diskussi-        unterstützen, die dem Erhalt der Ar-         für Grundlagenforschung ist“, sage eine
     onen, wie gut oder schlecht es Insekten         tenvielfalt und der Insektenpopulation       Menge über das Niveau im Landtag aus,
     gehe, brächten niemanden weiter. „Wir           dienlich seien. Die Ergebnisse anderer       fand Ralf Borschke (Freie Wähler/BMV).
     sind nicht mehr in dem Stadium, in dem          Studien erlaubten ihm zufolge durch-         Er warf den Koalitionsfraktionen vor, „die
     wir darüber diskutieren müssen, ob un-          aus Rückschlüsse für M-V. „Gleichzeitig      Auswirkungen einer ideologisch be-
     ser Lebenswandel Konsequenzen für               sollten die Forschungsmittel seitens des     dingten Fehlentwicklung in der Politik
     Umwelt und Natur hat: Das ist so!“ Jetzt        Bundes dafür verwendet werden, Studi-        durch bürokratische Auflagen“ ausglei-
     gehe es darum, auch im Eigeninteresse           en hinsichtlich der Insektenpopulation       chen zu wollen. Nur noch warm-weiße
     konkret zu handeln.                             auch in M-V durchzuführen.“                  Leuchtmittel zu erlauben, „ist typisch für
                                                                                                  grüne Regulierungswut“. „Die Grünen
     Jürgen Strohschein (AfD) glaubt nicht           „Wir haben auf dem Gebiet des Insek-         müssen nicht einmal im Landtag sitzen:
     an eine große Wirkung des Antrags.              tensterbens kein Erkenntnisdefizit“,         Ihre Politik wird auch so durchgesetzt.“
     Aufgrund öffentlicher Förderungen               meinte Dr. Mignon Schwenke für DIE           Hauptsache man könne regulieren und
     hätten viele Kommunen ihre Beleuch-             LINKE. Die Informationen lägen umfang-       Wirtschaftszweige, die dieser Ideologie
     tung bereits auf LED umgestellt. „Hier          reich vor. Nun komme es darauf an, die       entsprächen, „überprivilegieren“.
     ist in nächster Zukunft nicht mehr viel         richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
     zu ändern.“ Auch er hielt es für an-            „Ich bezweifle, dass dafür eine neue Stu-    Am Ende der gut einstündigen Debatte
     gebracht, die Insektenpopulation im             die für M-V notwendig ist.“ Jetzt gehe es    stimmten SPD, CDU und DIE LINKE für
     Land wissenschaftlich zu untersuchen.           um Ursachenbekämpfung. Der Antrag            den Koalitionsantrag, die Freien Wähler/
     Weder Behörden noch Forschungsein-              der Koalitionsfraktionen sei da ein erster   BMV und der fraktionslose Abgeordnete
     richtungen hätten sich bislang intensiv         Schritt in die richtige Richtung. Weitere    dagegen. Die AfD zeigte sich uneins: Ein
     damit beschäftigt. „Eine durchaus sträf-        müssten folgen: zum Beispiel größere         Abgeordneter votierte mit Ja, das Gros
     liche Angelegenheit.“ Behauptungen,             Blühstreifen entlang der Feldraine und       mit Nein, zwei Parlamentarier enthielten
     ein zunehmender Einsatz von Insekti-            Gewässer sowie weniger Pestizide. „Die       sich. Der Antrag der Freien Wähler/BMV
     ziden minimiere den Tierbestand, be-            großen und ausgeräumten Schläge              wurde mit den Stimmen von SPD, CDU
     zeichnete er als „falsch“. „Die in Deutsch-     sind nicht insektenfreundlich. Das be-       und DIE LINKE abgelehnt.
     land verkaufte Menge liegt konstant             streiten nicht mal die Bauern.“ Letztlich
     bei rund 1000 Tonnen im Jahr. Darüber           seien aber nicht nur Land und Kommu-         Antrag SPD/CDU-Koalition
     hinaus wurden in den letzten 20 Jahren          nen gefragt, zu handeln. Jeder einzelne      Drucksache 7/2910
     unzählige hoch wirksame Mittel verbo-           könne auf seine Art etwas gegen den          Antrag Freie Wähler/BMV
     ten.“ Eine viel größere Gefahr stelle der       Klimawandel – und damit gegen eine           Drucksache 7/2906
     Straßen- und Siedlungsbau dar. Dies             Ursache des Insektensterbens – tun.
     habe in den vergangenen 25 Jahren               „Wir haben in M-V 50 Entomologen,
     bundesweit rund 800.000 Hektar Land             die Daten erheben“, verdeutlichte

     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
A u s    d e m         P l e n u m / B e r i c h t e                                         11

      „Ideenkatalog“ zur Mobilität                                                               den Landkreisen sehr unterschiedlich
                                                                                                 entwickelt. „Das Angebot entspricht
                                                                                                 schon lange weder in Qualität noch
      Landtag diskutiert Konzept zur besseren Vernetzung                                         Quantität dem Bedarf.“ Der Landesplan
      von Bus, Bahn, Auto und Rad                                                                enthalte zwar „durchaus gute Ansätze“.
                                                                                                 Einen landesweit einheitlichen Tarif für
                                                                                                 Bus und Bahn nehme er jedoch ebenso
                                                                                                 wenig in Angriff wie eine auskömmliche
         Wie könnte sich die Mobilität im Land in den kommenden Jahren entwickeln?               Finanzierung des ÖPNV. Angaben zur
      Ansätze dafür beschreibt der neue Integrierte Landesverkehrsplan. Darin stellt             zeitlichen Umsetzung der Maßnahmen
      die Landesregierung Konzepte vor, wie der Bedarf an Verkehrsangeboten mit                  oder ihren Kosten fehlten ebenfalls. „Nur
      dem demografischen Wandel, sinkenden Finanzmitteln für den Straßenbau und                  eines ist verankert: Der öffentliche Per-
      ressourcenschonenden Verkehrssystemen in Einklang gebracht werden könnte.                  sonennahverkehr wird vom Land nicht
      Im Vordergrund steht, Bus, Bahn, Pkw, Fahrrad, Taxi und Fußverkehr besser mitei-           mehr Mittel erhalten.“ Darüber müsse
      nander zu vernetzen. Zum Beispiel durch Fahrradstellplätze an Bahnhöfen, aufei-            noch ausführlich diskutiert werden. Ihre
      nander abgestimmte Fahrpläne und Echtzeitauskünfte. Auf Antrag der Fraktion                Fraktion beantragte deshalb, den Lan-
      DIE LINKE wurde das 144-seitige Papier am 13. Dezember im Landtag debattiert               desverkehrsplan in die Ausschüsse zu
      und einstimmig zur weiteren Beratung in die Ausschüsse verwiesen.                          überweisen.

      Der Plan habe viel zu lange auf sich war-        rung zur Entwicklung des öffentlichen     Infrastrukturminister Christian Pegel
      ten lassen, befand Dr. Mignon Schwenke           Personennahverkehrs (ÖPNV), etwa in       begrüßte den Überweisungsvorschlag,
      (DIE LINKE). Dadurch habe den Land-              Bezug auf landes- oder regionalbedeut-    warnte jedoch vor zu hohen Erwar-
      kreisen gerade nach der Kreisgebiets-            same Buslinien, gefehlt. Im Ergebnis      tungen an den Landesverkehrsplan. Er
      reform 2011 eine wichtige Orientie-              habe sich der öffentliche Nahverkehr in   sei ein „Ideenkatalog“, der Impulse, je-

Verkehrsangebot im SPNV im Jahresfahrplan 2017
     Stündliches Angebot mit Verstärkung in der Hauptverkehrszeit
     Stündliches Angebot
     Zweistündliches Angebot mit Verstärkung in der Hauptverkehrszeit
     Zweistündliches Angebot
     Angebotsverdichtung im Sommer

           Verkehrsangebot im Schienenpersonennahverkehr, 2017                                            Quelle: ILVP (Nov. 2018), Verkehrsministerium M-V

                                                                                             LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 1/2019
12   A u s          d e m           P l e n u m / B e r i c h t e

     doch nicht auf alles „fertige Antworten         Papier nicht aufhalten.“ Verkehrsträger-     die anstehenden Herausforderungen
     geben“ könne. Verbindliche Vorgaben             übergreifende Fahrplanauskünfte und          zu bewältigen. „Was nach meiner Auf-
     zu machen, stünde im Widerspruch                funktionierende Abstimmungen zwi-            fassung völlig fehlt, sind Aussagen zum
     zur Selbstverwaltungshoheit von Kom-            schen Bus und Bahn gehörten zu den           autonomen Fahren und der stärkeren
     munen und Verkehrsunternehmen. „Es              Wunschvorstellungen vieler Bürger. Sei-      Nutzung von Digitalisierung in diesem
     braucht an vielen Stellen regional ange-        ne Fraktion werde die Umsetzung des          Bereich. Hier wird es in naher Zukunft
     passte Lösungen.“ Er betonte, dass das          Konzepts konstruktiv begleiten. Mit Kri-     gravierende Veränderungen geben.“
     Konzept in einem breiten und inten-             tik am Landesverkehrsplan halte er sich
     siven Beteiligungsverfahren erarbeitet          an dieser Stelle zurück. „Wir sollten erst   Wer die lange Zeitschiene kritisiere, dür-
     worden sei. „Über 800 Anregungen ha-            einmal im Ausschuss darüber reden.“          fe nicht vergessen, in welch großem
     ben uns in diesem Kontext erreicht.“ Im                                                      Umfang die Bürger im Vorfeld beteiligt
     Ergebnis liege nun erstmals ein Plan vor,       Dietmar Eifler (CDU) unterstrich, dass       wurden, sagte Jochen Schulte (SPD).
     der verschiedene Verkehrsmittel integri-        gut Ding Weile haben wolle. Mit Blick        „Ein sehr schnelles Verfahren und gleich-
     ere und damit ein Nebeneinander meh-            auf die Bedeutung, die das Thema Mo-         zeitig viel Bürgerbeteiligung“ – das pas-
     rerer Papiere vermeide. Der integrierte         bilität für die Wirtschaft, Lebensqualität   se nicht zusammen. Er halte es für rich-
     Ansatz beruhe auf drei Säulen: Infra-           sowie kulturelle und soziale Teilhabe        tig, Schwerpunkte zu setzen. „Man kann
     struktur, Service und Kommunikation.            habe, „wurde es endlich Zeit, dass die       nicht für alles Geld ausgeben.“ Und am
     Dass das Land die Kommunen in den               Landesregierung ihre Handlungsemp-           Ende sei das Land auch tatsächlich nicht
     vergangenen Jahren „plan- und ziellos“          fehlungen vorstellt“. Bedauerlicherweise     für alles zuständig. Jeder Aufgabenträ-
     zurückgelassen habe, wies Pegel zurück.         enthielten diese keine konkreten Ziele       ger müsse für seine Zuständigkeit die
                                                     zur Umsetzung der Vorgaben. Gerade           finanziellen Lasten tragen. „Das sollte
     Stephan Reuken (AfD) lobte den aus-             in Zeiten des demografischen Wandels         man grundsätzlich auch nicht in Frage
     führlichen Beteiligungsprozess. Die             und rückläufiger Finanzmittel wäre das       stellen“, denn darauf basiere schließlich
     Ergebnisse seien eine gute Grundlage            wünschenswert gewesen. „Ob die ver-          das System des kommunalen Finanzaus-
     für die weitere Erarbeitung des Plans           schiedenen Aufgabenträger auf Grund-         gleichs. Auch er halte es für sinnvoll, den
     gewesen. Die große Herausforderung              lage dieses Planes Entscheidungen für        Integrierten Landesverkehrsplan in den
     werde nun sein, das Strategiepapier in          Investitionen und die Ausrichtung ihrer      Ausschuss zu überweisen. Angesichts
     die Praxis umzusetzen. „Mecklenburg-            Unternehmen treffen können, muss sich        des Umfangs gebe es sicherlich bei vie-
     Vorpommern ist ein dünn besiedeltes             noch zeigen.“ Seine Fraktion halte es für    len Punkten noch Diskussionsbedarf.
     Flächenland und die demografische               fraglich, dass die aufgeführten Maßnah-
     Entwicklung trifft uns besonders. Rück-         men – insbesondere zur E-Mobilität           Unterrichtung Landesregierung
     läufige Finanzen kann auch ein solches          und zum Radverkehr – dazu beitragen,         Drucksache 7/2846

     Keine Präventivhaft                                                                          Gefahren.“ Infolgedessen sollten Ge-
                                                                                                  fährder so lange vorbeugend festge-
                                                                                                  nommen werden können, „bis keine auf
     Landtag lehnt AfD-Vorschlag gegen terroristische Gefährder ab                                Tatsachen begründete erhebliche Ge-
                                                                                                  fahr mehr von ihnen ausgeht“. Er wisse
                                                                                                  um das „schwierige Verhältnis“, in dem
        In M-V wird es zur Abwehr terroristischer Gefahren keine Präventivhaft nach               Sicherheit und Freiheit bei diesem The-
     bayerischem Vorbild geben. Ausgangspunkt der Debatte am 13. Dezember war                     ma stünden, so Kramer. Wer die Freiheit
     ein Antrag der AfD-Fraktion. Mit Blick auf die Anschläge auf die Weihnachts-                 und das Leben von Bürgern zerstören
     märkte in Berlin im Jahr 2016 und im französischen Straßburg 2018, die ver-                  wolle, könne jedoch vom Staat keine
     eitelten Anschlagspläne in Güstrow und Schwerin und die Personaldecke der                    milde Reaktion erwarten. „Ich forde-
     Sicherheitsbehörden hielt die Oppositionspartei eine vorbeugende Festnah-                    re Sie in der heutigen Debatte daher
     me von Terrorverdächtigen für geboten. Dazu zielte sie auf die Regelungen                    dazu auf, sich gerade zu machen und
     des neuen Polizeigesetzes in Bayern ab. Diese erlauben es der dortigen Polizei,              entsprechend sachlich auf den Antrag
     nicht erst bei konkreten, sondern auch bei drohenden Gefahren einzuschrei-                   einzugehen. Alles andere ist billiger Re-
     ten. Eine Befugnis, die höchst umstritten ist und zu Verfassungsbeschwerden                  gierungspopulismus.“
     führte.
                                                                                                  „Was Sie in Ihrem Antrag fordern, geht
     „Es ist an der Zeit, Sicherheit neu zu den-     Gesetze der veränderten Lage anpas-          definitiv nicht“, bekräftigte Innenminis-
     ken“, forderte AfD-Fraktionschef Nikolaus       sen. Mit Ausnahme der elektronischen         ter Lorenz Caffier. Jemanden in Beuge-
     Kramer. „Wir wissen spätestens seit             Fußfessel sei die Landesregierung bis-       haft zu nehmen, um zu Erkenntnissen
     den Vorfällen in Güstrow und Schwe-             lang jedoch untätig geblieben. „Damit        zu gelangen, „das kennen wir vielleicht
     rin, dass die terroristische Bedrohungs-        dieser Zustand nicht weiter bestehen         aus Guantanamo“. In einem Rechtsstaat
     lage im Land real ist.“ Hier müsse das          bleibt, fordern wir die Präventivhaft zur    sei dies jedoch undenkbar. „Die Gedan-
     Land konkrete Antworten liefern und             Abwendung erheblicher terroristischer        ken sind und bleiben frei. Wäre das an-

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