In Hannovers Kleingärten - Da ist (zum Glück) der Wurm drin! - kgv-seelrode.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt Einleitung 4 Was ist Boden? 6 Bestandteile des Bodens – ein vielfältiges System 7 Leben im Boden – warum der Wurm so wichtig ist 7 Boden in der Stadt 8 Besiedlung und Bodennutzung 8 Stadtboden – ein Spiegelbild der industriellen Entwicklung 9 Folgen des Zweiten Weltkrieges – Trümmerschutt und Bombentrichter 10 Verkehr und Versiegelung – Boden unter Beton 10 Altlasten, Altablagerungen 11 Hausgemachte Belastungen in Kleingärten 12 Dünger und Pestizide 12 Asche 14 Baustoffe – Schlacke, Bahnschwellen, asbesthaltige Laubenverkleidungen 16 Holzschutzmittel 18 Bodenuntersuchungen in Kleingärten 19 Forschungs- und Finanzierungsprogramme in Hannover 19 Ablauf der Untersuchungen 20 Ergebnisse der Untersuchungen 23 Brunnenwasser 28 Beispiele aus anderen Kommunen 28 Gesunder Boden in Kleingärten 29 Was ist gesunder Boden? 29 Bodenbearbeitung 31 Düngung, Kompost 32 Pflanzenschutz 34 Mulch 35 Anbauempfehlungen 37 Gartengestaltung 39 Zusammenfassung, Adressen 42 Literaturverzeichnis 44 Anhang 46 2
Vorwort Bodenschutz in Hannovers Kleingärten Da ist (zum Glück) der Wurm drin! Der Boden schützt uns und unsere Umwelt. Er dient als Schadstofffilter bei der Trinkwasser- Da ist der Wurm drin? Ja, und zwar der Regen- gewinnung und leistet als Wasserspeicher ei- wurm als Symbol für Bodenfruchtbarkeit und nen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Bodengesundheit. Er schlängelt sich durch diese Gesunder humusreicher Boden trägt auch zum Veröffentlichung, die sich dem Schutz des Bo- Klimaschutz bei. Er speichert Kohlenstoff und dens in den Kleingärten Hannovers widmet. mindert dadurch den Treibhauseffekt. Bodenfruchtbarkeit ist Voraussetzung für Pflan- zenwachstum und Ertrag, Bodengesundheit ga- Genug Gründe, unseren Boden zu erhalten rantiert einen dauerhaften Lebensraum. und zu bewahren. In diesem Sinne möchte die Broschüre Informationen und Anregungen zum Schon lange schützen wir Luft und Wasser. Das Thema liefern sowie Freude am praktischen Bo- gesellschaftliche Bewusstsein für den Schutz denschutz vermitteln. des Bodens erwacht erst allmählich. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen Unsere „Stadtböden“ sind wertvolle Lebensräu- und mit unserem Freund und Helfer, dem Re- me, die es durch sorgsamen Umgang zu schüt- genwurm! zen und zu bewahren gilt. Dafür sorgen auch die 20.000 Kleingärten in Hannover als Bestandteil unserer grünen Stadt. Hier kann sich der Boden frei entfalten, möglichst unversiegelt bietet er Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Er ist die Hans Mönninghoff Grundlage für erfolgreiches Gärtnern und be- Erster Stadtrat lohnt uns mit reicher Ernte. Wirtschafts- und Umweltdezernent Der Boden hat ein gutes Gedächtnis. Unsere Aktivitäten im Guten und im Schlechten prägen sich ihm ein und lassen sich Jahrzehnte bis Jahrhunderte später noch nachweisen. Nachfol- gende Generationen werden erkennen, ob wir mit dem wertvollen Gut Boden sorgsam umge- gangen sind. 3
Einleitung „Die nachhaltige Sicherung der Bodenfrucht- barkeit und der Leistungsfähigkeit des Bodens Haut der Erde als natürliche Ressource ist Grundsatz aller Bodenschutzmaßnahmen. Dazu gehört, dass die Bodenstruktur erhalten oder verbessert wird, Bodenverdichtung und Bodenversiege- lung in Kleingartenanlagen auf ein Mindestmaß reduziert werden, die biologische Aktivität des Bodens durch entsprechende Fruchtfolgege- staltung erhalten oder gefördert wird und der standorttypische Humusgehalt des Bodens, ins- besondere durch eine ausreichende Zufuhr an organischer Substanz oder durch Reduzierung der Bearbeitungsintensität erhalten wird.“ Dieses Zitat aus den Leitsätzen des Bundesver- bandes Deutscher Gartenfreunde e.V. steht am Anfang der Broschüre „Bodenschutz in hanno- verschen Kleingärten“, weil sich seine Inhalte in vielen der folgenden Kapitel wieder finden. 4
Einleitung Boden, das ist nicht nur mineralische Substanz. Mit diesen unterschiedlichen Aspekten beschäf- Boden enthält organische Bestandteile, spei- tigen wir uns in der vorliegenden Broschüre. Die chert Wasser und Luft. Er stellt ein sich ständig praktischen Tipps können nicht die vielen guten veränderndes System dar, das den unterschied- Gartenbücher ersetzen, sie erheben keinen An- lichsten Einflüssen ausgesetzt ist. Eintragungen spruch auf Vollständigkeit, sondern sollen Denk- durch (sauren) Regen, Auffüllungen mit Fremd- anstöße geben. Es werden einzelne ökologische stoffen – Müll, Asche, Schutt – in Folge kriegs- Zusammenhänge erläutert; die Leserinnen und bedingter Zerstörungen und die Industrialisie- Leser müssen hier aber keine wissenschaftliche rung haben ihre Spuren hinterlassen. Aber auch Abhandlung befürchten. Ziel der Broschüre ist landwirtschaftliche und kleingärtnerische Tä- allein, das Bewusstsein auf die Vielfältigkeit und tigkeit kann durch bewusstes und unbewusstes die Schutzwürdigkeit des Bodens besonders im fehlerhaftes Tun zu Belastungen führen, genau- Kleingarten zu lenken, damit wir dem Boden als so wie umsichtiges Handeln den Boden schützt „Haut der Erde“ die Aufmerksamkeit schenken, und ihm nützt. die er verdient. 5
Was ist Boden? ... Immer etwas Anderes! Für die Wirtschaft: Baugrund, Standort, Spekulationsobjekt Für die Wissenschaft: verwittertes Gestein, Erdoberfläche Für viele Stadtmenschen: Staub, Schmutz, Dreck Für alle, die einen Garten nutzen oder Land- wirtschaft betreiben: Boden ist unsere zentrale Lebensgrundlage. Ohne Boden können wir kein Gemüse anbauen, kein Obst ernten und uns nicht an Blumen erfreuen. Unser (Erd-)Boden speichert und filtert je nach Beschaffenheit Nähr-, aber auch Schadstoffe. Er sorgt für sauberes Grundwasser und reguliert den Wasserhaushalt. Er ist Lebensraum für ver- schiedenste Organismen. Abb. 1: Regenwürmer bei der Arbeit So wie der Boden für jeden von uns eine andere Bodenbildung braucht Zeit, das Entwicklungs- Bedeutung bekommen kann, so wandelbar ist tempo in der Entstehung neuen Bodens ver- er durch die verschiedensten Einflüsse. Seine deutlicht es: Eine neue Bodenkrume von einem Entstehungsgeschichte geht weit zurück. Wir Zentimeter Höhe benötigt für ihre Bildung 200 haben unseren Boden der letzten Eiszeit zu ver- bis 300 Jahre. danken. In den zurückliegenden etwa 10.000 Jahren entwickelte er sich durch Verwitterung und Ansiedlung von Pflanzen und Tieren. 6
Was ist Boden? Bestandteile des Bodens – ein vielfältiges Leben im Boden – warum der Wurm so System wichtig ist Nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Boden ist keine tote Substanz: Unter einem Qua- Fingern lassen sich die wesentlichen Bestand- dratmeter leben bis zu einige hundert Regen- teile des Bodens erkennen: Sandkörner und würmer, Schnecken und Käferlarven, mehrere Steinchen sind alte mineralische Substanz. Da- Millionen Fadenwürmer, bis zu einer Milliarde neben sind pflanzliche Fasern und gelegentlich Einzeller, wie Pantoffel- und Geißeltierchen, so- Insekten als tote und lebende organische Be- wie mehrere hundert Milliarden Bakterien, Pilze standteile zu erkennen. Zwischen diesen Sub- und Algen. All diese Bodenbewohner „reinigen“ stanzen befinden sich Hohlräume, die mit Luft den Boden, setzen Pflanzennährstoffe frei, pro- und Wasser gefüllt sind. duzieren Humus und erhöhen damit die Wasser- aufnahmefähigkeit des Bodens. Und sie bauen Das Verhältnis von Luft zu Wasser ist sehr organischen Abfall ab. wichtig für das Bodenleben. Ein gutes Pflan- zenwachstum erfordert einen Luftgehalt von Weil der Boden seine Rohstoffe durch natür- 10 bis 20 Prozent des Bodenvolumens. Die Bo- lichen und künstlichen Eintrag von der Oberflä- denluft versorgt Pflanzenwurzeln und Kleinle- che bezieht, bedarf es eines Weitertransportes bewesen mit Sauerstoff, nimmt Kohlendioxyd in die Tiefe. Diese Aufgabe erledigen Ameisen, auf und führt es ab. Bei diesem Transport hilft Asseln, Maulwürfe und Wühlmäuse. Der Regen- der Wechsel von Bodenerwärmung tagsüber wurm legt ein riesiges Wegesystem für andere auf Abkühlung nachts. Ein krümeliger Boden Lebewesen im Boden an. Er zieht Pflanzenab- ist dabei von Vorteil. Der Wechselprozess ist fälle in seine Gänge – mehrere Blätter in einer ferner von der Bodenfeuchte abhängig: Nasser Nacht! – und durchmischt mit dem Verzehr mi- Boden erwärmt sich langsamer und kühlt auch neralischen Boden mit organischer Substanz. langsamer aus. Gleichzeitig tötet er dabei andere schädliche Organismen ab. Die Gänge des Regenwurmes Boden ist ein sich ständig veränderndes Sy- dienen zudem der Durchlüftung des Bodens. stem. Es reagiert empfindlich auf äußere Einwir- kungen. Und es speichert diese Veränderungen Die Lebewesen im Boden produzieren Nähr- für eine lange Zeit. Deshalb ist es sehr wichtig, stoffe für die Pflanzen. Und sie bauen einen verantwortungsvoll mit dem Boden umzugehen. großen Teil der eingetragenen Schadstoffe ab. Der Boden, der heute unsere Lebensgrundlage bildet, hat sich in Tausenden von Jahren entwi- ckelt. Der Einfluss des Menschen vor allem in den letzten zwei Jahrhunderten hat ihn zum Teil maßgeblich verändert. Einige Eingriffe hatten negative Veränderungen zur Folge, wie die Bei- spiele im folgenden Kapitel zeigen. 7
S t a d Boden in der Stadt Besiedlung und Bodennutzung Während um die Städte herum die Landbewirt- Auch der Bergbau hat seine Spuren hinterlas- schaftung sehr intensiv betrieben wurde, um sen. Bereits in vorchristlicher Zeit wurden im die Menschen in der Stadt zu ernähren, wurde Harz Blei-, Zink-, Kupfer- und Silbererze abge- der Boden in der Stadt überbaut, verdichtet und baut und verarbeitet. Im größeren Maßstab versiegelt. Heute werden in Deutschland täglich setzte der „1000-jährige Bergbau“ ab dem 100 Hektar Fläche für bauliche Zwecke versie- 10. Jahrhundert ein und endete offiziell 1992. gelt. Dort kann kein Regenwasser versickern Schwermetallhaltiger Abraum (Pochsand und und die natürliche Verdunstung wird verhindert. Schlacken) gelangte mit Hochwässern in das Der überbaute Boden steht Pflanzen und Tieren Flüsschen Innerste und wurde so bis in die Lei- als Lebensraum nicht mehr zur Verfügung. neauen Hannovers eingetragen. Während die Metallgehalte in den harznahen Aueböden bis zu Daher soll in Deutschland im Rahmen der nati- 10 Gramm pro Kilogramm Boden betragen (das onalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesre- ist das 200 - 500-fache des normalen Gehaltes), gierung bis 2020 der tägliche Flächenverbrauch liegen sie in der Leineaue südlich Hannovers für Siedlungs- und Verkehrsflächen auf 30 immer noch 10 - 30-fach über den normalen Ge- Hektar pro Tag verringert werden. In der Lan- halten. Auffällig sind dabei Blei, Zink, Cadmium deshauptstadt Hannover gibt es vermehrt Initi- und Kupfer. ativen, die Versiegelung von Böden soweit wie möglich zu reduzieren. So spielt das Thema des vorsorgenden Bodenschutzes bei der Vorberei- tung von Bebauungsplänen eine besondere Rol- le. Ziel ist es, wertvolle Böden zu erhalten und die Versiegelung zu begrenzen. Darüber hinaus beteiligt sich die Stadt Hanno- ver an einem Forschungsprojekt (REFINA) zum nachhaltigen Flächenmanagement. Dieses Pro- jekt dient dazu, alte Industriebrachen wieder zu nutzen, damit Freiflächen und die „grüne Wie- se“ geschont werden können. 8
t Boden in der Stadt Stadtboden – ein Spiegelbild Bei Baumaßnahmen in diesen historischen In- der industriellen Entwicklung dustrie- und Gewerbegebieten kommt deshalb Die Industrialisierung der Region Hannover An- immer wieder mit Schadstoffen belastetes fang des 19. Jahrhunderts begann in dem ehe- Bodenmaterial zu Tage. Um solche Probleme maligen Dorf Linden. Nach Ziegelwerken und frühzeitig zu erkennen, hat die Stadt Hannover Kalkbrennereien folgten Maschinenfabriken, schon Anfang der 90er Jahre alte Industrie- Webereien und chemische Betriebe. Eine Un- und Gewerbeflächen erfasst und in einem Ver- zahl von Schornsteinen wurde zum Symbol des dachtsflächenkataster zusammengetragen. Das industriellen Fortschritts. Schon 1834 beklagte Verdachtsflächenkataster wird jetzt bei der „Re- sich Carl August Graf von Alten über die Rauch- gion Hannover“ geführt und steht für Auskünfte schwaden aus den Egestorffschen Ziegeleien. z.B. bei einem Grundstückskauf zur Verfügung (Adresse im Anhang). Um 1860 litten die Bürgerinnen und Bürger in Hannover und das Königshaus so unter den Dün- sten aus Linden, dass die Fabrikschornsteine er- höht werden mussten, damit die schlechte Luft nicht in ihrer Nähe niederfallen konnte. Da es noch keine Filteranlagen gab, gelangten hohe Konzentrationen an Schadstoffen in die Umwelt und damit auch in die Stadtböden. In- dustrieabfälle wie Aschen, Schlacken und Gie- ßereisande wurden zum Auffüllen von feuchten und unebenen Grundstücken verwendet. Gera- de in der Umgebung alter Fabrikanlagen finden sich im Boden die Hinterlassenschaften der Pro- duktion. Abb. 2: „Kalkbrennerei auf dem Lindener Berg“ Zeichnung um 1842 von Georg Weykopf, Historisches Museum Hannover 9
Boden in der Stadt Folgen des Zweiten Weltkrieges – Verkehr und Versiegelung – Trümmerschutt und Bombentrichter Boden unter Asphalt und Beton Wer im Rathaus das Modell der Stadt Hannover Unsere Verkehrsmittel mit Verbrennungsmo- von 1945 betrachtet, erkennt die Stadt nur an toren schädigen durch ihre Emissionen die Um- wenigen erhaltenen Wahrzeichen. Die Reste der welt. Insbesondere Blei wurde durch die Abgase Stadt ähneln einem großen Trümmerhaufen. Bei jahrzehntelang in unsere Böden eingetragen. den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurden Mit der Einführung des bleifreien Benzins gin- vor allem die Innenstadt und die Industriege- gen diese Einträge erheblich zurück. In vielen biete zerstört. Stark beschädigte Gebäude wur- Böden ist sogar ein Rückgang der Bleigehalte den wegen Einsturzgefahr noch während des feststellbar. Krieges gesprengt. Insgesamt fielen in Hanno- ver rund 7,5 Millionen Tonnen Trümmerschutt Für den Straßenbau wurde über viele Jahr- an. Um den Schutt möglichst wirtschaftlich zu zehnte teerhaltiger Asphalt verwendet. Dadurch beseitigen, wurden Altarme von Ihme und Leine, gelangten die PAK in unsere Böden. große Freiflächen, Geländesenken und Bomben- trichter verfüllt oder Wege und Straßen unter- Heute wird weitgehend teerfreier Asphalt ver- baut. Etwa ein Drittel der Menge fand beim Bau wendet. Doch die Reste des teerhaltigen As- des ehemaligen Niedersachsenstadions (heute phalts finden sich nicht nur in den Straßenbe- AWD-Arena) Verwendung. lägen, sondern auch in den darunter liegenden Böden, im Bereich von Wegen und in mit Bau- Trümmerschutt besteht aus Bauschutt, Schla- schutt aufgefüllten Flächen. cken, Aschen und verbrannten Resten von Mobiliar und Hausrat. Er enthält in der Regel Schadstoffe aus der Gruppe der PAK – „Poly- zyklische aromatische Kohlenwasserstoffe“, die bei Verbrennung entstehen, sowie Schwerme- talle. Wegen ihrer Bedeutung in Hannoverschen Stadtböden werden die häufigsten Schadstoffe ab Seite 22 näher erläutert. In der Innenstadt und den von den Kriegsein- wirkungen betroffenen Stadtteilen finden sich häufig trümmerschutthaltige Auffüllungen, die bei Baumaßnahmen aufgrund ihrer Gehalte an Schadstoffen entsorgt werden müssen. 10
Boden in der Stadt Altlasten, Altablagerungen Bodenflächen, die infolge gewerblicher Vornut- zung oder Abfallablagerungen erhebliche Schad- stoffeinträge aufweisen, im Erdreich selbst und/oder auch im Grundwasser, gefährden oft Mensch und Umwelt. Diese Belastungen werden „Altlasten“ genannt. Das Maß einer Gefährdung durch eine Altlast können jedoch nur entspre- chende Untersuchungen belegen. Im Stadtgebiet von Hannover sind über 200 Altablagerungen (Müllablagerungen aus den letzten 100 Jahren) und weit über 3.000 Ver- dachtsflächen (ehemalige Gewerbe- oder In- dustrieflächen) bekannt. Sie sind in dem schon erwähnten Verdachtsflächenkataster erfasst. Auch einige Kleingärten sind von solchen mög- licherweise belasteten Standorten betroffen. Den Erfahrungen im Umgang mit Schadstoffen in Böden von Kleingärten ist das Kapitel „Bo- denuntersuchungen in Kleingärten“ ab Seite 19 gewidmet. 11
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten Dünger und Pestizide Auch das Bodenleben wird durch zu hohe und zu Die Berichte über Rückstände aus Düngemitteln einseitige Düngung geschädigt. Erhält der Re- und Pestiziden (Pflanzenschutzmittel) im Gemüse genwurm keinen organischen Dünger, so nimmt aus den Supermärkten gehen seit Jahren durch sein Bestand und mit ihm die Bodenfruchtbar- die Presse. Umweltverbände weisen immer wie- keit ab. Wissenschaftliche Untersuchungen ha- der auf die Gefährlichkeit von chemischen Rück- ben gezeigt, dass Gartenböden in Deutschland, ständen in importierten Erdbeeren, Gurken und wie auch in der Schweiz und Österreich, häufig Paprika hin und warnen vor Nitrat in Salat und überdüngt sind. Oft „rauschen“ daher überflüs- Spinat. Doch auch der (manchmal leichtfertige) sige Düngergaben, das gilt auch für organischen Einsatz der in Gartencentern und Fachmärkten Dünger, durch den Boden und belasten unser erworbenen Pflanzenschutzmittel und Dünger Grundwasser. kann für den Boden in unseren Gärten und für das Grundwasser durchaus problematisch wer- Und nicht zuletzt: Schmackhaftes und gesundes den. Obst und Gemüse kann nur in einem angemes- sen gedüngten Boden wachsen. Bei Düngemitteln wird zwischen organischen Düngern wie Stallmist und Kompost und mine- Blattläuse auf den Rosen und Pilzbefall an Ge- ralischen Düngern unterschieden. Der Vorteil müse und Obst verderben jede Freude im Gar- mineralischer Dünger, abgepackt in Säcken, ten. Schnell wird im Regal des Gartenfachhan- z.B. Blaukorn, liegt auf der Hand: Er stinkt nicht, dels nach dem geeigneten Mittel gesucht. Doch nimmt weniger Lagerplatz in Anspruch als der was Schädlingen zu Leibe rückt, kann auch Nütz- Komposthaufen im Garten und lässt sich einfach lingen im Boden schaden. verteilen, leider oft nach dem Motto „viel hilft viel“. Allerdings sieht die Bilanz für den Boden Inzwischen lassen sich Rückstände aus Pflan- weniger günstig aus. Hohe Stickstoff- und Phos- zenschutzmitteln überall nachweisen, ange- phor-Gaben wirken sich negativ auf die Boden- fangen von unseren Böden und dem Grund- struktur, die Wasserführung und die Durchlüf- wasser bis hin zum Eis der Zugspitze und dem tung aus. Es kann zur Versauerung des Bodens Körperfett der arktischen Eisbären. Neben der kommen. Landwirtschaft haben auch die privaten Haus- halte einen entsprechenden Anteil an diesem Umweltproblem. 20 Prozent der Mittel werden auf Verkehrs-, Siedlungs- und Freizeitflächen sowie in Haus- und Kleingärten aufgebracht. 12
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten Auch vorschriftsmäßig eingesetzte Pflanzen- schutzmittel reichern sich auf unterschiedlichen Wegen in der Umwelt an. Im Rahmen des Klimawandels sinkt durch län- gere Trockenperioden die Fähigkeit des Bodens, Pflanzenschutzmittel abzubauen. Im Boden lei- den die Bodenorganismen, die der Bodenfrucht- barkeit dienen, unter den chemischen Mitteln. Auch wenn sich diese Lebewesen immer wieder erholen, so gelangt doch ein Teil der Pflanzen- schutzmittel über den Boden in das Grundwas- ser, wo sie nach Jahrzehnten noch nachgewie- sen werden können. Das bestätigen auch die Ergebnisse des seit 2003 durchgeführten Grundwassermonitorings in Hannover, einer systematischen Überwa- chung des Grundwassers. In mehr als 20 Pro- zent der 73 Messstellen wurden Pflanzenschutz- mittel nachgewiesen, in fünf Prozent gab es sogar Überschreitungen des Grenzwertes der Trinkwasserverordnung. Besonders auffällig waren die Totalherbizide und deren Abbau- produkte, deren bekannteste Vertreter unter den Handelsbezeichnungen „Roundup“ und „Basta“ verkauft werden. Nach neuesten Unter- suchungen aus Frankreich, die in einem kurzen Artikel der Umwelt-Briefe (siehe Literaturver- zeichnis) vom 20.06.2007 zusammengefasst sind, beeinträchtigt „Roundup“ die Fortpflan- zung beim Menschen im weitaus höheren Maße als bislang angenommen. 13
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten Asche Asche wurde vor nicht allzu langer Zeit als wert- voller Dünger für den Garten oder als Zugabe für den Kompost empfohlen und gerade in Zeiten der Holz- und Kohleöfen auch dafür verwendet. Die kaliumreiche Holzasche galt in der Literatur als Spender von Kalk und Spurenelementen für den Gartenboden. Im Kompost wurde die Pilz und Fäulnis hemmende Wirkung der Asche be- grüßt. Heute gibt es weiter gehende Erkenntnisse über die Verbrennungsrückstände aus Ofen und Grill. Sie enthalten, neben den willkommenen Mine- ralien, auch polyzyklische aromatische Kohlen- wasserstoffe (Beschreibung siehe Tafel 1), kurz PAK genannt. Die Schadstoffe können direkt über den an Gemüse und Obst haftenden Boden aufgenom- men werden. Da bei bodennahem Anbau die Schadstoffe z.B. durch Spritzwasser auch in der Wachsschicht der Blätter und Früchte eingela- gert werden können, lassen sie sich durch Ab- waschen nicht völlig entfernen. Darüber hinaus ist es möglich, die PAK über Staub einzuatmen. Eine Aufnahme über Gemüse, das die Schad- stoffe über die Wurzeln aufgenommen und ein- gelagert hat, ist bei einigen Pflanzenarten wie z.B. Zucchini möglich. Asche aus Ofen und Grill 14
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten gehört deshalb abgekühlt in den Hausmüll und nicht in den Garten! 15
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten Baustoffe, Schlacken, Bahnschwellen, Alte mit Teeröl getränkte Bahnschwellen asbesthaltige Laubenverkleidungen wurden in den 60er und 70er Jahren auf Kin- Unter Schlacken verstehen wir feste Rück- derspielplätzen als Gestaltungselement und stände aus der Müllverbrennung, der Energie- auch in vielen Gärten eingebaut. Es ist davon gewinnung aus Stein- und Braunkohle oder der auszugehen, dass der Boden im Bereich dieser Metallverarbeitung. Häufig sind in der Schlacke Bahnschwellen durch den Austrag von PAK kon- Schwermetalle und/oder PAK enthalten. Die Zu- taminiert ist. Dieser Sachverhalt wurde durch sammensetzung richtet sich nach der Herkunft Untersuchungen, insbesondere auf Kinderspiel- der Schlacke und den jeweiligen Produktions- plätzen, bereits bestätigt. Allerdings finden sich prozessen. Entscheidend für die Umweltge- die Schadstoffe in der Regel nur in unmittelbarer fährdung ist die Löslichkeit der vorhandenen Nähe der Bahnschwellen. In einer Entfernung Schadstoffe, die ebenfalls von den Entstehungs- von mehr als 50 Zentimetern waren sowohl prozessen abhängt. Auch heute noch werden unterhalb als auch seitlich von den Schwellen Schlacken für den Wege- und Straßenbau ver- keine Schadstoffe mehr nachweisbar. Wenn die wendet. Allerdings wird dann durch die Art des Bahnschwellen entfernt und der umliegende Bo- Einbaus verhindert, dass Schadstoffe in die den entsorgt wird, sind keine Bodenbelastungen Umwelt gelangen können. Früher waren die mehr zu befürchten. Gefahren für den Boden und das Grundwasser nicht bekannt und so wurden Schlacken aller Art Bis Ende der 80er Jahre wurden für Industrie- für Befestigungen, den Wegebau und als Bau- und Wohnbauten sehr häufig asbesthaltige grund verwendet. Baustoffe verwendet. Produkte sind Dach- und Fassadenplatten (Wellenplatten), Bodenbeläge Auch in Kleingärten finden sich diese Schlacken, (Flex-Platten), Auskleidungen von Nachtspei- in Hannover häufig als Rückstände der Metall cheröfen und freistehende Formteile. verarbeitenden Industrie, wo sie zu erhöhten Belastungen beitragen. Auch in vielen Gärten sind asbesthaltige Baustoffe verwendet worden: als Außenverkleidungen und Witterungs- schutz von Lauben Asbest als Vinyl-Asbest-Fliesen in Lauben, oft mit asbesthaltigen Klebern verlegt als Blumenkästen und Pflanztröge 16
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten Häufig werden asbesthaltige Materialien als Beeteinfassung „wieder verwendet“. Typisch für Asbest ist seine Spaltbarkeit zu Fasern. Auslöser können mechanische Beschädigung, Abnutzung und Verwitterung sein. Die Fasern sind teilweise so dünn, dass sie selbst unter dem Lichtmikroskop nicht sichtbar sind. Deshalb setzen sie sich mit der Atemluft in der Lunge fest und führen dort auch in kleinsten Mengen mit großer Verzögerung zu nicht umkehrbaren Schädigungen. Der Ausbau von Baustoffen mit mehr als 10 Pro- zent Gewichtsanteil Asbest bei Reparaturen und Sanierungen ist gesetzlich geregelt. Es müssen grundsätzlich Fachfirmen hinzugezogen werden. Die Entsorgung muss über spezielle Sammel- stellen erfolgen. Asbestzementabfälle aus Privathaushalten nimmt die von dem Abfallwirtschaftsbetrieb „aha“ beauftragte Firma Sprint-Sanierung GmbH, Am Bahndamm 4, 30453 Hannover, an. Asbesthaltige Produkte müssen in Folie oder Tüten luftdicht verpackt sein. Auch Kleinmen- gen, z. B. Blumenkästen, sind dort abzugeben. Größere Mengen erfordern eine telefonische Anmeldung. Die weitere Nutzung asbesthaltiger Baustoffe untersagt der Gesetzgeber heute weitestge- hend. Vorhandene Baustoffe müssen jedoch erst bei Sanierungsarbeiten sorgfältig entfernt und fachgerecht entsorgt werden. Entsprechende Verhaltensregeln geben die „Technische Regeln für Gefahrenstoffe – TRGS 519“. 17
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten Holzschutzmittel In Wohnbereichen, also auch in den Lauben, Eine langfristige Erhaltung von Holzbauteilen sollte auf Holzschutzmittel aus Gründen des Ge- erfordert Schutzmaßnahmen gegen Verwitte- sundheitsschutzes verzichtet werden! rung. Haben diese Bauteile direkten Kontakt zu feuchtem Erdboden, droht die Zerstörung durch Einen „Verbraucherleitfaden Holzschutzmittel“ Pilze und Insekten. hat das Bundesministerium für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) Neben konstruktiven Maßnahmen wie Dachü- herausgegeben, aus dem Internet abrufbar un- berständen oder dem Einsatz verzinkter Hilfs- ter www.verbraucherministerium.de. bauteile, die Feuchtigkeit vom Holz abhalten, bietet sich die Verwendung natürlich dauer- hafter Hölzer wie Robinie, Lärche oder Eiche an. Häufigste Schutzmaßnahme ist die Behandlung mit chemischen Mitteln. Das Holz wird getränkt oder angestrichen. Chemische Schutzmittel enthalten biozide Wirk- stoffe. Sie können die Gesundheit von Mensch und Tier über die direkte Berührung, durch Ein- atmen aber auch über den Umweg Boden-Pflan- ze schädigen. Deshalb gibt es inzwischen schadstoffarme Anstrichmittel als Farben, Lacke, Lasuren, Öle und Wachse, die nach den Vorgaben einer EU- Biozidrichtlinie hergestellt werden. Diese Mittel sind an einem Symbol unter der Bezeichnung „RAL-GZ 830“ erkennbar. Darüber hinaus bietet die Industrie Schutzmittel ohne Wirkstoffe ge- gen Insekten unter dem freiwilligen Schutzzei- chen „Blauer Engel“ an. Holzprodukte für den Außenbereich sollten je- Abb. 3: Gütezeichen für Holzschutz: doch grundsätzlich kesseldruckimprägnierte Blauer Engel, RAL-GZ 830, RAL-GZ 411 Erzeugnisse sein. Sie sind an dem freiwilligen Gütezeichen RAL-GZ 411 erkennbar. 18
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Forschungs- und Finanzierungsprogramme in Hannover Seit ca. 20 Jahren befasst sich die Stadt Han- nover mit Schadstoffen in den Böden von Kleingärten. Angefangen hat es Ende der 80er Jahre mit dem so genannten „Ökologischen For- schungsprogramm Hannover (ÖFH)“. In über 400 Kleingärten aus 30 Kolonien fanden damals Untersuchungen des Bodens und des Ernte- gutes auf Schwermetalle statt. Sie wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Hannover geplant und durchgeführt. Die Ergebnisse wie- sen auf erhöhte Schwermetallgehalte in Böden der Leineaue hin. Ab Mitte der 90er Jahre bestand die Möglich- keit, aus den Einnahmeüberschüssen des De- poniebetriebes in Altwarmbüchen die Untersu- chung und Sanierung von Altablagerungen zu finanzieren (Deponiegebührenprogramm). Der Lindener Berg mit seiner Vielzahl an Altabla- gerungen, inmitten des größten zusammenhän- genden Kleingartengeländes Hannovers, stand dabei an erster Stelle. Um den Bedarf an Baumaterial zu decken, wur- de der „Berg“ im Zuge der Industrialisierung im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert regelrecht durchlöchert. Es entstanden Kalksteinbrüche und Tongruben. Nach ihrer Ausbeutung dienten sie der Aufnahme von Abfällen aus der umlie- genden Metallindustrie. Deshalb befinden sich dort unter einem Teil der Kleingärten Bauschutt, Formsande und Schlacken. Daneben wurden Siedlungsabfälle deponiert. Manchmal sind die- se Fremdstoffe mit Mutterboden abgedeckt, bisweilen lassen sie sich auch oberflächlich erkennen. 19
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Ablauf der Untersuchungen Neben ausführlichen Informationsschreiben Mit den Untersuchungen im Deponiegebühren- wurden deshalb mit Unterstützung durch Gut- programm sollte geklärt werden, ob die Klein- achterinnen und Gutachter immer wieder die gärtnerInnen sorglos ihr Gemüse essen können Ergebnisse auf Informationsveranstaltungen und die Kinder ohne Gefahren auf dem Boden und in Einzelgesprächen vorgestellt und erklärt. spielen dürfen. Zunächst sorgten die Untersu- chungen in mehr als 200 Lindener Gärten für Mit den Pächterinnen und Pächtern von bela- Unruhe in den Kleingartenvereinen. steten Flächen wurde ein „Runder Tisch“ initi- iert, bei dem die erforderlichen Maßnahmen mit Neben den technischen Untersuchungen war den beteiligten Behörden, dem Kleingartenver- deshalb vor allem die Kommunikation mit den ein und dem Bezirksverband der Kleingärtner direkt Betroffenen, aber auch mit dem Bezirks- besprochen wurden. verband der Kleingärtner und den jeweiligen Vereinen, wichtig. Aber nicht nur auf dem Lindener Berg befinden sich Kleingärten auf Altablagerungen. Auch in Die Reaktion auf die Untersuchungsergebnisse vier weiteren Anlagen in Limmer, Ricklingen, war je nach persönlicher Situation durchaus Wülfel und Buchholz haben in den letzten Jah- unterschiedlich. Die Aufgabe der Umweltver- ren Bodenuntersuchungen stattgefunden. Die waltung bestand darin, eine angemessene untere Bodenschutzbehörde der Region Han- Auseinandersetzung mit den Bodenbelastungen nover hat darüber hinaus private Gärten in herbeizuführen, ohne Ängste bei den Betrof- der südlichen Leinemasch untersuchen lassen. fenen auszulösen. In vielen Fällen werden die Nicht auf allen Flächen waren Maßnahmen er- Erfahrungen und die Kenntnisse der häufig lang- forderlich, die wichtigsten Ergebnisse haben wir jährigen Pächterinnen und Pächter benötigt, um im folgenden Abschnitt zusammengestellt. die Untersuchung sinnvoll zu gestalten und die Ergebnisse richtig zu bewerten. Daher war und ist es notwendig, bei Verdacht auf Bodenverun- reinigungen in Kleingärten ins Gespräch zu kom- men und vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. 20
Bodenuntersuchungen in Kleingärten 21
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Schadstoffe Blei Quecksilber Natürliche Blei-Gehalte im Boden liegen Wir unterscheiden zwischen organischem zwischen 0,1 und 200 mg/kg Boden. Im Be- und anorganischem Quecksilber. Das or- reich der Leineaue in Hannover können die- ganische Quecksilber besitzt eine für den se Werte bis in den Gramm-Bereich steigen. Menschen höhere Giftigkeit. Metallisches Das Schwermetall wird hauptsächlich über Quecksilber wird vom Menschen in der Re- den Direktpfad (d.h. durch Verschlucken gel über die Atmung aufgenommen. Chro- von Boden) in sehr unterschiedlichen Antei- nische Vergiftungen können zu Nieren- und len vom Körper aufgenommen. Nach lang- Hirnschäden sowie Stoffwechselstörungen fristiger und ständiger Aufnahme auch ge- führen. ringer Bleimengen kann es zu chronischen Vergiftungen kommen. Sie äußern sich in allgemeiner Schwäche, Müdigkeit, Appe- PAK (Polyzyklische Aromatische titmangel, Veränderungen des Blutdruckes Kohlenwasserstoffe) sowie Gedächtnisschwäche und Schädi- PAK entstehen, wenn organisches Material gungen des Nervensystems. (z. B. Holz) bei ungenügender Sauerstoffzu- fuhr verbrennt. Das geschieht nicht nur in zum Teil hohen Konzentrationen im Ofen Arsen oder Grill, sondern auch in Kraftfahrzeug- Der durchschnittliche Arsengehalt in un- motoren oder in Kraftwerken. PAK finden seren Böden liegt bei 7 mg/kg, er kann aber sich u. a. auch in Teerölen. PAK lösen sich in Abhängigkeit von dem Ausgangsgestein im Wasser nur wenig und sind kaum flüch- weitaus höher liegen. Landwirtschaftliche tig. Sie können sich in Böden stark anrei- Böden sind durch arsenhaltige Pestizide chern und bauen sich auch über Jahrzehnte häufig stärker belastet. Das Halbmetall ist nur geringfügig ab. Die Bezeichnung „aro- im Körper als hoch giftig zu bewerten. matisch“ tragen sie wegen ihres typischen Geruchs (verbrannte Grillwürstchen und heiße Teerstraßen). Die Einzelstoffe aus Cadmium der Gruppe der PAK haben eine sehr unter- In der Leineaue Hannovers finden sich schiedliche, nachweislich Krebs erregende durch die Einträge infolge des Harzberg- Wirkung. Sie sind sogar Erbgut verändernd. baues Cadmiumgehalte von bis zu 5 mg/kg im Boden. Cadmium gelangt hauptsächlich über die Nahrung in den menschlichen Kör- Benzo(a)pyren (BaP) per. Nierenschäden sind nachgewiesene Benzo(a)pyren ist einer der wichtigsten gesundheitliche Folgen. Stoffe aus der Gruppe der PAK mit hoher Krebs erregender Wirkung. 22
Bodenuntersuchungen in Kleingärten 5% Benzo(a)pyren 4% Antimon 1% Nickel 17% Quecksilber 39% Blei 17% Cadmium 17% Arsen Abb. 4: Anteil der jeweiligen Schadstoffe an Prüfwertüberschreitungen Ergebnisse der Untersuchungen Gibt es für die Flächen Hinweise auf weitere Bei den Untersuchungen der Kleingärten wer- Schadstoffe, so werden sie im Untersuchungs- den vorrangig Schwer- und Halbmetalle wie programm berücksichtigt. Antimon, Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Thallium und Quecksilber und aus der Gruppe der poly- Die Abbildung 4 zeigt den Anteil der jeweiligen zyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe Schadstoffe an den Prüfwertüberschreitungen. (PAK) Benzo(a)pyren berücksichtigt. Eine kurze Die Prüfwerte sind in der Bundes-Bodenschutz- Charakterisierung der wichtigsten Schadstoffe und Altlastenverordnung festgelegt. Werden sie lässt sich Tafel 1 entnehmen. erreicht, muss in weiteren Untersuchungen und Prüfschritten geklärt werden, ob Gefahren für Der Umfang und die Gestaltung der Untersu- Mensch und Grundwasser zu befürchten und chung basieren auf den Anforderungen der Maßnahmen einzuleiten sind. Oft tragen auch Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung, mehrere Schadstoffe in einer Parzelle zur Prüf- die bei uns in Deutschland seit 1999 gilt. wertüberschreitung bei. Tafel 1: Die häufigsten Schadstoffe in Böden hannoverscher Kleingärten 23
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Die häufigsten Überschreitungen zeigen sich bei Die Ampel Blei, Arsen und Cadmium (insgesamt drei Vier- 500 tel aller Prüfwertüberschreitungen). Das liegt daran, dass viele Schadstoffe einerseits aus der Metall verarbeitenden Industrie stammen und 49 Gärten andererseits viele Kleingärten im Überschwem- 400 mungsgebiet der Leine liegen. Erhöhte Quecksilberbelastungen wurden im Bereich einer ehemaligen Zündhütchenfabrik festgestellt, die schon vor ca. 100 Jahren abge- 300 rissen wurde. 387 Gärten Das Halbmetall Antimon findet sich in Metall- schlacken. Benzo(a)pyren aus der Gruppe der 200 PAK stammt aus Verbrennungsrückständen. Es kommt häufig in erhöhten Konzentrationen in den Kleingärten vor, aber nur in Einzelfällen werden die geltenden Prüfwerte überschritten. 100 Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse ist ausgerichtet auf alle gängigen Gartennut- zungen. Dies sind insbesondere der Nutzpflan- 26 Gärten zenanbau und -verzehr, die (auch intensive) 0 Ziergartenpflege und das Spielen von Kindern. Abb. 5: Verteilung der untersuchten Gärten Wenn diese Funktionen in einem Garten unein- auf das Ampelschema geschränkt möglich sind, spricht man auch von „multifunktionaler Gartennutzung“. Von bisher 462 untersuchten Kleingärten auf städtischen Flächen wurden 49 in die Katego- Beurteilt wird grundsätzlich bis in eine Bodentie- rie „rot“ eingestuft. Hier waren aufgrund der fe von ca. 60 Zentimeter (vorrangiger Nutzungs- Prüfwertüberschreitungen Nutzungseinschrän- und Durchwurzelungsbereich eines Bodens). Je kungen bzw. Sanierungsmaßnahmen erforder- nach Belastungssituation werden Grün-, Gelb- lich. Das Ausmaß der Einschränkungen hängt und Rotbereich unterschieden (Ampelschema, zum einen von dem Schadstoff und seiner Kon- Abb. 5). zentration und zum anderen von der aktuellen Nutzung ab. 24
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Dort, wo der direkte Kontakt mit dem Boden Mit Hilfe von Hochbeeten, die durch eine Geotex- eingeschränkt werden muss, kann mit Mulch tilschicht vom unterliegenden belasteten Boden in Form von Holzschnitzeln und Rasenschnitt getrennt werden, kann ohne Einschränkungen oder einem dichten Bewuchs mit Rasen und auf unbelastetem Boden gegärtnert werden. Bodendeckern schon ein ausreichender Schutz geschaffen werden. Können die Schadstoffe von Zur Anlage von Hoch- oder Hügelbeeten gibt es Nutzpflanzen aufgenommen werden, so muss auf Seite 40 weitere Informationen. auf den Anbau verzichtet werden. Für Strauch- obst, wie Himbeeren und Johannisbeeren, so- wie für Baumobst (z.B. Kirschen, Äpfel) beste- hen keinerlei Bedenken. 25
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Die erforderlichen Maßnahmen und Einschrän- Ein weiteres Problem ist die Verschmutzungs- kungen werden in engem Kontakt mit den be- empfindlichkeit. Erdbeeren oder Grünkohl las- troffenen Nutzerinnen und Nutzern der Gärten sen sich auch nach gründlicher Reinigung nicht festgelegt. gänzlich von anhaftendem Boden befreien. Ge- müse, das kaum mit Boden in Berührung kommt, Dass der größte Teil der untersuchten Flächen wie Tomaten und Stangenbohnen, oder das wie „gelb“ eingestuft worden ist, liegt einerseits Möhren vor dem Verzehr gründlich gereinigt und daran, dass es sich um Verdachtsflächen han- geschält wird, weist dagegen keine Belastungen delt, in denen, wenn auch geringfügige, Bela- durch angelagerten Boden auf. Daher wird auch stungen festgestellt worden sind. Andererseits in den vorsorgenden Verhaltensempfehlungen sind überall im Stadtgebiet Schadstoffeinträge im Anhang auf die sorgfältige Reinigung des in den Böden festzustellen, die auf Verkehr und Erntegutes hingewiesen. Industrialisierung zurückzuführen sind. Daher sind auch die „grünen“ Gärten eine Besonder- Alle Vereine, in deren Kleingärten Bodenunter- heit mitten in einer Großstadt wie Hannover. suchungen stattgefunden haben, verfügen über Immerhin 5 Prozent der untersuchten Flächen die Ergebnisse. Darüber hinaus steht der Be- im Bereich von Altablagerungen befinden sich in reich Umweltschutz der Stadt Hannover für Aus- der Kategorie „grün“. künfte zur Verfügung (Adresse siehe Anhang). Es gibt Pflanzenarten, die Schadstoffe anrei- chern und andere, die kaum dazu neigen. In Ta- Tafel 2: Schadstoffaufnahme von Pflanzen fel 2 ist das Aufnahmevermögen von Blei, Arsen und Cadmium für die häufigsten Nutzpflanzen Für alle aufgeführten Produkte gilt: zusammengestellt. Sorgfältiges Reinigen vor dem Verzehr! Insbesondere Salate neigen zur Aufnahme von Schadstoffen, so wie sie auch bei Überdüngung Nitrat anreichern. Viele Kohlsorten und Frucht- gemüse wie Gurken oder Bohnen nehmen nur wenig oder gar keine Schadstoffe aus dem Bo- den auf. 26
Bodenuntersuchungen in Schadstoffanreicherung in Nutzpflanzen Kleingärten Aufnahme über die Wurzel Verschmutzungsempfindlich (Anlagerung Aufnahmevermögen Arsen, Blei Cadmium von Boden an essbaren Pflanzenteilen) Endivie Erdbeere Feldsalat Feldsalat Kopfsalat Grünkohl Hoch Mangold Hoch Petersilie (krause) Pflücksalat Pflücksalat (bei Sellerie rosettenartigem Wuchs) Spinat Spinat Endivie Chinakohl Blumenkohl Feldsalat Grünkohl Brokkoli Kopfsalat Kartoffel Mittel Porree Mangold Kohlrabi Sellerie Möhren Möhren Wirsing Mittel Pflücksalat Porree Rettich Radieschen Buschbohne Schwarzwurzel Rettich Chinakohl Spinat Rote Beete Endivie** Schwarzwurzel Spinat Zwiebel Erbse Gurke Blumenkohl Blumenkohl Kartoffel* Brokkoli Brokkoli Kohlrabi Buschbohne Buschbohne Kopfsalat** Chinakohl Erbse Kürbis Erbse Gurke Mais Grünkohl Kürbis Mangold Gurke Mais Möhren* Kartoffel Obst Niedrig Paprika Kohlrabi Paprika Petersilie (glatte) Kürbis Rosenkohl Radieschen Mais Rotkohl Rettich* Obst Spitzkohl Rosenkohl Niedrig Paprika Stangenbohne Rote Beete* Porree Tomate Rotkohl Radieschen Weißkohl Schwarzwurzel* Rosenkohl Wirsing Spitzkohl Rote Beete Stangenbohne Rotkohl Tomate Sellerie Weißkohl Spitzkohl Zucchini Stangenbohne Zwiebel Tomate Weißkohl, Wirsing * geschält Zucchini, Zwiebel ** äußere Hüllblätter entfernen 27
Bodenuntersuchungen in Kleingärten Brunnenwasser Beispiele aus anderen Kommunen Im Rahmen der dargestellten Untersuchungen Bodenschutz in Kleingärten spielt nicht nur in wurde in Kleingartenanlagen eine mögliche Hannover eine wichtige Rolle. Viele andere Belastung des Brunnenwassers betrachtet. Kommunen haben sich intensiv mit dem Thema Es waren häufig Einflüsse der jeweiligen Alt- beschäftigt und umfangreiche Untersuchungs- ablagerung erkennbar, sie haben in der Regel kampagnen durchgeführt. aber nur zu geringfügigen Belastungen des So wurde schon Ende der 90er Jahre in Bremen Brunnenwassers geführt. Zur Untersuchung vom Senator für Frauen, Gesundheit, Soziales kamen allerdings immer nur die auf den Ver- und Umweltschutz eine informative Broschüre dachtsflächen auffälligen Schadstoffe. Unter- „Bodenschutz im Garten“ aufgelegt, die auch im suchungen auf Keime, Pflanzenschutzmittel Internet unter www.umwelt.bremen.de einzu- oder Nitrat fanden nicht statt. Da diese Stoffe sehen ist. gerade im Bereich von Kleingärten nicht auszu- In Hamburg wurden im Arbeitsprogramm schließen sind, darf das Brunnenwasser nicht „Kleingärten mit Bodenbelastungen“ schwer- zu Trinkwasserzwecken – also auch nicht zum punktmäßig Kleingartenanlagen untersucht im Befüllen von Planschbecken – genutzt werden. Bereich ehemaliger Deponien und in Gebieten, Die Nutzung als Gießwasser dagegen ist mög- in denen schädliche Bodenveränderungen durch lich. Trinkwasser aus Gartenbrunnen kann nur luftgetragene Schadstoffe aus vergangenen nach regelmäßigen Überprüfungen durch das Jahrzehnten vermutet werden. Außer Bela- Gesundheitsamt freigegeben werden. stungen mit Schwermetallen und Arsen wurden Boden häufiger auch erhöhte PAK-Gehalte festgestellt. B Wuppertal hat genau wie Hannover zur Einstu- fung von untersuchten Kleingärten das „Ampel- schema“ verwendet. Hier war das Schwermetall Blei am häufigsten für die Bodenbelastungen verantwortlich. Neben Schadstoffuntersuchungen fanden in Rostock in enger Zusammenarbeit zwischen Umweltamt und Kleingartenvereinen flächen- deckend Nährstoffuntersuchungen in den Klein- gärten statt. Dabei stellte sich heraus, dass 68 Prozent der Gartenböden mit Nährstoffen über- versorgt sind. 28
Gesunder Boden in Kleingärten Was ist gesunder Boden? Eine Abhilfe mit Gifteinsätzen bringt jedoch neue Wer Ratschläge über die Bearbeitung von Probleme: Der Gartenboden wird chemisch Gartenboden beherzigen will, muss zunächst verunreinigt (siehe auch Seite 12). Nachhaltig wissen, wie das Erdreich seines Gartens be- wirkungsvoller sind ein biologischer Pflanzen- schaffen ist. Jeder Boden ist aus Gestein ent- schutz, die Stärkung des ökologischen Gleichge- standen. Eine witterungsbedingte Korrosion wichtes, eine Artenvielfalt und eine naturnahe – Temperaturwechsel, Feuchtigkeit, Frost – ist Gartengestaltung. Voraussetzung für den Gesteinsverfall. Die da- Die naturgemäße Bodenbearbeitung, eine op- bei freigesetzten Mineralien, vor allem Calcium, timierte Wasserhaltung, die Zuführung von Kalium, Magnesium, und Wasser sorgen für den Nährstoffen durch Düngung, Fruchtwechsel Lebensraum von Pflanzen. und Mischkulturen, eine natürliche Schädlings- Dieser Lebensraum ist jedoch sehr unterschied- bekämpfung mit Leimringen, Brennnessel- und lich. Je nach Feinheit des zersetzten Gesteins Schachtelhalmbrühen, Bierfallen u. a. bieten unterscheiden wir zwischen Sand, Schluff und nachhaltig Hilfe. Ton. Doch nur aus einer Mischung dieser Be- standteile entsteht ein fruchtbarer Boden, der Im Folgenden möchten wir einige Tipps aus der ausreichend Wasser und damit Nährstoffe hal- Praxis aufgreifen, die aber bei weitem keinen ten kann. Wie diese Mischung im Einzelfall aus- Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Viele sieht, deckt eine „Fingerprobe“ auf. Sie ist in wertvolle Hinweise finden sich in Gartenbüchern Tafel 3 mit einem Flussdiagramm beschrieben. und Fachzeitschriften, im Internet und nicht zu- Boden Für ein optimales Pflanzenwachstum ist natür- letzt in Gesprächen „über den Gartenzaun“. Boden lich nicht nur die mechanische Bodenbeschaf- fenheit verantwortlich. Wichtig sind ausrei- chend Bodenlebewesen, die über die Zersetzung pflanzlicher Reste, Wurzeln und Laub, für die Bildung von Humus sorgen. Deshalb steht für erfolgreiche GärtnerInnen an erster Stelle, ein gesundes Bodenleben zu schaffen und zu erhal- ten. Und dieser Prozess darf nicht durch Chemi- kalien gestört werden. Die Versuchung dazu ist groß: Unerwünschte Lebewesen (Schädlinge) und Pflanzen (Unkraut), ärgern jede Gärtnerin und jeden Gärtner. 29
Eine leicht feuchte Bodenprobe zwischen den Händen zu einer Fingerprobe bleistiftdicken Wurst rollen NEIN klebt die Erde NEIN gelingt es? etwas an der Hand? JA JA SAND Die Bodenprobe auf halbe Bleistiftstärke ausrollen LEHMIGER SAND gelingt es? NEIN STARK LEHMIGER SAND JA Ein kleines Stück der Bodenwurst nahe am Ohr zerreiben knirscht es stark? NEIN Bodenprobe auf der Hand zerreiben JA SANDIGER LEHM glänzt die erscheint die NEIN NEIN Reibfläche stark? Reibfläche stumpf? JA JA TONIGER LEHM LEHMIGER TON/TON LEHMBODEN 30
Gesunder Boden in Kleingärten Abb. 6: Ein Grubber im Einsatz Bodenbearbeitung Ein Umgraben des Bodens ist nur in wenigen Die Gärtnerin und der Gärtner beabsichtigen mit Fällen notwendig und sinnvoll. Selbst schwere dem Umgraben oder Hacken eine Bodenverbes- Böden erfordern kein jährliches herbstliches serung. Die Bearbeitung des Bodens mit Garten- Umgraben. Es zerstört die Schichtung des Bo- geräten greift in das Wirken der Bodenorganis- dens und schädigt damit auch das „Leben“. Der men ein und kann auch natürliche Vorgänge im Boden trocknet schneller aus. Statt des Spatens Boden stören. Deshalb sind Nutzen und Schaden sollten Grabegeräte wie „Grubber“, „Sauzahn“ dieser Behandlung zuvor abzuwägen. und „Grabegabel“ eingesetzt werden. Der Bo- den wird bei Einsatz dieser Geräte nicht gewen- Tafel 3: det! Die Fingerprobe zur Einstufung der Bodenart 31
Gesunder Boden in Kleingärten Düngung, Kompost Voraussetzung für eine aussagekräftige Unter- Mit dem Wachstum von Pflanzen und Gehölzen suchung ist die richtige Beprobung des Bodens. werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Soll Die Proben müssen getrennt nach der Flächen- das Wachstum dauerhaft gesichert sein, müs- nutzung entnommen werden. Also getrennt nach sen dem Boden neue Nährstoffe zugeführt wer- Rasenfläche, Gemüsegarten (Dauerkulturen, den. Als „einfachster“ Weg erscheint dabei der wie Erdbeeren, möglichst extra beproben) oder Einsatz mineralischer Dünger. Auf direktem Weg Gehölzpflanzungen. Während die Bodenproben werden Kalium, Stickstoff, Magnesium, Phos- für Rasenflächen aus bis zu 10 Zentimeter Tiefe phor und andere chemische Grundstoffe – oft in stammen, werden im Gemüsegarten Proben bis zu hohen Mengen – in den Boden gebracht. in Spatentiefe (25 bis 30 Zentimeter) gewon- nen. Der Boden aus 15 bis 20 Spateneinstichen, Diese direkt zugegebenen mineralischen Dünger bei denen das Probenmaterial von unten nach sind leicht löslich und können deshalb von den oben mit einer Handschaufel abgenommen Pflanzen schnell aufgenommen werden. Hohe wird, kommt in einen Eimer. Der Boden wird Dosen beschleunigen und fördern das Wachs- gut gemischt und davon etwa ein Liter in einen tum weiter. Sie machen Pflanzen aber auch Gefrierbeutel gefüllt. Wichtig ist die richtige anfälliger gegenüber Krankheiten und Insekten- Beschriftung der Probe: Neben Name und An- fraß. Und sie mindern die Qualität von Obst und schrift, darf nicht die Nutzung (Gemüse, Obst, Gemüse bezüglich der Lagerfähigkeit. Rasen, Rhododendren, Koniferen, Laubgehölze oder Blumen) fehlen. Bodenuntersuchungen Häufig ist in unseren Gartenböden nicht der werden von Apotheken und entsprechenden Nährstoffmangel das Problem, sondern die Laboren u. a. der Landwirtschaftliche Untersu- Überversorgung mit Düngern. Klarheit kann nur chungs- und Forschungsanstaltanstalt Hameln eine qualifizierte Untersuchung des Bodens und angeboten. eine entsprechende Düngeempfehlung geben. Die Kosten der Untersuchung auf Kalium, Phos- Abgabe bei der Lehr- und Versuchsanstalt für phor und Magnesium mit einer entsprechenden Gartenbau in Hannover-Ahlem, Düngungsempfehlung liegen unter 20 Euro je Heisterbergallee 12, Probe. Tel.: 0511 4005 2246, Fax: 0511 4005 2249 So manche Weisheit, z. B. dass eine ordentliche Kaliumdüngung die Frostsicherheit von Ge- hölzen erhöhe, ist falsch. Mineralische Dünger werden leicht aus dem Boden ausgewaschen und belasten dann unser Grundwasser. Das gilt vor allem für Stickstoff. 32
Gesunder Boden in Kleingärten Wesentlich vorteilhafter, und auch preisgün- Ein schnell wirkender Flüssigdünger ist Brenn- stiger für das Wachstum von Pflanzen und ei- nesseljauche, die neben der Stickstoffgabe die nen lebendigen Boden ist die Einbringung von Widerstandskraft der Pflanzen stärkt und das Kompost. Kompost fördert die Humusbildung, Bodenleben fördert. er führt zur Belebung des Bodens und gibt als Sie wird genauso angesetzt wie die auf Seite Depotdünger Mineralien und Nährsalze langsam 34 genannte Brennnesselbrühe. Sie ist aber bei und anhaltend ab. Dadurch wird auch eine Aus- täglichem Umrühren erst nach zwei bis vier Wo- waschung der Nährstoffe in das Grundwasser chen gebrauchsfertig. behindert. Aber auch hier gilt: Gedüngt werden sollte nur nach Bedarf, sowohl was die Menge Gesteinsmehl ist weniger ein Dünger als ein als auch den Zeitpunkt betrifft. Nährstoffe aus Bodenhilfsmittel. Es besteht aus fein gemahle- organischem Dünger werden bei einem Über- nem Basalt, Granit, Diabas, Gabbro, Kalkstein angebot an das Grundwasser abgegeben. Auf und Tonmineralien. Es enthält zwar zahlreiche überdüngtem Boden leidet zudem die Qualität Spurenelemente, wirkt aber vor allem über die des Gemüses. Für Starkzehrer wie Kohl reichen Bildung von Ton-Humus-Komplexen positiv auf drei Liter Kompost pro Quadratmeter. Die Dün- die Bodenstruktur. Als Zugabe zum Kompost gergaben sollten gezielt im Frühjahr erfolgen, beschleunigt es die Rotte und beseitigt unan- damit der Kompost im Boden verwertet werden genehme Gerüche. Es findet auch Einsatz als kann und seine wertvollen Nährstoffe nicht in Pflanzenstärkungsmittel gegen Schädlinge und das Grundwasser ausgewaschen werden. Pilzkrankheiten. Ausführliche Informationen und Empfehlungen zum Thema Kompost gibt die im Literaturver- zeichnis genannte Broschüre „Kompostieren im eigenen Garten“. Wer über keinen eigenen Kompost verfügt, kann sich direkt auf der Deponie in Altwarmbüchen oder während der Komposttage im Frühjahr (siehe auch Seite 41) damit eindecken. Nähere Informationen und wertvolle Tipps zum Thema Kompost gibt es im Internet auf der Seite des Zweckverbandes Abfallwirtschaft der Region Hannover unter: www.aha-region.de. Abb. 7: Kompost 33
Sie können auch lesen