In Hannovers Kleingärten - Da ist (zum Glück) der Wurm drin! - kgv-seelrode.de

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Bodenschutz
       in Hannovers Kleingärten

Da ist (zum Glück) der Wurm drin!
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Inhalt

Einleitung                                                                    4

Was ist Boden?                                                                6
    Bestandteile des Bodens – ein vielfältiges System			                      7
    Leben im Boden – warum der Wurm so wichtig ist			                         7

Boden in der Stadt                                                            8
    Besiedlung und Bodennutzung                                               8
    Stadtboden – ein Spiegelbild der industriellen Entwicklung                9
    Folgen des Zweiten Weltkrieges – Trümmerschutt und Bombentrichter        10
    Verkehr und Versiegelung – Boden unter Beton                             10
    Altlasten, Altablagerungen                                               11

Hausgemachte Belastungen in Kleingärten                                      12
    Dünger und Pestizide                                                     12
    Asche                                                                    14
    Baustoffe – Schlacke, Bahnschwellen, asbesthaltige Laubenverkleidungen   16
    Holzschutzmittel                                                         18

Bodenuntersuchungen in Kleingärten                                           19
    Forschungs- und Finanzierungsprogramme in Hannover                       19
    Ablauf der Untersuchungen                                                20
    Ergebnisse der Untersuchungen                                            23
    Brunnenwasser                                                            28
    Beispiele aus anderen Kommunen                                           28

Gesunder Boden in Kleingärten                                                29
    Was ist gesunder Boden?                                                  29
    Bodenbearbeitung                                                         31
    Düngung, Kompost                                                         32
    Pflanzenschutz                                                           34
    Mulch                                                                    35
    Anbauempfehlungen                                                        37
    Gartengestaltung                                                         39

Zusammenfassung, Adressen                                                    42

Literaturverzeichnis                                                         44

Anhang                                                                       46

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Vorwort

Bodenschutz in Hannovers Kleingärten
Da ist (zum Glück) der Wurm drin!                  Der Boden schützt uns und unsere Umwelt. Er
                                                   dient als Schadstofffilter bei der Trinkwasser-
Da ist der Wurm drin? Ja, und zwar der Regen-      gewinnung und leistet als Wasserspeicher ei-
wurm als Symbol für Bodenfruchtbarkeit und         nen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.
Bodengesundheit. Er schlängelt sich durch diese    Gesunder humusreicher Boden trägt auch zum
Veröffentlichung, die sich dem Schutz des Bo-      Klimaschutz bei. Er speichert Kohlenstoff und
dens in den Kleingärten Hannovers widmet.          mindert dadurch den Treibhauseffekt.
Bodenfruchtbarkeit ist Voraussetzung für Pflan-
zenwachstum und Ertrag, Bodengesundheit ga-        Genug Gründe, unseren Boden zu erhalten
rantiert einen dauerhaften Lebensraum.             und zu bewahren. In diesem Sinne möchte die
                                                   Broschüre Informationen und Anregungen zum
Schon lange schützen wir Luft und Wasser. Das      Thema liefern sowie Freude am praktischen Bo-
gesellschaftliche Bewusstsein für den Schutz       denschutz vermitteln.
des Bodens erwacht erst allmählich.
                                                   Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen
Unsere „Stadtböden“ sind wertvolle Lebensräu-      und mit unserem Freund und Helfer, dem Re-
me, die es durch sorgsamen Umgang zu schüt-        genwurm!
zen und zu bewahren gilt. Dafür sorgen auch die
20.000 Kleingärten in Hannover als Bestandteil
unserer grünen Stadt. Hier kann sich der Boden
frei entfalten, möglichst unversiegelt bietet er
Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Er ist die      Hans Mönninghoff
Grundlage für erfolgreiches Gärtnern und be-       Erster Stadtrat
lohnt uns mit reicher Ernte.                       Wirtschafts- und Umweltdezernent

Der Boden hat ein gutes Gedächtnis. Unsere
Aktivitäten im Guten und im Schlechten prägen
sich ihm ein und lassen sich Jahrzehnte bis
Jahrhunderte später noch nachweisen. Nachfol-
gende Generationen werden erkennen, ob wir
mit dem wertvollen Gut Boden sorgsam umge-
gangen sind.

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Einleitung

„Die nachhaltige Sicherung der Bodenfrucht-
barkeit und der Leistungsfähigkeit des Bodens
                                                    Haut der Erde
als natürliche Ressource ist Grundsatz aller
Bodenschutzmaßnahmen. Dazu gehört, dass
die Bodenstruktur erhalten oder verbessert
wird, Bodenverdichtung und Bodenversiege-
lung in Kleingartenanlagen auf ein Mindestmaß
reduziert werden, die biologische Aktivität des
Bodens durch entsprechende Fruchtfolgege-
staltung erhalten oder gefördert wird und der
standorttypische Humusgehalt des Bodens, ins-
besondere durch eine ausreichende Zufuhr an
organischer Substanz oder durch Reduzierung
der Bearbeitungsintensität erhalten wird.“

Dieses Zitat aus den Leitsätzen des Bundesver-
bandes Deutscher Gartenfreunde e.V. steht am
Anfang der Broschüre „Bodenschutz in hanno-
verschen Kleingärten“, weil sich seine Inhalte in
vielen der folgenden Kapitel wieder finden.

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In Hannovers Kleingärten - Da ist (zum Glück) der Wurm drin! - kgv-seelrode.de
Einleitung

Boden, das ist nicht nur mineralische Substanz.     Mit diesen unterschiedlichen Aspekten beschäf-
Boden enthält organische Bestandteile, spei-        tigen wir uns in der vorliegenden Broschüre. Die
chert Wasser und Luft. Er stellt ein sich ständig   praktischen Tipps können nicht die vielen guten
veränderndes System dar, das den unterschied-       Gartenbücher ersetzen, sie erheben keinen An-
lichsten Einflüssen ausgesetzt ist. Eintragungen    spruch auf Vollständigkeit, sondern sollen Denk-
durch (sauren) Regen, Auffüllungen mit Fremd-       anstöße geben. Es werden einzelne ökologische
stoffen – Müll, Asche, Schutt – in Folge kriegs-    Zusammenhänge erläutert; die Leserinnen und
bedingter Zerstörungen und die Industrialisie-      Leser müssen hier aber keine wissenschaftliche
rung haben ihre Spuren hinterlassen. Aber auch      Abhandlung befürchten. Ziel der Broschüre ist
landwirtschaftliche und kleingärtnerische Tä-       allein, das Bewusstsein auf die Vielfältigkeit und
tigkeit kann durch bewusstes und unbewusstes        die Schutzwürdigkeit des Bodens besonders im
fehlerhaftes Tun zu Belastungen führen, genau-      Kleingarten zu lenken, damit wir dem Boden als
so wie umsichtiges Handeln den Boden schützt        „Haut der Erde“ die Aufmerksamkeit schenken,
und ihm nützt.                                      die er verdient.

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Was ist Boden?

... Immer etwas                                   Anderes!
Für die Wirtschaft:
Baugrund, Standort, Spekulationsobjekt

Für die Wissenschaft:
verwittertes Gestein, Erdoberfläche

Für viele Stadtmenschen:
Staub, Schmutz, Dreck

Für alle, die einen Garten nutzen oder Land-
wirtschaft betreiben: Boden ist unsere zentrale
Lebensgrundlage. Ohne Boden können wir kein
Gemüse anbauen, kein Obst ernten und uns
nicht an Blumen erfreuen.

Unser (Erd-)Boden speichert und filtert je nach
Beschaffenheit Nähr-, aber auch Schadstoffe. Er
sorgt für sauberes Grundwasser und reguliert
den Wasserhaushalt. Er ist Lebensraum für ver-
schiedenste Organismen.                           Abb. 1: Regenwürmer bei der Arbeit

So wie der Boden für jeden von uns eine andere    Bodenbildung braucht Zeit, das Entwicklungs-
Bedeutung bekommen kann, so wandelbar ist         tempo in der Entstehung neuen Bodens ver-
er durch die verschiedensten Einflüsse. Seine     deutlicht es: Eine neue Bodenkrume von einem
Entstehungsgeschichte geht weit zurück. Wir       Zentimeter Höhe benötigt für ihre Bildung 200
haben unseren Boden der letzten Eiszeit zu ver-   bis 300 Jahre.
danken. In den zurückliegenden etwa 10.000
Jahren entwickelte er sich durch Verwitterung
und Ansiedlung von Pflanzen und Tieren.

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Was ist Boden?

Bestandteile des Bodens – ein vielfältiges          Leben im Boden – warum der Wurm so
System                                              wichtig ist
Nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den       Boden ist keine tote Substanz: Unter einem Qua-
Fingern lassen sich die wesentlichen Bestand-       dratmeter leben bis zu einige hundert Regen-
teile des Bodens erkennen: Sandkörner und           würmer, Schnecken und Käferlarven, mehrere
Steinchen sind alte mineralische Substanz. Da-      Millionen Fadenwürmer, bis zu einer Milliarde
neben sind pflanzliche Fasern und gelegentlich      Einzeller, wie Pantoffel- und Geißeltierchen, so-
Insekten als tote und lebende organische Be-        wie mehrere hundert Milliarden Bakterien, Pilze
standteile zu erkennen. Zwischen diesen Sub-        und Algen. All diese Bodenbewohner „reinigen“
stanzen befinden sich Hohlräume, die mit Luft       den Boden, setzen Pflanzennährstoffe frei, pro-
und Wasser gefüllt sind.                            duzieren Humus und erhöhen damit die Wasser-
                                                    aufnahmefähigkeit des Bodens. Und sie bauen
Das Verhältnis von Luft zu Wasser ist sehr          organischen Abfall ab.
wichtig für das Bodenleben. Ein gutes Pflan-
zenwachstum erfordert einen Luftgehalt von          Weil der Boden seine Rohstoffe durch natür-
10 bis 20 Prozent des Bodenvolumens. Die Bo-        lichen und künstlichen Eintrag von der Oberflä-
denluft versorgt Pflanzenwurzeln und Kleinle-       che bezieht, bedarf es eines Weitertransportes
bewesen mit Sauerstoff, nimmt Kohlendioxyd          in die Tiefe. Diese Aufgabe erledigen Ameisen,
auf und führt es ab. Bei diesem Transport hilft     Asseln, Maulwürfe und Wühlmäuse. Der Regen-
der Wechsel von Bodenerwärmung tagsüber             wurm legt ein riesiges Wegesystem für andere
auf Abkühlung nachts. Ein krümeliger Boden          Lebewesen im Boden an. Er zieht Pflanzenab-
ist dabei von Vorteil. Der Wechselprozess ist       fälle in seine Gänge – mehrere Blätter in einer
ferner von der Bodenfeuchte abhängig: Nasser        Nacht! – und durchmischt mit dem Verzehr mi-
Boden erwärmt sich langsamer und kühlt auch         neralischen Boden mit organischer Substanz.
langsamer aus.                                      Gleichzeitig tötet er dabei andere schädliche
                                                    Organismen ab. Die Gänge des Regenwurmes
Boden ist ein sich ständig veränderndes Sy-         dienen zudem der Durchlüftung des Bodens.
stem. Es reagiert empfindlich auf äußere Einwir-
kungen. Und es speichert diese Veränderungen        Die Lebewesen im Boden produzieren Nähr-
für eine lange Zeit. Deshalb ist es sehr wichtig,   stoffe für die Pflanzen. Und sie bauen einen
verantwortungsvoll mit dem Boden umzugehen.         großen Teil der eingetragenen Schadstoffe ab.
                                                    Der Boden, der heute unsere Lebensgrundlage
                                                    bildet, hat sich in Tausenden von Jahren entwi-
                                                    ckelt. Der Einfluss des Menschen vor allem in
                                                    den letzten zwei Jahrhunderten hat ihn zum Teil
                                                    maßgeblich verändert. Einige Eingriffe hatten
                                                    negative Veränderungen zur Folge, wie die Bei-
                                                    spiele im folgenden Kapitel zeigen.

                                                                                                    7
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S t a d
Boden in der Stadt

Besiedlung und Bodennutzung
Während um die Städte herum die Landbewirt-        Auch der Bergbau hat seine Spuren hinterlas-
schaftung sehr intensiv betrieben wurde, um        sen. Bereits in vorchristlicher Zeit wurden im
die Menschen in der Stadt zu ernähren, wurde       Harz Blei-, Zink-, Kupfer- und Silbererze abge-
der Boden in der Stadt überbaut, verdichtet und    baut und verarbeitet. Im größeren Maßstab
versiegelt. Heute werden in Deutschland täglich    setzte der „1000-jährige Bergbau“ ab dem
100 Hektar Fläche für bauliche Zwecke versie-      10. Jahrhundert ein und endete offiziell 1992.
gelt. Dort kann kein Regenwasser versickern        Schwermetallhaltiger Abraum (Pochsand und
und die natürliche Verdunstung wird verhindert.    Schlacken) gelangte mit Hochwässern in das
Der überbaute Boden steht Pflanzen und Tieren      Flüsschen Innerste und wurde so bis in die Lei-
als Lebensraum nicht mehr zur Verfügung.           neauen Hannovers eingetragen. Während die
                                                   Metallgehalte in den harznahen Aueböden bis zu
Daher soll in Deutschland im Rahmen der nati-      10 Gramm pro Kilogramm Boden betragen (das
onalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesre-      ist das 200 - 500-fache des normalen Gehaltes),
gierung bis 2020 der tägliche Flächenverbrauch     liegen sie in der Leineaue südlich Hannovers
für Siedlungs- und Verkehrsflächen auf 30          immer noch 10 - 30-fach über den normalen Ge-
Hektar pro Tag verringert werden. In der Lan-      halten. Auffällig sind dabei Blei, Zink, Cadmium
deshauptstadt Hannover gibt es vermehrt Initi-     und Kupfer.
ativen, die Versiegelung von Böden soweit wie
möglich zu reduzieren. So spielt das Thema des
vorsorgenden Bodenschutzes bei der Vorberei-
tung von Bebauungsplänen eine besondere Rol-
le. Ziel ist es, wertvolle Böden zu erhalten und
die Versiegelung zu begrenzen.

Darüber hinaus beteiligt sich die Stadt Hanno-
ver an einem Forschungsprojekt (REFINA) zum
nachhaltigen Flächenmanagement. Dieses Pro-
jekt dient dazu, alte Industriebrachen wieder zu
nutzen, damit Freiflächen und die „grüne Wie-
se“ geschont werden können.

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t
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    Stadtboden – ein Spiegelbild                        Bei Baumaßnahmen in diesen historischen In-
    der industriellen Entwicklung                       dustrie- und Gewerbegebieten kommt deshalb
    Die Industrialisierung der Region Hannover An-      immer wieder mit Schadstoffen belastetes
    fang des 19. Jahrhunderts begann in dem ehe-        Bodenmaterial zu Tage. Um solche Probleme
    maligen Dorf Linden. Nach Ziegelwerken und          frühzeitig zu erkennen, hat die Stadt Hannover
    Kalkbrennereien folgten Maschinenfabriken,          schon Anfang der 90er Jahre alte Industrie-
    Webereien und chemische Betriebe. Eine Un-          und Gewerbeflächen erfasst und in einem Ver-
    zahl von Schornsteinen wurde zum Symbol des         dachtsflächenkataster zusammengetragen. Das
    industriellen Fortschritts. Schon 1834 beklagte     Verdachtsflächenkataster wird jetzt bei der „Re-
    sich Carl August Graf von Alten über die Rauch-     gion Hannover“ geführt und steht für Auskünfte
    schwaden aus den Egestorffschen Ziegeleien.         z.B. bei einem Grundstückskauf zur Verfügung
                                                        (Adresse im Anhang).
    Um 1860 litten die Bürgerinnen und Bürger in
    Hannover und das Königshaus so unter den Dün-
    sten aus Linden, dass die Fabrikschornsteine er-
    höht werden mussten, damit die schlechte Luft
    nicht in ihrer Nähe niederfallen konnte.

    Da es noch keine Filteranlagen gab, gelangten
    hohe Konzentrationen an Schadstoffen in die
    Umwelt und damit auch in die Stadtböden. In-
    dustrieabfälle wie Aschen, Schlacken und Gie-
    ßereisande wurden zum Auffüllen von feuchten
    und unebenen Grundstücken verwendet. Gera-
    de in der Umgebung alter Fabrikanlagen finden
    sich im Boden die Hinterlassenschaften der Pro-
    duktion.

                                                        Abb. 2: „Kalkbrennerei auf dem Lindener Berg“
                                                        Zeichnung um 1842 von Georg Weykopf,
                                                        Historisches Museum Hannover

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Boden in der Stadt

 Folgen des Zweiten Weltkrieges –                 Verkehr und Versiegelung –
 Trümmerschutt und Bombentrichter                 Boden unter Asphalt und Beton
 Wer im Rathaus das Modell der Stadt Hannover     Unsere Verkehrsmittel mit Verbrennungsmo-
 von 1945 betrachtet, erkennt die Stadt nur an    toren schädigen durch ihre Emissionen die Um-
 wenigen erhaltenen Wahrzeichen. Die Reste der    welt. Insbesondere Blei wurde durch die Abgase
 Stadt ähneln einem großen Trümmerhaufen. Bei     jahrzehntelang in unsere Böden eingetragen.
 den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurden    Mit der Einführung des bleifreien Benzins gin-
 vor allem die Innenstadt und die Industriege-    gen diese Einträge erheblich zurück. In vielen
 biete zerstört. Stark beschädigte Gebäude wur-   Böden ist sogar ein Rückgang der Bleigehalte
 den wegen Einsturzgefahr noch während des        feststellbar.
 Krieges gesprengt. Insgesamt fielen in Hanno-
 ver rund 7,5 Millionen Tonnen Trümmerschutt      Für den Straßenbau wurde über viele Jahr-
 an. Um den Schutt möglichst wirtschaftlich zu    zehnte teerhaltiger Asphalt verwendet. Dadurch
 beseitigen, wurden Altarme von Ihme und Leine,   gelangten die PAK in unsere Böden.
 große Freiflächen, Geländesenken und Bomben-
 trichter verfüllt oder Wege und Straßen unter-   Heute wird weitgehend teerfreier Asphalt ver-
 baut. Etwa ein Drittel der Menge fand beim Bau   wendet. Doch die Reste des teerhaltigen As-
 des ehemaligen Niedersachsenstadions (heute      phalts finden sich nicht nur in den Straßenbe-
 AWD-Arena) Verwendung.                           lägen, sondern auch in den darunter liegenden
                                                  Böden, im Bereich von Wegen und in mit Bau-
 Trümmerschutt besteht aus Bauschutt, Schla-      schutt aufgefüllten Flächen.
 cken, Aschen und verbrannten Resten von
 Mobiliar und Hausrat. Er enthält in der Regel
 Schadstoffe aus der Gruppe der PAK – „Poly-
 zyklische aromatische Kohlenwasserstoffe“, die
 bei Verbrennung entstehen, sowie Schwerme-
 talle. Wegen ihrer Bedeutung in Hannoverschen
 Stadtböden werden die häufigsten Schadstoffe
 ab Seite 22 näher erläutert.

 In der Innenstadt und den von den Kriegsein-
 wirkungen betroffenen Stadtteilen finden sich
 häufig trümmerschutthaltige Auffüllungen, die
 bei Baumaßnahmen aufgrund ihrer Gehalte an
 Schadstoffen entsorgt werden müssen.

10
Boden in der Stadt

 Altlasten, Altablagerungen
 Bodenflächen, die infolge gewerblicher Vornut-
 zung oder Abfallablagerungen erhebliche Schad-
 stoffeinträge aufweisen, im Erdreich selbst
 und/oder auch im Grundwasser, gefährden oft
 Mensch und Umwelt. Diese Belastungen werden
 „Altlasten“ genannt. Das Maß einer Gefährdung
 durch eine Altlast können jedoch nur entspre-
 chende Untersuchungen belegen.

 Im Stadtgebiet von Hannover sind über 200
 Altablagerungen (Müllablagerungen aus den
 letzten 100 Jahren) und weit über 3.000 Ver-
 dachtsflächen (ehemalige Gewerbe- oder In-
 dustrieflächen) bekannt. Sie sind in dem schon
 erwähnten Verdachtsflächenkataster erfasst.
 Auch einige Kleingärten sind von solchen mög-
 licherweise belasteten Standorten betroffen.
 Den Erfahrungen im Umgang mit Schadstoffen
 in Böden von Kleingärten ist das Kapitel „Bo-
 denuntersuchungen in Kleingärten“ ab Seite 19
 gewidmet.

                                              11
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

 Dünger und Pestizide                                  Auch das Bodenleben wird durch zu hohe und zu
 Die Berichte über Rückstände aus Düngemitteln         einseitige Düngung geschädigt. Erhält der Re-
 und Pestiziden (Pflanzenschutzmittel) im Gemüse       genwurm keinen organischen Dünger, so nimmt
 aus den Supermärkten gehen seit Jahren durch          sein Bestand und mit ihm die Bodenfruchtbar-
 die Presse. Umweltverbände weisen immer wie-          keit ab. Wissenschaftliche Untersuchungen ha-
 der auf die Gefährlichkeit von chemischen Rück-       ben gezeigt, dass Gartenböden in Deutschland,
 ständen in importierten Erdbeeren, Gurken und         wie auch in der Schweiz und Österreich, häufig
 Paprika hin und warnen vor Nitrat in Salat und        überdüngt sind. Oft „rauschen“ daher überflüs-
 Spinat. Doch auch der (manchmal leichtfertige)        sige Düngergaben, das gilt auch für organischen
 Einsatz der in Gartencentern und Fachmärkten          Dünger, durch den Boden und belasten unser
 erworbenen Pflanzenschutzmittel und Dünger            Grundwasser.
 kann für den Boden in unseren Gärten und für
 das Grundwasser durchaus problematisch wer-           Und nicht zuletzt: Schmackhaftes und gesundes
 den.                                                  Obst und Gemüse kann nur in einem angemes-
                                                       sen gedüngten Boden wachsen.
 Bei Düngemitteln wird zwischen organischen
 Düngern wie Stallmist und Kompost und mine-           Blattläuse auf den Rosen und Pilzbefall an Ge-
 ralischen Düngern unterschieden. Der Vorteil          müse und Obst verderben jede Freude im Gar-
 mineralischer Dünger, abgepackt in Säcken,            ten. Schnell wird im Regal des Gartenfachhan-
 z.B. Blaukorn, liegt auf der Hand: Er stinkt nicht,   dels nach dem geeigneten Mittel gesucht. Doch
 nimmt weniger Lagerplatz in Anspruch als der          was Schädlingen zu Leibe rückt, kann auch Nütz-
 Komposthaufen im Garten und lässt sich einfach        lingen im Boden schaden.
 verteilen, leider oft nach dem Motto „viel hilft
 viel“. Allerdings sieht die Bilanz für den Boden      Inzwischen lassen sich Rückstände aus Pflan-
 weniger günstig aus. Hohe Stickstoff- und Phos-       zenschutzmitteln überall nachweisen, ange-
 phor-Gaben wirken sich negativ auf die Boden-         fangen von unseren Böden und dem Grund-
 struktur, die Wasserführung und die Durchlüf-         wasser bis hin zum Eis der Zugspitze und dem
 tung aus. Es kann zur Versauerung des Bodens          Körperfett der arktischen Eisbären. Neben der
 kommen.                                               Landwirtschaft haben auch die privaten Haus-
                                                       halte einen entsprechenden Anteil an diesem
                                                       Umweltproblem. 20 Prozent der Mittel werden
                                                       auf Verkehrs-, Siedlungs- und Freizeitflächen
                                                       sowie in Haus- und Kleingärten aufgebracht.

12
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

                      Auch vorschriftsmäßig eingesetzte Pflanzen-
                      schutzmittel reichern sich auf unterschiedlichen
                      Wegen in der Umwelt an.

                      Im Rahmen des Klimawandels sinkt durch län-
                      gere Trockenperioden die Fähigkeit des Bodens,
                      Pflanzenschutzmittel abzubauen. Im Boden lei-
                      den die Bodenorganismen, die der Bodenfrucht-
                      barkeit dienen, unter den chemischen Mitteln.
                      Auch wenn sich diese Lebewesen immer wieder
                      erholen, so gelangt doch ein Teil der Pflanzen-
                      schutzmittel über den Boden in das Grundwas-
                      ser, wo sie nach Jahrzehnten noch nachgewie-
                      sen werden können.

                      Das bestätigen auch die Ergebnisse des seit
                      2003 durchgeführten Grundwassermonitorings
                      in Hannover, einer systematischen Überwa-
                      chung des Grundwassers. In mehr als 20 Pro-
                      zent der 73 Messstellen wurden Pflanzenschutz-
                      mittel nachgewiesen, in fünf Prozent gab es
                      sogar Überschreitungen des Grenzwertes der
                      Trinkwasserverordnung. Besonders auffällig
                      waren die Totalherbizide und deren Abbau-
                      produkte, deren bekannteste Vertreter unter
                      den Handelsbezeichnungen „Roundup“ und
                      „Basta“ verkauft werden. Nach neuesten Unter-
                      suchungen aus Frankreich, die in einem kurzen
                      Artikel der Umwelt-Briefe (siehe Literaturver-
                      zeichnis) vom 20.06.2007 zusammengefasst
                      sind, beeinträchtigt „Roundup“ die Fortpflan-
                      zung beim Menschen im weitaus höheren Maße
                      als bislang angenommen.

                                                                     13
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

                   Asche
                   Asche wurde vor nicht allzu langer Zeit als wert-
                   voller Dünger für den Garten oder als Zugabe
                   für den Kompost empfohlen und gerade in Zeiten
                   der Holz- und Kohleöfen auch dafür verwendet.
                   Die kaliumreiche Holzasche galt in der Literatur
                   als Spender von Kalk und Spurenelementen für
                   den Gartenboden. Im Kompost wurde die Pilz
                   und Fäulnis hemmende Wirkung der Asche be-
                   grüßt.

                   Heute gibt es weiter gehende Erkenntnisse über
                   die Verbrennungsrückstände aus Ofen und Grill.
                   Sie enthalten, neben den willkommenen Mine-
                   ralien, auch polyzyklische aromatische Kohlen-
                   wasserstoffe (Beschreibung siehe Tafel 1), kurz
                   PAK genannt.

                   Die Schadstoffe können direkt über den an
                   Gemüse und Obst haftenden Boden aufgenom-
                   men werden. Da bei bodennahem Anbau die
                   Schadstoffe z.B. durch Spritzwasser auch in der
                   Wachsschicht der Blätter und Früchte eingela-
                   gert werden können, lassen sie sich durch Ab-
                   waschen nicht völlig entfernen. Darüber hinaus
                   ist es möglich, die PAK über Staub einzuatmen.
                   Eine Aufnahme über Gemüse, das die Schad-
                   stoffe über die Wurzeln aufgenommen und ein-
                   gelagert hat, ist bei einigen Pflanzenarten wie
                   z.B. Zucchini möglich.

                   Asche aus Ofen und Grill

14
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

gehört deshalb abgekühlt in den Hausmüll und nicht in den Garten!

                                                                    15
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

 Baustoffe, Schlacken, Bahnschwellen,               Alte mit Teeröl getränkte Bahnschwellen
 asbesthaltige Laubenverkleidungen                  wurden in den 60er und 70er Jahren auf Kin-
 Unter Schlacken verstehen wir feste Rück-          derspielplätzen als Gestaltungselement und
 stände aus der Müllverbrennung, der Energie-       auch in vielen Gärten eingebaut. Es ist davon
 gewinnung aus Stein- und Braunkohle oder der       auszugehen, dass der Boden im Bereich dieser
 Metallverarbeitung. Häufig sind in der Schlacke    Bahnschwellen durch den Austrag von PAK kon-
 Schwermetalle und/oder PAK enthalten. Die Zu-      taminiert ist. Dieser Sachverhalt wurde durch
 sammensetzung richtet sich nach der Herkunft       Untersuchungen, insbesondere auf Kinderspiel-
 der Schlacke und den jeweiligen Produktions-       plätzen, bereits bestätigt. Allerdings finden sich
 prozessen. Entscheidend für die Umweltge-          die Schadstoffe in der Regel nur in unmittelbarer
 fährdung ist die Löslichkeit der vorhandenen       Nähe der Bahnschwellen. In einer Entfernung
 Schadstoffe, die ebenfalls von den Entstehungs-    von mehr als 50 Zentimetern waren sowohl
 prozessen abhängt. Auch heute noch werden          unterhalb als auch seitlich von den Schwellen
 Schlacken für den Wege- und Straßenbau ver-        keine Schadstoffe mehr nachweisbar. Wenn die
 wendet. Allerdings wird dann durch die Art des     Bahnschwellen entfernt und der umliegende Bo-
 Einbaus verhindert, dass Schadstoffe in die        den entsorgt wird, sind keine Bodenbelastungen
 Umwelt gelangen können. Früher waren die           mehr zu befürchten.
 Gefahren für den Boden und das Grundwasser
 nicht bekannt und so wurden Schlacken aller Art    Bis Ende der 80er Jahre wurden für Industrie-
 für Befestigungen, den Wegebau und als Bau-        und Wohnbauten sehr häufig asbesthaltige
 grund verwendet.                                   Baustoffe verwendet. Produkte sind Dach- und
                                                    Fassadenplatten (Wellenplatten), Bodenbeläge
 Auch in Kleingärten finden sich diese Schlacken,   (Flex-Platten), Auskleidungen von Nachtspei-
 in Hannover häufig als Rückstände der Metall       cheröfen und freistehende Formteile.
 verarbeitenden Industrie, wo sie zu erhöhten
 Belastungen beitragen.                             Auch in vielen Gärten sind
                                                    asbesthaltige Baustoffe verwendet worden:

                                                    als Außenverkleidungen und Witterungs-
                                                    schutz von Lauben

 Asbest
                                                    als Vinyl-Asbest-Fliesen in Lauben, oft mit
                                                    asbesthaltigen Klebern verlegt

                                                    als Blumenkästen und Pflanztröge

16
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

  Häufig werden asbesthaltige Materialien als
  Beeteinfassung „wieder verwendet“. Typisch
  für Asbest ist seine Spaltbarkeit zu Fasern.
  Auslöser können mechanische Beschädigung,
  Abnutzung und Verwitterung sein. Die Fasern
  sind teilweise so dünn, dass sie selbst unter
  dem Lichtmikroskop nicht sichtbar sind. Deshalb
  setzen sie sich mit der Atemluft in der Lunge
  fest und führen dort auch in kleinsten Mengen
  mit großer Verzögerung zu nicht umkehrbaren
  Schädigungen.

  Der Ausbau von Baustoffen mit mehr als 10 Pro-
  zent Gewichtsanteil Asbest bei Reparaturen und
  Sanierungen ist gesetzlich geregelt. Es müssen
  grundsätzlich Fachfirmen hinzugezogen werden.
  Die Entsorgung muss über spezielle Sammel-
  stellen erfolgen.

  Asbestzementabfälle aus Privathaushalten
  nimmt die von dem Abfallwirtschaftsbetrieb
  „aha“ beauftragte Firma Sprint-Sanierung
  GmbH, Am Bahndamm 4, 30453 Hannover, an.
  Asbesthaltige Produkte müssen in Folie oder
  Tüten luftdicht verpackt sein. Auch Kleinmen-
  gen, z. B. Blumenkästen, sind dort abzugeben.
  Größere Mengen erfordern eine telefonische
  Anmeldung.

  Die weitere Nutzung asbesthaltiger Baustoffe
  untersagt der Gesetzgeber heute weitestge-
  hend. Vorhandene Baustoffe müssen jedoch erst
  bei Sanierungsarbeiten sorgfältig entfernt und
  fachgerecht entsorgt werden. Entsprechende
  Verhaltensregeln geben die „Technische Regeln
  für Gefahrenstoffe – TRGS 519“.

                                                    17
Hausgemachte Belastungen in Kleingärten

 Holzschutzmittel                                    In Wohnbereichen, also auch in den Lauben,
 Eine langfristige Erhaltung von Holzbauteilen       sollte auf Holzschutzmittel aus Gründen des Ge-
 erfordert Schutzmaßnahmen gegen Verwitte-           sundheitsschutzes verzichtet werden!
 rung. Haben diese Bauteile direkten Kontakt zu
 feuchtem Erdboden, droht die Zerstörung durch       Einen „Verbraucherleitfaden Holzschutzmittel“
 Pilze und Insekten.                                 hat das Bundesministerium für Verbraucher-
                                                     schutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL)
 Neben konstruktiven Maßnahmen wie Dachü-            herausgegeben, aus dem Internet abrufbar un-
 berständen oder dem Einsatz verzinkter Hilfs-       ter www.verbraucherministerium.de.
 bauteile, die Feuchtigkeit vom Holz abhalten,
 bietet sich die Verwendung natürlich dauer-
 hafter Hölzer wie Robinie, Lärche oder Eiche an.
 Häufigste Schutzmaßnahme ist die Behandlung
 mit chemischen Mitteln. Das Holz wird getränkt
 oder angestrichen.

 Chemische Schutzmittel enthalten biozide Wirk-
 stoffe. Sie können die Gesundheit von Mensch
 und Tier über die direkte Berührung, durch Ein-
 atmen aber auch über den Umweg Boden-Pflan-
 ze schädigen.

 Deshalb gibt es inzwischen schadstoffarme
 Anstrichmittel als Farben, Lacke, Lasuren, Öle
 und Wachse, die nach den Vorgaben einer EU-
 Biozidrichtlinie hergestellt werden. Diese Mittel
 sind an einem Symbol unter der Bezeichnung
 „RAL-GZ 830“ erkennbar. Darüber hinaus bietet
 die Industrie Schutzmittel ohne Wirkstoffe ge-
 gen Insekten unter dem freiwilligen Schutzzei-
 chen „Blauer Engel“ an.

 Holzprodukte für den Außenbereich sollten je-       Abb. 3: Gütezeichen für Holzschutz:
 doch grundsätzlich kesseldruckimprägnierte          Blauer Engel, RAL-GZ 830, RAL-GZ 411
 Erzeugnisse sein. Sie sind an dem freiwilligen
 Gütezeichen RAL-GZ 411 erkennbar.

18
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

Forschungs- und Finanzierungsprogramme
in Hannover
Seit ca. 20 Jahren befasst sich die Stadt Han-
nover mit Schadstoffen in den Böden von
Kleingärten. Angefangen hat es Ende der 80er
Jahre mit dem so genannten „Ökologischen For-
schungsprogramm Hannover (ÖFH)“. In über
400 Kleingärten aus 30 Kolonien fanden damals
Untersuchungen des Bodens und des Ernte-
gutes auf Schwermetalle statt. Sie wurden in
Zusammenarbeit mit der Universität Hannover
geplant und durchgeführt. Die Ergebnisse wie-
sen auf erhöhte Schwermetallgehalte in Böden
der Leineaue hin.

Ab Mitte der 90er Jahre bestand die Möglich-
keit, aus den Einnahmeüberschüssen des De-
poniebetriebes in Altwarmbüchen die Untersu-
chung und Sanierung von Altablagerungen zu
finanzieren (Deponiegebührenprogramm). Der
Lindener Berg mit seiner Vielzahl an Altabla-
gerungen, inmitten des größten zusammenhän-
genden Kleingartengeländes Hannovers, stand
dabei an erster Stelle.

Um den Bedarf an Baumaterial zu decken, wur-
de der „Berg“ im Zuge der Industrialisierung im
19. und Anfang des 20. Jahrhundert regelrecht
durchlöchert. Es entstanden Kalksteinbrüche
und Tongruben. Nach ihrer Ausbeutung dienten
sie der Aufnahme von Abfällen aus der umlie-
genden Metallindustrie. Deshalb befinden sich
dort unter einem Teil der Kleingärten Bauschutt,
Formsande und Schlacken. Daneben wurden
Siedlungsabfälle deponiert. Manchmal sind die-
se Fremdstoffe mit Mutterboden abgedeckt,
bisweilen lassen sie sich auch oberflächlich
erkennen.

                                                   19
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

 Ablauf der Untersuchungen                         Neben ausführlichen Informationsschreiben
 Mit den Untersuchungen im Deponiegebühren-        wurden deshalb mit Unterstützung durch Gut-
 programm sollte geklärt werden, ob die Klein-     achterinnen und Gutachter immer wieder die
 gärtnerInnen sorglos ihr Gemüse essen können      Ergebnisse auf Informationsveranstaltungen
 und die Kinder ohne Gefahren auf dem Boden        und in Einzelgesprächen vorgestellt und erklärt.
 spielen dürfen. Zunächst sorgten die Untersu-
 chungen in mehr als 200 Lindener Gärten für       Mit den Pächterinnen und Pächtern von bela-
 Unruhe in den Kleingartenvereinen.                steten Flächen wurde ein „Runder Tisch“ initi-
                                                   iert, bei dem die erforderlichen Maßnahmen mit
 Neben den technischen Untersuchungen war          den beteiligten Behörden, dem Kleingartenver-
 deshalb vor allem die Kommunikation mit den       ein und dem Bezirksverband der Kleingärtner
 direkt Betroffenen, aber auch mit dem Bezirks-    besprochen wurden.
 verband der Kleingärtner und den jeweiligen
 Vereinen, wichtig.                                Aber nicht nur auf dem Lindener Berg befinden
                                                   sich Kleingärten auf Altablagerungen. Auch in
 Die Reaktion auf die Untersuchungsergebnisse      vier weiteren Anlagen in Limmer, Ricklingen,
 war je nach persönlicher Situation durchaus       Wülfel und Buchholz haben in den letzten Jah-
 unterschiedlich. Die Aufgabe der Umweltver-       ren Bodenuntersuchungen stattgefunden. Die
 waltung bestand darin, eine angemessene           untere Bodenschutzbehörde der Region Han-
 Auseinandersetzung mit den Bodenbelastungen       nover hat darüber hinaus private Gärten in
 herbeizuführen, ohne Ängste bei den Betrof-       der südlichen Leinemasch untersuchen lassen.
 fenen auszulösen. In vielen Fällen werden die     Nicht auf allen Flächen waren Maßnahmen er-
 Erfahrungen und die Kenntnisse der häufig lang-   forderlich, die wichtigsten Ergebnisse haben wir
 jährigen Pächterinnen und Pächter benötigt, um    im folgenden Abschnitt zusammengestellt.
 die Untersuchung sinnvoll zu gestalten und die
 Ergebnisse richtig zu bewerten. Daher war und
 ist es notwendig, bei Verdacht auf Bodenverun-
 reinigungen in Kleingärten ins Gespräch zu kom-
 men und vertrauensvoll zusammen zu arbeiten.

20
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

                                 21
Bodenuntersuchungen in Kleingärten
 Schadstoffe
     Blei                                          Quecksilber
     Natürliche Blei-Gehalte im Boden liegen       Wir unterscheiden zwischen organischem
     zwischen 0,1 und 200 mg/kg Boden. Im Be-      und anorganischem Quecksilber. Das or-
     reich der Leineaue in Hannover können die-    ganische Quecksilber besitzt eine für den
     se Werte bis in den Gramm-Bereich steigen.    Menschen höhere Giftigkeit. Metallisches
     Das Schwermetall wird hauptsächlich über      Quecksilber wird vom Menschen in der Re-
     den Direktpfad (d.h. durch Verschlucken       gel über die Atmung aufgenommen. Chro-
     von Boden) in sehr unterschiedlichen Antei-   nische Vergiftungen können zu Nieren- und
     len vom Körper aufgenommen. Nach lang-        Hirnschäden sowie Stoffwechselstörungen
     fristiger und ständiger Aufnahme auch ge-     führen.
     ringer Bleimengen kann es zu chronischen
     Vergiftungen kommen. Sie äußern sich in
     allgemeiner Schwäche, Müdigkeit, Appe-        PAK (Polyzyklische Aromatische
     titmangel, Veränderungen des Blutdruckes      Kohlenwasserstoffe)
     sowie Gedächtnisschwäche und Schädi-          PAK entstehen, wenn organisches Material
     gungen des Nervensystems.                     (z. B. Holz) bei ungenügender Sauerstoffzu-
                                                   fuhr verbrennt. Das geschieht nicht nur in
                                                   zum Teil hohen Konzentrationen im Ofen
     Arsen                                         oder Grill, sondern auch in Kraftfahrzeug-
     Der durchschnittliche Arsengehalt in un-      motoren oder in Kraftwerken. PAK finden
     seren Böden liegt bei 7 mg/kg, er kann aber   sich u. a. auch in Teerölen. PAK lösen sich
     in Abhängigkeit von dem Ausgangsgestein       im Wasser nur wenig und sind kaum flüch-
     weitaus höher liegen. Landwirtschaftliche     tig. Sie können sich in Böden stark anrei-
     Böden sind durch arsenhaltige Pestizide       chern und bauen sich auch über Jahrzehnte
     häufig stärker belastet. Das Halbmetall ist   nur geringfügig ab. Die Bezeichnung „aro-
     im Körper als hoch giftig zu bewerten.        matisch“ tragen sie wegen ihres typischen
                                                   Geruchs (verbrannte Grillwürstchen und
                                                   heiße Teerstraßen). Die Einzelstoffe aus
     Cadmium                                       der Gruppe der PAK haben eine sehr unter-
     In der Leineaue Hannovers finden sich         schiedliche, nachweislich Krebs erregende
     durch die Einträge infolge des Harzberg-      Wirkung. Sie sind sogar Erbgut verändernd.
     baues Cadmiumgehalte von bis zu 5 mg/kg
     im Boden. Cadmium gelangt hauptsächlich
     über die Nahrung in den menschlichen Kör-     Benzo(a)pyren (BaP)
     per. Nierenschäden sind nachgewiesene         Benzo(a)pyren ist einer der wichtigsten
     gesundheitliche Folgen.                       Stoffe aus der Gruppe der PAK mit hoher
                                                   Krebs erregender Wirkung.

22
Bodenuntersuchungen in Kleingärten
                                 5% Benzo(a)pyren

                   4% Antimon                       1% Nickel

17% Quecksilber                                                              39% Blei

        17% Cadmium
                                                    17% Arsen

                                                    Abb. 4: Anteil der jeweiligen Schadstoffe an
                                                    Prüfwertüberschreitungen

Ergebnisse der Untersuchungen                       Gibt es für die Flächen Hinweise auf weitere
Bei den Untersuchungen der Kleingärten wer-         Schadstoffe, so werden sie im Untersuchungs-
den vorrangig Schwer- und Halbmetalle wie           programm berücksichtigt.
Antimon, Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Thallium
und Quecksilber und aus der Gruppe der poly-        Die Abbildung 4 zeigt den Anteil der jeweiligen
zyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe          Schadstoffe an den Prüfwertüberschreitungen.
(PAK) Benzo(a)pyren berücksichtigt. Eine kurze      Die Prüfwerte sind in der Bundes-Bodenschutz-
Charakterisierung der wichtigsten Schadstoffe       und Altlastenverordnung festgelegt. Werden sie
lässt sich Tafel 1 entnehmen.                       erreicht, muss in weiteren Untersuchungen und
                                                    Prüfschritten geklärt werden, ob Gefahren für
Der Umfang und die Gestaltung der Untersu-          Mensch und Grundwasser zu befürchten und
chung basieren auf den Anforderungen der            Maßnahmen einzuleiten sind. Oft tragen auch
Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung,        mehrere Schadstoffe in einer Parzelle zur Prüf-
die bei uns in Deutschland seit 1999 gilt.          wertüberschreitung bei.

Tafel 1: Die häufigsten Schadstoffe in Böden
hannoverscher Kleingärten

                                                                                                  23
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

 Die häufigsten Überschreitungen zeigen sich bei      Die Ampel
 Blei, Arsen und Cadmium (insgesamt drei Vier-                                                     500
 tel aller Prüfwertüberschreitungen). Das liegt
 daran, dass viele Schadstoffe einerseits aus der
 Metall verarbeitenden Industrie stammen und                        49 Gärten
 andererseits viele Kleingärten im Überschwem-
                                                                                                   400
 mungsgebiet der Leine liegen.

 Erhöhte Quecksilberbelastungen wurden im
 Bereich einer ehemaligen Zündhütchenfabrik
 festgestellt, die schon vor ca. 100 Jahren abge-                                                  300
 rissen wurde.
                                                                    387 Gärten
 Das Halbmetall Antimon findet sich in Metall-
 schlacken. Benzo(a)pyren aus der Gruppe der                                                       200
 PAK stammt aus Verbrennungsrückständen.
 Es kommt häufig in erhöhten Konzentrationen
 in den Kleingärten vor, aber nur in Einzelfällen
 werden die geltenden Prüfwerte überschritten.
                                                                                                   100

 Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse
 ist ausgerichtet auf alle gängigen Gartennut-
 zungen. Dies sind insbesondere der Nutzpflan-                       26 Gärten
 zenanbau und -verzehr, die (auch intensive)                                                       0
 Ziergartenpflege und das Spielen von Kindern.        Abb. 5: Verteilung der untersuchten Gärten
 Wenn diese Funktionen in einem Garten unein-         auf das Ampelschema
 geschränkt möglich sind, spricht man auch von
 „multifunktionaler Gartennutzung“.                   Von bisher 462 untersuchten Kleingärten auf
                                                      städtischen Flächen wurden 49 in die Katego-
 Beurteilt wird grundsätzlich bis in eine Bodentie-   rie „rot“ eingestuft. Hier waren aufgrund der
 fe von ca. 60 Zentimeter (vorrangiger Nutzungs-      Prüfwertüberschreitungen Nutzungseinschrän-
 und Durchwurzelungsbereich eines Bodens). Je         kungen bzw. Sanierungsmaßnahmen erforder-
 nach Belastungssituation werden Grün-, Gelb-         lich. Das Ausmaß der Einschränkungen hängt
 und Rotbereich unterschieden (Ampelschema,           zum einen von dem Schadstoff und seiner Kon-
 Abb. 5).                                             zentration und zum anderen von der aktuellen
                                                      Nutzung ab.

24
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

Dort, wo der direkte Kontakt mit dem Boden       Mit Hilfe von Hochbeeten, die durch eine Geotex-
eingeschränkt werden muss, kann mit Mulch        tilschicht vom unterliegenden belasteten Boden
in Form von Holzschnitzeln und Rasenschnitt      getrennt werden, kann ohne Einschränkungen
oder einem dichten Bewuchs mit Rasen und         auf unbelastetem Boden gegärtnert werden.
Bodendeckern schon ein ausreichender Schutz
geschaffen werden. Können die Schadstoffe von    Zur Anlage von Hoch- oder Hügelbeeten gibt es
Nutzpflanzen aufgenommen werden, so muss         auf Seite 40 weitere Informationen.
auf den Anbau verzichtet werden. Für Strauch-
obst, wie Himbeeren und Johannisbeeren, so-
wie für Baumobst (z.B. Kirschen, Äpfel) beste-
hen keinerlei Bedenken.

                                                                                                25
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

 Die erforderlichen Maßnahmen und Einschrän-       Ein weiteres Problem ist die Verschmutzungs-
 kungen werden in engem Kontakt mit den be-        empfindlichkeit. Erdbeeren oder Grünkohl las-
 troffenen Nutzerinnen und Nutzern der Gärten      sen sich auch nach gründlicher Reinigung nicht
 festgelegt.                                       gänzlich von anhaftendem Boden befreien. Ge-
                                                   müse, das kaum mit Boden in Berührung kommt,
 Dass der größte Teil der untersuchten Flächen     wie Tomaten und Stangenbohnen, oder das wie
 „gelb“ eingestuft worden ist, liegt einerseits    Möhren vor dem Verzehr gründlich gereinigt und
 daran, dass es sich um Verdachtsflächen han-      geschält wird, weist dagegen keine Belastungen
 delt, in denen, wenn auch geringfügige, Bela-     durch angelagerten Boden auf. Daher wird auch
 stungen festgestellt worden sind. Andererseits    in den vorsorgenden Verhaltensempfehlungen
 sind überall im Stadtgebiet Schadstoffeinträge    im Anhang auf die sorgfältige Reinigung des
 in den Böden festzustellen, die auf Verkehr und   Erntegutes hingewiesen.
 Industrialisierung zurückzuführen sind. Daher
 sind auch die „grünen“ Gärten eine Besonder-      Alle Vereine, in deren Kleingärten Bodenunter-
 heit mitten in einer Großstadt wie Hannover.      suchungen stattgefunden haben, verfügen über
 Immerhin 5 Prozent der untersuchten Flächen       die Ergebnisse. Darüber hinaus steht der Be-
 im Bereich von Altablagerungen befinden sich in   reich Umweltschutz der Stadt Hannover für Aus-
 der Kategorie „grün“.                             künfte zur Verfügung (Adresse siehe Anhang).

 Es gibt Pflanzenarten, die Schadstoffe anrei-
 chern und andere, die kaum dazu neigen. In Ta-    Tafel 2: Schadstoffaufnahme von Pflanzen
 fel 2 ist das Aufnahmevermögen von Blei, Arsen
 und Cadmium für die häufigsten Nutzpflanzen       Für alle aufgeführten Produkte gilt:
 zusammengestellt.                                 Sorgfältiges Reinigen vor dem Verzehr!

 Insbesondere Salate neigen zur Aufnahme von
 Schadstoffen, so wie sie auch bei Überdüngung
 Nitrat anreichern. Viele Kohlsorten und Frucht-
 gemüse wie Gurken oder Bohnen nehmen nur
 wenig oder gar keine Schadstoffe aus dem Bo-
 den auf.

26
Bodenuntersuchungen in
Schadstoffanreicherung in Nutzpflanzen
                            Kleingärten
             Aufnahme über die Wurzel                  Verschmutzungsempfindlich (Anlagerung
Aufnahmevermögen Arsen, Blei          Cadmium           von Boden an essbaren Pflanzenteilen)
                                      Endivie                     Erdbeere
                                      Feldsalat                   Feldsalat
                                      Kopfsalat                   Grünkohl
Hoch                                  Mangold         Hoch        Petersilie (krause)
                                      Pflücksalat                 Pflücksalat (bei
                                      Sellerie                    rosettenartigem Wuchs)
                                      Spinat                      Spinat

                  Endivie             Chinakohl                   Blumenkohl
                  Feldsalat           Grünkohl                    Brokkoli
                  Kopfsalat           Kartoffel       Mittel      Porree
                  Mangold             Kohlrabi                    Sellerie
                  Möhren              Möhren                      Wirsing
Mittel            Pflücksalat         Porree
                  Rettich             Radieschen                  Buschbohne
                  Schwarzwurzel       Rettich                     Chinakohl
                  Spinat              Rote Beete                  Endivie**
                                      Schwarzwurzel               Spinat
                                      Zwiebel                     Erbse
                                                                  Gurke
                  Blumenkohl          Blumenkohl                  Kartoffel*
                  Brokkoli            Brokkoli                    Kohlrabi
                  Buschbohne          Buschbohne                  Kopfsalat**
                  Chinakohl           Erbse                       Kürbis
                  Erbse               Gurke                       Mais
                  Grünkohl            Kürbis                      Mangold
                  Gurke               Mais                        Möhren*
                  Kartoffel           Obst            Niedrig     Paprika
                  Kohlrabi            Paprika                     Petersilie (glatte)
                  Kürbis              Rosenkohl                   Radieschen
                  Mais                Rotkohl                     Rettich*
                  Obst                Spitzkohl                   Rosenkohl
Niedrig
                  Paprika             Stangenbohne                Rote Beete*
                  Porree              Tomate                      Rotkohl
                  Radieschen          Weißkohl                    Schwarzwurzel*
                  Rosenkohl           Wirsing                     Spitzkohl
                  Rote Beete                                      Stangenbohne
                  Rotkohl                                         Tomate
                  Sellerie                                        Weißkohl
                  Spitzkohl                                       Zucchini
                  Stangenbohne                                    Zwiebel
                  Tomate
                  Weißkohl, Wirsing                               * geschält
                  Zucchini, Zwiebel                               ** äußere Hüllblätter entfernen
                                                                                                    27
Bodenuntersuchungen in Kleingärten

 Brunnenwasser                                     Beispiele aus anderen Kommunen
 Im Rahmen der dargestellten Untersuchungen        Bodenschutz in Kleingärten spielt nicht nur in
 wurde in Kleingartenanlagen eine mögliche         Hannover eine wichtige Rolle. Viele andere
 Belastung des Brunnenwassers betrachtet.          Kommunen haben sich intensiv mit dem Thema
 Es waren häufig Einflüsse der jeweiligen Alt-     beschäftigt und umfangreiche Untersuchungs-
 ablagerung erkennbar, sie haben in der Regel      kampagnen durchgeführt.
 aber nur zu geringfügigen Belastungen des         So wurde schon Ende der 90er Jahre in Bremen
 Brunnenwassers geführt. Zur Untersuchung          vom Senator für Frauen, Gesundheit, Soziales
 kamen allerdings immer nur die auf den Ver-       und Umweltschutz eine informative Broschüre
 dachtsflächen auffälligen Schadstoffe. Unter-     „Bodenschutz im Garten“ aufgelegt, die auch im
 suchungen auf Keime, Pflanzenschutzmittel         Internet unter www.umwelt.bremen.de einzu-
 oder Nitrat fanden nicht statt. Da diese Stoffe   sehen ist.
 gerade im Bereich von Kleingärten nicht auszu-    In Hamburg wurden im Arbeitsprogramm
 schließen sind, darf das Brunnenwasser nicht      „Kleingärten mit Bodenbelastungen“ schwer-
 zu Trinkwasserzwecken – also auch nicht zum       punktmäßig Kleingartenanlagen untersucht im
 Befüllen von Planschbecken – genutzt werden.      Bereich ehemaliger Deponien und in Gebieten,
 Die Nutzung als Gießwasser dagegen ist mög-       in denen schädliche Bodenveränderungen durch
 lich. Trinkwasser aus Gartenbrunnen kann nur      luftgetragene Schadstoffe aus vergangenen
 nach regelmäßigen Überprüfungen durch das         Jahrzehnten vermutet werden. Außer Bela-
 Gesundheitsamt freigegeben werden.                stungen mit Schwermetallen und Arsen wurden

 Boden
                                                   häufiger auch erhöhte PAK-Gehalte festgestellt.

                                                                                                B
                                                   Wuppertal hat genau wie Hannover zur Einstu-
                                                   fung von untersuchten Kleingärten das „Ampel-
                                                   schema“ verwendet. Hier war das Schwermetall
                                                   Blei am häufigsten für die Bodenbelastungen
                                                   verantwortlich.
                                                   Neben Schadstoffuntersuchungen fanden in
                                                   Rostock in enger Zusammenarbeit zwischen
                                                   Umweltamt und Kleingartenvereinen flächen-
                                                   deckend Nährstoffuntersuchungen in den Klein-
                                                   gärten statt. Dabei stellte sich heraus, dass 68
                                                   Prozent der Gartenböden mit Nährstoffen über-
                                                   versorgt sind.

28
Gesunder Boden in Kleingärten

 Was ist gesunder Boden?                            Eine Abhilfe mit Gifteinsätzen bringt jedoch neue
 Wer Ratschläge über die Bearbeitung von            Probleme: Der Gartenboden wird chemisch
 Gartenboden beherzigen will, muss zunächst         verunreinigt (siehe auch Seite 12). Nachhaltig
 wissen, wie das Erdreich seines Gartens be-        wirkungsvoller sind ein biologischer Pflanzen-
 schaffen ist. Jeder Boden ist aus Gestein ent-     schutz, die Stärkung des ökologischen Gleichge-
 standen. Eine witterungsbedingte Korrosion         wichtes, eine Artenvielfalt und eine naturnahe
 – Temperaturwechsel, Feuchtigkeit, Frost – ist     Gartengestaltung.
 Voraussetzung für den Gesteinsverfall. Die da-     Die naturgemäße Bodenbearbeitung, eine op-
 bei freigesetzten Mineralien, vor allem Calcium,   timierte Wasserhaltung, die Zuführung von
 Kalium, Magnesium, und Wasser sorgen für den       Nährstoffen durch Düngung, Fruchtwechsel
 Lebensraum von Pflanzen.                           und Mischkulturen, eine natürliche Schädlings-
 Dieser Lebensraum ist jedoch sehr unterschied-     bekämpfung mit Leimringen, Brennnessel- und
 lich. Je nach Feinheit des zersetzten Gesteins     Schachtelhalmbrühen, Bierfallen u. a. bieten
 unterscheiden wir zwischen Sand, Schluff und       nachhaltig Hilfe.
 Ton. Doch nur aus einer Mischung dieser Be-
 standteile entsteht ein fruchtbarer Boden, der     Im Folgenden möchten wir einige Tipps aus der
 ausreichend Wasser und damit Nährstoffe hal-       Praxis aufgreifen, die aber bei weitem keinen
 ten kann. Wie diese Mischung im Einzelfall aus-    Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Viele
 sieht, deckt eine „Fingerprobe“ auf. Sie ist in    wertvolle Hinweise finden sich in Gartenbüchern
 Tafel 3 mit einem Flussdiagramm beschrieben.       und Fachzeitschriften, im Internet und nicht zu-

                                                    Boden
 Für ein optimales Pflanzenwachstum ist natür-      letzt in Gesprächen „über den Gartenzaun“.

Boden
 lich nicht nur die mechanische Bodenbeschaf-
 fenheit verantwortlich. Wichtig sind ausrei-
 chend Bodenlebewesen, die über die Zersetzung
 pflanzlicher Reste, Wurzeln und Laub, für die
 Bildung von Humus sorgen. Deshalb steht für
 erfolgreiche GärtnerInnen an erster Stelle, ein
 gesundes Bodenleben zu schaffen und zu erhal-
 ten. Und dieser Prozess darf nicht durch Chemi-
 kalien gestört werden. Die Versuchung dazu ist
 groß: Unerwünschte Lebewesen (Schädlinge)
 und Pflanzen (Unkraut), ärgern jede Gärtnerin
 und jeden Gärtner.

                                                                                                    29
Eine leicht feuchte Bodenprobe
      zwischen den Händen zu einer
                                                     Fingerprobe
      bleistiftdicken Wurst rollen

                                   NEIN              klebt die Erde              NEIN
              gelingt es?                            etwas an der Hand?

                     JA                                           JA
                                                                                           SAND
       Die Bodenprobe auf halbe
       Bleistiftstärke ausrollen                      LEHMIGER SAND

              gelingt es?              NEIN
                                                            STARK
                                                        LEHMIGER SAND
                     JA

     Ein kleines Stück der Bodenwurst
     nahe am Ohr zerreiben

             knirscht es stark?        NEIN
                                                                  Bodenprobe auf der Hand zerreiben

                     JA

               SANDIGER
                 LEHM

                                              glänzt die                      erscheint die
                            NEIN                                       NEIN
                                              Reibfläche stark?               Reibfläche stumpf?

                                                      JA                              JA

             TONIGER LEHM                LEHMIGER TON/TON                       LEHMBODEN

30
Gesunder Boden in Kleingärten

Abb. 6: Ein Grubber im Einsatz

Bodenbearbeitung                                  Ein Umgraben des Bodens ist nur in wenigen
Die Gärtnerin und der Gärtner beabsichtigen mit   Fällen notwendig und sinnvoll. Selbst schwere
dem Umgraben oder Hacken eine Bodenverbes-        Böden erfordern kein jährliches herbstliches
serung. Die Bearbeitung des Bodens mit Garten-    Umgraben. Es zerstört die Schichtung des Bo-
geräten greift in das Wirken der Bodenorganis-    dens und schädigt damit auch das „Leben“. Der
men ein und kann auch natürliche Vorgänge im      Boden trocknet schneller aus. Statt des Spatens
Boden stören. Deshalb sind Nutzen und Schaden     sollten Grabegeräte wie „Grubber“, „Sauzahn“
dieser Behandlung zuvor abzuwägen.                und „Grabegabel“ eingesetzt werden. Der Bo-
                                                  den wird bei Einsatz dieser Geräte nicht gewen-
Tafel 3:                                          det!
Die Fingerprobe zur Einstufung der Bodenart

                                                                                                31
Gesunder Boden in Kleingärten

 Düngung, Kompost                                  Voraussetzung für eine aussagekräftige Unter-
 Mit dem Wachstum von Pflanzen und Gehölzen        suchung ist die richtige Beprobung des Bodens.
 werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Soll        Die Proben müssen getrennt nach der Flächen-
 das Wachstum dauerhaft gesichert sein, müs-       nutzung entnommen werden. Also getrennt nach
 sen dem Boden neue Nährstoffe zugeführt wer-      Rasenfläche, Gemüsegarten (Dauerkulturen,
 den. Als „einfachster“ Weg erscheint dabei der    wie Erdbeeren, möglichst extra beproben) oder
 Einsatz mineralischer Dünger. Auf direktem Weg    Gehölzpflanzungen. Während die Bodenproben
 werden Kalium, Stickstoff, Magnesium, Phos-       für Rasenflächen aus bis zu 10 Zentimeter Tiefe
 phor und andere chemische Grundstoffe – oft in    stammen, werden im Gemüsegarten Proben bis
 zu hohen Mengen – in den Boden gebracht.          in Spatentiefe (25 bis 30 Zentimeter) gewon-
                                                   nen. Der Boden aus 15 bis 20 Spateneinstichen,
 Diese direkt zugegebenen mineralischen Dünger     bei denen das Probenmaterial von unten nach
 sind leicht löslich und können deshalb von den    oben mit einer Handschaufel abgenommen
 Pflanzen schnell aufgenommen werden. Hohe         wird, kommt in einen Eimer. Der Boden wird
 Dosen beschleunigen und fördern das Wachs-        gut gemischt und davon etwa ein Liter in einen
 tum weiter. Sie machen Pflanzen aber auch         Gefrierbeutel gefüllt. Wichtig ist die richtige
 anfälliger gegenüber Krankheiten und Insekten-    Beschriftung der Probe: Neben Name und An-
 fraß. Und sie mindern die Qualität von Obst und   schrift, darf nicht die Nutzung (Gemüse, Obst,
 Gemüse bezüglich der Lagerfähigkeit.              Rasen, Rhododendren, Koniferen, Laubgehölze
                                                   oder Blumen) fehlen. Bodenuntersuchungen
 Häufig ist in unseren Gartenböden nicht der       werden von Apotheken und entsprechenden
 Nährstoffmangel das Problem, sondern die          Laboren u. a. der Landwirtschaftliche Untersu-
 Überversorgung mit Düngern. Klarheit kann nur     chungs- und Forschungsanstaltanstalt Hameln
 eine qualifizierte Untersuchung des Bodens und    angeboten.
 eine entsprechende Düngeempfehlung geben.
 Die Kosten der Untersuchung auf Kalium, Phos-     Abgabe bei der Lehr- und Versuchsanstalt für
 phor und Magnesium mit einer entsprechenden       Gartenbau in Hannover-Ahlem,
 Düngungsempfehlung liegen unter 20 Euro je        Heisterbergallee 12,
 Probe.                                            Tel.: 0511 4005 2246, Fax: 0511 4005 2249

                                                   So manche Weisheit, z. B. dass eine ordentliche
                                                   Kaliumdüngung die Frostsicherheit von Ge-
                                                   hölzen erhöhe, ist falsch. Mineralische Dünger
                                                   werden leicht aus dem Boden ausgewaschen
                                                   und belasten dann unser Grundwasser. Das gilt
                                                   vor allem für Stickstoff.

32
Gesunder Boden in Kleingärten

Wesentlich vorteilhafter, und auch preisgün-      Ein schnell wirkender Flüssigdünger ist Brenn-
stiger für das Wachstum von Pflanzen und ei-      nesseljauche, die neben der Stickstoffgabe die
nen lebendigen Boden ist die Einbringung von      Widerstandskraft der Pflanzen stärkt und das
Kompost. Kompost fördert die Humusbildung,        Bodenleben fördert.
er führt zur Belebung des Bodens und gibt als     Sie wird genauso angesetzt wie die auf Seite
Depotdünger Mineralien und Nährsalze langsam      34 genannte Brennnesselbrühe. Sie ist aber bei
und anhaltend ab. Dadurch wird auch eine Aus-     täglichem Umrühren erst nach zwei bis vier Wo-
waschung der Nährstoffe in das Grundwasser        chen gebrauchsfertig.
behindert. Aber auch hier gilt: Gedüngt werden
sollte nur nach Bedarf, sowohl was die Menge      Gesteinsmehl ist weniger ein Dünger als ein
als auch den Zeitpunkt betrifft. Nährstoffe aus   Bodenhilfsmittel. Es besteht aus fein gemahle-
organischem Dünger werden bei einem Über-         nem Basalt, Granit, Diabas, Gabbro, Kalkstein
angebot an das Grundwasser abgegeben. Auf         und Tonmineralien. Es enthält zwar zahlreiche
überdüngtem Boden leidet zudem die Qualität       Spurenelemente, wirkt aber vor allem über die
des Gemüses. Für Starkzehrer wie Kohl reichen     Bildung von Ton-Humus-Komplexen positiv auf
drei Liter Kompost pro Quadratmeter. Die Dün-     die Bodenstruktur. Als Zugabe zum Kompost
gergaben sollten gezielt im Frühjahr erfolgen,    beschleunigt es die Rotte und beseitigt unan-
damit der Kompost im Boden verwertet werden       genehme Gerüche. Es findet auch Einsatz als
kann und seine wertvollen Nährstoffe nicht in     Pflanzenstärkungsmittel gegen Schädlinge und
das Grundwasser ausgewaschen werden.              Pilzkrankheiten.

Ausführliche Informationen und Empfehlungen
zum Thema Kompost gibt die im Literaturver-
zeichnis genannte Broschüre „Kompostieren im
eigenen Garten“.

Wer über keinen eigenen Kompost verfügt, kann
sich direkt auf der Deponie in Altwarmbüchen
oder während der Komposttage im Frühjahr
(siehe auch Seite 41) damit eindecken. Nähere
Informationen und wertvolle Tipps zum Thema
Kompost gibt es im Internet auf der Seite des
Zweckverbandes Abfallwirtschaft der Region
Hannover unter: www.aha-region.de.

                                                  Abb. 7: Kompost

                                                                                                   33
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