Immobilien aktuell - Schwerpunkt Wohneigentum Angebotsknappheit im Eigenheimmarkt - ZKB
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Immobilien aktuell Ausgabe November 2019 Schwerpunkt Wohneigentum Angebotsknappheit im Eigenheimmarkt
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Die Zinswende wurde – wieder einmal – nach hinten verschoben. Dies bringt die Diskussion über die Höhe des kalkulatorischen Zinses aufs Tapet. Immer weniger Haushalte erfüllen die Trag barkeitsrichtlinien. Die eigentliche Ursache liegt bei den hohen Eigenheimpreisen, die von einem akuten Angebotsmangel getrieben sind. Investoren scheuen den höheren Vermarktungsaufwand bei Stockwerkeigentum, denn die letzte Wohnung verkauft sich oft zäh. Wir zeigen, wo diese Ängste übertrieben sind. Weiter werfen wir einen Blick nach Berlin, wo die Mietpreise ge- deckelt werden. Die Forderung nach einer verstärkten Regulierung im Mietmarkt könnte zukünftig auch auf Schweizer Investoren zukommen. Dies ist einmal mehr ein Aufruf an die Städte, zusätz lichen Wohnraum zu schaffen. Genau diesem Credo hat sich der kantonale Richtplan 2014 verschrieben. Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. Ursina Kubli Zürcher Kantonalbank, Leiterin Analytics Immobilien Schwerpunkt Wohneigentum 06 Tragbarkeit 12 Baupromotionen im 03 Meinung und Prognose Senkung des kalkulatorischen Kanton Zürich Eigenheimpreise steigen Zinssatzes Viele Wege zum Erfolg 04 Konjunktur und Zinsen 08 Private Garagen 14 Interview «Langsame Verlangsamung» Überangebot an Garagen Die Schlüsselfaktoren für Erfolg in der Baupromotion 17 Regulierung 10 Knappes Wohneigentum Risiko von Mieterinitiativen Das Dilemma der Vermarktung 20 Raumplanung Kanton auf Kurs Impressum Herausgeberin Analytics Immobilien, Zürcher Kantonalbank Redaktion Othmar Köchle Gestaltung JoosWolfangel, Winterthur Druck Zürcher Kantonalbank Titelbild Henrik Stump, Geschäftsführer der Leutschenbach AG, und Heinz Stecher, Leiter Key Account Management Bau/Immobilien der Zürcher Kantonalbank, auf dem Wolkenwerk-Areal in Zürich-Oerlikon Bilder © Meinrad Schade, Zürich Auflage 7’500 Expl. Erscheint ½-jährlich Kontakt medien@zkb.ch Abonnement zkb.ch / immobilienpublikationen oder 0844 843 823 Dieses Dokument dient ausschliesslich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten in diesem Dokument stammen aus Quellen, welche die Zürcher Kantonalbank zum Zeit- punkt der Erstellung dieses Dokuments für zuverlässig hielt. Alle Berechnungen wurden mit grösster Sorgfalt erstellt. Trotzdem kann keine Gewähr für deren Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit und Angemessenheit übernommen werden – weder ausdrücklich noch stillschweigend. Die Zürcher Kantonalbank lehnt diesbezüglich jegliche Haftungsansprüche ab. 2 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Meinung und Prognose Eigenheimpreise steigen unaufhaltsam Wer in den eigenen vier Wänden wohnt, profitiert von tiefen Wohnkosten und in den letzten Jahren deutlichen Wertsteigerungen. Aber auch den Mietern bleibt ein Lichtblick: Sie können bereits im März 2020 mit einer Senkung des Referenzzinssatzes rechnen. Von Ursina Kubli, Leiterin Analytics Immobilien Es gibt Studien, wonach Eigenheimbesitzer glücklicher widerspiegeln. Die sich abzeichnende schwächere seien als Mieter. Zu den emotionalen Faktoren wie Dynamik beim Mietwohnungsbau sollte den Anstieg zum Beispiel Sicherheit oder Prestige gesellen sich etwas drosseln. Aus Sicht des Leerstandsrisikos ist das immer mehr auch finanzielle Faktoren. Wer in den ver- zu begrüssen. Wir stellen uns allerdings die kritische gangenen Jahren in den eigenen vier Wänden leben Frage, wohin das Kapital stattdessen fliessen wird. Das durfte, profitierte gleich doppelt. Erstens war es auf- Interesse der Anleger an Immobilien lässt angesichts grund der tiefen Hypothekarzinsen deutlich günstiger, des anhaltenden Anlagenotstands kaum nach. Konzent- im Eigenheim als zur Miete zu wohnen. Zweitens rieren sich Investoren vermehrt auf die Pflege des genossen Eigenheimbesitzer Jahr für Jahr Wertsteige- Bestandes an guten Lagen, könnten daraus mittel rungen ihrer Immobilie. An dieser Ausgangslage wird fristig neue Probleme entstehen. Bei umfassenden sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Sanierungen wird sich die Zahl von Leerkündigungen häufen. Diese giessen Öl in mietpolitische Debatten, Als limitierendes Element gelten allerdings die hohen was Forderungen nach einer stärkeren Regulierung im Preise respektive die sich verschlechternde Tragbarkeit. Mietmarkt forcieren könnte. Immer weniger Haushalte können sich bei einem kal- kulatorischen Zinssatz von 4,5 – 5 % Wohneigentum Das Risiko einer Leerkündigung bleibt einem Eigen- leisten. Damit Wohneigentum tragbar wird, müssen heimbesitzer erspart. Wer das passende Eigenheim viele Haushalte beim Kauf Kompromisse eingehen. bereits gefunden hat, bleibt nicht nur in finanzieller Mittelfristig dürften günstigere Wohnlagen von den Hinsicht privilegiert. Damit wird sich die Schere zwischen sogenannten Ausweicheffekten profitieren. Überra- Eigenheimbesitzern und Mietern zukünftig noch weiter schenderweise sind die Eigenheimpreise im laufenden öffnen. Aber auch den Mietern bleibt ein Lichtblick: Jahr im Kanton Zürich ausgerechnet an den teuren Sie könnten bereits im März 2020 mit einer weiteren See-Lagen am stärksten gestiegen. Zudem zeigen die Senkung des Referenzzinssatzes rechnen, falls sie die Transaktionsdaten im Kanton Zürich, dass die Preise Mietpreissenkung auch einfordern. der fünf Prozent teuersten Einfamilienhäuser beson- ders kräftig zugelegt haben. Das Luxussegment scheint sich derzeit zu erholen, nachdem es in den Prognosen Jahren zuvor an einem Überangebot litt. Wohnungsmarkt 2017 2018 2019* 2020* Bautätigkeit Wohnungen CH 50’300 54’055 52’500 50’000 Bautätigkeit Wohnungen ZH 8’100 9’800 10’500 10’000 Angebotsseitige Gründe werden dafür sorgen, dass Leere Mietwohnungen CH 52’700 59’700 62’800 65’000 es nicht zu einem Richtungswechsel der Immobilien- Leere Mietwohnungen ZH 5’500 6’300 5’600 5’000 preise kommen wird. Da sich die Bautätigkeit immer Angebotsmieten CH1 – 0,1 % – 0,4 % 0,0 % 0,0 % mehr von Eigenheimen zu Renditeliegenschaften ver Angebotsmieten ZH1 0,3 % 0,6 % 0,5 % 0,5 % lagert, ist das Eigenheimangebot in vielen Regionen Preise Wohneigentum CH 2 0,9 % 2,8 % 3,5 % 3,5 % derart knapp, dass die Preise weiter steigen. Preise Wohneigentum ZH3 4,9 % 3,7 % 3,0 % 3,0 % Referenzzinssatz 1,50 % 1,50 % 1,50 % 1,25 % Während es an Eigenheimen häufig fehlt, sind Miet- * Prognose Zürcher Kantonalbank 1 Homegate Angebotsmietindex wohnungen mancherorts im Überfluss vorhanden. 2 Wüest Partner Transaktionspreise (Mischindex STWE und EFH) Dies wird sich auch in Zukunft in einer schweizweiten 3 Zürcher Wohneigentumsindex (ZWEX) Zunahme der Anzahl leer stehender Wohnungen Quelle: Thomson Reuters Datastream, Zürcher Kantonalbank Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 3
Konjunktur und Zinsen «Langsame Verlangsamung» steht an Die Schweizer Wirtschaft kann sich der globalen Konjunkturabkühlung nicht entziehen. Indes sprechen einige Faktoren wie der gesunde Arbeitsmarkt für eine «langsame Verlangsamung». Die Inflationsfantasien bleiben gedämpft. Am Horizont zeichnet sich folglich noch keine Zinswende ab. Die Umstellung vom Libor zum Saron als Referenzzinssatz gestaltet sich dadurch friktionslos. Von David Marmet, Chefökonom Schweiz Rezessions-Bewusstsein hilft Arbeitsmarkt in gesunder Verfassung Die Weltwirtschaft läuft zurzeit auf niedrigen Touren. Aufgrund der konjunkturellen Abschwächung wird Vor allem im Industriesektor, der unter dem Handels- indes die Beschäftigung langsamer zunehmen. Dies konflikt zwischen den USA und China besonders lei- hat zur Folge, dass die Arbeitslosenrate – die notabene det, ist es zu einer starken Eintrübung gekommen. letztmals 2002 so niedrig notierte wie zurzeit – ver- Die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft kann halten ansteigen wird (vgl. Grafik unten). Derweil ist sich dieser Entwicklung verständlicherweise nicht ent- bei den offenen Stellen weiterhin eine Zunahme zu ziehen. Entsprechend oft wird in der Presse und bei verzeichnen, und die Unternehmen 0,6 % einschlägigen Podiumsdiskussionen die Frage aufge- melden bereits seit über zwei Jahren worfen, ob die Schweiz vor einer Rezession stehe. zunehmende Schwierigkeiten bei der Wir sind der Meinung, dass dies nicht der Fall ist. Für Rekrutierung von gelernten Arbeits- eine spürbare Rezession – es gibt auch «nicht spür- kräften. Diese Knappheit am Arbeits- bare» Rezessionen, wie sie die Schweiz gemäss offizi- markt wird 2020 zu leicht höheren Reallohnwachstum 2020 eller Statistik im zweiten Halbjahr 2018 durchlaufen Löhnen führen, und zwar nominal hat – braucht es gewisse Ingredienzien wie zum Bei- wie auch real, überrascht doch die Inflation auch in der spiel vorgängige Übertreibungen. Diese hat es aber in Schweiz immer wieder durch ihre schiere Abwesen- den letzten Jahren nicht gegeben. Weder war der heit. Nach drei Jahren Stagnation bei den Reallöhnen Investitionszyklus ausgeprägt, noch war der Konsum ist dieses Lohnwachstum eine für den Konsum und die überbordend. Zudem ist die Gefahr einer Rezession in Nachfrage am Immobilienmarkt positive Nachricht. den Köpfen der Wirtschaftsakteure präsent – dies im Hingegen dürfte sich der zweite wichtige Nachfrage- Gegensatz zu 2008, als die Finanzmarktkrise aus- treiber am Wohnungsmarkt, die Nettozuwanderung, brach. Dieses Bewusstsein trägt dazu bei, dass nöti- aufgrund der nachlassenden Konjunkturdynamik vor- genfalls fiskalpolitisch agiert und so eine Rezession erst unterdurchschnittlich entwickeln. Sollte dieser in vermieden wird. den letzten Jahren beobachtbare Zuwanderungsrück- gang permanenter Natur sein, hätte dies negative Aus- Ein Blick auf Deutschland verheisst allerdings nichts wirkungen auf das Potenzialwachstum der Schweiz. Gutes. Die Probleme der Autoindustrie bei unserem wichtigsten Handelspartner zeitigen ernsthafte Fol- gen für die Schweizer Zulieferer. Der schwache Schweizer Arbeitsmarkt ist grundsolide Bestellungseingang, der Rückgang der Kapazitätsaus- 6% 5,5 lastung und die vorauslaufenden Konjunkturindikato- ren signalisieren einen in der nahen 5% 1,2 % 5,0 Zukunft schwachen Industriesek- 4% tor. Stützend wirken hingegen der wertschöpfungsmässig viel wichti- 3% 4,5 gere Dienstleistungssektor, einige 2% BIP-Wachstum 2020 Binnenbranchen und vor allem der 4,0 nach wie vor gesunde Arbeits- 1% markt. Die Schweiz durchläuft in den nächsten Quar- 0% 3,5 talen wohl also eine «langsame Verlangsamung», ein 1994 1997 1999 2002 2004 2007 2009 2012 2014 2017 2019 Abgleiten in eine spürbare Rezession dürfte verhin- Arbeitslosenrate Beschäftigung (in Mio., rechte Skala) dert werden. Quelle: Refinitiv, Zürcher Kantonalbank 4 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Allerdings gehen wir davon aus, dass die unvermeidli- Libor eilt den geldpolitischen Entscheiden voraus che Lücke, die in den nächsten zehn Jahren durch die – 0,60 in Pension gehenden Babyboomer am Arbeitsmarkt – 0,65 entsteht, dannzumal, zumindest teilweise, wieder über eine höhere Zuwanderung kompensiert wird. – 0,70 – 0,75 SNB verschafft sich Spielraum Aufgrund der niedrigen Inflation und des rückläufigen – 0,80 Wirtschaftswachstums hat die Schweizerische National- – 0,85 bank (SNB) in den nächsten Quartalen keinen Anreiz, die Zinswende in der Schweiz einzuläuten, zumal in – 0,90 den Augen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Jan. 16 Juli 16 Jan. 17 Juli 17 Jan. 18 Juli 18 Jan. 19 Juli 19 Wachstumsrisiken weiterhin nach unten gerichtet sind Saron 3M-Libor SNB-Leitzins und ein allfälliges Auseinanderdriften der europäischen Quelle: Refinitiv, Zürcher Kantonalbank und der Schweizer Zinsen zu einer volkswirtschaftlich schädlichen Aufwertung des Schweizer Frankens füh- sondern stellt sicher, dass der sogenannte Saron in der ren würde. Im Gegenteil: Die SNB hat zwar anlässlich Nähe ihres neuen SNB-Leitzinses zu liegen kommt. Ein ihrer vierteljährlichen Lagebeurteilung den Leitzins im Zielband wie beim 3-Monats-Libor braucht es nicht September bei – 0,75 % belassen. Allerdings passte sie mehr, da der Saron viel direkter durch die SNB steuerbar die Berechnungsart an, die festlegt, wie stark die ist. Der Saron ist wie der Libor ein Geldmarktsatz. Er Geschäftsbanken für das bei der unterscheidet sich aber in einigen Merkmalen deutlich –0,75 % SNB parkierte Geld belastet werden vom Libor. So ist der Saron ein Tagesgeldzins und (sog. Freigrenze). Dadurch ver- notiert typischerweise leicht tiefer als der Libor, da die schaffte sie sich Spielraum für wei- Zeitprämie entfällt. Zudem handelt es sich beim Saron tere Devisenmarktinterventionen um einen besicherten Satz. In Krisenzeiten dürfte er Geldmarktsatz 2020 oder sogar für eine Verschärfung einen geringeren Risikoaufschlag aufweisen. Die Anpas- der Negativzinsen. Derweil bleiben sung des geldpolitischen Konzepts in Zeiten unverän- aus unserer Sicht die Hürden für eine Zinssenkung derter Leitzinsen ist insofern geschickt gewählt, als dass hoch. Sollte hingegen die EZB expansiver vorgehen, der Libor die zukünftige Geldpolitik bereits zu antizipie- als das die Finanzmarktteilnehmer aktuell erwarten, ren versucht. Erwartet der Markt eine Zinssenkung in wird die SNB nachziehen. Das Risiko einer Zinssenkung den kommenden Monaten (letztmals im Sommer 2019, ist also höher als das einer -erhöhung. In unserem siehe Grafik oben), sinkt der Libor im Gegensatz zum Basisszenario rechnen wir indes auf Jahressicht mit Tagesgeldzins bereits vor dem vermuteten Zinsent- keiner Zinsänderung, was wiederum das Potenzial für scheid der SNB. Da die Zinswende – wie erwähnt – steigende Kapitalmarktzinsen klar reduziert. wieder einmal in die ferne Zukunft verschoben wurde, erfolgt die Anpassung ohne grössere Friktionen für die Guter Zeitpunkt für Umstellung auf Saron Finanzmärkte, auch wenn die Geldmarktzinsen auf- Die Periode unveränderter Zinsen nutzt die SNB, um grund der am 1. November in Kraft getretenen Ände- bei ihrem geldpolitischen Konzept den Libor abzulö- rung der Freigrenze zuletzt vom SNB-Leitzins abwichen. sen. Diese Ablösung wird notwendig, da der wegen Nun ist es in einem zweiten Schritt an den Geschäfts- Manipulationsvorwürfen in Verruf geratene Libor Ende banken, den neuen Referenzzinssatz für die Hypothe- 2021 nicht mehr weitergeführt wird. In einem ersten kargeschäfte salonfähig zu machen. Schritt hat die SNB Mitte Juni 2019 den neuen SNB- Leitzins eingeführt. So verwendet sie zur geldpoliti- Unsere aktuelle Konjunkturprognose finden Sie unter schen Steuerung nun nicht mehr den 3-Monats-Libor, zkb.ch/konjunkturprognose Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 5
Tragbarkeit Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes zielt am Problem vorbei Die hohen Immobilienpreise erschweren es Mietern zunehmend, den Traum von den eige- nen vier Wänden zu verwirklichen. Dabei müssen die hohen regulatorischen Hürden oft als Sündenbock herhalten. Eine allfällige Lockerung zielt aber am wahren Problem vorbei. Von Emanuel Roos und Andrea Horehájová, Analytics Immobilien Die Schweizer Eigenheimpreise kennen seit Jahren nur Damit soll gewährleistet werden, dass der Hypothekar- eine Richtung: nach oben. Seit der Jahrtausendwende nehmer nicht in eine finanzielle Schieflage gerät, falls haben sich die Preise von Eigentumswohnungen und es zu einem Zinsanstieg kommen sollte. Für eine Einfamilienhäusern beinahe verdoppelt. Fast spiegel- 4-Zimmer-Wohnung im Kanton Zürich zahlt man heut- bildlich dazu sind die Hypothekarzinsen gefallen. Noch zutage bis zu einer Million Franken und mehr. Bei nie war das Wohnen in den eigenen vier Wänden maximaler Belehnung resultiert eine Hypothek von günstiger. Dennoch stellen das mittlerweile sehr hohe 800’000 Franken. Rechnet man mit einem Zinssatz von Preisniveau und die strikten Finanzierungsvorgaben der 5 %, Unterhaltskosten und jährlichen Amortisationen Banken zunehmend eine Herausforderung für Käufer von je rund 1 %, können so schnell kalkulatorische dar. Nachdem die Wohneigentumsquote während Jah- Wohnkosten von bis zu 60’000 Franken pro Jahr ren langsam, aber stetig anstieg, war sie jüngst gar anfallen. Dies bedingt ein Jahreseinkommen von rund wieder rückläufig. Entsprechend wurde in letzter Zeit 180’000 Franken. Heute erfüllen rund 20 % aller vermehrt gefordert, die Finanzierungsbedingungen zu Schweizer Mieterhaushalte diese Tragbarkeitsanforde- lockern, um insbesondere jungen Familien den Zugang rungen, vor 20 Jahren waren es noch knapp 50 %. zu Wohneigentum zu erleichtern. Immer häufiger wird die Höhe des sogenannten kalkulatorischen Zinssatzes Eine Lockerung der Hürden ... – der Zinssatz, den Banken zur Berechnung der Trag- Angesichts des momentan historisch tiefen Zinsniveaus barkeit verwenden – in Frage gestellt. Doch wie mag der kalkulatorische Zinssatz von bis zu 5 % über- schlimm ist die Situation wirklich? Und ist eine Sen- raschen. Im langfristigen Vergleich relativiert sich diese kung des kalkulatorischen Zinssatzes wirklich das rich- Zahl jedoch. So waren beispielsweise in den 80er- und tige Mittel, um den Zugang zu Wohneigentum wieder 90er-Jahren Hypothekarzinsen von 6 % – 7 % gang zu vereinfachen? und gäbe. Dass die Zinsen in absehbarer Zeit wieder so stark ansteigen werden, scheint derzeit unwahrschein- Die Krux mit der Tragbarkeit lich. Die Forderung nach einer Senkung des kalkulato- Gemäss den allgemeinen Richtlinien zur Hypothekar- rischen Zinssatzes wirkt somit auf den ersten Blick vergabe, die die Schweizer Banken im Rahmen der gerechtfertigt. Doch was wären die Auswirkungen auf Selbstregulierung definiert haben, muss die Tragbar- den Immobilienmarkt, wenn die Banken auf breiter keit einer Hypothek langfristig gegeben sein und hat Front den kalkulatorischen Zinssatz von 5 % auf 3 % auf nachhaltigen Einnahmen- und Ausgabenkompo- senken würden? nenten zu beruhen. Diese grobe Umschreibung wird von den Banken ganz unterschiedlich ausgelegt. Als ... würde Preise steigen lassen Faustregel hat sich folgende Praxis etabliert: Eine Mithilfe von Daten aus dem Swiss Household Panel Hypothek ist dann tragbar, wenn die anfallenden sind wir dieser Frage nachgegangen. Konkret haben Wohnkosten (Amortisation, Zinskosten und Unterhalts- wir in einem ersten Schritt analysiert, wie viele Mieter- kosten) nicht mehr als ein Drittel des Einkommens haushalte in der Schweiz sich heutzutage ein Eigen- betragen. Für die Berechnung der Zinskosten rechnen heim leisten können. Dabei haben wir uns nicht nur viele Banken mit einem historischen Durchschnitts auf die Tragbarkeit beschränkt, sondern auch Informa- zinssatz, dem sogenannten kalkulatorischen Zinssatz. tionen zum Vermögen einbezogen. Daraus lässt sich Je nach Institut variiert dieser zwischen 4 % und 5 %. eine implizite Nachfragekurve in Abhängigkeit vom 6 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Neues Gleichgewicht mit höheren Preisen Schematische Darstellung einer Anpassung des kalkulatorischen Zinssatzes Preis- 0 Aktuelles Marktgleichgewicht niveau Schätzungsweise rund 10 % aller Mieter Langfristiges können sich heute ein passendes Eigen- ~120 2 Eigenheimangebot heim leisten. 1 Sprungartiger Anstieg der Nachfrage 3 Eine Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes auf 3 % würde die Eigenheimnachfrage um 50 % bis 80 % ansteigen lassen. 100 0 1 2 Kurzfristig begrenztes Angebot Da das Eigenheimangebot kurzfristig fixiert ist, könnten Preise um bis zu 20 % steigen. Nachfragekurve Der Anpassungsprozess würde mehrere Quar- Kalkulatorischer Zinssatz 3 % tale dauern. Nachfragekurve 3 Neues Marktgleichgewicht Kalkulatorischer Zinssatz 5 % Mittel- bis langfristig dürfte das Angebot auf die stärkere Nachfrage reagieren und der Markt sich wieder erholen. Anteil Mieter, die sich ein passen- ~10 % ~15 – 18 % des Eigenheim leisten können Immobilienpreisniveaus berechnen. Im Jahr 2016 konn- neue Marktgefüge in den Immobilienbewertungs ten sich rund 10 % aller Mieterhaushalte ein passendes modellen der Hypothekarinstitute niederschlägt, Eigenheim leisten. Das heisst, dass nur gerade jeder würde sich dieser Anpassungsprozess über mehrere zweite Mieterhaushalt, der über das nötige Einkom- Quartale hinziehen. In der langen Frist dürfte sich der men verfügt, auch das nötige Vermögen für den Markt auf ein neues Gleichgewicht mit deutlich höhe- Eigenheimkauf mitbringt. Bei einer marktweiten Sen- ren Preisen und nur leicht höherer Eigentumsquote kung des kalkulatorischen Zinssatzes würde sich diese einpendeln (Punkt 3). Nachfragekurve nach rechts verschieben (vgl. Abbil- dung). Der Kreis potenzieller Mieter, die sich ein Eigen- Deutlich mehr Risiken im System heim leisten können, könnte um bis zu 80 % zuneh- Wie unsere Analyse zeigt, würde eine Senkung des men (Pfeil 1). Geht man konservativ davon aus, dass kalkulatorischen Zinssatzes in erster Linie zu Preisstei- jeder zweite davon auch tatsächlich ein Eigenheim gerungen führen. Die Wohneigentumsquote lässt sich kaufen möchte, resultiert eine zusätzliche Nachfrage durch solch eine Massnahme – wenn überhaupt – nur von 50’000 bis 90’000 Wohneinheiten.1 Zum Vergleich: leicht steigern. Den komfortablen Sicherheitspuffer, Im Jahr 2018 wurden schweizweit rund 22’000 Woh- den man durch die Festlegung des kalkulatorischen nungen im Eigentum (Einfamilienhäuser und Eigen- Zinssatzes geschaffen hat, würde man aufs Spiel set- tumswohnungen) erstellt, das heisst, die zusätzlich zen, ohne grosse Wirkung bei der Eigentumsquote zu generierte Nachfrage würde zwei bis vier Jahrespro- erzielen. Soll der Zugang zu den eigenen vier Wänden duktionen entsprechen. Da die Anbieter nur verzögert wieder einfacher werden, müssen andere Rezepte her. auf die erhöhte Nachfrage reagieren können, dürfte Rezepte, die das Problem an der Wurzel packen und die Eigenheimproduktion nur langsam erhöht werden. nicht auf eine reine Symptombekämpfung abzielen. So braucht der Wohnungsbau naturgemäss seine Zeit, Denn der Schweizer Eigenheimmarkt krankt nicht an ausserdem ist es aktuell angesichts der vollen Auf- einer fehlenden Nachfrage, sondern an einem akuten tragsbücher vieler Bauunternehmungen fraglich, ob Unterangebot. zeitnah überhaupt neue Kapazitäten aufgebaut wer- den könnten. Insgesamt kann also von einem kurz fristig inelastischen Angebot ausgegangen werden.2 Dieser Artikel basiert auf Daten des Schweizer Haushalts-Panels (SHP), das sich im Schweizer Kompetenzzentrum der Sozialwissenschaften FORS befindet. Das SHP- Ein allfälliger Nachfrageschock würde somit vor allem Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert. zu höheren Preisen führen, da die Zusatznachfrage nicht unmittelbar durch ein höheres Angebot abge- 1 2016 gab es in der Schweiz rund 2,2 Mio. Mieterhaushalte. deckt werden kann (Punkt 2). Unsere Modellrechnun- 2 Empirische Untersuchungen deuten ebenfalls auf eine inelastische Angebotskurve gen haben gezeigt, dass dieser Preisschub bis zu 20 % hin (vgl. Büchler, S., Ehrlich, M. v. und Schöni, O. (2017): On the Responsiveness of ausmachen könnte. Je nachdem, wie schnell sich das Housing Development to Rent and Price Changes: Evidence from Switzerland). Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 7
Private Garagen Überangebot an Garagen: Einfallsreichtum gefordert Immer weniger Personen besitzen im Kanton Zürich ein Auto. Gleichzeitig steigt die Anzahl angebotener Garagenplätze. Eigentümer und Entwickler verfügen über zwei Mittel gegen das Überangebot: Sie realisieren das Minimum oder zeigen einfallsreichere Bewirtschaftungs- und Nutzungsideen. Von Robert Kuert, Analytics Immobilien Von Rüti über Zürich bis Feuerthalen sind Garagen aus- Um die Jahrtausendwende kam auf zwei Einwohner geschrieben. Verschätzten sich die ursprünglichen Bau- der Stadt Zürich ein Personenwagen. Seither sank der herren bei der Bedarfsermittlung? Personenwagen pro Motorisierungsgrad auf heute drei Einwohner pro Per- Person nehmen ab. Leerstände sind unvermeidlich. sonenwagen. Die zuvor erwähnten politischen Ent- Wie gehen betroffene Eigentümer damit um? So viel wicklungen beflügeln diesen Trend zusätzlich. Aber ist klar: Die Immobilienbranche muss reagieren, wenn nicht nur in der Stadt nimmt das Verhältnis zwischen nicht immer mehr Garagen ungenutzt bleiben sollen. eingelösten Fahrzeugen und Personen ab. Im Rest des Kantons stagnierte es um 2015 und war jüngst sogar Mobilität verändert sich leicht rückläufig. Mobilität hat als politisches Thema Hochkonjunktur, auch im Kanton Zürich. Der kantonale Richtplan Ermittlung trifft nicht immer Bedarf gewährleistet zwar die freie Wahl des Verkehrsmittels, Regulatorische Vorgaben zum Parkplatzbedarf wandeln dennoch soll der öffentliche Verkehr nach den Vor sich. Entsprechende Verordnungen berücksichtigen gaben der Raumplanung stärker als der motorisierte mehr Faktoren als früher bei der Ermittlung des mini- Individualverkehr wachsen. Bis 2030 sollen 40 % aller mal erforderlichen und maximal zulässigen Bedarfs. Fahrten im Kanton mit dem ÖV zurückgelegt werden, Diese bemessen nicht nur die Nutzweise, den Nutzer- in der Stadt Zürich sogar 55 % (Stand 2015: 30 % typ und deren Anzahl, sondern gewähren auch bzw. 41 %). Dies übt Druck auf die Nachfrage nach Abschläge, wenn das Bauprojekt mit dem ÖV gut Personenwagen aus, was sich im Verhältnis von Fahr- erschlossen ist. Markante Abweichungen vom Minimal- zeugen zu Einwohnern, dem sogenannten Motorisie- bedarf sind auch möglich, nämlich mit einem individu- rungsgrad, niederschlägt. ell erstellten Mobilitätskonzept. Beispiele zu solchen autoarmen und autofreien Siedlungen finden sich bis Sinkende Nachfrage, grösseres Angebot jetzt vor allem im Genossenschaftsbau. Trotzdem ent- Motorisierungsgrad (2012 = 100) und Anzahl inserierter Garagen spricht der ermittelte Bedarf nicht immer der tatsächli- 104 2100 chen Nachfrage, denn diese ändert sich im Laufe der 102 1800 Zeit. Viele Garagen suchen deshalb nach einem neuen Mieter. Eine solche Entwicklung lässt sich aktuell 100 1500 anhand der ausgeschriebenen Garagen erkennen. 98 1200 96 900 Kaum Eigenheimbau ohne Garage Auf Vermittlungsplattformen werden seit 2012 immer 94 600 mehr Garagen angeboten. 2012 und 2013 war die 92 300 Anzahl der Aufschaltungen in der Stadt Zürich noch 90 0 gleich gross wie im übrigen Kanton, seither stieg die 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl angebotener Garagen im übrigen Kanton aber Motorisierungsgrad Stadt ZH inserierte Garagen Stadt ZH deutlich schneller. Ist das ein Zeichen für ein Überan- Motorisierungsgrad übriger Kt. inserierte Garagen übriger Kanton gebot? Anhand von Immobilientransaktionen sind wir Quelle: Strassenverkehrsamt Zürich, Homegate dieser Frage nachgegangen. 8 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Bei gehandelten Eigentumswohnungen im Kanton Andere Bewirtschaftung als erste Hilfe Zürich zeichnen sich zwei Trends ab. Erstens stieg die Für Eigentümer, die jetzt bereits mit Leerständen zu Zahl gebauter Garagen seit den 1940er-Jahren stetig kämpfen haben, bietet sich zuallererst eine andere an. Heute hat nur noch eine von zehn Wohnungen Bewirtschaftungs- bzw. Vermarktungsstrategie an. keine Garage. Zweitens waren Doppelgaragen bis in Zum einen lässt sich anstelle der Dauermiete auf die 1970er-Jahre unüblich, holten aber danach schnell Kurzfristvermietung setzen. Hierfür existieren bereits auf und sind heute bei 40 % der neueren Wohnungen Applikationen, über die Nutzer online freie Plätze ein fester Bestandteil. buchen können. Gerade an zentralen Lagen ist diese Nutzung erfolgversprechend, weil hier Nutzfahrzeuge Damit nimmt die absolute Zahl der Garagen weiterhin und Kurzzeitbesucher häufiger sind. Zum anderen zu. In Kombination mit dem abnehmenden Motorisie- kann die Vermietung gezielt auf langfristiges Einstel- rungsgrad ist mit einem Überangebot zu rechnen. Bei len mit Nebenleistungen ausgerichtet werden. aktuellen Bauvorhaben sollte sich der Parkplatzbedarf Gerade für Oldtimer ist das interessant, wenn Pflege daher besser vorsichtig bemessen. und kontrollierte Luftfeuchtigkeit zur Ausstattung gehören. Anreize zum Mehrfachmieten sind eine dritte Variante. Zum Beispiel durch Preisnachlass für Vermehrt Doppelgaragen bei Eigentumswohnungen Mieter, die sich für zwei anstelle von einem Garagen- Anzahl Garagen nach Baujahr (Kanton ZH) platz entscheiden. Reicht eine alternative Bewirt- 100 % schaftung allein nicht aus, sollte über eine Umnut- 90 % zung nachgedacht werden. 80 % 70 % Umnutzung als letzte Lösung 60 % Umnutzungen unterscheiden sich beim Realisierungs- 50 % aufwand deutlich voneinander. Schnell umgesetzt 40 % sind zusätzliche Waschküchen für Mieter oder Lager- 30 % räume für externe Benutzer. Für letztere gibt es 20 % bereits spezialisierte Partnerunternehmen. Bei grösse- 10 % rer Investitions- und Risikobereitschaft können Dienst- 0% leistungs- oder Freizeitnutzungen Lösungen sein. So 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 zum Beispiel Wäschereibetriebe oder Rechenzentren, 0 1 2 >2 Quelle: Swiss Real Estate Data Pool sofern die lokalen Bau- und Zonenordnungen dies zulassen. Bei angemessener Nachfrage sind auch Fit- nessräume, Escape Rooms oder Bowlingbahnen Das Minimum vorziehen denkbar. Es lässt sich beobachten, dass teilweise an der Nach- frage vorbeigebaut wird. Gerade auch weil baurechtli- Bei abnehmender Beliebtheit von Personenwagen che Vorgaben nicht mit der Entwicklung Schritt gehal- müssen Eigentümer also nicht zwingend auf ihren ten haben. Entwickler sollten sich bei geringem Risiko leer stehenden Garagen sitzen bleiben. Sie tun aber appetit daher lieber am minimalen Grenzbedarf orientie- aktuell gut daran, bei der Bedarfsermittlung voraus- ren. Bestenfalls werden die sich auf den Parkplatzbedarf zuschauen und alternative Bewirtschaftungs- und auswirkenden Faktoren miteinbezogen, z.B. zu erwar- Umnutzungsstrategien im Hinterkopf zu haben. tende Regulierungsänderungen oder die zukünftige Inf- rastrukturentwicklung. Materialisiert sich das Risiko des Leerstands letztlich doch, gibt es zwei Lösungswege: eine neue Bewirtschaftungsstrategie oder eine Umnutzung. Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 9
Angebot Knappes Wohneigentum: Das Dilemma der Vermarktung Der Anlagenotstand zwingt Immobilieninvestoren, an immer risikoreicheren Lagen Mietwohnungen zu bauen. Zugleich werden weniger Eigentumswohnungen gebaut, trotz reger Nachfrage. Immobilienentwickler scheuen den höheren Vermarktungsaufwand bei Stockwerkeigentum, denn die letzte Wohnung verkauft sich oft nur sehr zäh. Von Patrick Steiner, Analytics Immobilien Wer dieser Tage im Internet eine Eigentumswohnung grund tiefer Zinsen und hoher Aktienbewertungen sucht, findet grössenteils Inserate mit älteren Wohnun- zurzeit wenig Alternativen übrig bleiben. gen. Entweder ist das gewünschte Objekt schlicht zu teuer, oder man kommt nicht um gewisse Abstriche Die starke Nachfrage nach Renditeliegenschaften auf herum, die aber wehtun. Die Suche nach dem perfek- institutioneller Seite wird auch vermehrt von kleineren ten Eigenheim gestaltet sich schwierig. Es scheint, als Immobilienentwicklern bedient. Denn die Attraktivität wären alle akzeptablen Objekte bereits an jemand der Mietwohnungsentwicklung wird zusätzlich durch anderen verkauft worden. die Abtretung des Vermarktungsrisikos gesteigert. So vermeiden Immobilienentwickler, auf unverkauften Anlagenotstand befeuert Knappheit Eigentumswohnungen sitzen zu bleiben. Denn institu- Das knappe Angebot kommt nicht von ungefähr, denn tionelle Anleger kaufen ein Mehrfamilienhaus als Paket die Baubewilligungen für Stockwerkeigentum (STWE) und vermieten die Wohnungen anschliessend durch sind schon seit längerem stark rückläufig. So hat sich professionelle Bewirtschafter. Dies bringt viele Vorteile, die Anzahl baubewilligter Eigentumswohnungen im so haben Promotoren und Entwickler nur eine einzige Kanton Zürich seit 2011 halbiert, während baubewil- Ansprechperson für den Verkauf, die zudem noch ligte Mietwohnungen im gleichen Zeitraum um fast Immobilien-Know-how und Routine mitbringt. Uner- 70 % zugelegt haben. Auch im dritten Quartal 2019 fahrene Käufer einer Eigentumswohnung dagegen sank die Zahl der bewilligten Eigentumswohnungen erfordern mehr Geduld, und einzelne Wohnungen mit um 30 % im Vergleich zum Vorjahresquartal, ein star- z.B. nördlicher Ausrichtung oder ungünstigen Grund- kes Minus im Vergleich zu den Mietwohnungen rissen benötigen eine längere Zeit zur Vermarktung. (+6 %). Der gegenläufige Trend ist symptomatisch für Jedoch sollte man Wohneigentum nicht vorschnell den Anlagenotstand. Pensionskassen, Versicherungen abschreiben. Die Nachfrage nach Wohneigentum ist und Vermögensverwalter investieren zunehmend in ungebrochen gross, und es gibt durchaus Bezirke im Immobilien, da auf den Kapital- und Geldmärkten auf- Kanton Zürich mit Potenzial für neue Projekte. Stockwerkeigentum nicht überall gleich beliebt Wohneigentum im Kanton Zürich begehrt Anteil vorausverkaufter Neubauten, 2014 – 2019 Auch wenn die Sorge über eventuelle Ladenhüter 35 % berechtigt ist, so zeigt unsere Analyse der Inserateda- 30 % ten von Homegate, dass der Kanton Zürich bei Eigen- 25 % heimsuchenden überdurchschnittlich begehrt ist. So 20 % verkauften sich rund 30 % der im Stockwerkeigentum 15 % neu erstellten Mehrfamilienhäuser in Winterthur 10 % bereits vor Fertigstellung des Gebäudes komplett aus. 5% Aber auch Horgen, Meilen, Dietikon und Uster sind mit 0% einem Anteil von 20 – 25 % vorausverkauften STWE- Neubauten Kassenschlager. Etwas mehr Geduld benö- Winterthur Horgen Meilen Dietikon Pfäffikon Uster Hinwil Zürich Bülach Affoltern Andelfingen Dielsdorf Schweiz tigt man in den Bezirken Andelfingen und Dielsdorf, denn dort sind nur 7,5 % der Neubauten vor Bauende Quelle: homegate.ch, Zürcher Kantonalbank vollständig verkauft. 10 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Vermarktungsrisiko schwankt regional stark Anzahl Monate bis zum Verkauf der letzten Wohnung, 2017 – 2019 Horgen Bülach 30 Uster • In Dietikon werden bei jedem zweiten 24 Mehrfamilienhaus alle Eigentumswoh- 18 nungen innert acht Monaten verkauft. Dielsdorf Winterthur 12 6 Andelfingen 0 Dietikon Kleinere Objekte nicht zwingend besser Hinwil Zürich Es wird oft moniert, dass gerade grössere Neubaupro- jekte im STWE-Segment ein Risiko darstellen. Da die Affoltern Meilen Anzahl an Grossprojekten auf Bezirksebene eher klein Pfäffikon ist, erfordert eine Analyse eine grossräumigere Betrach- tung. Im Kanton Zürich dauert es durchschnittlich rund Median (50 % ausverkauft) sechs Monate länger, bis die letzte Wohnung in einem 75 % ausverkauft Quelle: homegate.ch, Zürcher Kantonalbank grösseren Mehrfamilienhaus (10 und mehr Wohnun- gen) verkauft ist. Das entspricht in etwa dem schwei- zerischen Durchschnitt. Dies ist jedoch nur die halbe Risiken variieren regional Wahrheit. Betrachtet man das Viertel der Grossobjekte Nicht alle haben das Glück, einen Verkaufshit zu bauen. mit der längsten Verweildauer des Inserats nach Fertig- Deshalb lohnt es sich zu analysieren, wie lange es stellung, so verkaufen sich diese in zwei bis maximal dauert, bis auch die letzte Eigentumswohnung eines drei Jahren vollständig. Bei kleineren Objekten dauert Neubaus vom Markt verschwindet. In H orgen und das ein gutes halbes Jahr länger. Daher variiert die Uster werden in jedem zweiten Mehrfamilienhaus alle Verweildauer bei Grossobjekten im Kanton Zürich Eigentumswohnungen innert vier Monaten verkauft. weniger, was man einerseits auf eine geölte Marke- In Bülach dagegen dauert es mehr als dreimal so tingmaschinerie bei Grossobjekten zurückführen kann, lange. Für den gesamten Kanton Zürich liegt dieser andererseits sind grössere Projekte ausgefeilter und Wert bei acht Monaten und für die Schweiz bei besser auf die Bedürfnisse der Käufer zugeschnitten. einem Jahr. Die Lage ist auch hier entscheidend. Schweizweit liegt das Risiko bei Grossobjekten höher, da grosse Über- Im Kanton Zürich jedenfalls sind die Sorgen der bauungen an unattraktiven Lagen einfach einen lan- Immobilienentwickler insgesamt wenig gerechtfertigt, gen Atem bis zum Ausverkauf benötigen. Da hilft auch wenn es durchaus Regionen gibt, die ein höhe- dann auch gutes Marketing wenig. res Risikoprofil aufweisen. So werden in Meilen, P fäffikon, Affoltern und Bülach in drei Viertel aller Überschaubares Vermarktungsrisiko Neubauten erst in zwei bis zweieinhalb Jahren alle Auch wenn Stockwerkeigentum aufgrund des Anlage- Eigentumswohnungen verkauft. Dagegen liegt dieser notstands wohl noch länger im Schatten von Miet- Wert in Horgen, Uster, Winterthur und Dietikon mit wohnungen stehen wird, zeigt diese Analyse, dass die eineinhalb Jahren besonders tief. Meilen überrascht Risiken um die letzte unverkaufte Wohnung im Kanton hier in besonderem Masse. Denn obwohl Neubauten Zürich kalkulierbar sind. Vor allem Horgen, Winterthur, sehr gesucht sind, gibt es doch einige Objekte, die Uster und Dietikon bieten sich als attraktive Standorte wenig Begeisterung bei den Eigenheimkäufern für die Entwicklung von Wohneigentum an. Aufgrund wecken, wohl weil zu teuer gebaut wurde. Ferner der rekordtiefen Hypothekarzinsen ist nach wie vor mit wurde in Bülach durch die Quartierentwicklung regem Interesse an Eigentumswohnungen zu rechnen. «Bülach-Nord» in den letzten Jahren eine grosse Auch sind die Risiken für grössere Neubauten über- Anzahl neuer Wohnungen erstellt. So übersteigt das schaubar. Das Risiko einer kurzfristigen Marktsättigung Angebot kurzfristig massiv die Nachfrage, weshalb es ist durchaus gegeben, wie das Beispiel von «Bülach- in Bülach zurzeit etwas länger dauert, bis die letzte Nord» zeigt. Insgesamt bleiben die Vermarktungsrisiken Wohnung verkauft wird. jedoch überschaubar. Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 11
Baupromotionen im Kanton Zürich Baupromotion: Viele Wege zum Erfolg Als Partnerin von Baupromotoren begleitet die Zürcher Kantonalbank zahlreiche Projekte im Wirtschaftraum Zürich mit ihrem umfassenden Know-how im Immobiliensektor. Wie unterschiedlich erfolgversprechende Projekte sein können, zeigen die exemplarischen Steckbriefe von vier aktuellen Projekten, die im Kanton Zürich entstehen. Wolkenwerk Zürich-Oerlikon Vorteilhaft konzipiertes Projekt mit 314 zeitgemäss dimensionierten Atelier-, Garten- und Loggia-Wohnungen sowie sehr attraktiven Pent- house-Maisonettes. Diverse kommerzielle Nutzflächen in den Sockelgeschossen der Wohn- hochhäuser sowie eine grosszügige Parkanlage mit Weiher runden das interessante Angebot im neuen, städtebaulich gut durchmischten Wohn- und Arbeitsquartier Zürich-Leutschenbach ab. Leutschenbach AG Leutschenbachstrasse 30 – 48, 8050 Zürich 314 Wohnungen in den Hochhäusern und den Gartenflügeln, davon 250 zum Verkauf und 64 zur Vermietung 1’400 m2 kommerzielle Mietflächen in den Sockelgeschossen 5’000 m2 Parkanlage mit Weiher Stauffer & Hasler Architekten Von Ballmoos Partner Architekten In Erstellung Fertigstellung ab Herbst 2020 wolkenwerk.ch Terrazza Küsnacht An ruhiger Lage am Siedlungsrand von Küsnacht entstehen 17 verschieden grosse Eigentumswohnungen mit guter Anbindung an die nahe gelegene Zürcher City. Die gelungene Architektur, die vorteilhafte Situierung der Wohnungen mit grosszügigen Aussenflächen sowie eine ansprechende Materiali- sierung tragen zur attraktiven Gesamterscheinung dieses zeitgemässen Wohnangebotes bei. Meili Unternehmungen AG Allmendboden 28 – 32, 8700 Küsnacht 17 Eigentumswohnungen mit grosszügigen Aussenflächen Fischer Architekten In Erstellung Fertigstellung 2. Hälfte 2020 terrazza-kuesnacht.ch 12 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Bombasei Nänikon Interessantes Projekt in nachhaltiger und innovativer Stroh-Bauweise, das den Zeitgeist und damit die Bedürfnisse vieler Nachfrager trifft. Durch die Nähe zum Bahnhof Nänikon-Greifensee ist die Überbauung ausgezeichnet an den öffentlichen Verkehr angeschlossen. Die Gemeinde ist attraktiv und verfügt dementsprechend über eine hohe Nachfrage nach Wohneigentum. Bombasei AG Jean-Hotz-Strasse 4/6/8a – f, 8606 Nänikon 3 Mehrfamilienhäuser in Mischbauweise mit nachhaltigen und natürli- chen Baumaterialien (vorgefertigte Holz-/Strohelemente, Lehm, Kalk): 11 Eigentumswohnungen 6 Reiheneinfamilienhäuser 11 Mietwohnungen Atelier SCHMIDT GmbH In Erstellung Bezug Herbst 2020 bombasei-wohnen.ch Walther-Hauser-Strasse Wädenswil Gutes Gesamtkonzept mit 6 Eigentumswohnungen und 10 Einstellplätzen an erhöhter Lage in Wädenswil in einem ruhigen Wohnquartier mit Seeblick ab der 1. Etage. Die Nord-Süd-Ausrichtung mit Aussenräumen bei jeder Wohnung Richtung See und Berg ist speziell hervorzuheben. So wird den beiden unterschiedlichen Orientierungen vor- teilhaft Rechnung getragen. Die gut möblierbaren Grund- risse und hellen Räume runden das stimmige Konzept ab. EMWE Immobilien AG Walther-Hauser-Strasse 4B, 8820 Wädenswil 6 Eigentumswohnungen (2½ bis 4½ Zimmer) mit Seesicht im Norden und Sonne im Süden durch optimale Situierung der Wohnungen EMWE Architektur AG In Erstellung Fertigstellung 2. Hälfte 2020 waltherwaedenswil.ch Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 13
Interview «An zentralen Lagen im Kanton Zürich herrscht ein Mangel an Eigenheimen.» Heinz Stecher, Leiter Key Account Management Bau/Immobilien Die Schlüsselfaktoren für Erfolg im Geschäft mit Wohneigentum Alle Welt investiert in Renditeobjekte. An dezentralen Lagen steigen die Leerstände im Mietwohnungssektor bereits. Derweil ist der Bau von grösseren Überbauungen mit Eigentumswohnungen ins Stocken geraten. Heinz Stecher, Leiter Key Account Management im Immobiliensektor der Zürcher Kantonalbank, weiss, wo der Schuh drückt und wie Grossprojekte dennoch zum Erfolg werden. Interview: Othmar Köchle, Fotos: Meinrad Schade Heinz Stecher, die Marktsituation für Baupromo- ist angebotenes Bauland an geeigneten Lagen knapp. toren ist anspruchsvoll: Die anhaltende Kapital- Aber was viele nicht wissen: Auch die Anzahl am Markt schwemme führt dazu, dass Investoren ihr Heil angebotener Renditeliegenschaften ist sehr gering. So immer mehr bei Renditeliegenschaften suchen. wird im Kanton Zürich beispielsweise nur gerade jedes Grössere Eigentumswohnungs- und Einfamilien 200. Mehrfamilienhaus verkauft. Die übrigen werden hausprojekte sind dagegen rückläufig. Sie kennen familienintern weitergereicht oder vererbt. Tatsache ist, die Lage der Baupromotoren und stehen in dass sich mit der Vermietung von Wohnungen und engem Kontakt. Von welchen Schwierigkeiten Geschäftsflächen ansehnliche Erträge erwirtschaften und Hürden hören Sie in der Branche? lassen. Entsprechend gross ist der «Run» auf diese Heinz Stecher: Die anhaltend tiefen Zinsen führen zu Anlagekategorie. Professionell agierende institutionelle veränderten Allokationen und folglich zu Ungleichge- Anleger wie Pensionskassen, Anlagestiftungen, Fonds wichten auf dem Immobilienmarkt. Schon seit langem und Versicherungen sowie private Investoren suchen 14 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
intensiv, ja sogar fast verzweifelt. Sie sind bereit, Nehmen wir das Beispiel der Wohnüberbauung Terrazza immer höhere Marktpreise für neue, alte, grosse und in Küsnacht (siehe Seiten 12/13). Nach dem Landerwerb kleine Renditeliegenschaften zu bezahlen. untersuchte der Baupromotor zunächst sorgfältig die Nachfrage nach Wohnraum. Die Analyse ergab: Nicht Und wie reagieren Baupromotoren auf diese zu gross dimensionierte Eigentumswohnungen mit Situation? qualitativ und quantitativ ansprechenden Aussenflä- Ein Baupromotor verdient heute fast gleich viel, egal chen könnten an dieser Lage sehr stark nachgefragt ob er nun ein Mehrfamilienhaus mit Mietwohnungen werden. Ein privater Architekturwettbewerb mit detail- erstellt und dieses an ein Anlagegefäss verkauft oder ob lierten Vorgaben führte sodann zur besten Architektur er das Haus in Stockwerkeigentum aufgeteilt plant und mit ansprechenden Materialien und attraktiven Woh- für jede Eigentumswohnung einen Endkäufer sucht. nungslayouts. Das Preisniveau entspricht der Projekt- qualität und der Lage. Der erfolgreiche Verkauf der Risiko und Aufwand sind bei der zweiten Variante aber Wohneinheiten hat die Richtigkeit der Entscheidungen bedeutend grösser! Während Mietwohnungen einheit- des Baupromotors bestätigt. lich, standardisiert ausgebaut werden, will verständli- cherweise jeder Eigentumswohnungskäufer seiner Ein- Inwiefern kann unsere Bank als Partnerin in heit eine persönliche Note verleihen – ganz im Sinne einem Promotionsprojekt Mehrwert schaffen? von «my home is my castle». Auch besteht das Risiko, In vielen Facetten, qualitativ, quantitativ und mit unserer dass nicht alle Eigentumswohnungen in der geplanten starken Marke! Damit meine ich Folgendes: Wir verfü- Erstellungszeit einen Endkäufer finden, was die Projekt- gen über ein einzigartiges Immobilien-Research sowie rendite empfindlich schmälert. Aus diesen Gründen ist zahlreiche Immobilienspezialisten, die sich tagtäglich mit begreiflich, dass viele Baupromotoren den Mietwoh- Analysen und mit Immobilienbewertungen, -verkäufen nungsbau bevorzugen. sowie bautreuhänderischen Aufgaben befassen. Wir analysieren Daten zu Gemeinden, Projekten, Preisen, Vereinzelte kapitalstarke Baupromotoren richten ihr Mieten und Absorptionszeiten. Wir kennen jedes grös- Augenmerk auch auf grössere Entwicklungsgebiete. Sie sere Immobilienprojekt, sei es im Zusammenhang mit haben städteplanerische Kompetenzen aufgebaut und Finanzierungen, Schätzungen, Transaktionen oder via erwerben ganze Industriebrachen sowie nicht erschlos- unser Immobilien-Asset-Management. Dies macht uns senes Land innerhalb von raumplanerisch definierten als Sparringpartner wertvoll. Viele unserer Kunden Entwicklungsperimetern. Anschliessend treiben sie holen früh im Projekt unsere Fachkompetenz ab und deren Entwicklung konsequent voran. Es entstehen wollen unsere Meinung zu ihrem Projekt hören, bei- städtebaulich interessante, nutzungsmässig meist spielsweise wo wir Herausforderungen und zusätzliche durchmischte urbane Räume. Chancen sehen. Selbstverständlich können wir sie in der Finanzierung begleiten; dies gehört zu unserem Produzieren wir denn noch genug Eigenheime? Kerngeschäft. Wichtig bei einer Baupromotion ist aber Gesamtschweizerisch betrachtet liegt die Eigenheim- auch, dass wir mit unserem Namen hinter ihrem Projekt quote bei rund 40 %. Jährlich wird auch ungefähr eine stehen. Im Verkauf wirkt das vertrauensfördernd. Ein solche Quote an Eigenheimen produziert. Im Kanton Eigenheimkäufer vernimmt gerne, dass die Zürcher Zürich hingegen hat sich die Eigenheimproduktion auf- Kantonalbank als seriöse und glaubwürdige Partnerin grund der beschriebenen Marktungleichgewichte in den das Projekt für gut befindet. letzten Jahren stetig reduziert. Seit 2016 wurden durch- schnittlich nur noch knapp 25 % Eigenheime erstellt. Können Sie drei Schlüsselfaktoren nennen, die Die ganze Restproduktion ging in den Mietmarkt. Regio- ein Baupromoter beachten muss, damit sein Pro- nal bestehen zwar Unterschiede aber es ist offensichtlich, jekt zum Erfolg wird? dass an verschiedenen Lagen ein Nachfrageüberhang Wir sprechen von den drei Ks. Das erste K steht für nach Eigenheimen besteht. Dabei gilt: Je urbaner die Kunde: Eine wichtige Kenngrösse sind die Nachfrager. Lage, desto geringer die Eigenheimproduktion. Ihre Bedürfnisse gilt es zu Beginn zu analysieren. Etwas plakativ ausgedrückt, plante man früher ein Projekt Dennoch konnte die Zürcher Kantonalbank als und suchte dann die «richtigen» Nachfrager. Heute Partnerin verschiedene erfolgreiche Baupromo analysiert und kennt man die Nachfragerbedürfnisse tionen mitbegleiten. Können Sie exemplarisch und plant dann für sie das «richtige» Projekt. Das sagen, was zum Erfolg eines Projekts führt? zweite K steht für Kollaboration: Ein erfolgreicher Bau- Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 15
Kosten wird bereits in der Planungsphase definiert; Heinz Stecher arbeitet seit 20 Jahren für die Zürcher Kan- darauf gilt es zu achten. Optimierungen sind vorzuneh- tonalbank, 15 Jahre als Immobilienspezialist. Davon war er men. Während der Realisierung ist ein State-of-the- über 7 Jahre als Leiter der Immobiliendienstleistungen ver- art-Baukostencontrolling zwingend. Der jederzeitige antwortlich für Bewertungen, Verkäufe, Bautreuhandauf- Überblick über den Stand der Kosten verhindert, dass gaben. Seit 2016 leitet er das Key Account Management für während des Baus unnötige Nachträge mit ausufern- Firmenkunden im Bau- und Immobiliensegment. Er ver- bringt seine Freizeit gern mit der Familie und mit Freunden, den Kostenfolgen in Auftrag gegeben werden. beim Sport (Biken, Joggen, Golfen, Skifahren etc.) oder beim Wandern. Er schätzt und nutzt auch gerne das reich- Wie lange wird die aktuelle Situation noch an- haltige kulturelle Angebot in der City, sei es Kunst, Filme halten, und welche Faktoren könnten zu einer oder Konzerte. Trendwende führen? Bei der Zinssituation sehen wir kurz- bis mittelfristig keine Entspannung. Das heisst, es dürfte weiterhin viel Kapital nach Renditeobjekten suchen. In peripheren Lagen könnte der Mietwohnungsmarkt eine Sätti- gungsgrenze erreichen. In urbaneren Regionen ist das Angebot knapper und der Nachfragedruck grösser. Damit wird das Thema Verdichtung weitergehende Bedeutung erlangen und noch konkreter und effektiver umgesetzt werden müssen. Einen wichtigen Beitrag zur Befriedigung des Nachfrageüberhanges im urbanen Raum liefern Grossprojekte wie beispielsweise auch Wohnhochhäuser. Wohnen im Hochhaus ist bei uns seit wenigen Jahren wieder en vogue. Wir Schweizer gewöhnen uns erst ans Leben im Hochhaus. Andere Nationen sind uns hier voraus. Wir begleiten momen- tan das Projekt Wolkenwerk in Zürich-Oerlikon (siehe Seiten 12/13). Und eine persönliche Schlussfrage: Wie wohnen Sie, und wie möchten Sie in Zukunft wohnen? Ich lebe mit meiner Frau und meinen Kindern in einem Einfamilienhaus in Meilen. Später – wenn unsere Kin- der ausgezogen sind – kann ich mir auch eine Eigen- tumswohnung in der City vorstellen. Das Angebot ist derzeit leider erschreckend knapp. Aber das kann sich ja noch ändern. promotor wird sich zu Beginn und in den Folgephasen Die Zürcher Kantonalbank für Baupromotoren eines Projekts immer wieder mit verschiedenen Die Zürcher Kantonalbank ist die erste Adresse im Kanton Anspruchsgruppen und Know-how-Lieferanten aus- Zürich, wenn es um gebündelte Kompetenz auf dem Immobilien tauschen – innerhalb und ausserhalb seines Betriebs. markt geht. Baupromotoren schätzen das umfassende Know- Neben den wichtigen Planern, Bau- und Materialsach- how und ziehen die Bank als Sparringpartner oft schon in der verständigen sowie Projekt- und Bauleitern gehören ersten Phase der Projektierung bei. Kenntnis des Markts, eine dazu auch Marketingspezialisten und erfahrene Ver- Fülle von aktuellen Daten für jeden Standort und Expertise auch bei Finanzierunglösungen bei den Abnehmern inklusive und käufer, Bewirtschafter sowie Vertragsspezialisten und alles aus einer Hand. Steuerfachleute. Schliesslich das dritte K – die Kosten: Zu einem gesunden Projekt gehört ein straffes Kosten- Kontakt: Heinz Stecher, Leiter Key Account Management Bau/ management. Der überwiegende Teil entstehender Immobilien, Zürcher Kantonalbank, 044 292 54 82 16 Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank
Regulierung Risiko von Mieterinitiativen bedenken Berlin hat mit seiner Mietpolitik grosse Wellen geworfen. Dieses Thema könnte auch auf Schweizer Investoren zukommen. Bei den Mietkosten bleibt der Druck in Richtung vermehrte Regulierung überschaubar. Doch giessen aktuell Leerkündigungen Öl in die mietpolitische Debatte. Von Ursina Kubli und Patrick Steiner, Analytics Immobilien In Berlin erwarten Investoren widrige Umstände. Die Mie- weiterhin sehr selten angefochten. In Zürich wird pro ten sollen für die nächsten fünf Jahre mehrheitlich auf Jahr nur gerade jede 500. Miete einer frisch bezogenen dem heutigen Niveau eingefroren werden, während Wohnung angefochten. Auch beim Referenzzins lässt sich Sanierungskosten kaum an die Mieter weitergegeben beobachten, dass Schweizer Mieter ihren rechtlichen werden dürfen. Ein Volksbegehren fordert sogar die Ent- Handlungsspielraum nicht ausschöpfen. Obwohl Mieter eignung von Grossgrundbesitzern. Mit starken Eingriffen bei einer Senkung des Referenzzinssatzes eine Miet- in den Mietermarkt steht Berlin keineswegs allein da. preisreduktion einfordern können, tun dies längst nicht Vergleichbare Diskussionen werden in Paris und Barcelona alle. Dies deutet darauf hin, dass Schweizer Mieter mit geführt. In der Schweiz bezeichnen wir uns gern als ihrer Wohnsituation höchst zufrieden sind. «Volk der Mieter» und sind stolz auf einen gut funktio- nierenden Mietmarkt. Ist auch in der Schweiz mit ver- Basel trübt das Bild mehrter Regulierung am Mietmarkt zu rechnen? Ignorie- Und doch gibt es auch in Schweizer Städten mietpoliti- ren Investoren hierzulande ein bedeutendes Risiko? sche Vorstösse. In Genf kennt man starke Eingriffe in den Mietmarkt mit dem sogenannten LDTR schon längst. Es Zufriedene Schweizer Mieter wurde jedoch bislang als Sonderfall betrachtet. Die Stadt Grundsätzlich sind die Mieter in der Schweiz gut ge- Basel ist im Juni 2018 mit der Annahme der vier Initiati- schützt. Der Kündigungsschutz ist sehr hoch, und Mieter ven «Wohnschutz», «Recht auf Wohnen», «Mieterschutz haben die Möglichkeit, ihren Anfangsmietzins anzufech- am Gericht» sowie «Mieterschutz beim Einzug» über- ten. Für eine Anfechtung ist die Ausgangslage der Mieter raschenderweise einen ähnlichen Weg gegangen. Die so gut wie noch nie. Zulässig ist eine Nettorendite von breite Unterstützung dieser Initiativen deutet auf eine maximal 50 bzw. eine Bruttorendite von maximal 200 zunehmende Unzufriedenheit bei Mietern hin. Basispunkten gegenüber dem Referenzzins. Zwar sind die Spitzenrenditen in den Städten in den vergangenen Jahren Tragbarkeit der Mietkosten ist zentral gesunken, doch der Rückgang des Referenzzinses war Mieterinitiativen dürften sich dann durchsetzen, wenn stärker. Ein Grossteil der heutigen Mieten gilt daher als sich ein zunehmender Teil der Bevölkerung die Miete übersetzt. Zweitens wurde die Hürde für eine Anfechtung nicht mehr leisten kann. Dabei reicht es nicht aus, dass deutlich gesenkt. Normalerweise liegt die Beweispflicht in der durchschnittliche Haushalt seine Wohnungsmiete pro- der Schweiz beim Kläger. In den vergangenen Rechtsfällen blemlos zahlen kann. Entscheidend ist vielmehr, ob dies hat sich diese Pflicht jedoch implizit auf den Vermieter auch den Haushalten mit niedrigem Einkommen gelingt. verschoben. Zudem reicht die «Wohnungsnot» bereits Mithilfe von Daten aus dem Swiss Household Panel aus (das Bundesgericht definiert diese bei einer Leerwoh- sind wir dieser Frage nachgegangen und haben für das nungsziffer < 1,5 %), um eine Herabsetzung der Anfangs- unterste Einkommensviertel die Mietkosten der bestehen- miete zu verlangen. Mieter müssen ihre vergeblichen den Mietverträge ins Verhältnis zum lokalen Einkom- Suchbemühungen nicht nachweisen. Man könnte daher men gesetzt. In manchen Städten ist die Tragbarkeit glauben, dass die Anfechtung der Anfangsmieten in der der Mietkosten beim untersten Einkommensquar- Schweiz mittlerweile ein etabliertes Instrument sei. In til überhaupt kein Thema. In Genf, St. Gallen Tat und Wahrheit werden die Anfangsmieten aber und Luzern liegen sogar die Wohn- Immobilien aktuell November 2019 | Zürcher Kantonalbank 17
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