Industrie 4.0 in der norwegischen Offshore Öl- und Gas-Industrie - Zielmarktanalyse 2017 Leistungspräsentation für Zulieferer der norwegischen Öl...

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Industrie 4.0 in der norwegischen
Offshore Öl- und Gas-Industrie
Zielmarktanalyse 2017
Leistungspräsentation für Zulieferer der norwegischen Öl- und Gas
Offshore-Industrie
Industrie 4.0 in der norwegischen Offshore Öl- und Gas-Industrie - Zielmarktanalyse 2017 Leistungspräsentation für Zulieferer der norwegischen Öl...
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Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
www.bmwi.de

Text und Redaktion
Deutsch-Norwegische Handelskammer
Drammensveien 111b
0273 Oslo
+47 22 12 82 10
info@handelskammer.no

Gestaltung und Produktion
Rita Hareid
Sybille Köhler
Tor Kristian Haldorsen
Astrid Tollefsrud

Stand
11.10.2017

Bildnachweis
Deckblatt: thinkstockphotos.de

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-
Markterschließungsprogramms für das Projekt "Industrie
4.0 in der norwegischen Offshore Öl- und Gasindustrie"
Leistungspräsentation für deutsche Zulieferer der
norwegischen Öl und Gas-Offshore-Industrie in Norwegen
erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen
Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft
und Energie gefördert.

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Inhaltsverzeichnis
Einleitung .................................................................................................................................................................................................5
1.      Zielmarkt Allgmein ..........................................................................................................................................................................6
     1.1      Länderprofil und allgemeine Informationen ...............................................................................................................................6
     1.2      Politischer Hintergrund ...............................................................................................................................................................7
     1.3      Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ........................................................................................................................................8
     1.4 Wirtschaftspolitik .........................................................................................................................................................................10
     1.5 Außenhandelsbeziehungen ...........................................................................................................................................................10
     1.6 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ......................................................................................................................................11
     1.7 Investitionsklima und -Förderung .................................................................................................................................................11
     1.8 Geschäftskultur und Arbeitsklima in Norwegen ...........................................................................................................................12
2.      Die norwegische Öl- und Gasindustrie – Eckdaten und Hintergrundinformationen.......................................................................13
     2.1 Geschichte ....................................................................................................................................................................................13
     2.2 Beschäftigte ..................................................................................................................................................................................13
     2.3 Beteiligte Öl- und Gaskonzerne ....................................................................................................................................................13
     2.4 Fördergebiete ................................................................................................................................................................................13
        2.4.1 Perspektiven in den nördlichen Gebieten...............................................................................................................................15
     2.5 Staatliche Organisation .................................................................................................................................................................17
     2.6 Die staatlichen Einnahmen aus dem Sektor ..................................................................................................................................18
3.      Heutige Lage und Weiterentwicklung der Branche ........................................................................................................................19
     3.1 Produktion ....................................................................................................................................................................................19
     3.2 Norwegische Öl- und Gasexporte ................................................................................................................................................19
     3.3 Ausbau und Betrieb .....................................................................................................................................................................20
     3.4 Investition und Kosten ..................................................................................................................................................................21
     3.5 Explorationsaktivität und Funde ...................................................................................................................................................22
        3.5.1         Das Nordseefeld Johan Sverdrup .....................................................................................................................................23
        3.5.2         Barentssee und Europäisches Nordmeer ..........................................................................................................................24
     3.6 Zukünftiges Potenzial: Tiefseebergbau ........................................................................................................................................26
4.      Struktur und Kennzeichen der norwegischen Zuliefererindustrie ...................................................................................................27
     4.1 Geographische Verteilung ............................................................................................................................................................27
        4.1.1 Wichtige Kompetenzregionen ...............................................................................................................................................28
     4.2      Umstrukturierung und Umstellung der Lieferanten und Betreiber ...........................................................................................32
     4.3 Auswahl von Zulieferern für Ausrüstung und Bulkware für Plattformdecks ...............................................................................33
        Struktur und Inhalte der Lieferungen ..............................................................................................................................................33
     4.4      Marktstruktur im Bereich Subsea und Bohrungen ....................................................................................................................34
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DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE                                               3

        4.4.1 Subsea ....................................................................................................................................................................................34
        4.4.2 Der norwegische Markt für Bohrdienstleistungen und -equipment .......................................................................................35
     4.5. Norwegischer Anteil an der Wertschöpfung beim Ausbau und Betrieb von Offshore-Anlagen .................................................36
5.      Markteinstieg Norwegen ................................................................................................................................................................39
     5.1 Wertschöpfungsketten und Vertriebskanäle der Offshore Öl- und Gasbranche ...........................................................................39
     5.2      Logistische Herausforderungen ................................................................................................................................................40
        5.2.1         Regionale Cluster/Kompetenzgebiete ..............................................................................................................................40
        5.2.2         Versorgungsbasen ............................................................................................................................................................40
        5.2.3         Landanlagen ....................................................................................................................................................................40
     5.3      Technische Voraussetzungen ....................................................................................................................................................41
        5.3.1 Anforderungen an Arbeitsschutz und Betrieb ........................................................................................................................41
        5.3.2         Register für Zulieferer der norwegischen Öl- und Gasindustrie ......................................................................................42
     5.4      Rechtliche und politische Rahmenbedinungen .........................................................................................................................42
        5.4.1         Zentrale zu berücksichtigende Punkte .............................................................................................................................42
        5.4.2         Beschaffungsvorgänge der Öl- und Gasgesellschaften ....................................................................................................44
        5.4.3         Standards und Offshore-Verträge ....................................................................................................................................44
6       Marktchancen für deutsche Firmen ................................................................................................................................................45
     6.1 Reaktionen des Marktes auf die aktuellen Herausforderungen in der Branche ............................................................................45
     6.2 Herausforderungen und technologische Schwerpunkte für die Zukunft .......................................................................................46
        6.2.1 Energieeffiziente und umweltfreundliche, nachhaltige Gewinnung ......................................................................................46
        6.2.2 Exploration und verstärkte Gewinnung .................................................................................................................................47
        6.2.3 Kosteneffiziente Bohrungen und Well Intervention ..............................................................................................................47
        6.2.4 Zukunftstechnologien für Produktion, Bearbeitung und Transport .......................................................................................48
     6.3 Möglichkeiten und Trends ............................................................................................................................................................48
        6.3.1 Subsea ....................................................................................................................................................................................48
        6.3.2 Automatisierung, Digitalisierung und Integrated Operations ................................................................................................49
        6.3.3 Polargebiete ...........................................................................................................................................................................51
        6.3.4 Tiefseebergbau.......................................................................................................................................................................51
     6.4 SWOT-Analyse ............................................................................................................................................................................52
7       Zusammenfassung und Empfehlungen ...........................................................................................................................................53
8       Relevante Marktakteure ..................................................................................................................................................................55
     8.1 Die 20 größten Marktakteure im Bereich Öl und Gas ..................................................................................................................55
     8.2 Deutsche Betreiber .......................................................................................................................................................................57
     8.3 Beratungsunternehmen .................................................................................................................................................................58
     8.4 Ministerien und Behörden ............................................................................................................................................................61
     8.5 Cluster und Netzwerke .................................................................................................................................................................63
     8.6 Verbände.......................................................................................................................................................................................64
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4          DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE

   8.7 Forschung und Investitionsförderung ...........................................................................................................................................64
   8.8 Messen und Konferenzen .............................................................................................................................................................66
   8.9 Fachzeitschriften und Webportale ................................................................................................................................................68
   8.10 Standards und Verträge...............................................................................................................................................................69
   8.11 Spezialisierte Anwaltskanzleien .................................................................................................................................................70
Abbildungsverzeichnis ...........................................................................................................................................................................72
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................................................................72
Abkürzungen ..........................................................................................................................................................................................73
Quellenverzeichnis .................................................................................................................................................................................74
Anhang ...................................................................................................................................................................................................82
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DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE               5

    Einleitung
Auf dem norwegischen Kontinentalschelf wird sowohl in der Nordsee, als auch im Europäischen Nordmeer und in der Barentssee Öl
und Gas produziert. Gemessen an der Anzahl der Produktionsfelder und der jährlichen Produktionsmenge ist die Nordsee am
stärksten vertreten. Sogar kleinere Öl- und Gasprojekte auf dem norwegischen Sockel können mit sehr großen industriellen
Investitionen verglichen werden; enorme Beträge werden in die Exploration, die Feldentwicklung, die Transportinfrastruktur und die
zugehörigen Anlagen auf dem Festland investiert. Bedeutsame Investitionen werden auch auf bereits bestehenden Feldern getätigt,
um die Ausbeute zu erhöhen und die Lebenszeit der Felder zu verlängern. Hierbei werden neue Bohrtechnologie, eine Anpassung der
Anlagen und Ausrüstung und eine neue Infrastruktur benötigt.
Trotz der Tatsache, dass das Investitionsniveau derzeit etwas niedriger ist als in der Periode zwischen 2009 und 2014, gibt es
weiterhin umfassende Aktivitäten auf dem norwegischen Sockel. Mehrere Felder werden derzeit ausgebaut oder wurden neulich in
Betrieb genommen und das Produktionsvolumen hält sich auf einem stabilen Level trotz der niedrigen Investitionen in den Jahren
2015 und 2016. Der starke Verfall des Ölpreises ab 2014 stellte gleichzeitig den Startschuss für eine Umstellungs- und
Konsolidierungsphase dar, welche die Betreiber und Zulieferer dazu motiviert, Kostenreduktionen und Effizienzmaßnahmen bei
Arbeits- und Produktionsprozessen durchzuführen. Um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit der norwegischen Offshore-Industrie
zu sichern, hat die Branche kürzlich mehrere umfassende Maßnahmen zur Förderung von Innovationen ins Leben gerufen,
insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung. Derzeit wird mit den Vorbereitungen auf eine Zukunft
begonnen, in der die Offshore-Öl- und Gasindustrie in wachsendem Umfang vom Festland mit Hilfe von Big Data, künstlicher
Intelligenz und maschinellem Lernen ferngesteuert wird. Diese Umorientierung in Richtung Technologieentwicklung und Innovation
schafft Geschäftschancen für Zulieferer von hochtechnologischen Produkten und Dienstleistungen sowie Kooperationsmöglichkeiten
zwischen internationalen Branchenakteuren bei der Entwicklung neuer Technologien und Lösungen.
Für die nächsten Jahre wird auf dem norwegischen Kontinentalschelf ein moderates Wachstum prognostiziert. In den kommenden
Jahrzehnten wird die Branche weiterhin der größte Sektor des Landes bleiben, gemessen an der Wertschöpfung, dem Exportvolumen,
den Investitionen und den staatlichen Einnahmen.

Lektürehinweise:
Anhang 1 beinhaltet eine Karte des Landes Norwegen zur Orientierung über verschiedene Regionen und Städte in Norwegen.
Alle Angaben in € beziehen sich auf den aktuellen Tageskurs der Norwegischen Krone (NOK) vom 22.09.2017 (9,31).
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6       DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE

         1. Zielmarkt Allgmein
1.1 Länderprofil und allgemeine Informationen
Der skandinavische Staat Norwegen ist mit einer Gesamtfläche von ca. 385.170 km² und einer Einwohnerzahl von ca. 5,26 Mio.
(Stand: Juni 2017)1 verglichen mit den meisten anderen europäischen Staaten sehr dünn besiedelt.
Das Land erstreckt sich vom südlichsten Punkt am Kap Lindesnes über zwölf Breitengrade ca. 1.750 km bis zum Nordkap.
Außerdem gehören die Inselgruppe Svalbard mit Spitzbergen sowie die Insel Jan Mayen im Nordatlantik zu Norwegen. 2 Neben der
25.000 km langen Atlantikküste, geprägt durch Fjorde und Buchten, grenzt das Land an Schweden, Finnland und Russland.
Die Hauptstadt des Landes ist Oslo, welche mit ca. 658.390 Einwohnern auch die bevölkerungsstärkste Stadt ist. Oslo ist neben der
industriereichen Westküste auch das wirtschaftliche und politische Zentrum des Landes. Insgesamt gibt es ein starkes Gefälle, wenn
man die Bevölkerung in den Großstädten und auf dem Land vergleicht. Allein 26,2% der 5,26 Mio. Einwohner leben in den fünf
größten Städten. Untenstehende Tabelle verweist auf ihre Einwohnerzahlen (Stand Dezember 2016).3

        Stadt                                                                 Einwohnerzahl
        Oslo                                                                  658.390
        Bergen                                                                277.391
        Trondheim                                                             187.353
        Stavanger                                                             132.644
        Bærum (Kommune)                                                       122.348

Tabelle 1: Bevölkerung norwegischer Großstädte
Quelle: Statistisk Sentralbyrå (SSB), http://ssb.no/befolkning/statistikker/folkemengde, 01.06.2017

16,3% der Bevölkerung sind Zuwanderer aus anderen Ländern.4 Von diesen machen Einwanderer aus Polen, Litauen und Schweden
den größten Teil aus. Diese werden gefolgt von Somalia, Deutschland und Irak.5

Auf dem Festland wird Norwegen in fünf Landesteile untergliedert: Nord-Norge (Nordnorwegen), Trøndelag, Vestlandet
(Westnorwegen), Østlandet (Ostnorwegen) und Sørlandet (Südnorwegen) (siehe Anhang 1). Bei der Inselgruppe Spitzbergen handelt
es sich um ein Sonderterritorium.

Verwaltungstechnisch ist Norwegen in 19 Verwaltungsbezirke (fylkeskommuner) und 426 Kommunen mit dem Recht auf
Selbstverwaltung gegliedert. Die Kommunen stellen dabei die wichtigste Einheit der lokalen Regierungsebene dar. Sie sind
verantwortlich für das Schulwesen, soziale Einrichtungen, kommunalen Straßenbau, Wasserversorgung, Abwasser und
Flächennutzungsplanung.6

Trotz der nördlichen Lage sorgen der Golfstrom und die Luftströmungen des Nordatlantiks für ein relativ mildes Klima in
Norwegen. Die Durchschnittstemperaturen in Oslo bewegen sich im Winter bei ca. -4°C und im Sommer bei ca. 16 °C. Insbesondere
im westlichen Teil des Landes kommt es zu einem viel höheren Niederschlagsaufkommen als in Südnorwegen oder im
Landesinneren.7
Die Geographie Norwegens ist durch Berge und Fjorde gekennzeichnet; durch die Gebirgsketten und Hochebenen liegen 40% des
Staatsgebietes höher als 600 m und 20% liegen sogar über 900 m.

1 SSB, www.ssb.no, 21.06.2017.
2 Kooperation International, www.kooperation-international.de/buf/norwegen/allgemeine-landesinformationen.html, 22.06.2017.
3 SSB, www.ssb.no/befolkning/statistikker/folkemengde/aar-berekna, 21.06.2017.
4 SSB, https://www.ssb.no/befolkning/nokkeltall/befolkning, 01.08.2017.
5 SSB, http://www.ssb.no/innvandring-og-innvandrere/nokkeltall/innvandring-og-innvandrere, 01.08.2017.
6
  Kommunal Rapport, www.kommunal-rapport.no/kommunestruktur/2017/01/na-har-vi-426-kommuner-i-norge, 22.06.2017.
7 Visit Norway, www.visitnorway.de/reiseplanung/jahreszeiten-klima, 22.06.2017.
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DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE                              7

     Hauptstadt                                                             Oslo
     Fläche                                                                 385.170 km² 8
     Einwohner                                                              5.258.317 (Stand: 01.01.2017)9
     Landeswährung                                                          Norwegische Krone (NOK)
                                                                            Wechselkurs zum Euro: 9,38 (Stand: 06.10.2017)10
     Staatsform                                                             Parlamentarische Monarchie
     Staatsoberhaupt                                                        König Harald V.
     Regierungschef                                                         Erna Solberg, Høyre
     Sprache                                                                Norwegisch (Bokmål und Nynorsk)
Tabelle 2: Die wichtigsten Fakten zu Norwegen auf einem Blick

                                  Norwegen                                                            Deutschland
    Bevölkerungszahl            5.258.317 (01.01.2017)11                                              82.200.000 (2015)12
    Geburtenrate                1,71%13                                                               1,5%14
    Arbeitslosigkeit            4,6% (Juni 2017)15                                                    5,6% (Mai 2017)16

Tabelle 3: Zahlen und Fakten im Vergleich

1.2 Politischer Hintergrund
Seit der Auflösung der Union mit Schweden 1905 ist Norwegen eine konstitutionelle Monarchie mit einem parlamentarisch-
demokratischen Regierungssystem. Das Staatsoberhaupt ist König Harald V. (seit 1991); seit Herbst 2013 wird das Land von
Ministerpräsidentin Erna Solberg der konservativen Partei Høyre regiert. Die politische Macht liegt laut Verfassung bei den Bürgern,
die sich in das Parlament, das Storting, wählen lassen und an den Landes- und Gemeindevertretungen teilhaben können.17

2014 feierte Norwegen das 200-jährige Bestehen seiner Verfassung, in der die demokratische Staatsführung und die Monarchie
festgeschrieben wurden. Das norwegische Parlament bildet die höchste politische Körperschaft. Der König erfüllt als Staatsoberhaupt
und offizieller Repräsentant der norwegischen Gesellschaft eine wichtige symbolische Funktion, verfügt allerdings über wenig
politische Macht. Der wichtigste Auftrag des Königs ist es, alle vier Jahre das Parlament zu beauftragen, die Regierung zu wählen.
Als exekutive Gewalt ist die wichtigste Funktion der Regierung das Einbringen von Gesetzesvorlagen und Haushaltsentwürfen in das
Parlament und die Ausführung von Beschlüssen durch die Ministerien. Geleitet wird die Ministerial-Regierung von dem
Ministerpräsidenten/der Ministerpräsidentin.
Das Parlament hat die formale Kontrolle über die wichtigsten Instrumente der Regierung inne, d. h. dem Erlassen von Gesetzen und
die Verabschiedung des nationalen Haushalts, die von der Regierung vorgelegt werden. Da die Regierung meist über eine
Stimmenmehrheit verfügt, müssen an Gesetzesvorlagen in der Regel nur kleine Veränderungen vorgenommen werden. Das
Parlament setzt sich aus 169 gewählten Abgeordneten zusammen. Je nach Bevölkerungsgröße wird jedem Verwaltungsbezirk eine
bestimmte Anzahl an Abgeordneten zugeteilt.18
Das allgemeine Wahlrecht für Männer wurde 1898 und für Frauen 1913 eingeführt. Bei den Parlamentswahlen Anfang September
2017 lag die Wahlbeteiligung bei 77,6%.19 Diese Wahl wurde vom bürgerlichen Lager um Erna Solberg (Høyre) gewonnen, sodass
diese das Amt als Staatsministerin für die nächste Legislaturperiode in einer Koalition mit der Fremskrittspartiet (Fortschrittspartei),
Venstre (Linke) und der Kristelig Folkeparti (Christliche Volkspartei) behält.20

8 Kartverket, www.kartverket.no/kunnskap/fakta-om-norge, 22.06.2017.
9
  SSB, https://www.ssb.no/befolkning/nokkeltall/befolkning, 31.07.2017.
10 Norges Bank, www.norges-bank.no/Statistikk/Valutakurser/valuta/EUR, 06.10.2017.
11 SSB, https://www.ssb.no/befolkning/nokkeltall/befolkning, 31.07.2017.
12
   Statistisches Bundesamt, www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerung.html, 22.06.2017.
13 SSB, www.ssb.no, 21.06.2017.
14 Statistisches Bundesamt, www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Geburten/Geburten.html, 22.06.2017.
15 SSB, www.ssb.no, 21.06.2017.
16 Statistisches Bundesamt, www.de.statista.com/statistik/daten/studie/1239/umfrage/aktuelle-arbeitslosenquote-in-deutschland-monatsdurchschnittswerte, 22.06.2017.
17 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Norwegen/Innenpolitik_node.html, 22.06.2017.
18 Stortinget, www.stortinget.no/no/Stortinget-og-demokratiet/storting-og-regjering/Folkestyret, 22.06.2017
19
   NRK, https://www.nrk.no/nyheter/nedgang-valgdeltakelse-1.13685452, 26.09.2017.
20 NRK, https://www.nrk.no/valg/2017/resultat/, 26.09.2017.
Industrie 4.0 in der norwegischen Offshore Öl- und Gas-Industrie - Zielmarktanalyse 2017 Leistungspräsentation für Zulieferer der norwegischen Öl...
8        DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE

1.3 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung
Bis in die 1960er Jahre zählte Norwegen zu einem der ärmeren westeuropäischen Länder mit Schifffahrt, Fischfang, Land- und
Forstwirtschaft als wichtigste Industriezweige. Inzwischen ist das Land zu einem der weltweit wichtigsten Ölexporteure aufgestiegen.
Daraus haben sich wachsende Haushaltsüberschüsse sowie ein hoher Bedarf an Arbeitskräften entwickelt und das BIP pro Kopf im
Land ist mit 69.636,50 USD (Juni 2017) weltweit unter den höchsten.21
Die Öl- und Gasbranche ist der größte Wirtschaftszweig des Landes und außerdem ein starker Treiber der Gesamtwirtschaft. Für
ihre Einnahmen hat das Land einen staatlichen Pensionsfonds eingerichtet, der diese für kommende Generationen langfristig
verwalten soll. Weltweit ist Norwegen der drittgrößte Nettoexporteur von Erdgas und der achtgrößte Exporteur von Erdöl.22 Durch
die Gas- und Ölvorkommen hat sich auch in Norwegen ein Unternehmenscluster entwickelt, welches sich auf Waren und
Dienstleistungen für diesen Sektor spezialisiert hat, unter anderem in den Bereichen moderne Technologie, Transport, seismische
Untersuchungen, Ingenieurwesen, Prüf- und Analyseaufträge und Sicherheit und Wartung. Somit hat sich in Norwegen eine eigene,
kompetente Zulieferbranche für diesen Wirtschaftszweig entwickelt.
Bergbau spielt in Norwegen ebenfalls eine entscheidende Rolle, insbesondere im Hinblick auf den Abbau von Industriemineralien,
Naturstein, Bau-Rohstoffen und metallischen Erzen. In der Branche gibt es fast 800 registrierte Unternehmen, die fast ausschließlich
in Küstennähe angesiedelt sind. Weitere wichtige Zweige der norwegischen Industrie sind die Metallerzeugung und -verarbeitung
(v. a. Aluminium), die Elektro-/elektrotechnische Industrie, die maritime Industrie sowie die Baubranche. Neben den genannten
Industriezweigen hat aber auch die Informations- und Kommunikationstechnologie in Norwegen nationale Anerkennung erlangt.
Ausgehend vom Umsatz ist dies landesweit der zweitgrößte Wirtschaftszweig und als Lieferant für andere Wirtschaftszweige sowie
dem öffentlichen Sektor enorm wichtig geworden.
Laut dem nationalen Statistikbüro SSB betrug das BIP im Jahr 2016 3.113 Mrd. NOK 23 Grafik 1 zeigt die Entwicklung des BIPs in
den vergangenen 13 Jahren an. Die Kurve macht deutlich, dass das BIP in Norwegen einem stetigen Aufwärtstrend folgt, mit
Ausnahme der Jahre der Finanzmarktkrise 2008/2009.

Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt 2005-2017, in NOK (Millionen)
Quelle: SSB, https://www.ssb.no/nasjonalregnskap-og-konjunkturer/nokkeltall/fakta-om-norsk-okonomi, 01.08.2017

21   SSB, www.ssb.no, 22,06,2017
22
     Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/produksjon-og-eksport/eksport-av-olje-og-gass/, 01.08.2017.
23   SSB, www.ssb.no/nasjonalregnskap-og-konjunkturer/nokkeltall/nokkeltall-for-nasjonalregnskap, 22.06.2017
DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE                             9

Abbildung 2: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2014-2018 (Veränderung in % real)
Quelle: Germany Trade & Invest – Wirtschaftsdaten kompakt: Norwegen, Juni 2017

Obenstehendes Diagramm (Abbildung 2) zeigt die Entwicklung der BIP-Wachstumsraten in den vergangenen Jahren. Diese sind
generell seit 2014 niedriger als in den Jahren zwischen 2000 und 2014. Das Diagramm bestätigt jedoch auch die Prognosen der
vergangenen Jahre, dass sich die Wachstumsraten nach dem starken Einbruch 2014 wieder erholen werden. Grund für den
konjunkturellen Rückgang ist der schwächelnde Ölsektor und der sinkende Rohölpreis seit Juni 2014, der die gestiegene Öl- und
Gasproduktion und das damit erhöhte Angebot in den USA zurückgeführt werden kann. Diese Entwicklung erreichte ihren Tiefpunkt
im Januar 2016, als der Preis der Nordseeölsorte Brent auf unter 29 US-Dollar pro Barrel fiel. Danach erholte sich der Preis langsam
wieder, er stieg seither jedoch kaum über die 65-Dollar-Schwelle. Die Entwicklung des Preises der Sorte Brent in den vergangenen
zwölf Monaten ist anhand Abbildung 3 zu erkennen.

Abbildung 3: Preisentwicklung der Nordseeölsorte Brent, Juli 2013-Juli 2017 in US-$ pro Barrel
Quelle: Euroinvestor, www.euroinvestor.no/boerser/gtis-energy/brent-oil/2327059, 31.07.2017

Dies hat sich in den ölexportierenden Ländern negativ auf das Wirtschaftswachstum ausgewirkt und auch in Norwegen zu
bedeutenden Ausfällen bei geplanten Investitionen geführt. Das liegt zum einem daran, dass sich die norwegische Wirtschaftskraft
zu einem wesentlichen Teil auf die Öl- und Gasindustrie und deren Zulieferer stützt, die vom Rohölpreis abhängig sind. Hinzu
kommt, dass die Lohnkosten in Norwegen die höchsten der Welt sind und die Preisentwicklung so noch drastischere Konsequenzen
für die Binnenwirtschaft mit sich bringt.24 Der resultierende Investitionsausfall konnte glücklicherweise durch die Erschließung

24   Manager Magazin, http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/norwegen-statoil-und-helge-lund-leiden-unter-niedrigem-oelpreis-a-998170.html, 31.07.2017.
10     DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE

umfangreicher Rohstoffvorkommen (wie z. B. das Ölfeld „Johan Sverdrup“) kompensiert werden. Durch diese neuen Vorkommen
sind Neuinvestitionen auch mit dem aktuell niedrigen Ölpreis rentabel.

Der Großteil der weltweiten Zentralbanken reagierte auf die Wirtschaftskrise 2008/2009 mit einer Senkung des Leitzinses –
so auch in Norwegen, wo der Leitzins im Juni 2017 0,5 % beträgt.25
Die Festlandwirtschaft erstarkt jedoch langsam wieder, was nicht zuletzt eine Folge der Abwertung der Krone und der somit langsam
wieder steigenden Auslandsnachfrage ist. Somit konnte die Industrieproduktion bereits in den ersten sechs Monaten in 2017 wieder
um 0,45% zunehmen.26 Dies trägt außerdem dazu bei, dass sich die norwegische Wirtschaftsleistung nicht mehr so markant zwischen
Festland- und Offshore-Wirtschaft unterscheidet.

1.4 Wirtschaftspolitik
Betrachtet man die wirtschaftspolitischen Bedingungen in Norwegen, wird schnell deutlich, dass der Staat in der Wirtschaft eine
große Rolle spielt. Viele der großen Wirtschaftsakteure befinden sich in öffentlicher Hand. Zu den bedeutendsten Staatsunternehmen
gehören Statoil (Öl- und Gasproduzent), der Energieerzeuger Statkraft, die Netzgesellschaft Statnett und der
Telekommunikationskonzern Telenor. Aber wie in anderen industrialisierten Ländern nimmt auch in Norwegen die staatliche
Beteiligung an der Industrie nach und nach ab.27
Die Wirtschaftspolitik ist in Norwegen darauf ausgelegt, Arbeitslosigkeit und Inflation auf einem geringen Niveau zu halten,
Wachstum und Aufbau der Industrie zu fördern sowie die Schere zwischen Arm und Reich so gering wie möglich zu halten. Auch der
Erhalt traditioneller Industrien wie Fischerei und Landwirtschaft wird durch politische Maßnahmen unterstützt, wie zum Beispiel
durch eine nachsichtigere Besteuerung von Regionen mit weniger Industrie, wie z. B. Spitzbergen oder Finnmark. 28

1.5 Außenhandelsbeziehungen
Auch der Export wurde 2016 im Wesentlichen durch den sinkenden Ölpreis beeinflusst. Die Ausfuhrquoten sind v.a. bei ölbasierten
Produkten (z.B. Mineralöl, Schmiermittel) zurückgegangen (-4,8 %).29 Insgesamt umfasste der Warenexport letztes Jahr 747 Mrd.
NOK (ca.80 Mrd. €) – dies entspricht einem Rückgang von 10,6 % im Vergleich zum Vorjahr. 30 Die wichtigsten Exportpartner im
Jahr 2016 waren das Vereinigte Königreich und Deutschland (siehe Grafik 4).31

Abbildung 4: Wichtigste Handelspartner Norwegens, 2014, in %
Quelle: SSB, https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-forelopige; https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-forelopige

25 Norges Bank, http://www.norges-bank.no/Publisert/Pressemeldinger/2017/2017-06-22-pressemelding-rente/, 31.07.2017.
26 SSB, 2017 Produksjonsindeks for olje og gass, industri, bergverk og kraftforsyning https://ssb.no/energi-og-industri/statistikker/pii , 31.07.2017.
27 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Norwegen/Wirtschaft_node.html, 31.07.2017.
28 Capellen Damm, http://merkur3.cappelendamm.no/c358190/merkurmodul/vis.html?tid=360357, 31.07.2017.
29 SSB, https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-endelige, 31.07.2017.
30
   SSB, https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-forelopige/2017-01-16, 31.07.2017.
31 SSB, https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-forelopige, 31.07.2017.
DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE                          11

Die Importquoten hingegen sind 2015-2016 leicht gesunken, in 2016 lag ein negatives Wachstum beim Einfuhrwert von 1,5 % vor.
Die wichtigsten Einfuhrgüter sind Industriemaschinen (2017: -6,6%), KFZ und KFZ-Ausrüstung (2017: +10,5%), chemische
Erzeugnisse (2016: +5%) sowie Elektronik, Nahrungsmittel, Erdöl, Rohstoffe und Elektrotechnik. Importwaren wurden vor allem aus
Deutschland, Schweden und der Volksrepublik China bezogen.32 Insgesamt wurden 2016 Waren im Wert von 607 Mrd. NOK
importiert. Gegenübergestellt mit dem Wert der Exportgüter (747 Mrd. NOK, s.o.), entspricht dies einem Handelsbilanzsaldo von 140
Mrd. NOK (ca. 15 Mrd. €). Der Handelsüberschuss ist verglichen mit 2015 um 36,3 % gesunken; dies ist der niedrigste Überschuss
seit 1999.33
Norwegen ist kein Mitglied der EU, jedoch seit 1994 Teil des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR).

1.6 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland
Wie aus oben dargelegten Fakten hervorgeht, ist Deutschland ein wichtiger Handelspartner für das skandinavische Königreich
Norwegen. Die BRD ist prozentual gesehen hinter Großbritannien der zweitwichtigste Exportpartner und auf der Liste der
wichtigsten Importländer rangiert Deutschland an erster Stelle. Nach Deutschland exportiert Norwegen vor allem Gas, Erdöl,
Nichteisen-Metalle und chemische Erzeugnisse. Die wichtigsten Exportgüter Deutschlands nach Norwegen sind Kraftfahrzeuge und
KFZ-Teile (2,86 Mrd. €), Maschinen (1,1 Mrd €) und chemische Erzeugnisse (0,59 Mrd. €). Elektrotechnik, Nahrungsmittel und
Metallwaren werden ebenfalls regelmäßig aus Deutschland bezogen (Zahlen von 2016). 34
In den meisten Branchen werden enge Handelsverbindungen nach Deutschland gepflegt. In Deutschland sind aktuell ca. 110
norwegische Tochtergesellschaften registriert (z. B. Statoil, Color Line, Statkraft, Ekornes), ungefähr ebenso viele deutsche
Tochtergesellschaften gibt es in Norwegen (z. B. Bosch, Würth, DEA).35

1.7 Investitionsklima und -Förderung
Da die norwegische Wirtschaft sich stark zwischen Onshore- und Offshore-Branchen unterscheidet, sind auch die Investitionen in
diesen beiden Bereichen getrennt voneinander zu betrachten. Im Öl- und Gassektor betrugen die Investitionen 2016 163,3 Mrd. NOK
(ca. 17,5 Mrd. €), ein Rückgang von 18,8 % verglichen mit 2015.36 Für die nächsten Jahre wird erwartet, dass die Investitionen 2017
und 2018 weiter leicht sinken, während sie sich im Zeitraum von 2019-2021 wieder auf dem Niveau von 2016 einpegeln.37 Die
gesamten Investitionen in der Öl- und Gasindustrie, Festlandindustrie, dem Bergbau und der Energieversorgung werden für 2017 mit
211,8 Mrd. NOK (ca. 22,8 Mrd. €) veranschlagt. Dabei gehen die Investitionen in der Öl- und Gasindustrie zurück, in der
Festlandindustrie entwickeln diese sich gleichmäßig und in der Energieversorgung wird mit einem starken Wachstum gerechnet (vgl.
mit 2016). Für 2018 prognostiziert man einen Investitionsrückgang in Höhe von 196,2 Mrd. NOK (ca. 21,1 Mrd. €).38

Öffentliche Investitionen sind in der Zukunft vor allem von infrastruktureller Natur: Es soll sowohl in Transport und Verkehr als auch
in Stromverteilungsnetze und die Breitbandinfrastruktur investiert werden. Einige wichtige Investitionsprojekte sind:

           Hochgeschwindigkeitsstrecken in der Schieneninfrastruktur (über 50 Mrd. €)
           Unterwasserkabelverbindungen Nord.Link (1,5-2,0 Mrd. €) und Nor.Ger (1,0-1,8 Mrd. €)
           Oslopakke 3: Übergeordneter Plan für den Ausbau und die Finanzierung von Straßen und des ÖPNV-Ausbaus in Oslo und
            Akershus (8,4 Mrd. €)
           Unterwassertunnel Rogfast zwischen Haugalandet und der Stavanger-Region (1,6 Mrd. €)39

Ausländische Direktinvestitionen (FDI) konzentrieren sich v. a. auf die Offshore-Branchen. Die FDI betrugen bis zum Jahresende
2015 1.218 Mrd. NOK (131 Mrd. €). Dies entspricht einer Minderung von 1 % gegenüber dem vorangegangenen Jahr. 40

32 SSB, https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-forelopige/2017-01-16, 31.07.2017.
33
   SSB, https://www.ssb.no/utenriksokonomi/statistikker/muh/aar-forelopige/2017-01-16, 31.07.2017.
34 Außenwirtschaftsportal Bayern, http://www.auwi-bayern.de/Europa/Norwegen/export-import-statistik.html, 01.08.2017.
35 AHK Norwegen
36 SSB, https://www.ssb.no/energi-og-industri/statistikker/kis/kvartal/2017-02-23, 01.08.2017.
37 Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/okonomi/investeringer-og-driftskostnader/, 01.08.2017.
38 SSB, https://www.ssb.no/energi-og-industri/artikler-og-publikasjoner/moderat-nedgang-i-samlede-investeringer-anslas-for-2018, 01.08.2017.
39 Germany Trade & Invest, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsausblick,t=wirtschaftsausblick-winter-201617--

norwegen,did=1594430.html#Investitionen-Die-Industrieinvestitionen-drften-sich-frhestens-2018-wieder-strker-beleben-, 01.08.2017.
40 SSB, https://ssb.no/en/utenriksokonomi/statistikker/di, 01.08.2017.
12       DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE

1.8 Geschäftskultur und Arbeitsklima in Norwegen
Die günstige Situation durch Öl und Gas bietet gute Voraussetzungen für Auslandsgeschäfte in Norwegen. Neben der Förderung
von Öl und Gas ist das Land attraktiv für Zulieferer in diesen und andere Sektoren, wie z. B. die maritime Industrie. Kooperationen
mit ausländischen Unternehmen sind hier für viele Unternehmen notwendig, um Leistungsfähigkeit und Innovationskraft aufrecht zu
erhalten. Für Arbeitnehmer ist das Land attraktiv durch sehr gute soziale Arbeitsbedingungen, die auf einem sozialdemokratischen
Wertesystem beruhen. Dies spiegelt sich z. B. in verschiedenen Regulierungen zu Arbeitszeit, Kündigungsschutz oder
geschlechtlicher Gleichstellung wider. Soziale Werte wie Gleichheit, soziale Verantwortung und selbstbestimmtes Handeln sind
auch in der norwegischen Geschäftskultur verankert, wodurch die Geschäftsbeziehungen mit Norwegern in der Regel
partnerschaftlich sind und auf gegenseitigem Vertrauen aufbauen. Im geschäftlichen Kontakt äußern sich diese Werte z. B. durch:

             Gleichberechtigung: Der Anteil der berufstätigen Frauen beträgt über 80%. Es wird außerdem von staatlicher Seite der
              Grundstein gelegt, dass Mann und Frau gleichermaßen die Möglichkeit haben, sich familiäre Aufgaben zu teilen.
             Flache Hierarchien: Hierarchische Strukturen sind oft äußerlich nicht erkennbar. Ansehen wird nicht durch Autorität oder
              akademische Titel gewonnen, sondern durch Fach- und Führungskompetenz und Flexibilität. Das „Du“ ist über alle
              Hierarchieebenen hinweg gebräuchlich.
             Konsensorientierung: Der verankerte Gleichheitsgedanke spiegelt sich auch bei dem gemeinschaftlichen Treffen von
              Beschlüssen wider. Geschäftliche Entscheidungen werden in der Gruppe getroffen, um zu gewährleisten, dass alle
              Involvierten dahinter stehen.
             Work-Life-Balance: Arbeitsrechtlich wird die Grundlage geschaffen, dass bei jedem Beschäftigten das Verhältnis
              zwischen Job und Privatleben ausgeglichen ist und das Arbeitsleben flexibel – oft von privaten Verpflichtungen bestimmt –
              gestaltet werden kann.41

41   Fellinger, Julia: Geschäftskultur kompakt Norwegen, S. 16-24.
DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE                    13

     2. Die norwegische Öl- und Gasindustrie –
        Eckdaten und Hintergrundinformationen
2.1 Geschichte
Vor ca. 50 Jahren begannen die Aktivitäten im Öl- und Gassektor auf dem norwegischen Kontinentalschelf, mehrere der damaligen
Felder sind auch heute noch in Produktion. Die Förderung hatte ihren Anfang in der Nordsee und hat sich im Takt mit dem erhöhten
Kenntnisstand auch in nördlichere Gebiete ausbreitet.42 Gemessen an sowohl Wertschöpfung, staatlichen Einnahmen als auch am
Exportwert ist die norwegische Öl- und Gasindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Seit Beginn der Förderung Anfang
der 70er Jahre hat diese Industrie mit etwa 13.000 Mrd. NOK (ca. 1.398 Mrd. €) zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen und ihr
kommt somit eine große Bedeutung für die Finanzierung des norwegischen Wohlfahrtssystems zu. Die Steuereinnahmen aus der
Branche werden heute in den staatlichen Pensionsfond (SPU) übertragen.43

2.2 Beschäftigte
Im Jahr 2016 betrug die Anzahl der Beschäftigten in den Betreiber- und Zuliefererunternehmen etwa 110 000 Personen.44 Insgesamt
sind jedoch knapp 180.000 Personen (2016) in Unternehmen beschäftigt, die direkt oder indirekt mit der Öl- und Gasindustrie
verknüpft sind. Dies entspricht 6,7 % aller Beschäftigten Norwegens. 45

2.3 Beteiligte Öl- und Gaskonzerne
Auf dem norwegischen Kontinentalsockel sind 46 kleinere und größere Unternehmen in den Bereichen Exploration, Produktion und
Infrastruktur tätig. Gemessen an der Produktionsmenge ist Statoil das größte Unternehmen auf dem norwegischen
Kontinentalschelf.46 Der norwegische Staat ist mit einem Anteil von 67 % der größte Anteileigner des Konzerns.47 Weitere große
Unternehmen auf dem norwegischen Kontinentalsockel sind Exxon-Mobil, Total, Shell, ConocoPhillips und ENI. 48 Deutsche Akteure
wie Wintershall, VNG, Bayerngas und DEA sind ebenfalls auf dem norwegischen Schelf aktiv.

Aufgrund der Größe und Komplexität der Projekte nehmen die größten internationalen Akteure naturgemäß eine zentrale Rolle auf
dem norwegischen Kontinentalsockel ein. Nachdem die Fördergebiete etwas gereift sind und die Herausforderungen sich verändert
und weiter diversifiziert haben, ist es wichtig, die Gesamtheit der Marktteilnehmer an die veränderte Situation anzupassen. Um
bessere Voraussetzungen für neue Akteure zu schaffen, wurde eine Präqualfizierungs-Regelung für neue Betreiber und Lizenzinhaber
geschaffen. Die neuen Unternehmen tragen heute einen wesentlichen Teil zum Explorations- und Ressourcenwachstum auf dem
norwegischen Kontinentalschelf bei.49

2.4 Fördergebiete
Der norwegische Kontinentalsockel befindet sich auf einer Fläche von insgesamt 2.039.952 km 2. Dies entspricht fast einem
Dreiviertel der Fläche des norwegischen Festlands, inkl. Svalbard und der Inselgruppe Jan Mayen. Das Schelf verteilt sich über die
Meeresgebiete der Nordsee (142.000 m2), des Europäischen Nordmeers (287.000 km2) und der Barentssee (772.000 km2). Der
südliche Teil der Barentssee, der für die Öl- und Gasförderung zugänglich gemacht wurde, beträgt 313.000 km2.50 Insgesamt gibt es
im Moment 80 Förderfelder, die Nordsee gilt mit 62 Feldern als Motor des norwegischen Sockels. Im Europäischen Nordmeer gibt es
16 Felder, zwei befinden sich in der Barentssee.51

42 OED, Fakta 2014: Norsk petroleumsverksemd, S. 10.
43
   Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/okonomi/statens-inntekter/, 02.08.2017.
44 International Research Institute of Stavanger (IRIS), Utvikling i direkte petroleumsrelatert sysselsetting 2014 – 2020, S. 15.
45 SSB, https://www.ssb.no/nasjonalregnskap-og-konjunkturer/artikler-og-publikasjoner/faerre-sysselsatte-knyttet-til-petroleumsnaeringen, 02.08.2017.
46 Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/fakta/selskap-utvinningstillatelse/, 02.08.2017.
47 Statoil, https://www.statoil.com/en/investors.html#our-dividend, 02.08.2017.
48 Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/fakta/selskap-utvinningstillatelse/, 02.08.2017.
49 Petroleumstilsynet, http://www.ptil.no/operators-and-licensees/category895.html, 02.08.2017.
50
   OED, Fakta 2014: Norsk petroleumsverksemd, S. 16.
51 Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/fakta/felt/, 02.08.2017.
14    DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE

Abbildung 5: Aktueller Status des norwegischen Kontinentalsockels, Stand Mai 2017
Quelle: Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/en/interactive-map-quick-downloads/quick-downloads/, 07.08.2017.

Auf dem norwegischen Kontinentalschelf hat das Parlament (Stortinget) Förderaktivitäten für den Großteil der Nordsee, des
Europäischen Nordmeers und der Barentssee (Süd) genehmigt. Das Oljedirektoratet, die staatliche Behörde für die Verwaltung des
Öl- und Gassektors, schätzt die erschlossenen und nicht-erschlossenen Öl- und Gasvorkommen auf dem Sockel auf ca. 14,3 Mrd. Sm3
RÖE. Davon wurden 6,9 Mrd. bzw. 48% verkauft und abgebaut. Die gesamten restlichen abbaubaren Ressourcen, deren Produktion
erwartet wird, betragen 7,4 Mrd. Sm3 RÖE. Von ihnen wurden 4,6 Mrd. nachgewiesen. Das Oljedirektoraret schätzt den Umfang der
nicht-erschlossenen Vorkommen auf 2,9 Mrd. Sm3 RÖE.52 Die Nordsee trägt mit ca. 50 % den größten Anteil der noch verbleibenden
Ressourcen. Die verbleibenden Vorkommen im Europäischen Nordmeer und der Barentssee haben einen ungefähr gleich hohen
Anteil. Ein großer Anteil dieser ist in der Barentssee jedoch noch nicht nachgewiesen.53 Nach jüngsten Kalkulationen der Behörde
könnten die Reserven in der Barentssee allerdings doppelt so hoch sein, wie bis dato angenommen. 54

Nach einer Periode mit niedriger Explorationsaktivität hat diese ab 2006 wieder zugenommen; 2009 wurde mit 65 in Betrieb
genommenen Explorationsbrunnen ein neuer Rekord erreicht. 2016 wurden 36 Brunnen in Betrieb genommen, was 18 Funde mit sich
brachte. In den letzten Jahren wurden größere Funde wie das Johan Sverdrup-Feld in der Nordsee und das Johan Castberg-Feld in
der Barentssee gemacht.55 56

52 Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/petroleumsressursene/ressursregnskap-norsk-sokkel/, 02.08.2017.
53 Norsk Petroleu, http://www.norskpetroleum.no/petroleumsressursene/ressurser-per-havomrade/, 02.08.2017.
54 Oljedirektoratet, Geologisk vurdering av petroleumsressursene i østlige deler av Barentshavet nord 2017, http://www.npd.no/Publikasjoner/Rapporter/Geologisk-

vurdering-av-petroleumsressursene-i-ostlige-deler-av-Barentshavet-nord-2017/, 02.08.2017.
55
   OED, Fakta 2014: Norsk petroleumsverksemd, S. 34.
56 Norsk Petroleum, http://www.norskpetroleum.no/leting/leteaktivitet/, 02.08.2017.
DIE NORWEGISCHE ÖL UND GAS OFFSHORE-INDUSTRIE                   15

Nachdem die Aktivitäten im Öl- und Gassektor auf dem norwegischen Kontinentalschelf in der Nordsee ihren Ursprung nahmen,
haben sich diese mit der Zeit basierend auf dem Prinzip der schrittweisen Erforschung nach Norden verlagert. Im Hinblick auf die
Exploration werden große Teile der Nordsee heute als reife Gebiete angesehen. Das gleiche gilt für das Gebiet Haltenbanken und die
Gebiete um die Förderfelder Ormen Lange im Europäischen Nordmeer sowie Snøhvit und Goliat in der Barentssee. Kennzeichen für
reife Gebeite sind eine bereits bekannte Geologie und eine gut ausgebaute oder geplante Infrastruktur. Es ist zwar wahrscheinlich,
dass hier weitere Funde gemacht werden, aber man rechnet nicht mit neuen großen Vorkommen. 57
Es gibt weiterhin Gebiete, die vom Parlament noch nicht für Explorationsaktivitäten freigegeben wurden. Dies gilt u.a. für die
Barentssee im Norden der Insel Bjørnøya, den nordöstlichen Teil des Europäischen Nordmeers, den Skagerak und das Gebiet um Jan
Mayen. Für diese Areale muss das Parlament beschließen, dass sie für die Öl- und Gasindustrie zugänglich gemacht werden, bevor
eventuell eine Konzession beantragt werden kann. Ein zentraler Bestandteil in diesem Zusammenhang ist die sogenannte
Konsequenzanalyse, welche die ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen einer Exploration und Förderung eingehend
untersucht.58

2.4.1 Perspektiven in den nördlichen Gebieten
Neue, attraktive Explorationsgebiete sind wichtig für die langfristige Wertschöpfung sowie für die Aktivität in der Zulieferindustrie.
Die Regierung ist daher bestrebt, ein vorausschaubares und hohes Tempo bzgl. der Freigabe neuer Explorationsgebiete zu halten.
Dies wird aufgrund der aktuell herausfordernden Branchensituation als besonders wichtig angesehen. Insbesondere der Barentssee
wird eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft der norwegischen Ölbranche beigemessen. Daher wurden in den vergangenen
drei bis vier Jahren viele Ressourcen genutzt, um für den Ausbau dieses Teils des Kontinentalschelfs den Boden zu bereiten. Aber
auch im nordöstlichen Europäischen Nordmeer werden umfassende, unentdeckte Ressourcen vermutet, die dazu beitragen können,
die Produktion auf dem norwegischen Sockel zu verlängern. Hier liegen auch die umstrittenen Felder Nordland VI, VII und Troms II
in der Nähe der Lofoten.59
Im norwegischen Teil der Barentssee gibt es seit 37 Jahren Förderaktivitäten. Nach einer umfassenden Konsequenzanalyse hat das
Parlament 2013 beschlossen, das südöstliche Gebiet der Barentssee zugänglich zu machen. Voraussetzung hierfür war, die ökologisch
wichtige und empfindliche Zone entlang der frühjährlichen Packeisgrenze nicht zu gefährden. Konkret trägt das Parlament dem mit
der Bestimmung recht, dass es „in Gebieten näher als 50 km von der tatsächlichen/beobachteten Packeisgrenze nicht erlaubt ist,
zwischen 15. Dezember und 15. Juni Suchbohrungen durchzuführen.“60 Seit 2016 vergibt der norwegische Staat ebenfalls Lizenzen
zur Prospektion für Gebiete, die großteils in der Barentssee liegen. 61 2017 wurde die Exploration für eine rekordhohe Anzahl Blocks
in der Barentssee freigegeben. Einzelne von diesen liegen sehr weit nördlich. Auch die Exploration in Gebieten, die vom
Grenzabkommen mit Russland aus 2011 berührt sind, wurde freigegeben. 62 63

Auf dem norwegischen Kontinentalschelf wurden jedoch auch ca. 715.000 km² noch nicht für Explorationsaktivitäten freigegeben.
Der Großteil dieses Areals (ca. 590.000 km²) liegt in der Barentssee und im nordöstlichen Teil des Europäischen Nordmeers. 64
Insgesamt beträgt der geschätzte Umfang der unentdeckten Ressourcen 2,9 Mrd. Sm³ ROE. Diese Schätzungen sind unsicher, aber
wahrscheinlich liegt mehr als die Hälfte der unentdeckten Ressourcen auf dem nordnorwegischen Schelf, also über 62° nördlicher
Breite.65

57
   OED, Fakta 2014: Norsk petroleumsverksemd, S. 34.
58 OED, Fakta 2014: Norsk petroleumsverksemd, S. 37.
59 KonKraft, Nordover – norsk sokkel i endring, KonKraftrapport 2016 – 1, S. 37.
60 Regjeringen, https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/rammene-for-23.-konsesjonsrunde-ligger-fast/id2423990/, 02.08.2017.
61 Teknisk Ukeblad, https://www.tu.no/artikler/23-konsesjonsrunde-statoil-og-det-norske-skal-bore-i-de-mest-omstridte-omradene/347303, 09.08.2017.
62 Regjeringen, https://www.regjeringen.no/no/tema/utenrikssaker/folkerett/delelinjeavtalen-med-russland/id2008645/, 09.08.2017.
63 Teknisk Ukeblad, https://www.tu.no/artikler/lyser-ut-rekordmange-blokker-i-barentshavet/377948, 09.08.2017.
64
   KonKraft, Nordover – norsk sokkel i endring, KonKraftrapport 2016 – 1, S. 23.
65 KonKraft, Nordover – norsk sokkel i endring, KonKraftrapport 2016 – 1, S. 37.
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