Info - Alternative Liste Zürich

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                                Informationsblatt der Alternativen Liste, Molkenstrasse 21, 8004 Zürich

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3    Interview mit Mischa Schiwow – Neuer
     Gemeinderatspräsident von Zürich        4    Längst fälliger Siedlungsplan in der
                                                  Stadt Zürich!                            8    AL initiiert die kantonale Volksinitia-
                                                                                                tive «Faire Finanzierung der Corona-
                                                                                                Hilfen»

                                                                                                                                          CH-8004 Zürich
                                                                                                                                            Post CH AG

                                                                                                                                               AZB
AL vor den Wahlen 2022
Im Februar 2022 wird in der Stadt Zürich     No-Go. Bei der Verbilligung der Kranken-      sowie März 2021) zeigen einen erfreulichen
gewählt. Im Jahr 2018 gehörte die AL zu      kassenprämien konnte die AL dank              Trend: National, kantonal und kommunal
den Wahlgewinner*innen. Sie konnte 7892      kluger Bündnispolitik statt einem Abbau       war die Stimmbeteiligung konstant höher
Wähler*innen (+1851) mobilisieren, legte     einen moderaten Ausbau durchsetzen und        als im langjährigen Schnitt, inhaltlich
prozentual von 6.46% auf 7.85% zu und ge-    in der Stadt ein Pilotprojekt für die Ver-    zeigt sich eine deutliche Tendenz Rich-
wann einen 10. Sitz. Auch bei den Kantons-   sorgung von Menschen ohne Zugang zum          tung Mitte-Links. Bemerkenswert und vor
ratswahlen 2019 konnten wir – als Einzige    Gesundheitswesen, speziell von Sans-          ein paar Jahren kaum denkbar sind auf
neben Grünen und GLP – mit einem Sitz-       Papiers, anschieben. Eine grosse Genug-       kantonaler Ebene die 49.7% Nein zur
gewinn punkten.                              tuung brachte die PUK zu Entsorgung und       Fliegerbeschaffung, die 52.8% Ja zur
                                             Recycling (ERZ). Sie bestätigte vollum-       Konzernverantwortungsinitiative (KVI),
AL trotz Pandemie am Ball                    fänglich unsere langjährige Kritik am         die 45.7% Ja zur Kriegsmaterial-Initiative
    Seit 2018 haben wir die Hände nicht in   ehemaligen ERZ-Chef Pauli und seiner          und die 54.8% Nein zum Verhüllungsver-
den Schoss gelegt, sondern uns innerhalb     Gebührenpolitik. Dank unserer Hartnä-         bot (2009 sagten im Kanton noch 51.8% Ja
und ausserhalb des Parlaments für unse-      ckigkeit werden die Stadtzürcher*innen        zur Minarett-Initiative). In der Stadt
re Kernthemen engagiert. Für faire Steu-     in den nächsten zehn Jahren bei den           wurden die Fliegerbeschaffung mit 63.4%
ern und gegen Umverteilung von unten         Abfall- und Abwassergebühren um meh-          und das Verhüllungsverbot mit 69.3% Nein
nach oben: 2019 mit den beiden Refe-         rere 100 Millionen Franken entlastet.         abgeschmettert, die KVI fand bei 66.7%
rendumskampagnen gegen die Unterneh-                                                       und die Kriegsmaterial-Initiative bei
menssteuerreformen STAF und SV17 auf         Rot-Grün in Städten auf Vormarsch             60.8% Zuspruch. Hier zeichnet sich ein
Bundes- und Kantonsebene, mit der im              Seit Beginn der Coronakrise haben in     längerfristiger Trend ab, der offenbar von
März 2020 eingereichten AL-Initiative        acht grösseren Städten Kommunalwahlen         den zivilgesellschaftlichen Mobilisierun-
gegen Steuergeschenke an Grossaktio-         stattgefunden: Genf, Biel, St. Gallen, Ba-    gen der Klimastreikbewegung und der
när*innen und der soeben lancierten          selstadt, Bern, Schaffhausen, Lausanne        Frauen getragen wird.
Initiative für eine Covid-19-Steuer auf      und Fribourg. Die Tendenz ist einheitlich:
grössere Vermögen. Für das Grundrecht        Die SP verliert, desgleichen SVP, FDP und     Gute Ausgangslage – harter Kampf um
auf Meinungsäusserungsfreiheit auch in       auch CVP/Die Mitte – trotz Fusion mit der     AL-Stadtratssitz
Zeiten der Pandemie: mit Protesten gegen     BDP – die EVP bleibt stabil oder verzeich-         Die politische Grosswetterlage und
die Unterdrückung von Aktionen am 1.         net leichte Zuwächse. Klare Gewinner-         die Aussichten der AL für die nächsten
Mai 2020, der Frauen*-demos rund um den      innen sind überall Grüne und GLP. Listen      Wahlen sehen also nicht schlecht aus. Ein
8. März 2021 und der Klimastreik-Kundge-     der Alternativen Linken gab es in Genf        harter Kampf steht uns bei den Stadtrats-
bungen sowie einer Beschwerde gegen das      (Ensemble à Gauche, PdA), Lausanne            wahlen bevor. Hier stürzen sich praktisch
von Mario Fehr inspirierte Demoverbot in     (Ensemble à Gauche), Biel (PdA, Passerel-     alle Parteien wie Geier auf den mit dem
der kantonalen Covid-19-Verordnung. Für      le), Bern (AL, PdA, Grüne Partei/DA) und      Rücktritt von Richi Wolff freiwerdenden
die Rechte der sozial Schwächeren: In der    Schaffhausen (AL). Ausser in Schaff-          Sitz. Die SP will zu alter Stärke zurück,
Diskussion zum kommunalen Richtplan          hausen konnten sie ihre Stimmenanteile        die Grünen träumen von neuer Stärke, die
SLöBA haben wir wirksamen Schutz und         halten und meist ausbauen. Insgesamt hat      FDP probt eine irreale Flucht nach vorn,
ein Bleiberecht der Mieter*innen einge-      Linksgrün überall nochmals zugelegt.          vielleicht steigt auch noch die GLP ins
fordert und uns gegen Vertreibung und                                                      Rennen. Wir lassen uns davon nicht
Gentrifizierung gewehrt. Auch in der         Mitte-Links-Trend bei Abstimmungen            unterkriegen, sondern eher beflügeln!
Netto-Null-Debatte: Klimaschutz ohne            Auch die drei Abstimmungen unter                Niklaus Scherr
Klimagerechtigkeit ist für die AL ein        Corona-Bedingungen (Sept. und Nov. 2020

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AL Info
                                                     AL  Info 6/19
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                                                                    Intern

Parolen                                    Neue Power im Sekretariat −
Abstimmungen vom 13. Juni 2021             Willkommen Zoe!
BUND:
Volksinitiative «Für sauberes Trinkwas-    Wie schon im letzten AL Info angekün-
ser und gesunde Nahrung»            JA     digt, hat sich Ezgi Akyol entschieden, per
                                           Ende Januar die AL zu verlassen. Ihre
Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne     Bachelorarbeit konnte sie nicht wie er-
synthetische Pestizide»             JA     hofft mit dem Pensum als Fraktions- und
                                           politische Sekretärin unter einen Hut
Bundesgesetz Grundlagen für Verord-        bringen. Da Ezgi noch als Gemeinderätin
nungen des Bundesrates zur Bewälti-        das Fraktionssekretariat übernommen           Wechsel im Seki: Ezgi Akyol geht, Zoe
gung der Covid-19-Epidemie                 hatte, fand sie sich dank ihrer Erfahrung     Lehmann kommt.
(Covid-19-Gesetz)                JA        im Ratsbetrieb und der Vertrautheit mit
                                           politischen Prozessen in kürzester Zeit       zusammen mit Dafina Gash (80%). Erfah-
Bundesgesetz über die Verminderung         gut in ihrem neuen Job zurecht. Wir           rung konnte Zoe bei der SP Schaffhausen
von Treibhausgasemissionen                 haben ihre sorgfältige und engagierte         als politische Sekretärin und bei der SP
(CO2-Gesetz)                    JA         Arbeit sehr geschätzt und wünschen ihr        Aargau als Campaignerin für die NR-
                                           alles Gute für die Zukunft!                   Wahlen 2019 sammeln. Wir freuen uns
Bundesgesetz polizeiliche Massnah-             Am 1. April durften wir Zoe Lehmann       sehr mit Zoe und Dafina in die politisch
men zur Bekämpfung von Terrorismus         an der Molkenstrasse begrüssen. Zoe hat       spannende und intensive Zeit zu starten.
(PMT-Gesetz)                  NEIN         Ethnologie und African Studies studiert.          Isabel Maiorano, AL-Vorstand
                                           Sie arbeitet 60% auf dem Sekretariat
KANTON ZÜRICH:
Einführungsgesetz zum Bundesgesetz
über Geldspiele   STIMMFREIGABE
                                           Städtische Klimaziele und
Kantonale Volksinitiative «Raus aus
der Prämienfalle»                  JA      Mieter*innenschutz
Kantonale Volksinitiative «Mehr Geld
für Familien»                      JA      Zentrales Handlungsfeld jeder Netto-Null-     April überwiesen) in Auftrag gab. Eine
                                           Strategie ist der Gebäudepark. Die Ver-       tiefere Neubaurate sei ein Handlungsan-
STADT ZÜRICH:                              sorgung mit Wärme und Kälte muss CO2-         satz, der auch die graue Energie in die
Totalrevision Gemeindeordnung         JA   neutral werden. Nur selten wurden bisher      CO2 -Bilanz einbeziehe. Als Politikmass-
                                           die Auswirkungen dieser Strategie auf die     nahme rege man daher die Einführung
Rahmenkredit für den Erwerb von            Mieter*innen diskutiert.                      eines Bedarfsnachweises für Neubauten
Energieerzeugungsanlagen        JA             Die AL befragte dazu am Online-           an. Ausserdem müssten in Zürich «Gebäu-
                                           Meeting vom 10. Februar Rahel Gessler,        deflächen ab sofort nur noch dann ersetzt
Ausbau Stadttunnel als Veloverbin-         Co-Leiterin des Geschäftsbereichs Ener-       und zugebaut werden, wenn das zwingend
dung, Objektkredit                 JA      gie bei «Umwelt- und Gesundheitsschutz»       nötig ist […], d.h. Ersatzneubauten und
                                           der Stadt Zürich, und den Klimastreik-        Neubauten […] würden vorerst auf das
                                           Aktivisten Jonas Kampus.                      absolute Minimum reduziert.»
                                               Ein Kernstück der städtischen Klima-           Damit und mit der Bindung städti-
                                           Strategie für den Gebäudepark ist der         scher Subventionen für Gebäudesanierun-
                                           Ausbau der Fernwärme. Bis 2040 sollen 60      gen an die Pflicht, Mietverhältnisse nicht
                                           statt der heute 25 Prozent des Stadtgebiets   zu kündigen und Mieten nicht zu erhöhen,
Impressum                                  damit erschlossen sein. Bis dann soll die     gelänge ein Befreiungsschlag, der Klima-
Alternative Liste (AL) Molkenstr. 21,      Hälfte der heute noch 21'000 fossil beheiz-   schutz und Klimagerechtigkeit im Bereich
8004 Zürich, www.al-zh.ch                  ten Gebäude umgerüstet und das Zürcher        «Gebäudepark» miteinander versöhnen
Sekretariat Dafina Gash, Zoe Leh-          Gasnetz stillgelegt werden. Ein städti-       könnte.
mann, Molkenstr. 21, 8004 Zürich           sches Förderprogramm soll Anreize                  Walter Angst, AL-Gemeinderat
sekretariat@al-zh.ch                       für die Verbesserung der Gebäudehülle,
Tel. 044 242 19 45 / 076 577 45 19         für Photovoltaik und Heizungsersatz
Erscheint 4 bis 6 mal jährlich             schaffen.
Auflage/Druck 1800 Ex.,                        Der Aktionsplan der Klimabewegung
Oesch Reliefdruck AG                       formuliert ähnliche Handlungsansätze.
Layout Dafina Gash, Zoe Lehmann,           Radikal ergänzt wird er mit der Forde-
Redaktion Dafina Gash, Zoe Leh-            rung, dass bis 2030 nur noch eine Baube-
mann, Andrea Leitner, Rosa Maino,          willigung erhält, wer bestehende Gebäude
Dayana Mordasini, Niklaus Scherr           nachrüsten oder renovieren will.
                                               Bemerkenswert ähnlich und in der
AL-Info ist das offizielle Publikations-   Essenz nicht weniger radikal steht dies
organ der Alternativen Liste. Der          auch im Grundlagenbericht, den die Stadt
Abonnementspreis von CHF 10.- ist          für ihre Netto-Null-Strategie (als Weisung
im Mitgliederbeitrag enthalten.            dem Gemeinderat «entschärft» am 21.

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AL Info 2/21 – Personen

Interview mit Mischa Schiwow –                                                              AL-Buch- und
Zürcher Gemeinderatspräsident                                                               Serientipp
                                                                                                             Judith Stofer emp-
Lieber Mischa. Du wirst am 19. Mai                                                                           fiehlt: Rutu Modan,
zum ersten Gemeinderatspräsidenten                                                                           Tunnel, Carlsen Verlag
der AL gewählt. Was bewegt dich                                                                              2020, ISBN 978-3-
gerade, wenn du an dieses Datum                                                                              551-78592-3
denkst?                                                                                                      Wer Geschichten in Bild
     Es ist aufregend, umso mehr, als ich                                                                    und Text liebt, kommt
mir vor fünf Jahren nicht einmal vorstel-                                                                    mit Comics und
len konnte, dem Gemeinderat anzugehö-                                                       Graphic Novels voll auf seine Rech-
ren, geschweige denn ihn einmal zu präsi-                                                   nung. Zu meinen aktuellen Lieb-
dieren. Anderseits ist nun klar, dass das                                                   lingsautorinnen gehört Rutu Modan.
geplante Fest nun doch nicht stattfinden                                                    Ihre Geschichten haben politischen
wird. Leider mussten wir es absagen. Ich                                                    Tiefgang, sie erzählt mit viel schwar-
hätte die Wahl gerne im Kreis derjenigen       Mischa Schiwow wird am 19. Mai 2021 der      zem Humor und liebenswertem Witz.
gefeiert, die mir nahestehen, also meinen      erste Gemeinderatspräsident der AL           Ich kann alle Graphic Novels von Rutu
Mitstreiter*innen von der AL und den                                                        Modan vorbehaltslos empfehlen –
Menschen aus dem Quartier, mit denen                                                        jeder Band ist ein kleiner Geniestreich
ich für den Erhalt von bezahlbaren Woh-        Ideale als komplexer und kontrastreicher     an Erzählwitz und brillanter Bildspra-
nungen kämpfe.                                 herausgestellt haben, als ich damals         che im Stil der belgischen Schule der
                                               dachte, bleibe ich dem humanistischen        «ligne clair». In ihrem neuesten Werk
Welchen Einfluss kannst Du als Präsi-          Gedankengut und dem Streben nach             steht die Suche nach der mystischen
dent auf den städtischen Politikbetrieb        Emanzipation treu.                           Bundeslade im Zentrum. Sie lässt
nehmen?                                                                                     dabei ein wild zusammengewürfeltes
     Der Spielraum des Gemeinderatsprä-        Du hast lange in Frankreich gelebt.          israelisches und ein kleines palästi-
sidenten ist relativ klein: Er bereitet mit    Warst Du da auch politisch aktiv?            nensisches Team einen Tunnel gra-
dem Büro, in dem alle Fraktionen vertre-           1982 ging ich nach Paris um zu studie-   ben, der tief unter einer Grenzmauer
ten sind, die Geschäfte vor und leitet die     ren. Mitterrand hatte ein Jahr zuvor die     hindurchführt. Wie im richtigen Leben
Ratssitzungen. Dazu kommen repräsenta-         Wahlen gewonnen, vier kommunistische         sind die Vielfalt der Interessen und
tive Aufgaben, welche stark von der            Minister waren in der Regierung. Als         die daraus entstehenden Rivalitäten
Entwicklung der Corona-Pandemie ab-            Student schlug mir die neoliberale Wende     gross – und die Geschichte grandios.
hängen werden. Bestimmt werde ich eher         entgegen. Die grossen Ideale der «Lende-
an der Spitze des 1. Mai-Umzugs anzutref-      mains qui chantent» waren damals ausge-                      David Garcia Nuñez
fen sein als am Sechseläuten. Im Rat ist es    träumt. Es gab 1986 eine starke Student*-                    empfiehlt: The Poli-
mir ein Anliegen, dass Diskussionen            innenbewegung, die ein Numerus Clau-                         tician (2019-), USA,
kontrovers geführt werden können. Aber         sus-Gesetz der Chirac-Regierung zu Fall                      Netflix. Ryan Murphy
mit allem Respekt jenen Mitmenschen            brachte. Ich war in der Soli-Arbeit mit                      gehört weltweit zu den
gegenüber, die im Rat nicht vertreten          Palästina aktiv, organisierte Ferienauf-                     erfolgreichsten Serien-
sind, zum Beispiel Stadtbewohner*innen,        enthalte für Kinder aus den Flüchtlings-                     Regisseuren unserer
die kein Stimmrecht haben. Sie werden in       camps. Später war ich als Leiter eines       Zeit. Abonniert aufs Schrille, Bonbon-
den Voten von ganz Rechts immer wieder         Kulturzentrums in einer links regierten      hafte, Groteske und Verque(e)r-
verunglimpft.                                  Vorstadt kulturpolitisch aktiv. Zu den       te, vermag er jedes Mal die Fans zu
                                               schönsten Erinnerungen aus meinen            überraschen. Das tut er auch dieses
Beschreib doch den Leser*innen Dei-            Frankreichjahren zählen die Kontakte         Mal in «The Politician». Wir lernen zu
nen politischen Werdegang! Was hat             beim Verkauf der Zeitschrift «Humanité       Beginn der Serie einen überambiti-
Dich zum Amt des höchsten Stadtzür-            Dimanche» auf dem Sonntagsmarkt.             onierten 17-jährigen Payton Hobart
chers geführt?                                                                              kennen, der immens reich ist, keine
     Deine Frage hört sich an, als hätte ich   Und zurück in Zürich bist Du der AL          Selbstwertprobleme kennt und nur
dieses Amt angestrebt. Es ist, wie gesagt,     beigetreten …                                ein Ziel im Kopf hat: Präsident der
eher der Zufall, der mich nach dem Rück-           Ich bin 1998 nach Zürich zurückge-       USA zu werden. Sein erster kleiner
tritt von Corinne Schäfli in den Rat ge-       kehrt. Neben meinen Aufgaben als Direk-      Schritt auf diesem langen Weg ist der
bracht hat, und die Bereitschaft der AL-       tor der Promotionsstelle des Schweizer       Schulsprecher*innenposten, womit die
Fraktion, mich für dieses Amt zu               Films und meiner Familie hatte ich wenig     ganze Satire über das US-amerikani-
portieren. Was hingegen kein Zufall ist,       Zeit, mich politisch zu betätigen. Ich       sche Politsystem beginnt. Umgeben
sind meine politischen Ansichten. Die          fühlte mich der AL immer schon nahe          von hochkarätigen Schauspielerinnen
wurden mir gewissermassen in die Wiege         und kandidierte für sie regelmässig im       entpuppt sich der ursprünglich hoch-
gelegt. Ich komme aus einer Familie, in        Wahlkreis 7/8, auch mit geringer Aus-        näsige Payton im Verlauf als so schrill,
welcher die Herzen immer links geschla-        sicht, gewählt zu werden. Die Offenheit      bonbonhaft, grotesk und verqueert,
gen haben. Die Sowjetunion, die den            der in der AL geführten Debatten, ihr        dass wir ihn ins Herz schliessen
Faschismus bezwungen hat, die Überzeu-         unermüdlicher Einsatz für demokratische      (müssen). Nebenbei erfahren wir auch,
gung, dass das Wort Sozialismus für            Rechte und für all jene ohne Stimme          weshalb sich die «moderne» Politik
Überwindung der Ausbeutung und für             überzeugen mich weiterhin.                   vielleicht in den Mitteln, jedoch nicht
Freiheit steht – das war in meinen Jugend-         Interview: Andreas Kirstein,             in den Zielen von der «alten» unter-
jahren prägend. Auch wenn sich diese               AL-Gemeinderat                           scheidet. Ein Hochgenuss.

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AL Info 2/21 – Thema

Überfälliger Siedlungsplan
Nach rund einjähriger Beratung in der Kom-     Leitplanken. Weshalb Stadtrat Richi            Und ein dritter «umgehend geeignete
mission «BeKo RP SLÖBA/V» debattierte          Wolff sicher Recht hatte, als er den bür-      Massnahmen» bei einem Anstieg von
der Gemeinderat an drei Tagen im April         gerlichen «Planverweiger*innen» im Rat         Zweitwohnungen. Die AL gab sich Mühe,
über den ersten kommunalen Richtplan           zurief: «Keinen Plan zu haben, ist nicht       die noble Absicht hinter solchen Anträgen
für Zürich. Er soll die bauliche Entwicklung   der bessere Plan!»                             zu erkennen und stimmte zu, ohne an
der Stadt angesichts der prognostizierten                                                     Wunder zu glauben.
Bevölkerungszunahme für die kommenden          «Hinterherputzen»
Jahre strategisch begleiten. Eine Kernauf-         Die «Bau-Sause» ist bereits in vollem      Der Richtplan braucht «Back-up»
gabe ist die Landsicherung für die Bereit-     Gange. Günstiger Wohnraum wird ver-                Mit zwei Motionen versuchte die AL,
stellung städtischer Infrastruktur wie         nichtet, teurer entsteht. Dieser Mecha-        dem Richtplan den Rücken zu stärken.
Schulen oder auch Sportanlagen. Zusätz-        nismus macht auch vor tadellosem Alt-          Wir sehen heute, was das Instrument der
lich setzt er Schwerpunkte der baulichen       bestand nicht halt. Für viele kommt der        Arealüberbauung in Zürich anrichtet.
Verdichtung, bezeichnet Quartierzentren        sozialdemokratische Appell «Zürich muss        Dafür, dass sie im Vergleich zum Gestal-
und sichert Frei- und Grünräume. Auch          eine Stadt für alle bleiben» also bereits zu   tungsplan eine demokratisch fragwürdige
den flankierenden Massnahmen, die das          spät. Und auch das Netto-Null-Ziel bleibt      Ausnahmeregelung im Baubewilligungs-
Verdichtungsszenario sozialverträglich         bei diesem Ressourcenverschleiss auf der       verfahren darstellt, wird sie in Zürich zu
abfedern sollen, wurde ein kurzes Kapitel      Strecke. Der letzten BZO-Revision, die         häufig benutzt. Weder nimmt sie Rück-
gewidmet.                                      gerade den Grossgrundbesitzer*innen            sicht auf die Quartierstrukturen, noch
    Die AL-Fraktion stimmte dem Richt-         immer noch viel mehr schenkt, als diese        erlaubt sie einen sensiblen Umgang mit
plan in der Schlussabstimmung mit einem        geben müssen, hätte ein kommunaler             den Bewohner*innen. Ganz im Gegenteil
weinenden und einem minimal lachenden          Richtplan mit Leitplankenfunktion defi-        vernichtet sie unter Umständen auch
Auge zu. Christina Schiller wies im Rat        nitiv vorangestellt werden müssen. Weil        einwandfreien Wohnraum und treibt die
darauf hin, dass die AL-Vollversammlung        dem nicht so ist, ist zu fürchten, dass er     Menschen so aus den Quartieren. Die paar
das letzte Wort haben würde.                   – wenn er denn endlich in Kraft tritt –        günstigen Wohnungen, die die neue Rege-
                                               dem durch die BZO ausgelösten Bauboom          lung (§ 49b PBG) generieren wird, sind in
Grosse Herausforderungen brauchen              im besten Fall «hinterherputzen» darf.         diesem Kontext nicht der Rede wert. Und
einen Plan                                                                                    als Rechtfertigung für die Areal-
     Tatsächlich macht einen die Vorstel-      Sind Worte genug?                              überbauung die verhältnismässig kleine
lung fassungslos, dass die grösste Stadt            Die «Unschärfe» des Richtplantexts        Gruppe der Baugenossenschaften ins Feld
der Schweiz bislang keinen Richtplan           provozierte gerade im Kapitel der sozial-      zu führen, die durchaus auch mit einer
hatte, also quasi in ihrer dynamischsten       verträglichen räumlichen Entwicklung           Gestaltungsplanpflicht gut umgehen
Phase ohne Navigationssystem fliegt. Die       dazu, «nachzuschärfen». Die Stadt schlug       könnten, ist eine Frechheit. Wir sind nach
Aufgabenstellung für eine zeitgemässe          zum Beispiel vor, sie setze sich «im Rah-      wie vor überzeugt, dass der Gemeinderat
Stadtplanung könnte komplexer nicht            men ihrer Möglichkeiten für die Bereit-        mit Hilfe der «Königsmacherin» SP die
sein: Für den Landschaftsschutz muss           stellung eines substanziellen Anteils          Stadt und auch die Verwaltung zum
«nach innen» verdichtet werden. Auf dem        preisgünstigen Wohnraums» ein. Das             Wohle von Zürichs Mieter*innen durch
mehrheitlich bereits verbauten Stadt-          kann alles heissen oder auch nichts. Wird      einen Befreiungsschlag zum Glück hätte
gebiet bleibt nur die «Nachverdichtung».       es nun OHNE «im Rahmen ihrer Möglich-          zwingen können.
Der Anteil an preisgünstigen Wohnungen         keiten» mehr günstige Wohnungen geben,             Andrea Leitner, AL-Gemeinde-
muss erhöht, die Ziele der 2000-Watt-          wie ein SP-Antrag forderte? Ein weiterer           rätin
Gesellschaft erreicht, der Langsam-            verlangte «geeignete Massnahmen», die
verkehr gefördert, die Pendlerströme           «die Aufwertung nur ohne Verdrängung
besser kanalisiert und die Co2-Werte           der ansässigen Bewohner*innen zulässt».
drastisch gesenkt werden. Die Stadt hat
ausserdem ein Hitze- und ein Lärmprob-
lem. Sie muss kühler werden, ihre Kalt-
luftströme besser berücksichtigen und
mehr Grünraum sichern, und die Wohn-
gebiete von Verkehrslärm befreien. Dann
ist da auch noch die soziale Durch-
mischung, die sie sich auf die Fahne
geschrieben hat. Das heisst also: Alte,
Junge, Familien, die finanziell Schwachen
und Starken, die heutigen
Bewohner*innen und die Neuen – sie alle
sollen in Zürich leben können. Bauliche
Verdichtung im bereits eingeschlagenen
Tempo und unter den geltenden Bedin-
gungen beisst sich per se mit den ob-
genannten Zielen. Trotzdem muss alles
unter einen Hut. Und dafür braucht es
einen Richtplan mit starken planerischen       Der kommunale Richtplan als Leitplanke für bauliche Verdichtung

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AL Info 2/21 – Thema

Raus aus der Prämienfalle!
Mit dem System der Kopfprämien ist die          45% Nein-Stimmen, gleichentags wurde           Abgesichert sind diese Anteile, die über
Schweizer Gesundheitsversorgung denkbar         auch eine AL-Initiative für die Aufsto-        das gesetzliche Minimum von 80 Prozent
unsozial finanziert. Als Korrektur verpflich-   ckung des Kantonsbeitrags verworfen. Im        hinausgehen, allerdings keineswegs. Nur
tet der Bund die Kantone zur Ausrichtung        Rahmen des Sanierungsprogramms                 ein Ja zur Initiative garantiert die drin-
von individuellen Prämienverbilligungen         Lü2016 beantragte die Regierung eine           gend nötigen Mittel für die Verbilligung
(IPV) an Personen in bescheidenen wirt-         weitere Reduktion auf 70 Prozent, lief         der Krankenkassenprämien von 400'000
schaftlichen Verhältnissen. Bei aller Skep-     damit aber bereits im Parlament auf.           Menschen im Kanton und baut künftigen
sis hat sich die AL von Anfang an für eine           Am 13. Juni stimmen wir über die          Abbauattacken vor.
möglichst grosszügige Prämienverbilli-          Initiative «Raus aus der Prämienfalle» ab.         Niklaus Scherr
gung eingesetzt, die mindestens 30 Pro-         Die von der CVP lancierte und bei der
zent der Bevölkerung und nicht bloss den        Sammlung von der AL aktiv unterstützte
Empfänger*innen von Sozialhilfe und AHV-/       Initiative will die Kürzung von 2011 korri-
IV-Ergänzungsleistungen zugutekommt.            gieren und den Kantonsanteil wieder auf
1999 und 2001 ist es uns mit zwei Volks-        100 Prozent des Bundesbeitrags anheben.
initiativen gelungen, eine massive Aufsto-      2020 lag dieser effektiv bei 84 Prozent und
ckung der kantonalen IPV-Beiträge durch-        fürs Jahr 2021 sind 92 Prozent budgetiert.
zusetzen.
     Seit der Einführung des Neuen Fi-
nanzausgleichs (NFA) überweist der Bund
den Kantonen für die IPV jährlich 7.5% der
Bruttokosten der obligatorischen Kranken-
versicherung. Wieviel diese aus eigenen
Mitteln zuschiessen, ist ihnen freigestellt.
Um das bisherige, massgeblich von der AL
erkämpfte Verbilligungsniveau zu halten,
wurde 2008 beim Übergang zum NFA der
Kantonsbeitrag auf 100 Prozent des Bun-
desbeitrags festgesetzt.
     Die Prämienverbilligung ist seit jeher
ein Objekt der Begierde bürgerlicher
Sparpolitiker*innen. Eine erste Attacke
erfolgte mit der Kürzung des Kantonsan-
teils von 100 auf 80 Prozent des Bundesbei-
trags. Leider erfolgreich: Im Mai 2011
scheiterte das Mitte-Links-Referendum mit       Einreichung der Initiative «Raus aus der Prämienfalle»

NEIN zum PMT-Gesetz
Im Herbst hat das Parlament das Polizei-        weit. Die Vorsteherin des Eidgenössischen          Das Polizeimassnahmen-Gesetz
massnahmen-Gesetz (PMT-Gesetz) durch-           Justiz- und Polizeidepartements, Frau          definiert den Begriff des terroristischen
gewinkt. Dieses neue Gesetz überträgt der       Karin Keller-Sutter, argumentiert mit          Gefährders oder der Gefährderin viel zu
Bundespolizei weitgehende Kompetenzen,          Vorfällen aus der kürzeren Vergangen-          weit. So ist der Willkür der Polizei Tür
um gegen vermeintliche «Gefährder*innen»        heit. Aber erst vor drei Jahren wurden         und Tor geöffnet. Nach den Worten des
Massnahmen ergreifen zu können.                 dem Nachrichtendienst weitreichende            UNO-Sonderberichterstatters für Folter,
     Ohne gerichtliche Genehmigung soll         Kompetenzen und deutlich mehr Mittel           Nils Melzer, kann mit diesem Gesetz auch
die Bundespolizei demnach Gesprächsteil-        zugesprochen; die genannten                    politischer Aktivismus, wie etwa derje-
nahmepflichten, Ausreise-, Kontakt- oder        Einzeltäter*innen konnten aber genau           nige von Greta Thunberg, als «die Staats-
Rayonverbote aussprechen können. Dies           nicht von ihren Taten abgehalten werden.       ordnung beeinflussend» interpretiert
gegen Personen, von denen die Bundespo-         Prävention durch Überwachung und               werden. In Frankreich haben solche
lizei denkt, dass sie die «staatliche Ord-      Repression hat noch nie funktioniert.          Gesetze dazu geführt, dass Öko-
nung verändern» wollen. Um von solchen          Solche Taten lassen sich nur verhindern,       aktivist*innen präventiv in den Hausar-
Präventivmassnahmen getroffen werden            indem man sie an ihrem Ursprung be-            rest gesteckt wurden. Das Gesetz ist eine
zu können, muss man sich NICHT straf-           kämpft: Die Radikalisierung von Jugend-        massive Gefahr für unsere Grundrechte,
bar gemacht haben. Ein Verdacht der             lichen und jungen Erwachsenen kann             weshalb ich am 13. Juni 2021 ein klares
Polizei reicht. Kurz: Dieses Gesetz unter-      verhindert werden, indem wir sie nicht         NEIN empfehle!
gräbt den Rechtsstaat und unsere Grund-         aus unserer Gesellschaft ausschliessen,            Markus Gerber, AL Winterthur
rechte.                                         in ihre Bildung investieren und ihnen so
     Das PMT-Gesetz geht entschieden zu         attraktive Zukunftsperspektiven bieten.

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AL Info 2/21
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AL Limmattal: Vor-                        Unruhe bewahren auf
schau Wahlen 2022
                    Die AL Limmattal
                                          Winterthurer Art
                    besetzte in der
                    letzten Legislatur-   Anfang des nächsten Jahres finden in           kleine Events zu veranstalten. Ausserdem
                    periode sowohl in     Winterthur die Wahlen für den Stadt-           befindet sich die AL Winterthur mitten in
                    Dietikon als auch     und Gemeinderat statt. Oder für das            einem Umwandlungsprozess, durch den
                    in Oberengstrin-      Stadtparlament. Darüber werden die             alte Strukturen hinterfragt und gegebe-
                    gen Behördensit-      Stimmbürger*innen noch im September            nenfalls neu aufgebaut werden. Dies bietet
                    ze, weshalb diese     mit der Revision zur Gemeindeordnung           neuen Kräften einerseits die Möglichkeit,
                    Gemeinden bei         entscheiden. Unabhängig von diesem Ent-        sich einzubringen und die AL aktiv mitzu-
den Wahlen 2022 im Vordergrund            scheid bringen sich die Parteien bereits in    gestalten, macht aber andererseits eine
stehen werden.                            Stellung. Erste Stadtratskandidaten stehen     klare Positionierung schwierig. Wir
     In Dietikon werden wir bei den       bereits fest, so wie ein Anwärter auf das      lassen uns nicht stressen, noch bleibt
Parlamentswahlen antreten, wobei          Amt des Stadtpräsident*in. Die Partei-         genug Zeit. Und solange die politischen
es sich bisher als schwierig erwie-       en buhlen in verschiedensten Formen um         Gegner*innen in den Medien über uns
sen hat, Kandidierende – vor allem        neue Mitglieder und Kandidat*innen und im      lästern, sind wir auf einem guten Kurs.
Frauen – zu finden. Deshalb ist damit     Landboten durften sich die Amtsältesten
zu rechnen, dass der bisherige Amts-      der Fraktionen jüngst darüber äussern, was     Gesucht: Spitzenkandidatinnen
inhaber Ernst Joss wieder antreten        sie am Ratsbetrieb am meisten nervt und             Für mediale Aufmerksamkeit sorgen
wird. Seine Bekanntheit dürfte uns        was sie trotzdem bei der Stange hält.          wir aber auch selbst regelmässig, weshalb
auch diesmal einen Sitz bringen.                                                         die Exponent*innen in den verschiedenen
Stimmen erhält man insbesondere,          Nervenfaktor AL                                Ämtern eine besondere Verantwortung
wenn man bekannte Personen für die            Dabei wurde auf die eine oder andere       haben, die AL gut nach Aussen zu vertre-
Liste gewinnen kann. Darauf werden        Art auch die AL als nervender Faktor           ten. Fest steht jetzt schon, dass wir nicht
wir unser Augenmerk richten. Eine         erwähnt. Was ich eher als Kompliment           für den Stadtrat kandidieren werden und
Beteiligung an den Stadtratswahlen        statt als Kritik betrachte. Schliesslich       dass wir eine Kandidatur für die neue
steht hingegen nicht im Vordergrund.      sind wir 2018 mit dem Motto «Unruhe            Schulpflege suchen müssen. Die Liste für
     Die politischen Behörden in          bewahren» in den Wahlkampf gestiegen.          die Parlamentswahlen nimmt langsam,
Oberengstringen sind durch einen          Da ist es nur richtig, wenn die alteingeses-   aber sicher Gestalt an, auch wenn noch
Klüngel von langjährigen Mandats-         senen Parteien sich an einem stören. Wie       einige Spitzenkandidatinnen fehlen.
trägerinnen und -trägern geprägt.         der Wahlkampf 2021/2022 der AL Winter-         Sollte sich frau nun angesprochen fühlen,
Dies erschwert es neugewählten            thur genau aussehen wird, steht jedoch         darf sie sich gerne bei uns melden. Wir
Mitgliedern, in den Behörden Fuss zu      noch nicht fest. Corona verunmöglicht es       wollen sicher weiter unbequem bleiben
fassen. Deshalb treten viele bereits      grösstenteils, nach altbewährter Weise         und den Stachel im Fleisch des doch sehr
nach kurzer Zeit zurück. Ähnlich          vorzugehen, also Gespräche mit den             familiären und deshalb etwas langweili-
ergeht es auch unserer Vertreterin        Menschen auf der Strasse zu suchen,            gen Winterthurer Politbetriebs sein.
in der Sozialbehörde, die sich noch       Stadtführungen zu organisieren oder
unsicher ist, ob sie zu den nächs-                                                       Nadelstiche setzen
ten Wahlen wieder antreten wird.                                                             Ich schaue trotz all den Baustellen
Hinzu kommt, dass insbesondere                                                           positiv in die Zukunft der AL und auf die
der Gemeinderat in seiner Zusam-                                                         Wahlen 2022. Wir haben eine treue Basis
mensetzung längst nicht mehr den                                                         und werden die grüne Welle mit Sicher-
Stärkeverhältnissen der Parteien                                                         heit überstehen. Je nach dem liegt sogar
entspricht. So sind die SVP und die                                                      ein dritter Sitz drin, den wir 2018 nur
CVP übervertreten, während grosse                                                        knapp verpassten. Der Wahlkampf um die
Parteien wie die SP und die FDP                                                          sechs Schulpflegeämter dürfte zudem
gar nicht mehr vertreten sind. Das                                                       spannend werden. Ohne Sekretariat und
Ansehen der Behörden in der Bevöl-                                                       geringen finanziellen Mittel bleibt uns
kerung hat schon seit Jahren stark                                                       nichts anderes übrig, als weiter Nadelsti-
gelitten, was sich darin äussert,                                                        che zu setzen und unsere Positionen klar
dass sämtliche Parteien Mühe ha-                                                         in die Öffentlichkeit zu tragen. «Unruhe
ben, Kandidatinnen und Kandidaten                                                        bewahren» steckt auf jeden Fall in der
zu finden. Noch ist nicht absehbar,                                                      DNA der AL Winterthur. Sowohl nach
ob es auf die Wahlen hin zu Rück-                                                        Aussen, wie auch nach Innen. Und das
tritten kommen wird. Die allgemeine                                                      beflügelt.
Unzufriedenheit könnte jedoch dazu                                                           Roman Hugentobler, Gemeinderat
führen, dass sich über Parteigrenzen                                                         AL Winterthur
hinweg neue Allianzen bilden, um
das alte und überholte Machtkartell
aufzubrechen. Ohne Rücktritte
einiger Sesselkleber sind die Erfolgs-
chancen aber sehr fraglich.
     Stefan Bolz, AL Limmattal

                                          Winterthurer Gemeinderat Hugentobler

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AL Info 2/21
                                                              6/19 – Aus den Räten

In der Klimapolitik einen Schritt                                                             Unruhe bewahren
vorwärts gemacht                                                                              6. Februar: AL-Zoom-Konferenz zu
                                                                                              Netto Null 2030 Stadt Zürich mit
                       Wenn wir uns über       andere Sanierungsmassnahmen vorgenom-          Jonas Kampus (Klimastreik), Rahel
                       CO2-Einsparpoten-       men werden. Um dies zu finanzieren,            Gessler (Stadt, GUD) und Walter
                       ziale in der kantona-   werden die kantonalen Subventionen             Angst (AL).
                       len Politik Gedan-      weiter ausgebaut. Einzig der Ausnahme-         10. Februar: Gemeinderat bewilligt
                       ken machen, landen      regelung für Biogas stehen wir kritisch        20 Mio für das Drei-Drittelsmodell zur
                       wir unweigerlich bei    gegenüber. Diese soll das Heizen mit «zerti-   Mietreduktion für Betriebe, die von
                       den Bauvorschrif-       fiziertem» Biogas erlauben, sofern dessen      Covid-19-Schliessungen betroffen
                       ten, da diese die       Anteil 80% am gesamten Gas beträgt.            sind (Umsetzung des Postulats Angst
                       grössten Einsparpo-     Dieser Anteil ist viel zu gering, um Wir-      (AL) und Leiser (FDP).
                       tenziale bieten. Mit    kung zu erzielen. Ausserdem haben wir          26. Februar: Stadtrat Richard Wolff
der Revision des kantonalen Energiegeset-      berechtigterweise starke Vorbehalte gegen-     verzichtet 2022 auf Wiederkan-
zes wurde dies zusammen mit der Umset-         über den Zertifikaten. Dieser parlamenta-      didatur. Walter Angst und Olivia
zung des neuen CO2-Gesetz angegangen.          rische Kompromiss ermöglicht letztendlich      Romanelli stellen sich für Kandidatur
     Im Kern werden mit dem neuen Gesetz       der FDP, sich das grüne Mäntelchen über-       zur Verfügung.
Heizungen mit fossilen Brennstoffen verbo-     zuziehen. Durch die Biogasregelung wird        8. und 10 März: AL-Fraktionserklä-
ten. Bei Neubauten gilt dies ab sofort, bei    das Sparpotential zwar leicht geschmälert,     rung im Kantonsrat und gemeinsame
den restlichen Bauten soll dies beim nächs-    es ist aber immer noch enorm. Deshalb ist      Fraktionserklärung von AL, Grünen
ten Heizungsersatz geschehen. Elektrohei-      der Ausstieg aus den fossilen Energien         und SP im Gemeinderat gegen Polizei-
zungen müssen bis 2030 ersetzt werden.         alternativlos.                                 einsatz bei Frauen*demos vom 6. und
Finanziell dürfen diese Anlagen über ihren          Der AL ist allerdings bewusst, dass das   8. März. AL-Gemeinderätin Christina
gesamten Lebenszyklus maximal 5% teurer        Augenmerk nun auf die Verteilung der           Schiller reicht dazu zwei Anfragen ein.
sein, ansonsten greift eine Härtefallrege-     entstehen Kosten gerichtet werden muss.        15. März: Parlamentarische Initiative
lung. Ersetzt werden sollen diese Erdölhei-    Es darf nicht sein, dass die Mietenden die     der AL-Fraktion für eine zeitlich be-
zungen hauptsächlich durch von Solar-          Kosten für die Ersatz der Heizung überneh-     fristete Covid-19-Zuschlagsteuer auf
strom gespeiste Wärmepumpen. Nach ihrer        men müssen, denn dieser lässt sich auch        grössere Vermögen verfehlt mit 57
Installation sind diese Pumpen billiger im     ohne grössere Kostensteigerung leicht          Stimmen das Mindestquorum für die
Betrieb als fossile Heizungen. Alternativ      umsetzen.                                      vorläufige Unterstützung.
zur Photovoltaikanlage können auch                  Manuel Sahli, AL-Kantonsrat               17. März: Gemeinderat überweist
                                                                                              Postulat von David Garcia (AL) gegen
                                                                                              Coop-Projekt für die Umnutzung

Demos in Zeiten der Pandemie                                                                  Sihlquai 280-284 und drohende
                                                                                              Vertreibung der Mieter*innen.
                                                                                              19. März: Hochbauvorsteher
                                                                                              Odermatt und Baudirektor Neukom
                        Ob und wie in          sieht auch der Bundesrat so. Er erliess am     einigen sich und erfüllen AL-Postulat:
                        Pandemiezeiten         20. Juni 2020 erstmals die Covid-19-Ver-       Güterbahnhof-Hallen werden noch
                        politische Proteste    ordnung «Besondere Lage» (818.101.26)          nicht abgerissen, Verein Zitrone erhält
                        erlaubt sein sollen,   Diese erlaubt ausdrücklich politische          Zwischennutzungsvertrag, Kunsthalle
                        darüber wird seit      Kundgebungen mit mehr als 1000 Perso-          ART DOCK kann vorerst bleiben.
                        einem Jahr gestrit-    nen unter Einhaltung der Maskenpflicht.        1. April: Von der AL mitinitiierte Be-
                        ten. Das Thema              Es ist klar: In Anbetracht der Covid-     schwerde (abstrakte Normenkontrolle)
                        beschäftigte auch      Pandemie muss physischer Kontakt               gegen das generelle Demoverbot in
                        das Parlament:         zwischen den Menschen reduziert werden,        der kantonalen Covid-19-Verordnung
                        Vier schriftliche      im Bewusstsein, dass Versammlungen ein         beim Verwaltungsgericht.
                        Anfragen wurden        Infektionsrisiko tragen. Es ist ebenso         7-10. April: AL-Gemeinderätinnen
eingereicht, drei Fraktionserklärungen         klar, dass in der derzeitigen Lage das         Andrea Leitner und Christina Schiller
verlesen und eine Beschwerde ans Ver-          Bedürfnis besteht, Protest zu äussern und      kritisieren in der Richtplan-Debatte
waltungsgericht unterzeichnet. Und wir         ihn sichtbar zu machen. Es ist nicht           fehlende Mieter*innenschutz-Mass-
sind noch keinen Schritt weiter.               nachvollziehbar, warum der Stadtrat nach       nahmen bei der geplanten baulichen
     Der Regierungsrat bleibt hart: Vom        über einem Jahr Pandemie noch immer            Verdichtung.
19. April bis Ende Mai sind im Kanton          keine Richtlinien erlassen hat, die das        21. April: Gemeinderat bewilligt 4.6
Zürich bei Kundgebungen und Unter-             Demonstrationsrecht mit den Schutzmass-        Mio für Pilotprojekt für medizinische
schriftensammlungen maximal 100 Perso-         nahmen in Einklang bringen. Dabei wäre         Versorgung von Sans-Papiers und
nen zulässig. Zum zweiten Mal in Folge         es einfach. Jede Demo wird (wie immer          erfüllt damit eine 2018 überwiesene
wird es keine offizielle 1.Mai-Kundgebung      schon) unter Berücksichtigung der aktu-        AL-Motion.
geben, denn die Auflage lässt sich in der      ellen Corona-Risikolage überprüft. Zahl-
Praxis nicht umsetzen, kommt de facto          reiche europäische Städte machten vor,
einem Demoverbot gleich. Wie sollen die        wie Kundgebungen unter Einhaltung der          Finanzen
Organisator*innen denn garantieren             Schutzmassnahmen erlaubt werden                Damit wir Unruhe bewahren können,
können, dass nicht 101 Personen an der         können.                                        sind wir dankbar für jede Spende:
Demo teilnehmen? Pandemie hin oder her              Christina Schiller, AL-Gemeinde-          Alternative Liste Zürich,
– die politischen Grundrechte dürfen                rätin                                     PC 87–63 811–5
nicht ausser Kraft gesetzt werden. Das                                                        IBAN: CH53 0900 0000 8706 3811 5

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AL Info 2/21 – Das Letzte

AL initiiert kantonale
Volksinitiative
                                            Totalrevision CO2 Gesetz
                     Auf Vorschlag          Es ist eher selten, dass man sowohl ein Ja    setzt, wo wir gut und auf relativ einfache
                     der AL lanciert        als auch ein Nein zu einer Vorlage begrün-    Weise CO2 einsparen können, wirkt sie
                     ein Bündnis aus        den könnte und dennoch eine klare Vorstel-    besonders zielführend.
                     SP, Grünen, CSP,       lung davon hat, in welche politische Rich-
                     GBKZ, Travail          tung es gehen müsste. Doch genau dies         Klimaziel von Paris wird verfehlt
                     Suisse sowie           liegt beim CO2-Gesetz vor.                         Das Gesetz geht in die richtige Rich-
                     Juso und Jungen                                                      tung, ist aber zu harmlos. Die Wissen-
                     Grünen auf den         Was beinhaltet das neue Gesetz?               schaft ist sich einig, dass mit solch einem
                     1. Mai 2021 die             Im Gebäudebereich dürfen Neubauten       Gesetz das 1.5°C-Ziel von Paris nicht
kantonale Volksinitiative «Faire            keine CO2 -Emissionen aus fossilen Brenn-     erreicht werden kann. Auch das vom
Finanzierung der Corona-Hilfen».            stoffen mehr ausstossen. Diese Massnah-       Gesetz selbst deklarierte Ziel von Netto-
Mit der Volksinitiative soll erreicht       me ist aufgrund des hohen CO 2 -Sparpo-       Null bis 2050 dürfte unerreichbar sein.
werden, dass die oberste Progressi-         tenzials zwar zu begrüssen, sie wird          Daher gibt es an dem Gesetz nicht viel zu
onskurve bei der Vermögenssteuer            allerdings im Kanton Zürich mit dem           loben.
für die Dauer von drei Jahren um 20%        neuen Energiegesetz bereits nachvollzo-            Dass das Gesetz zu harmlos ist, lässt
erhöht wird. Vermögen ab 3’158’000          gen.                                          sich gut an einer Aussage von Bundesrä-
Franken (Grundtarif) respektive                  Die heutigen CO 2 Zielwerte werden bei   tin Simonetta Sommaruga im VCS-Maga-
3’235’000 Franken (Verheirateten-           Autos um 37.5% und bei Lastwagen um           zin festmachen: Sie lobt die Flugticketab-
tarif) werden so stärker besteuert.         30% gesenkt. Hier weist das Gesetz aller-     gabe als sozialverträglich, da eine
Mit dieser Zusatzabgabe fliessen            dings eine Schwachstelle auf, da es weiter-   Familie, die «nur» einmal im Jahr fliegt,
jährlich rund 100 Millionen Franken         hin mit Durchschnittsgrenzwerten arbei-       sogar vom Gesetz profitieren würde.
zusätzlich in die Staatskasse.              tet, was den Effekt dementsprechend           Indirekt senden solche Äusserungen die
     Corona schüttelt die kantonalen        reduziert: Verkauft die Autoindustrie ein     verheerende Botschaft, dass wir so weiter-
und kommunalen Finanzen gewaltig            besonders emissionsarmes Auto, kann sie       leben können wie bisher. Doch genau hier
durch: Der Kanton hat bis heute             im Gegenzug eine weitere Dreckschleuder       braucht es einen Gesinnungswandel:
Corona-Hilfen von über 1.2 Milliarden       verkaufen. Dass Treibstoffimporteure neu      Wenn weiterhin nach Lust und Laune in
Franken gesprochen. Der mittelfristi-       20 % des CO2 -Ausstosses mit Klimaschutz-     der Weltgeschichte herumgeflogen wird,
ge Finanzausgleich sieht ein Defizit        projekten in der Schweiz kompensieren         rückt das Pariser Klimaziel in weite
von über 1 Milliarde Franken vor.           müssen, ist hingegen begrüssenswert.          Ferne. Fakt ist: Fliegen ist ein Wohl-
Nebst den Mehrausgaben werden                    Ein weiterer, wichtiger Punkt des        standsluxus auf Kosten unseres Planeten
in Zukunft die Steuereinnahmen              Gesetzes sind Lenkungsabgaben. Die            und sollte deshalb keine Selbstverständ-
erheblich sinken. Die Unternehmens-         mögliche CO2 -Abgabe, deren Obergrenze        lichkeit sein. Stattdessen ist der Verzicht
steuerreform wird ab 2022 zu Min-           bisher bei CHF 120 pro Tonne CO2 lag,         darauf eine einfach zu vollziehende und
dereinnahmen von mindestens 100             kann vom Bundesrat neu auf bis zu             wirksame Massnahme, um unsere Treib-
Millionen jährlich führen. Geschlos-        CHF 210 erhöht werden. Leider beinhaltet      hausgasemissionen zu reduzieren.
sene Geschäfte, vermehrte Arbeits-          das Gesetz an dieser Stelle eine fragwür-          Trotz aller Kritik ist das Gesetz aber
losigkeit und tiefere Einkommen             dige «kann» Formulierung. Diese Abgabe        auch ein Schritt in die richtige Richtung.
wegen Kurzarbeit werden zu tieferen         greift erst, wenn die Klimaziele nicht        Eine Ablehnung wäre fatal, wobei die
Steuereinnahmen bei natürlichen             eingehalten werden.                           berechtigte Kritik am CO2 -Gesetz unter-
Personen führen.                                 Der öffentlich umstrittenste Punkt ist   gehen würde. Daher ist dem Gesetz zuzu-
     Wichtig ist, dass die Linke sich       die Einführung einer neuen Lenkungsab-        stimmen, im Wissen darum, dass es damit
in der Frage der Finanzen frühzeitig        gabe auf Flugtickets von 30 bis 120 Fran-     noch längst nicht getan ist.
und richtig positioniert. Regierungs-       ken. Dabei soll eine Hälfte des Geldes über        Manuel Sahli, AL-Kantonsrat
rat Ernst Stocker hat bereits Anfang        die Krankenkasse der Schweizer Bevölke-
Jahr die Erhöhung der Mehrwertsteu-         rung zurückgezahlt werden, während die
er propagiert, wovon die Kantone            andere Hälfte in den Klimafonds geht. Da
profitieren könnten. Die Mehrwert-          diese Lenkungsabgabe genau dort ein-
steuer ist tendenziell eine unsoziale
Steuer, weil sie alle gleichermassen
betrifft. Wohlhabende geben viel-
leicht mehr aus und zahlen so mehr
Mehrwertsteuern, damit wird aber
nicht derselbe Ausgleich wie bei den
direkten Steuern geschaffen. Wer
über 3 Millionen Vermögen besitzt,
ist privilegiert. Wer derart privilegiert
ist, kann einen Beitrag an die Kosten
der Corona-Hilfen leisten.
     Sammelstart ist der 1. Mai 2021
und innert sechs Monaten müssen
wir 6'000 Unterschriften sammeln.
     Markus Bischoff, AL-Kantonsrat

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