INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT

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INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
INFO
                          Fachbereich Sport
                          Regierungspräsidium Karlsruhe • Abteilung 7 Schule und Bildung

                          Ausgabe 2/2010                                   Heft 36

           REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE

2/2010		       INFO-Fachbereich Sport		                                                1
INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
Im Brennpunkt:
HERausgeber                     Trendsportarten in der Schule

                                                                                                                           IMPRESSUM/INHALTSVERZEICHNIS
Regierungspräsidium Karlsruhe
Abteilung Schule und Bildung    Vorwort                                                                            4
Fachbereich Sport
                                Leitartikel
                                Newsport im Sportunterricht                                                        5

                                Fachartikel und Beiträge aus den Schulen
zusammenstellung und
                                Trendsport Turnen                                                                  7
redaktion
                                Indiaca                                                                            9
Wolfgang Essig
                                Jumpstyle                                                                         11
Manfred Reuter
                                Cheerleading, Johann-Philipp-Reis-Schule Weinheim                                 14
                                Schulzirkus, Schlossgartenschule Pfinztal-Berghausen                              17
                                Einrad, Grundschule Oberweier                                                     20
                                Headis                                                                            22
druck und gestaltung
Regierungspräsidium Karlsruhe   Projekte
                                Früh übt sich                                                                     25
                                Sportprojekttag, Otto-Hahn-Gymnasium Nagold                                       26

www.rpk-sport.de                Aktuelle Informationen
                                Statistik Sportabitur 2010                                                        28
                                Regionalteams Sport an den Staatlichen Schulämtern (Aktualisierung)               31
                                Buchvorstellung: Fitnessspiele für Kinder und Jugendliche                         34

                                Reihe „Spitzensportler in der Schule“
                                Interview mit Shanice Kraft, Patrick Domogala, Leichtathletik                     35

                                Pressespiegel                                                                     39

                                ______________________________________________
                                Der Kürze wegen wird in einigen Artikeln die männliche Substantivform verwendet

                                Redaktionsschluss Heft 1/2011 15. März 2011

2/2010		                               INFO-Fachbereich Sport		                                                        3
INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
Vorwort
vorwort

            In diesem Heft wird das Schwerpunktthema „Trendsportarten im Schulsport“
            fortgeführt. Dies erschien uns einerseits wegen des vielfältigen Angebots, welches
            den Rahmen nur einer Ausgabe des Sport INFO weit überschritten hätte, sowie
            andererseits wegen der positiven Resonanz von Lesern auf Sport INFO 35, als
            gerechtfertigt. Wir freuen uns auch in diesem Heft eine Reihe von interessanten
            Beiträgen zu diesem Thema vorstellen zu können und danken den Autoren ganz
            herzlich für ihre Mitarbeit.

            Es ist uns bewusst, dass die hier beschriebenen Beispiele einer Gleichsetzung
            der Begriffe Trendsport mit Newsport im Sinne der im Leitartikel von Prof. Dr.
            P. Neumann dargestellten Definitionen nicht in jedem Fall standhalten können.
            Sportarten wie Turnen oder das aus der Turnbewegung hervorgegangene Spiel
            Indiaca erscheinen auf den ersten Blick wenig „trendig“ oder gar „new“ zu
            sein. Im Kontext mit der unzweifelhaften Trendsportart „Le Parcour“, welche in
            der Ausgabe 35 des Sport INFO vorgestellt wurde oder mit dem in diesem Heft
            beschriebenen Zirkusprojekt Makkaroni werden Beispiele aufgezeigt, wie auch
            für das von manchen als angestaubt angesehene Turnen der Brückenschlag zur
            angesagten Trendsportart möglich wird.

            Eine andere Frage ist, wie und ob es überhaupt wünschenswert ist, „Newsports“
            wie Jumpstyle, Einrad, Inlineskating, Cheerleading oder gar Headis in den
            Schulsport zu integrieren. Sicherlich wird der reguläre Sportunterricht mit den
            normalen Klassengrößen hier vielfach an seine Grenzen stoßen.
            Ganz anders stellt sich jedoch die Situation dar, wenn Trendsportarten in
            das außerunterrichtliche Sportangebot einer Schule einbezogen werden. Für
            Sportprojekttage, Schulfeste, AG‘s oder Schullandheimaufenthalte, aber auch
            im Rahmen der Ganztagsschulbetreuung können diese neuen Bewegungs-
            und Spielangebote schon allein durch die Attraktivität des Neuen bereichern
            und eröffnen dem Schulsport neue Möglichkeiten. Häufig steht neben bzw.
            wegen den oft spektakulären koordinativen Bewegungserfahrungen auch ein
            erlebnispädagogischer Ansatz im Focus vieler Trendsportarten. Wenn sich wie beim
            vorgestellten Zirkusprojekt Makkaroni ein viele Jahre währender, nachhaltiger
            Erfolg einstellt, ist es durchaus berechtigt auch einer Trendsportart einen Platz im
            Schulcurriculum zu gewähren.

            Für alle Aktivitäten gelten jedoch Sicherheitsbestimmungen, die im Beitrag der
            Unfallkasse Baden-Württemberg für die eine oder andere Trendsportart kritisch
            betrachtet werden und zum Schutz der anvertrauten Schüler aber auch zum
            Selbstschutz der die Verantwortung tragenden Schulleitungen und Kollegen
            berücksichtigt werden müssen.

            Abschließend bleibt festzuhalten, dass alle Beiträge in einem möglichst breiten
            sportlichen Spektrum ausgewählt wurden, um unseren geschätzten Leserinnen
            und Lesern Anregungen für eigene Erfahrungen mit Trendsportarten in der Schule
            zu geben.

            Leitthema der nächsten Ausgabe des Sport-INFO wird das Thema „Krafttraining,
            auch ein Thema für den Schulsport?“ sein. Schulen, die in diesem Themenfeld
            Erfahrungen gesammelt und Projekte initiiert haben, bitten wir um Beiträge.

            Die Redaktion

          4		                            INFO-Fachbereich Sport		                                  2/2010
INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
„Ei – was machen die denn da?“ - Newsport im

                                                                                                                                 LEITARTIKEL
Sportunterricht!
Peter Neumann

Welchen Stellenwert neue Sportarten        (lang) darstellt? Und wer kann zusi-       („Macht mir das Waveboarden dauer-
im Sportunterricht haben oder in Zu-       chern, dass der in der Schule rezipierte   haft so viel Spaß, dass ich mir gleich
kunft zugesprochen bekommen, hängt         „Trendsport“ tatsächlich einen gewis-      ein eigenes Board kaufen oder wün-
nicht zuletzt von den verantwortlichen     sen Neuigkeitswert besitzt?                schen muss?“) ebenso wie die Frage
Sportlehrkräften sowie von den räum-       Bei einer konsequenten Auslegung des       nach dem individuellen Sinn und einer
lich-materiellen Rahmenbedingungen         Trendsportbegriffes sind die Kreise        weitergehenden Beschäftigung mit ei-
an den Schulen ab. Denn die Bildungs-      dessen, was als Trendsport zu bezeich-     ner neuen Sportart beispielsweise im
pläne (2004) in Baden-Württemberg          nen ist, so klein, dass für den Schul-     Rahmen einer AG.
sehen die Thematisierung neuer Sport-      sport womöglich kaum etwas übrig           Drittens sollen und können den Schüle-
arten im Schulsport ausdrücklich vor.      bleibt. Denn Vieles, was den Weg in        rinnen und Schülern Ausschnitte aus
Doch was sind eigentlich News im           den Schulsport gefunden hat, wie In-       der aktuellen Bewegungswelt präsen-
Schulsport? Wozu sollen News im            lineskating,    Beachvolleyball    oder    tiert werden, um Phänomene der ju-
Schulsport angeboten werden und wel-       Snowboarden, gehört doch schon             gendlichen Lebenswelt und Bewe-
che Empfehlungen sind für die schul-       längst zum etablierten Sport. Deshalb      gungswünsche der Jugendlichen auf-
sportliche Praxis hilfreich?               spreche ich vereinfachend von „News“       zugreifen (vgl. Laßleben & Neumann,
                                           im Sport und meine damit einen of-         2004). Denn Schülerinnen und Schüler
                                           fenen Pool jener Bewegungsformen,          haben durchaus Interesse an neuen
Was ist mit News gemeint?                  die in den letzten 10 Jahren Beachtung     Sportarten und monieren einen in die-
Obwohl sich die Bezeichnung „Trend-        und Verbreitung in der Bewegungspra-       ser Hinsicht eher konservativen Sport-
sport“ im Sprachgebrauch etabliert         xis gefunden haben.                        unterricht (vgl. DSB-SPRINT-Studie,
hat, ist eine gewisse begriffliche Un-                                                2006, S. 142). Zudem bietet Schulsport
schärfe zu konstatieren. Beispielswei-                                                für manche Schülerinnen und Schüler
se legt Laßleben (2009) folgende um-       Wozu sollen News im Schulsport             die einzige Gelegenheit, mit neuen
fängliche Begriffsbestimmung vor:          angeboten werden?                          Sportarten in Kontakt zu kommen und
„Unter Trendsport werden neue, sport-      Angesichts der bunten Vielfalt neuer       damit vielleicht auch einen Anreiz, sich
liche Bewegungsformen verstanden,          Bewegungsaktivitäten fällt eine verall-    (mehr) zu bewegen.
die sich über mehrere Jahre hinweg zu-     gemeinernde pädagogische Legitima­
nehmender       Beliebtheit   erfreuen.    tion schwer. Deshalb müssen die fol-
Trendsport wird primär in informellen      genden, eher allgemein gehaltenen          .Welche Empfehlungen sind für die
Kontexten organisiert, betont erlebnis-    Hinweise dahingehend konkretisiert         schulsportliche Praxis hilfreich?
und verlaufsorientiert ausgeübt und        werden, dass die spezifischen Förder-
vorwiegend nach stilistischen Kriterien    potenziale für den betreffenden Sport      Wer News für den Schulsport fordert,
bewertet. Die durch ihre Verbindung        weiter herausgearbeitet werden. Mei-       muss wissen, dass dieser Sport
mit hochwertigen Sportgeräten exklu-       ner Ansicht nach lässt sich eine The-      •	erstens nicht von allen Akteuren im
siven Sportarten werden von den Ak-        matisierung von News im Schulsport            Schulsport gleichermaßen ge-
tiven in ihren Lebensstil eingebunden      mit drei didaktischen Intentionen be-         schätzt wird,
und umfassend kommerzialisiert“ (S.        gründen:
45).                                       Erstens soll und kann den Schülerinnen     •	zweitens kein Garant für gelin-
Eingearbeitet sind in diese Nominalde-     und Schülern geholfen werden, sich im         genden und motivierenden Unter-
finition sieben Merkmale, mit deren        Feld der News ein Stück weit zu orien-        richt ist,
Hilfe Unterscheidungen zum traditio-       tieren, indem die Schüler eigene moto-
nellen Sport getroffen werden: zuneh-      rische Erfahrungen sammeln und neue        •	drittens auch nicht überall angebo-
mende Verbreitung (1), Zeitdauer von       Sportarten ausprobieren. Dies er-             ten werden kann, weil beispielswei-
mehreren Jahren (2), Neuigkeitswert        scheint notwendig und sinnvoll, weil          se räumlich-materielle oder ander-
(3), Gestaltungsoffenheit (4), Stilisie-   man davon ausgehen kann, dass neue            weitige organisatorische Vorausset-
rung und Lebensstileinbindung (5), Er-     Bewegungsaktivitäten im alltäglichen          zungen nicht gegeben sind.
lebnis- und Verlaufsorientierung (6),      Sportunterricht eher vernachlässigt
Exklusivität und Kommerzialisierung        werden (vgl. Balz, 2001, S. 4).            Angesichts der unterschiedlichen Be-
(7). Allerdings bleibt ungesagt, ob und    Zweitens sollen und können die Schü-       dingungen an Schulen und der Vielzahl
inwieweit diese Merkmale erfüllt sein      lerinnen und Schüler in ihrer Urteilsfä-   möglicher Bewegungsaktivitäten kön-
müssen, um von Trendsport sprechen         higkeit gefördert werden, indem ihnen      nen keine allgemeingültigen Empfeh-
zu können. Erschwerend sind zudem          mögliche Beurteilungskriterien aufge-      lungen für eine Gestaltung formuliert
die beiden zeitbezogenen Merkmale:         zeigt werden und sich die Auseinander-     werden. Aus dem Gesagten lassen
Wer hat die Definitionshoheit, um zu       setzung mit News nicht auf ein ober-       sich jedoch vier Hinweise ableiten:
entscheiden, ob eine neue Bewe-            flächliches Kennen lernen beschränkt.      1.	Um bestehende unterrichtliche
gungsform lediglich eine Modeerschei-      Zu nennen sind Aspekte einer kri-              Zeitzwänge, Benotungsfragen oder
nung (kurz) oder einen stabilen Trend      tischen Sportkonsumentenerziehung              Materialengpässe zu entkräften,

2/2010		                                          INFO-Fachbereich Sport		                                                  5
INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
können News vermehrt im außer-               der Schülerinnen und Schüler Be-        Parcours (vgl. Neumann, 2006).
                 unterrichtlichen Bereich des Schul-          achtung finden, wie das Bedürfnis
LEITARTIKEL

                 sports angeboten werden, indem               nach Exploration („Ich möchte Hea-      Literatur
                 beispielsweise entsprechende AG-             dis ausprobieren - das kenne ich        Balz, E. (2001).
                 Angebote an den Schulen einge-               noch gar nicht“), das Bedürfnis nach    Trendsport in der Schule. sportpädago-
                 richtet werden (hierzu finden Leser          selbstorganisiertem Lernen („Las-       gik 25 (6), 2-8.
                 in der Zeitschrift sportpädagogik            sen Sie uns mal machen – wir krie-
                 6/2010 einige praxisnahe Beispiele           gen das schon hin!“), das Bedürfnis     Bindel, T. (2008).
                 und Anregungen).                             nach Lernunter­stützung („Ich möch-     Soziale Regulierung in informellen
                                                              te auch auf der Slackline gehen; wie    Sportgruppen. Hamburg: Czwalina.
              2.	Um die Schülerinnen und Schüler             geht das?“) und das Bedürfnis nach
                  für eine kompetente Teilhabe an in-         Präsentation („Guckt mal, wie schnell   Deutscher Sportbund (Hrsg.).
                  formellen Praxen des Newsports zu           ich die Becher stapeln kann!“).         DSB-SPRINT-Studie. Eine Untersu-
                  qualifizieren, sollten die Schüler          Wünschenswert ist es also, wenn         chung zur Situation des Schulsports in
                  auch lernen, neue Sportarten mög-           die Explorationsphasen eher groß-       Deutschland. Aachen: Meyer & Meyer
                  lichst selbstständig zu organisieren        zügig kalkuliert werden, um den         .
                  und über Vermittlungsaspekte zu             Schülerinnen und Schülern ein Aus-      Laßleben, A. (2009).
                  reflektieren. Denn die Ausübung in-         probieren und Kennen lernen der         Trendsport im Schulsport. Eine fachdi-
                  formellen Sports beinhaltet neben           neuen Geräte oder der Bewegungs-        daktische Studie. Hamburg: Czwalina.
                  dem Bewegen auch das Organisie-             anforderungen zu erleichtern. Darü-
                  ren und das Vermitteln (vgl. Bindel,        ber hinaus sollte den Schüler­innen     Laßleben, A. & Neumann, P. (2004).
                  2008).                                      und Schülern das vorübergehende         Trendsport in den Klassen 5-10 als Fa-
                                                              Aussteigen aus dem Explorations-        cette der Lebenswirklichkeit. In Wup-
              3.	Um News im Schulsport nicht nur             prozess und ein unkompliziertes         pertaler Arbeitsgruppe (Hrsg.), Schul-
                  punktuell und zufällig, sondern             Wiedereinsteigen ermöglicht wer-        sport in den Klassen 5-10 (S. 85-98).
                  nachhaltig zu verankern, sollten            den, denn solche „Pausen“ sind          Schorndorf: Hofmann.
                  Fachschaften an Schulen auf ein             wichtig, um Kreativität zu entwi-
                  schuleigenes Curriculum hin ar-             ckeln.                                  Neumann, P. (2009).
                  beiten, in dem der Bereich News         Die mit Newsports intendierte Auflo-        Splashdiving im Sportunterricht? Anre-
                  verlässlich und verbindlich mit je-     ckerung des Üblichen im Schulsport          gungen zu einem ungewöhnlichen Un-
                  weils einem Unterrichtsvorhaben         kann zwar schon als ein „Gewinn“ im         terrichtsvorhaben. Lehrhilfen für den
                  (eine Unterrichtsreihe) pro Schuljahr   Alltag angesehen werden, doch gilt es       sportunterricht 58 (8), 6-9.
                  berücksichtigt wird. Dabei sollten      aus fachdidaktischer Sicht, auch jene
                  regionale und örtliche Besonder-        Prozesse im Blick zu behalten, die be-      Neumann, P. (2006).
                  heiten im Umfeld der Schule Be-         schritten werden müssen, um aus             Golfvarianten im Schulsport. sportpä-
                  rücksichtigung finden, um An-           einem einmaligen Angebot ein dauer-         dagogik, 30 (5), 21-35.
                  schlüsse an die Bewegungswelt           haftes zu machen: Es gilt, schulspezi-
                  der Schülerinnen und Schüler zu         fische Trends zu setzen, beispielswei-      Neumann, P., Kittsteiner, J. & Laßle-
                  schaffen.                               se mit einem jährlich stattfindenden        ben, A. (2009).
                                                          Beachturnier (vgl. Neumann, Kittstei-       Beachsport. Seelze: Friedrich Verlag.
              4.	Um dem Aufforderungscharakter           ner & Laßleben, 2009), einem Splash-
                  von News gerecht zu werden,             diving-Contest (vgl. Neumann, 2009)
                  sollten die spezifischen Bedürfnisse    oder einem schuleigenen Disc-Golf-

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INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
Ist Turnen eine Trendsportart?

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PD Dr. Swantje Scharenberg, Geschäftsführerin FoSS

Was für eine Frage - so zumindest die
Nichtturner! Turnen ist doch so ver-
staubt, na gut, vielleicht seit Fabian
Hambüchens Erfolgen mag sich dieser
Eindruck ein wenig gewandelt haben,
aber Trendsport so wie Inline-Skaten ...?

 Was ist denn Trendsport überhaupt?
 Nadine Batôt hat sich in ihrer aktuell
 eingereichten wissenschaftlichen Haus­
­arbeit für das Lehramt an Gymnasien
 unter dem Titel „Nachbar Frankreich:
 Jugendkultur & Sportunterricht“ auch
 mit Trendsport beschäftigt. Sie zitiert
 Schwier (in Breuer 2003, 18), der Trend-
 sportarten     als    „Veränderungsten-
 denzen des Sports, die mit bewegungs-
 kultureller Erneuerung und Innovation
 einhergehen“, definiert. Qualitativ be-
 trachtet – so Batôt (2010, 14) ist unter
 Trend eine Neigung oder Vorliebe zu
 verstehen, die wiederum den Lebens-
 stil, aber auch den Zeitgeist einer Ge-
 sellschaft oder einer gesellschaftlichen
 Gruppe widerspiegelt. „Die Trends der
 letzten Jahre lassen sich wie folgt zu-
 sammenfassen: Von vielen klassischen
 Indoor-Sportarten sind Outdoor-Varian-
 ten entstanden, die Menschen wollen
 sich in ihrer Freizeit zunehmend in der
 Natur, oder wenigstens draußen, auf-
 halten. Viele neue Varianten finden auf
 den Straßen statt und nutzen die städ-
 tische Infrastruktur. Somit wird die oft
 negativ bewertete Verstädterung zum
 Vorteil genutzt.“ (Batot 2010, 14; vgl.
 Breuer 2003, 11). Turnen ist eine klas-
 sische „Indoor-Sportart“ („Turnvater“
 Jahn, dem die deutsche Sprache so
 wichtig war, wäre allein schon von die-
 sem Anglizismus entsetzt. Seine Idee
 zu Beginn des 19. Jahrhunderts war,        Auch dieses trifft für Le Parkour zu.
 Turnen unter freiem Himmel auszufüh-                                                  Sollten wir also das Turnen im Schulun-
 ren. Erst die Verhaftung Jahns und die     „Die fachdidaktischen Stellungnahmen       terricht anders – nämlich entsprechend
 Turnsperre führten dazu, dass das Ge-      zum Schulsport der Zukunft stimmen         der Jugendkultur - verpacken?
 rätturnen eine Hallensportart wurde.       darin überein, dass eine Antwort auf
 Aber das ist ein anderes hoch interes-     den ständigen Wandel des Sports er-        Thema der Stunde: Technik-Methodik
 santes Thema). Mit „Le Parkour“ ist ei-    forderlich ist: die allgemeinen Kompe-     von Stützsprüngen. Als die siebte Pha-
 ne Outdoor-Variante entstanden, die        tenzen gewinnen an Bedeutung, sie          se des Sprunges, die Landung, vorge-
 dem Bedürfnis speziell junger Men-         können durch die traditionellen, wie       stellt wird, wird neben der wichtigen
 schen entgegenkommt, Grenzerfah-           auch durch die Trendsportarten vermit-     Landeposition darauf hingewiesen,
 rungen zu machen und aus diesem            telt werden (Laßleben 2009, 9). Es soll    dass im Turnen die "Punktlandung" ge-
 Grund Risiko- oder Erlebnissport zu fa-    zum Ziel gemacht werden, den Ju-           fordert ist. Da die Theorie nunmehr in
 vorisieren (vgl. Stumm 2004, 63) sowie     gendlichen die ‚Aneignungsstrategie‘       die Praxis umgesetzt werden soll, dau-
 Virtuosität zu leben. „Die Trendsportar-   zu vermitteln, die sie für jede Sportart   ert es einen Moment bis die denken-
 ten charakterisieren sich durch ihre       verwenden können“ (Batôt 2010, 16),        den Aktiven erstaunt fragen: "Warum
 ‚Zielgruppenspezifik‘, das heißt, sie      wobei eine regelkonforme Ausführung        ist eine Rolle nach der Landung nicht
 sprechen bewusst Generationen der          nicht höchste Priorität hat, sondern das   erlaubt - bei "Le Parkour" wird es doch
 Gesellschaft an“ – so Batôt (2010, 15).    Lebensgefühl der Jugendlichen.             auch so gemacht?!"

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INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
"Le Parkour"? - was ist das eigentlich?      Anders als beim Turnen gibt es bei „Le    begriffen wird, wird es dankbar aufge-
              Eine Trendsportart, eine Kunst! Ein          Parkour“ keinen Trainer, sondern Be-      nommen.
FACHBEITRAG

              Spektakel in der Stadt, das Papierkör-       wegungen werden selbst entwickelt         Erneut zurück zum Turnen: Der „Flick-
              be, Litfasssäulen, Blumenbeete und           und erfahren. Stets risikobehaftet und    Flack für alle“, das Jugendturnen wie
              Mülltonnen ebenso mit einbezieht wie         stets mit der Frage verbunden „habe       es beispielsweise Kathrin Bischoff an-
              Mauern, Garagen und auch Hochhaus-           ich die Voraussetzungen, um diese         bietet, das auf Kunststücken aufbaut,
              schluchten. Was hat das mit Turnen zu        Technik auszuführen“, wird situativ ge-   wird von jungen Heranwachsenden mit
              tun?                                         handelt - mit erstaunlich wenigen Ver-    Begeisterung ausgeführt. Es ist viel-
                                                           letzungen!                                leicht doch das verstaubte Image, das
              "Le Parkour" lebt von der Kreativität                                                  dem Turnen anhaftet und das von etli-
              des Aktiven, des sogenannten Traceur,        Jetzt aber zurück zum Turnen. Was von     chen Turntrainern immer weiter tra-
              demjenigen, der - so die Übersetzung         „Le Parkour“ können wir mit in den        diert wird, was Turnen unattraktiv er-
              aus dem Französischen "den Weg eb-           Schulsport nehmen? Zunächst erst ein-     scheinen lässt, obwohl doch im Grun-
              net" oder "eine Spur legt", eben seinen      mal den Mut, die Freude an der Bewe-      de eine richtige Trendsportart in dieser
              individuellen Bewegungsdrang aus-            gung zu fördern. Der Bildungsplan gibt    Traditionssportart verborgen ist.
              lebt. Obwohl diese Bewegungskunst            Elemente vor, die im Abitur abgeprüft
              nicht wettbewerbsorientiert ist, trainie-    werden, jedoch ist Turnen mehr ... .
              ren die Aktiven hierfür mehrstündig          Also: Warum stellen wir nicht auch of-
              täglich - "einfach nur" um elegante, effi-   fene Bewegungsaufgaben, statt uns
              ziente, geschmeidige Bewegungen              auf strikte Bewegungsanweisungen          Literatur:
              flüssig präsentieren zu können. Effekti-     zurückzuziehen? Die Lösung von Be-        Batôt, N. (2010): Nachbar Frankreich:
              vität für die eigene Zufriedenheit. Die      wegungsaufgaben ist mit Kreativität       Jugendkultur & Sportunterricht. Unver-
              städtische Umgebung reizt besonders          für die Aktiven verbunden. Hier wer-      öffentlichte Wissenschaftliche Hausar-
              Jugendliche, diese Sportart auszu­           den Ergebnisse erreicht, von denen        beit für das Lehramt an Gymnasien.
              üben.                                        mancher Lehrer nicht zu träumen wagt.     Karlsruhe (KIT/FoSS)
                                                           Natürlich dauert es länger, bis die
              Stets wird in Interaktion mit dem Hin-       Schülerinnen und Schüler die eine oder    Breuer, C./Michels, H. (Hg.) (2003):
              dernis die beste Lösung gesucht, wer-        andere Aufgabe für sich befriedigend      Trendsport-Modelle, Orientierungen
              den neue Techniken kreiert, wobei die        gelöst haben, aber sie strengen sich      und Konsequenzen. Aachen: Meyer &
              Leichtigkeit in der Bewegungsausfüh-         auf diese Weise ganz anders an, blei-     Meyer-Verlag
              rung genauso ein Grundgedanke ist            ben konzentriert und bewegen sich
              wie die schnelle und flüssige Überwin-       vermutlich mehr als wenn Techniken        Laßleben, A. (2009): Trendsport im
              dung des Hindernisses. Die notwen-           nach Anweisungen erlernt werden.          Schulsport. Eine fachdidaktische Stu-
              dige Konzentration auf den eigenen           Hier geht es im Übrigen nicht um Be-      die. Hamburg: Czwalina Verlag
              Körper führt zu einem anderen Körper-        wegungslandschaften im üblichen
              bewusstsein und auch zu verändertem          Sinn, sondern es sollten schon Anreize    Schwier, J. (2003): Was ist Trendsport?
              Denken, inklusive Ernährungsumstel-          besonders für Jugendliche geschaffen      In: Breuer, C./Michels, H. (Hg.): Trend-
              lung und Horchen auf eigene physische        werden, die älter als 12 Jahre sind und   sport-Modelle, Orientierungen und
              Signale. Da viele Tiefsprünge bei "Le        damit von den öffentlichen Spielplät-     Konsequenzen. Aachen: Meyer &
              Parkour" auftreten und auch hier - wie       zen verbannt sind. Konkret heißt das:     Meyer-Verlag, 18 - 32
              im Turnen - der Kniewinkel bei der Lan-      höhere Hindernisse, Hochreck, Spann-
              dung größer als 90 Grad bleiben sollte,      barren etc.                               Stumm, P. (2004): Sport und Globali-
              wird die erste Kraftspitze bei der Lan-                                                sierung. Trendsportarten in Deutsch-
              dung von dem Fußballen aufgenom-             In einigen Schulen wurden schon Ver-      land, Italien und Spanien. Dissertation.
              men, dann erfolgt ein Wälzen auf dem         suche unternommen, „Le Parkour“ im        Wiesbaden: Roswitha Stumm Buch-
              Boden, um die Dynamik nicht abzu-            Rahmen von Sport-Projekttagen anzu-       verlag
              bremsen, sondern umzuleiten.                 bieten. Da es als Teil von Jugendkultur

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INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
Indiaca: einfach zu spielen, aber mit großer

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Wirkung
Sibylle Richter, Theodor-Heuss-Gymnasium, Mühlacker

Indiaca ist ein altes Spiel, das schon die   sowie ein Baustellenband als Netz be-       Einführung von Indiaca als
Indianer in Südamerika unter dem Na-         nutzt werden. Das 55 g leichte Spielge-     Schulsport
men Peteca gespielt haben. Erstaunli-        rät Indiaca ist ein abgeflachter Hand-
cherweise wird es bei uns in sehr un-        schlagball mit vier Führungsfedern.         Die Grundtechniken
terschiedlichen Gruppierungen gespielt                                                   unteres Zuspiel
und kommt bei diversen Gelegen-
heiten zum Einsatz, von Jugendzeltla-        Anzahl der Spieler-/innen
gern oder Feuerwehr- Sporttagen im           Pro Mannschaft sind im Wettkampf 5
Freizeitsport,      leistungsorientiertem    Spieler, beim Beach- Indiaca 3 Spieler
Wett­kampfsport, bis hin zu nationalen       im Einsatz. Im Sportunterricht kann je
und internationalen Meisterschaften in-      nach Zielsetzung (z. B. Vorbereitung
klusive Weltmeisterschaften im höch-         Badminton) auch ein Einzel oder Dop-
sten Leistungsniveau. Indiaca wird in        pel gespielt werden.
10 europäischen Ländern als Wett-
kampfspiel betrieben, ist in Deutsch-
land dem Deutschen Turner- Bund              Spieldauer
(DTB) zugeordnet und international in        Bei Zeitspielen werden 2 Sätze à 10         oberes Zuspiel
der International Indiaca Association        Minuten gespielt, bei Satzspielen bis
organisiert, welche für das Regelwerk        25 Punkte.
verantwortlich ist (www.indiaca-dtb.
de) und die Weltmeisterschaften orga-
nisiert.                                     Die wichtigsten Regeln
                                             1: Der Indiacaball darf nur mit der Hand
Für den Sportunterricht ist es deshalb           oder dem Unterarm berührt werden.
sehr gut geeignet, weil                      2: Jede Netzberührung ist ein Fehler.
                                             3: Innerhalb der eigenen Mannschaft
•	der Hand- Augenkontakt in beson-              darf dreimal gespielt werden, jedoch
   derem Maße geschult wird,                     nicht zweimal hintereinander von        Aufschlag
•	die balltechnischen Grundfertig-              derselben Person.
   keiten leicht erlernbar sind,             4: D ie Spieler stehen auf bestimmten
•	taktische Spielsituationen übergrei-          Positionen, welche sie vor der Aus-
   fend auch für Badminton und Volley-           führung einer Angabe wieder ein-
   ball erarbeitet werden können,                nehmen müssen.
•	ohne große Vorbereitung schnell Er-       5: Bei jedem Neugewinn des Auf-
   folgserlebnisse erzielt werden.               schlagrechts rotiert die Mannschaft
                                                 im Uhrzeigersinn um eine Position
                                                 (Rotationsprinzip).
Spielidee:                                   6: Bei jedem Fehler erhält die gegne-
Zwei Teams spielen den Indiacaball so            rische Mannschaft einen Punkt.          Stellspiel
mit der Hand über das Netz ins Feld          7: H interfeldspieler dürfen die Indiaca
des Gegners, dass er dort den Boden              nur aus dem Vorderfeld (Feldbereich
berührt, bevor es zurückgeschlagen               vom Netz bis zur Drei-Meter-Linie)
werden kann.                                     spielen, wenn sie sie unterhalb der
                                                 Netzkante schlagen.
                                             Die Regeln entsprechen also in wesent-
Äußerer Rahmen                               lichen Teilen den Volleyballregeln (Zähl-
Als Wettkampfspiel hat das Spielfeld         weise, Aufschlagwechsel, Rotation).
eine Größe von 16 x 6,10 m, die zwei
Feldhälften sind durch ein Netz ge-
trennt. Die Netzhöhe beträgt bei 11-         Technik
14- jährigen Mädchen 2,05 m, bei Jun-        Analog zum Volleyball kann der Indiaca-
gen 2,15 m, bei Mixedmannschaften            ball von oben und von unten geschla-        Angriff
2,10 m. Bei 15- 18- Jährigen erhöht          gen werden, ein „Stellen“ ist möglich,
sich es sich um jeweils 10 cm.               ebenso ein Schmetterschlag (siehe
Für die Schule kann je nach Mann-            Abbildungen).
schaftsgröße problemlos ein mar-
kiertes Volleyball- oder Badmintonfeld

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INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
Überblick über die Stunden einer Unterrichtseinheit zur Einführung von Indiaca
                  Ludger Wessels, Einführung in das Indiacaspiel“ Prüfungsarbeit zur 2.Staatsprüfung, Berlin 2000
AUS DEN SCHULEN

                   Stunde                              Thema der Stunde                             Grobziel der Stunde
                   1. Stunde (Einzelstunde)            Der Indiacaball - das unbekannte Flug­ Die Schüler sammeln neue Bewegungs-
                                                       objekt.                                erfahrungen mit dem Indiacaball und or-
                                                                                              ganisieren sich ein Spiel.
                   2. Stunde (Einzelstunde)            Einführung des Grundschlags, des Auf-        Die Schüler erlernen den Grundschlag,
                                                       schlags und des Bogenschlags in ver-         den Aufschlag und den Bogenschlag in
                                                       schiedenen Spielformen und Anwendung         der jeweiligen Grobform und wenden die-
                                                       dieser Schlagarten im Spiel ‚2 gegen 2‘      se Schlagarten im Spiel ‚2 gegen 2‘ an.
                   3. und 4. Stunde (Doppelstunde)     Einführung des Dreieckspiels zur Verbes-     Die Schüler erlernen das Dreieckspiel und
                                                       serung des Zusammenspiels innerhalb          erweitern ihre Spielfähigkeit im Spiel mit-
                                                       der eigenen Mannschaft und die Erweite-      einander, eignen sich das Positionsspiel,
                                                       rung der Spielfähigkeit im Spiel ‚3 gegen    das Rotationsprinzip sowie die Zählweise
                                                       3‘.                                          im Indiaca-Spiel an und können ihre neu
                                                                                                    erworbenen Fertigkeiten im Spiel ‚3 ge-
                                                                                                    gen 3‘ anwenden.
                   5. Stunde (Einzelstunde)            Einführung des Stellschlages im Zusam-       Die Schüler erweitern ihr Schlagreper-
                                                       menhang mit der Verbesserung des kon-        toire im Spiel mit der Indiaca durch das Er-
                                                       trollierten Zusammenspiels innerhalb der     lernen des Stellschlages in der Grobform,
                                                       eigenen Mannschaft.                          verbessern dadurch ihr Zusammenspiel
                                                                                                    und können diesen Schlag in verschie-
                                                                                                    denen Spielformen anwenden.
                   6. und 7. Stunde (Doppelstunde      Einführung des Schmetterschlags und Er-      Die Schüler können den Schmetterschlag
                                                       weiterung der Spielfähigkeit auf das Indi-   in der Grobform durchführen, wissen,
                                                       aca-Spiel gegen eine gegnerische Mann-       wann dieser Schlag im Spiel durchzufüh-
                                                       schaft im Spiel ‚5 gegen 5‘.                 ren ist und erweitern durch die Anwen-
                                                                                                    dung des Schmetterschlags ihre Spielfä-
                                                                                                    higkeit auf das Spiel gegen eine gegne-
                                                                                                    rische Mannschaft im Spiel ‚5 gegen 5‘.
                   8. Stunde (Einzelstunde)            Einführung des Blocks und Komplettie- Die Schüler erlernen die Ausführung des
                                                       rung des Dreieckspiels zur Standardsitua- Blocks in der Grobform und Vertiefen ihre
                                                       tion im Indiaca-Spiel.                    Fertigkeiten im Bereich der ihnen bereits
                                                                                                 bekannten Schlagtechniken im Indiaca-
                                                                                                 Spiel in Zusammenhang mit der Durch-
                                                                                                 führung einer komplexen Übungsform,
                                                                                                 die das Dreieckspiel zur Standardsituation
                                                                                                 im Mannschaftsrückschlagspiel Indiaca
                                                                                                 vervollständigt, erweitern ihre Spielerfah-
                                                                                                 rungen im Spiel ‚5 gegen 5‘ und schulen
                                                                                                 dadurch ihre Spielfähigkeit.
                   9. und 10. Stunde (Doppelstunde)    Durchführung einer Indiaca-Meister-
                                                       schaft (Lernerfolgskontrolle).

                  Aus „Mal was Neues ausprobieren“ in Betrifft Sport 2002 H 5 S.12 - 28

                  10		                                             INFO-Fachbereich Sport		                                               2/2010
INFO Fachbereich Sport - Ausgabe2/2010 Heft36 - KIT
Jumpstyle als Ausdauertanz

                                                                                                                                  AUS DEN SCHULEN
David Katzer, Martin-Luther-Schule, Rimbach
(aus sportpädagogik H2/2009, Friedrich Verlag GmbH Seelze)

Jumpstyle ist ein neuer Trend auf euro-    und der Mut eine fremde Bewegung zu         zen und das Schwitzen ist vorprogram-
päischen Tanzflächen. Auch wenn die        demonstrieren wiegt bei den Schüle-         miert, und das selbst wenn noch nicht
musikalischen Wurzeln des Jumpstyle        rinnen und Schülern eine nicht per-         mal ein Technosong in voller Länge (ca.
in die USA reichen, so liegt das Epizen-   fekte (und ohnehin kaum authentische)       3 min) durchgetanzt wird (die Puls-
trum des neuen Einzel-, Partner- und       Vorführung allemal auf.                     werte während eines einminütigen In-
Gruppentanzes zu den schnellen,                                                        tervalls mit 14 und 15 jährigen in einer
wuchtigen Technobeats in Belgien und       Für die Einführung der Grundsprünge         neunten Klasse lagen zwischen 150
den Niederlanden. In Deutschland, wie      und neuer Elemente ist die angeleitete,     und 180 Schlägen/Minute).
auch weltweit, findet die Bewegung         zeitlupenhafte Demonstration am ef-
immer mehr Anhänger. Die Faszination       fektivsten. Die Trockenübungen sollten      Die Monotonie eines Ausdauerlaufes
des beinbetonten Tanzstils ist zum ei-     erst mit Musik begleitet werden, wenn       wird durch die flotte Musik und die ho-
nen durch die spektakuläre Abfolge         die isolierten Bewegungen mehrere           he kognitive Anforderung für das Erler-
von Sprüngen (jumps), Tritten (kicks)      Male ohne Unterbrechung wiederholt          nen einer koordinativ anspruchsvollen
und Drehungen (turns) zu erklären,         werden können. Der Einsatz von Musik        Bewegung in weite Ferne gerückt. Da
zum anderen durch den leichten Ein-        stellt die Tänzer dann vor die erste grö-   jede Aktion einen Sprung beinhaltet,
stieg in die Grundschritte (basics). Die   ßere Herausforderung, ob die Sprünge        liegt die Beanspruchung im oberen ae-
Jugendkultur des Jumpstyle benötigt        schon dem Zeitdruck der schnellen           roben Bereich oder auch darüber. Ab-
weder geschultes Personal, noch ist        Bassschläge standhalten. Empfehlens-        gesehen davon, dass die hohe Bewe-
das Tanzen an einen festen Ort wie         wert ist eine gemeinsame, lehrerzen-        gungsfrequenz und hohe Beatzahl das
Diskotheken oder gar Tanzschulen ge-       trierte Erwärmungsphase, in der iso-        charakteristische Merkmal des Jump-
bunden. Auch wenn diese Jugendkul-         lierte Elemente oder einfache Sprung-       style z.B. in Abgrenzung vom Hip-Hop
tur zunehmend kommerzielle und orga-       verbindungen in Intervallen von etwa        darstellt, wäre die Reduzierung der
nisatorische Strukturen aufweist, so ist   einer Minute getanzt werden. Damit          Beatzahl ohnehin nur begrenzt wirk-
die rasche Verbreitung vor allem auf       können gleich mehrere Ziele erreicht        sam – das eigene Körpergewicht muss
die clevere und informelle Nutzung von     werden: Zum einen wird ein allge-           fortlaufend vom Boden katapultiert
Internetportalen, wie z.B. youtube oder    meines Grundrepertoire gesichert, in-       werden. Die Intensität lässt sich nur
myvideo, zum Austausch von selbstge-       dem man aus dem Augenwinkel beo-            über die Belastungsdauer und -dichte
drehten     Tanzchoreographien       und   bachtet, wer den Takt noch nicht halten     steuern, manche Lieder sehen eine
selbstkomponierten Musiktiteln zu-         kann oder bei bestimmten Bewe-              kurze Verschnaufpause vor. Als sehr
rückzuführen.                              gungen Probleme hat. Zum anderen            empfehlenswert hat sich das Zuschnei-
                                           können in den Intervallpausen auch          den und Bespielen von Musik auf ein
                                           einfache neue Sprünge vorgeführt wer-       Speichermedium (CD, mp3-Player,
Der Sportlehrer als Vortänzer?             den, auf die in anderen Unterrichtspha-     Memory-Stick) herausgestellt. Auf die-
Der bekannteste Jumper und soge-           sen zurückgegriffen werden kann. Und        se Weise können einerseits Intervalle
nannte „Vater“ der jungen Szene ist        schließlich wird je nach Länge der In-      und Pausen exakt bestimmt werden,
der gerade mal 19 jährige Niederländer     tervalle (s.u.) auch ein intensiver Aus-    andererseits entfällt das lästige Stop-
Patrick „Jumpen“ Mantizz, der mit sei-     dauerreiz gesetzt.                          pen der Zeit sowie das Hasten zur Mu-
ner bereits millionenfach angeklickten                                                 sikanlage, um die Wiedergabe zu un-
Homepage den Jumpstyle in die Welt                                                     terbrechen. Als Lehrkraft gewinnt man
tragen möchte. Wenn der Jumpstyle-         Jumpstyle als intensives Ausdauer-          in den Pausen mehr Zeit und Ruhe, um
Vater und Guru in diesem Alter bereits     training                                    die nächste Sprungübung anzukündi-
eine so große Tanzgemeinde auf die         Auch wenn Jumpstyler überwiegend            gen, und durch den vorgegebenen und
Beine stellen konnte, klingen Beden-       auf einem Fleck bleiben und sich nicht      wiederholbaren Ablauf erhält die Lern-
ken tanzunerfahrener Sportlehrer, Ähn-     nennenswert fortbewegen, so gibt es         gruppe eine feste Struktur mit Wieder-
liches mit einer Klasse zu erreichen,      neben dem geringen Platzbedarf und          erkennungswert. Eine Taktung von 60
gar nicht so abwegig. Denn die Tanz-       der Hallentauglichkeit einen weiteren       Sekunden Belastung zu 30 Sekunden
sprünge sehen zwar auf den ersten          gewichtigen Grund, diesen Tanz mit          Pause zum Verschnaufen und Ansagen
Blick einfach aus, doch die hohe Beat-     Kindern und Jugendlichen durchzufüh-        der folgenden Übung hat sich als prak-
zahl von ungefähr 150 Schlägen pro Mi-     ren: Ohne dass die Schülerinnen und         tikabel erwiesen. Ein Jumpstyle Tutori-
nute und die rasante Abfolge der ein-      Schüler es als solches wahrnehmen,          al für die Einführung von einzelnen Ele-
zelnen Elemente wollen erst einmal         absolvieren sie ein intensives Intervall-   menten oder für die Erwärmung im
beherrscht werden, um all zu viele         training, das je nach Dauer etwa 300m       Sportunterricht kann mit dem Stich-
Knoten in den Lehrerbeinen zu verhin-      Läufen im Stadion entspricht. Sobald        wort „MLS Jumpstyle Erwärmung“
dern. Allerdings ist die motivierende      sie in der Lage sind, eine Abfolge aus      bei youtube gefunden werden.
Wirkung des Lehrervorbildes gerade         einfachen Sprüngen fortlaufend im
bei einem so schülernahen Bewe-            Takt zu wiederholen, macht sich sehr        Die vorrangig zutreffende Trainingsme-
gungsinhalt nicht zu unterschätzen. Die    schnell die Beanspruchung des Herz-         thode im Jumpstyle ist daher die inten-
Bereitschaft einen „coolen“ Techno-        Kreislauf-Systems bemerkbar. Bereits        sive, bei fortgeschrittenem Können und
tanz im Unterricht zu thematisieren        nach wenigen Takten pochen die Her-         ausgeprägterer        Ausdauerleistungs­

2/2010		                                          INFO-Fachbereich Sport		                                                  11
fähigkeit auch die extensive Intervall-     gängliche Informationsmaterial im In-      Im weiteren Verlauf der Unterrichtsein-
                  methode. Ein aerobes Ausdauertrai-          ternet bieten sich selbstständige Lern-    heit können mit Hilfe von angeleiteten
AUS DEN SCHULEN

                  ning mit der Dauermethode („Laufen          methoden ebenso an wie die Einbin-         Internetvideos Ideen für eigene Chore-
                  ohne zu schnaufen.“, >30 min Bela-          dung der Medienkompetenz der Ju-           ografien zusammengestellt und entwi-
                  stungszeit) als zentrale Trainingsform      gendlichen. Bei der Ankündigung einer      ckelt werden.
                  ist für das Jumpstyle-Tanzen ausge-         Hausaufgabe im Sport schaut man als
                  schlossen.                                  Lehrer zunächst einmal in ziemlich per-    Auf dem Weg zu einem selbstge-
                                                              plexe Gesichter, jedoch ist die Neugier    drehten Jumpstyle-Video war es für
                  Schüler sind mit Internet- oder Audio­      geweckt, wenn sie aus einer Videore-       die Schüler von großer Bedeutung,
                  editor-Anwendungen Lehrern oftmals          cherche bei youtube im Internet be-        Rückmeldungen über ihren jeweiligen
                  voraus; wer sich dennoch die Musik          steht. Dazu wurde eine Internetadres-      Könnensstand zu erhalten. Anhand von
                  selbst zuschneiden möchte, kann dies        se mit einem bestimmten Jumpstyle          drei Kriterien, (1) Rhythmik/Synchroni-
                  auf einfache Weise mit dem kosten-          Tutorial vorgegeben und mit der Aufga-     tät, (2) allgemeiner Bewegungsein-
                  losen Audioprogramm Audacity auspro-        be verbunden, die Tanzabfolge zu Hau-      druck und (3) Anspruch der Tanzele-
                  bieren: Eine sehr gute Beschreibung         se zu studieren. Diese diente dann als     mente haben sich die Gruppen entwe-
                  von der Installation bis zu den ersten      Vorlage für die nächste Stunde und half    der gegenseitig oder selbst beurteilt
                  Arbeitsschritten gibt es unter http://      besonders denen, die sich unter Beo-       und konkrete Verbesserungsvorschlä-
                  www.lehrer-online.de/nl-audacity.php        bachtung überwinden mussten, die           ge erarbeitet. Gewinnbringend waren
                  als pdf-Datei ‚Audacity Tutorial’.          Tanzfläche zu betreten. Die vielen neu-    sowohl die Videoaufnahme im zweiten
                                                              en Elemente in den Kleingruppencho-        Drittel der Einheit, bei der sich die
                  Jumpstyle übt auf die meisten Kinder        reographien waren der erfreuliche Be-      Gruppen mit Hilfe eines Diagnosebo-
                  und Jugendlichen im Sportunterricht ei-     weis für die zusätzliche Heimarbeit.       gens selbst analysiert haben, als auch
                  ne große Faszination aus und stellt eine                                               das Vorführen vor der Klasse. Beide
                  willkommene Abwechselung innerhalb          Mädchen wünschen sich zwar häufig          Methoden konnten den Gruppen ihren
                  einer Unterrichtseinheit zur Ausdauer-      eine stärkere Berücksichtigung von         weiteren Übungsbedarf bzw. noch
                  schulung dar. Wenn nicht die kreative       tänzerischen Inhalten im Sportunter-       auszuschöpfendes       Entwicklungspo-
                  Gestaltung einer Choreographie im Mit-      richt, bei den Internetvideos ist aller-   tenzial aufzeigen.
                  telpunkt steht, sondern der Ausdauer-       dings eine deutliche männliche Domi-
                  aspekt, so wird Jumpstyle wegen der         nanz festzustellen. Unabhängig von         Der didaktische Dreiklang für die Ver-
                  hohen Intensität realistischerweise nur     stereotypen Rollenbetrachtungen war        mittlung der Sprungelemente wird hier
                  eine Unterrichtsphase, wie z.B. die Er-     die Freude über den neuartigen Tanz        mit den Schritten (1) Demonstration,
                  wärmung ausfüllen. Denkbar ist aber         im Unterricht auffallend emanzipiert.      (2) Nachvollziehen und Nachmachen,
                  auch die Kopplung mit anderen Aus-          Die Erfahrungen in mehreren puber-         (3) Üben und Beherrschen definiert.
                  dauersportarten in Form eines Intervall-    tären Klassen der Mittelstufe haben je-    Das Erlernen neuer Jumps und selbst
                  trainings, bei dem die Jumpstyle-Tanz-      denfalls gezeigt, dass mit diesem Be-      entwickelter Sprungfolgen in kreativen
                  einlagen die intensiven Belastungsin-       wegungsinhalt ein ungezwungenes            Gruppenarbeitsphasen geschieht – je
                  tervalle füllen und von Entlastungspha-     Zusammenarbeiten der Geschlechter          nach Lerngruppe – weitgehend selb-
                  sen z.B. mit lockerem Traben gefolgt        im Sinne eines koedukativen Sportun-       ständig und nach dem Prinzip „Lernen
                  werden.                                     terrichts ohne nennenswerte Pro-           durch Lehren“, wodurch die Rolle der
                                                              bleme möglich ist. Jumpstyle ermögli-      Lehrkraft als Vortänzer in den Hinter-
                                                              cht neben einer zusätzlichen Perspekti-    grund tritt oder phasenweise gar obso-
                  Jugend(lern-)kultur                         ve auf die Trainingsmöglichkeiten von      let wird, jedoch als methodischer Leiter
                  Die Wissensweitergabe erfolgt in die-       Ausdauer vor allem auch einen ande-        um so mehr gefordert ist. Das Produkt
                  ser Jugendszene vor allem mit Hilfe         ren Eindruck der jeweiligen Lerngrup-      der Erarbeitungsphase kann schlie­ßlich
                  von angeleiteten Videos (jumpstyle tu-      pe als Kontrast zu herkömmlichen Aus-      durch selbst gefilmte Jumpstyle Tutori-
                  torials), die zuhauf bei Internetportalen   dauersportarten.                           als oder Gruppenchoreografien doku-
                  z.B. unter www.youtube.com oder                                                        mentiert und eventuell auch für andere
                  www.myvideo.de kostenfrei ange-                                                        im Internet verfügbar gemacht werden.
                  schaut oder auch für Präsentations-         Schrittfolge für den Unterricht            Beispiele für Gruppenchoreografien der
                  zwecke im Unterricht mit dem kosten-        Für tanzunerfahrene Lehrer kann die        Klasse 9 D der Martin-Luther-Schule in
                  losen Real Player (http://www.europe.       Hürde für eine Unterrichtseinheit zum      Rimbach nach einer Unterrichtseinheit
                  real.com/player/win/) auf den eigenen       Thema Jumpstyle niedrig bleiben,           über sechs Wochen können ebenfalls
                  oder einen Schul-Laptop geladen wer-        wenn früh schülerorientierte Metho-        bei youtube angesehen werden.
                  den können.                                 den angewandt werden, die eine
                                                              selbstständige Steigerung des Schwie-
                  Um den informellen und lässigen Cha-        rigkeitsgrades in den verschiedenen        Standardtänze beim Jumpstyle
                  rakter des Jumpstyle zu erhalten, be-       Leistungsgruppen ermöglichen. Nach-        Beim Jumpstyle werden folgende
                  dient man sich für die Behandlung im        dem eine einfache Abfolge mit Basise-      Tanzformationen unterschieden: Beim
                  Unterricht idealerweise der originären      lementen ohne Änderung der Tanzrich-       Einzeltanz (freestyle) muss nicht nach
                  Vermittlungsmethoden der Szene. Ist         tung (Basics) von den Schülerinnen         einer festgelegten Schrittabfolge ge-
                  z.B. das klassische Aerobic fast aus-       und Schülern gelernt wurde, bietet es      sprungen werden. Die Improvisation
                  schließlich lehrerzentriert, so lernen      sich bereits an, Ideen für 180° und        von ausgefallenen Sprüngen (tricks)
                  neue Jumper großteils autodidaktisch        360° Drehungen in Kleingruppen aus-        steht im Vordergrund und kann für ein-
                  oder in informeller Partner- und Klein-     zuprobieren, dann im Plenum sammeln        zelne Schülerinnen und Schüler als zu-
                  gruppenarbeit. Durch das leicht zu-         und vor der Klasse aufführen zu lassen.    sätzliche Herausforderung bereitgehal-

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ten werden. Der Partnertanz (duo-
jump) stellt zwar wegen der iden-

                                                                                                                                   AUS DEN SCHULEN
tischen Bewegungsausführung eine
gesteigerte Anforderung dar, ist jedoch
für den Unterricht eine gute Möglich-
keit neue Sprünge zu entwickeln und
einzustudieren. Körperkontakt ist beim
Jumpstyle nur im Duo-Jump als ge-
plante Tanzbewegung wie z.B. die Be-
rührung der Fußinnen- und -außensei-
ten vorgesehen. Der Kleingruppen-
tanz mit drei bis sechs Jugendlichen
dürfte für den Schulsport die dominie-
rende Sozialform darstellen. Auch Klas-
sengrößen von 30 Schülern können           2. Wechselsprung: Direkt nach die-
selbst in kleinen Hallen gut arbeiten,        sem Auftakt springst du wieder                chrittsprung: Aus der vorange-
                                                                                        5. S
ohne sich gegenseitig in die Quere zu         hoch und bewegst den rechten Fuß             gangenen Position springst du hoch
kommen. Die Ergebnisse der Gruppen-           vor, den linken zurück. In dieser Posi-      und landest in einer Schrittstellung
arbeit können in einem Wettkampf              tion landest du und wechselst beim           mit leicht gebeugten Knien, der linke
(battle-jump) präsentiert und so von          nächsten Sprung die Beinstellung,            Fuß unter dem Körper, die rechte
der Klasse gewürdigt werden. Die              links vor, rechts zurück.                    Fußspitze berührt hinten den Boden.
Rückmeldung über die Qualität der
Vorführung sollte durch einen Konsens                                                   Dann wieder bei 3. mit dem Doppel-
über Bewertungskriterien (s.o.) geleitet                                                kick (rechts) beginnen und die Abfolge
werden. Der Gruppentanz (group-                                                         fortlaufend in einer Endlosschleife
jump) mit der gesamten Klasse stellt                                                    springen. In einer folgenden Phase
ein besonderes Erlebnis dar und si-                                                     können die Schülerinnen und Schüler
chert gleichzeitig ein Grundrepertoire                                                  neue Tricks hinzufügen und Möglich-
an Sprüngen. Als motivierendes Ziel                                                     keiten für eine Drehung erarbeiten.
kann eine Klassenvorführung z.B. als
Tanzeinlage auf dem Pausenhof oder
als Zwischenprogramm einer Schulver-                                                    Quellen und Links
anstaltung gesteckt werden.                                                             Wagner, Yvonne. ‚Jumpstyle, Hier
                                                                                        steht der Körper unter Strom’ auf
Und so geht‘s:                                                                          www.faz.net (09.08.08).

Grundlage für die Beschreibung ist ein                                                  www.jumpstyle-lernen.de
Jumpstyle Tutorial auf der Homepage        3. Doppelkick (rechts): Während du
www.jumpstyle-lernen.de .                     das rechte Bein mit der Sohle nach        www.youtube.com
                                              vorne kickst, springst du mit dem lin-
Grundsätzlich kommt auf jeden Schlag          ken Fuß vom Boden ab. Dieser Ab-          Audioprogramm:
ein Sprung. Zu Beginn empfiehlt es            lauf wird zweimal durchgeführt.           http://www.lehrer-online.de/nl-audaci-
sich die Abfolge sehr kleinschrittig und                                                ty.php
ohne Musik durchzuführen. Für die Ar-                                                   (Anette Beierl, Audacity Tutorial, Zu-
me ist keine festgelegte Bewegung                                                       griff am 14.10.08) > sehr verständliche
vorgesehen, sie schwingen locker mit.                                                   Anweisung zum Installieren und ersten
                                                                                        Anwendung von Audacity und der
                                                                                        mp3-Enkodierungsdatei Lame

                                           4. Vor- und Rückkick (links): Nach
                                               den Doppelkicks (rechts) springst du
                                               auf den rechten Fuß und kickst
                                               gleichzeitig mit dem linken Fuß zu-
1.	Auftaktbewegung: Die Füße ste-             erst nach vorne. Während du mit
    hen auf gleicher Höhe schulterbreit        dem rechten Fuß erneut hoch-
    nebeneinander. Spring zweimal nach­        springst, kickst Du mit dem linken
    einander auf und ab.                       nach hinten.

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Teamsport Cheerleading – ein Unterrichtsversuch
AUS DEN SCHULEN

                  unter den Aspekten Kooperationsfähigkeit und
                  Gruppendynamik
                  Tanja Gentz, Johann-Philipp-Reiss-Schule Weinheim

                  In den USA längst populärer Breiten-
                  sport, entspricht Cheerleading in
                  Deutschland eher einer „neuen“ Sport-
                  art1. Wettkampforientiertes Cheerlea-
                  ding umfasst Elemente des Tanzens,
                  des Turnens sowie der Akrobatik und
                  kombiniert diese mit Showelementen
                  (vgl. Dzikus, Brand; Wagner). Damit
                  fällt es unter den Trendsportarten in die
                  Rubrik „Trendvarianten traditioneller
                  Sportarten“
                  Im Folgenden wird ein Unterrichtsver-
                  such vorgestellt, der die vielfältigen
                  Einsatzmöglichkeiten des Cheerlea-
                  dings im Schulsport erprobte und diese
                  Sportart unter einer übergeordneten
                  pädagogischen Akzentuierung betrach-
                  tete. Diese Akzentuierung rückt das
                  soziale Lernen in den Vordergrund, wo-
                  bei insbesondere die Aspekte Grup-
                  pendynamik und Kooperation als
                  Schwerpunkt gewählt wurden, wo-
                  durch der Teamsport-Charakter beson-
                  ders hervorgehoben wird.
                  Cheerleading als Wettkampfsport wird
                  paarweise, zu fünft oder in Gruppen
                  mit ca. 8 bis 25 Cheerleadern durchge-
                  führt. Grundelemente beim Cheerlea-
                  ding bilden die so genannten Motions.
                  Damit sind vor allem definierte Armbe-
                  wegungen gemeint, die eine charakte-
                  ristische Härte und abrupte Ausfüh-
                  rung verlangen und sich durch die ver-
                  schiedenen Teilbereiche des Cheerlea-
                  dings ziehen (vgl. Lopez Hernandez de
                  Alba).
                  Um dem Charakter dieser Sportart ge-
                  recht zu werden, wurden möglichst
                  viele Teilbereiche des Cheerleadings
                  thematisiert.

                  Im Bereich Dance sind grundsätzlich         Gruppendynamik und Kooperation als übergeordnete pädagogische Akzentuierung (eigene
                  Tanzstile wie Jazz, Hip-Hop und Funk        Darstellung)
                  möglich. In dieser Einheit wurden ein-
                  fache Grundschritte aus der Aerobic         wurden gemäß dem Könnensniveau                viert oder zu fünft (Partnerstunt) aus-
                  wie Sidestep, V-Step, Grapevine, Pivot      der Schülerinnen die Elemente Hand-           geführt werden können. Eine Zusam-
                  Turn und Jumping Jack mit verschie-         stand, Rad, Rondat und Partnerboden-          menstellung von mehreren Double­
                  denen Motions kombiniert. Zudem ka-         gang verwendet. Besonders eindrucks-          stunts und Partnerstunts nennt man
                  men verschiedene Raumaufteilungen           voll ließen sich generell Flick-Flack und     Pyramide. Bei den Stunts kommt die
                  und rhythmische Gestaltungsmöglich-         Salto bei entsprechendem Könnensni-           pädagogische Perspektive „Helfen –
                  keiten zum Einsatz. Jumps (turne-           veau der Schüler integrieren.                 Sichern – Kooperieren“ besonders zum
                  rische Sprünge) wurden in den Tanz          Der Bereich Stunts erwies sich als be-        Ausdruck, da damit das Gelingen der
                  eingebaut.                                  sonders reizvoll für die Schülerinnen.        Stunts und das Verletzungsrisiko steht
                  Im Bereich Tumbling (Bodenturnen)           Stunts sind akrobatische Elemente, die        und fällt. In dieser Einheit kamen die
                                                              zu zweit (Doublestunt), zu dritt, zu          Doublestunts Shoulder Sit, Rear Tigh

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Stand sowie die Partnerstunts Low
Stand, Russian Split und Double Base

                                                                                                                                            AUS DEN SCHULEN
Elevator zur Anwendung. Diese sind
aufgrund ihres Schwierigkeitsniveaus
relativ schnell erlernbar. Leistungsbe-
stimmende Merkmale sind insbeson-
dere bei den Stunts Körperbaumerk-
male wie die Körpergröße oder das
Körpergewicht. Besonders günstig für
eine Cheerleadinggruppe ist die Hete-
rogenität der Körperbaummerkmale,
weshalb das Cheerleading gut für den
Schulsport geeignet ist, in dem man in
der Regel sehr heterogene Gruppen vor­
findet.
Cheers und Chants, sogenannte An-
feuerungsrufe, auf die eine bestimmte
Bewegungsfolge zugeschnitten ist
(vgl. Lopez Hernandez de Alba), wur-        Teilbereiche des Cheerleadings (eigene Darstellung)
den nicht behandelt, da Anfeuerungs-
rufe leer wirken, wenn es kein Football-    und ein Schlussbild. Außerdem wur-               Durch das differenzierte Angebot konn-
Team gibt, welches angefeuert wer-          den nun alle Teile zur Gesamtchoreo-             te eine große Zahl an Schülerinnen er-
den kann (vgl. Wagner).                     grafie zusammengefügt, auf Video auf-            reicht werden. Dies zeigt sich auch da-
Die Teilbereiche werden von der Lehr-       genommen und gemeinsam ange-                     durch, dass keine der Schülerinnen bei
person in eine Gesamtchoreografie           schaut.                                          der Befragung angab, dass sie keine
eingebettet, die wie folgt gegliedert ist                                                    Lust hätte, an der Choreografie weiter
                                            Die Unterrichtseinheit wurde mittels             zu arbeiten.

 Teil    Zählzeiten      Aktionsformen                 Interpret, Musiktitel
 1       4x8             Vorbereitung/Einlaufen        Hannah Montana,
         4x8             Dance mit Jumps               „Nobody’s perfect“
 2       4x8             Double- und Partnerst-        Bodyrockers, “I like the
                         unts/Tumbling                 way you move”
 3       8x8             Dance mit Jumps               Laura Hunter, “Work me
                                                       down”
 4       4x8             Pyramide                      Hannah Montana,
         2x8             Schlusspose                   „Nobody’s perfect“

Gliederung der Gesamtchoreografie           Fragebogen evaluiert. Deren Auswer-
Die Gesamtchoreografie wurde in 4           tung ergab, dass die Schülerinnen das
Doppelstunden erarbeitet. In der ersten     Wesen dieser Sportart erfasst haben.
Doppelstunde wurden die Tanz-Teile –        Sie haben sich innerhalb kurzer Zeit ei-
Teil 1 und 3 – im Klassenverband erar-      ne Choreografie zu Eigen gemacht und
beitet. Diese wurden in den weiteren        konnten das Ergebnis ihrer Leistung
Doppelstunden geübt.                        auf Video betrachten. Besonderes Au-
In der zweiten Doppelstunde erarbei-        genmerk möchte ich an dieser Stelle
teten die Schülerinnen eigenständig in      auf den Faktor „Motivation“ lenken: so
Gruppen von 4-6 Personen Double-            stellte sich bereits vor Beginn der Un-
Partnerstunts und Tumbling-Elemente         terrichtseinheit heraus, dass die Schü-          Vertrauensfördernde Übung: Fall vom Kasten
an verschiedenen Lernstationen und          lerinnen durch das Thema selbst, die
fügten diese schließlich zu einer Klein-    Trendsportart Cheerleading, hoch mo-
gruppenchoreografie zusammen, wel-          tiviert waren. Im Sinne einer positiven
che in den weiteren Doppelstunden in        Gruppendynamik konnte während der
die Gesamtchoreografie eingebaut            Unterrichtseinheit neben der Aufga-
wurde.                                      benorientierung der Gruppe zuneh-
Die dritte Doppelstunde diente der Ver-     mend eine sozial-emotionale Orientie-
tiefung der Stunts. Unter Anleitung der     rung der Schülerinnen beobachtet wer-
Lehrperson wurde der Double Base            den. Dies zeigte sich im verantwor-
Elevator, ein etwas schwierigerer Part-     tungsvollen Umgang der Schülerinnen
ner-Stunt, in zwei Gruppen erarbeitet.      miteinander und den von den Schüle-
In der vierten und letzten Doppelstun-      rinnen im Fragebogen beschriebenen
de erarbeiteten die Schülerinnen mit        positiven Auswirkungen auf den Zu-
der gesamten Gruppe eine Pyramide           sammenhalt in der Gruppe.                        Schülerinnen helfen sich beim Handstand

2/2010		                                            INFO-Fachbereich Sport		                                                           15
AUS DEN SCHULEN

                  Step In zum Double Base Elevator                 Double Base Elevator                              Schülerinnen helfen sich gegenseitig beim
                                                                                                                     Low Stand

                  Rear Tigh Stand (vorne) und Shoulder Sit         Ausgelassene Stimmung beim „Dance“
                  (hinten)

                  Literatur:
                  Dzikus, Lars; Brandt, Torsten (2006).            Lopez Hernandez de Alba, Miriam                   Wagner, Maili-Susanne (2008).
                  Turnen, Tanz und Akrobatik neu ver-              (2004).                                           Cheerleading.
                  packt. Cheerleading im Sportunter-               Cheerleading. Technik, Training, Show.            In Sport Praxis 8/2008. Wiebelsheim:
                  richt.                                           Aachen: Meyer & Meyer Verlag.                     Limpert Verlag.
                  In Sportpädagogik 2/2006, American
                  Sports. Seelze: Friedrich Verlag.

                  1
                   siehe hierzu auch Lopez Hernandez de Alba (2004), S. 13f.
                  2
                    „Oft wird Cheerleading in der Öffentlichkeit und damit auch in der Auffassung der Schülerinnen und Schüler nicht als eigenständige Sportart be-
                  trachtet, sondern eher als visuelle Auflockerung einer Sportveranstaltung empfunden (Schöne Mädchen und Frauen mit Puscheln )“ (Dzikus, Brandt
                  2006, S.38). Wettkampforientiertes Cheerleading rückt den sportlichen Charakter in den Vordergrund und entspricht dieser Vorstellung nicht.

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