10-12 19 Informationen Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
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Liebe Kundinnen und Kunden der Landeszentrale, sehr geehrte Damen und Herren, im Herbst des Jahres 2019 stellt Ihre Landeszentrale für poli- tische Bildung zwei zentrale Gedenktage in den Mittelpunkt ih- res Angebots: Bis Ende September ist im Mahnmal St. Nikolai die Ausstellung „Vertriebene 1939 … Deportationen von polni- schen Bürgern aus den ins „Dritte Reich“ eingegliederten Gebie- ten“ anlässlich des 80. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939 zu sehen. Ab dem 6. November wird am selben Ort zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. Novem- ber 1989 die Ausstellung „Leben in der Utopie. Der Alltag in ei- nem verschwundenen Staat“ mit Fotos von Siegfried Wittenburg gezeigt. Diese so grundverschiedenen Anlässe sind Anstoß für Diskussions-, Vortrags- und Gesprächsreihen für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen sowie für Neuerscheinungen und An- käufe im Informationsladen der Landeszentrale. Außerdem unterstützen wir die Vorbereitungen auf die Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft am 23. Februar 2020 mit einer ersten Publikation: In Kooperation mit einer ganzen Reihe Ham- burger Institutionen sind die Schulmaterialien „Hamburg wählt“ entstanden, die sowohl im Infoladen als auch auf der gleichnami- gen Homepage www.hamburgwaehlt.de verfügbar sind. Auch die Planungen für einen dazugehörigen Wahl-O-Mat schrei- ten voran. Die Ausschreibung für eine Jugendredaktion durch die Bundeszentrale für politische Bildung – unser Partner und zu- gleich Inhaber des Tools – finden Sie in diesem Infobrief. Die Re- daktion wird sich ab November in mehreren Runden mit Expertin- nen und Experten treffen und die Thesen erarbeiten, die dann den zur Wahl antretenden Parteien zur Kommentierung übermittelt werden. Die Freischaltung des Wahl-O-Mat wird voraussichtlich in der 5. Kalenderwoche des Jahres 2020 erfolgen. Informationen Oktober bis Dezember 2019 3
Zeitgleich wird auch der jugendaffine „Wahl-O-Mat zum Aufkle- Rückblick und Ausblick: Zwei Ausstellungsprojekte auf Wanderschaft … ben“ wieder für die Hamburger Schulen bereitstehen. Alle Infor- mationen zur Anmeldung von Klassen und Kursen werden Sie voraussichtlich ab Dezember erhalten. Auf beiden Seiten der Barrikade. Fotografie und K riegsberichterstattung Darüber hinaus möchten wir Sie insbesondere auf den Abschluss im Warschauer Aufstand 1944 unserer Veranstaltungsreihe zum modernen Antisemitismus hin- weisen, ebenso auf die Fortsetzung unserer Reihe zu den „Gefähr- Unser Ausstellungsprojekt „Auf beiden Seiten der Barrikade. dungen der Demokratie“ sowie auf die „Kulturwochen Mittlerer Fotografie und Kriegsberichterstattung im Warschauer Aufstand Osten“. Bitte beachten Sie auch wie immer die neuen Publikatio- 1944“ erfreut sich auch nach fünf Jahren großer Nachfrage: Ab nen, unter denen sich erstmals ein E-Book befindet. November 2019 wird die Ausstellung mit einem umfangreichen Dieses und mehr finden Sie in diesem Infobrief, der Sie einlädt zur Begleitprogramm im Westpreußischen Landesmuseum in Waren- Teilnahme an den Veranstaltungen, zum Besuch des Ladens, zur dorf gezeigt, bis März 2020. Lektüre und zur Debatte. Die Ausstellung war im Jahr 2014 zum 70. Jahrestag des War- schauer Aufstands von der Landeszentrale für politische Bildung Mit besten Grüßen in Zusammenarbeit mit dem Museum des Warschauer Aufstands in Warschau und Leica Fotografie International und in Koopera- Ihre Dr. Sabine Bamberger-Stemmann tion mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in Hamburg, Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung © Museum des Warschauer Aufstands, MPW_IP_7059 4 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 5
Rückblick und Ausblick: Zwei Ausstellungsprojekte auf Wanderschaft … dem Mahnmal St. Nikolai und anderen Partnern) entwickelt und umgesetzt worden. Sie steht in drei Sprachen als Wanderausstel- lung zur Verfügung. 2018 ist ein dreisprachiger Katalog der von David Rojkowski kuratierten Ausstellung mit internationalen Beiträgen in den Ver- lagen der Landeszentrale und des Herder Instituts für histori- sche Ostmitteleuropaforschung Marburg erschienen. Der Katalog ist weiterhin im Infoladen der Landeszentrale erhältlich. Er wurde herausgegeben von Dr. Sabine Bamberger-Stemmann, Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (Wuppertal/Jena) und Prof. Dr. Peter Haslinger (Marburg/Gießen) und gefördert von der Leibnitz Gemeinschaft. Am 1. August 2019 erschien zum 75. Jahrestag des Warschauer Aufstandes ein doppelseitiger Artikel von Gabriele Lesser über unsere Ausstellung in der taz, der abrufbar ist unter: https://taz.de/75-Jahre-Warschauer-Aufstand/!5610207/ Foto: © Miniatur Wunderland Hamburg GmbH Weitere Informationen inklusive der Öffnungszeiten und der Ver- Dioramen-Ausstellung aus Anlass des 30. Jahrestages anstaltungszeiten auf der Seite der Willy Brandt Stiftung unter des Falls der Mauer www.willy-brandt.de „Die geteilte Stadt. Eine bebilderte Geschichte Das Begleitheft ist weiterhin auf der Seite der Landeszentrale und der deutschen T eilung und Wiedervereinigung.“ des Miniatur Wunderlandes abrufbar. Die 2009 erstmals gezeigte Dioramen-Ausstellung des Minia- •V eranstaltungsort: Forum Willy Brandt, Behrenstrasse 15, tur Wunderlandes entstand unter wissenschaftlicher Konzeption 10117 Berlin und Fachberatung der Direktorin der Landeszentrale, Dr. Sabine Bamberger-Stemmann. Nun wandert die Ausstellung nach einer •V erantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann Station im Willy Brandt-Haus 2019 in Lübeck weiter: ins Forum Willy Brandt nach Berlin. Ab dem 1. November 2019 wird die Ausstellung dort zu sehen sein. Die offizielle Eröffnungsveranstal- tung findet statt am 31. Oktober 2019. 6 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 7
Aufruf Die Landeszentrale in den Bezirken Wahl-O-Mat Bürgerschaftswahl 2020: Macht mit! Schulung der Mitglieder in den Bezirksversammlungen 2019 Anlässlich der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft am 23. Februar 2020 erstellt die Landeszentrale für politische Seit Anfang September organisiert die Landeszentrale in Ko- Bildung Hamburg in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale operation mit der Finanzbehörde und den Bezirken Fortbildungs- für politische Bildung einen Wahl-O-Mat. Mit Hilfe dieses termine für Bezirksversammlungsmitglieder und zubenannte Online-Tools können Wählerinnen und Wähler die Positionen Bürgerinnen und Bürger. Alle Veranstaltungen stehen grundsätz verschiedener Parteien miteinander vergleichen. lichen allen offen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Für unsere Wahl-O-Mat-Redaktion suchen wir 20 politisch inte- Schulungen richten sich vordringlich an neu gewählte Mitglieder ressierte junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren. der Bezirksversammlung. Interessierte Bürgerinnen und Bürger Die konkrete Aufgabe: Gemeinsam mit ausgewählten Exper- sind herzlich willkommen. tinnen und Experten sollen rund 80 Thesen zu sechs Politikfel- Die Fortbildungen informieren darüber, auf welche Weise aktive dern entwickelt werden, die dann den Parteien zur Beantwor- Beteiligung in den Bezirksversammlungen möglich ist. Welche tung v orgelegt werden. Diese Redaktionsarbeit erfolgt im Rahmen Rolle besitzen die Bezirksämter in Hamburg, welche Rechte und eines Workshops vom 7. bis 9. November 2019 in der Landeszen- Pflichten besitzen die Bezirksversammlungen und andere Organe trale für politische Bildung Hamburg in der Dammtorstraße 14. der Bezirksämter, welche Beteiligungsmöglichkeiten der Bürgerin- Sind Sie an der Mitwirkung in der Redaktion interessiert oder nen und Bürger existieren im Bezirk? haben Sie Kontakt zu jungen Menschen, die an einer Mitarbeit in Für die Fortbildungen wurden die umfangreichen Materialien unserer Wahl-O-Mat-Redaktion interessiert sein könnten? Laden „So funktioniert aktive Beteiligung in Ihrer Bezirksversammlung. Sie sie ein, sich bei uns zu bewerben ! Die Teilnehmenden erhalten Informieren – Mitmachen – Gestalten“ entwickelt, die für die Ver- eine Bescheinigung. Weitere Informationen und Anmeldung unter: anstaltungen zur Verfügung stehen und auch im Infoladen der https://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/293998/ Landeszentrale abgeholt werden können. Bisher fanden Fortbil- hamburg-2020 dungen in Wandsbek, Harburg und Bergedorf statt. Die Bewerbungsfrist endet am 10. Oktober 2019. Kommende Termine auf der folgenden Seite. Projektleitung im Auftrag der Landeszentrale: Märthe Stamer (maerthe.stamer@gmx.de) •V erantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann 8 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 9
Die Landeszentrale in den Bezirken Dienstag, 1. Oktober 2019 Zwischen Widerstand und Anpassung. Samstag, 28. September 2019 Was der Kirchenkampf in der NS-Diktatur mit uns zu tun hat. 9 bis ca. 13 Uhr Eine persönlich-familiengeschichtliche Annäherung. Veranstaltungsort: Kollegiensaal im Rathaus Altona, Vortrag mit Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen Platz der R epublik 1, 22765 Hamburg 19 Uhr Referentinnen: Birgit Danker oder Susanne Haase Veranstaltungsort: Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brandt-Str. 60, Kontakt: bezirksversammlung@altona.hamburg.de 20457 Hamburg Samstag, 28. September 2019 Der Eintritt ist frei. 9 bis ca. 13 Uhr Veranstaltungsort: Großer Sitzungssaal des Bezirksamtes Der christliche Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist Hamburg-Nord, Eingang Robert-Koch-Straße 17, 20249 Hamburg ein wertvolles geschichtliches Erbe. Historisch wurde er umfas- Referent: Tom Oelrichs send erforscht und sorgfältig dokumentiert. Regelmäßig wird sei- Kontakt: Bezirksversammlung@hamburg-nord.hamburg.de ner feierlich gedacht und sein Andenken geehrt. Manchmal aber droht er dadurch in weite Ferne zu rücken. Was hat das Gesche- Samstag, 26. Oktober 2019 hen damals noch mit uns heute zu tun? Ein Weg, ein eigenes Ver- hältnis zum Erbe des christlichen Widerstands zu gewinnen, kann 9 bis ca. 13 Uhr über die eigene Familiengeschichte führen. Prof. Dr. Claussen hat Veranstaltungsort: Sitzungssaal der Bezirksversammlung Recherchen zu seinen Eltern, Groß- und Urgroßeltern angestellt, Hamburg-Mitte, 11. OG, Caffamacherreihe 1 – 3, 20355 Hamburg die ihm, wie er selbst sagt, „überraschende, verstörende und be- Referentinnen: Birgit Danker oder Susanne Haase glückende Perspektiven auf diese Epoche eröffnet haben“. Kontakt: Bezirksversammlung@hamburg-mitte.hamburg.de Johann Hinrich Claussen, geboren 1964 in Hamburg, Studium der Samstag, 2. November 2019 Evangelischen Theologie in Tübingen, Hamburg und London, an- 9 bis ca. 13 Uhr schließend Promotion und Habilitation in Systematischer Theo- Veranstaltungsort: Sitzungssaal der Bezirksversammlung logie. Publizistische Arbeiten zu kulturtheologischen Themen für Eimsbüttel, 12. OG, Grindelberg 62 – 66, 20144 Hamburg deutsche Zeitungen, Zeitschriften und Radioprogramme. Zahlrei- Referentinnen: Birgit Danker oder Susanne Haase che Buchveröffentlichungen, unter anderem über die Geschichte Kontakt: Bezirksversammlung@eimsbüttel.hamburg.de des Kirchbaus und der Kirchenmusik oder die Bibel als „Buch der Flucht“. Nach Stationen als Pastor, dann als Propst und Haupt- •V erantwortlich: Dr. Monika Hartges pastor in Hamburg, ist Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen seit 2016 Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. 10 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 11
Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Mahnmal St. Nikolai e.V. Donnerstag, 24. Oktober 2019 • Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann Auf digitalen Spuren osmanisch-türkischer Präsenz in Hamburg: OTHAPP Vortrag mit Dr. Corry Guttstadt, Turkologin und Autorin (Hamburg) Sonntag, 20. Oktober 2019 18 bis 20 Uhr Die vorletzte Freiheit – Landschaften des Otto Dov Kulka Veranstaltungsort: Asien-Afrika-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1 Dokumentarfilm von Stefan Auch, D/CZ, 2018, 65 min (Flügel Ost) Raum 221 11 Uhr Veranstaltungsort: Abaton-Kino, Allende-Platz 3, 20146 Hamburg Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Universität Hamburg haben Studierende des Arbeitsbereichs Turkologie eine App ent- Eintritt: 9 bzw. 8 Euro (ermäßigt). Reservierung und Vorverkauf: wickelt, die einer interessierten Öffentlichkeit sowie Studierenden www.abaton.de, Kassentelefon (040) 41320320, täglich ab 15 Uhr. die Möglickeit bietet, den vielfältigen Spuren osmanisch-türkischer Präsenz in Hamburg selbst oder im Rahmen von organisierten Füh- Otto Dov Kulka, jüdischer Überlebender des „Familienlagers“ in rungen zu folgen. Die Anwendung soll helfen, sich der Stadt Ham- Auschwitz-Birkenau und bedeutender Historiker, behielt die Erin- burg aus interkultureller Sicht zu nähern und für wenig beach- nerungen an seine Kindheit lange für sich. Für den Dokumentar- tete Aspekte der Stadt(Geschichte) zu sensibilisieren. Studieren- film öffnete er seine Aufzeichnungen und Tagebücher und teilte den bietet das Projekt die Gelegenheit, einen hamburgbezogenen Gedanken, Träume und Erinnerungen, geprägt von seiner Zeit in Zugang zur osmanisch-türkischen Geschichte kennenzulernen, Auschwitz. aber auch die Möglichkeit, praxisbezogene sowie interdisziplinäre Forschung zu betreiben. Die Anwendung soll beständig erweitert Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit dem Regisseur und ergänzt werden können, so dass eine nachhaltige Nutzung Stefan Auch statt, in dem auch das Schicksal von Erich Kulka, des Projektes über das Jahr 2019 gewährleistet ist. Während der Überlebender des KZ Neuengamme und Vater von Otto Dov Veranstaltung wird dieses von der Landeszentrale für politische Kulka, zur Sprache kommt. Bildung unterstützte Projekt im Asien-Afrika-Institut vorgestellt. Veranstaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Kooperation Programm mit dem Abaton-Kino und der Landeszentrale für politische Bil- Vorstellung und Präsentation der OTHAPP dung Hamburg. Prof. Dr. Yavuz Köse (Projektleiter) gemeinsam mit Studierenden der Turkologie •M oderation: Dr. Oliver von Wrochem, KZ-Gedenkstätte Vortrag: Dr. Corry Guttstadt, Turkologin und Autorin (Hamburg) Neuengamme Aus Smyrna und Stambul nach Altona und Hamburg – Osmani- • Verantwortlich: Abut Can sche Juden als erste Generation „türkischer“ Migranten • Verantwortlich: Abut Can 12 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 13
Do., 29. Okt. 2019 bis Mo., 27. Jan. 2020 Dienstag, 29. Oktober 2019 Was wäre, wenn …? Über aktuelle Gefährdungen der Demokratie Warum die Demokratie politische Parteien braucht! Fortsetzung der Veranstaltungsreihe Vortrag mit Prof. Hans-Peter Bull, Hamburg Bitte beachten Sie die wechselnden Veranstaltungsorte und -zeiten. 18 Uhr Veranstaltungsort: Vortragsraum im Gästehaus der Universität Der Eintritt ist frei. Hamburg, Rothenbaumchaussee 34, 20148 Hamburg Mit Blick auf das 20. Jahrhundert wissen wir, dass Demokra- Wir erwarten von den politischen Parteien, dass sie überzeu- tien mit einem Schlag untergehen können – durch Kriege, einen gende Programme und die dazu passenden Verwirklichungsstra- Militärputsch oder eine Revolution. Grundrechte können aber tegien entwickeln. Die Programme sollen in sich stimmig und so auch schleichend abgebaut und entzogen werden – aus Demokra- konkret sein, dass sich die Adressaten möglichst genau vorstel- tien werden zunächst illiberale, dann autoritäre Regime. Am Ende len können, was angestrebt wird und wie der Weg dahin ausse- dieses Prozesses steht eine Diktatur. Historische Erfahrungen hen soll. Das ist leicht gefordert, aber schwer zu realisieren. Kön- zeigen darüber hinaus, dass demokratische Parteien die Tür für nen die Parteien in Deutschland diesem Anspruch gerecht wer- extremistische Parteien öffnen können und manche Bürgerinnen den? Sind sie weiterhin in der Lage, den politischen Wettbewerb und Bürger erst aufwachen, wenn es zu spät ist. in einer Demokratie angemessen zu strukturieren? Mit welchen Warum stehen demokratische Institutionen und Prozesse derzeit Problemen sind Parteien heutzutage in der Praxis konfrontiert? unter Druck? Woran können wir dies erkennen? Was können wir dagegen tun? Die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg setzt die Veranstaltungsreihe zu zentralen politischen Fragen Mittwoch, 13. November 2019 der Gegenwart auch zukünftig mit wechselnden Kooperations- partnern fort. Politische Bildung unter Druck? Vortrag mit Prof. Dr. Tilman Grammes und Sina Demirhan, Weitere Veranstaltungen folgen ab Februar 2020. beide Universität Hamburg 19 Uhr •V erantwortlich: Dr. Jens Hüttmann und Veranstaltungsort: Rudolf Steiner Haus, Mittelweg 11 – 12, Dr. Sabine Bamberger-Stemmann 20148 Hamburg Wenn demokratische Institutionen und Prozesse unter Druck stehen, dann wird meist auch der Ruf nach mehr und besse- rer politischer Bildung laut. Als eine Art Feuerwehr soll sie hel- fen, sozialpolitische Probleme und gesellschaftliche Konflikte zu 14 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 15
lösen. Aber was kann politische Bildung in unseren Schulen wirk- Montag, 16. Dezember 2019 lich leisten, wo ist sie überfordert? Wie können wir als Bürgerin- nen und Bürger in unseren unterschiedlichen Rollen als Eltern, Vom Nutzen und Nachteil des „Skandals“ – Der mediale Umgang Pädagogen und bildungspolitisch interessierte Öffentlichkeit die mit dem Rechtspopulismus Schulen bei der Wahrnehmung ihrer demokratiepädagogischen Vortrag mit Prof. Bernd Gäbler (Fachhochschule des Mittelstands Aufgaben unterstützen? An aktuellen Beispielen aus der Hambur- Bielefeld) ger Schulpolitik diskutieren wir diese Fragen: Was sind Standards pädagogischer Professionalität? 18.30 Uhr Veranstaltungsort: Fabrique im Gängeviertel, Valentinskamp 34a (Zugang von der Speckstraße), 20355 Hamburg Montag, 25. November 2019 Der Aufstieg von Rechtspopulismus und Neuer Rechter hing Journalismus in Zeiten von Desinformation, Fake News und in Deutschland und international eng mit deren medialer Strate- Propaganda gie zusammen. Sie präsentierten sich als Opfer und Gegner einer Vortrag mit Patrick Gensing, Norddeutscher Rundfunk „Lügenpresse“, auf deren Berichte sie dennoch angewiesen waren. 18.30 Uhr Virtuos nutzen sie die „Neuen Medien“ und bauen auf vielfältige Veranstaltungsort: Fabrique im Gängeviertel, Valentinskamp 34a Resonanz in den traditionellen, wobei besonders Medien mit loka- (Zugang von der Speckstraße), 20355 Hamburg ler Reichweite eine wichtige Rolle zukam. Der Vortrag analysiert das Wechselspiel aus Fundamentalopposition, Dauerprovokation und Anbiederung und bietet Ansätze für die Praxis. Welche Rolle spielt Journalismus in der digitalisierten Welt? Kann sich unabhängige und faktenbasierte Berichterstattung be- Der Medienwissenschaftler und Historiker Prof. Bernd Gäbler ist haupten gegen autoritäre Angriffe auf die Pressefreiheit, gezielte Autor der Studien zu Populismen und Medien, die 2017 und 2018 Falschmeldungen und Gratiskultur im Netz? Ein Einblick in die im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung erstellt wurden. Er war Praxis der Medien, bei dem die Karrieren einiger Meldungen nach- Leiter des Grimme-Instituts und ist heute Professor für Journalis- gezeichnet werden. Er zeigt, dass die Gefahr durch Fake News mus an der Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld. unterschätzt wird. In Kooperation mit dem Arbeitsbereich Public History der Patrick Gensing arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Nachrichten- Universität Hamburg. redakteur, leitet den ARD-Faktenfinder und befasst sich in zahl- reichen Publikationen mit dem Aufstieg autoritärer Bewegungen. In Kooperation mit dem Arbeitsbereich Public History der Universität Hamburg. 16 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 17
Montag, 27. Januar 2020 estalten. Kritische Stimmen lassen sich nicht mundtot machen. g Wie antworten sie auf eine stark traditionell und patriarchalisch Sisyphos oder Geschichtspolizei: Historisches Fact-Checking im geprägte Kultur und Erziehung, handfeste politische Interessen Umgang mit Rechten und festgefügte Ideologien? Mittlerer Osten – wie wird deine Vortrag mit Moritz Hoffmann (Walldorf) Zukunft aussehen? Wir hören zu und denken nach mit Menschen, die von dort kommen, lauschen neuen Tönen und kommen ins 18.30 Uhr Gespräch. Veranstaltungsort: Fabrique im Gängeviertel, Valentinskamp 34a (Zugang von der Speckstraße), 20355 Hamburg In Kooperation mit der Nordkirche, Hanna Lehming, Referentin für den Mittleren Osten der Nordkirche. Deutungshoheit über Geschichte ist hilfreich für Deutungs hoheit über die Gegenwart. Manipulationen können (nicht nur) •V erantwortlich: Abut Can HistorikerInnen entgegentreten. Ist das notwendig? Ist es hilf- reich? Oder führt es zu einem statischen, autoritär erzeugten Geschichtsbild? Ein Erfahrungsbericht aus zwei Projekten zum Dienstag, 15. Oktober 2019 Thema und zu 12 Jahren auf Twitter. „Saras Stunde“ – Frauenschicksale in Saudi-Arabien Moritz Hoffmann ist Historiker und arbeitet seit 2016 freiberuf- Lesung mit Najem Wali, Schriftsteller, Berlin, im Gespräch mit lich im Feld der digitalen Public History. Marc Röhlig, Hamburg 19 Uhr In Kooperation mit dem Arbeitsbereich Public History der Veranstaltungsort: Tschaikowsky-Saal (U-Messehallen), Universität Hamburg. Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg Eintritt: 7 Euro Di., 15. Okt. bis Di., 17. Dez. 2019 Sara, eine junge saudi-arabische Frau, steht am Krankenbett Kulturwochen Mittlerer Osten in Hamburg 2019 ihres Onkels. Scheich Yussuf al-Ahmad ist der Chef der „Behörde Fortsetzung der Veranstaltungsreihe für die Verbreitung der Tugendhaftigkeit und der Verhinderung von Lastern“, ein Salafist, der zum Heiligen Krieg aufruft und Diktatoren sind gefallen, neue auf den Plan getreten, Revolu junge Bräute an Dschihadisten vermittelt. Er hat Saras Leben zer- tionen erstickt, Kriege geführt. Der Mittlere Osten hat in den ver- stört – nun ist sie aus der Verbannung in London zurück und gangenen Jahren entsetzliche Katastrophen und gewaltige Um- sinnt auf Rache. Der exil-irakische Schriftsteller Najem Wali liest brüche erlebt. Wie geht es weiter? Wo sind Chancen für Frieden aus seinem neusten Roman „Saras Stunde“ und redet darüber und Demokratie erkennbar? Junge Leute in allen mittelöstlichen mit Marc Röhlig. Der Journalist hat über Schicksale junger Frauen Gesellschaften denken über ihre Zukunft nach und wollen sie aus Saudi-Arabien und ihre Flucht nach Europa recherchiert. Im 18 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 19
Gespräch mit Najem Wali geht es um den Golfstaat, die Situation Donnerstag, 7. November von Frauen und die Macht der Mullahs. Literarische Fiktion trifft politische Realität! Was sprach Zarathustra ? Wurzeln iranischer Religiosität Vortrag mit Dr. Bijan Gheiby, Medienwissenschaftler und Iranist, •M oderation: Marc Röhlig, Hamburg Göttingen Ali Shibly, Hamburg, begleitet die Gespräche musikalisch mit der 19 Uhr Oud. Veranstaltungsort: Universität Hamburg, Hauptgebäude, Hörsaal M (ESA-M), Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg Der Eintritt ist frei. Mittwoch, 23. Oktober 2019 Als Seelsorger in Afghanistan Der Zoroastrismus entstand im 7. – 6. Jh. v. Chr. in Persien. Vortrag mit Pastor Gerson Seiß, Neumünster Trotz ihrer universalen ethischen Lehre blieb die Religion ihrem Entstehungsort und dem persischen Volk treu. Bekannt war 19 Uhr sie aber auch in Griechenland, unter den Juden und im Früh Veranstaltungsort: Zentrum Mission und Ökumene, christentum. Agathe-Lasch-Weg 16, 22605 Hamburg Nach der islamischen Eroberung Persiens erstarrte die Reli- Der Eintritt ist frei. gion Zarathustras im Formalismus und im Ritualismus. Erst mit der Aufklärung erwachte in Europa ein Interesse für die Lehre Zum dritten Mal war Pastor Gerson Seiß als Militärseelsorger Zarathustras. Seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 ist im Auslandseinsatz in Afghanistan, dieses Jahr in Masar-i-Scha- dort wieder ein neues Interesse an der Religion Zarathustras rif. Bereits 2004 und 2007 war er für einige Monate als Seelsor- spürbar. Birgt die alte Religion vielleicht auch die Frage der persi- ger in Kabul. schen Identität? Pastor Seiß berichtet von einem fremden Land und von seinen In Kooperation mit dem Institut für Religions-, Missions- und Eindrücken. Worin besteht der Auftrag der etwa 1.000 deutschen Ökumenewissenschaften der Universität Hamburg. Soldatinnen und Soldaten? Warum sind sie in der islamischen Republik, die seit vielen Jahren vom Terror der Taliban erschüttert • Moderation: Hanna Lehming, Referentin für den Mittleren Osten wird? Konnte die internationale Militärpräsenz bislang etwas be- der Nordkirche wirken? Und was macht die Kirche im Feldlager? •M oderation: Hanna Lehming, Referentin für den Mittleren Osten der Nordkirche 20 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 21
Mittwoch, 13. November 2019 Montag, 2. Dezember 2019 Abschied vom multikulturellen Orient? Der Status von Minderheiten Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats im Mittleren Osten Dokumentarfilm, OF m. dt. U., Deutschland/Syrien/Libanon 2017, Dr. Kamal Sido, Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Talal Derki, 99 min. Göttingen 19 Uhr 19 Uhr Veranstaltungsort: METROPOLIS-Kino, Kleine Theaterstrasse 10, Veranstaltungsort: Tschaikowsky-Saal (U-Messehallen), 20354 Hamburg Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg Eintritt: 5 Euro Der Eintritt ist frei. Koranstudium statt Matheunterricht, Kampftraining statt Fuß- Der Mittlere Osten gilt als die Wiege der Zivilisation. Die alt- balltraining, militärische Disziplin statt jugendlicher Rebellion – orientalischen Reiche der Sumerer, Ägypter, Babylonier, Assyrer, das ist der Alltag für Ayman (12) und Osama (13). Die beiden Hethiter und Perser formten die Region zu einem einzigartigen Brüder wachsen in Syrien auf und sollen islamische Gotteskrie- Kulturraum. Bereits Jahrtausende alt ist die Geschichte von As- ger werden – jedenfalls nach dem Willen ihres Vaters. Der größte syrern und Aramäern, von Juden, Kopten, Zoroastriern, Mandäern Traum des al-Nusra-Rebellenführers Abu Osama ist die Errich- und Chaldäern. Noch heute ist der Orient die Heimat unterschied- tung eines Kalifats. lichster Völker und Religionen. Regisseur Talal Derki kehrt für OF FATHERS AND SONS in sein Doch Kriege und Bürgerkriege, religiöser Extremismus und Völ- Heimatland Syrien zurück. Es gelingt ihm, über einen Zeitraum kermord führen zunehmend zum Verschwinden der Minderheiten. von zwei Jahren den Alltag einer radikal-islamistischen Familie zu Hat das Zusammenleben der Kulturen im Mittleren Osten noch begleiten. Der mehrfach ausgezeichnete Film zeigt einzigartige eine Chance? und emotionale Einblicke in eine sonst hermetisch abgeriegelte Welt. •M oderation: Hanna Lehming, Referentin für den Mittleren Osten der Nordkirche In Kooperation mit dem Metropolis-Kino. 22 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 23
Donnerstag, 12. Dezember 2019 Dienstag, 17. Dezember 2019 Capernaum – Stadt der Hoffnung WAJIB Film von Nadine Labaki, Libanon 2018, 126 min. Regie: Annemarie Jacir, Palästina/Israel 2017, OF m. dt. Untertiteln 19 Uhr 19 Uhr Veranstaltungsort: METROPOLIS-Kino, Kleine Theaterstrasse 10, Veranstaltungsort: METROPOLIS-Kino, Kleine Theaterstrasse 10, 20354 Hamburg 20354 Hamburg Eintritt: 5 Euro Eintritt: 5 Euro Zain (Zain Al Rafeea) ist gerade einmal zwölf Jahre alt. Zumin Schon vor einigen Jahren hat der Architekt Shadi (Saleh Bakri) dest wird er auf dieses Alter geschätzt. Der Junge hat keine seiner Heimatstadt Nazareth und damit auch seiner gesamten Papiere und die Familie weiß auch nicht mehr genau, wann er Familie den Rücken gekehrt, um sich in Rom ein neues Leben auf- geboren wurde. Nun steht er vor Gericht und verklagt seine zubauen. Nun kommt er zurück, denn die Hochzeit seiner Schwes- Eltern, weil sie ihn auf die Welt gebracht haben, obwohl sie sich ter Amal (Maria Zreik) steht kurz bevor. Und wie es die palästi- nicht um ihn kümmern können. Ein Kind klagt seine Eltern an nensische Tradition vorsieht, müssen Shadi und sein Vater Abu und mit ihnen eine ganze Gesellschaft, die Armut, Not und Elend (Mohammad Bakri) die Hochzeitseinladungen persönlich über zulässt. geben. In visuell eindrucksvollen Bildern erzählt der Film von den aben Mohammad und Saleh Bakri sind auch im wirklichen Leben Vater teuerlichen Lebensumständen jener, die von einem besseren und Sohn. In einem alten Volvo tuckern sie die Hügel von Naza- Leben träumen, aber in unserer Welt keine Chance haben. Ein reth rauf und runter und besuchen die Gäste. Dabei brechen alte Film von großer Empathie und Mitmenschlichkeit, der bei dem Wunden wieder auf und ihre völlig unterschiedlichen Lebenswei- Filmfestival in Cannes mit stehenden Ovationen minutenlang sen sorgen für neue Spannungen. gefeiert wurde. In Kooperation mit dem Metropolis-Kino. In Kooperation mit dem Metropolis-Kino. 24 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 25
Di., 22. Okt. bis Di., 3. Dez. 2019 Dienstag, 22. Oktober 2019 Antisemitismus im 21. Jahrhundert – was kann man dagegen tun? Multiperspektivität in der antisemitismuskritischen Pädagogik Fortsetzung der Veranstaltungsreihe Vortrag mit Marina Chernivsky, Berlin 19 Uhr 19 Uhr Veranstaltungsort: Tschaikowsky-Saal, Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg In der Schule wird der Antisemitismus oft noch ausschließ- lich im Kontext der Geschichtsvermittlung behandelt. Die Häufig Die Judenfeindschaft nimmt sichtbar zu: Rechtsextreme Netz- keit und Intensität antisemitischer Vorfälle erfordern es aller- werke erstellen Todeslisten, auf denen sich immer auch die dings, in der Gegenwart anzusetzen und neue (selbstreflexive Namen von prominenten Jüdinnen und Juden finden. „Völkische“ und dialogische) Präventions- und Interventionsansätze für die Ideen werden dominanter. Der alltägliche Antisemitismus wird pädagogische Praxis zu entwickeln. Wie tritt der Antisemitismus ebenfalls aggressiver: Vor dem Hamburger Rathaus wird ein Rab- in Bildungskontexten in Erscheinung? Wie können pädagogische biner attackiert, antisemitische Beleidigungen gehören an v ielen und soziale Fachkräfte darin unterstützt werden, antisemitismus- Orten mittlerweile zum üblichen Sprachgebrauch. Dass sich Jü- kritisch zu intervenieren? Wie ist die Situation jüdischer Schüle- dinnen und Juden in der Öffentlichkeit oft nicht zu erkennen ge- rinnen und Schüler und ihrer Familien angesichts der sich häufen- ben, gilt fast als „normal“. Seit November 2018 analysiert diese den Vorfälle? Veranstaltungsreihe die aktuellen Erscheinungsformen des An- tisemitismus und stellt zugleich Initiativen und Personen vor, die Marina Chernivsky leitet das Kompetenzzentrum für Prävention mit pädagogischen Mitteln versuchen, diesen Tendenzen entge- und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in genzuwirken. Deutschland, ist Mitglied im Unabhängigen Expertenkreis Anti semitismus des Deutschen Bundestages und Mitherausgeberin Eine Veranstaltungsreihe der Landeszentrale für politische Bil- der Zeitschrift „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“. dung in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V., Arbeitsgemeinschaft Ham- • Moderation: Dr. Olaf Kistenmacher, Historiker burg und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenar- beit in Hamburg e.V. •V erantwortlich: Abut Can 26 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 27
Dienstag, 3. Dezember 2019 Do., 24. und Fr., 25. Oktober 2019 Aufklärung gegen Antisemitismus – was ist in Hamburg zu tun? Das Helle und das Dunkle der Paulskirche Podiumsdiskussion mit Petra Lotzkat, Staatsrätin der Behörde für Arbeit, Tagung Soziales, Familie und Integration, Johanna Jöhnck, am Landesinstitut Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Seminarhaus, für Lehrerbildung und Schulentwicklung zuständig für das Thema Raum SH 5.101, Max-Horkheimer-Straße 4, 60323 Frankfurt Antisemitismus, und Mascha Schmerling, Bundeskoordinatorin und Der Eintritt ist frei. Teamerin von „Rent a Jew“. 19 Uhr Die Frankfurter Paulskirche ist ein Ort voller bewegender Mo- mente für die deutsche Geschichte und gilt als eine Wiege der In Berlin wurde vor zwei Jahren ein jüdischer Schüler so lange Demokratie in Deutschland. Doch die Paulskirche enthält in drangsaliert und attackiert, bis er die Schule wechselte. Seine ihrer historischen Rolle sowohl helle als auch dunkle Seiten. Das Mutter hatte sich an die Öffentlichkeit gewandt, weil sie sich von Ziel der Tagung ist, Ereignisse in der Paulskirche aus verschie- der Schulleitung und den Lehrkräften zu wenig unterstützt fühlte. denen Blickwinkeln zu erfassen und ihre nationalen und supra- Auch in der Hansestadt verschweigen viele jüdische Jugendliche nationalen Bedeutungen zu erkennen. Ein Blickwinkel auf die ihre Identität. Was können die Bildungseinrichtungen tun, um an Geschehnisse enthält die Nationalstaatsgründung und die impe- diesen Zuständen etwas zu ändern? Wie sollte man dem Problem rialen Ambitionen der deutschen Revolution von 1848/49 sowie Antisemitismus begegnen – präventiv und intervenierend? Wo ihre europäische Dimension mit ihren Folgen für die europäische muss angesetzt werden: bei den Schülerinnen und Schulen, bei Verfassungsgeschichte. Welche Relevanz haben hier deutsche den Lehrkräften, beim Lehrplan? Inklusions- und Exklusionsmechanismen hinsichtlich territorialer Debatten, auch in puncto völkischer Stereotype, der „großdeut- • Moderation: Dr. Olaf Kistenmacher, Geschichtswissenschaftler. schen Idee“ und der deutschen Antwort auf die „slavische Frage“? Welche Rolle und welchen Stand nahmen Juden in der 1848er Revolution einerseits und andererseits in der Verfassung der Paulskirche ein? Und wie sehen aktuelle deutsch-jüdische Positi onen zur Paulskirche aus? Mit diesem historischen Ort als Dreh- und Angelpunkt wird auch eine Bandbreite weiterer Themen in Verbindung gebracht wie politische Aspekte der Farben der Bundesflagge, der sog. Frank furter Abgeordnetenmord und andere Zwischenfälle in der Frank- furter Nationalversammlung, welche ergänzt werden durch die Wahrnehmungen von ParlamentszuschauerInnen, Rechenschafts berichte der Abgeordneten, den politischen Feuilletons der Schrift 28 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 29
stellerin Betty Paoli und einer Kontextualisierung der Presse- und • „ Europa in Freiheit“ – Grundwerte und insbesondere Sprachentwicklung. Welche Stellung nimmt die Paulskirche vor Rechtstaatlichkeit dem Hintergrund dieser Perspektiven in der deutschen Geschichte • „ Europa in Auflösung?“ – Der Brexit und seine Folgen ein und was macht sie dabei zu einem positiven Erinnerungsort • „#europe“ – Netzpolitik und Digitalisierung der Demokratie? • „Yourope“ – Sozialpolitik und Teilhabe • „Europa und das Geld“ – Europäische Wirtschafts- und Die Tagung führt die Befassung der Landeszentrale mit Fragen Handelspolitik von Volk, Nation und Demokratie fort, die auch 2020 weiter in- tensiviert werden wird. Weitere Informationen und Anmeldung über: https://www.infopoint-europa.de/ Eine Tagung des Vereins Geschichte und Zukunft e. V. mit der Universität Frankfurt und unter Mitwirkung der Landeszentrale •M oderation: MrTrashpack, Youtuber für politische Bildung Hamburg. Programm unter: • Verantwortlich: Denise Kroker und Dr. Jens Hüttmann https://www.hsozkult.de/event/id/termine-38925 • Verantwortlich Dr. Sabine Bamberger-Stemmann Mi., 6. Nov. bis Do., 12. Dez. 2019 Leben in der Utopie. Der Alltag in einem verschwundenen Staat Sonderausstellung zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution in Montag, 28. Oktober 2019 der DDR und des Mauerfalls Das junge Europa-Forum 2019 Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr Ausstellungs- und Veranstaltungsort: Mahnmal St. Nikolai, 9.30 bis 16 Uhr Willy-Brandt-Str. 60, 20457 Hamburg Veranstaltungsort: betahaus Hamburg, Eifflerstr. 43, 22769 Hamburg In Kooperation mit dem Mahnmal St. Nikolai e. V. (Sternschanze) Der Eintritt ist frei. Anmelden können sich Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren. Stasi, Mauer, Stacheldraht – das sind die Gräuel, die viele Men- schen weltweit mit der SED-Diktatur verbinden. Doch wer das In unterschiedlichen Panels diskutieren die Teilnehmenden über Leben in der DDR verstehen will, muss sich auch mit ihrem All- aktuelle Fragestellungen der Europäischen Union zu den Themen: tag auseinandersetzen. Erst dies ermöglicht ein konkretes Bild • „ Europa für alle?“ – Migrations-, Einwanderungs- und der Befindlichkeit der ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger, die Flüchtlingspolitik zwangsweise mit den politischen Um- und Zuständen ihres Lan- • „ Die Erde in Gefahr?“ – Klima- und Umweltschutz des zurechtkommen mussten. 30 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 31
Anlässlich des 30. Jahrestages der friedlichen Revolution in Montag, 2. Dezember 2019 der DDR und des Mauerfalls zeigen der Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e. V. und die Landeszentrale für politische Bildung Mein bester Freund wohnt auf der anderen Seite Hamburg Fotos von Siegfried Wittenburg, der heute einem gro- Musik- und Vortragsprogramm mit Stephan Krawczyk, Musiker und ßen Publikum durch seine viel beachteten Beiträge auf dem Zeit- Schriftsteller, Berlin geschichten-Portal einestages (SPIEGEL ONLINE) bekannt ist. Begonnen zu fotografieren hat Wittenburg in der DDR der späten 18 Uhr siebziger Jahre. Der Autodidakt nahm ab 1981 an Ausstellungen teil, wurde Leiter eines Fotoklubs. Als er sich der Zensur seiner Damals schlug die Kraft seiner Lieder und Worte an die schon Fotografien verweigerte, musste er zeitweilig seine Funktion auf- bröckelnde Mauer, zuerst von Osten her, nach seiner Abschiebung geben, erhielt Hausverbot. von Westen. Damals war er zuerst Chansonstar der DDR, danach Held der Bürgerrechtsbewegung, später Stardissident, Politstar, Eine Kooperation des Förderkreises Mahnmal St. Nikolai e. V. und Medienstar. Heute stellt sich Stephan Krawczyk seinen Erfahrun- der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. gen, um über die jüngere deutsche Geschichte aufzuklären. In seinem Programm „Mein bester Freund wohnt auf der ande- Ausstellungseröffnung am 5. November 2019, 18 Uhr. ren Seite“ liest Krawczyk aus gleichnamiger Erzählung. Es ist die Begrüßung mit Klaus Francke, Vorsitzender des Fördervereins Geschichte von Simon und Ronald, zwei Siebzehnjährigen, die Mahnmal St. Nikolai, und Dr. Sabine Bamberger-Stemmann, sich auf der Plattform des Berliner Fernsehturms während eines Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Klassenausflugs kennenlernen und über das Interesse an der- selben Musik anfreunden. Simon wohnt in West-, Ronald in Ost- Alltagsleben in einer Diktatur. Ein Gespräch mit Siegfried berlin. Ronalds Vater ist Genosse und Mitarbeiter des Magistrats Wittenburg, Moderation Dr. Jens Hüttmann, Stellvertretender von Berlin, Hauptstadt der DDR, Simons Vater ist Handwerker in Direktor der Landeszentrale, anschließend Ausstellungsrundgang Berlin-Kreuzberg. Wegen seines Vaters darf Ronald keine West- kontakte haben. Trotzdem schreibt er Briefe an Simon, trifft sich • Verantwortlich: Dr. Jens Hüttmann heimlich mit ihm in Ost- Berlin. Es hat Konsequenzen für beide. Während des 90-minütigen Vortrags singt Stephan Krawczyk auch einige seiner Lieder, die in der DDR entstanden sind, und kommt mit den Zuhörern ins Gespräch. 32 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 33
Montag, 9. Dezember 2019 Mi., 6. Nov. 2019 bis Mi., 22. Jan. 2020 Wie stehen Sie zur Macht? Die friedliche Revolution in der DDR, 1989 – Vom Ende des Kommunismus in Ostmitteleuropa und die Einheit und die Schulen in Deutschland der Sowjetunion Vortrag und Diskussion mit Dr. Stefan Küchler, Schulleiter der Ringvorlesung Goethe-Sekundarschule in Ilsenburg, Sachsen-Anhalt Mittwochs 16-18 Uhr 18 Uhr Veranstaltungsort in der Regel: Universität Hamburg, ESA-1 (Hauptgebäude), Flügel West, Hörsaal 221, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg Ende der 1950er Jahre in Magdeburg geboren, verlief Stefan Küchlers Leben in der DDR in festen Bahnen und war berechen- Der Eintritt ist frei. bar. Sein Werdegang war klar: Nach dem Kindergarten absolvierte er bis zum Abitur die Schule in der ostdeutschen Diktatur. Danach Die Vorlesungsreihe betrachtet die friedlichen Revolutionen und folgte der obligatorische 18-monatige Dienst in der Nationalen den Sturz der kommunistischen Herrschaftssysteme in Mittelost- Volksarmee und ein Studium in den Fächern Geschichte und Sport europa/der Sowjetunion aus kulturwissenschaftlicher Perspek- mit dem Abschluss Diplomlehrer. tive. Ziel ist es, das Ende des Kommunismus im Hinblick auf ver- Erste Erfahrungen im Klassenzimmer sammelte Küchler ab 1984 schiedene mittelosteuropäische Staaten zu rekonstruieren. Im an der 26. Polytechnischen Oberschule (POS) in Halle-Neustadt. Mittelpunkt soll das Epochenereignis selbst und nicht so sehr Ab 1987 wechselte er aus dem Schulsystem in den Fachbereich seine Folgen stehen. Geschichte der Hochschule in Magdeburg und arbeitete dort als Die einzelnen Vorträge gehen folgenden Fragen nach: Wer waren wissenschaftlicher Assistent. die Hauptakteure: Intellektuelle, Dissidenten, Reformkommunis- Zwei Jahre später fegte mit der friedlichen Revolution in der DDR ten, Gewerkschafts- und Studierendenbewegungen oder „das ein Orkan nicht nur durch sein Leben. Kein Stein blieb auf dem an- Volk“? Welche politischen und kulturellen Konstellationen ermög- deren. Ob familiär, beruflich oder institutionell – alles war neu. lichten einen massenhaften zivilen Ungehorsam/Protest? Wie ver- Küchler bewarb sich kurz vor der deutschen Einheit auf die öf- hielten sich die alten Eliten? Welche Rolle spielten Intellektuelle fentliche Stellenausschreibung eines Schulleiters ab 1. November und die Medien? Welche Ziele, Forderungen, Erwartungen waren 1990 – und wurde genommen … mit dem gesellschaftlichen Umbruch verbunden? Welche Formen des Protests und des Widerstands zeichnen die weitgehend fried- lichen Revolutionen von 1989 aus? Gibt es nationale Eigenlogi- ken der Revolutionen oder eine übergreifende transnationale Idee und Dynamik? 34 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 35
Kooperationspartner: Landeszentrale für politische Bildung 4. Dezember 2019 Hamburg, Nordost-Institut, Lüneburg, Bundesstiftung zur Auf Die DDR 1989 – Zusammenbruch, Wende, Friedliche Revolution? arbeitung der SED-Diktatur, Berlin. Versuch einer Analyse nach dreißig Jahren Dr. Stefan Wolle, Wissenschaftlicher Leiter, DDR Museum Berlin Ansprechpartnerin und Verantwortliche der Universität Hamburg: Prof. Dr. Anja Tippner, Institut für Slavistik/Osteuropastudien, 11. Dezember 2019 Universität Hamburg, Tel.: (040) 42838-4807, anja.tippner@uni-hamburg.de Von der Samtenen Revolution zur Schocktherapie und zum Kulturkampf. • Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann Michal Hvorecký, Freier Schriftsteller und Journalist, Bratislava 6. November 2019 18. Dezember 2019 Perestrojka – Katastrojka, 1989 – 91. Die Finalitätskrise des „Fernseh-Revolution?” Mediale Inszenierungen von Ende und Sowjetimperiums Anfang in Rumänien um die Jahreswende 1989/90 Vortrag mit Prof. Dr. Klaus Gestwa, Fachbereich Geschichte, Prof. Dr. Iulia Patrut, Institut für Sprache, Literatur und Medien, Eberhard-Karls-Universität Tübingen Europa-Universität Flensburg 13. November 2019 8. Januar 2020 Das Ende des Sozialismus in Osteuropa. Hintergründe und Sowjet-Mittelasien: von der postkolonialen KP-Herrschaft zum Meinungen zu einem ergebnisoffenen Prozess autoritären Präsidialregime Vortrag mit Prof. Dr. Monica Rüthers, Universität Hamburg Prof. pens. Dr. Otto Luchterhandt, Fachbereich Rechtswissenschaft I, Universität Hamburg 20. November 2019 15. Januar 2020 „Die wertvolle, heiße Zeit”. 1989 in Polen Prof. Dr. Marta Bucholc, Käte Hamburger Kolleg „Recht als Via Baltica 1989: Symbol des Freiheitskampfes im Baltikum Kultur“, Universität Bonn PD Dr. David Feest, Detlef Henning, M. A., Prof. Dr. Joachim Tauber, IKGN, Nordost-Institut, Lüneburg 27. November 2019 22. Januar 2020 The Paradoxes of Liberation. Reflections on 1989 in Hungary Vortrag mit Prof. Dr. Ferenc L. Laczó, Faculty of Arts and Social Podiumsdiskussion: Um- und Aufbrüche: Aktuelle baltische Sciences, Universität Maastricht Perspektiven auf das Jahr 1989 Abweichender Veranstaltungsort: Hauptgebäude, TeilnehmerInnen: Darius Jonas Semaška (Botschafter Republik Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel Ost, Hörsaal 221 Litauen), BotschafterInnen Estland und Lettland t.b.c. Moderation: Prof. Dr. Joachim Tauber, IKGN, Nordost-Institut, Lüneburg 36 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 37
Save the date: Begleitend zur Vorlesung gibt es ab 8. Januar Die Vortragsreihe nimmt diese Beobachtungen zum Anlass, um 2020 eine Dokumentarfilmreihe im Metropolis-Kino, jeweils an fünf Abenden auf der Grundlage neuer Forschungen exemp- mittwochs von 19 bis 21 Uhr. Gezeigt werden folgende Filme: larisch jüdische Migrationen und deren Folgewirkungen im loka- • Marcel Ophüls, Novembertage, Deutschland 1990 len Raum vorzustellen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen •H arun Farocki/Andrei Ujica, Videogramme einer Revolution, aus verschiedenen Disziplinen fragen nach den jeweiligen For- Deutschland/Rumänien, 1992 men der Wanderungen sowie den Motiven und Handlungsspiel- •M arta Dzido, Die Frauen der Solidarność (Kobiety Solidarności), räumen der migrierenden Jüdinnen und Juden und danach, in wel- Polen 2012 cher Weise diese vielfältigen Erfahrungsgeschichten das jüdische • Péter Szalay, Europas Traum (Európa álma), Ungarn 2017 Leben in Deutschland von den Nachkriegsjahren bis in die Gegen- wart prägen. Di., 12. Nov. 2019 bis Do., 30. Jan. 2020 Eine Veranstaltungsreihe des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) in Kooperation mit der Landeszentrale für Wie weiter? Jüdische Migrationserfahrungen nach 1945 politische Bildung Hamburg. Vortragsreihe und Gesprächsabend • Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann 18.30 Uhr Veranstaltungsort: Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), Seminarraum im 2. OG, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg, eingeschränkt barrierefrei (abweichender Veranstaltungsort am Dienstag, 12. November 2019 30. Januar 2020) Persische Juden in Hamburg: Handelsmigration im Der Eintritt ist frei. deutschen Wirtschaftswunder Vortrag mit Dr. Karen Körber, Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für die Geschichte der deutschen Jüdische Migrationen gewinnen in der deutsch-jüdischen Nach- Juden kriegsgeschichte zunehmend an Bedeutung. Richtete sich der Blick nach den Ereignissen des 20. Jahrhunderts zuerst einmal auf Vertreibung, Flucht und Exil, so finden sich bis in die Gegenwart Wenige Jahre nach dem Holocaust und dem Ende des Zweiten auch jüdische Wanderungsbewegungen, die von der Hoffnung auf Weltkriegs wanderten persische Juden aus Iran nach Deutschland eine bessere Zukunft geprägt und beispielsweise durch beson- ein. Ihr Ziel war der Hamburger Freihafen, der seit den 1950er dere wirtschaftliche Rahmenbedingungen bestimmt waren. Die Jahren zum internationalen Umschlagplatz für Teppiche aus Iran verschiedenen Beweggründe für eine Emigration sowie das Auf- und den umgebenden Nachbarstaaten wurde. In der Folge wuchs einandertreffen divergierender jüdischer Herkünfte und Narrative auch die persisch-jüdische Gemeinschaft in der Hansestadt auf haben Eingang in das hiesige jüdische Leben nach 1945 gefun- über 300 Personen an, die den Wiederaufbau des sozialen wie re- den und kennzeichnen bis heute die mitunter kontrovers geführ- ligiösen jüdischen Lebens bis in die 1990er Jahre entscheidend ten Debatten um das Selbstverständnis einer jüdischen Gemein- prägten, um dann erneut zu emigrieren, dieses Mal in die USA und schaft in Deutschland. 38 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 39
nach Israel. Der Vortrag widmet sich dieser besonderen Handels- Dienstag, 7. Januar 2020 und Familienmigration von Jüdinnen und Juden, die aufgrund ihrer Herkunft aus dem Iran vom Holocaust nicht betroffen waren und Fremdheitserfahrungen im Nachkriegsdeutschland. Jüdisches Leben erst nach ihrer Ankunft in Deutschland der jüngsten Geschichte in Frankfurt am Main der europäischen Juden gewahr wurden. Vortrag mit Dr. Tobias Freimüller, Historiker und stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts, Frankfurt a. M. Dienstag, 26. November 2019 Frankfurt am Main galt nach 1945 Vielen als „jüdischste Stadt“ Jüdische Migrationswege zwischen Polen, der Sowjetunion und der Bundesrepublik. Im Umfeld des Hauptstützpunktes der ame- Deutschland (1939 – 1948) rikanischen Besatzungsmacht entstand ein dichtes Netz jüdischer Vortrag mit Dr. Markus Nesselrodt, Osteuropahistoriker an der Organisationen und eine der größten jüdischen Gemeinden West- Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder deutschlands. Mit der Kontroverse um Rainer Werner Fassbinders Theaterstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ und dem „Börne- platzkonflikt“ war Frankfurt aber auch Schauplatz von Auseinan- Die Mehrheit der polnisch-jüdischen Überlebenden verbrachte dersetzungen, die die wechselseitigen Fremdheitserfahrungen von die Zeit des Zweiten Weltkriegs nicht unter deutscher Besatzung, Juden und Nichtjuden im Nachkriegsdeutschland sichtbar mach- sondern in den unbesetzten Territorien der Sowjetunion. Viele ten. Der Vortrag macht den Versuch, diese besondere lokale jüdi- waren vor den vorrückenden Deutschen in Richtung Osten geflo- sche Geschichte von ihren Anfängen bis 1990 nachzuzeichnen. hen, andere wurden gegen ihren Willen als sogenannte feindliche Elemente durch die sowjetische Geheimpolizei aus dem eroberten Polen in das Landesinnere Russlands deportiert. Dienstag, 14. Januar 2020 Nach dem Krieg kehrten die meisten von ihnen zurück nach Polen, von wo aus sie sich weiter auf den Weg nach Palästina oder Nord- Ausreisen, zurückkehren, bleiben? Jüdische Migrationswege amerika machten. Dieser Tausende von Kilometern lange Migra- nach Polen und aus Polen, 1944 – 1968 tionspfad führte sie für einige Zeit ausgerechnet in die Lager für Vortrag mit PD Dr. Katrin Steffen, wissenschaftliche Mitarbeiterin Displaced Persons im besetzten Deutschland. Der Vortrag möchte am Nordost-Institut Lüneburg an der Universität Hamburg anhand biografischer Beispiele die Geschichte dieser Überleben- den erzählen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Hunderttausende polni- sche Jüdinnen und Juden, die vor allem in der Sowjetunion über- lebt hatten, nach Polen zurück. Der polnische Staat lenkte sie vor allem in die Gebiete, die die deutsche Bevölkerung im Zuge der Westverschiebung Polens hatte verlassen müssen: Niederschle- sien und Hinterpommern. In einigen Ortschaften entstanden so Zentren jüdischer Ansiedlung mit religiösem und sozialem Leben. 40 Landeszentrale für politische Bildung Hamburg Informationen Oktober bis Dezember 2019 41
Angesichts des Antisemitismus in Polen, der in innerparteilichen gen für das hiesige jüdische Leben und darüber, wie sich das Ver- Auseinandersetzungen immer wieder aktiviert wurde und den ständnis der jüdischen Diaspora in der Gegenwart gewandelt hat. große Teile der Gesellschaft sanktionierten, emigrierte bis 1968 wiederum die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung aus Polen bzw. wurde vertrieben. Der Vortrag zeichnet diese Migrationswege und Donnerstag, 14. November 2019 ihre politischen Rahmenbedingungen nach und fragt nach den je- weiligen Motivationen der jüdischen Überlebenden, in Polen zu Hamburgs Geschichte im Comic II. Perspektiven für eine Visual bleiben oder es zu verlassen. History Hamburgs Workshop Donnerstag, 30. Januar 2020 14 bis 18 Uhr Veranstaltungsort: Fabrique im Gängeviertel, Seminarraum, Valentins- Russische Juden in Deutschland – Israelis in Berlin: kamp 34a, (Zugang von der Speckstraße), 20355 Hamburg ein Gesprächsabend über Migration, Exil und Diaspora Der Eintritt ist frei. Anmeldungen sind erforderlich. Es diskutieren Dr. Karen Körber und Dr. Dani Kranz, Anthropologin an der Ben Gurion Universität, Be ér Sheva, Israel; Moderation: Birgit Langhammer, NDR-Info Comics sind ein wichtiges Medium nicht nur der Jugendkultur. Auch historische Ereignisse werden immer wieder Gegenstand Abweichender Veranstaltungsort: Tschaikowskysaal, von Comics, wie etwa die Shoah in Art Spiegelmans „Maus“ oder Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg der Erste Weltkrieg in den Arbeiten Jacques Tardis. In einer Reihe von Workshops laden die Universität Hamburg und Die Einwanderung von russischsprachigen Juden nach Deutsch- die Landeszentrale für politische Bildung ein zur Auseinanderset- land nach 1989 ist in der jüngeren deutsch-jüdischen Geschichte zung mit Comics und Graphic Novels für die Hamburger Lokal- wiederholt als Zäsur verstanden worden. Eine jüdische Migration, und Regionalgeschichte. Comics sollen dabei als Medium der Ge- die vordringlich in der Hoffnung auf ein besseres Leben und aus- schichtsdarstellung diskutiert werden, zugleich sollen Möglich- gerechnet nach Deutschland erfolgte, schien mit der jüdischen keiten eruiert werden, Hamburgs Geschichte(n) im Comic zu Erfahrung des 20. Jahrhunderts von Verfolgung, Flucht und Exil erzählen. zu brechen. Auf eine ähnliche Weise hat seit Beginn der 2000er Die Workshops können als Serie o
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