Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - Januar 2021/1 Nr. 124
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Januar 2021/1 Nr. 124 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug
IMPRESSUM INHALTSVERZEICHNIS «Der Luzerner Arzt» erscheint viermal Das nächste Jahr wird besser, wenn … (Herbert Widmer) 5 jährlich (plus Spezialausgabe). Rückblick auf 2020, Dank, Kritik, Konsequenzen Verlag: Ein bewegtes Jahr endet – mit einem hoffnungsvollen Blick ins neue Jahr (Aldo Kramis)8 Ärztegesellschaft des Kantons Luzern Vergangenes, Pandemie-Jahr 2020, Belastungsgrenzen und Dank, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern Mitdenken, Optimierung Tel. 041 410 88 85 Fax 041 410 80 60 Die nicht-invasive Beatmung und der Einsatz von Steroiden haben den Behandlungs- 10 erfolg deutlich positiv beeinflusst (Felix Reichlin, Rami Sommerstein) Redaktionsadresse: Was hat die Medizin in den letzten 10 Monaten über Covid-19 gelernt? Dr. med. Herbert Widmer Veränderung der Therapie? Sonnbühlstrasse 15, 6006 Luzern Tel. 041 410 65 81 Betriebsdaten 2019 im Praxis-Navigator erfassen! 14 Aufforderung der Luzerner, Urner und Unterwaldner Ärztegesellschaften an ihre Mitglieder Redaktion: Dr. med. Herbert Widmer, Luzern Kommentar zum Artikel «Mitgliederumfrage zu LUKSlink im LAZ Nr. 123 15 (Redaktor) (Balthasar Hug, Daniel Käch) Dr. med. Aldo Kramis, Emmenbrücke HIN-Versand von Dokumenten, Grosses Potenzial bei der Terminübersicht, (Präsident) Informationsdarstellung Inserate-Verkauf: Frühjahrszyklus 16 Dr. med. Herbert Widmer Sonnbühlstrasse 15 Berufs- oder Arztgeheimnis (siehe BAG) 17 6006 Luzern Mehrere Ereignisse des letzten Jahres haben Fragen aufgeworfen. Tel: 041 410 65 81 Der Ruf unseres Berufs soll nicht leiden! E-Mail: hcwidmer@bluewin.ch Das Management des Zenker-Divertikels am Luzerner Kantonsspital (LUKS): 18 modernste, interdisziplinäre Diagnostik und Therapie unter einem Dach Herstellung: (Sarah Zwyssig, Nadja Stenz, Seo Ko, Gunesh Rajan, Patrick Aepli) SWS Medien AG PriMedia Anatomie und Pathophysiologie, Diagnostik und Befund, Therapie, Fazit Am Viehmarkt 1, 6130 Willisau info@swsmedien.ch Ginko biloba – ein Wundermittel gegen kognitive Hirnleistungsstörungen und Demenz?24 (Peter E. Ballmer) Doxium – signifikante Verbesserung bei Hämorrhoidalbschwerden nach 48 Stunden 28 Je früher desto besser – die HPV-Impfung sollte während der aktuellen 30 Coronavirus Pandemie nicht vergessen werden (Anne Jäkel) Mandatsträger / Sektionen / Fachvereinigungen 32 Adressliste Zentralschweizerische Chiropraktoren – Gesellschaft (ZSCG) 35 Der Schwyzer Arzt 36 Delegiertenliste Schwyzer Ärzte 36 Telefon-, Telefax- und E-Mail-Verzeichnis Spital Schwyz 38 Adressen und Telefon-Nummern Schwyz 41 Der Unterwaldner Arzt 45 Vorstand Ärztegesellschaft 45 Aus den Reihen unserer Mitglieder 45 Telefon- und Telefaxnummer, E-Mail-Adressen Kantonsspital Nidwalden 46 Telefon- und Telefaxnummern, E-Mail-Adressen Kantonsspital Obwalden 49 Adressen und Telefon-Nummern Nidwalden 50 Adressen und Telefon-Nummern Obwalden 51 Der Zuger Arzt 52 Vorstand der Zuger Ärztegesellschaft 52 Der Urner Arzt52 Vorstand Ärztegesellschaft Uri 52 Adressen und Telefon-Nummern der Urner Ärzte 52 Chirurgische Therapie der symptomatischen Carotis-Stenose: 54 «Die Streifung» als neurologischer und gefässchirurgischer Notfall (Ines Naumburger, Günter Eisele, Saulius Korsakas, Stefan Ockert) Fallbeispiel, Risikofaktoren, Definition, Anamnese und klinische Untersuchung, Symptomatik, Diagnostik, Management, Indikation zur Carotis-Endarteriektomie, Operativtechnisches Vorgehen Ich hätte dies kaum für möglich gehalten … (Jens Westphal)60 Von einer grippalen Erkrankung zu einem lebensbedrohlichen Ereignis Titelbild: Kutschenfahrt ins neue Jahr im Engadin (Foto. Rolf Stockmann, Montagnola) Luzerner Arzt 124 / 2021 3
IMPRESSUM INHALTSVERZEICHNIS Mitarbeiter dieser Ausgabe: SwissSarcomaNetwork (SSN) – Fakten und erste Zahlen zur Verbesserung 61 Dr. med. Patrick Aepli, LUKS der Qualität der Behandlung von Patienten mit Sarkomen (Bruno Fuchs, Beata Bode, (Das Management des Zenker- Divertikels) Stefan Breitenstein, Christian Michelitsch, Désirée Klass, Alex Vogetseder, Veronika Blum, Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer, Thomas Treumann, Andreas Scheiwiller, Mario Scaglioni. Gabriela Studer) Winterthur (Ginko biloba) Hintergrund und bisherige Entwicklung, Fakten und Zahlen, Register und Qualitätsindikatoren, PD Dr. med. Günter Eisele, Luzern Zusammenfassung und Ausblick (Chirurgische Therapie der symptomat. Carotis-Stenose) Chirurgie beim Pankreaskarzinom: Möglichkeiten und Grenzen 65 PD Dr. med. Balthasar Hug, LUKS (Ralph F. Stärkle, Christopher Soll) (Antwort zur Mitgliederumfrage Beurteilung der Resektabilität, Gefässresektionen in der Pankreaschirurgie, zu LUKSlink) Neoadjuvante Therapie als «Magic Bullet», Das oligometastatische Pankreaskarzinom Dr. phil. Anne Jäkel, Oxford (Die HPV-Impfung) Andere Länder, andere Probleme? (ePA bzw. EPD) 68 Daniel Käch, LUKS Umfrage zur elektronischen Patentenakte (ePA): 9 von 10 Patienten in Deutschland (Antwort zur Mitgliederumfrage wissen nicht oder nur oberflächlich, wie die ePA funtioniert zu LUKSlink) Zur Einführung des ePA am 01.01.2021 in Deutschland, Stand des Wissens Dr. med. Seo Ko, LUKS Organisationsstruktur der neuen Spitalgruppe steht fest (Pressemitteilung 09.12.2020) 70 (Das Management des Zenker- Divertikels) Zürcher Corona-Impfstrategie: Hausärzte werden wohl erst im Februar oder März 72 Dr. med. Saulius Korsakas, Luzern Impfdosen erhalten (NZZ 03.01.2021) (Chirurgische Therapie der symptomat. Carotis-Stenose) Die Hausärzte müssen die Zulassung des Moderna-Impfstoffs abwarten. Das schon zugelassene Vakzin taugt noch nicht für die Arztpraxen Dr. med. Ines Naumburger, Luzern (Chirurgische Therapie der Verhandlungen LUKS und lups zum Gesamtarbeitsvertrag: 73 symptomat. Carotis-Stenose) Urabstimmung im 2. Halbjahr 2021 Prof. Dr. med. Stefan Ockert, Lu (Chirurgische Therapie der Datenschutz- und Sicherheit: Datensicherheitsexperte warnt vor IT-Pandemie / FMH 74 symptomat. Carotis-Stenose) Prof. Dr. med. Gunesh Rajan, Aus den Reihen unserer Mitglieder75 LUKS (Das Management des Zenker-Divertikels) Dr. med. Felix Reichlin, St. Anna (Die nicht-invasive Beatmung) Zur LAZ-Struktur PD Dr. med. Christopher Soll, Vielleicht – und dies würde mich keineswegs überraschen – haben Sie sich schon gefragt, weshalb St. Anna (Chirurgie beim denn welcher Beitrag, welcher Bericht vorne im Heft, in der Mitte oder hinten platziert ist. Nur eine Pankreas-Carcinom) Antwort ist wichtig: dies hat überhaupt nichts mit der Gewichtung des Artikels etc. sondern mit PD Dr. med. Raemi Sommerstein, drucktechnischen und finanziellen Kriterien zu tun! St. Anna (Die nicht-invasive Beatmung) 1. Die Seitenzahl einer Ausgabe muss immer durch 4 teilbar sein PD Dr. med. Ralph F. Stärkle, 2. Eine drucktechnische «Form» umfasst 8 Seiten. Die Seiten 1, 4, 5 und 8 dieser «Form» sind eine St. Anna (Chirurgie beim «farbtechnische» Einheit, ebenso die Seiten 2, 3, 6 und 7 Pankreas-Carcinom) 3. In dieser 80-seitigen Ausgabe sind die Seiten 1 – 4 und 77 – 80, 5 – 8 und 73 – 76 etc, eine entspre- Dr. med. Nadja Stenz, LUKS chende Einheit (Das Management des Zenker- Divertikels) 4. Jede dieser Einheiten, welche im 4-Farbendruck erstellt werden, bewirkt zusätzliche Ausgaben. Prof. Dr. med. Gabriela Studer, Es ist daher ein Ziel, die Zahl solcher Farbeinheiten nicht unnötig zu erhöhen. et alt., LUKS (SwissSarcoma 5. Aus diesem «einfachen» Grund liegen die Farbseiten im ersten und letzten Drittel des Hefts, Network (SSN)) die Schwarz-Weiss-Seiten im mittleren Drittel, womit auch diese Sparmassnahme im Gesundheits- Dr. med. Jens Westphal, Geuensee wesen erfüllt ist. (Ist übrigens in der SAeZ auch so!) (Erfahrungen mit Covid-19) Ist doch eine simple Erklärung, oder nicht? Wichtig ist doch, dass die Autorinnen und Autoren Dr. med. Sarah Zwyssig, LUKS wissen, «weshalb sie wo zu finden sind». Es ist mir aber auch wichtig, Ihnen allen zu danken für Ihre (Das Management des Zenker- Bereitschaft, unser Informationsblatt attraktiv und informativ zu gestalten. Divertikels) Dr. med. Herbert Widmer Redaktor «Der Luzerner Arzt» Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien, Ihren Spitalmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, Ihrem Praxisteam und Ihren Patientinnen und Patienten nochmals alles Gute, Gesundheit und physische und psychische Widerstandkraft im wohl nicht nur einfachen neuen Jahr! Dr. med. Herbert Widmer, Redaktor «Der Luzerner Arzt», auch im Namen des Vorstandes und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Geschäftsstelle. Erscheinungsdatum / Redaktionsschluss für den Luzerner Arzt 2021/22: Nr. 125 /April 2021 15. März 2021 Nr. 126 / Juli 2021 25. Mai 2021 Nr. 127 / November 2021 25. September 2021 Nr. 127 / Spezialheft / November 2021 05. Oktober 2021 Nr. 128 / Januar 2022 15. Dezember 2021 4 Luzerner Arzt 124 / 2021
EDITORIAL Das nächste Jahr wird besser, wenn... Liebe Kolleginnen und Kollegen Dass Kritik oft nicht geschätzt wird, ist Liebe Leserinnen und Leser eine der ältesten Weisheiten unter Men- schen. Die Amerikaner haben dazu einen Wenn Sie diesen «Luzerner Arzt» in Ihren entsprechenden Sinnspruch: «Die meisten Händen halten, wird das neue Jahre bereits Menschen wollen lieber durch Lob rui- einige Tage alt sein. Viele unter Ihnen wer- niert als durch Kritik gerettet werden.» den am Abend des 31. Dezember 2020 – (Siehe aktuelles amerikanisches Politik- unter anderem – den grossen Wunsch aus- geschehen!). Für eine aufbauende Kritik gestossen haben, dass das neue Jahr besser sind allerdings grosse Voraussetzungen zu werde als das vergangene. «Es kann ja nur erfüllen. besser werden», dürfte dabei oft ein Begleit- gedanke gewesen sein. Ich wünsche dies für Im April 2020 lautete der Titel des uns alle, für unser Land, ja für die ganze Welt! LAZ-Editorials: «Nein, nur Kritik ist nicht angebracht, aber wir alle müssen analy- Ob dieser Wünsch erfüllt werden wird, sieren und Konsequenzen ziehen!». Die- hängt wohl von uns allen ab, oder zumin- ser Aussage stimme ich noch immer voll dest von vielen unter uns. So von jedem in zu, nur fehlt nach den vergangenen zehn seinem Lebens- und Berufsbereich, von im Monaten in unserem Land – und anders- Gesundheitswesen Tätigen, von Wissen- wo auch – noch immer eine tiefgreifende schaftern, von Politikerinnen und Politi- Analyse und es fehlen sinnvolle Konse- kern und von vielen mehr. quenzen. Versuchen wir doch, einiges aus dem Bereich «Kritik» so zu formulieren, Zugegeben, das Titelbild stammt nicht dass es als aufbauend betrachtet werden aus der Zentralschweiz, sondern aus dem kann. Engadin. Es verkörpert für mich aber viel Positives: unsere wunderbare Natur, Frie- den, Wärme auch in einer kalten Welt, Op- nahme in irgendeinem Bereich nicht von Zuerst gilt es aber zu danken! timismus, Vorwärtskommen – nicht allzu allen geschätzt wurde. «Geäusserte Kritik Am 20. August 1940 hielt Winston Chur- schnell, aber doch irgendwie «nachhaltig». könnte schaden, statt den erhofften Nut- chill vor dem britischen Parlament eine zen zu bringen.» Doch wie soll der an- Rede unter dem Titel: «Never was so much dere merken, dass mein entsprechendes owed by so many to so few!» (Noch nie Ist (aufbauende) Kritik Schweigen nicht einer Zustimmung zu sei- haben so viele so wenigen so viel zu verdan- erlaubt? nem Tun, zu seiner Rede entspricht, son- ken gehabt). In diesem Zitat aus der Ge- dern seinen effektiven Grund in meinem schichte des Zweiten Weltkriegs sind mit Im vergangenen Jahr erlebte ich – nicht fehlenden Mut hat, zu meiner Meinung den «wenigen» die Piloten der Royal Air zum ersten Mal –, dass ein kritischer Ent- zu stehen und mich dafür – und damit oft Force während der Luftschlacht um Eng- wurf aus meiner Feder für eine Stellung- eben auch für die anderen – einzusetzen. land gemeint. Kindheitstraum? Rufen Sie uns an, wir begleiten Sie bei der Praxisübernahme Unsere Inserenten im Jahre 2021 und beim Neuaufbau! Ärztekasse, Urdorf Contrust Finance AG, Luzern Hirslanden Klinik contrust finance ag St. Anna, Luzern Friedentalstrasse 43, Postfach 2441 Luzerner Kantonsspital, Departement Medizin CH-6002 Luzern +medkey Trustcenter, Telefon 041 429 09 09 Luzern www.cfag.ch Pfizer AG, Zürich Universität Luzern Beratung von Arztpraxen und Gesundheitszentren Viollier AG, Allschwil Luzerner Arzt 124 / 2021 5
An dieses Zitat eines grossen Staatsmanns Ebenso wichtig: Organisation Information musste ich oft denken, wenn ich die Leis- tungen der vielen Gesundheitsberufe wie und Entwicklung und Kommunikation Pflegende, Praxispersonal, Ärztinnen und Schon oft hat unser Land beziehungswei- Noch nie in der Geschichte standen so viele Ärzte, Mitarbeiter des Rettungswesens se dessen Bevölkerung bewiesen, dass ei- Mittel für die Information zur Verfügung. und viele mehr gesehen habe. Ja, man hat niges an Organisationstalent zu finden ist. Noch nie wurde so viel über eine gute In- auf den Balkonen vieler Städte für diese in Manchmal hochqualifiziert, manchmal mit formation und über die Wichtigkeit der Spitälern, Praxen, Heimen etc. Arbeitende einer Prise Taktik, manchmal geschickt offenen Kommunikation geschrieben und geklatscht, gesungen, Leserbriefe geschrie- und manchmal mit einer Prise «Schlitzoh- gelehrt. Und doch, noch selten wussten ben und anderes mehr. Wenn es aber dar- rigkeit». Im Bereich der aktuellen Corona- z.B. so viele so wenig über das weitere Vor- um ging bzw. geht, das Spital- und Praxis- Pandemie war davon nicht genügend zu gehen im Bereich der Covid-19-Impfung. personal durch einen Verzicht im eigenen sehen. Die Ärztinnen und Ärzte berichten, dass Bereich zu entlasten – z.B. durch Einhal- sie mit Fragen ihrer Patientinnen und Pa- tung der Corona-Regeln –, dann vergisst Die Organisation der täglich hohen tienten überhäuft werden. Recherchieren männiglich, dass auch dies ein Teil eines Anzahl an Tests war im ganzen Land von in den Webseiten von Bund und Kantonen effizienten und vernünftigen Danks wäre! sehr unterschiedlicher Qualität, allzu oft hilft wenig. dauerte die Resultatmeldung viel zu lange In diesem Sinne geht der Ruf an viele oder es wurden falsche Resultate übermit- Einige Beispiele nach Telefonaten aus – an die Politikerinnen und Politiker, an telt. Dabei ist aber auch hier klar zu er- meinem Freundes- und Bekanntenkreis die Spitalleitungen, an die Bevölkerung wähnen, dass die damit beauftragten Mit- haben mich entsprechend beeindruckt. allgemein etc., sich die Mühe zu nehmen arbeiter in Labors, Spitälern etc. bis an die Eine 65-jährige Patientin, welche sich von zu überlegen, wie man den geschilderten Grenze des Zumutbaren belastet wurden. einer sehr schweren Erkrankung glückli- Dank ehrlicher und wirkungsvoller abstat- cherweise erholt hat, erhielt vom LUKS die ten kann. Dabei geht es nicht nur um ma- Wir versprechen uns von der soeben Meldung, dass sie sich unbedingt so rasch terielle Aspekte, sondern auch um emotio- angelaufenen Corona-Impfung viel, die als möglich impfen lassen sollte. Allerdings nale und um rationale, vorausschauende! entsprechende Hoffnung vieler ist sehr könne man ihr nicht sagen, wo und wie sie gross. Bisher war die Organisation der entsprechend vorzugehen habe. Alle Er- Impfkampagnen in manchen Kantonen kundigungen bei den «zuständigen» Stel- Im Vordergrund keine Meisterleistung, dies auch in ande- len des Kantons brachten kein brauchbares steht Führung! ren Ländern. Dass die dafür zuständigen Resultat. In mehreren Fällen aus meinem Stellen aber vor allem durch deutlich zu Bekanntenkreis ging es gleich. «Führung» hat nichts mit Befehlen, mit wenig erhaltene Impfdosen gebremst wur- Manipulation der Bevölkerung, mit der den bzw. werden, ist auch eine Analyse Es ist selbstverständlich, dass das Pro- Massierung der Macht bei der Politik zu und das Ziehen von Konsequenzen wert. blem nicht im schlechten Willen der Ver- tun. Führen bedeutet: antwortlichen begründet ist, sondern u.a. • Analysieren der Situation, Die ebenso ungenügenden Organisa- durch die sehr schleppende Lieferung des des Geschehens tionsbeispiele in anderen Ländern, wel- Impfstoffs. Die Bevölkerung ist sich aber • Konsequenzen ziehen daraus che praktisch stündlich bekannt werden, bewusst, dass man sie aufgerufen hat, sich • Entscheidungsfähigkeit sind keineswegs ein Trost. In Frankreich möglichst bald impfen zu lassen. Auf der • Verzicht auf die Gewohnheit von scheint bei der Impfkampagne alles drun- Homepage des GSD des Kantons Lu- anderen «Kopfnicken» zu erwarten ter und drüber zu gehen, in Holland zeigte zern ist heute Folgendes zu lesen: «Für • Vorausschauend denken und z. B. sich die Regierung erst unter massivem die breite Bevölkerung steht die Impfung vorbehaltene Entschlüsse ziehen Druck der Experten, der Ärzte und der im Spätfrühling 2021 zur Verfügung. Der (sogar wenn es bei günstiger Entwick- Bevölkerung bereit, vor dem 18. Januar Kanton Luzern informiert laufend über lung diese nicht braucht) mit dem Impfen zu beginnen. In Deutsch- die aktuellen Entwicklungen und die • Sich für die anderen verantwortlich land wurde am 1. Januar 2021 die ePA Möglichkeiten, sich impfen zu lassen». Da fühlen eingeführt, nur wenige wissen um was es wird sich wohl mancher Gedanken über • Absolute Ehrlichkeit geht. (Vgl. S. 68) die Planung «seines» laufenden Jahres • Tiefgreifendes Vertrauen schaffen machen... • Informieren und kommunizieren Seit vielen Jahren werden vor allem • Hintanstellen der Eigeninteressen die praktizierenden Ärztinnen und Ärzte • und vieles mehr gescholten, sie seien die Bremser im Be- Welch ein Glück; wir haben reich der Digitalisierung. Dem ist klar zu ein sehr gutes Gesundheits- Zugegeben, führen ist oft sehr schwierig, widersprechen, wir haben uns schon eini- wesen! ist aber auch erfüllend, wenn eben die ge Male entsprechend geäussert. Die ent- Führung gelingt! Dass dabei das Tragen sprechenden politischen Entscheidungen Zweifellos, das haben wir und dafür sind der Verantwortung oft sehr drückend schon vor Jahren waren falsch, als man wir dankbar. Doch wie lange noch? Im sein kann, ist wohl den meisten klar – wer unter Auskostung des Föderalismus so- Gesundheitswesen kann doch problemlos denkt da nicht an die aktuelle Covid- wohl dem Kanton Appenzell Innerrhoden gespart werden, fragen Sie unseren Bun- 19-Pandemie. als auch dem 100 x bevölkerungsreicheren desrat. Mit der Einführung eines Global- Kanton Zürich den gleichen Auftrag gab, budgets, wie dies eine Expertengruppe Sicher hat «unsere Führung» (Bundesrat, Software für die Patientenkarte, das elek- und gewisse Politikerinnen und Politiker Parlament etc.) in den vergangenen zehn tronische Patientendossier etc. zu entwi- anstreben, mit einem Referenzpreissys- Monaten oft gut gearbeitet. Fehlleistungen ckeln und dafür drei Jahre Zeit gab. Die tem im Bereich der Medikamente, trotz- – teils grosse – waren aber doch nicht so Zertifizierung der Stammgemeinschaften dem immer mehr wichtige Medikamente selten oder eben – ehrlich ausgedrückt – zu ist zumindest bezüglich des Zeitaufwandes fehlen und der Anreiz für die Entwick- häufig. Dabei sind nur die anfänglich nega- ein nicht endendes Trauerspiel, wobei hier lung neuer Medikamente rasant abnimmt tiven Aussagen zum Schutz durch Masken nicht die Stammgemeinschaften selbst da- (fragen Sie dazu den Experten Dr. pharm. und zu den Abstandsregeln, die eher un- für verantwortlich sind. Hätte man diese Enea Martinelli), ja, mit diesen «Mass- klare Aussage, dass man «bedenkenlos» 15 Aufgabe rechtzeitig an die Hand genom- nahmen» kann doch gespart werden. Die Minuten mit anderen zusammen sein kön- men, wäre der Stichtag 15. April 2020 für fehlenden Schutzmasken, Desinfektions- ne», nicht aber länger und anderes mehr zu die Einführung des EPD eher zu errei- material, Handschuhe u.a.m. vom Februar erwähnen. chen gewesen. 2020 lassen grüssen. 6 Luzerner Arzt 124 / 2021
Es ist eine wichtige Aufgabe gerade unse- Es ist daher keine Schande, Anlass zu Nebenschauplätze...? res Berufsstandes, uns für die Erhaltung Kritik zu geben, wenn man nur bereit ist, eines sehr guten Gesundheitswesens ein- Fehler zuzugeben und daraus zu lernen. Für etliches, was in dieser sehr schwieri- zusetzen, keineswegs aus Eigeninteresse, Es ist aber auch keine Schandtat, korrekt gen Zeit geschehen ist, habe ich wenig wie dies gewisse Leute und Medien sehen, zu kritisieren, solange der Kritiker sich der Verständnis. sondern für uns alle. Um dies zu erreichen Wahrheit des Apollodor`schen Zitats be- • Die Polarisierung bezüglich der unter- müssen wir aber auch den Mut haben, of- wusst ist. schiedlichen Meinungen über die Bewäl- fen über die Probleme zu sprechen, auch tigung der Corona-Pandemie hat eine Kritik zu äussern, immer im Wissen, dass akzeptable Linie überschritten auch sehr viel Positives zu erkennen ist. Das Problem der Ethik • Äusserungen auch aus ärztlichem Mun- Gerade die letzten Monate haben uns gros- de wie diejenigen eines St. Galler Amts- Es wird uns immer wieder erklärt, dass se ethische Probleme gebracht, über die arztes über den Wert des Lebens eines es für weniger Geld bessere Gesundheits- sehr viel diskutiert wurde. Es stellen sich 102-jährigen Patienten sind inakzeptabel systeme gebe, so zum Beispiel in Schwe- Fragen, deren Beantwortung sehr schwie- • Ebenso unannehmbar ist es, wenn ein den. Die Entwicklungen der letzten Mo- rig sind, ja über deren Bewertung man Arzt den Tod eines von ihm betreuten nate zeigen aber ein anderes Bild. So wird auch unterschiedlicher Meinung sein kann. 91-jährigen Patienten einige Tage nach glaubhaft berichtet, dass das Nya Karo- • Welchen Wert hat das Leben eines Ein- einer erfolgten Impfung ohne genügend linska Universitätsspital in Stockholm an zelnen? Wissen über die Todesursache und un- einem eklatanten Mangel an Personal und • Darf ein Arzt eine Triage vornehmen ter Umgehung des Arztgeheimnisses Intensivpflegeplätzen leiden würde, dies wie dies zum Beispiel in Schweden bei ähnlich denkenden Kolleginnen und nachdem sowohl Pflegepersonal als auch massiver Überlastung der Intensivsta- Kollegen – und erst später an GSD und Ärzte entlassen worden seien. Ein wenige tionen vorgesehen ist (Über 80-jährige Swissmedic – weitermeldet (so war es Tage zurückliegender Bericht aus Schwe- Patienten, Übergewichtige, Alkoholi- zumindest den Medien zu entnehmen). den erklärte, dass gerade im Bereich der ker etc. sollen dann nicht aufgenommen Hier erwarte ich, dass die zuständigen Hausarztmedizin grosse Lücken entstan- werden)? Stellen Abklärungen treffen, schadet das den seien. Wahr? Erstrebenswert? • Was steht im Vordergrund: das Leben Geschehen doch auch dem Ruf unseres oder die Wirtschaft, wo sind die ent- Berufsstandes. Kritisieren ist leicht, sprechenden Entscheidungsgrenzen zu ziehen? Eine Berufskollegin sagte mir vor einem besser machen ist schwer! • Welche «Notlügen» aus dem Munde der Jahr, meine Editorials seien zu lange. Ich Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu, das Verantwortlichen sind zu akzeptieren, entschuldige mich mit dem folgenden Zitat stamm von Apollodor aus der 2. welche nicht? Bibelzitat: «Wes das Herz voll ist, des geht Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus, • Darf – wie oben verlangt – erwartet der Mund über» (Lukas 6,45). griechischer Gelehrter aus Athen, Schü- werden, dass wichtige Persönlichkeiten ler des Aristachos von Samothrake. Auch Fehler eingestehen? Dr. med. Herbert Widmer wenn die Feststellung alt ist, ist sie den- • Wo liegen die Belastungsgrenzen für die Redaktor «Der Luzerner Arzt» noch sehr wahr. im Gesundheitswesen Tätigen? Bild aus Video «Ambulant Operieren Bild aus im St. Video Anna im «Ambulant Bahnhof» Operieren im St. Anna im Bahnhof» EINBLICK EINBLICK INS INS AMBULANTE AMBULANTE OPERATIONSZENTRUM OPERATIONSZENTRUM Im Ambulanten Operationszentrum St. Anna im Bahnhof führen akkreditierte Ärztinnen und Ärzte ambulante Im Ambulanten Eingriffe durch. Operationszentrum Das eingespielte, aufSt. Anna im Bahnhof ambulante führen Operationen akkreditierte spezialisierte Ärztinnen Team, und Ärzte die passende ambulante Infrastruktur Eingriffe durch. Das und die optimale eingespielte, auf ambulante Verkehrsanbindung im BahnhofOperationen spezialisierte Luzern garantieren Team, die passende hohe Termintreue Infrastruktur und zufriedene und die optimale Patientinnen und Verkehrsanbindung Patienten. im Bahnhof Luzern garantieren hohe Termintreue und zufriedene Patientinnen und Patienten. Zwei neue Videos verschaffen unseren Patienten Einblick ins Ambulante Operationszentrum. Scannen Sie Zwei neue Videos den QR-Code, um verschaffen unseren direkt zu den Patienten Kurzvideos Einblickoder zu gelangen ins Ambulante Operationszentrum. besuchen Sie Scannen unsere Internetseite unter Sie den QR-Code, um direkt zu den Kurzvideos zu gelangen oder besuchen Sie unsere Internetseite unter klinikstanna.ch/ambulantes-operationszentrum. klinikstanna.ch/ambulantes-operationszentrum. Sind Sie Ärztin oder Arzt und möchten auch Sie Ihre Eingriffe im Bahnhof Luzern durchführen? Melden Sie Sind Sie Dr. sich bei Ärztin oder med. Arzt und Matthias möchten Wissler, auch Sie Ihre Standortleiter Eingriffe St. Anna im Bahnhof im Bahnhof, Luzern Telefon +41durchführen? 41 556 61 88. Melden Sie sich bei Dr. med. Matthias Wissler, Standortleiter St. Anna im Bahnhof, Telefon +41 41 556 61 88. KOMPETENZ, DIE VERTRAUEN SCHAFFT. KOMPETENZ, DIE VERTRAUEN SCHAFFT. Ambulantes Operationszentrum/Tagesklinik St. Anna im Bahnhof, Zentralstrasse 1, 6003 Luzern Ambulantes Operationszentrum/Tagesklinik St. Anna im Bahnhof, Zentralstrasse 1, 6003 Luzern
EDITORIAL DES CO-PRÄSIDENTEN Ein bewegtes Jahr endet – mit einem hoffnungsvollen Blick ins neue Das Jahr 2020 war geprägt von neuen dere auf den Intensivstationen, in den geht. Der Bund hat via BAG entschieden, Herausforderungen, viel Leid, zahlrei- Notfallstationen. Aber auch alle die im dass ab sofort geimpft wird. Eine breite chen Einschränkungen, sozialen Proble- Gesundheitswesen, die in der Pflege, in der Impfkampagne wurde vor Weihnachten men. Als Resümee des vergangenen Jah- Betreuung involviert sind, wo gemeinsa- lanciert (www.bag-coronavirus.ch/imp- res scheint man dem 2020 auf den ersten me Gespräche, Begegnungen, Umarmun- fung). Vergessen ging dabei der Hinweis Blick nicht viel Gutes abgewinnen zu kön- gen, persönliche Nähe und Zuneigungen auf zu wenig Impfstoff, unmögliche Um- nen! Das hätte, sollte, müsste man besser sowie Sympathien dazugehören. Besuchs- setzung in den bestehenden Gesundheits- wissen – solche Sätze sind im Nachhinein beschränkungen, Enttäuschungen, Isolati- strukturen aufgrund der Lagerungsvor- immer schnell aus dem Munde vieler zu onen und kontinuierliche Überforderun- schriften. hören. Fest steht aber auch: Wir – unsere gen, unpopuläre oder ethisch-schwierige Generation – hat eine solche Pandemie Entscheidungen, Pflege bis an die Grenzen noch nie erlebt. Zwischen 1346 und 1353 der Belastbarkeit aushalten. Das verdient forderte das Bakterium Yersinia pestis grosses Lob, grosse Anerkennung. Ohne schätzungsweise 25 Millionen Todesopfer alle diese Menschen hätte unser Gesund- in Europa. Anfangs 20. Jahrhundert suchte heitssystem nicht funktioniert. Im neuen dann die Spanische Grippe rund um den Jahr geht es auch darum, diese Personen Globus Millionen Menschen heim. Skepti- zu entlasten, damit sie gesund bleiben. ker und Nörgler gab es schon damals. Und Das dürfte extrem schwierig werden, weil auch damals mussten Menschen und Re- nun der Mangel an Gesundheitspersonal gierungen schnell handeln und Entscheide anschaulich zur Geltung kommt. Daraus treffen, die sicher nicht populär waren. müssen wir lernen. Die Gesundheitsbe- rufe müssen attraktiver werden, wenn wir Das Bild hat sich auch bei der jetzigen über lange Sicht die Pflege und Betreuung Pandemie nicht gross verändert. Ausser von den Menschen in der Schweiz auf- natürlich, dass das Gesundheitssystem ein rechterhalten wollen. Ein Applaus mag maximal besseres ist und Medikamente zwar wohlwollend gemeint sein, ist aber zur Verfügung stehen. Die Rahmenbedin- ein ungenügender Ansatz für eine Verbes- gungen sind aber noch ähnlich. Es werden serungen in diesem Bereich. Es müssen vom Staat nach Beratung mit Medizinern Taten folgen. Massnahmen getroffen und umgesetzt, später analysiert, inwiefern diese greifen. Danke merci, gracie molto für euren Das heisst für alle, man braucht Geduld, riesigen Einsatz! Das Gesundheitswesen man muss aushalten und zuwarten kön- funktioniert, jeder von uns hat seinen nen. Entscheide sollen und dürfen kritisch Beitrag geleistet und wir sind froh, dass Dr. med. Aldo Kramis hinterfragt werden, doch sind sie letztlich unsere Spitäler und ambulanten Praxen zu akzeptieren, weil der Staat – sei es auf und Zentren im 2020 diese einzigartigen Bundes- oder Kantonsebene – letztlich die Aufgaben bewältigen konnten! Wir müs- Um alle Institutionen von einer Telefon- Aufgabe hat, die Bevölkerung zu schüt- sen und machen weiter und haben genug flut infolge verunsicherten Personen zu zen. Das ist die Absicht hinter sämtlichen Selbstvertrauen für die Zukunft! schützen bedarf es einer optimalen Kom- Massnahmen. Und das deckt sich mit dem munikation in den Medien. Welche Risi- Ziel von uns: Menschen schützen, Leben COVID hat uns massiv herausgefor- kogruppen werden an welchem Ort und retten. dert!! Pandemiepläne wurden aus der zu welchem Zeitpunkt mit welchem Impf- Schublade gezogen. Oft haben sie sich stoff geimpft? Da hat der Kanton Luzern Was lernen wir aus dem Pandemie-Jahr aber nicht einwandfrei bewährt und müs- unseres Erachtens noch Verbesserungspo- 2020, wo ein 120 Nanonmeter kleines Vi- sen überarbeitet werden. tenzial. Aktuell scheint vielen Bürgerin- rus das Leben aller Menschen rund um nen und Bürgern unklar, wie das mit der den Globus auf den Kopf stellt? Wir ler- Die Luzernern Ärzteschaft wurde bei Impfung funktioniert. nen – nebst aller Trauer um Verstorbene Entscheiden angehört, aber hatten keinen – auch Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass aktiven Mitgestaltungsanspruch. Darum Doch nicht nur da gibt es mögliche Op- unsere Gesundheitssystem sehr gut funk- war es für uns nicht immer einfach, die timierungen vorzunehmen: Wir würden tioniert, unsere Infrastruktur solide ist, un- Entscheide des Bundes/Regierung zu ver- es zum Beispiel begrüssen, wenn wir eine ser Personal im Gesundheitswesen profes- stehen. Selbstverständlich haben wir die- korrekte Information, wie es zum Beispiel sionell, engagiert und motiviert arbeitet, se aber stets mitgetragen. In Krisenzeiten im INFOVAC Bulletin dargestellt ist, er- unser Bildungssystem anpassungsfähig ist, muss man zusammenhalten. halten würden. Das BAG hat uns alle in- Menschen jeglicher Altersgruppen zu un- formiert – es beteuert die Impfung sei ein- glaublicher Solidarität fähig sind, dass das Anders sieht es bezüglich Impfstrategie fach, sicher und wirksam. Die Ärzteschaft die grosse Mehrheit der Bevölkerung die aus. Dort sind wir in den Kantonen sehr ist mehrheitlich mit der Impfindikation Entscheide und Massnahmen des Staates gut vernetzt und können mitreden. Das einverstanden, um die Risiko-Bevölke- mitträgt, Verantwortung für sich und das ist wichtig, damit das Impfen einwandfrei rung zu schützen und unsere Gesundheits- Umfeld wahrnimmt… um ein paar positi- abläuft. So werden vorerst gefährdete Ri- institutionen wie Spitäler vor dem Kollaps ve Aspekte zu nennen. sikogruppen geimpft, dann Pflegepersonal zu bewahren. Es genügt nicht, mit diesen und später dann die allgemeine Bevölke- einfachen Botschaften die Bevölkerung zu Viele von uns kamen aber an ihre Gren- rung. Nur so ist sicherzustellen, dass alles überzeugen. Wir sind uns gewohnt unsere zen, vor allem in den Spitälern, insbeson- rund um die Impfung gut über die Bühne Patientinnen und Patienten, aufzuklären 8 Luzerner Arzt 124 / 2021 1
und ihnen gegenüber klar zu kommuni- voll. Nur wenn wir gemeinsam die Strate- Wie wir nun schon oft gehört haben, ist Co- zieren. Genau das wünschen wir uns auch gie mittragen, kann es uns gelingen, die- rona kein Sprint, sondern ein Marathon. Um vom Bund und Kanton. se Pandemie soweit einzudämmen, dass diesen zu bewältigen, brauchen wir Energie ein Leben ohne grosse Einschränkungen und Ausdauer. Das wünschen wir uns allen! Nur gut aufgeklärte Menschen werden wieder möglich ist. Wir danken allen herz- Und natürlich – unser grösster Wunsch an verstehen, was eine Impfung bringt und lichst für das Engagement, das Mitziehen, alle – beste Gesundheit! warum wir das so und nicht anders ma- Mitdenken und Handeln im vergangenen chen. Jahr. Wir sind ein wichtiger Pfeiler in der Aldo Kramis Bekämpfung der Covid-19-Pandemie! Co-Präsident Ärztegesellschaft Nun – liebe Mitglieder – wir wünschen des Kanton Luzern euch einen guten Start in das neue Jahr. Darum wünschen wir euch nebst Hoff- Bleiben wir zuversichtlich und hoffnungs- nung und Zuversicht auch viel Energie. Traktandum 8 – IHAM-Beitrag zur GV 2020 Wir danken euch allen für die Zustim- Dank ihres Durchhaltewillens, ihres hart- nur die universitäre Forschung und die mung zum Förderbeitrag für die Haus- näckigen Dranbleibens und ihrer Ver- Ausbildung der Studenten umfasst, son- arztmedizin! Auf Februar 2021 wird das netzung mit allen andern HA-Instituten dern auch die Weitebildung der Assistenz- Zentrum für Hausarztmedizin und Com- ist es gelungen, das IHAM &CC Luzern ärzte in Hausarztmedizin, wozu auch die munity care an der Universität Luzern schweizweit bekannt zu machen. Somit ist Curriculastellen resp. Praxisassistenzen gegründet. Mit dabei sind auch zwei un- die Ausbildung der Joint MasterMedizin- gehören. Eine weitere Tätigkeit ist die serer Mitglieder: Christoph Merlo und studenten im Luzerner Track in Hausarzt- hausärztliche Fortbildung in Zusammen- Christian Studer. Ebenso mit von Partie medizin gesichert, die Forschung erhält arbeit mit der VLUHA, anlässlich der sind Reto Babst und Armin Gemperli. die Reputation und die Bedingungen für Entlebucher Tage oder die FB für unsere Somit wird aus dem Verein IHAM & CC universitäre Forschung und Christoph MPA/MPK. Hier stehen eure Beiträge ein universitäres Zentrum HAM & CC mit Merlo und Christian Studer sind neu Kli- und Sponsorengelder zur Verfügung. den beiden Hauptbereichen Lehre und nische Dozenten für Hausarztmedizin. Forschung. Christoph Merlo und Chris- Aldo Kramis tian Studer gebührt grosses Lob für das Der Verein «Hausarztmedizin & Com- Co-Präsident Ärztegesellschaft immense, intensive, herausfordernde und munity care» wird beibehalten (vormals des Kanton Luzern nimmermüde Engagement für das IHAM. Institut für HAM & CC), da dieses nicht KLINIK ST. ANNA. WO SICH RETO, 46, VON SEINER SKITOUR ERHOLT. BLICK AUS EINEM PATIENTENZIMMER DER KLINIK ST. ANNA 2
AUS DER HIRSLANDEN KLINIK ST. ANNA «Die nicht-invasive Beatmung und der Einsatz von Steroiden haben den Behandlungserfolg deutlich positiv beeinflusst» Seit rund zehn Monaten werden auch in der Zentralschweiz Patientinnen und Patienten behandelt, die an Covid-19 erkrankt sind. Was hat die Medizin in dieser Zeit über die Krankheit gelernt? Und wie haben die neuen Erkenntnisse die Therapie verändert? Der Intensivmediziner Felix Reichlin und der Infektiologe Rami Sommerstein von der Hirslanden Klinik St. Anna geben Auskunft. Dr. Reichlin, PD Dr. Sommerstein, die Wissenschaft hat in den letzten Monaten viel über SARS-CoV-2 und Covid-19 gelernt. Wie viel grösser ist der Konsens, was die Behandlung von Covid-19- Patienten betrifft, im Vergleich mit der ersten Welle im Frühling 2020? Felix Reichlin: Er ist viel grösser. Heute besteht ein ziemlich breiter Konsens über die verschiedensten Gesundheitsdienst- leister hinweg, wie Covid-19 behandelt werden soll. Im letzten Frühling war das noch ganz anders. Damals waren alle auf der Suche. Nach dem optimalen Schutz, der besten Behandlung, dem wirksamsten Medikament. Rami Sommerstein: Dem kann ich von infektiologischer Seite her absolut zu- stimmen. Es ist unglaublich, wie viel wir in dieser kurzen Zeit über dieses neue Vi- rus gelernt haben, und darüber, was es im menschlichen Körper anrichtet. Ich denke Dr. med. Felix Reichlin PD Dr. med. Rami Sommerstein nicht, dass es je etwas Vergleichbares gab Facharzt für Intensivmedizin, Anästhesio- Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, – dass man eine so schwere Krankheit in logie, Hirslanden-Klinik St. Anna Infektiologie; Hirslanden-Klinik St. Anna so kurzer Zeit so gut erforscht hat. Natür- lich wissen wir vieles noch immer nicht, aber die Fortschritte sind unbestritten. ten Welle noch zum Teil widersprüchliche RS: Genau. Bei SARS-CoV-1 waren die Erstaunlich finde ich, dass sich sowohl in Ansichten bei den verschiedenen Fachge- Patienten am zehnten Tag nach Symptom- der Prävention wie in der Therapie welt- sellschaften gab. beginn am ansteckendsten. Das stellt ein weit ähnliche Grundsätze etabliert haben. Spital natürlich vor ganz andere Heraus- Reden wir über Konkretes und begin- forderungen. Warum hat das so gut funktioniert? nen wir bei der Prävention: Zu Beginn der Pandemie sah man Bilder aus Vor welche konkret? RS: Ich denke, das hat mit dem generellen Intensivstationen, deren Mitarbeitende wissenschaftlichen Fortschritt und mit der in ihrer Schutzkleidung aussahen, als FR: Nehmen wir als Beispiel die Beat- globalen Vernetzung zu tun. Jede neue Er- wären sie auf einem Mondspaziergang. mung intensivpflegebedürftiger Patien- kenntnis, jede Studie und Publikation ist Heute sieht man dies kaum noch. Wel- ten. Zu Beginn der Pandemie rieten prak- heute rasch online verfügbar und kann che Erkenntnis steckt dahinter? tisch alle grossen Fachgesellschaften dazu, sofort in den medizinischen Diskurs ein- dyspnoische Patienten möglichst bald zu fliessen. RS: Eine wichtige Erkenntnis in Bezug auf intubieren. Von der nicht-invasiven Sauer- den Schutz vor Ansteckung im Spitalum- stoffversorgung, etwa mit einer Mund- Wie muss man sich das konkret feld ist zweifelsfrei die, dass SARS-CoV-2 Nasen-Maske oder über eine Nasenbrille, vorstellen? Wie wird aus der Theorie in den 24 Stunden vor und nach Symp- wurde vehement abgeraten. Dahinter Praxis? tombeginn am stärksten übertragen wird. steckte die Sorge, dass sich das Virus bei Das ist die intensivste Ansteckungsphase. nicht-invasiver Beatmung in der Umge- FR: In den meisten Fällen geschieht das Das wusste man in den ersten Wochen der bungsluft verbreiten könnte, wie das bei im Rahmen von so genannten Konsensus- Pandemie nicht. Damals ging man davon SARS-CoV-1 der Fall gewesen war. Erst Konferenzen, die von den Fachgesell- aus, dass sich das neue Coronavirus ähn- mit der Zeit setzte sich auf den Intensiv- schaften organisiert werden. Dort werden lich verhalten dürfte wie SARS-CoV-1. stationen die Erkenntnis durch, dass das neue Erkenntnisse diskutiert und dann Ansteckungsrisiko auch bei Masken- oder in Form konkreter Empfehlungen an die Jenes Coronavirus, welches 2002 Nasenbrillen-Beatmung gering blieb, und Basis weitergegeben. Auch hier sehen wir, und 2003 zur SARS-Pandemie in Süd- mehr noch: dass eine Intubation mögli- dass sich die Behandlungskonzepte immer ostasien und weiten Teilen der Welt cherweise nicht den gewünschten Effekt stärker angleichen, während es in der ers- geführt hatte. erzielte, sondern die entzündete Lunge 10 Luzerner Arzt 124 / 2021 1
zusätzlich belastete. Wir waren glückli- Kann man Covid-19 vereinfacht in ein deutlich grösserer Anteil direkt auf cherweise schon sehr früh sehr zurück- zwei Phasen einteilen? Eine erste, rund die IPS eintritt und nicht erst während des haltend mit dem Intubieren von Covid- zweiwöchige Phase, in der es darum Spitalaufenthalts zum Intensivpflegefall 19-Patienten, und heute sehen wir anhand geht, die Vermehrung und Verbreitung wird. Das macht die Behandlung sehr an- der im Vergleich zur ersten Welle deutlich des Virus im Körper möglichst einzu- spruchsvoll und von der Planung her sehr tieferen Mortalitätsraten, dass sich diese dämmen, und eine zweite Phase, in der aufwändig. Zurückhaltung auszahlt. die Immunreaktion des Körpers im Zentrum steht? FR: Die Covid-19-Patienten bleiben oft Hat man demnach keine Angst mehr über mehrere Wochen auf der Intensivsta- vor einer Übertragung mittels Aerosole RS: Ja, das trifft so zu. Und das Problem tion. Bei einem günstigen Verlauf können über die Luft? bei Covid-19 besteht nun darin, dass es für wir sie innert einer Woche soweit restabi- die Behandlung während der ersten Phase lisieren, dass sie zurück auf die Abteilung RS: SARS-CoV-2 ist ein Virus, das sich keine erfolgsversprechenden Therapiean- verlegt werden können. Die ganz langen primär über Tröpfchen verbreitet, ähn- sätze gibt. Das Medikament Remdesivir Verläufe sehen wir meist bei betagten lich wie das Influenza-Virus. Und genau beispielsweise, das genau in dieser Phase Menschen. wie bei der Grippe gehen wir auch bei antiviral wirken müsste, und in das an- Covid-19 davon aus, dass virushaltige fangs grosse Hoffnungen gesetzt worden Kleinstpartikel in der Luft – eben die so sind, hat sich als wenig wirksam erwiesen genannten Aerosole, die sich über eine und wird heute nur noch zurückhaltend Distanz von mehr als 2 Metern verbreiten eingesetzt. Möglicherweise sind die Studi- und auch länger in der Raumluft schwe- enresultate aber auch deshalb so ernüch- ben können – eine Rolle spielen. Wohl ternd, weil die Patientinnen und Patienten aber keine entscheidende Rolle. Die relativ spät ins Spital kommen, nämlich Angst, die man im letzten Frühjahr noch dann, wenn die erste Phase schon weit hatte, dass sich zum Beispiel von einem fortgeschritten ist. Viele Patienten, die beatmeten Covid-19-Patienten auf der das Gefühl haben, sie seien erst seit zwei Intensivstation das Virus im ganzen Spital oder drei Tagen krank, sind womöglich ausbreiten kann, ist unbegründet. SARS- schon seit mehr als sieben Tagen krank. CoV-2 ist nicht vergleichbar mit Erregern, Das erschwert die Behandlung in dieser die sich sehr leicht über die Luft verbrei- ersten Phase sehr stark. Wir sprechen hier ten, wie bei Masern, Tuberkulose oder vom so genannten «insidious onset», also Windpocken. einem schleichenden Auftreten. Covid-19 Bleiben wir noch kurz auf der IPS: Sie fängt ganz diskret an, kann sich aber dann haben erwähnt, dass man aufgrund der Heisst das, dass ein Patient, der sich im ganzen Körper ausbreiten und unver- infektiologischen Erkenntnisse ver- zwei Wochen nach Symptombeginn mittelt zu schweren Verläufen führen, die mehrt nicht-invasiv beatmet. Das ist auf einer Intensivstation befindet, mit Intensivpflege voraussetzen. aber nicht der einzige Grund, warum grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr man von der Intubation so oft wie sehr ansteckend ist? Wie viele Prozent der wegen Covid-19 möglich absieht. hospitalisierten Personen werden FR: Dazu gibt es leider noch keine verläss- intensivpflegepflichtig? FR: Nein, denn eine invasive Beatmung lichen Daten. Aber es ist schon so, dass wir birgt immer ein zusätzliches Risiko für auf der Intensivstation bei einem solchen RS: Wir haben diese Frage schweizweit respiratorische Infekte und Lungenschä- Patienten von einer geringeren Virenlast ausgewertet und mit der Grippe vergli- digungen. Der grösste Vorteil der nicht- ausgehen. Das bedeutet natürlich nicht, chen. Von 100 Personen, die wegen Co- invasiven Beatmung besteht aber darin, dass wir die strengen Schutzkonzepte des- vid-19 ins Spital müssen, sind im Schnitt dass der Patient bei Bewusstsein ist, aktiv wegen vernachlässigen würden. Es ist viel- etwa 20 intensivpflegebedürftig. Aber nur bleibt, trinken und essen kann und so sel- mehr so, dass wir unsere Aufmerksamkeit die Hälfte dieser 20 Prozent tritt bereits ber zur Therapie beiträgt. Die Intubation zwei Wochen nach Symptombeginn nicht als Intensivpflegefall ein. Die andere Hälf- geht leider oft einher mit einem Verlust mehr auf das Virus richten, sondern auf te ist zuerst während maximal einer Wo- der Selbstwahrnehmung, mit muskulären die Entzündungsreaktionen im Körper, che auf der normalen Bettenstation, bis und neuronalen Schädigungen. Deshalb also auf die Antwort des Immunsystems sich ihr Zustand so stark verschlechtert, sind wir hier sehr zurückhaltend gewor- auf das Virus. Wir mussten erst lernen, wie dass sie auf die IPS verlegt werden müs- den. diese Krankheit verläuft, und erkennen, sen. Zum Vergleich: Bei der Grippe sind dass es je nach Phase der Krankheit unter- nur rund 10 Prozent aller hospitalisierten Ein Bild, das ebenfalls mit der Covid- schiedliche Therapieansätze braucht. Personen intensivpflegebedürftig, wobei 19-Pandemie ins öffentliche Bewusst- sein gerückt ist, sind Patienten in Bauchlage. Eigentlich nichts Unge- wöhnliches auf einer IPS, oder? FR: Nein, das Konzept der Lagerungs- therapie bei Patienten mit stark einge- schränkter Lungenfunktion, insbesondere in Zusammenhang mit dem ARDS, ist in der Intensivmedizin schon lange etab- liert. Neuer ist, dass die Bauchlage jetzt auch gezielt bei nicht beatmeten COVID- 19-Patienten eingesetzt wird. Mittlerwei- le halten wir diese Patienten selbst auf der Normalstation zur intermittierenden Bauchlage an. Auch dort machen Bauch- oder sogenannte 135-Grad-Lagerungen Sinn und wir sehen positive Effekte, was die Linderung der Atemnot betrifft. 2 Luzerner Arzt 124 / 2021 11
Sprechen wir über die zweite Phase der urteilen gemeinsam, ob wir auf dem richti- Behandlung, in der es darum geht, das gen Weg sind oder ob es Anpassungen bei Immunsystem zu stabilisieren und die diesen Behandlungsbausteinen braucht. Entzündungsreaktionen im Körper zu verringern. Sind die Therapieansätze Müsste man bei Covid-19 inzwischen hier erfolgsversprechender? nicht von einer Gefässerkrankung sprechen? Es ist ja viel mehr als eine FR: Ja, das kann man sagen. Neben der Lungenkrankheit. nicht-invasiven Beatmung mittels NIV- Maske oder High-Flow-Nasenbrille hat RS: Ja, im weitesten Sinn ist es eine Sys- sicher der Einsatz von Steroiden den Be- temerkrankung. Deshalb treten die unter- handlungserfolg am deutlichsten positiv schiedlichsten Symptome auf, wie Frost- beeinflusst. Wir wenden das Medikament beulen bei Kindern, Schlaganfälle bei Dexamethason heute bei den meisten Pa- jungen Erwachsenen, sowas. tienten an, bei denen es nicht klar kon- traindiziert ist, auch bei solchen, deren FR: Wir müssen aber auch aufpassen, dass Allgemeinzustand sich noch nicht so stark wir nicht alles unter dem Krankheitsbild verschlechtert hat. Covid-19 subsumieren. Es gibt ja nach wie vor viele andere Krankheiten. Hier muss Man hört immer wieder, dass sich der eine saubere Abgrenzung erfolgen: was ist Zustand hospitalisierter Covid-19- Ursache und was Begleiterscheinung? Patienten sehr schnell verschlechtern kann. Warum ist das so? Aus den USA hört man, dass erfolgreich Rekonvaleszentenplasma und monoklo- RS: Wir wissen, dass das Virus, spätestens nale – also künstlich hergestellte – Anti- wenn es das Immunsystem zu einer Reak- körper eingesetzt werden. Donald Trump tion zwingt, den Gasaustausch behindert. soll während seiner Erkrankung einen Der Sauerstoff wird also im Blut weniger solchen Antikörper-Cocktail bekommen gut aufgenommen. Deshalb beobachten haben. Ist das bei uns ein Thema? wir bei vielen Patienten einen Rückgang der Sauerstoffsättigung. Das Problem Wie wichtig sind Antikoagulantien? RS: In der Schweiz gilt diese Therapie als ist nun, dass Atemnot nicht durch einen RS: Die sind in der Behandlung eben- experimentell und ist nicht zugelassen. mangelhaften Sauerstoffaustausch, son- falls sehr wichtig geworden. Bei Covid-19 Der Mechanismus macht aber durchaus dern durch Probleme beim Kohlenstoff- denkt man ja nach wie vor an Lungen- Sinn. Wenn wir an die beiden Phasen zu- austausch verursacht wird. Und dieser entzündungen. Dabei ist es mehr als das. rückdenken: Hier geht es wieder um die funktioniert im Gegensatz zur Sauer- SARS-CoV-2 verursacht Gefässentzün- erste Phase, also darum, das Virus an der stoffaufnahme noch recht lange recht gut, dungen. Das sieht man auch anhand der Reproduktion zu hindern. Dabei gilt: weshalb viele Patienten auch dann noch besonders gefährdeten Personengruppen: je schneller nach einer Ansteckung das keine Atemnot bemerken, wenn ihre O2- Menschen mit kardiovaskulären Gefä- passiert, umso besser. Bei Donald Trump Sättigung im Blut bereits auf 90 Prozent sserkrankungen, Raucher, Diabetiker, alte darf man davon ausgehen, dass die Anste- zurückgegangen ist. Erst wenn sie sich be- Menschen. Wenn man jetzt weiss, dass ckung aufgrund der regelmässigen Tests wegen, merken sie, dass sie kurzatmig und das Virus diese vorgeschädigten Gefässe sehr früh erkannt wurde, weshalb die schnell erschöpft sind. Gerade bei älteren angreift, und dabei besonders das Endo- Wirkung einer solchen Therapie natür- Menschen, die sich wenig bewegen, kann thel, also die Zellschicht an der Innenflä- lich entsprechend erfolgsversprechender das ein grosses Problem sein. Sie merken che der Blut- und Lymphgefässe, so ist es gewesen sein dürfte. Aber wir wollen an erst dann, dass etwas nicht stimmt, wenn überhaupt nicht erstaunlich, dass es zu dieser Stelle nicht über Einzelfälle speku- das System nahe am Kollaps ist. Dieses Gerinnungsproblemen kommt. Primär lieren. Phänomen hat man im März in New York geschieht das in den kleinen Gefässen, es erstmals genauer beobachtet. Dort sprach können aber auch Beinvenenthrombosen Der nächste Meilenstein, der sich man von «silent hypoxemia» oder «happy auftreten, die dann zu einer Lungenembo- abzeichnet, ist die Covid-19-Impfung. hypoxemia». lie führen können. Wie geht es weiter, bis flächendecken- de Impfungen möglich und verfügbar Was kommt zum Einsatz? Heparine? sind? FR: Da hat jede Klinik ihre eigenen Stan- FR: Ich denke, wir sind mit den aktuel- dardprodukte. Wir setzen in der Regel len Schutz- und Behandlungskonzepten niedermolekulare Heparine ein, beispiels- auf einem guten Weg. Wir hatten bisher weise Fragmin. Es gibt aber auch andere, kaum nosokomiale Übertragungen und vergleichbare Medikamente. konstatieren eine vergleichsweise tiefe Mortalitätsrate. Wir dürfen aber nicht den RS: Bei diesen Medikamenten ist es ganz Fehler machen, Covid-19 als kurzfristiges wichtig, dass nicht zu aggressiv antiko- Problem abzutun, das so schnell wieder aguliert wird. Wir streben da immer die verschwindet, wie es gekommen ist. Alle perfekte Balance an und überwachen die Lösungsansätze, von den Schutzmassnah- Blutgerinnung ganz genau. men bis zu den Behandlungspfaden soll- ten darauf abzielen, dem Virus langfristig FR: Wir beobachten dieses Phänomen FR: Bei den Covid-19-Patienten auf der Paroli bieten zu können. Auch wenn die auf der Intensivstation täglich. Auch jün- Intensivstation überwachen und reevalu- Impfstoffe vielversprechend sind, dürfte gere Personen äussern selbst bei einer ieren wir täglich in einem Gremium aus uns Covid-19 noch eine ganze Weile be- Sauerstoffsättigung von 80 Prozent oder Intensivmedizinern, Infektiologen und schäftigen. sogar weniger subjektiv kaum Dyspnoe- Internisten bei jeder Person die grund- Beschwerden. Das ist ein ganz spezieller sätzlichen Therapiepfeiler wie Steroide, Dr. Reichlin, Dr. Sommerstein, vielen Aspekt dieser Viruserkrankung. Antikoagulation und Antibiotika. Wir be- Dank für dieses Gespräch. 12 Luzerner Arzt 124 / 2021 3
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Aufruf der Ärztegesellschaften UWÄG Kantone Luzern, Uri Unterwaldner und Unterwalden Ärztegesellschaft Ärztegesellschaft des Kantons Uri Betriebsdaten 2019 im PraxisNavigator erfassen! Die Luzerner, Urner und Unterwaldner Ärztegesellschaften fordern ihre Mitgliedern auf, ihre Betriebsdaten im PraxisNavigator von medkey zu erfassen. Was müssen Sie tun? Die Leistungs- und Kostendaten (Betriebsdaten) können im medPoint PraxisNavigator in der Rubrik „Finanzzahlen“ eingegeben werden. Halten Sie den Jahresabschluss des Jahres 2019 sowie Ihre Login Informationen in den Praxis- Navigator bereit. Nutzen Sie verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Daten des Finanzjahres 2019 erfassen können: • Erfassung im medPoint PraxisNavigator (für Kunden medkey) • Erfassung im Excel Formular, Download unter www.medkey.ch/projekte/betriebsdatenerhebung • Beauftragen Sie Ihren Treuhänder (Nutzung Excel Formular) oder medkey mit der Erfassung Transfer der Daten in den eFragebogen MAS des BFS via BFS XML Wozu brauchem die Ärztegesell- oder über eine Institution abrechnen. Fristen in der Übersicht: schaften die Betriebsdaten? Angestellte Ärzte koordinieren die Eine solide Datenbasis ist für die Ärz- Lieferung der Betriebsdaten mit ihren 28.02.2021 teschaft unerlässlich – an allen Fron- Arbeitgebern. Erfassung FJ 2019 im PraxisNavigator ten werden Statistiken präsentiert die (Luzern, Uri, Unterwalden) darauf abzielen die Kosten zu senken, Die Ärztegesellschaften Luzern und was im Endeffekt den Tarif und die Unterwalden haben eine Lenkungs- 28.02.2021 alle Kantone: Einnahmen der Ärzte beeinflussen abgabe von Fr. 1‘000.- bei Abschliessen eFragebogen MAS 2019 wird. Nicht-Lieferung der Betriebsdaten festgelegt. Die Verhandlungen zu TARDOC ge- hen weiter, das Jahr 2019 wurde als Schnittstelle eFragebogen MAS Referenzjahr bestimmt, vor diesem Die Erhebung 2019 des Bundesamt Hintergrund ist eine hohe Teilnahme- für Statistik (BfS) läuft bis Ende quote am Finanzjahr 2019 von grös- Februar 2021. ster Wichtigkeit! Damit eine Entwick- Die bereits im PraxisNavigator erfass- Weitere Fragen? lung verfolgt werden kann, sind auch ten Daten können ab dann via einer www.aerzte-zs.ch die Vorjahre als Basis äusserst wichtig. Schnittstelle in den eFragebogen des BfS importiert werden. Es entfällt so- Die Geschäftsstelle steht Ihnen gerne Wer muss an der Betriebsdatener- mit ein grosser Teil der mühsamen zur Verfügung: sekretariat@aerzte-lu.ch / hebung teilnehmen? Datenübernahme von beispielsweise 041 410 80 85 Alle Ärzte mit ambulanter Praxistä- Patientenzahlen, Konsultationszah- tigkeit müssen ihre Daten liefern. Un- len, Personal, Anzahl Arbeitstage so- Für technische Fragen: abhängig davon, ob sie selbständig wie den Finanzzahlen - nutzen Sie www.medkey.ch oder angestellt sind, mit eigener ZSR diese Vereinfachung! medkey@hin.ch / 041 410 88 39 14 Luzerner Arzt 124 / 2021
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