Infrastruktur Investieren in - ein Special des - VC-Magazin
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WARUM WIR SO OFFEN FÜR INFRASTRUKTURINVESTMENTS SIND? WEIL WIR GENAU WISSEN, WOHIN SIE FÜHREN. Investitionen im Infrastrukturbereich sind als Thema omnipräsent. Aber noch nicht in allen Portfolien. Der Grund? Fehlende Erfahrungswerte und Unsicherheiten, die wir als Spezialist für die Asset-Klassen Infrastruktur, Private Equity und Immobilien gerne ausräumen. Sprechen Sie uns an: www.solutio.ag SOLUTIO AG Nördliche Münchner Straße 9c 82031 Grünwald Tel.: +49 89 360357-0 Fax: +49 89 360357-28 eMail: info@solutio.ag
Editorial Assetklasse mit viel Potenzial – und einigen Herausforderungen Liebe Leserinnen und Leser, Benjamin Heimlich, Redakteur die Gegebenheiten scheinen ideal: Auch auf politischer Ebene hat man Aufgrund des anhaltenden Niedrig- inzwischen die Notwenigkeit privater zinsumfeldes suchen institutionelle Engagements bei Investitionen im Investoren vermehrt nach alternati- Infrastruktur-Bereich erkannt und ven Anlageklassen. Erst kürzlich arbeitet an verschiedenen Möglich- senkte die Europäische Zentralbank keiten, diese weiter zu befördern (EZB) den Leitzins auf 0,15% und (siehe Seite 20). Neben den bekann- schenkt man den Aussagen von EZB- ten Public-Private-Partnerships sol- Präsident Draghi Glauben, wird der len beispielsweise auch eigene Fonds- Zins auf längere Zeit das momentane Statuten geschaffen werden. Dazu Niveau nicht verlassen. Diese Ent- hatte die Europäische Kommission AG das Final Closing ihres Infrastruk- wicklung zwingt insbesondere Versi- im Sommer 2013 mit dem European tur Dachfonds bei einem Volumen cherungen, Pensionsfonds und -kas- Long-Term Investment Fund (ELTIF) von 240 Mio. EUR. Beim Start des sen sowie Versorgungskassen und ein Instrument vorgeschlagen, das Fonds vor knapp zweieinhalb Jahren -werke, sich nach renditestärkeren ein europaweites Fundraising für peilten die Initiatoren ein Volumen Assetklassen umzusehen. Gleichzei- langfristige Projekte erleichtern soll. von 200 Mio. EUR an. tig stehen die öffentlichen Haushalte Bei genauerer Betrachtung ergeben weltweit vor Infrastruktur-Investitio- sich bei dem aktuell angedachten Langfristig planbare Renditen, poli- nen in Milliardenhöhe, die sie alleine Modell allerdings insbesondere für tisches Interesse an privaten Investi- kaum schultern können. Alleine in Infrastruktur-Investments noch eine tionen, eine steigende Anzahl an Deutschland wird der Investitionsbe- Reihe von Schwächen (siehe Seite 16). Fonds-Anbietern und Beratern in darf der Kommunen in Infrastruktur diesem Bereich – die Assetklasse bis 2020 mit 700 Mrd. EUR veran- Die gestiegene Bedeutung von Inves- Infrastruktur hat viel Potenzial, jedoch schlagt. Milliardenverschlingende Ver- titionen in Infrastruktur lässt sich auch einige Herausforderungen, auf zögerungen beim Bau, wie beispiels- auch an der Zahl der neuen Fonds, die es sich einzustellen gilt. weise beim Stuttgarter Bahnhof oder deren Schwerpunkt eben in diesem dem Berliner Flughafen, sind dabei Bereich liegt, und deren eingesam- Eine spannende Lektüre wünscht Ih- noch nicht einmal eingerechnet. Dazu meltem Kapital ablesen. Im Zeitraum nen kommt die Energiewende, die voraus- von 2008 bis 2013 investierten institu- sichtlich etwa 800 Mrd. EUR kosten tionelle Investoren insgesamt 175 Mrd. wird. Vor diesem Hintergrund scheint USD in 278 Infrastruktur-Fonds. Ten- es naheliegend, dass institutionelle denz steigend. So vermeldeten bei- Investoren sich verstärkt an Infra- spielsweise Mitte Juni die UBS Global struktur-Projekten beteiligen. Asset Management und die Solutio benjamin.heimlich@vc-magazin.de Special Investieren in Infrastruktur 3
Inhalt 3 Editorial 24 Investitionschancen für Investoren Assetklasse mit viel Potenzial – und einigen Die Zukunft der Energieversorgung ist erneuerbar Herausforderungen Markus Voigt, Voigt & Coll. 26 Vertrauen schafft neue Möglichkeiten Assetklasse Strukturierung von Investmentmandaten für Anlagen in Infrastruktur 6 Infrastrukturinvestment im Fokus Uwe Bärenz, P+P Pöllath + Partners Infrastrukturinvestment im Fokus 28 Interview mit Detlef Schreiber, CEE Management 10 Infrastrukturinitiative gestartet „Das Niedrigzinsumfeld ist der Treibstoff für Eine nicht ganz einfach zu überblickende Investments“ Assetklasse Frank Dornseifer, Bundesverband Alternative 30 Es muss nicht immer Eigenkapital sein Investments Fremdkapital bietet verschiedene Spielarten für Infrastrukturinvestments Investment/Portfolio Praxis 12 Investitionschancen in den USA Midstream-Infrastruktur: ein interessanter Bereich 32 Großes Potenzial in der Türkei des Energiemarktes Aquila Capital investiert in Wasserkraftwerke Robert Massing, Wolf-Dieter Pick, Solutio 34 Sonnige Aussichten für Enviromena 14 Interview mit Hendrik Kammeyer, E.on Pension Fund, Londoner Investor Zouk investiert in Abu Dhabi und Detlef Mackewicz, Mackewicz & Partner „Die Assetklasse Infrastruktur kann helfen, ein Portfolio besser zu diversifizieren“ Service 16 Pläne mit Licht und Schatten 36 Partner der Ausgabe im Portrait ELTIF – Der neue Infrastrukturfonds? Christian Schatz, King & Wood Mallesons SJ Berwin 18 LPs entdecken Infrastrukturinvestments für sich Impressum Investorenanalyse: „Allokationspläne in der Schublade“ „Investieren in Infrastruktur“ ein Special des VentureCapital Magazins 19 Interview mit Uwe Fleischhauer, Yielco Investments Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, „In Nordamerika ist ein stetig wachsender Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: info@goingpublic.de, Dealflow beobachten“ Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de Redaktion: Mathias Renz (Verlagsleitung), Benjamin Heimlich 20 Staat erkennt Vorteile Mitarbeit an dieser Ausgabe: Private Infrastrukturinvestments gewinnen an Uwe Bärenz, Michael Busak, Frank Dornseifer, Bernd Frank, Markus Hill, Norbert Bedeutung Hofmann, Sabine Knöß, Gereon Kudella, Robert Massing, Dr. Michael Meister, Wolf-Dieter Pick, Christine Schaller, Christian Schatz, Markus Voigt Dr. Michael Meister, MdB Anzeigen: Denise Hoser 22 Über Aktien in Infrastruktur investieren Lektorat: Sabine Klug, Magdalena Lammel Listed Infrastructure-Fonds bieten zusätzlichen Zugang zur Assetklasse Infrastruktur Gestaltung: Holger Aderhold, Stefanie Giuliani Michael Busak, Absolut Research Titelbild: © Panthermedia/yewkeo Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg 4 Special Investieren in Infrastruktur
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Assetklasse Infrastrukturinvestment im Fokus Herausforderungen und Potenziale der Assetklasse „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ – alternative Assetklassen sind vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase bei institutionellen Investoren gefragt. Besonders intensiv wird derzeit der Bereich Infrastrukturinvestments diskutiert. Laut einer aktuellen Mercer-Studie (European Asset Allocation Survey 2014), aber auch laut fortlaufenden Meldungen über diese Assetklasse bei Kapitalanlagegesellschaften wie Union Investment, Universal Investment und vielen anderen Firmen, diskutiert die Assetmanagement-Branche engagiert. I n diese Diskussion passt beispielsweise auch die aktuelle Investoren in verantwortlicher Weise „investitionsfähig“ zu Meldung über das Closing des größten diversifizierten In- machen (Optimierungspotenziale: Due Diligence, Risiko- frastruktur-Dachfonds für deutsche und österreichische management). Investoren der UBS Global Assetmanagement und der Bera- tungsfirma Solutio AG. Die Chancen für das langfristig Anbieter und Investoren bei Infrastruktur- ausgerichtete Portfoliomanagement erscheinen vielver- Investments sprechend. Die Herausforderungen für Anbieter und Inves- In Deutschland entwickelt sich seit Jahren das Angebot im toren sind groß. Know-how, Risikomanagement und Kom- Bereich der Fondsauflage positiv. Verstärkt nehmen die Ka- munikation stehen im Fokus von Anbietern und Investoren. pitalanlagegesellschaften auch den Trend zur Verbriefung Listed Infrastructure, Debt Fonds, Real Assets und Renewa- wahr. Luxemburg gilt oft als eine erste Anlaufstelle für die bles – alles Stichworte, die einen fruchtbaren Dialog för- Strukturierung, auch die Diskussion im Feld Public Private dern – ,sind der Industrie willkommen. Partnerships (PPP) nimmt Fahrt auf. Auch die Private Equi- ty-Industrie ist in einer intensiven Diskussionsphase, unab- Mögliche Investmentfelder im Bereich Infrastruktur hängig von der Größen- und Kostendiskussion (Der kom- Städte müssen gebaut, Stromnetze ausgebaut und Wasser plexe Bereich der Direktinvestments wird an dieser Stelle gestaut werden: Investoren auf privater und öffentlicher ausgeklammert). Etablierte Industrieadressen, wie auch vie- Ebene sind gesucht. Neben den genannten Feldern sind die le mittelgroße bis „kleine“ Anbieter von Produkten, stellen Möglichkeiten für Infrastrukturinvestments breit gestreut. sich ebenso auf wie Anbieter aus klassischen Infrastruktur- Grob kann man zum Beispiel, ohne Anspruch auf Vollstän- märkten: Australien, USA, Kanada, Großbritannien. digkeit, die Bereiche Kommunikation (Kabel, Funk), Trans- port (Bahn, Schiff, Straßen), Ver- und Entsorgung (Abfall, Herausforderungen bei Due Diligence und Know-how Elektrizität, Wasser) sowie Soziales (Bildung, Kultur, Ge- Klassische institutionelle Investoren wie Versicherungen, sundheit) als Investitionsobjekte betrachten. Der schein- Versorgungswerke und Corporates beschäftigen sich intern bar triviale Charakter dieser Aufzählung täuscht, da das derzeit stark mit dem Aufbau von Know-how-Kapazitäten Investmentfeld (Projektfinanzierung) in vielen Fällen mit bzw. bedienen sich externer Consultants. Man kann in einer Vielzahl von Risiken behaftet sein kann: Regulierung, Teilen eine Spaltung des Marktes wahrnehmen: Investoren Input/Output, Rolle von Staat und Politik sowie operative wie zum Beispiel bestimmte Family Offices, Stiftungen und Risiken, Transferrisiken etc. erhöhen die Komplexität bei Pensionskassen haben Interesse an Infrastrukturinvest- der Entscheidungsfindung bei institutionellen Investoren. ments und besitzen auch in Teilen internes Know-how. Ab Trotz der in der Regel oft anzutreffenden „Langlebigkeit“ bestimmten Größenordnungen und in verschiedenen pro- der Investmentobjekte kann man keinesfalls immer von si- fessionellen Netzwerken kommen auch Club Deals zustan- cheren Investments sprechen, ein Eindruck, der bei man- de. Aufgrund der Vielfalt von Investmentmöglichkeiten – chen Investmentdiskussionen auf Konferenzen oder in der der oben genannte UBS-Fonds sticht aufgrund der Größe Fachpresse entstehen kann. Unternehmerische Entschei- hervor – nimmt man in Teilen eine Form von Attentismus dungen bei Investitionen, unabhängig von verpackungs- wahr: Weil der Aufwand für Due Diligence zu teuer, zeitauf- technischen Aspekten, bleiben ihrer Natur gemäß mit wendig bzw. unüberschaubar erscheint, wird erst einmal Risiken, die man in vielen Fällen erfolgreich managen kann, abgewartet. Insbesondere dann, wenn man von der Investi- behaftet. Die Industrie arbeitet daran, diese Risiken für tionsebene Fonds auf die Investitionsebene Direktinvest- 6 Special Investieren in Infrastruktur
Foto: © Panthermedia/INorbert Buchholz ment gelangt, steigt der Grad an Komplexität im Prüfungs- Finanzierungsmodell. Prognose- wie auch Klumpenrisiken prozess (Stichwort: Anlagenverordnung). Bestimmte Inves- bei der Auswahl von Fonds – innerhalb und außerhalb der toren können derzeit diese Prüfkapazitäten nicht vorhalten Fondsebene – sind ebenso zu berücksichtigen. Eine Er- bzw. suchen noch nach Lösungen. Obwohl dieser Prozess kenntnis, im Widerspruch zu mancher gängigen Marktmei- nicht ein Kerntrend ist, wird die Zurückhaltung mancher nung: Wenn man alle diese Punkte betrachtet, wird offen- Investoren vielleicht auch dadurch verursacht, dass es in sichtlich, dass unternehmerische Risiken bei Investments bestimmten Phasen immer wieder zu einer Verknappung eines ständigen Monitorings und Reportings bedürfen und des Angebots von attraktiven Zielinvestments für die Fonds man nicht per se von langfristig stabilen Erträgen ausgehen kommen kann. kann. Dies widerspricht nicht der generellen Annahme, dass Infrastrukturinvestments ein positives Rendite-Risiko-Profil Chancen für das Portfoliomanagement mit stabilen Erträgen ausweisen können. Langfristigkeit, stabile Erträge und Portfoliodiversifikation werden häufig als Chancenpotenzial für institutionelle In- Fondsmanagement: Bedeutung von Due Diligence vestoren im Portfoliomanagement betrachtet. Ähnlich wie und Know-how die in der Vergangenheit geführte Diskussion im Hedge- Anbieter und Investoren im Bereich Infrastrukturin- fonds-Bereich dient die aktuelle Diskussion bei Infrastruk- vestments stehen derzeit im intensiven Dialog. Aufgrund turinvestments unter Umständen dazu, möglichst früh- der Komplexität der Angebote und der Zeitintensität des zeitig „Red Flags“ bei der Due Diligence von Investments zu Due Diligence-Prozesses auf Investorenseite kann es zu erkennen, Fehlannahmen zu korrigieren und die vielver- vielen Friktionen im erhofften Wachstumsprozess kommen. sprechende Assetklasse erfolgreich in den eigenen Portfo- Standardisierung von Prozessen, Transparenz bei den lios zu managen. Entscheidungsparametern (Regulierung, Risikomanage- ment etc.) sind Entwicklungspfade, die von allen Industrie- Diversifikation und Risikomanagement akteuren positiv beeinflusst werden können. Mögliche Fra- Die Streuung von Risiken ist eine der Kernaufgaben von gestellungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Wie kann Portfoliomanagern auf Anbieter- wie Investorenseite (Selek- sichergestellt werden, dass Investoren – größenunabhän- tion) bei Fondslösungen im Infrastrukturbereich. Ähnlich gig, u.a. Family Office wie Versicherung – bei der Auswahl wie bei der klassischen Assetmanager-Auswahl wird auf in- von Fondsprodukten alle auf dem gleichen Know-how-Stand ternes wie externes Know-how bei der Auswahl bestimmter sind, um zeitnah Investitionsentscheidungen treffen zu kön- Fonds zurückgegriffen. Single- und Dachfondslösungen nen? Welche Beurteilungskriterien sind bei welcher Art von werden geprüft. Die Fondslösungen müssen in die Ge- Projekt anzusetzen (Cashflow, Bewertungsvorschriften samtstrategie des Investors (z.B. Versicherung) passen. Das etc.)? Wie beeinflussen bestimmte Zielinvestments Invest- richtige Maß zwischen Überdiversifikation und Unterdiver- mentstrategie und Risiko-Exposure? sifikation ist zu finden, alles eingebettet in die Konstruktion des Gesamtportfolios des Investors. Einflussfaktoren für Ri- Investments gehen viele Fragen voraus siken können beispielsweise sein: Cashflow-Profil, Regulie- Vergessen wird häufig, dass viele Investoren bei der Due rung (AIFM, KAGB, ELTIF, Solvency II etc.), Regionen (Euro- Diligence das Interesse am Investment dem Aufwand der pa versus USA), Volkswirtschaftsindikatoren, operative Investmentprüfung gegenüberstellen. Zusätzlich ist zu be- Besonderheiten bei Investmentuniversum, Währung und achten, dass bestehende Investments eines professionellen Special Investieren in Infrastruktur 7
Assetklasse Monitorings bedürfen. Weder können alle Investoren solche Fazit Fachexpertise ständig intern vorhalten, noch kann es sinn- Infrastrukturinvestments sind unabhängig von der aktuel- voll sein, bei jeder Investitionsentscheidung externes Know- len Diskussion als klassische, langfristig ausgelegte Invest- how einzukaufen. Die Selektoren besitzen in der Regel Feld- ments zu betrachten. Wenn beispielsweise Anbieter, Inves- kompetenz im Finanzbereich. Spezielle Fragestellungen aus toren und Regulatoren – auch Verbände – verstärkt darauf Anlagenbau, operativem Betrieb oder aus speziellen Indus- hinwirken bei der Etablierung von Bewertungsstandards, triebereichen – Energiemarkt, Regulierung, Länderrisiken, bei der Erhöhung von Know-how durch Investor Education Adressrisiken etc. – gehören hier nicht zum Tagesgeschäft. und in anderen Feldern (Center of Competence-Ausbau Länder, Sektoren, Gewichtung, Green- versus Brownfield, etc.), dann besteht die Chance auf den Start eines langen, Investmentstil, Auflagezeitpunkte – viele Fragen, die bei der stetigen Wachstumspfades für Infrastrukturinvestments. In- Konstruktion eines Portfolios berücksichtigt werden: Der vestmentpraxis und Langfristdenke gingen Hand in Hand Selektor ist gezwungen, sich „trotz Fondshülle“ mit diesen und würden weniger „modegetrieben“ erscheinen – ein wei- Themen zu beschäftigen. Im Family Office-Bereich bilden terer positiver Aspekt für das Image der Fondsindustrie: sich im Bereich Club Deals bestimmte Know-how-Netz- Investiert wird in das, was auch verstanden wird! werke aus, die Abhilfe schaffen können bei Entscheidungs- notstand. Markus Hill redaktion@vc-magazin.de Nachgefragt bei Jochen Terpitz, Simmons & Simmons LLP VC Magazin: Warum ist es noch nicht Alltag, dass Versicherer VC Magazin: Stichwort Risiken – sind Inf- die Energiewende oder den Neubau von Straßen und Glas- rastrukturinvestitionen nicht beson- fasernetzen finanzieren? ders sicher? Terpitz: Infrastruktur ist für die Anleger häufig mit viel mehr Terpitz: Die höhere Rendite, die aus Inf- Jochen Terpitz, Aufwand verbunden als die Geldanlage über Kapitalmärkte. rastrukturanlagen erwartet wird, ist Simmons & Simmons Neben einer individuellen Projektprüfung gibt es die vielfäl- mit einem anderen Risikoprofil als bei Bundesanleihen ver- tige Finanzmarktregulierung zu beachten, die Entwicklung bunden. Renditen könnten verspätet eintreffen oder Nach- im Bereich Anlageverordnung oder Solvency II und natür- investitionen erforderlich werden. Mit dem längeren An- lich die Regulierung des Zielprojekts selbst. Jeder Anleger lagehorizont fallen Prognoseunsicherheiten stärker ins muss die ins Auge gefasste Investition dann noch mit dem Gewicht. Sie lassen sich in Grenzen anderen Projektbeteilig- eigenen Risikoprofil und hauseigenen Anlageregeln in Über- ten zuordnen, man kann mit Stressszenarien rechnen und einstimmung bringen. entsprechend finanzielle Puffer einbauen oder werterhal- tende Anpassungen während der Betriebszeit vorsehen. In VC Magazin: Welche Anlagemöglichkeiten gibt es und ent- stark politisch geprägten Infrastrukturmärkten kann es wickeln sich Marktstandards? sinnvoll sein, ein Budget für die Teilnahme an Initiativen Terpitz: Wenn öffentlich über Infrastrukturinvestitionen zur aktiven Gestaltung dieser Märkte zu reservieren. gesprochen wird, dann meist über Eigenkapital- oder Fremdkapitalanlagen in Projekte, die sich über ihre Be- VC Magazin: Was können Investoren tun, um an den Chancen triebszeit amortisieren. Standards gibt es hier noch kaum; von Infrastruktur teilzunehmen? für das Infrastruktur-Asset sind daher Know-how und Be- Terpitz: In den nächsten Jahren wird es vielfach darum gehen, treuungsintensität erforderlich, die nur die Größten der sich die Anlagemöglichkeiten erst zu erarbeiten. Denn von Branche innerhalb der eigenen Organisation aufbauen kön- den Projekten mit einfachen, erprobten Strukturen gibt es ja nen; für den weiteren Markt werden solche Leistungen jetzt schon weniger, als investierbares Kapital bereitsteht. von spezialisierten Assetmanagern angeboten. Ein guter An vielen Stellen ist unser „Alltag“ aber im Umbruch, was Assetmanager kann dazu beitragen, das wahrgenommene neue Chancen eröffnet. Anlagerisiko im Infrastrukturbereich dauerhaft zu reduzie- ren. VC Magazin: Vielen Dank für das Interview. 8
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Assetklasse Infrastrukturinitiative gestartet Eine nicht ganz einfach zu überblickende Assetklasse Die Anlage in und Finanzierung von Infrastrukturprojekten ist derzeit ein bestimmendes Thema in Politik und Wirtschaft. Die Politik auf nationaler wie europäischer Ebene hat die Tragweite des zukünftigen Investitionsbedarfs erkannt und bereits erste Initiativen gestartet und Maßnahmen eingeleitet, z.B. mit dem Grünbuch der EU-Kommission „Langfristige Finanzierung der Europäischen Wirtschaft“, das als zentrales Element die langfristige Finanzierung von Infrastrukturanlagen aus unterschiedlichen Bereichen zum Gegenstand hat. I m korrespondierenden Initiativbericht des EU-Parlaments Seite suchen gerade institutionelle Investoren im anhalten- wird auf der einen Seite bemängelt, dass Europas Wirt- den Niedrigzinsumfeld und in Zeiten steigender Volatilität schaft mit über 75% von der Finanzierung durch Banken dringend nach adäquaten Rendite- und Diversifikationsmög- abhängig ist, zum anderen, dass die zunehmend begrenzten lichkeiten. Begleitet wird dieser Prozess von einem regula- öffentlichen Mittel in den Mitgliedsstaaten die Fähigkeit des torischen Strukturwandel, im Zuge dessen neue Investitions- öffentlichen Sektors, in Infrastruktur zu investieren, behin- strukturen und Konzepte in Erscheinung treten, insbeson- dern. Bedingt durch die Finanzkrise und eine verschärfte dere um den Bedürfnissen institutioneller Investoren ge- Bankenregulierung werden nicht nur mittelständische Un- recht zu werden. Für den individuellen Investor sind direkte ternehmen, sondern auch Infrastrukturvorhaben in den un- Infrastrukturinvestitionen mit hohen Anforderungen an die terschiedlichsten Bereichen häufig von Krediten bzw. Finan- Kapitalstärke und das vorhandene Know-how verbunden, zierungsmöglichkeiten ausgeschlossen. Der zuständige Be- sodass Investitionen über Fondsstrukturen eine sinnvolle richterstatter im Europaparlament warnte sogar vor einer Alternative sein können. „wirtschaftlichen Investitionsfalle“ in Europa. Er sieht Wachstum und Arbeitsplätze gefährdet, sofern es keine Verschiedene Möglichkeiten für verschiedene langfristigen Investitionen in Infrastruktur, Forschung, Ent- Anlegertypen wicklung und Innovation gibt. Zielinvestitionen im Bereich Infrastruktur können über Fonds in vielfältiger Weise abgebildet werden. Die Ausge- Unterschiedliche Investitionsmodelle staltung des Fonds hängt vor allem auch von den Zielinvest- Im Ergebnis gilt es nun, Angebot und Nachfrage im Segment ments und dem avisierten Anlegerkreis ab. Für langfristige Infrastrukturanlagen sinnvoll zusammenzubringen. Grund- Anlagen in ein einzelnes oder einige wenige Infrastruktur- sätzlich kann sich ein Investor am Eigen- und/oder Fremdka- projekte eignen sich eher geschlossene Fonds, die dann wie- pital eines Infrastrukturinvestments beteiligen. Entspre- derum für professionelle/institutionelle Anleger offenste- chende Investitionen lassen sich insbesondere im Hinblick hen, während ein breit diversifiziertes Portfolio durchaus in auf Liquiditäts- und Renditeaspekte unterscheiden, wäh- einem offenen (Dach-)Fonds abgebildet werden und mögli- rend auf beiden Kapitalseiten Möglichkeiten bestehen, die- cherweise auch für qualifizierte Privatanleger geeignet sein se auch über Fondskonstruktionen zu realisieren. In den Ei- kann. Den regulatorischen Rahmen für derartige Fondsin- genkapitalbereich fallen Investitionen in Infrastrukturakti- vestments stellt die AIFM-Richtlinie bzw. das Kapitalanlage- enfonds und nicht gelistete Infrastrukturfonds, während gesetzbuch (KAGB) dar, mit dem diese Richtlinie in natio- fremdkapitalseitig Investmentfonds, die in Infrastrukturkre- nales Recht umgesetzt wurde. Möglicherweise wird es auf dite oder -anleihen investieren, zur Verfügung stehen. Zu- europäischer Ebene in Zukunft zudem einen spezielle Fonds- dem sind auch Investitionen in Dachfondskonstruktionen typ European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) ge- denkbar. ben, der auch für Infrastrukturanlagen Relevanz haben könnte. Wandel in fast allen Bereichen Auch dieser Markt für infrastrukturbasierte Fondsanlagen Schwierige regulatorische Rahmenbedingungen befindet sich derzeit in einem dynamischen Wachstums- Diese Strukturierungsmöglichkeiten werden in beträchtli- prozess. Auf der einen Seite besteht enormer Investitions- chem Maße durch die besonderen Anforderungen der bedarf in fast allen Infrastruktursegmenten, auf der anderen jeweiligen Investorengruppen überlagert. Auf europäischer 10 Special Investieren in Infrastruktur
Foto: © Thinkstock/Hemera/Polina Bobrik Ebene werden in Zukunft Investitionen in Infrastruktur Infrastrukturreport für mehr Transparenz durch Unternehmen der Versicherungswirtschaft z.B. Um zum einen den Markt für fondsbasierte Infrastruktur- durch das Rahmenwerk Solvency II und vor allem die dort anlagen für Investoren transparenter zu machen, zum ande- enthaltenen Anforderungen an die Eigenmittelunterlegung ren aber auch, um die regulatorischen Anforderungen effizi- bestimmt. Nach gegenwärtigem Stand von Solvency II fallen enter und praxisorientierter auszugestalten und somit letzt- ab dem Jahr 2016 Investitionen in Infrastruktur und erneu- endlich die Investierbarkeit zu erhöhen, hat der BAI gemein- erbare Energien unter „sonstige Aktienrisiken“ und werden sam mit dem Research-Dienstleister Cepres eine Infrastruk- zur Quote für nicht notierte Beteiligungen hinzugerechnet. turinitiative gestartet. Zielsetzung dieser Initiative ist, dem In dieser Risikoklasse werden z.B. auch die Investitionen in steigenden Bedarf institutioneller Investoren an Invest- Hedgefonds oder Private Equity erfasst, die einer Eigenmit- ments in Infrastruktur Rechnung zu tragen und die Asset- telunterlegung von bis zu 59% unterliegen. Schon seit länge- klasse Infrastruktur als solche verständlicher und damit rer Zeit gibt es Bestrebungen von unterschiedlichen Ver- besser investierbar zu machen. Dazu benötigen Investoren bänden, für Investitionen in Infrastruktur eine gesonderte valide Informationen über Renditen und Risiken der Asset- Risikoklasse mit einer reduzierten Eigenmittelunterlegung klasse. Zu diesem Zwecke befragen Cepres und der BAI zu schaffen. Derzeit lehnt die für die Versicherungswirt- derzeit weltweit eine Vielzahl von Fondsmanagern und In- schaft zuständige europäische Aufsichtsbehörde European vestoren aus dem Infrastrukturbereich, um den bei Cepres Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) bestehenden Datenpool mit einschlägigen Rendite- und Risi- eine solche Verbesserung allerdings ab, sodass abzuwarten kokennziffern über Fondsmanager, deren Fonds, Zielassets, bleibt, inwieweit hier noch bis zur finalen Umsetzung Er- Transaktionen, Cashflows etc. weiter auszubauen. leichterungen bzw. Anpassungen erreicht werden können. Ausblick Deutschland mit eigenem Regelwerk Noch im Sommer soll der erste gemeinsame Infrastrukturre- Auf nationaler Ebene von besonderer Relevanz für Versi- port veröffentlicht werden, der für alle Beteiligte Fortschrit- cherer, aber auch für Pensionsfonds, Pensionskassen und te in puncto Transparenz und Investierbarkeit bringen und Versorgungswerke ist die Verordnung über die Anlage des als Grundlage für eine Reevaluierung der versicherungs- gebundenen Vermögens von Versicherungsunternehmen aufsichtsrechtlichen Anforderungen für diese Anlageklasse (Anlageverordnung, AnlV). Diese legt detailliert fest, wel- dienen soll. che Arten von Anlagegegenständen unter welchen Voraus- setzungen erworben werden dürfen. Im Rahmen der aktuel- len Novellierung der AnlV wird die Einführung einer ei- genen Quote für Anlagen in Infrastruktur, zumindest bei Frank Dornseifer Debt-Investments, vorgeschlagen. Im Equity-Bereich soll es ist Geschäftsführer beim Bundesverband in der Regel bei einer Zuordnung zur Beteiligungsquote Alternative Investments e.V. Der Verband ver- bleiben, subsidiär gibt es eine Art Auffangquote für alterna- tritt die Interessen von mehr als 130 national tive Investmentfonds (AIFs). Allerdings sind im Entwurf und international agierenden Mitgliedern, die noch zahlreiche geografische und sonstige Beschränkun- alle Bereiche des professionellen Alternative- gen vorgesehen, die das Anlageuniversum nachhaltig be- Investments-Geschäfts repräsentieren. schränken würden. Special Investieren in Infrastruktur 11
Investment/Portfolio Investitionschancen in den USA Midstream-Infrastruktur: ein interessanter Bereich des Energiemarktes Unter den Infrastruktursektoren Energie und Versorgung, Transport, Kommunikation und soziale Infrastruktur ist der Energie- und Versorgungssektor der mit Abstand größte. Global registrierte Preqin in diesem Sektor 2013 62% aller Transaktionen. In Nordamerika ist die Dominanz noch größer, und es entfielen 2013 nahezu 84% der Transaktionen auf diesen Sektor. Dieser Trend herrscht bereits seit mehreren Jahren vor. E in Grund dafür ist das breite Spektrum und die Viel- Gasproduktionszentren. Da ein Teil des Erdgases verstromt zahl an Investitionsmöglichkeiten, die der Energie- wird, kam es durch die Lieferengpässe zudem zu einem kurz- und Versorgungssektor bietet. Dementsprechend zeitigen, aber drastischen Anstieg der Strompreise. breit stellt sich auch das potenzielle Rendite-Risiko-Spekt- rum dar. Investoren, die auf der Suche nach den klassischen Stilllegungen bieten Chancen Investitionsmerkmalen von Infrastruktur sind – häufig ver- Verstärkt wird der Bedarf an Midstream-Infrastruktur durch standen als langfristige, stabile und regulierte bzw. vertrag- die für die nächste Zeit geplante Abschaltung von Kohle- lich fixierte Erträge, die in Form von laufenden Ausschüt- und Atomkraftwerken mit einer Gesamterzeugungskapazität tungen zur Verfügung stehen –, sollten daher genau auf die von rund 37.000 MW. Insgesamt sollen in den nächsten vier spezifischen Rahmenbedingungen achten. In vielen Berei- Jahren ca. 10% der Grundlasterzeugungskapazität der USA chen des Sektors sind sowohl Infrastruktur- als auch Private stillgelegt werden! Dies kann alleine durch den Ausbau an Equity-Investoren aktiv, mit jeweils eigenem Investitionsziel erneuerbaren Energien nicht kompensiert werden und muss und Wertschöpfungsansatz. Grundsätzlich ist eine breite deshalb teilweise durch Gasverstromung ausgeglichen wer- Diversifikation über verschiedene Sektoren und Regionen den. Dies wird den Druck auf die Gastransportinfrastruktur, empfehlenswert. Im Rahmen dieser Diversifikation können besonders zu Spitzenzeiten, weiter verschärfen. Neben dann einzelne Bereiche strategisch gewichtet werden. Ein Erdgas werden zunehmend Erdöl und Erdgaskondensate interessanter Subsektor in diesem Zusammenhang ist der- (Natural Gas Liquids, NGL) in den USA unkonventionell ge- zeit der Midstream-Bereich der US-Öl- und -Gasindustrie. fördert. Für diese Rohstoffe herrscht ebenfalls ein Mangel an US-Midstream-Infrastruktur Unter Midstream-Infrastruktur versteht man grob den Teil Wertschöpfungskette in der Öl- und Gasindustrie der Wertschöpfungskette der Öl- und Gasindustrie, der für Unter dem Upstream-Sektor versteht man die Bereiche Exploration und den Transport der Rohstoffe notwendig ist. Er umfasst Pipe- Produktion von Rohstoffen. D.h. die Erschließung von möglichen lines, Speicher- und Aufbereitungsanlagen etc. In Nordame- Förderstätten, das Bohren und die Förderung von Rohöl, Erdgas und rika wurde jahrelang verstärkt in die Bereiche Exploration Erdgaskondensaten (Natural Gas Liquids, NGL, hauptsächlich: Ethan, und Produktion (Upstream) von Öl und Gas investiert. Die Propan und Butan). Investitionen hauptsächlich in: geologische Studien, Produktionskapazität wuchs entsprechend an, während der Bohrungen und Förderausrüstung. Midstream-Bereich nur in einem geringeren Maße ausgebaut In den Midstream-Bereich fallen der Transport und Handel, aber auch wurde. Im vergangenen strengen Winter, als der Gasver- die Aufbereitung von Rohöl, Erdgas und Erdgaskondensaten. Investitionen hauptsächlich in: Pipelines, Aufbereitungs- und brauch Spitzenwerte erreichte, wurde das Ungleichgewicht Verdichtungsanlagen, aber auch in Verflüssigungsanlagen von Erdgas zwischen Produktionskapazität und Transportkapazität von (Liquified Natural Gas, LNG). Gas augenscheinlich. Beispielsweise konnte das im Nordos- Der Downstream-Sektor umfasst die Verarbeitung und Veredelung von ten der USA gewonnene Erdgas nicht zu den Wirtschaftszen- Rohstoffen sowie die Verteilung und den Vertrieb der Erzeugnisse zu tren in den Neuenglandstaaten geliefert werden. Dies hatte den Endabnehmern. Darunter fallen Benzin, Kerosin, Diesel, Heizöl, teilweise Ausfälle in der industriellen Produktion zur Folge. Asphalt etc., aber auch petrochemische Erzeugnisse, Düngemittel, Darüber hinaus stieg der Gaspreis in unterversorgten Kunststoffe, Pharmazeutika etc. Sehr breites Investitionsspektrum. Gegenden wie z.B. New York oder Boston stark an und war Quelle: Yielco Investments zeitweise sechsmal so hoch wie im direkten Umfeld der 12 Special Investieren in Infrastruktur
geeigneter Transportinfrastruktur. Eine Studie der Interstate gebaut bzw. bestehende Importanlagen für den Export um- Natural Gas Association of America Foundation (INGAA) gerüstet. Der Export von LNG ist attraktiv, da der Gaspreis vom April 2014 revidiert den geschätzten Investitionsbedarf außerhalb der USA teilweise deutlich höher ist. Während im Midstream-Erdöl- und -NGL-Bereich, im Vergleich zu einer Erdgas in den USA derzeit zwischen 4 und 5 USD/mmBTU Untersuchung aus dem Jahr 2011, um ein Vielfaches nach kostet, liegt der Preis in Europa bei etwa 10–11 USD und in oben. Derzeit werden teilweise alternative Transportwege, Japan bei rund 15 USD. wie der Schienentransport, verstärkt genutzt. Früher eine Nische für abgelegene und kleinere Förderstätten, stieg das Fazit Volumen von ca. 9.000 Waggons 2008 auf über 400.000 Wag- Teilweise kann durch Upgrades die Kapazität bestehender gons 2013 an. Der Transport größerer Mengen über die Infrastruktur erweitert werden. Dies geschieht beispielswei- Schiene Anzahl ist allerdings etwa der nordamerikanischen zwei bisnach Transaktionen dreimal so teuer wie der Sektoren se über Speicheranlagen, kurze Verbindungsstücke, Hoch- Pipelinetransport und darüber hinaus auch risikoreicher. druckverdichtung und bidirektionalen Ausbau. Zu einem In den letzten Jahren ereigneten sich immer wieder schwere nicht unerheblichen Teil jedoch ist der Neubau von Mid- Unfälle mit derartigen Zügen. Bildungseinrichtungen Regierungsgebäude Gesundheit Logistik stream-Infrastruktur notwendig. Der vergangene Winter hat 2010 27 22 31 10 2011 31 26 42 die7 Schwachstellen der eigenen Versorgung deutlich gezeigt, 2012 33 32 76 und7 es besteht Druck sowohl vonseiten der Produzenten, 2013 40 20 46 7 der Regierung wie auch der Abnehmer, Lösungen zu schaf- Anzahl derPreqin Quelle: nordamerikanischen 2014 Transaktionen fen. Produzenten sind bereit, den Investoren die Nutzung in den jeweiligen Sektoren von Midstream-Infrastruktur langfristig zu garantieren, um im 400 Gegenzug die Sicherheit zu haben, die produzierten Roh- 350 Bildungseinrichtungen stoffe verlässlich an die Abnehmer liefern zu können. Für In- 300 Regierungsgebäude vestoren ergibt sich daraus ein attraktives Rendite-Risiko- Gesundheit Profil, da keine Volumen- oder Rohstoffpreisrisiken beste- 250 Logistik hen und die Umsätze langfristig garantiert sind. Darüber hi- 200 Telekommunikation naus gehen Experten und Forschungsinstitute davon aus, 150 Transport dass die Produktion von sowie die Nachfrage nach Erdgas Versorger 100 und Erdöl nicht nur in den USA, sondern weltweit in den Energie 50 nächsten 20 Jahren zunehmen wird. Daher besteht in den Entsorgung 0 langfristig attraktiven Exportaussichten erhebliches Wachs- 2010 2011 2012 2013 Sonstige tumspotenzial für die gesamte Industrie, und eine Überhit- zung des Marktes ist derzeit nicht zu erwarten. Quelle: Preqin 2014 Steigender Transportbedarf Robert Massing Die benötigten Kapazitäten an Midstream-Infrastruktur sind ist Director bei der Solutio AG und verfügt innerhalb der USA von Region zu Region unterschiedlich. Im über 15 Jahre Erfahrung mit Investitionen in Nordosten besteht primär Bedarf an kurzen, flexiblen Gas- alternative Anlageklassen. pipelines. In der Mitte und dem Süden sind die zu über- brückenden Distanzen größer, und es werden sowohl NGL- als auch Ölpipelines benötigt – z.B. vom Mittleren Westen in die Region am Golf von Mexiko. Barclays geht in Prognosen davon aus, dass die USA 2016 zu einem Netto-Exporteur von Wolf-Dieter Pick Erdöl und -gas werden, dies wird zu einen verstärkten Trans- ist Assistant Director bei Solutio. Er verfügt portbedarf in die Exportzentren an den Küsten im Nordwes- über sechs Jahre Erfahrung im Bereich von ten, Nordosten und der Golfregion führen. Die für den effizi- Infrastrukturinvestitionen. enten Überseeexport notwendigen Einrichtungen zur Ver- flüssigung von Erdgas – sogenanntes Liquified Natural Gas, LNG – gehören ebenfalls zum Midstream-Bereich. In der Golfregion werden gerade mehrere LNG-Exportanlagen Special Investieren in Infrastruktur 13
Investment/Portfolio Interview mit Hendrik Kammeyer, E.on Pension Fund, und Detlef Mackewicz, Mackewicz & Partner „Die Assetklasse Infrastruktur kann helfen, ein Portfolio besser zu diversifizieren“ Im aktuellen Niedrigzinsumfeld machen sich institutionelle Investoren wie Versicherungen, Pensionsfonds und Lebensversicherer verstärkt auf die Suche nach renditeversprechenden Assetklassen. Damit einhergehend interessieren sie sich zunehmend auch für Infrastruktur- investment. Hendrik Kammeyer, beim E.on Pension Fund verantwortlich für die Assetklassen Private Equity und Infrastruktur, und Detlef Mackewicz, Geschäftsführer von Mackewicz & Partner Investment Advisers, über die Chancen und Risiken von Infrastrukturinvestments. VC Magazin: Was macht Infrastruktur für institutionelle An- leger interessant? Kammeyer: Die Assetklasse war für Institutionelle lange Zeit nur bedingt attraktiv, da es gerade in Europa nur ein sehr begrenztes Manageruniversum und kaum Dealflow gab. Wir haben vor einigen Jahren festgestellt, dass sich der junge Markt langsam entwickelt, und ihn seit 2009 ge- nauer betrachtet. Wir sind überzeugt, unser Portfolio mit der Anlageklasse Infrastruktur besser diversifizieren zu können. Mackewicz: Angesichts wahlweise niedriger Renditen oder hoher Risiken am Anleihemarkt ist Infrastruktur für viele institutionelle Anleger eine interessante Alternative. Denn hier winken stabile und langfristige Erträge bei eher niedri- gen Risiken und einer geringen Korrelation zu anderen An- lageklassen. Hendrik Kammeyer (li.) Kammeyer: Wir suchen gezielt nach Assets, die andere ist seit 2008 im Asset Management des E.on-Konzerns tätig Risikofaktoren aufweisen als etwa unser Immobilien- oder und betreut für den deutschen Pensionfonds (CTA) die Asset- Private Equity-Portfolio. Klassen Private Equity und Infrastruktur. Er verwaltet alternati- ve Anlagen im Wert von über 500 Mio. EUR und ist sowohl für VC Magazin: Welche Risiken sind das? die strategische Ausrichtung der Portfolien als auch die welt- Kammeyer: Interessant für uns ist beispielsweise das Kons- weite Due Diligence von Fondsinvestments verantwortlich. truktionsrisiko bei Straßen- und Schienenprojekten. Wir Kammeyer ist Mitglied verschiedener Advisory Boards und Teil sind überzeugt, dass es genug Unternehmen gibt, die sol- des Investment Committees. che Projekte innerhalb eines bestimmten Budgets und Zeit- Detlef Mackewicz fensters zu Ende bringen können. Hier lassen sich Risiko- Ist Gründer und Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft prämien generieren, die der Liquidität und Komplexität der Mackewicz & Partner, die institutionelle Investoren bei deren Assetklasse angemessen sind. Zugang zu diesen Assets Aktivitäten im Umfeld der alternativen Anlageklassen unter- erhalten wir über Single Fund-Investments. stützt. Mackewicz: Auch nach unserer Erfahrung stehen ungelistete Fonds im Fokus der institutionellen Investoren. Allerdings Bio. USD eingeworben. Bei einem 25-mal so hohen Angebot ist das Angebot noch recht überschaubar. So ist von 2009 an Fonds sind die Auswahlmöglichkeiten bei Private Equity bis 2013 in insgesamt 219 Infrastrukturfonds ein Kapitalvo- also deutlich höher als bei Infrastruktur. Gleichzeitig hat lumen von 134 Mrd. USD geflossen. Im Vergleich dazu haben Private Equity in dieser Zeit das Achtfache an Kapital auf- in der gleichen Zeit 5.449 Private Equity-Fonds rund 1,02 genommen. 14 Special Investieren in Infrastruktur
Foto: © Thinkstock/iStock/Robert Churchill VC Magazin: Das Angebot wird zusätzlich limitiert, wenn man kleineren institutionellen Investoren auch mit Blick auf den geografische Schwerpunkte setzt. Wo liegt Ihr Fokus, Herr Lerneffekt geben. Kammeyer? Kammeyer: Wir finden überwiegend in Europa die Risiken, VC Magazin: Welche Renditen sind bei Infrastrukturinvest- die zu unserer Strategie passen. In den USA sind viele Fonds ments realistisch? eher mit einem Private Equity-Ansatz unterwegs, der nicht Kammeyer: Das hängt von der Ausgestaltung der Strategie unserer Definition von Infrastruktur entspricht. Auch die und dem Zeithorizont ab. Zudem haben das Verhalten der Emerging Markets sind für uns vom Risikoprofil her subop- Manager und die weitere Entwicklung an den Kapitalmärk- timal. Allerdings ist in Europa das aktuelle Marktumfeld ten großen Einfluss auf die tatsächlich erzielbaren Returns. sehr schwierig, weil viele Risikoprämien verzerrt sind. Der In einem normalen Marktumfeld sollten auf Projektebene Dealflow auf Assetebene ist leider begrenzt und die Nach- bei einer konservativen Strukturierung Renditen im niedri- frage unverändert hoch. gen zweistelligen Prozentbereich erzielbar sein. Abweichun- gen nach unten und oben sind aber möglich und wahr- VC Magazin: Passen Angebot und Nachfrage in Europa regio- scheinlich. Im Fall steigender Zinsen kann es beispielsweise nal immer zusammen? sein, dass die heute gezahlten Kaufpreise für einige Assets Mackewicz: In unserer Beratungspraxis ist deutlich gewor- zu hoch waren. den, dass der deutsche Investor gerne am Heimatmarkt oder vielleicht auch in Skandinavien aktiv wird. Auf der an- VC Magazin: Wie attraktiv sind PPP-Projekte? deren Seite sehen wir das größte Angebot in Ländern wie Kammeyer: Wie beim Kauf von Staatsanleihen muss ich mir Spanien, Portugal, Italien – also eher bei den Wackelkandi- überlegen, welche PPP-Projekte mit welchem Staat ich aus- daten. Das ist teilweise durchaus ein Problem. führen will. Wir glauben, dass in diesem Segment die Kons- Kammeyer: Die meisten Fondsmanager sehen sich den Markt truktionsprämie in Kombination mit einzelnen guten Coun- paneuropäisch an und schließen allenfalls das eine oder terparty-Risiken attraktiv ist. Allerdings muss ich aufpas- andere Land aus. Aufgrund des geringen Dealflows ist es sen, dass kein – das Risiko der Transaktion stark verändern- schwierig, länderspezifische Investments anzubieten. In des – Demand-Risiko besteht. Sprechen wir über bereits dieser Hinsicht existiert ein Ungleichgewicht zwischen An- entwickelte PPP-Projekte, sind die erzielbaren Renditen gebot und Nachfrage. Wenn einzelne Investoren beispiels- mittlerweile sehr gering. Hier muss jeder Investor für sich weise ein deutsches Exposure wollen, geht das nur über entscheiden, ob ihm eine Bruttorendite von 7 oder 8% aus- kleinere Fondsprodukte oder Managed Accounts, die in reicht. Schließlich sprechen wir über komplexe und illiqui- einzelne Projekte wie etwa erneuerbare Energien oder de Investments. Wasserversorgung investieren. Mackewicz: Bedarf an PPPs gäbe es auch in Deutschland Mackewicz: Ich würde auch gerne auf besondere Einstiegs- genug. Die Bodewig-Kommission hat allein für die Ver- gelegenheiten hinweisen, die sich jetzt im Zuge der Volcker kehrsinfrastruktur notwendige Investitionen von jährlich Rule, also der ab 2015 geltenden Eigenhandelsbeschränkun- rund 7,2 Mrd. EUR ausgemacht. Sie schlägt zur Finanzierung gen für US-Banken, ergeben. Diese Geldhäuser bauen des- ein Fondsmodell vor, das auch private Mittel einbeziehen halb Engagements in Private Equity und Infrastruktur ab. könnte. Sollte man sich dafür entscheiden, müssten aber die Kleinere Investoren, die in dieser Anlageklasse jetzt mit viel- Renditen für die Investoren attraktiv sein. leicht 10 oder 20 Mio. EUR beginnen wollen, können solche Infrastructure Secondaries zu Discountpreisen zeichnen. VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch. Zusätzlicher Vorteil: Sie kaufen keine Blackbox, müssen nicht mit der J-Curve leben und haben eine sehr breite Norbert Hofmann Diversifizierung. Das ist durchaus eine Empfehlung, die wir redaktion@vc-magazin.de Special Investieren in Infrastruktur 15
Investment/Portfolio Pläne mit Licht und Schatten ELTIF – Der neue Infrastrukturfonds? Der Ausbau einer leistungsfähigen Infrastruktur in Europa wird eine der großen Zukunftsaufgaben sein. Die Lage der europäischen Staats- haushalte macht diese Herkulesaufgabe nicht leichter. Schon heute stehen in den meisten Mitgliedsstaaten nicht genügend Mittel zur Verfügung, um die bestehende Infrastruktur zu erhalten. Die Kommission der Europäischen Union hat dies erkannt und möchte mit dem European Long-Term Investment Fund (ELTIF) ein Instrument zur Verfügung stellen, dass das europaweite Einsammeln privaten Kapitals für diese langfristigen Projekte leichter ermöglichen soll. Das Konzept des ELTIF weist aber insbesondere im Hinblick auf Infrastruktur erhebliche Schwächen aus Sicht institutioneller Anleger auf. M it dem ELTIF soll ein aufsichtsrechtliches Fonds- werden. Eine große Herausforderung stellen aber die statut europaweit eingeführt werden. Die Kommis- Mischungsanforderungen dar: So muss ein ELTIF innerhalb sion schlägt daher den Erlass einer sog. Verordnung von fünf Jahren mindestens 70% seines Kapitals in Infra- vor, die unmittelbar gelten wird und nicht mehr der Umset- strukturunternehmen und Sachwerte investieren – 30% kön- zung durch die Mitgliedsstaaten bedarf. Dies stellt den größ- nen in andere UCITS-fähige Vermögensgegenstände ange- ten Schwachpunkt des ELTIF-Konzepts dar: Die Verordnung legt werden. Ein Investment in ein Infrastrukturunterneh- regelt nur Investmentrecht, nicht den sonstigen aufsichts- men oder einen Infrastruktursachwert ist auf 10% des rechtlichen oder gar steuerlichen Rahmen für ELTIFs. Kapitals des ELTIFs begrenzt – diese Grenze kann auf 20% er- höht werden, dann darf das Volumen aller Investitionen Steuerliches und aufsichtsrechtliches Stückwerk größer als 10% sein, aber nicht 40% übersteigen. Auf dem Gebiet des Steuerrechts erklärt sich dies aus den eingeschränkten Kompetenzen der Europäischen Union. Herausforderung Projektfindung Das nicht harmonisierte Steuerrecht stellt in der Praxis Anhand dieser wesentlichsten Anforderungen für einen eine der größten Herausforderungen für Infrastrukturfonds Infrastruktur-ELTIF wird deutlich, dass an den Aufbau eines dar. So führt die Struktur von Infrastrukturinvestments im- Infrastrukturportfolios erhebliche Anforderungen gestellt mer wieder zu unerwünschten steuerlichen Effekten auf werden. Einzelne Infrastrukturprojekte können nicht über Fonds- und Anlegerseite. Auch machen unterschiedliche einen ELTIF organisiert werden. Aufgrund der Konzeption steuerliche Regelungen der Anlegerbesteuerung es immer des ELTIF müssen mehrere Infrastrukturprojekte mit nahezu wieder erforderlich, Anlegern unterschiedliche Strukturen identischer Laufzeit gefunden werden. Es bleibt abzuwar- anzubieten. Der European Long-Term Investment Fund ten, ob nach Einschätzung der Marktteilnehmer genügend würde zu einer echten Erfolgsgeschichte werden, wenn er Infrastrukturprojekte zur Verfügung stehen, damit ein ELTIF diese Problematiken beseitigen würde. Noch bedauerlicher möglich erscheint. Meist bieten die bestehenden Fondskon- ist, dass lediglich ein investmentrechtlicher Rahmen ge- zepte mehr Flexibilität und lösen keine Risiken hinsichtlich schaffen werden soll. Die Attraktivität des ELTIF kann maß- des Portfolioaufbaus aus. geblich über die anlegerseitige aufsichtsrechtliche Behand- lung ausgesteuert werden. Die Europäische Kommission Mangelnde Liquidität der Anlage denkt nicht ganzheitlich und bezieht zum Beispiel Solvency Konzeptionell ist ein ELTIF ein geschlossener Fonds, dessen II nicht in das Konzept mit ein. Hier müsste das ELTIF-Konzept Laufzeit sich an der Laufzeit der erworbenen Vermögens- erweitert werden, um die Attraktivität des ELTIF zu steigern. gegenstände zu orientieren hat. Für Infrastruktur-ELTIFs Dies wird umso mehr erforderlich, da das Konzept des ELTIF wird dies grundsätzlich eine vergleichsweise lange Laufzeit weitere Hürden für eine günstige Behandlung aufseiten der bedeuten. Nach Vorstellung der Kommission soll aber Anleger aufbaut. während der Laufzeit des ELTIF keine Rücknahme von Anteilen erfolgen. Auch sollen Ausschüttungen auf den Investitionsstrategie des ELTIF – Licht und Schatten laufenden Ertrag und den Gewinn aus der Veräußerung ei- Der ELTIF bietet den Vorteil, hinsichtlich der investierbaren nes Anlagegegenstandes begrenzt werden. Das eingesam- Vermögensgegenstände vergleichsweise flexibel zu sein. melte Kapital soll dagegen im ELTIF verbleiben, wohl selbst Neben Investitionen in Eigenkapital und eigenkapitalähnli- dann, wenn laufzeitbedingt gar keine weiteren Anlagen in chen Instrumenten soll zum Beispiel auch in Fremdkapital Infrastrukturprojekte erfolgen können. Dieser geringen investiert werden können. Ein ELTIF kann dadurch zu einem Liquidität der Anlage bei langer Laufzeit soll dadurch geeigneten Vehikel für Investitionen in Infrastructure Debt begegnet werden, dass ein Sekundärmarkt ermöglicht wer- 16 Special Investieren in Infrastruktur
den soll. So darf zum Beispiel weder das Listing eines ELTIF stände mag zwar eine Einschränkung der Rücknahmemöglich- noch die Übertragung von Anteilen an einem ELTIF einge- keiten sinnvoll erscheinen, aber institutionellen Anlegern schränkt werden. Institutionelle Anleger werden die da- wird schwer vermittelbar sein, warum Liquidität langfristig durch ausgelöste lange Kapitalbindung insbesondere auf- in ELTIFs gebunden sein muss. Auch hier bieten die beste- sichtsrechtlich bewerten müssen. ELTIFs werden das ge- henden Fondskonzepte meist mehr Flexibilität. Derzeit wer- samte Kapital von Anbeginn einfordern müssen, da auf- den die erforderlichen Verhandlungen zu dieser Verordnung grund der Übertragbarkeit der Anteile erhebliche anleger- zwischen Kommission, Rat und Parlament vorbereitet bezogene Solvenzrisiken entstehen könnten. Ob ausrei- (sogenannte Trilog-Verfahren, voraussichtlich ab Herbst chende Liquidität über Sekundärmärkte entsteht, ist frag- 2014). Es bleibt zu hoffen, dass die konzeptionellen Schwä- lich. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Anteile meist chen des ELTIF-Konzepts noch erkannt und beseitigt nur mit erheblichen Abschlägen auf den Net Asset Value ver- werden. Dann kann der ELTIF für Infrastrukturinvestitionen äußerbar sind. Es ist zu befürchten, dass institutionelle An- ein Erfolg werden. leger, deren eigene Regulierung meist eine hohe, den Wert der Anlage reflektierende Liquidierbarkeit fordert oder privilegiert, den ELTIF daher sehr kritisch bewerten werden. Christian Schatz Fazit ist Partner und Steuerberater im Münchner Das Parlament hat diese Problematik wohl ebenso nicht Büro von King & Wood Mallesons SJ Berwin. erkannt. Es schlägt zwar Rücknahmemöglichkeiten vor, Er ist auf Steuerrecht mit einem besonderen aber nicht für institutionelle Anleger. Es wäre wünschens- Schwerpunkt im Bereich Fondsstrukturie- wert, dass der europäische Gesetzgeber ein differenzierteres rung und M&A-Transaktionen spezialisiert. Da- flexibleres Konzept entwickeln würde. Die derzeitigen rüber hinaus berät er im Rahmen der steuer- Überlegungen sind zu stark davon geprägt, ELTIFs mit einem lich effizienten Strukturierung von Privatver- breiten Anlegerkreis einschließlich Retail-Anlegern zu mögen und bei der Vermögensplanung. konzipieren. Angesichts der angedachten Anlagegegen- ANZEIGE Jetzt testen! Venture Capital für Ihr Handgepäck Entdecken Sie das VentureCapital Magazin für Ihr iPad zAlle Ausgaben auch offline lesen zMulti-Media-Inhalte genießen zStets die neueste Ausgabe erhalten zAls Einzelheft oder im kostengünstigen Abo
Investment/Portfolio LPs entdecken Infrastrukturinvestments für sich Investorenanalyse: „Allokationspläne in der Schublade“ Portfoliodiversifikation und die Suche nach höheren, langfristigen Renditen in einem Umfeld von Niedrigstzinsen – Infrastrukturinvestments etablieren sich zunehmend als eigene Assetklasse. Das ist ein wesentliches Ergebnis einer Analyse der Yielco Investments in München, in der Investoren (Limited Partners) und ihre Motivation einmal genauer unter die „Lupe“ genommen werden. Infrastruktur-Allokation der Studienteilnehmer I Bereits nfrastruktur wird immer stärker zum Thema bei großen investiert Kapitalsammelstellen. Wegen der wachsenden Bedeu- tung und der großen Summen, die hier investiert werden 40% können, lohnt sich ein genauerer Blick auf das Investitions- 60% verhalten der (potenziellen) Akteure. Die aktuelle Limited Partner-Analyse von Yielco, einem Investmentmanager mit Fokus u.a. auf Infrastrukturinvestitionen, ist eine umfassen- Noch nicht investiert de Auswertung unter rund 350 deutschen Investoren, die Quelle: Yielco ca. 1,5 Bio. EUR Assets under Management repräsentieren. Umfassende Auswertung über drei Jahre Allokationsziel in Deutschland: ca. 3% Die Ergebnisse aus der dreijährigen Analyse (2011 – 2014) International liegt die große Mehrheit der Investoren in von gut 350 inländischen Institutionen beruhen auf einer ihrer Allokation noch unter der durchschnittlich angestreb- Mischung von persönlichen Expertengesprächen, Empirie ten Quote für Infrastrukturinvestments, die global mit etwa sowie Sekundärmarktdaten bezüglich des Anlageverhal- 5–6% angegeben wird. Diese „Unterinvestition“ in Infra- tens. Die größte Gruppe unter den Teilnehmern der Studie struktur dürfte in den nächsten Jahren aufgeholt werden. Bilden bilden die Versicherungen – der Anzahl nach stellten Bei der Analyse der deutschen Investorengruppen ergab sie rund 25% der Befragten, dem verwalteten Vermögen sich, dass Allokationspläne mehrheitlich bereits „in der nach sogar ca. 50%. Die nächstgrößten Gruppen sind die Schublade“ liegen, so Yielco. Die meisten haben eine eigene Versorgungswerke/-kassen und die Pensionskassen/-fonds. Infrastrukturquote (als Allokationsziel) definiert: im Durch- Im Übrigen gibt es laut Yielco eine recht heterogene Inves- schnitt 3%, im internationalen Vergleich also relativ wenig. torenlandschaft – mit vielen „kleinen“ Investoren mit bis zu Etwa 40% der Investoren sind laut der Yielco-Studie bereits 1 Mrd. EUR Assets under Management. Der präferierte Weg in Infrastruktur investiert – mehrheitlich in Projekte der für den Einstieg in diese Assetklasse ist der Aufbau eines di- erneuerbaren Energien. Rund 60% sind noch nicht inves- versifizierten Fondsportfolios; die anfängliche Euphorie für tiert, planen aber mehrheitlich in diesem bzw. den nächsten Direktinvestitionen ist dagegen leicht verflogen, so die Ana- Jahren erste Investitionen. Die meisten Investoren (rund lyse. Vor allem bei Versicherungen sowie bei Versorgungs- 70%) glauben an das Marktpotenzial und haben die werken und Pensionskassen ist das Interesse groß. Zudem Entscheidungen in ihren Gremien schon getroffen. Es dürfte nähern sich mehr und mehr risiko- und renditebewusstere also in naher Zukunft eine Menge Kapital von diesen Seiten Anleger dieser Assetklasse, die bis dato noch keine Berüh- der Versicherungen, Versorgungswerke/-kassen und Pens- rungspunkte mit Alternative Investments hatten – insofern ionskassen/-fonds in Infrastruktur fließen. Zunehmend wer- hat Infrastruktur die Chance, eine neue „Anlegerschaft“ zu den eigene Inhouse-Teams oder Abteilungen bei den großen gewinnen. Dabei liegt der Fokus auf laufenden, stabilen, Investoren gebildet und zuständig sein. langfristigen Erträgen, auf der Portfoliodiversifizierung und dem Inflationsschutz mit einer Zielrendite (netto) von Bernd Frank gesamt ca. 8% – Cash Yield ca. 5%. redaktion@vc-magazin.de 18 Special Investieren in Infrastruktur
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