Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger

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Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
Innenentwicklung
               im Landkreis Kassel

Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und
               aktive Bürgerinnen und Bürger
Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
INNENENTWICKLUNG IM LANDKREIS KASSEL
Ein Leitfaden für Kommunen, Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger

Herausgeber:               Landkreis Kassel
                           Servicezentrum Regionalentwicklung - DemografieAgentur
                           Im Auftrag der Arbeitsgruppe „Innenentwicklung“
                           Manteuffel-Anlage 5
                           34369 Hofgeismar

Redaktion:                 Patricia Ruffini

Mitglieder der
AG Innenentwicklung:       Kai Georg Bachmann (Stadt Trendelburg), Stefan Hable (Stadt
                           Naumburg), Dirk Hofmann (Dorf- und Regionalentwicklung),
                           Michael Joost (Stadt Wolfhagen), Sandra Kambach
                           (Zweckverband Raum Kassel), Bernd Kleibl (Bauen und
                           Umwelt), Markus Mannsbarth (Stadt Hofgeismar), Peter Nissen
                           (Servicezentrum Regionalentwicklung), Peter Reuting
                           (Bauakademie), Patricia Ruffini (DemografieAgentur), Dr. Tobias
                           Wolf (Landesdenkmalamt)

Stand:                     Dezember 2016
Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
INHALT
EINFÜHRUNG
1.1 Siedlungsentwicklung und demografischer Wandel        ……………………….………………………… 4
1.2 Aktivierung innerörtlicher Potenziale – Ansätze und Handlungsoptionen ….……. 5
1.3 Wozu dieser Leitfaden ?         …………………………………………………………………………………………… 6

WERKZEUGKASTEN
2.1 BESTANDSAUFNAHME ALS BASISARBEIT                                    7
                                                     …………………………………………….……
2.1.1 Baulücken- und Leerstandskataster…………………………………………………………………………………… 7
2.1.2 Demografiemonitoring ………………………………………………………………………………………………………… 9
2.1.3 Ortskerngutachten     …………………………………………………………………………….…..……………………… 10

2.2. AKTIVIERUNG UND BETEILIGUNG            ……………………………………………….………………. 12
2.2.1 Ortsgespräche …………………………………………………………………………………………………………..…………. 13
2.2.2 Unser Dorf hat Zukunft ………………………………………………………………………………………………………… 14
2.2.3 DenkMalPreis ……………………………………………………………………………………………………………..………. 16

2.3. LEERSTANDS- UND FLÄCHENMANAGEMENT ………………………………….……………… 17
Instrumente zur Bewertung und Beratung
2.3.1 Eigentümeransprache ……………………………………………………………..…………………………………….…… 18
2.3.2 Gebäudesteckbrief   ……………………………………………………..…………………………………………….…… 20
2.3.3 Fachwerkberatung    …………………………………………………………..……………………………………….…… 22

Sanierung – Umnutzung - Vermarktung
2.3.4 Fachwerkbörse …………………………………………………………………………………………………………...…….……           23
2.3.5 Zwischennutzung     …………………………………………………………………………………………..……….……           25
2.3.6. Kommunale Programme – Jung kauft Alt ………………………………………………….……….……         27
2.3.7 Kommunales Flächenmanagement …………………………………………….………………………….……             28

EXKURS: FISKALERBSCHAFTEN        ………………………………………………………………………………..…….……         30
EXKURS: HERRENLOSE GRUNDSTÜCKE         …………………………………………………………………..…….……        32

2.4. FÖRDERPROGRAMME             …………………………………………………………………….….…………….……         34
2.4.1 Dorfentwicklung    ……………………………………………..…………………………………………………….……            34
2.4.2 LEADER …………………………………………………………………………………………………………………………..…..……             37
2.4.3 Wohnungsbauförderung    …………………………….……………………………….……………………….……            39
2.4.4 KfW-Programme      ………………………………………………………………………………………………..….……            40

EXKURS: § 179 RÜCKBAU- UND ENTSIEGELUNGSGEBOT ………………….……………..………….…… 41

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Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
1.1.          INNENENTWICKLUNG UND
              DEMOGRAFISCHER WANDEL
Der demografische und der gesellschaftli-         Patentrezepte gibt es nicht. Konzepte und
che Wandel wirken sich im Landkreis               Vorgehensweisen, die andernorts sinnvoll
Kassel aus, wie in den meisten ländlichen         und Erfolg versprechend sein mögen,
Gebieten: es werden hier zukünftig weni-          müssen nicht notwendigerweise in jedem
ger Menschen leben und diese werden               Ortsteil funktionieren. Dies gilt auch für
älter sein als heute. Dabei verlaufen die         die einzelnen Gebäude. Es gibt vielfältige
Entwicklungen zeitlich und räumlich               Ursachen für Gebäudeleerstände, die
durchaus uneinheitlich. In Ortschaften, die       unterschiedliche Maßnahmen erfordern.
nah und verkehrsgünstig zu Kassel liegen,         Es müssen daher vor Ort Strategien entwi-
ist die Nachfrage nach Immobilien und             ckelt und ausgehandelt werden, in denen
Bauland größer als das aktuelle Angebot,          im besten Fall unterschiedliche Methoden
während viele Orte, die weiter entfernt           und Instrumente miteinander verknüpft
zum Zentrum liegen, oft starke Bevölke-           werden. Erst dann entfalten die einzelnen
rungsverluste zu verzeichnen haben.               Maßnahmen ihre Wirkung.
Dort trifft man häufig auf Unternutzung,          Umbrüche sind Chancen, die gestaltet
Leerstände und verfallende Gebäude in             werden können, sofern man sich auf sie
den Ortslagen. Eine mangelnde Bereit-             einlässt und nicht verdrängt nach dem
schaft der Eigentümer, in den Bestand zu          Motto: „Das betrifft uns nicht!“. Es geht
investieren und der fortschreitende Wert-         nicht um die Verwaltung des Niedergangs,
verlust von Immobilien bedingen sich              sondern um eine zukunftsfähige
gegenseitig und verstärken den Negativ-           Ortsentwicklung unter sich verändernden
trend. Eine zukunftsfähige Siedlungsent-          Rahmenbedingungen. Die Voraussetzung
wicklung erfordert vor diesem Hinter-
                                                  dafür ist ein klarer politischer Wille und
grund ein Umdenken – weg von der Neu-             der Mut, sich den Herausforderungen zu
ausweisung von Baugebieten und hin zu             stellen und den Wandel aktiv zu gestalten.
aktiver Innenentwicklung. Das Augenmerk           Auch Maßnahmen wie Rückbau und Abriss
muss noch stärker auf die Entwicklung der         dürfen in diesem Prozess kein Tabu sein.
gewachsenen Dorfkerne gerichtet werden.
Innen- vor Außenentwicklung heißt der             Das funktioniert nur im Dialog mit der
Grundsatz. Doch wie lässt sich diese              Bevölkerung. Die Bürger müssen in den
Erkenntnis in praktisches kommunales              gesamten Prozess eingebunden werden.
Handeln umsetzen?                                 Es ist wichtig, Transparenz herzustellen
                                                  und ein gemeinsames Bewusstsein für den
Die aktuellen und die prognostizierten
                                                  Wandel zu schaffen. Viele persönliche Ge-
Entwicklungen zeigen: es müssen lokal             spräche müssen geführt werden und
angepasste Lösungsansätze entwickelt              manchmal ist es sinnvoll und notwendig,
werden, welche die jeweiligen Perspekti-          die Moderation externen Fachleuten zu
ven und Potenziale vor Ort berücksichti-          übertragen.
gen. Allgemeingültige Strategien und

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Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
1.2.          AKTIVIERUNG INNERÖRTLICHER
              POTENZIALE
              ANSÄTZE UND HANDLUNGSOPTIONEN

Um junge und ältere Menschen in den               derheiten gerecht? Welche Instrumente
Gemeinden zu halten, ihnen Perspektiven           stehen zur Verfügung oder müssen entwi-
zu bieten und damit Orte langfristig le-          ckelt werden, um mit künftigen Leerstän-
bensfähig zu erhalten, stellt die Innenent-       den umzugehen? Kommunen müssen sich
wicklung mit der Aktivierung innerörtli-          darauf vorbereiten, ihre Entwicklungen zu
cher Potenziale eine wichtige Strategie           analysieren und zu interpretieren, um da-
dar. Aus guten Gründen räumt die Planung          raus eigene Handlungs- und Kommunika-
– von der Raumordnung auf Bundesebene             tionsstrategien abzuleiten.
bis hin zur kommunalen Bauleitplanung –           Zentrale Handlungsoptionen im Zusam-
der Innenentwicklung eine hohe Priorität          menhang mit Innenentwicklung sind:
ein. Innenentwicklung heißt:
                                                      konsequente Strategie der Nachver-
    den Ortskern durch Leerstands- und                dichtung (Sanierung, Abriss, Neubau,
    Flächenmanagement qualitativ ver-                 Flächentausch, Umwidmung),
    bessern und beleben,                              Steuerung durch Integrierte Stadt-
    durch Rückbau, Bodenordnung und                   entwicklung, Stadt-Umland- Konzepte
    gestalterische Maßnahmen Freiräume                oder Dorfentwicklung,
    schaffen,                                         Ausschöpfung der formellen Pla-
    die Bausubstanz durch Umnutzung,                  nungsinstrumente,
    Umbau und Modernisierung aufwer-
                                                      Umsetzung eines Leerstandsmana-
    ten,                                              gements (Erhebung, Identifikation von
    die Identifikation der Bewohner mit               Entwicklungspotenzialen, Entwicklung
    ihrem Ort und die Bindung junger                  und Vermarktung von Gebäuden und
    Familien stärken.                                 Flächen),
Der erste Schritt besteht in einer Be-                interkommunale Kooperation zur Re-
standsaufnahme. Das Zukunftskataster                  duzierung der Flächeninanspruch-
liefert für den Landkreis Kassel fast flä-            nahme,
chendeckend und ortsteilgenau eine                    Abriss bzw. Rückbau von Schrott-
Übersicht der Leerstände und der in-                  immobilien,
nerörtlichen Flächenpotenziale. Auf dieser            Anwendung bestehender Rechtsin-
Grundlage lassen sich Bewertungen der                 strumente,
Entwicklungspotenziale erarbeiten und                 Förderung der Bestandsentwicklung
Nutzungsperspektiven entwickeln.                      (Gebäudesanierung, Abriss und Neu-
                                                      bau),
Doch man benötigt nicht nur eine Über-
                                                      Motivierung der Eigentümer, Inves-
sicht über die vorhandenen innerörtlichen
                                                      titionen im Gebäudeumfeld,
Potenziale, sondern insbesondere Maß-
                                                      Vermarktungsstrategie für leerste-
stäbe zu ihrer Bewertung. Im zweiten
Schritt geht es um Fragen der Umsetzung:              hende Immobilien,
                                                      Zulassen und Initiieren temporärer
Wie lässt sich die Innenentwicklung anpa-
                                                      Zwischennutzungen.
cken? Wie wird man den örtlichen Beson-
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Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
1.3. WOZU DIESER LEITFADEN ?

Dieser Leitfaden wurde zusammengestellt                         vor und möchte zugleich anregen, Altbe-
in der „Arbeitsgruppe Innenentwicklung“                         währtes zu hinterfragen und neue Ansätze
beim Landkreis Kassel. Er richtet sich                          zu entwickeln.
gleichermaßen an kommunale Entschei-                            Es werden Bausteine für eine aktive und
der, lokale Gremien und an interessierte                        erfolgreiche Innenentwicklung im Land-
und engagierte Bürger.                                          kreis Kassel erläutert und Ansprechpartner
Um den Prozess der Innenentwicklung                             benannt. Je nach Ausgangslage und Ziel-
aktiv voranzutreiben und individuelle Lö-                       setzung lässt sich für Kommune, Ortsteil
sungen vor Ort zu entwickeln ist es gut                         oder einzelne Gebäude entscheiden,
einen „Motor“, eine Identifikationsperson                       welche Teile man aus dem Baukasten
zu haben, die für das Thema Innenent-                           anwendet und wie man sie kombiniert,
wicklung begeistern kann. Das kann ein                          um eine aktive Innenentwicklung
Bürgermeister sein, ein Ortsvorsteher,                          einzuleiten.
eine Gruppe aktiver Bürger oder eine Ein-                       Das Servicezentrum Regionalentwicklung
zelperson.                                                      steht hierfür unterstützend und beratend
                                                                zur Seite.

                                                                ANSPRECHPARTNER
                                                                Peter Nissen
                                                                Landkreis Kassel - Servicezentrum
                                                                Regionalentwicklung
                                                                Tel. 05671 – 8001 2413
                                                                peter-nissen@landkreiskassel.de

Kai Bachmann, Sprecher der AG Innenentwicklung beim Demo-
grafieDialog 2014

Der Leitfaden soll als Orientierungshilfe
und praktischer Ratgeber dienen, um
Prozesse zur Innenentwicklung zu initiie-
ren, zu strukturieren und zu unterstützen.
Er stellt eine Auswahl von Instrumenten

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Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
2.1            BESTANDSAUFNAHME ALS
               BASISARBEIT
Der erste Schritt zur Entwicklung von Handlungskonzepten für die Innenentwicklung liegt in
der Bestandsaufnahme der Potenziale und in der Aufbereitung der demografischen Daten.
Bei der Erhebung von Baulücken und Leerständen sollten dabei auch Gebäude in den Blick
genommen werden, bei denen absehbar ein Generationswechsel ansteht.

2.1.1 BAULÜCKEN- UND LEERSTANDSKATASTER
Das Baulücken- und Leerstandskataster              fortgeschrieben und jenen Kommunen zur
(früher Zukunftskataster) soll die örtlichen       Verfügung gestellt, die im Servicezentrum
Entwicklungspotenziale aufzeigen. Hierfür          Regionalentwicklung des Landkreises ihr
werden Leerstände sowie                            Interesse bekunden. Das Baulücken- und
Baulandpotenziale und Gewerbeflächen               Leerstandskataster dient kommunalen
ortsteilgenau auf der Grundlage von                und örtlichen Gremien sowie den
Luftbildkarten dargestellt. Weitergehende          Fachabteilungen in der Verwaltung als
Wünsche einzelner Kommunen können                  Arbeitsgrundlage, um
berücksichtigt werden.                             Entwicklungspotenziale zu bewerten und
                                                   Nutzungsperspektiven zu formulieren.
                                                   Darüber hinaus – und dies ist ein ganz
                                                   wesentlicher Aspekt – können die Pläne
                                                   genutzt werden, um mit Bürgern und
                                                   Eigentümern zum Thema Leerstand ins
                                                   Gespräch zu kommen.
                                                   Das Baulücken- und Leerstandskataster
                                                   wird durch eine Abfrage in den
                                                   Kommunen jährlich aktualisiert. Durch die
                                                   Fortschreibung lassen sich Entwicklungen
                                                   und Trends aufzeigen und Vergleiche
Das Zukunftskataster wurde auf Initiative          anstellen. Damit wird das Kartenwerk zum
des Arbeitskreises Demografie im Land-             „echten“ Zukunftskataster.
kreis Kassel und Region Kassel-Land e.V.           Auch Anknüpfungspunkte für ortsteil-
entwickelt. Angesiedelt ist es beim                oder gemeindeübergreifende Zusammen-
Zweckverband Raum Kassel (ZRK), der die                            arbeit zeigt das
Erhebung koordiniert, die                                          Zukunftskataster, z.B.
Daten in Karten visualisiert                                       die gemeinsame
und fortschreibt.                                                  Nutzung von
Ab 2017 wird das Baulücken-                                        Infrastrukturen oder
und Leerstandskataster auf                                         interkommunale
der Grundlage der                                                  Gewerbegebiete.
Erhebungen des Zukunftskatasters

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Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
VORTEILE DES BAULÜCKEN- UND LEERSTANDSKATASTERS
           Bestandsaufnahme für Konzepte zur Ortsentwicklung und Gebäudenutzung
           Grundlage für Bewerbung um Förderprogramme
           Vermeidung von Fehlinvestitionen in Infrastrukturen
           Frühwarnsystem: Wo häufen sich Leerstände?
           Prioritätensetzung: Wo muss gehandelt werden?
           Basis: Welche Objekte können vermarktet werden?
           Erfolgskontrolle: Zeigen die Maßnahmen Wirkung?
           Übersicht für gezielte Eigentümeransprache
           Anknüpfung für Dorfgespräche

EMPFEHLUNGEN FÜR DIE PRAXIS                        Der Einsatz von Ehrenamtlichen zur Erfas-
                                                   sung nutzt die örtlichen Kenntnisse und
Nicht jeder Leerstand ist auf den ersten           fördert bürgerschaftliches Engagement
Blick zu erkennen, nicht jede Freifläche ist       und Beteiligung.
eine Baulücke. Die Qualität der Pläne
hängt maßgeblich von der Genauigkeit der           Das Baulücken- und Leerstandskataster
Bestandsaufnahme ab. Nach der Ersterhe-            sollte Ortsbeiräten als Arbeitsgrundlage
bung durch Studierende der Universität             vorliegen. Darüber hinaus ist zu beachten,
Kassel liegt nun die Verantwortung bei             dass die Grundsätze des Datenschutzes
den Kommunen selbst.                               eingehalten werden.

Eine regelmäßige Aktualisierung sichert
die Qualität der Aussagen. Für die Aktuali-        ANSPRECHPARTNER
sierung sollten die Pläne mit den Ortsbei-
räten abgestimmt werden bzw. mit Leu-              Sandra Kambach
ten, die sich gut in ihrem Ort auskennen.          Zweckverband Raum Kassel
                                                   Tel. 0561 – 10970 31
                                                   sandra.kambach@zrk-kassel.de

                                                   Zu Anwendungsmöglichkeiten des
                                                   Baulücken- und Leerstandskatasters berät
                                                   die DemografieAgentur.

                                                   Patricia Ruffini
                                                   Landkreis Kassel - DemografieAgentur
                                                   Tel. 05671 – 8001 2452
                                                   patricia-ruffini@landkreiskassel.de

Das Zukunftskataster als Arbeitsgrundlage –
Beispiel Hümme

                                               8
Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
2.1.2 DEMOGRAFIEMONITORING

Projekt Demografiemonitoring Universität Kassel, 2013. Kartengrundlage: ALKIS der Hessischen Verwaltung für
Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG)

Welcher Kindergarten braucht mehr Platz?                  sich z.B. die Altersstrukturen oder
In welche Spielplätze sollte vorrangig in-                Wanderungsbewegungen für ein be-
vestiert werden? Wo fehlen Einrichtungen                  stimmtes Wohngebiet aufzeigen.
für Senioren? Um für diese und andere                     Ein solches Demografiemonitoring macht
kommunale Handlungsfelder die richtigen                   den demografischen Wandel vor Ort bes-
Zukunftsentscheidungen treffen zu kön-                    ser sichtbar bzw. nachvollziehbar und eig-
nen, sind Daten über die Bevölkerungs-                    net sich so als Grundlage für zukünftige
entwicklung unerlässlich.                                 Infrastrukturplanungen.
Durch die Verknüpfung von Einwohner-
meldedaten mit Geoinformationssyste-                      ANSPRECHPARTNER
men lassen sich demografische Entwick-
                                                          Sandra Kambach
lungen in einem Demografiemonitoring
                                                          Zweckverband Raum Kassel
räumlich darstellen. So wird der demogra-
                                                          Tel. 0561 – 10970 31
fische Wandel lokal nachvollziehbar. Auch
                                                          sandra.kambach@zrk-kassel.de
für den ländlichen Raum gibt es bereits
eine Reihe von Monitoringsystemen. Diese
                                                          Das Pilotprojekt wurde unter anderem
machen aber leider meist an der Stadt-
                                                          durchgeführt in Baunatal:
oder Gemeindegrenze halt.
                                                          Informationen erteilt:
Im Rahmen eines Forschungsprojektes an
der Universität Kassel wurden für sieben                  Heinz Kaiser
Städte und Gemeinden im Landkreis                         Stadt Baunatal
Kassel modellhaft kleinräumige Bevölke-                   Tel. 0561 – 4992 104
rungsdaten mit den Erhebungen des                         heinz.kaiser@stadt-baunatal.de
Zukunftskatasters verknüpft. Damit lassen

                                                     9
Innenentwicklung im Landkreis Kassel - Ein Leitfaden für Kommunen,Ortsbeiräte und aktive Bürgerinnen und Bürger
2.1.3 ORTSKERNGUTACHTEN
STÄDTEBAULICH-DENKMALPFLEGERISCHE AUFNAHME HISTORISCHER DÖRFER

Der historische Baubestand in Ortskernen                    WIE WIRD VORGEGANGEN?
und das individuelle historische Ortsbild
                                                                Archivarbeit (Historische Karten,
tragen wesentlich zur Identität und Attrak-
                                                                Pläne, Fotografien etc.),
tivität einer Ortschaft bei. Ziel sollte es
                                                                Literaturarbeit (z.B. Ortschroniken),
sein, auch in kleineren Ortschaften mit
                                                                Bestandsaufnahme vor Ort (Erfassung
dörflicher Struktur eine lebendige Nutzung
                                                                und Kategorisierung von Bauten und
im Ortskern zu erhalten. Insbesondere im
                                                                Flächen, Vorschlag zur Aktualisierung
Hinblick auf den demografischen Wandel
                                                                der Denkmalausweisung),
stellt sich im historischen Bestand jedoch
                                                                Auswertung in Form von Texten, Da-
die Frage, wie dort eine Entwicklung und
                                                                tenblättern, Fotografien und Karten.
Anpassung an moderne Wohnbedürfnisse
gelingen kann.                                              Im Ortskerngutachten werden Gebäude
                                                            und Flächen im und am Ortskern erfasst
Ortskerngutachten als Instrument der
                                                            und bewertet. Durch eine Kategorisierung
städtebaulichen Denkmalpflege machen
                                                            des Bestandes lassen sich Stärken und
auf die spezifischen Qualitäten des histori-
                                                            Potentiale übersichtlich und nachvollzieh-
schen Bestandes aufmerksam. So können
                                                            bar darstellen.
Informationen über schützenswerte
Räume, Bauten und Strukturen frühzeitig
in Planungsprozesse einfließen. Vorbild für                 KATEGORIEN DER ERHEBUNG
das Ortskerngutachten ist der Denkmal-                      1. Denkmal (Kulturdenkmal, Ensemble),
pflegerische Erhebungsbogen, der in                         2. erhaltenswerter, ortsbildprägender Bau
Bayern seit Jahrzehnten im Vorfeld von                         (historische Substanz, regionaltypische
Dorfentwicklungsverfahren aufgestellt                          Bauweise, regionaltypische Materialien,
wird. Der Hofgeismarer Stadtteil Hümme                         weitgehend unveränderte Bauform),
ist der erste Ort in Hessen, in dem das                     3. erhaltenswerter, strukturprägender
Ortskerngutachten als Pilotprojekt                             Bau mit historischer Substanz
erarbeitet wird.                                               (historische Substanz, regionaltypische
                                                               Bauweise, weitgehend unveränderter
                                                               Baukörper, struktureller Wert für den
                                                               Ortskern),
                                                            4. strukturprägender Bau (Bauten mit sich
                                                               einfügender Bauform, struktureller
                                                               Wert für den Ortskern).
                                                            Als Planungs- und Diskussionsgrundlage
                                                            liefert das Ortskerngutachten wichtige
                                                            Impulse für den Dialog mit Fachbehörden,
                                                            lokalen Entscheidungsträgern und der
Ortskern in Hümme. Foto: Landesamt für Denkmalpflege        interessierten Öffentlichkeit. Hierfür
                                                            werden die Ergebnisse in Plänen und
                                                            Erläuterungen anschaulich aufbereitet.

                                                       10
karten zu verschiedenen The-
                                                            men. Die Karte der Denkmal-
                                                            pflegerischen Interessen ist
                                                            verständlich und übersichtlich
                                                            und enthält eine farblich abge-
                                                            stufte Darstellung der Katego-
                                                            risierungen des historischen
                                                            Baubestandes.
                                                            Im Ortskerngutachten geht es
                                                            um alle Bauten und historisch
                                                            relevanten Flächen im histori-
                                                            schen Ortskern. Die Kategori-
                                                            sierung zeigt Bereiche auf, die
                                                            sich für eine Weiterentwick-
                                                            lung anbieten aber auch die
                                                            für den Charakter des Ortsbil-
                                                            des wesentlichen und unver-
                                                            zichtbaren Gebäude und
Karte „Denkmalpflegerische Interessen“ für
Hümme - Entwurf                                             Flächen.

In einer Kurzdarstellung werden die Orts-         ANSPRECHPARTNER
entwicklung und ihre Ausgangslage ver-            Landesamt für Denkmalpflege Hessen
gleichend zur heutigen Situation beschrie-        Außenstelle Marburg
ben. Datenblätter stellen jedes Denkmal           Tel. 06421 – 685150
sowie erhaltenswerte Bauten und Flächen           lfd.marburg@denkmalpflege-hessen.de
einzeln vor. Ergänzend gibt es Übersichts-

                                             11
2.2              AKTIVIERUNG
„Wenn Sie Innentwicklung voranbringen wollen, müssen Sie zuerst ein
Problembewusstsein schaffen. Dabei helfen Ihnen Analysen. Aber die
Überzeugungsarbeit müssen letztlich Sie in unzähligen Diskussionen leisten.“
Jürgen Paulus, Bürgermeister a. D. der Verbandsgemeinde Wallmerod

Innenentwicklung sollte als Zielsetzung                        wissen, was sie erwartet und in welcher
von der gesamten Gemeinde verfolgt                             Weise sie selbst Einfluss nehmen können.
werden. Allein durch Planungsinstrumente                       Sie können ihren Teil zur Entwicklung des
und Förderprogramme lässt sich Innen-                          Ortes beitragen, als Eigentümer, als „Ex-
entwicklung nicht nachhaltig gestalten.                        perten“ vor Ort und als Multiplikatoren.
Nur wenn sich die Bürgerschaft in den                          Nur mit einer aktiven und aufgeklärten
Orten aktiv mit Fragen der Attraktivitäts-                     Bürgerschaft lässt sich Verantwortung für
steigerung auseinandersetzt, eigene Initia-                    die Zukunft auf viele Schultern verteilen.
tiven entwickelt und Maßnahmen um-                             Hier sind auch die kommunal Verantwort-
setzt, lassen sich die vielschichtigen Her-                    lichen gefordert: Wer sich engagieren will,
ausforderungen meistern. Damit das ge-                         muss wissen, wo und wie er anfangen soll
lingen kann, ist eine intensive, frühzeitige                   bzw. wen er am besten anspricht. Ehren-
und kontinuierliche Bürgerbeteiligung die                      amtliche Initiativen brauchen Unterstüt-
Voraussetzung.                                                 zung und einen geeigneten organisatori-
Die Beteiligung der Bürgerschaft an Fragen                     schen Rahmen, um dauerhaft und erfolg-
der Gemeindeentwicklung ist von großer                         reich tätig zu sein. Kommunen müssen
Bedeutung, denn die Bürger sollen wissen,                      hierfür auch personelle und finanzielle
wie es um ihre Gemeinde steht. Sie sollen                      Ressourcen bereitstellen.

   Jugendliche aus Vernawahlshausen stellen beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2014 ihre Projekte vor.

                                                        12
2.2.1 ORTSGESPRÄCHE

Die Folgen des demografischen Wandels              Entwicklung von Dörfern und Quartieren
werden vor allem lokal wahrgenommen.               nur von denen gestaltet werden kann, die
Geschäfte schließen, Schulstandorte sind           dort leben. In Ortsgesprächen kann man:
gefährdet, der Weg zum Arzt wird weiter.               Interesse wecken,
Jeder Einzelne und das Gemeinwesen als
                                                       Meinungen austauschen,
Ganzes muss sich der Frage stellen, wie es
in einem Ort und mit einem Ort weiter-                 Bedürfnisse formulieren
geht. Patentrezepte für lebendige Dörfer               Dampf ablassen,
gibt es nicht.                                         Arbeitsgruppen gründen,
                                                       an neuen Ideen basteln,
                                                       Projekte entwickeln,
                                                       neue Mitstreiter finden.
                                                   Die DemografieAgentur begleitet das
                                                   Ortsgespräch. Sie
                                                       unterstützt bei der Vorbereitung,
                                                       trägt die Ergebnisse zusammen,
                                                       vermittelt bei Bedarf Experten,
                                                       zeigt Wege, wie es weitergehen kann.
                                                   Ortsgespräche können dazu beitragen,
Im Saarland macht man seit vielen Jahren
                                                   den Kreis der Aktiven für das Dorf zu stei-
positive Erfahrungen mit Ortsgesprächen.
                                                   gern. Ein Weg hierzu ist die Gründung von
Ortgespräche geben Anlass, sich den
Zukunftsfragen eines Ortes zu stellen.             Arbeitsgruppen, z.B. zu den Themen
                                                       Dorfgeschichten
     Wie wirkt sich der demografische
     Wandel auf die Dorfentwicklung aus?               Kinder und Jugendliche im Dorf
     Welche Entwicklungen sind gestalt-                Dorfgestaltung
     bar?                                              Älter werden im Dorf
     Wie kann man die Lebensqualität für           Den Ortsbeiräten kommt hierbei eine be-
     alle Bewohner erhalten?                       sondere Bedeutung zu. Sie sind das Binde-
Ortsgespräche können angeregt werden               glied zwischen Bürger und Verwaltung.
durch die Kommunalverwaltung, den
Ortsbeirat oder durch eine Gruppe aktiver
Bürger. Ziel ist es, die im Ort vorhandenen        ANSPRECHPARTNER
Potenziale zusammenzutragen. Jung und              Patricia Ruffini
Alt, Einheimische, Neubürger, Unterneh-            Landkreis Kassel - DemografieAgentur
mer, Landwirte, Politik und Verwaltung gilt        Tel. 05671 – 8001 2452
es an einen Tisch zu bringen, um vonei-            patricia-ruffini@landkreiskassel.de
nander zu lernen.
Ortsgespräche sind Ausdruck von Gemein-
schaft und von der Erkenntnis, dass die

                                              13
2.2.2 WETTBEWERB »UNSER DORF HAT ZUKUNFT«
Im Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft«              WAS BRINGT EINE TEILNAHME?
werden besondere Initiativen und Beiträge
                                                    Im Ergebnis geht es nicht nur um eine gute
zur zukunftsfähigen Entwicklung der
                                                    Platzierung, sondern um die Stärkung der
Dörfer herausgestellt.
                                                    Dorfgemeinschaft und eine nachhaltige
Der Dorfwettbewerb lebt vom gemeinsa-               Ortsentwicklung. Somit ist jeder Ort, der
men Handeln und vom Entwickeln eigener              teilnimmt, auch ein Gewinner.
                                                    Der Wettbewerb kann ein Anstoß sein um
                                                         sich mit den Stärken und Schwächen
                                                         des Ortes zu befassen,
                                                         Entwicklungsziele zu erarbeiten,
                                                         neue Themen aufzugreifen,
                                                         Projekte zu inititieren,
                                                         neue Mitstreiter zu aktivieren.
                                                    Den ausgezeichneten Stadt- und Ortsteilen
                                                    winken Preisgelder, die sie für Projekte im
                                                    Sinne des Wettbewerbs einsetzen können.
                                                    Jeder Ort erhält ein Bewertungsprotokoll
                                                    mit Anregungen der Kommission. Der
                                                    Landkreis Kassel bietet zudem Nachbe-
                                                    sprechungen an, in denen die Erfahrungen
                                                    der Teilnahme ausgewertet werden
                                                    können um gemeinsam zu überlegen, wie
                                                    sich ein Ort weiterentwickeln kann.

Vorgestellte Projekte in Vernawahlshausen,
Balhorn und Niederlistingen.

Lösungswege, um die Lebensqualität vor
Ort auf Dauer zu sichern.
Grundlage der Bewertung ist eine ganz-
heitliche Betrachtung des Lebensraumes
Dorf. Der Umgang mit dem demografi-
schen Wandel spielt dabei ebenso eine
Rolle, wie das Erscheinungsbild, die soziale
und kulturelle Integration der verschiede-
nen Bevölkerungsgruppen und die Formen
der Beteiligung und Zusammenarbeit.
                                                    Projekte in Hümme und Simmershausen

                                               14
WIE LÄUFT DIE TEILNAHME AB?                          Die Bewertung der Kommission erfolgt auf
                                                     Basis der vorher schriftlich eingereichten
Der Wettbewerb wird alle drei Jahre durch
                                                     Unterlagen (Dorf-Info) und einer 90-
das Land Hessen ausgelobt. Der Landkreis
                                                     minütigen Präsentation im Dorf.
Kassel informiert über die Presse und in
einer Auftaktveranstaltung. Interessierte            Die Siegerorte auf Landkreisebene treten
Orte werden im Vorfeld ihrer Anmeldung               im darauffolgenden Jahr im Landesent-
beraten. Mitmachen können Orte mit bis               scheid an. Der Gewinn im Landesentscheid
zu 3.000 Einwohnern.                                 berechtigt im dritten Jahr zur Teilnahme
                                                     am Bundesentscheid.
Die Anmeldung erfolgt durch die Kom-
mune. Den Anstoß hierzu können alle in-
teressierten Personen, Gruppen oder
Vereine geben. Die Orte haben dann ei-
nige Monate Zeit sich vorzubereiten.

                                                     Landessieger Oedelsheim bei der Preisverleihung

                                                     ANSPRECHPARTNER
                                                     Landkreis Kassel - Servicezentrum
                                                     Regionalentwicklung
                                                     Patricia Ruffini
                                                     Tel. 05671 – 8001 2452
                                                     patricia-ruffini@landkreiskassel.de

                                                     Zuständig für die Koordinierung und Um-
                                                     setzung des Wettbewerbs in Hessen:

                                                     Hiltrud Schwarze
                                                     Regierungspräsidium Kassel
                                                     Tel. 0561 - 106 1112
                                                     hiltrud.schwarze@rpks.hessen.de
Präsentationen in Gieselwerder und Mariendorf

                                                15
2.2.3 DENKMALPREIS

Seit 2015 zeichnet der Landkreis Kassel            substanz stellen sich die Bauherren auch
privates Engagement für die Pflege histori-        zukunftsorientierten Fragen wie
scher Bausubstanz mit einem eigenen                       Barrierefreiheit
DenkMalPreis aus. Der Erhalt und die Sa-                  Energetische Sanierung
nierung historischer Gebäude sind mit viel                Einsatz regenerativer Energien
Idealismus und außerordentlichem Enga-
gement der Eigentümer verbunden. Mit               Die Maßnahmen geben wertvolle Anre-
dem DenkMalPreis will der Landkreis                gungen für umweltverträgliche Baugestal-
„Danke“ sagen und diese Leistungen wür-            tung und zeitgemäße Dorfentwicklung.
digen.
Wenn Zielstrebigkeit, Geschick, Mut, gute
Beratung und manchmal auch hilfreiche
Förderprogramme zusammenwirken, kön-
nen herausragende Sanierungen entste-
hen, die beispielhaft auf den Alltag aus-
strahlen. Der DenkMalPreis zeigt, welche
großen Chancen in den dörflichen Struktu-
ren vorhanden sind und wie diese genutzt
werden können. Die Beispiele reichen vom
                                                   2. Platz beim DenkMalPreis 2015; Foto: M. Neutze
Umbau einer schlichten Scheune zum mo-
dernen Wohngebäude bis hin zum kultur-             Den Gewinnern winkt ein Geldpreis in
historisch bedeutenden Baudenkmal. Ge-             Höhe von insgesamt 1.200 Euro, wobei
nutzt werden die Gebäude als Dorftreff-            der Preis auf mehrere Bewerber aufgeteilt
punkt, Ein- oder Mehrfamilienhaus,                 werden kann. Neben dem Preis können
Ferien- oder Gästehaus oder für Wohnen             auch Anerkennungen ausgesprochen wer-
und Gewerbe unter einem Dach.                      den, die nicht mit einem Geldpreis dotiert
Über die Preisvergabe entscheidet eine             sind. Der DenkMalPreis wird jährlich ver-
Jury. Voraussetzung für die Teilnahme ist,         geben, sofern ausreichend Anmeldungen
dass sich die Gebäude im Landkreis Kassel          vorliegen.
befinden und die Sanierung nicht länger            Vorschlagsberechtigt sind Bürgerinnen
als fünf Jahre zurückliegt.                        und Bürger, Behörden, Kommunen, Ver-
Weitere Kriterien, die die Jury bei der Be-        bände sowie Vereine. Selbstbewerbungen
wertung berücksichtigt, sind                       von Eigentümerinnen und Eigentümern
                                                   sind ausdrücklich erwünscht.
      Lage im Ortskern
      Städtebauliche Gesamtsituation
      Umfang der Maßnahme                          ANSPRECHPARTNER
      Denkmalfachliche Ausführung                  Peter Nissen
      Ästhetischer Gesamteindruck                  Landkreis Kassel – Servicezentrum
      Nachhaltigkeit der Nutzung                   Regionalentwicklung
      Freiraumplanung                              Tel. 05671 – 8001 2413
Neben Bewusstsein für Qualität und um-             peter-nissen@landkreiskassel.de
sichtigem Umgang mit historischer Bau-
                                              16
2.3.          LEERSTANDS- UND
              FLÄCHENMANAGEMENT
Wie entsteht Leerstand? Welche Folgen
hat er? Leerstand betrifft nahezu alle
Gebäudetypen. Die Entstehungsgründe
sind vielfältig, oft wirken mehrere
Faktoren zusammen. Wesentliche
Ursachen für Leerstand sind:

NACHFRAGERÜCKGANG
Mit der Bevölkerungsabnahme und
wirtschaftlichen Veränderungen geht die
Nachfrage nach Immobilien zurück.
Weniger Wohnungen und weniger                     EMOTIONALE BINDUNGEN
gewerbliche Immobilien werden benötigt.
                                                  Emotionale Bindungen sind ein
                                                  wesentlicher Grund, warum viele Gebäude
NACHFRAGEVERÄNDERUNG
                                                  nicht zum Kauf angeboten werden,
Es werden zunehmend immer mehr                    bestimmte Nutzungen nicht in Betracht
altengerechte Wohnungen benötigt,                 kommen oder Umbaumaßnahmen
zudem steigt die Zahl der Singlehaushalte.        ausbleiben.

LAGE                                              IMMOBILIENWERT
Das Umfeld einer Immobilie beeinflusst            Immobilien gelten als solide Kapitalanlage,
den Wert. Verkehr oder Lärm wirken sich           die ihren Wert zumindest beibehält.
wertmindernd aus. Auch Leerstand in der           Tatsächlich sinken die Immobilienwerte in
Nachbarschaft macht die Vermarktung               vielen Regionen. Passt der Eigentümer sich
eines Objektes schwieriger.                       nicht der aktuellen Marktlage an, entsteht
                                                  dauerhafter Leerstand.
IMMOBILIENEIGENSCHAFTEN
Viele Gebäude entsprechen nicht mehr              FAZIT
den heutigen Ansprüchen. Eine                     Lokales Leerstandsmanagement muss die
Nachnutzung lohnt sich nicht aufgrund des         Gründe für die Entstehung des Leerstands
hohen Investitionsbedarfs oder                    einbeziehen.
Erweiterungsmöglichkeiten fehlen, weil
                                                  Wichtig: Leerstand ist Wirkung und
die Grundstücke zu klein sind.
                                                  Ursache von Schrumpfungsprozessen.

                                             17
2.3.1 EIGENTÜMERANSPRACHE
Leerstehende Gebäude können eine                    her oder aktive Bürger diese Aufgabe –
Chance für Entwicklungen sein. Viel hängt           manchmal ist das der bessere Weg, als
dabei von den Eigentümern ab. Der Dialog            „von Amtswegen“ auf die Betroffenen
mit Betroffenen kann vielfältig erfolgen,           zuzugehen.
z.B. Informationsveranstaltungen, Haus-             Im persönlichen Gespräch kann oft unmit-
besitzer-Stammtische oder Vier-Augen-               telbar geklärt werden, welche Faktoren
Gespräche. In jedem Fall erfordert dieser           sich bisher hinderlich auf die Entwicklung
Prozess viel Beharrlichkeit und Fingerspit-         der Fläche auswirken und wie diese
zengefühl.                                          Hemmnisse beseitigt werden können. So
Es gibt ein großes Potenzial an unge-               lässt sich ein Eindruck von der Verkaufs-
nutzten Flächen und Gebäuden, die auf               bzw. Entwicklungsbereitschaft des Eigen-
dem Immobilienmarkt nicht angeboten                 tümers gewinnen und das weitere Vorge-
werden. Gründe hierfür können u.a. sein:            hen besprechen. Dazu kann es auch gehö-
                                                    ren, z.B. Hilfestellung bei der Wertermitt-
    Eigentümergemeinschaften können
                                                    lung zu geben.
    sich nicht einigen;
    Eigentümer leben nicht vor Ort;                 Ein wichtiger Grundsatz für das Eigentü-
    Eigentümer sind nicht in der Lage, zu           mergespräch ist, dass der Gesprächs-
    handeln;                                        partner sich durch die Vorstellungen der
    Flächen oder Gebäude werden für die             Gemeinde nicht unter Druck gesetzt fühlt.
    nächste Generation vorgehalten;                 All dies können wichtige Schritte auf dem
    Niedrige Kaufpreiserwartung hemmt               Weg zur Aktivierung der Fläche sein.
    die Bereitschaft zum Verkauf;
    Erben können sich nicht durchringen,
    den Familienbesitz zu verkaufen.                ANSPRECHPARTNER
Vielfach handelt es sich um ältere Besitzer,        Beispiele für Eigentümeransprache:
die ohne Unterstützung nicht erkennen,
welche Chancen wie wahrgenommen                     Initiative Dorfschatz: aktive Dorfbewohner
werden können. Hier sollten Politik und             aus Gottsbüren, die sich ehrenamtlich für
Verwaltung intensiv beraten.                        den Erhalt historischer Gebäude in ihrem
                                                    Dorf einsetzen – und das mit Erfolg.
ALLGEMEINE KONTAKTAUFNAHME                          www.dorfschatz.de
                                                    gottsbueren@dorfschatz.de
Zur Vermeidung von Irritationen sollte vor
der individuellen Ansprache zunächst eine
schriftliche Anfrage erfolgen. Eine weitere         Die Gemeinde Oberweser schreibt auf der
Möglichkeit ist, zu gemeinsamen Eigentü-            Grundlage des Leerstandskatasters Eigen-
mergesprächen für ausgewählte Gebiete               tümer an mit dem Angebot zur Beratung.
einzuladen.                                         Das Besondere: die Zusammenarbeit mit
                                                    ehrenamtlichen „Kümmerern“ vor Ort.
DAS PERSÖNLICHE GESPRÄCH
                                                    Gemeinde Oberweser
Bei der direkten Ansprache der Eigentü-             Bürgermeister Cornelius Turrey
mer ist vor allem in kleineren Gemeinden            Tel. 05572 – 9373 0
häufig der Bürgermeister gefordert. In
manchen Orten übernehmen Ortsvorste-
                                               18
CHECKLISTE EIGENTÜMERANSPRACHE
  Auf welchem Weg informiert die Gemeinde über die geplanten Gespräche und dar-
  über, wer die Gespräche führen wird?
  Wer führt das erste Gespräch? Günstig ist, wenn Ortsvorsteher oder Bürgermeister in
  einem ersten Schritt das Gespräch suchen oder beim Erstgespräch anwesend sind.
  Was ist das Ziel der Kontaktaufnahme? Welche Fragen sollen geklärt werden?
  Welche Informationen sind über Grundstück und Eigentümerin oder Eigentümer be-
  kannt?
  Welche Anliegen und Rahmenbedingungen müssen beim Gespräch bedacht werden?
  Welche Informationen werden von den Personen benötigt?
  Wie soll das Gespräch geführt werden?
  Wie wird das Anliegen der Gemeinde erklärt?
  Wie kann ein Gespräch auf Augenhöhe gestaltet werden?
  Wie wird eine vertrauliche Situation gewährleistet?

                                          19
2.3.2 GEBÄUDESTECKBRIEFE

Anfang 2011 standen in der Altstadt               Einen ähnlichen Ansatz verfolgte das Pi-
Naumburgs 19 Wohngebäude leer. Mit                lotprojekt „Wiederbelebung leer stehen-
Blick auf das Alter der Bewohner war mit-         der Bausubstanz“ des Vereins Region Kel-
telfristig ein Eigentümer- oder Generatio-        lerwald- Edersee e.V. Ziel des Projektes
nenwechsel bei weiteren 26 Wohngebäu-             war, in Zusammenarbeit mit Planungsbü-
den zu erwarten. Für die Kernstadt Naum-          ros für ausgewählte Objekte attraktive
burg rückte im Rahmen des Dorfentwick-            Nutzungskonzepte zu erarbeiten, um zu
lungskonzeptes daher das Thema Leer-              zeigen, dass in vielen Häusern mehr Po-
stand in den Mittelpunkt.                         tenzial steckt als man auf Anhieb sieht.
Enge und kleinteilige Bebauung in der Alt-        Entstanden sind beispielhafte Planungen
stadt sowie Sanierungsstaus lassen insbe-         für ganz unterschiedliche Gebäudetypen
sondere für die Fachwerkhäuser schwer             und Nutzungen. Einige eignen sich für Fa-
neue Nutzer finden. Nehmen die Leer-              milien, andere als Wohnraum für mehrere
stände weiter zu, dann werden sowohl die          Generationen, als Ferienwohnung oder als
Attraktivität der Altstadt als Wohn- und          gewerbliches Objekt.
Geschäftsstandort als auch der Verkaufs-          Im Projektzeitraum 2012/13 wurden 17
wert der Immobilien weiter sinken.                historische Gebäude bzw. Gebäudeen-
Die Stadt Naumburg hat sich entschlossen,         sembles beispielhaft überplant. Bei Ab-
aktiv auf diese Entwicklung zu reagieren.         schluss des Projektes waren fünf Häuser
Mit detaillierten Gebäudesteckbriefen für         verkauft. In das Projekt waren Denkmalbe-
leerstehende und mittelfristig leerstehen-        hörden, Bauämter, Ortsvorsteher, Archi-
de Gebäude sollte eine Bewertungs-                tekten, Immobilienmakler sowie Banken
grundlage geschaffen werden, um über              und vor allem die Eigentümer der
die Zukunft des Gebäudes zu entscheiden.          Immobilien eingebunden. Gefördert
Ziel war es, in der Kombination aus Ge-           wurde das Projekt durch das LEADER-
bäudesteckbrief, Beratung und Förderung           Programm und kofinanziert durch den
durch das Dorfentwicklungsprogramm                Landkreis Waldeck-Frankenberg, die
Investitionsanreize zu schaffen. 22 Eigen-        beteiligten Kommunen und Region
tümer nutzten das kostenlose Angebot.             Kellerwald-Edersee e.V.
WAS WURDE ERFASST?                                WAS BEDARF ES ZUR UMSETZUNG?
    Fotos des Gebäudes innen und außen            Das Potenzial eines Gebäudes detailliert zu
    Maße, Grundrisse, Raumaufteilung              erfassen und Vorschläge bzw. Planungen
    Konstruktion einschließlich Dach              für künftige Nutzungen zu entwickeln ist
    Geschosshöhen und Erschließung                aufwändig und kann ehrenamtlich nicht
                                                  geleistet werden. Dennoch ist es von Vor-
WAS ENTHALTEN DIE STECKBRIEFE?                    teil, wenn es gelingt z.B. den Ortsbeirat
    Grundstücks-/städtebauliche Situation         oder aktive Bürgergruppen einzubinden.
    Skizzen und Fotodokumentation                 Man muss Eigentümer dafür gewinnen ihr
    Denkmalschutzwert                             Haus von Fachleuten „unter die Lupe
    Energiehaushalt                               nehmen zu lassen“. Damit das gelingen
    Bestandsbewertung                             kann, bedarf es einer Vertrauensebene
    Nutzungsoptionen (Umbau/-nutzung,             und das braucht in der Regel Zeit und Ge-
    Neubau, Abbruch)
                                             20
duld. Die Kommune übernimmt hier die                   bewerten den Gebäudezustand für
wichtige Rolle des Vermittlers. Gebäude-               künftige Nutzer,
analyse und Planungskonzepte werden                    weisen auf notwendige Sanierungs-
durch Experten erarbeitet, somit fallen                maßnahmen hin,
Honorare an. Beide Projekte konnten mit                sind Basis für eine
Mitteln des Dorfentwicklungs- bzw. LEA-                Fördermittelberatung.
DER-Programms gefördert werden.
EFFEKTE DER STECKBRIEFE                            ANSPRECHPARTNER
Die Investition von Personal und finanzi-          Stadt Naumburg
ellen Mitteln lohnt sich jedoch. Die Steck-        Bürgermeister Stefan Hable
briefe haben eine Reihe positiver Effekte          Tel. 05625 – 7909 0
und sind Grundlage, um wirkungsvolle
Lösungen für Ortskerne zu entwickeln. Sie
    aktivieren Eigentümer, Behörden,
    Politiker und Banken, gemeinsam                Region Kellerwald-Edersee e.V.
    Lösungen gegen Leerstand zu                    Lisa Küpper
    entwickeln,                                    Telefon: 05621 96946-20
    zeigen was möglich ist,                        info@region-kellerwald-edersee.de
    geben Eigentümern Anregungen und
    sind ein Anreiz zu investieren,

                                              21
2.3.3 FACHWERKBERATUNG

KOSTENLOSE GRUNDBERATUNG                            Diese Fragen können direkt vor Ort mit
                                                    dem Berater besprochen werden. Die Er-
Ein Fachwerkhaus zu sanieren ist eine               gebnisse werden in einem Beratungspro-
Herausforderung. Häufig wird dieses Vor-            tokoll zusammengefasst.
haben erschwert, wenn Käufer im Vorfeld
falsch oder gar nicht beraten wurden.
Seit 2012 bietet der Landkreis Kassel eine           VORTEILE DER FACHWERKBERATUNG
fachliche Grundberatung durch einen un-               hilft, Sanierungsfehler zu vermeiden;
abhängigen Experten an, finanziert aus                spart Kosten, denn sie zeigt auf, was
Mitteln der Denkmalpflege. Ziel ist es, ins-            notwendig ist und was nicht;
besondere in den Ortskernen dem Leer-
                                                      gibt Tipps fürs Selbermachen;
stand und Verfall von historischen Gebäu-
den entgegenzuwirken.                                 erklärt, welche Baustoffe die
                                                        richtigen sind;
                                                      hilft Interessenten, eine
WORIN BESTEHT DIE BERATUNG                              Kaufentscheidung zu treffen.

    Welche Sanierungsmaßnahmen sind
     notwendig und sinnvoll?
    Welche Baustoffe sollte man verwen-
     den?
                                                    WER KANN SICH BERATEN LASSEN?
    Was kann man selbst machen?                    Die Fachwerkberatung kann jeder Eigen-
    Wo sind energetische Verbesserungen            tümer eines Objektes im Landkreis Kassel
     möglich?                                       in Anspruch nehmen. Darüber hinaus kann
                                                    die Beratung erste grundsätzliche Fragen
                                                    beantworten, bevor ein Interessent eine
                                                    Kaufentscheidung trifft. Das Angebot gilt
                                                    daher auch für Interessenten einer Fach-
                                                    werkimmobilie.

                                                    ANSPRECHPARTNER
                                                    Beratungstermine vermittelt die Untere
                                                    Denkmalschutzbehörde:
                                                    Landkreis Kassel – Untere
                                                    Denkmalschutzbehörde
Sanierungsmaßnahme nach vorausgegangener
Fachwerkberatung; Foto: D. Frieling
                                                    Reinhard Petersen
                                                    Tel.: 05671 - 8001 2466
                                                    reinhard-petersen@landkreiskassel.de

                                               22
2.3.4 WWW.LANDSTAERKEN.DE – FACHWERKBÖRSE

NEUES LEBEN IN ALTEN MAUERN                     suchen. Der Landkreis Kassel beteiligt sich
                                                nicht an Vertragsverhandlungen und übt
Vielen Fachwerkhäusern steht aufgrund
                                                keine Maklertätigkeit aus.
des Alters der Bewohner in den nächsten
Jahren ein Eigentümerwechsel bevor und          Zusätzlich sind in der FACHWERKBÖRSE
einige stehen bereits leer.                     Informationen zu Förder- und
                                                Beratungsangeboten rund um die Themen
Um deren zielgerichtete Vermarktung zu
                                                Erwerb, Sanierung und Modernisierung
unterstützen hat der Landkreis Kassel
                                                von Fachwerkhäusern zusammengestellt.
unter www.landstaerken.de eine eigene
FACHWERKBÖRSE eingerichtet.                     Sanierungsbeispiele geben Anregungen,
                                                wie hinter alten Mauern zeitgemäßer
Fachwerkhäuser sind Immobilien für einen
                                                Wohnkomfort verwirklicht werden kann.
bestimmten Kreis von Interessenten. Auch
für diese Gebäude gibt es einen Markt.
Doch auf den großen Portalen sind viele           DIE FACHWERKBÖRSE NIMMT AUF:
der leerstehenden Fachwerkhäuser nicht             Fachwerkgebäude
zu finden. Die FACHWERKBÖRSE schließt              historisch bedeutende Gebäude
diese Lücke.
                                                   Gebäude bis Baujahr 1959 im Ortskern
                                                   Voraussetzung: gute Bausubstanz
                                                   Lage im Landkreis Kassel

                                                  NICHT AUFGENOMMEN WERDEN:
                                                   Gebäude außerhalb des Landkreises
                                                   Gebäude ab Baujahr 1960
                                                   Schrottimmobilien
                                                   Zwangsversteigerungen
                                                   Wohnungen oder Baugrundstücke

                                                WER KANN IN DER
Bild: Rolf Klapp                                FACHWERKBÖRSE ANBIETEN?
                                                Die FACHWERKBÖRSE steht allen
WAS BIETET DIE FACHWERKBÖRSE?                   Anbietern von Fachwerkhäusern offen. Für
                                                Privateigentümer ist der Eintrag in die
Die FACHWERKBÖRSE stellt als digitaler
                                                FACHWERKBÖRSE kostenfrei. Objekte von
Markplatz den Kontakt zwischen
                                                gewerblichen Anbietern werden gegen ein
Interessent und Anbieter her. Eigentümer
                                                Nutzungsentgelt aufgenommen. Sofern
können ihr Haus kostenlos zum Verkauf
                                                beim Verkauf eine Provision anfällt, muss
anbieten und Fachwerkinteressierte
                                                dies in der Anzeige erkennbar sein.
gezielt nach dem passenden Objekt
                                           23
WIE STELLT MAN SEIN GEBÄUDE                       www.landstaerken.de heruntergeladen
EIN?                                              werden.

Über einen Online-Zugang kann man seine           Bei der gezielten Ansprache von Eigentü-
Immobilie selbst einstellen, den Text ge-         mern sollten Kommunen auch über die
stalten und Fotos hochladen. Nachdem die          Möglichkeit informieren, ein privates Ob-
Anzeige auf Vollständigkeit geprüft wurde,        jekt kostenfrei in der Fachwerkbörse ein-
wird sie freigeschaltet.                          zustellen.

Auch ohne Internet kann man sein Ge-
bäude in der FACHWERKBÖRSE anbieten.              ANSPRECHPARTNER
Hierfür füllt man einen Aufnahmebogen
aus. Die DemografieAgentur stellt das             Patricia Ruffini
Objekt dann für den Eigentümer ein.               Landkreis Kassel - DemografieAgentur
                                                  Tel. 05671 – 8001 2452
Der Aufnahmebogen ist erhältlich bei der          patricia-ruffini@landkreiskassel.de
DemografieAgentur oder kann auf

                                             24
2.3.5 ZWISCHENNUTZUNG
Zwischennutzung ist eine nicht auf Dauer              Setzen Stadtverwaltungen und Eigentümer
angelegte Nutzung leer stehender Räume                Zwischennutzungen jedoch rein strate-
und Flächen zu vergünstigten Konditionen.             gisch ein, können sich die Potenziale für
Dafür ist die Nutzung meist befristet.                die Stadtentwicklung nicht entfalten. Die
                                                      Vereinnahmung von Muskelkraft und
Die vorwiegend städtischen Projekte
                                                      sozialen Netzwerken für
können an den unterschiedlichsten Orten
                                                      Aufwertungsmaßnahmen schafft schnell
stattfinden: auf Baulücken, in
                                                      Unmut. Zwischennutzungen müssen daher
aufgegebenen Infrastruktureinrichtungen,
                                                      sensibel eingesetzt und ihre Nutzer nicht
in leerstehenden Ladenlokalen, im
                                                      unnötig in Ungewissheit gelassen werden.
Wohnungsleerstand oder Ähnlichem.
                                                      Auch bei Immobilienbesitzern stößt
Insbesondere sozialen Initiativen, Sport-
                                                      Zwischennutzung als Option nicht
und Freizeitgruppen, Künstlern und
                                                      unbedingt auf Begeisterung. Was ist, wenn
Existenzgründern bieten Zwischennutzun-
                                                      der Mieter sich weigert auszuziehen oder
gen Räume, um neue Ideen auszuprobie-
                                                      eine höhere Miete zu zahlen? Was ist,
ren und Stadt mitzugestalten. Durch die
                                                      wenn er gegen den geschlossenen Vertrag
zeitliche Einschränkung handelt es sich
                                                      und seine zeitliche Begrenzung klagt?
meist um Nutzungen, die mit wenig Kapi-
                                                      Zwischennutzungsagenturen wie die
taleinsatz, häufig jedoch in hoher Eigen-
                                                      ZwischenZeitZentrale in Bremen können
leistung, zu verwirklichen sind.
                                                      vermitteln und unterstützen, indem sie
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN                                 Objekte und passende Nutzer aufspüren,
                                                      Eigentümer beraten, Menschen vernetzen,
Die Stärke von Zwischennutzungen liegt in             Konzepte mitentwickeln und Nutzungen
ihrem wechselseitigen Nutzen für Eigen-               initiieren.
tümer, Stadtentwicklung und die Betrei-
ber. Für ihre Initiatoren sind sie eine Taktik        EINSTIEG IN DIE SANIERUNG
zur Verwirklichung beruflicher oder priva-
                                                      In Chemnitz gelang mit Zwischennutzung
ter Ideen. Für die Eigentümer eine
                                                      der Einstieg in die Sanierung eines Grün-
Strategie zur Aktivierung von Leerräumen,
                                                      derzeithauses. Zunächst wurden dort
zur Deckung der Betriebskosten, zur Ge-
                                                      Sicherungsmittel aus dem Programm
winnung von Zeit und ein Schutz der Im-
                                                      Stadtumbau Ost eingesetzt, um das jah-
mobilie vor Vandalismus. Auch die Hoff-
                                                      relang leerstehende Gebäude bewohnbar
nung auf einen Imagegewinn und damit
                                                      zu machen. Im teilsanierten Zustand konn-
die Chance, mittelfristig eine höhere Ren-
                                                      ten unter Regie eines Vereins 2009 erste
dite zu erzielen, spielt eine wichtige Rolle.
                                                      Nutzer in das Gebäude einziehen, die
Zwischennutzung als Strategie kann zu                 danach weitere Sanierungsmaßnahmen
unterschiedlichen Impulsen für die Orts-              durchführten. 2011 wurde, unterstützt
entwicklung beitragen, z.B.                           durch Aufwertungsmittel aus dem Stadt-
    Schließung von Lücken,                            umbau Ost, die Komplettsanierung des
    Öffnung ungenutzter Räume für die                 Gebäudes vorgenommen. Die ehemaligen
    Allgemeinheit,                                    „Hauswächter“ und Zwischennutzer haben
    Entwicklung einer vielfältigen Kultur,            nach der Sanierung reguläre Mietverträge
    Standortaufwertung,                               erhalten.
    Aktivierung lokaler Potentiale,
    Raum für Experimente bieten.
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