Innerstädtische Betriebsverlagerungen - am Beispiel von 5 Banken in der Stadt Zürich

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Geographica Helvetica 1980   - Nr.   2                                                                              Theo Keller

Innerstädtische Betriebsverlagerungen
am Beispiel von      5   Banken          in   der Stadt Zürich

Innerstädtische Betriebsverlagerungen                            Verlagerungen von Betrieben aus der Stadt und aus
                                                                 dem    Stadtzentrum werden insbesondere durch
                                                                 mangelnde Flächenreserven, hohe Boden- und
Die nachfolgenden Ausführungen stützen sich auf                  Mietpreise und Verkehrsprobleme verursacht. Ne¬
eine wirtschaftsgeographische Diplomarbeit, die                  ben der Industrie, dem Groß- und Einzelhandel
am Geographischen Institut der Universität Zürich                nehmen aus diesen Gründen zunehmend auch an¬
ausgeführt wurde".                                               dere Betriebe des tertiären Sektors (wie z. B. Ban¬
                                                                 ken, Versicherungen) Standortverlagerungen vor.
                                                                 Ballungsnachteile machen sich aber auch beim
1.   Einleitung                                                  Staat bemerkbar, bei dem für Verwaltung und den
                                                                 Ausbau und Betrieb von Infrastruktureinrichtun¬
Als wichtigste ökonomische Gründe für die Exi¬                   gen hohe Kosten anfallen, die nur zum Teil den
stenz von Städten können die ungleiche Verteilung                Verursachern direkt angelastet werden können.
der Ressourcen und das Auftreten von Innovatio¬                  Das Auftreten von hohen sozialen Kosten in Bal¬
nen, internen und externen Ersparnissen angeführt                lungsräumen bedingt, daß betriebswirtschaftlich
 werden. Interne Ersparnisse (economies of scale)                noch befriedigende Standorte in Städten gesamt¬
 entstehen durch sinkende Stückkosten bei erhöhter               wirtschaftlich bereits nachteilig sein können. Des¬
Produktion. Lokalisations- und Urbanisationsef-                  halb wird eine stärkere Dezentralisierung gefordert.
 fekte ergeben sich durch die Konzentration von Be¬              Damit die Agglomerationsvorteile trotzdem erhal¬
 trieben der gleichen oder unterschiedlicher Bran¬               ten werden können, wird eine Konzentration von
chen, was zu Zuliefer-, Vermarktungs-, Fühlungs¬                 Betrieben in Entlastungszentren innerhalb von Ag¬
und Infrastrukturvorteilen führt. Als Sammelbe¬                  glomerationen oder in Wachstumszentren in peri¬
griff wird meist von Agglomerationsvorteilen ge¬                 pheren Gebieten angestrebt.
 sprochen, die heute als einer der wichtigsten Stand¬
 ortfaktoren für Unternehmen des sekundären und
tertiären Sektors gelten.                                        2.   Problemstellung
Die Ballung von Bevölkerung und Wirtschaft hat
auf der anderen Seite aber sog. Agglomerations¬                  In der hier vorgestellten Fallstudie werden fünf aus¬
nachteile zur Folge, die sich in Boden- und Miet¬                gewählte Bankbetriebe in der Stadt Zürich unter¬
preissteigerungen, Verkehrs- und Umweltproble¬                   sucht. Ausgehend von einer Betrachtung der wirt¬
men äußern. Ab einer gewissen Stadtgröße nehmen                  schaftlichen Entwicklung in der Stadt Zürich im
die Agglomerationsnachteile für den einzelnen Be¬                Vergleich zum übergeordneten Raum anhand von
trieb oder privaten Haushalt ein Ausmaß an, das                  Beschäftigtenzahlen stehen zwei Fragen im Mittel¬
die Vorteile übertrifft und zu Wegzügen aus der                  punkt:
Stadt führt. Mangelndes Wohnungsangebot (hohe                    1.   Welche Faktoren waren ausschlaggebend für die
Mietzinsen) und Umweltbelastungen sind für die                        Standortwahl der Verwaltungszentren von Ban¬
Abwanderung von Einwohnern (insbes. Familien)                         ken? (Kap. 4)
in die Umgebung der Stadt verantwortlich. Die sog.               2.   Welche Auswirkungen ergeben sich durch die
Landflucht aus wirtschaftlich schwachen Gebieten,                     gewählten Standorte auf die Verkehrsbeziehun¬
die v.a. durch Arbeitsplatz- und Ausbildungsfak¬                      gen? (Kap. 5)
toren bedingt ist, wird somit durch die Stadtflucht              Die Wirtschaftsgruppe Banken/Kreditvermittlung
abgelöst, bei der meist nur ein Wohn-, aber kein                 (Nomenklatur der Eidg. Betriebszählung) verzeich¬
Arbeitsplatzwechsel erfolgt. Damit verbunden sind                nete zwischen 1965 und 1975 einen großen Beschäf¬
die bekannten räumlichen Entmischungsprozesse                    tigungszuwachs. Für diese wachstumsstarke Bran-
zwischen den Grundfunktionen Wohnen und Ar¬
beiten in Agglomerationen und das dadurch auftre¬                Theo Keller, Geographisches Institut der Universität Zürich,
tende hohe Pendleraufkommen.                                     Bluemlisalpstraße 10, 8006 Zürich

76
che des   tertiären Sektors ist eine hohe Konzentra¬       und der hohen Flächenansprüche der Banken für
tion    in  städtischen Zentren, insbesondere im           andere Funktionen starke Konkurrenzierungen auf
schweizerischen Finanzzentrum Zürich, festzustel¬          dem Arbeits- und Bodenmarkt auf, wodurch
len (vgl. Kap. 3). Für die Stadt Zürich haben die be¬      schwächere Betriebe verdrängt werden können.
trachteten Banken basic-Charakter, das heißt sie           Der Anteil der Industriebeschäftigten ist in der
erfüllen Funktionen, die über den regionalen und           Schweiz und in der Stadt Zürich sowohl relativ als
auch schweizerischen Markt hinausgehen. Gemäß              auch absolut stark zurückgegangen. Für Zürich ist
Exportbasis-Modell gehen somit durch diesen                im betrachteten Zeitraum ein Verlust von rund
«Export-Sektor»       entscheidende Wachstumsim¬           27500 Industriearbeitsplätzen zu verzeichnen. Die
pulse auf die Wirtschaft der Region Zürich aus.            hohen Beschäftigungsrückgänge in der Stadt Zü¬
Aus regionalpolitischer Sicht stellt sich die Frage,       rich in Industrie, Baugewerbe und Handel konnten
ob nicht zumindest Teile solch wachstumsintensiver         durch die Gewinne in einigen Wirtschaftsklassen
Branchen in förderungsbedürftige Regionen verlegt          des tertiären Sektors nur zum Teil ausgeglichen
werden könnten.                                            werden. Es verbleibt ein Nettoverlust von 16500
Eines der brennendsten Probleme aller städtischen          Arbeitsplätzen oder 6% (1965-75). Da die Stadt
Ballungen sind Verkehrs- und damit zusammen¬               Zürich keine ausgesprochen strukturschwachen
hängende       Umweltprobleme       (Lärm,  Luftver¬       Branchen (Uhren, Textil usw.) mit überdurch¬
schmutzung). Der Verkehr und insbesondere der              schnittlichen Beschäftigungseinbrüchen in der Re¬
Privatverkehr ist ein bedeutender Verursacher von          zession aufweist, kann vermutet werden, daß ein
sozialen Kosten. Durch die Schaffung von Tausen¬           Teil des Beschäftigungsrückgangs im sekundären
den von Arbeitsplätzen in städtischen Außen- und           Sektor durch Verlagerungen zu erklären ist. Tat¬
Wohnquartieren, wie es im vorliegenden Fall ge¬            sächlich findet sich rund um die Stadt Zürich eine
schehen ist, werden zusätzliche Verkehrsbelastun¬          Reihe von Gemeinden, die im Vergleich zum Kan¬
gen in den betreffenden Quartieren erzeugt. Hier           ton einen überdurchschnittlichen Beschäftigungs¬
erhebt sich die Frage, inwieweit eine aus betriebs¬        anteil in Industrie und Handel aufweisen und die
wirtschaftlicher Sicht getroffene Standortwahl so¬         zum Teil auch zwischen 1965 und 1975 noch eine
ziale Kosten für Drittpersonen (Stadtbewohner,             Zunahme an Industriebeschäftigten zeigen.
Personal) und den Staat verursacht.                        In der Agglomeration Zürich läßt sich somit eine
                                                           verstärkte Arbeitsteilung zwischen Stadt und Um¬
                                                           land feststellen. Sog. Bürotätigkeiten mit relativ
3.   Wirtschaftliche Entwicklung 1965-75           2)
                                                           niederem Flächenbedarf pro Angestellten und ho¬
                                                           hem Informations- und Kontaktbedürfnis verblei¬
Wie aufgrund der Sektor-Theorie von Fourastie              ben in der Stadt, flächenintensive Produktions¬
vermutet werden kann, nimmt der Beschäftigten¬             und Lagerbetriebe verlagern sich in umliegende Ge¬
anteil des tertiären Sektors gemäß Tabelle laufend
                                               1
                                                           meinden mit ausreichendem und günstigem Ange¬
zu (1975: Schweiz 52%, Zürich 69%, ohne Land¬              bot an Industrieland.
wirtschaft). Auffallend   ist das   überdurchschnittlich   Im englischen Sprachraum ist der Begriff quartäre
starke Wachstum der Wirtschaftsgruppe 661 Ban¬             Aktivitäten   (quaternary economic activities) ge¬
ken/Kreditvermittlung, in der sich in der Stadt Zü¬        prägt  worden,   der Tätigkeiten wie das Sammeln,
rich die Beschäftigten in den betrachteten zehn Jah¬       Verarbeiten und Weitergeben von Informationen
ren mehr als verdoppelt haben. Dies entspricht ei¬         im weitesten Sinne (Forschung, Bildung, Datenver¬
ner Zunahme von rund 10000 Vollbeschäftigten               arbeitung usw.) und Kontrollfunktionen umfaßt.3'
(vgl. Tab. 2). 1975 waren 28% aller in dieser Wirt¬        Solche Funktionen spielen auch in der Industrie
schaftsgruppe tätigen Personen in der Stadt Zürich         eine zunehmend wichtigere Rolle. Der steigende
angestellt.                                                Anteil solch «geistiger» Tätigkeiten findet ihren
Die Wirtschaftsgruppe Banken kann somit als aus¬           formalen Ausdruck in den Bürohäusern unserer
gesprochen wachstumsintensive Branche der sech¬            Städte. Aus stadtplanerischer wie auch aus regio¬
ziger und siebziger Jahre bezeichnet werden. Tradi¬        nalpolitischer Sicht sind die spezifischen Standort¬
tionell in Städten angesiedelt, haben Banken dort          anforderungen von Bürotätigkeiten von großem
eine Vielzahl von attraktiven Arbeitsplätzen (hohes        Interesse. Insbesondere in Großbritannien sind v.a.
Lohnniveau, breites Stellenangebot für qualifi¬            auch im Zusammenhang mit der Bewilligungs-
zierte Arbeitskräfte, gute Aufstiegsmöglichkeiten,         pflicht für Büroansiedlungen in der Region Lon¬
betriebseigene Verpflegungs- und Sporteinrichtun¬          don (Office Development Permit) einige Untersu¬
gen für das Personal usw.) geschaffen. Das attrak¬         chungen über Standortfragen von Büros gemacht
tive Arbeitsplatzangebot in Agglomerationen wirkt          worden.4'
starke Anziehungseffekte aus und kann dadurch zu
Abwanderungen     aus   peripheren Regionen führen.
Im weiteren treten infolge des hohen Lohnniveaus

                                                                                                             77
Tabelle     1
                    Beschäftigte mit   30   und mehr Wochenstunden (ohne Landwirtschaft) 1975, Stadt Zürich und Schweiz

                                                                        Zürich            Schweiz           Index,   1965   100
                                                                                                            Zürich     Schweiz

Total       100%                                                         267 500           2   538000        94             101

davon in        %   vom Total:
2/3   Industrie, verarbeitendes Gewerbe                                     24                   38          70              87
4     Baugewerbe                                                                6,2                8,9       73              77

6-9 Dienstleistungen                                                        69                   52         110             121

    61-63 Großhandel, Handelsvermittlung                                        9,1                4,7       96             112
    64/65 Detail-, Einzelhandel                                             11                     9,0       85             108
      661   Banken, Kreditvermittlung                                           7,5                2,8      204             189
      662
        Versicherungen                                                          2,8                   1,3   122             133
7   Verkehr, Nachrichtenübermittlung,
    Gastgewerbe                                                             12                    13         94             108
8/9 Sonstige Dienstleistungen                                               26                   21         123             131
    88 Beratung, Interessenvertretung,
    kommerzielle Dienste                                                        7,7                3,6      129             143

Quelle: Eidg. Betriebszählung, 1965/1975

Tabelle     2                                                              daß  noch 1975 beinahe 60% dieser Beschäftigten
Arbeitskräftebilanz 1965-75 für die Stadt Zürich                           im zentralen Kreis     1
                                                                                                    arbeiteten. (Insgesamt sind
                                                                          1975 ein Fünftel der in Zürich Beschäftigten im
Verlust an Arbeitsplätzen                                                 Kreis    tätig.) Eine solch hohe Konzentration ver¬
                                                                                      1

                                                                          bunden mit dem starken Wachstum im letzten
2/3         Industrie                                        27 500
                                                              6000
                                                                          Jahrzehnt führt zwangsläufig zu großer Nachfrage
4           Baugewerbe
                                                                          nach zusätzlicher Fläche, die im stark ausgenützten
61-63       Großhandel                                        1000
64/65       Detailhandel                                      5   500     Stadtzentrum nicht mehr befriedigt werden kann.
7           Verkehr usw                                       2000        Dieser Wachstumsprozeß und damit verbundene
                                                                          Ausdehnungs- und Standortprobleme sollen im fol¬
                                                             42000
                                                                          genden am Beispiel der fünf größten Schweizer
Gewinn an Arbeitsplätzen                                                  Banken      (Schweiz.   Bankgesellschaft,     Schweiz.
                                                                          Bankverein,      Schweiz.    Kreditanstalt,   Schweiz.
5
            Energiewirtschaft                                     500
                                                                          Volksbank, Zürcher Kantonalbank) näher betrach¬
661         Banken                                           10000
                                                                          tet werden. Diese Banken haben ihren schweizeri¬
662         Versicherungen                                    1500
                                                                          schen Hauptsitz in Zürich oder zumindest große
67          Immobilien, Verleih                                   500
                                                                          Niederlassungen. In die folgende Betrachtung wer¬
88          Beratung usw                                      4500
                                                                          den lediglich die Zürcher Hauptzentren der Banken
8/9         Sonstige Dienstleistungen
                                                                          einbezogen, nicht aber die zahlreichen über die
            ohne      88                                      8   500
                                                                          Stadt verstreuten Filialen mit direktem Kunden¬
                                                             25 500
                                                                           kontakt. 1978 wiesen die fünf Hauptzentren zu¬
Nettoverlust                                                 16500         sammen rund 12000 Beschäftigte auf, was seit 1970
                                                             42000         einer Zunahme von ca. 50% entspricht. Der damit
                                                                           auftretenden Verknappung an Fläche wurde vor¬
Quelle: Eidg. Betriebszählung, 1965/1975                                   erst durch sukzessive Einmietungen von Abteilun¬
                                                                           gen in der Umgebung der bankeigenen Hauptge¬
                                                                           bäude im Stadtzentrum begegnet. Bei den größe¬
                                                                           ren Banken war damit eine Aufsplitterung des
4.    Standortprobleme                                                     Hauptsitzes auf Dutzende von Standorten verbun¬
                                                                           den, was betriebswirtschaftlich gesehen erhebliche
4.1 Die         untersuchten Bankbetriebe
                                                                           führungs- und kommunikationsbedingte Nachteile
Die Zahl der Beschäftigten in der Stadt Zürich in                          bringt. Im weiteren müssen gerade im Stadtzen¬
der Wirtschaftsgruppe Banken/Kreditvermittlung                             trum sehr hohe Mietzinse für Büroflächen bezahlt
hat sich zwischen 1965 und 1975 von 10000 auf                              werden. Ende der sechziger Jahre, als bankinterne
20000 verdoppelt. Im weiteren läßt sich feststellen,                       und -externe Entwicklungsprognosen in beschäfti-

78
gungs- und flächenmäßiger Hinsicht immer noch           in    Großbritannien und Schweden erfolgt. Dabei
ein bedeutendes Wachstum erwarten ließen, führ¬         hat    sich gezeigt, daß den Führungsvorteilen, die
ten diese Gründe bei allen fünf Banken zum Ent¬         vielfach als entscheidender Grund für die Konzen¬
schluß, die eingemieteten Abteilungen zusammen¬         tration von Büros im Stadtzentrum erwähnt wer¬
zulegen und an einem einzigen Standort zu konzen¬       den, nicht die dominante Rolle zukommt. Räumli¬
trieren. An dieser Stelle erhebt sich die Frage, nach   che Nähe ist für das Aufrechterhalten von Kontak¬
welchen Kriterien die Standorte für die neuen Ver¬      ten meist keine objektiv notwendige Bedingung, da
waltungszentren ausgewählt wurden bzw. welche           einerseits nur wenige Kontakte von Angesicht zu
Standortfaktoren für die getroffene Standortwahl        Angesicht erfolgen und andrerseits zunehmend lei¬
ausschlaggebend waren.                                  stungsfähigere Kommunikationsmittel zur Verfü¬
                                                        gung     stehen.  Vielfach sind es eher nicht¬
                                                        ökonomische Gründe wie persönliche Präferenzen,
4.2   Standortmodelle
                                                        Tradition oder Prestige, die einer Dezentralisation
In diesem   Zusammenhang ist die Theorie der unter¬     entgegenstehen.9'
nehmerischen Standortwahl (einzelwirtschaftliche
Betrachtung) von Interesse.5' Die ersten dieser Mo¬     4.3 Die     Standortwahl der Verwaltungszentren
delle, die für die Standortwahl von Industriebetrie¬
ben entwickelt worden sind, gehen von einem un¬         Bei der Standortwahl handelt es sich um die Verla¬
abhängigen und gewinnmaximierenden Standort¬            gerung und räumliche Konzentration von bereits
verhalten des einzelnen Unternehmers aus. Bei           bestehenden Verwaltungsabteilungen. Bei Haupt¬
Weber6' beeinflussen Transportkosten, Arbeitsko¬        zentren von Großbanken können aufgrund der
sten und Agglomerationswirkungen die industrielle       Standortanforderungen zwei Arten von Abteilun¬
Standortwahl, wobei ersteren die größte Bedeutung       gen unterschieden werden: Frontabteilungen mit
zugemessen wird. Da die auf Basis der Profitmaxi-       direktem und persönlichem Kontakt («Geschäft»)
mierung deterministischen Modelle das Standort¬         und Abteilungen hinter der Front («Geschäftliche
verhalten nicht realistisch erklären konnten, wer¬      und technische Dienstleistungen») (vgl. Tab. 3).
den in neuerer Zeit eher verhaltensorientierte An¬      Die Frontabteilungen und Abteilungen mit intensi¬
sätze angewandt. Man geht davon aus, daß im Sin¬        ven Kontakten zu diesen werden in den bereits be¬
ne einer Risikovermeidung kein gewinnmaximaler,         stehenden bankeigenen Hauptgebäuden im Stadt¬
sondern ein befriedigender Standort als Ziel ange¬      zentrum belassen. Für die übrigen Abteilungen
strebt wird. Dadurch erklärt sich die Bevorzugung       muß aufgrund ihrer spezifischen Standortanforde¬
traditioneller bzw. hochzentraler Standorte. Im         rungen ein geeigneter Standort gewählt werden.
Zusammenhang mit dieser verhaltensorientierten
Richtung ist eine Vielzahl von empirischen Unter¬
suchungen (Befragungen) über Standortfaktoren           Tabelle 3: Wichtigste Standortanforderungen eines
insbesondere für Industriebetriebe durchgeführt         Bankbetriebes
worden.      Bei   der  Gegenüberstellung     solcher
Befragungen7' treten folgende Hauptdeterminan¬                                   Frontabtei¬     Abteilungen
ten der Standortwahl industrieller Betriebe hervor:                              lungen mit      hinter
Arbeitsmarkt, Grundstück/Boden, Verkehrsver¬                                     direktem        der Front
hältnisse.                                                                       Kundenkontakt
Untersuchungen über die Standortwahl von tertiä¬
ren Betrieben beschränken sich im wesentlichen auf      Arbeitsmarkt
Handels- und Dienstleistungsbetriebe mit direktem       -gute Erreichbarkeit     x               X

Kundenkontakt. In der Theorie der zentralen Orte        -attraktive Arbeits¬
von Christaller wird für jedes Gut (Ware oder            platzumgebung           X               X

Dienstleistung) eine untere und eine obere Grenze       Kontakt- und
der Reichweite festgelegt und somit das Gebiet ab¬           Fühlungsvorteile    X               (x) inlern   zu
                                                                                                     Froniabi.
gegrenzt, das mit diesem Gut versorgt werden            Kommunikations¬
kann. Die untere Grenze (Schwellenwert) wird            vorleistungen (insbes.
durch die zur Kostendeckung notwendige Mindest¬         Telefonanschlüsse)       X               X

nachfrage (economies of scale) festgelegt, die obere    Kunden:
Grenze durch steigende Transportkosten und -zeit
für die Nachfrager.8'
                                                        -gute Erreichbarkeit     X

                                                        -    Prestigeadresse     X

Untersuchungen über die Standortwahl von Unter¬
nehmen des tertiären Sektors ohne direkten Kun¬
                                                        Grundstück (Fläche,
denkontakt (sog. Bürobetriebe) sind im Zusam¬           Realisierbarkeit,
                                                        Preis)                   X               X
menhang mit politischen Maßnahmen insbesondere

                                                                                                                   79
Durch die Banken wurden zum Teil umfangreiche                 beitsweg und Arbeitsplatzumgebung), Grundstück/
 interne Abklärungen vorgenommen. Eine Zusam¬                  Realisierbarkeit und Kommunikation (hauptsäch¬
 menstellung von Standortkriterien und deren Be¬               lich zum Hauptgebäude im Stadtzentrum) genannt
 wertung, wie sie durch eine Bank vorgenommen                  werden. Die Standortanforderungen decken sich
 wurde, findet sich in Tabelle 4. Aufgrund solcher             weitgehend mit denjenigen von industriellen Betrie¬
 Untersuchungen wurden schließlich anfangs der                 ben, wie sie aus Befragungen hervorgehen (vgl.
 siebziger Jahre die Standorte für die Verwaltungs¬            Kap. 4.2). Die starke Gewichtung des Faktors Per¬
 zentren ausgewählt. Sie befinden sich in städtischen          sonal erklärt sich zum Teil aus der angespannten
 Quartieren außerhalb des Zentrums in 2 bis 4,5 km             Arbeitsmarktlage Ende der sechziger Jahre. Die
 Luftdistanz von den Hauptgebäuden im Stadtzen¬                hohen    Beschäftigungszunahmen innerhalb der
 trum. Damit ist in diesen Quartieren die Schaffung            Wirtschaftsgruppe Banken hat insbesondere auch
 von insgesamt rund 7000 Arbeitsplätzen verbun¬                zu Konkurrenzierungen der Banken untereinander
 den.                                                          auf dem Arbeitsmarkt geführt. Bei der Verlegung
                                                               bestehender Arbeitsplätze galt es deshalb vor allem
                                                               sicherzustellen, daß das Personal bereit war, die
 4.4 Wertung der            Standortwahl
                                                               Verlagerung mitzumachen und dadurch die Kosten
 Als Hauptdeterminanten der Standortwahl für die               für die Anwerbung und Ausbildung neuer Arbeits¬
 Verwaltungszentren können Personal (insbes. Ar¬               kräfte niedrig zu halten. Wichtig ist somit eine gute

 Tabelle   4   Standortkriterien Verwaltungszentrum                                                          Gewicht

     Personal¬          sachlich           Arbeitsweg       private Verkehrsmittel
     probleme           G       28         G          10
     G    40                                                öffentliche Verkehrsmittel

                                                            Widerstand gegen Arbeitsplatz außerhalb City

                                           Fahrtkosten      private Verkehrsmittel
                                           G      2

                                                            öffentliche Verkehrsmittel

                                                            Standort in Wohnviertel

                                           Infrastruktur    Wohnungsmarkt
                                           G      10
                                                            Restaurants

                                                            Einkauf

                    psycho¬                Widerstand       bereits ausquartierte Abteilungen
                    logisch                gegen Änderung
                        G       12                          auszuquartierende Abteilungen

                                                            Gefühl der Benachteiligung

                                                            Image

     Kommunikation           G        20                    Kurier (Akten, Personen)                              15

                                                            elektrisch

     Liegenschaften-Probleme               G      15        Erweiterungsmöglichkeiten

                                                            Quartierstruktur

                                                            Parkierungsmöglichkeiten

                                                            zukünftiger Anlageweit

                                                            Wirtschaftlichkeit

     Realisierbarkeit       G        25                                                                          25

Quelle: Bankinterne Standortstudie             1970                                                        Total 100

80
Erreichbarkeit des neuen Arbeitsplatzstandortes        5.   Auswirkungen auf den Verkehr
für die Angestellten (gute Verkehrslage) sowie eine
attraktive Arbeitsplatzumgebung. Die Bedeutung,        Die Verlagerung der Arbeitsplätze bedeutet für das
die dem Standortfaktor Personal durch die Banken       Personal eine Änderung der gegenseitigen Lage der
zugemessen wird, geht auch aus zum Teil umfang¬        Funktionen Wohnen und Arbeiten. An dieser Stelle
reichen bankinternen Befragungen hervor, die bei       soll der damit verbundene Wechsel in der Wahl des
den Angestellten durchgeführt wurden. Neben Fra¬       Verkehrsmittels für den Arbeitsweg zur Sprache
gen über den Arbeitsweg wurden in einem Fall auch      kommen.
explizit Fragen über die Standortpräferenzen des       Wie in den meisten Städten der Industrieländer hat
Personals gestellt. Daraus hat sich ergeben, daß die   sich auch in der Agglomeration Zürich das Bevöl¬
Vielzahl von Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants,       kerungswachstum mehr und mehr gegen außen ver¬
kulturellen und Unterhaltungseinrichtungen im          schoben. Heute sind bei befragten Dienstleistungs¬
Stadtzentrum insbesondere von jüngeren Ange¬           betrieben rund 50% der Angestellten außerhalb der
stellten und Frauen über Mittag und nach Arbeits¬      Stadt wohnhaft. Die Stadt Zürich verliert seit 1962
schluß rege benutzt werden. Das Stadtzentrum bil¬      an  Bevölkerung, die Gemeinden des 1. Agglomera¬
det somit ein attraktiver und vom Personal bevor¬      tionsgürtels (Abgrenzung Stat. Amt der Stadt Zü¬
zugter Arbeitsplatzstandort.                           rich) seit 1973. Mit der Verlagerung der Bevölke¬
Der Standortentscheid kann aus theoretischer Sicht     rung gegen außen ist vielfach auch eine Verschie¬
als einen schrittweisen     Suchprozeß beschrieben     bung weg von den Hauptachsen des öffentlichen
werden, der auf der internationalen oder tieferen      Verkehrs verbunden. Trotzdem ermöglicht das ra¬
Ebene ansetzt und auf der Ebene des Grundstücks        dial auf das Stadtzentrum ausgerichtete öffentliche
endet. Für die Standortwahl der Verwaltungszen¬        Verkehrsnetz aus der Agglomeration und aus der
tren kann festgestellt werden, daß die Standortsu¬     Stadt eine relativ gute und direkte Erreichbarkeit
che auf den städtischen Raum beschränkt blieb und      des Zentrums. Die gute Verkehrslage des Stadtzen¬
Standorte außerhalb von Zürich nicht oder nur am       trums und das dort fehlende Angebot an Dauer¬
Rande in Betracht gezogen wurden. Dies ist durch       parkplätzen hat zur Folge, daß gemäß Personalbe¬
die Kriterien Arbeitsweg für das Personal und          fragungen über 80% der Angestellten ihren Ar¬
Kommunikation zu den zentralen Hauptgebäuden           beitsplatz im Stadtzentrum mit dem öffentlichen
bedingt. Für die Standortwahl innerhalb der Stadt      Verkehrsmittel oder zu Fuß erreichen. Die Schaf¬
Zürich kann als ausschlaggebender Standortfaktor       fung von Arbeitsplätzen in städtischen Außenquar¬
das Grundstück bzw. die Realisierbarkeit genannt       tieren, wie sie heute in der Stadt Zürich in großer
werden. Der Standort der Verwaltungszentren            Zahl nicht nur durch Banken erfolgt, bedeutet
wurde somit durch die Lage eines Grundstücks be¬       meist eine schlechte Erreichbarkeit der Funktion
stimmt, das die minimal geforderte Fläche aufwies      Arbeiten mit dem öffentlichen Verkehrsmittel. Ei¬
und das innerhalb gewünschter Frist überbaut wer¬      gene Berechnungen haben ergeben, daß die Stand¬
den konnte.10' Daraus ergibt sich eine zufällig an¬    orte der Verwaltungszentren im Vergleich zum
mutende Verteilung der Verwaltungszentren über         Stadtzentrum von durchschnittlich 30% weniger
die ganze Stadt. Die Standortwünsche des Perso¬        Personen mit öffentlichen Verkehrsmitteln inner¬
nals in bezug auf ein attraktives Arbeitsumfeld        halb    einer   halben   Stunde    erreicht  werden
konnten nicht berücksichtigt werden."'                 können.131 Zum Teil große Umsteige- und Warte¬
Aus regionalpolitischer Sicht kann aufgrund obiger     zeiten sowie Umwege müssen zur Erreichung von
Ausführungen festgehalten werden, daß es außer¬        Außenquartieren in Kauf genommen werden. Lange
ordentlich schwierig ist, einzelne Bürobetriebe über   Fahrzeiten mit dem öffentlichen Verkehrsmittel
größere Distanzen in wirtschaftlich schwache Ge¬       und ein besseres Parkplatzangebot bedingen, daß
biete zu verlagern. Solche Anstrengungen werden        die neuen Arbeitsplatzstandorte von bedeutend
vor allem in Ländern mit sehr großen städtischen       mehr Angestellten mit dem Auto aufgesucht wer¬
Zentren (Großbritannien, Frankreich) unternom¬         den (vgl. Tab. 5). Neuere Befragungen (1978) haben
men, wo die Regionalpolitik sowohl in den Entlee-      für den Standort Flur einen Autofahreranteil von
rungs-, als auch in den Ballungsgebieten (London,      49% ergeben (Ortsansässige Stadt Zürich 31%,
Paris) ansetzt. Erfolgskontrollen der Büroansied-      Auswärtige 64%).
lungspolitik in Großbritannien zeigen, daß Verlage¬    Die Resultate erlauben den Schluß, daß beim Ent¬
rungen meist innerhalb der Region London statt¬        scheid über die Wahl des Verkehrsmittels für den
finden, nicht aber aus der Region hinaus.12' Neben     Arbeitsweg insbesondere der Faktor Zeit stark ge¬
den Fühlungsvorteilen bildet vor allem das auch in     wichtet wird. Die meist höheren Kosten des Autos
qualitativer Hinsicht große Angebot an Arbeits¬        werden durch zum Teil bedeutende Zeitersparnisse
kräften in städtischen Agglomerationen einen           aufgewogen. Interessant sind in diesem Zusammen¬
wichtigen Standortfaktor für arbeitsintensive Be¬      hang Untersuchungen in Großbritannien, in denen
triebe.                                                versucht wird, in Abhängigkeit des Einkommens

                                                                                                        81
Tabelle     5   Verkehrsmittel für den Arbeitsweg   in   Abhängigkeit   des   Arbeitsplatzstandortes

Arbeitsort                                                             Bahnhofstraße            Werd             Flur
                                                                      (Stadtzentrum)
Entfernung (Luftdistanz) vom Stadtzentrum                                                       800 m            3600 m

Verkehrsmittel:
zu    Fuß                                                                       13%              15%              16%
Velo, Motorrad                                                                   3%               -                1%

Auto                                                                             6%              12%              36%
Automitfahrer                                                                    2%                   1%           5%
Öffentliches Verkehrsmittel                                                     71%              65%              39%
Auto und öffentliches Verkehrsmittel                                             3%               6%               3%

Total befragte Personen        100%                                           2272              301              225

Quelle: Bankinterne Personalbefragung     1973

festzustellen, welche zusätzlichen Kosten eine Per¬              verschiedenen Funktionen (Wohnen,        Arbeiten
son in   Kauf nimmt, um die Zeit für den Arbeitsweg              usw.) anzustreben.
zu minimieren.14'                                                Für die Standortwahl der Verwaltungszentren auf
Aus stadtplanerischer Sicht ist die Verlagerung vom              der Ebene der Stadt war das Vorhandensein eines
öffentlichen auf das private Verkehrsmittel uner¬                Grundstücks ausschlaggebend, auf dem eine mög¬
wünscht. Der private Autoverkehr verursacht hohe                 lichst rasche Realisierung der Bauvorhaben mög¬
soziale Kosten in Form von Lärm, Abgasen, Flä¬                   lich war. Die mit der erfolgten Standortwahl ver¬
chenansprüchen und Unfallrisiko. Stark beein¬                    bundenen, zum Teil unerwünschten Auswirkungen
trächtigt wird dadurch die Wohnqualität von städ¬                sollen nachfolgend nochmals schematisch darge¬
tischen Quartieren. In neuerer Zeit sind Anzeichen               stellt werden (siehe Seite 83 oben).
festzustellen, daß sich Gruppen von Quartierbe¬
wohnern zunehmend aktiv für eine Verbesserung
der Wohnqualität und Einschränkung des Durch¬
gangsverkehrs einsetzen. Eine Maßnahme in dieser
                                                                 Anmerkungen
Richtung ist die Einrichtung von Wohnstraßen, wie
sie seit Beginn dieses Jahres möglich ist.
                                                                 1)   KELLER TH.:  Innerstädtische Arbeitsplatzverla¬
                                                                      gerungen am Beispiel von 5 Banken in der Stadt
                                                                      Zürich, Diplomarbeit am Geogr. Institut der
6.   Zusammenfassung                                                  Universität Zürich; Zürich 1978.
                                                                 2)   Die Beschäftigtenzahlen stützen sich     auf die Er¬
Das Wachstum von          traditionell   in Städten angesie¬
                                                                      gebnisse der Eidg. Betriebszählung.      Aus Grün¬
delten  Betrieben des tertiären           Sektors (wie z. B.
                                                                      den der Vergleichbarkeit werden in       die folgen¬
Banken) verstärkt die räumliche Konzentration von
                                                                      den Betrachtungen nur Beschäftigte mit 30 und
Bevölkerung und Wirtschaft. Bei den untersuchten
                                                                      mehr Wochenstunden (Vollbeschäftigte) einbe¬
Betriebsverlagerungen, die infolge mangelnder Flä¬
chenreserven erfolgten, wurde bei der Standortsu¬                     zogen. Es ist zu beachten, daß gerade im be¬
che nur die nähere Umgebung (Stadtgebiet) des al¬
                                                                      trachteten Zeitraum die Zahl der Teilzeitbe¬
ten Standorts einbezogen. Ein solches Vorgehen
                                                                      schäftigten stark zugenommen hat.
wurde in Hinsicht einer Risikovermeidung und Mi¬                 3)   abler, adams       &   gould, Spatial Organization,
nimierung der Umzugskosten durch den wichtig¬                         The Geographer's View of the World; London
sten Standortfaktor, den Arbeitsmarkt, bestimmt.                      1972, p.307.
Das  quantitative und qualitative Arbeitsangebot                      gottmann j, Megalopolis,  6th paperback print¬
kann heute als einer der bedeutendsten Agglomera¬                     ing; Cambridge (Mass.) 1973, p.576.
tionsvorteile bezeichnet werden. Verzichtet man                  4)   vgl. dazu:
von Seiten des Staates auf harte regionalpolitische                   goddard j.b., Office Location in Urban and
Maßnahmen wie z. B. Ansiedlungsverbote in Bal¬                        Regional Development; Oxford 1975.
lungsräumen, so wird es zur Aufgabe der Planung                       Alexander [., Office Location and Public Pol-
und Politik innerhalb von Agglomerationsräumen,                       icy, Topics in Applied Geography; New York
eine möglichst optimale        räumliche Verteilung der               1979.

82
Gesamtwirtschaftl.
                                                      Entwicklung

                                                 Zunahme an         Büroar¬
                                                 beitsplätzen v.a.
                                                 im   Stadtzentrum                        begrenzte Flächen¬
                                                                                          reserven (Aus¬
                                                 hohe Nachfrage nach                      nützungsziffer
                      Verdrängung an¬                      Fläche
                      derer Funktionen
                             ^F                 Verlegung der Funktion
                      Verlegung der             Arbeiten aus dem Stadt¬
                      Funktion Wohnen                       zentrum
                                                                                     \
                      aus der Stadt                                                       Trennung der Funktion
                                                                                          Arbeiten von anderen
                                                schlechte Erreichbar¬
                                                keit der Standorte
                                                                                          Funktionen (Sich      ver-
                                                                                                  sorgen)
                      Belastung städti¬         mit   öffentlichen Ver¬
                      scher Wohnquartiere             kehrsmitteln

                                                zusätzliche Verkehrs¬
                                                bewegungen v.a.            mit
                                                privaten Verkehrs¬
                                                       mitteln

5)   Eine gute Zusammenstellung findet sich bei:                           Infrastrukturleistung oder einem Arbeitsplatz
     schaetzl l., Wirtschaftsgeographie 1; Pader¬                          bei einem bestimmten Transportaufwand in
     born 1978.                                                            Prozent der Nachfrage bei Transportaufwand
6)   weber     a.,  Über den       Standort der Industrie.                 Null angibt.
     1.   Teil. Reine Theorie     des Standorts; Tübingen            9)    Alexander      a.a.O., p. 25.
                                                                                            I.,
     1909.                                                           10)   Die zwei kleineren der fünf untersuchten Ban¬
7)   fuerst      Die Standortwahl industrieller Un¬
                d.,                                                        ken haben bereits bestehende             Büroräumlichkei¬
     ternehmer: Ein Überblick über empirische Er¬                          ten gekauft oder gemietet.
     hebungen, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaf¬                   11)   Erfahrungen haben gezeigt, daß in einzelnen
     ten Ed. 22; Göttingen 1971, S. 189 ff.                                Fällen infolge des unattraktiven Arbeitsumfel¬
     Fischer J., Regionalwirtschaftliche Wirkungen                         des in Außenquartieren Absagen auf ausge¬
     öffentlicher Ausgaben; Frankfurt/M und Thun                           schriebene Stellen erfolgt sind.
     1979, S. 276.                                                   12)   Vgl. ALEXANDER L, a.a.O., p. 70.
8)   In    diesem     Zusammenhang spricht man auch                  13)   keller th, a.a.O., S. 59.
     von der sog.       Widerstandsfunktion, welche         die
     vorhandene Nachfrage nach einem Gut, einer
                                                                     14)   beesley me., Urban Transport: Studies in Eco¬
                                                                           nomic Policy; London 1973, p. 151.

Literaturbesprechung
ALEXANDER  Ian: Office Location and Public Poli¬                     chungen          aus Grossbritannien, USA, Au¬
                                                                                 insbes.
cy, Topics  in Applied Geography, 115 S., Long¬                      stralien      Schweden vorgestellt, die sich mit
                                                                                    und
man London and New York, 1979.                                       der Verteilung von Büros auf regionaler und
                                                                     städtischer Ebene, mit den Ursachen von Verla¬
"Das      Bürohaus hat das    Fabrikgebäude als Symbol               gerungen und den spezifischen Standortanforde¬
heutiger wirtschaftlicher Entwicklung in Städten                     rungen von Bürotätigkeiten befassen. Am Schluss
ersetzt." Der Autor, der an der Universität von                      wird die Politik, die in verschiedenen Staaten
Canberra (Australien) tätig ist, gibt für sie¬                       mit dem Ziel der Dezentralisation von Büros ver¬
ben Industrieländer einen Anteil der Bürotätig¬                      folgt wird, und deren Erfolg bzw. Misserfolg
keiten an allen Arbeitsplätzen von 25 - 40            'o
                                                                     diskutiert.
(1970) an. Sowohl aus der Sicht der Stadtplanung,                    Das Buch gibt einen ausgezeichneten, kurzen
die sich mit den infolge der hohen Konzentration                     und prägnanten Einstieg in den behandelten Pro¬
auftretenden Problemen auseinandersetzen muss,                       blembereich. Besonders zu erwähnen sind die vom
als auch aus der Sicht der          Regionalpolitik, die             Autor präsentierten Resultate aus eigenen Unter¬
versucht, Bürotätigkeiten aus den wirtschaftlich                     suchungen       in   Australien,       einem   Land, das uns
starken Ballungsgebieten zu dezentralisieren,                        kaum aus       dieser Sicht bekannt ist.
gewinnen Standortfragen von Büros zunehmend an
Bedeutung. Im Buch werden zahlreiche Untersu¬
                                                                     GH    1980/2                            Theo   Keller, Zürich

                                                                                                                                     83
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