Innovative Verwaltungsführung: Public Management und Good Governance - Öffentlicher Dienst
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S kr i p t u m für die modulare Grundausbildung der Verwendungsgruppen A1 u. A2 und der Entlohnungsgruppen v1 u. v2 Innovative Verwaltungsführung: Public Management und Good Governance (GA 21b) Mag. Michael Kallinger Mag.a Sandra Kastenmeier-Krula (BM für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport) BM für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport III/B/6 2020 1
INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 3 MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG 4 Die klassische öffentliche Verwaltung 4 New Public Management 5 Kundenorientierung 6 Wirkungsorientierung 8 Qualitätsorientierung 8 Wettbewerbsorientierung 11 Umfassender Einsatz der Instrumente des NPM – Fallbeispiel Studienbeihilfenbehörde 15 Kritik an NPM 16 Good Governance (Gutes Regieren) 16 Governance-Modell der OECD 18 Innovation 18 VERWALTUNGSREFORM IN ÖSTERREICH- GESCHICHTE UND GEGENWART 21 Geschichtlicher Rückblick 21 Verwaltungsreformen ab 1990 21 Das Projekt Verwaltungsmanagement (1988-1994) 21 Die Verwaltungsinnovationsprogramme (1997-2006) 21 Die Verwaltungsqualitätsoffensive 2007-2008 23 Arbeitsgruppe „Verwaltung neu“ 24 Verwaltungsreformen ab 2010 25 ERFAHRUNGEN AUS REFORMPROJEKTEN 28 LITERATURVERZEICHNIS 29 Verwaltungsakademie des Bundes – GA 21b 2
VORWORT Vorwort Dieses Skriptum soll Sie beim Besuch der Lehrveranstaltung GA21b unterstützen – Sie können sich im Vorhinein einen Eindruck über die behandelten Themen verschaffen, grundlegende Begriffe kennenlernen und werden später vielleicht das eine oder andere nachschlagen. Welche Modelle der Verwaltungsführung gibt es? Ist „New“ Public Management noch aktuell? Was waren wichtige Reformprojekte der österr. Verwaltung in den letzten Jahren? Was versteht man im Bereich der öffentlichen Verwaltung unter Innovation? Diese und natürlich viele andere Fragen werden behandelt. Das Skriptum bietet Ihnen Definitionen und eine Gegenüberstellung der gängigen Public Management-Modelle und Umsetzungsbeispiele aus der österreichischen Bundesverwaltung. Am Schluss des Skriptums finden Sie einige wichtige Web-Adressen und Bücher zum Thema aufgelistet. Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 3
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Modelle der Verwaltungsführung Die Verwaltungswissenschaft hat verschiedene Modelle der Verwaltungsführung entwickelt. Diese Modelle werden in der wissenschaftlichen Analyse, Diskussion und Lehre verwendet, aber teilweise auch in der politischen Debatte. Innerhalb der Verwaltung werden die Modelle bei der Konzeption von Verwaltungsreform- Programmen und auch im praktischen Management angewendet. Im zeitlichen Ablauf betrachtet, war nach der klassischen öffentlichen Verwaltung, von circa 1990 bis 2005 New Public Management das gängigste Modell, dann kristallisierte sich das Modell Governance als dominierend heraus. Mit der „Innovation Union“ als Teil der Europe 2020 Initiative und dem Horizon 2020-Förderprogramm für Forschung und Innovation (mit einem Fördervolumen von 70 Mrd €) wurde das Thema Innovation stark gepuscht. Näheres zu Innovation in der öffentlichen Verwaltung und den Modellen der Verwaltungsführung finden Sie auf den folgenden Seiten. Die klassische öffentliche Verwaltu ng Die klassische öffentliche Verwaltung wird oft als Ausgangsbasis verwendet, um davon abgeleitet bzw. darüberhinausgehend neue Modelle zu entwerfen. Die klassische öffentliche Verwaltung wurde modellmäßig vom deutschen Soziologen Max Weber 1921 beschrieben. Als Modell bis in die 1980er-Jahre gültig, war die klassische Verwaltung geprägt durch Zentrale Steuerung Starre Hierarchie und die Betonung der schriftlichen Kommunikation und des Dienstwegs. Zentrale Steuerung bedeutet beispielsweise, dass, überspitzt gesagt, auch geringfügige Angelegenheiten nachgeordneter Dienststellen von der Zentralstelle des Ministeriums geregelt werden, wenn also zum Beispiel der Verbrauch von Büromaterial in einer Schule in Vorarlberg vom Ministerium in Wien gesteuert wird (fiktives Beispiel). Eine solche Detailsteuerung auf Distanz ist einerseits aufwändig und führt andererseits auch zu Widerstand und Umgehungsversuchen seitens der „Gesteuerten“. Starre Hierarchie besagt, dass vom Minister / von der Ministerin ausgehend, über Sektions- und Abteilungsleitung (fallweise GeneralsekretärInnen, GruppenleiterInnen, ReferatsleiterInnen) eine klare Weisungshierarchie bis zu den ReferentInnen besteht. Diese Hierarchie besteht prinzipiell in anderen Modellen weiterhin, ist aber in Ansätzen durch Stabsstellen oder eine (abteilungs-, sektions- oder ressortübergreifende) teamorientierte Zusammenarbeit in Projekten aufgeweicht. Die Kommunikation lediglich schriftlich und über den Dienstweg abzuwickeln, ist oft umständlich, kostet Zeit und schafft unnötige Distanz. In gewissen Bereichen ist schriftliche Kommunikation und Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 4
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG aktenmäßige Abwicklung aber für die Klarheit und Nachvollziehbarkeit unerlässlich. Die genannten Merkmale einer klassischen öffentlichen Verwaltung fallen mit der Weiterentwicklung nicht weg, sie werden aber durch andere Grundsätze ergänzt. Max Weber beschreibt in „Wirtschaft und Gesellschaft“ (1921), auf den Seiten 551f, die klassische öffentliche Verwaltung im Einzelnen durch folgende Prinzipien: 1. Prinzip der festen, durch Regeln geordnete Kompetenzen 2. Prinzip der Amtshierarchie und des Instanzenzuges 3. Die moderne Amtsführung beruht auf Schriftstücken (Akten), welche aufbewahrt werden. 4. Die Amtstätigkeit setzt eine eingehende Fachschulung voraus. 5. Die amtliche Tätigkeit nimmt die gesamte Arbeitskraft des Beamten in Anspruch. 6. Die Amtsführung erfolgt nach generellen, erlernbaren Regeln. Das Modell der klassischen öffentlichen Verwaltung blieb bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts bestimmend und die Prinzipien, die Weber vor rund 100 Jahren formuliert hat, beschreiben einige Charakteristika der Verwaltung, die nach wie vor zu einem großen Teil gültig sind. Beginnend mit der Ölpreiskrise von 1973/74 (in Folge des Jom- Kippur-Kriegs) änderten sich die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse jedoch. Die stabile Zeit des Nachkriegsaufschwungs mit Vollbeschäftigung, hohem Wirtschaftswachstum und Budgetüberschüssen ging zu Ende. Der Druck auf die Verwaltung stieg. Mit Margaret Thatcher (britische Premierministerin 1979-1990) und Ronald Reagan, der 1981 US-Präsident wurde (bis 1989), kamen konservative PolitikerInnen an die Macht, die den Staat generell zurückdrängen wollten. So bildete sich ein neues Modell der Verwaltung heraus, das später als New Public Management bezeichnet und über alle politischen Richtungen hinweg akzeptiert werden sollte. In Österreich fanden mehrere Umsetzungswellen des NPM statt, ein erster großer Schub mit dem Programm „Verwaltungsmanagement“, das von 1988 bis 1994 umgesetzt wurde (siehe auch S. 23) New Public Management New Public Management (NPM) ist dadurch gekennzeichnet, dass es einen betriebswirtschaftlichen, auch marktwirtschaftlichen Blick auf die Verwaltung richtet. Die Einführung von betriebswirtschaftlichen Instrumenten und Effektivitätsbetrachtungen stehen dabei im Vordergrund. Ein grundlegender Artikel aus dem Jahr 1991 von Christopher Hood mit dem Titel „A Public Management for all seasons?“ nennt folgende Merkmale als kennzeichnend für NPM (zitiert nach Schedler, Proeller 2006): Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 5
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG 1. Praktisches professionelles Management: aktive, sichtbare, mit Handlungsfreiheit ausgestaltete Führung im öffentlichen Sektor. 2. Explizite Leistungsstandards und –messgrößen: Ziele, Erfolgsindikatoren, vorzugsweise in quantifizierbarer Form. 3. Größere Betonung der Output-Steuerung: Mittelzuteilung und Honorierung mit gemessener Leistung verknüpft. 4. Disaggregation von Einheiten im öffentlichen Sektor: Aufbrechen früherer monolithischer Gebilde in kleinere, dezentralere und selbständigere Einheiten; Arbeiten mit Globalbudgets; Umgang miteinander mit einem gewissen Abstand. 5. Mehr Wettbewerb im öffentlichen Sektor: Befristete Verträge und öffentliche Ausschreibungen. 6. Betonung von privatwirtschaftlichen Führungsstilen: Abrücken von militärisch-hierarchischen Stilen, mehr Flexibilität in Anstellung und Honorierung, mehr PR- Techniken. 7. Betonung größerer Disziplin und Sparsamkeit im Ressourceneinsatz: Kostenreduktion, Erhöhung der Arbeitsdisziplin, Widerstand gegen Forderungen der Gewerkschaften. Ein sehr bekanntes Buch über NPM wurde im Jahr 2000 von Kuno Schedler und Isabella Proeller (damals Universität St. Gallen) heraus gegeben: „New Public Management“, derzeit in der 5. Auflage, Bern: Haupt Verlag. Darin sind Kundenorientierung, Leistungs- Wirkungsorientierung, Qualitätsorientierung und Wettbewerbs- orientierung als die strategischen Zielrichtungen des NPM dargestellt. Kundenorienti erung Der Ausdruck „Kunde“ im Zusammenhang mit der Verwaltung stößt manchmal auf Ablehnung. Mit dem Begriff Kundenorientierung ist hier gemeint, dass die Bürgerin/der Bürger mit Wertschätzung und Respekt behandelt wird, freundlich und zuvorkommend. Anders als KundInnen in einem Geschäft können die KundInnen der Verwaltung ja meist nicht einfach in ein anderes „Geschäft“ gehen, wenn sie sich schlecht behandelt fühlen. Im Unterschied zu Ausdrücken wie „Steuerpflichtige“ oder „Rechtsunterworfene“ bringt das Wort „Kunde“ auch den Servicecharakter zum Ausdruck. Fallbeispiele: Beispiel 1: Optimierung der Abfalllogistik in der Marktgemeinde Birkfeld Das Projekt (Umsetzung Herbst 2015) befasste sich mit der Digitalisierung abfallrelevanter Objekte (inklusive Veranschaulichung der Touren der Müllfahrzeuge, Standorte der Mülltonnen, etc.) in einer Gemeinde und einer damit verbundenen Optimierung der ökologischen und ökonomischen Parameter. Für die Implementierung neuer Tourenabläufe werden Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 6
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Visualisierungstechniken (mit anschaulicher Darstellung mittels Geoinformations-System) mit der Einführung einer Bürger-App kombiniert. BürgerInnen können damit individuell den Bedarf der Müllabholung anpassen und damit unnötige Kosten und Fahrten reduzieren. Durch diese aktive, direkte und unkomplizierte Art der Einbeziehung wird weiters auch das Bewusstsein für umweltrelevante Themen und der bewusste Umgang mit Ressourcen gestärkt. Die Digitalisierung der Abläufe ermöglicht eine innovative, ökologische Sicht auf die Abfallproblematik. Durch die App wird der Zugang noch nutzerfreundlicher, die Visualisierungstechniken machen Abfalllogistik bzw. Abfallreduktion und -vermeidung anschaulich und greifbar. Beispiel 2: Psychologische Online-Beratung im Chatroom (Psychologische Studierendenberatung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung) Dieses seit Herbst 2014 angebotene Service der Psychologischen Studierendenberatung ermöglicht Studierenden und StudieninteressentInnen eine persönliche 1:1 online-Beratung in geschütztem Rahmen eines Chatrooms. Anonymität und höchste Datenschutzstandards sind garantiert. Insbesondere bei Studierenden – der Zielgruppe des Chatrooms – ist der Einsatz neuer Medien selbstverständlich und deswegen ein wichtiger Kommunikationskanal. Die Beratung erfolgt durch PsychologIen. Durch das innovative Konzept werden auch (potenzielle) Klient/innen erreicht, die keine persönliche Beratung in Anspruch nehmen könnten, sei es aufgrund von großen räumlichen Distanzen, eingeschränkter Mobilität, sozialer Benachteiligung, familiärem Hintergrund etc. Um Sprachbarrieren zu überwinden, ist auch eine Beratung auf Englisch möglich. Dieses Projekt verfolgt einen innovativen Weg der Kundenorientierung und hat auch auf internationaler Ebene Beachtung gefunden. Ein Aspekt des Themas Kundenorientierung, der derzeit auch international starke Beachtung findet, ist die Verringerung des Vereinfachung von Amtswegen bürokratischen Aufwands für BürgerInnen und Unternehmen, also die Vereinfachung bzw. Abschaffung von Amtswegen bzw. aufwändigen bürokratischen Regelungen. Diese Diskussion ist auch unter den Begriffen Deregulierung (Vereinfachung staatlicher Vorschriften) oder Better Regulation (bessere Gesetzgebung) bekannt. Beispiel 3: Vereinfachungsmaßnahmen auf nationaler Ebene in Europa Diese Vereinfachungsmaßnahmen sind vor allem für ältere Menschen, chronisch Kranke und Behinderte wichtig, für die Amtswege mit viel Mühe verbunden sein können, wie es eine niederländische Broschüre aufzeigt. Amtsweg: Beantragung einer Unterstützung für Behinderte Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 7
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Quelle: Broschüre „Nine routes along Dutch Bureaucracy“ Beispiel 4: Übermittlung von Rezepten direkt an die Apotheke Mittlerweile wurden in Österreich für zahlreiche Services E-Government- Lösungen geschaffen. Ein neuer Ansatz sind proaktive Services, zum Beispiel die amtswegige Ausstellung einer Behinderten-Parkberechtigung, die antragslose Familienbeihilfe oder die automatische Weiterführung des Antrags auf Studienbeihilfe (Systemantrag).Während der durch die Krankheit COVID-19 ausgelösten Krise im Frühjahr 2020 wurden ebenfalls zahlreiche neue Vereinfachungen für „Amtswege“ umgesetzt, beispielsweise die Weiterleitung von ärztlichen Rezepten direkt an die Apotheken, teilweise inklusive Lieferung der Medikamente an die PatientInnen. Wirkun gsorienti erun g Eine wirkungsorientierte Steuerung der Verwaltung wurde in Österreich auf Bundesebene durch die Haushaltsrechtsreform beispielgebend umgesetzt (vertiefte Behandlung im Seminar GA21a). Qualitätsori entierung Unter „Qualität“ in der öffentlichen Verwaltung wurde Recht- und traditionellerweise die Recht- und Ordnungsmäßigkeit der Ordnungsmäßigkeit ist nicht alles Entscheidungen der Verwaltung, der Bescheide, verstanden. Der korrekte Vollzug rechtlicher Normen stand im Mittelpunkt. Ein Bescheid ist entsprechend den rechtlichen Regelungen und von den zuständigen Verwaltungsbehörden zu erlassen. In einer umfassenderen Betrachtung stellen sich aber weitere Fragen: wusste Zeitfaktor, der/die Betroffene überhaupt von seinem/ihrem Anspruch? Hat er/sie Verständlichkeit die zuständige Behörde ausfindig gemacht? Ist der Bescheid verständlich formuliert? Wird der Bescheid so rasch erlassen, dass er seinen Zweck erfüllen kann? Beispielsweise im Sozial- und im Asylbereich wird die Wirkung der Verfahren gefährdet, wenn sie nicht rasch genug durchgeführt werden. Das heißt, dass zusätzlich zu den Kriterien der Recht- und Ordnungsmäßigkeit weitere Qualitätsmerkmale zu berücksichtigen sind, wie der Zeitfaktor, die kundengerechte Informationsaufbereitung Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 8
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG und der Ablauf des Kommunikationsprozesses. Auch die Definition von Qualität in der ISO-Norm bezieht sich auf die Kundensicht: „Qualität bedeutet das Erfüllen von Erwartungen und Erfordernissen.“ Definition von Qualität: Einbeziehung der Damit ist aber z.B. im Fall einer Steuervorschreibung nicht gemeint, Kundensicht dass diese möglichst gering ist, sondern, dass behördliche Entscheidungen vorhersehbar und nachvollziehbar sind. Exkurs: Einsatz von Qualitätsmanagement in der österreichischen Verwaltung Mit dem Einzug des New Public Management ab den 1990er-Jahren rückte auch Qualitätsmanagement in den Fokus der Öffentlichen Verwaltung mit dem Ziel, die Verwaltungsabläufe effizienter und effektiver zu gestalten. Um den Einsatz dieser betriebswirtschaftlich orientierten Instrumente aus der Privatwirtschaft erfolgreich zu gestalten, ist es jedoch ratsam, diese an die Spezifika des Öffentlichen Dienstes anzupassen. Unter diesem Blickwinkel wurde auf europäischer Ebene in einem kooperativen Prozess ein gemeinsames Qualitätsmanagementinstrument, maßgeschneidert für die öffentlichen Verwaltungen Europas erarbeitet – der Common Assessment Framework (CAF). Der CAF ist ein leicht anwendbares, kostengünstiges Qualitätsmanagementinstrument auf Fragebogenbasis zur umfassenden Selbstbewertung von Organisationen. Er liefert rasch ein Bild über die Stärken und Schwächen einer Organisation sowie ihre Entwicklungspotentiale. Die Bewertung beruht auf einem systematischen Kommunikationsprozess eines „bunt“ zusammengesetzten, interessierten Teams, stellvertretend für die gesamte Organisation. Im ersten Schritt erfolgen Einzelbewertungen aller Teammitglieder zu 9 Themenfeldern anhand des Fragebogens. Konkrete Beispiele zu den Themenfeldern erleichtern dabei das Verständnis. Im nächsten Schritt werden gemeinsam erkannte Stärken und Entwicklungspotentiale festgehalten. Dabei liefert die Diskussion unterschiedlicher Sichtweisen zumeist wertvolle Impulse. Abbildung: Die neun Themenfelder des CAF Das Ergebnis des Prozesses ist ein „Aktionsplan“ mit Verbesserungsmaßnahmen und Zeitplan für die Umsetzung und verantwortlichen Personen. Oftmals lassen sich einige Verbesserungsideen als sogenannte „Quick-wins“ unmittelbar und unkompliziert umsetzen; ein Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 9
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG erster, konkret sichtbarer Schritt in Richtung Weiterentwicklung der Organisation. Im Rahmen jeder weiteren CAF-Durchführung wird dann geprüft, welche Veränderungen und Entwicklungen stattgefunden haben und inwieweit die Maßnahmen des Aktionsplans umgesetzt wurden. Dadurch wird bei regelmäßiger CAF-Durchführung ein kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Organisation in Gang gesetzt, der auf dem PDCA-Zyklus (Plan=Planen, Do=Umsetzen, Check=Überprüfen, Act=Weiterentwicklen und Anpassen) beruht. Abbildung: PDCA-Qualitätskreislauf Wichtig ist eine professionelle Implementierung des CAFs mit entsprechender Schulung und Hilfestellung bei der Nutzung. Version CAF-2020: Im November 2019 wurde auf europäischer Ebene der CAF 2020 vorgestellt. Diese CAF-Version stellt eine Weiterentwicklung des CAF mit dem Fokus auf aktuellen Herausforderungen der öffentlichen Verwaltung dar. Die Themen „digitale Transformation“, die Nachhaltigkeit, Innovation, Diversität und Agilität werden auf die Teilsysteme der Organisation wie Führung, Personalmanagement, Prozesse heruntergebrochen und durch entsprechende Fragen und Beispiele konkretisiert. Durch diese Anpassung des Instruments erfolgt auch eine Sensibilisierung der CAF-AnwenderInnen für diese relevanten Bereiche. Abbildung: Modell des CAF 2020 (Quelle: KDZ) Die CAF-2020 Broschüre liegt derzeit in englischer Sprache vor, eine deutsche Übersetzung folgt im Frühjahr 2020. Das CAF-Gütesiegel CAF-Anwender-Organisationen können ein CAF-Gütesiegel „Effektive CAF- User“ beantragen. Der CAF-Gütesiegel-Prozess ist ein Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 10
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG zertifizierungsähnliches System, das den Organisationen, die den CAF anwenden, den korrekten Einsatz des Instruments bestätigt sowie die Effektivität des eingeschlagenen Weges zur Weiterentwicklung im Sinne des Qualitätsmanagements. Die Beurteilung der Organisationen erfolgt dabei von unabhängigen, externen Qualitätsmanagement-ExpertInnen und bietet damit eine wertvolle Außensicht, ergänzend zur Selbstbewertung. Abbildung: CAF-Anwenderorganisationen in Österreich (Quelle KDZ) Besonders intensive und teilweise auch flächendeckende Anwendung fand der CAF in der Finanzverwaltung, der Stadt Wien, dem Land Steiermark inklusive aller Bezirkshauptmannschaften sowie in Tirol. In Österreich gibt es rund 300 CAF-AnwenderInnen, europaweit etwa 4000. Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.caf-zentrum.at Neben dem CAF kommen im öffentlichen Dienst Österreichs auch andere Qualitätsmanagement-Systeme zum Einsatz wie zB. ISO- Norm, EFQM-Modell sowie QIB im Schulbereich. Wettbewerbsorientierung Bei der Wettbewerbsorientierung geht es um die Frage, inwieweit Personen und Organisationseinheiten einer Konkurrenz ausgesetzt sind. Befristete Bestellungen, etwa von Führungskräften, sind ein Beispiel für Wettbewerbsorientierung. Bei Organisationseinheiten wie etwa dem Fuhrpark oder Reinigungsdiensten kann der Wettbewerb durch den Vergleich mit privaten Firmen erfolgen, wobei sich die Kriterien auf Preis, Qualität und Service beziehen können. Eine Auslagerung/Fremdvergabe kann die Konsequenz daraus sein. Wie aus dem genannten Beispiel zu ersehen ist, steht dieses strategische Ziel der Wettbewerbsorientierung im Zusammenhang mit der Frage der Privatisierung staatlicher Leistungen, wobei das Ausmaß von Privatisierungen eine politische bzw. ideologische Frage ist. Am Beispiel der Reinigungsdienste ist gut zu sehen, dass der Preis der Leistung sehr direkt mit der Entlohnung der Beschäftigten zusammenhängt. Wettbewerbe (Verwaltungspreise) Wettbewerbe stellen eine Art von simulierter Konkurrenz für öffentliche Verwaltungen dar. Neue Ansätze und gute Umsetzungen werden von einer Jury ausgewählt und prämiert. Durch die damit Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 11
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG verbundene Publizität werden diese Modelle unterstützt und verbreitet, eine Vernetzung findet statt und Lernprozesse werden in Gang gesetzt. Von der Sektion „Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation“(nun BMKÖS, vormals Bundeskanzleramt) werden Verwaltungspreise auf verschiedener Ebene organisiert bzw. unterstützt: der Österreichische Verwaltungspreis, der European Public Sector Award (EPSA) und der United Nations Public Service Award (UNPSA). Der Österreichische Verwaltungspreis Grafik für die Marginalspalte: Der Österreichische Verwaltungspreis ist ein renommierter Wettbewerb für innovative Projekte des öffentlichen Dienstes in Österreich, der rund alle 2 Jahre von der Sektion III „Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation“ (BMKÖS) ausgeschrieben wird. Ziel ist es, zukunftsweisende Projekte auszuzeichnen, diese öffentlich zu präsentieren und im Sinne der Nachhaltigkeit und Transparenz, wertvolle Lernerfahrungen und das generierte Wissen für andere Verwaltungsorganisationen nutzbar zu machen. Alle teilnehmenden Projekte werden in die öffentliche Datenbank www.verwaltungspreis.gv.at aufgenommen. Diese umfasst mittlerweile rund 500 Innovationsprojekte von Bund, Land sowie Städte- und Gemeindeverwaltungen und ausgegliederten Organisationen. Neben vielfältigen Filter- und Sortierfunktionen enthält die Datenbank jeweils Kurzbeschreibungen der Projekte und Kontaktdaten der Projektverantwortlichen und ermöglicht damit einen unkomplizierten Austausch und eine Vernetzung der Verwaltungen untereinander. Die Datenbank bietet einen guten Überblick über die Innovationsvielfalt des öffentlichen Dienstes in Österreich. Abbildung: Einreichungen des Österreichischen Verwaltungspreises Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 12
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Nach jedem Verwaltungspreisdurchgang finden weiters mehrere Transferveranstaltungen zu aktuellen Themen statt. Diese Workshopreihe mit dem Titel „Im Fokus“ stellt jeweils Vorzeigeprojekte zu dieser Thematik näher vor (zB. „Daten als Grundlage der Verwaltung“, „Soziales und Gesundheit“,...) und bietet die Gelegenheit zum direkten Austausch und Diskussion mit FachexpertInnen und PraktikerInnen. Der Österreichische Verwaltungspreis dient auch der Impulssetzung im Bereich Innovation. Die Auswahl der Einreichkategorien variiert über die Jahre und spiegelt jeweils aktuelle Themen und Herausforderungen des öffentlichen Dienstes wider. Während der Schwerpunkt in den Jahren 2005-2008 vor allem auf Einsparungspotentialen, die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Wirtschaft sowie Bürgerorientierung (im passiven Sinn) lag, rückten ab 2010 die „aktive BürgerInnenmitwirkung“ und Gender-, Diversitäts und Integrationsaspekte in den Vordergrund. In den letzten Jahren geht es vermehrt um erfolgreiche Strategien im Umgang mit dem demographischen Wandel (auch im Hinblick auf die in den nächsten Jahren massive Pensionierungswelle im öffentlichen Dienst), verwaltungsübergreifende Zusammenarbeit und Co-Creation sowie digitale Services und innovatives Servicedesign. Der Österreichische Verwaltungspreis 2019 stand unter dem Motto „Gemeinsam innovativ“. Insgesamt haben 93 Projekte in folgenden 5 Kategorien teilgenommen: 1. Führung und Steuerung für mehr Effizienz 2. Innovatives Service Design und digitale Services 3. Co-Creation und Kooperationen 4. Der Arbeitgeber „Öffentlicher Dienst“ bleibt fit für die Zukunft - Nachhaltige Gestaltung des Arbeitsumfeldes unter Berücksichtigung des demographischen Wandels 5. Sonderpreis des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie und des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort zur Innovationsfördernden Öffentlichen Beschaffung (IÖB). Beschaffung von Innovation Siegerprojekte 2019 in den Kategorien 1-5: 1. Grünraummanagement der Wiener Stadtgärten (Magistrat der Stadt Wien, Wiener Stadtgärten) 2. Wien gibt Raum (Magistrat der Stadt Wien, Rechtliche Verkehrsangelegenheiten) 3. Einsatz Demenz - Kompetenz im Umgang mit Demenz für die Polizei (Bundesministerium für Inneres, Sicherheitsakademie) 4. Demographie-Paket des Landes NÖ (Amt der Niederösterreichischen Landesregierung) Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 13
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG 5. Biologische Permanentreinigung von Küchenabluftsystemen (Amt der Oberösterreichischen Landesregierung) European Public Sector Award (EPSA) Grafik für die Marginalspalte: Europaweit wird seit dem Jahr 2007 der europäische Verwaltungspreis „European Public Sector Award“ (EPSA) ausgeschrieben, ebenfalls in 2-jährlichem Abstand. Veranstalter des EPSA ist das European Institute of Public Administration (EIPA) in Maastricht in den Niederlanden. Die aktive Mitwirkung Österreichs, sowohl im Steering Committee (der Planungs- und Steuerungsgruppe) als auch bezüglich der großen Anzahl teilnehmender Projekte hat bereits langjährige Tradition. Auch beim EPSA geht es nicht nur um die Prämierung von Vorzeigeprojekten öffentlicher Verwaltungen, sondern der Fokus liegt vielmehr auf europaweiter Vernetzung und Zusammenarbeit. Der EPSA sieht sich als „Lernplattform“ für innovative Projekte und Spitzenlösungen im öffentlichen Dienst. Die Datenbank www.epsa- projects.eu stellt eine Sammlung relevanter EPSA-Projekte ab 2007 dar. Der EPSA 2019 widmete sich dem Thema „New Solutions to Complex Challenges“ und vergab folgende Preise: 1. European and National category: Portugal "Simplex+ Program”, Programm zur Verwaltungsmodernisierung unter starker Einbeziehung der BürgerInnen 2. Regional category: Belgien "Groeipakket”, Familien- und Kinderwohlfahrtsprogramm 3. Supra-local and Local category (für Österreich: Bezirks- und Gemeindebene): Spanien, Barcelona "Rooftop Gardens: Growing greens for social inclusion", Integrationsprojekt für Personen mit Behinderung Insgesamt wurden 158 Innovationsprojekte aus 28 Ländern eingereicht. Erwähnenswert ist, dass Österreich traditionell sehr gut beim EPSA abschneidet und auch 2019 zwei österreichische Projekte für einen Preis nominiert waren. United Nations Public Service Award (UNPSA) Grafik für die Marginalspalte: Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 14
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Der United Nations Public Service Award (UNPSA) ist ein weltweiter Qualitätswettbewerb, der von den Vereinten Nationen jährlich veranstaltet wird. Prämiert werden Projekte öffentlicher Verwaltungen, die sich durch besondere Innovationen auszeichnen. Die Preise werden in den folgenden Kategorien vergeben: Category 1: Delivering inclusive and equitable services for all (inclusive: allen Bevölkerungsgruppen offenstehend, also barrierefrei, diversitätsgerecht. Equitable: gerecht) Category 2: Promoting integrated mechanisms for sustainable development Category 3: Developing transparent and accountable public institutions (Transparenz, klare Verantwortung) Category 4: Promoting digital transformation in the public sector Category 5: Promoting gender responsive public services to achieve the SDGs (Sustainable Development Goals, Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen) Im Jahr 2019 gewann das österreichische Projekt „Kompetenzcheck berufliche Integration - ABZ*Kompetenzcheck“ (eingereicht von ABZ* Austria) einen Preis in der Kategorie Promoting gender responsive public services to achieve the SDGs / Gender Equality. Das Projekt bietet MigrantInnen Unterstützung bei der beruflichen Integration in Österreich. Auch in den Jahren davor war Österreich erfolgreich. So siegte 2018 das Projekt „Initiative: Talents for Austria“ (Trofaiach, Kärnten), ein Integrationsprojekt für jugendliche MigrantInnen und im Jahr 2014 gewann das Projekt „Open-Data-Portal, data.gv.at“, ein Kooperationsprojekt des Bundeskanzleramts mit Ländern und Gemeinden, einen Hauptpreis. Um fassender Einsatz der Inst rum ente des NPM – Fallbei spi el Studienbeihilf enbehörde Die Studienbeihilfenbehörde (Stbh) ist als nachgeordnete Dienststelle des BMBWF für die Zuerkennung und Auszahlung von Stipendien für Studierende zuständig. In dieser Behörde wurden über viele Jahre hinweg eine Reihe von Managementinstrumenten eingeführt und zu einem umfassenden System weiter entwickelt. Personalmanagement: Eignungstests, Jahresarbeitszeitmodell, Mentoring Informationstechnologie (IT): Fachapplikation STUBIS, SAP, automatischer Datenaustausch mit zahlreichen Institutionen, automatisierte Verlängerung der Anträge Öffentlichkeitsarbeit, Kundenmanagement: umfangreiche Information, jährliche Kundenbefragungen Qualitätsmanagement: ISO-Zertifizierung, Einsatz des Common Assessment Frameworks Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 15
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Kosten-Leistungsrechnung, Controlling, Benchmarking mittels Kennzahlen Durch den konsequenten und integrierten Einsatz dieser Instrumente hat die Studienbeihilfenbehörde hervorragende Ergebnisse erzielt und auch zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen gewonnen. Kritik an NP M Im politischen Diskurs wird NPM dahingehend kritisiert, dass es den Rückbau des Staates fordere und einseitig Privatisierungen begünstige. Die wissenschaftliche Kritik besagt, dass NPM von einer zu großen Ähnlichkeit zwischen Staat und privatem Sektor ausgeht, obwohl sich der Staat am Gemeinwohl zu orientieren hat, während der Privatsektor durch Gewinnmaximierung gekennzeichnet ist. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass Ausdrücke aus dem Bereich des New Public Management manchmal auch rein rhetorisch verwendet werden, als Schlagwörter, die Modernität vermitteln sollen. Teilweise geht es auch darum, in schönerer Formulierung Einsparungen zu umschreiben, die etwa als „Reallokation von Ressourcen“, oder „Steigerung der Effizienz“ bezeichnet werden. Good Governance (Gutes Regieren) Das NPM betrachtete die einzelne Organisation und ihre Führung nach (betriebs)wirtschaftlichen Prinzipien. Dabei fanden zwei Aspekte nur geringe Berücksichtigung: die Qualität der politischen Entscheidungsfindung und die Zusammenarbeit der Behörden untereinander. Unter anderem aus diesen Beschränkungen heraus wurde das Good-Governance-Modell entwickelt, das ab dem Jahr 2000 immer stärker in den Vordergrund getreten ist. Ein wichtiges Dokument, in dem die Grundsätze dieses Modells dargestellt werden, ist das Weißbuch der Europäischen Kommission mit dem Titel „Europäisches Regieren“ (auf Englisch: ”European Governance“), das im Jahr 2001 veröffentlicht wurde. In dem Dokument werden fünf Grundsätze des „guten Regierens“ erläutert. Offenheit – Partizipation – Verantwortlichkeit – Effektivität – Die 5 Grundsätze des Kohärenz guten Regierens Zu der Erläuterung der fünf Grundsätze vergleiche EU-Kommission (2001). Offenheit: die staatlichen Organe sollen offen (transparent) arbeiten und den BürgerInnen erklären, wie und warum Entscheidungen zustande kommen, beispielsweise auf einer Webseite. Sie sollen eine Sprache verwenden, die alle verstehen können. Offenheit ist wichtig, weil sie helfen kann, das Vertrauen in den Staat (Politik und Verwaltung) zu stärken. Partizipation (Beteiligung, Mitwirkung): Partizipation bedeutet die Einbeziehung von BürgerInnen und Interessensgruppen in die politische Entscheidungsfindung. Viele Beispiele dafür sind im Umweltbereich zu finden. Die Darstellung eines österr. Fallbeispiels, der Gesundheitsziele Österreich, finden Sie auf Seite 16. Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 16
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Verantwortlichkeit: Jede staatliche Institution sollte den BürgerInnen erklären können, was sie tut, und dafür die Verantwortung übernehmen. Das Gegenteil davon wäre, die Verantwortung zwischen den Behörden hin- und herzuschieben bzw. den Bürger/die Bürgerin im Kreis zu schicken. Effektivität (Wirksamkeit): Staatliche Politik bzw. die Maßnahmen der Verwaltung, die sie umsetzen, müssen wirksam sein, zur richtigen Zeit kommen, und auf der Grundlage von klaren Zielen erfolgen. Bei vielen BürgerInnen ist das Vertrauen in die Wirksamkeit staatlicher Politik verloren gegangen, z.B. was die Sicherung der Arbeitsplätze, der Pensionen oder den Kampf gegen die steigenden Lebenshaltungskosten betrifft. Kohärenz (Gleichklang, Abstimmung): Die politische Ausrichtung und das konkrete Handeln (der Verwaltung) müssen kohärent sein. Diese Kohärenz gilt von der europäischen bis zur lokalen Ebene. Herausforderungen wie der Klimawandel ließen sich überhaupt nur durch global gleichgerichtete Maßnahmen beeinflussen. Das Governance-Modell stellt eine Weiterentwicklung der Theorien zur Verwaltungsführung dar und bedeutet nicht, dass alle wesentlichen Prinzipien der klassischen öffentlichen Verwaltung und des NPM damit über den Haufen geworfen werden. Eine prägnante Kurzbeschreibung von Governance stammt von Prof. Hermann Hill von der deutschen Verwaltungsuniversität Speyer. Er bezeichnet Governance als „Qualität der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Gruppen in Angelegenheiten von öffentlichem Interesse.“ Fallbeispiel: Partizipative Erarbeitung der Österr. Gesundheitsziele Im Jahr 2011 wurde im Ministerrat beschlossen, Gesundheitsziele für Österreich zu erarbeiten, mit dem Hauptziel, ein längeres Leben in Gesundheit zu ermöglichen. Rund 40 Institutionen aus Politik und Gesellschaft wurden zu diesem Prozess eingeladen und erarbeiteten innerhalb eines halben Jahres einen Vorschlag zu den Gesundheitszielen. Für ein weiteres halbes Jahr war die Bevölkerung eingeladen, ihre Anregungen auf einer Online-Plattform einzubringen. Im Sommer 2012 beschlossen die Bundesgesundheitskommission und der Ministerrat schließlich 10 Gesundheitsziele für Österreich,als Rahmen für die Steuerung des Gesundheitswesens mit einem Zeithorizont von 20 Jahren. Die Gesundheitsziele dienen allen wichtigen Organisationen auf Bundes- und Länderebene als gemeinsamer Leitfaden für ihr Handeln („Health in all Policies“ Ansatz). Die weitere Umsetzung erfolgte in Arbeitsgruppen, in denen ebenfalls zahlreiche Institutionen vertreten waren. Im Zuge der Corona-Krise 2020 wurde der Begriff Good Governance verwendet, um jene Staaten zu kennzeichnen, die die Krise besser bewältigten als andere, z.B. Sueddeutsche Zeitung vom 12.4.2020, https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-staaten-regierungen- 1.4873742 : „Wer über eine funktionierende Bürokratie verfügt, wo das Gesundheitssystem gut finanziert ist, wer auf den Rat von Fachleuten hört, wo der Staat Vertrauen genießt als Dienstleister seiner Bürger - dort kommt man mit der Krise klar“. Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 17
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Governance-Modell der OECD Im Jahr 2018 veröffentlichte die OECD ein „Framework on Sound Public Governance“, also einen Rahmen für gute (eigentlich „vernünftige“, „solide“) Regierungsführung, dessen Entwurfsversion im Public Governance Committee der OECD verabschiedet worden war. Das Framework beschreibt Werte und „Enablers“ (Voraussetzungen, „Ermöglicher“ für eine fortschrittliche Politik und Verwaltung. Folgende Werte werden von der OECD genannt: Integrität Offenheit und Transparenz Inklusion, Beteiligung, Gleichberechtigung der Geschlechter, Diversität Verantwortlichkeit, Rechtsstaatlichkeit Weiters formuliert die OECD folgende Voraussetzungen für ein gutes Regieren: Engagement, visionäre Führung (Commitment, vision and leadership Gerechte und faktenorientierte Politik Ministerienübergreifende Koordinierung (Whole-of-government co-ordination Innovation und Change Management Innovation Die bisher genannten Modelle streben eine zielgerichtete Weiterentwicklung der Verwaltung an, beispielsweise in Richtung einer besseren Kundenorientierung, Erhöhung der Transparenz etc.. Unter Innovation hingegen versteht man grundsätzlich jede Form der Neuerung, insbesondere sprunghafte, umfassende Neuerungen (Disruptionen). Es gibt zahlreiche Definitionen für Innovation, hier soll eine Definition aus dem wirtschaftlichen Bereich sowie eine Defintion der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development), einer internationalen Organisation, die sich stark mit dem Thema Innovation beschäftigt, angeführt werden. Definition nach Aichner et al. (2000): „Innovationen sind im Ergebnis qualitativ neuartige Produkte, Verfahren und Vorgehensweisen, die eine Organisation erstmals in den Markt oder intern einführt. Um von einer Innovation sprechen zu können, muss mit diesen neuartigen Produkten oder Vorgehensweisen auch wirtschaftlicher und/oder sozialer Nutzen verbunden sein.“ Definition nach OECD (2017): Public sector innovation: is a new or significantly altered process or approach that is novel, that has been implemented in some form, and that is intended to deliver better public outcomes by achieving increased efficiency, effectiveness, and citizen, user or employee satisfaction. (Übersetzung: Verwaltungsinnovation ist ein neuer oder stark veränderter Prozess oder Vorgangsweise, der/die neuartig ist und in der Realität umgesetzt Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 18
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG wurde mit dem Ziel, bessere Wirkungen bei der Bevölkerung zu erzielen und die Effizienz, Effektivität sowie die Bürger-, Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.) Die OECD sieht fünf Rahmenbedingungen für Innovation: 1. Personalmanagement: Förderung von Innovationskompetenz, Innovationskultur, Anreize, New ways of Working. 2. Wissensmanagement: Freier Fluss von Daten, Informationen und Wissen. 3. Organisationsstrukturen: neue Organisationsstrukturen (österr. Beispiel: GovLabAustria), Partnerschaften mit Stakeholdern in Zivilgesellschaft und Wirtschaft 4. Unterstützende (nicht hemmende) Regeln und Prozesse 5. Messung von Innovation Für verschiedene Arten von Innovation hat die OECD folgendes Modell entwickelt: Fallbeispiel Innovation während der COVID-19-Pandemie Im Zug der Corona-Krise kam es im Frühjahr 2020 zu einschneidenden Einschränkungen für die Bevölkerung (Ausgangsbeschränkungen, Quarantäne). In dieser Zeit wurden seitens der österr. Politik und Verwaltung zahlreiche neue (innovative) Maßnahmen ergriffen, von denen einige im Folgenden angeführt sind: Breite Anwendung von Telearbeit und Videokonferenzen im öffentlichen Dienst Nutzung von anonymisierten Bewegungsdaten der Mobilfunkanbieter (in anderen Ländern auch Nutzung zur Überwachung von Quarantäne) Überwachung der Gesundheit der in Quarantäne Befindlichen per App (Stadt Wien, wien.gv.at/homecare) Einführung der Stopp Corona-App zur Kontaktverfolgung Dashboard des Gesundheitsministeriums zu COVID-19 Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 19
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Gesamte Abwicklung von Corona-Fällen über die Telefonnummer 1450 Dringende Vernehmungen per Videokonferenz Einführung von Distance Learning in Schulen, Universitäten, Fachhochschulen und an der Verwaltungsakademie Zahlreiche Verwaltungsvereinfachungen Digitaler Krisenstab zur Bekämpfung von Fake News (BKA) Weitere interessante Projekte in dieser Zeit: Wiener Linien drucken Schutzschilde mit dem 3D-Drucker KI-basiertes Screenen von zwei Milliarden Wirkstoffen (Kooperationsprojekt der Universität Graz) Veranstaltung eines großen Hackathons (Deutschland) … In den nächsten Monaten werden diese Maßnahmen zu evaluieren sein, um feststellen, was davon unter welchen Voraussetzungen in den Regelbetrieb übernommen werden kann. Bei der Telearbeit im März und April 2020 wurden bspw. zu einem gewissen Teil private PCs und Telefone genutzt, was aus mehreren Gründen zu überdenken ist (Datensicherheit, Dienstrecht). Für Videokonferenzen und andere Formen der Kollaboration wurden zahlreiche unterschiedliche Tools genutzt, die hohen Sicherheitsanforderungen tlw. nicht gerecht werden. Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 20
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Verwaltungsreform in Österreich - Geschichte und Gegenwart Geschichtlicher Rückblick Warum werden lang zurückliegende Ereignisse hier erwähnt? Manchmal stellen Reformkonzepte den Anspruch, jetzt komme DIE Verwaltungsreform, und nachher werde alles anders und besser. Reformen sind aber als Anpassung an veränderte Umstände zu verstehen und realistisch betrachtet wird Sie dieses Thema wohl auf Ihrem weiteren Berufsweg in der Verwaltung ständig begleiten. Von „Reformen“ der Verwaltung war bereits zu Zeiten Maria Maria Theresia Theresias (1717-1780, Regierungszeit: 1740-1780) die Rede. Maria Theresia setzte umfangreiche Reformen unter anderem im Bildungs- und Gesundheitsbereich um. Durch eine Reform der Finanzverwaltung sollte das Steueraufkommen erhöht werden und so die Finanzierung eines großen Heeres zu ermöglichen. Nach dem 1. Weltkrieg kam es in den 20er-Jahren zu einer Neuorganisation und Verkleinerung der österreichischen Verwaltung – aus dem großen Vielvölkerstaat war ein Kleinstaat geworden. Österreich hatte hohe Schulden aus Völkerbund-Anleihen und musste 80.000 Beamte entlassen (von der Größenordnung her ist das vergleichbar mit den Maßnahmen in Griechenland im Gefolge der Finanzkrise 2008). Auch nach dem 2. Weltkrieg hat das Thema Verwaltungsreform Eingang in fast alle Regierungsprogramme gefunden. Verwaltungsreformen ab 1990 Das Proj ekt Verwaltungsm anagem ent (1988 -1994) Dieses Reformprogramm wurde 1994 unter dem Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform Jürgen Weiss abgeschlossen. Hier war durch die Vorbereitung auf den EU-Beitritt Österreichs (1995) eine neue Dynamik entstanden. Die zentralen Leitlinien aus dem Regierungsprogramm 1990, die im Großen und Ganzen bereits dem Modell des New Public Management entsprechen, waren folgende: 1. Besoldungs- und Dienstrechtsreform - . 2. Verwaltung effizienter, rascher und bürgernäher organisieren. Effizient, rasch und bürgernah Vereinfachung von Formularen und Amtswegen. 3. Aufbau von Kostenrechnung und Controlling Kostenrechnung und Controlling 4. Abbau von Mehrfachkompetenzen im föderalen Staat Einige dieser Forderungen sind auch heute noch nicht befriedigend umgesetzt. Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 21
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Die Verwaltungsinnovation sprogram m e (1997-2006) Ende 1997 wurde das erste „Verwaltungsinnovationsprogramm der Bundesregierung“ beschlossen, später kurz VIP-1 genannt, das Verwaltungs- innovationsprogramm ebenfalls stark von den Grundsätzen des NPM inspiriert war Das VIP-1 Verwaltungsinnovationsprogramm fasste eine Vielzahl von Reformmaßnahmen unter einem Dach gemeinsamer Zeile zusammen. Im Rahmen der damaligen Koalitionsregierung wurde es von Mag. Wilhelm Molterer (damals Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft) und Dr. Wolfgang Ruttenstorfer (damals Staatssekretär im Finanzministerium) getragen. Die wesentlichen Ziele des VIP-1 lauteten: Umbau vom Hoheits- zum Dienstleistungsstaat Jährliche Steigerung der Produktivität der Verwaltung um 2-3% Schrittweise Einführung einer wirkungsorientierten Verwaltungsführung Einführung eines effizienten Personalmanagements Mit „Produktivitätssteigerung“ war gemeint, dass bei einer als gleichbleibend angenommen Menge von Arbeit die Zahl der Bediensteten um 2-3% jährlich gesenkt werden kann. Die wichtigsten Projekte des VIP-1waren: Der elektronische Amtshelfer www.help.gv.at Die Erstellung eines Leitbildes der Bundesverwaltung Die Definition von Leistungskennzahlen Die Einführung der Flexibilisierungsklausel Ein neues Vertragsbedienstetenrecht In den Jahren 2000 und 2003 (jeweils nach Bildung einer neuen Regierung) wurde das VIP neu aufgesetzt. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Reformen in diesen Jahren waren die E- Government-Offensive, Restrukturierungen in den Bereichen Finanz, Justiz und Inneres, die Einführung von betriebswirtschaftlichen und Personalentwicklungs-Instrumenten sowie die Reorganisation der Supportleistungen und verschiedene Ausgliederungen. Diese Reformthemen sind auch wichtige Merkmale von NPM, das heißt, man kann sagen, dass durch diese Projekte NPM in der österreichischen Bundesverwaltung breit umgesetzt wurde. E-Government Die markantesten Änderungen gab es sicherlich im technischen Bereich. Für die BürgerInnen wurden zahlreiche Online- Anwendungen entwickelt, die zum Großteil über das 1997 online gegangene help.gv.at zugänglich waren (Help.gv.at wurde 2019 durch die neue E-Government-Plattform oesterreich.gv.at abgelöst). Diese Bemühungen erzielten internationale Beachtung und führten dazu, dass Österreich im E-Government-Ranking der EU-Kommission Österreich ab 2006 für etliche Jahre auf Platz 1 lag. Weitere wegweisende Produkte der E-Government-Offensive waren die Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 22
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG ministerienübergreifende Einführung des ELAK (Elektronischer Akt), der Einsatz von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware (SAP) und die beginnende Umstellung auf Voice-over-IP-Telefonie. Strukturreformen In zahlreichen Restrukturierungen wurde angestrebt, optimale Größen von Organisationseinheiten zu schaffen und Parallelstrukturen zu vermeiden. So wurden im Projekt „team 04“ Polizei und Gendarmerie zusammengelegt. Ziel dieser größten Umgestaltung in der Geschichte der österreichischen Exekutive war ein Abbau der internen Bürokratie, die Verringerung der Hierarchiestufen und die Straffung der Arbeitsabläufe. Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenfassung der Buchhaltungen der Ministerien zu einer zentralen Buchhaltungsagentur. Einführung von betriebswirtschaftlichen Instrumenten Mit der Kosten-Leistungsrechnung, Qualitätsmanagement und Evaluierungen wurden zahlreiche betriebswirtschaftliche Maßnahmen durchgeführt. Bei den Supportleistungen (Druckereien, Fuhrpark, handwerkliche Dienste, Transport, Reinigung) kam es zu Zusammenlegungen und Ausgliederungen. Personalmaßnahmen In mehreren Ressorts liefen Aus- und Weiterbildungsinitiativen, die auch moderne Methoden wie E-Learning einschlossen. Mentoring- und Coaching-Konzepte ergänzten diesen Schwerpunkt. Durch die Zusammenfassung der Projekte in einem Verwaltungsinnovationsprogramm wurde sichergestellt, dass die wesentlichen Gruppen, die in einem Steuerungsgremium vertreten waren, u.a. die Personalvertretung, die Reformen mittrugen und dass die eingesetzten Instrumente aufeinander abgestimmt waren. Die Verwaltungsqu alität soffensi ve 2007 - 2008 Die österreichische Bundesregierung unter Bundeskanzler Dr. Gusenbauer startete im Jahr 2007 die Verwaltungsqualitätsoffensive (VQO). Ausgangspunkt war der politische Wille im Regierungsprogramm, wo unter dem Punkt „Verstärkte Bürgerorientierung“ ein hohes Tempo der Verwaltungsabläufe unter Wahrung der Rechtssicherheit, sowie Effizienz und Kundenorientierung als wichtigste Ziele einer modernen Verwaltung genannt wurden. Weiters waren darin Standards für Erledigungen angesprochen, sowie die Anwendung von Qualitätsnormen. Neben dem Abschluss laufender Projekte aus dem Vorgängerprogramm VIP wurden rund 40 neue Projekte initiiert. Dabei standen sowohl die Verbesserung der Leistungsqualität, als auch Einsparungseffekte im Mittelpunkt. Nachfolgend finden Sie einige Stichwörter zu Projekten der Verwaltungsqualitätsoffensive. E-Government: Elektronische Zustellung, E-Rechnung, Zeitstempeldienst Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 23
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Personalmanagement: Skills-Management-Datenbank, Vorgesetztenbeurteilung Integrität: Verhaltenskodex für öffentlich Bedienstete Steuerung: Ausweitung der Flexibilisierungsklausel, Vorbereitung Haushaltsrechtsreform Arbeitsgruppe „Verwaltung neu“ Im Regierungsprogramm vom Dezember 2008 (Regierung Faymann I) wurde unter dem Titel „Verwaltung neu“ eine Reihe von Reformvorschlägen genannt und im Februar 2009 eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung von Konsolidierungsmaßnahmen eingesetzt, welche sich aus politischen EntscheidungsträgerInnen (Bundeskanzler, Bundesminister für Finanzen, zwei Landeshauptleuten) und aus ExpertInnen (IHS, WIFO, Staatsschuldenausschuss, KDZ-Zentrum für Verwaltungsforschung) zusammensetzte. Die Arbeitsgruppe bearbeitete insgesamt elf Arbeitspakete in den unterschiedlichsten Handlungsfeldern: Paket 1: Pensionen Paket 2: Bildung Paket 4: Wissenschaft und Forschung Paket 5: Effizientes Förderwesen Paket 6: Bürgerorientierung und Deregulierung Paket 7: Effizienz der Verwaltung Paket 8: Aufgabenreform und Strukturbereinigung Paket 9: Finanzausgleich und Haushaltsrecht Paket 10: Gesundheit und Pflege Paket 11: Umwelt, Infrastruktur, öff. Unternehmen und Fonds. Die Arbeitsgruppe ging dabei wie folgt vor: In einem ersten Schritt führten die ExpertInnen eine Problemanalyse in dem jeweils vorgegebenen Handlungsfeld durch. In einem nächsten Schritt wurden in einem Vorbereitungsgremium aus VertreterInnen der Verwaltung und aus den ExpertInnen Lösungsansätze zu den aufgezeigten Problemen erarbeitet. Im Rückblick lassen sich für die Regierung Faymann 1 beispielhaft folgende Umsetzungen darstellen: Schaffung von mehr Transparenz im Bereich Parteispenden, Inserate, Nebentätigkeiten von Abgeordneten Reform der Verwaltungsgerichtsbarkeit: 120 Sonderbehörden wurden auf 9 Landesverwaltungsgerichtshöfe und zwei Bundesverwaltungsgerichte reduziert Schaffung des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl Personaleinsparungen Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 24
MODELLE DER VERWALTUNGSFÜHRUNG Verwaltungsreformen ab 2010 Regierungsprogramm von 2013 (Faymann II) Auch das Regierungsprogramm von 2013 (Faymann II)enthielt eine Reihe von Planungen zu Verwaltungsreformprojekten: Weiterentwicklung der Wirkungsorientierung: Vereinfachte Wirkungsfolgenabschätzung, Koordination der Gender-Ziele (umgesetzt) Amt der Bundesregierung (nicht umgesetzt) Etliche Themen aus dem Regierungsprogramm 2013 lassen sich Governance-Schwerpunkten zuordnen: Partizipation, Transparenz, Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft/Wirtschaft o Mitbestimmung/Partizipation von Jugendlichen (S. 26): SchülerInnenparlament, Jugendgemeinderäte, E- Partizipation o Freiwilliges Engagement der BürgerInnen soll attraktiver werden (S. 56) o Umsetzung Nationaler Aktionsplan „Bewegung“ durch gemeinsame Strukturen der betroffenen Institutionen (S. 67) o BMI: umfassende Zusammenarbeit von staatlichen und privaten Sicherheitsakteuren, verstärkte Kooperation mit der Wirtschaft, Wissenschaft und privaten Sicherheitsdienstleistern, Evaluierung des bestehenden Netzes an Gewaltschutzeinrichtungen o Informationsfreiheit statt Amtsgeheimnis (S. 98) o Zivilgesellschaftliche Institutionen stärken (S. 99) o Open Government Data (S. 99) Kohärenz o Gemeinsame Weiterentwicklung des gesamten öffentlichen Dienstes in Österreich (S. 94) o Zentrale Koordinierung der Gleichstellung (S. 95) o Harmonisierung der Rechnungslegungsvorschriften für alle öffentlichen Haushalte (S. 103) Die Regierungsprogramme von 2017 und 2020, Antrittsrede von Bundeskanzlerin Bierlein Regierungsprogramm 2017 (Regierung Kurz I) Aus Seite 13 des Regierungsprogramms, also an prominenter Stelle (das gesamte Regierungsprogramm umfasst 182 Seiten), werden im Verwaltungsakademie des Bundes - GA 21b 25
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